Prof. Dr. Walter Tokarski
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18 Talentförderung Dopinganalytik Natursport Höhentraining CHILT-Projekt Mountainbiken<br />
Abb. 4:<br />
Festlegung des Untersuchungsrahmens<br />
für<br />
hochwertige Pflanzengemeinschaften<br />
durch<br />
Überlagerung von<br />
Pistenflächen und<br />
Moorstandorten.<br />
(aus: PRÖBSTL et al.<br />
2002, 25)<br />
Diese hier exemplarisch dargestellte Art der Datenerhebung<br />
wurde für alle benannten umweltrelevanten<br />
Schutzgüter in der für das Audit notwendigen<br />
Detailliertheit vorgenommen. Auf der Grundlage<br />
dieser umweltrelevanten Daten wurde von<br />
dem Skigebietsbetreiber unter Einbeziehung der<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Umweltprogramm<br />
erstellt, das unter anderem die folgenden<br />
Punkte enthält:<br />
■ Wildtierfütterungen müssen störungsfrei liegen;<br />
■ im Bereich der Besucherlenkung müssen<br />
neben Abweiszäunen und Schildern Appellund<br />
Normenstrategien wirksam werden<br />
(Bildungsanspruch);<br />
■ die sporttouristische Entwicklung muss wildtierökologische<br />
Konfliktpotentiale erkennen<br />
und so weit irgend möglich vermeiden bzw.<br />
minimieren;<br />
■ das Schneeschuhwandern, das Hundeschlittenfahren<br />
und das Lagern und Campieren außerhalb<br />
des Siedlungsbereiches muss dringend<br />
gelenkt werden.<br />
Durch die Durchführung dieses Auditverfahrens<br />
konnten Schwachstellen im umweltrelevanten<br />
Verhalten seitens des Sportanlagenbetreibers aufgezeigt<br />
und die Möglichkeiten eröffnet werden, in<br />
diesen Punkten Verbesserungen anzubringen. So<br />
konnten durch die umfangreiche Datenaufnahme<br />
im Skigebiet Adelboden beispielsweise ökologisch<br />
empfindliche Flächen ausgewiesen und durch<br />
Lenkungsmaßnahmen von skisportlichen Beeinträchtigungen<br />
weitestgehend freigehalten werden.<br />
Weiterer Handlungsbedarf<br />
Auch wenn die vorgestellten Ansätze erkennen<br />
lassen, dass der Natursport in Fragen nachhaltiger<br />
Entwicklung Fortschritte macht, so darf doch nicht<br />
verkannt werden, dass die Integration von ökologischen,<br />
sozialen und ökonomischen Forderungen<br />
nach wie vor in den Anfängen steckt. Dies trifft sowohl<br />
auf die bildungspolitische Seite der hier vorgestellten<br />
Ansätze als auch auf die auf Nachhaltigkeit<br />
gerichteten Managementsysteme zu. In allen<br />
Fällen scheint die Abwägung von verschiedenen<br />
Interessen auf unterschiedlichen Interessenebenen<br />
ein schwer überwindbares Problem nachhaltigen<br />
Handelns zu sein. Zudem setzt die Zusammenführung<br />
der verschiedenen Aspekte auf ein<br />
disziplinenübergreifendes Bewusstsein, das bisher<br />
im Sport und auch außerhalb des Sports nur in<br />
sehr begrenztem Maße umgesetzt worden ist (vgl.<br />
SCHALTEGGER et al. 2002, 14). Konzepte und Instrumente,<br />
die die Realisierung aller drei Dimensionen<br />
der Nachhaltigkeit ermöglichen, sind daher auf<br />
dem Weg der nachhaltigen Entwicklung besonders<br />
wichtig. Diese zu entwickeln und im Management<br />
in verschiedenen Organisationen zur Anwendung<br />
zu bringen, ist eine der großen Herausforderungen<br />
der Zukunft.<br />
Literatur bei den Autoren.<br />
Edwin JAKOB, geb. 1969, schloss sein Studium der Biologie mit den Schwerpunkten<br />
Ökologie, Genetik, Biochemie und org. Chemie an der Universität zu<br />
Köln 1996 mit dem Diplom ab. Er ist VDKS Kanulehrer, Sportkletterer und CEC<br />
geprüfter Canyon-Guide. Als diplomierter Biologe (Ökologie) ist er besonders an<br />
den Wechselbeziehungen zwischen dem Wirken des Menschen und seiner natürlichen<br />
Umwelt interessiert. Zu dieser ganzheitlichen, systemischen Sichtweise,<br />
die gesellschaftswissenschaftliche und naturwissenschaftliche Betrachtungsweisen<br />
zu verbinden versucht, gehört die Wirkungsanalyse von Sport auf<br />
Natur und Umwelt ebenso selbstverständlich wie die Wirkungen des Sports in<br />
der Natur auf den Menschen. E-Mail: jakob@dshs-koeln.de<br />
Gunnar LIEDTKE, geboren 1969 in Husum, studierte Sportwissenschaft und<br />
Biologie an der Universität Hamburg. Nach dem Abschluss seines Studiums<br />
und Tätigkeiten an der Universität in Hamburg wechselte er im Jahr 2002 an<br />
das Institut für Natursport und Ökologie, wo er für die Bereiche Wassersport<br />
und Friluftsliv zuständig ist. Als ehemaliger Vogelwart ist er mit vielen Aspekten<br />
aus dem Konfliktfeld Naturschutz und Natursport auch aus der Praxis gut vertraut.<br />
E-Mail: liedtke@dshs-koeln.de