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Juristisch korrekt – menschlich traurig - Deutsche Fachpresse

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Ti t e l t h e m a<br />

Er fahrungen mit der Filialisierung bei Esso<br />

<strong>Juristisch</strong> <strong>korrekt</strong> <strong>–</strong><br />

<strong>menschlich</strong> <strong>traurig</strong><br />

Knapp 200 Pächterstationen der Esso sind in den vergangenen zwei Jahren zu<br />

Filialen mit Angestellten geworden. Wir fragten Betroffene, wie das ablief.<br />

Selbst im Flackern des angehenden<br />

Garagenlichts bleiben sie matt. Eine<br />

dünne Staubschicht überzieht sie. Es sind<br />

elf Stück. Goldmedaillen. Sie erinnern an<br />

eine glänzende Zeit. Als Pächter. Bei Esso.<br />

Erworben in 17 langen, guten Jahren.<br />

„Ich hab sie seither nicht mehr in die<br />

Hand genommen“, sagt Wolfgang Jenuwein<br />

mit tonloser Stimme. Wie die dünne<br />

Staubschicht auf den Medaillen können<br />

die eineinhalb Jahre seither die emotionalen<br />

Verletzungen nicht verdecken.<br />

Dabei kam die Kündigung im März<br />

2006 nicht einmal überraschend: „Meine<br />

Station in Langenbach bei Freising erfüllte<br />

ideal die Kriterien der Esso für die<br />

Umwandlung von einer Pächter- in eine<br />

Angestelltenstation.“ Wolfgang Jenuwein<br />

und seine Lebensgefährtin Irene Aigner<br />

wussten lange vor der Kündigung, dass<br />

Bei Esso sind Unternehmer nicht gefragt: 195 selbstständige Pächter mussten ihre Stationen abgeben.<br />

sie zu denen gehören, die das CORS-Programm<br />

der ROC trifft. Aber: „Wenn Du<br />

dann tatsächlich das Schreiben in Händen<br />

hältst, dann ist das ein Schock!“<br />

ROC ist die Retail Operating Company<br />

Deutschland GmbH, eine Tochtergesellschaft<br />

der Esso Deutschland. Diese<br />

wiederum gehört der weltgrößten Mineralölgesellschaft<br />

Exxon Mobil. ROC betreibt<br />

Tankstellen in eigener Regie. CORS<br />

ist das Umwandlungsprogramm dafür.<br />

Company Operated Retail Sites: von der<br />

Gesellschaft betriebene Verkaufsstellen.<br />

195 Pächter verloren den Job<br />

„Esso-Pächter in Frankfurt, Köln, München<br />

und Stuttgart bekommen seit 2006<br />

die Kündigung von Esso“, berichtet André<br />

Zacharias, Geschäftsführer der IG Esso,<br />

der Interessengemeinschaft der Esso-Pächter.<br />

Weil einige Kündigungen dann doch<br />

nicht ausgesprochen oder zurückgezogen<br />

wurden, sind es bis heute 195 Stationen,<br />

die Esso umgewandelt hat: von Pachtstationen<br />

mit selbstständigen Betreibern zu<br />

Filialen mit Angestellten. 350 Stationen in<br />

diesen Regionen blieben unverändert in<br />

Pächter- oder Eigentümerhand.<br />

Wolfgang Jenuwein war zu Esso-Zeiten<br />

nicht nur ein mehrfach „vergoldeter“<br />

Vorzeigepartner, sondern auch Ausbilder<br />

für angehende Esso-Pächter. Zugleich<br />

saß er im Fachausschuss der Marke. An<br />

seinen persönlichen Voraussetzungen<br />

hat es also sicher nicht gelegen, dass er<br />

„unters ROC-Messer“ kam, wie er seine<br />

Trennung von Esso heute bezeichnet.<br />

Was ihm und den anderen Pächtern<br />

die Esso auch nicht vorwirft. Der Konzern<br />

will mit der Filialisierung vielmehr<br />

Kundenservice und <strong>–</strong>zufriedenheit noch<br />

mehr in den Mittelpunkt stellen. Esso-<br />

Pressesprecherin Gabriele Radke: „Durch<br />

die Zentralisierung vieler administrativer<br />

Tätigkeiten bleibt dem heutigen Tankstellenleiter<br />

mit seinem Team mehr Zeit, den<br />

Kundenwünschen Rechnung zu tragen.“<br />

Außerdem könnte jetzt das gesamte Personal<br />

regelmäßig und maßgeschneidert<br />

geschult und weitergebildet werden. Und:<br />

„Preis- und Sortimentsstrategien lassen<br />

sich schneller umsetzen.“<br />

Die Besten hat es getroffen<br />

Wolfgang Jenuwein und seine Kollegen<br />

sehen das naturgemäß anders. Der 50-Jährige<br />

verweist auf die Anerkennungen, aber<br />

Privat<br />

auch auf handfeste Fakten: „Ich habe Ge- Ruopp;<br />

schäftspläne übertroffen, Station und Per- Manfred<br />

sonal stets auf Stand gehalten.“ Und viele Foto:<br />

16 tm tankstellen markt 12.2008 www.tm-tankstellenmarkt.de


Ti t e l t h e m a<br />

Irene Aigner und Wolfgang Jenuwein vor ihrer neuen Station. Hier wird ihre Treue zu Esso belohnt. Angelika Hofmann ist zur Präg-Gruppe gewechselt.<br />

Esso-Projekte seien gerade deshalb an seiner<br />

Station pilotiert worden, weil er sehr<br />

aufgeschlossen gegenüber Neuem sei.<br />

An guten Stationen will Esso<br />

lieber allein verdienen<br />

Das nimmt auch Angelika Hofmann für<br />

sich in Anspruch. Sie hat als Pächterin bis<br />

Dezember 2007 eine Esso-Tankstelle in<br />

Landsberg betrieben und während dieser<br />

sechs Jahre ebenfalls andere Pächter im<br />

Auftrag der Esso ausgebildet. „Die Station<br />

habe ich hochgebracht“, sagt die frühere<br />

Beamtin. „Der Gebietsleiter hat gesagt,<br />

dass man meine Station zurückhaben<br />

möchte, weil sie so gut läuft.“<br />

Dass Filialleiter besser arbeiten sollen<br />

als Pächter, ruft auch bei einem Ex-Pächter<br />

aus Hessen Kopfschütteln hervor, der<br />

seinen Namen nicht in der Zeitung sehen<br />

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will. „Sicherheitshalber, denn wir streiten<br />

uns mit der Esso noch um Geld.“ Auch<br />

er habe von Esso diverse Goldmedaillen<br />

für die Pachtstation erhalten. „Etwa fürs<br />

Nichtkönnen?“, fragt er. „Und wenn, warum<br />

hat man mir dann einen Vertrag als<br />

Stationsleiter angeboten?“<br />

„Etwa 60 Prozent der Pächter haben<br />

wir Angestelltenverträge angeboten“,<br />

bestätigt Gabriele Radke. Die Mehrzahl<br />

habe den Job angenommen. In der Kündigung<br />

der Pachtverträge sieht sie keine<br />

Kritik an deren bisheriger Ar-<br />

beit. Die Arbeit als Filialleiter<br />

sei nur eine andere. Deshalb<br />

bestehe man auch darauf, dass<br />

alle Kandidaten ein Bewerbungsverfahren<br />

durchlaufen.<br />

Radke: „Im Anforderungsprofil<br />

für den Stationsleiter<br />

SECON-X® ist ein � exibles, überwachbares Rohrsystem aus rostfreiem Edelstahl für Tankstellen.<br />

Anwendung � ndet das SECON-X® System im Tankstellenbau als Füll-, Druck-, Saug- oder<br />

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FLEXWELL-LPG® ist speziell für den unterirdischen Transport von Autogas (LPG) in Tankstellen<br />

ausgelegt und eignet sich gleichwohl für Flüssiggas im � üssigen wie auch dampfförmigen<br />

Zustand.<br />

steht eine kaufmännische Ausbildung<br />

im Lebensmitteleinzelhandel oder in der<br />

Systemgastronomie, während die Pächter<br />

überwiegend (motoren-)technische<br />

Kenntnisse aufweisen. Oft haben die<br />

Pächter keine vorausgegangene Erfahrung<br />

in Führungsaufgaben, die aber für<br />

die Einstellung von Stationsleitern ein<br />

‚Muss’ ist.“ Außerdem werde kontrolliert,<br />

dass die Stationsleiter alle vorgegebenen<br />

Prozesse auch umsetzen. Das gelte für die<br />

Fürsorgepflichten und die Einhaltung der<br />

Arbeitszeiten der Mitar-<br />

„Will man mich<br />

als Stationsleiter,<br />

weil ich schlechte<br />

Arbeit geleistet<br />

habe?“<br />

beiter wie für Sicherheitsvorschriften<br />

an der Station.<br />

Radke: „Ein gerüttelt Maß<br />

an Disziplin ist unabdingbar<br />

im Gegensatz zu den<br />

Freiheiten eines selbstständigen<br />

Partners. .<br />

www.tm-tankstellenmarkt.de tm tankstellen markt 12.2008 17<br />

Picture by Key


Ti t e l t h e m a<br />

Umbau bei Esso: IG-Esso-Geschäftsführer André Zacharias konnte einiges herausholen. Gabriele Radke bescheinigt partnerschaftliches Kooperieren.<br />

Andererseits braucht der Stationsleiter<br />

nicht dessen Risikobereitschaft.“<br />

Goldmedaillen für<br />

Disziplinlosigkeiten?<br />

Gut gebrüllt, Tiger! Allerdings drängt sich<br />

dem kritischen Beobachter dann doch die<br />

Frage auf, ob es bei Esso früher Goldmedaillen<br />

für Disziplinlosigkeit gab? Und ob<br />

nachweisbar gute Pächter plötzlich keine<br />

Ahnung vom Shopgeschäft haben oder<br />

etwa nicht wissen sollten, wie man Mitarbeiter<br />

führt und auf sie aufpasst?<br />

Wolfgang Jenuwein und Angelika<br />

Hofmann bewarben sich, „um zu sehen,<br />

was die bieten“. Hofmanns Erkenntnis:<br />

„Für Berufsfremde ist der ROC-Test angemessen<br />

<strong>–</strong> für Leute wie mich einfach<br />

nur lächerlich!“ Dem pflichtet Kollege Jenuwein<br />

bei: „Ich sollte einen Schichtplan<br />

aufstellen. Das habe ich abgelehnt. Da hat<br />

mein Gegenüber gemeint, dass er mir abnimmt,<br />

dass ich das kann. Der Mann war<br />

jahrelang mein Bezirksleiter gewesen!“<br />

Neben der zum Teil als erniedrigend<br />

empfundenen Bewerbungsprozedur entschieden<br />

sich die Pächter auch deshalb<br />

gegen die ROC, weil diese grundsätzlich<br />

keinen auf der ehemaligen Station beließ.<br />

„Alte Zöpfe müssen ab! Man möchte<br />

vermeiden, dass alte Strukturen erhalten<br />

bleiben“, hat man das gegenüber Angelika<br />

Hofmann begründet. Und Jenuwein<br />

musste sich anhören, dass seine Gehaltsforderung<br />

zu hoch sei.<br />

Damit standen die Pächter vor der<br />

Existenzfrage. Der Pächter aus Hessen,<br />

der anonym bleiben möchte: „Die Kündigung<br />

kam absolut überraschend. Zuerst<br />

hatte es geheißen, 2009 würde was passieren.<br />

Aber dann kam die Kündigung mit<br />

sechs Monaten Frist zu Anfang 2008. Wir<br />

hatten laufende Leasingverträge. Standen<br />

gerade vor einem Hauskauf. Ausrüstung<br />

und Shopware mussten wir dadurch<br />

schneller loswerden als geplant. Das hat<br />

uns eine Stange Geld gekostet.“<br />

Draufgezahlt hat auch Wolfgang Jenuwein:<br />

„Wir hatten nach einem Umbau<br />

Ende 2005 auf Wunsch der Esso neue<br />

Bekleidung angeschafft. Über 5.000 Euro<br />

für 18 Mitarbeiter. Die wurden mir nicht<br />

erstattet. Nur für drei originalverpackte<br />

Blusen bekam ich Geld.“<br />

Alte Kleidung in den Müll<br />

Was ihn fast noch mehr ärgert: „Bei der<br />

Stationsübergabe mussten sich alle umziehen,<br />

bekamen neue Kleidung. Die alte flog<br />

in den Müllcontainer. Und daneben stand<br />

ein Typ, der aufpasste, dass sich niemand<br />

etwas daraus mitnahm.“ Das ebenfalls erst<br />

vor einem Jahr angeschaffte Markenbesteck<br />

für das Bistro wurde zwar erstattet,<br />

aber auch weggeworfen. „Und Irene und<br />

ich hatten in der Nacht noch bis um eins<br />

alles geputzt.“ Zusammen mit den nicht<br />

von ROC erstatteten Shopwaren schätzt<br />

Jenuwein den Schaden auf 10.000 Euro.<br />

Anders lief es bei Angelika<br />

Hofmann. Ihre Kündigung<br />

wurde sogar um ein Jahr<br />

hinausgeschoben. Und weil<br />

sie einen Pachtvertrag bei einer<br />

anderen Gesellschaft unterschreiben<br />

wollte, erlaubte<br />

Esso ihr, dass sie beide Stationen<br />

eine Zeit lang parallel<br />

„Bis nachts um<br />

eins haben wir<br />

Besteck geputzt.<br />

In der Früh‘<br />

warf es die ROC<br />

in den Müll!“<br />

führte. „Das lief insgesamt sehr gut“, sagt<br />

Hofmann. Immerhin, alle drei Pächter<br />

übergaben ihre Station so an die ROC,<br />

dass sie die ausgelobten 15.000 Euro für<br />

die „reibungslose Übergabe“ erhielten.<br />

Lob von Esso für die Pächter<br />

„Bei den Übernahmen kam es stark auf<br />

das Übernahmeteam von ROC an“, meint<br />

dazu André Zacharias von der IG Esso.<br />

„Teils war hier das Klima stark vergiftet,<br />

teils völlig unproblematisch.“ Insgesamt<br />

sei man aber in den meisten Fällen zu<br />

vernünftigen Ergebnissen gekommen.<br />

Auch Gabriele Radke von Esso lobt: „Die<br />

Mehrzahl der Pächter zeigte sich professionell<br />

und kooperativ. Der größte Teil der<br />

Stationsübergaben erfolgte reibungslos in<br />

partnerschaftlicher Atmosphäre.“<br />

Grund hierfür waren wohl die konstruktiven<br />

Gespräche zwischen Gesellschaft<br />

und Verband. Zacharias: „Da haben<br />

wir für unsere Mitglieder einiges,<br />

wenn auch nicht alles erreicht.“ Bei den<br />

Anlagegütern wie etwa der Waschanlage<br />

bekommt jeder vorab ein Angebot der<br />

Esso beziehungsweise der Kontraktoren.<br />

„In einigen Fällen scheinen deren<br />

Angebote nicht unparteiisch gewesen zu<br />

sein, aber im Großen und Ganzen gab es<br />

keine Probleme“, berichtet<br />

der Rechtsanwalt. Anders<br />

beim Shopsortiment. „Hier<br />

übernimmt ROC nur ganz<br />

bestimmte Waren und diese<br />

auch nur, wenn der Shop zu<br />

zwei Dritteln gefüllt ist.“ Aus<br />

Pächtersicht sehr problematisch<br />

ist, dass der Kaufpreis<br />

18 tm tankstellen markt 12.2008 www.tm-tankstellenmarkt.de<br />

Foto: Torsten Silz/ddp; Manfred Ruopp; Esso


Foto(s):<br />

nicht gleich bezahlt wird, sondern in die<br />

Endabrechnung fließt. Zacharias: „Wir<br />

haben erreicht, dass zeitnah zumindest<br />

Abschlagszahlungen erfolgen.“<br />

80 Prozent Ausgleichsanspruch<br />

Auch was den Ausgleichsanspruch angeht<br />

einigten sich Esso und IG früh auf eine Lösung.<br />

Zacharias: „Wir konnten uns auf die<br />

80-Prozent-Regelung einigen. Eine wohl<br />

in der Branche einzigartige Regelung, die<br />

beiden Seiten viel Streit erspart hat.“<br />

Prinzipiell sehen das auch die Ex-<br />

Pächter so, doch ganz so „glatt“ ist der<br />

finanzielle Ausgleich aus ihrer Sicht<br />

nicht gelaufen. Der Pächter aus Hessen<br />

und Wolfgang Jenuwein streiten noch<br />

mit Esso. Angelika Hofmann dagegen ist<br />

mit Esso „finanziell im Reinen“. Nur die<br />

Sache mit dem Überleitungsgeld steht<br />

bei ihr noch offen. Rechtsanwalt Zacharias<br />

sieht hier generellen Verhandlungsbedarf.<br />

„Alle warten auf das Urteil des<br />

Landgerichts Hamburg.“<br />

Der Jurist schätzt die Kosten für Esso<br />

auf durchschnittlich 50.000 Euro Ausgleichsanspruch<br />

je Fall. Plus diverse Erstattungen<br />

dürfte die Filialisierung den<br />

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Konzern runde zehn Millionen<br />

Euro kosten. Hat es sich<br />

gelohnt?<br />

„Es ist noch zu früh, das<br />

abschließend zu beurteilen“,<br />

räumt Esso-Sprecherin Radke<br />

ein. „Aber die ersten Ergebnisse erfüllen<br />

unsere Erwartungen voll und ganz.“<br />

André Zacharias hingegen freut sich auf<br />

den Geschäftsbericht der ROC. „Dann<br />

werden wir sehen.“ Seine Einschätzung:<br />

„Gerade am Anfang hat es lange gedauert,<br />

bis die umgestellten Stationen ins Laufen<br />

gekommen sind.“ „Stimmt“, sagt Gabriele<br />

Radke, „unser Bestellwesen brauchte anfangs<br />

bis zu vier Monate, um die lokalen<br />

Verkaufsmuster einer Station zu identifizieren.“<br />

Inzwischen sei es verbessert.<br />

Für die Ex-Pächter stellt sich die Frage<br />

nach dem Sinn der Filialisierung anders.<br />

Neben Fakten zählen für sie die <strong>menschlich</strong>en<br />

Enttäuschungen. Irene Aigner: „So<br />

behandelt man Menschen nicht!“<br />

Und trotzdem: Alle drei Pächterfamilien<br />

sind heute froh, „dass es so gekommen<br />

ist!“ Angelika Hofmann fühlt sich<br />

wohl als Pächterin einer Shell-Station<br />

der mittelständischen Gesellschaft Präg.<br />

Für Ex-Pächter<br />

ein Happy End im<br />

Mittelstand<br />

Ti t e l t h e m a<br />

„Hier kann ich schalten und<br />

walten, wie ich will.“ An<br />

Präg schätzt sie die flachen<br />

Hierarchien, die schnellen<br />

Entscheidungen. Und ihre<br />

Freiheit als Unternehmerin.<br />

So hat sie mit dem Okay der Gesellschaft<br />

die Vertriebsleitung Süd für die Anhängervermietung<br />

von Thule übernommen.<br />

Die Pächterfamilie aus Hessen ist umgezogen<br />

nach Bayern. Dort führen sie<br />

die Station einer anderen Gesellschaft<br />

<strong>–</strong> natürlich als Pächter. „Man lässt uns<br />

arbeiten und wir werden gut betreut. Für<br />

uns hat die „böse Geschichte“ endlich ein<br />

Happy End gefunden.<br />

„Eigentlich ein Glücksfall“, sagen auch<br />

Wolfgang Jenuwein und Irene Aigner.<br />

Sie haben eine Station in der Kleinstadt<br />

Markt Schwaben bei München übernommen.<br />

Für die Gebäude zahlen sie<br />

Festpacht, alles andere haben sie gekauft.<br />

„Wir liegen gut im Geschäftsplan und die<br />

Arbeit macht Spaß.“<br />

Die beiden sind sogar „ihrer“ Marke<br />

treu geblieben: der Esso. „Aber wir haben<br />

mit denen nur einen Liefervertrag. Nicht<br />

mehr!“ Manfred Ruopp<br />

Internationale Fachmesse für Autowerkstatt-<br />

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12.2008 19


ZTG-Monatsinformationen<br />

Ti t e l t h e m a<br />

ZTG-Report Dezember 2008<br />

Neue Vorstandsstruktur:<br />

ZTG-Verbandsführung noch effizienter 1<br />

Silvesterfeuerwerk:<br />

Was beim Verkauf zu beachten ist 1<br />

Alkoholverkaufsverbot:<br />

Verwaltungsgericht lehnt Klagen von vier<br />

Tankstellenpächtern aus Frankenthal ab 2<br />

Mutterschutzgesetz:<br />

Neue Broschüre zum Mutterschutz 3<br />

Tankstellen aus Sicht der Banken<br />

Branchenblick des Bundesverbands der<br />

Volks- und Raiffeisenbanken 4<br />

Themen früherer Ausgaben<br />

ZTG-Report 11.2008<br />

Die dunkle Jahreszeit und ihre Gefahren:<br />

Herbst- und Winterzeit 1<br />

Gesetzliche Krankenversicherung:<br />

Selbständige ohne Krankengeldanspruch 2<br />

Gewerbeabmeldung genügt bei GmbHs nicht:<br />

IHK-Beitragspflicht bis zur Löschung 2<br />

Vertragsübergang:<br />

Darf man Handelsvertreter einfach verkaufen? 3<br />

Ausgleichsanspruch:<br />

Aktuelles Urteil des Landgerichts Hamburg 3<br />

Sozialversicherungsrechtlicher Status von<br />

angestellten Familienangehörigen 4<br />

ZTG-Report 10.2008<br />

Studien über Tankstellen:<br />

Wunsch und Wirklichkeit 1<br />

Urteil zum Ausgleichsanspruch:<br />

Flottenkartenbewertung, Stammkundeneigenschaft,<br />

Kartenwechslerverhalten 2<br />

Shell ersetzt Normalbenzin:<br />

Neue Kraftstoffsorte „V-Power 95“ 3<br />

Süßwaren:<br />

Preiserhöhungen und Gewichtsreduzierungen<br />

bei Riegelware 3<br />

Wegen Scheidung:<br />

Kündigung der mitarbeitenden Ehefrau 4<br />

Reifen:<br />

Neue Geräuschgrenzwerte 4<br />

ZTG-Report 9.2008<br />

ZTG intern:<br />

ZTG-Report exklusiv für Mitglieder 1<br />

Beschränkung des Alkoholverkaufs an<br />

Tankstellen:<br />

Neueste Entwicklungen 1<br />

Feuerzeugverordnung:<br />

Mehr Sicherheit 2<br />

Lotto sowie Sportwetten:<br />

Verstärkte Kontrollen 3<br />

Sittenwidrige Entgeltgestaltung:<br />

Wann die Lohnhöhe als Lohnwucher gilt 3<br />

Einzelhandelsberufsgenossenschaft:<br />

Veranlagungsfragebögen 4<br />

ZTG-Report 7/8.2008<br />

Urteil des LSG Baden-Württemberg:<br />

Sozialversicherungspflicht bei mehreren<br />

geringfügigen Beschäftigungen 1<br />

Erschreckende Unternehmensgewinne:<br />

Ergebnisse 2007 2<br />

Transportbegleitung:<br />

Versicherung bei Einbruch und Raub 2<br />

Pflegezeitgesetz:<br />

Anspruch auf Fehlzeit 2<br />

Ausgleichsanspruch:<br />

Spezialfall Autobahntankstelle 3<br />

Tankautomat:<br />

Ausnutzen eines Zapfsäulenfehlers ist Betrug 3<br />

Sachbezug an Mitarbeiter:<br />

Benzingutscheine 3<br />

Info-Broschüre für Arbeitgeber:<br />

Jobs für Schüler und Studenten 4<br />

Mehrbelastung für Mehrfachbetreiber:<br />

Gewerbesteuer 2008 4<br />

FDP-Vorschlag:<br />

Alle Steuern auf Tankbelegen zeigen 4<br />

ZTG-Mitgliedschaft: Gemeinsam<br />

ziehen wir an einem Strang!<br />

Gemeinsam stark! Kein Schlagwort umschreibt<br />

treffender, worauf es in der Branche am meisten<br />

ankommt: auf eine schlagkräftige Berufsvertretung<br />

der Tankstellenunternehmer.<br />

Der Zentralverband des Tankstellengewerbes<br />

(ZTG) und seine Mitgliedsverbände sichern<br />

diese schlagkräftige Interessenvertretung.<br />

Im Miteinander und <strong>–</strong> wenn es notwendig ist<br />

<strong>–</strong> auch in der harten Auseinandersetzung mit<br />

Mineralölgesellschaften, anderen Interessenvertretungen<br />

und der Politik setzen wir uns ein<br />

für die Belange des Tankstellenunternehmers.<br />

In den Regionalverbänden des ZTG und<br />

dem Farbenverband IG-Esso sind Tankstellen-<br />

unternehmer aller Gesellschaften <strong>–</strong> Pächter<br />

ebenso wie Eigentümer <strong>–</strong> sowie Betreiber Freier<br />

Tankstellen als Direktmitglieder organisiert.<br />

Gerade im Tankstellenbereich kann der<br />

einzelne Unternehmer immer weniger gegen<br />

die Übermacht der Konzerne ausrichten. Viele<br />

Probleme und Interessen des einzelnen Unternehmers,<br />

vor allem aber diejenigen, welche<br />

die gesamte Branche betreffen, können effektiv<br />

und nachhaltig nur von einer Berufsvertretung<br />

verändert und verbessert werden, in der sich<br />

alle Mitglieder engagieren.<br />

Der Zentralverband und seine Mitgliedsverbände<br />

beraten Sie in allgemeinen betriebswirtschaftlichen<br />

und rechtlichen <strong>–</strong> vor allem<br />

arbeits- und vertragsrechtlichen <strong>–</strong> Fragen. Darüber<br />

hinaus informieren wir Sie regelmäßig<br />

über aktuelle Fachfragen. Überzeugen Sie sich<br />

von der Qualifikation des ZTG und seiner Mitgliedsverbände.<br />

Viele Mitglieder, das erhöht unsere Durchsetzungsfähigkeit.<br />

Vertreten Sie Ihre Position<br />

aktiv und werden Sie jetzt Mitglied in unserer<br />

starken Gemeinschaft.<br />

Anruf genügt. Alles Weitere erledigen wir für Sie.<br />

Zentralverband des Tankstellengewerbes (ZTG) e.V.<br />

Hausdorffstraße 101, 53129 Bonn, Geschäftsführer Jürgen Ziegner<br />

Telefon (02 28) 91 47 00, Fax (02 28) 9 14 70 16, ztg.bonn@t-online.de


Foto: Manfred Ruopp<br />

ROC <strong>–</strong> Was die Esso für den Filialbetrieb verspricht<br />

Angestellte statt Pächter<br />

Kein unternehmerisches Risiko, aber 40-Stunden-Woche, Krankengeld und bezahlter Urlaub.<br />

Manches, was die ROC verspricht, klingt gar nicht so schlecht. Die Bedingungen im Einzelnen.<br />

Esso betreibt europaweit<br />

gut 1.000 Tankstellen<br />

in Eigenregie. Seit 2006<br />

sind rund 195 Stationen in<br />

Deutschland von Pächter- in<br />

Filialstationen umgewandelt<br />

worden (Programm CORS),<br />

vor allem in Frankfurt, Köln,<br />

München und Stuttgart. Rund<br />

350 Esso-Tankstellen werden<br />

dort weiter von selbstständigen<br />

Unternehmern betrieben.<br />

<strong>Juristisch</strong> gehören die Filialen<br />

der Retail Operating Company<br />

Deutschland GmbH (ROC),<br />

diese der Esso Deutschland.<br />

ROC hat 2.532 Mitarbeiter,<br />

von denen 96 Prozent auf den<br />

Stationen arbeiten.<br />

Den Pächtern kündigte<br />

ROC, laut Esso bot man 60<br />

Prozent von ihnen Angestelltenverträge<br />

an. Eine Mehrheit<br />

soll diese, im Normalfall unbefristeten,<br />

Arbeitsverträge<br />

angenommen haben. Allerdings<br />

mussten alle Pächter,<br />

die Filialleiter geworden sind,<br />

ihre Station wechseln.<br />

Das Anforderungsprofil<br />

für den Stationsleiter bei ROC<br />

sieht eine kaufmännische<br />

Ausbildung im Lebensmitteleinzelhandel<br />

oder in der<br />

Systemgastronomie vor. Erfahrung<br />

in Führungsaufgaben<br />

ist für die Einstellung von<br />

Stationsleitern ein „Muss“.<br />

Laut Esso wird bei den ROC-<br />

Stationen kontrolliert, dass<br />

die Stationsleiter die vorgegebenen<br />

Prozesse einhalten<br />

und umsetzen. Dies gelte für<br />

die Fürsorgepflichten und die<br />

Einhaltung der Arbeitszeiten<br />

ihrer Mitarbeiter ebenso wie<br />

beispielsweise für Sicherheitsvorschriften<br />

an der Station.<br />

Allen bisherigen Angestellten<br />

bietet ROC eine Übernahme<br />

an. Problematisch ist dies<br />

anscheinend bei Ehegatten-<br />

Arbeitverhältnissen der Ex-<br />

Pächter, hier werden mitunter<br />

Scheinarbeitsverhältnisse unterstellt.<br />

Anders als die Ex-<br />

Pächter können Mitarbeiter<br />

an ihrer Station weiterarbeiten.<br />

Im Durchschnitt ist ein<br />

ROC-Mitarbeiter 34 Jahre alt.<br />

Wegen der teilweise stark<br />

veränderten Verträge glaubt<br />

die IG Esso an eine höhere<br />

Personalfluktuation an ROC-<br />

Stationen. Esso hingegen gibt<br />

an, gerade wegen der Einführung<br />

von Tarifverträgen sei die<br />

Fluktuation dort bedeutend<br />

geringer als bei Partnerbetrieben.<br />

90 Prozent des übernommenen<br />

Personals sollen heute<br />

noch bei ROC arbeiten.<br />

In Internetforen werden<br />

für Stationsleiter ortsabhängige<br />

Monatsbezüge ab 2.200<br />

Euro genannt. Diese Angaben<br />

sind nicht belegt, Experten<br />

halten sie für realistisch.<br />

Für alle Angestellten der<br />

ROC gilt der Tarifvertrag mit<br />

der IG Bergbau, Chemie, Energie,<br />

etwa die 40-Stunden-<br />

Woche. Laut Esso wird dies<br />

auch kontrolliert. Wurden<br />

Mitarbeiter übernommen,<br />

gelten die Bedingungen aus<br />

den alten Arbeitsverträgen<br />

unverändert weiter.<br />

Ti t e l t h e m a<br />

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