01.02.2013 Aufrufe

Leseprobe Band 1, Buch II, Kapitel 3 - VEGA e.K.

Leseprobe Band 1, Buch II, Kapitel 3 - VEGA e.K.

Leseprobe Band 1, Buch II, Kapitel 3 - VEGA e.K.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Rosa Mira<br />

Die induktive Definition:<br />

Der allgemeine Mythos eines Metavolkes ist die Summe seiner Vorstellungen<br />

über den transphysischen Kosmos, über die Beteiligung an<br />

ihm der jeweiligen Kultur und jedes dieser Kultur angehörenden Ich. 29<br />

Diese Vorstellungen werden durch die Kultur ausgearbeitet und manifestieren<br />

sich in einem Zyklus religiös-philosophischer Ideen, in einem<br />

Zyklus künstlerischer Gestalten, in einem Zyklus sozial-ethischer Begriffe,<br />

in einem Zyklus staatlich-politischer Gesetze und schließlich in<br />

einem Zyklus gesellschaftlicher Regeln, die im Ritus, im Alltag und im<br />

Brauchtum gelebt werden.<br />

Die deduktive Definition:<br />

Der allgemeine Mythos eines Metavolkes ist die Bewusstwerdung seiner<br />

zweiten Realität bei seinen führenden schöpferischen Vertretern.<br />

Ein Teil des Volkes befindet sich bereits dort, in dieser über dem Volk<br />

stehenden Realität, in der seine Führung und die Wurzeln seines<br />

Schicksals verborgen sind. Diese Realität wird reflektiert, obgleich die<br />

entstehende Vorstellung durch abseitige, aus der ungeordnetmenschlichen<br />

Natur stammende Zusätze verdunkelt wird.<br />

Diese zweite Realität, die zum Objekt der transphysischen und metahistorischen,<br />

künstlerischen und philosophischen Aneignung wird,<br />

bezeichnen wir hier mit dem Begriff T r a n s m y t h o s .<br />

Es versteht sich von selbst, dass der Grad der Annäherung des Mythos<br />

an den Transmythos ziemlich verschieden sein kann. Die Begrenztheit<br />

jener, die den Transmythos durch Intuition, Träume, künstlerische<br />

Versuche, religiöse Kontemplation oder metahistorische Erleuchtung<br />

erfahren; die nationalen, epochalen, klassenmäßigen und persönlichen<br />

Besonderheiten ihrer Bewusstseinsentitäten und jenes unterbewussten<br />

Bereichs ihres Wesens, welcher am Erkenntnisprozess beteiligt ist; die<br />

Unmöglichkeit, in Wort oder Bild der dreidimensionalen Kunst genaue<br />

Analogien für die Realitäten andersstofflicher Welten zu finden: Führt<br />

dies alles nicht etwa zu unzähligen Abweichungen, zur Überfrachtung<br />

des Mythos mit Zufälligem, Ungenauem, Anthropomorphem, Primiti-<br />

29<br />

Dabei muss die „jeweilige Kultur“ nicht einmal genauer umrissen werden, als es<br />

zum Beispiel bei den Griechen und Römern der Fall war, die sich der gesamten übrigen<br />

Menschheit entgegenstellten und diese als Barbaren bezeichneten. – Anm. des<br />

Autors<br />

172

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!