Traumbaumfotograf Michel Brunner - AUFRAD.CH Home
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54 Traumbaum Leben<br />
Traumbaum<br />
So mächtig – und doch so schutzlos: Ehrwürdige und einzigartige<br />
Bäume geniessen in der Schweiz keinen speziellen Schutz. Der Fotograf<br />
<strong>Michel</strong> <strong>Brunner</strong> will das ändern.<br />
Text Andreas Krebs<br />
Foto: <strong>Michel</strong> <strong>Brunner</strong> natürlich 2 | 2012
natürlich 2 | 2012<br />
Einen Lieblingsbaum hat <strong>Michel</strong> <strong>Brunner</strong><br />
nicht – aber ein paar Favoriten.<br />
Eine gewaltige Fichte im Diemtigtal zählt<br />
dazu, angeblich die dickste in Europa.<br />
<strong>Michel</strong> <strong>Brunner</strong> ist ein zurückhaltender<br />
und doch leidenschaftlicher<br />
Mensch; er spricht leise<br />
aber eindringlich, wenn es um seine<br />
Bäume geht, und selbst wenn er sagt, «in<br />
unseren Wäldern herrscht oft das Schlachthausprizip»,<br />
tönt das nicht zornig, eher<br />
nachdenklich. Zumal es in Städten und<br />
Dörfern nicht besser aussieht. «Wegen<br />
kurzsichtigen Kosten-Nutzen-Denkens<br />
und übertriebener Sicherheitsbedenken<br />
verjüngen wir die Population alter Bäume<br />
massiv», sagt er. Und zur Baumvermehrung<br />
würden Ableger von Bäumen verwendet,<br />
die noch gar nicht fruchtbar seien.<br />
«Das ist absurd und kann nicht gesund<br />
sein», stellt der 33-Jährige fest. «Wir gefährden<br />
so einen Genpool, der über Jahrtausende<br />
widerstandsfähige Bäume hervorgebracht<br />
hat, denn alte Bäume sind<br />
resistenter gegen Krankheiten, Parasiten,<br />
Frost und Hitze. Ausserdem beherbergen<br />
sie im Vergleich mit jungen Bäumen eine<br />
grössere Artenvielfalt.» Trotzdem ist der<br />
Einzelbaumschutz in der Schweiz mit wenigen<br />
Ausnahmen kein Thema. Die Bestrebungen<br />
des Naturschutzes führen in<br />
Richtung grossräumige Massnahmen.<br />
«Dabei ist die Altersvielfalt genauso wichtig,<br />
wie die Artenvielfalt», betont <strong>Brunner</strong>.<br />
Mühsames Politikum<br />
Der gelernte Gra� ker engagiert sich dafür,<br />
dass wenigstens einzelne Baumindividuen<br />
natürlich wachsen und auch natürlich sterben<br />
dürfen. In der Schweiz werde das<br />
schnell zum mühsamen Politikum. Man<br />
müsse Paragrafen studieren und diplomatisch<br />
vorgehen. «Es bringt nichts, sich an<br />
den Baum zu ketten. Man muss mit den<br />
Leuten reden.» Im Gespräch argumentiert<br />
<strong>Brunner</strong> nicht laut und polternd, sondern<br />
zurückhaltend und ruhig – aber hartnäckig.<br />
Immer wieder müsse er Druck bei<br />
Behörden und Interventionen bei Baump�<br />
egern machen, denn der Wissensstand<br />
der Baumchirurgie stecke noch in Kinderschuhen<br />
und die Dendrologie, die Lehre<br />
von den Bäumen, sei auf die Artenvielfalt<br />
fokussiert. «Das Wachstumspotenzial der<br />
Bäume ist hingegen noch kaum erforscht.<br />
Wenn man aber weiss, dass ein Walnuss-<br />
55
56<br />
Traumbaum Leben<br />
baum 500 Jahre oder älter werden kann<br />
statt nur der bisher angenommenen 150<br />
Jahre, kann man ihn am Leben lassen, statt<br />
ihn zu fällen oder sinnlos zu Tode zu<br />
p� egen.»<br />
<strong>Brunner</strong> ist kein Fundamentalist. Fällungen<br />
stellt er nicht infrage, wenn die Sicherheit<br />
von Passanten oder Verkehrsteilnehmern<br />
in Siedlungsräumen und Parks<br />
durch alte Bäume eindeutig gefährdet ist.<br />
Vehement kritisiert er aber allzu schnelle<br />
Fällungsaktionen. «Der Baum kann sich ja<br />
nicht wehren, und wenn ich es nicht mache,<br />
macht es niemand – und dann ist der<br />
Baum, der Jahrhunderte gewachsen ist,<br />
plötzlich weg.» Und mit ihm das einstige<br />
Landschaftsbild. Und ein Heer Insekten.<br />
Und viele Vögel. Und die Erinnerungen<br />
an die Geschichte des Baumes. Denn alte<br />
Bäume sind nicht nur von botanischer,<br />
sondern auch von kultureller Bedeutung:<br />
Die Schützenlinde in Stein am Rhein etwa<br />
ist eine typische Tanzlinde; neben der Gerichtslinde<br />
in Naters befand sich früher<br />
gleich noch ein Pranger; und die 660-jährige<br />
Sommerlinde im aargauischen Linn –<br />
mit über elf Metern Stammumfang der<br />
dickste erhaltene Baum der Schweiz – ist<br />
bis heute ein beliebtes Aus� ugsziel bei<br />
Schülerreisen.<br />
«Anpassungsfähigkeit und<br />
Beharrlichkeit imponieren<br />
mir am meisten. Ein Baum<br />
muss das Beste aus seinem<br />
Standort machen, auch wenn<br />
die Ausgangslage noch so<br />
schwierig ist.» <strong>Michel</strong> <strong>Brunner</strong><br />
Fotos: <strong>Michel</strong> <strong>Brunner</strong> natürlich 2 | 2012
Als <strong>Michel</strong> <strong>Brunner</strong> damals zum ersten<br />
Mal vor der Linner Linde stand, war es um<br />
ihn geschehen. «Ich war extrem beeindruckt»,<br />
erinnert er sich. Der Teenager<br />
wollte wissen, ob es noch gewaltigere<br />
Bäume gäbe. Von einer «gewissen Rekordgeilheit»<br />
getrieben, schwänzte er fortan<br />
des Öfteren die Schule, um zunächst in der<br />
Schweiz, später auch in anderen Ländern<br />
Europas nach mächtigen Bäumen zu suchen.<br />
Das war nicht immer lustig. Ein<br />
Bauer hielt ihn beim abendlichen Vermessen<br />
eines Birnbaumes für einen Einbrecher<br />
und ging mit einer Holzlatte auf ihn<br />
los. Und in Deutschland wurde er verhaftet.<br />
Die übereifrigen Polizisten hielten die<br />
eingezeichneten Punkte auf seiner Karte<br />
für Häuser, die er ausrauben wolle. Die<br />
Geschichte mit den Bäumen könne er anderen<br />
auftischen. «Solche Sachen passierten<br />
mir ‹allpot›.»<br />
Schreien vor Glück<br />
Mit der Zeit begann <strong>Brunner</strong>, seine Recherche<br />
zu vertiefen. Er wälzte Bücher<br />
und Fachartikel, kontaktierte Förster und<br />
Stadtgärtner und platzierte Inserate. So<br />
kamen unzählige Hinweise zusammen. Als<br />
ihn die Reise dann einmal nach Niedersachsen<br />
führte, konnte er kaum glauben,<br />
was da vor ihm stand: die dickste Linde<br />
der Welt mit einem Umfang von 16,2 Metern!<br />
«Ich habe geschrien, als ich diesen<br />
Riesenbaum sah.»<br />
Bald interessierte den jungen Mann<br />
mehr noch als Dicke und Alter die Formensprache<br />
der Bäume. Es sei wie beim<br />
Menschen: «Alte Bäume haben Charakter.<br />
Man sieht einem Baum an, was er erlebt<br />
hat. Besonders spannend sind die bäumigen<br />
Biogra� en in den Alpen. Dort stehen<br />
die mit Abstand grössten Bäume Europas»,<br />
so <strong>Brunner</strong>. Der dickste Bergahorn,<br />
und die mit Abstand dickste Lärche, Arve<br />
und Fichte der Welt – sie alle stehen weitgehend<br />
unbeachtet in der Schweiz. Zum<br />
Beispiel der «Grossätti» im Plasselbschlund<br />
im Kanton Freiburg. Mit 7,7 Meter<br />
Stammumfang ist sie eine der mächtigsten<br />
Weisstannen Europas. Der mehrstämmige<br />
Wuchs sei eine perfekte Überlebensstrategie,<br />
erklärt <strong>Brunner</strong> die seltsame Form des<br />
Grossvaters. «Tannen sind wegen ihrer tie-<br />
natürlich 2 | 2012<br />
fen Pfahlwurzeln, die bis ins Grundwasser<br />
reichen, besonders anfällig für Blitzschlag.<br />
Hat die Tanne aber mehrere Kandelaber-<br />
Äste, lebt sie weiter, auch wenn sie mehrmals<br />
vom Blitz getroffen wird.» Die Berge<br />
sind grundsätzlich häu� g ein Refugium für<br />
alte und dicke Bäume. Beeindruckend � ndet<br />
<strong>Brunner</strong> insbesondere einige uralte<br />
Eiben in verschiedenen Regionen des<br />
Jura. Diese können teilweise ihr 1000-Jahr-<br />
Jubiläum feiern. Eine Anzahl von mächtigen<br />
Bergahornen trifft man auf dem Chasseral<br />
an, während über 200 Edelkastanien<br />
im Tessin einen Stammumfang von mehr<br />
als sieben Metern aufweisen.<br />
Nicht auf dem Holzweg<br />
In nunmehr bald 15 Jahren hat der Autodidakt<br />
über 2000 Bäume und Grosssträucher<br />
kartiert, vermessen und fotogra� ert,<br />
1200 davon in der Schweiz. Daraus ist das<br />
umfassendste Inventar Europas geworden:<br />
eine Pionierarbeit für einen nachhaltigen<br />
Baumschutz, der gerade in der Schweiz<br />
nottut. Während praktisch alle Länder<br />
nationale Bauminventare führen, fehlte<br />
dieses hierzulande. Es hat bisher nur ein<br />
längst veraltetes gegeben: Oberforstinspektor<br />
Johann Coaz’ «Baum-Album der<br />
Schweiz» von 1900. Darin waren 24 bemerkenswerte<br />
Bäume porträtiert, davon<br />
acht in den Bergen. Heute, über 100 Jahre<br />
später, steht keiner mehr von ihnen. Weder<br />
die international bedeutende Weisstanne<br />
in Saint-Cergue, noch die Bergahorne<br />
in Trun und im Melchtal und auch<br />
nicht eine der letzten riesigen Buchen in<br />
Mollis. Letztere wurde wegen eines kleinen<br />
Landwegs kurzerhand weggesprengt.<br />
Seit dem Erscheinen seines ersten Buches<br />
«Bedeutende Linden – 400 Baumriesen<br />
Deutschlands» (2007) wird <strong>Brunner</strong><br />
immer öfter um Rat gefragt. So etwa von<br />
Gemeindevertretern in Bayern: Eine<br />
800-jährige Linde ist umgestürzt. Nur liegen<br />
lassen, die Äste würden neue Wurzeln<br />
schlagen, lautete <strong>Brunner</strong>s Ratschlag.<br />
«Heute ist die liegende Linde, die munter<br />
weiterblüht, eine Touristenattraktion»,<br />
freut sich der Hüter der Bäume. In Zusammenarbeit<br />
mit Baump� egern konnte er<br />
auch in der Schweiz einige nationale Highlights<br />
vor der Fällung bewahren, so etwa in<br />
Vier engagierte Hüter<br />
der Bäume<br />
● 1948 gegründet, fördert die Schweizerische<br />
Dendrologische Gesellschaft<br />
SDG den Schutz erhaltens werter<br />
Bäume und Baumbestände.<br />
Dendrologie heisst der Fachausdruck für<br />
Gehölz- und Baumkunde; er leitet sich<br />
ab vom griechischen «dendron» (Baum)<br />
und «logos» (Lehre).<br />
● Die grösste Baumsammlung der<br />
Schweiz bildet das Nationale Arboretum<br />
von Aubonne oberhalb des Genfersees<br />
mit einer Fläche von ca. 200 ha,<br />
einem Holzmuseum und einer reichhaltigen<br />
dendrologischen Bibliothek.<br />
● Seit 18 Jahren sammelt Landschaftsarchitekt<br />
Enzo Enea Bäume aus ganz<br />
Europa. Für rund 120 hat er in Rapperswil-Jona<br />
ein grünes Museum aus Rasen,<br />
Kalksteinwänden, Wasserfl ächen,<br />
Hecken, Beeten und viel Himmel<br />
geschaffen. «Das Baummuseum soll ein<br />
Ort der Kontemplation, zum Träumen<br />
und Nachdenken sein», sagt der<br />
46-Jährige. «Ich will zeigen, wie viel<br />
Schönheit und Kraft in diesen alten<br />
Bäumen steckt.» Die meisten von ihnen<br />
standen einem Bauvorhaben oder einer<br />
Garten- oder Grünfl ächenumgestaltung<br />
im Weg – oft bei Eneas eigenen<br />
Projekten.<br />
● «Das Geheimnis unseres Waldes»<br />
heisst der im letzten Herbst fertiggestellte<br />
Film von Heikko Böhm mit<br />
der Erzählstimme von Bruno Ganz. In<br />
diesem Film wird die Beziehung Mensch<br />
und Wald in der Schweiz eingehend<br />
dokumentiert. Unter den Hauptpro tagonisten,<br />
die sich aus Förstern, Jägern<br />
und Überlebenskünstlern zusammensetzen,<br />
befi ndet sich auch <strong>Michel</strong><br />
<strong>Brunner</strong>, der die Kamera-Crew<br />
zu aussergewöhnlichen Bäumen der<br />
Schweiz geführt hat.<br />
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58<br />
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dem Heft 1-2012<br />
Gesucht war: Kraftorte<br />
natürlich 2 | 2012
Bern, Winterthur, Urigen und Appenzell.<br />
«Mit den Baumrettungen läuft es je länger<br />
desto besser. Aber ich kann nicht überall<br />
dran sein», sagt <strong>Brunner</strong>. Deshalb versucht<br />
er, Leute zu motivieren, selber etwas zu<br />
unternehmen. So sind schon Interessensgemeinschaften<br />
entstanden, etwa jene zur<br />
Rettung der Zwillingsbuchen in Gurzelen<br />
bei Thun. Und zwar mit Erfolg!<br />
<strong>Brunner</strong> will möglichst viele aussergewöhnliche<br />
Bäume als Naturdenkmäler<br />
unter Schutz stellen lassen, mindestens<br />
aber jene 200 Prachtsexemplare, die er in<br />
«Baumriesen der Schweiz» vorstellt. Das<br />
von ihm initiierte Pro-Arbore-Inventar<br />
(www.proarbore.com) soll das Instrumentarium<br />
dazu bieten, analog den Inventaren<br />
denkmalgeschützter Bauten. Man müsse<br />
alte Bäume wie ein Kulturgut, eine alte<br />
Kirche etwa, p� egen. Im Ausland werde so<br />
oft Geld gemacht, zum Nutzen aller, wie<br />
<strong>Brunner</strong> � ndet: «Touristen sehen einen<br />
aussergewöhnlichen Baum und der Besitzer<br />
bekommt ein kleines Zutrittsgeld, verkauft<br />
Postkarten und, wenn er einen hat,<br />
läuft sein Ho� aden besser.»<br />
Abgesehen vom � nanziellen Aspekt sei<br />
ein alter Baum per se etwas Ehrwürdiges,<br />
� ndet <strong>Brunner</strong>. «Sie sind ein Quell der<br />
Ruhe und Besinnung und bieten Mensch<br />
und Tier Schutz und Geborgenheit, etwa<br />
bei Unwettern.» Der Mensch fühle sich<br />
automatisch geborgen unter Bäumen, sagt<br />
<strong>Brunner</strong> und stellt klar: «Ich bin kein<br />
Baum umarmer. Ich � nde das etwas abstrus.»<br />
Einen Baum zu umarmen sei unnatürlich<br />
und kein kollegiales Umarmen.<br />
Es sei meist ein einseitiges Entziehen von<br />
Kraft. «Und dann trampeln die Leute auch<br />
noch auf den Wurzeln herum und reissen<br />
Äste als Souvenirs ab.»<br />
Entwicklungsland Schweiz<br />
In der Schweiz sind Baummethusalems<br />
hochgradig gefährdet. Viele werden gefällt,<br />
wenn der Stamm hohl wird und deshalb<br />
vermeintlich umsturzgefährdet sind.<br />
«Das ist ein Irrglaube», sagt <strong>Brunner</strong>. «Indem<br />
der Baum Pilzbefall zulässt und innen<br />
hohl wird, entlastet sich der Baum von Gewicht.<br />
Das ist ein normaler Alterungsprozess.»<br />
Das zerfallende Holz gebe zudem<br />
natürlich 2 | 2012<br />
nährstoffreichen Humus für die Wurzeln<br />
ab. Untersucht <strong>Brunner</strong> Bäume, die gegen<br />
seinen Rat gefällt wurden, sieht er seine<br />
Theorien meist bestätigt. Etwa die der<br />
altersangepassten Nährstoffzufuhr. «Die<br />
Äste stellen diese mit einer Art Luftwurzel<br />
sicher. Diese Adventivwurzeln wachsen<br />
im Hohlraum nach unten», berichtet<br />
er. Früher hat man die Stammhöhlen in<br />
guter Absicht mit Beton gefüllt, im Glauben,<br />
man könne den Baum damit stützen.<br />
Doch oft ist genau das Gegenteil passiert:<br />
Der Stamm ist geborsten oder der Baum<br />
gebrochen, da er seine Elastizität verloren<br />
hat. «Wir vertrauen der Regenerationskraft<br />
alter Bäume leider oft zu wenig. Uns<br />
fehlt die Erfahrung im Umgang mit alten<br />
Bäumen.»<br />
Auch kurios gewachsene Bäume haben<br />
in der Schweiz einen schweren Stand. Weil<br />
sie auf den ersten Blick wirtschaftlich<br />
nicht lukrativ sind, werden zum Beispiel<br />
spiralförmig gewachsene Bäume rasch<br />
gefällt. «In Schutzwäldern kann das fatal<br />
sein», warnt <strong>Brunner</strong>. Der Drehwuchs<br />
funktioniere wie eine Federung, die<br />
Bäume könnten schwereren Lasten widerstehen.<br />
Deshalb wachsen Rosengehölze<br />
wie Äpfel und Birnen oft extrem drehwüchsig.<br />
Die Drehung begünstigt zudem<br />
die Wasser- und damit die Nährstoffaufnahme,<br />
ist <strong>Brunner</strong> überzeugt. Gerade in<br />
Steilhängen, wo das Wasser rasch ab� iesst,<br />
sei das entscheidend. «In Schutzwäldern<br />
ist man darauf angewiesen, dass die<br />
Bäume bei Trockenheit nicht dürr werden.»<br />
Dem jungen Mann gehen die Gründe<br />
für den Einzelbaumschutz noch lange<br />
nicht aus, denn es eilt: «Von den 500 Millionen<br />
Bäumen in der Schweiz habe ich nur<br />
rund 200 von grosser Bedeutung gefunden»,<br />
bedauert er. «Und viel mehr werden<br />
es nicht sein. Das zeigt, wie radikal gefällt<br />
wurde.» ◆<br />
Wege zu Baumriesen<br />
Leben Traumbaum 59<br />
Der handliche Wanderführer zeigt die<br />
20 schönsten Routen zu alten Bäumen der<br />
Schweiz, vorbei an über 100 mächtigen und<br />
kuriosen, zum Teil bisher unbekannten Baumindividuen.<br />
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einmal selbst unter einem uralten Zeitzeugen zu<br />
verweilen und seine Seele baumeln zu lassen.<br />
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