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Download - Fortuna Düsseldorf

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Er war einer, dessen Leben dem<br />

Fußball gehörte - beruflich und<br />

vor allem privat. Bestimmt war es<br />

dabei von den rot-weißen Farben -<br />

was kaum verwundert, denn Hans<br />

Körfer wurde am 2. November 1910<br />

in Flingern geboren. Denn ob als<br />

Schriftführer der Jugendabteilung,<br />

Pressewart, zweiter Vorsitzender,<br />

zweimaliger Hauptgeschäftsführer<br />

von 1938-40 sowie von 1945-51<br />

und als Leiter der Vertragsspielabteilung:<br />

Körfer war durch und<br />

durch ein echter Fortune. Anfang<br />

dieses Monats wäre er 100 Jahre alt<br />

geworden.<br />

Man schrieb das Jahr 1921, als sein<br />

Name erstmals in den Vereinschroniken<br />

auftrat, und er als 11-Jähriger<br />

in der Schülerelf vor den Ball trat.<br />

Vier Jahre später, 1925, übernahm<br />

er bereits sein erstes Amt, und nur<br />

12 Monate darauf war er in der Jugendabteilung<br />

bereits der jüngste<br />

Geschäftsführer eines deutschen<br />

Fußballvereins. Fortan, bis 1951, und<br />

somit 26 lange Jahre, war er um die<br />

Geschicke des Vereins bemüht.<br />

Dabei waren der Fußball und vor<br />

allem die <strong>Fortuna</strong> eigentlich nur ein<br />

Hobby - aber doch gleichzeitig eine<br />

tief verwurzelte Herzensangelegenheit.<br />

Denn Körfer war im „richtigen<br />

Leben“ Sportjournalist, der beim<br />

damals schon renommierten Sport-<br />

Informations-Dienst (sid) als Leiter<br />

des Ressorts Fußball arbeitete. 1934<br />

reiste er daher als Berichterstatter<br />

für den „Mittag“ zu seiner ersten<br />

Fußball-Weltmeisterschaft nach Italien.<br />

Es sollten noch fünf weitere in<br />

seiner beruflichen Karriere folgen.<br />

Trotzdem nahm er sich gerne die<br />

Zeit, um seiner <strong>Fortuna</strong> die unterschiedlichsten<br />

Dienste zu erweisen.<br />

Sein Engagement für den Fußball<br />

kannte augenscheinlich keine Grenzen<br />

– auch gesundheitlich nicht. Den<br />

Kontakt zum Verein hatte er durch<br />

seinen Vater erlangt, der ebenfalls<br />

als Funktionär bei den Flingeranern<br />

tätig war.<br />

Dass es bei der Arbeit für den Verein<br />

auch mitunter unkonventioneller<br />

Methoden bedurfte, weiß <strong>Fortuna</strong>s<br />

ehemaliger Rekordspieler und früheres<br />

Fußballidol der Landeshauptstadt,<br />

Matthes Mauritz, mit einer Anekdote<br />

über Hans Körfer zu untermauern:<br />

„Das war Anfang August 1945. Ich<br />

war gerade aus dem Krieg zurück<br />

nach <strong>Düsseldorf</strong> gekehrt. Da hörten<br />

wir davon, dass wir gegen <strong>Fortuna</strong><br />

spielen sollten. Wir haben zwar 2:7<br />

verloren, aber ich muss wohl ganz<br />

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gut angekommen sein.“ Denn nach<br />

der Partie sprach ihn nämlich der<br />

Schiedsrichter an: „Mein Name ist<br />

Hans Körfer, ich bin von <strong>Fortuna</strong>,<br />

und du gibst mir mal deine Telefonnummer.“<br />

Worauf Multitalent Mauritz,<br />

leicht verdutzt, erwiderte: „Herr<br />

Körfer, ich bin doch kein Fußballer,<br />

ich bin Tennis- und Hockeyspieler!“<br />

Solch Argumente zählten für Körfer<br />

jedoch nicht, wie Mauritz feststellen<br />

sollte. „Kurz danach rief bei uns zu<br />

Hause Toni Rudolph an, der Wirt<br />

vom Benrather Hof, der auch <strong>Fortuna</strong>-Manager<br />

war.“ Und der hatte das<br />

entscheidende Argument: „Du bekommst<br />

ab sofort jede Woche zwei<br />

Pfund Fleisch, zwei Brote und drei<br />

Abendessen.“ Ein solches Angebot<br />

kurz nach Kriegsende? Das ließ<br />

man sich kein zweites Mal sagen, und<br />

so war der Fußballer und Fortune<br />

Matthes Mauritz geboren!<br />

Die Qualitäten des Hans Körfer<br />

sprachen sich bald über die Stadtgrenzen<br />

hinaus herum, und so wurde<br />

Hans Körfer 1950 vom Deutschen<br />

Fußball-Bund an die Spitze<br />

des Spielausschusses als dessen Vor-<br />

sitzender berufen. Für ihn war dies<br />

selbstverständlich eine berufliche<br />

Auszeichnung und Ehre zugleich,<br />

aber eben auch eine zusätzliche Belastung.<br />

Daher musste er nur ein Jahr<br />

später seine Tätigkeit bei der <strong>Fortuna</strong><br />

schweren Herzens aufgeben, wobei<br />

er weiterhin als Mitglied dem Club<br />

verbunden blieb. Ein Dankeschön<br />

erhielt Körfer Ende 1965, als er vom<br />

amtierenden Vorstand zum Ehrenmitglied<br />

ernannt wurde.<br />

Der schönste Moment seiner Funktionärslaufbahn<br />

dürfte aber sicherlich<br />

das „Wunder von Bern“ - der 3:2-<br />

Sieg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft<br />

im WM-Finale über<br />

Ungarn - gewesen sein. Seit diesem<br />

Tag durfte er sich sogar mit dem<br />

sonst eher zurückhaltenden damaligen<br />

Nationaltrainer Sepp Herberger<br />

duzen. Die Weltmeisterschaft 1954<br />

hatte die beiden trotz mancher sachlicher<br />

Gegensätze beinahe zu Brüdern<br />

gemacht. Mit Recht darf somit gesagt<br />

werden, dass Hans Körfer durchaus<br />

ein Stück deutsche Sportgeschichte<br />

mitgeschrieben und -gestaltet hat.<br />

Dazu gehörten auch das erste Nach-<br />

Hans Körfer, Sportjournalist und Funktionär, wäre Anfang November 100 Jahre alt<br />

geworden.<br />

kriegsländerspiel sowie das jahrelange<br />

Ringen um die Einführung der Bundesliga<br />

1963. Zwei Jahre zuvor wurde<br />

er an seinem 50. Geburtstag mit der<br />

goldenen Ehrennadel dekoriert - als<br />

jüngstes DFB-Mitglied.<br />

Als Sportführer auf nationaler Ebene<br />

und als bedeutender Sportjournalist<br />

stand er jedoch auch im Kreuzfeuer<br />

der Kritik unter seinen Kollegen. Nicht<br />

nur einmal wurden die Rufe laut, dass<br />

er durch sein hohes Amt beim DFB<br />

wichtige Informationen für seinen Beruf<br />

nutzen würde. Kein Geringerer als<br />

Dr. Peco Bauwens, der erste DFB-Präsident,<br />

mit dem er zwar nicht immer<br />

einer Meinung war, stand ihm dabei<br />

indes zur Seite und erklärte unmissverständlich:<br />

„Ich betone ausdrücklich,<br />

dass ich als Vorsitzender des DFB<br />

nach wie vor allergrößten Wert auf die<br />

Mitarbeit von Hans Körfer lege.“ Dass<br />

er 1963 seine ehrenamtliche Tätigkeit<br />

als Spielausschuss-Obmann des DFB<br />

aufgeben musste, war seinem ersten<br />

Herzinfarkt geschuldet. Auf Anraten<br />

der Ärzte versuchte Körfer, es in<br />

den kommenden Jahren etwas ruhiger<br />

angehen zu lassen, wobei allein sein<br />

Beruf, den er mit hohem Anspruch<br />

zu versehen verstand, schon im Widerspruch<br />

zu dauerhafter Schonung<br />

stand.<br />

Die tragische Folge: Am 31. Oktober<br />

1972, nur zwei Tage vor seinem 62.<br />

Geburtstag, starb er an den Folgen<br />

seines dritten Herzinfarkts. Erschütterung<br />

und Anteilnahme waren groß,<br />

wie man bei seiner Beerdigung sehen<br />

konnte, als viele seiner Wegbegleiter<br />

der vergangenen Jahrzehnte an seinem<br />

Grabe wieder zusammenfanden.<br />

Die jungen <strong>Fortuna</strong>-Spieler aus der<br />

Meisterelf von 1933 Schorsch Hochgesang,<br />

Jakob „Knöd“ Bender, Paul<br />

Janes, Theo Breuer, Ernst Albrecht,<br />

Felix Zwolanowski erwiesen ihm<br />

ebenso die letzte Ehre wie die aktuelle<br />

Generation um den damaligen<br />

Trainer Heinz Lucas, Klaus Budde<br />

und Obmann Hans Noack. Aus der<br />

Weltmeister-Elf von 1954 kamen<br />

Toni Turek, Berni Klodt und Alt-<br />

Bundestrainer Sepp Herberger sowie<br />

die Mitarbeiter Erich Deuser und<br />

auch der erst kürzlich verstorbene Dr.<br />

Franz Loogen.<br />

38 Jahre sind seither vergangen und<br />

viele gab es, die danach kamen und<br />

wieder gingen. Doch durch all die<br />

Jahrzehnte gab es große Mitstreiter,<br />

die man nicht vergisst. Hans Körfer<br />

war einer von ihnen. Und so wird ihm<br />

die <strong>Fortuna</strong> <strong>Düsseldorf</strong> stets ein ehrendes<br />

Andenken bewahren.

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