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Schadenspotentialanalyse Traisen - FLOOD RISK (pdf-file) - EZB ...

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TP 7: Raumordnung und<br />

Hochwasserschutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong><br />

Siedlungsentwicklung und Schadensanalyse<br />

Bearbeiter: Eberstaller, Haidvogl, Seebacher, Pinka, Gabriel, Fraiss, Kusebauch


TP 7: Raumordnung und<br />

Hochwasserschutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong><br />

Siedlungsentwicklung und Schadensanalyse<br />

Workpackage: Hazards<br />

Naturgefahren BWV<br />

Workpackage Leader:<br />

Dipl.-Ing. Dr. Heinz Stiefelmeyer, Leiter der<br />

Abteilung VII / 5 – Schutzwasserwirtschaft<br />

1030 Wien; Marxergasse 2,<br />

Projektleitung Abteilung VII 5 : MR Dipl.-Ing. Klaus-Peter Hanten<br />

Projektbearbeitung:<br />

ezb - Eberstaller Zauner Büros<br />

Koordination, Redaktion Dipl.-Ing. Dr. Jürgen Eberstaller<br />

GIS-Bearbeitung Dipl.- Ing. Peter Pinka<br />

cand. Ing. Bernhard Fraiss<br />

IHG, Universität f. Bodenkultur<br />

Historische Bearbeitung Mag. Gertrud Haidvogl<br />

DonauConsult Zottl & Erber<br />

Wasserbau / Technik Dipl.-Ing. Dr. Felix Seebacher<br />

Ing. Gerhard Küblbäck<br />

GIS-Bearbeitung Dipl.-Ing. Hannes Gabriel<br />

Raumordnung Gerhard Kusebauch<br />

I<br />

H<br />

G<br />

Universität für Bodenkultur, Institut<br />

für Hydrobiologie und<br />

Gewässermanagement<br />

Max-Emanuelstr. 17, 1180 Wien<br />

DonauConsult Zottl & Erber<br />

Ziviltechnikergesellschaft m.b.H.<br />

Klopstockgasse 34<br />

A-1170 Wien<br />

ezb - Eberstaller Zauner Büros<br />

TB Eberstaller<br />

Technische Büros für Angewandte Gewässerökologie,<br />

Fischereiwirtschaft, Kulturtechnik und Wasserwirtschaft<br />

Währinger Straße 156/6; 1180 Wien


Inhaltverzeichnis<br />

0. Lessons Learned – Kurzzusammenfassung 4<br />

0.1. Einfluss der Regulierungsmaßnahmen auf die Siedlungsentwicklung 4<br />

0.2. Auswirkungen der Regulierungsmaßnahmen auf das Schadenspotential 4<br />

0.3. Bestehende Wissensdefizite und Empfehlungen für weitere Vertiefungen 5<br />

0.4. Empfehlungen für zukünftige(-n) Planung/Handlungsbedarf 5<br />

1. Einleitung 6<br />

2. Problemstellung und Zielsetzung 7<br />

3. Projektgebiet 10<br />

4. Charakterisierung der Zeitschnitte und Regulierungssituation in den<br />

einzelnen Zeitschnitten 12<br />

5. Hydraulik 12<br />

5.1. Vorbemerkungen 12<br />

5.2. Methodik 14<br />

5.3. Abflussaufteilung – Überflutungsflächen 15<br />

5.3.1. Lilienfeld 15<br />

5.3.2. St. Pölten 16<br />

5.3.3. Pottenbrunn 17<br />

6. Siedlungsentwicklung an der <strong>Traisen</strong> 18<br />

6.1. Datengrundlagen 18<br />

6.2. Methodik 19<br />

6.2.1. Digitale Erfassung der Gebäude und der Flächennutzung 19<br />

6.2.2. Verschneidung mit den Überflutungsflächen 20<br />

6.3. Entwicklung der Flächennutzung und des Gebäudebestandes Lilienfeld 20<br />

6.3.1. Beschreibung der Siedlungsentwicklung 20<br />

6.3.2. Entwicklung der Flächennutzung 21<br />

6.3.3. Entwicklung des Gebäudebestandes 23<br />

6.4. Entwicklung der Flächennutzung und des Gebäudebestandes St. Pölten 24<br />

6.4.1. Beschreibung der Siedlungsentwicklung 24<br />

6.4.2. Entwicklung der Flächennutzung 26<br />

6.4.3. Entwicklung des Gebäudebestandes 28<br />

6.5. Entwicklung der Flächennutzung und des Gebäudebestandes in Pottenbrunn 29<br />

6.5.1. Beschreibung der Siedlungsentwicklung 29<br />

6.5.2. Entwicklung der Flächennutzung 29<br />

6.5.3. Entwicklung des Gebäudebestands 31<br />

6.6. Zusammenfassender Vergleich der Siedlungsentwicklung in den 3 Teilabschnitten 32<br />

6.7. Auswirkungen der Siedlungsentwicklung und Regulierung auf das Gewässersystem 34<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

1


7. Schadensanalyse 37<br />

7.1. Allgemeines – Überblick über bestehende Projekte aus Literaturrecherche 37<br />

7.2. Grundsätze der Vorgangsweise in vorliegendem Projekt 38<br />

7.3. Mögliche Schadenskategorien 39<br />

7.4. Schadensermittlung anhand Gebäudekategorien 40<br />

7.4.1. Ermittlung der Gebäudenutzungskategorien 40<br />

7.4.2. Verteilung der Gebäudenutzungskategorien 41<br />

7.4.3. Einflussfaktoren für den Gebäudeschaden 44<br />

7.4.4. Schadensfunktionen für Gebäudekategorien 44<br />

7.4.5. Ermittlung der kumulierten Schadensfunktionen 47<br />

7.4.6. Berechnung des potentiellen Schadens 47<br />

7.4.7. Wertanpassung in den einzelnen Zeitschnitten 48<br />

7.5. Schadensermittlung Industrie und Großgewerbe 49<br />

7.5.1. Vorbemerkungen 49<br />

7.5.2. Methodik 49<br />

7.5.3. Ergebnisse 50<br />

7.5.4. Schäden der Betriebe bei den spezifischen HW-Ereignissen 52<br />

7.6. Ergebnisse der Schadensanalyse 53<br />

7.6.1. Vergleich der potentiellen Schäden in den 3 Bereichen im Jahr 2000 53<br />

7.6.2. Historische Entwicklung des potentiellen Schadens in Lilienfeld 56<br />

7.6.3. Historische Entwicklung des potentiellen Schadens in St. Pölten 57<br />

7.6.4. Historische Entwicklung des potentiellen Schadens in Pottenbrunn 59<br />

7.6.5. Vergleich der historische Schadensentwicklung in den drei Abschnitten 61<br />

7.6.6. Vergleich der ermittelten potentiellen Schäden mit anderen Projekten 63<br />

8. Zusammenfassung - Lessons Learned 67<br />

8.1. Diskussion der „Arbeitshypothesen“ 67<br />

8.1.1. Einfluss der Regulierungsmaßnahmen auf die Siedlungsentwicklung 67<br />

8.1.2. Auswirkungen der Regulierungsmaßnahmen auf das Schadenspotential 71<br />

8.2. Bestehende Wissensdefizite und Empfehlungen für weitere Vertiefungen 72<br />

8.2.1. Unzureichende Daten über Verhältnisse bei Versagen der Bauwerke und im<br />

Überlastfall: verstärkte Betrachtung des Überlastfalles 72<br />

8.2.2. Vertiefung der Informationen über Schadenswerte 73<br />

8.2.3. Kenntnis der Überflutungsflächen – Umsetzung in der Flächenwidmung<br />

bzw. in Bebauungsplänen (historische Entwicklung und aktuell) 74<br />

8.2.4. HW-Schadenspotentiale als Instrument für bessere Umsetzung der (schutz-)<br />

wasserwirtschaftlichen Ziele und Anforderungen an die Raumplanung und<br />

Siedlungsentwicklung 74<br />

8.3. Empfehlungen für zukünftige(-n) Planung/Handlungsbedarf 75<br />

8.3.1. Betrachtung Überlastfall bei jedem Regulierungsvorhaben, Vorsehen von<br />

Maßnahmen zur Schadensminderung 75<br />

8.3.2. Sicherung der Zusammenarbeit zwischen Raumplanung und Wasserwirtschaft<br />

75<br />

8.3.3. Adaptierung von Kosten-Nutzen-Analysen für den HW-Schutz 76<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

2


9. Literaturverzeichnis 77<br />

10. Anhang 83<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

3


Lessons Learned – Kurzzusammenfassung<br />

Detailliertere Erläuterungen sind dem Kapitel 8 zu entnehmen.<br />

0.1. Einfluss der Regulierungsmaßnahmen auf die Siedlungsentwicklung<br />

Hypothese: „Verstärkte Siedlungsentwicklung in ehemaligen Überflutungsräumen nach<br />

einer Regulierung“<br />

Analyseergebnisse:<br />

• HW-Schutz ist nur einer von mehreren Standortfaktoren für die Siedlungsentwicklung im<br />

Überflutungsraum<br />

• Historische Siedlungsentwicklung zeigt komplexe Wechselwirkung zwischen<br />

Flächenbedarf/Flächenwidmung, HW-Schutz und Bebauung<br />

• HQ100-Überflutung ist kein relevantes Risikoszenario für das Freihalten des<br />

Abflussraumes von höherwertiger Nutzung, sondern kleinere Hochwässer von HQ5 bis<br />

maximal HQ30<br />

• Siedlungsentwicklung dringt seit Ende 19./Anfang 20.Jahrhundert kontinuierlich in<br />

Überflutungsraum vor und erfolgt weitgehend unabhängig von einem zumindest über<br />

HQ10-20 hinausgehenden HW-Schutz<br />

• Siedlungsentwicklung ist abhängig von Talform und Flächenverfügbarkeit außerhalb von<br />

Überflutungsflächen:<br />

• Kaum Ansiedlung von Industrie in ehemaligen Überflutungsflächen nach Regulierung in<br />

den Untersuchungsbereichen<br />

0.2. Auswirkungen der Regulierungsmaßnahmen auf das Schadenspotential<br />

Hypothese: „Durch HW-Schutz (mit Dämmen) Verbesserungen bis zur<br />

Ausbauwassermenge, bei Überlastfall aber höherer Schaden als ohne Regulierung“<br />

Analyseergebnisse:<br />

Dieser Aspekt ist nur für St. Pölten zu beurteilen, weil bei den anderen Abschnitten noch kein<br />

vollständiger HQ100-Schutz gegeben ist.<br />

• Deutliche Verbesserung bei HQ100 als Folge der Hochwasserschutzmaßnahmen<br />

(Vermeidung von Schäden von über 31 Mio. € bei Siedlungen/Gewerbe sowie von fast 6<br />

Mio. € bei Industrie (Untergrenze).<br />

• Auch bei Überlastfall (HQ300) Verbesserung gegenüber Zustand vor Regulierung<br />

(spezifische Situation für das Fallbeispiel St. Pölten: erhöhten Abflusskapazität im<br />

Regulierungsgerinne, niedrige Dämme und Sohlenlage der <strong>Traisen</strong> ca. 3 m unter<br />

Geländeniveau<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

4


• Katastrophenszenario entsteht durch Querdämme im Hinterland<br />

(Wesentliche Vergrößerung des Schadens durch Aufstau bei den Querdämmen bzw.<br />

infolge zu geringer Durchflussöffnungen und somit Überflutung bisher HW-freier<br />

Flächen.)<br />

0.3. Bestehende Wissensdefizite und Empfehlungen für weitere Vertiefungen<br />

• vertiefte Betrachtung des Überlastfalles bzw. Verhältnisse bei Versagen der Bauwerke<br />

2d-Hydraulik, Schadens-Szenarien, Einfluss von Querdämmen und<br />

Brückenquerschnitten, Übertragbarkeit der Aussagen zum Überlastfall des Fallbeispieles<br />

St. Pölten auf andere Situationen<br />

• Vertiefung der Informationen über Schadenswerte<br />

Schadenswerte für Industrie und historische HW-Schäden, Evaluierung/Überprüfung der<br />

bei Schadenspotential-Analysen ermittelten theoretischen Schäden<br />

• Kenntnis der Überflutungsflächen bei den lokalen Behörden und in der Bevölkerung –<br />

Umsetzung in der Flächenwidmung bzw. in Bebauungsplänen (historisch und aktuell)<br />

Ableitung von Strategien für zielgerichtete Entwicklung<br />

• HW-Schadenspotentiale als Instrument für bessere Umsetzung der (schutz-)<br />

wasserwirtschaftlichen<br />

Siedlungsentwicklung<br />

Ziele und Anforderungen an die Raumplanung und<br />

0.4. Empfehlungen für zukünftige(-n) Planung/Handlungsbedarf<br />

• Betrachtung Überlastfall bei jedem Regulierungsvorhaben, Vorsehen von<br />

Maßnahmen zur Schadensminderung<br />

Dammstabilität im Siedlungsgebiet, „Soll“-Bruchstellen und Notentlastungsräumen<br />

flussauf, Querdämme im Hinterland, Mindestquerschnitte bei Flussquerungen, Erhöhung<br />

Vorwarnzeit<br />

• Sicherung der Zusammenarbeit zwischen Raumplanung und Wasserwirtschaft<br />

HW-Überflutungsgefahr als Standortfaktor, rechtliche Verankerung, Kennzeichnung der<br />

Überflutungsflächen in allen raumwirksamen behördlichen Plänen;<br />

Aktive Zusammenarbeit zwischen Raumplanung und Wasserwirtschaft -übergeordneter<br />

Ausgleich der Siedlungsentwicklungsmöglichkeiten zwischen den Gemeinden hinsichtlich<br />

der Siedlungs- und Flussräume.<br />

• Adaptierung von Kosten-Nutzen-Analysen für den HW-Schutz<br />

Verbesserung als Lenkungselement zum Freihalten abflussrelevanter Flächen<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

5


1. Einleitung<br />

Durch die Hochwasserkatastrophe im August 2002 rückte in Österreich die Gefährdung<br />

durch Extremhochwässer, die über dem üblichen Schutzmaß eines hundertjährlichen<br />

Hochwassers (HQ100) liegen, ins öffentliche Blickfeld. In Zusammenarbeit mit der Schweiz<br />

wurde daher ein Projekt zur Analyse der Hochwasserereignisse („Flood risk“) initiiert.<br />

Wesentliche Schwerpunkte stellen darin die Wechselwirkungen zwischen<br />

Siedlungsentwicklung und Hochwasserschaden sowie das Aufzeigen von Möglichkeiten zur<br />

Minderung der Schäden durch Hochwässer dar. In diesem Zusammenhang wird vielfach<br />

auch der Einfluss der Hochwasserschutzmaßnahmen auf die Siedlungsentwicklung<br />

diskutiert. Zudem kommt gerade in Zeiten intensiver Sparmaßnahmen bei öffentlichen<br />

Geldern der Optimierung und vor allem der Effizienz des Hochwasserschutzes besondere<br />

Bedeutung zu.<br />

Wesentlich für derartige Überlegungen ist dabei die Kenntnis der Größe und der zeitlichen<br />

Entwicklung der Schäden bei Hochwässern bis zum in Österreich üblichen Ausbaugrad<br />

eines hundertjährlichen Hochwassers (statistisches Wiederkehrungsintervall von 100 Jahren)<br />

und auch bei darüber liegenden Extremhochwässern. Vor allem Daten über die historische<br />

Entwicklung des Schadenspotentials fehlen aber im deutschsprachigen Raum und<br />

Mitteleuropa mit Ausnahme einer Untersuchung aus der Schweiz (Petraschek, 1989). Im<br />

vorliegenden Projekt wurde daher erstmals die Siedlungsentwicklung und Entwicklung der<br />

potentiellen Schäden bei einem hundert- und einem dreihundertjährlichen Hochwasser<br />

(HQ100 und HQ300) am Beispiel der <strong>Traisen</strong> in 3 charakteristischen Talabschnitten in den<br />

letzten 130 Jahren erfasst.<br />

Diese von der Bundeswasserbauverwaltung im Rahmen von „Flood risk“ beauftragte<br />

Untersuchung soll damit wesentliche Grundlagen für Strategien für zukünftigen Hochwasser-<br />

Schutzmaßnahmen und eine optimierte Zusammenarbeit mit der Raumplanung liefern.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

6


2. Problemstellung und Zielsetzung<br />

Während in Österreich bis vor kurzem die Sicherstellung eines Schutzes vor einem<br />

hundertjährlichen Hochwasser (HQ100) im Zentrum stand, wird nach der<br />

Hochwasserkatastrophe im August 2002 auch die verbleibende Gefährdung durch darüber<br />

liegende Extremhochwässer breiter diskutiert. Bedingt durch das Hochwasser 1987 wird<br />

demgegenüber in der Schweiz dieses „Restrisiko“ schon länger bei allen<br />

Hochwasserschutzmaßnahmen berücksichtigt, indem beim sogenannten „Überlastfall“ die<br />

Minimierung der unvermeidbaren Schäden angestrebt wird. In Deutschland wurde diese<br />

Thematik bereits nach den Rhein-Hochwässern 1992 und 1995 sowie dem Oder-<br />

Hochwasser 1997 diskutiert und ist spätestens nach dem Katastrophenhochwasser an der<br />

Elbe 2002 ebenfalls ein zentraler Aspekt der Schutzwasserwirtschaft.<br />

Dem allgemein unbestrittenen Nutzen von Hochwasserschutzmaßnahmen bis zum<br />

Bemessungsabfluss steht vielfach die Hypothese gegenüber, dass dadurch eine verstärkte<br />

Siedlungsentwicklung in den ehemaligen Überflutungsflächen stattfindet. Vor allem bei<br />

Dammbauten würde aber beim Versagen der Dämme, insbesondere bei<br />

Extremhochwässern, gerade dadurch ein größerer Schaden als ohne<br />

Regulierungsmaßnahmen entstehen. Diese Wechselwirkung zwischen Hochwasserschutz<br />

und Siedlungsentwicklung wurde jedoch bisher noch nicht näher untersucht. Der aus dieser<br />

Problematik resultierende potentielle Nutzen oder aber eben auch Schaden wurde ebenfalls<br />

nicht quantifiziert. Zwar werden vor allem in Deutschland schon seit mehr als 15 Jahren<br />

Projekte zur Erhebung von potentiellen Hochwasser-Schäden durchgeführt (Schmidtke,<br />

1990). Diese umfassen aber ausschließlich das aktuelle Schadenspotential. Untersuchungen<br />

über historische HW-Schäden liegen nur aus der Schweiz (Petraschek, 1989) vor. Dabei<br />

werden die tatsächlichen Schäden der Hochwässer 1868 und 1987 in mehreren Talräumen<br />

anhand von Versicherungswerten einander gegenübergestellt und mit volkswirtschaftlichen<br />

Kennzahlen verglichen. Daten über die historische Entwicklung des Schadenspotentiales<br />

wurden im Rahmen einer umfangreichen Literaturrecherche im Internet sowie in<br />

verschiedenen Literaturdatenbanken und Bibliotheken nicht gefunden.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

7


Für vorliegendes Projekt ergaben sich somit folgende Problemstellungen:<br />

• Das Projektgebiet (24,2 km 2 ) bzw. die Gebäudezahl (Zeitschnitt 2000: ca. 7500<br />

Gebäude) ist zu groß für eine individuelle Begehung der Einzelgebäude, wie bei<br />

kleineren Projektgebieten üblich, und zudem auch für die historischen Zeitschnitte nicht<br />

möglich.<br />

• Trotzdem war eine höhere Genauigkeit als bei großflächigen Projekten mit einer<br />

Wertermittlung anhand von groben Landnutzungskategorien für die gewünschten<br />

Aussagen erforderlich.<br />

• Weiters sind Daten über historische Gebäude- und vor allem Inventarwerte nur äußerst<br />

lückenhaft publiziert und es gibt keine zugehörigen Schadensfunktionen.<br />

• Im Rahmen des Projektes wurde daher eine Methodik entwickelt, mit der trotz des<br />

vergleichsweise großen Projektgebietes bzw. der relativ hohen Gebäudezahl die<br />

Gebäude auf dem Niveau von Einzelobjekten erfasst und die verschiedenen<br />

Nutzungskategorien parzellenscharf digitalisiert wurden. Damit wurde eine weit höhere<br />

Genauigkeit als in vergleichbaren Studien erzielt.<br />

Als Projektgebiet wurden 3 repräsentative Talabschnitte an der <strong>Traisen</strong>, einem Fluss im NÖ<br />

Zentralraum ausgewählt (enger und weiter Talraum; städtischer Ballungsraum St. Pölten).<br />

An der <strong>Traisen</strong> war aufgrund des hohen Talgefälles (4‰) in Verbindung mit den relativ<br />

hohen Abflüssen ein systematischer Hochwasserschutz bereits im 19. Jhdt. ein Thema. So<br />

wurde der Unterlauf bereits 1904-1913 als erster Voralpenfluss in Österreich reguliert.<br />

Als Hochwasserszenarien wurden das HQ100 als derzeitiges Bemessungshochwasser von<br />

HW-Schutzmaßnahmen für höherwertige Nutzungen in Österreich und das HQ300<br />

ausgewählt. Letzteres wird vermutlich für zukünftige Restrisikoanalysen in Österreich<br />

verwendet werden.<br />

Mit den Ergebnissen des Projektes sollen folgende Ziele erreicht werden:<br />

• Erfassung des aktuellen Schadenspotentials im Überflutungsgebiet (HQ100 und HQ300)<br />

der <strong>Traisen</strong> in 3 repräsentativen Talabschnitten.<br />

o als Basis für eine vertiefte Kosten-Nutzen-Analyse des HW-Schutzes und<br />

Evaluierung der Effizienz der Schutzwasserwirtschaft in Österreich.<br />

o als Argument zur Freihaltung der Überflutungsräume und Hilfestellung für<br />

örtliche Raumplanung.<br />

o zur Entwicklung einer zeit- und kosteneffizienten Methodik für zukünftige<br />

flächenhafte Erfassungen des Schadenpotentials.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

8


• Erfassung der Entwicklung des Schadenspotentials im Überflutungsgebiet von 1870 bis<br />

heute (2000)<br />

o im Zusammenhang mit den Regulierungsmaßnahmen.<br />

o im Vergleich zur Gesamtentwicklung des untersuchten Siedlungsraumes.<br />

• Überprüfung der Hypothesen:<br />

o Verstärkte Siedlungsentwicklung in ehemaligen Überflutungsräumen nach<br />

Regulierungsmaßnahmen.<br />

o Durch HW-Schutzmaßnahmen Verbesserungen bis zur Ausbauwassermenge,<br />

aber im Überlastfall (vor allem bei Dämmen) größere Schäden als ohne<br />

Regulierung.<br />

• Schaffung einer argumentativen Basis für zukünftige Festlegung von Schutzzielen.<br />

• Schaffung einer argumentativen Basis für zukünftig vorsorgende Maßnahmen zur<br />

Minimierung des Restrisikos.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

9


3. Projektgebiet<br />

Um einen gewissen Querschnitt für Gebiete mit unterschiedlichem Entwicklungspotenzial zu<br />

erhalten, wurden 3 für das <strong>Traisen</strong>tal charakteristische Lagen/Orte ausgewählt. Die <strong>Traisen</strong><br />

durchfließt im Oberlauf sehr enge Sohlenkerb- bis Sohlentäler, weist aber im Unterlauf über<br />

lange Bereiche breite Talböden auf. Durch die topographischen Gegebenheiten einerseits<br />

und durch die Morphologie des Flusslaufes anderseits ergeben sich unterschiedliche<br />

Entwicklungsmöglichkeiten für diese 3 Abschnitte. Implizit ist natürlich aufgrund des in jedem<br />

Abschnitt vorhandenen potenziellen Siedlungsraumes in den Betrachtungen die Begrenzung<br />

einer weiteren Entwicklung enthalten, wie dies vor allem am Beispiel Lilienfeld aufgezeigt<br />

wird.<br />

Die Beschreibung der einzelnen Bearbeitungsabschnitte erfolgt dem Flusslauf folgend zur<br />

Donau hin:<br />

Lilienfeld wurde als Repräsentant für eine enge Tallandschaft gewählt, in der der<br />

Siedlungsraum aufgrund der Topographie nahezu ausschließlich auf den schmalen<br />

Talboden beschränkt ist. Siedlungen in Hanglagen, das Stift sowie Einzelgehöfte und<br />

deutlich jüngere Siedlungsbereiche befinden sich an den Talhängen, der primäre<br />

Siedlungsraum ist jedoch aufgrund der Steilheit der anstehenden Hänge seit jeher im<br />

gefährdeten Hochwasserabflussraum.<br />

Die räumliche Entwicklungsmöglichkeit ergab sich daher nur beschränkt lateral des<br />

Flusses, sondern erfolgte auch deutlich longitudinal flussauf und flussab des<br />

Ortsbereiches. Diese Bereiche wurden jedoch aufgrund der Ausdehnung nicht mehr<br />

in die Bearbeitungen aufgenommen, da sie außerhalb des Bearbeitungsabschnittes<br />

liegen.<br />

• Katastralgemeinden: KG Dörfl/Geb., KG Lilienfeld, KG Marktl<br />

• Länge: 2,7 km; Brücke Bahnhof bis Marktl (Ende Industriegebiet)<br />

• Breite: gesamter Talboden,<br />

• Fläche: 1,7 km 2 , Bevölkerung 2000: ca. 3000 Einwohner<br />

St. Pölten als neue Hauptstadt, wurde in Hinsicht auf die Entwicklung eines städtischen<br />

Raumes ausgewählt. Die Stadt liegt im Bereich eines breiten Talraumes und weist<br />

Entwicklungsmöglichkeiten sowohl in Richtung Flusslauf (=Überschwemmungsgebiet)<br />

als auch in Richtung der etwas höher gelegenen Niederterrassen, die zu beiden<br />

Seiten des Flusses vorhanden sind, auf.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

10


Es existiert ein sehr ausgeprägter historischer Stadtkern, der in seiner Struktur<br />

weitestgehend erhalten blieb.<br />

St. Pölten wurde auch ausgewählt, um einen Vergleich zwischen der möglicherweise<br />

besser geplanten Entwicklung eines städtischen Raumes mit einer wenig zentral<br />

gesteuerten Entwicklung im ländlichen Raum aufzeigen zu können.<br />

• Katastralgemeinden: KG St. Pölten, KG Oberwagram, KG Unterwagram<br />

• Länge: 7,2 km, flussaufwärtige Grenze KG St. Pölten (Fluss-km 34,8) bis flussauf<br />

Schärf-Brücke (km 27,6)<br />

• Breite: Niederterrasse<br />

• Fläche: ca. 13,1 km 2 , Bevölkerung 2000: ca. 50.000 Einwohner<br />

Pottenbrunn ist in einem vor allem für den Unterlauf der <strong>Traisen</strong> typischen breiten Talraum<br />

gelegen und weißt ein weites Umland mit Entwicklungsmöglichkeiten auf. Der Ort<br />

kann sich sowohl in Richtung Fluss als auch in Richtung der Niederterrasse<br />

gleichermaßen ausdehnen, ohne auf morphologische Barrieren zu stoßen. Somit<br />

konnte sich der Ort ohne besondere Präferenz eher konzentrisch entwickeln.<br />

• Katastralgemeinden: KG Pottenbrunn, KG Unterradlberg, KG Wasserburg<br />

• Länge: 3,5 km; flussauf S33-Querung (km 24,5) bis Sohlstufe flussab<br />

Pottenbrunner Brücke (km 21,0);<br />

• Breite: Niederterrasse<br />

• Fläche: 9,4 km 2 , Bevölkerung 2000: ca. 2.420 Einwohner (inkl. Ortschaften<br />

Wasserburg und Oberradlberg)<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

11


4. Charakterisierung der Zeitschnitte und Regulierungssituation in den einzelnen<br />

Zeitschnitten<br />

1870 Gewässerraum der <strong>Traisen</strong> naturnah; Besiedlung im Überflutungsraum gering;<br />

landwirtschaftliche Nutzung in der Au sowie Gewerbe-/Industriestandorte an den<br />

Mühlbächen.<br />

1930 für Pottenbrunn und St. Pölten nach der 1. systematischen Regulierung der<br />

<strong>Traisen</strong> (1904-1913; Ausbau auf 400 m 3 /s). Für den Abschnitt Lilienfeld vor der 1.<br />

systematischen Regulierung des südlichen Teils des Untersuchungsgebietes<br />

(1931-1934).<br />

1960 in der Aufschwungphase nach dem 2. Weltkrieg, für Lilienfeld nach der<br />

Regulierung des südlichen Teils (Ausbau auf ca. 170 m 3 /s); generelles Projekt<br />

zum Ausbau des HW-Schutzes auf HQ100 in St. Pölten in Ausarbeitung.<br />

1980 für St. Pölten kurz vor dem Ausbau des HW-Schutzes auf HQ100; in Lilienfeld vor<br />

HQ100 Ausbaumaßnahmen.<br />

2000 aktueller Zustand: für St. Pölten HW-Schutz auf HQ100; teilweise RHHQ<br />

(rechnerisch höchstes Hochwasser) in den Jahren 1987 bzw. im nördlichen Teil<br />

des Untersuchungsgebiets 1996 fertiggestellt, Lilienfeld HQ100-Regulierung in<br />

Ausbau, Pottenbrunn ca. HQ50).<br />

5. Hydraulik<br />

5.1. Vorbemerkungen<br />

Die Abflusssituation in allen 3 Abschnitten wurde mit Hilfe von mathematischen<br />

Abflussmodellen berechnet. In allen drei Fällen wurden historische und derzeitige<br />

Ausbauzustände für den jeweiligen Untersuchungsbereich ermittelt. Bei den historischen<br />

Zuständen wurde davon ausgegangen, dass die <strong>Traisen</strong> nicht wesentlich reguliert war bzw.<br />

keine Hochwasserschutzdämme mit einem Ausbaugrad größer HQ10 aufwies. Somit war die<br />

<strong>Traisen</strong> bei den Extremereignissen HQ100 und HQ300 durch keine Begleitdämme lateral<br />

eingeschränkt. Die aktuellen Ausbaugrade weisen im städtischen Raum Dammhöhen auf<br />

mindestens HQ100 auf, jedoch nicht in den ländlichen Bereichen.<br />

Die Berechnungen erfolgten sowohl für HQ100 und HQ300, wobei die Ergebnisse jeweils als<br />

HQ100 historisch, HQ100 aktuell und HQ300 historisch und HQ300 aktuell beschrieben<br />

wurden.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

12


Die Berechnungsergebnisse für die unterschiedlichen Hochwasserszenarien bildeten die<br />

Basis für die Ermittlung der Überflutungshöhen, die wiederum für die Berechnungen der<br />

potentiellen Schäden Voraussetzung waren. Basis für die Berechnungen in St. Pölten und<br />

Pottenbrunn waren die Auswertungen des Laserscans aus dem Jahr 2003 mit einer Dichte<br />

von ca. 1 Punkt je m².<br />

Die Hochwasserwerte für HQ100 und HQ300 wurden aus den vorhandenen Untersuchungen<br />

(GBK <strong>Traisen</strong>, HW-Schutzprojekt Lilienfeld) übernommen und mit dem Hydrographischen<br />

Dienst Niederösterreich abgestimmt. Sowohl für die historischen als auch für die aktuellen<br />

Ereignisse wurden dieselben Hochwassermengen eingesetzt. Vermutlich hätten die<br />

historischen Ereignisse aufgrund des geringeren Verbauungsgrades im Einzugsgebiet<br />

kleinere Durchflüsse ergeben. Dieser Umstand konnte jedoch aufgrund nicht ausreichend<br />

langer Datenreihen nicht verifiziert werden (Pegelaufzeichnungen in Lilienfeld und<br />

Windpassing erst seit 1951). Mit folgenden Angaben in m³/s wurde in den verschiedenen<br />

Abschnitten gerechnet:<br />

HQ100 (m³/s) HQ300 (m³/s)<br />

Lilienfeld 360 460<br />

St. Pölten 740 880<br />

Pottenbrunn 740 880<br />

Weiters wurde vorausgesetzt, dass das Längsgefälle der <strong>Traisen</strong> sowohl für die historischen<br />

Berechnungen als auch die aktuellen Berechnungen nahezu gleich war. Diese Annahme<br />

wird auch durch die Gefällsberechnungen des Regulierungsberichtes von 1886 gestützt.<br />

Berechnungsszenarien:<br />

Lilienfeld<br />

Abfluss-Szenarien (HQ100 und HQ300) für alle Zeitschnitte gleich, HQ100 auf Basis<br />

vorhandener Daten<br />

St. Pölten<br />

4 Abfluss-Szenarien (HQ100 und HQ300 historisch, HQ100 und HQ300 aktuell<br />

Für HQ300 aktuell 2 Szenarien: Stabilität der Dämme gegeben und einseitiger Dammbruch)<br />

Pottenbrunn<br />

Abfluss-Szenarien (HQ100 und HQ300 historisch, HQ100 und HQ300 aktuell nach Bau der<br />

S33)<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

13


5.2. Methodik<br />

Die hydraulischen Berechnungen wurden dem Projektsumfang angepasst und erfolgten für<br />

den Bereich St. Pölten und Pottenbrunn mit einem stationären 1-D Spiegellagenprogramm.<br />

Die Profilabschnitte wurden im Mittel mit 200 m angesetzt.<br />

Die Eingangsdaten wurden für die historischen Situationen derart angepasst, dass aus den<br />

aktuellen Querschnitten die Begleitdämme (Primär- und Sekundärdamm) entfernt wurden<br />

und somit die <strong>Traisen</strong> bei großen Ereignissen ungehindert austreten konnte.<br />

Für den Bereich Lilienfeld wurden uns dankenswerter Weise Ergebnisse einer 2-D<br />

Modellberechnung für HQ100 von der ARGE Goldbacher / BDL ZT-GmbH / Hydroconsult zur<br />

Verfügung gestellt. Die Berechnungen wurden im Auftrag des Landes Niederösterreich –<br />

WA3 für das in Planung befindliche Hochwasserschutzprojekt Lilienfeld durchgeführt. Ein<br />

historischer Zustand konnte für Lilienfeld nicht ermittelt werden. Da derzeit noch kein völliger<br />

HQ100 Schutz gegeben ist, spielte dies bei den Betrachtungen für HQ100 und HQ300<br />

aktuell keine wesentliche Rolle.<br />

Für St. Pölten und Pottenbrunn wurden somit sowohl für HQ100 als auch HQ300 die<br />

historischen als auch die aktuellen Zustände berechnet. Zusätzlich wurde bei HQ300 ein<br />

nicht unwahrscheinliches Szenario eines Dammbruches mit einbezogen. Man kann nicht<br />

davon ausgehen, dass die Sekundärdämme bei einem so extremen Hochwasser standhalten<br />

werden.<br />

In der nachfolgenden Übersichtstabelle sind die einzelnen durchgeführten Berechnungen<br />

aufgelistet:<br />

HQ100 HQ100 HQ300 HQ300<br />

historisch aktuell historisch aktuell<br />

Lilienfeld X X<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

HQ300 aktuell /<br />

Dammbruch<br />

St. Pölten X X X X X<br />

Pottenbrunn X X X X<br />

Auf Basis des inzwischen vorhandenen exakten Geländemodells sowie der in dieser<br />

Bearbeitung gewonnen Erfahrungen darf festgestellt werden, dass vor allem für die<br />

hydraulischen Berechnungen im Bereich St. Pölten (im Prinzip für HQ300 aktuell) ein<br />

deutlich komplexeres und umfangreiches 2-D- Modell zum Einsatz kommen sollte. Dies war<br />

jedoch im Projektskonzept nicht vorgesehen und zudem innerhalb des vorhandenen<br />

Zeitrahmens nicht möglich gewesen. Die 1-D Modellberechnungen für die historischen<br />

<strong>Traisen</strong>verbauungszustände ergaben für die gestellte Aufgabe jedenfalls ausreichend<br />

genaue Ergebnisse.<br />

14


5.3. Abflussaufteilung – Überflutungsflächen<br />

Die Überflutungsflächen wurden durch Verschneidung der Wasserspiegelhöhen mit dem<br />

Geländemodell ermittelt. Dadurch konnten auch die Wassertiefen für jeden Punkt (berechnet<br />

im 10 m Raster) bestimmt werden.<br />

Die <strong>Traisen</strong> weist im unteren Abschnitt über lange Bereiche jeweils 2 parallele<br />

Schutzdammsystem auf, nämlich den Primär- und Sekundärdamm. Als Primärdammsystem<br />

werden an der <strong>Traisen</strong> die unmittelbar an den Flussufern verlaufenden Dämme bezeichnet.<br />

Der Abstand zwischen diesen Dammkronen beträgt meist 70 bis 80m.<br />

Für die Berechnung der Konsumtionsfähigkeit des Primärdammsystems wurde die<br />

Geometrie des eigentlichen Flussprofils bei den Dammkronen senkrecht nach oben<br />

verlängert.<br />

Das Sekundärdammsystem begrenzt in St. Pölten den ursprünglichen Überflutungsraum und<br />

weist eine Ausbauhöhe von ca. HQ100 auf. In einigen Abschnitten ergibt sich auf Grund der<br />

Einengung des Abflussraumes jedoch nur ein Begleitdammsystem. Im Bereich enger<br />

Talböden, wie auch in Lilienfeld liegt jeweils nur ein Hochwasserschutzdamm vor.<br />

In den Abschnitten mit dem Primär- und Sekundärdämmen kann festgestellt werden, dass<br />

innerhalb des Primärdammsystems in etwa ein HQ 10 bis HQ 30 abfließen kann, ohne das<br />

es zu Ausuferungen kommen kann.<br />

5.3.1. Lilienfeld<br />

Für den Abschnitt Lilienfeld wurde uns wie bereits erwähnt das Ergebnisse einer 2D-<br />

Modellberechnung für HQ100 von der ARGE Goldbacher / BDL ZT-GmbH / Hydroconsult zur<br />

Verfügung gestellt. Der uns übermittelte Fall stellt jedoch den Zustand vor Fertigstellung des<br />

in Planung befindlichen HQ100 Schutzes für Lilienfeld dar. Weiters entspricht die<br />

übermittelte Darstellung einem Extremfall, nämlich dass im Hochwasserfall das Stiftswehr<br />

nicht geöffnet werden konnte. In Ermangelung einer besseren Grundlage wurde für den<br />

HQ300 Berechungsfall der Wasserspiegel um 50 cm angehoben und neuerlich mit dem<br />

Gelände verschnitten. Ein zukünftiger HQ100 Fall sollte jedoch nach Umsetzung der<br />

Hochwassersicherungsmaßnahmen keine Überflutungsflächen mehr aufweisen.<br />

Es wurden für HQ100 und HQ300 historisch keine eigenen Berechnungen durchgeführt, da<br />

in der Vergangenheit auch kein erhöhter Hochwasserschutz vorhanden war.<br />

Die Überflutungsflächen umfassen bei HQ100 demnach 33,6 ha, bei HQ300 49,8 ha.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

15


5.3.2. St. Pölten<br />

St. Pölten weist aktuell einen Hochwasserschutz mit einem Ausbaugrad von HQ100 auf, nur<br />

das Regierungsviertel ist auf RHHQ (rechnerisch höchstes Hochwasser) ausgelegt. Es<br />

wurden wie bereits oben aufgezeigt für St. Pölten für 5 verschiedene Bemessungsereignisse<br />

die Wasserspiegel berechnet.<br />

HQ100 historisch<br />

Für die Berechnungen des historischen HQ100 wurden aus dem Geländemodell bzw. den<br />

Berechnungsquerschnitten die Primär- und Sekundärdämme entfernt. Im Flussbett der<br />

<strong>Traisen</strong> verbleiben ca. 400 m³/s während die Differenz auf 740 m³/s zu gleichen Teilen im<br />

linken wie rechten Vorland (also je ca. 170 m³/s) abfließt. Die sich daraus ergebenden<br />

Wasserspiegellagen wurden mit dem Gelände verschnitten und die Überflutungsflächen<br />

bestimmt. Hier zeigt sich, dass die Altstadt von St. Pölten kaum überflutungsgefährdet war<br />

und im insgesamt 32,4 ha großen Überflutungsraum 1870 nur wenige Gebäude liegen.<br />

HQ300 historisch<br />

Mit den Profildaten des historischen HQ100 wurde für das HQ300 historisch mit einem<br />

erhöhten Durchfluss von 880 m³/s gerechnet. Basierend auf der Konsumtionsfähigkeit des<br />

<strong>Traisen</strong>bettes von ca. 400 m³/s wurde die Differenz auf das HQ300 ebenfalls wieder zu<br />

gleichen Teilen in den Vorländern, also je ca. 240 m³/s, aufgeteilt. Die daraus resultierenden<br />

Überflutungsflächen erreichen die größte Ausdehnung innerhalb dieser Untersuchung<br />

(36,9 ha).<br />

HQ100 aktuell<br />

Aufgrund des oben beschriebenen Ausbaues der <strong>Traisen</strong> erfolgt kein Überborden des<br />

Sekundärdammsystems. Somit ist der betroffene Abflussraum sehr beschränkt und es sind<br />

keine Gebäude betroffen.<br />

HQ300 aktuell<br />

Sollte aktuell ein HQ300 durch St. Pölten abfließen so ergeben sich mehrere Szenarien.<br />

HQ300 aktuell beschreibt, dass aufgrund der Ausbauverhältnisse im Oberlauf bereits<br />

Überflutungen erfolgten und daher Wasser vom südlichen Bearbeitungsrand auf beiden<br />

Seiten bereits außerhalb des Sekundärdammsystems in die Stadt fließt. Es wurde<br />

angenommen, dass innerhalb des Sekundärdammsystems geschlossen das HQ100<br />

abfließen kann und nur ca. 140 m³/s, die von außerhalb zufließen, jedoch jeweils aufgeteilt<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

16


auf beide Uferbereiche, durch das Stadtgebiet abfließen. Bei diesem Szenario wird eine<br />

kleinere Fläche der Stadt betroffen (26,3 ha) als beim historischen HQ300.<br />

HQ300 aktuell mit Dammbruch<br />

Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass zusätzlich im Bearbeitungsabschnitt selbst ein<br />

Dammbruch des Sekundärdammes auftreten kann und somit die Konsumtionsfähigkeit des<br />

<strong>Traisen</strong>bettes vermindert wird. Aus der unendlichen Vielzahl von möglichen<br />

Dammbruchszenarien wurde ein Fall ausgewählt und dient exemplarisch der Verdeutlichung<br />

der möglichen Auswirkungen.<br />

Für diesen Fall wurde angenommen, dass unmittelbar am Beginn des Projektgebietesder<br />

Sekundärdamm am linken Ufer bricht und ca. 70 m³/s zusätzlich ausströmen. Das heißt, das<br />

im linken Vorland ca. 140 m³/s und im rechten Vorland ca. 70 m³/s abfließen. Auch die sich<br />

daraus ergebenden Wasserspiegellagen erreichen nicht ganz die Höhen des HQ300<br />

historisch. Der Grund dafür ist der Ausbau de <strong>Traisen</strong> selbst, die im heutigen Querprofil eine<br />

deutlich größere Konsumtionsfähigkeit aufweist, als im historischen Profil.<br />

Das Dammbruchszenario erreicht in diesem Fall auch keine extremen Spiegelwerte, da die<br />

Sohle des Flusses deutlich, nämlich ca. 3 m unter dem umgebenden Gelände gelegen ist.<br />

Der HW-Spiegel liegt wie die Dammhöhen nur ca. 2 m über Gelände. Somit ist es rein<br />

hydraulisch nicht gegeben, das sich z.B. die Hälfte des Gesamtabflusse in das Vorland<br />

ergießen könnte. Am Fallbeispiel St. Pölten wird daher deutlich, dass der potentielle<br />

Schaden eines Dammbruch-Szenarios wesentlich von den topografischen Verhältnissen des<br />

Flusslaufes abhängt.<br />

5.3.3. Pottenbrunn<br />

Überflutungsfläche (ha) HQ100 HQ300<br />

Aktuell 0,8 26,3/30,7 bei Dammbruch<br />

historisch 32,4 36,9<br />

Im Abschnitt Pottenbrunn liegt kein HQ100 Hochwasserschutz vor. Für die historischen<br />

Berechungen wurden die Dämme der S33 und die Pottenbrunner Brücke samt<br />

Auffahrtsrampen aus dem Geländemodell entfernt und neuerlich die Pro<strong>file</strong> für die<br />

hydraulischen Berechungen erstellt.<br />

Da kein Sekundärdammsystem existiert, weisen die Überflutungsflächen für HQ100 und<br />

HQ300 aktuell sehr ähnliche Größenordnungen auf. Dies gilt auch für den historischen<br />

Zustand.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

17


Der Einfluss des Straßendammes der S33 zeigt sich jedoch in der Ausdehnung der<br />

Überflutungsflächen sehr deutlich (Vergleiche insbesondere HQ300 historisch mit HQ300<br />

aktuell).<br />

Überflutungsfläche (ha) HQ100 HQ300<br />

Aktuell 26,1 37,1<br />

historisch 26,4 35,3<br />

6. Siedlungsentwicklung an der <strong>Traisen</strong><br />

6.1. Datengrundlagen<br />

Für die Erhebung der Flächennutzung und des jeweiligen Gebäudebestandes wurden<br />

folgende Datengrundlagen herangezogen:<br />

1. Zeitschnitt 2000: Digitale Katastermappe der Stadt St. Pölten (für St. Pölten und<br />

Pottenbrunn) und der Gemeinde Lilienfeld und Farborthofotos;<br />

2. Zeitschnitt 1980: Luftbilder der Messflüge des BEV<br />

3. Zeitschnitt 1960: Luftbilder der Messflüge des BEV<br />

4. Zeitschnitt 1930: Katasterpläne der jeweiligen Gemeinden. Katasterstatus bei<br />

Pottenbrunn, Unterradlberg, Oberwagram 1930, bei Unterwagram 1931, bei<br />

Wasserburg und Marktl bis 1935, bei Lilienfeld 1953 (in der Datenverwertung nur bis<br />

1930 berücksichtigt); ergänzt durch Luftbilder der Stadt St. Pölten aus dem Öst.<br />

Staatsarchiv;<br />

5. Zeitschnitt 1870: Reambulierungsmappenblätter des franziszeischen Katasters der<br />

jeweiligen Gemeinden; Erhebungszeitpunkt ca. 1870.<br />

Als Grundlage für die Berechnung des potentiellen Schadenwurden die<br />

Gebäudenutzungskategorien mithilfe folgender Datengrundlagen erfasst:<br />

1. Zeitschnitte 2000 und 1980: Gebäude- und Wohnungserhebung 2001 bzw. 1981<br />

sowie Arbeitsstättenzählung 2001 bzw. 1981 der Statistik Austria (Statistik Austria,<br />

2004). Die Daten wurden auf der Ebene von Zählsprengeln erhoben.<br />

2. Zeitschnitt 1960: Gebäude- und Wohnungserhebung 1961 (Statistisches Zentralamt,<br />

1962) sowie Betriebsstättenerhebung 1964 (Statistisches Zentralamt, 1966). Die<br />

Datenerhebung erfolgte auf Gemeindeebene.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

18


3. Zeitschnitt 1930: Bei der Gebäudeerhebung 1934 (Bundesamt für Statistik 1935)<br />

wurden keine Gebäudenutzungskategorien erhoben; somit standen für den<br />

Zeitschnitt 1930 keine Grundlagen für die Berechnung des potentiellen Schadens zu<br />

Verfügung.<br />

4. Zeitschnitt 1870: Parzellenprotokolle des franziszeischen Katasters (Originale im<br />

BEV, Katastralmappenarchiv).<br />

Für die Ermittlung der Industriebranchen wurden Daten der Wirtschaftskammer Österreich<br />

für den Bezirk St. Pölten verwendet.<br />

6.2. Methodik<br />

6.2.1. Digitale Erfassung der Gebäude und der Flächennutzung<br />

Die Luftbilder bzw. Katasterblätter wurden georeferenziert. Anschließend erfolgte für jeden<br />

einzelnen Zeitschnitt eine digitale flächige Erfassung der Flächennutzung auf GIS-Basis,<br />

wobei folgende Kategorien unterschieden wurden:<br />

� (Au-)wald<br />

� Acker<br />

� Grünland/Wiesen<br />

� Industrie<br />

� Wohngebiet (Zusammenfassung der Detailkategorien Gebäudeflächen,<br />

Bauflächen, Erholungsgebiet, Kleingartensiedlungen)<br />

� Infrastruktur (Zusammenfassung der Detailkategorien Bahnanlagen, Straßen)<br />

� stehende Gewässer<br />

� Fließgewässer (inklusive Uferstreifen, Schotterflächen)<br />

Zusätzlich wurden ausgehend von der digitalen Katastermappe 2000 die Einzelgebäude für<br />

die einzelnen Zeitschnitte digital als Flächen- und Punktthema erfasst. Bei der Darstellung<br />

des Gebäudebestandes sowie bei der Ermittlung des Überflutungsschadens (s. Kap. 7)<br />

wurden nur Gebäude mit einer Fläche größer als 50 m 2 berücksichtigt. Gebäude mit weniger<br />

als 50 m 2 Grundfläche sind jedoch in der Flächennutzungsentwicklung (Kategorie<br />

Wohngebiet) berücksichtigt und hier der Kategorie „Kleingarten-, Nebengebäude“<br />

zugeordnet.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

19


6.2.2. Verschneidung mit den Überflutungsflächen<br />

Für alle drei Untersuchungsgebiete wurden unabhängig von bestehenden HQ100-<br />

Hochwasserschutzmaßnahmen bei der Darstellung der Flächennutzung und des<br />

Gebäudebestandes für alle Zeitschnitte die „historischen“ HQ100- und HQ300-<br />

Überflutungsflächen als Vergleichsbasis herangezogen. Die Ermittlung des potentiellen<br />

Schadens erfolgte hingegen anhand der tatsächlich relevanten Überflutungsflächen (s.<br />

Kap. 7).<br />

6.3. Entwicklung der Flächennutzung und des Gebäudebestandes Lilienfeld<br />

6.3.1. Beschreibung der Siedlungsentwicklung<br />

Das historische Zentrum von Lilienfeld erstreckte sich vorwiegend um die Stiftsgebäude auf<br />

einer hochwassersicheren Geländeerhöhung. Im Jahr 1870 hatte allerdings die Besiedlung<br />

des HQ100-Überflutungsraumes bereits begonnen und zwar in einem stärkeren Ausmaß als<br />

in den anderen beiden Untersuchungsabschnitten. Sowohl in Lilienfeld als auch in den<br />

Ortschaften Dörfl und Marktl waren einige Gebäude unmittelbar an der <strong>Traisen</strong> errichtet.<br />

Dabei handelte es sich sowohl um Wohngebäude als auch um Gewerbe- bzw. überregional<br />

wichtige Industriebetriebe. In Dörfl gab es z.B. eine Drahterzeugungsfabrik, die vorwiegend<br />

für überregionale Absatzmärkte (Wien bzw. Ungarn) produzierte. Marktl war Standort einer<br />

Waffenfabrik, deren Produktion jedoch 1872 eingestellt wurde. Der Großteil der Gebäude im<br />

Überflutungsraum befand sich allerdings noch soweit möglich wie von der <strong>Traisen</strong> entfernt,<br />

d.h. sie lagen am Rand der überflutungsgefährdeten Zone.<br />

Bis 1930 verdichteten sich die Siedlungsflächen in Richtung <strong>Traisen</strong>. Dieser Trend setzte<br />

sich auch bis 1960 fort, wobei sich die höherwertig Nutzung in den flussnahen Flächen v.a.<br />

in der Ortschaft Dörfl stark ausdehnte. Den deutlichen Besiedlungszuwachs bis ca. 1960, der<br />

bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts stattfand, zeigt auch die Entwicklung der<br />

Einwohnerzahlen: Im Jahr 1854 hatte Lilienfeld 1661 Einwohner, 15 Jahre später, 1869,<br />

bereits 2238. Der Höchststand an Bewohnern wurde 1910 mit 3433 verzeichnet<br />

(Österreichisches Städtebuch, 1982 und Daten der Statistik Austria). Mit kurzfristigen<br />

Einbrüchen in den 1930er Jahren blieb diese Zahl nun bis 1960 im Wesentlichen konstant.<br />

Seither sinkt die Einwohnerzahl, wobei es jedoch durch den Trend zur Neuerrichtung von<br />

Einfamilienhäusern bis 1980 noch zu einer Ausdehnung der Siedlungsflächen kommt.<br />

Zwischen 1980 und 2000 stagniert die Siedlungsausdehnung im Untersuchungsgebiet.<br />

Diese findet nun vorwiegend flussauf und flussab des Untersuchungsabschnittes Lilienfeld<br />

statt, wobei auch hier vielfach die überflutungsgefährdeten Lagen im Talboden genutzt<br />

werden.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

20


6.3.2. Entwicklung der Flächennutzung<br />

Von der insgesamt erfassten Untersuchungsfläche von ca. 172 ha befinden sich im HQ100-<br />

Überflutungsgebiet knapp 39 ha und ca. 133 ha außerhalb.<br />

Die höherwertig genutzten Flächen (= Zusammenfassung der Kategorien Wohngebiet,<br />

Industrie, Infrastruktur) sind zwar im gesamten Untersuchungszeitraum außerhalb des<br />

HQ100-Abflussraums stets größer als im überflutungsgefährdeten Bereich (s. Tab. 6.1.). Der<br />

Zuwachs war von 1870 bis 2000 jedoch im HQ100-Abflussraum deutlich höher als<br />

außerhalb. Das Verhältnis höherwertig genutzter Flächen innerhalb bzw. außerhalb des<br />

HQ100-Abflussraums verschiebt sich von 1:4 (3,4:13,4 ha) im Jahr 1870 auf 1:1,6 (21,7:34,7<br />

ha) im Jahr 2000.<br />

Der stärkere Zuwachs der Gebäudeflächen im HQ100-Gebiet erfolgte dabei vor allem von<br />

1870 bis 1960. Danach verlangsamte sich der Zuwachs im gesamten Untersuchungsgebiet<br />

deutlich. Das Szenario HQ300 zeigt, dass die höherwertig genutzten Flächen im<br />

Abflussbereich des HQ300 ab 1960 deutlich größer sind als außerhalb.<br />

Tab. 6.1: Ausdehnung der höherwertig genutzten Siedlungsflächen (Wohngebiet, Infrastruktur,<br />

Industriestandorte) in Lilienfeld für das HQ100-Szenario und HQ300-Szenario; Werte in ha<br />

1870 1930 1960 1980 2000<br />

innerhalb HQ100 3,39 10,36 19,02 20,71 21,68<br />

außerhalb HQ100 13,41 22,84 29,75 33,07 34,66<br />

innerhalb HQ300 6,41 15,66 26,64 29,27 30,37<br />

außerhalb HQ300 10,22 17,52 22,15 24,58 25,92<br />

Der relative Anteil an höherwertig genutzten Flächen ist im gesamten Untersuchungsgebiet<br />

um 1870 insgesamt gering (s. Abb. 6.1 a und b). Wohngebiet, Infrastruktur- und<br />

Industrieflächen nehmen im HQ-100 Überflutungsraum ca. 9 % der Gesamtfläche ein,<br />

außerhalb ca. 10%. Bis 1930 ist im Überflutungsgebiet eine Verdreifachung dieser Flächen<br />

zu verzeichnen. Zwischen 1930 und 1960 verdoppelt sich der Anteil nochmals nahezu auf<br />

49,4%. Danach sind die Veränderungen in der Flächennutzung bis 1980 bzw. 2000 mit<br />

53,1% bzw. 56,3% nur mehr gering. Außerhalb des HQ100-Gebiets liegt stets eine geringere<br />

Zunahme der höherwertigen Flächennutzung vor. Der Anteil verändert sich bis 1930 auf ca.<br />

17%, bis 1960 auf 20% und bis 1980 auf 25%. Im Jahr 2000 betrug der Wert mit 26,1%<br />

knapp die Hälfte von jenem im Überflutungsraum.<br />

Die Auwaldflächen waren innerhalb des HQ100-Überflutungsraumes bereits 1930 gerodet,<br />

Grünland- und Ackerflächen verzeichneten dagegen bis 1930 einen Zuwachs. Die<br />

nachfolgende Siedlungsentwicklung ging auf Kosten dieser Flächen, sodass der<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

21


Gesamtanteil der landwirtschaftlich genutzten Flächen im gesamten untersuchten Zeitraum<br />

von ca. 63% auf 15% sank.<br />

Außerhalb des Überflutungsraum dominierten stets Waldflächen, teilweise auch Wiesen, der<br />

Gesamtanteil veränderte sich hier wesentlich weniger von 89% auf 74%.<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Flächennutzung innerhalb HQ100<br />

1870 1930 1960 1980 2000<br />

Flächennutzung außerhalb HQ100<br />

1870 1930 1960 1980 2000<br />

Acker<br />

Wiese<br />

Wald<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

Gewässer stehend<br />

Gewässer<br />

Industrie<br />

Infrastruktur<br />

Wohngebiet<br />

Acker<br />

Wiese<br />

Wald<br />

Gewässer stehend<br />

Gewässer<br />

Industrie<br />

Infrastruktur<br />

Wohngebiet<br />

Abb. 6.1 a (oben) und b (unten): Veränderung der Flächennutzung in Lilienfeld innerhalb und<br />

außerhalb HQ100 – dargestellt anhand des Prozentanteils an der jeweiligen Gesamtfläche<br />

(HQ100-Fläche = 38,5 ha; außerhalb 132,8 ha)<br />

22


6.3.3. Entwicklung des Gebäudebestandes<br />

Am Beginn des Untersuchungszeitraumes 1870 befanden sich im HQ100-Überflutungsgebiet<br />

19 Gebäude und 69 außerhalb (Tab. 6.2). Entsprechend der Entwicklung der<br />

Flächennutzung kommt es vor allem von 1930-1960 zu hohen Zuwachsraten der Gebäude<br />

im HQ100-Überflutungsgebiet (gemessen als Zunahme pro ha und Jahrzehnt, vgl. Abb. 6.2):<br />

Zwischen 1870 und 1930 wurden im hochwassergefährdeten Bereich 0,13 Gebäude pro ha<br />

und 10 Jahre errichtet, von 1931-1960 betrug der Zuwachs sogar 0,6 Gebäude /ha und<br />

10 Jahre. Außerhalb des HQ100-Abflussraumes war die Zunahme wesentlich geringer, und<br />

zwar bis 1930 0,06 und bis 1960 0,13 Gebäude/ha. Nach 1960 stagniert die Gebäudezahl<br />

innerhalb des HQ100-Raumes, da vermutlich alle verfügbaren Siedlungsflächen<br />

ausgeschöpft sind (vgl. Plan Flächennutzung). Außerhalb steigt die Gebäudezahl im<br />

Projektgebiet noch bis 1980, bleibt aber nach 1980 ebenfalls fast gleich.<br />

Tab. 6.2: Absolute Entwicklung des Gebäudebestandes im Untersuchungsabschnitt Lilienfeld von<br />

1870 bis 2000<br />

1870 1930 1960 1980 2000<br />

innerhalb HQ100 19 49 121 123 124<br />

außerhalb HQ100 69 116 166 200 201<br />

Anzahl / ha / Jahrzehnt<br />

0,70<br />

0,60<br />

0,50<br />

0,40<br />

0,30<br />

0,20<br />

0,10<br />

0,00<br />

1871-1930 1931-1960 1961-1980 1981-2001<br />

Zeitperioden<br />

innerhalb HQ100<br />

Abb. 6.2: Zuwachs an Gebäuden in Lilienfeld innerhalb und außerhalb HQ100 von 1870 – 2000;<br />

jeweils in Zunahme der Gebäudezahlen pro ha und Jahrzehnt<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

außerhalb HQ100<br />

23


6.4. Entwicklung der Flächennutzung und des Gebäudebestandes St. Pölten<br />

6.4.1. Beschreibung der Siedlungsentwicklung<br />

Auch in St. Pölten kam es bereits ab Mitte des 19. Jahrhunderts zu einer verstärkten<br />

Besiedlungs- und Bautätigkeit. Lag die Einwohnerzahl 1848 noch bei 4540, betrug sie 1869<br />

bereits 7769, ca. 10 Jahre später bereits 10015 (1880). Bis 1910 stieg die Bevölkerung auf<br />

knapp 22000 Einwohner (alter Gebietsstand vor Eingemeindungen). Eine wichtige Basis für<br />

diesen Prozess bildet das überregionale/internationale Anschlussnetz an die Bahn<br />

(Westbahn: 1858, Anschluss an Südbahn durch die St. Pölten – Leobersdorf Linie 1877,<br />

Anschluss an die Franz-Josefsbahn durch die St. Pölten – Herzogenburg – Tullnlinie 1885;<br />

dazu regionale Bahnlinien, z.B. in die südlich gelegenen Eisenindustriegebiete). Die erste<br />

große Industriegründung in St. Pölten erfolgte 1903 durch die Firma Voith, die ihre<br />

Produktion 1904 mit einem Stand von 200 Mitarbeitern aufnahm (Zand, 1997). Die Firma<br />

Glanzstoff wurde 1904 gegründet, der Produktionsbeginn fand 1906 mit insgesamt 306<br />

Mitarbeitern statt. Zu einer ersten Vergrößerung der Werksanlagen kam es bereits 1908. Im<br />

Jahr 1928 hatte die Glanzstoff 70 Angestellte und 2950 Arbeiter. Im Jahr 1907 nahm weiters<br />

die Hauptwerkstätte der Staatsbahnen ihren Betrieb auf.<br />

Die Ansiedlung und gute Konjunkturentwicklung der Industriebetriebe erforderte die<br />

Errichtung von Wohnbauten, der von Beginn an durch kostengünstige Großwohnbauten<br />

abgedeckt werden sollte. Um eine geordnete Ausdehnung der Wohngebiete zu<br />

unterstützen, erließ die Stadtverwaltung St. Pölten bereits 1887 einen ersten so genannten<br />

„Regulierungsplan“ für die Bebauung. 1903 wurde der „Verein zur Erbauung billiger<br />

Wohnungen“ gegründet. Eine erste „Arbeiterwohnkolonie“ wurde zwischen Nadelbach und<br />

Kranzbichlerstraße erbaut, östlich der ÖBB-Werkstätte unmittelbar am Nadelbach (19 2geschossige<br />

Wohnhäuser). Durch die Errichtung bzw. den Ausbau der Glanzstofffabrik<br />

entstand neuerlicher Wohnungsmangel und es folgte der Bau von 16 weiteren<br />

Wohngebäuden. Auch Am Mühlweg und in der August Hassack Straße entstanden weitere<br />

Wohnanlagen.<br />

Die Industriebetriebe beteiligten sich an diesen Wohnbauprogrammen und gehörten teils<br />

auch dem „Verein zur Erbauung billiger Wohnungen“ an (z.B. Glanzstoff, Voith, Schüller und<br />

Salcher). Die Voithwerke besaßen 1914 28 Wohnhäuser mit 234 Wohnungen, im Jahr 1928<br />

bereits 38 Häuser mit 381 Wohnungen und 40 Einfamilienhäuser.<br />

Durch eine 1921 gegründete neue Wohnungsgenossenschaft wurden zwischen 1921 – 1931<br />

Häuser südlich der Grillparzerstraße und des Hammerparks sowie östlich der Josefstraße bis<br />

zum Augelände der <strong>Traisen</strong> erbaut. Weitere 41 Siedlungshäuser wurden in der Handel-<br />

Mazettistraße, in der Parkstraße, beim Rilkeplatz, bei der Feßlerstraße sowie in der Kaltbadbzw.<br />

Hammerparksiedlung hergestellt.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

24


Die aus dem wirtschaftlichen Aufschwung resultierende Siedlungsausdehnung konzentrierte<br />

sich somit zunächst vorwiegend im und nördlich sowie südlich des historischen<br />

Stadtzentrums und somit außerhalb des <strong>Traisen</strong>überflutungsraumes.<br />

Allerdings beginnt die Ausdehnung der Siedlungsflächen im HQ100-Abflussraum bereits<br />

zwischen 1870 – 1930, wobei diese jedoch am äußeren Rand der überflutungsgefährdeten<br />

Zone liegen. In diesen Zeitraum fällt die erste Regulierung der <strong>Traisen</strong> (1904-1913,<br />

Göblasbruck bis Traismauer), die auf einen Abfluss von ca. 400m3/s ausgelegt war<br />

(entspricht ca. HQ10). Ziel dieser Regulierung war es allerdings nicht, Flächen für die zu<br />

erwartende Siedlungsverdichtung zu schaffen, sondern die an den Mühlbächen befindlichen<br />

Industriebetriebe und besonders traisennahe gelegene Orte (z.B. Einöd) vor den<br />

regelmäßigen Überschwemmungen zu schützen. Bei der Planung der Regulierung entschied<br />

man sich bewusst dafür, den Hochwasserschutz nur auf häufig wiederkehrende Ereignisse<br />

auszubauen (Landesausschuss des EH Österreich unter der Enns, 1914). Für die Abfuhr<br />

seltenerer Ereignisse wurden die bestehenden Grünflächen entlang der <strong>Traisen</strong> als<br />

weitgehend ausreichende Retentionsflächen gesehen. Im 1936 erlassenen Bebauungs- und<br />

Flächenwidmungsplan der Stadt St. Pölten sind die zukünftigen Bebauungszonen am linken<br />

Ufer v.a. nördlich und südlich des historischen Zentrums sowie um Unter- und Oberwagram<br />

vorgesehen, während links- und rechtsufrig entlang der <strong>Traisen</strong> weiterhin Grünflächen<br />

freigehalten wurden. Diese umfassten jedoch nicht das HQ100-Überflutungsgebiet.<br />

Im Untersuchungszeitraum 1930 – 1960 begann eine erste dichtere Nutzung des<br />

traisennahen Überflutungsraumes, wobei der Gebäudebestand im Wesentlichen auf<br />

Kleingartensiedlungen zurückzuführen ist. Die Errichtung dauerhafter Wohnhäuser<br />

unmittelbar an der <strong>Traisen</strong> beginnt im Zeitraum 1960 – 1980 und erstreckt sich zunächst<br />

hauptsächlich auf das linke, zentrumsnähere Ufer (Zählsprengel „<strong>Traisen</strong>ausiedlung). In<br />

dieser Periode wurde als Folge des Hochwassers 1959 der Ausbau der <strong>Traisen</strong>regulierung<br />

auf ein HQ100 begonnen. Der Auftrag für die Planung eines generellen Projektes erfolgte zu<br />

Beginn der 1960er Jahre (Projekt Deiss, Fertigstellung 1963). Als erstes umgesetzt wurde<br />

der Bauabschnitt südlich der A1, d.h. flussauf des hier untersuchten Bereichs. Im<br />

unmittelbaren Untersuchungsgebiet St. Pölten wurde zwischen 1982 und 1987 der Abschnitt<br />

zwischen A1- und B1 Brücke reguliert. Im nördlichen Teil erfolgte die Regulierung bis zur<br />

Adolf-Schärf Brücke teilweise erst im Zuge der Errichtung des Regierungsviertels St. Pölten<br />

und wurde 1996 abgeschlossen.<br />

Zwischen 1980 und 2000, nach der Erhebung St. Pöltens zur Landeshauptstadt und der<br />

Fertigstellung des Regierungsviertels nimmt die Bebauungsdichte innerhalb des<br />

Überflutungsraumes sowohl am linken als auch rechten <strong>Traisen</strong>ufer zu.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

25


Aktuell ist der Überflutungsraum vor allem in Zentrumsnähe bzw. um das Regierungsviertel<br />

vollständig verbaut und es sind nur mehr wenige Grünland-/Waldflächen verfügbar (großteils<br />

aktuell entsprechende Widmungen, im Norden allerdings auch Betriebsgeländewidmungen).<br />

Am rechten <strong>Traisen</strong>ufer sind noch größere Grünflächen vorhanden, die teils zwischen dem<br />

Primär- und Sekundärdamm der <strong>Traisen</strong>, teils außerhalb der Sekundärdämme liegen.<br />

Letztere sind teils als Grünland gewidmet, teils auch als Wohn- und Industriegebiete.<br />

Insgesamt sind im historischen HQ100-Abflussraum noch 25 %, außerhalb . 28 % an nicht<br />

bebauten Flächen vorhanden (s. Kap. 6.4.2).<br />

6.4.2. Entwicklung der Flächennutzung<br />

Obwohl die bereits bestehende Eisenbahn die <strong>Traisen</strong> quert, sind die höherwertig genutzten<br />

Flächen im HQ100-Überflutungsgebiet im Vergleich zu außerhalb im Jahr 1870 noch klein<br />

(Tab. 6.3). Von den insgesamt 14,1 ha entfallen 7 auf die Bahntrassen, 1,3 auf<br />

Industriebetriebe und 5,8 ha auf Wohnflächen. Außerhalb befanden sich 110,8 ha<br />

höherwertig genutzte Flächen. Das Verhältnis lag somit bei ca. 1:8, wobei der HQ100-<br />

Überflutungsraum mit 313 ha weniger als ein Drittel des außerhalb liegenden Gebietes<br />

umfasst (992 ha).<br />

Bereits zwischen 1870 und 1930 kommt es innerhalb des HQ100-Abflussraumes zu einem<br />

Ansteigen der Siedlungsflächen von 14 ha auf 97 ha. Die größte Ausdehnung der<br />

Siedlungsflächen erfolgt im gesamten Untersuchungsabschnitt St. Pölten zwischen 1930 und<br />

1960, wobei hier im Überflutungsgebiet die Kleingartensiedlungsflächen miteinbezogen sind.<br />

Zwischen 1960 und 1980 verläuft der Zuwachs deutlich langsamer, im Überflutungsgebiet<br />

kommt es jedoch zu einer Nutzungsintensivierung durch die Umwandlung der<br />

Kleingartensiedlungen zu dauerhaften Wohngebäuden. Am geringsten ist der Zuwachs<br />

zwischen 1980 und 2000, was auch auf die bereits relativ hohe Verbauungsdichte<br />

zurückzuführen ist.<br />

Tab. 6.3: Entwicklung des höherwertig genutzten Siedlungsgebietes (Gebäudeflächen, Infrastruktur,<br />

Industriestandorte) in St. Pölten im Zeitraum 1870 – 2000; HQ100-Szenario (Werte in ha;<br />

Fläche innerhalb HQ100: 313 ha; außerhalb 992 ha)<br />

1870 1930 1960 1980 2000<br />

innerhalb HQ100 14,1 96,9 183,7 192,6 206,1<br />

außerhalb HQ100 110,18 353,47 573,56 656,73 702,56<br />

Im Hinblick auf die relative Flächenverteilung dominieren 1870 im HQ100-Überflutungsgebiet<br />

(Au-)wald, Grünland sowie Gewässerflächen der noch unregulierten <strong>Traisen</strong> (Hauptflussbett<br />

und Seiten-, Nebenarme). Insgesamt nehmen diese Kategorien 86% der Fläche ein (Abb.<br />

6.3. a und b). Bis 2000 reduziert sich der Anteil dieser Kategorien auf 36,2%.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

26


Dagegen steigt der Anteil der höherwertig genutzten Flächen von lediglich 4,3% im Jahr<br />

1870 auf 62,8% im Jahr 2000 mit besonders hohen Zuwächsen in den Phasen 1870 – 1930<br />

(knapp 30 % der Fläche) und 1930 bis 1960 (55,8%). Bis 1980 erhöht sich der Anteil nur auf<br />

58,5%, zwischen 1980 und 2000 (Fertigstellung des HQ100-Hochwasserschutzes bis 1987<br />

bzw. 1996) nochmals auf 62,8%. Der Anteil an höherwertig genutzten Flächen außerhalb<br />

des Überflutungsraumes steigt von 11,2% im Jahr 1870 auf 36% im Jahr 1930 und 58% im<br />

Jahr 1960. Danach ist der Zuwachs geringer. Die höherwertig genutzten Flächen nehmen<br />

hier 2000 71,5% ein.<br />

Abb. 6.3 zeigt zudem, dass sich der Anteil der Fließgewässer im Überflutungsgebiet durch<br />

die Regulierung von 18,4 auf 9,3% reduzierte. Dagegen erhöhte sich der Anteil an<br />

(künstlichen) stehenden Gewässern von 0 auf 2,9% (Viehofener Badeseen).<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

Flächennutzung innerhalb HQ 100<br />

1870 1930 1960 1980 2000<br />

Flächennutzung außerhalb HQ 100<br />

1870 1930 1960 1980 2000<br />

Acker<br />

Wiese<br />

Wald<br />

Gewässer stehend<br />

Gewässer<br />

Industrie<br />

Infrastruktur<br />

Wohngebiet<br />

Acker<br />

Wiese<br />

Wald<br />

Gewässer stehend<br />

Gewässer<br />

Industrie<br />

Infrastruktur<br />

Wohngebiet<br />

Abb. 6.3. a (oben) und b (unten): Veränderung der Flächennutzung in St. Pölten innerhalb und<br />

außerhalb HQ100 – dargestellt anhand des Prozentanteils an der jeweiligen Gesamtfläche<br />

(HQ100-Fläche = 312,7 ha, außerhalb 992,2 ha)<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

27


6.4.3. Entwicklung des Gebäudebestandes<br />

Zum Zeitpunkt 1870 gab es im HQ100-Überflutungsraum nur insgesamt 8 Gebäude, bei<br />

denen es sich um Gewerbebetriebe handelte, die von der Energieversorgung der Mühlbäche<br />

abhängig waren. Der weitaus größte Teil der Gebäude (364) befand sich im<br />

hochwassersicheren historischen Zentrum von St. Pölten. Bereits zwischen 1870 und 1930<br />

kam es zu einer Zunahme im Überflutungsraum, die mit ca. 0,1 Gebäude/ha und Jahrzehnte<br />

jedoch geringer war als außerhalb (0,18 Gebäude/ha und Jahrzehnt, siehe Abb. 6.4.). Im<br />

Zeitraum 1930 bis 1960 konzentrierte sich die Siedlungsausdehnung in der Stadt St. Pölten<br />

ebenfalls noch um das historische Zentrum, sodass hier die größte Zunahme an Gebäuden<br />

im Untersuchungszeitraum stattfand. Die Zuwachsrate ist im HQ100-Abflussraum weiterhin<br />

niedriger als außerhalb, erreicht aber ebenfalls den höchsten Wert (0,62 : 0,75 Gebäude/ha<br />

und Jahrzehnt).<br />

Danach sinkt generell die Zahl der neuerrichteten Gebäude im Untersuchungsgebiet. Sie ist<br />

nun mit 0,34 Gebäude/ha und Jahrzehnt im HQ100-Überflutungsraum das erste Mal<br />

ungefähr gleich hoch wie im hochwassersicheren Bereich (0,35 Gebäude). Im Zeitraum 1981<br />

– 2000 werden im natürlichen HQ100-Abflussgebiet mehr Gebäude errichtet als außerhalb<br />

(0,20 : 0,16 Gebäude/ha und Jahrzehnt). Ein Teil davon ist allerdings auf den Bau des<br />

Regierungsviertels St. Pölten unmittelbar an der <strong>Traisen</strong> zurückzuführen.<br />

Anzahl / ha / Jahrzehnt<br />

0,80<br />

0,70<br />

0,60<br />

0,50<br />

0,40<br />

0,30<br />

0,20<br />

0,10<br />

0,00<br />

innerhalb HQ100<br />

außerhalb HQ100<br />

1871-1930 1931-1960 1961-1980 1981-2000<br />

Zeitraum<br />

Abb. 6.4.: Zuwachs an Gebäuden pro ha/Jahrzehnt in St. Pölten innerhalb HQ100- sowie außerhalb<br />

von 1870 – 2000; jeweils als Zunahme der Gebäudezahlen pro ha und Jahrzehnt<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

28


Tab. 6.4.: Entwicklung des Gebäudebestandes im Untersuchungsabschnitt St. Pölten von 1870-2000<br />

(absolute Anzahl der Gebäude)<br />

1870 1930 1960 1980 2000<br />

innerhalb HQ100 8 185 764 985 1115<br />

außerhalb HQ100 365 1421 3648 4336 4658<br />

6.5. Entwicklung der Flächennutzung und des Gebäudebestandes in Pottenbrunn<br />

6.5.1. Beschreibung der Siedlungsentwicklung<br />

Im Vergleich mit St. Pölten und v.a. Lilienfeld verzeichnet Pottenbrunn im gesamten<br />

untersuchten Zeitraum ein relativ konstantes, aber geringes Bevölkerungswachstum. Es<br />

kommt hier in der 2. Hälfte des 19. und in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhundert zu<br />

keinem sprunghaften Wachstum der Bevölkerung, wie es in Lilienfeld und St. Pölten auftrat.<br />

Die Einwohnerzahl liegt 1869 bei 1133 und steigt bis 1910 auf 1544. Im Gegensatz zu<br />

Lilienfeld erhöht sich der Einwohnerstand auch in der Zwischenkriegszeit und liegt 1934 bei<br />

1792. In weiter Folge bleibt die Zahl der Bewohner bis 1961 relativ konstant (1961: 1799<br />

Einwohner) und steigt danach bis zum Jahr 2000 auf 2041 (nur Gemeinde Pottenbrunn). Im<br />

Vergleich zu 1869 bedeutet das ein Ansteigen des Bevölkerung um insgesamt 908<br />

Bewohner.<br />

Bei den im Untersuchungsabschnitt Pottenbrunn liegenden Orten Pottenbrunn, Wasserburg<br />

und Unterradlberg handelt es sich um ländliche Gemeinden. Es kommt hier erst in den<br />

1970er Jahren zu einer Ansiedlung von größeren Industriebetrieben.<br />

6.5.2. Entwicklung der Flächennutzung<br />

Entsprechend der Entwicklung der Bevölkerung kommt es in Pottenbrunn über den<br />

gesamten Untersuchungszeitraum zu einer zwar konstanten aber verhältnismäßig geringen<br />

Ausdehnung der Siedlungsflächen. Tab. 6.5 zeigt dabei, dass 1870 der Anteil der<br />

höherwertig genutzten Flächen im HQ100-Überflutungsraum im Vergleich zu außerhalb<br />

relativ klein ist (Verhältnis ca. 1:12, bei einem Gesamtflächenverhältnis von ca. 1:2). Im Jahr<br />

2000 beträgt das Verhältnis hingegen 1:4,5.<br />

Bereits im ersten Untersuchungszeitraum von 1870 - 1930 dehnen sich die Siedlungsflächen<br />

im HQ100-Überflutungsraum, wo seit der 1. systematischen Regulierung der <strong>Traisen</strong> ein<br />

HQ10-Schutz besteht, von 1,4% auf 4% aus (vgl. Abb. 6.5). Die Zunahme erfolgt westlich<br />

des Ortszentrums von Pottenbrunn am äußersten Rand des HQ100-Abflussraums. Zwischen<br />

1930 und 1960 ist die Zuwachsrate im hochwassergefährdeten Bereich höher als außerhalb,<br />

wobei dies auf die Errichtung einer einzigen geschlossenen Siedlung zurückzuführen ist (s.<br />

Plan der Flächennutzung).<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

29


Die höherwertig genutzten Flächen nehmen 1960 einen Anteil von 8,1% ein. Bis 1980 stieg<br />

der Wert auf 11,7%, wobei die Ausdehnung primär aus der Errichtung der Schnellstraße<br />

S 33 resultiert. Im Jahr 2000 umfassen Siedlungsflächen 13,7%. In Pottenbrunn ist somit<br />

über den gesamten Untersuchungszeitraum ein Ausdehnen der Siedlungsflächen im HQ100-<br />

Abflussraum festzustellen, obwohl der Anteil im Jahr 2000 im Vergleich mit Lilienfeld und St.<br />

Pölten relativ gering ist (56,3 und 62,8%).<br />

Auch außerhalb des HQ100-Abflussraumes erhöht sich der Anteil der höherwertig genutzten<br />

Flächen kontinuierlich, aber weniger als in Lilienfeld und St. Pölten. Am Beginn des<br />

Untersuchungszeitraumes entfallen 9% der Fläche auf Wohngebiet und Infrastruktur. Bis<br />

1930 dehnen sich diese auf 15% aus. Zwischen 1930 und 1960 verändert sich dieser Anteil<br />

nur unwesentlich (16,5%). Danach steigt bis 1980 die Zunahme der Siedlungsflächen am<br />

stärksten auf 26,2%, während sie in Lilienfeld bereits stagniert und in St.Pölten langsamer<br />

verläuft als zuvor. Der gesamte Anteil an höherwertig genutzten Flächen (Wohngebiet,<br />

Industrie, Infrastruktur) liegt 2000 bei 31,6% und ist damit höher als im HQ100-gefährdeten<br />

Gebiet (13,3%), aber immer noch weit geringer als im Untersuchungsabschnitt St. Pölten<br />

(71,5%).<br />

In Pottenbrunn wurde der Hochwasserschutz im Rahmen von Erhaltungsmaßnahmen seit<br />

der 1. Regulierung 1904-1913 zwar verbessert, es gibt aber auch aktuell noch keinen HQ-<br />

100-Schutz.<br />

Tab. 6.5: Entwicklung des höherwertig genutzten Siedlungsgebietes (Gebäudeflächen, Infrastruktur,<br />

Industriestandorte) in Pottenbrunn im Zeitraum 1870 – 2000; HQ100-Szenario (Werte in ha;<br />

Fläche innerhalb HQ100: 315,5 ha; außerhalb 621,8 ha)<br />

1870 1930 1960 1980 2000<br />

innerhalb HQ100 4,42 12,62 25,56 36,92 43,23<br />

außerhalb HQ100 55,97 93,29 102,61 162,94 196,52<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

30


100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

Flächennutzung innerhalb HQ 100<br />

1870 1930 1960 1980 2000<br />

Flächennutzung außerhalb HQ100<br />

1870 1930 1960 1980 2000<br />

Abb. 6.5 a und b: Veränderung der Flächennutzung in Pottenbrunn innerhalb (oben) und außerhalb<br />

(unten) HQ100 – dargestellt anhand des Prozentanteils an der jeweiligen Gesamtfläche<br />

(HQ100-Überflutungsraum = 315,5 ha, außerhalb = 621,9 ha)<br />

6.5.3. Entwicklung des Gebäudebestands<br />

Acker<br />

Wiese<br />

Der Gebäudebestand im HQ100-Überflutungsraum war 1870 mit 17 Objekten relativ gering,<br />

allerdings höher als in St. Pölten (8 Gebäude). Ein Großteil davon waren zum Schloss<br />

Wasserburg gehörige Wohn- und Wirtschaftsgebäude. Von 1870 bis 1930 ist die<br />

Zuwachsrate außerhalb des HQ100-Abflussraumes bei weitem höher als innerhalb (0,01 zu<br />

0,07 Gebäude / ha und Jahrzehnt; Abb. 6.6.). Aufgrund der zuvor erwähnten Errichtung einer<br />

geschlossenen Siedlung im HQ100-Abflussraum ist der Zuwachs im HQ100-Abflussraum<br />

von 1930 bis 1960 hingegen höher als außerhalb. Im Gegensatz zu Lilienfeld und St. Pölten,<br />

wo der höchste Zuwachs zwischen 1930 und 1960 erfolgt, fällt das Hauptwachstum der<br />

Siedlungsflächen in Pottenbrunn in den Zeitraum 1961-1980 und sinkt auch danach bis 2000<br />

nur geringfügig ab.<br />

Wald<br />

Gewässer stehend<br />

Gewässer<br />

Industrie<br />

Infrastruktur<br />

Wohngebiet<br />

Acker<br />

Wiese<br />

Wald<br />

Gewässer stehend<br />

Gewässer<br />

Industrie<br />

Infrastruktur<br />

Wohngebiet<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

31


Dies ist damit in Zusammenhang zu bringen, dass sowohl im Untersuchungsabschnitt<br />

Lilienfeld als auch in St. Pölten geeignete Flächen 1960 bereits zu einem hohen Anteil<br />

verbaut waren, während in Pottenbrunn noch ausreichend attraktive Bauflächen zur<br />

Verfügung stehen. Ab 1960 ist in Pottenbrunn der Zuwachs an neuen Gebäude im HQ100-<br />

Überflutungsraum zwar weitaus geringer als außerhalb. Trotzdem ist darauf hinzuweisen,<br />

dass der Überflutungsraum kontinuierlich verbaut wird, obwohl außerhalb noch ausreichend<br />

Flächen vorhanden wären.<br />

Tab. 6.6.: Entwicklung des Gebäudebestandes in Pottenbrunn zwischen 1870 und 2000 (absolute<br />

Anzahl der Gebäude)<br />

1870 1930 1960 1980 2000<br />

innerhalb HQ100 17 36 119 129 148<br />

außerhalb HQ100 231 491 590 817 1015<br />

Anzahl / ha / Jahrzehnt<br />

0,20<br />

0,18<br />

0,16<br />

0,14<br />

0,12<br />

0,10<br />

0,08<br />

0,06<br />

0,04<br />

0,02<br />

0,00<br />

innerhalb HQ100<br />

außerhalb HQ100<br />

1870-1930 1931-1960 1961-1980 1981-2000<br />

Zeitperioden<br />

Abb. 6.6.: Zuwachs an Gebäuden in Pottenbrunn innerhalb HQ100 sowie außerhalb von 1870 – 2000;<br />

jeweils Zunahme der Gebäudezahlen pro ha und Jahrzehnt<br />

6.6. Zusammenfassender Vergleich der Siedlungsentwicklung in den 3 Teilabschnitten<br />

In allen drei Untersuchungsgebieten gibt es 1870 bereits höherwertige Nutzung<br />

(Gebäudeflächen, Infrastruktur, Industriebetriebsflächen) im HQ100-Überflutungsbereich. In<br />

St. Pölten ist diese jedoch auf einige wenige, auf den Standort am Gewässer angewiesene<br />

Gewerbe-/Industriebetriebe beschränkt.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

32


Auch in Wasserburg im Untersuchungsabschnitt Pottenbrunn befinden sich nur einige, zum<br />

Schloss Wasserburg gehörige, Gebäude im Überflutungsgebiet. Lediglich in Lilienfeld, das in<br />

einem engen Talabschnitt liegt, befinden sich bereits 20% der höherwertig genutzten<br />

Siedlungsflächen im HQ100-Überflutungsraum.<br />

In allen drei Gemeinden nimmt die Verbauungsdichte im Überflutungsraum bereits im ersten<br />

untersuchten Zeitraum (1870 – 1930) zu. In Lilienfeld ist dabei bis 1960 der Zuwachs im<br />

HQ100-Gebiet wesentlich größer als außerhalb im Übergangsbereich zu den Hanglagen. Im<br />

Jahr 1960 befinden sich im Hochwasserabflussraum bereits 40% des gesamten im<br />

analysierten Abschnitt liegenden Siedlungsgebietes,. Dieser Trend ist auch bei der Zunahme<br />

der Gebäudeanzahl gegeben. Nach 1960 ist im Untersuchungsabschnitt Lilienfeld bis 2000<br />

generell eine starke Verlangsamung des Siedlungswachstums festzustellen.<br />

In St. Pölten ist im gesamten Untersuchungsabschnitt der stärkste Zuwachs sowohl an<br />

Siedlungsflächen als auch an Gebäuden im Zeitraum 1930 – 1960 festzustellen. Auch im<br />

Zeitraum davor (1870 – 1930) war der Zuwachs stärker als in der Periode 1960 – 2000.<br />

Diese Siedlungsverdichtung ist v.a. im Zusammenhang mit der günstigen Anbindung St.<br />

Pöltens an überregionale Bahnlinien und dem dadurch (mit-)bedingten wirtschaftlichen<br />

Aufschwung der heutigen Landeshauptstadt am Beginn des 20.Jahrhunderts zu sehen<br />

(Gründung der Voithwerke, Glanzstoff und der Betriebswerkstätte der ÖBB). Die Anzahl der<br />

neu errichteten Gebäude ist jedoch außerhalb des HQ100-Abflussraumes eindeutig höher<br />

als innerhalb. Es zeigt sich deutlich, dass die Besiedlung zunächst am traisenferneren Rand<br />

des Überflutungsgebiets erfolgte und die unmittelbare <strong>Traisen</strong>umgebung als<br />

Retentionsfläche freigehalten wurde. Die erste Ausdehnung von Siedlungsflächen in<br />

unmittelbarer <strong>Traisen</strong>nähe ist auf den Bau von Kleingartenanlagen zwischen 1930 und 1960<br />

zurückzuführen. Die Errichtung von dauerhaften Wohngebäuden in diesem Bereich beginnt<br />

erst im Zeitraum 1960 – 1980. Gleichzeitig werden Projekte zum Ausbau des<br />

Hochwasserschutzes diskutiert (Erstellung des Generellen Projektes Hochwasserschutz St.<br />

Pölten; Deiss, 1963). Das weitere Wachstum des Siedlungsgebietes im Zeitraum 1980 –<br />

2000 ist vor allem vor dem Hintergrund der Ernennung St. Pöltens zur Landeshauptstadt zu<br />

sehen. In diese Periode fällt die Fertigstellung des HQ100- bzw. RHHQ-Schutzausbaues im<br />

Untersuchungsabschnitt. Die Zunahme der Gebäude im (historischen) Überflutungsraum ist<br />

nach 1980 tendenziell höher als außerhalb, wobei ein Teil der neu bebauten Flächen auf das<br />

Regierungsviertel St. Pölten entfällt.<br />

Aktuell sind fast 70 % des gesamten Untersuchungsabschnittes St. Pölten höherwertig<br />

genutzt. Im (historischen) HQ100-Überflutungsgebiet liegt der Anteil bei ca. 63 %<br />

(Gesamtfläche HQ100-Abflussraum knapp 330 ha), 25 % sind Acker, Grünland- und<br />

Forstflächen, der Rest entfällt auf Gewässer (<strong>Traisen</strong> und Viehofner Teiche).<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

33


Der Untersuchungsabschnitt Pottenbrunn weist generell eine geringe Besiedlungsdichte auf.<br />

Der Anteil der höherwertig genutzten Flächen liegt im gesamten untersuchten Abschnitt (9,4<br />

km 2 ) auch 2000 bei lediglich 25,6 %. Der Zuwachs im HQ100-Überflutungsraum ist im<br />

Zeitraum 1930 – 1960 auf die Errichtung einer einzigen geschlossenen Siedlung am rechten<br />

<strong>Traisen</strong>ufer zurückzuführen, danach vor allem auf die Ausdehnung der Infrastrukturanlagen<br />

(Errichtung der S33), zum Teil auch –auf Wohnflächen sowie auf die Errichtung bzw. den<br />

Ausbau eines Industriestandortes. Mit Ausnahme der die <strong>Traisen</strong> querenden S 33 liegen die<br />

höherwertig genutzten Flächen in größerer Distanz zur <strong>Traisen</strong>.<br />

6.7. Auswirkungen der Siedlungsentwicklung und Regulierung auf das<br />

Gewässersystem<br />

Nachfolgende Daten und Abbildungen sind dem GBK Untere <strong>Traisen</strong> entnommen<br />

(Eberstaller, et al., 1997).<br />

Die zunehmende Nutzung der ehemaligen Überflutungsflächen durch Siedlungen und<br />

Gewerbe führte im Gegenzug zum Rückgang der ehemaligen Auwälder der <strong>Traisen</strong> in<br />

Pottenbrunn bis hin zum gänzlichen Verlust in Lilienfeld und St. Pölten. Hier umfassten um<br />

1825 die Auwälder noch eine Breite von bis zu 600 m.<br />

Das früher großflächige und vielfältige Nebengewässersystem wurde extrem reduziert. So<br />

existieren heute auch in den extensiver genutzten Talbereichen des Unterlaufes im Bereich<br />

von Pottenbrunn nur mehr 5 m 2 Wasserfläche/m Tallinie im Vergleich zu 35-50 m 2 im Jahr<br />

1825.<br />

Während aber in Lilienfeld die Breite des Flussbettes selbst annähernd gleich blieb, wurde<br />

bereits im Rahmen der ersten Regulierung des <strong>Traisen</strong>-Unterlaufes 1904-13 das<br />

Hauptflussbett inklusive der Schotterflächen massiv eingeengt und begradigt. So wurde<br />

dessen Breite im Bereich von St. Pölten von 180 m auf 50 m reduziert.<br />

Abb. 6.7.: Vergleich zwischen einem naturnahen, variablen Flussabschnitt der Pielach und der<br />

monotonen <strong>Traisen</strong><br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

34


Für die gewässertypische <strong>Traisen</strong> charakteristische Seitenarme verschwanden völlig. Die<br />

Schotterbänke gingen von 11-50 m 2 auf 3-19 m 2 /m Flusslänge zurück, obwohl die <strong>Traisen</strong><br />

häufig zur Energieerzeugung in Mühlbäche ausgeleitet wird und somit über weite Strecken<br />

eine künstlich stark verringerte Restwasserführung aufweist. Im Bereich von flussauf St.<br />

Pölten bis fast zur Donaumündung fällt sie daher sogar an 150 Tagen im (Regel-)jahr<br />

großflächig trocken.<br />

Zudem unterbrechen die zur Sohlstabilisierung erforderlichen zahlreichen Querbauwerke das<br />

Fließgewässerkontinuum und verursachen monotone Rückstaubereiche.<br />

Generell sind vor allem folgende gravierende morphologische Änderungen anzuführen:<br />

� Starke Begradigung des Hauptflusses<br />

� Massive Einengung des Flussbettes<br />

� 43 Sohlstufen bzw. Wehre und viele kleine Schwellen unterteilen die <strong>Traisen</strong><br />

in isolierte Abschnitte (Bereich flussauf St. Pölten bis Donau)<br />

� Starke Reduktion des Nebengewässersystems durch Abtrennung und<br />

Verfüllung im Zuge der Regulierung und fehlende Neubildung<br />

� Abtrennung der Überschwemmungsflächen bzw. des Nebengewässersystems<br />

vom Hauptfluss durch die Hochwasserschutzdämme<br />

� Verlegung und monotone Ausformung der Mündungsstrecke ins Unterwasser<br />

des Kraftwerks Altenwörth<br />

� Abtrennung der <strong>Traisen</strong> von der Donau durch die Sohlstufen im<br />

Mündungsbereich<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

35


Insgesamt unterscheidet sich daher heute das Gewässersystem der <strong>Traisen</strong> vor allem im<br />

Unterlauf stark vom gewässertypischen Zustand. Anhand des Vergleiches eines annähernd<br />

gewässertypischen Flussabschnittes bei Pottenbrunn im Jahr 1825 mit der derzeitigen<br />

Morphologie tritt die ursprüngliche Gewässervielfalt im Vergleich zur heutigen Monotonie<br />

deutlich hervor (vgl. Abb. 6.8).<br />

Diese Beeinträchigungen haben auch wesentliche Auswirkungen auf die gewässertypischen<br />

Lebensgemeinschaften. Dies wird aber durch das häufige Trockenfallen der <strong>Traisen</strong> infolge<br />

der Wasserausleitung in beidseitige Mühlbäche zur Energiegewinnung überlagert (165 Tage<br />

im Regeljahr). Die <strong>Traisen</strong> weist daher derzeit einen unbefriedigenden bis schlechten<br />

ökologischen Zustand (Stufe 4-5) entsprechend dem 5-stufigen Bewertungschema nach dem<br />

WRG 2003 bzw. der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) auf.<br />

Im Rahmen des GBK (1999) wurden Maßnahmen zur Verbesserung der HW-Sicherheit für<br />

höherwertig genutzte Flächen bei gleichzeitig wesentlichen Verbesserungen der<br />

ökologischen Verhältnisse erarbeitet, von den erste Teile bereits in den letzten Jahren<br />

umgesetzt wurden. Bei Umsetzung aller im GBK vorgeschlagenen Maßnahmen könnte die<br />

<strong>Traisen</strong> bei gleichzeitiger Sicherstellung permanenter und ausreichender Restwasserführung<br />

wieder die Anforderungen des WRG 2003 bzw. der WRRL erfüllen.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

36


Abb. 6.8.: Unregulierte <strong>Traisen</strong> flussab des Schlosses Wasserburg in Pottenbrunn, 1825 (links), aktuell (mitte) und Maßnahmenvorschläge des GBK <strong>Traisen</strong><br />

(rechts)<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung 36


7. Schadensanalyse<br />

7.1. Allgemeines – Überblick über bestehende Projekte aus Literaturrecherche<br />

Basis für die im vorliegenden Projekt gewählte Vorgangsweise bildet eine umfangreiche<br />

Literaturrecherche sowie eine Recherche im Internet über ähnliche Projekte im<br />

deutschsprachigen Raum. Dabei wurden aktuelle Projekte mit unterschiedlichen<br />

Bearbeitungsmethoden über die Berechnung des aktuellen potentiellen Schadens bei<br />

Hochwasserereignissen erfasst und analysiert (siehe Kap. 9, Literaturverzeichnis). Nur ein<br />

Projekt aus der Schweiz behandelt dabei die historische Entwicklung des potentiellen<br />

Schadens (Petraschek, 1989), wobei der tatsächliche Gesamtschaden eines Hochwassers<br />

aus 1868 mit jenem des Jahres 1987 anhand von Versicherungsdaten verglichen und<br />

volkswirtschaftlichen Vergleichsgrößen gegenübergestellt wird. Für die <strong>Traisen</strong> kann<br />

demgegenüber auf keine absoluten Schadenszahlen zurückgegriffen werden.<br />

In Schadensanalysen werden generell für spezifische HW-Ereignisse die zu erwartenden<br />

Schäden berechnet. Im Rahmen des vorliegenden Projektes werden die Szenarien HQ100<br />

und HQ300 betrachtet (siehe Kap. 4, Hydraulik), wobei in vergleichbaren Projekten neben<br />

dem HQ100-Ereignis zumeist auch ein größeres HQ-Ereignis (HQ200, HQ250, HQ500)<br />

betrachtet wird.<br />

Abhängig von der Größe des Untersuchungsraumes und der jeweiligen Problemstellung<br />

erfolgt die Bearbeitung bei den im Rahmen der Literaturrecherche analysierten Projekten auf<br />

verschiedenen Maßstabsebenen:<br />

Der mikroskalige Ansatz (objektspezifisch) findet bei kleinräumigen Untersuchungsgebieten<br />

(Flussabschnitten) Anwendung und erfasst parzellenscharfe Nutzungsinformationen und<br />

Einzelobjektdaten. Wesentliche Basis bilden dabei oftmals Ortsbegehungen, bei denen die<br />

Objekte in den Überschwemmungsflächen aufgenommen werden. Dabei werden Daten zu<br />

Gebäudestruktur wie Keller, Lage des Erdgeschosses über umgebenden Gelände bzw.<br />

Anzahl der Stockwerke oder Alter der Gebäude sowie Daten zur Gebäudenutzung<br />

(Wohnhaus, Mehrfamilienhaus, Gewerbe, sonstige Nutzung) erfasst und die<br />

Vermögenswerte und daraus resultierend das Schadenspotential objektspezifisch ermittelt.<br />

Der mesoskalige Ansatz bezieht sich auf Regionen und verwendet daher größere<br />

Flächeneinheiten als Ausgangsbasis, z.B. die „Flur“ mit einer Größenordnung von ca. 1 km 2<br />

(Schmidtke, 1995) oder Flächennutzungseinheiten (Flächen gleicher Nutzung größer 25 ha)<br />

aus dem CORINE-Datensatz. Der Corine-Land-Cover-Datensatz stellt die Landnutzung EUweit<br />

(bzw. teilweise auch darüber hinausgehend) auf der Basis von Satellitendaten im<br />

Arbeitsmaßstab von 1 : 100.000 dar und unterscheidet dabei 44 Bodennutzungsarten.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

37


In Österreich werden die Daten vom Umweltbundesamt verwaltet. Das für die Wertermittlung<br />

erforderliche Datenmaterial wird dabei aus vorhandenen Statistiken bezogen und nicht direkt<br />

erhoben.<br />

Der makroskalige Maßstab bezieht sich z.T. auf ganze Länder (z.B. Übersichtskarten der<br />

Überschwemmungsgefährdung und der möglichen Vermögensschäden am Rhein). Die<br />

Erfassung der Schäden erfolgt über die Wertermittlung einer administrativen Einheit, z.B.<br />

Gemeinde oder Landkreis (Otto, 2003).<br />

Dabei nimmt der Aufwand der Datenerhebung pro Flächeneinheit zwecks Praktikabilität vom<br />

mikro- zum makroskaligen Ansatz hin ab. Daraus folgt wiederum eine Abnahme der<br />

Genauigkeit der <strong>Schadenspotentialanalyse</strong> (Kiese et. al., 2001)<br />

In den analysierten Projekten zur Ermittlung eines potentiellen Hochwasserschadens wird<br />

meist folgende Vorgangsweise gewählt (Otto, 2003)<br />

1. Wertermittlung im Projektgebiet (Schadenspotential = maximal möglicher<br />

Vermögensschaden für Fall eine Worst-Case-Szenario)<br />

2. Schadensberechnung für die einzelnen Szenarien als Prozentsatz des<br />

Schadenspotentiales oder als Absolutwert<br />

Für das Schadenspotential liegen dabei recht unterschiedlich Definitionen vor: Oftmals wird<br />

es als „quantitativer oder qualitativer Wert der Gesamtheit aller Risikoelemente in einem<br />

gefährdeten Raum, die durch ein spezifisches Ereignis einen Schaden erleiden können“<br />

(Reese et.al., 2003) verstanden, oder auch als „maximal gefährdetes Vermögen und weitere<br />

wirtschaftliche Potentiale auf den Flächennutzungen“ (Murl, 2000)<br />

7.2. Grundsätze der Vorgangsweise in vorliegendem Projekt<br />

Trotz des vergleichsweise großen Projektgebiets bzw. der relativ hohen Gebäudezahl<br />

wurden Gebäude auf dem Niveau von Einzelobjekten erfasst und die verschiedenen<br />

Nutzungskategorien parzellenscharf digitalisiert. Damit wurde eine weit höhere Genauigkeit<br />

als in vergleichbaren Studien erzielt.<br />

Die Berechnung des Schadens erfolgt auf Grund der spezifischen Fragestellungen,<br />

insbesondere der Betrachtung des historischen Zeitraumes von über 130 Jahren, für die<br />

Einzelgebäude mittels Schadensfunktionen als absoluter monetärer Wert in Abhängigkeit<br />

vom Wasserstand ohne Ermittlung des Gesamtvermögens in den betroffenen Bereichen.<br />

Zur Dokumentation der Siedlungsentwicklung wird neben der Erfassung der Gebäude in den<br />

einzelnen Zeitschnitten auch die flächige Nutzung erfasst, diese aber vorläufig keiner<br />

monetären Schadensbewertung unterzogen.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

38


7.3. Mögliche Schadenskategorien<br />

Prinzipiell können im Rahmen von Bearbeitungen des Hochwasserschadenpotentials<br />

folgende Schadensarten unterteilt werden (Schmidtke, 1995):<br />

• Personenschäden<br />

• Vermögensschäden<br />

• Produktionsausfall<br />

• Schäden an Kulturgütern<br />

• Katastrophenschutzaufwand<br />

• ökologische Schäden<br />

Aus der Art der jeweiligen Schadenskategorien ergeben sich z.T. Schwierigkeiten bei ihrer<br />

monetären Erfassung. So sind Personenschäden (Tote, Verletzte, psychische Belastung)<br />

zwar eindeutig als schwerwiegendste Schadensart zu bezeichnen, eine monetäre<br />

Quantifizierung scheint jedoch nur bedingt möglich. Die Situation bei Schäden an<br />

Kulturgütern und auch bei ökologischen Schäden sieht ähnlich aus. Bei letzteren kommen<br />

zudem zum Teil erhebliche Folgekosten für die Sanierung hinzu, die aber aufgrund der<br />

schwer prognostizierbaren Einordnung und mangelnder Daten sicherlich nur schwer<br />

abschätzbar sind.<br />

Die Festlegung der zu erfassenden Schäden (Schadenskategorien) wird im Rahmen<br />

vorliegenden Projektes mit der historischen Bearbeitung im Zeitraum von 1870 bis 2001<br />

abgestimmt, da die Vergleichbarkeit der Daten gewährleistet werden muss. Es werden daher<br />

primär Vermögensschäden an Gebäuden (inkl. Inventar, Vorrat, etc.) erfasst. Darüber hinaus<br />

gehende, schwer quantifizierbare Schäden wie Bodenwertänderungen, Personenschäden,<br />

etc. (vergl. u.a. HW-Aktionsplan Werre) werden nicht dargestellt, da die historische<br />

Bearbeitung die Evaluierung erschwert bzw. unmöglich macht.<br />

Auch Schäden durch Erosion und damit zusammenhängende Schäden an HW-<br />

Schutzmaßnahmen, Brücken und sonstiger Infrastruktur (entlang der <strong>Traisen</strong> verlaufende<br />

Straßen, Bahnlinie und Hauptsammelkanal) werden nicht berücksichtigt, da ihr Auftreten und<br />

ihre Intensität kaum abschätzbar sind. Ihre Größenordnung wird aber im Rahmen der<br />

Analyse im Vergleich mit verfügbaren Hochwasserdokumentationen qualitativ diskutiert.<br />

Weiters wurde auf die Einbeziehung der flächenbezogenen Schäden der einzelnen<br />

Nutzungskategorien z.B. Acker, Wiese, etc. und die Schäden an Kraftfahrzeugen etc.<br />

verzichtet.<br />

Betriebsunterbrechungen werden nur für die individuell erfassten Industriebetriebe<br />

berücksichtigt.<br />

Die angeführten Schäden sind daher als Untergrenze anzusehen.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

39


7.4. Schadensermittlung anhand Gebäudekategorien<br />

7.4.1. Ermittlung der Gebäudenutzungskategorien<br />

Die bei den einzelnen Erhebungen der Statistik Austria (Gebäude- und Wohnungserhebung<br />

sowie Arbeitsstättenzählung) sowie der Wirtschaftskammer (Betriebsstätten nach<br />

Industriesektoren aus Mitgliederstatistik) unterschiedenen Gebäudenutzungskategorien<br />

wurden im Hinblick auf die zur Verfügung stehenden Schadensfunktionen aggregiert. Bei der<br />

Schadensermittlung wurden somit folgende Kategorien berücksichtigt:<br />

Wohngebäude (aus Gebäude- und Wohnungserhebung)<br />

� Wohngebäude mit 1 oder 2 Wohnungen<br />

� Wohngebäude mit 3 und mehr Wohnungen<br />

Anzahl der Betriebe (aus Arbeitsstättenzählung)<br />

� Anzahl der Betriebe Energie- und Wasserversorgung<br />

� Anzahl der Betriebe Bergbau, Steine- und Erdengewinnung<br />

� Anzahl der Betriebe Verarbeitendes Gewerbe, Industrie<br />

� Anzahl der Betriebe Bauwesen<br />

� Anzahl der Betriebe Handel, Lagerung<br />

� Anzahl der Betriebe Beherbergungs- und Gaststättenwesen<br />

� Anzahl der Betriebe Verkehr, Nachrichtenübermittlung<br />

� Anzahl der Betriebe Geld-, Kreditwesen, Privatversicherungen, Wirtschaftsdienste<br />

� Anzahl der Betriebe Persönliche, soziale u. öffentliche Dienste<br />

Anzahl der Betriebe Industrie (aus Daten Wirtschaftskammer; Bezirksebene):<br />

Bei den Wirtschaftsgebäuden „Verarbeitendes Gewerbe, Industrie“ erfolgte eine weitere<br />

Unterscheidung der Industriebetriebe für die Branchen:<br />

� Anzahl der Betriebe Eisen-/Metallverarbeitung<br />

� Anzahl der Betriebe Textil-/Lederverarbeitung<br />

� Anzahl der Betriebe Nahrungsmittelverarbeitung<br />

� Anzahl der Betriebe chemische Industrie<br />

� Anzahl der Betriebe Bau- und Baustoffe<br />

� Anzahl der Betriebe Gas- und Wasserversorgung<br />

� Anzahl der Betriebe Holz/Papier/Druck<br />

Neben den genannten Gebäudekategorien wurden für Wohngebäude noch Unterkategorien<br />

nach Baualter (vor/nach 1964) sowie Informationen zum Keller (ja/nein) unterschieden.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

40


Die Gebäudenutzungskategorien konnten für die Zeitschnitte 2000 und 1980 auf<br />

Zählsprengelniveau und damit vergleichsweise genau erhoben werden. Da die Zählsprengel<br />

eine Größenordnung von ca. 1000 – 2000 Einwohnern umfassen, hängt deren Größe von<br />

der Siedlungsstruktur ab. Dicht verbaute Sprengel weisen kleine Flächen auf, während nur<br />

locker bebaute Zählsprengel mit vorwiegend Einfamiliengebäuden relativ groß sind. Im<br />

Untersuchungsabschnitt St. Pölten liegen insgesamt 33 Zählsprengel, 11 davon allerdings<br />

nur teilweise im Untersuchungsabschnitt. Die Untersuchungsabschnitte Lilienfeld und<br />

Pottenbrunn verteilen sich auf jeweils 3 Zählsprengel, die ebenfalls teilweise über das<br />

Untersuchungsgebiet hinausreichen.<br />

Für die Zeitschnitte 1960 und 1870 wurden die Gebäudenutzungskategorien auf<br />

Gemeindeebene entsprechend der verfügbaren statistischen Daten erfasst.<br />

Für die Wirtschaftsgebäude erfolgte bei der Schadensermittlung eine Unterscheidung<br />

anhand der Branchen der Arbeitstättenzählung. Die Erhebungen 2001 und 1981 der Statistik<br />

Austria verwenden unterschiedliche Basiskategorien (Betriebssystematik 1968 bzw. ÖNACE<br />

1995), konnten jedoch für den Großteil der Branchen aggregiert werden. Lediglich bei den<br />

Sparten „Handel, Instandhaltung und Reparatur von KFZ u. Gebrauchsgütern“, „Persönliche,<br />

soziale u. öffentliche Dienste“ sowie „Kredit- und Versicherungswesen“ mussten geringe<br />

Ungenauigkeiten in Kauf genommen werden<br />

7.4.2. Verteilung der Gebäudenutzungskategorien<br />

7.4.2.1. Abschnitt St. Pölten<br />

Im Untersuchungsabschnitt St. Pölten ist der Anteil der Wohngebäude mit 1-2 Wohnungen<br />

bei den Erhebungen 1981 und 2001 relativ konstant (48,5 bzw. 48,1%). Dagegen sinkt der<br />

Anteil der Gebäude mit 3 und mehr Wohnungen von 31,3% auf 24,8 (2001). Diese Reduktion<br />

erfolgt zu Gunsten der Nichtwohngebäude (siehe Tab. 7.1.).<br />

In den drei Zählsprengeln des historischen Stadtkerns (Altstadt NO, NW und SW) sowie im<br />

„Kasernen- und Werkstättensprengel“ liegt der Anteil der Wirtschaftsgebäude im Jahr 2001<br />

bei mehr als 50%, wobei der Anteil in „Altstadt SW“ mit 69 % am höchsten ist.<br />

Im Gegensatz dazu dominieren in insgesamt 7 Zählsprengeln im Jahr 2001 Wohngebäude<br />

mit einem Anteil von über 90% deutlich. Davon befinden sich die beiden Zählsprengel<br />

„Handel-Mazettistraße“ und „<strong>Traisen</strong>ausiedlung“ zur Gänze im historischen HQ100-<br />

Überflutungsbereich der <strong>Traisen</strong>.<br />

Die Anzahl der Wirtschaftsgebäude lag 1981 bei 1507, 2001 bei 2177. Zum<br />

Erhebungszeitpunkt 1981 war der überwiegende Teil der Wirtschaftsgebäude den Branchen<br />

„Handel, Instandhaltung und Reparatur von KFZ u. Gebrauchsgütern“ zuzuordnen (32,19%<br />

im Jahr 1981; Tab. 7.2.) der sich bis 2001 etwas verringerte. (29,02% i. J. 2001).<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

41


Der Anteil der Betriebe im Bereich persönliche, soziale und öffentliche Dienste lag 1981 bei<br />

etwas über 20%, bis 2001 erhöhte sich der Anteil dieser Dienstleistungen auf 43,5 %. Eine<br />

größere Reduktion ist bei der Sachgütererzeugung festzustellen, dessen Anteil sich um 10 %<br />

reduzierte. Bei den Betrieben der restlichen Branchen hatten Bauwesen, Beherbergungs-<br />

/Gaststättenwesen, Verkehr/ Nachrichtenübermittlung sowie Kredit-/Versicherungswesen<br />

noch höhere Anteile.<br />

7.4.2.2. Abschnitt Pottenbrunn<br />

Im Untersuchungsabschnitt Pottenbrunn dominieren Wohngebäude im Siedlungsgebiet und<br />

nehmen einen deutlich höheren Anteil als in St. Pölten ein. Der Anteil der Gebäude mit 1-<br />

2 Wohnungen liegt mit ca. 80 % relativ konstant. Lediglich der Anteil der Gebäude mit 3 und<br />

mehr Wohnungen reduzierte sich etwas zugunsten der Nichtwohn-/Wirtschaftsgebäude. Die<br />

Gesamtzahl der Gebäude hat sich dabei in den 20 Jahren von 202 auf 372 fast verdoppelt<br />

(Tab. 7.1.).<br />

Die Gesamtanzahl der Wirtschaftsgebäude in Pottenbrunn betrug 1981 71 und steigerte sich<br />

bis 2001 auf 141. Stärkere Zuwächse erfolgten von 1981 bis 2001 in den Branchen<br />

„persönliche, soziale und öffentliche Dienste“ (von 15,56 auf 22,50; Tab. 7.2.), „Handel,<br />

Instandhaltung und Reparatur von KFZ u. Gebrauchsgütern“ (von 21,19 auf 28,17 %),<br />

Beherbergungs-/Gaststättenwesen (von 11,67 auf 14,53) sowie Bauwesen (von 2,22 auf<br />

6,38) . Dagegen reduzierte sich der relative Anteil v.a. in den Bereichen<br />

Verkehr/Nachrichtenübermittlung“, „Sachgüterzeugung“ sowie „Energie- und<br />

Wasserversorgung“.<br />

7.4.2.3. Abschnitt Lilienfeld<br />

In Lilienfeld stieg die Gesamtanzahl der Gebäude zwischen 1981 und 2001 in den<br />

untersuchten Zählsprengeln lediglich um 23 (von 663 auf 680 Gebäude; Tab. 7.1.). Stark<br />

gestiegen ist der Anteil der Ein-/Zweifamiliengebäude, während jener der Gebäude mit 3 und<br />

mehr Wohnungen geringfügig abnahm. Die größte Reduktion erfolgte im Bereich der<br />

Nichtwohn-/Wirtschaftsgebäude, die 1981 noch 28,8% ausmachen, im Jahr 2001 nur mehr<br />

19 %.<br />

Die Gesamtanzahl der Wirtschaftsgebäude reduzierte sich zwischen 1981 und 2001 von<br />

163 auf 155 Betriebe. Diese waren in beiden Erhebungen vorwiegend den „persönlichen,<br />

sozialen und öffentlichen Diensten“ zuzuordnen, wobei hier wie in den anderen beiden<br />

Untersuchungsabschnitten ein starkes Wachstum zu verzeichnen ist (Tab. 7.2.). Auch die<br />

Sachgüterproduktion hat im Jahr 2001 noch ein hohen Anteil, wenngleich dieser seit 1981 im<br />

Sinken ist.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

42


Daneben sind Betriebe der Sparten „Handel, Instandhaltung und Reparatur von KFZ u.<br />

Gebrauchsgütern“ sowie „Beherbergungs-/Gaststättenwesen“ in den Zählsprengeln des<br />

Untersuchungsabschnittes Lilienfeld mit größeren Anteilen vorzufinden.<br />

Tab. 7.1.: Verteilung der Gebäudenutzungen in den Zählsprengeln der Untersuchungsabschnitte<br />

Lilienfeld, St. Pölten und Pottenbrunn im Jahr 1981 und 2001 (Daten der Statistik Austria,<br />

2004)<br />

Einwohner<br />

(absolute<br />

Anzahl)<br />

Gebäude<br />

(absolute<br />

Anzahl)<br />

Wohngeb. mit<br />

1-2 Wohnungen in<br />

%<br />

Wohngeb. mit<br />

3 und mehr<br />

Wohnungen in %<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

Wirtschaftsgeb.<br />

in %<br />

Lilienfeld<br />

Erhebung 2001 2.524 680 65,1 15,9 19<br />

Erhebung 1981 2.589 663 52,9 18,3 28,8<br />

St. Pölten<br />

Erhebung 2001 35.474 7.459 48,5 24,8 26,7<br />

Erhebung 1981 38.943 6.133 48,1 31,3 20,5<br />

Pottenbrunn<br />

Erhebung 2001 682 372 79,4 5,7 14,9<br />

Erhebung 1981 686 202 80,6 7,6 11,8<br />

Tab.7.2.: Anteil der Arbeitsstätten in verschiedenen Branchen in den Zählsprengeln der<br />

Untersuchungsabschnitte Lilienfeld, St. Pölten und Pottenbrunn (Anteil jeweils an allen<br />

Arbeitsstätten; Gesamtzahl 1981: Daten der Statistik Austria).<br />

Bergbau, Gewinng.<br />

von Steinen und<br />

Erden<br />

Sachgütererzeugung<br />

Energie/<br />

Wasserversorgung<br />

Bauwesen<br />

Handel,<br />

Instandhaltung und<br />

Reparatur von KFZ u.<br />

Gebrauchsgütern<br />

Beherbergungs- und<br />

Gaststättenwesen<br />

Verkehr,<br />

Nachrichtenübermittlung<br />

Lilienfeld<br />

2001 0,00 18,20 0,47 3,29 15,46 11,48 3,29 3,76 44,10<br />

St. Pölten<br />

1981 0,00 24,07 0,53 1,85 19,48 11,18 3,70 6,22 32,97<br />

2001 0,07 6,91 0,37 4,96 29,02 6,72 3,79 4,66 43,5<br />

1981 0,07 16,68 0,88 5,95 32,19 6,79 5,63 10,19 21,61<br />

Pottenbrunn<br />

2001<br />

1981<br />

Kredit- und<br />

Versicherungswesen<br />

Persönliche, soziale u.<br />

öffentl. Dienste<br />

0,00 14,97 0,00 6,38 28,17 14,53 9,23 4,26 22,50<br />

1,39 23,69 4,76 2,22 21,19 11,67 14,80 4,72 15,56<br />

43


7.4.3. Einflussfaktoren für den Gebäudeschaden<br />

Der Schaden an Gebäuden selbst kann abhängig vom Hochwasserereignis von vielen<br />

Faktoren beeinflusst werden. Der Leitparameter für die Evaluation der Schadenserwartung<br />

ist der simulierte Überflutungswasserstand an den potenziell betroffenen Risikoelementen.<br />

Weitere Einflussfaktoren wie Überflutungsdauer, Wasserinhaltsstoffe, Vorwarnzeit oder<br />

Wassertemperatur können ebenfalls wesentlich zur Schadenshöhe beitragen, die z.B. bei<br />

hohen Fließgeschwindigkeiten (bei Wildbächen, etc.) sogar bis zu Totalschäden führen<br />

können.<br />

Weiters haben vergangene Überflutungsereignisse wiederholt gezeigt, dass<br />

Ölkontaminationen einen großen Anteil an der Gesamtschadenserwartung haben können<br />

(DEUTSCHE RÜCK, 1999; Schmidtke, 1995). So kann es an Gebäuden durch Ölschäden<br />

als Folge lecker Öltanks sowie entsprechende Umweltauswirkungen und Folgeschäden für<br />

die Sanierung zu einer Schadenserhöhung um den Faktor 2-3 kommen.<br />

Die Berücksichtigung möglichst vieler der genannten Einflussfaktoren in<br />

Schadenspotentialuntersuchungen wurde in Deutschland erstmals im Rahmen der Studie<br />

„Modellgebiet Wesermarsch“ in den Jahren 1987 –1990 (Schmidtke, 1990) durchgeführt.<br />

In weiteren Schadenspotentialsuntersuchungen zeigte sich, dass diese Vielzahl an<br />

Parametern und deren Einfluss auf die zu betrachtenden Vermögensbestandteile auf höchst<br />

unterschiedliche Weise und in komplexen Mechanismen wirksam werden können. Diese<br />

Wirkungsketten können aber kaum den einzelnen untersuchten Gebäuden und Flächen bzw.<br />

Flächennutzungen sachgerecht zugeordnet werden. Im Interesse der Allgemeingültigkeit und<br />

Akzeptanz der Ergebnisse sollte daher die Zahl der Annahmen, insbesondere auch über die<br />

Ereignisparameter, so klein wie möglich gehalten werden (Murl, 2003).<br />

Daher wird im Rahmen der vorliegenden Studie entsprechend des derzeitigen<br />

Wissensstandes auf den Wasserstand als einzigen unabhängigen Faktor in der<br />

Schadensberechnung zurückgegriffen (siehe auch unten).<br />

7.4.4. Schadensfunktionen für Gebäudekategorien<br />

Überschwemmungen führen in der Regel nicht zu einer vollständigen Zerstörung eines<br />

Gebäudes, sondern zu einer Schädigung in Abhängigkeit vom Wasserstand. Diese<br />

Beziehung lässt sich mit Hilfe sogenannter Schadensfunktionen darstellen, wobei die<br />

Funktionen einen mittleren Schaden angeben und die Streuung je nach Schadenskategorie<br />

unterschiedlich stark sein kann<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

44


Die Ermittlung von Schadensfunktionen für die einzelnen Gebäudekategorien erfolgte durch<br />

Adaptierung von publizierten Schadensfunktionen. Dazu wurde im April 2004 nach<br />

umfangreicher Literaturrecherche ein Workshop mit Prof. R. F. Schmidtke 1 , dem Experten im<br />

Fachgebiet Hochschadenserfassung und –bewertung in Mitteleuropa, durchgeführt und<br />

Schadensfunktionen für bestimmte Gebäudekategorien/Gewerbebranchen als absoluter<br />

Schaden in Abhängigkeit des Wasserstandes anhand der HOWAS-Datenbank und neueren<br />

Projekten zur Schadensermittlung für das Projektgebiet erarbeitet.<br />

Die HOWAS-Schadensdatenbank wird vom Bayerischen Landesamt für Wasserwirtschaft<br />

geführt und beinhaltet Ergebnisse aus abgelaufenen HW-Ereignissen, die<br />

einzelobjektbezogen (über 3000 Einzelobjekte) dargestellt werden.<br />

Auf die alternative Verwendung von Schadensfunktionen für bestimmte Gebäudekategorien<br />

als Prozentsatz des Gebäudewertes in Abhängigkeit des Wasserstandes wurde aufgrund der<br />

schlechten Übertragbarkeit auf die Verhältnisse im Projektgebiet auf Empfehlung von Prof.<br />

Schmidtke verzichtet.<br />

Die Gebäudekategorien/Gewerbebranchen wurden entsprechend den verfügbaren<br />

statistischen Daten zur Gebäudenutzung und dem Gebäudealter aus der Gebäude- und<br />

Wohnungserhebung sowie aus der Arbeitsstättenzählung der Statistik Austria unterschieden.<br />

Aus der Datenbank sind prinzipiell noch detailliertere Schadensfunktionen ableitbar, z.B. für<br />

Wohngebäude im Oberlauf, Ortslage ohne Vorwarnzeit, wobei auch die Nutzungsintensität<br />

als weiterer Parameter integriert werden kann. Auf Grund der zur Verfügung stehenden<br />

Datenlage (Projektgebiet, historischer Zeitraum) wird aber auf die unten angeführten<br />

Schadensfunktionen zurückgegriffen.<br />

Weiters wurde entsprechend Erkenntnissen früherer HW-Ereignisse generell eine<br />

Vorwarnzeit zwischen 6 und 12 Std. angenommen.<br />

Der Schaden selbst wird vielfach nach der Formel y = (a*t) + b*t 0,5 berechnet. Faktor a gibt<br />

einen Mindestschaden für jede Kategorie an. Auf Grund neuerer Erfahrungen bzw. der<br />

aktuellen Datenlage weist dieser insgesamt nur geringe Relevanz auf und wird daher nicht<br />

berücksichtigt. Dementsprechend wird in vorliegendem Projekt auf Empfehlung von Prof.<br />

R.F. Schmidtke folgende Formel angewendet:<br />

y = b*t 0,5<br />

t ist dabei die Wassertiefe in m über Geländeoberkante. b ist der für jede Gebäudekategorie<br />

spezifische Kennwert.<br />

1<br />

Dr. Ing. Reinhard F. Schmidtke: Bayerisches Landesamt für Wasserwirtschaft München. Abteilung<br />

Gewässerkundlicher Dienst. Autor zahlreicher Studien zum Thema „Hochwasserschadenspotentiale“.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

45


Dementsprechend ergeben sich für die einzelnen Gebäudekategorie folgende spezifische<br />

Kennwerte (b-Werte, siehe nachfolgende Tabellen):<br />

Ein- und Zweifamilienhäuser, Doppelhaushälften und Reihenhäuser<br />

Keller Erdgeschoss<br />

vor 1964 5 16<br />

nach 1964 12 26<br />

Mehrfamilienhäuser<br />

Keller Erdgeschoss<br />

vor 1964 6 11<br />

nach 1964 16 44<br />

Landwirtschaft -Wirtschaftsgebäude<br />

Keller Erdgeschoss<br />

LW-Wirtschaftsgebäude 1 5<br />

Maschinen 1 4<br />

Gebäude<br />

Trocknung<br />

für Lagerung +<br />

2 4<br />

Ställe 2 4<br />

Gewächshäuser 1 11<br />

Geschäfts-/Bürogebäude (Dienstleistungsbereich)<br />

Keller Erdgeschoss<br />

Geschäfts-/Bürogebäude allgemein 21 54<br />

Einzelhandel 16 60<br />

Gastgewerbe 6 16<br />

Geld-Kreditwesen, Versicherung 25<br />

Werkstätten, Fabrik, Lagerhalle<br />

allgemein (außer Großgewerbe)<br />

Werkstätten, Fabrik, Lagerhalle<br />

Keller Erdgeschoss<br />

10 54<br />

Metallerzeugung, -bearbeitung 3 21<br />

Holz, Papier, Druck 14 35<br />

Nahrungsmittel 6 13<br />

Leder, Textil, Bekleidung 17<br />

Chemie (WSP 0,85 m über GOK) Mittl Schaden: 95.000 Euro<br />

Baugewerbe 10 22<br />

Öffentliche Gebäude<br />

Keller Erdgeschoss<br />

Öffentliche Gebäude allgemein 33 49<br />

Bildung und Kultur 44 51<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

46


Gartenhäuser<br />

Schadenswert pro m 2 : 10 Euro<br />

Die potentiellen Schäden an den Gartenhäusern wurden bei der vorliegenden<br />

Schadensberechnung nicht eingerechnet.<br />

7.4.5. Ermittlung der kumulierten Schadensfunktionen<br />

Die spezifischen Schadensfunktionen für die einzelnen Gebäudekategorien wurden anhand<br />

der statistischen Daten zu den Gebäudenutzungskategorien zu kumulierten<br />

Schadensfunktionen zusammengefügt.<br />

Basis für die Zeitschnitte 2000 und 1980 bildete dabei die relative Häufigkeit der jeweiligen<br />

Gebäudenutzungskategorie auf Zählsprengelebene (Daten der Statistik Austria (Gebäudeund<br />

Arbeitsstättenzählung) sowie Daten der Wirtschaftskammer), wobei diese teilweise in<br />

Teilzählsprengel mit jeweils homogener Gebäudenutzung unterteilt wurden.<br />

Jedem Gebäude in einem Zählsprengel wurde somit entsprechend dem Anteil an Gebäuden<br />

in den einzelnen Kategorien eine daraus gewichtete Schadensfunktion zugewiesen.<br />

Teilzählsprengel erhielten auf Grund ihrer homogenen Nutzung mit z.B. Gebäudenutzung<br />

„Ein- und Zweifamilienhäuser, Doppelhaushälften und Reihenhäuser“ eine nur aus diesen<br />

spezifischen Schadensfunktionen gewichtete Schadensfunktion (in diesem Fall nur<br />

differenziert nach dem Baualter). Bei Ausweisung von einem oder mehreren Teilzählsprengel<br />

wurde der restliche Teil des Zählsprengels um diesen ausgewiesenen Gebäudebestand<br />

reduziert und diesem in weiterer Folge eine entsprechend bereinigte Verteilung an<br />

Gebäudekategorien mit entsprechend gewichteter Schadensfunktion zugewiesen.<br />

Für die Zeitschnitte 1960 und 1870 erfolgte die Ermittlung auf analoge Art. Es standen<br />

jedoch nur statistische Daten auf Gemeindeebene zur Verfügung. Für 1930 ist aufgrund des<br />

Fehlens von Daten zu den Gebäudekategorien eine Ermittlung des Schadens nicht möglich.<br />

7.4.6. Berechnung des potentiellen Schadens<br />

Die monetäre Schadensberechnung erfolgte mittels genannter kumulierter<br />

Schadensfunktionen, die mit den Überflutungsflächen der einzelnen HW-Szenarien (HQ100<br />

und HQ300 jeweils historisch und aktuell) verschnitten wurden.<br />

Die Überflutungsflächen wurden durch Verschneidung der Wasserspiegelhöhen mit dem<br />

Geländemodell ermittelt. Dadurch konnten auch die Überflutungstiefen für jeden Punkt<br />

(berechnet im 10 m Raster) bestimmt und mit dem jeweiligen Gebäudeschwerpunkt<br />

verschnitten werden.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

47


Die daraus resultierenden Überflutungswasserstände gehen als Faktor x in die jedem<br />

Gebäude zugewiesene gewichtete Schadensfunktion ein und resultieren in dem individuellen<br />

Schaden an einem Gebäude. Die Summer aller individuellen Gebäudeschäden ergibt den zu<br />

erwartenden Gesamtschaden für jeden Untersuchungsabschnitt und jedes HW-Szenario.<br />

Die Gesamtschäden wurden für die 4 Zeitschnitte 1870, 1960, 1980 und 2000 errechnet.<br />

7.4.7. Wertanpassung in den einzelnen Zeitschnitten<br />

Im vorliegenden Projekt erfolgte die Berechnung des potentiellen Schadens mit<br />

Schadensfunktionen, wobei die b-Werte anhand von tatsächlichen absoluten Schäden<br />

ermittelt wurden. Daten über tatsächliche historische Hochwasserschäden liegen im<br />

Gegensatz dazu nicht vor, weshalb bei der historischen Schadensermittlung ebenfalls die<br />

aktuellen Werte der Schadensfunktionen eingesetzt wurden.<br />

Über die unterschiedlichen Schadensfunktionen für vor und nach 1964 errichtete Gebäude<br />

flossen Daten über unterschiedliche Gebäudealter ein (s. Kap. 7.4.4., unterschiedliche<br />

Schadensfunktionen für vor 1964 und nach 1964 errichtete Gebäude).<br />

Weitgehend unberücksichtigt blieb jedoch die Nutzungsintensivierung der Gebäude z.B.<br />

durch bessere und mehr technische Ausstattung. So hat sich z.B. der Anteil von<br />

Waschmaschinen in Österreich von 12% im Jahr 1960 auf 72% im Jahr 1980 erhöht, der<br />

Anteil von Fernsehapparaten oder Kühlschränken in noch stärkerem Ausmaß. Auch im<br />

Hinblick auf die Heizungsart lag z.B. in St. Pölten der Anteil der Gebäude mit Zentralheizung<br />

im Jahr 2000 bei 67 % (inkl. Gebäude mit Anschluss an Blockheizung, Fernwärme bei mehr<br />

als 80%). Schadensanalysen haben jedoch deutlich gezeigt, dass Ausstattung und<br />

Heizungsanlagen einen hohen Teil des Schadens ausmachen.<br />

Da keine tatsächlichen historischen Schadensfunktionen vorliegen, wurde auch auf einen<br />

Vergleich mit volkswirtschaftlichen Kennzahlen verzichtet (z.B. Inflationsraten/<br />

Verbraucherpreisindex, Vergleich des durchschnittlichen Schadens für einzelne Gebäude mit<br />

dem Durchschnittseinkommen, etc.).<br />

Im Rahmen des Projektes wurden darüber hinaus Informationen über den tatsächlichen<br />

historischen Neuwert der unterschiedenen Gebäudekategorien sowie über deren<br />

Ausstattung und den Wert derselben für alle Zeitschnitte gesammelt, um den historischen<br />

Schaden eventuell anhand des Prozentanteils des Schadens am Gesamtwert zu ermitteln.<br />

Es zeigte sich dabei allerdings, dass die zur Verfügung stehenden Daten zu lückenhaft sind,<br />

um die historischen Zeitschnitte zu bearbeiten: Während für die Baukosten z.B. eine<br />

Rückrechnung mit Hilfe des Baukostenindexes für die Zeitschnitte 1961 und 1981 möglich<br />

wäre, müssten für die Zeitschnitte 1870 und 1930 diese Kosten erst ermittelt werden.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

48


Im Fall der Ausstattung gestaltet sich die Datenerhebungen noch aufwändiger. Nötig wären<br />

v.a. Erhebungen der Heizungsart und der technische Geräte (durchschnittlicher Anteil der<br />

Wohnungen mit Kühlschränken, Waschmaschinen, Fernsehapparaten, Kochgeräte sowie<br />

Computer .....). Vor dem Hintergrund der Entscheidung für die Verwendung von absoluten<br />

Schadensfunktionen wurde auf eine weitere Erhebung und Zusammenstellung der Daten<br />

daher verzichtet.<br />

7.5. Schadensermittlung Industrie und Großgewerbe<br />

7.5.1. Vorbemerkungen<br />

Wie die bisherigen ex-post Analysen von Hochwasserschäden sowie deren Bilanzierungen<br />

ergaben, ist der Anteil von Schäden im Bereich Industrie und Großgewerbe in Relation zu<br />

den Schäden im Bereich Haushalt und Kleingewerbe vielfach deutlich höher. Zum Teil ist die<br />

Begründung darin zu sehen, dass exakte Schadenssummen nur seitens der Versicherungen<br />

erhältlich sind. Hier wiederum muss aber angemerkt werden, dass viele private Haushalte<br />

und Kleingewerbebetriebe, nicht zuletzt aufgrund der derzeitigen ungünstigen Konditionen<br />

gegen Hochwasser nicht oder nur unzureichend versichert sind. In der Auszahlungssumme<br />

der Versicherungen überwiegen daher eindeutig die industriellen und gewerblichen Bereiche.<br />

Zum Vergleich der Entwicklung sowohl der Bausubstanz im hochwassergefährdeten Gebiet<br />

wie auch der realen und potentiellen Schäden kommt daher der Erfassung des Bereiches<br />

"Industrie" ein besonderes Gewicht zu.<br />

7.5.2. Methodik<br />

Die zur Erfassung vorgesehenen Betriebe wurde im Rahmen einer Internetrecherche sowie<br />

einer persönlichen Nachfrage, zur Kontrolle des gefundenen Ergebnisses, in den jeweiligen<br />

Gemeinden ausgewählt. Die Internetrecherche erfolgte dabei auf folgenden Homepages:<br />

• St.Pölten.gv.at/Wirtschaftsführer: Firmensuche A – Z, Liste der Industriebetriebe in<br />

St. Pölten bzw. Treib-/Brennstoffgroßhandelsunternehmen<br />

• WKO-Homepage: Abfrage Bezirk St. Pölten / Ortschaft St. Pölten – Branche Industrie<br />

und Abfrage Bezirk Lilienfeld /Ortschaft Lilienfeld – Branche Industrie und Handel<br />

Anhand der Adressen der Firmen wurden jene Standorte ausgewählt, die sich im potentiellen<br />

Überflutungsgebiet befinden. Unterschiedliche Standorte des gleichen Betriebes wurden für<br />

die Erfassung in einem Betrieb zusammengefasst.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

49


Basierend auf den wesentlichen Zielen<br />

• Erfassung der baulichen und räumlichen Entwicklung des Standortes<br />

• Erfassung der aktuellen Ausstattung<br />

• Erfassung realer Schäden der Vergangenheit<br />

• Erfassung potentieller Schäden<br />

• Erfassung des Problembewusstseins<br />

sowie zur Sicherstellung der Vergleichbarkeit der Befragungsergebnisse wurde ein<br />

einheitlicher Fragebogen erarbeitet.<br />

Vergleichbare Befragungen haben gezeigt, dass die Rücklaufquote eines ausgesandten<br />

Fragebogens ohne weitere begleitende bzw. unterstützende Maßnahmen nur unzureichend<br />

ist. Nicht zuletzt aufgrund der eher geringe Zahl an betroffenen Betrieben wurde daher<br />

beschlossen, im Sinne einer möglichst kompletten Erfassung folgende Vorgangsweise zu<br />

wählen:<br />

1) Briefliche Vorinformation<br />

2) Erfassung des Verantwortlichen im Betrieb<br />

3) Persönlicher Besuch mit geleiteter Beantwortung des Fragebogens<br />

Seitens des Lebensministeriums wurde ein entsprechender Informationsbrief an die Betriebe<br />

unterzeichnet, in dem bereits die wesentlichen Ziele der kommenden Befragung mitgeteilt<br />

wurden, die persönliche Kontaktaufnahme durch einen namentlich genannten Team-<br />

Mitarbeiter angekündigt und um die Mitarbeit ersucht wurde.<br />

Im weiteren Ablauf erfolgte die persönliche Kontaktaufnahme, die Terminisierung eines<br />

Besuches sowie die persönliche Befragung anhand des vorbereiteten Fragebogens vor Ort.<br />

Die Auswertung der Fragebögen erfolgte ausschließlich durch jene Teammitglieder, die den<br />

Fragebogen entworfen und die persönliche Befragung durchgeführt hatten, sodass die<br />

Einheitlichkeit und damit letztlich gute Vergleichbarkeit der Ergebnisse und Auswertungen<br />

gewährleistet werden konnte.<br />

7.5.3. Ergebnisse<br />

Von 16 ausgewählten Betrieben haben 13 ihre Bereitschaft bekundet, an der Befragung<br />

teilzunehmen. Die Begründungen für die Ablehnung der Teilnahme an der Befragung war in<br />

2 Fällen nachvollziehbar (Umzug in ein nicht Hochwasser gefährdetes Gebäude 2002 bzw.<br />

techn. Büro im Obergeschoß). Nur in einem Fall wurde die Teilnahme mit der "Anzweiflung<br />

der Sinnhaftigkeit" der Untersuchungen abgelehnt.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

50


Seitens der verbleibenden 13 Betriebe wurde der Fragebogen ausgefüllt bzw. die Antworten<br />

im persönlichen Interview gegeben. Ergänzende Information wurden per Post, Fax bzw. e-<br />

Mail nachgereicht. Durch diesen hohe Rücklaufquote konnten die zu erwartenden Schäden<br />

bei den Großbetrieben sehr gut abgedeckt werden.<br />

Auf Datenschutzgründen erfolgte eine anonymisierte Auswertung der Fragebögen. Auf eine<br />

detaillierte tabellarische Auflistung wird daher verzichtet.<br />

Zusammenfassend lässt sich anhand der Befragungen folgendes erkennen:<br />

• Die Standorte wurden zum Zeitpunkt der Ansiedlung bewusst gewählt.<br />

• Das Risiko einer allfälligen Überflutung ist bekannt.<br />

• Die realen Schäden weisen hohe Streuung auf und erreichen hohe Absolutwerte.<br />

• Der Produktionsausfall im Hochwasserfall kann bedeutenden Anteil am<br />

Gesamtschaden einnehmen (bis zu 25% des Gesamtschadens).<br />

• Aktive Maßnahmen im Sinne des lokalen Hochwasserschutzes für den Betrieb<br />

werden nach tatsächlichen Hochwasserschäden gesetzt.<br />

Deutlich erkennbar ist aber auch, dass als mögliches "Hochwasser" im wesentlichen nur<br />

tatsächlich stattgefundene Ereignisse mit ihren bekannten Überflutungshöhen angesehen<br />

werden. Die Möglichkeit des Auftretens eines weitaus größeren Ereignisses ist im<br />

allgemeinen Bewusstsein nicht bzw. nur unzureichend vorhanden.<br />

Für die Festlegung einer aussagekräftigen bzw. statistisch abgesicherten Schadensfunktion<br />

ist die Zahl der erhobenen Schadensfälle zu gering. Auf Grund der hohen zu erwartenden<br />

und auch dokumentierten Streuung der Schäden sind jedenfalls individuelle Erhebungen bei<br />

Großbetrieben erforderlich.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

51


7.5.4. Schäden der Betriebe bei den spezifischen HW-Ereignissen<br />

Aus der Auswertung der Fragebögen wurden die zu erwartenden Schäden erhoben. Da aus<br />

Datenschutzgründen eine anonymisierte Darstellung erfolgen musste, sind die<br />

Einzelschäden für die jeweiligen Abschnitt zusammengefasst.<br />

Dabei zeigen die zu erwartenden Schäden der erfassten Großbetriebe eine große Streuung<br />

zwischen den einzelnen Abschnitten und den erfassten spezifischen HW-Ereignissen.<br />

In allen Bereichen weist die aktuelle Situation für ein HQ100-Ereignis einen nahezu<br />

ausreichenden HW-Schutz für die Großindustrie auf. Nur in Pottenbrunn treten<br />

vergleichsweise kleine Schäden (25.000 €, v.a. bedingt durch Reinigungskosten infolge<br />

Verschlammung beim HW 1997) auf (vgl. Tab.7.7.)<br />

Tab.7.7.: Zu erwartende Schäden der Großbetriebe in den 3 Abschnitten im Jahr 2000.<br />

St. Pölten Pottenbrunn Lilienfeld<br />

HQ100 aktuell € 0 € 25.000 € 0<br />

HQ300 aktuell € 1.400.000 € 4.000.000 € 12.000.000<br />

HQ300 St. Pölten mit Dammbruch € 5.800.000<br />

In St. Pölten ist dagegen seit Ende der 80er Jahre ein ausreichender HW-Schutz für das<br />

gesamte Stadtgebiet und damit auch die Großbetriebe gegeben. In Lilienfeld wiederum<br />

führten entsprechende bauliche Adaptierungen der Großindustrie nach einem HQ200-<br />

Ereignis im Jahr 1997 mit hohen Schäden sowie die beginnende Umsetzung<br />

wasserbaulicher HW-Schutzmaßnahmen zu einem ausreichenden HW100-Schutz für die<br />

Großindustrie.<br />

Bei einem HQ300-Ereignis steigen in allen Bereichen die potentiellen Schäden stark an.<br />

Insbesondere in Lilienfeld ist von einem hohen Schaden (12 Mio. €) auszugehen. In<br />

Pottenbrunn kommt es ebenfalls zu großflächigen Überflutungen, wobei das linksufrig der<br />

<strong>Traisen</strong> liegende Industriegebiet an der Schnellstraße S33 überschwemmt wird. Hier ist ein<br />

Schaden von 4 Mio. € zu erwarten. In St. Pölten liegt der Schaden bei HQ300 deutlich<br />

niedriger (1,4 Mio. €). Bei einem durchaus realistischen Katastrophenszenario (HQ300 mit<br />

Dammbruch) würde es aber zu einem deutlichen Anstieg des Schadens auf 5,8 Mio. €<br />

kommen. Dieser Schaden liegt jedoch im Fall St. Pölten immer noch wesentlich unter jenem<br />

bei einem HQ300 ohne Hochwasserschutzmaßnahmen (vgl. Kap. 7.6.2 und 8.1.2).<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

52


7.6. Ergebnisse der Schadensanalyse<br />

In der nachfolgenden Schadensanalyse werden die zu erwartenden Schäden bei<br />

unterschiedlichen Hochwasser-Szenarien in den 3 Abschnitten dargestellt und diskutiert.<br />

Dabei erfolgt zuerst ein Vergleich der Gesamtschäden (als Summe der Schäden in<br />

Siedlungsgebiet und Industrie) in den drei Abschnitten für den aktuellen Zustand. Danach<br />

wird die zeitliche Entwicklung in den einzelnen Abschnitten anhand des potentiellen<br />

Schadens für das Siedlungsgebiet (Wohnen und Gewerbe) erläutert und diese anschließend<br />

miteinander verglichen.<br />

7.6.1. Vergleich der potentiellen Schäden in den 3 Bereichen im Jahr 2000<br />

€ 30.000.000<br />

€ 25.000.000<br />

€ 20.000.000<br />

€ 15.000.000<br />

€ 10.000.000<br />

€ 5.000.000<br />

€ 0<br />

Großindustrie<br />

Siedlungsgebiet<br />

Großindustrie € 0 € 25.000 € 0<br />

Siedlungsgebiet € 0 € 3.680.645 € 3.020.665<br />

Abb.7.1.: Zu erwartender Schaden (Siedlungsgebiet und Großindustrie) in den 3 Bereichen bei<br />

HQ100 im Jahr 2000.<br />

€ 40.000.000<br />

€ 35.000.000<br />

€ 30.000.000<br />

€ 25.000.000<br />

€ 20.000.000<br />

€ 15.000.000<br />

€ 10.000.000<br />

€ 5.000.000<br />

€ 0<br />

St. Pölten Pottenbrunn Lilienfeld<br />

Großindustrie<br />

Siedlungsgebiet<br />

St. Pölten Pottenbrunn Lilienfeld<br />

Großindustrie € 5.800.000 € 4.000.000 € 12.000.000<br />

Siedlungsgebiet € 31.672.119 € 4.858.323 € 5.220.148<br />

Abb.7.2.: Zu erwartender Schaden (Siedlungsgebiet und Großindustrie) in den 3 Bereichen bei HQ300<br />

im Jahr 2000<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

53


Auf Grund der Sicherstellung eines ausreichenden Hochwasserschutzes ist in St. Pölten im<br />

aktuellen Zustand (2000) bei einem HQ100 Ereignis kein Schaden im Siedlungsgebiet und<br />

bei der Industrie zu erwarten.<br />

In Pottenbrunn und Lilienfeld dagegen ist unter den gewählten HQ100-Szenarien (siehe<br />

Kap. 4, Hydraulik) im aktuellen Zustand jeweils mit potentiellen Schäden zu rechnen, wobei<br />

die Schäden in den Siedlungsgebieten (Wohngebäude und Gewerbebetriebe) mit 3,7 Mio. €<br />

(Pottenbrunn) bzw. 3 Mio. € (Lilienfeld) annähernd gleiche Größenordnung aufweisen.<br />

Der Anteil der Industrie an den Gesamtschäden bei HQ100 ist dabei insgesamt sehr gering.<br />

So weisen derzeit bei gegebenen HQ100-Szenario St. Pölten und Lilienfeld überhaupt<br />

keinen Schaden der Industrie bzw. Pottenbrunn nur sehr geringen Schaden (25.000 €) auf.<br />

In Lilienfeld führten große Schäden in der Höhe von 12 Mio. € bei einem HQ200 im Jahr<br />

1997 zu entsprechenden baulichen Adaptierungen, die im derzeitigen Zustand einen<br />

ausreichenden HQ100-Schutz des Großbetriebes (max. kurzer Betriebsstillstand)<br />

gewährleisten.<br />

Bei einem HQ300 Ereignis steigen in allen drei Bereichen die zu erwartenden Schäden<br />

deutlich an. Der Anstieg ist im Bereich St. Pölten mit 37,5 Mio. € bei einem HQ300-<br />

Katastrophen-Ereignis (realistisches Szenario mit Dammbruch) gegenüber einem Null-<br />

Schaden bei einem HQ100 am stärksten. Die Industrie weist dabei mit 5,8 Mio. € einen<br />

relativ geringen Anteil auf.<br />

Wesentlich dabei ist, dass die Sicherstellung des HQ100-Schutz im Fallbeispiel St. Pölten<br />

auch zu einer deutlichen Verringerung des HQ300-Schadens führt (siehe nachfolgende<br />

Kapitel).<br />

In Lilienfeld kommt es ebenfalls zu einem starken Anstieg der Schäden von 3,0 Mio. € auf<br />

17,2 Mio. €, der zu einem Großteil aus hohen Schaden der Großindustrie resultiert<br />

(12 Mio. €). Zum anderen kommt es auch zu einem starkem Anstieg der Schäden im<br />

Siedlungsgebiet (von 3 auf 5,2 Mio. €). In Pottenbrunn dagegen steigt der Schaden im<br />

vergleichsweise geringen Umfang an und liegt bei in Summe 8,9 Mio. €. Dabei liegen die<br />

Schadenswerte im Siedlungsgebiet (Wohnen und Gewerbe, 4,9 Mio. €) knapp über jenen<br />

der Großindustrie (4 Mio. €).<br />

Der mittlere Schaden pro Gebäude im Siedlungsgebiet (Wohnen und Gewerbe) bei HQ300<br />

erreicht in Lilienfeld mit € 34.119 den höchsten Wert, in St. Pölten liegt dieser bei € 28.565,<br />

in Pottenbrunn bei € 25.842.<br />

Bei HQ100 sind die mittleren Schäden ebenfalls in Lilienfeld mit 28.497 € am höchsten,<br />

allerdings ca. 20% geringer als bei HQ300. In Pottenbrunn erreicht der mittlere<br />

Gebäudeschaden 25.560 € und entspricht damit praktisch jenem bei HQ300. In St. Pölten<br />

tritt hingegen bei HQ100 kein Schaden auf.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

54


In Pottenbrunn und St. Pölten sind die alten Stadtkerne auch bei größeren<br />

Hochwasserereignissen weitgehend überschwemmungsfrei (Ausnahme bildet der<br />

Teilbereich Wasserburg der Gemeinde Pottenbrunn). Im engen Talraum um Lilienfeld<br />

dagegen war die Siedlungsentwicklung weitgehend auf den Talboden beschränkt und damit<br />

immer mit hohem Schaden verbunden (siehe Kap. 6.3).<br />

Tab.7.8.: Mittlerer Überflutungswasserstand der betroffenen Gebäude (am Gebäudeschwerpunkt) in<br />

den 3 Teilbereichen bei aktuellen HW-Szenarien.<br />

HQ100 HQ300<br />

St. Pölten 0 0,73<br />

Pottenbrunn 0,49 0,48<br />

Lilienfeld 0,49 0,74<br />

Bei einem HQ100-Ereignis ist St. Pölten derzeit überflutungsfrei, während die betroffenen<br />

Gebäude in Lilienfeld und Pottenbrunn den selben mittleren Überflutungswasserstand von<br />

0,49 cm aufweisen. Bei HQ300 bleibt in Pottenbrunn diese mittlere Wassertiefe im Vergleich<br />

zu HQ100 praktisch konstant. Dies ist darauf zurückzuführen, dass in dem bei HQ300<br />

zusätzlich überfluteten Gebiet nur geringe Wassertiefen vorliegen und somit der höhere<br />

Wasserstand bei den schon bei HQ100 überfluteten Gebäuden ausgeglichen wird. In<br />

Lilienfeld steigt sie hingegen bedingt durch den engeren Abflussraum deutlich auf 0,74 cm.<br />

In St. Pölten weist der mittlere Überflutungswasserstand bei HQ300 trotz des breiteren<br />

Talbodens eine ähnlich Höhe wie jener in Lilienfeld auf.<br />

Dabei zeigt sich der Einfluss von baulichen Maßnahmen im Abflussraum auch in einer<br />

Veränderung der Wasserstände. Ohne Ausbau des HW-Schutzes in St. Pölten würden die<br />

mittleren Wasserstände mit 0,82 cm (HQ300) hier den höchsten Wert erreichen. In<br />

Pottenbrunn hingegen kommt es durch den negativen Einfluss eines großen Querdammes<br />

(S33-Trasse) auf den Hochwasser-Abfluss zu einem Anstieg des mittleren Wasserstandes<br />

im HQ100-Szenario von 0,35 cm auf 0,49 cm.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

55


7.6.2. Historische Entwicklung des potentiellen Schadens in Lilienfeld<br />

Gebäudeanzahl<br />

Abb.7.6.: Zu erwartender Schaden (Siedlungsgebiet) und betroffene Gebäude in Lilienfeld bei HQ100-<br />

Szenario in den Jahren 1870, 1960, 1980 und 2000.<br />

Gebäudeanzahl<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

€ 353.722<br />

betroffene Gebäude<br />

Schaden<br />

€ 1.951.202<br />

€ 2.941.334<br />

€ 3.020.665<br />

1870 1960 1980 2000<br />

betroffene Gebäude<br />

Schaden<br />

€ 838.139<br />

€ 3.509.950<br />

€ 5.330.342<br />

€ 5.220.148<br />

1870 1960 1980 2000<br />

€ 6.000.000<br />

€ 4.000.000<br />

€ 2.000.000<br />

Abb.7.7.: Zu erwartender Schaden (Siedlungsgebiet) und betroffene Gebäude in Lilienfeld bei HQ300-<br />

Szenario in den Jahren 1870, 1960, 1980 und 2000.<br />

Im Bereich Lilienfeld weist die Betrachtung der historischen Siedlungs- bzw.<br />

Schadensentwicklung schon im frühesten Zeitschnitt (1870) einen hohen potentiellen<br />

Schaden auf. In Lilienfeld sind 1870 trotz einer deutlich geringeren Gesamtgebäudezahl im<br />

Projektgebiet als in St. Pölten deutlich mehr Gebäude vom Hochwasser betroffen. Damit liegt<br />

auch der zu erwartende Schaden doppelt (HQ100) bzw. viermal (HQ300) so hoch. Dieser<br />

hohe zu erwartende Schaden ist im Zusammenhang mit der Lage im engen Talraum und<br />

damit eingeschränkter Siedlungsentwicklung über die potentiellen Überflutungsflächen<br />

hinaus zu sehen. Insgesamt sind je nach HW-Szenario und Zeitschnitt zwischen 20 und 50%<br />

aller Gebäude in Lilienfeld von Überflutungen betroffen.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

€ 0<br />

€ 6.000.000<br />

€ 4.000.000<br />

€ 2.000.000<br />

€ 0<br />

Schaden<br />

Schaden<br />

56


Bis 1960 steigt sowohl die Zahl der Gebäude als auch der Schaden bei HQ100 und HQ300<br />

deutlich an. Ab 1960 kommt es zu keinem Gebäudezuwachs mehr. Die<br />

Siedlungsentwicklung kann in den Überflutungsräumen schon mit 1960, die im gesamten<br />

Projektgebiet mit 1980 als abgeschlossen bezeichnet werden (vgl. Kap. 5). Bis 1980 steigt<br />

der Schaden aber noch um 50% im Vergleich zu 1960 an. Durch die beginnende<br />

schutzwasserwirtschaftliche Regulierung bleibt der potentielle Schaden von 1980 auf 2000<br />

gleich (HQ100) bzw. geht sogar leicht zurück (HQ300). 2000 beträgt der potentielle Schaden<br />

in Lilienfeld 3,0 Mio. € bei HQ100 bzw. 5,2 Mio. € bei einem HQ300.<br />

7.6.3. Historische Entwicklung des potentiellen Schadens in St. Pölten<br />

Abb.7.3.: Zu erwartender Schaden (Siedlungsgebiet) und betroffene Gebäude in St. Pölten bei<br />

HQ100-Szenario in den Jahren 1870, 1960, 1980 und 2000<br />

Gebäudeanzahl<br />

Gebäudeanzahl<br />

1500<br />

1200<br />

1.500<br />

1.200<br />

900<br />

600<br />

300<br />

0<br />

900<br />

600<br />

300<br />

0<br />

€ 194.024<br />

betroffene Gebäude<br />

Schaden<br />

€ 115.883<br />

betroffene Gebäude<br />

Schaden<br />

€ 14.791.200<br />

€ 17.491.254<br />

€ 28.002.180<br />

€ 32.927.128<br />

€ 31.788.657<br />

1870 1960 1980 2000<br />

€ 31.672.119<br />

1870 1960 1980 2000<br />

€ 45.000.000<br />

€ 36.000.000<br />

€ 27.000.000<br />

€ 18.000.000<br />

€ 9.000.000<br />

€ 45.000.000<br />

€ 36.000.000<br />

€ 27.000.000<br />

€ 18.000.000<br />

€ 9.000.000<br />

Abb.7.4.: Zu erwartender Schaden (Siedlungsgebiet) und betroffene Gebäude in St. Pölten bei<br />

HQ300-Szenario in den Jahren 1870, 1960, 1980 und 2000 (2000 mit Schwankungsbreite<br />

mit/ohne Dammbruch).<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

€ 0<br />

€ 0<br />

Schaden<br />

Schaden<br />

57


In St. Pölten nimmt der zu erwartende Schaden im Siedlungsgebiet beginnend mit 1870 bis<br />

1980 in Abhängigkeit von der intensiven Siedlungstätigkeit stetig zu. Während 1870 erst<br />

8 Gebäude im HQ100-Abflussraum liegen, steigt die Zahl der von Überflutung betroffenen<br />

Gebäude (HQ100) bis 1930 auf 183 (in oberen Abb. nicht dargestellt). In der Phase von<br />

1930 bis 1960 kommt es dann zu einem massiven Anstieg auf 750 Gebäude.<br />

Mit einer weiteren Zunahme der betroffenen Gebäude von 1960 bis 1980 kommt es auch zu<br />

einer Verdopplung des zu erwartenden Schaden in diesem Zeitraum, der 1980 vor<br />

Errichtung des HW-Schutzes Ende der 80er Jahre bei 28 Mio. € (HQ100) bzw. 32,9 Mio. €<br />

(HQ300) liegt.<br />

Dieser kontinuierliche Anstieg des Schadens resultiert aus einer sukzessiven<br />

Siedlungsverdichtung der potentiellen HQ100-Überflutungsräume, die seit 1960 einen<br />

höheren Gebäudezuwachs als die außerhalb liegenden Siedlungsbereiche aufweisen. Der<br />

mittlere Schaden bei HQ100 stieg dabei seit 1960 von 21.040 € deutlich auf 31.893 € im Jahr<br />

1980 an. Mit dem Ausbau des HW-Schutzes wird nicht nur der zu erwartende Schaden (und<br />

damit der mittlere Schaden) bei einem HQ100-Ereignis auf Null reduziert, sondern auch der<br />

zu erwartende Schaden bei einem HQ300-Szenario im vorliegenden Fallbeispiel auf Grund<br />

veränderter hydraulischer Verhältnisse (Details siehe Kap. 5, Hydraulik) wesentlich reduziert<br />

(von 38,0 Mio. € (Abb. 7.5) auf max. 31,7 Mio. € (Abb. 4). Es kommt damit zu einer<br />

Reduktion um zumindest 6,3 Mio. €).<br />

Gebäudeanzahl<br />

1500<br />

1200<br />

900<br />

600<br />

300<br />

0<br />

€ 194.024<br />

betroffene Gebäude<br />

Schaden<br />

€ 17.491.254<br />

€ 32.927.128<br />

€ 37.967.356<br />

1870 1960 1980 2000<br />

€ 45.000.000<br />

€ 36.000.000<br />

€ 27.000.000<br />

€ 18.000.000<br />

€ 9.000.000<br />

Abb.7.5.: Zu erwartender Schaden (Siedlungsgebiet) und betroffene Gebäude in St. Pölten bei<br />

HQ300-Szenario in den Jahren 1870, 1960 und 1980 sowie im Jahr 2000 ohne Herstellung<br />

des HW100-Schutzes.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

€ 0<br />

Schaden<br />

58


Insgesamt liegen in allen Zeitschnitten (mit Ausnahme 1870) die potentiellen Schäden bei<br />

HQ300 nur in geringem Ausmaß (weniger als 20%) über den bei einem HQ100-Szenario.<br />

Ursache sind die morphologischen Verhältnisse im Flussraum der <strong>Traisen</strong>, die nur geringe<br />

Änderung der Überflutungsflächen bewirken. Insbesondere weist der Abflussraum der<br />

<strong>Traisen</strong> im Raum St. Pölten neben hohem natürlichen Gefälle keine natürlichen Talkammern<br />

und keine abflussverändernden künstlichen Querbauten auf.<br />

7.6.4. Historische Entwicklung des potentiellen Schadens in Pottenbrunn<br />

Gebäudeanzahl<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

€ 294.273<br />

€ 1.658.416<br />

€ 2.532.730<br />

€ 3.680.645<br />

Abb.7.8.: Zu erwartender Schaden (Siedlungsgebiet) und betroffene Gebäude in Pottenbrunn bei<br />

HQ100-Szenario in den Jahren 1870, 1960, 1980 und 2000.<br />

Gebäudeanzahl<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

betroffene Gebäude<br />

Schaden<br />

1870 1960 1980 2000<br />

betroffene Gebäude<br />

Schaden<br />

€ 422.839<br />

€ 2.126.069<br />

€ 3.384.932<br />

€ 4.858.323<br />

1870 1960 1980 2000<br />

€ 6.000.000<br />

€ 4.000.000<br />

€ 2.000.000<br />

Abb.7.9.: Zu erwartender Schaden (Siedlungsgebiet) und betroffene Gebäude in Potten-brunn bei<br />

HQ300-Szenario in den Jahren 1870, 1960, 1980 und 2000.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

€ 0<br />

€ 6.000.000<br />

€ 4.000.000<br />

€ 2.000.000<br />

€ 0<br />

Schaden<br />

Schaden<br />

59


Im Projektgebiet von Pottenbrunn wird im frühesten betrachteten Zeitschnitt, dem Jahr 1870,<br />

ein im Vergleich zu St. Pölten hoher zu erwartender Schaden sowohl im HQ100 als auch<br />

HQ300-Überflutungsraum dokumentiert, der vor allem auf Überflutungen im Ortsteil<br />

Wasserburg (im nördl. Teil des Projektgebietes) zurückzuführen ist. Gegenüber Lilienfeld<br />

liegt dieser bei einem HQ100 nur gering niedriger, bei einem HQ300 ist der Schaden mit<br />

422.839 € allerdings nur halb so hoch.<br />

Bis 1960 steigt die zu erwartende Schadenshöhe bei HQ100 deutlich auf 1,7 Mio. € an<br />

(vergleichbar mit Lilienfeld mit 1,9 Mio. €), was vorwiegend auf die Errichtung einer<br />

geschlossenen Siedlung im HQ100-Abflussraum zurückzuführen ist. Zeitgleich erfolgt die<br />

Siedlungserweiterung im überschwemmungsfreien Umland von Pottenbrunn mit großen<br />

verfügbaren Freiflächen (Wiesen, Äcker) in nur gering höherem Ausmaß (vgl. Kap. 6).<br />

Nach 1960 kommt es zu einer weiteren Zunahme des zu erwartenden Schaden, die vor<br />

allem nach 1980 einen starken Aufwärtstrend aufweist. Dies ist zu einem Teil auf die<br />

Zunahme der Gebäude in den potentiellen Überflutungsgebieten zurückzuführen, die<br />

kontinuierlich und über den gesamten Zeitraum erfolgt. In den Bereichen außerhalb verläuft<br />

die Siedlungsentwicklung allerdings deutlich dynamischer.<br />

Ebenfalls großen Einfluss auf die Schadenszunahme hat die Errichtung des Querdammes<br />

der S33-Trasse in den frühen 80er Jahren, die durch eine Querschnittsverengung des<br />

<strong>Traisen</strong>-Hochwasserabflussraumes zu einer Erhöhung der Wasserspiegel bei den zwei<br />

gewählten HW-Szenarien und damit auch des zu erwartenden Schadens führt.<br />

Bei einem HQ300-Ereignis liegen die Schäden in allen Zeitschnitten ca. um 30% höher als<br />

die beim HQ100. Der zu erwartende Schaden beträgt im Jahr 2001 schließlich 4,9 Mio. €<br />

(HQ300) und liegt damit ähnlich hoch wie in Lilienfeld.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

60


7.6.5. Vergleich der historische Schadensentwicklung in den drei Abschnitten<br />

7.6.5.1. Vergleich des zeitlichen Anstieges der Schäden bei HQ100 und HQ300<br />

Schadensanstieg/10J. (%)<br />

Abb. 7.10. :Vergleich des zeitlichen Anstieges der Schäden bei HQ100 zwischen den einzelnen Zeitschnitten<br />

pro 10 Jahre in Prozent (St. Pölten bezogen auf historische HQ100-Fläche)<br />

Sachdensanstieg/10J. (%)<br />

100,00<br />

80,00<br />

60,00<br />

40,00<br />

20,00<br />

0,00<br />

100,00<br />

80,00<br />

60,00<br />

40,00<br />

20,00<br />

0,00<br />

1406<br />

Anstieg HQ100-Schaden<br />

St.Pölten<br />

Lilienfeld<br />

Pottenbrunn<br />

1870-1960 1961-1980 1981-2000<br />

991<br />

Anstieg Schaden HQ300<br />

St.Pölten<br />

Lilienfeld<br />

Pottenbrunn<br />

Abb. 7.11.: Vergleich Anstieg der Schäden bei HQ300 zwischen den einzelnen Zeitschnitten pro 10<br />

Jahre in Prozent (St. Pölten bezogen auf historische HQ300-Fläche)<br />

Der Vergleich des standardisierten zeitlichen Anstieges der Schäden (pro 10 Jahre) zeigt,<br />

dass es vor allem im Bereich St. Pölten im Zeitraum zwischen 1870 und 1960 zu einer<br />

massiven relativen Zunahme des potentiellen Schadens im HQ100 und HQ300-Abflussraum<br />

gekommen ist (1405% pro 10 Jahre), die aber in den darauf folgenden weiteren<br />

Zeitabschnitten deutlich zurückgeht. Von 1980 bis 2000 nimmt der potentielle Schaden im<br />

historischen HQ100-Abflussraum nur mehr um 6,8% pro 10 Jahre zu. Bezogen auf den<br />

aktuellen Abflussbereich ergibt sich aufgrund der Regulierung sogar eine starke Reduktion<br />

des potentiellen Schadens auf 0.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

-1,03<br />

1870-1960 1961-1980 1981-2000<br />

61


In Lilienfeld verläuft die Kurve viel flacher, d.h. einerseits sind im Jahr 1870 schon<br />

vergleichsweise hohe Schäden zu verzeichnen, andererseits erfolgt in den nächsten<br />

Jahrzehnten nur mehr eine relativ geringe Zunahme. Im Zeitraum 1980-2000 kommt es<br />

sogar zu einem absoluten Schadensrückgang.<br />

Demgegenüber kommt es in Pottenbrunn auch im HQ100-Abflussraum in den letzten<br />

20 Jahren (1980-2000) zu einem kontinuierlichen Zuwachs des potentiellen Schadens (mit<br />

über 20%).<br />

Zusammenfassend ist somit festzuhalten, dass der Rückgang des Schadenszuwachses in<br />

den Siedlungszentren Lilienfeld und auch St. Pölten auf das Fehlen verfügbaren Raumes für<br />

weitere Siedlungsintensivierung zurückzuführen ist. In Pottenbrunn dagegen mit hoher<br />

Verfügbarkeit an nutzbaren Freiflächen (Wiese, Acker) geht die Zunahme bis heute, wenn<br />

auch etwas gedämpft, unvermindert weiter.<br />

7.6.5.2. Entwicklung des Verhältnisses des Schadens zwischen HQ300 und HQ100<br />

HQ300/HQ100<br />

2,50<br />

2,00<br />

1,50<br />

1,00<br />

0,50<br />

0,00<br />

Verhältnis HQ300/HQ100<br />

St.Pölten<br />

Lilienfeld<br />

Pottenbrunn<br />

1870 1960 1980 2000<br />

Abb.7.12.: Entwicklung des Verhältnisses des Schadens zwischen HQ300 und HQ100 in den 3<br />

Bereichen (St. Pölten bezogen auf historische HQ100 und HQ300-Fläche).<br />

Das Verhältnis der zu erwartenden Schäden bei HQ300 und HQ100 ist zum einen abhängig<br />

von der jeweiligen Geländeform. So kommt es im engen Talboden im Bereich Lilienfeld zu<br />

einem stärkeren Anstieg des Wasserspiegels von HQ100 auf HQ300 (siehe Kap. 7.6.1) und<br />

damit einhergehend zu einer stärkeren Schadenszunahme als in den Abschnitten mit<br />

breiteren Talräumen. Dies zeigt sich in einem größeren Verhältnis des Schaden bei HQ300<br />

zu jenem bei HQ100.<br />

Zum anderen gibt die Entwicklung des Schadensverhältnisses auch Auskunft über die<br />

Siedlungsentwicklung im HQ100-Raum im Vergleich zur Entwicklung außerhalb.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

62


Ein Ansteigen des Schadensverhältnisses würde (ohne Veränderung der<br />

Überflutungsflächen infolge Regulierung) bedeuten, dass auf der HQ100-Überflutungsfläche<br />

ein geringerer potentieller Schadenszuwachs (z.B. durch bauliche Adaptierungen) als in den<br />

Siedlungsgebieten außerhalb im selben Zeitraum erfolgen würde. Dies wäre ein<br />

wesentliches Ziel der Schutzwasserwirtschaft. Dieses Schadensverhältnis könnte daher<br />

eventuell zukünftig als Maßzahl für die Angepasstheit der Nutzung im HQ100-Raum genutzt<br />

werden.<br />

Aktuell wird aber in allen 3 Abschnitten ein annäherndes Gleichbleiben des Verhältnisses<br />

dokumentiert, wobei in St. Pölten der historische HQ100-Überflutungsraum betrachtet wird.<br />

Die ermittelten Verhältnisse des potentiellen Schadens bei HQ100 und HQ300 liegen seit<br />

1960 in stets bei 1,18, in Pottenbrunn im Bereich zwischen 1,28 und 1,34. In Lilienfeld sind<br />

die Werte deutlich höher (1,73-1,81), weisen aber ebenfalls in den letzten 40 Jahren eine nur<br />

geringe Schwankungsbreite auf. Bei einem vergleichbaren Projekt zur Schadensermittlung<br />

(HW-Aktionsplan Lippe, 2003) mit ca. 2500 erfassten Objekten wurden u.a. die beiden<br />

Überflutungsszenarien HQ250 und HQ100 und verglichen. Hier liegt das Verhältnis der<br />

potentiellen Schäden deutlich höher bei 2,7, wobei die Überflutungsflächen nur ein Verhältnis<br />

von ca. 1,1 aufweisen.<br />

7.6.6. Vergleich der ermittelten potentiellen Schäden mit anderen Projekten<br />

7.6.6.1. Privates Wohnvermögen<br />

Im Rahmen vorliegender Studie wurde auf eine Wertermittlung für privates Wohnvermögen<br />

verzichtet, da auf Grund der Bearbeitungsmethode die zu erwartenden Schäden direkt aus<br />

der Überflutungstiefe anhand vorhandener Schadensfälle (aufgearbeitet in der HOWAS-<br />

Schadensdatenbank) errechnet werden konnten.<br />

Trotzdem wurden charakteristische Gebäudewerte für Wohngebäude erhoben, um die<br />

Vergleichbarkeit zu den vorwiegend aus Deutschland vorliegenden Daten zu überprüfen, die<br />

nachfolgend dargestellt sind:<br />

Tab. 7.9.: Ausstattung und Hauswert pro m 2 laut Auskunft Allianz-Versicherung Wien<br />

Ausstattung pro m 2<br />

zweckmäßig 679,76 €<br />

gediegen 1014,56€<br />

großzügig 1521,84 €<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

63


Hauswert<br />

Für ein 1-geschoßiges Haus<br />

Von 1240 bis 2150 € pro m 2<br />

In vielen Projekten wird folgende Einstufung verwendet (z.B. auch Hochwasser-Aktionsplan<br />

Lenne (Hydrotec, 2001)):<br />

..Das Wohnvermögen setzt sich aus dem Vermögen des Gebäudes und des Inventars<br />

zusammen. Aus den statistischen Berichten vom LDS „Grundvermögen privater Haushalte in<br />

Nordrhein-Westfalen“ und vom Oberen Gutachterausschuss für Grundstückswerte im Land<br />

Nordrhein-Westfalen „Grundstücksmarktbericht 1999“ konnte das Wohnvermögen (ohne<br />

Inventar) im Mittel mit ca. 117.600 € (230.000 DM) für Haushalte mit Haus- und Grundbesitz<br />

ermittelt werden. Dieser Mittelwert bezieht sich auf eine sog. Äquivalente Wohneinheit mit<br />

112 m² Wohnfläche, 75 m² Grundfläche. Das Hausratsvermögen (Inventar) wurde – nach<br />

Anfrage bei der Allianz-Versicherung - je äq. Wohneinheit mit ca. 46.000 € (90.000 DM)<br />

(Unterversicherungsverzicht) angenommen. Somit ergibt sich das Gesamtvermögen im<br />

Mittel zu ca. 163.600 € (320.000 DM) je äq. Wohneinheit (Preisbasis 2001).<br />

Dieser o.a. minimale Durchschnittswert für das Inventar (Unterversicherungsverzicht) von<br />

€ 410 pro m 2 Wohnfläche liegt etwas unter den von der Allianz in Österreich angegeben<br />

Werten. Das Wohnvermögen befindet sich mit € 1.568,-- pro m 2 Grundfläche im unteren<br />

Bereich der Werte aus Österreich. Insgesamt zeigt sich somit eine gute Übereinstimmung<br />

mit den Angaben in diversen vergleichbaren Studien.<br />

7.6.6.2. Potentielle mittlere Gebäudeschäden<br />

Im vorliegenden Projekt wird an den betroffenen Objekten in den Überschwemmungsflächen<br />

ein mittlerer Schäden bei einem HQ100 von 25.560 € (Pottenbrunn) bzw. 28.497 €<br />

(Lilienfeld) in dokumentiert, der aus einer mittleren Überflutungstiefe von jeweils 0,49 m<br />

resultiert.<br />

Die Analyse vergleichbarer Studien zur Schadensermittlung bei Flussüberschwemmungen<br />

zeigt, dass trotz unterschiedlicher Charakteristika der jeweiligen Einzugs- sowie<br />

Siedlungsgebiete sowie unterschiedlicher Bearbeitungsmethoden eine insgesamt gute<br />

Übereinstimmung in den mittleren Schadenshöhen an den Einzelobjekten gegeben ist.<br />

Nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick, über die mittleren Objektschäden ausgewählter<br />

Studien. Auf Grund fehlender Datenlage können aber keine näheren Zusammenhänge mit<br />

den Wassertiefen gemacht werden, da Angaben über Überflutungswasserstände generell<br />

fehlen.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

64


Tab.7.10: Mittlerer Objektschaden bei HQ100<br />

Studie Mittlerer<br />

Objektschaden bei<br />

HQ100<br />

HW-Aktionsplan Angerbach<br />

26.000 €<br />

HW-Aktionsplan Lenne<br />

Hochwasserschutz –<br />

Beschreibung und Quantifizierung<br />

von Schadbildern<br />

(Gebäudevrsicherung Kanton,<br />

Luzern)<br />

Hochwasservorsorge – (Egli,<br />

2002)<br />

Studie zur Schadensminderung<br />

an der Donau (Gewässerdirektion<br />

Donau/Bodensee)<br />

7.6.6.3. Schaden Großbetriebe<br />

32.464 €<br />

22.519 €<br />

27.600 €<br />

25.900 €<br />

Anmerkung<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

ohne Verarbeitendes Gewerbe und<br />

sonst. Öffentliche und persönliche<br />

Dienstleistungen<br />

Keller und Erdgeschoss betroffen. Mit<br />

Einfluss Heizöl gibt es eine<br />

Schadenserhöhung um den Faktor<br />

2,4<br />

wenn zuvor keine<br />

Hochwassererfahrung<br />

Die Schäden von Großbetrieben wurden wie in den meisten vergleichbaren Studien üblich<br />

mittels Befragung durchgeführt. Der hohe Rücklauf von 81% der Fragebögen ermöglicht eine<br />

sehr detaillierte Darstellung der zu erwartenden Schäden.<br />

Im vorliegenden Projekt werden teilweise sehr hohe zu erwartende Schäden einzelner<br />

Großbetriebe dokumentiert, wobei allein die potentiellen Schäden der Großindustrie im<br />

Bereich Lilienfeld fast 70% des Gesamtschadens ausmachen können.<br />

Dies zeigt auch der Vergleich mit anderen Schadenspotentialuntersuchungen, in denen<br />

Großbetriebe einen hohen Anteil an den zu erwartenden Schäden einnehmen können.<br />

Nachfolgend sind die Daten zweier Untersuchungen dargestellt:<br />

Tab.7.11.: Anteil Objekte von Großgewerbe an allen Objekten<br />

Studie Objektanteil<br />

Großgewerbe in %<br />

Vermögensanteil Schadensanteil in %<br />

HW-Aktionplan Lenne 28 61 66<br />

HW-Aktionsplan Werre 14 75<br />

Dies deckt sich in weiterer Folge mit dem beim August-Hochwasser 2002 gemeldeten<br />

Schäden, die den Versicherungen gemeldet wurden (Vortrag Dr. Hlatky, Grazer<br />

Wechselseitige, 2003): So machten in Österreich der Industrie- und Gewerbeanteil rund 45%<br />

des versicherten Schadens aus.<br />

65


In Tschechien betrug der Industrie- und Gewerbeanteil am versicherten Schaden sogar rund<br />

80%, während dieser in Deutschland mehr als 50% ausmachte. Dabei kamen mehr als 50%<br />

der Industrieschadensumme in Deutschland aus 67 Großschäden mit einem<br />

Schadendurchschnitt von rund 6 Mio. €.<br />

7.6.6.4. Schäden an Infrastruktur<br />

Die Schäden an Infrastruktur wurden im Rahmen des Projektes nicht dargestellt, wobei sie<br />

auch in vergleichbaren Studien bei Flussüberschwemmungen zumeist nur geringen Anteil an<br />

der Gesamtschadenssumme einnehmen.<br />

Folgende spezifische Schäden können bei Schadensermittlungen angesetzt werden<br />

(Günther u. Schmidtke, 1988):<br />

Tab.7.12: Spezifische Schäden an der Infrastruktur<br />

Nutzung der ATKIS-DLM 25<br />

Fläche<br />

Schaden [€/m²]<br />

Sportplätze 2,56<br />

Freizeitanlagen 2,56<br />

Friedhof 2,56<br />

Grünanlagen 2,56<br />

Campingplatz 2,56<br />

Straßen 2,56<br />

Wege 1,28<br />

7.6.6.5. Schäden an Land- und Forstwirtschaft<br />

Die Schäden an Land- und Forstwirtschaft wurden im Rahmen des Projektes nicht<br />

ausgewertet, wobei sie auch in vergleichbaren Studien bei Flussüberschwemmungen<br />

zumeist nur geringen Anteil an der Gesamtschadenssumme einnehmen.<br />

Tab.7.13: Kosten der Schäden an Land- und Forstwirtschaft (nach DVWK, 1985)<br />

Nutzung der ATKIS-DLM 25<br />

Fläche<br />

Schaden [€/m²]<br />

Acker 0,073<br />

Gartenland 0,184<br />

Wald (Laub- und Nadelwald) 0,018<br />

Wiese 0,034<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

66


8. Zusammenfassung - Lessons Learned<br />

8.1. Diskussion der „Arbeitshypothesen“<br />

8.1.1. Einfluss der Regulierungsmaßnahmen auf die Siedlungsentwicklung<br />

Hypothese: „Verstärkte Siedlungsentwicklung in ehemaligen Überflutungsräumen nach<br />

einer Regulierung“<br />

Analyseergebnisse:<br />

• HW-Schutz ist in den untersuchten Fallbeispielen nur einer von mehreren<br />

Standortfaktoren für die Siedlungsentwicklung im Überflutungsraum<br />

In St. Pölten beginnt die Besiedlung bis unmittelbar an die <strong>Traisen</strong>ufer bzw. Dämme ab<br />

1960 und damit zu einem Zeitpunkt, als der bestehende HW-Schutz noch nicht auf<br />

HQ100 ausgebaut war. Der Ausbau des Hochwasserschutzes als Folge des<br />

Hochwassers 1959 wurde jedoch bereits diskutiert. In diesem Zusammenhang wäre<br />

abzuklären, inwieweit bereits Projektierung und Bewilligung und nicht erst der<br />

tatsächliche Bau der Regulierungsmaßnahmen (Bauzeit mehrere Jahre) Einfluss auf die<br />

Siedlungsentwicklung hat.<br />

Auch das Fallbeispiel Lilienfeld, wo bis Mitte der 30iger Jahre des 20. Jahrhunderts keine<br />

Regulierung über HQ5 bestand und trotzdem eine intensive Siedlungstätigkeit im<br />

Überflutungsgebiet gegeben war, zeigt, dass neben dem Überflutungsrisiko zahlreiche<br />

andere Standortfaktoren die Siedlungsentwicklung beeinflussen (Flächenverfügbarkeit,<br />

Verkehrsanbindung, „Attraktivität“ für Siedlung, Gewerbe und Industrie, siehe unten).<br />

• HQ100-Überflutung ist kein relevantes Risikoszenario für das Freihalten des<br />

Abflussraumes von höherwertiger Nutzung, sondern kleinere Hochwässer von HQ5<br />

bis maximal HQ30<br />

Entscheidend für die Entwicklung höherwertiger Nutzungen erscheinen Szenarien von<br />

HQ5 bis HQ30. Die höherwertige Nutzung des Abflussraumes erfolgt zunächst von den<br />

flussferneren Rändern her und nicht im bereits von kleineren Hochwasserereignissen<br />

(von HQ5 bis HQ30) betroffenen Gebiet, das bei ausreichender Flächenverfügbarkeit<br />

freigehalten wird.<br />

Das Beispiel St. Pölten zeigt u.a. auch, dass es wesentlich ist, ab wann bei den lokalen<br />

Behörden und in der Bevölkerung Kenntnis der Überflutungsflächen für die einzelnen<br />

Hochwassergrößen (vor allem für seltenere Ereignisse) gegeben war.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

67


• Historische Siedlungsentwicklung zeigt die komplexe Wechselwirkung zwischen<br />

Flächenbedarf/Flächenwidmung, HW-Schutz und Bebauung<br />

Eine geordnete Raumentwicklung mit der kausalen Abfolge<br />

1) Aufzeigen Flächenbedarf<br />

2) HW-Schutz<br />

3) Bebauung<br />

fand und findet kaum statt. Die Analyse der historischen Entwicklung zeigt z.B. für die<br />

Fallbeispiele St. Pölten und Pottenbrunn, dass der Anlass für die erste<br />

<strong>Traisen</strong>regulierung weniger das zu erwartende Wachstum von St. Pölten war, sondern<br />

v.a. der Schutz von traisennahe gelegenen Ortschaften (z.B. Einöd) sowie der<br />

zahlreichen auf Wasserkraft angewiesenen Industriebetriebe des ausgehenden 19. und<br />

beginnenden 20. Jhdts. Auch der Ausbau des HW-Schutzes in St. Pölten ab 1970 fand<br />

erst parallel zur Bebauung des unmittelbaren Überflutungsraumes statt.<br />

Aktuell ist davon auszugehen, dass Regulierungsmaßnahmen für die noch „grüne Wiese“<br />

(gegebenenfalls als Bauland gewidmet) u.a. auch deswegen nicht durchgeführt werden,<br />

weil noch ausstehender HW-Schutz für bereits bestehende Siedlungsgebiete Priorität<br />

hat. Zudem schneiden aktuell Regulierungsmaßnahmen als Voraussetzung für eine<br />

geordnete Bebauung in Kosten-Nutzen-Analysen für HW-Schutz-Projekte negativ ab, da<br />

nur bereits vorhandene höherwertige Nutzung, jedoch nicht zukünftig entstehende Werte<br />

berücksichtigt werden. In diesem Zusammenhang ist allerdings auch der<br />

wasserwirtschaftliche und ökologische Flächenbedarf für den Fluss zu erheben und in<br />

einer überregionalen Planung abzustimmen (vgl. Kap. 8.3.).<br />

• Siedlungsentwicklung dringt seit Ende 19./Anfang 20.Jahrhundert kontinuierlich in<br />

Überflutungsraum vor und erfolgt weitgehend unabhängig von einem zumindest<br />

über HQ10-20 hinausgehenden HW-Schutz<br />

In allen 3 Abschnitten wurde bzw. wird im Untersuchungszeitraum kontinuierlich im<br />

HQ100-Überflutungsraum gebaut. In St. Pölten und Pottenbrunn fand allerdings auch<br />

nach der ersten Regulierung auf HQ10-20 (1904-1913) kein „Bauboom“ im<br />

Überflutungsgebiet statt (siehe unten). <strong>Traisen</strong>fernere Bereiche des HQ100-<br />

Abflussgebietes wurden jedoch genauso intensiv genutzt, wie Flächen außerhalb.<br />

Erst ab 1980 ist in St. Pölten die Siedlungsverdichtung in den durch die HQ100-<br />

Regulierung (Fertigstellung 1982-96) nunmehr bis zum Ausbaugrad geschützten Flächen<br />

tendenziell größer als außerhalb. Dies ist wahrscheinlich auch darauf zurückzuführen,<br />

dass hier noch freie, attraktive „Leerräume“ vorliegen, die im Zusammenhang mit dem<br />

erhöhten Nutzungsdruck seit der Ernennung zur Landeshauptstadt bebaut werden.<br />

Jedenfalls steigerte der HQ100-Schutz die Attraktivität dieser Räume.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

68


Auch in Pottenbrunn mit ausreichenden Flächenreserven außerhalb des<br />

Überflutungsgebietes findet eine kontinuierliche Bebauung im HQ100-Überflutungsgebiet<br />

statt. Die potentiellen Schäden steigen daher ebenfalls weiterhin an (+20%/10 Jahre). Im<br />

Vergleich zur Gesamtentwicklung nimmt aber das Siedlungswachstum im HQ100-Gebiet<br />

tendenziell ab. Im engen Talraum in Lilienfeld ist die Verdichtung im Siedlungskern trotz<br />

fehlendem HQ100-Schutz bereits seit 1960 abgeschlossen (siehe unten).<br />

• Siedlungsentwicklung ist abhängig von Talform und Flächenverfügbarkeit<br />

außerhalb von Überflutungsflächen:<br />

Enger Talraum – Fallbeispiel Lilienfeld: In Lilienfeld war der Anteil an Gebäuden im<br />

HQ100-Überflutungsraum im Vergleich zum Gesamtgebäudebestand stets höher als bei<br />

den anderen beiden Abschnitten. Eine starke Zunahme ist von 1870 bis 1960 zu<br />

verzeichnen, danach kommt es zu einer Verlangsamung bzw. dann Stagnation der<br />

Entwicklung bis 2001. Diese geringe Siedlungstätigkeit seit 1960 zeigt sich im<br />

Projektgebiet allerdings auch außerhalb des Abflussraumes und scheint somit durch<br />

andere Standortfaktoren wesentlich beeinflusst. Aktuell findet die Siedlungsentwicklung<br />

im Talboden flussauf und flussab des alten Ortskernes (außerhalb Projektgebiets) statt,<br />

und zwar zunächst ebenfalls v.a. im Überflutungsgebiet der <strong>Traisen</strong>.<br />

Breite Talsohle, städtischer Ballungsraum – Fallbeispiel St. Pölten: 1870 befinden<br />

sich nur wenige Gebäude im Abflussraum, wobei es sich hier um wichtige<br />

Mühlen/Industriestandorte handelte. Bis 1930 sowie bis 1960 dringen die Wohngebäude<br />

in den äußeren Rand des Abflussraumes vor (außerhalb HQ30). Das unmittelbare<br />

Überflutungsgebiet im Bereich der bestehenden Dämmen wird von<br />

Kleingartensiedlungen genutzt. Ab 1960 beginnt die sukzessive Umwandlung der<br />

Kleingartenhäuser zu Einfamilienhäusern und in weiten Bereichen der „Lückenschluss“<br />

der noch unverbauten Flächen im HQ100-Überflutungsgebiet. Zwischen 1980 und 2000,<br />

also in jenem Zeitraum, wo die HQ100-Regulierung ausgebaut wird, ist der Zuwachs an<br />

Gebäuden im HQ100-Gebiet größer als im gesamten Projektgebiet. Jedenfalls entsteht<br />

durch die HQ100-Regulierung neuer, attraktiver Siedlungs-/Wohnraum (zentrumsnahe,<br />

HQ100-sicher, Grünlage, verkehrsberuhigt).<br />

Breite Talsohle, geringer Nutzungsdruck – Fallbeispiele Pottenbrunn: 1870 befanden<br />

sich hier mehr Gebäude im HQ100-Raum als in St. Pölten (zum Schloss Wasserburg<br />

gehörige Gebäude). In weiterer Folge verlief hier die Siedlungsentwicklung im HQ100-<br />

Abflussraum aber wesentlich langsamer als in den anderen Abschnitten.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

69


Der Zuwachs an Gebäuden ist v.a. auf die Errichtung einer größeren geschlossenen<br />

Siedlung zwischen 1930 und 1960 zurückzuführen. Danach werden im Abflussraum im<br />

Vergleich zur Gesamtsiedlungsentwicklung tendenziell weniger Gebäude errichtet.<br />

Insgesamt ist jedoch offensichtlich, dass, obwohl noch große Flächenreserven außerhalb<br />

des Überflutungsraums vorhanden sind, dieser trotzdem kontinuierlich verbaut wird.<br />

• Kaum Ansiedlung von Industrie in ehemaligen Überflutungsflächen nach<br />

Regulierung<br />

Im engen Talraum (Lilienfeld) befinden sich die Industriestandorte bereits seit Beginn<br />

des untersuchten Zeitraums „klassisch“ am Fluss bzw. bei den „Kraftwerken“. Obwohl<br />

diese Betriebe mehrmals von Hochwasser betroffen waren, kommt es zu einer<br />

kontinuierlichen Vergrößerung. Erst nach dem Hochwasser 1997 werden<br />

Schutzmaßnahmen umgesetzt. Der Schaden der Industrie (ca. 12 Mio. Euro) ist bei<br />

HQ300 wesentlich höher als jener von Siedlung und Gewerbe (ca. 5 Mio. Euro).<br />

Im breiten Talraum (St. Pölten und Pottenbrunn) liegen historische Industriestandorte an<br />

Mühlbächen, wo Wasser und Energie verfügbar sind. Beide Mühlbäche befinden sich<br />

jedoch im historischen HQ100-Raum. Die Ansiedlung erfolgte vor der ersten Regulierung<br />

(Betriebsansiedlungen 1870 bzw. 1904), deren wesentliches Ziel der Schutz der Betriebe<br />

vor Hochwasser war. Die <strong>Traisen</strong> selbst war für die Industrie uninteressant.<br />

Der Schaden der Industrie (5,8 Mio. Euro) ist in St. Pölten bei HQ300 deutlich kleiner als<br />

der Schaden an Siedlung und Gewerbe (31 Mio. Euro), in Pottenbrunn hingegen<br />

annähernd gleich (je ca. 4-5 Mio. Euro).<br />

Aktuelle Industrieansiedlungen (ab 1960) orientieren sich eher an der<br />

Verkehrsinfrastruktur. So erfolgen im Bereich von Pottenbrunn seit 1970<br />

3 Betriebsgründungen entlang der in den 80-iger Jahren gebauten Schnellstraße S33. In<br />

Pottenbrunn wäre im Gegensatz zu St. Pölten noch ausreichend Platz im Nahbereich der<br />

<strong>Traisen</strong> vorhanden, allerdings gibt es noch keinen HQ100-Schutz.<br />

In St. Pölten ist der heute hochwassersichere, flussnahe Bereich für die Industrie wenig<br />

attraktiv, aufgrund der Neuerrichtung des Regierungsviertels sind diese Bereiche jedoch<br />

für die Ansiedlung von Wohn- und öffentlichen Gebäuden sowie für Gewerbe hoch<br />

interessant (z.B. Einkaufsmärkte: <strong>Traisen</strong>park, Merkur).<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

70


8.1.2. Auswirkungen der Regulierungsmaßnahmen auf das Schadenspotential<br />

Hypothese: „Durch HW-Schutz (mit Dämmen) Verbesserungen bis zur<br />

Ausbauwassermenge, bei Überlastfall aber höherer Schaden als ohne Regulierung“<br />

Analyseergebnisse:<br />

Dieser Aspekt ist nur für St. Pölten zu beurteilen, weil sonst noch kein vollständiger<br />

HQ100-Schutz gegeben ist<br />

• Deutliche Verbesserung bei HQ100<br />

Als Folge der Hochwasserschutzmaßnahmen wird im Projektgebiet in St. Pölten bei<br />

einem HQ100 ein Schaden von über 31 Mio. € bei Siedlungen und Gewerbe sowie von<br />

fast 6 Mio. € bei der Industrie verhindert. Dies ist als Untergrenze anzusehen, da<br />

Schäden an Kraftfahrzeugen und Infrastruktur nicht berücksichtigt sind (vgl. Methodik).<br />

• Auch bei Überlastfall (HQ300) Verbesserung gegenüber Zustand vor Regulierung<br />

(für das Fallbeispiel St. Pölten)<br />

Für die Erfassung des Überlastfalles wurden 2 Szenarien untersucht:<br />

günstiges Szenario: Ausuferungen flussauf des Projektgebietes, Dämme bleiben<br />

stabil:<br />

Durch die höhere Abflusskapazität des Flussbettes (innerhalb der Dämme) im Vergleich<br />

zum unregulierten Flussbett kommt es nur zu geringen Ausuferungen (ca. 15% der<br />

Hochwasserspitze). Überflutungsfläche und –tiefen sind daher kleiner als vor<br />

Regulierung. Der Schaden ist daher ebenfalls deutlich geringer als ohne Regulierung:<br />

Schaden HQ300 aktuell 24 Mio. € (Siedlung und Gewerbe) und 1,4 Mio. € (Industrie).<br />

Demgegenüber entstünde ohne Regulierung bei heutiger Nutzung ein potentieller<br />

Schaden von 38 Mio. € (Siedlung und Gewerbe) und 6,3 Mio. € (Industrie)<br />

ungünstiges Szenario: Einseitiger Dammbruch am oberen Ende des<br />

Projektgebietes:<br />

Aufgrund der aktuellen Sohlenlage der <strong>Traisen</strong> ca. 3 m unter Geländeniveau außerhalb<br />

der Dämme ufert auch hier nur ein relativ geringer Teil der HW-Welle aus, wenn auch<br />

deutlich mehr als bei erstem Szenario (ca. 25% der Hochwasserspitze). Das potentielle<br />

Schadensvolumen wäre daher höher als beim ersten Szenario: 31 Mio. € (Siedlung und<br />

Gewerbe) und 5,8 Mio. € (Industrie). Es ist aber immer noch geringer als ohne<br />

Regulierung (siehe oben) bzw. entspricht dem potentiellen Schaden bei HQ100 bei<br />

heutiger Nutzung ohne Regulierung.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

71


Dieses Ergebnis gilt aber nur für das Fallbeispiel St. Pölten. Die Repräsentativität wäre<br />

zukünftig noch abzuklären. Das Fallbeispiel zeigt aber jedenfalls auf, dass die oben<br />

angeführte Hypothese nicht immer zutreffend ist. Die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf<br />

andere Flüsse hängt von der jeweils spezifischen Situation ab (Sohlenlage im Vergleich<br />

zum Gelände, Dammhöhen, ... ) und muss bei jedem Einzelfall überprüft werden (s. Kap.<br />

5.4).<br />

• Katastrophenszenario entsteht durch Querdämme im Hinterland<br />

Im ungünstigsten Fall erfolgt ein Dammbruch unmittelbar flussauf der Eisenbahnbrücke.<br />

Dabei kann es zu Vergrößerung der Überflutungsflächen und Wassertiefen durch einen<br />

Aufstau bei Querdämmen im Hinterland und infolge zu geringer Durchflussöffnungen<br />

(bzw. Verklausungen) bei Infrastruktureinrichtungen (Bahn, Straßen etc.) kommen. Eine<br />

mögliche Folge ist die Überflutung von Flächen, die bei den beiden anderen Szenarien<br />

nicht betroffen waren und somit insgesamt eine wesentliche Vergrößerung des<br />

Schadens.<br />

Als Beispiel sei der Schnellstraßendamm mit zu geringem Durchflussquerschnitt der<br />

Brücke über die <strong>Traisen</strong> in Pottenbrunn angeführt. Hier kommt es zu einer Vergrößerung<br />

der Überflutungsflächen und Wassertiefen linksufrig durch Ableiten des Wassers ins<br />

Hinterland und damit zu einer Vergrößerung des Schadens sowohl bei HQ100 als auch<br />

HQ300 im Vergleich zum Zustand vor dem Bau.<br />

8.2. Bestehende Wissensdefizite und Empfehlungen für weitere Vertiefungen<br />

8.2.1. Unzureichende Daten über Verhältnisse bei Versagen der Bauwerke und im<br />

Überlastfall: verstärkte Betrachtung des Überlastfalles<br />

• Hydraulik<br />

Detailliertere Hydraulik (2d-Modellierung) für Erfassung der komplexen Verhältnisse im<br />

Überlastfall erforderlich (Überströmen der Dämme, Dammbrüche, Verhältnisse in den<br />

meist flach überronnenen Überflutungsbereichen)<br />

• Schadens-Szenarien<br />

Gerade im Überlastfall mit Dämmen ergibt sich eine Vielzahl möglicher Schadensfälle mit<br />

teilweise recht unterschiedlichem potentiellen Schaden. Damit stellt sich folgende<br />

Fragen:<br />

� Welche Schadensfälle bzw. welche Kombinationen sollen betrachtet werden<br />

(günstig, ungünstig, „worst case“) ?<br />

� Soll die Umhüllende aller möglichen Schadensfälle bestimmt werden? Daraus<br />

resultiert dann welche Eintrittswahrscheinlichkeit und Aussagekraft ?<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

72


• Detaillierte Abklärung des Einflusses von Querdämmen und Brückenquerschnitten<br />

• Abklärung der Übertragbarkeit der Aussagen zum Überlastfall des Fallbeispieles St.<br />

Pölten auf andere Situationen<br />

Entsprechend den hydraulischen Berechnungen resultieren die Ergebnisse für das<br />

Fallbeispiel St. Pölten aus nachfolgenden spezifischen Verhältnissen:<br />

� die Flusssohle liegt deutlich (ca. 3 Meter) unter dem Gelände außerhalb der<br />

Dämme<br />

� die Dammhöhen überschreiten eine Höhe von 2-3 m nicht<br />

� der Hochwasserspiegel an der Ausuferungsstelle liegt ebenfalls nur 2-3 m über<br />

dem Gelände<br />

� breiter Talboden ohne Geländekammern und relativ hohes Talgefälle (4‰).<br />

Liegt die Flusssohle auf oder über dem Geländeniveau und der Hochwasserspiegel<br />

damit ebenfalls beträchtlich über dem Gelände, wäre jedenfalls mit einem deutlich<br />

höheren Anteil des ausufernden Hochwasserabflusses und damit wesentlich größeren<br />

Überflutungen zu rechnen. Wesentlichen Einfluss auf die resultierenden<br />

Überflutungsflächen etc. besitzen darüber hinaus noch die Talform (Geländekammern,<br />

etc.) und das Talgefälle. Die Übertragbarkeit der Ergebnisse des Fallbeispieles auf<br />

andere Flüsse sollte daher noch weiter untersucht und muss für den Einzelfall jedenfalls<br />

im Detail geprüft werden.<br />

8.2.2. Vertiefung der Informationen über Schadenswerte<br />

• Schadenswerte für Industrie<br />

Derzeit existieren kaum Daten und damit eine hohe Ungenauigkeit bei potentiellen<br />

Schäden der Großindustrie! Diese machen aber einen hohen bis höchsten Teilschaden<br />

aus (vgl. Lilienfeld HQ300)! Weiters wären auch die Umweltauswirkungen von Schäden<br />

bei Industrie (und Gewerbe) sowie Folgekosten für deren Sanierung abzuklären. Die im<br />

Rahmen des Projektes durchgeführte Literaturrecherche zeigte, dass dazu keine Daten<br />

vorliegen.<br />

• Historische HW-Schäden<br />

Es stehen für eine Analyse von historischen Hochwasserschäden keine tatsächlichen<br />

Schadenswerte bzw. Schadensfunktionen zur Verfügung. Mögliche andere Ansätze der<br />

Schadensermittlung wären zu überprüfen (Ermittlung des historischen<br />

Schadenspotentials mit z.B. Berechnung von Gebäudewerten über einen<br />

Baukostenindex,<br />

Inventarwerten).<br />

Analyse von historischen Gebäudeausstattungen sowie von<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

73


• Evaluierung der in der Literatur angegebenen und bei Schadenspotential-Analysen<br />

ermittelten Schäden<br />

Am Rhein bei Köln wurden die von 2 Studien berechneten Schäden den tatsächlichen<br />

Schäden gegenübergestellt, wobei sich beträchtlich Abweichungen ergaben. Um eine<br />

möglichst gute Entscheidungsbasis für (schutz-)wasserwirtschaftliche und<br />

raumplanerische Planungsvorgaben und Maßnahmen zu gewährleisten, sind möglichst<br />

realistische Schadensanalysen anzustreben.<br />

8.2.3. Kenntnis der Überflutungsflächen – Umsetzung in der Flächenwidmung bzw. in<br />

Bebauungsplänen (historische Entwicklung und aktuell)<br />

In welchem Umfang und ab wann war bei den lokalen Behörden und in der Bevölkerung<br />

Kenntnis der Überflutungsflächen für die einzelnen Hochwassergrößen gegeben?<br />

Inwieweit floss ein verfügbares Wissen in die Flächenwidmungs- und Bebauungspläne<br />

ein? Wesentlich ist dabei auch die zeitliche Entwicklung der Flächenwidmungs- und<br />

Bebauungspläne.<br />

Inwieweit war z.B. die bis 1960 sehr gedämpfte Siedlungsentwicklung im engeren<br />

Abflussraum der <strong>Traisen</strong> in St. Pölten Folge der Ziele und Überlegungen der<br />

1. Regulierung auf HQ10 (1904-1913)? Die Siedlungsentwicklung war hier allerdings sehr<br />

stark genossenschaftlich und damit relativ zentral gesteuert (vgl. Siedlungsstruktur).<br />

Können aus der positiven Entwicklung bis 1960 in St. Pölten Strategien für heute<br />

abgeleitet werden, oder basiert diese Entwicklung nur auf dem relativ geringen<br />

Nutzungsdruck ?<br />

8.2.4. HW-Schadenspotentiale als Instrument für bessere Umsetzung der (schutz-)<br />

wasserwirtschaftlichen<br />

Siedlungsentwicklung<br />

Ziele und Anforderungen an die Raumplanung und<br />

Können durch die Kenntnis des Schadenspotentials in den einzelnen Flächen bei<br />

Hochwasser die (schutz-)wasserwirtschaftlichen Ziele und Anforderungen besser in die<br />

Raumplanung und Siedlungsentwicklung eingebracht werden?<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

74


8.3. Empfehlungen für zukünftige(-n) Planung/Handlungsbedarf<br />

8.3.1. Betrachtung Überlastfall bei jedem Regulierungsvorhaben, Vorsehen von Maßnahmen<br />

zur Schadensminderung<br />

• Priorität: Sicherstellung der Stabilität der Dämme in Siedlungsgebiet<br />

• Vorsehen von „Soll“-Bruchstellen und Notentlastungsräumen flussauf<br />

• Verstärkte Betrachtung der Querdämme im Hinterland (auch außerhalb historischem<br />

HQ100-Raum) und Mindestquerschnitte bei Flussquerungen (z.B. Brücken, siehe<br />

Pottenbrunn).<br />

Besondere Bedeutung haben hier den Flussraum querende übergeordnete Straßen und<br />

Eisenbahnen, da sie Brücken mit direkt anschließenden quer zum Fluss verlaufenden<br />

Querdämmen kombinieren.<br />

• Bedeutung Vorwarnung - Erhöhung Vorwarnzeit<br />

Eine Erhöhung der Vorwarnzeit reduziert Schäden beträchtlich<br />

8.3.2. Sicherung der Zusammenarbeit zwischen Raumplanung und Wasserwirtschaft<br />

• HW-Überflutungsgefahr ist als Standortfaktor in der Flächenwidmung/Raumplanung zu<br />

berücksichtigen; rechtliche Verankerung von Gefahrenzonenplänen etc. in Raumplanung;<br />

Kennzeichnung der Überflutungsflächen in allen raumwirksamen behördlichen Plänen;<br />

• Aktive Zusammenarbeit zwischen Raumplanung und Wasserwirtschaft<br />

Derzeit gibt die Raumplanung Rahmenbedingungen für Flächenverfügbarkeit vor und die<br />

Wasserwirtschaft stellt Gefahrenzonenpläne zur Verfügung. Auch bei einer<br />

einzugsgebiets-/flussabschnittsweisen Betrachtung (GBK) gibt die Raumplanung die<br />

Flächenverfügbarkeit vor, die sich an bestehenden Flächenwidmungsplänen orientiert.<br />

Damit kann es zu einer Benachteiligung von Gemeinden mit sparsamem<br />

Flächenverbrauch und günstiger Flächenwidmung und damit viel potentiellem<br />

Retentionsraum kommen. Demgegenüber bleibt Gemeinden mit „exzessivem“<br />

Flächenverbrauch/-widmung ein großflächiger, wirtschaftlicher Entwicklungsraum,<br />

während sie keine Flussräume für Retention und Ökologie zur Verfügung stellen.<br />

Wichtig wäre in diesem Zusammenhang ein übergeordneter Ausgleich der<br />

Siedlungsentwicklungsmöglichkeiten<br />

Siedlungs- und Flussräume.<br />

zwischen den Gemeinden hinsichtlich der<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

75


8.3.3. Adaptierung von Kosten-Nutzen-Analysen für den HW-Schutz<br />

Bei Kosten – Nutzen – Analysen (KNA) für HW-Schutz-Projekte werden gegenwärtig nur<br />

bereits bestehende Werte berücksichtigt. Dadurch wirkt die KNA auch als<br />

Lenkungselement, um HW-Schutzprojekte für vorhandene Siedlungsflächen zu fördern<br />

und die Bebauung noch freier Flächen zu reduzieren. Gleichzeitig unterstützt dies aber<br />

die Tendenz, die Schutzwasserwirtschaft vor vollendete Tatsachen zustellen. Vielfach<br />

erfolgt daher bei noch unbebauten, gewidmeten Siedlungsflächen zuerst eine Bebauung<br />

ohne ausreichenden HW-Schutz, um dann entsprechenden Handlungsbedarf und ein<br />

positives Ergebnis bei der KNA zu erhalten. Um die Wirkung der KNA als<br />

Lenkungselement für die Schutzwasserwirtschaft zu verbessern, sollten aus Sicht der<br />

Verfasser daher in Zusammenarbeit mit der Raumplanung auch zukünftig entstehende<br />

Werte, insbesondere auch bei Baulücken, berücksichtigt werden. Dabei ist allerdings<br />

darauf zu achten, dass der Abflussraum bei ausreichender Flächenverfügbarkeit<br />

außerhalb von höherwertiger Nutzung frei bleibt und nicht die Verbauung neuer Flächen<br />

gefördert wird. Eine Abstimmung der Flächenwidmung bzw. Bebauung mit den<br />

Erfordernissen für den Flussraum (Retention und Ökologie) sollte daher bereits im<br />

Vorfeld bei übergeordneten Planungen erfolgen. Diese abgestimmte Flächenverteilung<br />

sollte dann als Basis für die KNA dienen.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

76


9. Literaturverzeichnis<br />

Arbeitsgemeinschaft ProAqua/PlanEval/RWTH; 2001: Studie zur<br />

Hochwasserschadensminderung an der baden-württembergischen Donau. Im Auftrag<br />

der Gewässerdirektion Donau/Bodensee.<br />

Beyene, M., 1998: Aufbereitung der Nutzungen und Berechnung der HW-Schäden.<br />

Teilbericht zu: Hochwasserschadenspotentiale am Rhein in NRW.<br />

Bruppacher F. & A. Petrascheck, 2000: Wirtschaftliche Beurteilung von seltenen, grossen<br />

Naturkatastrophen (Pilotstudie zur Problem-Erfassung). Bundesamt für Wasser und<br />

Geologie BWG.<br />

Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen, ca. 1930: Katastermappenblätter der<br />

Gemeinden Lilienfeld, Dörfl, Marktl, St. Pölten, Oberwagram, Unterwagram, Viehofen,<br />

Pottenbrunn, Wasserburg, Ober-/Unterradlberg. Maßstab 1:2880. Original im<br />

Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen, Vermessungsamt St. Pölten.<br />

BUWAL, 1999: Risikoanalyse bei gravitativen Naturgefahren, Methode, Fallbeispiele und<br />

Daten; Umweltmaterialien Nr. 107/I und Nr. 107/II, Naturgefahren, Bern.<br />

Deiss F., 1963: Generelles Projekt für den Hochwasserschutz der Stadt St. Pölten.<br />

Digitale Katastermappe, 2000: Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen,<br />

Datenweitergabe durch NÖGIS, NÖ Landesregierung.<br />

Disse, M.; Hammer, M., Merz, B., Thieken, A. & G. Blöschl, 2002: Vorsorgender<br />

Hochwasserschutz im Rheingebiet – welchen Beitrag leistet das DFNK?, Zweites<br />

Forum Katastrophenvorsorge (DKKV): Extreme Naturereignisse – Folgen, Vorsorge,<br />

Werkzeuge, S. 269 - 277<br />

Eberstaller, J., Haidvogl, G. & M. Jungwirth, 1999: Gewässerbetreuungskonzept <strong>Traisen</strong>,<br />

Kurzfassung, Herausgeber: Bundesministerium f. Land- und Forstwirtschaft und Amt<br />

d. N.Ö. Landesregierung, Abteilung WA3, Wien.<br />

Egli, T., 2002. Hochwasservorsorge Maßnahmen und ihre Wirksamkeit. Internationale<br />

Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR).Koblenz<br />

Elsner, A.; Meyer, V.; Mai, S. & C. Zimmermann, 2003: Wie teuer wird die Flut? GIS-gestütze<br />

Analyse von Überflutungsschäden als Teil des integrierten<br />

Küstenzonenmanagements. In Virtuelle Welten. Umimagazin Hannover.Ausgabe 3 /4<br />

2003.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

77


Expertengruppe „Hochwasser-Aktionspläne“ des LAWA-AK „Bewirtschaftung oberirdischer<br />

Gewässer, Wasserbau“: Handlungsempfehlung zur Erstellung von Hochwasser-<br />

Aktionsplänen. Herausgegeben von der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA).<br />

Friedrich, J., Grünthal, G., B. Merz, K. Radtke, M. Raschke, J. Schwarz, A. Thieken, A.<br />

Allmann, 2002: Synopse der Naturgefahren für die Stadt Köln. 2. Forum<br />

Katastrophenvorsorge 'Extreme Naturereignisse - Folgen, Vorsorge, Werkzeuge'<br />

2002. 352-363 p. Schriftenreihe des DKKV.<br />

Gälzer R. et al. (1990): Landschafts- und Grünraumkonzept Landeshauptstadt St. Pölten.<br />

Schriftenreihe des Instituts für Landschaftsplanung und Gartenkunst der technischen<br />

Universität Wien. Heft 13.<br />

Gebäudeversicherung des Kantons Luzern, 2002: Hochwasserschutz – Beschreibung und<br />

Quantifizierung von Schadbildern. Im Auftrag des Bundesamt für Wasser und<br />

Geologie, Biel.<br />

Geissler, T. R & E. Pasche, 2001: Schadenanalyse und Schadenminderung im<br />

Siedlungsbereich. Teilbericht zu: Hochwasservorsorge - Maßnahmen und ihre<br />

Wirksamkeit. TU Hamburg-Harburg, Hamburg 2001<br />

Häuser- und Wohnungszählung 1961. Ergebnisse. Heft 1, 2 und 7, Hg. vom Statistischen<br />

Zentralamt. Wien 1962.<br />

Heidland, F, 1998: Aufgaben und Funktion der Regional- und Raumplanung im<br />

Zusammenhang mit Hochwasserrisiken. Regierungspräsidium Freiburg.<br />

Überarbeitete Fassung eines Vortrags vor dem Gesamtverband Deutscher<br />

Versicherer am 16.11.1998.<br />

Hlatky, T, 2003: Die Risikodeckung von Naturkatastrophen in Österreich – GIS im<br />

Versicherungswesen: Vortrag bei der Informationsveranstaltung des Österreichischen<br />

Dachverbandes für Geographische Information „GI im Katastrophenmanagement“ am<br />

20.11.2003 in Wien.<br />

Hochwasserschadensminimierung an der baden-württembergischen Donau, Integriertes<br />

Donau-Programm Risikoanalyse Donau. Gewässerdirektion Donau/Bodensee, 2003.<br />

in Riedlingen.<br />

HydroNat SA, 2000: Potentielle Schäden im Synthesebericht über die 3. Rhonekorrektion. Im<br />

Auftrag des Kanton Wallis.<br />

Hydrotec Ingenieurgesellschaft für Wasser und Umwelt mbH, 2001: Hochwasser-Aktionsplan<br />

Angerbach. Im Auftrag des Staatlichen Umweltamtes Düsseldorf.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

78


Hydrotec Ingenieurgesellschaft für Wasser und Umwelt mbH, 2001: Hochwasser-Aktionsplan<br />

Lenne. Im Auftrag des Staatlichen Umweltamtes Hagen.<br />

Hydrotec Ingenieurgesellschaft für Wasser und Umwelt mbH, 2003: Hochwasser-Aktionsplan<br />

Lippe. Im Auftrag der Staatlichen Umweltamtes Lippstadt.<br />

Hydrotec Ingenieurgesellschaft für Wasser und Umwelt mbH., 2002: Der Hochwasser-<br />

Aktionsplan Sieg, 2002: Gemeinschaftsprojekt der Länder Nordrhein-Westfalen und<br />

Rheinland-Pfalz. Im Auftrag des Staatlichen Umweltamtes Siegen (NRW) und der<br />

Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD Nord), Regionalstelle<br />

Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Bodenschutz Montabaur (RLP).<br />

IG Flussbau Alpenrhein, 2003: Schadenrisiken und Schutzmassnahmen im Alpenrheintal.<br />

Teilbereich Gefahren – und Risikoanalyse. Im Auftrag der Internationalen<br />

Regierungskommission Alpenrhein.<br />

Kiese, M.& B. Leineweber, 2001: Risiko einer Küstenregion bei Klimaänderung.<br />

Ökonomische Bewertung und räumliche Modellierung des Schadenspotentials in der<br />

Unterweserregion, Hannoversche Geographische Arbeitsmaterialien, Nr. 25 – 2001.<br />

Klaus, J. & R.F. Schmidtke, 1990: Bewertungsgutachten und Deichbauvorhaben an der<br />

Festlandküste – Modellgebiet Wesermarsch – Untersuchungsbericht. Im Auftrag des<br />

Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.<br />

Kron, W., 2003: Überschwemmungsschäden und Versicherung. In Wasserwirtschaft Nr.<br />

10/2003. Müncheberg.<br />

Landesausschuss des EH Österreich unter der Enns (Hg.), 1914: Die Regulierung der<br />

<strong>Traisen</strong> von Göblasbruck bis zur Donau.<br />

Lernen aus der Katastrophe 2002 im Elbegebiet. Lessons learned. 2003.<br />

Hochwasservorsorge in Deutschland, Schriftenreihe des DKKV 29, Deutsches<br />

Komitee für Katastrophenvorsorge e.V.<br />

Mai, S. & N. Liebermann, 2001: Sturmflutgefährdung der Hafenstadt Bremerhaven: Eine<br />

Risikoanalyse. Auszug aus: Vechtaer Studien zur Angewandten Geographie und<br />

Regionalwissenschaft, Bd. 22, 2001, S. 84-100.<br />

Markau, H.J & St. Reese, 2003: Vulnerabilitätsanalysen in sturmflutgefährdeten<br />

Küstenniederungen. Büsum.<br />

Markau, H.J. & S. Reese, 2003: MERK - Mikroskalige Evaluation der Risiken in<br />

überflutungsgefährdeten Küstenniederungen. Forschungs- und Technologiezentrum<br />

Westküste.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

79


Markau, H.J.& Reese, S. (2002): Naturgefahr und Risikobetrachtung: Sturmflutgefährdung in<br />

den Küstenniederungen Schleswig-Holsteins. IN: DEUTSCHES KOMITEE FÜR<br />

KATASTROPHENVORSORGE E.V. (DKKV) (HRSG.). Zweites Forum<br />

Katastrophenvorsorge 24-26. September 2001, Leipzig, S.78-84. Bonn<br />

Markau, H.J., S. Reese & St. Sterr, 2001: Wertermittlung hochwassergefährdeter Gebiete in<br />

den Gemeinden Scharbeutz und Timmendorfer Strand. Büsum<br />

Messflüge des BEV vom 21. April 1962 sowie vom 8. April 1981. Original im Bundesamt für<br />

Eich- und Vermessungswesen.<br />

Meyer, V. & St. Mai, 2003: Verfahren zur Berechnung der Schäden nach Deichbruch an der<br />

deutschen Nordseeküste. Essener Geographische Arbeiten, Band 35 Seite 169-178<br />

Österreichisches statistisches Zentralamt, 1966: Betriebsstätten in Niederösterreich.<br />

Ergebnisse der Zählung nicht landwirtschaftlicher Betriebe vom 10. Okt. 1964.<br />

Österreichisches Städtebuch, 1982 (Hg. von A. Hofmann). Die Städte Niederösterreichs.<br />

Wien.<br />

Otte, C., 2003: Küsten als Objekt regionalökonomischer Risikoforschung – am Beispiel des<br />

Projektes RECOACT. Bremen.<br />

Petraschek, A., 1989: Die Hochwasser 1868 und 1987. in „wasser, energie, luft – eau,<br />

energie, air“. ´81. Jahrgang, 1989, Heft 1-3. Baden. CH.<br />

Petraschek, A., 2003: Beeinflussung der Risiken und des Schadensverlaufs. In<br />

Extremereignisse und Klimaänderung. OcCC Organe consultatif sur les changements<br />

climatiques/ Beratendes Organ für Fragen der Klimaänderung. Bern.<br />

Planungsgemeinschaft ProAqua / Ingenieurbüro Franz Fischer, 2002: Hochwasseraktionsplan<br />

Issel. Im Auftrag des Umweltamtes Herten.<br />

Planungsgemeinschaft ProAqua, Ingenieurbüro Sönnichsen und Fachbereich 8 der<br />

Universität GH Paderborn (Abteilung Höxter), 2002: Hochwasser-Aktionsplan Nethe.<br />

Im Auftrag des Staatlichen Umweltamtes Bielefeld.<br />

Planungsgemeinschaft Sönnichsen / Hydrotec Ingenieurgesellschaft für Wasser und Umwelt<br />

mbH., 2001: Hochwasser-Aktionsplan EMS. Im Auftrag des Staatlichen Umweltamt<br />

Münster.<br />

ProAqua Ingenieurgesellschaft für Wasser- und Umwelttechnik mbH, 2003:<br />

Hochwasseraktionsplan Ruhr. Im Auftrag des Staatlichen Umweltamtes Duisburg.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

80


Reambulierung der Urmappen des Franziszeischen Katasters, zw. 1868 und 1871:<br />

Mappenblätter der Gemeinden Lilienfeld, Dörfl, Marktl, St. Pölten, Oberwagram,<br />

Unterwagram, Viehofen, Pottenbrunn, Wasserburg, Ober-/Unterradlberg. Maßstab<br />

1:2880. Original im Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen,<br />

Katastralmappenarchiv.<br />

Rother, K.H, 2001: Erfassung von Hochwasserschadenspotentialen am Rhein – bisherige<br />

Erfahrungen und Planungen. Ministerium für Umwelt und Forsten Rheinland-Pfalz.<br />

Ruiz Rodriguez + Zeisler, PlanEval, geomer GmbH, Haskoning; 2001: Übersichtskarten der<br />

Überschwemmungsgefährdung und der möglichen Vermögensschäden am Rhein.<br />

Abhlussbericht: Vorgehensweise zur Ermittlung der hochwassergefährdeten Flächen.<br />

Vorgehensweise zur Ermittlung der möglichen Vermögensschäden. München, 2001<br />

RWTH Aachen, 2000; Hochwasserpotentiale am Rhein in Nordrhein-Westfalen. Im Auftrag<br />

des Ministeriums für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft.<br />

Schmidtke, R.F, 1975: Nutzenermittlung im Hochwasserschutz, Mitteilung Nr. 18 der<br />

Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie der ZTH Zürich, S. 135-<br />

156, Zürich.<br />

Schmidtke, R.F., 1984: Kompendium Nutzen-Kosten-Untersuchungen in der Wasserwirtschaft,<br />

Institut für Wasserbau der TH Darmstadt, 10.<br />

Schmidtke, R.F., et. al. 1981: Monetäre Bewertung wasserwirtschaftlicher Maßnahmen -<br />

Systematik der volkswirtschaftlichen Nutzenermittlung, Informationsberichte des<br />

Bayerischen Landesamtes für Wasserwirtschaft, Heft 2/81, München 1981<br />

Schmidtke, R.F., 1999: Hochwasserschadenspotentiale. In: Extreme Naturereignisse und<br />

Wasserwirtschaft - Niederschlag und Abfluss, Internationales Symposium 25./26.<br />

Januar 1999 in München, Bayerisches Landesamt für Wasserwirtschaft,<br />

Informationsberichte Heft 5/99<br />

Schmidtke, R.F.; 1976: Kosten-Nutzen-Untersuchungen im Schutzwasserbau, in:<br />

Österreichische Wasserwirtschaft, 28.Jg. 1976, Heft 3/4, S. 58-66.<br />

Schweizer Rück, 1998: Überschwemmungen – ein versicherbares Risiko? Zürich.<br />

Statistik Austria, 2004: Arbeitsstättenerhebung 2001 und 1981. Abfrage aus der Datenbank<br />

der Statistik Austria auf Zählsprengelebene.<br />

Statistik Austria, 2004: Gebäude- und Wohnungserhebung 2001 und 1981. Abfrage aus der<br />

Datenbank der Statistik Austria auf Zählsprengelebene.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

81


Stokreiter F., 1988: Die Entwicklung der Stadtplanung in Niederösterreich von der Mitte des<br />

19. Jahrhunderts bis 1938. Schriftenreihe des Instituts für Städtebau, Raumplanung<br />

und Raumordnung. TU Wien. Hg. von R. Wurzer Band. 22.<br />

Thieken, A., B. Merz & G. Blöschl; :Ein probabilistischer Modellansatz zur Abschätzung von<br />

Hochwasserrisiken und ihren Unsicherheiten<br />

Versuchsanstalt für Wasserbau Hydrologie und Glaziologie VAW, ETH Zürich; 2003:<br />

Hochwasservorsorge .- Fallbeispiele zur Begrenzung von Hochwasserschäden. Im<br />

Auftrag des Bundesamt für Wasser und Geologie<br />

Werner (1980): <strong>Traisen</strong> – Schutzwasserwirtschaftliches Grundsatzkonzept. Projekt im<br />

Auftrag der Bundeswasserbauverwaltung.<br />

Zand, N., 1997: Geschichte der Stadt St. Pölten von 1900 – 1950 im Wandel der politischen,<br />

sozialen und wirtschaftlichen Umbrüche. Diplomarbeit an der Univ. Wien.<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

82


10. Anhang<br />

Abb. 10.1:Überblick Projektgebiet im Abschnitt Lilienfeld<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

83


Abb. 10.2:Überblick Projektgebiet im Abschnitt St. Pölten<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

84


Abb. 10.3:Überblick Projektgebiet im Abschnitt Pottenbrunn<br />

Raumordnung und HW-Schutz am Beispiel der <strong>Traisen</strong> anhand d. Siedlungsentwicklung<br />

85


Sp-uelp.jpg<br />

Abb. 1<br />

St. Pölten<br />

Übersichtsplan 1:50.000


Sp-1870-100h.jpg<br />

Legende:<br />

Abb. 4<br />

St. Pölten<br />

Flächennutzung 1870 – HW100 historisch


Sp-1930-100h.jpg<br />

Legende:<br />

Abb. 6<br />

St. Pölten<br />

Flächennutzung 1930 – HW100 historisch


Sp-1960-100h.jpg<br />

Legende:<br />

Abb. 8<br />

St. Pölten<br />

Flächennutzung 1960 – HW100 historisch


Sp-1980-100h.jpg<br />

Legende:<br />

Abb. 10<br />

St. Pölten<br />

Flächennutzung 1980 – HW100 historisch


Sp-2000-100a.jpg<br />

Legende:<br />

Abb. 12<br />

St. Pölten<br />

Flächennutzung 2000 – HW100 aktuell


Sp-2000-300a.jpg<br />

Legende:<br />

Abb. 13<br />

St. Pölten<br />

Flächennutzung 2000 – HW300 aktuell


Lf-uelp.jpg<br />

Abb. 2<br />

Lilienfeld<br />

Übersichtsplan 1:50.000


Lf-1870-100h.jpg<br />

Legende:<br />

Abb. 18<br />

Lilienfeld<br />

Flächennutzung 1870 – HW100


Lf-1930-100h.jpg<br />

Legende:<br />

Abb. 20<br />

Lilienfeld<br />

Flächennutzung 1930 – HW100


Lf-1960-100h.jpg<br />

Legende:<br />

Abb. 22<br />

Lilienfeld<br />

Flächennutzung 1960 – HW100


Lf-1980-100h.jpg<br />

Legende:<br />

Abb. 24<br />

Lilienfeld<br />

Flächennutzung 1980 – HW100


Lf-2000-100a.jpg<br />

Legende:<br />

Abb. 26<br />

Lilienfeld<br />

Flächennutzung 2000 – HW100


Pb-uelp.jpg<br />

Abb. 3<br />

Pottenbrunn<br />

Übersichtsplan 1:50.000


Pb-1870-100h.jpg<br />

Legende:<br />

Abb. 30<br />

Pottenbrunn<br />

Flächennutzung 1870 – HW100 historisch


Pb-1930-100h.jpg<br />

Legende:<br />

Abb. 32<br />

Pottenbrunn<br />

Flächennutzung 1930 – HW100 historisch


Pb-1960-100h.jpg<br />

Legende:<br />

Abb. 34<br />

Pottenbrunn<br />

Flächennutzung 1960 – HW100 historisch


Pb-1980-100h.jpg<br />

Legende:<br />

Abb. 36<br />

Pottenbrunn<br />

Flächennutzung 1980 – HW100 historisch


Pb-2000-100a.jpg<br />

Legende:<br />

Abb. 38<br />

Pottenbrunn<br />

Flächennutzung 2000 – HW100 aktuell


Pb-2000-300a.jpg<br />

Legende:<br />

Abb. 39<br />

Pottenbrunn<br />

Flächennutzung 2000 – HW300 aktuell

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