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Download Stretta_Maerz2010 - Freunde der Wiener Staatsoper

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4<br />

Anmerkungen zu<br />

Arnold Schönbergs<br />

abgeschlossenem Fragment<br />

Moses und Aron<br />

Arnold Schoenberg<br />

(c) Christian Brandstätter Verlag, Wien<br />

„Und mit demselben Gefühl eines<br />

ahnungsvollen Bewun<strong>der</strong>ns, das noch<br />

lange kein ,Erkennen’ ist, stehe ich deinem<br />

,Moses und Aron’ gegenüber. Ich<br />

kann heute nur sagen, daß ich diese<br />

Dichtung – und das ist sie im höchsten<br />

Sinne des Wortes – so gewaltig empfinde,<br />

daß ich sie – auch ohne Musik –<br />

eine ganz ganz große Komposition,<br />

eines von den halben Dutzend unsterblichen<br />

Oratorien nennen muß. Mehr zu<br />

sagen fühle ich mich nicht berechtigt (...)“<br />

Alban Berg, Schüler und Freund<br />

Schönbergs, bringt in seinem<br />

Schreiben vom April 1929 nach <strong>der</strong><br />

Lektüre des ersten Textentwurfes das<br />

Gefühl zum Ausdruck, das auch heute<br />

noch Ausführende, Opernpublikum und<br />

Fachleute gleichermaßen in Bann hält.<br />

Die Oper, die, so Berg, aus einem<br />

„kolossalen Plan“ heraus entstand, ist bis<br />

heute eine schwergewichtige Herausfor<strong>der</strong>ung,<br />

die für alle Beteiligten Anreiz<br />

und Problem gleichermaßen darstellt.<br />

Aus <strong>der</strong> Perspektive des Ausführenden<br />

heraus ist dies – da hier die Schwierigkeiten<br />

zunächst rein technischer Natur<br />

sind – wohl am Nachvollziehbarsten. Es<br />

sind enorme Ansprüche zu erfüllen,<br />

wenn ein musikalisch ohnehin an die<br />

Grenzen gehendes komplexes Werk<br />

neben zwei außerordentlich disponierten<br />

Titelpartien, weitere 34 solistisch zu<br />

besetzende Gesangsrollen, drei Chöre,<br />

ein mit rund 80 Musikern ausstaffiertes<br />

Orchester und zusätzlich eine illuster<br />

reichhaltig besetzte Bühnenmusik verlangt.<br />

Zu dieser umfangreichen personellen<br />

Anfor<strong>der</strong>ung tritt noch erschwerend<br />

<strong>der</strong> Aspekt hinzu, diese Menge in<br />

einer überdurchschnittlichen Zahl von<br />

Proben entsprechend koordinieren zu<br />

müssen. So nimmt es einen nicht wun<strong>der</strong>,<br />

dass selbst ein großes, gut ausgestattetes<br />

Unternehmen wie die <strong>Wiener</strong><br />

<strong>Staatsoper</strong> seit <strong>der</strong> ersten Produktion im<br />

Haus am Ring 1960 (als Gastspiel <strong>der</strong><br />

Städtischen Oper Berlin) nur gerade auf<br />

etwas mehr als 30 Aufführungen in<br />

lediglich zwei Inszenierungen kam.<br />

Anmerkungen zu Schönbergs<br />

“Moses und Aron”/ Simon Haasis<br />

Das dem Publikum wie auch den Fachleuten<br />

Abverlangte trifft sich dem<br />

gegenüber in inhaltlichen Fragen, die<br />

an dieses Opus magnum des Komponisten<br />

zu stellen sind: was ist mit diesem<br />

Werk anzufangen und wo liegt seine<br />

Botschaft, da es sich doch <strong>der</strong>art dem zu<br />

wi<strong>der</strong>setzten scheint, was man von <strong>der</strong><br />

Opernbühne gewohnt ist? Vieles hiervon<br />

beantwortet sich mit einem Blick<br />

auf die Umstände seiner sich über Jahrzehnte<br />

dahinziehenden Entstehung.<br />

Ein Schockerlebnis des Sommers 1921 –<br />

Schönberg, <strong>der</strong> bereits früh den protestantischen<br />

Glauben angenommen<br />

hatte, sieht sich mit dem alltäglichen<br />

Antisemitismus in Österreich konfrontiert<br />

– wird zur Initialzündung für eine<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung des zuvor Unpolitischen<br />

mit den Folgen dieser Gefahr,<br />

wie aber auch verstärkt mit politischen<br />

und religiösen Fragen des Judentums,<br />

<strong>der</strong> Religion seiner Väter. Produkte dieses<br />

Prozesses sind zunächst ein Drama<br />

mit dem Titel Der biblische Weg (1922–<br />

1927), das die Thematik von Moses und<br />

Aron bereits vorweg nimmt, und eine<br />

Kantate Moses am brennenden Dornbusch,<br />

ein Plan, <strong>der</strong> sich ab 1928 zum<br />

dreiteiligen Oratorium erweitert. Mit<br />

<strong>der</strong> kompositorischen Ausführung<br />

dieses Vorhabens zögert Schönberg<br />

doch zunächst, da er sich mit seiner<br />

1923 entwickelten „Zwölftontechnik“<br />

noch nicht sicher genug fühlt, um einen<br />

<strong>der</strong>art langen Text vertonen zu können.<br />

Erst die positiven Erfahrungen mit seinen<br />

Variationen für Orchester, op. 31 und<br />

<strong>der</strong> „Zeitoper“ Von heute auf morgen<br />

bringen ihn zum nunmehr gewandelten<br />

Projekt zurück: Aus dem Oratorium war<br />

eine Oper, aus dem nur kommentierenden<br />

Chor eine handelnde Masse geworden.<br />

Die Komposition und die begleitende<br />

Texteinrichtung schritten ab 1930<br />

zunächst stetig voran, sodass Schönberg<br />

im August 1931 Alban Berg freudig mitteilen<br />

konnte, dass nunmehr ein Aufzug<br />

mit 1000 Takten vollendet sei und ein<br />

weiterer bereits 250 umfasse. Nach<br />

zwei Jahren Arbeit lagen die ersten<br />

beiden Akte <strong>der</strong> Oper vor. Fortsetzung S. 6

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