Vektoranalysis und nicht-kartesische Koordinatensysteme
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0 Anmerkung zur Notation<br />
Im folgenden werden folgende Ausdrücke äquivalent benutzt:<br />
⎛<br />
�r = ⎝ x<br />
y<br />
z<br />
⎞ ⎛<br />
⎠ = ⎝ x1<br />
x2<br />
⎞<br />
⎠<br />
1 Der Vektoroperator ∇<br />
Definition:<br />
x3<br />
∂ ∂ ∂<br />
∇ := �ex + �ey + �ez<br />
∂x ∂y ∂z =<br />
⎛<br />
⎝<br />
Nabla ist ein Vektor, der als Komponenten keine Zahlen sondern Differentiationsbefehle<br />
hat.<br />
1.1 Gradient<br />
Definition:<br />
grad ϕ := ∇ϕ,<br />
mit ϕ = ϕ(�r). Die Richtung des Gradienten ist die der größten Veränderung des<br />
Feldes, der Betrag des Gradienten beschreibt die Stärke der Veränderung.<br />
Beispiele:<br />
• ϕ(�r) = const. ⇒ grad ϕ = �0<br />
⎛ ⎞<br />
0<br />
• ϕ(�r) = z ⇒ grad ϕ = ⎝ 0 ⎠<br />
1<br />
• ∇ 1<br />
r<br />
= − �r<br />
r 3 , wegen<br />
∂<br />
∂x<br />
� 1<br />
r<br />
�<br />
= ∂<br />
∂x<br />
1<br />
� x 2 + y 2 + z 2<br />
= −<br />
die beiden anderen Komponenten gehen analog<br />
• ∇ 1<br />
r 3 = − 3<br />
r 5 · �r<br />
∂<br />
∂x<br />
∂<br />
∂y<br />
∂<br />
∂z<br />
⎞<br />
⎠ .<br />
x<br />
� �x 2 + y 2 + z 2<br />
Nun könnte man ja auch den Nabla-Operator auf ein Vektorfeld anwenden...<br />
1<br />
� 3 ;
1.2 Divergenz<br />
Definition:<br />
Beispiele:<br />
div �r := ∇ · �r.<br />
• div �a = 0, falls �a ein konstanter Vektor ist<br />
• div �r =<br />
3� ∂xi<br />
∂xi i=1<br />
� �� �<br />
= ∂x ∂y ∂z<br />
+ + ∂x ∂y ∂z<br />
⎛<br />
• div ( � B × �r) = ⎝<br />
∂<br />
∂x<br />
∂<br />
∂y<br />
∂<br />
∂z<br />
= 1 + 1 + 1 = 3, unabhängig von �x<br />
⎞<br />
⎛<br />
⎠ · ⎝<br />
Byz − Bzy<br />
Bzx − Bxz<br />
Bxy − Bzx<br />
⎞<br />
⎠ = �0 , falls � B konstant<br />
Die Divergenz gibt die Bilanz über die in einem Punkt hinein- <strong>und</strong> herauslaufende<br />
Feldlinien an.<br />
Rechenregeln:<br />
• div( � A + � B) = div � A + div � B<br />
• div(α � A) = α div � A , α ist Zahl<br />
• div(ϕ � A) = ϕ div � A + � A · grad ϕ<br />
Physikalisches Beispiel: Divergenz eines Graviationspotenzials für �r �= �0:<br />
�<br />
div −γM �r<br />
r3 � �<br />
1<br />
1<br />
= −γM · div �r + �r · grad<br />
r3 r3 �<br />
= −γM<br />
1.3 Rotation<br />
Definition:<br />
In Determinantendarstellung:<br />
rot � �<br />
�<br />
�<br />
A = �<br />
�<br />
�<br />
rot � A = ∇ × � A<br />
�e1 �e2 �e3<br />
∂<br />
∂x1<br />
∂<br />
∂x2<br />
∂<br />
∂x3<br />
A1 A2 A3<br />
2<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
3 (−3)<br />
+ �r ·<br />
r3 r5 · �r<br />
�<br />
= 0
Die Rotation ist eine vektorielle Größe. Sie gibt Auskunft über Richtung <strong>und</strong><br />
Größ der lokalen Wirbelstärken eines Vektorfeldes.<br />
Beispiel: Wir betrachten einen Wirbel. Die Strömungsgeschwindigkeit sei gegeben<br />
durch:<br />
�v(�r) = �ω × �r.<br />
Hierbei ist �ω natürlich die Winkelgeschwindigkeit. Wir berechnen nun die Rotation:<br />
rot �v(�r) = ∇ × (�ω × �r) = 2�ω.<br />
Der Beweis hierfür ist besonders einfach, wenn man den total antisymmetrischen Tensor benutzt<br />
<strong>und</strong> sei hier nur der Vollständgikeit wegen angegeben; er kann gerne übergangen werden:<br />
∂<br />
(∇ × (ω × �x))i = ɛijk<br />
∂xj<br />
(Anm.: δil ist das Kroneckersymbol.)<br />
Rechenregeln:<br />
• rot( � A + � B) = rot � A + rot � B<br />
• rot(α � A) = α rot � A , α ist Zahl<br />
• rot(ϕ � A) = ϕ rot � A + (gradϕ) × � A<br />
Wichtige Aussagen:<br />
• Gradientenfelder sind immer wirbelfrei:<br />
• Wirbelfelder sind immer quellenfrei:<br />
2 <strong>Koordinatensysteme</strong><br />
ɛklmωlxm = ɛijkɛklmωlδjm = ɛijkɛklj<br />
� �� �<br />
rot(gradϕ) = �0<br />
div(rot � A) = 0<br />
2.1 Polarkoordinaten in der Ebene<br />
=ɛjkiɛjkl=2δil<br />
ωl = ωi.<br />
Normalerweise beschreiben wir Koordinaten in der Ebene mit x <strong>und</strong> y. Nun stellt<br />
sich die Frage, ob es auch andere Beschreibungsmöglichkeiten gibt. Recht logisch<br />
erscheint es, alle Punkte der Ebene durch r <strong>und</strong> ϕ zu beschreiben. Bis auf den<br />
Ursprung sind alle Punkte eindeutig beschrieben, wenn r ∈ R + 0 <strong>und</strong> ϕ ∈ [0, 2π)<br />
gelten.<br />
3
Die Gleichungen zur Umrechnung lauten:<br />
x = r cos ϕ<br />
y = r sin ϕ<br />
Besonders Kreise kann man jetzt sehr einfach darstellen: Statt<br />
kann man die Punkte durch<br />
x 2 + y 2 = r 2 0<br />
r = r0, ϕ ∈ [0, 2π)<br />
beschreiben.<br />
Falls wir nun mit Hilfe dieser Koordinaten integrieren wollten, bräuchten nun<br />
einen Flächenelement dA. In <strong>kartesische</strong>n Koordinaten ist dies einfach:<br />
dA = dx dy.<br />
Bei Polarkoordinaten muss man nachdenken!<br />
Es gilt<br />
Beispiel:<br />
• Berechnung der Kreisfläche:<br />
dA = r dr dϕ.<br />
1. Mit <strong>kartesische</strong>n Koordinaten:<br />
�<br />
A = dA =<br />
2. Mit Polarkoordinaten:<br />
�<br />
A =<br />
A<br />
a<br />
� r0<br />
−r0<br />
� 2π<br />
dA =<br />
4<br />
0<br />
�<br />
√<br />
+ r2 0−y2 √<br />
− r2 0−y2 dx dy = . . .<br />
� r0<br />
r dr dϕ = πr<br />
0<br />
2 0 .
2.2 Zylinderkoordinaten<br />
Möchte man nun in den R 3 wechseln, so braucht man noch eine weitere Dimension.<br />
Diese kann man durch die Variable z einführen <strong>und</strong> schon hat man<br />
Zylinderkoordinaten. Natürlich gilt: ϕ ∈ [0, 2π), r ∈ R + 0 , z ∈ R.<br />
x1 = r cos ϕ<br />
x2 = r sin ϕ<br />
x3 = z<br />
Alle Punkte des R 3 (außer dem Ursprung) werden dadurch eindeutig beschrieben.<br />
Nun interessieren wir uns für ein infinitesimales Volumenelement dV statt für<br />
dA. Dies ist einfach zu finden, den wir müssen dA aus den Polarkoordinaten nur<br />
mit dz multiplizieren:<br />
dV = r dr dϕ dz.<br />
Direkt aus der Skizze können wir auch das infintesimale Oberflächenelement des<br />
Zylindermantels ablesen:<br />
dA = r dϕ dz.<br />
5
Anwendungsbeispiel: Trägheitsmoment eines homogenen Zylinders. Der Zylinder<br />
stehe auf der x-y-Ebene, der Mittelpunkt der unteren Kreisfläche sei der<br />
Ursprung. Der Radius betrage r0, die Höhe h.<br />
�<br />
J =<br />
V<br />
r 2 �<br />
dm = ρ<br />
V<br />
r 2 dV = M<br />
πr 2 0h<br />
2.3 Kugelkoordinaten<br />
�h<br />
0<br />
�2π<br />
0<br />
�<br />
0<br />
r0<br />
r 2 ·r dr dϕ dz = M<br />
πr2 1<br />
h2π<br />
0h 4 r4 1<br />
0 =<br />
2 Mr2 0<br />
Die wichtigsten Koordinaten neben den <strong>kartesische</strong>n Koordinaten sind die Kugelkoordinaten,<br />
die wir nun einführen werden. Hierbei benutzt man die Variablen r, ϕ<br />
<strong>und</strong> ϑ.<br />
6
Die Umrechnungsformeln lauten:<br />
x1 = r sin ϑ cos ϕ<br />
x2 = r sin ϑ sin ϕ<br />
x3 = r cos ϑ<br />
Hierbei ist zu beachten, dass ϑ ∈ [0, π), ϕ ∈ [0, 2π) <strong>und</strong> r ∈ R + 0 gelten.<br />
Auch hier brauchen wir natürlich das Volumenelement dV . Dieses Mal ist es<br />
aber <strong>nicht</strong> so einfach zu erkennen.<br />
Für das Volumenelement dV gilt also:<br />
dV = r 2 sin ϑ dϑ dϕ dr.<br />
Und für das Oberflächenelement dA gilt:<br />
dA = r 2 sin ϑ dϕ dϑ.<br />
Beispiel: Kugeloberfläche<br />
Nutzt man das Oberflächenelement dA, geht die Berechnung sehr einfach:<br />
�<br />
O =<br />
A<br />
dA =<br />
�π<br />
0<br />
�2π<br />
0<br />
r 2 sin ϑ dϕ dϑ = 4πr 2 .<br />
7
3 Aufgaben<br />
1. Berechnen Sie den Gradienten von ϕ = x 2 y 3 cos z.<br />
2. Berechnen Sie Divergenz <strong>und</strong> Rotation von ⎝<br />
⎛<br />
xyz<br />
xz 2<br />
yz<br />
3. Stellen Sie folgende Punkte in Polarkoordinaten dar:<br />
• (1, 0)<br />
• (1, 1)<br />
• (− √ 2, − √ 2)<br />
4. Berechnen Sie das Volumen eines Zylinders unter Benutzung von Zylinderkoordinaten.<br />
5. Berechnen Sie die Oberfläche eines Zylinders.<br />
6. Berechnen Sie das Volumen einer Kugel unter Benutzung von Kugelkoordinaten.<br />
7. Zusatzaufgabe: Berechnen Sie das Trägheitsmoment einer Kugel bzgl. einer<br />
ihrer Symmetrieachse.<br />
A Kreuzprodukt<br />
B Skalarprodukt<br />
⎛<br />
�a × �b = ⎝<br />
�a · � b =<br />
a2b3 − a3b2<br />
a3b1 − a1b3<br />
a1b2 − a2b1<br />
8<br />
3�<br />
i=1<br />
aibi<br />
⎞<br />
⎠<br />
⎞<br />
⎠.