Oktober 2007 - Arbeit und Gesundheit
Oktober 2007 - Arbeit und Gesundheit
Oktober 2007 - Arbeit und Gesundheit
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Anzeigen<br />
Editorial<br />
Falsche Versprechungen<br />
Muss das sein? Diese Frage drängt sich auf<br />
angesichts der Klagen gegen die Berufsgenossenschaften.<br />
Das B<strong>und</strong>essozialgericht<br />
hat mehrfach bestätigt: Das öffentlichrechtliche<br />
System der Unfallversicherung<br />
in Deutschland ist gr<strong>und</strong>gesetzkonform.<br />
Und auch eine jetzt beim Europäische<br />
Gerichts hof anhängige Klage hat kaum<br />
Aussicht auf Erfolg – schon 2002 hat der<br />
Gerichtshof das Monopol einer solidarisch<br />
finanzierten Unfallversicherung für rechtens<br />
erklärt. Zum Hintergr<strong>und</strong>: Alle <strong>Arbeit</strong>nehmer sind bei den<br />
Berufsgenossenschaften gegen die Folgen von <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong><br />
Wegeunfällen sowie Berufskrankheiten versichert. Das heißt<br />
beispielsweise: Der Bauarbeiter, der aufgr<strong>und</strong> beruflichen<br />
Umgangs mit Asbest vor zwanzig Jahren heute an Krebs<br />
erkrankt, ist finanziell abgesichert. Ebenso der junge Facharbeiter,<br />
der sich so schwer an der Hand verletzt, dass er<br />
eingeschränkt erwerbstätig ist. Zum Vergleich sei empfohlen<br />
sich anzusehen, wie es in Ländern um den Schutz der<br />
Beschäftigten bestellt ist, wo der Forderung nach Privatisierung<br />
nachgegeben wurde. Mag sein, dass private Versicherungen<br />
das eine oder andere Risiko gegen einen geringeren Beitrag<br />
abdecken könnten. Interessanterweise arbeitet die agile Bonner<br />
Kanzlei, die eine Klagewelle gegen das Monopol der Berufsgenossenschaften<br />
losgetreten hat, mit einer solchen zusammen<br />
– man kann auf deren Internetseite auch gleich die Angebote<br />
ansehen. Dazu passt auch, dass an gleicher Stelle nicht darüber<br />
aufgeklärt wird, dass private Anbieter immer nur Teilrisiken<br />
versichern. Tatsache ist, dass viele Betriebe überhaupt keinen<br />
Versicherer finden würden. Und wo keine gesetzliche<br />
Unfall ver sicherung die Unternehmerhaftpflicht ablöst, steht<br />
geschädigten Mitarbeitern der Klageweg offen. Das treibt<br />
Betriebe nicht selten in den Ruin – auch hier sei der Blick<br />
über die Landesgrenzen empfohlen. Ich habe volles Verständnis,<br />
wenn Unternehmer ihre Ausgaben kritisch hinterfragen.<br />
Aber wer sich wirklich mit dem Thema beschäftigt,<br />
weiß, dass die Berufsgenossenschaften im Durchschnitt stabile<br />
Beiträge haben, selbst konsequent an Kostensenkungen<br />
arbeiten <strong>und</strong> derzeit durch Fusionen ihre Organisation<br />
verschlanken. Kurzum: Die gesetzliche Unfallversicherung<br />
befindet sich in einem dynamischen Reformprozess. Dies ist<br />
eine Win-Win-Situation für <strong>Arbeit</strong>geber <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>nehmer.<br />
Hingegen durch unsinnige Klagen diesen ges<strong>und</strong>en Zweig<br />
der Sozialversicherung in Frage zu stellen, ist weder konstruktiv<br />
noch erfolgversprechend. Und den Unternehmen, die mit<br />
falschen Versprechungen zu den Klagen motiviert wurden,<br />
entstehen zu allem Überfluss unnötige Kosten.<br />
2<br />
|<br />
ARBEIT UND GESUNDHEIT<br />
|<br />
<strong>Oktober</strong> <strong>2007</strong><br />
Foto: DGUV<br />
Gregor Doepke<br />
Leiter Kommunikation<br />
<strong>und</strong> Pressesprecher der<br />
Deutschen Gesetzlichen<br />
Unfallversicherung