Aufzüge und Fahrtreppen - IMU Institut
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Service ist ein starker Wachstumsbereich<br />
in der Branche. In der Produktionsstatistik<br />
wird die „Reparatur von <strong>Aufzüge</strong>n <strong>und</strong><br />
<strong>Fahrtreppen</strong>“ erst seit 2002 erfasst. Im<br />
kurzen Zeitraum von nur drei Jahren stieg<br />
der Anteil des Services an der Gesamtproduktion<br />
von 36 % auf 48 %. Hier kommt<br />
auch die hohe strategische Bedeutung zum<br />
Ausdruck, die der Ausbau des Servicegeschäfts<br />
für die Aufzugsbauer hat. Die<br />
Branchenentwicklung ist in erster Linie<br />
abhängig von den Bauinvestitionen <strong>und</strong><br />
unter liegt daher zyklischen Schwankungen.<br />
Das Neuanlagengeschäft war bis 2005<br />
durch die Investitionsschwäche unter<br />
Druck geraten, wogegen sich der immer<br />
wichtigere Servicebereich relativ konjunkturresistent<br />
zeigte. Gerade während<br />
der Krisenjahre der Bauwirtschaft bis<br />
2005, also in nachfrageschwachen Zeiten,<br />
war ein starkes Standbein im Servicegeschäft<br />
für die Unternehmen wichtig, um<br />
Umsatzausfälle im Neuanlagenbau kompensieren<br />
zu können. Insgesamt ist das<br />
Servicegeschäft weitgehend konjunkturunabhängig<br />
<strong>und</strong> für die Unternehmen<br />
bislang auch fi nanziell lukrativer. Deshalb<br />
werden beim Verkauf neuer <strong>Aufzüge</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Fahrtreppen</strong> mitunter wenig auskömmliche<br />
Preise hingenommen, wenn mit<br />
dem Auftrag ein möglichst langfristiger<br />
Servicevertrag verb<strong>und</strong>en ist. Seit 2005<br />
verschärft sich jedoch im Service der<br />
Preiswettbewerb immens, so dass inzwischen<br />
auch bei den Wartungsverträgen<br />
die Deckungsbeiträge geringer werden.<br />
Damit wird die Subventionierung des<br />
Neuanlagengeschäfts (um an Wartungsverträge<br />
zu kommen) als Herangehensweise<br />
der Unternehmen zunehmend in<br />
Frage gestellt.<br />
Das strategische Oberziel bei den Big-4<br />
kann mit „Wachstum“ auf den Punkt gebracht<br />
werden. Alle vier Konzernunternehmen<br />
wollen vor allem beim Service<br />
schneller wachsen als die Wettbewerber<br />
<strong>und</strong> die Zahl ihrer Wartungsverträge steigern.<br />
Dies drückt sich in Leitlinien <strong>und</strong><br />
Strategien aus wie „Leadership through<br />
Service“ (Schindler), „1. in Service“ (Otis),<br />
„Global Service Strategie“ (ThyssenKrupp)<br />
<strong>und</strong> „VISION“ (Kone).<br />
Der Gewinn von Marktanteilen kann in der<br />
Branche <strong>Aufzüge</strong> <strong>und</strong> <strong>Fahrtreppen</strong> fast nur<br />
durch Unternehmensakquisitionen erreicht<br />
werden. Wichtigste Wachstumsstrategie<br />
ist daher der Zukauf von anderen Aufzugsbauern<br />
mit ihren Wartungsverträgen.<br />
Der Schwerpunkt dieser Akquisitionen lag<br />
zwar in den letzten Jahren in den Wachstumsmärkten<br />
Osteuropas <strong>und</strong> Asiens, aber<br />
auch in Deutschland haben alle vier Großunternehmen<br />
einige KMU aufgekauft.<br />
Diese Strategie wird seit Jahren verfolgt<br />
<strong>und</strong> könnte sich in den nächsten Jahren<br />
nochmals verschärfen.<br />
Sonst. KMU<br />
32 %<br />
OSMA<br />
3 %<br />
Schmitt+Sohn<br />
5 % Kone<br />
9 %<br />
Ist-Stand 2006 2010 – Wachstumsszenarien der Big-4<br />
Schindler<br />
22 %<br />
ThyssenKrupp<br />
12 %<br />
Abbildung: Servicegeschäft in Deutschland bei <strong>Aufzüge</strong>n <strong>und</strong> <strong>Fahrtreppen</strong><br />
Ein bedeutendes Strategiefeld im Servicebereich<br />
liegt bei den sogenannten Fremdwartungen.<br />
Wartungsarbeiten an <strong>Aufzüge</strong>n<br />
anderer Hersteller („third party<br />
maintenance“) sind ein Kernelement der<br />
neuen, expansiven Servicestrategien. Die<br />
Wartung älterer <strong>Aufzüge</strong> anderer Hersteller<br />
ist für die Monteure weitgehend<br />
problemlos zu machen, zumal Wartung<br />
in erster Linie die mechanischen Bauteile<br />
umfasst. Neuere Anlagen sind dagegen<br />
eher problematisch, zumal wenn sie über<br />
„geschlossene Steuerungen“ verfügen,<br />
auf die nur die Monteure des Herstellers<br />
Zugriff haben. Aber auch diese können<br />
von den Wettbewerbern technisch „geknackt“<br />
werden – in den Schulungszentren<br />
der Big-4 werden Monteure gezielt<br />
für die Arbeit an Fremdsteuerungen<br />
Quelle: Unternehmensangaben <strong>und</strong> <strong>IMU</strong>-Schätzungen<br />
geschult. Oder die Steuerungen werden<br />
mit eigenen Komponenten nachgerüstet.<br />
Gleichzeitig werden Fremdwartungen<br />
dadurch erleichtert, dass große Auftraggeber<br />
bei ihren Ausschreibungen einheitliche,<br />
auf dem freien Markt verfügbare<br />
Steuerungen fordern, um bei der Vergabe<br />
der Wartungsverträge fl exibel zu sein. In<br />
der Praxis ist das Angebot von Fremdwartungen<br />
ein schwieriges Feld für den Vertrieb,<br />
wenn auch inzwischen eigens Schulungen<br />
angeboten werden <strong>und</strong> der Markt<br />
aggressiv mit unterschiedlichen Marketingtools<br />
wie Mailing- <strong>und</strong> Call-Center-<br />
Aktionen bearbeitet wird. Nicht nur die<br />
Big-4, auch KMU-Aufzugsbauer setzen<br />
verstärkt auf die Wartung von Fremdanlagen<br />
– ein Paradigmenwechsel zeichnet<br />
sich ab: In der Branche gab es den Kodex,<br />
LIFT-REPORT 33. Jahrg. (2007) Heft 6 27<br />
Otis<br />
17%<br />
OSMA<br />
3 %<br />
Schmitt+Sohn<br />
5 %<br />
Sonst. KMU<br />
22 %<br />
Kone<br />
12 %<br />
ThyssenKrupp<br />
15 %<br />
Schindler<br />
24 %<br />
Otis<br />
19%