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Stadt Braunschweig, Fachbereich<br />
Stadtplanung und Umweltschutz, Abteilung<br />
Umweltschutz<br />
Bodenschutzforum Hannover am 18. Oktober 2012<br />
Referent: Andreas Romey
Bodenschutzforum Hannover 18.10. 2012<br />
Altlastensanierungsbeispiele<br />
in Niedersachsen<br />
„<strong>Stibiox</strong>“<br />
Referent<br />
Dipl. Ing. Andreas Romey, Stadt<br />
Braunschweig,<br />
Fachbereich Stadtplanung und<br />
Umweltschutz
Was bedeutet „<strong>Stibiox</strong>“,<br />
um welchen (Schad-) Stoff geht es?<br />
<strong>Stibiox</strong> - ein Firmenname - war jahrzehntelang ein Synonym für<br />
• einen „Umweltskandal“ in Braunschweig<br />
Stibium – der lateinische Name für Antimon - wurde oxidiert<br />
• daraus wurde der Name Stibi-ox zusammengesetzt.<br />
Antimon wiederum ist ein chemisch mit dem Arsen verwandtes<br />
Element.<br />
Antimonoxid wurde als Flammen hemmendes Mittel eingesetzt<br />
um Textilien und Kunststoffe schwer entflammbar zu machen.
Warum lohnt es sich über <strong>Stibiox</strong> zu berichten?<br />
Exotischer Schadstoff<br />
Große Schadstoffmenge<br />
Schornsteinsprengung für Flächenrecycling<br />
Vollständige Beseitigung einer Altlast<br />
Vor allem – Beispiel einer guten<br />
Zusammenarbeit mehrerer Behörden
<strong>Stibiox</strong>: Historie<br />
Ab 1935 Röstverfahren zur Produktion von<br />
Antimon/Antimontriooxid: große Mengen antimonhaltiger<br />
Schlacken fallen als Abfall an. Lagerung der Schlacken auf<br />
Firmengelände und Verwendung im Umfeld. Belastung der<br />
Abgase mit Stäuben und Schwefel.<br />
80er Jahre: Bekanntwerden der Umweltgefährdung.<br />
1987 Produktionsumstellung: nur noch Oxidation, keine Erze ,<br />
keine weiteren Schlacken.<br />
Ab 1999: Staatliches Gewerbeaufsichtsamt zuständige<br />
Bodenschutzbehörde für Produktionsgelände<br />
(genehmigungsbedürftiger Betrieb nach BImSchG)<br />
2001 Insolvenz; Betriebseinstellung, Industriebrache
Ausgangslage<br />
Desolate Bausubstanz, z.T. Einsturzgefährdung<br />
Technische Anlagen gefüllt mit Antimonstäuben<br />
Vandalismus in den Hallen<br />
„Abenteuerspielplatz“ für Jugendliche<br />
Z.T. extreme Bodenbelastung mit Antimon bis zur<br />
anstehenden Tonschicht in ca. 1,5 Metern<br />
Schadstoffaustrag über das Grundwasser für mehrere<br />
10.000 Jahre prognostiziert
Startbedingungen für das Projekt<br />
Verursacher kann nicht herangezogen werden<br />
Der Wert des sanierten Grundstücks und der gute Wille sind<br />
die Beiträge des Zustandsstörers (Insolvenzverwalter)<br />
Konjunkturpaket als erster, wichtiger Baustein<br />
Kooperation Liegenschaftsverwaltung / Umweltverwaltung<br />
Bereitschaft der Stadt, belastete Fläche und damit Risiko zu<br />
übernehmen (politische Entscheidung!)<br />
Kooperation / Abstimmung zwischen Stadt und GAA<br />
Fachliche Unterstützung durch das MU
Ziele des Projektes<br />
Keine Sicherungsmaßnahme mit begrenzter Lebensdauer<br />
echte Lösung des Problems<br />
Beseitigung der kontaminierten Bausubstanz einschließlich<br />
der Anlagen und der Produktionsrückstände<br />
Vollständiger Aushub des belasteten Bodens<br />
Wiederherstellung einer uneingeschränkt nutzbaren Fläche
Sanierung in 3 Schritten: rot, gelb, grün
Schritt 1, rote Fläche: Stadt Braunschweig,<br />
Konjunkturpaket, Ziel unbelastete Gewerbefläche
Rote Fläche:<br />
Kontaminierte Hallen<br />
und Anlagen
Arbeitsabläufe<br />
Entrümpelung<br />
Reinigung / Demontage der Anlagen<br />
Entstaubung der Oberflächen in den Hallen<br />
Abbruch der Gebäude<br />
Tiefenenttrümmerung<br />
Bodenaushub<br />
Abfallentsorgung
Sprengung des 51 Meter hohen Schornsteins zur<br />
Freimachung der Fläche<br />
Öffentliche Diskussion wegen erheblicher Bedenken und<br />
Ängste von Anwohnern/Bürgerinitiative/Politik<br />
Kostensparendes Verfahren<br />
Wenig Emissionen – es staubt nur einmal kurz<br />
Bodenaustausch vorher, keine Aufwirbelung belasteter<br />
Bodenpartikel<br />
Fallbett zur Dämpfung der Erschütterungen,<br />
Keine Schäden im Umfeld<br />
20120917_<strong>Stibiox</strong>_Ausschnitt_1.mp4
Rote Fläche: Kennzahlen:<br />
•Ausführungszeit März bis Oktober 2010<br />
• Kosten geschätzt: 1,63 Mio €<br />
•Kosten tatsächlich: 2,02 Mio €<br />
•Probleme: Staubbelästigung, tiefreichende<br />
Belastungen, unbekannte Gruben<br />
•Abgefahrene Massen 20.000 t<br />
•Erfolg: 60 Tonnen reiner Schadstoff<br />
entsorgt<br />
•Entsorgungswege: Stäube: UTD,<br />
Böden/Bauschutt: Bodenwäsche Thale,<br />
unbelastete Massen Watenbüttel
Schritt 2 gelbe Flächen
Sanierung durch das staatliche<br />
Gewerbeaufsichtsamt Braunschweig,<br />
Gefahrenabwehrmaßnahme<br />
Sanierung im Rahmen einer Ersatzvornahme gegenüber dem<br />
Insolvenzverwalter<br />
Vollständiger Bodenaustausch bis zur anstehenden Tonschicht<br />
Entsorgung über Bodenwäsche und als Bergversatzmaterial<br />
Kosten: 2,2 Mio €<br />
Abgefahrene Massen 18.000 t<br />
Entsorgte Menge Schadstoff: 72 Tonnen Antimon<br />
Restbelastung im Ton
Schritt 3 grüne Flächen
Zustand grüne Fläche<br />
1 Brandruine,<br />
1 leer stehendes Gebäude<br />
2 Parkplätze mit<br />
Schlackeunterbau
Sanierung durch die Stadt Braunschweig,<br />
Flächenrevitalisierung, EFRE- Förderung<br />
Vereinbarung der Übereignung zwischen Insolvenzverwalter und<br />
Stadt<br />
Maßnahmezeitraum November 2012 bis Februar 2013<br />
Ziel: Abriss aller Gebäude, vollständiger Bodenaustausch bis zur<br />
anstehenden Tonschicht<br />
Entsorgung über Bodenwäsche<br />
Kosten: 0,5 Mio €<br />
Abzufahrende Massen 3.000 t<br />
Zu entsorgende Menge Schadstoff: 30 Tonnen Antimon<br />
Ziel: Restbelastung im Ton
Erwartete Gesamtbilanz des Projektes <strong>Stibiox</strong><br />
„Skandalgrundstück“ komplett saniert<br />
Über 160 Tonnen Antimon entsorgt<br />
Ca. 2 Hektar Gewerbefläche wieder unbeschränkt nutzbar<br />
Vermarktung der Flächen nach Abschluss der Sanierung<br />
durch die Stadt zur „Wiederbelebung“ des Gebietes<br />
Flächenbezogene - anteilige Teilung des Verkaufserlöses<br />
Stadt / Land<br />
Positive „Strahlwirkung“ auf das gesamte Gewerbegebiet<br />
und das angrenzende Wohngebiet
Danke für Ihre Aufmerksamkeit