Im Blickfeld - Sauer
Im Blickfeld - Sauer
Im Blickfeld - Sauer
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Im</strong> <strong>Blickfeld</strong><br />
Bürsten, Öl, Werg und einen<br />
Gewehrriemen aus braunem<br />
Leder. Mit dem Drilling sollte<br />
der abgeschossene oder zu einer<br />
Notlandung gezwungene<br />
Pilot sein Überleben sichern<br />
können.<br />
Hält man den Kasten heute in<br />
der Hand, fragt man sich unweigerlich,<br />
wie so viel Zeug da<br />
reinpassen konnte. Die Antwort<br />
liefert einem die Bedienungsanleitung,<br />
die empfahl,<br />
beim Wiedereinpacken eine<br />
bestimmte Reihenfolge einzuhalten:<br />
"(.,.) so istdie Reihenfolge<br />
des Einlegens in den Transportkasten:<br />
a) In das rechte<br />
Fach: 25 Schrotpatronen und<br />
10 Brenneke-Patronen. b) In<br />
das linke Fach: 2x10 Kugelpatronen,<br />
nebeneinander.<br />
c) In das mittlere Fach: 1 Reinigungskasten,<br />
d) Zwischen<br />
Lauf und Verschlußstück, 10<br />
Brenneke-Patronen und 1 Gewehrriemen,<br />
e) Lauf mit aufgesetztem<br />
Vorderschaft mit<br />
Mündung nach links. (...) also<br />
Kugellauf nach oben, f) Kolben<br />
und Verschlußstück so<br />
einlegen, daß die Backe nach<br />
unten und die Kappe nach<br />
links zeigt"<br />
• J|#er sich einen Notausmm<br />
stieg mit dem Fallschirm<br />
oder die Bruchlandung<br />
mit einem Flugzeug vorstellt,<br />
dem wird schnell klar, daß diese<br />
Lösung nicht optimal war.<br />
Dennoch hatte sie wohl zwei<br />
entscheidende Gründe: Zum<br />
einen fehlte die Zeit, eine Son-<br />
54<br />
Propaganda oder nicht?<br />
Stuka- und ME-210-Piloten,<br />
die über die nordafrikanische<br />
Wüste flogen,<br />
bekamen den Luftwaffen-<br />
Drilling mit an Bord.<br />
Manchmal wohl auch ohne<br />
den Aluminiumkoffer,<br />
wie das Bild zeigt.<br />
derwaffe für diesen Zweck zu<br />
entwickeln. Zum anderen<br />
waren der oberste Befehlshaber<br />
der Luftwaffe, Hermann<br />
Göring, und der für die Ausrüstung<br />
der Luftwaffe zuständige<br />
Generalluftzeugmeister<br />
sowie Chef des damaligen Technischen<br />
Amtes im Reichsluftfahrt-Ministerium<br />
Ernst Udet<br />
passionierte Jäger. Sie kannten<br />
sich schon aus gemeinsamen<br />
Zeiten im Geschwader Richthofen<br />
während des Ersten<br />
Weltkriegs. Sie besannen sich<br />
wahrscheinlich auf den universell<br />
einsetzbaren und damals<br />
jagdlich weitverbreiteten Drilling.<br />
Ohnehin trafen sich beide<br />
oft zur Jagd in der Rominter<br />
Heide, und von Udet ist ferner<br />
bekannt, daß er auch im Suhler<br />
Raum bei Hugo Schmeisser<br />
gejagt haben soll — die Verflechtungen<br />
von Industrie und<br />
obersten Führern aus der Beschaffung<br />
lassen sich an diesem<br />
Beispiel nur erahnen.<br />
Fliegerbraut oder Försterwaffe?<br />
In welchem Umfang<br />
die Drillinge jemals in die<br />
Cockpits gelangten, darüber<br />
läßt sich heute trefflich spekulieren.<br />
Ein anderer Ansatz in<br />
Sammlerkreisen jedenfalls ist<br />
unspektakulärer: Die Luftwaffe<br />
verfügte mit dem Kriegsausbruch<br />
und der massiven Erweiterung<br />
des deutschen<br />
Hoheitsgebietes auch über<br />
immer mehr Flugplätze im besetzten<br />
Ausland mit zum Teil<br />
gewaltigen Flächen. Da deutsches<br />
Recht auch dort galt,<br />
waren sie keine rechtsfreien<br />
Räume, sondern juristisch gesehen<br />
Jagd- und Forstbezirke.<br />
Das Jagdrecht wurde dort von<br />
jagdlich ausgebildeten Luftwaffenangehörigen<br />
ausgeübt,<br />
die solche Drillinge als Dienstwaffen<br />
geführt haben sollen.