Besser reiten Egal ob Schulterherein oder ... - Mein Pferd
Besser reiten Egal ob Schulterherein oder ... - Mein Pferd
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<strong>Besser</strong> <strong>reiten</strong><br />
Leicht<br />
GESPANNT<br />
<strong>Egal</strong> <strong>ob</strong> <strong>Schulterherein</strong> <strong>oder</strong> Schiffschaukel – die Übungen<br />
von Peter Kreinberg sind leicht nachzu<strong>reiten</strong> und bringen<br />
<strong>Pferd</strong> und Reiter zwanglos und<br />
entspannt in die Versammlung<br />
Das Verkürzen der Zügel<br />
bedeutet keinen plötzlichen Zug,<br />
sondern ein zentimeterweises<br />
Verkürzen – sonst wird das<br />
<strong>Pferd</strong> auf die Vorhand statt auf<br />
die Hinterhand gebracht<br />
HORSEMANSHIP<br />
Im letzten Teil unserer Serie zeigt<br />
der bekannte Ausbilder Peter<br />
Kreinberg, wie man am Boden<br />
und im Sattel mit seinem <strong>Pferd</strong> zu<br />
eeiner<br />
harmonischen<br />
Einheit verschmilzt.<br />
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SERIE<br />
Text und Fotos: Rika Schneider
<strong>Besser</strong> <strong>reiten</strong><br />
Darum geht es:<br />
Alle vorbe<strong>reiten</strong>den Übungen<br />
für die Versammlung dienen<br />
dazu, das <strong>Pferd</strong> kurzfristig zu<br />
einer vermehrten Lastaufnahme<br />
auf einem Hinterbein zu bringen,<br />
ohne es dabei zu überfordern.<br />
Das <strong>Pferd</strong> soll koordiniert<br />
und motiviert einen positiven<br />
Spannungsbogen aus sich heraus<br />
entwickeln. Damit es nach<br />
und nach mehr tragende Kräft e<br />
auf der Hinterhand aufnehmen,<br />
also seine Hanken beugen und<br />
dazu mit der Kruppe etwas runterkommen<br />
kann, ist eine gute<br />
Vorbereitung unerlässlich.<br />
Das <strong>Pferd</strong> muss zu diesem Zeitpunkt<br />
die fein abgestimmten,<br />
begrenzenden und aktivierenden<br />
Hilfen des Reiters verstanden<br />
haben und diese willig<br />
ausführen. Fleiß und Schwung<br />
im <strong>Pferd</strong> müssen einwandfrei<br />
etabliert sein, da das <strong>Pferd</strong> nur<br />
Hier ist<br />
der Hals<br />
richtig …<br />
aus dem Schwung heraus zeitweilig<br />
vermehrt Gewicht aufnehmen<br />
kann, ohne dabei auf<br />
die Vorhand zu kommen. Zu<br />
langes Fordern von Last aufnehmenden<br />
Übungen unter dem<br />
Sattel ist kontraproduktiv und<br />
kann das <strong>Pferd</strong> mental und körperlich<br />
schnell überfordern. Das<br />
zeigt es häufi g durch Schweifschlagen,<br />
Ohrenanlegen <strong>oder</strong><br />
permanentes Ausweichen mit<br />
einzelnen Körperteilen. Stattdessen<br />
baue ich die vermehrte<br />
Lastaufnahme durch sich abwechselnde,<br />
in kurzen Reprisen<br />
wiederholende Übungsabläufe<br />
auf. Abläufe in Spannung (positiv)<br />
werden immer wieder<br />
durch lockernde <strong>oder</strong> vorwärtsorientierte<br />
Einheiten abgelöst.<br />
Die „Schaukelübung“, die aus<br />
einem dynamischen Trab-inden-Stand-und-Wiegeschritt-<br />
MEINE PERSÖNLICHEN TIPPS<br />
An einer Checkliste orientieren<br />
Kommt der Reiter bei einer der Übungen ins Stocken, kann er sich an einer Checkliste im<br />
Kopf orientieren. Er ist es, der die Fehler macht, das <strong>Pferd</strong> spiegelt diese nur wider. Fragen n<br />
Sie sich deshalb: Sind alle Vorübungen solide erarbeitet, <strong>oder</strong> muss ich noch mal einen<br />
Schritt zurück? Bin ich locker genug, sind meine Schlüsselgelenke (Ellbogen, Knie, Fuß)<br />
geschmeidig, <strong>oder</strong> blockiere ich durch steife Muskulatur? Schaue ich auf das <strong>Pferd</strong> herab<br />
und störe dadurch seine Vorwärtsbewegung? Habe ich den Fluss des Voransch<strong>reiten</strong>s<br />
verloren und den Moment des Nach-vorne-Reitens verpasst? Habe ich mein <strong>Pferd</strong> zu<br />
stark gebogen, und hat es deshalb die Vorwärtsbewegung verloren? Meistens scheitern<br />
die Übungen an mangelndem Schwung und zu geringer Vorwärtsbewegung.<br />
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… hier zu<br />
weit einwärts<br />
gestellt<br />
rückwärts besteht, fördert durch<br />
das zeitnahe Wiedervorantraben<br />
beim <strong>Pferd</strong> die Fähigkeit,<br />
bewusst kurzzeitig Gewicht auf<br />
ein bestimmtes Hinterbein zu<br />
nehmen. <strong>Schulterherein</strong>, aber<br />
auch Schritteverlängern <strong>oder</strong><br />
-verkürzen im Galopp fördern<br />
die Geraderichtung, Balance<br />
und Lastaufnahme beim <strong>Pferd</strong>,<br />
welche alle drei Voraussetzungen<br />
für länger anhaltendes versammelndes<br />
Reiten sind.<br />
Ausrüstung<br />
Der Sattel sollte dem <strong>Pferd</strong> unbedingt<br />
passen und dem Reiter<br />
durch einen optimalen Sitz eine<br />
leichte und aus der Mitte heraus<br />
entwickelte Schenkel- und Sitzhilfe<br />
ermöglichen. Er sollte den<br />
Reiter nicht in einen Stuhlsitz<br />
bringen und auch nicht durch<br />
zu starke Pauschen die Lage des<br />
Schenkels negativ beeinfl ussen.<br />
Zu diesem Zeitpunkt der Übungen<br />
ist die Wassertrense das zu<br />
empfehlende Gebiss.<br />
Pr<strong>ob</strong>leme &<br />
Lösungen<br />
Häufi g verlassen <strong>Pferd</strong>e beim<br />
<strong>Schulterherein</strong> mit der äußeren<br />
Schulter voran die gleichmäßige<br />
Biegung. Die Ursache dafür ist<br />
oft ein zu starkes Einwirken mit<br />
dem inneren Zügel und eine<br />
entsprechend zu starke Halsbiegung.<br />
Wohldosierte Kontaktpfl<br />
ege mit dem inneren und ein<br />
bestimmtes Einwirken mit dem<br />
äußeren Zügel, verbunden mit<br />
Impulsen des äußeren Schenkels,<br />
wirken dieser Tendenz<br />
entgegen. Sollte ein <strong>Pferd</strong> hinter<br />
den Zügel kommen, hilft ein<br />
Das <strong>Pferd</strong> darf sich<br />
zwischendurch<br />
immer vorwärtsabwärts<br />
dehnen<br />
frisches und aktives Vorwärts<strong>reiten</strong>,<br />
um die Bereitschaft zum<br />
ruhigen und steten Zügelkontakt<br />
wiederherzustellen.<br />
<strong>Schulterherein</strong><br />
Um die Körperhaltung des<br />
<strong>Pferd</strong>es zu optimieren und um<br />
einen positiven Spannungsbogen<br />
im <strong>Pferd</strong> aufzubauen, ist das<br />
klassische <strong>Schulterherein</strong> eine<br />
wunderbare Übung. Es schult<br />
die zeitweilige Lastaufnahme<br />
und macht das <strong>Pferd</strong> aktiver in<br />
der Hinterhand. Vom Sattel aus<br />
entwickele ich das <strong>Schulterherein</strong><br />
gerne aus Volten heraus <strong>oder</strong> nach<br />
dem Durch <strong>reiten</strong> einer Ecke.<br />
Das <strong>Pferd</strong> wird mit geringer<br />
Stellung nach innen in gut versammelter<br />
Haltung und Aufrichtung<br />
geritten. Es ist mit der<br />
Vorhand bis zu einem Schritt<br />
zur Innenseite vom Hufschlag<br />
der Hinterhand abgestellt. Am<br />
verkürzten Zügel wird das<br />
<strong>Pferd</strong> nach innen gestellt und<br />
mit Impulsen zur Einleitung einer<br />
Volte abgewendet, ohne ➜<br />
Peter<br />
Kreinberg<br />
Der 57-Jährige unterrichtet<br />
seit 30 Jahren und ist einer<br />
der bekanntesten Trainer<br />
Europas. Seine Lehre<br />
basiert auf Elementen der<br />
Kavallerie- und der<br />
kalifornischen Reitweise.<br />
Das Zusammenspiel<br />
von Schenkel- und<br />
Zügelhilfe ist nur<br />
dann effektiv, wenn<br />
beides wohldosiert<br />
erfolgt und der<br />
Schenkel optimal<br />
platziert wird<br />
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<strong>Besser</strong> <strong>reiten</strong><br />
DAS SOLLTEN SIE …<br />
… wissen<br />
Die Biomechanik des <strong>Pferd</strong>es<br />
kann mit der des Menschen<br />
verglichen werden. Außer dass<br />
wir aufrecht stehen und gehen,<br />
sind die Abläufe durchaus<br />
ähnlich. Um versammelnde<br />
Übungen unter dem Reiter<br />
auszuführen, benötigt das<br />
<strong>Pferd</strong> daher eine umfassende<br />
Vorbereitung in Koordination,<br />
Verständnis für die Hilfen und<br />
Kraftaufbau. Auch ein Balletttänzer<br />
braucht viele Jahre, bis<br />
er leicht und locker Sprünge<br />
und Pirouetten drehen kann,<br />
für die eine sehr hohe Lastaufnahme<br />
erforderlich ist.<br />
… tun<br />
Joggen Sie einmal die Straße<br />
hinunter und versuchen Sie<br />
dabei, im Trab seitlich überzutreten,<br />
bis Sie am anderen<br />
Wegrand angekommen sind.<br />
Aus einer fleißigen, vorwärtsgerichteten<br />
Bewegung heraus<br />
ist dies recht einfach. Laufen<br />
Sie nun etwas langsamer und<br />
schleppender, und Sie werden<br />
sehen, wie schwierig und<br />
unharmonisch der Ablauf wird.<br />
Die Vorwärtsbewegung darf<br />
nicht verloren gehen. Daher<br />
bedenken Sie immer: Vorwärts<br />
kommt vor Seitwärts.<br />
… spüren<br />
Verpassen Sie im Sattel nicht<br />
die Momente, in denen Ihr<br />
<strong>Pferd</strong> langsamer wird <strong>oder</strong><br />
kurz zögert, und agieren<br />
Sie rechtzeitig: Bringen Sie<br />
das <strong>Pferd</strong> wieder vor den<br />
Schenkel, ehe es die Vorwärtsbewegung<br />
– die Basis für versammelnde<br />
Übungen – und<br />
den Schwung gänzlich verliert.<br />
Fühlen Sie die Bewegungen<br />
und den Schwung des <strong>Pferd</strong>es.<br />
Denn nur dann können Sie<br />
diese auch beeinflussen.<br />
die Halsbiegung zu verstärken.<br />
Einen Schritt vom Hufschlag<br />
entfernt, wird durch Impulse<br />
auf den äußeren Zügel ein weiteres<br />
Vorwärtsgehen auf die<br />
Volte verhindert, und das <strong>Pferd</strong><br />
wird in die Seitwärtsbewegung<br />
geführt. Mit dem inneren Zügel<br />
wird die Kopfstellung kontrolliert,<br />
und zusammen mit dem<br />
inneren Schenkel wird es auf<br />
zwei Hufschlägen gehalten und<br />
das Hereinwandern der Kruppe<br />
verhindert. Die äußere Hand des<br />
Reiters regelt über den Zügel,<br />
abgestimmt mit den Einwirkungen<br />
des äußeren Schenkels, die<br />
Biegung des <strong>Pferd</strong>es. Mit dem<br />
inneren Schenkel beeinfl usst<br />
der Reiter vor allem durch streifende<br />
Impulse mit der Wade die<br />
Rippenbiegung und den Vortritt<br />
des inneren Hinterbeins, erst in<br />
zweiter Linie beeinfl usst er zusammen<br />
mit dem äußeren Zügel<br />
die Seitwärtsbewegung. Mit<br />
dem äußeren Schenkel wird die<br />
Hinterhand begrenzt. Vor der<br />
nächsten Ecke wird die Übung<br />
beendet, indem das <strong>Pferd</strong> mit<br />
der Schulter vor die Hinterhand<br />
positioniert und in Stellung weitergeritten<br />
wird. Ein häufi ger<br />
Wechsel vom <strong>Schulterherein</strong> in<br />
eine Volte auf einem Hufschlag<br />
und wieder zurück ins <strong>Schulterherein</strong><br />
erhält die Vorwärtstendenz<br />
des <strong>Pferd</strong>es und wird von<br />
ihm als „Entspannungsphase“<br />
zwischen den konzentrierten<br />
und versammelten Reprisen im<br />
<strong>Schulterherein</strong> empfunden.<br />
Schaukeln<br />
Um die Schaukelübung aus dem<br />
Trab heraus zu entwickeln, sollte<br />
man das Reiten von Übergängen,<br />
Anhalten und Rückwärtsgehen<br />
schon sauber erarbeitet<br />
haben. Aus einem dynamischen<br />
Das <strong>Schulterherein</strong><br />
aktiviert<br />
die Hinterhand<br />
und fördert<br />
die zeitweilige<br />
Lastaufnahme<br />
Trab heraus verkürzt man mit<br />
Gefühl und Leben in den Händen<br />
Zentimeter für Zentimeter<br />
die Zügel und sammelt so<br />
das <strong>Pferd</strong> behutsam ein. Dabei<br />
bleibt der Körper aufrecht und<br />
zentriert. Der Oberkörper ist<br />
nicht starr, kippt aber auch nicht<br />
nach vorne <strong>oder</strong> hinten, um ins<br />
Halten mit Rückwärtstendenz<br />
zu kommen. Die Hände sollten<br />
auch in der letzten Phase nicht<br />
rückwärts wirken. Hierfür hat<br />
der Reiter in den Vorstufen<br />
gelernt, passiv mit den Händen<br />
zu bleiben und auch beim<br />
Verkürzen der Zügel nicht ins<br />
Ziehen zu geraten. Dies ist ein<br />
Auch im Galopp<br />
werden die Zügel<br />
langsam verkürzt und<br />
wieder verlängert<br />
wichtiger Aspekt, da das <strong>Pferd</strong><br />
nicht auf die Vorhand gezogen<br />
werden soll, sondern es langsam<br />
den Bewegungsablauf und<br />
den Schwerpunkt von vorne<br />
nach hinten verlagern soll. Der<br />
Reiter schaut in dieser Übungseinheit<br />
nicht hinunter auf das<br />
<strong>Pferd</strong>, sondern lenkt seinen Fokus<br />
auf dessen Hinterbein, das<br />
nun nur in einem Wiegeschritt<br />
nach rückwärts Last aufnehmen<br />
muss. Dies ist der wichtige<br />
Moment. Das <strong>Pferd</strong> kommt genau<br />
hier an den Punkt, an dem<br />
es sein Sprunggelenk winkeln<br />
muss, um aus diesem Wiegeschritt<br />
aus dem Hinterbein heraus<br />
wieder voran in den Trab zu<br />
kommen. Anfangs wird es nicht<br />
ganz so geschmeidig und dynamisch<br />
sein. Doch nach einigen<br />
Wiederholungen, die immer<br />
durch ein lockeres Vorantraben<br />
abgewechselt werden, fällt es<br />
ihm zunehmend leichter. Sind<br />
bei Reiter und <strong>Pferd</strong> aktivierende<br />
Hilfen noch nicht etabliert,<br />
wird es bei dem Vorantraben<br />
aus dem Wiegeschritt heraus<br />
schwierig werden. Sind seitlich<br />
begrenzende Hilfen noch<br />
Die Zügel<br />
langsam<br />
verkürzen …<br />
nicht gefestigt, wird es sich vielleicht<br />
der Lastaufnahme durch<br />
seitliches Ausweichen mit der<br />
Hinterhand entziehen.<br />
Galoppsprünge<br />
bestimmen<br />
Im Galopp kann die vermehrte<br />
Aufnahme von Gewicht auf der<br />
Hinterhand des <strong>Pferd</strong>es durch<br />
das Verlängern und Verkürzen<br />
von Galoppsprüngen erarbeitet<br />
… bis das <strong>Pferd</strong><br />
rückwärtstritt<br />
werden. Wie in der Schaukelübung<br />
wechselt der Reiter zwischen<br />
locker vorantreibenden<br />
und einsammelnden, verwaltenden<br />
Hilfen. Durch das zentimeterweise<br />
Aufnehmen der<br />
Zügel in Zusammenspiel mit<br />
einer aufrechten, verlangsamenden<br />
Körperhilfe bringt er das<br />
<strong>Pferd</strong> dazu, zeitweilig gesetzter,<br />
ruhiger und mehr auf der Hinterhand<br />
zu galoppieren. Bringt<br />
er es dann wieder durch vorwärtstreibende<br />
Hilfen, die aus<br />
dem Sitz heraus kommen, vor-<br />
an, verlängert es seine Schritte,<br />
statt einfach schneller zu werden.<br />
Zwischendurch sollte es<br />
sich aber wie bei der Trabübung<br />
immer wieder nach vorwärtsabwärts<br />
dehnen können. Bei<br />
den versammelten und noch<br />
kurzen Einheiten kommt seine<br />
Muskulatur in Spannung. Um es<br />
locker und motiviert zu halten,<br />
genügen daher zu Beginn kurze<br />
Reprisen positiv gehaltener<br />
Spannung in der Muskulatur, die<br />
dann mit einer Entspannungshaltung<br />
abgewechselt werden.<br />
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