PFORZHEIM IN AUFRUHR - Kulturhaus Osterfeld
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Textbuch <strong>PFORZHEIM</strong> <strong>IN</strong> <strong>AUFRUHR</strong><br />
(Durlach. Markgraf, Tischelin, später Gösslin.)<br />
10<br />
Markgraf. Sprecht!<br />
Tischelin. Pforzheim ist in hellem Aufruhr. Euer Fürstlichen Gnaden Abgesandte sind gefangen. Doktor<br />
Ebertz ist ins Württembergische geflohen.<br />
Markgraf. Die Abgesandten - gefangen?<br />
Tischelin. Man wollte den Ebertz verhören, da ist er ausgerissen, man will ihn packen, er wird vom Pöbel<br />
befreit und der Bürgermeister setzt Abgesandte und Begleitung fest.<br />
Markgraf (starrt ihn an, fasst sich an die Brust, schwer atmend). Ist das die Wahrheit? - Ich will die<br />
Wahrheit hören!<br />
Tischelin. Ich weiß keine andere Wahrheit.<br />
Markgraf (nachdem er sich etwas gefasst hat). Gösslin soll kommen, der Hauptmann.<br />
(Tischelin gibt Zeichen nach draußen. Kurze Zeit später erscheint Gösslin. Der Markgraf stürzt auf<br />
ihn zu, schlägt ihm mit der Faust auf die Brust.)<br />
Jetzt mach ich ein Ende. Das hört auf! Der Teufel soll mich holen, wenn ich mich auslachen lasse.<br />
Sind das noch Untertanen? Aufrührer sind sie, Rebellen, Verbrecher. Zusammenschießen werd ich<br />
ihnen ihr Nest. - Das hab ich dir zu verdanken.<br />
Gösslin (fragende Geste).<br />
Markgraf. Den Schornstetten und den Weinschenk und die Soldaten haben sie einfach eingesponnen,<br />
deine Pforzheimer.<br />
Gösslin. Wie ist das möglich?<br />
Markgraf. Wie!? (Ironisch.) Die Herren haben sich genau so tappich angestellt, wie es ihnen kein Mensch<br />
zugetraut hätte. Ich kann doch nicht alles selber machen! Ist das Freundschaft, die nicht für den<br />
Freund einspringt?<br />
Gösslin. Dann dürfte der eine Freund keine anderen Ziele haben als der andere. - Warum willst du in diesem<br />
Misslingen nicht Gottes Willen sehen?<br />
Markgraf. Hier in diesem Misslingen sehe ich nicht die Hand Gottes, ich sehe immer nur die ungeschickten<br />
Hände meiner Helfer und muss es darum weiter versuchen. (Pause.)<br />
Wenn ich es dir befohlen hätte, - was hättest du getan?<br />
Gösslin. Ich weiß es nicht. Man kann doch nicht für jede irre Möglichkeit des Lebens eine Entscheidung<br />
bereit haben. - Ich kann mir nicht mit einem gedachten Wein einen Rausch antrinken.<br />
Markgraf. Redensarten! Ausflüchte! - Du willst mich wieder weich machen! Aber der Teufel hole die<br />
Gefühle und Schönredereien. Ja oder Nein will ich haben. - Ich werde dem Trotz der Wollkämmer,<br />
Gerber und Flößer ein Ende setzen. Ich muss jetzt reinen Tisch machen. Wir reiten in drei Tagen<br />
nach Pforzheim. Du wirst die Mannschaft besichtigen!<br />
Gösslin (leise). Es soll geschehen.<br />
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