So gelingt Ihr Artikel fürs Amtsblatt! - Stadt Gernsbach
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<strong>So</strong> <strong>gelingt</strong><strong>Ihr</strong> <strong>Artikel</strong><br />
<strong>fürs</strong> <strong>Amtsblatt</strong>!<br />
Ein kleinerRatgeber<br />
für Schriftführerinnen<br />
undSchriftführer<br />
VonMarkusReiter<br />
1
Dankefür <strong>Ihr</strong>e Mitarbeit<br />
Sehrgeehrte Damenund Herren,<br />
liebe Schriftführerinnenund Schriftführer,<br />
mit<strong>Ihr</strong>en Texten und Bildernfür dasörtlicheAmts-<br />
oder Mitteilungsblattleisten SieWoche fürWoche<br />
einen wichtigenBeitragzur Information<strong>Ihr</strong>er Mit-<br />
bürgerinnenund Mitbürger<br />
Vielleicht nehmenSie dieseAufgabe schonseit<br />
mehreren Jahren wahr,vielleicht sind Sie aber<br />
auch erst vorkurzemzum Schreiben gekommen.<br />
Wirhoffen, dass Ihnendas Verfassender Berichte<br />
auch Spaß macht und nicht nur alslästige Ver-<br />
pflichtung erscheint.<br />
Demvon vielen <strong>Ihr</strong>er„Kolleginnen“ und„Kolle-<br />
gen“ geäußertenWunsch nach einer kleinen<br />
Hilfestellungsindwir nachgekommenund haben<br />
durchden Journalisten undSchreibtrainerMarkus<br />
Reiter diesen Leitfadenerstellenlassen.<br />
Vorwort<br />
GutenTag!<br />
AlsSchriftführer <strong>Ihr</strong>esVereinsoderVerbandes<br />
möchten Sieanderen Menschen etwasmitteilen.<br />
DieAmtsblätter von Nussbaum Medien sind dafür<br />
ein geeignetes Medium. Sie erreichenvieleMen-<br />
schenin<strong>Ihr</strong>er Heimatgemeinde.Vorausgesetzt<br />
allerdings,<strong>Ihr</strong>eTexte werdennicht nurab-<br />
gedruckt, sondern auch gelesen.<br />
Mit dieser Broschüre wollenwir Ihnenhelfen, so<br />
zu schreiben,dassmöglichstvieleMenschendie<br />
Informationenaus <strong>Ihr</strong>enMitteilungenrasch erfas-<br />
senkönnen und Freude an <strong>Ihr</strong>enBerichten finden.<br />
Sie könnendie ganzeBroschüre durchlesen.Darin<br />
erläutereich IhnenanBeispielendie wichtigsten<br />
Prinzipien desjournalistischenSchreibensund<br />
erkläre, warumsichdieserStilinZeitungenund<br />
Zeitschriftendurchgesetzthat.<br />
HabenSie keineAngst-<br />
wirwollenaus Ihnen<br />
keinen Journalisten<br />
machen.Dennjedes Amts- oder Mitteilungsblatt<br />
hatseineneigenen Charme,der durchden Lokal-<br />
koloritund dieVielfalt derBeiträgeentsteht.<br />
Betrachten Siedie vorliegendeBroschüreeinfach<br />
wieeinen Selbstbedienungsladen: NehmenSie<br />
sich das, wasIhnen gefälltund lassenalles andere<br />
im Regal.<br />
Wirwünschen Ihnen weiterhin viel Spaß mit <strong>Ihr</strong>em<br />
Amts-oderMitteilungsblattvon NussbaumMedien.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Brigitte Nussbaum<br />
NatürlichsollenSie als<br />
Schriftführerin oder<br />
Schriftführer kein Profi-<br />
Journalist werden.Sie<br />
helfen aber sowohl <strong>Ihr</strong>en<br />
potentiellen Lesern als<br />
auch denVerantwort-<br />
lichenindenGemein- den, wenn Siedie fol-<br />
genden Schreibregeln berücksichtigen. DenErfolg<br />
<strong>Ihr</strong>erMühenwerdenSie möglicherweise bald zu<br />
spüren bekommen. Mehr Menschen werden <strong>Ihr</strong>en<br />
<strong>Artikel</strong>im<strong>Amtsblatt</strong>lesen -und vielewerdenes<br />
Ihnensichersagen, wennergut gelungenist.<br />
In diesem Sinne wünscheich IhnenvielFreude<br />
beim Schreiben und bei<strong>Ihr</strong>er verantwortungs-<br />
vollen und wichtigenAufgabe desSchriftführers.<br />
<strong>Ihr</strong><br />
MarkusReiter<br />
2
1. Wasist eigentlich wichtig?<br />
Vielleicht habenSie dasschon einmalin<strong>Ihr</strong>er Zeit alsSchriftführerin oderSchriftführer erlebt:<br />
Sie rufen bei der örtlichen Tageszeitung anund wollen von einer Aktion <strong>Ihr</strong>es Vereins oder <strong>Ihr</strong>es Verbandes<br />
berichten. Dabeifragt Sieder Redakteur: „Was istdenndadie Nachricht?”<br />
Es handelt sich um eine typische Journalistenfrage. Mankönntesie auch anders formulieren.<br />
Nämlich: Warumsolltedas eine breite Öffentlichkeit interessieren?<br />
Es gilt dieRegel:<br />
WasSie anderenMenschenmitzuteilen haben, solltefür dieseinteressant sein.<br />
Das hört sich einleuchtend an. Aber nicht immer wird es von den Autorinnen und Autoren von<br />
Pressemitteilungen beachtet. Natürlich interessieren sich nicht alle Menschen für alles. Da liest jemand zum<br />
Beispiel alle Berichte vom und über den Fußballverein, weil erselbst dort aktiv ist. Ein anderer kümmert sich<br />
nur umdas, was die Kulturgemeinschaft mitzuteilen hat. Ein Teil dessen, was eine Nachricht interessant<br />
macht, hängtalsovom Leserab.<br />
Darüberhinausgibtesabernoch weitere Kriterien. Kommunikationswissenschaftlerhaben herausgefunden,<br />
was beimöglichstvielen Leuten Interesse auslöst. Siesprechenvom Nachrichtenwert.<br />
Hier sinddie sechswichtigsten Nachrichtenwerte:<br />
Neuigkeit: Was gerade passiert ist oder von uns wahrgenommen wird, löst Neugierde aus. Jeaktueller,<br />
destointeressanter.Deshalb solltenSie nichterstdreiWochenspäterden Bericht überdie Ausflugsfahrt<strong>Ihr</strong>es<br />
Vereinsoderdie Hauptversammlung einreichen.Dannist nämlichder Neuigkeitswert vorbei -viele potentielle<br />
Leserhaben schon aufanderem Wege von denErlebnissenerfahren.<br />
Nähe: Gemeintist vor allem geographische Nähe.Was vor unsererHaustürepassiert, interessiertuns mehr<br />
als das Fahrrad, das in Indien umstürzt. Der große Vorteil von Amtsblättern ist, dass das Kriterium der<br />
geographischen Nähe fast immer erfüllt ist. Umgekehrt gilt: Überregionale Themen, die nicht im<br />
Zusammenhangmit <strong>Ihr</strong>erGemeindestehen, sind fürdie Amtsblätter in derRegel uninteressant.Reichen Sie<br />
also keineMitteilungen ein, dienicht mitdem Erscheinungsgebiet des<strong>Amtsblatt</strong>es in Verbindung stehen.<br />
Tragweite: Je größer die Tragweite eines Ereignisses ist, desto interessanter wird es. Wenn der letzte<br />
Lebensmittelmarkt imOrt schließt, hat das eine größere Tragweite als wenn der Sportverein sein jährliches<br />
<strong>So</strong>mmerfest feiert. Das<strong>So</strong>mmerfest, zu demviele Leutekommen, istwichtiger alsder Wochenendausflug des<br />
Kegelclubs,andem nur ein halbes DutzendMitgliederteilgenommen haben.<br />
Menschen: Wofür interessieren sich Menschen am meisten? Für andere Menschen! Berichten sie deshalb<br />
über andere Menschen und was diese getan haben. Es ist übrigens keine gute Idee, immer ganze Gruppen<br />
vorzustellen. Greifen Sie lieber ein Mitglied heraus. Kein Grund zum Neid: Beim nächsten Mal kann es ja<br />
jemandanderessein.<br />
Dramatik: Der Brand, dem die Scheune im Ort zum Opfer fällt, ist interessanter als die Feuerwehrübung,<br />
weilerdramatischerist.<br />
3
Kuriosität undSuperlative: Gibt es beim Straßenfestdie längsteBratwurst Südwestdeutschlands?Gibtes<br />
beim <strong>Stadt</strong>fest einen besonders ungewöhnlichen Brauch? Baut <strong>Ihr</strong> Verein die größte HO-Eisenbahn<br />
Deutschlands auf? Superlativeund Kuriositäten erweckenstets dasInteresse derLeser.<br />
Einen dieser Nachrichtenwerte sollte der Inhalt <strong>Ihr</strong>er Mitteilung auf jeden Fall abdecken, besser natürlich<br />
mehrere. Stellen Sie denNachrichtenwert in <strong>Ihr</strong>emTextprominent heraus -ersollteauchfür einenflüchtigen<br />
Leserschnell erkennbarsein.<br />
Auch innerhalb eines <strong>Artikel</strong>s gibt es Dinge, von denen sich guten Gewissens sagen lässt, dass sie die<br />
Öffentlichkeitnicht interessieren (sollten).<br />
Ein Beispiel auseinem Bericht übereineAusflugsfahrt:<br />
„Dader Bus leider kein WC an Bordhatte,mussten öfters Pinkelpausen eingelegtwerden.”<br />
WelcheInformationen noch überflüssigsind(Beispiele):<br />
* Die genaue Speisenfolge im Restaurant beiAusflügen und Gruppenreisen.<br />
* Selbstverständlichkeiten, etwa, dass Sie bei einer Ausflugsfahrt Pausen gemacht oder dass Sie <strong>Ihr</strong><br />
Hotelzimmer bezogen und gefrühstückt haben. Oder dass Sie und <strong>Ihr</strong>e Mannschaft sich über einen<br />
sportlichenErfolgsehrgefreut haben.<br />
* Orte, dieSie beiAusflügenund Reisen nicht besucht habenoderandenen Sie nur vorbeigefahrensind.<br />
* Die Verlesungvon Protokollen, dieTotenehrung undandereFormaliabei Vereinssitzungen.Diesegehören<br />
zumRitualund müssendeshalb nicht sonderlicherwähnt werden.<br />
* Sehr persönliche Hinweise, die nur sehr wenige Personen und eventuell deren Intimbereich betreffen.<br />
Dazu gehören zum Beispiel Bemerkungen darüber, wer bei einer Ausflugsfahrt in welchem Maße<br />
betrunkenwar.<br />
* Despektierlicheoderherabsetzende Äußerungen überDritte.<br />
* Witze und Anspielungen, dienur dieBeteiligten verstehen.<br />
Wenn Sieauf dieseüberflüssigen Informationenverzichten, wird <strong>Ihr</strong>Bericht schlankerund dadurchbesserzu<br />
lesen.VielleichtfragenSie sich:Wirdmein <strong>Artikel</strong> dann nicht rechtkurz?<br />
DieAntwort darauf lautet:Ja! Unddas ist gutso. Denn:<br />
Kürzere<strong>Artikel</strong> werdenöfter und mehr gelesenals lange.<br />
Wirwissenaus zahlreichenUntersuchungen, dass sich diemeisten Lesernur wenigeSekundenZeitnehmen,<br />
um zu entscheiden, welchen Text sie lesen und welchen nicht. Wenn ein massiver, ellenlanger <strong>Artikel</strong> ihnen<br />
signalisiert: „Jetzt kommtArbeit aufmichzu!”, lassensie dieLektürelieber bleiben. Kürzere<strong>Artikel</strong>hingegen<br />
sind schnell überflogen-undbleiben dadurch sogarbesserimGedächtnis.<br />
DaskönnenSie an sich selbst beobachten:Lesen Sie etwa gernelange Texte, in denenSie dasWichtigstelange<br />
suchen müssen? <strong>So</strong> erreichen uns manchmal Berichte über einen Vereinsausflug von bis zu 15.000<br />
Anschlägen. Das sind über vier DIN-A-4-Seiten Text! Oder Spielberichte aus der Bambini-Klasse mit 7.000<br />
Anschlägen.<br />
Kürzere Texte zu schreiben ist übrigens gar nicht so einfach. Von Goethe sagt man, erhabe einmal einem<br />
Schreiben hinzugefügt: „Bitte entschuldigen Sie den langen Brief, ich hatte keine Zeit, einen kurzen zu<br />
schreiben.” (Das Wort wird auch anderenAutoren zugeschrieben).<br />
4
Es zeichneteinen guten Autoraus,knapp zu schreibenund Überflüssigeswegzulassen.<br />
Checkliste:<br />
* Sind das Thema und der Inhalt meines Textes auch für andere Menschen, nämlich die Leser des<br />
<strong>Amtsblatt</strong>es, interessant?<br />
* Erfüllt mein Text eines der Kriterien für Nachrichtenwert (Neuigkeit, Nähe, Tragweite, Menschen,<br />
Dramatik,Superlative und Kuriosität)?<br />
* Hat mein Text eine angemessene Länge,die in einem vertretbaren Verhältnis zurBedeutung desEreignisses<br />
steht?<br />
* Habe ich auf Überflüssiges, Selbstverständliches, Unziemliches und allzu Persönliches inmeinem Text<br />
verzichtet?<br />
2. Aufden Punktbringen<br />
In meiner Schulzeit hatteich mich, getriebenvon demWunsch,Journalist zu werden, alsfreierMitarbeiter bei<br />
unsererRegionalzeitungvorgestellt.Gerade16Jahre altund ziemlich ehrfürchtigvor demMedium„Zeitung”<br />
fand ichmichbeimLokalchef in seinem vonZigarrenqualm völligverräuchertenBüroein.<br />
„Zwei Dinge gebe ichIhnenmit aufden Weg”, sagteder altgedienteRedakteurzwischenden Zügenanseiner<br />
Zigarre. „Erstens: Sie dürfen fast alles falsch schreiben. Nur eines darf niemals falsch sein: die Namen! Und<br />
zweitens: Vergessen Sie alles, was Sie in der Schule über das Aufsatzschreiben gelernt haben -machen Sie<br />
genaudas Gegenteil! Dasist Journalismus!”<br />
Was den ersten Rat angeht, sohabe ich die Forderung nach der korrekten Namenswiedergabe stets nur als<br />
absolutesMindestmaßangesehen. Selbstverständlichvermeidet derguteJournalist alleFehlerund berichtet<br />
so richtig wiemöglich.<br />
Allerdings: Ein falsch geschriebener Name rutscht gern einmal in einen Text. Der Genannte ärgert sich dann<br />
darüber. Ich habe das selbst erfahren müssen. Unter meiner ersten großen Reportage, bei der ich als Autor<br />
genanntwerdensollte, stand: „MartinReiter”-statt„Markus Reiter”.<br />
Überprüfen Siejeden <strong>Ihr</strong>erTexte aufRichtigkeit.AchtenSie besondersdarauf, dass alle Namen<br />
richtiggeschriebensind. Auch Anfangszeiten, Daten, Preise und so weiter müssen stimmen.<br />
Man vertut sich leicht: Wenn in <strong>Ihr</strong>emTextzum Beispiel „Dienstag, 17.Juli” steht, der17. Juli in Wirklichkeit<br />
aber einMittwoch ist, weiß derBearbeiternicht,obSie denDienstagoderden 17. Juli gemeinthaben.<br />
Wichtiger istaberder zweite Ratmeinesdamaligen Lokalchefs.Inder Tat:<br />
Ein guter <strong>Artikel</strong> istdas Gegenteileines Schulaufsatzes.<br />
Was heißt das? Wer zum Beispiel in einem Aufsatz von seinem Urlaub erzählt, tut dies meist chronologisch,<br />
das heißt der Reihe nach. Erst kommen die Vorbereitungen, dann die Anreise, der erste Tag, der zweite Tag<br />
und soweiter -bis zur Abreise. Was aber, wenn das wichtigste Ereignis ihres Urlaubs am vorletzten Tag<br />
5
stattfand? Dann müssteder Lesersolange warten, biserdavon erfährt. VieleLeser habenzudiesem Zeitpunkt<br />
aber schon aufgehört zulesen, weil sie zum Beispiel die Schilderungen über die Reisevorbereitungen<br />
langweiligfanden.<br />
Im Journalismus gilt deshalb:<br />
DasWichtigstekommt immerzuerst.<br />
Ich habe während meines Studiums in Bamberg in der örtlichen Tageszeitung einmal einen <strong>Artikel</strong> gelesen,<br />
der diese Regel fundamental missachtete. Es handelte sich um einen Bericht über eine<br />
Jahreshauptversammlung einesGesangvereins.Darin erfuhr derLeser zunächst,dassdie Teilnehmersichzur<br />
Totenehrung erhoben hatten, dass das Protokoll der vergangenen Sitzung verlesen worden war und<br />
Ehrenmitglieder ausgezeichnet und so weiter. Im vorletzten Absatz erfuhr, wer so weit vorgedrungen war,<br />
dass der Verein keinen Vorstand wählen konnte, weil sich niemand als Kandidat bereit gefunden hatte. Das<br />
wäredie eigentlichwichtigeNachricht gewesen!<br />
Ein <strong>Artikel</strong> darüberhätte etwa so aussehenkönnen:<br />
GesangvereinMusterhausen ohneVorstand<br />
Beider Mitgliederversammlungfandensich keineKandidaten/AlterVorstand<br />
kommissarisch im Amt<br />
Musterhausen. Der Gesangverein Musterhausen konnte auf seiner Mitgliederversammlung am<br />
vergangenenFreitag keinen neuenVorstandwählen. Es hatten sich keineKandidatengefunden, diebereit<br />
waren, für die Ämter anzutreten. Der bisherige Vorsitzende Emil Mustermann und seine Stellvertreterin<br />
AnnelieseBeispielfrauerklärten sich bereit,zunächstkommissarischimAmt zu bleiben. Beidewaren zuvor<br />
auspersönlichenGründenzurückgetreten.<br />
Der Verein wird sich in zehn Wochen, am Freitag, 15. September, erneut in der Gaststätte „Zum Kühlen<br />
Grund” zu einer Mitgliederversammlung zusammenfinden. Emil Mustermann hofft, bis dahin einen<br />
geeignetenKandidatenodereineKandidatinfür denVereinsvorsitzgefundenzuhaben.„Wirwerdenjetzt<br />
einzelneMitgliedergezielt ansprechenund versuchen, siezuüberzeugen, dieses verantwortungsvolle und<br />
spannendeAmt anzunehmen”, sagteMustermannnachder gescheitertenWahl. (...)<br />
Der Gesangverein Musterhausen hat 327 Mitglieder, etwa ein Drittel davon ist aktiv. Erbesteht aus einem<br />
Männerchor, einem gemischten Chor und einem Kinder- und Jugendchor. Der Verein wurde 1889<br />
gegründet.<br />
An diesem Beispiel kann ichIhnen zeigen,wie einprofessioneller<strong>Artikel</strong> aufgebautist.<br />
Schoninder Überschriftsollten Sie demLeser klarmachen,umwas es geht.<br />
Versuchen Sie eine möglichst knappe, aussagekräftige Überschrift zufinden. Stellen Sie sich vor, Sie wären<br />
Mitglied des Gesangvereins Musterhausen und kämen am Abend nach der Mitgliederversammlung nach<br />
Hause. WaswürdenSie <strong>Ihr</strong>emPartner oder<strong>Ihr</strong>er Partnerinzuersterzählen?Dochnicht „Also, wirhattenerst<br />
eineTotenehrung und dann dieVerlesung desProtokollsvom letztenMal und dann...”.Vielwahrscheinlicher<br />
6
ist, dass Sie in etwa Folgendes sagen: „Schatz, stell dir vor, wir konnten keinen Vorstand wählen. Es hat<br />
niemandkandidiert.”<br />
Das, wasSie einemFremden alserstesinwenigen Worten erzählen würden,ist derKernder Nachricht.<br />
Packen Siedie zentrale Aussageindie Überschrift!<br />
Im ersten Absatz <strong>Ihr</strong>erPressemitteilung beantwortenSie dann diesogenannten W-Fragen.Dieselauten:<br />
* Was istpassiert? Um was geht es?<br />
* Wer handelt? Um wen geht es?<br />
* Wofindetdas Ganzestatt?<br />
* Wannist es passiertoderwirdespassieren?Wie lange dauert oderdauerte es?<br />
* Warum istdas wichtig? Warumist daspassiert?<br />
* WelcheQuellehat dieseInformation?<br />
BeantwortenSie diewichtigsten W-Fragen im ersten Absatz <strong>Ihr</strong>es<strong>Artikel</strong>s.<br />
Nichtimmer müssenSie alleFragensogleich beantworten. Besondersdie letztenbeiden können auch später<br />
noch beantwortet werden. Entscheidend aber ist, dass Sie sich auf eine zentrale Aussage konzentrieren.Sie<br />
können nämlichnicht vier oderfünf Dinge aufeinmalerzählen. DieJahreshauptversammlungder Freiwilligen<br />
Feuerwehr, der Ausflug der Jugendfeuerwehr anden Bodensee und die Feuerübung zusammen mit den<br />
Nachbarwehrenpassenseltenineineeinzige Mitteilung. MachenSie daraus lieber drei kurzeMeldungen statt<br />
einer langen.<br />
Konzentrieren Siesichauf eine zentrale Aussage.<br />
IstIhnen aufgefallen,dassdie Informationenindem <strong>Artikel</strong> zum Gesangverein Musterhausen immerweniger<br />
wichtig werden. Am Schlussstehennur noch allgemeine Fakten,die mitdem Ereignisunmittelbar nichts mehr<br />
zu tun haben. Mit anderen Worten: Von oben nach unten nimmt die Wichtigkeit der Information ab.<br />
Journalisten sprechen von derumgekehrtenNachrichtenpyramide.<br />
Wichtigkeit<br />
W-Fragen<br />
Wer? Was? Wo?<br />
Wann?Wie?Warum?<br />
Welche Quelle?<br />
NACHRICHTENPYRAMIDE<br />
7
DasWichtigstekommt im ersten Absatz.Der zweite Absatz erklärtdie weiterenUmstände.Der dritte Absatz<br />
erläutertdie Hintergründe.<br />
Derfolgende <strong>Artikel</strong> entspricht nicht derNachrichtenpyramide:<br />
Einfast gelungenerAusflug<br />
Am Freitagnachmittag trafen wir uns alle im Why not. Um14Uhr ging die Fahrt mit dem Bus Richtung<br />
Bayern. Für die Hinfahrt hatte Bernd für uns genügend Getränke besorgt. Unser Ziel war das schöne<br />
AltmühltalinDietfurt. Im Gasthof „Zum Schwanen”hattenwir uns einquartiert. Angekommen nahmen wir<br />
unsere Zimmer in Beschlag. Die Zeit eilte und der Bus fuhr nach Riedenburg zum Schloss Rosenberg. Das<br />
Rittermahl war bestellt. (...)<br />
DerLeser,der sich nicht auskennt,wirdsichzunächst fragen:Wer ist Bernd? Er wird sich vermutlichnicht dafür<br />
interessieren, obdie Teilnehmer erst ihre Zimmer bezogen haben oder gleich zum Schloss gefahren sind.<br />
Vielleicht findeteraberInteresse am Rittermahl? Wasgäbeesdarüberzusagen?Lesen wirweiter:<br />
VomParkplatz ausmarschiertenwir zum Schloss. Doch war dasgroße Schlosstor verschlossen. Wirklopften<br />
und verlangten Eintritt. Nichts bewegte sich. Eswurde telefoniert und es kamen der Besitzer und die<br />
Geschäftsführerin. Sie meinten, dass für uns kein Rittermahl reserviert sei. Nach einer Diskussionsrunde<br />
verständigten wir uns: Der Wirt gab noch eine Runde Schnaps aus. Wir hatten alle Hunger, also schnell in<br />
den Bus und runter vom Schloss nach Riedenburg. Im Hotel Zum Goldenen Adler kehrten wir ein und<br />
speisten hervorragend.(...)<br />
Dasversprochene Rittermahlfandalsogar nicht statt. Wiekönnte derAutor dieses <strong>Artikel</strong>s derumgekehrten<br />
Nachrichtenpyramidefolgenund trotzdemSpannungaufbauen-ohne denLeser zu verwirren? Etwa so:<br />
Ausflugmit Hindernissen<br />
Musterhausen. Wirrnisse um ein Rittermahl machten den Bus-Ausflug der „Musterhausener<br />
Kirmesburschen” Ende Oktoberzueinem erinnerungswürdigenErlebnisfür alle Teilnehmer.<br />
17 Mitglieder des Vereins waren zu einer Fahrt nach Dietfurt ins Altmühltal aufgebrochen. Auf dem<br />
Programm stand unter anderem ein Rittermahl auf Schloss Rosenberg. Doch als die Kirmesburschen vor<br />
dem Schloss eintrafen, standen sie vor einem verschlossenen Tor. Rütteln und Rufen waren zunächst<br />
vergeblich. Erst nach einem Anruf inder Verwaltung des Schlosses trafen die Geschäftsführerin und der<br />
Besitzer ein. „Von einemRittermahlheute Abendist unsnichtsbekannt”,erklärte derBesitzer. „Wir haben<br />
leidernichtsvorbereitet.Ich kann siehöchstenszueinem Glas Schnaps einladen.”Warum dieAnmeldung<br />
der Musterhausener inder Schlossverwaltung nicht angekommen ist, konnte imNachhinein nicht mehr<br />
geklärtwerden.<br />
DieKirmesburschenließensichdurch dieses verpassteRittermahldie Stimmungnicht verderben. Siefanden<br />
in Riedenberg einAusweichlokalund speisten hervorragend.(...)<br />
Sie sehen: Das Wichtigste kommt zuerst und regt sogar die Neugier an(„Wirrnisse um ein Rittermahl”). Im<br />
zweiten Absatz werden die Wirrnisse näher erläutert. Die Busfahrt; die Unterkunft; dass die Teilnehmer ihre<br />
8
Zimmer bezogen haben -alle diese Informationen aus dem ersten Text habe ich weggelassen. Sie sind für<br />
außen stehende Leser nicht wichtig.<br />
Die wörtliche Rede des Besitzers macht die Situation vor dem verschlossenen Schlosstor anschaulicher. Der<br />
letzteSatzdes zweitenAbsatzesgehtauf eineFrage ein, diesichbestimmt vieleLeser deserstenTextesgestellt<br />
haben.<br />
Nachdem Sie das Wichtigste imersten Satz erzählt haben, können Sie gegebenenfalls zur Chronologie<br />
übergehenund denRestdes Ausflugs derReihe nach erzählen.Sie könnenaberauchdie weiterenStationen<br />
summarischzusammenfassen. Dadurchwirdder <strong>Artikel</strong> kürzer undsomitattraktiver fürdie Leser.<br />
Konkretwerden!<br />
WieergehtesIhnen,wennSie folgendenSatzlesen?<br />
PaulMaier erzählte einensehrlustigenWitz, über denalleTeilnehmerherzlichlachten.<br />
Vermutlich werdenSie denWitzhören wollen.Und Sie werden enttäuscht sein,wennich IhnendiesenWitz<br />
nicht erzähle. <strong>So</strong> geht es den meisten Menschen. Trotzdem schreiben viele Autoren in ihre <strong>Artikel</strong><br />
Formulierungen wie<br />
„Der Referent hielteinen sehr aufschlussreichenVortrag zumThema.”<br />
„Wir verbrachten einenereignisreichenNachmittag.”<br />
„Würzburgist einesehrinteressante<strong>Stadt</strong>.”<br />
Der Leser möchte wissen: Was genau hat der Referent gesagt? Was genau machte den Nachmittag<br />
ereignisreich? Wasgenau ist es,das Würzburg so interessant macht?LassenSie lieber an andererStelleetwas<br />
weg als demLeser dieseEinzelheiten zu verschweigen. Denn washat er davon, wennererfährt,dassSie einen<br />
ereignisreichenNachmittagiminteressanten Würzburg erlebt haben?<br />
BelassenSie es nichtbei Worthülsen. Sagen Siedem Leser, um was es genaugeht.<br />
Neutralbleiben!<br />
Es gibt im Journalismus eine wichtige Regel: In den sogenannten nachrichtlichen Darstellungsformen, also<br />
Meldung undBericht,müssendie Autorenauf Wertungenverzichten.Sie sollen nurdie Fakten bringen. Keine<br />
Parteiergreifen.<strong>So</strong>ermöglichensie demLeser,sichseine eigene Meinung zu bilden.<br />
Sicherlich lässt sich das bei <strong>Ihr</strong>en Texten für das <strong>Amtsblatt</strong> nicht immer nach der reinen Lehre durchhalten.<br />
Aber an einige Regeln solltenSie sich dennoch halten:<br />
VersuchenSie, möglichstsachlich und nüchternzuberichten.<br />
Dies gilt bei dem Bericht über die Sitzung des Ortsbeirates ebenso wie bei dem <strong>Artikel</strong> über das Fußballspiel<br />
<strong>Ihr</strong>erLieblingsmannschaft.<br />
Sprechen Siein<strong>Ihr</strong>em <strong>Artikel</strong>nicht von „wir”, „uns”oder„ich”.Schildern Siedie Vorgänge ausder Sichteines<br />
neutralbeobachtendenDritten.<br />
9
Schreiben Sie also nicht so (Ich habe die wertenden Begriffe und Formulierungen indiesem Text kursiv<br />
gestellt):<br />
(...) Wir wollten unsere Hinspielniederlage wettmachen und hielten dementsprechend die ersten Minuten<br />
dagegen. Leider kamen die Überstädter zweimal durch unsere Hintermannschaft und erzielten die 2:0<br />
Führung. Unsere Jungs ließen sich davon nicht unterkriegen...das Gegenteil war der Fall. Wie aus dem<br />
Torpedo geschossen kamen nun die Angriffe auf das gegnerische Tor. (...) Unser Felix hämmerte einen<br />
indirekten Freistoß leider direkt ins Tor....schade Felix...beim nächstenMal tippt ganz bestimmt einer an ;).<br />
(...)<br />
<strong>So</strong>ndernso:<br />
(...) Die Elf aus Musterhausen wollte ihre Niederlage imHinspiel wettmachen und hielt inden ersten<br />
Minuten dagegen. Dennochkamen dieÜberstädter zweimaldurch dieMusterhausenerHintermannschaft<br />
und erzielten die 2:0 Führung. Der SVMusterhausen ließ sich davon nicht unterkriegen. Immer wieder<br />
griffendie Spieler dasgegnerische Toran. FelixBauer hämmerte allerdings einenindirekten Freistoß direkt<br />
insTor derÜberstädter.DiesesEigentorergab das3:0 Endergebnis.<br />
Sie sehen: Der neue Text lässt immer noch eine Sympathie für Musterhausen durchschimmern, bemüht sich<br />
aber um Sachlichkeit und Nüchternheit.<br />
Checkliste:<br />
* Was istdie wichtigste AussagemeinesTextes?<br />
* Habeich diesewichtigeAussage an denAnfanggestellt?<br />
* Habeich alleW-Fragenbeantwortet(Wer? Was? Wann? Wo?Mit wem?Aus welcher Quelle? usw.)?<br />
* Sinddie wichtigstendieser W-Fragen im ersten Absatz beantwortet?<br />
* SindmeineAussagenhinreichend konkret? Habe ichinhaltsleereFormulierungenvermieden?<br />
* Ist mein Text neutralund sachlichformuliert?<br />
3. Eine klareund verständliche Sprache<br />
Sicherlich haben Sie schon einmal eine dieser kuriosen Betriebsanleitungen mit sehr schlechten und völlig<br />
wirren Übersetzungen gelesen, die manchmal Elektrogeräten aus Fernost beiliegen. Erhöht eine solche<br />
Betriebsanleitung <strong>Ihr</strong> Vertrauen indie Zuverlässigkeit des Elektrogerätes? Vermutlich nicht! Im Gegenteil:<br />
„ziemlicherSchrott”,werdenSie denken.<br />
Mir geht es genauso. Ich bin deshalb immer überrascht, wenn ich einen <strong>Artikel</strong> oder eine Pressemitteilung<br />
eines Vereins inHänden halte, die nur so strotzt vor Rechtschreibfehlern. Werden die Verantwortlichen<br />
ebenso wenig <strong>So</strong>rgfalt bei ihrer Vereinsarbeit an den Tag legen wie beim Schreiben des <strong>Artikel</strong>s, frage ich<br />
mich.Sie solltensichnicht demVerdachtaussetzen,schlampigzuarbeiten. Deshalb:<br />
Überprüfen Sie<strong>Ihr</strong>en <strong>Artikel</strong> sorgfältig aufRechtschreibfehler.<br />
10
Sicherlichkannder einoderandereTippfehlereinmaldurchrutschen. DafürgibtesKorrekturleserinnenbeim<br />
<strong>Amtsblatt</strong>verlag. Aber überdurchschnittlich viele Fehler machen den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen viel<br />
Mühe, denn sie erhöhen die Gefahr, dass ein Fehler übersehen wird und fordern zuMissverständnissen<br />
heraus.<br />
Diemeisten Textverarbeitungsprogramme habeneineRechtschreibkorrektur.Sie kann Ihnenhelfen,Fehlerzu<br />
entdecken. Auch ein in Rechtschreibung sicherer Korrekturleser aus der Familie oder dem Verein kann Sie<br />
unterstützen -vier Augensehen mehr alszwei.<br />
Noch öfterstoße ichübrigensauf Kommafehler.Auchhiersollten Siegroße <strong>So</strong>rgfalt an denTag legen, denn<br />
Kommas undandere Satzzeichen erleichterndas Verständnisdes Textes -wennsie korrekt gesetztsind.<br />
Achten Sie aufdie korrekte Zeichensetzung.<br />
Einfachund verständlich schreiben<br />
Der berühmte Schriftsteller und Sprachkritiker Kurt Tucholsky hat einmal geschrieben: „Man kann gewiss<br />
nichtalles simpelsagen,aberman kann es einfachsagen.Und tutman es nicht, so istdas einZeichen,dassdie<br />
Denkarbeit noch nicht beendet war. Esgibt nur sehr, sehr wenige Dinge in der Welt, die sich der glasklaren<br />
Darstellung entziehen.”<br />
Dieses Wort ist eine hervorragende Leitschnur für die Sprache, die Sie in <strong>Ihr</strong>en <strong>Artikel</strong>n verwenden sollten.<br />
VieleMenschenneigendazu, sich besonders kompliziertund gespreiztauszudrücken,wennsie sich schriftlich<br />
äußern müssen -selbst dann, wenn sie im Gespräch schlicht und verständlich formulieren. Doch das macht<br />
ihrenStilnur schlechter.InWirklichkeit schreibtder am besten,der sich so einfach wiemöglichausdrückt.<br />
Kommunikationswissenschaftler haben vier Kriterien herausgearbeitet, die einen verständlichen Text<br />
ausmachen.<br />
Ein guterTextsollte -einfachgeschrieben,<br />
-klargegliedert,<br />
-nicht zu lang und nichtzukurzund<br />
-durch einige anregendeElemente aufgelockertsein.<br />
DerLeser profitiert davon, wennSie klar und ohne Umschweife schreiben undauf gestelzteFormulierungen<br />
verzichten.Entscheiden Sieselbst, wasIhnenbessergefällt?<br />
Aufdem Geländedes SV Musterhausen kamamvergangenen Wochenende dastraditionelleSportfest mit<br />
zahlreichenAttraktionenfür Jung und Altzur Durchführung, beidem fürdas leibliche Wohl gesorgtwar.<br />
Oder:<br />
Letztes Wochenende beim SVMusterhausen: Auf der Wiese hinter dem Sportplatz feierten rund 300<br />
Mitglieder und Freunde des Vereins das traditionelle Sportfest -heuer schon zum dreißigsten Mal. Die<br />
Kinder spielten und lachten bei einem Hindernislauf und einem Kinderkarussell. Die Erwachsenen<br />
vergnügtensichaneiner Schießbude und beim Tanz mitder „FidelenCombo”. ZumEssengab es Thüringer<br />
Rostbratwürstchenund Langos,eineungarische Spezialitätaus frittiertemHefeteig.<br />
Sie sehen: FarbigeDetails und eineklare, einfache Sprache machenden Text sogleichlesenswerter.<br />
11
Hier dasGeheimnisverständlicherTexte:<br />
Einfachheit<br />
Schreiben Sie kurze, übersichtlich gebaute Sätze. Experten behaupten, dass bei geschriebenen Texten<br />
Sätze nichtlängerals rund 15 Wörter sein sollten. Dervorstehende Satzbestand ausgenau 15 Wörtern. Das<br />
macht schon deutlich: Nehmen Sie diese Richtschnur nicht zustreng! Auf der anderen Seite sollten Sie das<br />
Kurzzeitgedächtnis<strong>Ihr</strong>er Lesernicht überstrapazieren.<br />
Bedauerlichist es,dasskeine Zeitblieb,den unmittelbaranschließendenDonaudurchbruch, mitder engsten<br />
undtiefstenStelledes Stromes, zu erleben,und auch vonder Befreiungshalle, einemMonumentalbau des<br />
bayerischenKönigs Ludwigs I.,den dieser hochüberder Donauhatte errichten lassen, konnte manauf der<br />
Weiterfahrt, dieuns in Richtung Altmühltal führte,nur einen kurzen Blickerhaschen.<br />
Diesen 58 Wörter langen Satz muss man auf jeden Fall kürzen. Den Donaudurchbruch würde ich streichen,<br />
denn dieAusflügler habenihn ja garnicht gesehen. Bleibt also:<br />
Aufder Weiterfahrtins Altmühltalkonntenwir leidernur einenkurzenBlickauf dieBefreiungshalle werfen.<br />
Diesen Monumentalbau hatder bayerische KönigLudwig I. hoch über derDonau errichten lassen.<br />
Wenn Sie übrigens die Regel, Überflüssiges wegzulassen, ernst nehmen, müssten Sie auch diese zwei Sätze<br />
streichen. DieAusflüglerhaben dieBefreiungshallenur im Vorbeifahren gesehen.<br />
Benutzen Sieschlichte, bekannteWörter. Je wenigerSilbenein Wort hat, destobesserund verständlicher<br />
ist es. Schauen Sie einmal indie Märchen der Gebrüder Grimm. Obwohl dort ungeheuerliche Dinge<br />
geschildertwerden, benutzendie Autorenschlichte, einfache Wörter.<br />
Viele Autoren blähen ihren Stil auf. Sie schreiben „anmieten” statt „mieten”, „überprüfen” statt „prüfen”<br />
und „einsparen” statt „sparen”. Gelegentlich entstehen dabei sogenannte Pleonasmen, also „weiße<br />
Schimmel”. Zum Beispiel „neu renovieren” (renovieren heißt bereits erneuern), „vorausahnen” (ein Ahnen<br />
richtetsichimmervoraus) oder „Rückantwort” (Antworten sind Rückschreiben). Deshalb:<br />
Achten Sie darauf, keine Pleonasmen zu benutzen. Pleonasmen (auch Tautologien) sind<br />
Formulierungen,bei denenzweimaldas gleiche gesagt wird.Ein „exemplarischesBeispiel” wäreein solcher<br />
Fall, denn „exemplarisch” heißtbereitsbeispielhaft. Die„weltweite Globalisierung” gehörtebensodazuwie<br />
die„selteneRarität”und die„konkrete Maßnahme”. Am besten Sieprüfenes, indemSie sich fragen:Könnte<br />
ich auch das Gegenteil sinnvoll sagen? Gäbe eseine „lokale Globalisierung”, eine „häufige Rarität”, eine<br />
„abstrakteMaßnahme”?<br />
Vermeiden Sie es, akademisch zu werden. Wenn Sie eine Großstadt meinen, brauchen Sie nicht von<br />
einem „urbanen Ballungszentrum” sprechen oder von „sozialer Intervention”, wenn Sie meinen, dass man<br />
den Schwächeren helfen muss. Bedenken Sie stets, dass viele Leser der Amtsblätter mit dem akademischen<br />
Jargon nichts anfangen können. DieseLeser schlössenSie von<strong>Ihr</strong>em <strong>Artikel</strong>aus.<br />
Bevorzugen Sie konkrete Wörter. Versuchen Sie einmal, „Obst” zu denken? Das wird Ihnen nicht<br />
gelingen. Sie denken vermutlich anBananen, Erdbeeren, Trauben und so weiter. Jekonkreter Sie etwas<br />
bezeichnen,desto besserkannder Leseressichvorstellen.Deshalb istesbesser, genauzusagen,was es beim<br />
Sportfestzum Essengibt, stattnur zu erwähnen,für das„leiblicheWohl”sei gesorgt.<br />
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Schreiben Sie schlank und vermeiden Sie Füllwörter. In der gesprochenen Sprache verwenden wir<br />
zahlreiche Füllwörter, dienichtszum Sinn desGesagtenbeitragen,aberdem Sprecher Zeit zumNachdenken<br />
verschaffen. <strong>Ihr</strong>e Leser möchten aber, dass Sie sofort zur Sache kommen. Deshalb sollten Sie Füllwörter aus<br />
<strong>Ihr</strong>em Text streichen.<br />
Halt! Ganz soeinfach ist esleider nicht. Manchmal klingt ein Text besser, wenn Sie durch Füllwörter seine<br />
Satzmelodie verändern. Am besten istes, Siestreichenineinem ersten SchrittalleFüllwörter-rigoros.Dann<br />
lesen Sie sich den Text nach dem Schreiben noch einmal laut vor. Nach dem Klang entscheiden Sie, wo Sie<br />
nachträglich undsparsam wieder ein Füllworteinfügen.<br />
Beispiele für Füllwörter: allenfalls, allzu, also, anscheinend, augenscheinlich, bloß, bekanntlich, durchaus,<br />
echt, einigermaßen, etwa, gleichsam, in aller Deutlichkeit, in der Tat, in diesem Zusammenhang,<br />
insbesondere, irgendwie, offenbar, offensichtlich, praktisch, quasi, richtiggehend, schlichtweg, schon,<br />
selbstverständlich, sicherlich,sozusagen,überaus,wirklich,wohl,ziemlich.<br />
Bevorzugen Sie Verben. Mit kraftvollen Verben machen Sie einen Text dynamischer und leichter lesbar.<br />
Nichtumsonst habenwir Verben in derGrundschule„Tun-Wörter”genannt -sie zeigen,dasssichetwas tut;<br />
unddas macht es spannend fürden Leser. Vermeiden sollten Sie hingegenden so genannten Nominalstil. Sie<br />
erkennen ihn daran, dass die Wörter auf -ung, -keit, -heit enden. Es sollte also nicht etwas „zur<br />
Durchführung” kommen, sondern „gemacht werden”. Sie brauchen nichts „unter Beweis zu stellen”,<br />
sondern es genügt,wennSie es beweisen.<br />
Schreiben SieimAktiv. „Die Mitgliederbereiteten dasSportfest vor”ist besserals „Das Sportfestwurde von<br />
denMitgliedern vorbereitet”.Aktiv wirkttatkräftigerals Passivkonstruktionen.<br />
Seien Sie sparsam mit Fachbegriffen. In<strong>Ihr</strong>em Bereich kennen Sie sich sehr gut aus. Sie sind mit der<br />
Fachsprachevertraut. Bedenken Sieaber, dass dies fürdie meistenLeser des<strong>Amtsblatt</strong>es nichtgilt. Experten<br />
überschätzen oftdie Kenntnisder Fachbegriffeihres Gebietes beider Allgemeinheit.Gehen Sie aufNummer<br />
sicher: lieber einenFachbegriffvermeiden odererklären, als viele Lesermit Unverständniszurücklassen.<br />
Gliederung<br />
Je komplizierter ein Sachverhalt ist, desto wichtiger ist es, den Text zugliedern. Dann kann ihn der Leser<br />
leichterverarbeiten.<br />
GliedernSie einen<strong>Artikel</strong> mitAbsätzenund Zwischenüberschriften.<br />
Im Einzelnen:<br />
Nutzen SieAbsätze. Nach etwa vier bisfünf Sätzen solltenSie einer Faustregel gemäßeinen Absatz machen.<br />
Es kommtnatürlichdaraufan, ob an dieser Stelle einGedanke abgeschlossenist.Absätze von20, 30 odergar<br />
40 Sätzen sind aufjeden Fall eine Zumutung fürden Leser.<br />
Gliedern Sie längere Texte durch Zwischenüberschriften. Sie helfen damit dem Leser, einen Überblick<br />
über <strong>Ihr</strong>enTextzugewinnen. Zwischenüberschriften solltenkurzund knackig sein.<br />
Achten Sie darauf,dass<strong>Ihr</strong>eGedankenführunglückenlosist. Oftmals vergessenwir beim Schreiben, die<br />
einzelnen Schritte unsererÜberlegungendarzulegen.Der Leserfragt sich dann: Wieist derAutor denn darauf<br />
gekommen?Verfolgen Sieeinen rotenFaden in <strong>Ihr</strong>emText.<br />
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Kürzeund Prägnanz<br />
Lange und ausschweifende Texte mag niemand lesen. Der Leser verliert den Überblick und kann das<br />
Wesentlichenicht vomUnwesentlichentrennen. EinberühmterSchriftsteller hateinmalgesagt, ein guterText<br />
sei genau so lang, wie er sein müsse. Dies zwingt den Autor zur Disziplin: Wenn beim Schiausflug des<br />
sechsköpfigenKegelklubsnicht viel passiertist,reichen20Zeilen darüber. Über denabgebrannten Bauernhof<br />
nach einemBlitzeinschlag lesendie Abonnenten des<strong>Amtsblatt</strong>esgerne Ausführlicheres.<br />
AnregendeZusätze<br />
Als„anregendeZusätze”bezeichnendie KommunikationsforscherBeispiele, sprachliche Bilder,Anekdoten,<br />
rhetorischeFragen-alles, waseinen Text farbiger und weniger nüchternmacht.Sie wirken wieSchmiermittel<br />
im Motor: Der Text läuft einfach besser. Sie sollten also <strong>Ihr</strong>en <strong>Artikel</strong> durchaus hin und wieder um solche<br />
Elemente anreichern.<br />
Allerdings warnen die Wissenschaftler: Zuviel des Guten schadet eher. Wer vor lauter Anekdoten die<br />
eigentliche Aussageim<strong>Artikel</strong> nicht mehr findet, wird sich als Leserenttäuschtabwenden.<br />
Checklistefür klaresDeutsch<br />
* SindmeineSätze übersichtlichkonstruiert?<br />
* Stehendie wichtigsten Aussagen in Hauptsätzen?<br />
* SindmeineSätze kurz (um die15Wörterpro Satz)?<br />
* Habeich überflüssige Wörter, gedehnte Formulierungen, Phrasenund Pleonasmen gestrichen?<br />
* Bevorzuge icheinfache, vertrauteWörter?<br />
* Verzichteich aufden Nominalstil(übermäßig vieleWörter, dieauf -ung enden)? Schreibe ichanschaulich?<br />
* Erläutere ichFachbegriffe?<br />
* Schreibeich eher im Aktiv?<br />
* Benutze ichviele Verben?<br />
* Habeich meinen Text klargegliedert?<br />
* Hat er einenroten Faden?<br />
* Habeich genugAbsätze gemacht?<br />
* Habeich einen längeren Text durch Zwischenüberschriften aufgelockert?<br />
4. Aufgepasst<br />
Hier noch einpaarFallstricke, dieich häufig in Texten beobachte.<br />
Anführungszeichen als Ironiezeichen<br />
EinigeAutoren wollen einfalschgewähltes Wort durchAnführungszeichen relativieren.Das geht aber nicht.<br />
Wenn einWortnicht dieSache trifft, dieSie ausdrücken wollen,könnenSie es nicht durchAnführungszeichen<br />
retten. Anführungszeichen stehen oft für Ironie. Ironie bedeutet: das Gegenteil von dem sagen, was man<br />
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meint. Kürzlichlas ichbeimWandern aufder Tafeleiner Gaststätte:„Heute‘frischer’Apfelkuchen”. Wassoll<br />
ichdavon halten?Ist derApfelkuchen garnicht frisch,sondern mehrereTagealt?Vermutlich wollte derWirt<br />
dieFrische betonen-dasgehtabernicht durch Anführungszeichen.<br />
VerwendenSie Anführungszeichennur,wennessichumwörtliche Rede,alsoZitate, handelt.<br />
Kein DatumamAnfang!<br />
Es gibt kaum etwas Langweiligeresals einschlichtes Datum. Wenn es einvergangenesDatum ist, signalisiert<br />
es demLeser:Verpasst! Vergisses! Hier brauchstdunicht weiterzulesen,esist ohnehinzuspät!<br />
Beginnen Siedeshalb <strong>Ihr</strong>en<strong>Artikel</strong> nichtsowie hier:<br />
Am Donnerstag, dem07. August, traf sich dieFrauengesprächsgruppeder PfarrgemeindeSankt Joseph zu<br />
einer Diskussionsveranstaltung mitder Familienpsychologin und Buchautorin Dr.Anika Grümm.Sie sprach<br />
über dasThema „Frauund Familie-denSpagatwagen”. (...)<br />
<strong>So</strong>ndernsteigen Sie zumBeispiel so in denTextein:<br />
Karriere undFamiliesindfür Frauen keineGegensätzemehr. DieseThese vertratdie Familienpsychologin Dr.<br />
AnikaGrümm beieiner Diskussion derFrauengesprächsgruppeSt. Joseph. „Frauenstehenheute viel öfter<br />
als früher staatliche Angebote zur Verfügung, mit denen sie Kinder und Beruf unter einen Hut bringen<br />
können”, sagte die Autorin des Buches „Frauen wagen mehr!” bei der Veranstaltung am vergangenen<br />
Donnerstag. (...)<br />
Auch Ankündigungensollten Sienicht mitdem Datumbeginnen. SagenSie erst,umwas es geht -<br />
und dann, wann es stattfindet.<br />
DerGrund dafürist ganz einfach: Wenn sich derLeser nicht fürdas Ereignis interessiert, istdas Datumfür ihn<br />
belanglos.Erfährt er also erst dasDatum, mussersolange weiterlesen,bis er herausfindet,umwas es geht.<br />
Nutzen Sie dieSatzzeichen!<br />
Satzzeichen, also Punkt, Komma, Strichpunkt, Fragezeichen, Doppelpunkt und so weiter, helfen dem Leser,<br />
den Satz beim Lesen zu gliedern. Nutzen Sie deshalb alle Satzzeichen, die uns in der deutschen<br />
Rechtschreibungzur Verfügungstehen. Häufig fallen mirinletzter Zeit fehlende Kommasauf.Schade,denn<br />
gerade Kommas unterstützen den Leser dabei, einen Satz zu verstehen. Der Duden informiert Sie darüber,<br />
wann Sie ein Komma setzen sollen.<br />
Zurückhaltend sollten Sie nur mit dem Ausrufezeichen umgehen. Es signalisiert großen Nachdruck und ist<br />
damitnur in seltenen Fällen angebracht.<br />
Bedenken Sie, dass Siefür dieÖffentlichkeit schreiben!<br />
DieAmtsblätterwerdenvon vielenMenschengelesen. Einen großenTeildavon werden Sie und<strong>Ihr</strong>eFreunde<br />
nicht kennen. Das sollten Sie bedenken, wenn Sie einen <strong>Artikel</strong> zur Veröffentlichung einreichen. Verzichten<br />
Sie deshalb auf sehr persönliche Bemerkungen, auf Anspielungen, die Fremde nicht verstehen, auf<br />
persönliche Angriffe Dritter, aufFormulierungen, diegegen dieguten Sittenverstoßen.<br />
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Nennen Sie immer Vor- und Zuname. Eine Formulierung wie „Der Jupp hat viel zum Erfolg des Pfarrfestes<br />
beigetragen” sagt fremdenLesernnichts. Stattdessenkönnteesheißen: „JosephBimstalerhatte sich um die<br />
Organisation desFestesgekümmert und fürdie Verpflegungmit einerGulaschkanone gesorgt.”<br />
Beachten Sie dieKonventionen!<br />
Viele Redaktionen haben Konventionen, das heißt, Richtlinien, nach denen ein Text gestaltet ist. Sie stellen<br />
sicher, dass die<strong>Artikel</strong> einheitlich sind, damitsichder Lesernicht jedes Malneu orientieren muss.<br />
Beiden Amtsblättern gelten folgende Regeln:<br />
* Schreiben Sie bitte„3Euro”, nicht3,00oder3,- Euro (außer in Aufzählungen, dann gilt:3,00 Euro).<br />
* Schreiben Sie bitte„17 Uhr”,nicht „17h”, nicht „17.00 Uhr” (außer in Aufzählungen, dann gilt „17.00<br />
Uhr”).<br />
* Schreiben Sie bitte„von Montag bisFreitag”, nicht „von Montag -Freitag”.<br />
* Schreiben Siebitte „Freitag,18. Mai, 19 Uhr”,nicht „Freitag,18.05.07, 19.00Uhr”oder„Freitag, den18.<br />
Mai 2007, 19 Uhr”.<br />
* Schreiben Sie Telefonnummern nach dem Muster „Vorwahl Nummer -Durchwahl”, also nicht die<br />
VorwahlinKlammern.<br />
<strong>So</strong> bauenSie eine Pressemitteilungauf<br />
In derÜberschriftsteht bereitsdas Wichtigste in Kürze<br />
Im ersten Absatz beantworten Sie die entscheidenden W-Fragen: Wer hat was wo und wann mit wem<br />
gemacht? Oder wer hatwas wannund wo vor? Werist sonstnochgemeint?Aus welcher Quellestammt die<br />
Information? Nach vier bisfünf Sätzensolltedas Wichtigstegesagtsein, dann machenSie einenAbsatz.<br />
Im zweiten Absatz folgen die weiteren Informationen, die das Verständnis <strong>Ihr</strong>es <strong>Artikel</strong>s erhöhen. In<br />
bestimmten Fällen könnenSie jetztoderabeinem derfolgenden Absätzechronologischfortfahren.<br />
VermeidenSie in <strong>Ihr</strong>em<strong>Artikel</strong> Fremdworte undnicht allgemein bekannteFachbegriffe.BedenkenSie immer,<br />
dass die Leser des <strong>Amtsblatt</strong>es aus allen Bildungs- und Altersschichten kommen. Viele verstehen vermutlich<br />
kein Englisch, weshalb Sie englischsprachige Begriffe vermeiden sollten. Dies gilt auch für Wortkombi-<br />
nationen mitenglischen Begriffen(so genanntesDenglisch).<br />
LängereTexte gliedernSie durch Zwischenzeilen<br />
Halten Siesichbitte an dieKonventionenfür Schreibweisen desDatums,von Uhrzeiten,Geldsummenund so<br />
weiter.Sie helfen damit, dieEinheitlichkeit innerhalbdes <strong>Amtsblatt</strong>eszubewahren.<br />
Persönliche Angriffe oderBemerkungen, diedas engere LebensumfeldandererPersonenbetreffen,gehören<br />
nichtineinen <strong>Artikel</strong>.Bedenken Sie: Potentielljeder kann<strong>Ihr</strong>en <strong>Artikel</strong>lesen!Strafrechtlich Relevantes,auch<br />
Beleidigungenoderunbewiesene Vorwürfe,dürfenohnehin nichtveröffentlicht werden.<br />
LassenSie <strong>Ihr</strong>en<strong>Artikel</strong>nicht zu langwerden. <strong>Ihr</strong>e LeserwerdenesIhnen danken.Jekürzerein <strong>Artikel</strong>ist,desto<br />
größerdie Chance,dassihn vieleMenschenlesen.<br />
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<strong>So</strong> bauenSie eine Ankündigungauf:<br />
<strong>So</strong>mmerfest desSVMusterhausen<br />
DerSVMusterhausenfeiertsein<strong>So</strong>mmerfestindiesem Jahr am Montag,16. Juli, von12bis 22 Uhrauf dem<br />
Gelände des neuen Sportplatzes. Für die Kinder ist ein Spieleparcours aufgebaut. Die Erwachsenen können<br />
bei Musik von den „Fröhlichen Musterhausener Musikanten” ab 19 Uhr im Festzelt tanzen. Es wird<br />
Bratwürstchen, Grillsteaks,Kaffeeund Kuchen geben.<br />
Am Vormittagum10Uhr ladendie Pastorin AnnemarieMaier vonder evangelischen Gemeinde und Pfarrer<br />
Hubert Spitzbub von der katholischen Pfarrgemeinde in die St.-Maria-Kirche zu einem ökumenischen<br />
Gottesdienst ein.<br />
ÜberflüssigsindHinweise darauf,dassalleInteressierteneingeladensind. Daswollen wirdoch hoffen, warum<br />
sonstsollten Sie dieseMitteilung veröffentlichen? UndNicht-Interessierte werdenvermutlich nicht kommen.<br />
In Kürze:<br />
Fünf Schritte zumperfekten <strong>Amtsblatt</strong>-<strong>Artikel</strong><br />
1. Überlegen Sie sich, was das Wichtigste ist, das Sie in <strong>Ihr</strong>em <strong>Artikel</strong> mitteilen wollen. Diese<br />
Informationpacken Sieindie Überschriftund in denerstenAbsatz<strong>Ihr</strong>es <strong>Artikel</strong>s.Orientieren<br />
Sie sich beim Aufbau <strong>Ihr</strong>es <strong>Artikel</strong>s ander „umgekehrten Nachrichtenpyramide”, also: Das<br />
Wichtigstezuerst, dann dieweiterenFaktenmit abnehmenderBedeutung.<br />
2. Bedenken Sie, dass sich <strong>Ihr</strong> <strong>Artikel</strong> an eine breite Öffentlichkeit richtet. Sie sollten ihnalso in<br />
sachlicher Sprache verfassen und Hinweise, die nur Sie, <strong>Ihr</strong>e Freunde und Bekannten<br />
verstehen, weglassen.<br />
3. Beschränken SiesichimUmfang. Kürzere<strong>Artikel</strong>werdenmehrund lieber gelesen als längere.<br />
4. Bemühen Sie sich um eine verständliche, einfache und sachliche Sprache. Fachbegriffe und<br />
Fremdwörter sollten Sie weglassen oder erläutern. Auf Anglizismen sollten Sie soweit wie<br />
möglich verzichten. Bedenken Sie, dass <strong>Ihr</strong>e Leser aus allen Bildungs- und Altersschichten<br />
kommen.Legen Sieauch Wert aufkorrekteRechtschreibung undZeichensetzung.<br />
5. Bevor Sie den <strong>Artikel</strong> für die Veröffentlichung im<strong>Amtsblatt</strong> freigeben, sollten Sie ihn noch<br />
einmalsorgfältiglesen.Noch besserist es,Sie lasseneinedrittePersondarüberlesen.Sie kann<br />
Ihnenbessersagen,oballesverständlichund eindeutig ist.<br />
©MarkusReiter<br />
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Kommentierte Lesetipps<br />
Reiter, Markus/Steffen <strong>So</strong>mmer: Perfekt schreiben. Hanser-Verlag, München 2007 (2. Aufl.) (viele Tipps für<br />
gelungeneTexte in einem handlichenBändchen)<br />
Reiter, Markus: Die Phrasendrescher. Wie unsere Eliten uns sprachlich verblöden. Gütersloher Verlagshaus,<br />
Gütersloh2007 (EineStreitschrift gegenalle, dienur in Worthülsenreden)<br />
Reiter, Markus: Öffentlichkeitsarbeit. Redline-Wirtschaft, Heidelberg 2006 (gut lesbare Einführung in die<br />
Öffentlichkeitsarbeit mitzahlreichenTipps)<br />
Schneider, Wolf: Deutsch <strong>fürs</strong> Leben. Was die Schule uns zu lehren vergaß. Rowohlt, Hamburg 1994 (14.<br />
Aufl.) (vomAltmeisterder Sprachkritik:50Regelnfür gutesDeutsch)<br />
Zehrt, Wolfgang: Die Pressemitteilung. UVK, Konstanz 2006 (für alle, die esganz genau wissen wollen: fast<br />
200Seitenüberdie Pressemitteilung)<br />
DerAutor<br />
Markus Reiter ist Schreibtrainer, Medienberater und freier Journalist. Erbetreibt das Büro „Klardeutsch.” in<br />
Stuttgart. Er schult Journalisten sowie Mitarbeiter von Firmen, Behörden, Verbänden und Institutionen in<br />
verständlichemund klarem Schreiben.<br />
Markus Reiter hat über sechs Jahre lang als freier Mitarbeiter und Volontär bei der „Fuldaer Zeitung” Freud<br />
undLeid derLokalberichterstattung erfahren.<br />
Er hat danach Politikwissenschaft, Volkswirtschaftslehre und Geschichte anden Universitäten Bamberg,<br />
Edinburghund der FUBerlinmit Abschluss Diplom-Politologe studiert.<br />
Später war er freier Mitarbeiteru.a.für dasDeutsche Allgemeine <strong>So</strong>nntagsblatt,die Neue Zeit und dieBerliner<br />
Morgenpost. Dann arbeitete Reiter alsPR-Beraterfür Politikineuropäischen Projekten. 1997 bis2000 wirkte<br />
er als Reporter und stellvertretender Chefredakteur von Reader’s Digest Deutschland. 2000 bis 2002 war er<br />
Feuilletonredakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, von Januar 2003 bis September 2006<br />
Chefredakteurder WortFreundeKommunikationinStuttgart.<br />
Reiter ist Dozent in der Aus- und Weiterbildung von Journalisten an mehreren Journalisten-Akademien,<br />
darunter derAkademie derBayerischen Presse,der Akademie fürPublizistikund der<br />
Berliner Journalistenschule. Er war Beraterfür dieEuropäischeUnion in denBeitrittsländern.<br />
E-Mail:reiter@klardeutsch.de • www.klardeutsch.de<br />
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Hier istVorsicht geboten:<br />
Illustrationen im Amts-/Mitteilungsblatt<br />
Es liegt nahe,Texte,die zurVeröffentlichungimAmts- oderMitteilungsblatteingereicht werden,durch Fotos,<br />
Comics odersonstige Zeichnungenzuillustrieren. Oftwerdensolche Illustrationenaus demInternetgezogen,<br />
aus Büchern oder Zeitschriften herauskopiert, oder eswerden irgendwelche Fotos genommen, die sich im<br />
Archivbefinden, derenHerkunftaberunklarist.<br />
Hier ist Vorsichtgeboten!<br />
Voreiner Veröffentlichung iststets zu klären,obRechteDritter an solchenIllustrationenbestehen, diedurch<br />
eineVeröffentlichung verletzt werdenkönnten.Grundsätzlich hatnämlich derInhaber einessolchen Rechts<br />
dasalleinige Nutzungsrecht.Erkannbestimmen, ob,durch wen und wo eine Veröffentlichung erfolgen darf.<br />
Er kann dieses Nutzungsrecht beliebig anDritte übertragen. Aber er muss jedenfalls vor der Nutzung erst<br />
einmalgefragt werden!<br />
Es gibt in diesem BereichdreiProblemkreise,die beachtet werden müssen:<br />
- Der Schutzvon Lichtbildern (§ 72 UrhG), d.h. dasRecht desFotografenanden vonihm gemachten Fotos,<br />
- der Schutz desUrhebers(§§ 2und 97 ff UrhG), nämlichdas Rechtdes Erstellersvon Comics,Grafiken oder<br />
anderenZeichnungen an seinem Werk,sowie<br />
- das Rechteiner abgebildeten Personameigenen Bild (§ 22 KunstUrhG).<br />
In all diesen drei Fällen muss der Rechtsinhaber gefragtwerden, ehe die Illustration genutzt wird.Geschieht<br />
dasnicht,hat derRechtsinhaberneben einemUnterlassungsanspruchauch einen Schadenersatzanspruchfür<br />
dieRechtsverletzung, derdurchaus beachtliche Höhenerreichenkann.<br />
Deshalb solltenauf jeden Fall folgende Faustregelnbeachtetwerden:<br />
* Bei derVeröffentlichung von Fotos<br />
- Wer hat das Foto gemacht? Die Zustimmung des Fotografen zur Veröffentlichung im konkreten Fall<br />
muss unbedingt eingeholtwerden.<br />
- Wer istauf demFotozusehen?Die Zustimmung derabgebildetenPersonmussinder Regeleingeholt<br />
werden(Ausnahme sieheunten).<br />
- Wenn das Foto aus einem anderen Druckerzeugnis entnommen wird, ist möglicherweise außerdem<br />
noch die Erlaubnis des Verlages dieses anderen Druckerzeugnisses einzuholen; denn möglicherweise<br />
hatdieserVerlagjaein eigenes ausschließlichesNutzungsrecht bereitserhalten.<br />
* Bei Zeichnungenaller Art(Comics,Grafiken etc)<br />
- Wer hatdie Zeichnung gefertigt?<br />
- Liegt dessenZustimmung vor?Auch hier kannesunter Umständennotwendigsein,zusätzlichnoch die<br />
Zustimmung desVerlages einzuholen,aus dessenDruckerzeugnis dieZeichnung entnommenwird.<br />
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Kein Lichtbilderschutzbesteht beireinenAmateurschnappschüssen, aber dieGrenze zwischen einemsolchen<br />
Schnappschuss und einem(geschützten)Lichtbild im Sinne von§72 UrhG istfließend. Es lohnt sich nicht,hier<br />
ein Risiko einzugehen.<br />
Auch vomRecht am eigenen Bild gibt es Ausnahmen (§ 23 KunstUrhG).<br />
Bildnisse aus dem Bereich der Zeitgeschichte dürfen veröffentlicht werden, ohne dass die abgebildete<br />
Person zustimmen muss. Das kann der Besuch der Bundeskanzlerin ebenso sein wie die Eröffnung der<br />
örtlichenSchuledurch denBürgermeister.Hiermussdas Recht am eigenenBildzurückstehen gegenüberdem<br />
Informationsinteresse der Öffentlichkeit. Aber esmuss wirklich ein Informationsinteresse vorhanden sein.<br />
Große Sensationsgier reicht nicht aus. Auch Personen der Zeitgeschichte haben einen Anspruch auf<br />
Respektierungihrer Privatsphäre.Sie dürfenalsozwar beieiner Amtshandlung ungefragt abgelichtet werden,<br />
nichtaberbei einemprivatenEinkaufsbummel!<br />
Bilder vonVersammlungen, Aufzügen oder ähnlichen Veranstaltungen dürfenveröffentlichtwerden,<br />
auch wenn darauf Personenzuerkennensind, dieander Veranstaltung teilgenommenhaben.Die Einholung<br />
derZustimmung istdannnicht erforderlich.<br />
Hierher gehören offizielle Veranstaltungen der Gemeinde ebenso wie Vereinsveranstaltungen über die in<br />
Wort und Bild berichtet wird. Auch hier muss das Interesse des Einzelnen am eigenen Bild zurücktreten vor<br />
demInformationsinteresse derÖffentlichkeit.<br />
Der Vollständigkeit halber zuerwähnen ist noch ein letzter Ausnahmefall, der in der Praxis allerdings kaum<br />
eineRolle spielen dürfte: Wenn dieabgebildetePersonauf derAbbildung nur als Beiwerk erscheint, also als<br />
bloße Nebensächlichkeit, dann muss sie das hinnehmen. Daran könnte z.B. gedacht werden, wenn im<br />
Mittelpunkt des Fotos der Brunnen auf dem Marktplatz steht und zufällig ein Passant am Bildrand zu<br />
erkennen wäre.<br />
Trotzall dieser Ausnahmengilt es,den Grundsatzzubeherzigen: Lieber einmalzuvielumErlaubnis fragen als<br />
zu wenig!<br />
©WalterStillner,Anwaltskanzlei<br />
SiewollenBilder<strong>fürs</strong>Amts-/Mitteilungsblatt übermitteln:<br />
Hier einige technische Tipps<br />
BittefotografierenSie nicht gegendas Licht!<br />
BittesendenSie <strong>Ihr</strong>e Bilder im Originalformatals JPG-Dateizu.<br />
Bei schon auf die Endgröße bearbeiteten Bildern sollte die Auflösung bei 4-Farb-Bildern mindestens<br />
300dpi betragen,bei Schwarz-Weiß-Bildern mindestens 200 dpi.<br />
DieBenamungder Bilder sollte eindeutigsein:z.B. Erscheinungsort, Erscheinungswoche,Vereinsname<br />
BittesendenSie dieBildervom Text getrennt!<br />
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