Download Stretta_Maerz2010 - Freunde der Wiener Staatsoper
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12<br />
Heinz Irrgeher, Copyright: Foto Fayer<br />
Grün<strong>der</strong> Herbert von Karajan,<br />
(c) Foto Fayer<br />
Enttäuschte Eliette von Karajan,<br />
(c) Gabriela Brandenstein<br />
“A te la mala Pasqua!” (Cavalleria<br />
Salisburgensa, Gabi Burgstaller zu<br />
Michael Dewitte)<br />
Bei den Osterfestspielen 2010 in Salzburg<br />
wird geboten: eine Oper (Götterdämmerung,<br />
zweimal), drei Konzerte (auch je<br />
zweimal), und drei Kammerkonzerte. Also<br />
11 Abende.<br />
Die Organisation dieser Abende ist überschaubar:<br />
Die Götterdämmerung ist aus<br />
Aix en Provence importiert, wobei man<br />
vom dort inszenierten Ring heuer das vierte<br />
Jahr lebt. Man kann davon ausgehen, dass<br />
die Transferierung <strong>der</strong> Produktion im vierten<br />
Jahr schon eher Routine ist. Die Konzerte<br />
sind von Simon Rattle und Mariss<br />
Jansons programmiert, das Orchester ist auf<br />
Jahre engagiert. In den Kammerkonzerten<br />
konzertieren teilweise schon in den letzten<br />
Jahren zum Einsatz gekommene Künstler.<br />
Um dieses Programm zu erstellen, arbeiten<br />
bei den Osterfestspielen Salzburg 22<br />
Mitarbeiter (in Worten: zweiundzwanzig).<br />
Ein ganzes Jahr lang. Spätestens jetzt<br />
werden viele im Kulturbereich Tätige entdecken,<br />
dass sie den falschen Dienstgeber<br />
haben.<br />
Aber mit diesen 22 Mitarbeitern ist es nicht<br />
getan: man braucht auch noch von den<br />
Sommerspielen Unterstützung: technische,<br />
wie man jetzt weiß, um entlassungsbegründende<br />
€ 300.000,- und protokollarische<br />
(Betreuung von Sponsoren, Ausrichten von<br />
Dinners) von <strong>der</strong> „Protokollchefin“ <strong>der</strong><br />
Sommerspiele, und zwar für kolportierte<br />
€ 40.000,-, die, wenn ich die Präsidentin<br />
richtig verstehe („Sie hat nicht unerlaubt<br />
Geld genommen“, Wr.Ztg.v.10.2.), erlaubt<br />
kassiert wurden. Wie könnte das erlaubt<br />
sein, wo es Mitarbeitern <strong>der</strong> Sommerspiele<br />
angeblich doch verboten ist, sich auch von<br />
den Osterfestspielen honorieren zu lassen,<br />
weil die Osterspiele für geborgte Mitarbeiter<br />
an die Sommerspiele zu zahlen<br />
haben? Wurden die Sommerspiele hier<br />
etwa geschädigt? Und hat <strong>der</strong> technische<br />
Direktor nur den Fehler gemacht, nicht um<br />
Erlaubnis zu fragen?<br />
Ursprünglich wurden die Osterfestspiele<br />
con brio<br />
A te la mala Pasqua!<br />
von einer Dame und drei Mitarbeitern gemanagt.<br />
Heute arbeitet die mehr als fünffache<br />
Anzahl, allerdings ist die Osterwoche<br />
inzwischen nicht länger geworden. Dafür<br />
wurden die Karten eher teuer: die Götterdämmerung<br />
gibt es für € 190,- bis 520,- (in<br />
Aix für € 30,- bis 210,-), die Konzerte für €<br />
90,- bis 240,- (in Aix um max. 110,-,<br />
immerhin unter Sir Colin Davis), nur die<br />
Kammerkonzerte sind mit € 20,- fast verschenkt.<br />
Apropos verschenken: schon<br />
2005 war jede fünfte Karte eine Freikarte.<br />
Schade, dass ich das nicht gewusst habe.<br />
Vielleicht sind die Preise deswegen so hoch,<br />
weil man so viele Karten verschenkt hat.<br />
Und wie geht’s weiter? Wie schaut die zukünftige,<br />
blitzartig gefundene Neuaufstellung<br />
aus? Inkorporiert man die Osterspiele<br />
in die Sommerspiele, die ja auch<br />
schon die Pfingstfestspiele managen, und<br />
erspart sich von den 22 Mitarbeitern<br />
mindestens drei Viertel, von sonstigen Synergieeffekten<br />
ganz zu schweigen?<br />
Natürlich nicht, weil ja dann bei den Osterspielen<br />
plötzlich <strong>der</strong> Bund was zu reden<br />
hätte (es bleibt alles fest in Salzburger Hand<br />
unter Gabi Burgstaller, letzteres wie schon<br />
bisher, wenn auch nicht fest), und an<strong>der</strong>erseits<br />
sich Sommerspiele und Bund hüten,<br />
diesbezügliche Begehrlichkeiten zu<br />
zeigen: das bedeutete nämlich eine zusätzliche<br />
Belastung fürs Budget, für die es keine<br />
Deckung gibt, und außerdem: wer weiß,<br />
was <strong>der</strong> redliche Frühpensionist Peter<br />
Alward (59), <strong>der</strong> gerade die Geschäfte<br />
übernommen hat, noch alles ans Tageslicht<br />
bringt.<br />
Alle mutmaßlichen Nehmer, für die natürlich<br />
die Unschuldsvermutung gilt (das ist<br />
das, worauf je<strong>der</strong> Kriminelle bis zu seiner<br />
rechtskräftigen Verurteilung Anspruch hat),<br />
kommen angeblich aus eher einfachen<br />
Verhältnissen. Mein Großvater pflegte zu<br />
sagen: Wenn <strong>der</strong> Bettler aufs hohe Ross<br />
kommt, kann ihn <strong>der</strong> Teufel nicht <strong>der</strong>reiten.<br />
Stefan Koren in seiner amüsanten Arroganz<br />
meinte, er rede nur mit Leuten, die schon in<br />
<strong>der</strong> dritten Generation reich sind. Im Sinne<br />
<strong>der</strong> Unschuldsvermutung wäre noch hinzuzufügen,<br />
dass je<strong>der</strong> – bis zu einem<br />
gewissen Betrag – unbestechlich ist.