Spielzeit - Staatstheater Mainz - Aladin und die Wunderlampe
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2. November 2012<br />
Katzelmacher Hakan<br />
Savas Mican nähert<br />
sich Rainer Werner<br />
Fassbinders Stück mit<br />
den heutigen<br />
gesellschaftlichen<br />
Verhältnissen an.<br />
Rainer Werner Fassbinders„Katzelmacher“<br />
entstand 1968<br />
vor dem Hintergr<strong>und</strong> der Erfahrungen<br />
mit den ersten sogenannten<br />
„Gastarbeitern“ in<br />
Deutschland. Diese suchten<br />
Glück, Geld <strong>und</strong> Zukunft.<br />
Und trafen meist auf Angst,<br />
Ablehnung <strong>und</strong> Ausbeutung.<br />
Fassbinder führt in „Katzelmacher“<br />
Mechanismen latenter<br />
Fremdenfeindlichkeit<br />
vor, er zeigt eine Gruppe junger<br />
Erwachsener als verrohte<br />
Gesellschaft, <strong>die</strong> zu jeder Gemeinheit<br />
fähig ist. Ihr Leben<br />
wird bestimmt von Langeweile,<br />
Überdruss, Erstarrung <strong>und</strong><br />
dumpfer Sprachlosigkeit. Man<br />
trifft sich, schläft miteinander,<br />
trinkt, streitet sich, ödet<br />
sich an - <strong>und</strong> geht wieder auseinander.<br />
Die Männer warten auf Irgendetwas,<br />
träumen vom großen<br />
Geld, <strong>die</strong> Frauen reden<br />
sich ein, sie seien glücklich.<br />
Insgesamt herrscht eine subtile<br />
Gewalttätigkeit. Mit dem<br />
Auftauchen von Jorgos, einem<br />
Gastarbeiter aus Griechenland,<br />
ändern sich <strong>die</strong> Verhältnisse.<br />
Der Fremde, der „Katzelmacher“,<br />
wird zur allgemeinen<br />
Projektionsfläche für<br />
Begehrlichkeiten, Aggression<br />
<strong>und</strong> Machismus.<br />
Heute, ein halbes Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
später, sieht <strong>die</strong> Realität<br />
der deutschen Gesellschaft<br />
anders aus. „Der Andere“ oder<br />
politisch korrekt formuliert<br />
„derjenige mit Migrationshintergr<strong>und</strong>“<br />
ist nicht mehr<br />
der sprachlose griechische<br />
Gastarbeiter. Sich integrieren,<br />
Ankommen, Heimat, Fremde<br />
oder Religiosität sind für den<br />
Großteil der Migranten keine<br />
relevanten Begriffe mehr. Sie<br />
streben nach gesellschaftlichem<br />
Aufstieg <strong>und</strong> dem besseren<br />
Leben. Das erreicht man<br />
am ehesten, indem man sich<br />
etabliert. „Und das tun sie, indem<br />
sie mit einem unglaublich<br />
gut gepflegten Verständnis<br />
für Kleinbürgerlichkeit in<br />
<strong>Spielzeit</strong> 7<br />
Wie sieht der Katzelmacher<br />
von heute aus?<br />
Verena Bukal, Aram Tafreshian, Felix Mühlen, Mehmet Yilmaz <strong>und</strong> Tilman Rose spielen in Rainer Werner Fassbinders „Katzelmachers“<br />
in der Inszenierung von Hakan Savas Mican. Foto: Bettina Müller<br />
der Mehrheitsgesellschaft<br />
nicht auffallen“, so Regisseur<br />
Hakan Savas Mican. Sie sind<br />
zum selbstverständlichen Teil<br />
<strong>die</strong>ser Gesellschaft erklärt.<br />
Der Grieche bringt nur<br />
scheinbar Unordnung in <strong>die</strong><br />
öde Welt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Tristesse des<br />
Lebens. Er ist gar nicht so, wie<br />
<strong>die</strong> anderen ihn beschimpfen.<br />
Eher sind alle anderen so, wie<br />
sie es von dem Fremden behaupten.<br />
Und dafür soll er<br />
Prügel beziehen: „Immer hab<br />
ich es gesagt: der Fremdarbeiter<br />
muss weg, weil das sind<br />
schlechte Menschen wo fremde<br />
sind.“<br />
Hakan Savas Mican fragt<br />
mit seiner Annäherung an<br />
Fassbinders „Katzelmacher“<br />
daher: Wann beginnt <strong>die</strong><br />
Mehrheitsgesellschaft aus dem<br />
„integrierten Anderen“ einen<br />
„Katzelmacher“ zu machen?<br />
Wie sehen <strong>die</strong> Strukturen aus,<br />
<strong>die</strong> zu Rassismus <strong>und</strong> Fremdenhass<br />
führen? Und wie würde<br />
der „Katzelmacher“ von<br />
Heute aussehen?<br />
PREMIERE<br />
Donnerstag, 29. November<br />
20 Uhr, Deck 3