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<strong>testcard</strong> – Beiträge zur Popgeschichte<br />

<strong>testcard</strong><br />

Beiträge zur Popgeschichte<br />

#23<br />

Transzendenz –<br />

Ausweg, Fluchtweg,<br />

Holzweg?<br />

»Faschistischer Esoscheiß« und die<br />

»totale Erleuchtung«<br />

In der avancierten Popkritik genießt Transzendenz<br />

keinen guten Ruf. Im frühen Punk wurde ein explizites<br />

Transzendenzverbot ausgerufen; das bewegungslinke<br />

Lager denunzierte das »Ausklinken« als konter -<br />

revolutionär oder verklärte es im Reggae zum »anti -<br />

imperialistischen Befreiungskampf«.<br />

Als der moderne Pop in den 1950ern entstand, war<br />

er das Immanenteste überhaupt – geschaffen für<br />

das reine Diesseits. Das Jenseits, die Transzendenz,<br />

tauchte lediglich ironisch gebrochen, als Diskurs<br />

zweiter Ordnung auf. Erst ab den 1960ern lassen sich<br />

explizite Transzendenz-Momente im Popkosmos finden.<br />

Und gleichzeitig wurde Kritik laut: Was ins Jenseits<br />

ausgreift, ist entweder kein Pop oder schlechter Pop.<br />

Doch Pop störte sich nicht daran, brachte das Transzendente<br />

als Leerstelle zum Schwingen und füllte<br />

diese mit Schlagworten aus dem Fundus von Esoterik,<br />

Raumfahrt und Psychedelic.<br />

Kurz darauf wurde das Transzendente offensichtlich<br />

gemacht. Christlicher Rock und der islamisierte Cat<br />

Stevens wollten den Pop missionieren, Heavy Metal<br />

verklärte ein negatives Christentum. Und im Krautrock,<br />

im Jazz und in der experimentellen Musik diente<br />

ein Spiritualitätsgestus stets der Abgrenzung zu den<br />

Niederungen der Popkultur. In den 1990ern wurde die<br />

Transzendenz dann rehabilitiert, zumindest solange<br />

sie nicht mit säkular-moralischen Normen in Konflikt<br />

»<strong>testcard</strong>«, Anthologie zur Popkultur und Popge -<br />

schichte, hat sich als in dieser Form einzigartige<br />

Buchreihe etabliert. Für »<strong>testcard</strong>« schreiben<br />

füh ren de Kulturwissenschaft ler Innen und Journa -<br />

listInnen aus dem In- und Ausland. Die Beiträge<br />

zu Popmusik, Film, Kunst und Gesellschaft stehen<br />

in der Tradition der Cultural Studies. »<strong>testcard</strong>« bildet<br />

eine Plattform für Themen und Meinungen, die<br />

sich in den Mainstream-Medien kaum mehr finden.<br />

geriet. Dem Jenseits brachte man dieselbe diffuse<br />

Toleranz entgegen, wie den meisten anderen Pop-<br />

Phänomenen auch.<br />

Heute bedienen Neo-Drone und Neo-Psych ein<br />

bestimmtes Marktsegment unter vielen gleichwer -<br />

tigen. Und damit macht sich Sprachlosigkeit breit.<br />

Wie reden wir über spiritistischen Neo-Folk oder<br />

Hauntology, wenn die politisch inspirierten Kategorien<br />

der Vergangenheit ebenso wenig greifen wollen<br />

wie diejenigen der Weltflucht? Und was genau ist<br />

das Transzendente an der gegenwärtigen Entgrenzung<br />

der Stile?<br />

Zuletzt erschienen:<br />

<strong>testcard</strong><br />

#22: Fleisch<br />

€ 15,– (D)<br />

ISBN 978-3-931555-21-4<br />

<strong>testcard</strong><br />

<strong>testcard</strong><br />

Beiträge zur Popgeschichte<br />

#23: Transzendenz<br />

ca. 304 Seiten<br />

15,5 × 23 cm<br />

Broschur, mit zahlr. Abb.<br />

€ 15,– (D)<br />

Frühjahr 2013<br />

ISBN 978-3-931555-22-1

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