02.02.2013 Aufrufe

Wirtschaftskompass - IHK Schwerin

Wirtschaftskompass - IHK Schwerin

Wirtschaftskompass - IHK Schwerin

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

■ tItEltHEMa<br />

Prioritär: netzausbau und Optimierung<br />

das deutsche stromnetz ist etwa 1,7 Millionen kilometer lang, davon entfallen 35.000 kilometer auf die überregionalen<br />

transportnetze. Mit der Verlagerung der stromerzeugung von konventionellen auf erneuerbare Quellen stehen netzbetreiber vor<br />

neuen Herausforderungen bei der spannungshaltung. große bereitsteller sogenannter blindleistung fallen weg und Erneuerbare<br />

Energien werden kontinuierlich ausgebaut. deren erzeugte Energie wird oft dezentral und diskontinuierlich eingespeist.<br />

Zudem fallen immer weiter auseinander die örtliche Energieerzeugung und die abnahme durch zum beispiel produzierende<br />

unternehmen. der erzeugte strom belastet so über die große distanzen zu den Verbrauchszentren das bestehende netz.<br />

Die dena-Netzstudie I stellte 2005 einen<br />

zusätzlichen Ausbaubedarf des Übertragungsnetzes<br />

um rund 850 Kilometer bis<br />

zum Jahr 2015 fest. Im Bedarfsplan des Energieleitungsausbaugesetzes<br />

(EnLAG) aus dem Jahr<br />

2009 werden 1.834 Kilometer Netzneubau als<br />

vordringlich eingestuft. Davon wurden bisher<br />

lediglich 214 Kilometer realisiert und 100 Kilometer<br />

in Betrieb genommen. Mehr als die Hälfte<br />

der 24 Projekte weist jedoch Verzögerungen auf.<br />

In dem Ende Mai 2012 vorgelegten Entwurf der<br />

Übertragungsnetzbetreiber für den „Netzentwicklungsplan<br />

Strom 2012“ wurde der erforderliche<br />

Trassenneubau auf rund 3.800 Kilometer<br />

beziffert, davon rund 2.100 Kilometer als Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungs(HGÜ)-<br />

Korridore. Damit soll Strom in die Verbrauchszentren<br />

vor allem in Süd- und Westdeutschland<br />

geleitet werden. Aktuelle Informationen zum<br />

Ausbaustand sämtlicher EnLAG-Strecken finden<br />

Sie unter www.netzausbau.de.<br />

Windsammelschiene und seekabel<br />

Der erforderliche Neubaubedarf in bestehenden<br />

Trassen wird mit rund 4.400 Kilometern<br />

angegeben. Vorrangig ist gemäß EnLAG<br />

Energie aus MV für alle<br />

10 ■ <strong>Wirtschaftskompass</strong> 01|02|2013<br />

Bild: 50Hertz<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel, Ministerpräsident<br />

des Landes MV Erwin Sellering und<br />

der Vorsitzende der Geschäftsführung von<br />

50Hertz Boris Schucht (r.) nahmen im Dezember<br />

2012 endlich die 380­kV­Nordleitung in<br />

der Landeshauptstadt <strong>Schwerin</strong> in Betrieb.<br />

der Bau der norddeutschen Transit-Trassen<br />

Kasso-Hamburg-Dollern und Ganderkesee-<br />

Wehrendorf sowie die Fertigstellung der Trasse<br />

Krümmel-Hamburg-<strong>Schwerin</strong> eingestuft worden.<br />

Die sog. Windsammelschien entlang der<br />

A 24 in Westmecklenburg gehört zu einem der<br />

fertiggestellten Großprojekte. Ende Dezember<br />

2012 wurde am Umspannwerk in <strong>Schwerin</strong> der<br />

Betrieb der 380kV-Freileitung nach Schleswig-<br />

Holstein aufgenommen, so dass regenerativ<br />

erzeugter Strom über den Weg des geringsten<br />

Widerstandes seine Verbraucher erreicht.<br />

An zweiter Stelle stehen unter anderem die<br />

„Windsammel-Schienen“ an der West- und<br />

Ostküste Schleswig-Holsteins, für die mittlerweile<br />

Voruntersuchungen durchgeführt<br />

wurden, sowie die geplanten HGÜ-Trassen<br />

von Nord- nach Süddeutschland. Mit dem<br />

Seekabel-Projekt „NORDLINK“ soll darüber<br />

hinaus eine leistungsstarke Verbindung für<br />

etwa 1.400 MW zwischen Schleswig-Holstein<br />

und dem norwegischen Stromnetz geschaffen<br />

werden.<br />

Die Verlegung von Erdkabeln stellt eine Alternative<br />

zum Bau von Freileitungen dar. Erdkabel<br />

sind weniger störungsanfällig und beinträch-<br />

Die Energiewende nimmt weiter Fahrt auf:<br />

Der für den Norden und Osten Deutschlands<br />

zuständige Stromübertragungsnetzbetreiber<br />

50Hertz hat Ende Dezember 2012 im Beisein<br />

von Bundeskanzlerin Angela Merkel und des<br />

Ministerpräsidenten Mecklenburg-Vorpommerns,<br />

Erwin Sellering, die „Nordleitung“<br />

zwischen <strong>Schwerin</strong> und Hamburg in Betrieb<br />

genommen. Die 380-kV-Nordleitung, die<br />

auch unter dem Namen „Windsammelschiene“<br />

bekannt ist, verbindet auf einer Länge von<br />

88 Kilometern die Umspannwerke Görries in<br />

<strong>Schwerin</strong> und Krümmel bei Hamburg.<br />

Das Investitionsvolumen beträgt insgesamt<br />

93 Millionen Euro. Mit der Inbetriebnahme<br />

der neuen Leitung verbessert sich die Versorgungssicherheit<br />

für den Großraum Hamburg<br />

nach dem Kernkraftwerksmoratorium<br />

im Vergleich zum Vorjahr erheblich und<br />

erreicht wieder das frühere Niveau. Zudem<br />

tigen auch Landschaftsbild sowie Flora und<br />

Fauna in geringerem Ausmaß. Dafür sind sie<br />

deutlich teurer, nach Schätzungen der dena etwa<br />

vier- bis zehnmal so teuer wie Freileitungen.<br />

Außerdem ist der Aufwand, um Schäden zu beseitigen,<br />

wesentlich höher und die Haltbarkeit<br />

deutlich geringer.<br />

Laut dena fehlen außerdem 1.550 Kilometer<br />

Seekabel für die Anbindung der Offshore-<br />

Windparks. Gemäß eigener Aussage hat der<br />

für die Anbindung der Windparks in der Nordsee<br />

zuständige Netzbetreiber TenneT bereits<br />

Anschlussleitungen für insgesamt neun Projekte<br />

und 5,3 Gigawatt in Auftrag gegebenen<br />

und dafür Investitionsentscheidungen in Höhe<br />

von 5,5 Milliarden Euro getroffen. Benötigt<br />

werden voraussichtlich weitere 15 Milliarden<br />

Euro, die das Unternehmen jedoch laut eigener<br />

Aussage nicht aufbringen kann. Die<br />

Anbindung der Offshore-Parks ist damit in der<br />

bisherigen Form und Geschwindigkeit nicht<br />

mehr möglich. Vor diesem Hintergrund hat auf<br />

Initiative des BMWI eine Arbeitsgruppe (AG<br />

„Beschleunigung Offshore-Netzanbindung“)<br />

aus Übertragungsnetzbetreibern, Herstellern<br />

von Netzanbindungen, der Bundesbehörden<br />

kann der Windstrom im Norden Deutschlands<br />

besser ausbalanciert und damit die bestehenden<br />

Nord- Südtrassen in Deutschland<br />

besser genutzt werden. Auf Teilabschnitten<br />

dieser Höchstspannungsleitung wird gemäß<br />

des Bündelungsprinzips von Infrastrukturmaßnahmen<br />

auch die 110-kV-Leitung des<br />

Regionalversorgers WEMAG mitgenommen,<br />

um Raum- und Landschaftsinanspruchnahme<br />

zu minimieren. Mit den Bauaktivitäten<br />

wurde in Mecklenburg-Vorpommern nach<br />

den behördlichen Genehmigungsverfahren<br />

im September 2009 begonnen (Fertigstellung<br />

im Juni 2010), im Abschnitt Schleswig-<br />

Holstein startete der Leitungsbau im Mai<br />

2012 (Fertigstellung Dezember 2012). Die<br />

Nordleitung ist damit die vierte innerdeutsche<br />

Ost-West-Verbindung seit der sogenannten<br />

elektrischen Wiedervereinigung im<br />

Jahre 1995. ■

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!