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Bildungsstandards Deutsch 8<br />
© Wolfgang Taubinger<br />
1. Grundsätzliches<br />
© Wolfgang Taubinger<br />
Kompetenzbereich schreiben<br />
Schriftliche Kommunikation:<br />
Sender und Empfänger befinden sich nicht am selben Ort –<br />
Speichermedium tritt dazwischen → unmittelbare Rückmeldung<br />
des Kommunikationspartners entfällt<br />
� Schreiber/in konzentriert sich stärker auf den Text<br />
� Schriftliche Texte müssen ohne den Kontext, in dem sie<br />
entstehen, verständlich sein → Schriftsprache = eigenes<br />
Register<br />
2. Was kann jemand, der im Bereich des<br />
Schreibens kompetent ist?<br />
2.2 Die dafür notwendigen Fähigkeiten, Fertigkeiten und<br />
Kenntnisse<br />
Aufgabe verstehen – Schreibfunktion erkennen –<br />
sich ein Schreibziel setzen – Erwartungen der Adressatin/des<br />
Adressaten einschätzen und berücksichtigen – Weltwissen<br />
aktivieren – Textmuster realisieren – mit Emotionen umgehen<br />
(etwa Frustration beim Schreiben)<br />
(vgl. Fix, 2006, S. 27)<br />
© Wolfgang Taubinger<br />
Vorbemerkung: Bildungsstandards sind Lernergebnisse,<br />
die auf einem am Kompetenzmodell orientierten<br />
Lernmodell basieren und sich inhaltlich am Lehrplan<br />
ausrichten.<br />
Die folgende Präsentation thematisiert den Zusammenhang<br />
zwischen schulischem Schreiben und dem<br />
Kompetenzmodell.<br />
© Wolfgang Taubinger<br />
2. Was kann jemand, der im Bereich des<br />
Schreibens kompetent ist?<br />
2.1. Der Idealfall<br />
� Umsetzung der Schreibaufgabe in einen Text klappt problemlos<br />
� Text trägt dem Schreibziel, den sachlichen Anforderungen und<br />
den Bedürfnissen der Leserin/des Lesers Rechnung<br />
� Reflexion über den Schreibprozess ist möglich – etwa über<br />
eigene Stärken und Schwächen beim Schreiben<br />
© Wolfgang Taubinger<br />
2. Was kann jemand, der im Bereich des<br />
Schreibens kompetent ist?<br />
2.3. Definition<br />
„Schreibkompetenz ist die Fähigkeit, pragmatisches Wissen,<br />
inhaltliches Wissen, Textstrukturwissen und Sprachwissen in<br />
einem Schreibprozess so anzuwenden, dass das Produkt den<br />
Anforderungen einer Schreibfunktion gerecht wird.“<br />
(Fix, 2006, S. 33)<br />
Kompetenzen unterstellen Entwicklung – wie sieht ein<br />
entsprechendes Modell zur Schreibentwicklung aus?<br />
© Wolfgang Taubinger<br />
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3. Entwicklungsschritte des Schreibens<br />
(Modell Carl Bereiters; vgl. Abraham et al., 2007, S. 9)<br />
1. Assoziative Machart der Texte<br />
1. Beachtung schriftsprachlicher Normen<br />
2. Berücksichtigung des Adressatenbezugs<br />
3. Kritische Beurteilung des eigenen Textes ist möglich<br />
4. Schreiben als Mittel des Erkenntnisgewinns<br />
© Wolfgang Taubinger<br />
5. Merkmale des kompetenzfördernden<br />
Schreibens<br />
1. Ohne Sachkompetenz keine Schreibkompetenz<br />
2. Beachtung der Motivation der Schüler/innen<br />
3. Berücksichtigung der Unterschiede zwischen Schreiberinnen<br />
und Schreibern<br />
4. Nachvollziehbare Strukturen für die Schüler/innen<br />
5. Kleinschrittigkeit und Abstufung der Schwierigkeiten als<br />
wichtige didaktische Prinzipien<br />
(vgl. Baurmann & Pohl, 2009, S. 88–94)<br />
© Wolfgang Taubinger<br />
7. Die Produktion eines Textes kompetenzorientiert<br />
vorbereiten –<br />
am Beispiel des (spannenden) Erzählens (7. Schulstufe)<br />
Zu berücksichtigen sind:<br />
Lehrplan – (gegebenenfalls) Bildungsstandards – Interesse<br />
der Schüler/innen – Fachwissenschaft – Möglichkeit,<br />
Kompetenzen bei den Schüler/innen anzubahnen, zu<br />
sichern, vertiefen, bewerten und – fallweise – zu beurteilen<br />
© Wolfgang Taubinger<br />
4. Grundfragen des kompetenzorientierten<br />
Schreibunterrichtes<br />
Welche Kompetenzen der Schüler/innen können bereits<br />
vorausgesetzt werden?<br />
Welche Kompetenzen erwerben die Schüler/innen gerade?<br />
Welche Möglichkeiten der Unterstützung gibt es dafür?<br />
Wie kann der Erwerb neuer Kompetenzen in die Wege geleitet<br />
werden?<br />
(vgl. Baurmann & Pohl, 2009, S. 85)<br />
© Wolfgang Taubinger<br />
6. Kompetenzabstufungen hinsichtlich der<br />
Schwierigkeit von Aufgabenstellungen<br />
� Einfache Schreibaufgaben – bloßer Rückgriff auf vorhandenes<br />
Wissen<br />
� Schwierige Schreibaufgaben – Veränderung des Gewussten<br />
für die Darstellung<br />
� Komplexe Schreibaufgaben – Schaffung neuen Wissens –<br />
Anpassung an die Anforderungen der Textsorte und der<br />
Adressaten<br />
(vgl. Becker-Mrotzek & Böttcher, 2006, S. 60–64)<br />
© Wolfgang Taubinger<br />
7. Die Produktion eines Textes kompetenzorientiert<br />
vorbereiten –<br />
am Beispiel des (spannenden) Erzählens (7. Schulstufe)<br />
7.1. Die Fachwissenschaft<br />
Moderne Erzähldidaktik:<br />
� Erzählung = Kombination der folgenden Strukturelemente:<br />
� Erzählanlass – Orientierung – Komplikation – Auflösung –<br />
Schluss/Coda/Moral<br />
(vgl. Becker-Mrotzek & Böttcher, 2003, S. 59)<br />
© Wolfgang Taubinger<br />
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7. Die Produktion eines Textes kompetenzorientiert<br />
vorbereiten –<br />
am Beispiel des (spannenden) Erzählens (7. Schulstufe)<br />
7.2. Der Blick in den Lehrplan<br />
� Erlebnisse, Erfahrungen, Gedanken schriftlich<br />
partnergerecht mitteilen<br />
� Schriftlich erzählen<br />
� Erzählerische Mittel einsetzen, um Texte bewusst zu<br />
gestalten<br />
© Wolfgang Taubinger<br />
7. Die Produktion eines Textes kompetenzorientiert<br />
vorbereiten –<br />
am Beispiel des (spannenden) Erzählens (7. Schulstufe)<br />
7.4. Eine mögliche Abfolge der Lernschritte<br />
� Begriff der Spannung ausloten<br />
� In einem Text alles unterstreichen, was zur Steigerung der<br />
Spannung dient<br />
� In einem Text Stellen aufspüren, die neugierig machen, wie es<br />
weitergeht<br />
� Mittel der Spannungserzeugung zusammenstellen<br />
© Wolfgang Taubinger<br />
7. Die Produktion eines Textes kompetenzorientiert<br />
vorbereiten –<br />
am Beispiel des (spannenden) Erzählens (7. Schulstufe)<br />
7.5. Charakterisierung der Vorgangsweise<br />
� Zerlegung des Schreibprozesses → Betrachtung einzelner Bausteine<br />
→ Übung einzelner Teilprozesse → Verlangsamung und Entlastung<br />
der Schreiber/innen<br />
� Erwartbare Kompetenzen als Ausgangspunkt nehmen<br />
� Produktion eines Gesamttextes erst als Abschluss<br />
� Erhöhung der Schreibmotivation durch Auseinandersetzung mit<br />
�<br />
vorgegebenen Mustern und eine damit verbundene Phase der<br />
Textproduktion<br />
Möglichkeiten der Differenzierung nutzen<br />
© Wolfgang Taubinger<br />
7. Die Produktion eines Textes kompetenzorientiert<br />
vorbereiten –<br />
am Beispiel des (spannenden) Erzählens (7. Schulstufe)<br />
7.3. Der Blick in die Bildungsstandards<br />
� Textstruktur je nach Textsorte und Schreibhaltung festlegen<br />
� Ausdruck an Schreibhaltung und Textsorte anpassen<br />
� Textadressaten und Schreibsituation berücksichtigen<br />
� Sachverhalte und Inhalte nachvollziehbar, logisch richtig und<br />
zusammenhängend formulieren<br />
� Grundlegende Mittel des Erzählens anwenden<br />
© Wolfgang Taubinger<br />
7. Die Produktion eines Textes kompetenzorientiert<br />
vorbereiten –<br />
am Beispiel des (spannenden) Erzählens (7. Schulstufe)<br />
7.4. Eine mögliche Abfolge der Lernschritte<br />
� Einen Text spannend vorlesen<br />
� In die Lücken eines Textes spannungssteigernde Mittel einsetzen, die<br />
vorher erarbeitet worden sind<br />
� Mit Hilfe vorgegebener Wörter und Wendungen eine spannende<br />
Geschichte verfassen<br />
� (halboffene Aufgabenstellung)<br />
� Eine spannende Geschichte erfinden (offene Aufgabenstellung)<br />
(vgl. Menzel, 2007, S. 25–32)<br />
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8. Verwendung von Kriterienkatalogen als<br />
Mittel der Rückmeldung<br />
Vorteile<br />
� Gemeinsame Erarbeitung mit Schülerinnen und Schülern<br />
� Höhere Transparenz bei Rückmeldungen<br />
� Zeitersparnis bei der Einschätzung von Kompetenzniveaus<br />
� Verbesserung der Qualität der Schreibberatung<br />
� Vorgangsweise: Textqualitätsmerkmale festlegen – Teilkompetenzen<br />
zuordnen – Niveaustufen definieren (drei, vier oder fünf) – Zuordnung<br />
der konkreten Teilleistung vornehmen<br />
© Wolfgang Taubinger<br />
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Basis-Kriterienkatalog:<br />
Eine Geschichte erzählen<br />
© Wolfgang Taubinger<br />
Beispiele für die Definition<br />
unterschiedlicher Kompetenzniveaus<br />
Ausgangspunkt: Basis-Kriterienkatalog – Eine Geschichte erzählen<br />
Bewertungsbereich Inhalt (ohne Überschrift)<br />
Stufe 0: Ein Merkmal genügt für die Einstufung!<br />
� Völlig falsche Wiedergabe des Inhalts (=<br />
Themaverfehlung)<br />
� Keine schlüssige Handlung (mehrere<br />
Gedankensprünge)<br />
� Unvollständige Handlung (wichtige Erzählschritte fehlen)<br />
© Wolfgang Taubinger<br />
Beispiele für die Definition<br />
unterschiedlicher Kompetenzniveaus<br />
Ausgangspunkt: Basis-Kriterienkatalog – Eine Geschichte erzählen<br />
Stufe 3: Zusätzlich zu den Anforderungen auf Stufe 2 zeigt die<br />
Erzählung Originalität.<br />
© Wolfgang Taubinger<br />
Das bedeutet:<br />
� Überraschende Wendung der Handlung<br />
� Moral am Ende<br />
Das Vorkommen eines der beiden Merkmale ist hinreichend.<br />
Basis-Kriterienkatalog:<br />
Eine Geschichte erzählen<br />
© Wolfgang Taubinger<br />
Beispiele für die Definition<br />
unterschiedlicher Kompetenzniveaus<br />
Ausgangspunkt: Basis-Kriterienkatalog – Eine Geschichte erzählen<br />
Stufe 1: Mindestens einer der drei Bereiche<br />
� sachliche Richtigkeit,<br />
� Schlüssigkeit oder<br />
� Vollständigkeit<br />
wird nur teilweise erfüllt.<br />
Stufe 2: Die Erzählung ist richtig, schlüssig, vollständig. Sie gibt Einblick<br />
in das Innenleben der Figuren. Die Gewichtung der<br />
Erzählschritte kann teilweise gestört sein.<br />
© Wolfgang Taubinger<br />
9. Kompetenzorientierter Schreibunterricht<br />
bedeutet nicht bloß Kleinschrittigkeit<br />
Wichtig ist auch „Integration der Teilfähigkeiten“ (Fix, 2006, S. 56)<br />
innerhalb umfangreicherer Schreibaufgaben:<br />
Schreibarrangements betten Texte in einen Handlungskontext<br />
ein<br />
� Eigenverantwortung<br />
� Umfassende Aufgabenbearbeitung<br />
� Zusammenarbeit und Beratung mit anderen<br />
Schreiberinnen/Schreibern<br />
© Wolfgang Taubinger<br />
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9. Kompetenzorientierter Schreibunterricht<br />
bedeutet nicht bloß Kleinschrittigkeit<br />
Vorstellung der Ergebnisse in einem besonderen Rahmen<br />
(Elternabend, Ausstellung in der Schule …) ist anzustreben.<br />
(vgl. Becker-Mrotzek & Böttcher, 2006, S. 80–82)<br />
Beispiel: Gang durch die Stadt als Thema, Schüler/innen<br />
produzieren unterschiedliche Texte (Leserbriefe, Gedichte,<br />
Berichte …), gemeinsame Präsentation<br />
© Wolfgang Taubinger<br />
11. Kompetenzorientierter Schreibunterricht<br />
bemüht sich um Individualisierung<br />
� Unterstützung vor allem schwächerer Schreiber/innen bei<br />
der Planung, Formulierung und Überarbeitung ihrer Texte:<br />
� Unterrichtsgespräche vor der Textproduktion zwecks<br />
Aktivierung des Wissens<br />
� Besprechung der Aufgabenstellung mit der Lehrkraft<br />
� Gemeinsame Erarbeitung der Stichwortsammlung<br />
(→ Cluster)<br />
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12. Kompetenzorientierter Schreibunterricht hat<br />
nicht nur das Schreibprodukt im Auge, sondern<br />
auch die Planungs- und Überarbeitungskompetenz<br />
der Schüler/innen<br />
� Komplexität der Überarbeitungen als Ausgangspunkt für<br />
Kompetenzabstufung<br />
� Veränderungen können sich auf die Erhöhung der Lesbarkeit, der<br />
sprachlichen Richtigkeit, der Leserfreundlichkeit beziehen,<br />
Textteile betreffen oder die Neufassung des gesamten Textes<br />
bedeuten<br />
(vgl. Baurmann, 2002, S. 93–95)<br />
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10. Kreatives Schreiben und<br />
Kompetenzorientierung<br />
Kreatives Schreiben „legt besonderen Wert auf<br />
freies, subjektives, auftragsloses sowie spielerisches<br />
Schreiben“.<br />
(Lexikon Deutschdidaktik, Bd. 1, S. 342 unter „Kreatives Schreiben“)<br />
© Wolfgang Taubinger<br />
11. Kompetenzorientierter Schreibunterricht<br />
bemüht sich um Individualisierung<br />
� Gespräche über erste Schreibversuche<br />
� Wörterlisten<br />
� Hilfen bei der Überarbeitung<br />
� Unterschiedliche Aufgabenstellungen<br />
© Wolfgang Taubinger<br />
Verwendete Literatur<br />
� Abraham, U. et al. (2007). Kompetenzorientiert unterrichten. In Praxis<br />
Deutsch. Heft 203. S. 6–14.<br />
� Augst, G. (Hrsg.) (2007). Text – Sorten – Kompetenz. Eine echte<br />
Longitudinalstudie zur Entwicklung der Textkompetenz im<br />
Grundschulalter. Frankfurt/Main.<br />
� Baurmann, J. (2002). Schreiben – Überarbeiten – Beurteilen. Ein<br />
Arbeitsbuch zur Schreibdidaktik. Seelze.<br />
� Baurmann, J. & Pohl, T. (2009). Schreiben – Texte verfassen. In<br />
Bremerich-Vos, A. et al. (Hrsg.). Bildungsstandards für die<br />
Grundschule: Deutsch konkret. Berlin.<br />
� Becker-Mrotzek, M. & Böttcher, I. (2006). Schreibkompetenz<br />
entwickeln und beurteilen. Berlin.<br />
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Verwendete Literatur<br />
� Becker-Mrotzek, M. & Böttcher, I. (2003). Texte bearbeiten, bewerten<br />
und benoten. Berlin.<br />
� Fix, M. (2006). Texte schreiben. Schreibprozesse im<br />
Deutschunterricht. Paderborn.<br />
� Kliewer, H.-J. & Pohl, I. (Hrsg.) (2006). Lexikon Deutschdidaktik. Bd.<br />
1–2. Hohengehren.<br />
� Menzel, W. (2007). „Eines Nachts ist etwas Aufregendes passiert ...“.<br />
In Praxis Deutsch. Heft 203. S. 25–32.<br />
� Schurf, B. (1995). Bewertung produktiver Schülerarbeiten im<br />
Deutschunterricht der Sekundarstufe I. In Deutschunterricht. Heft 48.<br />
S. 338–342.<br />
© Wolfgang Taubinger<br />
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