msw-info Ausgabe 42 - msw-winterthur
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Lehrlingsschmiede seit 1889<br />
Die Metallarbeiterschule Winterthur<br />
(MSW) – im Volksmund liebevoll<br />
«Metalli» genannt – bildet<br />
seit 1889 Berufsleute für die<br />
Industrie aus. Jugendliche in der<br />
Phase der Berufswahl können<br />
sich an Informationsveranstaltungen<br />
über die fünf verschiedenen<br />
Berufslehrern <strong>info</strong>rmieren, die<br />
an der MSW angeboten werden.<br />
Die Berufswahl ist ein Thema, mit dem<br />
sich alle Jugendlichen am Ende der obligatorischen<br />
Schulzeit befassen müssen.<br />
Hilfe zu diesen Fragen bietet die Berufsberatung<br />
oder verschiedene Berufsmessen<br />
oder auch die Informationsveranstaltungen<br />
der Metallarbeiterschule Winterthur<br />
(MSW). Seit 1889 gibt es in Winterthur<br />
die MSW, in der seit jeher Berufsleute<br />
für die Industrie ausgebildet werden.<br />
Im Schnitt 61 Lehrlinge pro Lehrjahr<br />
können zurzeit dort einen Ausbildungsplatz<br />
finden. «Natürlich haben sich die<br />
Ansprüche der Industrie über die Jahre<br />
verändert und so auch die Berufe», sagt<br />
Carlo Guglielmi, der an öffentlichen Informationsveranstaltungen<br />
über die Ausbildung<br />
an der MSW orientiert. Aktuell<br />
sind in den Bereichen Polymechanik,<br />
Elektronik und Automation jeweils 18<br />
Stellen zu vergeben, im Bereich Informatik<br />
fünf und im Bereich Anlagen und<br />
Apparatebau zwei Lehrstellen. Das Besondere<br />
an der MSW ist, dass die Lernenden<br />
auch an der hausinternen Berufsschule<br />
unterrichtet werden. Das Konzept<br />
scheint zu funktionieren: «Unsere Schüler<br />
schliessen im Durchschnitt über alle<br />
fünf Berufe mit der Note 4,8 ab», zeigt<br />
sich Carlo Guglielmi stolz. buc.<br />
Weitere Informationen:<br />
Rundgang Mechanik, Zeughaustrasse 56,<br />
Polymechaniker und Anlagen- und Apparatebauer:<br />
am 5. und 19. September, 3. und 24. und<br />
21. November und 5. Dezember<br />
Rundgang Automation-Center, Hörnlistrasse 33,<br />
Elektroniker: am 19. September, 24. Oktober,<br />
14. November und 5. Dezember<br />
Automatiker: am 5. und 26. September,<br />
31. Oktober, 21. November<br />
Informatiker: am 12. September, 3. Oktober,<br />
7. November<br />
<strong>msw</strong> <strong>winterthur</strong> – eine schule, fünf berufe<br />
Oft ist die Schnupperlehre wegweisend<br />
Fahim Isalam (19), Zürich<br />
Ist in der Ausbildung zum Anlage-<br />
und Apparatebauer im 4. Lehrjahr<br />
«Ich habe mich schon immer für Maschinen<br />
interessiert, auch handwerkliche<br />
Tätigkeiten machten mir immer<br />
schon Spass. Als es in der Sek darum<br />
ging, sich für einen Beruf zu entscheiden,<br />
interessierte ich mich für eine<br />
Ausbildung als Anlage- und Apparatebauer.<br />
Von der MSW hörte ich viel Gutes,<br />
daher habe ich mich hier beworben.<br />
Mir war es wichtig, eine möglichst<br />
breite Ausbildung zu erhalten,<br />
dazu habe ich hier die Möglichkeit.<br />
Wenn ich meine Ausbildung an der<br />
MSW abgeschlossen habe, möchte<br />
ich zuerst temporär arbeiten und<br />
möglichst viele Erfahrungen in unterschiedlichen<br />
Firmen sammeln.»<br />
12<br />
In der MSW ist die Theorie und die Praxis eng aneinandergekoppelt. Die Berufsschule befindet sich, mit Ausnahme<br />
der Informatiker und der Anlage- und Apparatebauer, im gleichen Zentrum wie die Übungswerkstätte. Bilder: buc.<br />
metallarbeiterschule <strong>winterthur</strong><br />
Die Metallarbeiterschule Winterthur<br />
(MSW) ist ein Ausbildungszentrum der<br />
Stadt Winterthur für technische Berufe.<br />
Die MSW bietet eine umfassende und<br />
anspruchsvolle berufliche Grundbildung<br />
in Lehrwerkstätten und eigener Berufsfachschule<br />
an. Der Betrieb wird nach<br />
pädagogischen und betriebswirtschaftlichen<br />
Grundsätzen geführt. Diese werden<br />
kontinuierlich überprüft und zielgerichtet<br />
angepasst. Die Bildungspläne<br />
der Werkstatt und der Berufsfachschule<br />
sind optimal aufeinander abgestimmt.<br />
Die Produktion eigener und fremder<br />
Aufträge ist Bestandteil der Ausbildung.<br />
Lernende und Lehrpersonen sind<br />
im Erreichen der gesteckten Ziele Partner<br />
entsprechend ihrer Rolle in geteilter<br />
Verantwortung. Die MSW-Winterthur<br />
fördert die Teilnahme an Berufswettbewerben<br />
und schafft Voraussetzungen zur<br />
Mitarbeit in Kommissionen. In folgenden<br />
fünf Bereichen ist es möglich, an der<br />
MSW eine Ausbildung zu machen:<br />
Jan Hurni (18), Seuzach<br />
Ist in der Ausbildung zum Automatiker<br />
im 3. Lehrjahr<br />
«Im Moment arbeite ich an der Konstruktion<br />
eines Schalterkastens für eine<br />
Reinigungsmaschine. Ich habe in verschiedene<br />
Bereiche reingeschnuppert,<br />
bevor ich auf die MSW kam. Ich machte<br />
Schnupperlehren als Maurer und als<br />
Zimmermann. Erst dann hörte ich von<br />
der MSW. Die Ausbildung hier gefällt mir<br />
sehr gut. Man bekommt Einblick in sehr<br />
viele verschiedene Bereiche, auch in mechanische.<br />
Was ich nach meiner Ausbildung zum<br />
Automatiker machen werde, weiss ich<br />
noch nicht. Allenfalls mache ich noch die<br />
BMS. Danach vielleicht ein Studium. Ich<br />
habe mich aber noch nicht entschieden,<br />
in welchem Bereich.»<br />
Polymechanik: Der Polymechaniker<br />
stellt in erster Linie Einzelteile, Kleinserien<br />
und Prototypen durch bohren,<br />
fräsen und drehen her. Je nach Ausbildungsstand<br />
und Engagement erhalten<br />
die Lernenden die Möglichkeit, diese<br />
Werkstücke an hochmodernen, computergesteuerten<br />
CNC-Maschinen zu programmieren<br />
und zu fertigen.<br />
Anlagen- und Apparatebau: Im Anlagen-<br />
und Apparatebau werden vor allem<br />
Bleche, Profile und Rohre verarbeitet.<br />
Diese werden durch schweissen, löten,<br />
nieten oder schrauben zu Baugruppen<br />
verbunden. Ein Beruf, der sich besonders<br />
für handwerklich geschickte,<br />
kreative Leute eignet.<br />
Automation: Der Automatiker plant<br />
und baut elektrische und elektronische<br />
Steuerungen. Er programmiert und projektiert<br />
aber auch ganze Automationssysteme.<br />
Technisch vielseitige, begeisterungsfähige<br />
Personen mit einem stetigen<br />
Weiterbildungsdrang und Eigen-<br />
Kevin Keo (17), Winterthur<br />
Ist in der Ausbildung zum Polymechaniker<br />
im 3. Lehrjahr<br />
«Im Hintergrund sieht man eine 3-D-<br />
Messmaschine, welche die Endkontrolle<br />
für die von uns fabrizierten Teilchen<br />
durchführen kann. Das passende Messprogramm<br />
wurde von mir selber programmiert.<br />
Ich habe an verschiedenen Orten in den<br />
Beruf Polymechaniker reingeschnuppert.<br />
Hier an der MSW hat es mir am<br />
besten gefallen und ich bereue meine<br />
Entscheidung nicht. Die Ausbildung hier<br />
ist abwechslungsreich und man lernt viel.<br />
Wenn ich die Ausbildung abgeschlossen<br />
habe, mache ich vielleicht noch die BMS,<br />
und danach würde ich gerne am Technikum<br />
studieren. Welche Studienrichtung<br />
weiss ich noch nicht.»<br />
initiative sind besonders für diesen Beruf<br />
geeignet.<br />
Elektronik: Die Ausbildung ist vielfältig<br />
und anspruchsvoll. Die Entwicklung<br />
elektronischer Schaltungen oder Geräte<br />
und die Erstellung von Computerprogrammen<br />
verlangt ausgesprochen breites<br />
Wissen von Elektronikkomponenten<br />
und deren Zusammenspiel.<br />
Informatik: Als Informatiker in der Berufsrichtung<br />
Systemtechnik ist man für<br />
den Aufbau und die Wartung von Informatiksystemen<br />
und die Schulung und<br />
den Support von Anwendern zuständig.<br />
Während der Ausbildung werden die<br />
Methoden der Programmierung kennen<br />
gelernt und selbstständig Programme,<br />
oder Teile davon, erstellt. Logisch-analytisches<br />
Denken und das Interesse, sich<br />
weiterzubilden, sind wichtige Voraussetzungen<br />
für diese Ausbildung. red.<br />
Weitere Informationen:<br />
MSW, Hörnlistrasse 33/Zeughausstrasse 56<br />
Winterthur, www.<strong>msw</strong>.ch<br />
Joel Hunsperger (18), Elgg<br />
Ist in der Ausbildung zum Elektroniker<br />
im 3. Lehrjahr<br />
«Als es um die Berufswahl ging, habe ich<br />
in verschiedenen Berufen geschnuppert.<br />
Vor allem grafische Berufe wie Tief- und<br />
Hochbauzeichner oder Konstrukteur haben<br />
mich damals in erster Linie interessiert.<br />
Trotzdem kam ich auf die MSW. Ich<br />
kannte jemanden der an der MSW die<br />
Ausbildung zum Elektroniker machte.<br />
Ihm hat es sehr gut gefallen, also habe<br />
ich mich für eine Schnupperlehre angemeldet.<br />
Das hat mich überzeugt und<br />
jetzt bin ich hier. Mir gefällt es, dass man<br />
hier eine Klasse hat. Ausserdem erhält<br />
man viel Zeit für die Schule. Ich mache<br />
nebenbei noch die BMS. Was ich nach<br />
meiner Ausbildung machen werde, weiss<br />
ich noch nicht.»<br />
2 fragen an …<br />
Bruno Weilenmann<br />
Bruno Weilenmann<br />
ist seit August 2009<br />
Direktor der MetallarbeiterschuleWinterthur<br />
(MSW).<br />
Was zeichnet die Berufsausbildungen<br />
der MSW aus?<br />
Bruno Weilenmann: Die besondere<br />
Struktur der MSWWinterthur bietet<br />
einige Vorteile. Mit der eigenen Berufsfachschule<br />
haben wir die Möglichkeit,<br />
theoretische und praktische Inhalte<br />
eng miteinander zu verknüpfen. So<br />
erreichen wir eine gute Festigung des<br />
Gelernten und können bei Bedarf repetieren<br />
oder weiterfördern. Die Sozialkompetenzen<br />
der Lernenden wird zudem<br />
durch das Lernen in der Gruppe<br />
äusserst stark gefördert.<br />
An welche bestimmte Personengruppe<br />
möchten Sie sich mit diesem speziellen<br />
Ausbildungsprogramm von Praxis und<br />
Theorie unter einem Dach im Besonderen<br />
wenden?<br />
Die Grundvoraussetzung ist für alle<br />
Lernenden, egal wo sie die Lehre machen,<br />
die gleiche: Sie müssen in der<br />
Lage sein, die von den Verbänden geforderten<br />
Inhalte zu verstehen und<br />
in der Praxis umzusetzen. Wir an der<br />
MSWWinterthur sind weiter darauf<br />
angewiesen, dass die Fähigkeit zum<br />
selbstständigen Arbeiten mitgebracht<br />
wird. Diese Fähigkeit führt erfahrungsgemäss<br />
bereits in der Schule zu eher<br />
besseren Noten. Da wir pro Jahrgang<br />
und Beruf jeweils eine Klasse führen,<br />
müssen wir ein zu grosses Leistungsgefälle<br />
vermeiden. Natürlich möchten<br />
alle Ausbildungsbetriebe die leistungsstarken<br />
Schülerinnen und Schüler. Für<br />
viele Unternehmen ist es jedoch zusätzlich<br />
wichtig, dass die ausgelernten,<br />
jungen Berufsleute noch einige Zeit<br />
über die Lehre hinaus eingesetzt werden<br />
können. Also: Diejenigen Schülerinnen<br />
und Schüler, die nach der Lehre<br />
direkt an die Fachhochschule gehen<br />
wollen oder technisch interessiert sind,<br />
finden an der MSWWinterthur ideale<br />
Bedingungen vor. Interview: buc.<br />
Lara Randello (20), Bülach<br />
Ist in der Ausbildung zur Informatikerin<br />
im 4. Lehrjahr<br />
«Von der MSW habe ich sehr viel Positives<br />
gehört, auch von Leuten, die ihre<br />
Ausbildung schon hier gemacht haben.<br />
Ich wollte nicht unbedingt in Zürich<br />
eine Lehre machen, sondern bevorzugte<br />
Winterthur. An der MSW gefällt mir,<br />
dass man nicht so sehr an eine Arbeit<br />
gebunden ist wie in anderen Betrieben.<br />
Man hat sehr viel Abwechslung und erhält<br />
Einblick in verschiedene Bereiche.<br />
Was ich nach dem Abschluss machen<br />
werde, weiss ich noch nicht. Vielleicht<br />
arbeite ich in einer 80-Prozent-Anstellung<br />
und mache parallel die BMS. Aber<br />
es ist alles noch offen. Zuerst möchte<br />
ich die Abschlussprüfungen bestehen,<br />
und dann schaue ich weiter.» buc.<br />
Frau Christine Buschur, Winterthurer Stadtanzeiger, 4. September 2012