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Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (FH)<br />
Fachbereich Maschinen- und Energietechnik<br />
Studiengang: Maschinenbau<br />
Studienrichtung: Konstruktion<br />
„Mechanische Untersuchungen an Solarzellen in PV-Modulen<br />
Verantwortlicher Hochschullehrer:<br />
Herr Prof. Dr.-Ing. Carsten Klöhn<br />
(Halle, Juni - Dezember 2009)<br />
mittels Finite-Elemente-Modellierung“<br />
Masterarbeit Nr. 28/09<br />
von<br />
Matthias Pander<br />
geb. am 09.03.1984<br />
in Wolfen<br />
Matrikelnr.: 45863
HOCHSCHULE FÜR TECHNIK, WIRTSCHAFT UND KULTUR<br />
LEIPZIG (FH)<br />
FACHBEREICH MASCHINEN- UND ENERGIETECHNIK<br />
MASTER-STUDIENGANG MASCHINENBAU<br />
MASTER-AUFGABENSTELLUNG<br />
Herr: Matthias Pander Matrikel-Nr.: 45863 Sem.-Gr.: 07MBM<br />
Thema: “Mechanische Untersuchungen an Solarzellen in PV-Modulen mittels Finite –<br />
Elemente – Modellierung“<br />
Erläuterungen:<br />
Solarzellen werden in Solarmodulen in einer Polymerschicht eingebettet. Dabei erfahren die Zellen<br />
verschiedene mechanische und thermomechanische Belastungen, welche durch die Polymerschicht<br />
übertragen werden. Die Lebenszeit von PV Modulen wird heute mit mindestens 25 Jahren<br />
angenommen. Dieser Zeitraum entspricht der Garantie der Hersteller, dass die Module maximal<br />
20 % ihrer Ausgangsleistung über diese Zeit einbüßen. Entsprechend diesen Anforderungen müssen<br />
die Solarzellen mechanischen Belastungen zuverlässig standhalten. Hinzu kommt das Ziel,<br />
aufgrund von Materialeinsparbedürfnissen, Solarzellen dünner zu produzieren. Derzeit beträgt<br />
deren Dicke ca. 200 µm, welche in den nächsten 4 Jahren auf bis zu 100 µm reduziert werden soll.<br />
Ein Konzept welches die Zuverlässigkeit der Solarzellen im Modulverbund beschreibt gibt es derzeit<br />
noch <strong>nicht</strong> und stellt einen neuen Ansatz im Design von Solarmodulen dar.<br />
Als Grundlage zur Erarbeitung eines Zuverlässigkeitskonzeptes dünner eingebetteter Solarzellen,<br />
sollen in dieser Arbeit Untersuchungen hinsichtlich der Einbettung vorgenommen werden. Kern<br />
der Untersuchungen soll es ein, die Einbettung von Solarzellen mit Hilfe der Methode der Finiten<br />
Elemente abzubilden. Modelliert werden sollen Details der Solarzelle, wie das Grid für die Kontaktierung<br />
als auch Moduldetails, wie die Kontaktbändchen. Mit Hilfe der Simulationsmodelle<br />
sollen Studien bezüglich der Änderung von Materialkennwerten, z.B. der polymeren Schicht, sowie<br />
des Moduldesigns durchgeführt werden.<br />
Teilaufgaben:<br />
1. Entwicklung von Finite – Element – Modellen mit Details der Zellen und der Module<br />
2. Experimentelle Bestimmung von Materialparametern der Komponenten in der Modul- und<br />
Zellherstellung<br />
3. Numerische Untersuchung der Beanspruchung der Zellen durch thermisch und mechanisch<br />
induzierte Lasten<br />
4. Sensitivitäts- und Parameterstudien zu Materialparametern der Zellmetallisierung und der<br />
polymeren Zwischenschicht und deren Auswirkung auf die Belastung der Solarzelle<br />
Masterarbeit Nr. 28/09<br />
Kontakte zu Institutionen, Betrieben und Behörden sind nur in Abstimmung mit dem verantwortlichen Hochschullehrer aufzunehmen.<br />
Die Verwertung der Ergebnisse der Diplomarbeit, einschließlich der Publikationen, des Patentschutzes und der Einspeicherung sowie<br />
Verarbeitung in elektronischen Systemen, setzt die vorherige Zustimmung des verantwortlichen Hochschullehrers voraus.
Betreuer im Unternehmen:<br />
Verantw. HochschuLLehrer:<br />
Ausgabetermin: 02.06.2009<br />
Leipzig, den 02.06.2009<br />
M. Eng. M. Sc. Sascha Dietrich<br />
Fraunhofer-Center for Silicon PhotovoLtaics<br />
Prof. Dr.-Ing. Carsten KLöhn<br />
Abgabetermin: 01.12.2009<br />
Prof. Dr.- n . I. Kraft<br />
Vorsitzender des Prüfungsausschusses<br />
Masterarbeit Nr. 28/09<br />
Kontaktezu Institutionen, Betrieben und Behördensind nurin Abstimmung mit demverantwortLichen Hochschullehreraufzunehmen.<br />
Die Verwertung der Ergebnisseder Diplomarbeit,einschließLich der PubLikationen, des Patentschutzes und der Einspeicherung sowie<br />
Verarbeitung in eLektronischen Systemen, setzt die vorherige Zustimmung des verantwortlichen Hochschullehrersvoraus.
Erkläru ng<br />
Ich versichere wahrheitsgemäß, die Masterarbeit selbstständig angefertigt, alle benutzten<br />
Hilfsmittel vollständig und genau angegeben und alles kenntlich gemacht zu haben, was aus<br />
Arbeiten anderer unverändert oder mit Abänderung entnommen wurde.<br />
Wolfen, den 11.01.2010
Danksagung<br />
Mein Dank gilt M.Eng. M.Sc. Sascha Dietrich und Dr.-Ing. Matthias Ebert für die Betreuung<br />
dieser Arbeit seitens des Fraunhofer CSP, die fachlichen Anregungen und die Diskussionsbe-<br />
reitschaft.<br />
Bei Prof.-Dr.-Ing. Carsten Klöhn möchte ich mich für die Übernahme der Betreuung dieser<br />
Arbeit seitens der Hochschule für Technik Wirtschaft und Kultur Leipzig und die fachliche<br />
Beratung zu den Problemstellungen bedanken.<br />
Herrn Dipl.-Wirt.-Ing. Stefan Schulze möchte ich für die Durchführung der TMA-Messungen<br />
und die fachlichen Hinweise in Bezug auf das Verhalten der Polymermaterialien danken.<br />
Für die Probenpräparation für das Rasterelektronenmikroskop danke ich Steffi Göller und für<br />
die Anfertigung der Aufnahmen am REM möchte ich mich bei Frau Dr. Martina Werner bedanken.<br />
Dipl.-Ing. Georg Lorenz danke ich für die Durchführung der Indentermessungen und<br />
M.Sc. Rico Meier für die Waferverbiegungsmessungen.<br />
Darüber hinaus möchte ich mich bei allen Kolleginnen und Kollegen des Fraunhofer-Center<br />
für Silizium-Photovoltaik und des Fraunhofer Instituts für Werkstoffmechanik für die gute<br />
Zusammenarbeit und angenehme Arbeitsatmosphäre bedanken.<br />
Besonderer Dank gilt meinen Eltern, die mich in vielfältiger Weise während dieser Arbeit und<br />
im gesamten Studium unterstützt und motiviert haben.<br />
V
Inhaltsverzeichnis<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
AUFGABENSTELLUNG.......................................................................................................II<br />
DANKSAGUNG ......................................................................................................................V<br />
INHALTSVERZEICHNIS ................................................................................................... VI<br />
ABKÜRZUNGEN/ FORMELZEICHEN ........................................................................... IX<br />
1 EINLEITUNG...................................................................................................................1<br />
2 STAND DER TECHNIK .................................................................................................4<br />
2.1 Photovoltaikmodule auf Basis kristalliner Solarzellen ........................................................................ 4<br />
2.1.1 Aufbau und Funktion von kristallinen Solarzellen............................................................................... 4<br />
2.1.2 Waferherstellung .................................................................................................................................. 5<br />
2.1.3 Solarzellenherstellung .......................................................................................................................... 6<br />
2.1.4 Rapid Thermal Processing (RTP)......................................................................................................... 8<br />
2.1.5 Solarmodulherstellung.......................................................................................................................... 9<br />
2.1.6 Zusammenfassung der Belastungen in der Modulfertigung............................................................... 10<br />
2.1.7 Belastungen im Betrieb ...................................................................................................................... 12<br />
2.2 Theorie von Spannungen in dünnen Schichten .................................................................................. 14<br />
2.3 Charakterisierung von dünnen Schichten ..........................................................................................16<br />
2.4 Untersuchungen der Zellverbiegung ................................................................................................... 17<br />
3 GRUNDLAGEN .............................................................................................................19<br />
3.1 Thermomechanische Grundlagen........................................................................................................ 19<br />
3.1.1 Grundgleichungen der linearen Thermoelastizität.............................................................................. 19<br />
3.1.2 Der thermische Ausdehnungskoeffizient............................................................................................ 20<br />
3.1.3 Plastizitätstheorie ............................................................................................................................... 23<br />
3.2 Materialien............................................................................................................................................. 29<br />
3.2.1 Silizium .............................................................................................................................................. 29<br />
3.2.2 Metallisierungspasten......................................................................................................................... 33<br />
3.2.3 Glas .................................................................................................................................................... 37<br />
3.2.4 Ethylen-Vinylacetat (EVA)................................................................................................................ 38<br />
3.2.5 Rückseitenfolienverbund.................................................................................................................... 39<br />
3.3 Messtechnik ........................................................................................................................................... 40<br />
3.3.1 Bestimmung des Elastizitätsmoduls aus Härtemessungen ................................................................. 40<br />
VI
Inhaltsverzeichnis<br />
3.3.2 Messung des thermischen Ausdehnungskoeffizienten ....................................................................... 43<br />
3.3.3 Messung der Waferverbiegung........................................................................................................... 45<br />
3.4 FEM-Submodelling............................................................................................................................... 46<br />
3.5 Versagensanalyse .................................................................................................................................. 48<br />
4 MESSUNGEN.................................................................................................................51<br />
4.1 Dickenbestimmung und Struktur der Metallisierungspaste ............................................................. 51<br />
4.2 Eindruckversuche ................................................................................................................................. 54<br />
4.2.1 Versuchsdurchführung ....................................................................................................................... 54<br />
4.2.2 Messergebnisse und Diskussion......................................................................................................... 56<br />
4.3 Messung des Temperaturausdehnungskoeffizienten ......................................................................... 59<br />
4.3.1 Versuchsdurchführung ....................................................................................................................... 59<br />
4.3.2 Messergebnisse und Diskussion......................................................................................................... 61<br />
4.4 Verformungsmessung ........................................................................................................................... 63<br />
4.4.1 Versuchsdurchführung ....................................................................................................................... 63<br />
4.4.2 Messergebnisse und Diskussion......................................................................................................... 64<br />
5 BERECHNUNGEN ZUM EINBRENNPROZESS .....................................................68<br />
5.1 FE-Modell für die Solarzelle ................................................................................................................ 68<br />
5.1.1 Allgemeine Angaben und Voraussetzungen....................................................................................... 68<br />
5.1.2 Aufbau des Modells der Solarzelle..................................................................................................... 70<br />
5.2 Verzweigungsproblematik.................................................................................................................... 71<br />
5.3 Einflüsse auf die Verformung .............................................................................................................. 76<br />
5.3.1 Kontaktfinger ..................................................................................................................................... 76<br />
5.3.2 Busbar ................................................................................................................................................ 79<br />
5.3.3 Parameter der Metallisierungspasten.................................................................................................. 80<br />
5.4 Zelldicke und Zellformat...................................................................................................................... 84<br />
5.5 Berechnungen mit dem Submodell...................................................................................................... 85<br />
5.6 Diskussion der Ergebnisse.................................................................................................................... 89<br />
6 FE-MODELL DER EINGEBETTETEN SOLARZELLE.........................................92<br />
6.1 Allgemeine Angaben und Methodik .................................................................................................... 92<br />
6.2 Globalmodell.......................................................................................................................................... 94<br />
6.3 Submodelle............................................................................................................................................. 96<br />
VII
Inhaltsverzeichnis<br />
7 SENSITIVITÄTEN ........................................................................................................97<br />
7.1 Mechanische Belastung......................................................................................................................... 98<br />
7.1.1 Zelldicke............................................................................................................................................. 98<br />
7.1.2 Polymerdicke.................................................................................................................................... 103<br />
7.2 Thermische Belastung......................................................................................................................... 106<br />
7.2.1 Referenzergebnis.............................................................................................................................. 106<br />
7.2.2 Zelldicke........................................................................................................................................... 112<br />
7.2.3 Polymerdicke.................................................................................................................................... 114<br />
7.3 Thermisch-Mechanische Belastung ................................................................................................... 117<br />
7.4 Diskussion ............................................................................................................................................ 121<br />
8 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK ..............................................................123<br />
9 LITERATURVERZEICHNIS ....................................................................................126<br />
10 ANLAGENVERZEICHNIS ........................................................................................132<br />
VIII
Abkürzungen/ Formelzeichen<br />
Abkürzung Bedeutung<br />
Abkürzungen/Formelzeichen<br />
PV Photovoltaik<br />
FE Finite Elemente<br />
EVA Ethylen-Vinylacetat<br />
PVF Polyvinylfluorid<br />
PET Polyethylenterephtalat<br />
PECVD Plasma enhanced chemical vapor deposition<br />
RTP Rapid Thermal Processing<br />
TCT Thermocycle-Test (Temperaturwechselprüfung)<br />
TMA Thermisch-Mechanische Analyse<br />
BB Busbar<br />
KF Kontaktfinger<br />
Si Silizium<br />
Al Aluminium<br />
Ag Silber<br />
Formelzeichen Bedeutung Einheit<br />
2<br />
A Fläche m<br />
V Volumen 3<br />
m<br />
L 0<br />
Bezugslänge m<br />
t Dicke m<br />
I Flächenträgheitsmoment 4<br />
m<br />
R Krümmungsradius m<br />
F Kraft N<br />
E Elastizitätsmodul MPa<br />
G Schubmodul MPa<br />
ν Querkontraktionszahl<br />
α Temperaturausdehnungskoeffizient −1<br />
K<br />
2<br />
EI Biegesteifigkeit N ⋅ m<br />
ρ Dichte 3<br />
kg m −<br />
⋅<br />
T Temperatur K<br />
IX
ε Dehnung/Verzerrung<br />
el { ε }<br />
Vektor der elastischen Dehnungen<br />
pl { ε }<br />
Vektor der plastischen Dehnungen<br />
th { ε }<br />
Vektor der thermischen Dehnungen<br />
Abkürzungen/Formelzeichen<br />
{ σ }<br />
Spannungsvektor MPa<br />
[ ]<br />
−1<br />
S Nachgiebigkeitsmatrix<br />
MPa<br />
[ C ]<br />
Elastizitätsmatrix MPa<br />
( { σ}<br />
)<br />
F Funktional der Spannungen<br />
κ Plastische Verformungsarbeit<br />
R Fließgrenze MPa<br />
e<br />
S Kontaktsteifigkeit N / m<br />
C Kontaktnachgiebigkeit m / N<br />
E Energie der Bandlücke eV<br />
B<br />
h Plancksches Wirkungsquantum J ⋅ s<br />
P Zuverlässigkeit, probability of survival<br />
S<br />
P Bruchwahrscheinlichkeit, probability of failure<br />
f<br />
X
1 Einleitung<br />
Einleitung<br />
Die Photovoltaik-Industrie wächst auch in Zeiten der Wirtschaftskrise weiter, denn die Unter-<br />
nehmen haben die wirtschaftlichen und ökologischen Chancen erkannt und engagieren sich in<br />
der Forschung und Entwicklung. Die Herausforderungen bestehen in der Kostenreduzierung,<br />
damit die Solarstromanlagen energiewirtschaftlich relevant werden. Von 1989 bis zum Jahr<br />
2004 konnten die Kosten für Solaranlagen bereits halbiert und Kosten für Module um den<br />
Faktor vier reduziert werden /1/. Die reinen Energieentstehungskosten für photovoltaisch erzeugten<br />
Strom liegen nach einer Studie der Zeitschrift Photon aus dem April 2007 für Süddeutschland<br />
bei 0,15 €/kWh /2/. In sonnenreichen Ländern, wie Spanien, können die Erzeugungskosten<br />
sogar mit denen neu gebauter Braunkohlekraftwerke mithalten, deren Kosten mit<br />
etwa 0,08 €/kWh angegeben werden /2/. Für die zurzeit dominierende Silizium-Wafer-<br />
Technologie liegen die Fertigungskapazitäten bereits unter dem weiter wachsenden Bedarf<br />
zur Herstellung von Silizium, weshalb höchste Leistungen pro eingesetztem Gramm Silizium<br />
gefragt sind. Es muss folglich der Wirkungsgrad erhöht oder die Herstellungskosten bei<br />
gleich bleibender Qualität gesenkt werden.<br />
Zur Wirkungsgradsteigerung gibt es verschiedene Konzepte die meist nur für kostenintensive<br />
monokristalline Wafer mit hohen Ansprüchen an die Materialqualität umgesetzt werden können.<br />
Hierzu gehört die Reduzierung von Abschattungsverlusten durch das Vergraben der<br />
Frontkontaktierung (Saturn-Solarzellen von BP-Solar) oder die vollständige Verlegung auf<br />
die Rückseite (A-300 von SunPower). Am Fraunhofer ISE wird der Rückseitenkontakt aus<br />
Aluminium nur punktuell hergestellt und ein großer Teil der Rückseite mit dielektrischen Siliziumverbindungen<br />
vergütet /3/. Der Si-Wafer macht mit Abstand den größten Teil der Kosten<br />
bei der Fertigung von Si-Solarzellen aus (50-60 %, /5/). Der einfachste Weg zur Kostenreduktion<br />
sind dünnere Wafer, die bei gleicher Fläche weniger Si benötigen. Die Standarddicke<br />
kristalliner Si-Wafer betrug lange Zeit 330 µm. Heute sind 180-200 µm üblich und 80-<br />
130 µm sind das Ziel /4/. Neben dem geringeren Materialverbrauch weisen Zellen mit Dicken<br />
unter 150 µm fast keine Photodegradation auf /5/. Dünne Wafer haben jedoch den Nachteil,<br />
dass sie sich aufgrund der unterschiedlichen thermischen Ausdehnung bei ganzflächiger Aluminiumbeschichtung<br />
der Rückseite stark verbiegen und somit größeren thermischen Spannungen<br />
ausgesetzt sind /6/. Die thermische Vorgeschichte der Zellen vor der weiteren Verarbeitung<br />
gewinnt somit an Bedeutung. Die Bruchkräfte nehmen ab und hängen stärker von der<br />
Kristallstruktur ab /5/. Hinzu kommt der Einsatz immer größerer Wafer-Formate. Der langjährige<br />
Standard (125 x 125 mm²) wurde bereits von 156 x 156 mm² abgelöst und ein neues<br />
Format (210 x 210 mm²) steht vor der Einführung /3/. Damit für die unterschiedlichen An-<br />
- 1 -
Einleitung<br />
wendungsbereiche geeignete Spannungen bzw. Leistungen bereitstellt werden können, müs-<br />
sen die einzelnen Solarzellen zu größeren Einheiten miteinander verschaltet werden. Durch<br />
die Verlötung werden ebenfalls thermische Belastungen erzeugt, die sich auf die Zuverlässig-<br />
keit auswirken. Die verschalteten Zellen (Strings) werden meist in transparentem Ethylenvi-<br />
nylacetat (EVA) eingebettet, frontseitig mit Glas und rückseitig mit einer Verbundfolie abge-<br />
deckt (vgl. Abb. 1, /7/). Im Vakuumlaminationsprozess erfolgt die Verbindung zwischen den<br />
Schichten. Gegebenenfalls wird das fertige Modul mit einem Rahmen versehen.<br />
Abb. 1: Laminieren von Solarmodulen mit kristallinen Solarzellen /7/<br />
Die Zertifizierung von Solarmodulen erfolgt nach den Normen IEC 61215 /8/ und IEC 61646<br />
/9/. Damit soll eine Lebensdauer von mehr als 20 Jahren gewährleistet werden. Für die struk-<br />
turmechanische Dimensionierung sind Belastungen durch Wind von 2400 Pa bzw. Schnee<br />
von 5400 Pa vorgeschrieben. Für ungerahmte Glas/Polymer/Glas-Module wurden bereits Fi-<br />
nite-Elemente-Modelle speziell für die Dünnschichttechnologie entwickelt /10/. Hier wurde<br />
eine hohe Schubsteifigkeit der Einbettungsfolie als günstig für die Gesamtfestigkeit ermittelt.<br />
Steife Folien wirken sich jedoch auf kristalline Solarzellen negativ aus, da sie durch die Deh-<br />
nungsübertragung vom Glas auf die Zellen erhöhte innere Spannungen hervorrufen.<br />
Ein Konzept, dass das Verhalten der Zellen im Modulverband korrekt abbildet, existiert nach<br />
Wissen des Autors noch <strong>nicht</strong>. Die vorliegende Arbeit soll dazu dienen, ein Modell mit Hilfe<br />
der Methode der Finiten Elemente zu entwickeln, dass Details der Solarzelle, wie die Metalli-<br />
sierungsschichten und die Kontaktbändchen berücksichtigt. Da für die Berechnungen eine<br />
Reihe von Materialkennwerten in Abhängigkeit von der Temperatur benötigt werden und die-<br />
se <strong>nicht</strong> immer im erforderlichen Umfang zur Verfügung stehen, werden im experimentellen<br />
Abschnitt dieser Arbeit Möglichkeiten zur Materialcharakterisierung vorgestellt. Dies betrifft<br />
in erster Linie die Metallisierungspaste und die Einbettungsfolie. Mit einem Finite-Element-<br />
Modell wird zunächst der Einbrennprozess als kritischer Prozessschritt in der Fertigung unter-<br />
sucht. Es soll die Zellverformung und damit die inneren Spannungen abgebildet werden. An<br />
diesem Zellmodell werden anschließend die Einflüsse der Kontaktfinger, der Busbars und die<br />
Eigenschaften der Metallisierungspaste untersucht, um letztendlich Aussagen über die Verän-<br />
- 2 -
Einleitung<br />
derung der Eigenspannungen treffen zu können, die aus der Verringerung der Zelldicke bzw.<br />
Vergrößerung des Zellformates resultieren. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse können Zu-<br />
verlässigkeitsaussagen mit Hilfe der probabilistischen Bruchmechanik getroffen werden. In<br />
diesem Zusammenhang wird ebenfalls die Anwendung der Submodelltechnik vorgestellt, die<br />
zur Untersuchung von Details unverzichtbar ist.<br />
Für einen laminierten String mit dem klassischen Glas/Polymer/Rückseitenfolie-Aufbau wird<br />
ein vereinfachtes Globalmodell entwickelt, auf dessen Grundlage die Verschiebungen berechnet<br />
werden, die durch den Laminierprozesses, den Thermocycle und eine mechanische Belastung<br />
entstehen. Die Belastungen werden zunächst unabhängig voneinander betrachtet und<br />
anschließend überlagert. Mit Submodellen werden z.B. die Bereiche um den Zellverbinder<br />
näher untersucht. Ein Ziel dieser Untersuchungen ist es zu zeigen wie die einzelnen Schichten<br />
im Laminat durch ihre unterschiedlichen Materialeigenschaften und unter äußerer Belastung<br />
zusammenwirken. Mit den Modellen werden wiederum Sensitivitätsstudien durchgeführt, die<br />
sich mit der Zelldicke und der Dicke der Polymerschicht sowie deren Steifigkeit beschäftigen.<br />
- 3 -
2 Stand der Technik<br />
2.1 Photovoltaikmodule auf Basis kristalliner Solarzellen<br />
2.1.1 Aufbau und Funktion von kristallinen Solarzellen<br />
- 4 -<br />
Stand der Technik<br />
Die Standard-Solarzelle besteht aus dem Halbleitermaterial Silizium (Si). Durch das gezielte<br />
Einbringen von Fremdatomen (Dotierung) kann die Leitfähigkeit verändert werden. Beim<br />
Einbau eines fünfwertigen Stoffes (z.B. Phosphor) in das Gitter der vierwertigen Si-Atome<br />
wird ein Elektron <strong>nicht</strong> zum Aufbau des Kristallgitters benötigt. Bereits eine geringe thermische<br />
Energie reicht aus um dieses Elektron von seinem Atomrumpf zu trennen, wodurch der<br />
Kristall ein zusätzliches frei bewegliches Elektron erhält. Der Kristall wird n-leitend. Erfolgt<br />
die Dotierung mit einem dreiwertigen Stoff (z.B. Bor), fehlt ein Elektron zur Absättigung der<br />
Bindung und es entsteht ein Loch. Die Löcher sind ebenfalls frei beweglich. Das Material ist<br />
p-leitend. Durch Zusammenfügen einer p- und n-Schicht entsteht der p-n-Übergang /11/.<br />
Abb. 2: a) Bänderschema; b) Aufbau einer Silizium-Solarzelle, Ag: Silberfrontkontakt,<br />
Al: Aluminiumkontakt auf der Waferrückseite /1/<br />
Die Stromerzeugung in der Solarzelle beruht auf dem inneren Photoeffekt, bei dem einfallende<br />
Photonen Elektronen aus dem Atomverband herauslösen. Das Photon muss die Mindest-<br />
energie h⋅ ν1<br />
mitbringen um ein Elektron aus dem Valenzband VB über die Bandlücke mit<br />
der Energie E (Si: E = 1, 12 eV<br />
, /1/) hinweg in das Leitungsband LB zu heben. Es entsteht<br />
B<br />
B<br />
ein Elektron-Loch-Paar. Photonen mit der Energie 2 B<br />
h⋅ ν > E regen Elektronen in Zustände<br />
oberhalb der Leitungsbandunterkante an. Diese geben solange über Stöße Energie ab bis sie<br />
die Leitungsbandunterkante erreicht haben. Der Energieüberschuss geht dabei in Form von<br />
Wärme verloren, die den theoretischen Wirkungsgrad der Solarzelle begrenzt. Der p-n-<br />
Übergang erzeugt ein elektrisches Feld (ε in Abb. 2b) in dem frei bewegliche Ladungsträger<br />
beschleunigt werden. Es findet eine Ladungstrennung statt und zwischen Emitter und Basis-<br />
Kontakt kann eine Spannung abgegriffen werden. Durch Anschluss eines Verbrauchers wird<br />
der Stromkreis geschlossen und eine Leistung P kann entnommen werden /1/.
2.1.2 Waferherstellung<br />
Stand der Technik<br />
Der Ausgangsstoff für den Wafer ist Quarzsand (SiO2), der zu Si reduziert wird. Dieses me-<br />
tallurgische Si wird in einem Folgeprozess gereinigt, wobei ein Verunreinigungsgrad < 10 -12<br />
Teilchen erreicht wird. Zur Herstellung von polykristallinem Si wird das geschmolzene und<br />
gereinigte „solar grade“ Si in einen Graphittiegel gegossen. Durch eine kontrollierte Abküh-<br />
lung erstarren die Kristallite im Block säulenförmig. Für die Herstellung von einkristallinem<br />
Si existieren zwei Verfahren. Im Czochralski-Verfahren werden Bruchstücke aus polykristal-<br />
linem Si unter Schutzgas bei TS = 1415 °C aufgeschmolzen. Ein einkristalliner Keim wird in<br />
die Schmelze getaucht und unter Zieh- und Drehbewegungen erfolgt das Wachstum von ein-<br />
kristallinen Stäben. Beim Zonenziehverfahren wird an einen poly-Si-Stab ein einkristalliner<br />
Keim angeschmolzen. Der poly-Si-Stab wird abschnittsweise durch eine Induktionsheizung<br />
aufgeschmolzen. Beim Abkühlen erfolgt ein einkristallines Wachstum. In Abb. 3 sind die<br />
Verfahren schematisch dargestellt. Die entstandenen Blöcke bzw. Stäbe werden senkrecht zu<br />
den Kristalliten durch Drahtsägen zu Wafern verarbeitet /12/.<br />
Abb. 3: Silizium-Wafer-Herstellung, a) Czochalski Verfahren; b) Zonenziehverfahren;<br />
c) Herstellung von poly-Si aus Blöcken; d) Waferherstellung durch Drahtsägen /12/<br />
- 5 -
2.1.3 Solarzellenherstellung<br />
Abb. 4: schematischer Ablauf der Solarzellenherstellung /6/, /12/<br />
Stand der Technik<br />
Der Ausgangspunkt für die Fertigung der Solarzelle sind p-dotierte Si-Wafer. Im ersten<br />
Schritt werden die Wafer gereinigt und die Sägekanten geätzt (Abb. 4b), so dass Bereiche mit<br />
Sägeschäden entfernt werden. Anschließend werden die Wafer in einem Ofen erwärmt, in den<br />
Phosphorgase (Phosphin PH bzw. Phosphoroxychlorid POCl3) eingeleitet werden, die zu<br />
Diphosphorpentoxid P2O5 reagieren. Bei hohen Temperaturen diffundiert Phosphor aus der<br />
Verbindung in die Scheibe und erzeugt damit den p-n-Übergang, der etwa<br />
1 µm unter der Oberfläche liegt (Abb. 4c). Da eine Dotierung allseitig erfolgt muss der p-n-<br />
Übergang von den Kanten und der Rückseite abgeätzt werden (Abb. 4d). Nach einem weite-<br />
ren Reinigungsschritt wird eine Antireflexionsschicht (ARC), üblicherweise Siliziumnitrid<br />
SiNx, im PECVD-Verfahren (plasma enhanced chemical vapor deposition) auf dem Silizium-<br />
Emitter abgeschieden (Abb. 4e). Die entstehende Schicht ist ca. 0,07 µm dick /15/. Im An-<br />
schluss wird auf die Rückseite des Wafers im Siebdruckverfahren eine Aluminiumpaste auf-<br />
gebracht (typisch: 6 bis 7 mg/cm², /6/, Abb. 4f). Da Aluminium <strong>nicht</strong> direkt lötbar ist, werden<br />
zusätzlich Streifen aus einer Silberpalladium Paste auf die Rückseite gedruckt und anschlie-<br />
- 6 -
Stand der Technik<br />
ßend wird die Paste getrocknet (Abb. 4g und h). Auf der Vorderseite werden für die Kontak-<br />
tierung im Regelfall zwei Streifen (Busbars, Breite ca. 2 mm, /15/) aus Silber aufgedruckt, auf<br />
denen später die Bändchen zum Verbinden der Zellen befestigt werden (Abb. 4i). Außerdem<br />
wird ein sehr dünnes Raster (Grid) aufgebracht, das einerseits den Lichteineinfall so wenig<br />
wie möglich behindern und andererseits einen geringen ohmschen Widerstand aufweisen soll<br />
/16/. Nach dem Drucken und Trocknen der Pasten folgt das Einbrennen der Kontaktierung um<br />
die gewünschten elektrischen Kontakteigenschaften zu erreichen. Dies erfolgt in einem RTP-<br />
Ofen bei ca. 800 °C. Der Front- und Rückseitenkontakt werden nahezu gleichzeitig bei der<br />
maximalen Einbrenntemperatur erzeugt („Kofeuern“, /18/). Im Ergebnis besteht die Rückseite<br />
der Zelle aus dem so genannten Back Surface Field (BSF, vernachlässigbare Dicke), einer<br />
dünnen Al-Si-Schicht von 2-5 µm und einer 30-60 µm dicken Matrix aus Aluminiumpaste<br />
(Füllvolumen 50-70 %, Abb. 4m /6/). Die Rasterlinien sind zwischen 50 und 100 µm breit mit<br />
einer Höhe von etwa 10 bis 20 µm /17/, /19/. Abb. 5 zeigt den schematischen Aufbau einer<br />
fertig prozessierten kommerziellen Solarzelle mit Kontaktgrid (H-Muster).<br />
Abb. 5: schematische Darstellung einer Solarzelle mit Richtwerten der Abmessungen, Foto Standardzelle<br />
mit Frontkontakt, (/15/, /17/, /19/)<br />
- 7 -
2.1.4 Rapid Thermal Processing (RTP)<br />
Stand der Technik<br />
Rapid Thermal Processing ist ein Überbegriff für die Bearbeitung von Wafern in einem Hoch-<br />
temperaturprozess, bei dem eine sehr rasche Aufheizung und Abkühlung erfolgt. Die in 2.1.3<br />
beschriebenen Schritte zur Erzeugung des p-n-Übergangs, der Rückseitenmetallisierung und<br />
der Kontaktierung werden in einem RTP-Ofen durchgeführt. Der RTP-Ofen ermöglicht hohe<br />
Heiz- und Kühlraten (bis zu 100 K/s Heizen, 50 K/s Kühlen, /21/) und bietet eine hohe Flexibilität<br />
in Bezug auf das Temperaturprogramm und die Gasatmosphäre. Er ist damit gut geeignet<br />
für Studien und zur Optimierung des Brennprozesses und der Kontaktherstellung. Mit<br />
dem RTP wird die Prozesszeit reduziert und die Wärmebilanz je Wafer verbessert. Es kann<br />
folglich ein hoher Durchsatz und geringere Kosten erreicht werden, womit sich der Ofen als<br />
Alternative zu infrarotbeheizten Bändern in der Industrie etabliert /17/.<br />
Abb. 6: a) schematische Darstellung eines RTP-Ofens /17/<br />
b) exemplarische Darstellung des Temperaturverlaufs beim Einbrennprozess /17/<br />
Der RTP-Ofen ist ein goldbeschichteter Reaktor mit wassergekühlten Wänden und beinhaltet<br />
eine Quarzkammer, die mit N2 und entweder O2 oder Formiergas gespült werden kann. Der<br />
Heizvorgang erfolgt durch die Absorption von Wärmestrahlung, die durch Wolfram-<br />
Halogenlampen erzeugt wird. Die Temperaturmessung erfolgt im Prozess mit einem Pyrometer<br />
/17/. Abb. 6a zeigt die schematische Darstellung eines RTP-Ofens und Abb. 6b den exemplarischen<br />
Ablauf des Einbrennprozesses. Dieser gliedert sich in vier Einzelschritte /17/:<br />
1. Spülen der Kammer mit der Gasatmosphäre, die in Phase 2 benötigt wird<br />
2. Ausbrennen der organischen Binder aus den Pasten zwischen 300 und 400 °C<br />
3. Einstellung der elektrischen Parameter beim Einbrennen bei etwa 800 °C<br />
4. Quarzkammer wird erneut geflutet und der Wafer durch Konvektion gekühlt<br />
- 8 -
2.1.5 Solarmodulherstellung<br />
Stand der Technik<br />
Die Leistung einer Solarzelle wird in Wattpeak (Wp) angegeben und unter Standardbedin-<br />
gungen (Spektrum AM1.5, Zelltemperatur: 25 °C, Intensität: 1000 W/m², /11/) gemessen. Bei<br />
diesen Bedingungen erzeugt eine 10x10 cm² Solarzelle etwa 3 A Solarstrom, wobei die nutz-<br />
bare Spannung etwa 0,5 V beträgt /20/. Die elektrische Spitzenleistung liegt damit bei 1,5 W.<br />
Um technisch nutzbare Leistungen zu erzielen werden die Solarzellen in Reihe geschaltet.<br />
Hierfür werden die Frontseitenkontakte einer Zelle mit den Rückseitenkontakten der nächsten<br />
Zelle mittels eines Kupferbändchens (Dicke: ca. 150 µm, /5/) verlötet. Die Anordnung wird<br />
als Zellstring bezeichnet.<br />
Abb. 7: Ablauf einer Solarmodulherstellung /23/<br />
Der Ablauf der Modulherstellung ist in Abb. 7 im Blockdiagramm dargestellt. Für die not-<br />
wendige mechanische Steifigkeit des Solarmoduls bei gleichzeitig hoher Transmission sorgt<br />
eine Scheibe aus eisenarmem gehärtetem Weißglas. Zu Beginn muss das Glas gereinigt wer-<br />
den. Auf das Glas kommt eine zugeschnittene Einbettungsfolie und mehrere Zellstrings werden<br />
nebeneinander auf der Folie positioniert. Anschließend werden die Querverbinder, die die<br />
einzelnen Stränge verbinden und zur Anschlussdose führen, positioniert und verlötet. Danach<br />
werden die Solarzellen mit einer weiteren Folie Einbettungsmaterial und entweder einem<br />
Rückseitenfolienverbund oder einer weiteren Glasscheibe bedeckt. Die Einbettungsfolie dient<br />
zum Schutz der Zellen gegen mechanische Beanspruchung, Witterungseinflüsse, Feuchtigkeit<br />
und der elektrischen Isolation. In der Regel wird Ethylenvinylacetat (EVA) verwendet. Der<br />
Rückseitenfolienverbund besteht aus zwei dünnen Polyvinylfluorid-Folien (PVF, Tedlar®)<br />
und einer dickeren Polyethylenterephtalat-Folie (PET). Dieser Verbund gewährleistet die<br />
elektrische Isolation nach hinten und ist gleichzeitig witterungsstabil /23/.<br />
Der nächste Produktionsschritt ist die Vakuumlamination bei ca. 150 °C. In diesem Schritt<br />
bildet sich aus der bis dahin milchigen EVA-Folie eine klare, dreidimensional vernetzte und<br />
- 9 -
Stand der Technik<br />
<strong>nicht</strong> mehr aufschmelzbare Kunststoffschicht, in der die Zellen eingebettet sind. Nach dem<br />
Laminieren wird die überstehende Folie entfernt, die Kanten versiegelt und die Anschlussdose<br />
auf die Rückseite geklebt und mit Freilaufdioden bestückt. Je nach Befestigungstechnik erhal-<br />
ten die Module noch einen Rahmen aus Aluminium oder sie werden als reine Laminate ver-<br />
kauft. Zum Abschluss erfolgt noch ein Hochspannungs- und Leistungstest sowie die Reinigung<br />
und Verpackung /23/. Abb. 8 zeigt das fertige Solarmodul im Querschnitt. Dieses besteht<br />
je nach Größe aus 8 bis über 50 Solarzellen und erreicht eine Leistung von 15 bis<br />
300 Wp /20/.<br />
Abb. 8: Querschnitt durch ein Silizium-Solarzellenmodul /20/<br />
2.1.6 Zusammenfassung der Belastungen in der Modulfertigung<br />
Im beschriebenen Herstellungsprozess der Solarzelle treten bereits eine Reihe von Vorbelastungen<br />
auf. Die bei der Erstarrung aus dem flüssigen Zustand entstehenden inneren Spannungen<br />
sind die erste Unbekannte. Allerdings wird durch gezielte Abkühlung ein möglichst spannungsarmer<br />
Zustand angestrebt, so dass innere Spannungen als vernachlässigbar klein angenommen<br />
werden. Hinzu kommen die durch den Sägeprozess entstehenden Belastungen. Hier<br />
soll davon ausgegangen, dass rein elastische Verformungen im Wafer auftreten und sich nur<br />
Oberflächen- und Kantendefekte durch den Prozess erhöhen, wodurch sich die Festigkeit verringert,<br />
der Eigenspannungszustand aber <strong>nicht</strong> verändert. Der reine Si-Wafer wird auf der<br />
Grundlage dieser Annahmen als spannungsfrei angesehen.<br />
Nicht zu vernachlässigende thermische Belastungen werden durch die Weiterverarbeitung des<br />
Wafers zur Solarzelle hervorgerufen. Die Ursache liegt in den zum Teil sehr großen Unterschieden<br />
in der thermischen Ausdehnung der Beschichtungsmaterialien im Vergleich zum<br />
Silizium. Im Besonderen betrifft dies das Einbrennen der Aluminiumrückseitenbeschichtung<br />
und das Aufbringen der Kontaktierung aus Silber. Weitere Belastungen wirken beim Trans-<br />
- 10 -
Stand der Technik<br />
port und innerhalb der Handlingstationen auf die Zellen. Diese wirken meist lokal und sind<br />
nur schwer zu quantifizieren, können sich jedoch in einer erhöhten Bruchrate äußern.<br />
Eine lokale thermische Beanspruchung erfolgt bei der elektrischen Verschaltung der einzel-<br />
nen Zellen mit Kupferbändchen in einem Lötprozess. Um die Belastungen so gering wie mög-<br />
lich zu halten, wird ein Weichlötprozess angewendet (Arbeitstemperatur < 450 °C, /24/). Am<br />
häufigsten werden Zinn-Blei-Weichlote mit Kupfer-, Silber- und Phosphorzusätzen verwen-<br />
det. In Abhängigkeit vom Lot wird die Lötstelle lokal auf Temperaturen zwischen 230 und<br />
300 °C erwärmt (/24/). Zur Verminderung der Temperaturdifferenz werden die Zellen zu-<br />
nächst vorgeheizt. Als übliche Temperatur werden z.B. 120 °C von Solarworld angegeben.<br />
Bei der anschließenden Einbettung der Zellstrings erfolgt eine Erwärmung auf Laminiertem-<br />
peratur (ca. 150 °C, /25/), wobei in diesem Schritt weitere Materialien (Glas, Einbettungsfo-<br />
lie) mit unterschiedlicher Ausdehnung hinzukommen.<br />
Abb. 9: „Lastenreihenfolge“ für die Bestimmung des Eigenspannungszustands der Solarzellen im Modul<br />
Aus diesen Abläufen folgt die in Abb. 9 dargestellte „Lastreihenfolge“ aus der sich die Be-<br />
rechnungsschritte zur Bestimmung des Eigenspannungszustandes der Solarzellen im Solar-<br />
modul ergeben. Hierin werden aufgrund der geringen Dicke der Zelle Temperaturänderungen,<br />
die die ganze Zelle betreffen als homogen angesehen, so dass die gesamte Zelle eine einheitliche<br />
Temperatur aufweist. Für das gesamte Modul soll angenommen werden, dass Anfangsund<br />
Endzustand eine homogene Temperaturverteilung besitzen, so dass auf die Berechnung<br />
des Temperaturverlaufs verzichtet werden kann. Diese Vereinfachung ist für das gesamte<br />
Modul nur eine Näherung, da in /25/ gezeigt wurde, dass während der Haltephase des Laminierprozesses<br />
ein Temperaturgradient von 5 bis 9 K im Laminat vorhanden sein kann. Ebenso<br />
sollen zeitabhängige Vorgänge bei der Prozessierung vernachlässigt werden.<br />
Aus dieser Vielzahl von Einschränkungen ist bereits zu erkennen, dass im Rahmen der vorliegenden<br />
Arbeit <strong>nicht</strong> jeder Prozessschritt bis ins Detail abgebildet werden kann. Hierzu ist eine<br />
Prozesssimulation notwendig, die sich mit der Auswirkung von Parameteränderungen befasst,<br />
- 11 -
Stand der Technik<br />
sowie Experimente zum Abgleich von Materialmodellen und zur Ermittlung der Materialpa-<br />
rameter. Ein konkreter Ablauf, mit den Prozessparametern, kann wie folgt aufgestellt werden<br />
(vgl. Abb. 9):<br />
1. Abkühlen des Wafers mit der Al-Schicht auf Raumtemperatur von der Eutekti-<br />
kumstemperatur des AlSi (577 °C) als dehnungsfreie Temperatur<br />
2. Abkühlen der Zelle auf Raumtemperatur<br />
3. Vorwärmen der Zellen auf 120 °C<br />
4. Verlötung der Zellen bei 280 °C, (Referenztemperatur des Kupfers)<br />
o Berechnung des Temperaturfeld durch den Lötprozess<br />
o Berechnung der Spannungen durch den Prozess<br />
5. Abkühlen des Zellstrings auf Raumtemperatur<br />
6. Erwärmung des Zellstrings auf Laminiertemperatur (150 °C)<br />
7. Abkühlen des gesamten Moduls auf Raumtemperatur<br />
In dieser Arbeit beschränken sich die Untersuchungen auf den Einbrennprozess, in dem die<br />
größte Temperaturänderung auftritt, und den Laminierprozess in einer vereinfachten Form.<br />
2.1.7 Belastungen im Betrieb<br />
Die Anforderungen für die Zertifizierung von Photovoltaikmodulen mit Zellen aus kristalli-<br />
nem Silizium sind in IEC 61215 festlegt. Für die mechanische Prüfung schreibt die Norm eine<br />
Last von 2400 Pa vor, die sowohl auf die Vorderseite (Winddruck) als auch auf die Rückseite<br />
(Windsog) des Moduls aufgebracht werden muss. Das entspricht einer Windgeschwindigkeit<br />
von 130 km/h mit einem Sicherheitsfaktor von 3 für böige Winde. Die Last soll flächig auf-<br />
gebracht werden und wird für 1h aufrechterhalten. Der Vorgang muss dreimal für Windsog<br />
und -druck wiederholt werden. Um nachzuweisen, dass ein Modul größeren Schnee- und Eis-<br />
ablagerungen standhalten kann, muss die aufgebrachte Druckbelastung auf 5400 Pa erhöht<br />
werden. Das Modul ist für die Prüfung nach den Herstellervorgaben an einem starren Aufbau<br />
zu befestigen. Wenn mehrere Befestigungsverfahren möglich sind, so ist die ungünstigste<br />
Anordnung mit dem größten Abstand zwischen den Befestigungsstellen zu verwenden /8/.<br />
Des Weiteren sieht die Norm eine Temperaturwechselprüfung vor. Hiermit soll sichergestellt<br />
werden, dass das Modul Beanspruchungen durch thermische Fehlanpassung, Materialermü-<br />
dung und anderen Belastungen, die durch wiederholte Temperaturänderungen hervorgerufen<br />
werden, standhalten kann. Die Durchführung dieser Prüfung erfolgt in einer Klimakammer<br />
mit automatischer Temperaturregelung und Luftumwälzung. Entsprechend dem Profil in Abb.<br />
10 ist das Modul Temperaturwechseln zwischen ( - 40 ± 2 ) °C und ( )<br />
- 12 -<br />
+ 85 ± 2 °C auszusetzen.
Stand der Technik<br />
Die Änderungsgeschwindigkeit soll dabei kleiner als 100 °C/h sein und die Temperatur an<br />
den Grenzwerten für mindestens 10 min konstant gehalten werden. Die Gesamtzyklusdauer<br />
darf <strong>nicht</strong> größer als 6 Stunden sein, sofern die Größe der Wärmekapazität des Moduls keine<br />
längere Zykluszeit erforderlich macht. Der Zyklus ist 50 Mal zu wiederholen. Während der<br />
gesamten Messung ist der Stromfluss zu überwachen und die Temperatur aufzuzeichnen /26/.<br />
Abb. 10: Schema Temperaturwechselprüfung nach IEC 61215 /26/<br />
Die Norm versucht durch die vorgeschlagenen Tests Worst-Case-Szenarien zu erfassen, so<br />
dass auf die Zuverlässigkeit über einen langen Zeitraum geschlossen werden kann. Allerdings<br />
ist damit <strong>nicht</strong> ausgeschlossen, dass <strong>nicht</strong> weitere Lastszenarien existieren, die tatsächliche<br />
Gegebenheiten besser abbilden. So ist z.B. die Erwärmung der Zellen im Betrieb auf etwa 45<br />
bis 50 °C bei einer Umgebungstemperatur von 20 °C (/27/) <strong>nicht</strong> erfasst. Die Auswirkungen<br />
einer solchen Belastung können mit einem Berechnungsmodell untersucht werden.<br />
- 13 -
2.2 Theorie von Spannungen in dünnen Schichten<br />
- 14 -<br />
Stand der Technik<br />
Die Messung der Verformung von beschichteten Substraten wird in der Mikroelektronik sehr<br />
häufig zur Bestimmung von Eigenspannungen angewendet /28/. Wenn Substrate beschichtet<br />
sind, entstehen bei einer Temperaturänderung, aufgrund von unterschiedlicher thermischer<br />
Ausdehnung, Spannungen, die zu einer Verbiegung führen. Durch Messung der Änderung der<br />
Krümmung kann auf die Spannung in der Schicht geschlossen werden. Für einen balkenförmigen<br />
Probekörper lautet die Beziehung, die auf G.G. Stoney zurückgeht /29/:<br />
2<br />
ES<br />
⋅t<br />
S 1<br />
(2-1)<br />
σ f = − ⋅<br />
6⋅<br />
t R<br />
f<br />
σ - Normalspannung in der Schicht<br />
f<br />
E - Elastizitätsmodul des Substrates<br />
S<br />
t S , t - Dicke des Substrates bzw. der Schicht<br />
f<br />
R - Krümmungsradius<br />
Neben kleinen Verformungen und linear elastischem Verhalten des Substrates wird für die<br />
Schicht angenommen, dass die Spannung konstant über die Dicke ist. Diese Bedingung ist<br />
umso exakter erfüllt je dünner die Schicht im Vergleich zum Substrat ist und wird auch bei<br />
plastischer Deformation in der Beschichtung erfüllt. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass<br />
für die Berechnung keine Kenntnis der mechanischen Eigenschaften der Schicht notwendig<br />
sind /28/. Dabei setzt sich die Spannung in der Schicht zusammen aus eingeprägten Spannungen<br />
und den thermischen Spannungen aufgrund von unterschiedlicher thermischer Ausdehnung<br />
/30/:<br />
σ = σ + σ<br />
(2-2)<br />
f<br />
th<br />
i<br />
Bei dünnen Schichten steht im linear-elastischen Bereich folgende Näherungsgleichung zur<br />
Berechnung der thermischen Spannung in der Schicht zur Verfügung /32/:<br />
th<br />
σ = E α −α<br />
⋅ T − T<br />
(2-3)<br />
f<br />
f<br />
( ) ( )<br />
S<br />
f<br />
ref<br />
T - aktuelle Temperatur<br />
T - Referenztemperatur<br />
ref<br />
E - Elastizitätsmodul der Schicht<br />
f<br />
α S, α - Temperaturausdehnungskoeffizient des Substrates bzw. der Schicht<br />
f<br />
Eine Übertragung der Gleichung (2-1) und (2-3) auf kreisrunde Wafer ist durch Ersetzen des<br />
E /1 ( )<br />
E-Moduls durch den „biaxialen“ Modul<br />
i<br />
Ei - i<br />
ν möglich /33/. Wenn Probekörper einer
Stand der Technik<br />
Temperaturänderung unterworfen werden und davon ausgegangen wird, dass sich die inneren<br />
Spannungen σ i <strong>nicht</strong> ändern, gilt folgender Zusammenhang:<br />
Δσ<br />
Δσ<br />
f<br />
f<br />
=<br />
=<br />
th<br />
th<br />
( σ f ( T1<br />
) + σ i ) − σ f ( T0<br />
)<br />
th<br />
th<br />
σ ( T ) −σ<br />
( T ) = Δσ<br />
f<br />
1<br />
2<br />
ES<br />
⋅t<br />
S ⎛ 1 1 ⎞<br />
− ⋅ = E f ⋅<br />
6 t ⎜ −<br />
f R R ⎟<br />
⋅ ⎝ 0 ⎠<br />
2<br />
ES<br />
⋅ t S<br />
− ⋅ Δκ<br />
= E f<br />
6 ⋅ t<br />
⋅ S α f<br />
f<br />
f<br />
( + σ )<br />
0<br />
th<br />
f<br />
( α −α<br />
) ⋅ ( T − T )<br />
( α − ) ⋅ ΔT<br />
S<br />
i<br />
f<br />
1<br />
0<br />
(2-4)<br />
Stehen Probekörper mit zwei bekannten Substraten zur Verfügung kann Gleichung (2-4) für<br />
jeden Probekörper aufgestellt werden und man erhält zwei Gleichungen für die unbekannten<br />
elastischen Größen der Schicht. Unter Beachtung der Voraussetzungen können folgende all-<br />
gemeine Beziehungen gefunden werden:<br />
α<br />
E<br />
f<br />
f<br />
mit<br />
=<br />
C ⋅α<br />
S 2 ⋅ ΔT2<br />
−α<br />
S1<br />
= −<br />
6 ⋅t<br />
⋅ ΔT<br />
C ⋅ ΔT<br />
− ΔT<br />
f 2<br />
E<br />
C =<br />
E<br />
S1<br />
S 2<br />
⋅t<br />
⋅t<br />
2<br />
2<br />
ES<br />
2 ⋅t<br />
S 2<br />
⋅ ΔR<br />
⋅ Δ<br />
2<br />
2<br />
S1<br />
2<br />
S 2<br />
t<br />
⋅<br />
t<br />
1<br />
1<br />
( C ⋅ ΔT2<br />
− ΔT1<br />
)<br />
T ⋅ ΔT<br />
( α −α<br />
)<br />
1<br />
f 2<br />
f 1<br />
2<br />
ΔR<br />
⋅<br />
ΔR<br />
2<br />
1<br />
S1<br />
S 2<br />
(2-5)<br />
(2-6)<br />
Der Index steht für die jeweilige Messung und das zugehörige Substrat. Bei der Anwendung<br />
der Gleichung von Stoney auf dicke Schichten nimmt der Fehler sehr schnell zu und die be-<br />
rechnete Spannung ist nur noch ein Mittelwert für die betrachtete Schicht. In Anlage A1 wird<br />
die Genauigkeit der beiden Approximationsgleichungen im Vergleich zu einer exakten Lö-<br />
sung dargestellt. Für genaue Ergebnisse mit einem Fehler < 1 % sollte das Dickenverhältnis<br />
t / kleiner als 0,<br />
01 sein.<br />
f tS<br />
- 15 -
2.3 Charakterisierung von dünnen Schichten<br />
Stand der Technik<br />
Umfangreiche Untersuchungen von mechanischen Spannungen in Aluminiumschichten als<br />
Funktion der Temperatur haben Gardner und Flinn (/31/, /32/, /33/) durchgeführt. Die Schich-<br />
ten wurden auf Siliziumsubstraten durch Gasphasenabscheidung und Sputtern hergestellt.<br />
Eine Spannung in der Schicht wird auf die Ausbildung einer Verformung durch die unter-<br />
schiedliche thermische Ausdehnung zwischen Schicht und Siliziumsubstrat zurückgeführt, die<br />
mit einer Laserabtasteinrichtung bestimmt wird /32/. Die gemessenen Spannungs-Temperatur-<br />
Diagramme sind vergleichbar mit Spannungs-Dehnungs-Diagrammen /32/.<br />
Zwei Spannungstypen werden für dünne Schichten beschrieben: eingeprägte Spannungen und<br />
Temperaturspannungen. Die eingeprägten Spannungen entstehen beim Aufbau der Beschich-<br />
tung und können aus Defekten oder Unterschieden in der Gitterstruktur von Beschichtung und<br />
Substrat entstehen. Temperaturspannungen entstehen aufgrund der unterschiedlichen thermischen<br />
Ausdehnung der Komponenten, wenn eine Temperaturänderung auftritt. Wegen der<br />
großen Differenz der thermischen Ausdehnungskoeffizienten von Aluminium und Silizium ist<br />
eine Verformung kaum zu vermeiden. Durch die niedrige Festigkeit des Aluminiums und den<br />
niedrigen Schmelzpunkt wird die Fließgrenze sehr leicht überschritten. Dies stellt einen Vorteil<br />
dar, da Spannungen die eine Delamination zur Folge haben durch plastische Deformationen<br />
abgebaut werden können (Relaxation) /31/. Während die elastische Komponente des<br />
Schichtsystems noch gut beschrieben werden kann ist die gemessene Spannung bei plastischer<br />
Deformation schwieriger zu modellieren. Aus den durchgeführten Messungen wurden<br />
von Gardner und Flinn 8 Bereiche im Spannungs-Temperatur-Diagramm identifiziert (vgl.<br />
Abb. 11):<br />
1. elastischer Bereich<br />
2. Rekristallisation und<br />
Kornwachstum<br />
3. Elastisch/Plastischer<br />
Übergang<br />
4. Druckfließgrenze<br />
5. elastischer Bereich der<br />
Abkühlung<br />
6. Zugfließgrenze<br />
7. Verfestigung<br />
8. Legierungsbildung durch Abb. 11: Regionen in der Spannungs-Temperatur-Kurve /33/<br />
Festkörperreaktionen<br />
- 16 -
2.4 Untersuchungen der Zellverbiegung<br />
Stand der Technik<br />
In Bezug auf diese Arbeit ist die Problematik der thermischen Ausdehnung bei der Herstellung<br />
der Solarzellen von Bedeutung. Durch die großen Unterschiede in der thermischen Ausdehnung<br />
der eingebrannten Al-Paste gegenüber dem Si-Grundkörper kommt es zur Verbiegung<br />
des Wafers während der Abkühlung. Die Verbiegung beginnt nach der Erstarrung des<br />
Al-Si-Eutektikums, da ab diesem Punkt ein Widerstand gegen eine unterschiedliche Dehnung<br />
der Schichten auftritt. Das Verständnis der mechanischen Vorgänge bei der Waferprozessierung<br />
wird vor allem durch die Verringerung der Dicke immer bedeutsamer, welche eine größere<br />
Verbiegung zur Folge hat. Zur mechanischen Beschreibung wird in /6/ als Näherung ein<br />
Bimetallbalkenmodell vorgeschlagen. Hierin wird als Referenzpunkt, an dem die Temperaturdehnung<br />
Null ist, die Eutektikumstemperatur von 577 °C angenommen. Die Schichten sind<br />
fest miteinander verbunden, so dass keine Relativbewegung möglich ist. Hieraus ergeben sich<br />
drei Wege auf denen das System reagieren kann:<br />
• Kompression des Si-Wafers<br />
• Verbiegung des Wafers<br />
• Elastische und plastische Deformation der Al-Si-Schicht und der Al-Matrix<br />
Die Verformung δ , als Differenz zwischen der Mitte und dem Rand, eines Bimetallbalkens<br />
aus Aluminium und Silizium, aufgrund einer Temperaturänderung Δ T kann berechnet werden<br />
gemäß /44/:<br />
δ =<br />
4 ⋅ d<br />
2<br />
Al<br />
⎛<br />
⎜ d<br />
4 + 6<br />
⎜ d<br />
⎝<br />
( α − ) ⋅ ΔT<br />
⋅ ( d + d )<br />
2<br />
3⋅ L α<br />
Si<br />
Al<br />
Al<br />
⎛ d<br />
+ 4<br />
⎜<br />
⎝ d<br />
δ - Waferverbiegung<br />
Si<br />
Al<br />
Si<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
E<br />
+<br />
E<br />
L - Kantenlänge der Solarzelle<br />
2<br />
Si<br />
Al<br />
Al<br />
⎛ d<br />
⎜<br />
⎝ d<br />
Si<br />
Al<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
Si<br />
3<br />
E<br />
+<br />
E<br />
α - Lineare Temperaturausdehnungskoeffizient<br />
x<br />
d - Schichtdicke<br />
x<br />
E - E-Modul<br />
x<br />
Al<br />
Si<br />
d<br />
d<br />
Al<br />
Si<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎟<br />
⎠<br />
(2-7)<br />
Diese Gleichung setzt die Biegung in nur einer Richtung voraus, was aufgrund der Plattenge-<br />
ometrie mit gleich langen Seiten bereits eine deutliche Vereinfachung ist. Weiterhin wurde in<br />
/6/ nachgewiesen, dass diese Formel nur unter Verwendung einer sehr weichen Al-Si-Matrix<br />
mit gemessenen Werten übereinstimmt. Die Erklärung für diese Diskrepanz ist die Über-<br />
schreitung der Fließgrenze des Al-Si bereits kurz nach Beginn der Erstarrung. Die folgende<br />
Deformation ist plastisch und die Spannung im Rückseitenkontakt begrenzt durch die Fließ-<br />
- 17 -
Stand der Technik<br />
spannung σ F , die sich mit abnehmender Temperatur etwas erhöht. Auf der Grundlage dieser<br />
Erkenntnisse wurde Gleichung (2-7) modifiziert /6/:<br />
3 2 d<br />
δ = ⋅ L ⋅<br />
4 d<br />
Al , F , eff<br />
Al<br />
2<br />
Si<br />
σ<br />
Al,<br />
F , eff<br />
E<br />
Si<br />
σ - effektive Fließspannung der Al-Si-Matrix<br />
(2-8)<br />
Mit dieser Gleichung konnten, mit σ Al , F , eff als Parameter, experimentelle Ergebnisse nach-<br />
vollzogen werden, wobei der ermittelte Wert σ = 15 MPa zwischen 10 und 20 % unter<br />
Al,<br />
F , eff<br />
den Literaturwerten von kompaktem Al-Si liegt. Der Unterschied wird begründet durch eine<br />
unvollständige Volumenfüllung (50 bis 70 %) und die Tatsache, dass die Teilchenverbindun-<br />
gen der schwächste Teil in der Struktur sind. Mit diesem Verfahren ist es möglich die Wafer-<br />
verbiegung zu beschreiben, eine genaue Aussage zu den im Wafer auftretenden Spannungen<br />
ist jedoch <strong>nicht</strong> möglich.<br />
Abb. 12: schematisches Spannungs-Dehnungsdiagramm des Rückseitenkontakts nach dem Einbrennen<br />
mit Darstellung der Eliminierungsprozedur<br />
Als Anwendung der Ergebnisse wurde ein Weg zur Reduzierung bzw. Eliminierung der Wa-<br />
ferverbiegung, wie in Abb. 12 schematisch dargestellt, aufgezeigt. Dieser beruht auf einer<br />
Abkühlung des Wafers unter Raumtemperatur. Beim normalen Abkühlvorgang besitzt die<br />
Paste bei Raumtemperatur eine Gesamtdehnung von 1,1 %, wobei eine plastische Deformati-<br />
on von 0,6 % vorhanden ist. Der verbleibende Anteil ist eine elastische Dehnung aufgrund der<br />
Verbiegung. Durch eine Unterkühlung vergrößert sich die plastische Deformation der Paste,<br />
während die Spannungen und damit die Verbiegung nahezu identisch bleiben. Bei einer be-<br />
stimmten Temperatur (im Beispiel -50 °C) wird ein Zuwachs der plastischen Dehnung, der so<br />
groß wie der Anteil der elastischen Dehnung bei Raumtemperatur ist, erreicht. Bei der Wie-<br />
dererwärmung auf Raumtemperatur expandiert die Al-Matrix stärker als der Si-Wafer und die<br />
elastische Dehnung wird durch die zusätzliche plastische Dehnung kompensiert, so dass die<br />
resultierende Spannung zu Null wird.<br />
- 18 -
3 Grundlagen<br />
3.1 Thermomechanische Grundlagen<br />
- 19 -<br />
Grundlagen<br />
Für die vorliegende Arbeit sind die Thermoelastizität in Zusammenhang mit den durch die<br />
Temperaturänderungen hervorgerufenen Dehnungen und den zugehörigen Spannungen von<br />
Bedeutung. Die Schlüsselkomponente zur Beschreibung der Temperaturdehnungen in der<br />
linearen Thermoelastizität ist der Temperaturausdehnungskoeffizient. Es soll gezeigt werden,<br />
dass bei der Anwendung von temperaturabhängigen Werten auf die Definitionstemperatur<br />
und die richtige Wahl der Referenztemperatur zu achten ist. Um die wegabhängigen Effekte<br />
bei der Abkühlung des Wafers abzubilden, die durch eine bleibende Deformation der Metallisierungspaste<br />
erklärt werden können, wird die Anwendung der Plastizitätstheorie vorgestellt.<br />
3.1.1 Grundgleichungen der linearen Thermoelastizität<br />
In der klassischen linearen Elastizitätstheorie setzen sich die Komponenten des Dehnungsvek-<br />
el<br />
tors aus den elastischen Dehnungen { ε } , die durch mechanische Spannungen erzeugt wer-<br />
th<br />
den, und Temperaturdehnungen { ε } , die durch eine Temperaturänderung ΔT<br />
hervorgerufen<br />
werden zusammen /34/:<br />
el th<br />
{ ε} { ε } { ε }<br />
= + (3-1)<br />
T<br />
{} { ε x ε y ε z γ xy γ yz γ xz<br />
ε = } - Gesamtdehnungsvektor<br />
el { ε }<br />
- Vektor der elastischen Dehnungen<br />
th { ε }<br />
- Vektor der Temperaturdehnungen<br />
Im dreidimensionalen Fall lautet der Vektor der Temperaturdehnungen /35/:<br />
{ } { 0 0 0} ( )<br />
T<br />
th se se se<br />
ε = αxαyαz ⋅ T − Tref<br />
se<br />
α - linearer Temperaturausdehnungskoeffizient in Richtung i<br />
i<br />
T - aktuelle Temperatur<br />
T - Referenztemperatur für die die Temperaturdehnung Null ist<br />
ref<br />
Für die elastischen Dehnungen gilt das Hooke’sche Gesetz:<br />
el { ε } [ S]{<br />
σ }<br />
[ S ]<br />
(3-2)<br />
= (3-3)<br />
{ } { } T<br />
σ = σ σ σ σ σ σ<br />
x y z xy yz xz<br />
- Nachgiebigkeitsmatrix<br />
- Spannungsvektor
- 20 -<br />
Grundlagen<br />
Die Nachgiebigkeitsmatrix [ S ] ist die zur Elastizitätsmatrix [ D ] inverse Matrix und beinhal-<br />
tet die bekannten Werkstoffkenngrößen Elastizitätsmodul E , Querkontraktionszahl ν und<br />
Schubmodul G indiziert für die jeweiligen Richtungen und Ebenen. Sie lautet für ein or-<br />
thotropes Material /35/:<br />
[ S]<br />
⎡ 1/E x −νxy /E x −νxz<br />
/Ex<br />
0 0 0 ⎤<br />
⎢<br />
ν yx /E y 1/E y ν yz /Ey<br />
0 0 0<br />
⎥<br />
⎢<br />
− −<br />
⎥<br />
⎢−νzx /E z −νzy<br />
/E z 1/Ez 0 0 0 ⎥<br />
= ⎢ ⎥<br />
⎢ 0 0 0 1/Gxy 0 0 ⎥<br />
⎢ 0 0 0 0 1/Gyz 0 ⎥<br />
⎢ ⎥<br />
⎢⎣ 0 0 0 0 0 1/Gxz⎥⎦<br />
(3-4)<br />
Nach Umformung von (3-3) und unter Berücksichtigung von [ ] [ ] 1<br />
D S −<br />
= , (3-1) und (3-2) ,<br />
folgt die Beziehung zur Spannungsberechnung:<br />
( ) [ ] {} { 0 0 0} ( )<br />
T<br />
th se se se<br />
x y z ref<br />
{ } [ ] {} { }<br />
( )<br />
σ = D ε − ε = D ε − α α α<br />
⋅ T −T<br />
(3-5)<br />
Für ein isotropes Material reduzieren sich die unabhängigen Werkstoffeigenschaften auf drei<br />
unabhängige Konstanten. Unter Verwendung der Einsteinschen Summenkonvention, nach der<br />
über gleich lautende Indizes zu summieren ist und die Einsteinsche Rangkonvention, nach der<br />
die Indizes von 1 = x bis 3 = z laufen, können die Komponenten des Spannungstensors wie<br />
folgt ausgerückt werden /36/:<br />
E E⋅ν E se<br />
σ = ε +<br />
ε ⋅δ − α ⋅ΔT⋅<br />
δ<br />
( 1+ ν) ( 1+ ν)( 1−2ν) ( 1−2ν) ij ij kk ij ij<br />
Für die Komponente σ xx lautet die Beziehung explizit:<br />
( 1+ ν)( 1−2ν) se<br />
( ( − ) + ( + ) − ⋅Δ ( + ) )<br />
E<br />
σ xx = εxx 1 ν ν εyy εzz α T 1 ν<br />
3.1.2 Der thermische Ausdehnungskoeffizient<br />
(3-6)<br />
(3-7)<br />
Mit steigender Temperatur nimmt die Schwingungsweite der Atome um ihre Gleichgewichts-<br />
position zu und führt zu größeren zwischenatomaren Abständen. Dies hat eine Zunahme der<br />
geometrischen Abmessungen eines Werkstoffes zur Folge. Der thermische Ausdehnungskoef-<br />
fizient bzw. Temperaturausdehnungskoeffizient α beschreibt die relative Längenänderung<br />
1<br />
eines Körpers bei einer Temperaturänderung von 1 K . Die Angabe erfolgt in K . Die Größe<br />
−<br />
des Ausdehnungskoeffizienten hängt von der Stärke der zwischenatomaren Bindungen ab. In<br />
Materialien mit starken Bindungen wächst der Abstand zwischen den Atomen infolge der mit
- 21 -<br />
Grundlagen<br />
der Temperatur zunehmenden Schwingungsweite nur langsam, ihr Ausdehnungskoeffizient ist<br />
klein. Die meisten keramischen Materialien besitzen auf Grund ihrer starken ionischen oder<br />
kovalenten Bindungen verglichen mit Metallen sehr kleine Ausdehnungskoeffizienten. In<br />
einigen Gläsern wie Quarzglas trägt die kleine Packungsdichte der Atome dazu bei, dass sich<br />
ihre Abmessungen durch Zufuhr thermischer Energie nur geringfügig ändern. In Polymeren<br />
bestehen starke kovalente Bindungen längs der Kettenmoleküle, während die sekundären<br />
Bindungen (Nebenvalenzbindungen) zwischen den Ketten dagegen schwach sind. Dies führt<br />
zu vergleichsweise großen Ausdehnungskoeffizienten. Bei Vorhandensein starker Quervernetzung<br />
sind die Ausdehnungskoeffizienten deutlich kleiner als in linearen Polymeren, wie<br />
Polyethylen /39/.<br />
Der Ausdehnungskoeffizient hängt von der Temperatur ab. Die Angabe von konstanten Werten<br />
ist folglich beschränkt auf begrenzte Temperaturbereiche. Als Grundlage zur Bestimmung<br />
des Ausdehnungskoeffizienten dienen DIN 51045 für allgemeine Werkstoffe und DIN 53752<br />
für Kunststoffe. Diese Normen beschreiben die Ermittlung eines differentiellen oder mittleren<br />
Ausdehnungskoeffizienten (vgl. Abschnitt 3.3.2).<br />
se LT<br />
− L0<br />
1 ΔL<br />
(3-8)<br />
α ( T0<br />
, T ) = = ⋅<br />
L T − T L Δ<br />
in 1 dL<br />
α ( T ) = ⋅<br />
L dT<br />
( T , T )<br />
0<br />
0<br />
( ) T<br />
0<br />
0<br />
se<br />
α - mittlerer linearer Ausdehnungskoeffizient<br />
0<br />
in<br />
α ( T ) - differentieller Ausdehnungskoeffizient<br />
T - Bezugstemperatur, im Regelfall 20 °C<br />
0<br />
T - Messtemperatur<br />
L - Prüfkörperlänge bei T in Millimeter<br />
0<br />
L - Prüfkörperlänge bei T in Millimeter<br />
T<br />
Δ L - Längenänderung des Prüfkörpers bei Temperaturänderung<br />
0<br />
0<br />
(3-9)<br />
in<br />
Der differentielle thermische Ausdehnungskoeffizient α ( T ) wird als Anstieg der Tangente<br />
an eine Messkurve ΔL<br />
/ ΔL<br />
bestimmt, während der lineare Ausdehnungskoeffizient<br />
0<br />
se<br />
α ( T , T ) als Sekante zwischen Bezugstemperatur und Messtemperatur ermittelt wird. Beide<br />
0<br />
Ausdehnungskoeffizienten führen bei der richtigen Anwendung zum selben Ergebnis bei der<br />
Berechnung einer Längenänderung. Der lineare Ausdehnungskoeffizient ist am einfachsten<br />
anzuwenden. Für eine gegebene Länge bei kann die Länge L bei T mit ( ) T T<br />
se<br />
α<br />
,<br />
L0 0 T T<br />
0
- 22 -<br />
Grundlagen<br />
durch Umstellen von (3-8) berechnet werden. Der differentielle Ausdehnungskoeffizient er-<br />
fordert das Aufsummieren (Integration) von inkrementellen Zuwächsen zwischen der An-<br />
in<br />
fangs- und Endtemperatur unter Verwendung von α ( T ) /40/.<br />
Für die Berechnung von thermischen Spannungen muss eine Referenztemperatur T bekannt<br />
sein bei der die Temperaturdehnung gleich Null ist. Bei der Anwendung des temperaturab-<br />
se<br />
se<br />
hängigen linearen Ausdehnungskoeffizienten ist eine Anpassung von α T = α T , T not-<br />
wendig, wenn die Referenztemperatur von der Bezugstemperatur T bei der Messung des<br />
linearen Ausdehnungskoeffizienten abweicht. In diesem Fall muss ein Ausdehnungskoeffi-<br />
zient<br />
se<br />
r<br />
se ( ) α ( T , T )<br />
T ref<br />
0<br />
0<br />
ref<br />
( ) ( )<br />
α = bezogen auf die Referenztemperatur bestimmt werden. Für zwei<br />
T0 ref<br />
verschiedene Starttemperaturen und T ergibt sich die Temperaturdehnung wie folgt /35/:<br />
th<br />
0 =<br />
se<br />
0 ( )( −<br />
T<br />
0) =∫<br />
T0<br />
in<br />
d<br />
ε α T T T α T<br />
th<br />
r =<br />
se<br />
r − ref<br />
T<br />
= ∫<br />
Tref<br />
in<br />
( )( ) d<br />
ε α T T T α T<br />
Um eine Umrechnung durchzuführen wird die rechte Seite von Gleichung (3-10) erweitert:<br />
T<br />
T ref<br />
T<br />
in in in<br />
∫α dT = ∫ α dT<br />
+ ∫ α dT<br />
T T T<br />
0 0<br />
mit<br />
Tref<br />
∫<br />
T0<br />
ref<br />
( )(<br />
in se<br />
α dT<br />
= α T T −T<br />
0 ref ref 0<br />
Aus der Kombination von (3-11) bis (3-13) folgt die Anpassungsgleichung:<br />
T −T<br />
α α α α<br />
( )<br />
ref 0<br />
( T) = 0 ( T) + 0 ( T) − 0 ( T ef )<br />
se se se se<br />
r<br />
T −Tref<br />
r<br />
Diese Gleichung ist für T T trivial und für<br />
)<br />
= 0<br />
T Tref<br />
0<br />
(3-10)<br />
(3-11)<br />
(3-12)<br />
(3-13)<br />
(3-14)<br />
= <strong>nicht</strong> definiert. In letzterem Fall wird<br />
ein Mittelwert aus den benachbarten neuen Werten gebildet oder der nächstliegende neue<br />
Wert verwendet, wenn sich T an einem Ende der Eingabedaten befindet /35/.
3.1.3 Plastizitätstheorie<br />
Grundlagen<br />
In den Punkten 2.3 und 2.4 wurden bereits experimentelle Beobachtungen bei der Verbiegung<br />
von beschichteten Wafern und konkret bei der Zellverbiegung vorgestellt, die auf eine plastische<br />
Deformation der Metallisierungspaste hindeuten. Ab einer bestimmten Temperaturdifferenz<br />
wird die Spannung in der Beschichtung so groß, dass die Spannungs-Dehnungs-<br />
Beziehung zunächst <strong>nicht</strong>linear wird (Überschreitung der Proportionalitätsgrenze). Wenn die<br />
Spannungen durch weitere Temperaturänderungen die Fließgrenze überschreiten, erfolgt eine<br />
Plastifizierung, die durch eine bleibende Verformung gekennzeichnet ist /35/. Hierbei wird<br />
mechanische Arbeit unumkehrbar in Wärme überführt (dissipiert) und steht im Gegensatz zur<br />
elastisch gespeicherten Energie <strong>nicht</strong> mehr zur Verfügung /38/. Zur Beschreibung dieser Vorgänge<br />
in einem Modell ist es notwendig die Grundlagen der Plastizitätstheorie zu kennen.<br />
Abb. 13: elastisch-plastische Spannungs-Dehnungskurve /35/<br />
Im Regelfall besteht nur ein geringer Unterschied zwischen Proportionalitäts- und Fließgrenze<br />
(vgl. Abb. 13), weshalb diese als übereinstimmend angenommen werden. Der Unterschied<br />
zwischen einem <strong>nicht</strong>linear elastischen und plastischen Verhalten wird folglich erst nach der<br />
Entlastung sichtbar. Für rein elastisches Verhalten fallen die Be- und Entlastungskurve zusammen.<br />
Beim Auftreten von Plastizität ist die Entlastungskurve von der Belastungsgeschichte<br />
abhängig /43/. Die Abfolge der Belastungen in denen Plastizität auftritt hat damit einen<br />
Einfluss auf das Endergebnis. Um zeitunabhängige Plastizität mathematisch zu beschreiben<br />
sind drei Festlegungen zu treffen:<br />
• Fließbedingung<br />
• Fließgesetz<br />
• Verfestigungsgesetz<br />
- 23 -
3.1.3.1 Fließbedingung<br />
- 24 -<br />
Grundlagen<br />
Die Fließbedingung bestimmt den Belastungszustand an dem Fließen auftritt. Für einen ein-<br />
achsigen Spannungszustand (z.B. Zugversuch) ist die Bedingung einfach zu formulieren /43/:<br />
σ < R : elastisches Verhalten<br />
• 1 e<br />
σ ≥ R : Fließen<br />
• 1 e<br />
Hierin ist R die Streckgrenze des Materials. Für mehrdimensionale Spannungszustände ist<br />
eine Verallgemeinerung der Bedingung notwendig. Hierfür wird eine beanspruchungsabhän-<br />
gige Größe<br />
e<br />
( { σ}<br />
) = 0<br />
( { σ}<br />
)<br />
F als Funktion des Spannungszustandes eingeführt:<br />
F (3-15)<br />
Für ein isotropes Material hängt die Fließbedingung nur von den drei Invarianten des Span-<br />
nungstensors Iσ , IIσ und III σ ab /41/. Zur Formulierung der Fließbedingung existieren meh-<br />
rere physikalische Interpretationen. Besonders bewährt und verbreitet hat sich die Bedingung<br />
nach von Mises, die auch von ANSYS angeboten wird. Die Fließbedingung lautet in kartesi-<br />
schen Koordinaten /43/:<br />
2<br />
[ ] − k<br />
1<br />
2<br />
2<br />
2<br />
2 2 2<br />
( { σ } ) = ( σ − σ ) + ( σ − σ ) + ( σ − σ ) + 6 ⋅ ( τ + τ + τ )<br />
F xx yy yy zz<br />
zz xx<br />
xy yz zx<br />
2<br />
Beziehungsweise für die Hauptspannungsrichtungen:<br />
2 2<br />
[ ] k<br />
1<br />
2<br />
2<br />
F( { σ } ) = ( σ 1 − σ 2 ) + ( σ 2 − σ 3 ) + ( σ 3 − σ 1 ) −<br />
2<br />
(3-16)<br />
(3-17)<br />
Hierin stellt k die eindimensionale Fließgrenze des Materials dar. Der Term der sich aus dem<br />
Spannungszustand ergibt kann als Vergleichsspannung σ eqv interpretiert werden /35/. Somit<br />
kann die Fließbedingung mit k = R analog zum eindimensionalen Spannungszustand formu-<br />
liert werden:<br />
• eqv < Re<br />
σ : elastisches Verhalten<br />
• eqv ≥ Re<br />
σ : Fließen<br />
e<br />
Aus Gleichung (3-17) kann man erkennen, dass die Differenz der Hauptspannungen, <strong>nicht</strong><br />
aber die absolute Größe, entscheidend für den Beginn des Fließens ist. Es tritt auch bei sehr<br />
großen Zug- oder Druckspannungen kein Fließen auf, solange die Bedingung F < 0 erfüllt<br />
wird. Weiterhin gilt die von-Mises Fließbedingung nur für Materialen, deren Zug- und Druck-<br />
festigkeit gleich ist<br />
/42/. Zu beachten ist, dass die Vergleichsspannung nie größer als die<br />
Fließspannung sein kann, da in diesem Fall das Material plastische Deformationen erfährt und<br />
dadurch die Spannung auf die Fließspannung reduziert wird /35/.
Grundlagen<br />
Die Deutung der Fließbedingung ist in Abb. 14 dargestellt. In der Ebene handelt es sich um<br />
eine Ellipse und im Raum um einen Zylinder. Die entstehenden Flächen werden als Fließflächen<br />
bezeichnet /43/.<br />
Abb. 14: Darstellung der Fließbedingung nach von Mises /43/<br />
a) Grenzlinie für einen ebenen Spannungszustand<br />
b) Fließgrenzfläche für einen räumlichen Spannungszustand<br />
Die Charakterisierung des Spannungszustands ist nun wie folgt möglich:<br />
• Innerhalb des Zylinders: elastisches Verhalten<br />
• Auf dem Zylinder: plastisches Verhalten<br />
• Zustände außerhalb des Zylinders: <strong>nicht</strong> möglich<br />
Eine weitere Bedingung geht auf Tresca zurück und ist wie folgt definiert:<br />
( σ σ , σ ) ≡ τ krit<br />
σ , =<br />
(3-18)<br />
eqv = T 1 2 3 max τ<br />
In diesem Fall tritt Fließen bei einem kritischen Schubspannungswert ein.<br />
3.1.3.2 Fließgesetz<br />
Das Fließgesetz bestimmt die Richtung der plastischen Deformation. Nach der Zerlegung der<br />
Verzerrungen in elastische und plastische Anteile, kann folgender Zusammenhang gefunden<br />
werden /35/, /43/:<br />
el pl −1<br />
{ dε}<br />
= { dε<br />
} + { dε<br />
} = [ D]<br />
{ dσ<br />
}<br />
[ D ] - Elastizitätsmatrix<br />
{ σ } - Spannungsvektor<br />
⎧∂Q<br />
⎫<br />
+ λ ⋅ ⎨ ⎬<br />
⎩∂σ<br />
⎭<br />
λ - Plastizitätsmultiplikator, der die Größe der plastischen Deformation bestimmt<br />
Q - Plastisches Potential<br />
- 25 -<br />
(3-19)
Im Regelfall entspricht Q dem Fließkriterium ( { σ}<br />
)<br />
Grundlagen<br />
F und wird dadurch als assoziativ be-<br />
zeichnet. Die plastischen Dehnungen treten dann senkrecht zur Fließfläche auf.<br />
3.1.3.3 Verfestigungsgesetz<br />
Das Verfestigungsgesetz beschreibt die Veränderung der Fließfläche durch die plastische Ver-<br />
formung, so dass die Bedingungen bei weiterer plastischer Deformation ermittelt werden kön-<br />
nen. ANSYS bietet zwei Verfestigungsmechanismen an. Bei isotroper Verfestigung bleibt die<br />
Fließfläche um ihre anfängliche Mittellinie zentriert und verändert ihre Größe, wenn eine<br />
plastische Verformung erfolgt. Die kinematische Verfestigung geht davon aus, dass die Fließ-<br />
fläche in ihrer Größe konstant bleibt und sich im Spannungsraum mit zunehmender Plastifi-<br />
zierung bewegt /35/.<br />
Abb. 15: Arten der Verfestigung, a) isotrope Verfestigung, b) kinematische Verfestigung /35/<br />
Ein Material ohne Verfestigung verhält sich ideal-plastisch, d.h. die Fließfläche und das<br />
Fließkriterium bleiben bei plastischer Deformation unverändert. Ein solches Material zeigt<br />
das in Abb. 16a dargestellte Spannungs-Dehnungsverhalten. Hierbei nimmt ab dem Erreichen<br />
der Fließspannung die Dehnung unter konstanter Spannung immer weiter zu und ist nur be-<br />
grenzt durch die Bruchdehnung. Unter Berücksichtigung der Verfestigung steigt die Fließ-<br />
spannung mit wachsender Dehnung (Abb. 16b).<br />
Abb. 16: Einachsiges Spannungs-Dehnungsverhalten /43/<br />
a) linear-elastisch-ideal-plastisches Verhalten<br />
b) linear elastisches Verhalten mit Verfestigung im plastischen Bereich<br />
- 26 -
3.1.3.4 Berechnung des Zuwachses der plastischen Dehnung<br />
Grundlagen<br />
Wenn die Vergleichsspannung, die durch die Verwendung elastischer Eigenschaften berech-<br />
net wurde, die Fließgrenze des Materials übersteigt, so muss eine plastische Deformation auf-<br />
treten. Die plastische Dehnung reduziert dabei den Spannungszustand so, dass das Fließkrite-<br />
rium erfüllt wird. Durch Verfestigung ändert sich die Fließbedingung und Gleichung (3-17)<br />
muss in folgende Form umgewandelt werden /35/:<br />
( { σ}<br />
, κ,<br />
{ α}<br />
) = 0<br />
F (3-20)<br />
Hierin ist κ die plastische Verformungsarbeit, die sich aus der Summe der plastischen Ver-<br />
formungsarbeit über die gesamte Belastungsgeschichte ergibt:<br />
T<br />
pl<br />
∫{<br />
σ } [ M ]{ dε<br />
}<br />
κ =<br />
(3-21)<br />
Mit [ M ]<br />
⎡1<br />
⎢<br />
⎢<br />
0<br />
⎢0<br />
= ⎢<br />
⎢0<br />
⎢0<br />
⎢<br />
⎣0<br />
0<br />
1<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
1<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
1<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
1<br />
0<br />
0⎤<br />
0<br />
⎥<br />
⎥<br />
0⎥<br />
⎥<br />
0⎥<br />
0⎥<br />
⎥<br />
1⎥⎦<br />
Die Verschiebung der Fließfläche ist ebenfalls abhängig von der Belastungsgeschichte und<br />
wird durch den Verschiebungsvektor { α } beschrieben:<br />
pl<br />
{ } = ∫ C{ dε<br />
}<br />
α (3-22)<br />
C - Materialparameter<br />
{ α } - Rückspannung („back stress“, Lage des Zentrums der Fließfläche)<br />
Durch Differentiation von Gleichung (3-20) erhält man die zu erfüllende Bedingung:<br />
T<br />
⎧∂F<br />
⎫<br />
∂F<br />
⎧∂F<br />
⎫<br />
dF = ⎨ ⎬<br />
⎨ ⎬ α<br />
⎩∂σ<br />
⎭<br />
∂κ<br />
⎩∂α<br />
⎭<br />
[ M ]{ dσ<br />
} + dκ<br />
+ [ M ]{ d } = 0<br />
T<br />
pl<br />
pl<br />
Mit dκ = { σ } [ M ]{ dε<br />
} aus (3-21) und { d } C{<br />
dε<br />
}<br />
T<br />
T<br />
α = aus (3-22) folgt:<br />
⎧∂F<br />
⎫<br />
∂F<br />
⎧∂F<br />
⎫<br />
dF = ⎨ ⎬<br />
⎨ ⎬ ε<br />
⎩∂σ<br />
⎭<br />
∂κ<br />
⎩∂α<br />
⎭<br />
T<br />
pl<br />
pl<br />
[ M ]{ dσ<br />
} + { σ } [ M ]{ dε<br />
} + [ M ] C{<br />
d } = 0<br />
T<br />
(3-23)<br />
(3-24)<br />
Der Spannungszuwachs kann mit den Zusammenhängen aus dem Fließgesetz wie folgt berechnet<br />
werden:<br />
⎛<br />
⎧∂Q<br />
⎫⎞<br />
{ d σ}<br />
= [ D]<br />
⋅⎜<br />
{ dε}<br />
− λ ⋅ ⎨ ⎬⎟<br />
⎝ ⎩∂σ<br />
⎭⎠<br />
- 27 -<br />
(3-25)
Grundlagen<br />
Mit dieser Beziehung kann Gleichung (3-24) nach dem Plastizitätsmultiplikator λ umgeformt<br />
werden:<br />
λ =<br />
⎧∂F<br />
⎫<br />
⎨ ⎬<br />
⎩∂σ<br />
⎭<br />
T<br />
T<br />
⎧∂F<br />
⎫<br />
⎨ ⎬<br />
⎩∂σ<br />
⎭<br />
⎧dQ<br />
⎫ ∂F<br />
⎨ ⎬<br />
⎩dσ<br />
⎭ ∂κ<br />
[ M ][ D]{<br />
dε}<br />
⎧dQ<br />
⎫<br />
⎨ ⎬<br />
⎩dσ<br />
⎭<br />
⎧dF<br />
⎫<br />
⎨ ⎬<br />
⎩dα<br />
⎭<br />
T<br />
[ M ][ D]<br />
− { σ } [ M ] − C [ M ]<br />
T<br />
⎧dQ<br />
⎫<br />
⎨ ⎬<br />
⎩dσ<br />
⎭<br />
(3-26)<br />
Die Größe des Zuwachses der plastischen Dehnung λ ist durch (3-26) mit dem gesamten<br />
Dehnungszuwachs, dem momentanen Spannungszustand und den spezifischen Formen der<br />
Fließfläche und des plastischen Potentials verknüpft. Der Zuwachs der plastischen Dehnung<br />
ergibt sich gemäß:<br />
{ dε } pl<br />
⎧∂Q<br />
⎫<br />
= λ ⎨ ⎬<br />
⎩∂σ<br />
⎭<br />
- 28 -<br />
(3-27)
3.2 Materialien<br />
3.2.1 Silizium<br />
- 29 -<br />
Grundlagen<br />
Das Element Silizium ist heute der wichtigste Halbleiter und Bestandteil der meisten mikro-<br />
elektronischen Bauelemente. Die Wafer zur Herstellung von Solarzellen können sowohl aus<br />
monokristallinem als auch multikristallinem Silizium bestehen (Herstellung vgl. Abschnitt<br />
2.1.2). Da sich Multisiliziumwafer aus einkristallinen Bereichen zusammensetzen, können<br />
bekannte Eigenschaften des Einkristalls auf den Vielkristall übertragen werden /45/.<br />
Die Atome des Siliziums sind in einer Diamantstruktur angeordnet. Diese entsteht aus zwei<br />
kubisch-flächenzentrierten (kfz) Gittern, die in Richtung der Raumdiagonalen um ein Viertel<br />
versetzt sind (Abb. 17a). Das heißt jedes Silizium-Atom ist über kovalente Einfachbindungen<br />
mit jeweils vier weiteren Atomen verknüpft /46/. In Abb. 17b sind die drei wichtigsten Kristallebenen<br />
dargestellt. Zur Beschreibung der Kristallorientierung werden die Millerschen In-<br />
dizes verwendet und für den kubischen Kristall wurden die [ 100] -, [010] - und [ 001] -<br />
Richtungen als übereinstimmend mit der x-, y- und z-Achse gewählt. Aufgrund der Konstellation<br />
der Atome und der Bindungen ergeben sich unterschiedliche Steifigkeiten für verschiedene<br />
Gitterrichtungen. Diese ausgeprägte Anisotropie muss bei der Berechnung beachtet werden<br />
/45/. Aus der Kenntnis der Lage der Gitterebenen lassen sich die Materialeigenschaften<br />
wie E-Modul, Querkontraktionszahl und Schubmodul ermitteln und müssen den entsprechenden<br />
Richtungen im Koordinatensystem des Berechnungsmodells zugeordnet werden.<br />
Abb. 17: Siliziumgitter und wichtigste Ebenen des Siliziumkristalls in der Elementarzelle /46/<br />
Die 21 voneinander unabhängigen Materialparameter bei anisotropen Materialien reduzieren<br />
sich aufgrund von neun Symmetrieebenen auf drei im kubischen Siliziumgitter, wenn das
Grundlagen<br />
Achsensystem parallel zu den Kristallachsen orientiert ist. Dieses Verhalten wird als orthotrop<br />
bezeichnet. Man erhält die Nachgiebigkeitsmatrix in der folgenden Form /48/, /47/:<br />
[ S ]<br />
⎡s<br />
⎢<br />
⎢<br />
s<br />
⎢s<br />
= ⎢<br />
⎢ 0<br />
⎢ 0<br />
⎢<br />
⎣ 0<br />
11<br />
12<br />
12<br />
s<br />
s<br />
s<br />
12<br />
11<br />
12<br />
0<br />
0<br />
0<br />
s<br />
s<br />
s<br />
12<br />
12<br />
11<br />
0<br />
0<br />
0<br />
s<br />
0<br />
0<br />
0<br />
44<br />
0<br />
0<br />
s<br />
0<br />
0<br />
0<br />
0<br />
44<br />
0<br />
0 ⎤<br />
0<br />
⎥<br />
⎥<br />
0 ⎥<br />
⎥<br />
0 ⎥<br />
0 ⎥<br />
⎥<br />
s44<br />
⎥⎦<br />
(3-28)<br />
Die Nachgiebigkeiten drücken die Dehnung als Funktion der Spannung aus. Für einkristalli-<br />
nes Silizium sind die Konstanten bezogen auf das kristallografische Achsensystem in Tabelle<br />
2 aufgeführt. Für eine uniaxiale Belastung können für eine gegebene Orientierung die elasti-<br />
schen Konstanten, wie für einen isotropen Werkstoff definiert werden. Nach Auswertung von<br />
(3-3) erhält man z.B. für eine uniaxiale Spannung σ i in [100]-Richtung:<br />
1<br />
s<br />
E , GPa ,<br />
12<br />
= = 130 02 ν 100 100 ( 010) = ν 100 ( 001)<br />
=− = 0 2785<br />
, ,<br />
s11 s11<br />
1<br />
G100 ( 010)<br />
= = 79510 GPa<br />
,<br />
s<br />
44<br />
(3-29)<br />
Zur Berechnung der Komponenten der Nachgiebigkeitsmatrix für ein beliebig orientiertes<br />
Koordinatensystem ist die Transformation des Nachgiebigkeitstensors notwendig. Die Trans-<br />
formation von einer Kristallachse i x in die beliebige Achse xi ' wird beschrieben durch:<br />
x ' = l ⋅ x + m ⋅ x + n ⋅ x i = , ,<br />
(3-30)<br />
i i 1 i 2 i 3 123<br />
Dabei sind l, m,n die Richtungskosini zwischen den Achsen des ursprünglichen und denen<br />
des neuen Koordinatensystems. Die Beziehungen können z.B. aus /47/ entnommen werden,<br />
wonach sich die Komponente s11' wie folgt ergibt:<br />
4 4 4 ( 1)<br />
s ' = s + s l + m + n −<br />
11 11 c 1 1 1<br />
(3-31)<br />
1<br />
mit sc= s11 −s12 − s44<br />
2<br />
Abweichend von der (100)-Orientierung können die zwei Querkontraktionszahlen in der<br />
Schnittebene unterschiedlich groß sein, wobei weiterhin die Symmetrie der Nachgiebigkeitsbzw.<br />
Elastizitätsmatrix erhalten bleibt, so dass gilt:<br />
ν<br />
E<br />
xy<br />
x<br />
ν<br />
=<br />
E<br />
yx<br />
y<br />
ν<br />
E<br />
yz<br />
y<br />
ν<br />
=<br />
E<br />
zy<br />
z<br />
ν<br />
E<br />
zy<br />
z<br />
ν<br />
=<br />
E<br />
xz<br />
x<br />
Um Verwechslungen zu vermeiden wird zwischen minor und major Poisson’s ratio für eine<br />
Schnittebene unterschieden. Für einige wichtige Waferorientierungen sind die elastischen<br />
- 30 -
- 31 -<br />
Grundlagen<br />
Konstanten in Tabelle 1 angegeben. In /49/ ist die Temperaturabhängigkeit der elastischen<br />
Konstanten angegeben. Die Verringerung zwischen 150 und 1000 K ist nahezu linear.<br />
Tabelle 1: Elastische Konstanten für unterschiedliche Waferorientierungen<br />
Koordinatenrichtung E-Modul [MPa] Koordinatenebene Major poisson’s ratio Schubmodul<br />
[MPa]<br />
(001)-Wafer mit x-Achse in [ 100] -Richtung<br />
x 130024 xy 0,2785 79510<br />
y 130024 yz 0,2785 79510<br />
z 130024 xz 0,2785 79510<br />
(001)-Wafer mit x-Achse in [ 110] -Richtung<br />
x 168960 xy 0,0625 50850<br />
y 168960 yz 0,3619 79510<br />
z 130024 xz 0,3619 79510<br />
(111)-Wafer mit x-Achse in ⎡<br />
⎣<br />
110⎤<br />
⎦ -Richtung<br />
x 168955 xy 0,2621 66934<br />
y 168955 yz 0,1803 57793<br />
z 187688 xz 0,1803 57793<br />
Multikristallines Silizium besteht im Prinzip aus vielen Einkristallen, die alle das oben erläu-<br />
terte elastische Verhalten aufweisen. Die einzelnen Kristalle sind jedoch beliebig im Raum<br />
orientiert. Sofern eine Gleichverteilung aller Richtungen vorliegt können sich die unterschied-<br />
lichen Elastizitäten gegenseitig aufheben und der Werkstoff verhält sich trotz lokaler Ani-<br />
sotropie global isotrop. Für die Mittelung der elastischen Konstanten wurden Methoden von<br />
Voigt und Reuss entwickelt, die in /49/ und /50/ beschrieben sind. Hill hat nachgewiesen, dass<br />
die Methode von Voigt eine obere Grenze und die von Reuss die untere Grenze für die Abschätzung<br />
des Schubmoduls liefert /50/. Daher wird eine Mittelung der Ergebnisse von Voigt<br />
und Reuss vorgeschlagen. Für Silizium beträgt der so ermittelte isotrope E-Modul 162,5 GPa<br />
und die zugehörige Querkontraktionszahl 0,223. In der Realität ist eine ideale Verteilung<br />
meist <strong>nicht</strong> gegeben und folglich sind mehr oder weniger starke Abweichungen von den theoretischen<br />
Werten vorhanden.<br />
Zur Vorhersage der Zuverlässigkeit von Siliziumstrukturen muss die probabilistische Bruchmechanik<br />
angewendet werden, da die Festigkeitseigenschaften aufgrund des spröden Materialverhaltens<br />
sehr stark streuen /51/. Einen Einfluss auf die Zuverlässigkeit hat ebenfalls die<br />
Art der Fertigung und Bearbeitung der Bauteile /52/. Zur Charakterisierung des spröden Verhaltens<br />
wird die Weibullverteilung angewendet, deren Parameter durch Experimente be-
- 32 -<br />
Grundlagen<br />
stimmt werden müssen. Durch dieses Vorgehen kann dem nachgewiesenen Größeneffekt und<br />
der Defektverteilung Rechnung getragen werden /51/.<br />
Die thermische Ausdehnung von Silizium ist bereits von mehreren Autoren untersucht wor-<br />
den. Aufgrund der hohen Reinheit, des geringen Ausdehnungskoeffizienten und des hohen<br />
Schmelzpunktes wird Silizium als Standardmaterial für die thermische Ausdehnung bei hohen<br />
Temperaturen betrachtet /53/. Die Ausdehnung wird als isotrop angesehen und auf die Dia-<br />
mantstruktur zurückgeführt (/53/, /54/). Umfangreiche Daten für Temperaturausdehnungsko-<br />
effizienten oberhalb von 300 K bis 1500 K werden von Okada /54/ und Okaji /55/ angegeben.<br />
Im Bereich von 14 bis 340 K können die Ergebnisse von Lyon et al. /56/ mit einer Unsicher-<br />
−9<br />
−1<br />
heit von ± 10 K herangezogen werden. Die gegebenen Werte sind in Abb. 18 dargestellt.<br />
Abb. 18: Differentieller Temperaturausdehnungskoeffizient basierend auf /54/, /55/, /56/<br />
Für den differentiellen Temperaturausdehnungskoeffizienten wird von Okada eine empirische<br />
Formel für den Temperaturbereich von 120 bis 1500 K mit der Bezugstemperatur 273,2 K<br />
angegeben /54/:<br />
3 4<br />
( ( ( ) )<br />
)<br />
( ) ( )<br />
− − −<br />
α T = 3, 725⋅ 1−exp −5, 88⋅10 T − 124 + 5, 548⋅10 ⋅T ⋅10<br />
K<br />
6 −1<br />
(3-32)<br />
−7<br />
−1<br />
Die Genauigkeit der Gleichung wird mit 2 ⋅10 K angegeben. Sehr gut nachvollziehbare<br />
Messungen werden von Okaji dargestellt, der für den differentiellen Ausdehnungskoeffizien-<br />
ten im Temperaturbereich zwischen 300 und 1300 K folgende Gleichung angibt /55/:<br />
α<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5 −6<br />
−1<br />
( T ) = ( + B ⋅T<br />
+ C ⋅T<br />
+ D ⋅T<br />
+ E ⋅T<br />
+ F ⋅T<br />
) ⋅10<br />
K<br />
A (3-33)<br />
−5 −11<br />
mit<br />
A =− 3, 6599918 C =−8,6489150 ⋅ 10 E =−5,3256454⋅10 −2 −8 −14<br />
B = 3,9577389⋅ 10 D = 9,6569768⋅ 10 F = 1,1548206⋅10
- 33 -<br />
Grundlagen<br />
−8<br />
−1<br />
Die größte Abweichung dieser Anpassung von den 80 Messpunkten beträgt 2,1⋅10<br />
K . Im<br />
Vergleich zu Okada ist die Abweichung der Gleichung im angegebenen Geltungsbereich klei-<br />
ner als<br />
0,1 10 K<br />
−6 − 1<br />
⋅ . In Tabelle 2 ist ein Auszug der für diese Arbeit interessanten Material-<br />
parameter zusammengefasst.<br />
Tabelle 2: Eigenschaften von Silizium<br />
bei Raumtemperatur (20 °C) /45/, /49/<br />
Dichte /49/ 2329 kg/m³<br />
Schmelztemperatur /49/ 1412 °C<br />
Wärmeleitfähigkeit /49/ 156 W/m K<br />
Spezifische Wärmekapazität /49/<br />
Thermischer Ausdehnungskoeffizient /49/<br />
Elastische Nachgiebigkeiten des Si-Einkristalls [GPa -1 ] /49/<br />
713 J/kg K<br />
2,59<br />
s<br />
s<br />
s<br />
11<br />
12<br />
44<br />
=<br />
=<br />
−6<br />
⋅10 K<br />
− 1<br />
0,<br />
007691<br />
= −0,<br />
002142<br />
0,<br />
012577<br />
Gemittelte Eigenschaften nach Voigt-Reuss-Hill /49/ E = 162, 5 GPa<br />
ν = 0223 ,<br />
Bruchfestigkeit /45/ 0,57 … 4,9 GPa<br />
Weibull Modul /45/ 3 … 30,6<br />
3.2.2 Metallisierungspasten<br />
Bei der Standardsolarzelle kommen Pasten mit<br />
den Hauptbestandteilen Aluminium und Silber<br />
zum Einsatz. Die Aluminiumpaste dient zur großflächigen elektrischen<br />
Passivierung der<br />
Rückseite durch die Bildung des BSF. Die Silberpaste kontaktiert in Form von Kontaktfin-<br />
gern den Emitter auf der Vorderseite und sammelt die entstehenden Ladungsträger. Das Layout<br />
wird durch breitere Streifen auf der Vorder- und Rückseite komplettiert, so dass die einzelnen<br />
Zellen elektrisch verschaltet werden können. Die Pasten werden im Siebdruckverfahren<br />
aufgebracht und anschließend eingebrannt.<br />
Die Aluminiumpaste besteht aus Aluminiumpartikeln mit einem Durchmesser zwischen 1 und<br />
10 µm, einer Glasfritte, organischen Bindern und<br />
Lösemitteln /18/. Unter Glasfritte versteht<br />
man ein poröses Material, z.B. ein Blei-Bor-Silikat-Glas, dass als Binder zwischen den Metallpartikeln<br />
und dem Siliziumsubstrat fungiert und den Sinterprozess beim Einbrennen unterstützt<br />
/57/. Die organischen Bestandteile verbessern das rheologische Verhalten der Paste.<br />
Abb. 19 zeigt schematisch die Vorgänge während des Einbrennens der Aluminiumpaste. Oberhalb<br />
von 660 °C (Schmelztemperatur des Aluminiums, /18/) entsteht eine flüssige Phase,
- 34 -<br />
Grundlagen<br />
die bei Erreichen der maximalen Temperatur aus 30 Atom-% Si und 70 Atom-% Al besteht<br />
/6/ (Abb. 19a - c). Durch Diffusion von Aluminiumteilchen in das Silizium wird eine p+ Do-<br />
tierung erzeugt /12/. Da nun unterschiedlich hoch dotierte p-Schichten aufeinander folgen,<br />
entsteht ein elektrisches Feld, das so genannte BSF (Back Surface Field) /11/, /13/. Das BSF<br />
ist besonders bei dünnen Solarzellen wichtig, da es durch seine passivierende Wirkung den<br />
Wirkungsgrad steigert /5/. Bei Verringerung der Temperatur unter die eutektische Temperatur<br />
der Al-Si-Legierung (577 °C, /14/) erstarrt die restliche flüssige Phase. Diese Al-Si-Schicht<br />
hat die eutektische Zusammensetzung (11,7 % Si, /14/) und bestimmt den Reflexionsgrad der<br />
Rückseite der Solarzelle und bewirkt durch die große Ausdehnung (bzw. Schrumpfung) des<br />
enthaltenen Aluminiums eine Waferverbiegung /18/. Die mechanischen Eigenschaften der Al-<br />
Si-Schicht sind dabei nur abhängig von ihrer Dicke, während die Eigenschaften der Al-Matrix<br />
von den Prozessbedingungen (Partikelgröße, Flussmittel, Einbrennparameter) abhängen /6/.<br />
Abb. 19: a-f) Schema zur Entstehung des Aluminium-BSF beim Einbrennprozess /18/;<br />
g) REM-Aufnahme einer Q-Cells Standardzelle, IWM-H<br />
h) REM-Aufnahme einer Q-Cells Standardzelle, IWM-H<br />
Für die Silber-Paste ist die Zusammensetzung der Glasfrite ein wichtiger Bestandteil bei der<br />
Kontaktherstellung, da das enthaltene Blei den Sintervorgang unterstützt /57/. Oberhalb von<br />
600 °C tritt das enthaltene Bleioxid in Kontakt mit der Waferoberfläche und ätzt sich in die<br />
Antireflexionsschicht und den Si-Emitter /58/. Als Ergebnis einer Redoxreaktion zwischen<br />
Bleioxid und Silizium entsteht flüssiges Blei, das mit Silber ein flüssiges Silber-Blei-<br />
Eutektikum bildet und das Silizium bei Temperaturen oberhalb von 700 °C lösen kann /57/.
- 35 -<br />
Grundlagen<br />
Beim Abkühlen nimmt die Löslichkeit des Silbers im Blei entsprechend des Zustandsdia-<br />
gramms ab und Silberkristalle wachsen auf der Siliziumoberfläche.<br />
Abb. 20: TEM Aufnahme des Ag/Si Kontakts mit Beugungsbildern der einzelnen Phasen /58/<br />
Si-Substrat befindet sich unten und der Kontakt oben<br />
P0-P4: Beugungsbilder von Ag die die gleiche Orientierung<br />
wie Si aufweisen<br />
GF: Glasfrite, diffuse Ringbeugung<br />
Abb. 20 zeigt eine TEM-Aufnahme des Ag/Si Kontakts. Die Verbindung zum Silizium wird<br />
durch kleine Ag-Kristalle mit einer Größe von 300 bis 400 nm gebildet, die bis zu 130 nm in<br />
den Si-Emitter eindringen /59/. Die amorphe Glasfrite verteilt sich oberhalb der Ag/Si-<br />
Verbindungsschicht zwischen den Ag-Kristalliten /59/. Ein Einlegieren wie bei der Al-Paste<br />
ist bei der Silber-Paste allerdings <strong>nicht</strong> gewünscht, da die niedrige Löslichkeit von Silizium in<br />
Silber unterhalb des Eutektikums (845 °C) zu großen Körnern führt, die die kleinen Verbindungskristallite<br />
miteinander verbinden müssten /58/ Aus diesem Grund werden Einbrenntemperaturen<br />
gewählt werden, die unterhalb dieser Temperatur liegen /59/.<br />
Aufgrund der porösen Struktur und den Zusätzen differieren die effektiven<br />
Eigenschaften der<br />
Pasten von den Werten der Feststoffe. Zur Bestimmung des effektiven Elastizitätsmoduls und<br />
des thermischen Ausdehnungskoeffizienten wurden Messungen vom Fraunhofer Institut für<br />
Werkstoffmechanik in Freiburg durchgeführt. Die Methode beruht auf der Verformungsmessung<br />
zweier unterschiedlicher Substrate, die mit demselben Material beschichtet wurden und<br />
der Anwendung der Stoney-Gleichung (vgl. 2.2). Die Ergebnisse sind in Tabelle 3 aufgeführt<br />
und den Feststoffwerten gegenübergestellt. Bei diesen Messungen liegt der E-Modul eine<br />
Größenordnung unter den Feststoffwerten und folgt somit der vorangegangen Argumentation.<br />
Der thermische Ausdehnungskoeffizient ist ebenfalls geringer, was auf eine gezielte Modifikation<br />
der Pasteneigenschaften durch die Hersteller hindeutet, die inneren Spannungen zu<br />
begrenzen.
Tabelle 3: effektive Eigenschaften von Silber- und Aluminiumpaste nach /60/<br />
Material E Schicht<br />
[ GPa ]<br />
[ GPa]<br />
−6 −1<br />
E Feststoff<br />
Schicht [ 10 K ]<br />
- 36 -<br />
Grundlagen<br />
−6 −1<br />
α α [ 10 K ]<br />
Feststoff<br />
Ag-Paste 7 ± 1<br />
80 10 , 4 ± 1,<br />
5<br />
19 , 7<br />
Al-Paste 6 ± 1<br />
71 15 , 9 ± 1,<br />
5<br />
23 , 5<br />
Zur Fließgrenze der Pasten werden in /60/ keine Angaben gemacht. Diese ist von einer Viel-<br />
zahl von Faktoren abhängig, wie Korngröße, Verunreinigungen, Temperatur und Vorge-<br />
schichte. In weichen Materialien wie Aluminium und Silber kommt hinzu, dass es keinen<br />
scharfen Übergang zwischen elastischer und plastischer Deformation gibt, so dass eine gerin-<br />
ge permanente Deformation auch bei sehr geringen Spannungen auftritt /31/. Eine exakte Be-<br />
stimmung ist folglich nur schwer möglich und kann in weiten Bereichen schwanken wie die<br />
Angaben in Tabelle 4 zeigen. Die Fließgrenze ist hierbei als die Spannung definiert, die erfor-<br />
derlich ist, um eine bleibende Dehnung von 0,2 % hervorzurufen.<br />
Tabelle 4: Fließgrenze von Aluminium und Silber bei RT<br />
Material Umformgrad Fließspannung [MPa]<br />
Aluminium, hochrein (99,999+ %) /31/ geglüht 15 – 20<br />
40 % 80 – 90<br />
Aluminium, kommerziell (99-99,7 %) /31/ geglüht 30 – 60<br />
40 % 100 – 150<br />
Silber (99,997+ %) /61/ geglüht 40 – 60<br />
Die hohen Temperaturen beim Einbrennprozess liegen im Bereich der üblichen Glühtempera<br />
turen für die beiden Grundwerkstoffe, so dass geringe Werte der Fließspannung bei Einbrenn-<br />
temperatur zu erwarten sind. Durch die Zusätze in den Pasten, die zunehmende Deformation<br />
und die Abnahme der Temperatur wird die Fließgrenze erhöht, so dass sich bei Raumtempera-<br />
tur die höheren Werte ergeben können.
3.2.3 Glas<br />
Grundlagen<br />
Die hauptsächlichen Komponenten des technisch im Bauwesen und der Solarindustrie ver-<br />
wendeten Kalk-Natronglasses sind Siliziumdioxid (SiO2, 69 bis 74 % ), Natriumoxid (Na2O,<br />
12 bis 16 % ), Calciumoxid (CaO, 5 bis 12 % ), Magnesiumoxid (MgO, 0 bis 6 % ) und Alu-<br />
miniumoxid (Al2O3, 0 bis 3 % ), sowie kleinere Anteile anderer Stoffe /62/. Durch die amor-<br />
phe Struktur ist Glas gut lichtdurchlässig und verhält sich vollständig isotrop. In der Photovol-<br />
taik wird Glas mit einem niedrigen Eisengehalt verwendet, damit eine hohe Transmission im<br />
nutzbaren Bereich des Lichtspektrums der Sonne zwischen 380 und 1200 nm erreicht wird<br />
/63/. Der Transmissionsgrad liegt bei 95 %. Glas zeichnet sich weiterhin durch seine sehr gute<br />
Witterungsbeständigkeit aus, so dass die geforderte Widerstandsfähigkeit gegenüber der Ein-<br />
wirkung von Sauerstoff, Wasserdampf und atmosphärischer Verschmutzungen über den ge-<br />
forderten Zeitraum von mehr als 20 Jahren erreicht werden kann.<br />
−6<br />
−1<br />
Der thermische Ausdehnungskoeffizient wird mit 8,<br />
5⋅10<br />
K angegeben, kann jedoch in<br />
Abhängigkeit von der chemischen Zusammensetzung deutlich variieren (z.B. Quarzglas /64/:<br />
−6<br />
−1<br />
−6<br />
−1<br />
0,51⋅10<br />
K , Borosilikatglas /65/: 3,25⋅10<br />
K ). Die Ausdehnung ist somit beim Stan-<br />
−6<br />
−1<br />
dardglas größer als bei Silizium ( 2,59 ⋅10 K ) und muss durch die Einbettungsfolie ausge-<br />
glichen werden.<br />
Glas verhält sich linear-elastisch ohne plastische Verformungen. Wie bei Silizium wird durch<br />
mikroskopische und makroskopische Oberflächenverletzungen der Wert der Biegefestigkeit<br />
vermindert. Die Biegefestigkeit ist deshalb nur statistisch über einen zulässigen Wert der<br />
Bruchwahrscheinlichkeit definiert und ist der Wert, bei dem mit einer statischen Sicherheit<br />
von 95% noch kein Bruch aufgetreten ist. In Tabelle 5 sind die technischen Richtwerte für<br />
Kalk-Natronglas zusammengefasst.<br />
Tabelle 5: Eigenschaften von Kalk-Natronglas nach DIN EN 572-1 /62/<br />
Dichte 2500 kg/m³<br />
Schmelztemperatur 1412 °C<br />
Wärmeleitfähigkeit 1 W/mK<br />
Spezifische Wärmekapazität 720 J/kg K<br />
Thermischer Ausdehnungskoeffizient<br />
(Mittelwert zwischen 20 °C und 300 °C)<br />
−6<br />
8,<br />
5 ⋅10 K<br />
Elastische Eigenschaften<br />
- 37 -<br />
E = 70<br />
GPa<br />
ν = 0,2<br />
−1
3.2.4 Ethylen-Vinylacetat (EVA)<br />
Grundlagen<br />
Ethylen-Vinylacetat ist ein Copolymer auf Basis von Polyethylen. Die Eigenschaften sind<br />
maßgeblich abhängig vom Vinylacetatanteil, welcher für Photovoltaikanwendungen bei rund<br />
33 %<br />
liegt, und dem Schmelzindex (MI), der die Viskosität eines Kunststoffs charakterisiert<br />
/63/. Mit steigendem Vinylacetat-Gehalt wird die Kristallisation immer mehr behindert, wo-<br />
durch die Elastizität erhöht und die Witterungsbeständigkeit, Spannungsrissbeständigkeit,<br />
Klebrigkeit sowie Flexibilität verbessert wird /66/. Dabei wird jedoch die Chemikalienbestän-<br />
digkeit verringert. Durch seine amorphe Struktur ist EVA transparent, wobei die Lichtdurch-<br />
lässigkeit vom Kristallinitätsgrad beeinflusst wird /67/.<br />
EVA ist die in der Photovoltaik am häufigsten eingesetzte Einbettungsfolie und wird nach<br />
/63/ aus folgenden Gründen als Verkapselungsmaterial eingesetzt:<br />
• hoher elektrischer Widerstand und damit gute elektrische Isolation<br />
• niedrige Verarbeitungs- und Schmelztemperatur<br />
• geringe Wasseraufnahme<br />
• gute optische Transmission<br />
Die Verarbeitung erfolgt bei ca. 150 °C. Bei dieser Temperatur wird das EVA aufgeschmol-<br />
zen, glasklar und vernetzt dreidimensional /7/. Nach dem Abkühlen entsteht ein dauerhafter<br />
Verbund, der die Zellen vor Umwelteinflüssen schützt. Aufgrund der Variationsmöglichkeiten<br />
in der Zusammensetzung müssen die materialspezifischen Eigenschaften experimentell bestimmt<br />
werden. Weiterhin sind Additive enthalten, die für eine schnellere Vernetzung sorgen<br />
und Schutz vor Alterung durch UV-Strahlung, Licht und Wärme sorgen. In Tabelle 6 sind die<br />
Herstellerangaben für die in dieser Arbeit verwendete Folie von der Firma Etimex zusammengefasst.<br />
Tabelle 6: Eigenschaften von vernetztem EVA Vistasolar fast-cure 496.10 /68/<br />
Dichte 960 kg/m³<br />
Sekantenmodul bei 1 % Dehnung 10-14 MPa<br />
Reißdehnung 500-700 %<br />
Thermischer Ausdehnungskoeffizient -43 bis -20 °C<br />
spezif. elektrischer Widerstand<br />
- 38 -<br />
-19 bis +10 °C<br />
>10 °C<br />
90 ⋅ 10<br />
200 ⋅ 10<br />
400 ⋅ 10<br />
−6<br />
−1<br />
K<br />
−6<br />
−1<br />
K<br />
−6<br />
−1<br />
K<br />
14<br />
> 10 Ω⋅ cm
3.2.5 Rückseitenfolienverbund<br />
Grundlagen<br />
Für die Rückseitenisolation von kristallinen Solarmodulen gibt es eine Reihe von industriellen<br />
Lösungen. Eine wichtige Rolle spielt dabei Polyvinylfluorid (PVF) /70/. Polyvinylfluorid<br />
wurde Anfang der sechziger Jahre vom Kunststoffhersteller DuPont unter dem Handelsnamen<br />
Tedlar® eingeführt und wird als Folie vertrieben. PVF zeichnet sich durch geringe Wasseraufnahme<br />
(
3.3 Messtechnik<br />
Grundlagen<br />
Für einige der vorgestellten Materialien sind <strong>nicht</strong> alle benötigten Kennwerte für die Berech-<br />
nung bekannt oder nur unzureichend untersucht. Dies betrifft vor allem die elastischen Eigen-<br />
schaften der Metallisierungspasten und detaillierte Informationen zur Temperaturabhängigkeit<br />
des Ausdehnungskoeffizienten von EVA und dem Rückseitenfolienverbund. Der Zugversuch<br />
als klassische Methode zur Bestimmung des Elastizitätsmoduls entfällt aufgrund der Struktur<br />
der Pasten. Daher werden im Folgenden die Möglichkeiten vorgestellt die im Rahmen dieser<br />
Arbeit angewendet werden. Neben der Bestimmung des Elastizitätsmoduls aus Härtemessun-<br />
gen und aus der Waferverbiegung gibt es die Möglichkeit eine Beziehung zwischen der Ei-<br />
genfrequenz und dem E-Modul aufzustellen. Der Ausdehnungskoeffizient wird durch die<br />
Auswertung der Längenänderungs-Temperaturkurve in der Thermomechanischen Analyse<br />
bestimmt.<br />
3.3.1 Bestimmung des Elastizitätsmoduls aus Härtemessungen<br />
DIN EN ISO 14577-1 beschreibt das Prüfverfahren für die instrumentierte Eindringprüfung<br />
zur Bestimmung der Härte und anderer Werkstoffparameter. Der Prüfvorgang kann entweder<br />
kraft- oder eindringtiefengeregelt durchgeführt werden. Während des Eindringvorgangs werden<br />
die Kraft und der Weg der plastischen und elastischen Verformung gemessen. Diese kontinuierliche<br />
Aufzeichnung der wirkenden Kraft und der sich ergebenden Eindringtiefe ermöglicht<br />
die Ermittlung der Härte und anderer Werkstoffparameter. Das Ergebnis der Prüfung<br />
sind Messwertpaare der Prüfkraft und der entsprechenden Eindringtiefe als Funktion der Zeit,<br />
wie in Abb. 21a schematisch darstellt /71/.<br />
Abb. 21: a) schematische Darstellung der Indentermesswertkurve mit den Analyseparametern /72/<br />
b) Querschnitt durch einen Eindruck mit Analyseparametern /72/<br />
- 40 -
Grundlagen<br />
Oliver und Pharr haben eine Analysemethode entwickelt mit der der elastische Eindringmodul<br />
EIT<br />
aus der Entlastungskurve bestimmt werden kann. Dieser ist mit dem Elastizitätsmodul<br />
des Probenwerkstoffs vergleichbar und kann wie folgt berechnet werden /71/, /72/:<br />
E<br />
IT<br />
2<br />
1−ν<br />
S =<br />
2<br />
1 1−ν<br />
i −<br />
E E<br />
π<br />
Er = ⋅<br />
2<br />
r i<br />
S<br />
A<br />
p<br />
ν S, ν - Poisson-Zahl der Probe/ des Eindringkörpers<br />
i<br />
E r , E - reduzierter Modul des Eindringkontaktes, E-Modul des Eindringkörpers<br />
i<br />
S - Kontaktsteifigkeit<br />
A - projizierte Kontaktfläche<br />
p<br />
(3-34)<br />
(3-35)<br />
Gleichung (3-35) basiert auf der Annahme einer achsensymmetrischen Kontaktfläche. King<br />
konnte zeigen, dass sie auch für flache Stempel und pyramidale Eindringkörper verwendet<br />
werden kann /75/. Die Kontaktsteifigkeit S wird bestimmt als Anstieg ( dF / dh ) der Kurve<br />
für die Prüfkraftrücknahme bei maximaler Prüfkraft F . Als Ansatz für eine Ausgleichs-<br />
rechnung der Entlastungskurve mit dem Verfahren der kleinsten Fehlerquadrate wird eine<br />
Exponentialfunktion mit den Parametern α , m und h f empfohlen /72/:<br />
( ) m<br />
f<br />
F = α ⋅ h− h<br />
max<br />
(3-36)<br />
Der Anstieg wird anschließend durch Differentiation dieser Ausgleichsfunktion bei h er-<br />
mittelt (vgl. Abb. 21a). Diese Ansatzfunktion reagiert weniger sensitiv auf zeitabhängige<br />
Vorgänge und besitzt eine geringere Abhängigkeit von der Anzahl der verwendeten Datenpunkte<br />
/72/. Die Verwendung eines linearen Fits hat diese Vorteile <strong>nicht</strong> und sollte nur bei<br />
Reduzierung der Entlastungskurve auf die oberen 30 % benutzt werden. Je nach Qualität der<br />
Kurve kann der auszuwertende Bereich reduziert werden /71/.<br />
Aus der Berechnungsvorschrift ergeben sich folgende Fehlerquellen:<br />
6<br />
• Werte des Eindringprüfkörpers (Diamant: ν = 007 , ;E = 11410 , ⋅ MPa,<br />
/72/)<br />
• Poisson-Zahl ν S der Probe<br />
i i<br />
• Abweichung des Anstiegs der Ausgleichsfunktion S<br />
• Gerätenachgiebigkeit C f<br />
• Bestimmung der projizierten Fläche p A<br />
- 41 -<br />
max
Grundlagen<br />
Der Einfluss der Querkontraktionszahl wird als gering angesehen (/76/) und daher kann in<br />
erster Näherung der Wert des Festkörpers verwendet werden. Die Ermittlung der Gerätenachgiebigkeit<br />
ist vor allem bei der Prüfung von Materialien mit hohem E-Modul von Bedeutung.<br />
Zur Berücksichtigung wird Gleichung (3-35) erweitert und mit der Kontaktnachgiebigkeit C<br />
als Kehrwert der Kontaktsteifigkeit gilt:<br />
E<br />
r<br />
=<br />
1 π<br />
⋅<br />
( C − C f ) 2 ⋅ Ap<br />
(3-37)<br />
Die Bestimmung der projizierten Fläche ist eine signifikante Fehlerquelle. Für die maximale<br />
Eindringtiefe wird davon ausgegangen, dass das Material dieselbe Form wie der Eindringkörper<br />
annimmt /72/. Damit ein Mittelwert für den E-Modul gemessen wird, werden vergleichsweise<br />
große flache Stempel (Kantenlänge: 37 und 367 µm) verwendet. Die projizierte Fläche<br />
entspricht in diesem Fall der Querschnittsfläche des Indenters. Zur genaueren Analyse muss<br />
die Eindruckgröße im Lichtmikroskop bestimmt werden. Weiterhin wird ein Kugelindenter<br />
(Durchmesser: 100 µm) verwendet, für den die projizierte Kontaktfläche in Abhängigkeit von<br />
der Kontakttiefe h c gegeben ist durch /73/:<br />
Ap = 2 π ⋅ c<br />
2<br />
π ⋅ R ⋅ hc<br />
− h<br />
(3-38)<br />
Fmax<br />
mit hc = hmax<br />
− ε ⋅<br />
S<br />
Hierbei ist ε eine geometrische Konstante. Für konische Indenter gilt ε = 0,<br />
72 , für flache<br />
Stempel ist ε = 1 und für einen Paraboloid (Spezialfall: Kugel) ε = 0,<br />
75 . Eine zusätzliche<br />
Unsicherheit in der Bestimmung der Kontaktfläche entsteht durch das Aufwölben von Material<br />
an den Rändern, da die Aluminiumschicht relativ weich im Vergleich zum Substrat ist.<br />
Durch diesen Vorgang ist die tatsächliche Kontaktfläche größer und damit werden die Härte<br />
und der Elastizitätsmodul überschätzt.<br />
Die Anwendung dieser Methode auf dünne Schichten ist <strong>nicht</strong> ohne weiteres möglich, da das<br />
Oliver-Pharr Modell für ein monolithisches Material entwickelt wurde. In der Arbeit von Saha<br />
/74/ werden die Grenzen der Oliver-Pharr-Analyse dargestellt. Es wurde gezeigt, dass die<br />
Substratsteifigkeit die gemessene Kontaktsteifigkeit bereits bei kleinen Eindringtiefen beeinflusst<br />
und es deshalb schwierig ist den E-Modul der Schicht aus den reinen Messwerten zu<br />
bestimmen. Dies wird darauf zurückgeführt, dass das elastische Feld unter dem Indenter <strong>nicht</strong><br />
nur von der Schicht abhängig ist sondern einen größeren Einflussbereich besitzt, der bis in das<br />
Substrat reicht. Damit nur die Eigenschaften der Schicht gemessen werden, wird als Richtwert<br />
eine maximale Eindringtiefe von weniger als 10 % der Schichtdicke angegeben.<br />
- 42 -
3.3.2 Messung des thermischen Ausdehnungskoeffizienten<br />
Grundlagen<br />
Die Grundlagen zur Bestimmung des Temperaturausdehnungskoeffizienten sind in DIN<br />
51045-1 angegeben. Die Messgröße ist die temperaturabhängige Längenänderung Δ L , die<br />
wie folgt definiert ist /77/:<br />
Δ L = LT<br />
− L<br />
(3-39)<br />
0<br />
L - Länge bei der Temperatur T<br />
T<br />
L - Ausgangslänge bei Anfangstemperatur T (im Regelfall 20 °C)<br />
0<br />
Zur Bestimmung der thermischen Längenänderung einer Probe dient das Dilatometer. In Abb.<br />
22 ist das Funktionsprinzip des verwendeten Dilatometers der Firma Shimadzu dargestellt.<br />
Das Gerät besitzt neben der Möglichkeit der Ausdehnungsmessung noch die Möglichkeit der<br />
temperaturabhängigen mechanischen Prüfung und wird deshalb als TMA (Thermisch Mecha-<br />
nische Analyse) bezeichnet. Die Probe wird im Gerät einem Temperaturprogramm unterwor-<br />
fen und die Längenänderung wird mechanisch mit einem Fühler detektiert. Dabei ist die An-<br />
presskraft groß genug, um eine zuverlässige Ankopplung der Übertragungselemente an den<br />
Prüfkörper sicherzustellen, verursacht selbst aber nur eine vernachlässigbar kleine Längenän-<br />
derung. Die Bewegung wird induktiv aufgenommen. Andere Funktionsprinzipien basieren auf<br />
einer berührungslosen Messung, wie z.B. einem Interferometer. Die Temperatur wird mit ei-<br />
nem Thermoelement gemessen.<br />
Abb. 22: Funktionsprinzip des Dilatometers Shimadzu TMA-60L /78/, Foto<br />
- 43 -<br />
0
Es werden zwei Messverfahren unterschieden:<br />
Grundlagen<br />
1. Stationäres Verfahren: Die Probe wird stufenweise aufgeheizt und bei jeder Tempe-<br />
raturstufe wird nach Stabilisierung der Temperatur der Messwert<br />
bestimmt.<br />
2. Verfahren mit kontinuierlicher Temperaturänderung: Es wird mit kontinuierlich steigender<br />
oder fallender Temperatur gemessen. In diesem Fall treten Temperaturdifferenzen<br />
zwischen Probe, Haltevorrichtung und Thermosensor auf, so dass ein Korrekturwert<br />
mit einem Referenzkörper bestimmt werden muss, der möglichst probenähnliche<br />
wärmetechnische Eigenschaften besitzt.<br />
Im Ergebnis erhält man eine Ausdehnungskurve ( T )<br />
Δ , wobei die Ausdehnung positiv<br />
oder negativ sein kann. Zur Auswertung sind abhängig vom Messverfahren Korrekturen not-<br />
wendig, die in DIN 51045-1 /77/ beschrieben sind. Hierzu gehört die Längenänderung Δ LQ<br />
der Haltevorrichtung und die Dilatometerkorrektur B L Δ , die das inhomogene Temperaturfeld<br />
für die Haltevorrichtung und Schubstange zwischen Probenraum und Umgebung erfasst. Für<br />
jede Messtemperatur ergibt sich somit die Längenänderung der Probe aus:<br />
Δ L = ΔL<br />
− ΔL<br />
+ ΔL<br />
(3-40)<br />
M<br />
B<br />
Q<br />
Nachdem die Längenänderung Δ L bekannt ist, kann die Berechnung des mittleren Ausdehnungskoeffizienten<br />
nach Gleichung (3-8) erfolgen.<br />
se ΔL<br />
(3-8)<br />
α ( T0;<br />
T ) =<br />
L ⋅ ΔT<br />
0<br />
Die Berechnung des differentiellen Temperaturausdehnungskoeffizienten erfordert die Differenzierung<br />
der Längenänderungs-Temperaturkurve. Zu diesem Zweck wird eine empirische<br />
Gleichung durch die Messpunkte L(<br />
T )<br />
L M<br />
Δ gelegt, die sich nach der Methode der kleinsten Feh-<br />
lerquadrate ergibt. Als ausreichend genau wird in DIN 51045-1 /77/ ein Polynom dritten Grades<br />
vorgeschlagen:<br />
2<br />
3<br />
ΔL<br />
= a + b ⋅T<br />
+ c ⋅T<br />
+ d ⋅T<br />
(3-41)<br />
mit<br />
ber<br />
2<br />
∑[<br />
ΔLber<br />
− ΔLgem<br />
] = Minimum<br />
Hierbei steht der Index ber für berechnet und gem für gemessen. Damit folgt aus der Defini-<br />
tionsgleichung (3-9) für den differentiellen thermischen Ausdehnungskoeffizienten:<br />
α<br />
1<br />
2<br />
( T ) = ⋅ ( b + 2c<br />
⋅T<br />
+ 3d<br />
⋅T<br />
)<br />
L<br />
0<br />
- 44 -<br />
(3-42)
3.3.3 Messung der Waferverbiegung<br />
- 45 -<br />
Grundlagen<br />
Für die Anwendung der in 2.2 vorgestellten Methode ist die Bestimmung der Waferkrüm-<br />
mung erforderlich. Die Messung kann durch ein laseroptisches System erfolgen. Das Prinzip<br />
besteht in der Messung der Verschiebung eines von der Oberfläche reflektierten Laserstrahls.<br />
Die Änderung dieser Verschiebung ist proportional einer Variation des Winkels zwischen<br />
dem einfallenden Laserstrahl und der Waferoberfläche. In Abb. 23 ist ein entsprechendes System<br />
schematisch dargestellt, in dem Laser, Probe und Detektor fest sind. Die Bewegung des<br />
reflektierten Lichtpunkts wird durch eine Photodiode detektiert.<br />
Abb. 23: a) Strahlengang bei der Abtastung eines ebenen Wafers;<br />
b) Strahlengang bei der Abtastung eines verformten Wafers /33/<br />
In Abb. 23a ist der Strahlengang für einen ebenen Wafer dargestellt. Die schräge Abtastung<br />
die durch den Drehspiegel erzeugt wird, wird durch die Linse in eine lineare Abtastung umgeformt.<br />
Die Lichtstrahlen, die vom Wafer reflektiert wurden sind parallel zueinander und treffen<br />
deshalb auf denselben Punkt auf der Photodiode. Abb. 23b zeigt den Strahlengang für<br />
einen gekrümmten Wafer. Die reflektierten Strahlen dringen in verschiedenen Winkeln in die<br />
Linse ein und treffen an verschiedenen Punkten auf die Photodiode. Wenn der Wafer eine<br />
konstante Krümmung besitzt, verändert sich die Verschiebung linear mit dem Einfallswinkel.<br />
Eine Darstellung der Strahlverschiebung als Funktion der Abtastungsentfernung ist eine gerade<br />
Linie, deren Anstieg proportional zur Krümmung ist. Die Bestimmung der Krümmung<br />
erfolgt mit einer Genauigkeit von<br />
4<br />
210 m 1 − −<br />
⋅ /33/.<br />
In der Praxis wird zur Messung der Verformung eine differentielle Methode angewendet. Dies<br />
ist notwendig, da die Wafer bei der benötigten Genauigkeit weit entfernt davon sind vollstän-
Grundlagen<br />
dig eben zu sein. Der Wafer wird vorwärts und rückwärts an einer festgelegten Anzahl von<br />
Datenpunkten abgetastet. Zunächst wird eine Referenzmessung des unprozessierten Wafers<br />
vorgenommen. Anschließend wird dieselbe Messung am beschichteten Wafer durchgeführt.<br />
Die Ergebnisse der Messung werden nun Punkt für Punkt voneinander abgezogen. Die Effek-<br />
te von lokalen Unebenheiten werden durch diese Prozedur eliminiert. Damit exakt dieselben<br />
Punkte abgetastet werden, wird eine Referenzlinie am Flat des Wafers erzeugt, so dass die<br />
Position wieder gefunden werden kann. Der Anstieg der Differenzdaten wird mit Hilfe einer<br />
Ausgleichsrechnung mit der Methode der kleinsten Fehlerquadrate ermittelt. Der Proportionalitätsfaktor<br />
für die Bestimmung der Krümmung aus dem Anstieg wird aus einer Referenzmessung<br />
an einem Kugelspiegel mit einem bekannten Radius bestimmt. Der Abtastvorgang dauert<br />
nur wenige Sekunden, weshalb Heizen und Kühlen kontinuierlich erfolgen können. Aus<br />
diesem Grund kann die Krümmungsmessung direkt während des Temperaturzyklus erfolgen,<br />
ohne dass eine Haltephase zur Stabilisierung erforderlich ist /33/.<br />
3.4 FEM-Submodelling<br />
Für die allgemeinen Grundlagen zur Finite Elemente Methode (FEM) sei auf die Fachliteratur<br />
(/43/, /79/) und die Theory Reference des Programmsystems ANSYS /35/ verwiesen. Im Folgenden<br />
soll das Submodelling als spezielle Modellierungstechnik näher vorgestellt werden. In<br />
bestimmten Regionen, z.B. Absätze von Wellen oder in der aktuellen Problematik die Busbar<br />
und Kontaktfinger auf der Zelle, kann das Netz zu grob sein um befriedigende Ergebnisse für<br />
Spannungen in dieser Region zu erhalten. Die Ergebnisse abseits dieses Bereiches können<br />
hingegen genau genug sein. Eine erneute Vernetzung des gesamten Modells mit feinerem<br />
Netz ist zeitaufwändig und in Bezug auf den Anstieg der Rechenzeit unpraktikabel. Im Submodell<br />
wird nur der interessierende Bereich erneut abgebildet und feiner vernetzt. Das Submodellkonzept<br />
basiert auf dem empirisch ermittelten Prinzip von De Saint Venant, das in /38/<br />
wie folgt formuliert ist:<br />
„Werden Lastverteilungen auf einem kleinen Teil eines im Gleichgewicht befindlichen Körpers<br />
durch statisch äquivalente Verteilungen (mit gleicher resultierender Kraft und gleichem<br />
resultierenden Moment) auf diesem Körperteil ersetzt, so können die Unterschiede der von<br />
ihnen verursachten Spannungen und Verzerrungen in Entfernungen, die groß sind im Vergleich<br />
zur charakteristischen Abmessung des belasteten Körperteils, vernachlässigt werden.“<br />
Vereinfacht kann man sagen, dass wenn die Schnittufer im Submodell weit genug von der<br />
Spannungskonzentration entfernt sind, das Ergebnis äquivalent zu einem Gesamtmodell mit<br />
feinem Netz ist.<br />
- 46 -
Die Vorteile der Submodelltechnik kann man wie folgt zusammenfassen /35/:<br />
• Genauere Ergebnisse eines bestimmten Bereiches im Modell<br />
Grundlagen<br />
• Reduzierung oder Eliminierung der Notwendigkeit komplizierter Übergangsregionen<br />
• Experimentieren mit verschiedenen Ausführungen des interessierenden Bereiches ohne<br />
das gesamte Modell zu verändern<br />
In ANSYS ist Submodelling auf ebene Elemente, Volumen- und Schalenelemente beschränkt.<br />
Das Vorgehen kann in 5 Schritte gegliedert werden /35/:<br />
1. Aufbau und Lösen des Grobmodells/Globalmodells<br />
2. Aufbau des Submodells<br />
3. Durchführung der Schnittkanteninterpolation<br />
4. Lösen des Submodells<br />
5. Nachweisen, dass der Abstand zwischen Schnittkante und Spannungskonzentration ausreichend<br />
ist<br />
Abb. 24 Beispiel für den Ablauf einer Submodellberechnung /35/<br />
In Abb. 24 ist der Ablauf einer Submodellberechnung beispielhaft für ein Anschlussstück<br />
dargestellt. Das Grobmodell muss entgegen seiner Bezeichnung eine ausreichend feine Vernetzung<br />
besitzen um die Verschiebungen korrekt zu berechnen. Bei der Erzeugung des Submodells<br />
ist zu beachten, dass die Position in Bezug auf das globale Koordinatensystem mit<br />
dem korrespondierenden Teil des Grobmodells übereinstimmt. Die Schnittkanteninterpolation<br />
- 47 -
Grundlagen<br />
wird vom Programmsystem automatisch für die gewählten Knoten auf der Grundlage der<br />
Elementformfunktionen durchgeführt. Anschließend werden dieselben Randbedingungen und<br />
Belastungen wie im Grobmodell aufgebracht. Der Nachweis der Erfüllung des Prinzips von<br />
St. Venant wird praktisch durch den Vergleich von Contour- und Pfadplots der Spannungen<br />
entlang der Schnitte von Submodell und Grobmodell durchgeführt. Wenn die Ergebnisse gut<br />
übereinstimmen bedeutet dies, dass gute Schnittkanten ausgewählt wurden.<br />
Eine besondere Möglichkeit des Submodellings ist das Solid-to-Shell-Submodelling. Dabei<br />
besteht die Möglichkeit die Freiheitsgrade aus der Berechnung eines Schalenmodells auf ein<br />
Submodell aus Volumenelementen zu übertragen. Die zu interpolierenden Freiheitsgrade<br />
werden auf die Schalenebene projiziert, die mittig zum Grobmodell liegen muss. Eine Anwendung<br />
dieser Interpolation ist jedoch <strong>nicht</strong> bei Elementen möglich, die ein Knotenoffset<br />
besitzen /35/.<br />
3.5 Versagensanalyse<br />
Nachdem das Ergebnis für die Belastung der Zellen vorliegt, stellt sich die Frage nach der<br />
Bewertung des Ergebnisses in Bezug auf die Zuverlässigkeit. Silizium fehlt die Möglichkeit<br />
innere Defekte (Kerben, Fehlstellen, Risse) durch eine plastische Verformung auszugleichen,<br />
weshalb eine statistische Streuung der Defektgrößen direkt zu einer im Vergleich zu Metallen<br />
großen Streuung der mechanischen Eigenschaften führt /80/. Daher ist es im Allgemeinen<br />
<strong>nicht</strong> möglich die Festigkeit genau (deterministisch) vorherzusagen und ein probabilistischer<br />
Ansatz zur Vorhersage von Versagens- bzw. Überlebenswahrscheinlichkeiten ist notwendig.<br />
Für spröde Materialien hat sich die Weibull-Verteilung zur Beschreibung der Zuverlässigkeit<br />
etabliert /51/. Die Weibull-Statistik geht von der Annahme aus, dass ein einziger kritischer<br />
Defekt bei einer gegebenen Belastung immer zum Bruch führt /80/. Des Weiteren werden nur<br />
Zugspannungen als Ursache für Versagen angesehen. Die Bruchwahrscheinlichkeit P f für die<br />
zweiparametrige Weibullverteilung ist gegeben als /41/:<br />
m ⎡ V ⎛ σ ⎞ ⎤<br />
Pf= 1−exp⎢−<br />
⎜ ⎟ ⎥<br />
⎢ V ⎝σ⎠ ⎥<br />
0 0 ⎣ ⎦<br />
(3-43)<br />
Hierin ist σ die Spannung, mit der der Körper belastet wird, σ 0 eine materialspezifische<br />
Spannung, bei der die Bruchwahrscheinlichkeit 63,2 % beträgt Der Parameter m wird als<br />
Weibullmodul bezeichnet und ist ein Maß für die Streuung der Festigkeit. Ein großer Weibullmodul<br />
ergibt sich, wenn sich die Streuung der Versagensspannungen verringert. Für<br />
- 48 -
- 49 -<br />
Grundlagen<br />
m →∞ streuen die Messergebnisse <strong>nicht</strong> mehr, so dass σ 0 der Bruchspannung entspricht. V0<br />
wird als Bezugsvolumen bezeichnet.<br />
Abb. 25 Abhängigkeit der Versagenswahrscheinlichkeit von der Spannung für einige Weibullmoduln<br />
In Gleichung (3-43) ist die Volumenabhängigkeit der Versagenswahrscheinlichkeit berück-<br />
sichtigt. Diese Eigenschaft nennt man Größeneffekt, dass heißt die Wahrscheinlichkeit, dass<br />
ein Bauteil einen Riss enthält, welcher bei einer bestimmten Krafteinwirkung zum Bruch führt<br />
ist umso größer, je größer das Probenvolumen ist. Entsprechend des Rissursprungs kann diese<br />
Wahrscheinlichkeit auch auf eine Fläche oder Kante bezogen werden.<br />
Die bisherigen Überlegungen gelten nur, wenn das gesamte Bauteil mit einer einachsigen<br />
Spannung σ belastet wird. Das ist aber in der Anwendung praktisch nie der Fall. Betrachtet<br />
man ein Bauteil mit unterschiedlichen Spannungen σ i in den Teilvolumina Vi<br />
, so ergibt sich:<br />
m m<br />
n ⎡ n<br />
V ⎛ i σ ⎞ ⎤ ⎡<br />
i V ⎛ i σ ⎞ ⎤<br />
i<br />
Pf = 1−∏exp ⎢− ⎜ ⎟ ⎥ = 1−exp<br />
⎢−∑⎜<br />
⎟ ⎥<br />
i=<br />
1 ⎢ V0 ⎝σ0 ⎠ ⎥ ⎢ i=<br />
1 V0<br />
⎝σ0 ⎣ ⎦ ⎣ ⎠ ⎥<br />
⎦<br />
Nach einer Grenzwertbildung auf infinitesimal kleine Volumina folgt:<br />
m<br />
⎡ r<br />
1 ⎛σ( x)<br />
⎞ ⎤<br />
Pf= 1−exp⎢− ⎜ ⎟ d ⎥<br />
⎢ V ∫ V<br />
⎝ σ ⎠ ⎥<br />
0 V 0 ⎣ ⎦<br />
(3-44)<br />
(3-45)<br />
Hierbei handelt es sich um die allgemeine Form der Weibullgleichung für beliebig belastete<br />
Bauteile. Aus dem Integral lässt sich das effektive Volumen V ermitteln, welches je nach<br />
Geometrie und Lastfall veränderlich ist. Damit ergibt sich nach Auswertung des Integrals<br />
Gleichung (3-45) in der Form:<br />
P<br />
f<br />
⎡ V<br />
= 1−<br />
exp⎢−<br />
⎢ V<br />
⎣<br />
eff<br />
0<br />
m<br />
⎛σ<br />
⎤<br />
eff ⎞<br />
⎜<br />
⎟ ⎥<br />
⎝ σ 0 ⎠ ⎥<br />
⎦<br />
eff<br />
(3-46)
Grundlagen<br />
In dieser Arbeit wird für die praktische Berechnung der Bruchwahrscheinlichkeit auf der<br />
Grundlage der Ergebnisse des FE-Modells und den Weibullparametern die Software CARES<br />
in der Version 8.1 verwendet. Als Bruchkriterium wird das Principle of Independent Action<br />
(PIA) verwendet. Hierbei werden die Einzelüberlebenswahrscheinlichkeiten für jedes Element<br />
aufmultipliziert (vgl. (3-44)) und es wird davon ausgegangen, dass die Bruchwahrscheinlich-<br />
keit eines Elementes keine Auswirkung auf die Versagenswahrscheinlichkeit eines anderen<br />
Elementes hat. Es handelt sich um ein phänomenlogisches Modell, dass <strong>nicht</strong> auf die Ursache<br />
des Versagens eingeht, jedoch aufgrund seiner Einfachheit weit verbreitet ist. Zunächst wird<br />
eine Bruchfunktion ψ eingeführt /81/:<br />
⎛ σ ⎞ 1 ψ =<br />
⎜<br />
⎟<br />
⎝σ<br />
0 ⎠<br />
m<br />
⎛σ<br />
⎞ 2<br />
+<br />
⎜<br />
⎟<br />
⎝ σ 0 ⎠<br />
m<br />
⎛ σ 3 ⎞<br />
+<br />
⎜<br />
⎟<br />
⎝σ<br />
0 ⎠<br />
m<br />
(3-47)<br />
Da in einem Modell immer endlich große Teilvolumina vorhanden sind, wird mit (3-44) gear-<br />
beitet, so dass folgt:<br />
P<br />
f<br />
n ⎡ Vi<br />
1− exp⎢−<br />
ψ ⋅<br />
⎣ i 1 V0<br />
= ∑ =<br />
⎤<br />
⎥<br />
⎦<br />
(3-48)<br />
Zur Auswertung müssen zunächst aus der ANSYS Ergebnisdatei die Elemente mit den dazu-<br />
gehörigen Hauptspannungen ausgelesen werden. Bei einer Untersuchung in Hinblick auf Volumenfehler<br />
wird das gesamte Modellvolumen herangezogen. Zur Ermittlung der Bruchwahrscheinlichkeit<br />
aufgrund von Oberflächenfehlern werden lediglich die Elemente an der Modelloberfläche<br />
genutzt. Die Beträge der Hauptspannungen liegen in der Ergebnisdatei an den<br />
Knotenpunkten der Elemente vor. Da jedoch in der FE-Rechnung die genauen Ergebnisse an<br />
den Gauss-Punkten bestimmt werden, rechnet CARES mit den Elementformfunktionen auf<br />
diese zurück. Um die Gauss-Punkte bildet CARES Subvolumen, wodurch eine weitere Verfeinerung<br />
des Elementvolumens erreicht wird. Jedes Subvolumen mit der ausgewerteten<br />
Bruchfunktion stellt nun einen Summanden in (3-48) dar. Für die Genauigkeit der Ergebnisse<br />
ist zu beachten, dass die Elementgröße klein genug sein muss, damit die Spannungen im Element<br />
angenähert als homogen angesehen werden können bzw. die Spannungsgradienten <strong>nicht</strong><br />
zu groß sind, so dass (3-48) gegen (3-45) konvergiert.<br />
- 50 -
4 Messungen<br />
4.1 Dickenbestimmung und Struktur der Metallisierungspaste<br />
Messungen<br />
Aus einer Q-Cells Standardzelle wurden 4 Proben entnommen und davon Querschliffe angefertigt.<br />
Probe 1 und 2 befinden sich an frei gewählten Stellen in der Zelle, Probe 3 gehört zur<br />
Busbar und Probe 4 ist vom Rand entnommen. In den Aufnahmen wurden an mehreren Stellen<br />
die Abmessungen der Aluminiumschicht, der AlSi-Schicht, der Kontaktfinger, der Busbar<br />
und der Silberschicht unter der Busbar bestimmt.<br />
Abb. 26: Probe 1, Querschliff REM -Aufnahme des Aluminium-BSF<br />
Abb. 26 zeigt repräsentativ die Struktur der Aluminiumrückseitenbeschichtung. Man erkennt<br />
das poröse Gefüge mit den vorhandenen Verunreinigungen. Die Aluminiumpartikel haben<br />
eine Größe zwischen 1 und 5 µm und sind nur lokal miteinander verbunden. Für die mittlere<br />
Schichtdicke wurde 28,7 µm ermittelt. Hingegen ist die AlSi-Schicht strukturell relativ dicht,<br />
wobei die Dicke zum Teil sehr unterschiedlich ist. Es wurden maximal 9,2 µm gemessen und<br />
Unterbrechungen beobachtet (Abb. 26 Vergrößerung). Der Mittelwert liegt bei 5 µm.<br />
In Abb. 27a ist die typische Form eines Kontaktfingers zu sehen, die einem aufgeschütteten<br />
Hügel gleicht. Der Kontaktfinger läuft sehr flach aus, so dass nur wenige Partikel auf dem<br />
Silizium vorhanden sind. Im Mittel wurde eine Breite von 135,8 µm zwischen den äußeren<br />
Spitzen bestimmt und eine mittlere Höhe von 15,2 µm. Eine Legierungsschicht, wie bei der<br />
Aluminiumpaste, ist <strong>nicht</strong> zu sehen. In der Vergrößerung in Abb. 27a sind kleine Silberkristalle<br />
erkennbar, die in das Silizium hineingewachsen sind und die Verbindung herstellen. In<br />
Abb. 27b ist die Aufnahme der Busbar mit der gemessenen Breite (2,067 mm) dargestellt, die<br />
der Herstellerangabe entspricht. Abb. 27d zeigt den Übergang des Silberstreifens auf der<br />
Rückseite zur Aluminiumpaste. Aus der Lage der Partikel wird klar, dass zuerst das Silber<br />
aufgebracht wurde und anschließend das Aluminium, weshalb im Übergangsbereich die Gesamtdicke<br />
der Rückseitenschicht mit 65 µm deutlich größer ist als der Mittelwert. Im Mittel<br />
ist die Silberschicht mit 26,5 µm etwas dünner als die Aluminiumschicht.<br />
- 51 -
Abb. 27: a) Probe 2, REM-Aufnahme eines Kontaktfingers<br />
b) Probe 3, REM-Aufnahme der Busbar<br />
Messungen<br />
c) Probe 3, REM-Aufnahme Übergänge von Al-Schicht zur Ag-Schicht unter der Busbar<br />
d) Probe 4, REM-Aufnahme des Randbereichs der Solarzelle<br />
In Abb. 27d ist der Randbereich der Zelle mit dem Auslauf der Aluminiumrückseitenbe-<br />
schichtung dargestellt. Der Anstieg des Auslaufs beträgt in der vorliegenden Aufnahme zwi-<br />
schen 7 und 8° und der Randabstand liegt bei 2,062 mm. Tabelle 8 fasst die Messergebnisse<br />
zusammen.<br />
- 52 -
Tabelle 8: Ergebnisse der Schichtdickenbestimmung<br />
Schicht Wertebereich Mittelwert<br />
Si 314 – 327 µm 321 µm<br />
Al-Si-Schicht 0 – 9,2 µm 5 µm<br />
Al-Paste 21,3 – 32,2 µm 28,7 µm<br />
Dicke der Busbar 14,8 – 25,5 µm 18,2 µm<br />
Dicke der Kontaktfinger 9,4 – 17,6 µm 15,2 µm<br />
Kontaktfingerbreite 118,1 – 168,6 µm 135,8 µm<br />
Messungen<br />
Abb. 28: a) vereinfachte mathematische Beschreibung der Querschnittsfläche eines Kontaktfingers<br />
b) statisch äquivalenter Rechteckquerschnitt<br />
Für die Nachbildung der Kontaktfinger in einem FE-Modell ist es unpraktikabel die tatsächlich<br />
gemessene Form abzubilden. Ausgehend von einer mathematischen Beschreibung mit<br />
einem Polynom 4. Grades (Abb. 28a) soll zur Vereinfachung ein statisch äquivalenter Rechteckquerschnitt<br />
ermittelt werden (Abb. 28b). Da effektiv nur zwei Parameter zur Verfügung<br />
stehen, können zwei Ansätze verfolgt werden:<br />
1. gleiche Flächenträgheitsmomente bezogen auf das definierte Achsensystem<br />
I xx = Ixxeqv Iyy= I<br />
(4-1)<br />
yyeqv<br />
( )<br />
⎛ ⎞<br />
Ixx = ∫y dA = ∫y dydx = ∫ ⎜ y dy⎟dx = y( x)<br />
⎜ ∫ ⎟ 3 ∫<br />
A A −b/ 2⎝ 0 ⎠ −b/<br />
2<br />
3<br />
beqv ⋅heqv<br />
I xxeqv =<br />
3<br />
dx =<br />
⋅ ⋅<br />
9009<br />
b/ 2 y( x ⎛ ) ⎞ b/ 2<br />
2 2 2 2<br />
Iyy = ∫x dA = ∫x dydx = ∫ ⎜x dy⎟dx = x y( x)<br />
dx<br />
⎜ ∫ ⎟ ∫<br />
A A −b/ 2⎝ 0 ⎠ −b/<br />
2<br />
3<br />
heqv ⋅beqv<br />
I yyeqv =<br />
12<br />
b/ 2 y x<br />
b/ 2 3<br />
2 2 2 1 3 1024 bh<br />
heqv eqv<br />
= 0 , 803344 h b = 0,<br />
657719b<br />
- 53 -<br />
(4-2)
2. gleicher Schwerpunkt und Querschnittsfläche<br />
S<br />
Seqv<br />
eqv<br />
Messungen<br />
y = y A = A<br />
(4-3)<br />
A =<br />
A<br />
y<br />
y<br />
eqv<br />
S<br />
Seqv<br />
b / 2<br />
∫<br />
y<br />
−b<br />
/ 2<br />
= b<br />
( x)<br />
eqv<br />
1<br />
= ⋅<br />
A<br />
h<br />
=<br />
2<br />
b / 2<br />
−b<br />
/ 2<br />
eqv<br />
8 ⋅ b ⋅ h<br />
dx =<br />
15<br />
⋅ h<br />
∫<br />
eqv<br />
1<br />
2<br />
y<br />
( x)<br />
2<br />
8 ⋅ h<br />
dx =<br />
21<br />
16 h<br />
7b<br />
heqv = = 0,<br />
761905 h beqv<br />
= = 0,<br />
7b<br />
21<br />
10<br />
(4-4)<br />
Durch den zweiten Ansatz wird die Wirkung auf andere Komponenten besser abgebildet, da<br />
der Steineranteil durch die gleiche Querschnittsfläche und Schwerpunktslage genauer be-<br />
stimmt wird.<br />
4.2 Eindruckversuche<br />
4.2.1 Versuchsdurchführung<br />
Die Eindruckversuche zur Bestimmung des Elastizitätsmoduls der Aluminiumpaste wurden<br />
mit dem Mikrohärtetester SHIMADZU DUH-202 durchgeführt. In Abb. 29 sind Aufbau und<br />
Funktionsweise des Gerätes schematisch dargestellt. Die Lastaufbringung erfolgt elektromagnetisch<br />
über den Indenter auf die Versuchsprobe. Dabei wird die Eindringtiefe induktiv über<br />
eine Tauchspule, die als Differentialtransformator arbeitet, gemessen. Kraft und Weg werden<br />
von der Software am PC aufgezeichnet.<br />
Abb. 29: a) Aufbau Mikrohärtetester SHIMADZU DUH-202 /82/, b) Eingespannte Probe<br />
- 54 -
Messungen<br />
Zunächst wurden Messungen an einem Aluminiumblock zur Bestimmung der Gerätesteifig-<br />
keit durchgeführt. Für die Bestimmung des E-Moduls der Pasten wurden aus einer bedruckten<br />
Solarzelle Proben herausgetrennt, die mit der Klemmvorrichtung auf der Stahlunterlage der<br />
Maschine eingespannt wurden (vgl. Abb. 29b). Die Prüfung wurde kraftgeregelt durchgeführt<br />
mit einer Haltephase am Ende des Eindringens, damit der Effekt von zeitabhängigen Kriech-<br />
vorgängen minimiert wird. Zur Nullpunktbestimmung der Kraft-Eindringtiefe-Kurve wird der<br />
erste gemessene Kraftanstieg genutzt. Dies hat in einigen Versuchen zu Fehlern geführt die<br />
nachträglich durch eine lineare Anpassung der ersten 10 % der Belastungskurve und Extrapo-<br />
lation eines neuen Nullpunkts korrigiert wurden. In Tabelle 9 sind die verwendeten Eindring-<br />
körper und die aufgebrachten Maximalkräfte aufgeführt.<br />
Tabelle 9: Bezeichnung der Messungen<br />
Messung-Nr. Eindringkörper Max. Kraft<br />
Ref-1 Flacher Stempel (Kantenlänge: 37 µm) 800 mN<br />
Ref-2 Kugel (Durchmesser: 100 µm) 1000 mN<br />
1 Flacher Stempel (Kantenlänge: 367 µm) 1200 mN<br />
2 Flacher Stempel (Kantenlänge: 37 µm) 500 mN<br />
3 Flacher Stempel (Kantenlänge: 37 µm) 300 mN<br />
4 Kugel (Durchmesser: 100 µm) 200 mN<br />
Jede Messung umfasst zehn Eindrücke, deren Ergebnisse mit Hilfe von Mathematica ausge-<br />
wertet wurden. Die Auswerteprozedur umfasst die folgenden Schritte:<br />
1. Einlesen der Messdaten<br />
2. Nullpunktkorrektur<br />
3. Extrahieren der Entlastungskurve<br />
4. Verschieben der Entlastungskurven auf einen gemeinsamen Nullpunkt<br />
5. Fit der Entlastungskurve mit Gleichung (3-36)<br />
6. Bestimmung der Kontaktsteifigkeit bzw. -nachgiebigkeit<br />
7. Ermittlung der Kontakttiefe zur Berechnung der projizierten Fläche<br />
8. Berechnung des E-Moduls mit Gleichung (3-34)<br />
Die Nullpunktkorrektur ist besonders für die Auswertung der Eindrücke mit der Kugel wich-<br />
tig, da die Flächenfunktion direkt von der maximalen Eindringtiefe abhängt.<br />
- 55 -
4.2.2 Messergebnisse und Diskussion<br />
Messungen<br />
In Abb. 30 sind die auf einen gemeinsamen Nullpunkt bezogenen Entlastungskurven der Re-<br />
ferenzmessungen dargestellt. Man erkennt vor allem bei der Kugel nur relativ geringe Unter-<br />
schiede im Anstieg der einzelnen Messungen. Folglich ist die zu erwartende Streuung der<br />
Ergebnisse gering. Der Referenzkörper ist ein polierter Aluminiumblock mit einem Elastizi-<br />
tätsmodul E = 70400 MPa und der Querkontraktionszahl ν = 0, 347 . Hiermit kann nach<br />
Al<br />
der experimentellen Bestimmung der Kontaktnachgiebigkeit C die folgende Gleichung für<br />
die Berechnung der Gerätenachgiebigkeit gefunden werden:<br />
C<br />
f<br />
π<br />
= C −<br />
2 ⋅ A<br />
p<br />
2<br />
2<br />
⎛1 −ν<br />
⎞<br />
Al 1−ν<br />
i<br />
⋅<br />
⎜ +<br />
⎟<br />
⎝ E Al Ei<br />
⎠<br />
Al<br />
(4-5)<br />
Die ermittelten Werte sind in Tabelle 10 aufgeführt. Erwartungsgemäß sind diese <strong>nicht</strong> sehr<br />
stark von der Geometrie des Indenters abhängig.<br />
Abb. 30: a) Entlastungskurven, Messung Ref-1, Lichtmikroskopaufnahme des Eindrucks<br />
b) Entlastungskurven der Messung Ref-2, Lichtmikroskopaufnahme des Eindrucks<br />
In Abb. 31 sind die extrahierten Entlastungskurven für Messung 4 bezogen auf einen gemein-<br />
samen Nullpunkt repräsentativ dargestellt. Trotz gleicher Maximalkraft unterscheiden sich die<br />
Kurvenverläufe sehr deutlich in ihrem Anstieg, vor allem im Vergleich zu den Referenzme-<br />
- 56 -
Messungen<br />
sungen. Alle weiteren Messungen zeigen ähnlich große Schwankungen in den Kurvenverläu-<br />
fen. Die unterschiedlichen Anstiege der Kurven führen zur relativ großen Streuung der Er-<br />
gebnisse für den Elastizitätsmodul. Mögliche Ursachen liegen in der lokal unterschiedlichen<br />
Partikelgröße, Einschlüssen aus Pastenzusätzen und in der Rauhigkeit der Oberfläche, wo-<br />
durch vor allem bei den Stempeln kein vollständiger Kontakt gewährleistet werden kann. Die<br />
Vermessung der Oberfläche im Lichtmikroskop war kaum möglich, da die Eindrücke besonders<br />
bei den geringen Eindringtiefen durch die Rauhigkeit kaum von der restlichen Oberfläche<br />
zu unterscheiden waren (vgl. Abb. 31).<br />
Tabelle 10: Berechnete Gerätenachgiebigkeit für die Referenzmessung<br />
Messung-Nr. Indenter Gerätenachgiebigkeit [mm/N]<br />
Ref-1 Stempel −5 −5<br />
8, 708⋅ 10 ± 0, 745⋅ 10<br />
Ref-2 Kugel −5 −5<br />
8, 635⋅ 10 ± 0, 630⋅ 10<br />
Abb. 31: Entlastungskurven der Messung 4, verschoben auf gemeinsamen Nullpunkt, Lichtmikroskopaufnahme<br />
des Eindrucks<br />
Tabelle 11 fasst die Messergebnisse zusammen. Bei Messung 1 war eine Reduzierung des<br />
Auswertebereiches der Entlastungskurve auf 50 % notwendig, da durch die starke Krümmung<br />
der Kurven zuvor kein akzeptabler Fit möglich war. Für diese Messung wurde im Mittel der<br />
geringste E-Modul (2,9 GPa) bestimmt. Da jedoch die Auswertung immer mit der Maximalfläche<br />
erfolgte, ist es möglich durch Überschätzung der Kontaktfläche den E-Modul zu unterschätzen.<br />
In den Messungen 2 bis 4 war die Anpassung der Entlastungskurven mit der Exponentialfunktion<br />
sehr gut möglich. In Messung 2 und 3 treten vergleichsweise große E-Moduli<br />
(bis zu 22,9 GPa) auf. Es wurden jedoch auch Werte bestimmt, die in den Bereich von Messung<br />
1 fallen. Der erhöhte E-Modul kann eine mögliche Folge des Einflusses des Siliziumsubstrats<br />
sein, wenn ein Eindruck in einem besonders dünnen Bereich der Rückseitenschichtung<br />
erfolgt. Auffällig ist der sehr große Bereich für die maximale Eindringtiefe, wobei sich<br />
- 57 -
Messungen<br />
die Kontakttiefe, die nach der Auswertung der Entlastungskurve bestimmt wird, einen sehr<br />
viel kleineren Bereich ergibt, der zur aufgebrachten Maximalkraft passt. Messung 4 besitzt<br />
die geringste Streuung. Durch den gegebenen mathematischen Zusammenhang zwischen<br />
Kontakttiefe und projizierter Fläche ist hier eine bessere Abschätzung der Kontaktfläche mög-<br />
lich gewesen.<br />
Tabelle 11: Messergebnisse<br />
Messung-Nr. 1 2 3 4<br />
E-Modul<br />
Wertebereich [GPa] 1,9 – 5,9 6,9 – 22,9 0,99 – 13,6 2,7 – 7,5<br />
Mittelwert [GPa] 2,9 14,7 5,5 5,6<br />
Standardabw. [GPa] 1,2 5,1 4,4 1,5<br />
Standardabw. [%] 41,3 34,7 80,0 26,8<br />
Max. Eindringtiefe<br />
Wertebereich [µm] 3,72 – 6,15 5,21 – 6,95 3,58 – 10,18 3,05 – 4,35<br />
Kontakttiefe<br />
Wertebereich [µm] 2,58 – 5,26 4,55 – 5,80 2,95 – 3,93 2,46 – 3,94<br />
Aufgrund der großen Streuung der Ergebnisse kann die Messung des Eindringmoduls nur<br />
einen Anhaltspunkt für den Elastizitätsmodul liefern. Die Analyse der Messungen ist schwie-<br />
rig, da plastische Deformation, Verfestigung, Kriechvorgänge und eine mögliche Delaminati-<br />
on zum Verformungsprozess unter dem Indenter beitragen. Weiterhin wird die Probe nur in<br />
einem kleinen Bereich belastet, so dass nur sehr lokale Informationen bestimmt werden. Aus<br />
diesem Grund ist eine sehr große Anzahl von Eindrücken notwendig um einen verlässlichen<br />
Mittelwert zu bestimmen /83/.<br />
Die Messungen mit den Stempeln sind durch die große Unsicherheit in der Bestimmung der<br />
Kontaktfläche und den großen Wertebereich ungeeignet für eine richtige Einschätzung des<br />
Elastizitätsmoduls. Mit der Kugel konnten die Messungen definierter erfolgen, wobei hier die<br />
kleinsten Kräfte und Eindringtiefen vorlagen. Die Messungen bestätigen die Größenordnung<br />
des E-Moduls aus den Literaturstellen, wonach ein E-Modul von 3,5 (/84/) bzw. 6 GPa (/30/)<br />
angeben wird. Aus den Ergebnissen sind jedoch große lokale Schwankungen der Eigenschaf-<br />
ten zu erkennen, so dass im Endeffekt immer nur effektive Eigenschaften für die gesamte<br />
Rückseitenbeschichtung bestimmt werden können und eine Vielzahl von Eindrücken notwendig<br />
ist. Die Auswirkungen auf Berechnungsergebnisse werden in Abschnitt 5.3.3 untersucht.<br />
- 58 -
4.3 Messung des Temperaturausdehnungskoeffizienten<br />
4.3.1 Versuchsdurchführung<br />
- 59 -<br />
Messungen<br />
Die Messung der thermischen Ausdehnung erfolgte mit der TMA-60L der Firma Shimadzu.<br />
Für drei Proben der in Tabelle 12 aufgeführten Materialien wurden die Längenänderungs-<br />
Temperatur-Kurven im angegebenen Temperaturbereich aufgenommen und jeweils die Auf-<br />
heizkurve ausgewertet.<br />
Tabelle 12: Material und Temperaturbereich für die Messung des Ausdehnungskoeffizienten<br />
Material Temperaturbereich<br />
Glas -40 °C bis 150 °C<br />
EVA-Folie (vernetzt) -40 °C bis 150 °C<br />
Die Glasproben wurden aus einer 3 mm Glasscheibe entnommen und mit dem Schubstangenaufbau<br />
gemessen (Abb. 32a). Der gleiche Aufbau wurde für die EVA-Folie verwendet, die<br />
zuvor bei 150 °C für 30 min vernetzt wurde. Eine genauere Messung der Folie wäre im Zugaufbau<br />
möglich gewesen (Abb. 32b). Diese Messung konnte aus technischen Gründen jedoch<br />
<strong>nicht</strong> erfolgen.<br />
Abb. 32 Messaufbauten für die Längenänderungsmessung<br />
a) Schubstangenaufbau<br />
b) Zugaufbau<br />
Die Probenlänge wird durch das System absolut gemessen. Zu Beginn der Messung wird für<br />
T = 25 ° C<br />
0<br />
der Nullpunkt festgelegt. Anschließend wird eine Basislinie des Aufbaus aufge-<br />
nommen um die Ausdehnung der Messaufnehmer zu bestimmen. Zur Auswertung der Messergebnisse<br />
wurden die folgenden Schritte durchgeführt:<br />
1. Einlesen der Basislinie Δ LB ( T )<br />
2. Einlesen der Messkurven Δ<br />
( T )<br />
L M
3. Ermitteln der Längen L0 i für T 0 = 25 ° C der einzelnen Proben<br />
4. Erzeugen der korrigierten Messwerte für die Längenänderung:<br />
( T ) = L ( T ) − L − ΔL<br />
( T )<br />
ΔLi Mi 0 i B<br />
5. Mittelung der Messergebnisse für die relative Längenänderung:<br />
⎛ ΔL<br />
⎜<br />
⎝ L<br />
N<br />
( T ) ⎞ 1 ⎛ ΔL<br />
( T )<br />
0<br />
⎟<br />
⎠<br />
m<br />
= ⋅<br />
N<br />
i<br />
∑ ⎜<br />
i= 1 L0i<br />
⎝<br />
6. Ausgleichsrechnung für die Kurve ( L( T ) / L0<br />
) m<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
Δ zur Bestimmung von α th<br />
Messungen<br />
Je nach Material kann die Ausgleichsrechnung <strong>nicht</strong> für den gesamten Temperaturbereich<br />
durchgeführt werden, sondern muss stückweise erfolgen. Dies betrifft vor allem die EVA-<br />
Folie, da sich im Verlauf der Längenänderungs-Temperaturkurve die Umwandlungen, wie<br />
Glasübergang und Schmelzen in Form von deutlichen Änderungen der thermischen Ausdeh-<br />
nung äußern. Aufgrund der notwendigen Umsetzung des Ausdehnungskoeffizienten in einen<br />
linearisierten Wert ist die Bestimmung des differentiellen Ausdehnungskoeffizienten unnötig<br />
und der Ausdehnungskoeffizient wird in der folgenden Form ermittelt:<br />
α<br />
se<br />
( )<br />
( T )<br />
L<br />
T<br />
T T L ⎟ 1 ⎛ Δ ⎞<br />
= ⋅ ⎜<br />
− 0 ⎝ 0 ⎠<br />
m<br />
(4-6)<br />
Da an den gewählten Intervallgrenzen Unstetigkeiten auftreten können, wird an diesen Stellen<br />
der Ausdehnungskoeffizient gemittelt. Zur Bestimmung der Messabweichung wird das gauß-<br />
sche Fehlerfortpflanzungsgesetz angewendet. Für die Bestimmung des mittleren Ausdehnungskoeffizienten<br />
ergibt sich der relative Messfehler zu /77/:<br />
δα<br />
se<br />
α<br />
se<br />
=<br />
⎛ δ L<br />
⎜<br />
⎝ L0<br />
0<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
2<br />
⎛ δ ΔL<br />
⎞ δ T<br />
+ ⎜ ⎟ +<br />
⎝ ΔL<br />
⎠<br />
2<br />
2<br />
+ δ T<br />
( ) 2<br />
T − T<br />
0<br />
2<br />
0<br />
(4-7)<br />
Die Messung der Ausgangslänge erfolgt mit einer Genauigkeit von δ L L = ± 1 % . Die Un-<br />
0 / 0<br />
sicherheit in der Bestimmung der Längenänderung setzt sich zusammen aus den Anteilen der<br />
Basislinie, der Bestimmung der Messlänge und einem Kalibrierfehler. Hierfür kann eine Ge-<br />
nauigkeit von δ ΔL / ΔL<br />
= ± 3 % angegeben werden, wobei die größtmögliche Auflösung des<br />
Gerätes bei 0 , 25 μm liegt /78/. Die erreichbare Messgenauigkeit ist besonders von der Größe<br />
der Ausgangslänge abhängig, da hiervon die auftretende Längenänderung abhängt. Das heißt,<br />
um eine Längenänderung in einem vorgegebenen Temperaturintervall aufzulösen, ist eine<br />
bestimmte Ausgangslänge erforderlich. Für Glas ist beispielsweise ein Ausdehnungskoeffi-<br />
−6<br />
−1<br />
zient von 8,<br />
5 ⋅10 K zu erwarten. Damit die Längenänderung in einem Temperaturintervall<br />
von z.B. 10 K aufgelöst werden kann, ist eine Mindestprobenlänge von 2,9 mm notwendig<br />
- 60 -
Messungen<br />
oder es muss ein größeres Temperaturintervall gewählt werden. Die Abweichung in der Tem-<br />
peraturmessung wird bestimmt durch die Temperaturauflösung ( 0,<br />
01 K ) und den Tempera-<br />
turunterschied zwischen Probe und Thermoelement ( ± 0,<br />
3 K ) /55/. Die Gesamtunsicherheit<br />
se<br />
in der Bestimmung von α ist gemäß (4-7) vom betrachten Temperaturintervall abhängig. In<br />
unmittelbarer Nähe der Bezugstemperatur ist die Abweichung sehr groß, fällt in einem Abstand<br />
von mehr als 10 K jedoch deutlich ab. Im Mittel wird eine Abweichung von 4 % oder<br />
weniger bezogen auf den angegebenen Wert des Ausdehnungskoeffizienten erreicht.<br />
4.3.2 Messergebnisse und Diskussion<br />
Die Ergebnisse der Ausgleichsrechnung und die berechneten Ausdehnungskoeffizienten mit<br />
den zugehörigen Abweichungen können Anlage A2 entnommen werden.<br />
Abb. 33 rel. Längenänderung in Abhängigkeit von der Temperatur für Glas<br />
Abb. 33 zeigt den Messverlauf und die zugehörige Ausgleichsrechnung für das untersuchte<br />
Solarglas. Der Verlauf ist im Rahmen der Messgenauigkeit linear und der aus dem Anstieg<br />
−6<br />
−1<br />
ermittelte Ausdehnungskoeffizient beträgt ( )<br />
7,<br />
94 ± 0,<br />
74 ⋅10<br />
K . Die Messunsicherheit ist<br />
mit 9,3 % im Vergleich zu den Folienmessungen größer, da der vergleichsweise kleine Ausdehnungskoeffizient<br />
zu Längenänderungen Nahe der Auflösungsgrenze führt. Unter Berücksichtigung<br />
der Messunsicherheit ist der ermittelte Wert in guter Übereinstimmung mit den<br />
bekannten Literaturwerten /86/.<br />
- 61 -
Messungen<br />
Abb. 34 rel. Längenänderung in Abhängigkeit von der Temperatur für EVA (Etimex fast-cure 496.10)<br />
In Abb. 34 ist der Verlauf der relativen Längenänderung in Abhängigkeit von der Temperatur<br />
für die EVA-Folie dargestellt. Aus dem Verlauf der Ausdehnungskurve kann man charakteristische<br />
Temperaturbereiche ableiten. So erkennt man den Glasübergang bei ca. -15 °C als deutliche<br />
Änderung in der thermischen Ausdehnung, da die Beweglichkeit der Molekülketten ab<br />
diesem Punkt stark zunimmt und die Kettenabstände entsprechend größer werden. Ab 35 °C<br />
wird das Aufschmelzen der Vinylacetatgruppen zunächst als scheinbar geringere Ausdehnung<br />
bis 50 °C detektiert. Die zugeführte thermische Energie wird hier zum Großteil für das Auflösen<br />
der Kristallstrukturen benötigt. Nachdem die geordnete Struktur der Molekülketten aufgelöst<br />
ist, erfolgt eine verstärkte Ausdehnung aufgrund der erhöhten Beweglichkeit der Ketten<br />
bis 60 °C. Der weitere Verlauf ist wieder annähernd linear mit einem zum Temperaturbereich<br />
zwischen -15 und 30 °C vergleichbaren Anstieg. Für die mechanische Wirkung der Folie bedeutet<br />
dies, dass in dem Temperaturbereich, in dem die Steifigkeit zunimmt, die thermische<br />
Ausdehnung abnimmt, womit eine teilweise Kompensation dieses Materialverhaltens möglich<br />
ist.<br />
- 62 -
4.4 Verformungsmessung<br />
4.4.1 Versuchsdurchführung<br />
Messungen<br />
Eine Verformungsmessung wurde an einem mit Silberpaste bedruckten {100}-Siliziumwafer<br />
(4 Zoll, ( 525 ± 20)μm<br />
) durchgeführt. Die Pastendicke wurde im Auflichtverfahren am IR-<br />
Mikroskop mit der Waferoberfläche als Referenz bestimmt. Dabei wurde sowohl am Rand als<br />
auch in der Mitte des Wafers gemessen, wobei im Randbereich eine geringere Schichtdicke<br />
festgestellt wurde. Diese Diskrepanz wird zum Teil durch die Verbiegung beeinflusst. Des<br />
Weiteren kann das Material in der Mitte beim Bedrucken <strong>nicht</strong> so fließen, wie am Rand, so<br />
dass eine höhere Dicke in der Wafermitte möglich ist. Von den 20 Messpunkten schwanken<br />
die Ergebnisse im Bereich von 7 bis 16 µm. Der berechnete Mittelwert liegt bei 10 , 5 μm .<br />
Nach der in 3.3.3 beschriebenen Methode erfolgte die Abtastung des Wafers entlang einer<br />
Linie (Linescan) in der Symmetrieebene. Die Messung wurde zu verschiedenen Temperaturen<br />
für Aufheizen und Abkühlen im Temperaturintervall zwischen 22 und 180 °C durchgeführt.<br />
Bei der untersuchten Geometrie handelt sich um ein axialsymmetrisches Problem, wobei der<br />
Einfluss des Waferflats und einer Exzentrizität der Beschichtung vernachlässigt wird, da in<br />
vergleichenden FE-Berechnungen nur ein vernachlässigbar kleiner Unterschied festgestellt<br />
wurde. Da angenommen werden kann, dass der Elastizitätsmodul der Beschichtung geringer<br />
als der des Siliziumsubstrats ist und das Schichtdickenverhältnis t / bei 0,02 liegt, sind die<br />
f tS<br />
Voraussetzungen zur Anwendung der Stoney-Gleichung mit einem Approximationsfehler<br />
unter 5 % erfüllt. Um aus den Messdaten jedes Linescans, der eine Biegelinie darstellt, den<br />
Krümmungsradius zu ermitteln, wird auf die kinematischen Zusammenhänge aus der linearen<br />
Theorie zurückgegriffen. Zunächst gilt, dass die Krümmung der Biegelinie konstant ist und<br />
die Biegelinie somit durch ein Polynom zweiten Grades wiedergegeben werden kann /87/.<br />
Entsprechend erfolgt eine Ausgleichsrechnung der ermittelten Verschiebungsdaten mit der<br />
folgenden Funktion:<br />
2<br />
w x = A⋅<br />
x + B ⋅ x +<br />
(4-8)<br />
( ) C<br />
Unter der Voraussetzung kleiner Verformungen gilt als Zusammenhang zwischen dem<br />
Krümmungsradius und der Krümmung der Biegelinie:<br />
1<br />
≈ w′<br />
′ ( x)<br />
= 2 ⋅ A<br />
R<br />
Damit kann mit Gleichung (2-1) die Spannung in der Beschichtung berechnet werden:<br />
(4-9)<br />
σ f<br />
2<br />
ES<br />
⋅ t S<br />
= −<br />
3⋅<br />
1−ν<br />
⋅ t<br />
⋅ A<br />
(4-10)<br />
( )<br />
S<br />
f<br />
- 63 -
Messungen<br />
Aus diesem Zusammenhang kann nun zu jeder Temperatur eine Spannung zugeordnet werden.<br />
Zur berechneten Spannung ist anzumerken, dass die Gleichung nur in der Mitte des Wafers<br />
gilt und <strong>nicht</strong> in den Randbereichen. Für die Fehlerbetrachtung muss beachtet werden,<br />
dass die Stoney-Gleichung von einer homogenen Spannungsverteilung in der Schicht ausgeht.<br />
Diese Voraussetzung ist aufgrund der ungleichmäßigen Dickenverteilung <strong>nicht</strong> vollständig<br />
gewährleistet, ist bei kleinen Verformungen allerdings ausreichend genau /32/. Die Unsicherheit<br />
für die Bestimmung der Beschichtungsdicke anzugeben, ist insofern schwierig, dass ein<br />
Mittelwert gefunden werden muss, der die Wirkung der Beschichtung auf den Wafer richtig<br />
abbildet. Das heißt eine zu geringe Schichtdicke bewirkt eine Überschätzung der auftretenden<br />
Spannungen in der Schicht, die in Folgeberechnungen auf zu hohe Werte führt. Allerdings ist<br />
<strong>nicht</strong> davon auszugehen, dass die wahre homogenisierte Schichtdicke die gleiche Streubreite<br />
besitzt, wie der Mittelwert der Messungen. Um den Homogenisierungsfehler abzuschätzen<br />
wird von den Messwerten der Größtwert sowie ein weiteres Mal der Minimalwert entfernt<br />
und jeweils der Mittelwert gebildet. So erhält man für den kleineren Mittelwert eine Schicht-<br />
dicke von 10 , 0 μm als untere Grenze und als obere Grenze eine Schichtdicke von 10 , 9 μm .<br />
Die Unsicherheitsgrenzen sind in diesem Fall unsymmetrisch. Als Abschätzung für den<br />
Größtfehler wird mit ± 05μm , gearbeitet, so dass der relative Fehler 5 % beträgt. Diese Un-<br />
sicherheit stellt einen systematischen Fehler bei der Berechnung der Spannungen dar, da in<br />
jede Berechnung derselbe Wert einfließt. Dieser systematische Fehler hat den größten Einfluss<br />
auf den berechneten Spannungswert nach (4-10). Dieselbe Aussage gilt für die Waferdi-<br />
cke. Geht man davon aus dass E S mit 1 % , tS mit ± 20 μm und R mit 1 % Genauigkeit be-<br />
kannt sind, kann die Gesamtunsicherheit angegeben werden durch:<br />
δ σ f<br />
σ<br />
f<br />
=<br />
2<br />
2<br />
δ ES δ R δ t f δ t<br />
+ + + 2 ⋅<br />
E R t t<br />
S<br />
f<br />
S<br />
S<br />
= 1,<br />
4 % + 12,<br />
6 % = 14,<br />
0 %<br />
(4-11)<br />
Der zweite Summand zeigt noch einmal deutlich, dass bei der Spannungsberechnung auf der<br />
Grundlage der Verformungsergebnisse die größte Abweichung durch die systematischen Fehler<br />
hervorgerufen wird.<br />
4.4.2 Messergebnisse und Diskussion<br />
Die Darstellung der Verformungs-Temperaturkurve in Abb. 35a unterstützt die These des<br />
Auftretens einer plastischen Deformation. Der Verlauf von Aufheiz- und Abkühlkurve stimmt<br />
<strong>nicht</strong> überein und die maximale Verformung von 95,6 µm erhöht sich auf 104,6 µm bei 22 °C.<br />
Dies gilt entsprechend für die Spannungen (Abb. 35b). Beim Aufheizen erfolgt zunächst eine<br />
- 64 -
Messungen<br />
elastische Relaxation durch die stärkere Ausdehnung der Silberpaste gegenüber dem Silizium.<br />
Die Abnahme von Spannung und Verformung mit steigender Temperatur ist bis 70 °C linear.<br />
In der Folge wird der Anstieg stetig kleiner und bis zur maximal eingestellten Temperatur von<br />
180 °C geht die Verbiegung auf nahezu Null zurück. Zu Beginn des Abkühlens findet man<br />
ebenfalls einen annähernd linearen Temperaturbereich, der sich zwischen 180 und 140 °C<br />
befindet. Zwischen 140 °C und Raumtemperatur wird die Zunahme von Spannung und Verformung,<br />
wie beim Aufheizen, stetig geringer.<br />
Abb. 35 a) max. Verformung in Abhängigkeit von der Temperatur<br />
b) Spannungs-Temperaturkurve für den bedruckten Wafer (t_Si: 525 µm, t_Ag: 10.5 µm)<br />
Die Verringerung der Relaxation ab 70 °C kann nur zu einem kleinen Teil durch eine temperaturbedingte<br />
Verringerung des Elastizitätsmoduls erklärt werden, da sonst eine Reduzierung<br />
des berechneten E-Moduls um bis zu 40 % auftritt. Eine Erklärung für die weitere Abnahme<br />
und den Folgeverlauf ist möglich, wenn man annimmt, dass ab 70 °C bei Spannungen von<br />
50 MPa eine plastische Deformation eintritt. Das heißt die temperaturabhängige Fließgrenze<br />
des Materials verringert sich stärker als die Spannungen in der Schicht durch die elastische<br />
Relaxation abnehmen. Der elastische Bereich beim Abkühlen ist etwas geringer als beim<br />
Aufheizen, da die Fließgrenze bei den höheren Temperaturen schneller erreicht wird. Dabei<br />
ist die Fließgrenze beim Abkühlen offensichtlich höher als beim Aufheizen, was auf eine Verfestigung<br />
hindeutet. Legt man eine kinematische Verfestigung in der Beschichtung zu Grunde<br />
verschiebt sich die Fließfläche wie in Abb. 36a schematisch für Raumtemperatur und 180 °C<br />
dargestellt. In diesem Fall verändert sich die Lage der Fließgrenze so, dass bei höheren Temperaturen<br />
ein Fließen auch bei abnehmender Spannung in der Schicht erfolgt und die obere<br />
Fließgrenze höher als im Ausgangzustand ist. Aus diesem Grund ist nach dem Abkühlen die<br />
Verbiegung bei Raumtemperatur höher. Trägt man die Spannungen als Funktion der Dehnung<br />
auf, ist der in Abb. 36b qualitativ dargestellte Verlauf als Hysterese denkbar. In dieser Dar-<br />
- 65 -
Messungen<br />
stellung ist zu beachten, dass eine höhere Dehnung mit einer niedrigeren Temperatur verbun-<br />
den ist. Folglich wird die eigentliche Verfestigung von einer Zunahme der Fließgrenze mit<br />
abnehmender Temperatur überlagert.<br />
Abb. 36 a) Veränderung der Fließfläche durch kinematische Verfestigung<br />
b) schematische Darstellung des Spannungs-Dehnungsdiagramm zur Erklärung des Spannungs-Temperatur<br />
Verhaltens<br />
Für die Aussagen zum elastischen Verhalten der Beschichtung kann man im linearen Bereich<br />
der Kurve, bei Vernachlässigung der Temperaturabhängigkeit, mit Gleichung (2-4) arbeiten.<br />
Die Auswertung erfolgt zwischen zwei benachbarten Temperaturen, so dass eine Modifikation<br />
der Gleichungen wie folgt aussieht:<br />
2<br />
E<br />
E<br />
S ⋅ t<br />
f<br />
(4-12)<br />
S<br />
Δσ f = −<br />
⋅ Δκ<br />
= ⋅ ( α S −α<br />
f ) ⋅ ΔT<br />
6 ⋅ 1−ν<br />
⋅ t 1−ν<br />
( ) ( )<br />
S<br />
f<br />
f<br />
In dieser Gleichung sind E f , α f und ν f unbekannt. Für ν f wird der Wert von reinem Silber<br />
angenommen, da die mögliche Schwankungsbreite der Querkontraktion keinen großen Einfluss<br />
auf das Ergebnis besitzt. Da ein Vergleichssubstrat <strong>nicht</strong> zur Verfügung stand, kann nur<br />
eine Aussage zum Parameter E ( α −α<br />
)<br />
f<br />
⋅ im Temperaturintervall ΔT<br />
gemacht werden.<br />
S<br />
f<br />
Nach Umstellung der Gleichung (4-12) folgt:<br />
Δσf⋅( 1−νf)<br />
(4-13)<br />
E f ⋅( αS − α f ) =<br />
ΔT<br />
Im linearen Bereich erhält man, bezogen auf die Temperaturdifferenz, einen annähernd konstanten<br />
Wert und als Mittelwert -0,725 MPa/K für das Aufheizen und -0,799 MPa/K für das<br />
Abkühlen. Die Zahlenwerte sind negativ, da α f größer als α S ist. Der höhere Wert beim<br />
Abkühlen kann durch einen höheren Ausdehnungskoeffizienten der Schicht bei höheren<br />
Temperaturen begründet werden. Eine Rückwirkung der Verfestigung auf die elastischen Ei-<br />
- 66 -
- 67 -<br />
Messungen<br />
genschaften, wenn z.B. das Gefüge dichter wird, muss näher untersucht werden. Ohne die<br />
genaue Kenntnis des Ausdehnungskoeffizienten ist nur eine Abschätzung des Wertebereichs<br />
des Elastizitätsmoduls möglich. Nimmt man als Randwerte der Ausdehnung<br />
(Ag-Paste nach /30/) und<br />
−6 −1<br />
19, 4 10 K<br />
10, 4⋅ 10 K<br />
−6 −1<br />
⋅ (reines Silber) erhält man einen Elastizitätsmodul<br />
zwischen 27,4 und 59,5 GPa, wobei die Unsicherheit wie bei der Spannungsberechnung 14 %<br />
beträgt. Diese Werte sind im Vergleich zu den Angaben in /30/ sehr viel größer. Allerdings<br />
werden in der Literaturstelle weder die Zusammensetzung der Paste noch die Prozessbedin-<br />
gungen genannt, so dass ein Vergleich kaum möglich ist. Wenn der Ausdehnungskoeffizient<br />
α z.B. aus einer TMA-Messung bekannt ist, kann E exakter berechnet werden.<br />
f<br />
Abschließend ist zur durchgeführten Messung zu sagen, dass eine exakte Untersuchung des<br />
Werkstoffverhaltens weitaus umfangreichere Experimente erforderlich macht. Ein zyklisches<br />
Aufheizen und Abkühlen in einem kleinen Temperaturintervall ist sinnvoll um die elastischen<br />
Kennwerte besser abzuschätzen, da eine merkliche Temperaturabhängigkeit vorhanden ist.<br />
Weiterhin muss ein größerer Temperaturbereich untersucht werden, so dass das plastische<br />
Verhalten und die Verfestigungsmechanismen besser verstanden werden und aufgestellte<br />
Thesen zu untermauern oder zu verbessern. Die Angabe der Fließgrenze für bestimmte Tem-<br />
peraturen ist ebenfalls möglich, wobei immer die Überlagerung von plastischer Deformation<br />
und Verfestigung erfolgt. Die Fehlerabschätzung hat für den vorliegenden Versuch allerdings<br />
gezeigt, dass die berechneten Spannungen, neben dem Approximationsfehler der Berech-<br />
nungsgleichung, mit einem hohen systematischen Fehler behaftet sind, wenn die Beschich-<br />
tungsdicke <strong>nicht</strong> genauer bestimmt werden kann.<br />
f
5 Berechnungen zum Einbrennprozess<br />
Berechnungen zum Einbrennprozess<br />
Im Folgenden Kapitel wird ein Modell zur Berechnung von Verformungen und Spannungen,<br />
die durch den Einbrennprozess entstehen, vorgestellt. Zunächst wird die strukturbedingte Einstellung<br />
einer Vorzugsrichtung bei der Verbiegung untersucht. In Hinblick auf die Anwendung<br />
der Submodelltechnik werden anschließend die Einflüsse von Kontaktfingern und Busbar,<br />
sowie der Materialkennwerte der Paste auf die Verformung untersucht. Nach diesen<br />
grundlegenden Untersuchungen werden die geometrischen Parameter in Hinblick auf dünne<br />
Zellen verändert und die Veränderung der Eigenspannungen verglichen. Der Vergleich von<br />
Spannungen kann auf dieser Detaillierungsstufe nur qualitativ erfolgen. Zum Abschluss wird<br />
gezeigt, wie durch die Anwendung der Submodelltechnik die Bereiche hoher thermomechanischer<br />
Spannungen näher untersucht werden können.<br />
5.1 FE-Modell für die Solarzelle<br />
5.1.1 Allgemeine Angaben und Voraussetzungen<br />
Die Modellierung der Zelle erfolgt basierend auf dem Layout der multikristallinen Q-Cells-<br />
Zelle Q6LTT /88/, wobei durch Ausnutzung der Symmetrie nur ein Viertel der Zelle modelliert<br />
werden muss. Dabei ist nur die Geometrie der Zelle bekannt, jedoch keine spezifischen<br />
Prozessierungsparameter. Zur Beschreibung der Zelle werden die in Abb. 37 aufgeführten<br />
Parameter verwendet. Für die Berechnung der Abkühlung der Zelle von Einbrenntemperatur<br />
auf Raumtemperatur (20 °C) gelten die folgenden Annahmen:<br />
• thermische Dehnung aller Schichten ist Null bei der Eutektikumstemperatur des AlSi<br />
(577 °C, vgl. 3.2.2)<br />
• Al-Paste und Ag-Paste werden durch ein bilineares elastisch/ideal-plastisches Materialmodell<br />
abgebildet<br />
• Keine zeitabhängigen Vorgänge (Kriechen)<br />
• Zeitlicher Verlauf der Temperaturänderung hat keinen Einfluss auf das Endergebnis<br />
• Antireflexschicht wird vernachlässigt, wegen geringer Dicke (0,07 µm /15/) und vergleichbarer<br />
thermischer Ausdehnung in Bezug auf Si<br />
• Materialkennwerte sind in Abhängigkeit von der Temperatur gegeben<br />
Für den Vergleich werden als Referenzergebnisse die Verformungen und Spannungen der<br />
Solarzelle mit den in Tabelle 13 aufgeführten Parametern verwendet. Die Werte orientieren<br />
sich an den Messergebnissen (vgl. 4.1), wurden zur Vereinfachung auf ganze Zahlen gerundet<br />
und die Zelldicke auf einen aktuellen Wert angepasst. Die in Tabelle 14 angegebenen Materi-<br />
- 68 -
Berechnungen zum Einbrennprozess<br />
alkennwerte beziehen sich auf Raumtemperatur, werden jedoch in der Simulation nach Mög-<br />
lichkeit in Abhängigkeit von der Temperatur verwendet (vgl. Anlage A3). In der Tabelle ist<br />
der mittlere lineare Ausdehnungskoeffizient für das Temperaturintervall von 577 °C bis 20 °C<br />
angegeben.<br />
Abb. 37: Parameter für das Zellmodell, Layout basiert auf Q6LTT von Q-Cells<br />
Tabelle 13: Parameterwerte für die Referenzzelle<br />
L 156 mm Al_rand 1,5 mm t_Ag 25 µm<br />
B 156 mm Ag_Breite 4 mm t_KF 15 µm<br />
BB_abstand 75 mm Ag_rand 15 mm KF_Anzahl 75<br />
BB_rand 4 mm t_Si 200 µm KF_Breite 100 µm<br />
BB_Breite1 2 mm t_Al 30 µm KF_rand 1,5 mm<br />
BB_Breite2 0,5 mm t_BB 20 µm<br />
Tabelle 14: Materialkennwerte bei Raumtemperatur (20 °C)<br />
Material E [GPa] ν σ y [MPa]<br />
se<br />
α [10 -6 K -1 ]<br />
Silizium 162,5 0,223 --- 3,33<br />
Silber-Paste 7 0,37 43,0 10,4<br />
Aluminium-Paste 6 0,347 39,5 15,9<br />
- 69 -
5.1.2 Aufbau des Modells der Solarzelle<br />
Berechnungen zum Einbrennprozess<br />
Das FE-Modell wurde mit der Software ANSYS® 12.0 unter Verwendung der programmei-<br />
genen APDL Skriptsprache erstellt. Zur Modellierung der dünnen Struktur wird ein Schalen-<br />
modell mit SHELL91-Elementen aufgebaut. Das Element besitzt 8 Knoten, kann aus bis zu<br />
100 Schichten aufgebaut sein und unterstützt geometrische Nichtlinearität sowie <strong>nicht</strong>lineares<br />
Materialverhalten. Zusätzlich bietet das Element die Möglichkeit, die Knoten auf die Ober-<br />
bzw. Unterseite zu verschieben. Dies wird angewendet um den Randabstand der Al/Ag-<br />
Rückseitenbeschichtung zu beachten. Hierzu werden die Vorder- und Rückseite der Zelle<br />
unabhängig erzeugt, wobei die Knoten der Elemente auf der Vorderseite auf die Unterseite<br />
(Bottom) und die Knoten der Rückseite auf die Oberseite (Top) verschoben werden (vgl. Abb.<br />
38). Die Knoten werden anschließend zusammengefügt, so dass sich die übereinanderliegenden<br />
Elemente dieselben Knoten teilen und damit die Anzahl der Freiheitsgrade reduziert werden<br />
kann. Der Nachteil dieses Vorgehens ist, dass ein „shell-to-solid“ Submodell <strong>nicht</strong> möglich<br />
ist /35/. Die Busbar und Kontaktfinger werden durch ein zusätzliches Layer dargestellt.<br />
Als Elementkantenlänge wurde 1 mm gewählt, wobei für eine ausreichend genaue Verschiebungslösung<br />
2 mm möglich sind. Ausgehend von diesem Modell gibt es eine reduzierte Variante<br />
ohne Kontaktfinger.<br />
Abb. 38: Anwendung der Knotenverschiebung für den Elementtyp SHELL91<br />
Zu den Schalenmodellen gibt es analoge Volumenmodelle, für die 20 Knoten-Elemente des<br />
Typs SOLID95 verwendet wurden. Diese dienen zum einen dem Abgleich der Schalenmodelle<br />
und in ihrer Hauptfunktion als Grundlage für ein Submodell, das detaillierte Informationen<br />
liefern soll. Für die Erzeugung der Verschiebungslösung ist im Globalmodell ein Element für<br />
jede Schicht ausreichend. Aus dem Ergebnis wird die Lage der maximalen Belastung bestimmt<br />
und die entsprechenden Bereiche für das Submodell ausgewählt. In Abb. 39 ist die<br />
Vernetzung des Volumenmodells ohne Kontaktfinger dargestellt.<br />
- 70 -
Berechnungen zum Einbrennprozess<br />
Abb. 39: Vernetzung des Viertelmodells ohne Kontaktfinger (rot: Silber, cyan: Silizium, violett: Alu-<br />
minium), links: Ansicht von oben, rechts: Ansicht von unten<br />
Für die Berechnung der Abkühlung wird als Referenztemperatur die Eutektikumstemperatur<br />
des AlSi eingegeben und allen Elementen wird Raumtemperatur zugewiesen. An den entsprechenden<br />
Stellen wurden die Symmetriebedingungen erzeugt. Der Mittelpunkt der Zelle wird<br />
als Festpunkt definiert, so dass eine freie Verformung in jede Richtung möglich ist. Aufgrund<br />
des hohen Schlankheitsgrades und der Berücksichtigung temperaturabhängiger Materialkennwerte<br />
erfolgt die Berechnung <strong>nicht</strong>linear.<br />
5.2 Verzweigungsproblematik<br />
Bei der Auswertung der Berechnungsergebnisse wurde eine Abhängigkeit der Verbiegungsform<br />
von geometrischen Parametern, wie der Lage der Busbar, der Beschichtungsdicke sowie<br />
Materialparametern festgestellt. Zudem ist es möglich, dass für dieselbe Geometrie bei einer<br />
unterschiedlichen Anzahl von Berechnungsschritten (Substeps) unterschiedliche Verbiegungsformen<br />
berechnet werden. Dieses Verhalten tritt nur bei geometrisch <strong>nicht</strong>linearer Berechnung<br />
auf und ist mit der Verzweigungsproblematik aus der klassischen Stabilitätstheorie<br />
vergleichbar. Das heißt, für ein- und dieselbe Geometrie existieren zwei oder mehr benachbarte<br />
Gleichgewichtslagen. Die Herausbildung der Vorzugsrichtung wird verursacht durch die<br />
Busbar, Kontaktfinger und den Silberstreifen auf der Rückseite, da Berechnungen für einen<br />
gleichmäßig beschichteten Wafer ohne Busbar stets eine kreisförmig symmetrische Verbiegung<br />
ergaben. Diese Komponenten stellen Imperfektionen der Struktur dar, die das Verformungsverhalten<br />
beeinflussen. Ein Zusammenhang mit dem Einsetzen der plastischen Deformation<br />
der Rückseitenbeschichtung wurde <strong>nicht</strong> festgestellt. Für eine ausreichend große Anzahl<br />
von Substeps, vor allem im Bereich des Verzweigungspunktes, konvergiert die Berech-<br />
- 71 -
Berechnungen zum Einbrennprozess<br />
nung gegen die wahrscheinlichste Form. Andererseits führt eine zu niedrige Anzahl von<br />
Substeps zu einer anderen Verbiegungsform, wenn der Verzweigungspunkt „übersprungen“<br />
wird. Bei starker Temperaturabhängigkeit der Materialparameter muss auf diese Problematik<br />
besonders geachtet werden.<br />
Abb. 40 Entwicklung der Zellverformung in Abhängigkeit von der Temperatur, Referenzgeometrie<br />
a) Verformung in Abhängigkeit von der Temperatur<br />
b) Verformungs-Temperatur-Diagramm mit der Bestimmung des Verzweigungspunktes<br />
Abb. 40 zeigt die Herausbildung einer Vorzugsrichtung für die Referenzgeometrie in Abhängigkeit<br />
von der Temperatur. Zunächst verformt sich die Zelle mit einer kreisförmigen Symmetrie,<br />
wie in einer linearen Berechnung. Ab einer bestimmten Temperatur (in der gewählten<br />
Konfiguration: ca. 490 °C) stellt sich eine Vorzugsrichtung ein. Diese Temperatur soll im<br />
Folgenden in Anlehnung an die kritische Last der Stabilitätstheorie als kritische Temperatur<br />
bezeichnet werden. Der Verzweigungspunkt kann nur durch eine sehr hohe Anzahl von<br />
Substeps exakt identifiziert werden, wobei bereits ab einer Anzahl von 40 Substeps eine gute<br />
Wiedergabe der Verformungs-Temperaturkurve möglich ist. Für die Referenzberechnung<br />
wurde im Temperaturintervall zwischen 530 und 450 °C eine Temperaturänderung von 1 K je<br />
Berechnungsschritt gewählt, während im restlichen Bereich größere Schritte zugelassen wurden.<br />
Die Identifizierung des Verzweigungspunktes kann durch den Vergleich der Verschiebungen<br />
der Randmittelpunkte erfolgen, da die Verschiebungs-Temperaturkurve des Randpunktes,<br />
der zur Biegeachse gehört, ein betragsmäßiges Maximum besitzt (Abb. 40b rote Kurve).<br />
In Anwendung dieser Feststellung wird die kritische Temperatur als die Temperatur defi-<br />
- 72 -
Berechnungen zum Einbrennprozess<br />
niert, bei der die Verschiebung des Randmittelpunktes der Biegeachse ihr Maximum besitzt.<br />
Bis zum Erreichen der kritischen Temperatur sind die Verschiebungen in etwa gleich<br />
( ± 0,<br />
001 mm ). Nach Überschreiten der kritischen Temperatur driften die beiden Werte aus-<br />
einander und es stellt sich die Vorzugsrichtung ein.<br />
Abb. 41 Verzweigungsproblematik bei der Berechnung der Waferverbiegung in Abhängigkeit von<br />
verschiedenen Parameter<br />
In Abb. 41a und b sind beispielhaft Möglichkeiten aufgezeigt wie sich die Biegefläche in Ab-<br />
hängigkeit von der Geometrie und bei einer Veränderung der Materialparameter verändert.<br />
Bei der Veränderung des Materialparameters liegt allerdings eine zu grobe Einteilung der<br />
Berechnungsschritte am Verzweigungspunkt vor. Wie sich die Anzahl der Substeps auf das<br />
Endergebnis und den Verformungsverlauf während der Abkühlung auswirkt, ist in Abb. 41c<br />
und d dargestellt. Für den Fall, der zur Verbiegung um die y-Achse führt, treten Konvergenz-<br />
probleme auf, so dass vom Programm eine zusätzliche Lastschrittteilung durchgeführt wird,<br />
weshalb im Beispiel statt der vorgegebenen 40 Substeps 42 durchgeführt wurden. Der 1. Fall<br />
ergibt eine kreisförmig symmetrische Verbiegung und stellt einen Spezialfall für kleine Ver-<br />
formungen dar (lineare Berechnung) und tritt in der Regel nur bei zu geringer Berechnungs-<br />
- 73 -
Berechnungen zum Einbrennprozess<br />
schrittzahl auf. Pro Berechnungsschritt erfolgt im Fall 1 eine Temperaturänderung von 56 K,<br />
die in diesem Fall zu groß ist, um das richtige Ergebnis zu liefern. In den Fällen 2 und 3 erfolgt<br />
die Biegung jeweils bevorzugt um eine der Symmetrieachsen, wobei die Größe der Endverformung<br />
nahezu identisch ist. Dies ist darin begründet, dass die Verbiegung vor allem<br />
durch den sehr viel größeren Anteil des Aluminiums bestimmt wird, dessen Verteilung annähernd<br />
symmetrisch ist.<br />
Die Problematik ist ebenfalls im Verformungs-Temperatur-Diagramm zu sehen, in dem die<br />
Verschiebungen der Randmittelpunkte dargestellt sind (Abb. 41d). Wie im Folgenden noch<br />
gezeigt wird hängt der Kurvenverlauf entscheidend von den elastischen Eigenschaften der Al-<br />
Paste ab. Zu Beginn ist der Anstieg der Kurven noch gleich, da die Verbiegung, die durch die<br />
Thermospannung verursacht wird, noch relativ gering ist und damit die Verbiegungsform<br />
symmetrisch ist. In der Ausschnittvergrößerung des Diagramms sieht man, wie ab 500 °C die<br />
Kurvenverläufe auseinanderlaufen. Für den Fall 1 bleiben die Verschiebungen der Randmittelpunkte<br />
gleich, während für Fall 2 (Verbiegung um die y-Achse) der Punkt UZ_L einen<br />
deutlichen Zuwachs der Verformung aufweist bzw. für Fall 3 (Verbiegung um die x-Achse)<br />
der Punkt UZ_B. Die Mittelpunkte des jeweils anderen Randes verschieben sich ab dem Verzweigungspunkt<br />
wieder nach oben. Zusätzlich geht mit dem Umschlagen in eine bestimmte<br />
Richtung die geometrische Steifigkeit der Struktur verloren, was auf die im Fall 2 und 3 im<br />
Vergleich zu Fall 1 erhöhte Endverformung führt. Unter 250 °C erfolgt bei allen 3 Fällen der<br />
Übergang in eine Gerade mit flachem Anstieg, der auf das Einsetzen der plastischen Deformation<br />
der Paste zurückzuführen ist, wobei ein geringer Zuwachs der Fließspannung mit abnehmender<br />
Temperatur erfolgt. Aus diesen Beobachtungen folgt, dass die Berechnung bei<br />
einer zu großen Schrittweite wie im Fall 1 das Verhalten der Struktur <strong>nicht</strong> korrekt abbilden<br />
kann. Zudem ist eine globale Einteilung der Berechnungsschritte <strong>nicht</strong> sehr günstig, da im<br />
Prinzip nur im Temperaturintervall des Verzweigungspunktes eine geringe Schrittweite (max.<br />
1 bis 2 K) erforderlich ist, während außerhalb dieses Bereiches größere Temperaturschritte<br />
(10 bis 15 K) möglich sind.<br />
Ein weiteres Problem liegt im veränderten Spannungsbild (vgl. Abb. 42), das sich mit den<br />
Belastungen in weiteren Prozessschritten und im Betrieb überlagert. Zwischen Fall 2 und 3<br />
dreht sich das Spannungsfeld um 90° mit dem Maximum in der Nähe der Biegeachse. In Fall<br />
2 wird durch den Steifigkeitssprung am Auslauf der Busbar eine zusätzliche Spannungsspitze<br />
erzeugt. Zu den Spannungsverläufen ist anzumerken, dass mit dem Aneinandergrenzen von<br />
unterschiedlichen Materialien auf der Rückseite, Sprünge in der Steifigkeit (Kontaktfinger,<br />
Busbar) und dem Wegfall der Verformungsbehinderung bei der thermischen Ausdehnung<br />
- 74 -
Berechnungen zum Einbrennprozess<br />
(freier Rand), Sprünge im Spannungsverlauf verbunden sind. Zum Beispiel bewirkt die Silberpaste<br />
wegen der geringeren thermischen Ausdehnung im Vergleich zum Aluminium weniger<br />
Zwänge, weshalb im Silizium neben der Busbar die 1. Hauptspannung geringer ist. Für<br />
das Silizium unter der Busbar entsteht ein günstiger Druckspannungszustand und wegen der<br />
beidseitigen Aufbringung ist die Verformung geringer. Aus diesem Grund dürfen bei der Auswertung<br />
nur ungemittelte Elementspannungen verwendet werden, da gemittelte Knotenspannungen<br />
das Ergebnis stark verfälschen können. Ebenfalls gut zu sehen ist die Existenz eines<br />
globalen Spannungsfelds in dem kleine Störungen (Verringerung der 1. Hauptspannung)<br />
durch die Kontaktfinger vorhanden sind. Der 1. Fall ist von der Belastung her besonders ungünstig,<br />
da nun zwei Bereiche in der Nähe der Kanten eine maximale Spannung aufweisen.<br />
Abb. 42 1. Hauptspannung im Si auf der Oberseite für die drei Fälle, symmetrisches Viertel<br />
Aus den verschiedenen Spannungsbildern folgen unterschiedliche Bruchwahrscheinlichkeiten.<br />
Eine quantitative Aussage zur Bruchwahrscheinlichkeit erfordert eine quantitative Aussage zu<br />
den Spannungen. Dies ist jedoch aufgrund der unzureichenden Kenntnis der Pasteneigenschaften<br />
schwierig. Ein Vergleich der Belastungszustände untereinander ist jedoch möglich,<br />
wobei sich eine erhöhte Bruchwahrscheinlichkeit für Fall 1 ergibt. Fall 2 besitzt im Vergleich<br />
zu Fall 3 nur eine leicht erhöhte Versagensrate. Bei allen Fällen ist das Versagen aufgrund<br />
von Oberflächendefekten sehr viel wahrscheinlicher als das Versagen durch Volumendefekte.<br />
Die Bruchwahrscheinlichkeit allein durch die generierten thermischen Spannungen ist für die<br />
4<br />
200 µm Zelle allerdings relativ gering (< 10 %). Dies ist offensichtlich, da die Eigenspan-<br />
−<br />
nung höchstens 20 % der charakteristischen Spannung von 97 MPa beträgt. Allerdings werden<br />
beim Handling der Solarzellen in der Fertigung oder durch Belastungen im Betrieb die<br />
Eigenspannungen durch äußere Beanspruchungen überlagert, so dass sich in Bruchversuchen<br />
nach dem Einbrennen niedrigere Bruchkräfte ergeben /89/.<br />
- 75 -
Berechnungen zum Einbrennprozess<br />
Die Aufnahmen von realen Zellverbiegungen in Abb. 43 sollen zeigen, dass in der Praxis<br />
ebenfalls unterschiedliche Verformungsrichtungen möglich sind. Im realen Prozess kommen<br />
zusätzliche geometrische und materialbedingte Variationen hinzu, die ein bestimmtes Verhal-<br />
ten begünstigen können, z.B. die durch den Sägeprozess bedingte Keilform der Wafer, inhomogene<br />
Dicke der Paste und lokale Unterschiede in den Eigenschaften der Pasten. Eine Aussage<br />
zur Häufigkeit der Verbiegung in eine bestimmte Richtung kann <strong>nicht</strong> getroffen werden,<br />
daher sollten bei der Berechnung der Verbiegung prinzipiell beide Zustände berücksichtigt<br />
werden.<br />
Abb. 43 Aufnahmen realer Waferverbiegungen /6/, /60/<br />
5.3 Einflüsse auf die Verformung<br />
5.3.1 Kontaktfinger<br />
Die Beachtung der Kontaktfinger stellt für die numerische Simulation vor allem einen enormen<br />
Rechenaufwand dar, da sie aufgrund ihrer geringen Größe sehr kleine Elemente erfordern.<br />
Durch eine überschlägige Berechnung des Flächenträgheitsmoments Ixx mit und ohne<br />
Kontaktfinger für den in Abb. 44a dargestellten Querschnitt soll der Fehler abschätzt werden,<br />
der sich ergibt, wenn die Kontaktfinger vernachlässigt werden. Für die konkreten Werte der<br />
Referenzzelle kann man die Abweichung zwischen der exakten Berechnung und der Vereinfachung<br />
als Funktion der Zelldicke darstellen. Man erhält den in Abb. 44b dargestellten Zusammenhang,<br />
wonach der Fehler mit abnehmender Zelldicke zunimmt, jedoch selbst bei sehr<br />
geringen Zelldicken unter 5 % liegt. Hinzu kommt der im Vergleich zum Silizium um eine<br />
Größenordnung niedrigere effektive Elastizitätsmodul der Silberpaste. Ein Unterschied zwischen<br />
einzelnen Waferformaten ist <strong>nicht</strong> zu erwarten, da mit steigender Größe auch die Anzahl<br />
der Kontaktfinger zunimmt.<br />
- 76 -
Abb. 44 a) Querschnitt für die Berechnung von Ixx<br />
Berechnungen zum Einbrennprozess<br />
b) Verlauf der Abweichung zwischen der Berechnung von Ixx mit und ohne Kontaktfinger<br />
Ausgehend von diesem Zusammenhang kann man davon ausgehen, dass die Kontaktfinger<br />
keinen signifikanten Einfluss auf die Größe der Verformung haben. Um dies nachzuweisen,<br />
wurde mit dem Schalenmodell die Abkühlungsberechnung für eine 6“ Zelle mit und ohne<br />
Kontaktfinger für unterschiedliche Zelldicken und Waferformate durchgeführt, wobei darauf<br />
geachtet wurde, dass dieselbe Verbiegungsform verglichen wird. Die Ergebnisse sind in Abb.<br />
45 dargestellt. Wie bereits vermutet ist der sich ergebende Fehler in Bezug auf die Verformung<br />
mit max. 2,6 % vernachlässigbar klein, so dass die Modellvereinfachung in Bezug auf<br />
die Verformung zulässig ist und in weiteren Untersuchungen angewendet wird.<br />
Abb. 45 Abweichung zwischen der max. Verformung für Berechnung mit und ohne Kontaktfinger<br />
a) in Abhängigkeit von der Zelldicke, b) in Abhängigkeit vom Zellformat<br />
Für die Betrachtung der Spannungen ist dies nur bedingt richtig. Das globale Spannungsfeld<br />
wird durch die Kontaktfinger kaum beeinflusst, allerdings treten lokal Störungen im Span-<br />
- 77 -
Berechnungen zum Einbrennprozess<br />
nungsverlauf auf. Dies soll durch den in Abb. 46 dargestellten Verlauf der 1. Hauptspannung<br />
σ 1 und der relativen Abweichung σ 1<br />
Δ entlang des Pfades x = 0 veranschaulicht werden. Die<br />
Verformung erfolgt in der gewählten Konfiguration um die y-Achse, so dass die 1. Haupt-<br />
spannung im gewählten Schnitt der Spannung σ xx entspricht. Durch die größere thermische<br />
Ausdehnung der Kontaktfinger, werden im Silizium lokal Druckspannungen erzeugt, die der<br />
Biegespannung entgegen wirken. Hieraus resultieren die Sprünge im Spannungsverlauf, wenn<br />
Kontaktfinger vorhanden sind. Man sieht weiterhin das globale Spannungsfeld, das nur geringfügig<br />
von den Kontaktfingern beeinflusst wird, weshalb der Verlauf der blauen (ohne KF)<br />
und der roten (mit KF) Kurve nahezu deckungsgleich ist. Im vereinfachten Modell werden<br />
zudem immer geringfügig höhere Spannungen berechnet, da die Verformung durch das Fehlen<br />
der Kontaktfinger stets größer ist. In der Darstellung der relativen Abweichung erkennt<br />
man, dass unter den Kontaktfingern bis zu 45 % geringere Spannungen auftreten. Die Abweichung<br />
im globalen Spannungsfeld liegt dabei konstant unter 5 %. Eine quantitative Beurteilung<br />
der dargestellten Spannungen kann nur im Submodell mit gesicherten Materialkennwerten<br />
erfolgen. Aus diesem Grund werden die folgenden Ergebnisse immer bezogen auf das<br />
Ergebnis der Referenzzelle dargestellt.<br />
Abb. 46 Vergleich der berechneten 1. Hauptspannung auf der Oberfläche des Si mit und ohne Kontaktfinger<br />
entlang des Pfades x = 0, 6 Zoll, t_Si: 200 µm, BB_abstand: 90 mm<br />
a) Absolutwerte der Spannung entlang des Pfades<br />
b) rel. Abweichung bezogen auf die Berechnung mit Kontaktfinger<br />
- 78 -
5.3.2 Busbar<br />
Berechnungen zum Einbrennprozess<br />
Der Einfluss der Busbars wird durch eine Veränderung des Busbarabstandes zwischen 40 und<br />
120 mm für eine 6“ Zelle mit einer Siliziumdicke von 200 µm untersucht. Aufgrund der Ver-<br />
zweigungsproblematik ergeben sich wieder unterschiedliche Verbiegungsformen. Dies bestä-<br />
tigt, dass die Busbar eine Ursache für die Problematik ist. Bei gleicher Verbiegungsform hat<br />
der Busbarabstand jedoch keinen wirklichen Einfluss auf das Ergebnis, wie die Darstellung<br />
der maximalen Verformung in Abhängigkeit von der Temperatur zeigt (Abb. 47). Für die gewählte<br />
Geometrie erfolgt zwischen einem Busbarabstand von 80 mm auf 90 mm eine Änderung<br />
der Verformungsrichtung. Die maximale Verbiegung bei Raumtemperatur ist bei der<br />
Verbiegung um die y-Achse etwas größer als bei der Verbiegung um die x-Achse. Der Wechsel<br />
der Verbiegungsrichtung kann durch die Verschiebung der Steifigkeit der Busbar erklärt<br />
werden, so dass bei geringem Busbarabstand die Verformung um die x-Achse (senkrecht zu<br />
den Busbars) begünstigt wird und bei größer werdendem Abstand die Verbiegung um die y-<br />
Achse (parallel zu den Busbars) wahrscheinlicher wird. Da die Spannungsverteilung hauptsächlich<br />
von der Verbiegungsform abhängt, entstehen durch die Verschiebung der Busbar nur<br />
geringfügige Unterschiede in Bezug auf den Maximalwert der Spannung.<br />
Abb. 47 Temperatur-Verformungskurve in Abhängigkeit vom Busbarabstand;<br />
max. Verformung, 6 Zoll, t_Si: 200 µm<br />
- 79 -
5.3.3 Parameter der Metallisierungspasten<br />
Berechnungen zum Einbrennprozess<br />
Die Hauptursache der Zellverbiegung ist der Unterschied in der thermischen Ausdehnung<br />
zwischen Silizium und Aluminiumpaste. Der Verformungsverlauf in Abhängigkeit von der<br />
Temperatur wird von den Werkstoffparametern (E-Modul, Ausdehnungskoeffizient, Fließ-<br />
spannung) und der Schichtdicke der Paste bestimmt. Zur Untersuchung des Einflusses der<br />
einzelnen Komponenten wird die Abkühlberechnung für eine Zelle mit den Referenzabmes-<br />
sungen nach Tabelle 13 durchgeführt.<br />
Abb. 48 Veränderung der Schichtdicke der Pasten, 6 Zoll, t_Si: 200 µm, BB_abstand: 75<br />
a) maximale Verformung in Abhängigkeit von der Temperatur<br />
b) Verschiebung des Randpunktes der Biegeachse in Abhängigkeit von der Temperatur<br />
c) Änderung der max. Verbiegung und 1. Hauptspannung bei Raumtemperatur<br />
Für die Variation der Beschichtungsdicke wird t_Al = t_Ag gesetzt und für 10 bis 30 µm er-<br />
hält man die in Abb. 48 dargestellten Verformungskurven. Für den Verlauf der Verformungs-<br />
kurve bedeutet die Verringerung der Schichtdicke einen flacheren Anstieg und damit wird der<br />
Verzweigungspunkt zu niedrigeren Temperaturen verschoben, und der Bereich, in dem das<br />
Umschlagen in eine bestimmte Richtung erfolgt, wird breiter. Die Temperatur, bei der die<br />
- 80 -
Berechnungen zum Einbrennprozess<br />
Fließgrenze der Paste erreicht ist, wird nur geringfügig von der Schichtdicke beeinflusst. Dies<br />
ist daran zu erkennen, dass der Übergang in die Gerade bei derselben Temperatur erfolgt. Im<br />
Endzustand erhält man die Abnahme der Verbiegung mit abnehmender Schichtdicke als einen<br />
linearen Zusammenhang (vgl. Abb. 48c). Dies folgt direkt aus der Stoney-Näherung (vgl.<br />
2.2). Geht man davon aus, dass bei derselben Temperaturänderung derselbe Spannungszu-<br />
stand in der Paste vorliegt, ist der Krümmungsradius R proportional zu 1 /t . Das bedeutet<br />
mit abnehmender Schichtdicke nimmt der Krümmungsradius zu und als Folge wird die Ver-<br />
biegung geringer. Mit der geringeren Verbiegung nimmt ebenfalls die Spannung in der Zelle<br />
ab, so dass eine Optimierung auf eine geringe Pastendicke bereits seit Jahren erfolgt (Ent-<br />
wicklung von „low-bow“-Pasten /85/). Für die Pastendicke gibt es jedoch bestimmte funkti-<br />
onsbedingte Grenzen, da eine ausreichende Menge vorhanden sein muss um ein geschlosse-<br />
nes BSF zu bilden /6/.<br />
Zur Untersuchung des Einflusses der Werkstoffparameter werden Skalierungsfaktoren einge-<br />
führt, die eine Absenkung oder Erhöhung der Ausgangswerte bewirken oder eine Streuung<br />
wiedergeben können. Ein Faktor fc_alpha von 0,7 bedeutet z.B. eine Verringerung der ther-<br />
mischen Ausdehnung auf 70 % des Ausgangswertes. Die Faktoren gelten gleichberechtigt für<br />
Aluminium- und Silberpaste.<br />
Abb. 49 Veränderung des Ausdehnungskoeffizienten der Pasten bezogen auf die Referenzwerte,<br />
6 Zoll, t_si: 200 µm, BB_abstand: 75<br />
a) maximale Verformung in Abhängigkeit von der Temperatur<br />
b) Verschiebung des Randpunktes der Biegeachse in Abhängigkeit von der Temperatur<br />
Die Veränderungen von Ausdehnungskoeffizient und E-Modul bewirken eine Veränderung<br />
der Spannung in der Paste in Abhängigkeit von der Temperatur (vereinfachter Zusammen-<br />
hang: σ = ⋅ Δα<br />
⋅ ΔT<br />
), so dass das Verformungs-Temperaturverhalten beeinflusst<br />
Paste<br />
E Paste<br />
- 81 -<br />
al
- 82 -<br />
Berechnungen zum Einbrennprozess<br />
wird. Abb. 49a zeigt die max. Verformung in Abhängigkeit von der Temperatur für unter-<br />
schiedliche Werte des Ausdehnungskoeffizienten. Der Faktor 0,7 entspricht einem mittleren<br />
Ausdehnungskoeffizienten von<br />
−6 −1<br />
11, 1 10 K<br />
⋅ und für 1,4 liegt der Wert mit<br />
22, 3⋅ 10 K<br />
−6 −1<br />
nahe der Literaturangabe für reines Aluminium. Eine Vergrößerung des Ausdehnungskoeffi-<br />
zienten erhöht den Anstieg der Temperatur-Verformungskurve und somit führen gleiche<br />
Temperaturänderungen zu größerer Verbiegung. Als Folge wird der Verzweigungspunkt zu<br />
höheren Temperaturen verschoben und der Bereich in dem Umschlagen in eine bestimmte<br />
Richtung erfolgt wird schmaler (Abb. 49b). Die Fließgrenze der Paste wird durch den größeren<br />
Spannungszuwachs in kleineren Temperaturintervallen ebenfalls früher erreicht. Eine<br />
Verringerung des Ausdehnungskoeffizienten hat den gegenläufigen Effekt, wobei nur für die<br />
Verringerung auf 70 % der thermischen Ausdehnung die Fließgrenze der Al-Paste bei Raumtemperatur<br />
<strong>nicht</strong> erreicht wird. Sobald die Fließgrenze überschritten wurde, hängt die Verformung<br />
<strong>nicht</strong> mehr vom Ausdehnungskoeffizienten ab, sondern nur noch von der temperaturbedingten<br />
Zunahme der Fließgrenze mit fallender Temperatur. Die Verbiegungsform ist bei allen<br />
Berechnungen gleich geblieben. Damit bleibt das Spannungsbild bei Raumtemperatur<br />
unverändert, solange eine plastische Deformation erfolgt. Nur der geringste Ausdehnungskoeffizient<br />
und die daraus folgende geringere Verbiegung haben eine geringere Maximalspannung<br />
zur Folge.<br />
Abb. 50 Veränderung des Elastizitätsmoduls der Paste bezogen auf den Ausgangswert<br />
a) maximale Verformung in Abhängigkeit von der Temperatur<br />
b) Verschiebung des Randpunktes der Biegeachse in Abhängigkeit von der Temperatur<br />
Ein analoges Verhalten zeigt sich bei der Veränderung des Elastizitätsmoduls der Paste (Abb.<br />
50). Die gewählten Faktoren decken den Bereich aus den Messungen in Abschnitt 4.2 ab, so<br />
dass der E-Modul zwischen 1,2 und 15,6 GPa liegt. Ein niedriger E-Modul verringert den
Berechnungen zum Einbrennprozess<br />
Anstieg der Kurve und verschiebt die kritische Temperatur zu niedrigeren Werten. Weiterhin<br />
wird der Temperaturbereich in dem das Umklappen in eine bestimmte Richtung erfolgt ver-<br />
breitert. Die niedrige Steifigkeit bedeutet ebenfalls, dass die plastische Deformation der Paste<br />
später oder <strong>nicht</strong> mehr auftritt und somit die Endverformung geringer ist als mit den Aus-<br />
gangswerten. Die Erhöhung des E-Moduls verschiebt die kritische Temperatur zu höheren<br />
Werten (vgl. lokales Maximum der Randverbiegung, Abb. 50b) ebenso wie das Einsetzen der<br />
plastischen Deformation. Die Zunahme der Verformung ist anschließend nur noch abhängig<br />
von der Zunahme der Fließgrenze der Paste mit abnehmender Temperatur. Die Verbiegungsform<br />
ist in allen Fällen gleich geblieben und erfolgte um die x-Achse. Damit gilt wie beim<br />
Ausdehnungskoeffizient, dass sich das Spannungsbild bei Raumtemperatur <strong>nicht</strong> verändert,<br />
solange eine plastische Deformation erfolgt, und somit die Spannung gleich bleibt. Entsprechend<br />
sind die geringeren E-Modul-Werte mit niedrigeren Spannungen verbunden.<br />
Abb. 51 Veränderung der Fließgrenze der Pasten bezogen auf den Ausgangswert<br />
a) maximale Verformung in Abhängigkeit von der Temperatur<br />
b) Änderung der max. Verbiegung und 1. Hauptspannung bei Raumtemperatur<br />
Im Ergebnis besitzen die elastischen Konstanten nur einen Einfluss auf den Endzustand, wenn<br />
die Verformung im elastischen Bereich bleibt. Das dies in der Regel <strong>nicht</strong> der Fall ist, wurde<br />
bereits in Experimenten nachgewiesen (/6/) und macht die effektive Fließspannung zum entscheidenden<br />
Parameter für die Bestimmung des Verformungszustandes nach dem Einbrennprozess.<br />
Beim Erreichen der Fließgrenze werden die darüber hinaus entstehenden Spannungen<br />
in eine plastische Deformation umgesetzt, so dass nur noch eine geringe Zunahme der Verbiegung<br />
der Zelle durch Erhöhung der Fließgrenze mit abnehmender Temperatur erfolgt. Dies<br />
soll mit den in Abb. 51a dargestellten Kurven für unterschiedliche Fließspannungswerte gezeigt<br />
werden. Die Höhe der Fließgrenze hat keinen Einfluss auf den elastischen Teil der Ver-<br />
- 83 -
Berechnungen zum Einbrennprozess<br />
formungskurve und ebenso auf die Lage der kritischen Temperatur. Eine Identifizierung der<br />
Fließgrenze ist durch die Wahl eines elastisch-ideal-plastischen Verhaltens besonders einfach,<br />
da die Verformungs-Temperatur-Kurve in eine Gerade übergeht sobald der vorgegebene Wert<br />
für eine Temperatur erreicht ist. Man erkennt wie durch die Verringerung der Fließgrenze die<br />
Endverformung verringert wird. Der Zusammenhang ist in diesem Fall linear, so dass eine<br />
Halbierung der Fließgrenze eine Halbierung der maximalen Verformung sowie der Spannung<br />
bewirkt (Abb. 51b). Mit zunehmender Fließgrenze nimmt hingegen die Verformung zu, bis ab<br />
einem Faktor von 1,7 die Verformung rein elastisch bleibt und somit der Endzustand nur noch<br />
von den elastischen Kennwerten abhängt.<br />
5.4 Zelldicke und Zellformat<br />
Von besonderem Interesse sind die aus der Verringerung der Zelldicke und einer Veränderung<br />
des Zellformats entstehenden Auswirkungen auf die Zellverbiegung und die 1. Hauptspannung.<br />
Da die Pastenkennwerte in Abhängigkeit vom Einbrennprozess schwanken können sind<br />
die Ergebnisse in Abb. 52 normalisiert bezogen auf die Berechnungsergebnisse der Referenzzelle<br />
dargestellt.<br />
Abb. 52 Veränderung von Verbiegung und Spannung für Veränderung der Zelldicke und des<br />
Zellformat (normiert für 6 Zoll, t_si: 200 µm)<br />
Erwartungsgemäß steigen mit abnehmender Zelldicke (Verringerung des Flächenträgheitsmomentes)<br />
die Verbiegung und die maximale Spannung. Der Zusammenhang ist exponentiell.<br />
Die Halbierung der Zelldicke von 200 µm auf 100 µm bedeutet mit den verwendeten<br />
Parametern eine Erhöhung der Zellverbiegung um den Faktor 4,4 während sich die maximale<br />
Hauptspannung mehr als verdoppelt. Die Bruchwahrscheinlichkeit für Oberflächendefekte<br />
wird hierdurch vergrößert, da die effektive Fläche gleich bleibt.<br />
Die Vergrößerung des Zellformats hat hingegen nur einen kleinen Effekt auf die Spannungen.<br />
Dies kann mit dem theoretischen Zusammenhang aus der linearen Theorie (vgl. 2.2) begrün-<br />
- 84 -
Berechnungen zum Einbrennprozess<br />
det werden, wonach der Krümmungsradius bei gleichmäßiger Beschichtung der Oberfläche<br />
angenähert konstant und damit unabhängig von der Größe der Oberfläche ist. Folglich bleibt,<br />
aufgrund des Zusammenhangs σ ∝ 1/<br />
R , die Spannung annähernd konstant. Die Zunahme der<br />
1. Hauptspannung vom 6 Zoll zum 8 Zoll-Format liegt bei nur 4 %, während die Verbiegung<br />
um 80 % zunimmt.<br />
Neben der überproportionalen Vergrößerung der Zellverbiegung, die Handlingprobleme nach<br />
sich zieht, ist eine Zunahme der Bruchwahrscheinlichkeit in Hinblick auf die Zuverlässigkeit<br />
dünner Zellen zu erwarten. So erhöht sich die Bruchwahrscheinlichkeit von einem geringen<br />
−4<br />
Wert für die 200 µm Zelle von 3,<br />
3⋅10<br />
% auf 5,5 % für eine 100 µm-Zelle. Das bedeutet für<br />
eine Stückzahl von 1 Million, dass von den 200 µm Zellen 3 bis 4 ausfallen würden, während<br />
von den 100 µm Zellen 55000 ausfallen und dies allein aufgrund des Einbrennens ohne die<br />
Berücksichtigung einer äußeren Belastung. Hierdurch zeigt sich die Bedeutung der thermischen<br />
Beanspruchung der Zelle beim Einbrennprozess. Allerdings müssen für exaktere Aussagen<br />
die Pasteneigenschaften genauer bekannt sein und die mechanische Wirkung auf die<br />
Zelle muss systematisch untersucht werden.<br />
5.5 Berechnungen mit dem Submodell<br />
Für die genauere Untersuchung von Details wurde die Submodelltechnik angewendet. Auf der<br />
Grundlage der Verschiebungslösung des vereinfachten Modells ohne Kontaktfinger kann für<br />
einen nahezu beliebigen interessanten Bereich der Zelle eine genauere Lösung mit höherer<br />
Netzfeinheit erzielt werden. Die Demonstration des Berechnungsgangs erfolgt anhand von<br />
zwei Beispielen für eine 6 Zoll Zelle mit einer Dicke von 200 µm. Im ersten Fall wird die<br />
Verbiegung um die y-Achse erzeugt, indem ein Busbarabstand von 90 mm gewählt wird. Im<br />
zweiten Fall wird die Verbiegung um die x-Achse mit einem Busbarabstand von 75 mm untersucht.<br />
Zunächst wird die Verschiebungslösung des Globalmodells erzeugt (Abb. 53a). Aus dem<br />
Spannungsplot der 1. Hauptspannung wird der Bereich identifiziert, in dem die Maximalspannung<br />
auftritt. In diesem Fall sollen die Spannungen an der Busbar untersucht werden, die<br />
zwischen 15 und 18 MPa liegen (Abb. 53b). Bei der Wahl der Schnittkanten ist darauf zu achten,<br />
dass ein Schnitt <strong>nicht</strong> durch einen Kontaktfinger geht. Für das Beispiel wurden die<br />
Schnittkanten: x1 = 35 mm, x2 = 55, y1 = 58, y2 = 78 gewählt. Jetzt kann das Submodell für<br />
diesen Bereich erzeugt werden und aus der bekannten Verschiebungslösung des Globalmodells<br />
werden die Randbedingungen des Submodells an den Schnittkanten ermittelt (Abb. 53c).<br />
- 85 -
Berechnungen zum Einbrennprozess<br />
Die Elementgröße wurde für das Submodell von 2 mm auf 0,4 mm verringert und im Silizium<br />
sind 3 Elemente über die Dicke vorhanden. Nach dem Lösen können zunächst die Verschiebungsplots<br />
für den Submodellbereich verglichen werden, die prinzipiell identisch sein müssen<br />
(Abb. 53d). Abweichungen treten auf, wenn die Schnittkanten <strong>nicht</strong> mit den vorhandenen<br />
Knoten im Globalmodell zusammenfallen und die Freiheitsgrade durch die Elementformfunktionen<br />
interpoliert wurden. Da die Verschiebungsergebnisse übereinstimmen, ist die Freiheitsgradinterpolation<br />
gelungen und das Spannungsergebnis kann ausgewertet werden.<br />
Abb. 53 a) bis e) Ergebnisse der Submodellberechnung für Fall 1 (6 Zoll 200 µm, Verbiegung um<br />
die y-Achse)<br />
f) Orte der Spannungsüberhöhung<br />
g) Bruch einer Solarzelle (Kantenlänge: 156 mm, 180 µm) /89/<br />
In Abb. 53e ist die 1. Hauptspannung dargestellt. Bis auf den Bereich direkt neben der Busbar<br />
liegen die Werte wieder zwischen 15 und 18 MPa. Die Maximalwerte liegen jedoch zwischen<br />
22 und 25 MPa direkt an den Kanten der Busbar. Dieser Effekt ist zum einen darin begründet,<br />
dass an dieser Stelle eine Ecke vorliegt, die eine Spannungsspitze bewirkt. Hinzu kommt ein<br />
Randschichteffekt der durch die Kombination von Schichten mit unterschiedlichen Eigenschaften<br />
entsteht /90/. Die Spannungsüberhöhung an dieser Stelle stellt eine mögliche Ursa-<br />
- 86 -
Berechnungen zum Einbrennprozess<br />
che des Versagens entlang der Busbars dar, wie es von Kohn et al. beobachtet wurde (Abb.<br />
53g, /89/). Weiterhin erkennt man wieder die lokalen Störungen im Spannungsfeld entlang<br />
der Kontaktfinger, wobei an den Rändern ebenfalls Überhöhungen in den Spannungen zu sehen<br />
sind. Für das erhaltene Ergebnis muss nun der Nachweis erbracht werden, dass das Prinzip<br />
von Saint Venant erfüllt ist. Das heißt, es muss gezeigt werden, dass das Spannungsfeld<br />
durch die Randbedingungen an den Schnittkanten <strong>nicht</strong> beeinflusst wird. Hierzu werden die<br />
Spannungen auf Pfaden entlang der Schnittkanten verglichen. Diese sind in Abb. 54 für die<br />
Oberseite der Zelle dargestellt. Es handelt sich um ungemittelte Elementergebnisse, weshalb<br />
Sprünge vorhanden sind. Die Spannungsverläufe für das Submodell an den Schnitten mit x =<br />
konstant zeichnen sich durch eine lokale Veränderung der Spannungen durch den Einfluss der<br />
Kontaktfinger aus, da diese im Globalmodell <strong>nicht</strong> vorhanden sind. Für den Schnitt y = konstant<br />
sind nur Unterschiede aufgrund der größeren Netzfeinheit vorhanden. Unter Berücksichtigung<br />
dieser Zusammenhänge stimmen alle Verläufe gut überein und es kann davon ausgegangen<br />
werden, dass die Wahl der Schnittkanten richtig war und das Ergebnis akzeptiert werden<br />
kann.<br />
Abb. 54 Vergleich der 1. und 3. Hauptspannung für Silizium auf der Oberseite der Zelle entlang der<br />
Schnittkanten für das Submodell<br />
a) Pfaddefinition, b) Spannungen für den Schnitt x = x1,<br />
c) Spannungen für den Schnitt x = x2, d) Spannungen für den Schnitt y = y1<br />
- 87 -
- 88 -<br />
Berechnungen zum Einbrennprozess<br />
Für das Submodell als Teil der Gesamtzelle kann ebenfalls eine Bruchwahrscheinlichkeit<br />
P (Submodell)<br />
bzw. Zuverlässigkeit P ( Submodell)<br />
mit CARES berechnet werden. Auf-<br />
f<br />
S<br />
grund der feineren Vernetzung, vor allem über die Dicke, ist der erhaltene Wert sehr viel ge-<br />
nauer (vgl. 3.5). Da sich die Gesamtzuverlässigkeit der Zelle als Produkt der Zuverlässigkeit<br />
seiner Teilvolumina oder Teilflächen ergibt, kann mit dem Ergebnis des Submodells die Ab-<br />
schätzung für die Bruchwahrscheinlichkeit der Gesamtzelle ( Zelle)<br />
bessert werden:<br />
P in folgender Form ver-<br />
P (Zelle) 1−<br />
P ( Submodell) ⋅ P ( Zelle − Submodell)<br />
(5-1)<br />
f<br />
= S<br />
S<br />
Die Zuverlässigkeit P ( Zelle − Submodell) kann entweder aus dem Ergebnis des Globalmo-<br />
dells mit geringerer Genauigkeit berechnet werden oder es werden weitere Submodelle der<br />
Zelle untersucht und anschließend die Gesamtbruchwahrscheinlichkeit ermittelt. Diese wäre<br />
gegeben durch:<br />
P (Zelle) = 1−<br />
f<br />
N<br />
∏<br />
i=<br />
1<br />
S<br />
P<br />
S<br />
( Submodell i)<br />
f<br />
(5-2)<br />
Im Beispiel liegt die nach (5-1) ermittelte Bruchwahrscheinlichkeit für Oberflächendefekte<br />
−4<br />
−4<br />
bei 3,<br />
4 ⋅ 10 % . Mit dem reinen Globalmodell wurden 2,<br />
9 ⋅10<br />
% bestimmt.<br />
Im zweiten Fall ist das Vorgehen analog. Nachdem die Verschiebungslösung des Globalmo-<br />
dells vorhanden ist (Abb. 55a), wird aus dem Spannungsplot ein interessanter Bereich mit<br />
einer hohen 1. Hauptspannung ermittelt. In diesem Fall ist es die Region mit den Schnittkan-<br />
ten: x1 = 53 mm, x2 = 78, y1 = 0, y2 = 26. Die Spannungen liegen erneut zwischen 15 und<br />
18 MPa (Abb. 55b). Für das Submodell wird die Elementgröße von 2 mm auf 0,5 mm verrin-<br />
gert und im Silizium sind 3 Elemente über die Dicke vorhanden. Als Ergebnis ergibt sich der<br />
in Abb. 55c dargestellte Verlauf der 1. Hauptspannung. Die Maximalwerte steigen auf 18 bis<br />
21 MPa. Wiederum erkennt man die durch die Kontaktfinger hervorgerufenen lokalen Störungen<br />
im Spannungsfeld. Unter den Kontaktfingern sinkt die Spannung ab, während an den<br />
Rändern Überhöhungen auftreten. Der Nachweis für die Einhaltung des Prinzips von Saint<br />
Venant ist in Abb. 55d für die 1. und 3. Hauptspannung im Schnitt x = x1 dargestellt. Größere<br />
Differenzen zwischen den Pfadplots sind erneut nur durch die Kontaktfinger vorhanden. Für<br />
−4<br />
die Bruchwahrscheinlichkeit durch Oberflächendefekte ergibt sich ein Wert von 3,<br />
2 ⋅10<br />
% .<br />
−4<br />
Die Zunahme des Wertes ist im Vergleich zum Globalmodell ( 2,<br />
4 ⋅10<br />
% ) größer als im<br />
vorherigen Beispiel, da in diesem Fall der Submodellbereich mit der höheren Genauigkeit
Berechnungen zum Einbrennprozess<br />
größer ist. Das bedeutet im Globalmodell wird die Bruchwahrscheinlichkeit durch das zu gro-<br />
be Netz unterschätzt.<br />
Abb. 55 Fall 2 Submodellberechnung für die Verbiegung um die y-Achse<br />
a) Verschiebungsergebnis Globalmodell, b) 1. Hauptspannung Globalmodell<br />
c) 1. Hauptspannung Submodell, d) Vergleich der 1. und 3. Hauptspannung für Silizium<br />
auf der Oberseite der Zelle entlang des Schnittes x = x1<br />
5.6 Diskussion der Ergebnisse<br />
Alle vorgestellten Ergebnisse für die Parameteruntersuchung beruhen auf Annahmen zum<br />
qualitativen Verhalten und aus der Literatur abgeleiteten Werten bezüglich der mechanischen<br />
Eigenschaften der Paste. An den Temperatur-Verformungskurven sind die Vereinfachungen<br />
deutlich zu erkennen. Da auf Verfestigungsmechanismen verzichtet und nur linearisierte Temperaturabhängigkeiten<br />
verwendet wurden, geben die berechneten Kurven den tatsächlichen<br />
Verlauf nur stark vereinfacht wieder. Eine Überprüfung der Ergebnisse durch Experimente<br />
und die Kennwertermittlung war im erforderlichen Umfang <strong>nicht</strong> möglich. Aus diesem Grund<br />
sind Angaben zur absoluten Verbiegung, Spannungen und zur Bruchwahrscheinlichkeit unter<br />
diesen Einschränkungen zu betrachten.<br />
Zur Untersuchung der grundlegenden mechanischen Vorgänge während des Einbrennvorgangs<br />
kann das entwickelte Modell jedoch verwendet werden. In Hinblick auf die Anwen-<br />
- 89 -
Berechnungen zum Einbrennprozess<br />
dung der Submodelltechnik wurde gezeigt, dass die Vernachlässigung der Kontaktfinger für<br />
eine ausreichend genaue Verschiebungsberechnung zulässig ist und das globale Spannungsfeld<br />
abgebildet werden kann. Besonders wichtig für die Verformungsberechnung ist die Berücksichtigung<br />
der Lage der Busbars, da diese eine Orientierung der Waferverbiegung verursacht.<br />
Die Herausbildung der Vorzugrichtung ist verbunden mit einer Verzweigungsproblematik.<br />
Diese kann zu unterschiedlichen Verbiegungsformen führen, wenn die Berechnungseinstellungen<br />
verändert werden, im Besonderen die Anzahl der Berechnungsschritte. Durch<br />
gezielte Verringerung der Schrittweite, bei einer kritischen Temperatur, kann die wahrscheinlichste<br />
Verformung bestimmt werden. Die Beachtung der Problematik ist notwendig, da ohne<br />
die richtige Biegefläche die Lage der maximalen Eigenspannungen falsch bestimmt wird.<br />
Der Verformungszustand bei Raumtemperatur ist im Bereich der untersuchten Werkstoffkennwerte<br />
unabhängig von der thermischen Ausdehnung und dem E-Modul, da im Regelfall<br />
bis zum Erreichen von Raumtemperatur eine plastische Deformation der Paste eintritt. Eine<br />
plastische Deformation wird in der Verformungskurve sichtbar durch den Übergang in eine<br />
Gerade bzw. durch eine Änderung des Anstieges. Die Fließgrenze stellt den begrenzenden<br />
Parameter dar, der die Größe der Verformung bei Raumtemperatur bestimmt. Das heißt im<br />
Umkehrschluss, dass es möglich ist auf mehreren Wegen dieselbe Endverformung zu erzeugen,<br />
so dass eine veränderte Temperaturabhängigkeit der elastischen Kennwerte mit einer<br />
bestimmten Kombination aus Fließspannung und Verfestigungsparameter zum selben Ergebnis<br />
führen kann. Daher sollte bei der Beurteilung der Zellverbiegung <strong>nicht</strong> nur der Endzustand<br />
sondern auch der Verlauf der Verformungs-Temperaturkurve betrachtet werden. Für den<br />
Spannungszustand bei Raumtemperatur ist hauptsächlich die Endform nach dem Einbrennprozess<br />
ausschlaggebend und somit wird dieser ebenfalls von der Fließgrenze der Paste bestimmt.<br />
Besonders wichtig bei der Auswertung der Spannungsergebnisse ist die Verwendung<br />
der ungemittelten Elementspannungen, da im Spannungsfeld Sprünge vorhanden sind, die<br />
durch Steifigkeitsänderungen (Busbar, Kontaktfinger) und Änderung der Materialeigenschaften<br />
vorhanden sind. Solche Unstetigkeiten würden bei der Verwendung der gemittelten Knotenspannungen<br />
zu einer falschen Interpretation der Ergebnisse führen. Die größten Zugspannungen<br />
treten an der Waferoberseite auf, während die großflächig beschichtete Rückseite unter<br />
Druckspannungen steht. Die Lage des Maximums ist dabei von der Verbiegungsform abhängig.<br />
Bei der Untersuchung der Verminderung der Zelldicke wurde eine deutliche Zunahme der<br />
Eigenspannungen im Vergleich zur Referenzzelle (6 Zoll, 200 µm) festgestellt. Bei der Reduzierung<br />
auf 120 µm und weniger steigt die maximale Spannung auf mehr als das Doppelte an<br />
- 90 -
Berechnungen zum Einbrennprozess<br />
und die Verbiegung verdreifacht sich. Aus diesen Ergebnissen folgt eine deutlich erhöhte<br />
Bruchwahrscheinlichkeit dünner Zellen. Allein aufgrund des Eigenspannungszustands steigt<br />
−4<br />
die Bruchwahrscheinlichkeit von einem geringen Wert ( 3,<br />
3⋅10<br />
% ) auf über 5 % an. Hierbei<br />
handelt es sich um Bruchwahrscheinlichkeiten aufgrund von Oberflächendefekten, die sehr<br />
viel höher sind als die Bruchwahrscheinlichkeiten durch Volumendefekte. Bei dieser Berech-<br />
nung wird allerdings von den gleichen charakteristischen Bruchwerten ausgegangen, so dass<br />
ein Größeneffekt des Materials unberücksichtigt bleibt.<br />
Die Anwendung der Submodelltechnik wurde für zwei Beispiele demonstriert. Mit dieser<br />
Methode ist es möglich genauere Spannungsergebnisse in bestimmten Regionen der Zelle zu<br />
erzielen. Hierbei zeigt sich, dass an den Rändern der Busbar und an Kontaktfingern Span-<br />
nungsüberhöhungen entstehen. Diese sind zum einen durch die geometrische Vereinfachun-<br />
gen bedingt, da die Finger und die Busbar im Modell scharfe Ecken besitzen und damit eine<br />
Kerbwirkung hervorrufen, die so <strong>nicht</strong> vorhanden ist. Die Spannungsspitzen können zusätz-<br />
lich in Verbindung mit einem Randschichteffekt gebracht werden, der eine mögliche<br />
Versagensursache in diesen Bereichen darstellt. Die Untersuchung dieser Bereiche kann mit<br />
dem Submodell erfolgen, wenn ein Rissursprung bei experimentellen Beobachtungen vermu-<br />
tet wird. Die genaue Kenntnis der Pasteneigenschaften ist dabei eine grundlegende Vorausset-<br />
zung, damit mit dem entwickelten Modell die inneren Spannungen, die durch das Einbrennen<br />
hervorgerufen werden, richtig abgebildet werden und Aussagen zur Bruchwahrscheinlichkeit<br />
gemacht werden können. Aus diesem Grund ist die Entwicklung eines Charakterisierungsver-<br />
fahrens für die Metallisierungspasten dringend erforderlich um weitere Einblicke in das me-<br />
chanische Verhalten der Solarzelle zu erhalten. Eine weitere Anwendung des Modells wäre<br />
die Berechnung der notwendigen Temperatur für eine Unterkühlung, die zur Verringerung der<br />
Verbiegung und damit des Eigenspannungszustand genutzt werden könnte (vgl. 2.4).<br />
- 91 -
6 FE-Modell der eingebetteten Solarzelle<br />
FE-Modell der eingebetteten Solarzelle<br />
Die Berechnung eines Moduls mit sämtlichen Details angefangen bei Glasscheibe und Einbet-<br />
tungsfolie bis hin zur Zelle mit den Zellverbindern ist unpraktikabel und rechentechnisch äu-<br />
ßerst aufwändig. Es wird deshalb wieder auf das Submodellkonzept zurückgegriffen. Des<br />
Weiteren wird kein komplettes Modul berechnet, sondern nur ein laminierter Zellstring. Zu-<br />
nächst muss ein vereinfachtes Globalmodell aufgebaut werden, das eine ausreichend genaue<br />
Verschiebungslösung für ein Submodell liefert, in dem die Details abgebildet werden können.<br />
Auf Basis dieser Lösung können in interessanten Bereichen die Spannungen in der Zelle be-<br />
rechnet werden.<br />
Abb. 56 Foto, laminierter String /91/<br />
6.1 Allgemeine Angaben und Methodik<br />
Von den Belastungen für die Zellen, die in Abschnitt 2.1.6 und 2.1.7 vorgestellt wurden, wer-<br />
den nur die in Tabelle 15 aufgeführten Lastfälle untersucht. Lastfall 1 berechnet hierbei die<br />
Änderung des Eigenspannungszustandes durch den Laminierprozess, der in jede Berechnung<br />
eingeht, in der die Eigenspannungen berücksichtigt werden sollen. Die Übertragung der Ei-<br />
genspannungen aus dem Einbrennprozess konnte aus programmtechnischen Gründen <strong>nicht</strong><br />
realisiert werden, weshalb diese zunächst unberücksichtigt bleiben. Die Lastfälle 2 und 3 ent-<br />
sprechen den Normprüfungen.<br />
Tabelle 15: Lastfälle<br />
Lastfall Bezeichnung Beschreibung<br />
1 Laminierung Abkühlen von 150 °C auf 20 °C<br />
2 TCT Abkühlen von 20 °C auf -40 °C, Erwärmen<br />
auf +85 °C, Abkühlen auf 20 °C<br />
3 Mechanische Last 2400 Pa als Druck auf die Frontscheibe,<br />
Fest/Loslagerung, für verschiedene Temperaturen<br />
- 92 -
FE-Modell der eingebetteten Solarzelle<br />
Der Berechnungsgang ist in Abb. 57 schematisch dargestellt. Die Freiheitsgradinterpolation<br />
muss für jeden Lastfall einzeln durchgeführt werden, während die Geometrie und Schnittkanten<br />
am Submodell gleich bleiben. Das Ergebnis des Globalmodells kann dabei ohne weiteres<br />
für mehrere Submodelle verwendet werden, wenn z.B. die Belastung an einer anderen Stelle<br />
untersucht werden soll.<br />
Abb. 57 Schema des Ablaufs einer Berechnung<br />
Für die Berechnungen gilt die Annahme, dass die thermische Dehnung aller Schichten bei der<br />
Laminiertemperatur Null ist. Das bedeutet es sind keine Vorspannungen durch den Lötprozess<br />
oder das Einbrennen vorhanden. Wie in 2.1.6 aufgezeigt wurde, erfolgen vor dem Laminieren<br />
bereits eine Reihe von Temperaturwechseln. Aufgrund der Starttemperatur wird ein Teil dieser<br />
thermischen Spannungen zwischen den Schichten erzeugt. Der zeitliche Verlauf der Temperaturänderung<br />
soll hierbei keinen Einfluss auf das Endergebnis besitzen. Dies ist ebenfalls<br />
nur bedingt richtig, da ein bei Abkühlung auftretendes Temperaturgefälle eine zusätzliche<br />
Verwölbung des Laminates bewirken kann. Die Verformungen sollen im Rahmen des Prozesses<br />
klein bleiben, so dass die Anwendung der linearen Theorie möglich ist. Als Materialkennwerte<br />
werden die in Anlage A3 aufgeführten Daten verwendet.<br />
- 93 -
6.2 Globalmodell<br />
FE-Modell der eingebetteten Solarzelle<br />
Das Globalmodell liefert die Verschiebungslösung für die Schnittflächen im Submodell. Von<br />
der Güte dieser Lösung hängt in hohem Maße die mögliche Genauigkeit im Submodell ab.<br />
Das Modell erlaubt eine vergleichende Betrachtung zwischen unterschiedlichen Parametern<br />
des Zellstrings und der hervorgerufenen Verformung. Die Bewertung von Spannungen in der<br />
Zelle ist mit diesem Modell in der Regel nur qualitativ möglich.<br />
In Abb. 58 ist der Aufbau des Globalmodells schematisch dargestellt. Aufgrund der Größe<br />
eines kompletten Zellstrings ist eine Reihe von Vereinfachungen notwendig um ein praktikables<br />
Berechnungsmodell zu erhalten. Aus diesem Grund wird der Zellstring, der die Zelle und<br />
die Zellverbinder enthält, durch Schichtelemente wiedergegeben, so dass eine effektive Steifigkeit<br />
abgebildet wird und das unterschiedliche Ausdehnungsverhalten der Komponenten<br />
erhalten bleibt (Abb. 58a). Es wird davon ausgegangen, dass die Folie sich der Geometrie des<br />
Strings anpasst und diesen vollständig umschließt. Da der Zellverbinder sich auf bzw. unter<br />
den Zellen befindet ist es notwendig in diesem Bereich zusätzliche Schichtelemente zu verwenden,<br />
die einen Teil der Folie enthalten. Der Stringbereich beinhaltet die in den Schnitten<br />
der Abb. 58b dargestellten geometrischen Teilbereiche mit den jeweiligen Materialeigenschaften.<br />
Der Übergang des Zellverbinders von einer Zelle zur nächsten kann, wie in Abb.<br />
58c dargestellt, in verschiedenen Vereinfachungsstufen erfolgen. Die erste aufgezeigte Möglichkeit<br />
ist berechnungstechnisch aufwändiger, da das lokale Verformungsverhalten etwas<br />
genauer erfasst wird und es sind mehr Iterationen notwendig. Das Verschiebungsergebnis<br />
verändert sich dabei aber nur unwesentlich gegenüber der Darstellung als gerader Verbinder.<br />
Aufgrund der tatsächlichen Form des Übergangs zwischen den Zellen durch den Zellverbinder<br />
ist, bezogen auf dieses Detail, streng genommen keine Viertelsymmetrie vorhanden. Das<br />
Gesamtsystem verformt sich dennoch weitgehend symmetrisch, so dass hier zur Einsparung<br />
von Elementen und damit Rechenzeit eine entsprechende Vereinfachung getroffen wird. Die<br />
Zelle mit dem Zellverbinder stellt hierbei ein sich wiederholendes Muster dar, so dass eine<br />
beliebige Anzahl von Zellen möglich ist und sich durch den Wechsel von gerader und ungerader<br />
Zellanzahl nur die Lage der Symmetrieebene für x = 0 ändert.<br />
Zur Realisierung werden 20 Knoten-Volumenelemente vom Typ SOLID186 mit der Schichtoption<br />
verwendet. Für die Einbettungsfolie wird derselbe Elementtyp ohne die Schichtoption<br />
verwendet. Dies soll die richtige Abbildung der Schubdeformation durch die Folie gewährleisten.<br />
Die Front- und Rückseite werden durch 8 Knoten-Schalenelemente vom Typ<br />
SHELL281 nachgebildet, deren Knoten so verschoben werden, dass sie mit denen der Elemente<br />
der Einbettungsfolie verbunden werden können. Das Vorgehen ist analog zum Zellmo-<br />
- 94 -
FE-Modell der eingebetteten Solarzelle<br />
dell. Für eine orientierende Lösung können die genannten Elementtypen durch die korrespon-<br />
dierenden linearen Elemente ersetzt werden.<br />
Abb. 58 a) Globalmodell (Seitenansicht)<br />
b) Globalmodell, Schnitt durch den Stringbereich, Ansicht von oben<br />
c) Vereinfachungsformen des Zellverbinders, Seitenansicht<br />
- 95 -
6.3 Submodelle<br />
FE-Modell der eingebetteten Solarzelle<br />
In der Einleitung wurde bereits aufgezeigt, wie die Ergebnisse des Globalmodells in eine<br />
Submodellrechnung einfließen. Je nach Belastung können sich unterschiedliche interessante<br />
Bereiche ergeben, die näher untersucht werden müssen. In Abb. 59 sind die verwendeten<br />
Submodelle mit ihrer Positionierung im Globalmodell dargestellt. Folgende Bereiche wurden<br />
definiert:<br />
• Bereiche um den Zellverbinder (Lötkontakt, Submodell 1 und 2)<br />
• Zelle mit Busbar und aufgelötetem Lötband (Submodell 3)<br />
• Ecken und Rand der Zelle (Submodell 4 bis 6)<br />
Abb. 59 Lage der verwendeten Submodelle mit Querschnitten durch das Laminat<br />
Jedes Submodell wird mit 20 Knoten-Volumenelementen vom Typ SOLID186 aufgebaut.<br />
Über die Höhe sind für das Silizium mindestens 2 Elemente vorgesehen, während für die an-<br />
deren Schichten ein Element als ausreichend genau angesehen wird. Der Zellverbinder wird<br />
mit Splines erstellt um eine möglichst gute Wiedergabe der Form zu erzielen.<br />
- 96 -
7 Sensitivitäten<br />
Sensitivitäten<br />
In diesem Abschnitt sollen Auswirkungen, die durch die Änderung ausgewählter Parameter<br />
für die Belastung der eingebetteten Zelle entstehen, aufgezeigt und diskutiert werden. Zunächst<br />
werden mechanische Lasten und thermisch induzierte Lasten getrennt voneinander<br />
untersucht. Anschließend wird die Kopplung beider Teilvorgänge behandelt. Durch dieses<br />
Vorgehen ist es möglich die Wirkung der einzelnen Belastungen besser zu analysieren und zu<br />
beurteilen. Für die Parameteruntersuchung ist es zweckmäßig eine Referenz zu definieren und<br />
bestimmte Ergebnisse für den Vergleich auszuwählen (vgl. Abb. 60). Diese können sich je<br />
nach Lastfall ändern. Als Vergleichsergebnisse für die mechanische Belastung sind folgende<br />
Größen interessant:<br />
• Mittendurchbiegung des Strings (u_mitte)<br />
• Max. 1. Hauptspannung in der Mitte der mittleren Zelle (s1_rand)<br />
• Spannungen am Zellverbinder (s1_band)<br />
Für die thermische Belastung sind dies:<br />
• Verschiebungen an der Ecke der Glasscheibe (u_rand), zur Beschreibung der Verwölbung<br />
wird die Vertikalverschiebung genutzt (uz_rand)<br />
• Verschiebung der Zellenden (u2, u1)<br />
• Veränderung des Zellabstandes ( Δ u= u1− u2)<br />
• Max. 1. Hauptspannung (s1_max)<br />
Abb. 60 Definition der Auswerteparameter für die Sensitivitätsstudie<br />
Für die Auswertung der Spannungen sind in der Regel die Submodelle der jeweiligen Region<br />
notwendig. Als Referenz für eine vergleichende Betrachtung soll ein laminierter String mit<br />
den in Tabelle 16 angegebenen Parametern dienen.<br />
- 97 -
Tabelle 16: Parameter des Referenzlaminats<br />
Zellanzahl 3<br />
Zellgröße 6 Zoll (156 x 156 mm, 200 µm)<br />
Abstand der Zellen im Verbund 2 mm<br />
Frontabdeckung Glas 3 mm<br />
Einbettungsmaterial EVA 0,4 mm<br />
Rückseitenmaterial Tedlar-Polyester-Tedlar-Folienverbund 0,1 mm<br />
Abmessungen 493 x 162 x 4,15 mm<br />
7.1 Mechanische Belastung<br />
Sensitivitäten<br />
In diesem Abschnitt wird die Belastung der eingebetteten Zellen losgelöst von den thermi-<br />
schen Spannungen für eine Flächenlast von 2400 Pa untersucht. Es werden die Auswirkungen<br />
dargestellt, die sich durch eine Veränderung der Zelldicke, der Polymerdicke und der Steifigkeit<br />
des Polymers ergeben. Die Steifigkeitsänderung der Folie wird durch Veränderung der<br />
Temperatur zwischen -40 und +60 °C hervorgerufen. Dem Polymer liegen dabei die in Anlage<br />
A3 aufgeführten Kennwerte des EVA zugrunde. Für die Parameterstudien wird ein Laminat<br />
aus drei Zellen (156 x 156 mm²) mit einer 3 mm Glasscheibe und 100 µm Rückseitenfolie<br />
verwendet. Die Lagerung erfolgt idealisiert als Schneidenlager an der Glasscheibe, so dass<br />
das Verformungsergebnis mit Hilfe der Balkentheorie nachvollzogen werden kann (vgl. Abb.<br />
61). Die Belastung ist hierbei so gewählt, dass sich die Zellen auf der Zugseite des Laminates<br />
befinden und die mittlere Zelle aufgrund des maximalen Biegemomentes die maximale Belastung<br />
erfährt.<br />
7.1.1 Zelldicke<br />
Abb. 61 Schema der Lagerung für die mechanische Belastung<br />
Für diese Untersuchung wurde die Zelldicke zwischen 120 und 200 µm variiert und eine konstante<br />
Dicke der Polymerlage von 0,4 mm verwendet. In Abb. 62a ist die max. Verformung<br />
des Laminats bezogen auf die Referenz mit einer 200 µm Zelle bei 20 °C in Abhängigkeit von<br />
der Prüftemperatur dargestellt. Man erkennt, dass mit steigender Temperatur durch die Ab-<br />
- 98 -
Sensitivitäten<br />
nahme der Polymersteifigkeit die Verbiegung größer wird. Bei höheren Temperaturen nähern<br />
sich die Verbiegungsergebnisse an, so dass jetzt hauptsächlich die Tragfähigkeit der Glas-<br />
scheibe von Bedeutung ist. Mit abnehmender Temperatur nimmt der Elastizitätsmodul des<br />
EVA durch Erreichen des Glasübergangs deutlich zu, wodurch die Übertragung von Schub-<br />
spannungen zu den Zellen zunimmt und somit deren Steifigkeit zum Tragverhalten der Struk-<br />
tur stärker herangezogen wird ( ESi ≅ 2 , 3⋅<br />
EGlas<br />
).<br />
Abb. 62 a) max. Laminatverbiegung normiert auf t_si: 200 µm und 20 °C<br />
b) qualitative Darstellung des Dehnungs- und Spannungsverlaufs in der Laminatmitte<br />
c) Durchbiegung des Laminates (t_si: 200 µm, 20 °C)<br />
d) Horizontalverschiebung von Glasscheibe (oben) und String (unten) (t_si: 200 µm, 20 °C)<br />
- 99 -
Sensitivitäten<br />
Der Einfluss der Zellen ist trotz der geringen Dicke <strong>nicht</strong> vernachlässigbar, wie der Vergleich<br />
zum Berechnungsergebnis ohne eingebettete Zellen zeigt, wobei die gleiche Laminatdicke<br />
wie bei der Referenz vorliegt (orange Kurve). Die Verformung der reinen Glassscheibe ist im<br />
Vergleich hierzu nur noch ein wenig größer (0,3 %). Das heißt die Folie an sich beeinflusst<br />
die Verformung nur in sehr geringem Maße, da der Elastizitätsmodul im Vergleich zum Glas<br />
und den Zellen mindestens um den Faktor 1000 geringer ist. Entscheidend ist die Steifigkeit<br />
der Verbindung, die die Folie zu den Zellen herstellt. So erfolgt bei -40 °C für die 200 µm<br />
Zelle eine Verringerung der Durchbiegung um ca. 17 % gegenüber Raumtemperatur, während<br />
es bei der 120 µm Zelle 8 % sind. Unterhalb von -20 °C ist der Steifigkeitszuwachs der Folie<br />
nur noch gering, so dass sich die Verformung <strong>nicht</strong> mehr signifikant verändert. Durch die<br />
Verringerung der Zelldicke wird die Verbiegung größer, da ein steifer Anteil der Struktur<br />
abnimmt. Die Anwendung der Verbundbalkentheorie mit konstanter Dehnung über die Höhe<br />
(gestrichelte Linie in Abb. 62b) ist für den vorliegenden Aufbau <strong>nicht</strong> möglich, da der geringe<br />
Schubmodul der Folie eine deutliche Schubdeformation zulässt, so dass sich die eingebetteten<br />
Zellen gegenüber der Glasscheibe verschieben können (vgl. Abb. 62b bis d).<br />
Durch die stärkere Ankopplung der Zellen bei niedrigen Temperaturen erfolgt die in Abb. 63a<br />
dargestellte Zunahme der 1. Hauptspannung in der Zelle um 49 % bei der 200 µm Zelle und<br />
bis zu 80 % bei der 120 µm Zelle beim Vergleich von 20 °C und -40 °C. Aus dieser Darstel-<br />
lung erkennt man ebenso die Entkopplung der Zellen von der Struktur, wenn sich die Poly-<br />
mersteifigkeit bei steigender Temperatur verringert, da nun das Abgleiten durch den verrin-<br />
gerten Schubmodul einfacher erfolgen kann. Die maximale Spannung in der 200 µm Zelle<br />
geht auf 54 % gegenüber Raumtemperatur zurück, wenn die Temperatur 60 °C beträgt. Eben-<br />
falls erkennbar ist die Zunahme der Belastung auf die Zelle, wenn deren Dicke verringert<br />
wird. Dieses Verhalten kann auf das verringerte Widerstandsmoment und die größere Verformung<br />
zurückgeführt werden. Bei jeder untersuchten Temperatur ist die Belastung der dünneren<br />
Zellen bezogen auf die 200 µm Zelle höher. Bei Raumtemperatur ist z.B. die Spannung<br />
um 29 % höher, wenn die 120 µm Zelle mit der 200 µm Zelle verglichen wird. Wie in der<br />
Darstellung der 1. Hauptspannung in Abb. 63b und c zu sehen ist, liegen die Zellen vollständig<br />
auf der Zugseite des Laminates, weshalb sowohl auf der Ober- als auch Unterseite Zugspannungen<br />
auftreten. Der Maximalwert der Spannung liegt entsprechend dem maximalen<br />
Biegemoment in der mittleren Zelle. Auffällig ist, dass sich an den Zellübergängen die Spannungen<br />
verringern. An diesen Stellen ist hauptsächlich das Folienmaterial vorhanden, womit<br />
die Struktur lokal geschwächt ist. An diesen Stellen können die Zellen der Belastung ausweichen,<br />
die durch die Folie übertragen wird, weshalb die Spannung abnimmt. Das heißt an den<br />
- 100 -
Sensitivitäten<br />
Zellenden kann die Verschiebung der Zellen relativ ungehindert ausgeführt werden. Dies trifft<br />
<strong>nicht</strong> auf den Bereich zu, in dem sich der Zellverbinder befindet. Dieser verhindert die Bewe-<br />
gung der äußeren Zellen relativ zur mittleren Zelle, so dass hier lokal erhöhte Spannungen<br />
auftreten können, die größer als in der Zellmitte sein können. In Abb. 62a ist die maximale<br />
Verformung ohne Zellverbinder für die Referenz enthalten. Man erkennt, dass ein Einfluss<br />
vorhanden ist, jedoch keine signifikante Änderung des Verhaltens auftritt. Dies gilt ebenso für<br />
die Spannungen in der Zellmitte, wobei die lokalen Spannungsspitzen an den Zellübergängen<br />
verschwinden.<br />
Abb. 63 a) Veränderung der 1. Hauptspannung in der mittleren Zelle normiert auf t_si: 200 µm, 20 °C<br />
b) 1. Hauptspannung der Zellen (t_si: 200 µm, 20 °C), Ansicht von oben<br />
c) 1. Hauptspannung der Zellen (t_si: 200 µm, 20 °C), Ansicht von unten<br />
Abb. 64 zeigt das Berechnungsergebnis für die Spannungen am Zellverbinder aus den Submodellen.<br />
Man erkennt, dass die qualitative Abbildung des Spannungsverlaufs bereits im<br />
Globalmodell sehr gut ist. Ebenso wird die Größenordnung des Zahlenwertes unter Berücksichtigung<br />
der groben Vernetzung und der Vereinfachungen schon gut erreicht. Die genauere<br />
Modellierung des Zellverbinders und die feinere Vernetzung ermöglicht jedoch eine genauere<br />
Einschätzung der Belastung. Zum einen entsteht eine Beanspruchung in Längsrichtung auf<br />
der Seite der Zelle, auf die der Zellverbinder gelötet wird. Im Submodell 1 ist das die Obersei-<br />
- 101 -
Sensitivitäten<br />
te und im Submodell 2 die Unterseite (vgl. Abb. 64d, e). Diese Spannung entsteht als Reakti-<br />
on auf den Zug, den der Zellverbinder erfährt, da die innere Zelle die Bewegung der äußeren<br />
behindert. Auf der jeweils gegenüberliegenden Seite entsteht durch die Verbiegung der Zelle<br />
eine Spannung in y-Richtung in der Nähe der Zellkante (vgl. Abb. 64c, f). Die Spannungs-<br />
komponenten der Ebene können Anhang A4 entnommen werden. Im Vergleich der beiden<br />
Submodelle ergibt sich die höchste Beanspruchung immer in der mittleren Zelle. Der Trend<br />
für die Veränderung der Spannungen bei abnehmender Zelldicke in diesem Detail ist dabei<br />
derselbe, wie in der Zellmitte.<br />
Abb. 64 Spannungen am Zellübergang für Referenzlaminat (t_si: 200 µm, 20 °C)<br />
a) 1. Hauptspannung, Globalmodell, Ansicht von unten<br />
b) Vernetzung der Submodelle<br />
c) 1. Hauptspannung, Submodell 1: äußere Zelle, Ansicht von unten<br />
d) 1. Hauptspannung, Submodell 1: äußere Zelle, Ansicht von oben<br />
e) 1. Hauptspannung, Submodell 2: mittlere Zelle, Ansicht von unten<br />
f) 1. Hauptspannung, Submodell 2: mittlere Zelle, Ansicht von oben<br />
- 102 -
7.1.2 Polymerdicke<br />
Sensitivitäten<br />
Zur Untersuchung des Einflusses der Polymerdicke erfolgt eine Variation zwischen 0,3 und<br />
0,8 mm, wobei die Zelldicke bei 200 µm liegt. Wie in Abb. 65a zu erkennen ist, hat eine ge-<br />
ringe Polymerdicke bei niedrigen Temperaturen eine größere Durchbiegung zur Folge, wäh-<br />
rend bei höheren Temperaturen die Durchbiegung abnimmt. Eine Vergrößerung der Polymerdicke<br />
hat den entgegengesetzten Effekt. Zwischen 0 und 20 °C ist nur ein geringer Unterschied<br />
zwischen den einzelnen Ergebnissen zu erkennen.<br />
Abb. 65 a) max. Laminatverbiegung normiert auf t_eva: 0,4 mm und 20 °C<br />
b) qualitativer Dehnungsverlauf über die Laminathöhe (durchgezogene Linie) mit Veränderung<br />
bei geringerer Foliedicke (gestrichelte Linie)<br />
c) Durchbiegung des Laminates bei -40 °C (t_si: 200 µm, t_eva: 0,8 mm)<br />
d) Durchbiegung des Laminates bei 60 °C (t_si: 200 µm, t_eva: 0,8 mm)<br />
Zur Erklärung dieses Verhaltens müssen zwei Mechanismen berücksichtigt werden. Zum einen<br />
wird durch die Veränderung der Polymerdicke das Flächenträgheitsmoment I variiert.<br />
Hierbei wird der Abstand der Zellen von der neutralen Faser erhöht. Oberhalb von Raumtemperatur<br />
ist dieser Effekt aufgrund des geringen Elastizitätsmoduls <strong>nicht</strong> dominant, so dass die<br />
Wirkung auf die Biegesteifigkeit EI nur gering ist. Des Weiteren wird durch die Folie Schub<br />
auf den Zellstring übertragen, wodurch die Zugsteifigkeit des Zellstrings für die effektive Bie-<br />
- 103 -
Sensitivitäten<br />
gesteifigkeit herangezogen wird. Der Schubverbund ist stärker ausgeprägt, wenn die Schicht-<br />
dicke gering ist, da sich bei gleichem Gleitwinkel eine geringere Abgleitung des Zellstrings<br />
gegenüber der Glasscheibe einstellen kann (vgl. Abb. 65b). Auf Grundlage dieser Überlegun-<br />
gen ist oberhalb von 20 °C die Schubübertragung zwischen dem Glas und den Zellen über die<br />
Polymerfolie ausschlaggebend. Unterhalb von 0 °C ist diese Wirkung durch die Steifigkeitszunahme<br />
im Glasübergang stärker ausgeprägt und wird nun durch die Zunahme der Biegesteifigkeit<br />
ergänzt, wodurch sich das Laminat mehr der Verbundbalkentheorie annähert. In Abb.<br />
65c und d ist dargestellt, wie groß die Variation der Durchbiegung zwischen den beiden Extremtemperaturen<br />
für die größte Polymerdicke von 0,8 mm ist. Die Verformungsbilder sind<br />
nahezu identisch, während sich der Maximalwert bei 60 °C um 52 % gegenüber -40 °C erhöht.<br />
Damit folgt, dass besonders in Laminaten mit dicken Folienschichten eine große Variation<br />
der Verformung in Abhängigkeit von der Prüftemperatur auftreten kann.<br />
Abb. 66 Veränderung der 1. Hauptspannung in der mittleren Zelle normiert für t_eva: 0.4 mm, 20 °C<br />
In Abb. 66 kann man erkennen, dass sich die Vergrößerung der Foliendicke in einer verringerten<br />
Belastung der Zellen äußert. Für die 0,8 mm Folie ergibt sich bei 20 °C eine Verringerung<br />
der Spannung um 20 % gegenüber der Referenz. Dieses Verhalten kann auf die verringerte<br />
Verbundwirkung zurückgeführt werden. Oberhalb von 20 °C nimmt der übertragbare<br />
Schub durch die Verringerung des Schubmoduls der Folie ab, so dass sich die Spannungen in<br />
den Zellen weiter verringern. Unterhalb von 20 °C wird durch die Erhöhung der Foliensteifigkeit<br />
eine höhere Belastung auf die Zellen übertragen und die Sensitivität auf die Foliendicke<br />
verringert sich, wobei sich weiterhin die dünnste Folie als besonders schädlich erweist.<br />
Hierbei sind zwischen 45 und 48 % höhere Spannungen gegenüber Raumtemperatur vorhanden.<br />
In Abb. 67 sind die Spannungsplots für die größte und die kleinste Polymerdicke für drei<br />
- 104 -
Sensitivitäten<br />
Temperaturen gegenübergestellt. Man sieht, dass mit der dünneren Folie die Belastung der<br />
Zellen deutlich zunimmt. Bei der dünnen Folie ist die Entlastung der Zellen am Zellübergang<br />
ebenfalls geringer, so dass die äußeren Zellen ebenfalls höher belastet sind. Bei der dickeren<br />
Folie treten, aufgrund der insgesamt niedrigeren Spannung, die Bereiche um den Zellverbinder<br />
mit den lokal erhöhten Werten stärker in den Vordergrund.<br />
Abb. 67 1. Hauptspannung im Silizium für T = 60 °C, 20 °C und -40 °C, Ansicht von unten<br />
a) t_eva: 0.8 mm; b) t_eva: 0,3 mm<br />
Auf der Grundlage der durchgeführten mechanischen Simulationen wurde festgestellt, dass<br />
keine direkte Verbindung zwischen erhöhter Durchbiegung des Laminats und Belastung der<br />
Zellen aufgestellt werden, wenn die Schichtdicke des Polymers verändert wird. Oberhalb von<br />
Raumtemperatur weisen die Zellen in den Laminaten mit hoher Durchbiegung geringere<br />
Spannungen auf. Für die Veränderung der Zelldicke, bei gleichbleibender Foliendicke, ist die<br />
Folgerung, dass aus größerer Durchbiegung eine höhere Spannung folgt, zutreffend. Die Belastung<br />
der Zellen wird durch die Übertragung von Schubspannungen durch die Folie hervorgerufen.<br />
Aus diesem Grund sind dickere Folien vorzuziehen da sie eine größere relative Verschiebung<br />
der Zellen gegenüber dem Glas zulassen und somit die Zellen von der äußeren Last<br />
- 105 -
Sensitivitäten<br />
entkoppeln. Durch die Nichtberücksichtigung von Kriechvorgängen werden Relaxationsvor-<br />
gänge in der Folie vernachlässigt, die den Spannungszustand in den Zellen verringern können.<br />
Somit ist davon auszugehen, dass die berechneten Spannungen höher ausfallen als in Versuchen.<br />
In aktuellen Experimenten ist allerdings vor allem unterhalb von Raumtemperatur nur<br />
eine relativ geringere Kriechneigung von EVA festgestellt worden /92/.<br />
7.2 Thermische Belastung<br />
Im Folgenden werden die Belastungen der Zellen untersucht, die durch das Abkühlen von<br />
Laminiertemperatur und das Durchführen der Temperaturwechselprüfung verursacht werden.<br />
Hierfür werden die in Abb. 68 aufgeführten Temperaturschritte berechnet. Für die Untersuchung<br />
der reinen Temperaturbelastung wird als Festpunkt der Knoten gewählt, der auf der<br />
Unterseite der Glasscheibe in der Mitte liegt.<br />
7.2.1 Referenzergebnis<br />
Abb. 68 Schema der durchzuführenden Berechnungsschritte<br />
Im Gegensatz zur rein mechanischen Betrachtung ist das Verformungsverhalten der einbetteten<br />
Zellen unter Temperaturbelastung weitaus komplexer, wodurch es notwendig ist, vor der<br />
Parameteruntersuchung das Verhalten des Referenzstrings ausführlich darzustellen. In Abb.<br />
69 ist die Verwölbung der Glasscheibe in Abhängigkeit von der Temperatur dargestellt. Man<br />
erkennt, dass oberhalb von 60 °C die Verwölbung relativ gering ist, da das unterschiedliche<br />
Schrumpfungsverhalten von Silizium und Glas durch die geringe Steifigkeit der Folie ausgeglichen<br />
werden kann. Durch die Zunahme der Steifigkeit werden die Zellen unter 60 °C stärker<br />
an die Glasscheibe gekoppelt und aufgrund der größeren Schrumpfung von Glas gegenüber<br />
Silizium erfolgt die Verbiegung in Richtung der Frontseite, die bis zum Erreichen des<br />
- 106 -
Sensitivitäten<br />
Glasübergangs stetig zunimmt. Im Glasübergang ist der Verbiegungszuwachs geringer und<br />
kann sogar zurückgehen. Dieser Effekt ist mit dem starken Zuwachs der Foliensteifigkeit im<br />
Glasübergangsbereich verbunden, so dass die Schrumpfung der Folie der Verbiegung in Rich-<br />
tung der Frontscheibe entgegenwirkt. Ab -20 °C bleibt die Steifigkeit des EVA unverändert<br />
und die Verbiegung nimmt weiter zu. Bei der Wiedererwärmung erkennt man eine leichte<br />
Verschiebung zwischen den Kurven, die auf die plastische Deformation des Kupferbandes<br />
hindeutet und damit einen Einfluss auf das Gesamtverhalten besitzt. Die zusätzlich dargestell-<br />
te Horizontalverschiebung hängt nur vom Ausdehnungskoeffizienten des Glases ab und folg-<br />
lich sind die Verläufe über den gesamten Temperaturbereich linear gemäß dem definierten<br />
Materialverhalten.<br />
Abb. 69 Darstellung der Glaswölbung in Abhängigkeit von der Temperatur, Referenzlaminat<br />
- 107 -
Sensitivitäten<br />
Abb. 70b zeigt die Verschiebung der Zellenden (rote und grüne Kurve) für die Abkühlung<br />
von 150 °C auf -40 °C. Zunächst verschiebt sich die äußere Zelle stärker in Richtung Koordi-<br />
natenursprung als die innere Zelle. Der Zellabstand wird somit kleiner. Ab 40 °C sind die<br />
Verschiebungszuwächse in etwa gleich und bei -5 °C verringert sich die Bewegung der äußeren<br />
Zelle, während die Relativverschiebung der inneren Zelle größer wird. Folglich wird der<br />
Zellabstand wieder größer. Dieses Verhalten ist über die gesamte Laminatbreite gleich. Als<br />
Ursache sind zwei Umstände zu nennen:<br />
1. Hoher Steifigkeitszuwachs der Folie durch den Glasübergang ab ca. 20 °C (Anstieg<br />
des Schubmodul von 2,5 auf 22 MPa), wodurch eine zunehmende Ankopplung der<br />
Zellen an die Glasscheibe erfolgt<br />
2. Eigenspannungszustand der Folie<br />
Bei Temperaturen über 60 °C kann die Folie das unterschiedliche Ausdehnungsverhalten von<br />
Silizium und Glas durch ihre geringe Steifigkeit ausgleichen, wobei sich Glas stärker zusam-<br />
menzieht als Silizium. Dabei stellt sich eine immer größer werdender Verzerrungswinkel γ<br />
zwischen der Glasscheibe und den Zellen ein und damit eine Schubbelastung der Folie. Durch<br />
den Steifigkeitszuwachs, der zunächst durch das Kristallisieren der Vinylacetatgruppen und<br />
anschließend durch den Glasübergang erfolgt (Abb. 70e), und den bereits aufgebauten Spannungszustand<br />
verringert sich die Möglichkeit des Folienmaterials den Ausdehnungsunterschied<br />
auszugleichen. Die Ankopplung der Zellen an die Glasscheibe wird vergrößert und es<br />
setzt eine Rückstellbewegung ein, wobei der Verzerrungswinkel <strong>nicht</strong> mehr so stark zunimmt<br />
und unter 0 °C kleiner wird (vgl. Abb. 70c). Damit bewegen sich die Zellen wieder auseinander<br />
(Abb. 70d). Der Zellverbinder und sein plastisches Verhalten scheiden als Ursache aus, da<br />
die Berechnung ohne Zellverbinder ein qualitativ ähnliches Verhalten aufweist.<br />
Der Vergleich dieser Ergebnisse mit einer Messung aus /92/ zeigt unterhalb von Raumtemperatur<br />
ein abweichendes Verhalten. Hier wird eine verringerte Ausdehnung festgestellt jedoch<br />
kein Auseinanderdriften, wie im Modell. Eine Begründung liegt in der Nichtberücksichtigung<br />
von Kriech- und Relaxationsvorgängen, die den Spannungszustand in der Folie verringern.<br />
Somit hat die Steifigkeitszunahme im Glasübergang <strong>nicht</strong> diese ausgeprägte Wirkung zur<br />
Folge. Dass der Spannungszustand in der Folie eine wichtige Rolle spielt, zeigen Berechnungen<br />
mit einer Referenztemperatur von 25 °C bei denen der Ausdehnungseffekt <strong>nicht</strong> auftritt.<br />
Die Verwendung von Kriechmodellen ist prinzipiell möglich, kann jedoch aus praktischen<br />
Gesichtspunkten <strong>nicht</strong> erfolgen, da im Moment <strong>nicht</strong> ausreichend Daten zur Aufstellung eines<br />
Kriechmodells vorhanden sind.<br />
- 108 -
Sensitivitäten<br />
Abb. 70 a) Einführung der Bezeichnungen, qualitative Darstellung der Verschiebungen von Zelle<br />
und Glas für 20 °C und -40 °C<br />
b) Verschiebung der Zellenden am Zellverbinder und der korrespondierenden darüberliegenden<br />
Knoten der Glasscheibe<br />
c) Verzerrungswinkel zwischen Glasscheibe und Zelle<br />
d) Zellabstandsänderung mit und ohne Zellverbinder bezogen auf 150 °C<br />
e) Veränderung des Schubmodells der EVA-Folie für die Berechnung<br />
In Anlage A4 sind die qualitativ zu bewertenden Spannungsergebnisse für das Globalmodell<br />
dargestellt. Hierbei erweisen sich die Bereiche entlang der Busbar und vor allem die Bereiche<br />
in der Nähe der Zellverbinder als kritisch, weshalb für diese Bereiche die Submodellbetrachtung<br />
durchgeführt wird. Die Belastung der Zelle ist in den übrigen Bereichen sehr gering, da<br />
die geringe Ausdehnung des Siliziums dazu führt, dass hauptsächlich Druckspannungen in der<br />
- 109 -
Sensitivitäten<br />
Zelle wirken. In Abb. 71 ist die 1. Hauptspannung im Submodell 2 der inneren Zelle für die<br />
einzelnen Temperaturstufen dargestellt. Das Ergebnis für Submodell 1 und die Aufschlüsse-<br />
lung für die Spannungskomponenten in der Ebene sind in Anlage A4 enthalten.<br />
Abb. 71 1. Hauptspannung am Zellverbinder im Submodell der inneren Zellen (Submodell 2)<br />
a) Ansicht von oben b) Ansicht von unten<br />
- 110 -
Sensitivitäten<br />
Auf der Oberseite der Zelle tritt das Maximum am Ende der Busbar auf, an dem kein Kupfer-<br />
band mehr vorhanden ist, während auf der Unterseite noch Lötband befestigt ist. Die Haupt-<br />
komponente ist hierbei eine Spannung σ xx , die durch die höhere Schrumpfung des Kupfer-<br />
bandes im Vergleich zu Silizium entsteht (vgl. Abb. 72a). Auf der Unterseite ergibt sich folglich<br />
eine Druckspannung. Im restlichen Bereich der Busbar wird diese Verformung durch den<br />
symmetrischen Aufbau verhindert, d.h. wenn das Lötband auf der Ober- und Unterseite an<br />
derselben Stelle abschließt ist diese Biegespannung <strong>nicht</strong> oder in geringerem Maße zu erwarten.<br />
Bei der Erwärmung auf 85 °C nehmen die Spannungen auf der Oberseite wieder ab, da<br />
sich die Differenz zur dehnungsfreien Temperatur verringert. Bei Raumtemperatur verändert<br />
sich der Maximalwert durch das Verfestigungsverhalten des Kupferbandes. Weiterhin treten<br />
an den Rändern der Busbar Spannungen auf, die hauptsächlich in y-Richtung (senkrecht zur<br />
Busbar) wirken und durch die Verformung des gesamten Laminates zur Frontseite entstehen.<br />
Hierbei befinden sich die Zellen auf der Zugspannungsseite. Das Kupferband erzeugt durch<br />
seine größere Ausdehnung gegenüber Silizium eine Druckspannung unter der Busbar die der<br />
Zugspannung entgegen wirkt, weshalb auf der Oberseite nur am Rand Zugspannungen entstehen.<br />
Abb. 72 qualitative Darstellung der Verformungen als Ursache für die Spannungsentstehung<br />
a) Ende der Busbar, Zellübergang b) Unter der Busbar<br />
Auf der Unterseite treten die größten Spannungen unterhalb der Busbar mit der Hauptkomponente<br />
in y-Richtung auf. Durch die Verformung des gesamten Laminates zur Frontseite erhöhen<br />
sich diese Biegespannungen deutlich bei einer Abkühlung auf -40 °C. Durch diese Verbiegung<br />
wird die Zelle und das Kupferband, dass durch den großen Ausdehnungsunterschied<br />
zu Silizium bereits plastifiziert ist, in einen Zustand wie in Abb. 72b schematisch dargestellt<br />
verformt. Durch die plastische Deformation bleibt diese Form des Kupferbandes auch bei der<br />
Wiedererwärmung erhalten, so dass sich durch die abnehmenden Druckspannungen (Verringerung<br />
des Ausdehnungsunterschieds) nun die höheren Spannungen bei 85 °C ergeben. Die<br />
Änderung der Lastreihenfolge kann an diesem Punkt zu unterschiedlichen Ergebnissen führen.<br />
Wenn sofort nach dem Laminierschritt wieder auf 85 °C aufgewärmt wird, erhält man<br />
- 111 -
Sensitivitäten<br />
eine Verringerung der Spannungen in der Zelle. Die Größe der Zellbelastung und deren Bere-<br />
chenbarkeit sind somit <strong>nicht</strong> nur von den Eigenschaften des Kupferbandes und der Nachbil-<br />
dung der plastischen Deformation abhängig, sondern ebenfalls von der Abfolge der Belastun-<br />
gen. Hinzu kommt, dass das Spannungsbild von den Eigenschaften der Siebdruckpasten und<br />
dem <strong>nicht</strong> abgebildeten Lot beeinflusst wird.<br />
Die Schlussfolgerung aus den vorliegenden Betrachtungen ist somit, dass bei Temperaturbelastung<br />
der Versagensursprung an den Busbars sehr wahrscheinlich ist, da vor allem hier die<br />
Maxima der 1. Hauptspannung auftreten. Das Maximum der Belastung ist erwartungsgemäß<br />
bei -40 °C vorhanden. Allerdings ist bei der durchgeführten Lastreihenfolge bei 85 °C ebenfalls<br />
eine erhöhte Beanspruchung gegenüber Raumtemperatur festgestellt worden, so dass<br />
zwangsläufig der gesamte Temperaturwechsel untersucht werden muss.<br />
7.2.2 Zelldicke<br />
Analog zur Untersuchung für mechanische Belastung wurde die Zelldicke zwischen 120 und<br />
200 µm variiert und eine konstante Dicke der Polymerlage von 0,4 mm verwendet.<br />
Abb. 73 Glasverbiegung in Abhängigkeit von der Zelldicke<br />
Aus Abb. 73 und Abb. 74a erkennt man, dass eine Verringerung der Zelldicke die Verbiegung<br />
der Glasscheibe vermindert. Dieses Verhalten ist vergleichbar mit der Verringerung der<br />
Schichtdicke der Aluminiumpaste bei der bedruckten Zelle. Das für die Laminatverbiegung<br />
bestimmende Biegemoment aus den Thermospannungen verringert sich durch die Verringerung<br />
der Zelldicke und so geht bei -40 °C die Verbiegung um bis zu 60 % zurück. Weiterhin<br />
kann man aus dem Verlauf schlussfolgern, dass die Schichten oberhalb von 40 °C nahezu<br />
ungehindert gegeneinander abgleiten können und die Glasverbiegung bis zu dieser Tempera-<br />
- 112 -
Sensitivitäten<br />
tur somit nur geringfügig verändert wird. Unterhalb dieser Temperatur driften die Kurven<br />
sichtbar auseinander und bei 0 °C geht die Verbiegung im Glasübergang der Folie zum Teil<br />
wieder zurück. Bei abnehmender Zelldicke ist zudem eine größere Differenz zwischen der<br />
Abkühlung und Wiedererwärmung vorhanden, so dass auf ein größeres plastisches Verhalten<br />
geschlossen werden kann. In Abb. 74b ist zu sehen, dass bei abnehmender Zelldicke eine Zu-<br />
nahme der Horizontalverschiebung um bis zu 10 % auftritt. Die Zellen werden nun durch die<br />
aufgelöteten Kupferbändchen stärker zusammengedrückt, da ihr Querschnitt abnimmt. Dabei<br />
erfahren die Zellenden geringere Relativverschiebungen gegenüber der Glasscheibe, so dass<br />
die Verringerung des Zellabstandes ebenfalls geringer wird (Abb. 74c). Die deutlichste Änderung<br />
erkennt man für Schritt 1 (Abkühlung von Laminiertemperatur auf 20 °C) bei der sich<br />
eine um 19 % geringere Veränderung des Zellabstandes ergibt. Der Zellabstand ist somit bei<br />
verringerter Zelldicke größer, wodurch eine größere Dehnung des Zellverbinders und somit<br />
eine höhere Belastung zu erwarten ist. Den Einfluss der plastischen Deformation des Zellverbinders<br />
erkennt man in den drei voneinander verschiedenen Ergebnissen für Raumtemperatur,<br />
wobei sich nach dem letzten Schritt die Unterschiede der Zellverschiebung verringern.<br />
Abb. 74 Veränderung des Verhaltens bei den untersuchten Berechnungsschritten in Abhängigkeit<br />
von der Zelldicke normiert auf t_si: 200 µm<br />
a) max. Verbiegung b) Horizontalverschiebung des Strings<br />
c) Änderung des Zellabstandes d) Veränderung der max. Hauptspannung<br />
- 113 -
Sensitivitäten<br />
Abb. 74d zeigt die Veränderung der 1. Hauptspannung aus den Berechnungen mit den Sub-<br />
modellen 1 und 2. Betrachtet man ausschließlich den Laminierschritt und die Abkühlung auf<br />
-40 °C ergibt sich eine Erhöhung der Zellbelastung um bis zu 45 % im Vergleich von 120 und<br />
200 µm Zelle. Dieses Verhalten wird hauptsächlich von der lokalen Zellbiegung durch das<br />
Kupferband beeinflusst, welches eine größere Verformung der dünneren Zellen erzeugt. Hier-<br />
bei erhöhen sich vor allem die Spannungen auf der Zellunterseite. Beim Wiedererwärmen auf<br />
20 °C in Schritt 3 erhält man allerdings keine signifikanten Unterschiede mehr zwischen den<br />
verschiedenen Zelldicken und in Schritt 3 kehrt sich der Trend um. Die Erklärung für dieses<br />
Verhalten liegt in der geringeren Gesamtverformung des Strings bei abnehmender Zelldicke.<br />
Hierdurch verringert sich ebenfalls die bleibende Deformation des Kupferbandes, die sich bei<br />
-40 °C auf der Unterseite der Zelle ausgebildet hat und die Biegespannungen verursacht (vgl.<br />
Abb. 72b). Die Abnahme der Spannungen bei 85 °C ist allerdings geringer als die Zunahme in<br />
vorherigen Schritten. Nach der erneuten Abkühlung auf Raumtemperatur in Schritt 5 ist wieder<br />
nur eine geringe Differenz zwischen den einzelnen Spannungsergebnissen festzustellen.<br />
Für die Auslegung ausschlaggebend sind nach diesen Ergebnissen vor allem die Schritte 1<br />
und 2, da hier die größten Spannungen auftreten.<br />
7.2.3 Polymerdicke<br />
Diese Untersuchung erfolgt für eine Variation der Polymerdicke zwischen 0,3 und 0,8 mm,<br />
mit einer konstanten Zelldicke von 200 µm. Mit zunehmender Polymerdicke nimmt bei<br />
Raumtemperatur und darunter die Verbiegung des Laminates ab, während oberhalb von<br />
Raumtemperatur die Verformung zur Rückseite größer wird (Abb. 75).<br />
Abb. 75 Glasverbiegung in Abhängigkeit von der Foliendicke<br />
- 114 -
Sensitivitäten<br />
Besonders unterhalb der Glasübergangstemperatur verändert sich die Verformung mit zuneh-<br />
mender Foliendicke deutlich. Die Zunahme der Foliensteifigkeit macht sich besonders bei der<br />
0,8 mm Folie bemerkbar. Unterhalb von 0 °C ergibt sich ein Rückgang der Verbiegung. Die-<br />
ser Trend kehrt sich erst nach dem Ende der Steifigkeitsänderung bei -20 °C wieder um. Der<br />
Effekt wird durch die in Abhängigkeit vom Abstand mögliche Schubdeformation zwischen<br />
der Glasscheibe und den Zellen hervorgerufen. Ein größerer Abstand ermöglicht eine höhere<br />
Schubverzerrung und die Schichten können sich leichter gegeneinander verschieben, wodurch<br />
die Verbiegung geringer wird. Bei 85 °C arbeitet das Glas hauptsächlich gegen die Folie, so<br />
dass sich eine größere Verformung zur Rückseite ergibt (vgl. Abb. 76a). Die Zunahme der<br />
Schubdeformation wird in der höheren Horizontalverschiebung des Strings als Abgleiten<br />
sichtbar (Abb. 76b). Diesem Zusammenhang folgend tritt mit steigender Polymerdicke eine<br />
größere Veränderung des Zellabstandes auf (Abb. 76c). Hierdurch können die Zellen der<br />
Schrumpfung des Zellverbinders besser folgen, so dass die Belastung des Zellverbinders tendenziell<br />
geringer wird.<br />
Abb. 76 Veränderung des Verhaltens bei den untersuchten Berechnungsschritten in Abhängigkeit<br />
von der Polymerdicke normiert auf t_eva: 0,4 mm<br />
a) max. Verbiegung b) Horizontalverschiebung des Strings<br />
c) Änderung des Zellabstandes d) Veränderung der max. Hauptspannung<br />
- 115 -
Sensitivitäten<br />
Im ersten Schritt der Abkühlung erhöht sich bei steigender Foliendicke die Spannung auf der<br />
Oberseite der Zelle, die in Längsrichtung wirkt. Im Gegenzug verringert sich die Biegespan-<br />
nung (y-Richtung) an den Rändern der Busbar, die durch die Verringerung der Verformung<br />
des Zellstrings hervorgerufen wird. In der Gesamtheit ergibt sich die niedrigste Spannung bei<br />
einer Polymerdicke von 0,6 mm. Diese Tendenz ist bei der Abkühlung auf -40 °C noch deutlicher<br />
ausgeprägt, wobei die Belastung um 27 % gegenüber der Referenz zurückgeht (Abb.<br />
76d). In den Folgeschritten zeigt sich, dass eine Erhöhung der Foliedicke zu geringeren Spannungen<br />
führt, jedoch oberhalb von 0,6 mm keine signifikante Veränderung mehr vorhanden<br />
ist. Aus dieser Untersuchung folgt, dass bei geringen Foliendicken die Beanspruchung der<br />
Zellen aufgrund der Verbiegung des Gesamtlaminates dominant ist. Durch die Erhöhung der<br />
Foliendicke erhöht sich die Zugbelastung durch den Zellverbinder, so dass hier ein mögliches<br />
Optimierungspotential vorhanden ist. Auf der Grundlage der vorliegenden Berechnungen sind<br />
in Bezug auf die maximale 1. Hauptspannung Foliedicken um 0,6 mm günstig für die Beanspruchung<br />
der Zellen.<br />
- 116 -
7.3 Thermisch-Mechanische Belastung<br />
Sensitivitäten<br />
In diesem Abschnitt erfolgt die Überlagerung der zuvor gezeigten Belastungen. Hierbei wird<br />
nur auf das Referenzlaminat eingegangen. Zunächst werden die Eigenspannungen aus dem<br />
Laminationsprozess aus der Abkühlung von 150 °C auf 20 °C berechnet und anschließend<br />
wird von Raumtemperatur auf eine Prüftemperatur für die mechanische Belastung erwärmt<br />
bzw. abgekühlt. Die Lagerung erfolgt gemäß Abb. 61. Abb. 77 kann man entnehmen, dass der<br />
festgestellte Trend für die Laminatverformung bei reiner mechanischer Belastung sich eben-<br />
falls unter Berücksichtigung der thermischen Eigenspannungen bestätigt. Hierbei ist darauf zu<br />
achten, dass durch Eigenspannungen bereits eine Verformung zur Rückseite vorhanden, die<br />
noch von der Gesamtverbiegung abgezogen werden muss. Für die Verformung ist folglich<br />
eine Superposition der Ergebnisse von 7.1 und 7.2 möglich.<br />
Abb. 77 Darstellung der Laminatverbiegung in Abhängigkeit von der Prüftemperatur, Referenz<br />
Zur Spannungsbewertung werden erneut Submodelle verwendet. In diesem Fall sind die Bereiche<br />
um den Zellverbinder (Submodell 1 und 2) sowie der Bereich unter dem Zellverbinder<br />
in der mittleren Zelle (Submodell 3) interessant. Für jede untersuchte Temperatur liegt im<br />
Submodell die Spannungsverteilung vor der Aufbringung der mechanischen Last vor, so dass<br />
die Ergebnisse mit und ohne äußere Last verglichen werden können. Da die größten mechanischen<br />
Spannungen bei -40 °C auftreten, beschränken sich die nachfolgenden Betrachtungen<br />
auf diese Temperatur. Aufgrund der Belastungsart und Lagerung entstehen, wie in 7.1 gezeigt<br />
wurde, hauptsächlich Spannungen in Längsrichtung (x-Richtung). Die thermischen Spannungen,<br />
die entlang der Busbar durch den Zellverbinder hervorgerufen werden, werden hiervon<br />
nur in geringem Maße beeinflusst, da die Hauptkomponente eine Spannung in y-Richtung ist.<br />
Diese Zusammenhänge können sehr gut im Submodell 3 nachvollzogen werden, das sich in<br />
- 117 -
Sensitivitäten<br />
der Mitte des Zellstrings an der Busbar befindet. Von besonderem Interesse sind die Spannungen<br />
auf der Zellunterseite. Weitere Ergebnisse können Anlage A4 entnommen werden. In<br />
Abb. 78 sind die Spannungen σ xx , σ yy und σ 1 für die Unterseite der Zelle ohne und mit äu-<br />
ßerer Belastung darstellt. Man erkennt, dass es sich bei σ xx um Druckspannungen handelt.<br />
Vom Schritt 2 ohne äußere Last erfolgt eine Reduzierung der wirkenden Druckspannungen im<br />
Schritt 3 um einen Wert von ca. 74 MPa. Allerdings bleibt der Druckspannungszustand weiter<br />
erhalten. Die Spannung σ yy verändert sich nur geringfügig durch die äußere Last und unter<br />
der Busbar verringert sich die max. Zugspannung. Zum einen ist dies bedingt durch die Querkontraktion<br />
und zum anderen durch die fortschreitende plastische Verformung des Zellverbinders,<br />
so dass sich die Spannungen umlagern. Als Folge verringert sich die 1. Hauptspannung.<br />
Abb. 78 Veränderung der Spannungen in Submodell 3, Referenzlaminat, Ansicht von unten<br />
a) thermische Eigenspannungen b) Überlagerung mit äußerer Belastung<br />
Die analoge Betrachtung am Zellverbinder ist in Abb. 79 im Submodell 2 durchgeführt worden.<br />
Durch die zusätzliche Zugbeanspruchung am Zellverbinder erhöht sich die Spannung<br />
- 118 -
Sensitivitäten<br />
σ xx am Ende der Busbar um 41 MPa, während sich die Spannung σ yy an derselben Stelle um<br />
18 MPa vermindert. Als Ergebnis erhöht sich die 1. Hauptspannung um 17 MPa und somit<br />
besteht unter Last eine erhöhte Versagenswahrscheinlichkeit. Das die 1. Hauptspannung nur<br />
als Anhaltspunkt zur Bewertung genutzt werden kann, zeigt sich in den Ergebnissen für das<br />
Submodell 2 (Abb. 80). Die Zugbeanspruchung erhöht σ xx um 52 MPa und σ yy sinkt um<br />
12 MPa. Die y-Richtung bleibt allerdings dominant, so dass sich der Maximalwert der 1.<br />
Hauptspannung ebenfalls verringert. Eine genaue Bewertung kann durch die Anwendung ei-<br />
nes Zuverlässigkeitskonzepts unter Beachtung des Größeneffektes (z.B. mit CARES/Life)<br />
erfolgen.<br />
Abb. 79 Veränderung der Spannungen in Submodell 2, Referenzlaminat, Ansicht von unten<br />
a) thermische Eigenspannungen b) Überlagerung mit äußerer Belastung<br />
Aus den Berechnungen erkennt man, dass die aufgebrachte mechanische Belastung <strong>nicht</strong><br />
zwangsläufig eine Erhöhung der 1. Hauptspannung bewirkt, obwohl eine Spannungskomponente<br />
zunimmt. Im Großteil der Zelle ist die äußere Last <strong>nicht</strong> groß genug um die Druckspannungen<br />
aus der Abkühlung soweit zu reduzieren, dass Zugspannungen entstehen, die zum<br />
Versagen führen können. Da die aufgebrachte Last an der Grenze der ertragbaren Spannungen<br />
- 119 -
Sensitivitäten<br />
im Glas liegt, folgt aus den durchgeführten Berechnungen, dass die überlagerte mechanische<br />
Beanspruchung keinen entscheidenden Faktor bei der Belastung der Zellen darstellt. Die<br />
Hauptbelastung der Zellen durch die Temperaturwechsel an den Busbars und am Zellverbin-<br />
der wird zum Teil verringert, kann sich jedoch auch erhöhen. Dabei ist das plastische Verhal-<br />
ten des Zellverbinders ausschlaggebend. Nach der Abkühlung von Laminiertemperatur ist<br />
bereits eine plastische Deformation aufgetreten, so dass die Belastung durch die Biegebean-<br />
spruchung des Zellstrings hauptsächlich in eine zusätzliche plastische Deformation umgesetzt<br />
wird.<br />
Abb. 80 Veränderung der Spannungen in Submodell 1, Referenzlaminat, Ansicht von unten<br />
a) thermische Eigenspannungen b) Überlagerung mit äußerer Belastung<br />
- 120 -
7.4 Diskussion<br />
Sensitivitäten<br />
Die mechanische Belastung ist nur eine rein theoretische Überlegung die experimentell <strong>nicht</strong><br />
direkt überprüft werden kann, da wie in der Folge gezeigt wurde signifikante Eigenspannun-<br />
gen im Laminat vorhanden sind. Dieser Lastfall offenbart die Wechselwirkungen zwischen<br />
Zellstring und Glasscheibe sehr viel einfacher als es unter Einbeziehung der thermischen Eigenspannungen<br />
möglich gewesen wäre. Mit dieser Berechnung wurde gezeigt, dass Zelldicke<br />
und Polymerdicke einen signifikanten Einfluss auf die Zellverbiegung haben. Diese Ergebnisse<br />
wurden bereits in Experimenten bestätigt /91/. Von besonderem Interesse für einen Abgleich<br />
der Berechnungsergebnisse mit Experimenten ist die auftretende Vergrößerung des<br />
Zellabstandes durch die Steifigkeitszunahme der Folie während des Glasübergangs. In diesem<br />
Fall muss untersucht werden, wie sich Kriechvorgänge, die unter dem steigenden Eigenspannungszustand<br />
zunehmen, auf das Verschiebungsergebnis und auf die resultierenden Spannungen<br />
auswirken. Die Diskrepanz zu den Ergebnissen in /93/ deutet an, dass hier ein Verbesserung<br />
des Materialmodells der Polymerfolie notwendig ist. Dabei ist jedoch <strong>nicht</strong> auszuschließen,<br />
dass die Größe des Beobachtungsfeldes im Experiment die Vorgänge <strong>nicht</strong> so auflösen<br />
kann, wie die sehr lokale Auswertung an den Knoten im Modell.<br />
Unter diesem Gesichtspunkt sind die vorgestellten Ergebnisse nur für eine kurzzeitige Belastung<br />
übertragbar. Hinzu kommt das Auftreten von Temperaturgradienten während der Abkühlung,<br />
aufgrund der unterschiedlichen Wärmeleitfähigkeit der Materialien, wodurch die Abkühlbedingungen<br />
ebenfalls einen Einfluss auf das Ergebnis besitzen können. Die Kriecheffekte<br />
bewirken im Thermocycle vor allem eine Relaxation, d.h. die thermisch bedingte Verwölbung<br />
des Laminats geht mit der Zeit zurück und die vorhandene Belastung an den Zellverbindern<br />
kann sich verringern. Unter der Biegebelastung bewirken diese Effekte eine Zunahme<br />
der Laminatverformung in Abhängigkeit von der Zeit, so dass sich die Folie weicher verhält<br />
und eine geringere Schubübertragung erfolgt. Zur Verbesserung des Modells ist die Abbildung<br />
von Kriechvorgängen und die Charakterisierung des Polymers in Bezug auf die thermische<br />
Ausdehnung und das Spannungs-Dehnungsverhalten von großer Bedeutung. In diesem<br />
Zusammenhang muss ebenfalls untersucht werden, wie sich der Vernetzungsgrad und die<br />
Alterung des Polymers auf die Eigenschaften auswirkt. Weiterhin fehlt die Vorbelastung<br />
durch den Lötprozess. Hier liegt eine Fehlerquelle in der Berechnung der Spannungen, da der<br />
Zellverbinder vor allem bei der thermischen Belastung der entscheidende Faktor für die Herausbildung<br />
der Zellbelastungen ist. Die Ausbildung der lokalen Zellverbiegung, die die Spannungen<br />
auf der Zellunterseite bewirkt, kann durch eine bereits vorhandene Plastifizierung<br />
verändert werden, so dass wiederum die Folgeergebnisse verändert werden können.<br />
- 121 -
Sensitivitäten<br />
Trotz der eben aufgeführten Einschränkungen und der genannten Verbesserungsansätze, zeigt<br />
das entwickelte Modell bereits die Bereiche auf, die in einer experimentellen Verifikation zu<br />
beachten sind. Die genannten Vorgänge werden die Lage der Spannungsmaxima entlang der<br />
Busbar und an den Zellenden <strong>nicht</strong> verändern sondern beeinflussen hauptsächlich die Höhe<br />
der Belastung nach den Temperaturschritten, die für die effektiven Zuverlässigkeitsaussagen<br />
benötigt werden. Das grundsätzliche Verhalten bei den durchgeführten Parameterstudien wird<br />
jedoch erhalten bleiben. Die Schubverzerrung der Folie erklärt alle wichtigen Effekte, die<br />
Verformung betreffend, so dass das mechanische Verhalten erhalten bleibt. Inwieweit sich die<br />
Trends verändern, die sich in den durchgeführten Berechnungen für die Spannungen ergeben<br />
haben, ist schwierig abzuschätzen. Wie man in den Referenzergebnissen sieht, verändert sich<br />
mit fortschreitender Zykluszahl durch die plastische Deformation des Zellverbinders das<br />
Spannungsergebnis, so dass sich das Spannungsbild in Abhängigkeit vom Verfestigungsverhalten<br />
signifikant verändern kann. Mit fortschreitender Zykluszahl tritt eine Umlagerung der<br />
Spannungen auf.<br />
Die Zunahme der Spannungen mit abnehmender Zelldicke ist keine überraschende Erkenntnis.<br />
Allerdings liefert die Studie zur Polymerdicke einen möglichen Ansatz zur Optimierung,<br />
da eine zu hohe Foliendicke keine Verminderung und zum Teil eine Erhöhung der Spannungswerte<br />
bewirkt. Analog zum Zellmodell kann für das Submodell mit Hilfe eines Zuverlässigkeitskonzeptes<br />
für spröde Werkstoffe eine Bewertung hinsichtlich der Versagenswahrscheinlichkeit<br />
durchgeführt werden. Wie bereits gezeigt ergibt sich in diesem Fall eine Zuverlässigkeitsaussage<br />
für den Submodellbereich, der einen Teil der Bruchwahrscheinlichkeit für<br />
die gesamte Zelle darstellt.<br />
Als Ergebnis der Überlagerung der mechanischen Last mit den thermischen Eigenspannungen<br />
erhält man keine deutliche Veränderung der 1. Hauptspannung in den Zellen, da die Spannungsrichtung<br />
der äußeren Last <strong>nicht</strong> mit der Richtung der vorhandenen Eigenspannungen<br />
zusammenfällt. Da nur ein laminierter String untersucht wurde, können keine Schlüsse auf<br />
das Verhalten in einem kompletten Modul getroffen werden, da hier Biegespannungen mit<br />
Eigenspannungen an den Rändern der Busbars zusammenfallen können. Für den laminierten<br />
Zellstring gilt jedoch, dass die größte Belastung der Zellen durch die Temperaturwechsel an<br />
den Busbars und am Zellverbinder entsteht.<br />
- 122 -
8 Zusammenfassung und Ausblick<br />
Zusammenfassung<br />
Die vorliegende Masterarbeit befasst sich mit der numerischen Simulation der thermomecha-<br />
nischen Vorgänge während des Einbrennens der Metallisierungspasten und den Belastungen<br />
von eingebetteten Solarzellen. Zur Durchführung der Berechnung notwendige Materialeigen-<br />
schaften wurden nach Möglichkeit experimentell bestimmt.<br />
Die Berechnung der Zellverbiegung nach dem Einbrennprozess liefert Aussagen zum Eigen-<br />
spannungszustand und ist wichtig für die Beurteilung der Zuverlässigkeit der Zellen in weite-<br />
ren Fertigungsschritten der Solarmodulherstellung. Von besonderer Wichtigkeit für die Ver-<br />
formungsberechnung hat sich die Berücksichtigung der Lage der Busbars herausgestellt. Diese<br />
verursachen eine Orientierung der Zellverbiegung während der Abkühlung, so dass durch<br />
eine Variation der Lage der Busbars die Verbiegungsrichtung beeinflusst und damit die Lage<br />
der maximalen Zugeigenspannungen bei Raumtemperatur verändert werden kann. Anhand<br />
von Variationen der Parameter der Metallisierungspasten wurde gezeigt, dass vor allem die<br />
effektive Fließgrenze der Paste die Größe der Verbiegung und damit den Eigenspannungszustand<br />
beeinflusst, während die elastischen Kennwerte, wie Temperaturausdehnungskoeffizient<br />
und Elastizitätsmodul, nur den Verlauf der Temperatur-Verformungskurve beeinflussen. Eine<br />
Untersuchung des Einflusses der Kontaktfinger ergab, dass ihre Berücksichtigung <strong>nicht</strong> notwendig<br />
ist um eine ausreichend genaue Verschiebungslösung zu ermitteln. Im detaillierten<br />
Submodell zeigt sich, dass Spannungsüberhöhungen an den Rändern von Busbar und Kontaktfingern<br />
auftreten können. Eine Anwendung des entwickelten Submodells liegt in der Vorhersage<br />
von Bruchwahrscheinlichkeiten und möglichen Rissursprüngen.<br />
Mit dem Zellmodell wurden die Auswirkungen auf die Zellverformung und den Eigenspannungszustand<br />
bei der Verringerung der Zelldicke im Vergleich zu einer Referenzzelle (6 Zoll,<br />
200 µm) untersucht. Für eine Reduzierung der Zelldicke auf unter 120 µm wurde festgestellt,<br />
dass sich die maximale Spannung mehr als verdoppelt und sich die Verformung verdreifacht.<br />
Hierzu wurde auch die Bruchwahrscheinlichkeit aufgrund des Eigenspannungszustandes untersucht.<br />
Dabei sind vor allem Oberflächen- und Kantendefekte dominierend. Während sich<br />
−4<br />
für die Referenzzelle nur ein relativ geringer Wert von 3,<br />
3⋅10<br />
% ergibt, erhöht sich die<br />
Bruchwahrscheinlichkeit einer 100 µm Zelle auf über 5 %, allein aufgrund ihres Eigenspannungszustandes.<br />
Die Ergebnisse für die Bruchwahrscheinlichkeit stehen jedoch unter dem<br />
Vorbehalt, dass eine genaue Berechnung der Spannungen und damit der Bruchwahrscheinlichkeit<br />
eine systematische Untersuchung der Eigenschaften der Metallisierungspasten und<br />
- 123 -
Zusammenfassung<br />
ihre Wirkung auf den Siliziumwafer erforderlich macht. Diese sind von den Einbrennparame-<br />
tern abhängig und ein Charakterisierungsverfahren muss in Zukunft entwickelt werden.<br />
Als Ansatzpunkt zur Charakterisierung der Metallisierungspaste wurde zunächst die Dicke<br />
und Struktur des Materials auf einer kommerziellen Solarzelle bestimmt. An Proben aus die-<br />
ser Zelle wurden Eindruckversuche mit unterschiedlichen Eindringkörpern (Stempel und Ku-<br />
gel) zur Bestimmung des Elastizitätsmoduls durchgeführt. Diese Messungen zeichneten sich<br />
vor allem durch eine große Streuung der Ergebnisse aus. Als Ursachen kommen die poröse<br />
Struktur der Paste und die sehr lokale Prüfung durch das Verfahren in Frage. Das bedeutet<br />
Hohlräume und Inhomogenitäten besitzen eine große Auswirkung auf das Ergebnis. Der Mit-<br />
telwert einer Mehrzahl von Messungen kann allerdings orientierende Aussagen liefern und ist<br />
mit Literaturwerten vergleichbar, die auf anderen Methoden beruhen. Als günstigster Eindringkörper<br />
wurde die Kugel identifiziert, wobei auf möglichst geringe Eindringtiefen zu achten<br />
ist. Mit einer Messung der Verbiegung in Abhängigkeit von der Temperatur eines bedruckten<br />
monokristallinen Siliziumwafers konnten die möglichen Mechanismen, die während<br />
der Temperaturänderung auftreten, gezeigt werden und ein plastisches Verhalten der Paste<br />
wurde nachgewiesen. Dieses Verfahren ist als Methode geeignet um effektive Eigenschaften<br />
der Folie zu bestimmen. Dabei ist immer der Gesamtverlauf der Temperatur-<br />
Verformungskurve heranzuziehen um das Verhalten richtig abzubilden. Für die Berechnung<br />
der eingebetteten Zelle wurde der thermische Ausdehnungskoeffizient des Glases und der<br />
EVA-Folie mit der TMA gemessen. Hierbei war vor allem die Temperaturabhängigkeit der<br />
Ausdehnung der Folie von Bedeutung. Diese verändert sich an den charakteristischen Temperaturen,<br />
wie Glasübergang und Schmelzbereich der Vinylacetatanteile, sehr deutlich und<br />
konnte in den folgenden Berechnungen berücksichtigt werden.<br />
Zur Simulation der eingebetteten Solarzelle wurde auf das Submodellkonzept zurückgegriffen.<br />
Da vor allem die Methodik im Vordergrund stand, wurde für die Untersuchungen ein<br />
laminierter String erstellt. Hierfür wurde ein vereinfachtes Globalmodell entwickelt mit dem<br />
die Verschiebungen ausreichend genau berechnet werden. Zur Untersuchung von Details<br />
wurden auf der Grundlage des Globalmodells detaillierte Submodelle abgeleitet. Die Parameteruntersuchungen<br />
wurden getrennt für mechanische und thermische Belastung durchgeführt<br />
und mit einer Referenz (Zelldicke: 200 µm, Dicke der EVA-Folie: 0,4 mm, Glasdicke: 3 mm)<br />
verglichen. Bei der Berechnung einer mechanischen Belastung wurde gezeigt, dass sich durch<br />
Verringerung der Zelldicke die Spannungen signifikant erhöhen können. Die auftretenden<br />
Spannungen sind dabei abhängig von der Steifigkeit und der Dicke der Polymerfolie. Durch<br />
Verringerung der Temperatur nimmt die Steifigkeit des Polymers zu, so dass bereits Tempera-<br />
- 124 -
Zusammenfassung<br />
turunterschiede von 20 K eine 20 % höhere Belastung der Zellen bewirken können. Eine dün-<br />
ne Polymerschicht wirkt sich ebenfalls nachteilig aus, da die Schubübertragung vom Glas auf<br />
die Zellen zunimmt und damit ein größerer Anteil der äußeren Belastung auf die Zellen wirkt.<br />
Für die Berechnung der Zellbeanspruchung durch die Abkühlung von Laminiertemperatur<br />
und einen anschließenden Temperaturwechsel zwischen -40 °C und 85 °C ergab sich die maximale<br />
Belastung entlang der Busbars, da hier der aufgelötete Zellverbinder für eine lokale<br />
Biegung der Zelle sorgt. Die Gesamtverbiegung des Laminates wird vom Glas und vom Silizium<br />
beeinflusst, so dass die höhere Ausdehnung eine Verformung zur Frontseite bewirkt. An<br />
den Rändern und vor allem an den Zellenden treten die Maxima der 1. Hauptspannung auf,<br />
wobei die größte Differenz zur spannungsfreien Temperatur bei der Abkühlung auf -40 °C zu<br />
den höchsten Spannungswerten führt. Eine Parameteruntersuchung zur Verringerung der<br />
Zelldicke zeigt zunächst eine deutliche Verringerung der Laminatverformung. Trotz der geringeren<br />
Gesamtverformung erzeugt das Lötband eine höhere lokale Verformung, so dass eine<br />
Erhöhung der 1. Hauptspannung um bis zu 45 % im Vergleich von 120 und 200 µm Zelle<br />
auftritt. Eine Variation der Polymerdicke ergibt wiederum eine deutliche Veränderung in der<br />
Gesamtverformung. Mit steigender Foliendicke ist eine deutliche Reduzierung der Verbiegung<br />
bei Raumtemperatur und darunter vorhanden, da Glasscheibe und Zellstring nahezu ungehindert<br />
gegeneinander arbeiten können. In Bezug auf die mechanischen Spannungen in den<br />
Zellen ist bei geringen Foliendicken die Verbiegung des Laminates dominant, während eine<br />
Erhöhung der Foliendicke die Zugbelastung durch den Zellverbinder erhöht, so dass an dieser<br />
Stelle eine Optimierungsmöglichkeit vorhanden ist. Für die gewählten Parameter erhält man<br />
in Bezug auf die maximale 1. Hauptspannung eine Foliedicke um 0,6 mm als Minimum der<br />
Belastung mit einem Rückgang um 27 % gegenüber der Referenz. In der abschließenden<br />
Überlagerung von thermischer und mechanischer Belastung hat sich gezeigt, dass für den untersuchten<br />
laminierten String keine signifikanten Änderungen der 1. Hauptspannung auftreten,<br />
da die Richtung der erzeugten mechanischen Spannungen <strong>nicht</strong> mit der der Eigenspannungen<br />
zusammenfällt. In bestimmten Bereichen wurden allerdings auch höhere Spannungen hervorgerufen.<br />
Das entwickelte Finite-Element-Modell des Zellstrings ist ein erster Schritt zur Modellierung<br />
eines gesamten Solarmoduls. Mit diesem Modell können einfache Teststrukturen berechnet<br />
werden und die Mechanismen die durch Temperaturwechsel und äußere mechanische Lasten<br />
entstehen nachgebildet und erklärt werden. In weiteren Arbeiten ist die Verbesserung der Materialmodelle<br />
der Polymerfolie und die Einbeziehung von Vorbelastungen, wie dem Lötprozess,<br />
die wichtigsten Ansatzpunkte zur Anwendung auf die Praxis.<br />
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A1 – Grenzen der Stoney Gleichung<br />
A2 – Messung des Längenausdehnungskoeffizienten<br />
A3 – Materialeigenschaften für die Modelle<br />
A4 – Berechnungsergebnisse für das Referenzlaminat (CD)<br />
- 132 -<br />
Anlagenverzeichnis<br />
Für die vollständige Version der Arbeit inklusive Anlagen können Sie gerne die im Impres-<br />
sum aufgeführten Personen kontaktieren.<br />
Vielen Dank!