05.02.2013 Aufrufe

Download leider nicht verfügbar.

Download leider nicht verfügbar.

Download leider nicht verfügbar.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (FH)<br />

Fachbereich Maschinen- und Energietechnik<br />

Studiengang: Maschinenbau<br />

Studienrichtung: Konstruktion<br />

„Mechanische Untersuchungen an Solarzellen in PV-Modulen<br />

Verantwortlicher Hochschullehrer:<br />

Herr Prof. Dr.-Ing. Carsten Klöhn<br />

(Halle, Juni - Dezember 2009)<br />

mittels Finite-Elemente-Modellierung“<br />

Masterarbeit Nr. 28/09<br />

von<br />

Matthias Pander<br />

geb. am 09.03.1984<br />

in Wolfen<br />

Matrikelnr.: 45863


HOCHSCHULE FÜR TECHNIK, WIRTSCHAFT UND KULTUR<br />

LEIPZIG (FH)<br />

FACHBEREICH MASCHINEN- UND ENERGIETECHNIK<br />

MASTER-STUDIENGANG MASCHINENBAU<br />

MASTER-AUFGABENSTELLUNG<br />

Herr: Matthias Pander Matrikel-Nr.: 45863 Sem.-Gr.: 07MBM<br />

Thema: “Mechanische Untersuchungen an Solarzellen in PV-Modulen mittels Finite –<br />

Elemente – Modellierung“<br />

Erläuterungen:<br />

Solarzellen werden in Solarmodulen in einer Polymerschicht eingebettet. Dabei erfahren die Zellen<br />

verschiedene mechanische und thermomechanische Belastungen, welche durch die Polymerschicht<br />

übertragen werden. Die Lebenszeit von PV Modulen wird heute mit mindestens 25 Jahren<br />

angenommen. Dieser Zeitraum entspricht der Garantie der Hersteller, dass die Module maximal<br />

20 % ihrer Ausgangsleistung über diese Zeit einbüßen. Entsprechend diesen Anforderungen müssen<br />

die Solarzellen mechanischen Belastungen zuverlässig standhalten. Hinzu kommt das Ziel,<br />

aufgrund von Materialeinsparbedürfnissen, Solarzellen dünner zu produzieren. Derzeit beträgt<br />

deren Dicke ca. 200 µm, welche in den nächsten 4 Jahren auf bis zu 100 µm reduziert werden soll.<br />

Ein Konzept welches die Zuverlässigkeit der Solarzellen im Modulverbund beschreibt gibt es derzeit<br />

noch <strong>nicht</strong> und stellt einen neuen Ansatz im Design von Solarmodulen dar.<br />

Als Grundlage zur Erarbeitung eines Zuverlässigkeitskonzeptes dünner eingebetteter Solarzellen,<br />

sollen in dieser Arbeit Untersuchungen hinsichtlich der Einbettung vorgenommen werden. Kern<br />

der Untersuchungen soll es ein, die Einbettung von Solarzellen mit Hilfe der Methode der Finiten<br />

Elemente abzubilden. Modelliert werden sollen Details der Solarzelle, wie das Grid für die Kontaktierung<br />

als auch Moduldetails, wie die Kontaktbändchen. Mit Hilfe der Simulationsmodelle<br />

sollen Studien bezüglich der Änderung von Materialkennwerten, z.B. der polymeren Schicht, sowie<br />

des Moduldesigns durchgeführt werden.<br />

Teilaufgaben:<br />

1. Entwicklung von Finite – Element – Modellen mit Details der Zellen und der Module<br />

2. Experimentelle Bestimmung von Materialparametern der Komponenten in der Modul- und<br />

Zellherstellung<br />

3. Numerische Untersuchung der Beanspruchung der Zellen durch thermisch und mechanisch<br />

induzierte Lasten<br />

4. Sensitivitäts- und Parameterstudien zu Materialparametern der Zellmetallisierung und der<br />

polymeren Zwischenschicht und deren Auswirkung auf die Belastung der Solarzelle<br />

Masterarbeit Nr. 28/09<br />

Kontakte zu Institutionen, Betrieben und Behörden sind nur in Abstimmung mit dem verantwortlichen Hochschullehrer aufzunehmen.<br />

Die Verwertung der Ergebnisse der Diplomarbeit, einschließlich der Publikationen, des Patentschutzes und der Einspeicherung sowie<br />

Verarbeitung in elektronischen Systemen, setzt die vorherige Zustimmung des verantwortlichen Hochschullehrers voraus.


Betreuer im Unternehmen:<br />

Verantw. HochschuLLehrer:<br />

Ausgabetermin: 02.06.2009<br />

Leipzig, den 02.06.2009<br />

M. Eng. M. Sc. Sascha Dietrich<br />

Fraunhofer-Center for Silicon PhotovoLtaics<br />

Prof. Dr.-Ing. Carsten KLöhn<br />

Abgabetermin: 01.12.2009<br />

Prof. Dr.- n . I. Kraft<br />

Vorsitzender des Prüfungsausschusses<br />

Masterarbeit Nr. 28/09<br />

Kontaktezu Institutionen, Betrieben und Behördensind nurin Abstimmung mit demverantwortLichen Hochschullehreraufzunehmen.<br />

Die Verwertung der Ergebnisseder Diplomarbeit,einschließLich der PubLikationen, des Patentschutzes und der Einspeicherung sowie<br />

Verarbeitung in eLektronischen Systemen, setzt die vorherige Zustimmung des verantwortlichen Hochschullehrersvoraus.


Erkläru ng<br />

Ich versichere wahrheitsgemäß, die Masterarbeit selbstständig angefertigt, alle benutzten<br />

Hilfsmittel vollständig und genau angegeben und alles kenntlich gemacht zu haben, was aus<br />

Arbeiten anderer unverändert oder mit Abänderung entnommen wurde.<br />

Wolfen, den 11.01.2010


Danksagung<br />

Mein Dank gilt M.Eng. M.Sc. Sascha Dietrich und Dr.-Ing. Matthias Ebert für die Betreuung<br />

dieser Arbeit seitens des Fraunhofer CSP, die fachlichen Anregungen und die Diskussionsbe-<br />

reitschaft.<br />

Bei Prof.-Dr.-Ing. Carsten Klöhn möchte ich mich für die Übernahme der Betreuung dieser<br />

Arbeit seitens der Hochschule für Technik Wirtschaft und Kultur Leipzig und die fachliche<br />

Beratung zu den Problemstellungen bedanken.<br />

Herrn Dipl.-Wirt.-Ing. Stefan Schulze möchte ich für die Durchführung der TMA-Messungen<br />

und die fachlichen Hinweise in Bezug auf das Verhalten der Polymermaterialien danken.<br />

Für die Probenpräparation für das Rasterelektronenmikroskop danke ich Steffi Göller und für<br />

die Anfertigung der Aufnahmen am REM möchte ich mich bei Frau Dr. Martina Werner bedanken.<br />

Dipl.-Ing. Georg Lorenz danke ich für die Durchführung der Indentermessungen und<br />

M.Sc. Rico Meier für die Waferverbiegungsmessungen.<br />

Darüber hinaus möchte ich mich bei allen Kolleginnen und Kollegen des Fraunhofer-Center<br />

für Silizium-Photovoltaik und des Fraunhofer Instituts für Werkstoffmechanik für die gute<br />

Zusammenarbeit und angenehme Arbeitsatmosphäre bedanken.<br />

Besonderer Dank gilt meinen Eltern, die mich in vielfältiger Weise während dieser Arbeit und<br />

im gesamten Studium unterstützt und motiviert haben.<br />

V


Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

AUFGABENSTELLUNG.......................................................................................................II<br />

DANKSAGUNG ......................................................................................................................V<br />

INHALTSVERZEICHNIS ................................................................................................... VI<br />

ABKÜRZUNGEN/ FORMELZEICHEN ........................................................................... IX<br />

1 EINLEITUNG...................................................................................................................1<br />

2 STAND DER TECHNIK .................................................................................................4<br />

2.1 Photovoltaikmodule auf Basis kristalliner Solarzellen ........................................................................ 4<br />

2.1.1 Aufbau und Funktion von kristallinen Solarzellen............................................................................... 4<br />

2.1.2 Waferherstellung .................................................................................................................................. 5<br />

2.1.3 Solarzellenherstellung .......................................................................................................................... 6<br />

2.1.4 Rapid Thermal Processing (RTP)......................................................................................................... 8<br />

2.1.5 Solarmodulherstellung.......................................................................................................................... 9<br />

2.1.6 Zusammenfassung der Belastungen in der Modulfertigung............................................................... 10<br />

2.1.7 Belastungen im Betrieb ...................................................................................................................... 12<br />

2.2 Theorie von Spannungen in dünnen Schichten .................................................................................. 14<br />

2.3 Charakterisierung von dünnen Schichten ..........................................................................................16<br />

2.4 Untersuchungen der Zellverbiegung ................................................................................................... 17<br />

3 GRUNDLAGEN .............................................................................................................19<br />

3.1 Thermomechanische Grundlagen........................................................................................................ 19<br />

3.1.1 Grundgleichungen der linearen Thermoelastizität.............................................................................. 19<br />

3.1.2 Der thermische Ausdehnungskoeffizient............................................................................................ 20<br />

3.1.3 Plastizitätstheorie ............................................................................................................................... 23<br />

3.2 Materialien............................................................................................................................................. 29<br />

3.2.1 Silizium .............................................................................................................................................. 29<br />

3.2.2 Metallisierungspasten......................................................................................................................... 33<br />

3.2.3 Glas .................................................................................................................................................... 37<br />

3.2.4 Ethylen-Vinylacetat (EVA)................................................................................................................ 38<br />

3.2.5 Rückseitenfolienverbund.................................................................................................................... 39<br />

3.3 Messtechnik ........................................................................................................................................... 40<br />

3.3.1 Bestimmung des Elastizitätsmoduls aus Härtemessungen ................................................................. 40<br />

VI


Inhaltsverzeichnis<br />

3.3.2 Messung des thermischen Ausdehnungskoeffizienten ....................................................................... 43<br />

3.3.3 Messung der Waferverbiegung........................................................................................................... 45<br />

3.4 FEM-Submodelling............................................................................................................................... 46<br />

3.5 Versagensanalyse .................................................................................................................................. 48<br />

4 MESSUNGEN.................................................................................................................51<br />

4.1 Dickenbestimmung und Struktur der Metallisierungspaste ............................................................. 51<br />

4.2 Eindruckversuche ................................................................................................................................. 54<br />

4.2.1 Versuchsdurchführung ....................................................................................................................... 54<br />

4.2.2 Messergebnisse und Diskussion......................................................................................................... 56<br />

4.3 Messung des Temperaturausdehnungskoeffizienten ......................................................................... 59<br />

4.3.1 Versuchsdurchführung ....................................................................................................................... 59<br />

4.3.2 Messergebnisse und Diskussion......................................................................................................... 61<br />

4.4 Verformungsmessung ........................................................................................................................... 63<br />

4.4.1 Versuchsdurchführung ....................................................................................................................... 63<br />

4.4.2 Messergebnisse und Diskussion......................................................................................................... 64<br />

5 BERECHNUNGEN ZUM EINBRENNPROZESS .....................................................68<br />

5.1 FE-Modell für die Solarzelle ................................................................................................................ 68<br />

5.1.1 Allgemeine Angaben und Voraussetzungen....................................................................................... 68<br />

5.1.2 Aufbau des Modells der Solarzelle..................................................................................................... 70<br />

5.2 Verzweigungsproblematik.................................................................................................................... 71<br />

5.3 Einflüsse auf die Verformung .............................................................................................................. 76<br />

5.3.1 Kontaktfinger ..................................................................................................................................... 76<br />

5.3.2 Busbar ................................................................................................................................................ 79<br />

5.3.3 Parameter der Metallisierungspasten.................................................................................................. 80<br />

5.4 Zelldicke und Zellformat...................................................................................................................... 84<br />

5.5 Berechnungen mit dem Submodell...................................................................................................... 85<br />

5.6 Diskussion der Ergebnisse.................................................................................................................... 89<br />

6 FE-MODELL DER EINGEBETTETEN SOLARZELLE.........................................92<br />

6.1 Allgemeine Angaben und Methodik .................................................................................................... 92<br />

6.2 Globalmodell.......................................................................................................................................... 94<br />

6.3 Submodelle............................................................................................................................................. 96<br />

VII


Inhaltsverzeichnis<br />

7 SENSITIVITÄTEN ........................................................................................................97<br />

7.1 Mechanische Belastung......................................................................................................................... 98<br />

7.1.1 Zelldicke............................................................................................................................................. 98<br />

7.1.2 Polymerdicke.................................................................................................................................... 103<br />

7.2 Thermische Belastung......................................................................................................................... 106<br />

7.2.1 Referenzergebnis.............................................................................................................................. 106<br />

7.2.2 Zelldicke........................................................................................................................................... 112<br />

7.2.3 Polymerdicke.................................................................................................................................... 114<br />

7.3 Thermisch-Mechanische Belastung ................................................................................................... 117<br />

7.4 Diskussion ............................................................................................................................................ 121<br />

8 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK ..............................................................123<br />

9 LITERATURVERZEICHNIS ....................................................................................126<br />

10 ANLAGENVERZEICHNIS ........................................................................................132<br />

VIII


Abkürzungen/ Formelzeichen<br />

Abkürzung Bedeutung<br />

Abkürzungen/Formelzeichen<br />

PV Photovoltaik<br />

FE Finite Elemente<br />

EVA Ethylen-Vinylacetat<br />

PVF Polyvinylfluorid<br />

PET Polyethylenterephtalat<br />

PECVD Plasma enhanced chemical vapor deposition<br />

RTP Rapid Thermal Processing<br />

TCT Thermocycle-Test (Temperaturwechselprüfung)<br />

TMA Thermisch-Mechanische Analyse<br />

BB Busbar<br />

KF Kontaktfinger<br />

Si Silizium<br />

Al Aluminium<br />

Ag Silber<br />

Formelzeichen Bedeutung Einheit<br />

2<br />

A Fläche m<br />

V Volumen 3<br />

m<br />

L 0<br />

Bezugslänge m<br />

t Dicke m<br />

I Flächenträgheitsmoment 4<br />

m<br />

R Krümmungsradius m<br />

F Kraft N<br />

E Elastizitätsmodul MPa<br />

G Schubmodul MPa<br />

ν Querkontraktionszahl<br />

α Temperaturausdehnungskoeffizient −1<br />

K<br />

2<br />

EI Biegesteifigkeit N ⋅ m<br />

ρ Dichte 3<br />

kg m −<br />

⋅<br />

T Temperatur K<br />

IX


ε Dehnung/Verzerrung<br />

el { ε }<br />

Vektor der elastischen Dehnungen<br />

pl { ε }<br />

Vektor der plastischen Dehnungen<br />

th { ε }<br />

Vektor der thermischen Dehnungen<br />

Abkürzungen/Formelzeichen<br />

{ σ }<br />

Spannungsvektor MPa<br />

[ ]<br />

−1<br />

S Nachgiebigkeitsmatrix<br />

MPa<br />

[ C ]<br />

Elastizitätsmatrix MPa<br />

( { σ}<br />

)<br />

F Funktional der Spannungen<br />

κ Plastische Verformungsarbeit<br />

R Fließgrenze MPa<br />

e<br />

S Kontaktsteifigkeit N / m<br />

C Kontaktnachgiebigkeit m / N<br />

E Energie der Bandlücke eV<br />

B<br />

h Plancksches Wirkungsquantum J ⋅ s<br />

P Zuverlässigkeit, probability of survival<br />

S<br />

P Bruchwahrscheinlichkeit, probability of failure<br />

f<br />

X


1 Einleitung<br />

Einleitung<br />

Die Photovoltaik-Industrie wächst auch in Zeiten der Wirtschaftskrise weiter, denn die Unter-<br />

nehmen haben die wirtschaftlichen und ökologischen Chancen erkannt und engagieren sich in<br />

der Forschung und Entwicklung. Die Herausforderungen bestehen in der Kostenreduzierung,<br />

damit die Solarstromanlagen energiewirtschaftlich relevant werden. Von 1989 bis zum Jahr<br />

2004 konnten die Kosten für Solaranlagen bereits halbiert und Kosten für Module um den<br />

Faktor vier reduziert werden /1/. Die reinen Energieentstehungskosten für photovoltaisch erzeugten<br />

Strom liegen nach einer Studie der Zeitschrift Photon aus dem April 2007 für Süddeutschland<br />

bei 0,15 €/kWh /2/. In sonnenreichen Ländern, wie Spanien, können die Erzeugungskosten<br />

sogar mit denen neu gebauter Braunkohlekraftwerke mithalten, deren Kosten mit<br />

etwa 0,08 €/kWh angegeben werden /2/. Für die zurzeit dominierende Silizium-Wafer-<br />

Technologie liegen die Fertigungskapazitäten bereits unter dem weiter wachsenden Bedarf<br />

zur Herstellung von Silizium, weshalb höchste Leistungen pro eingesetztem Gramm Silizium<br />

gefragt sind. Es muss folglich der Wirkungsgrad erhöht oder die Herstellungskosten bei<br />

gleich bleibender Qualität gesenkt werden.<br />

Zur Wirkungsgradsteigerung gibt es verschiedene Konzepte die meist nur für kostenintensive<br />

monokristalline Wafer mit hohen Ansprüchen an die Materialqualität umgesetzt werden können.<br />

Hierzu gehört die Reduzierung von Abschattungsverlusten durch das Vergraben der<br />

Frontkontaktierung (Saturn-Solarzellen von BP-Solar) oder die vollständige Verlegung auf<br />

die Rückseite (A-300 von SunPower). Am Fraunhofer ISE wird der Rückseitenkontakt aus<br />

Aluminium nur punktuell hergestellt und ein großer Teil der Rückseite mit dielektrischen Siliziumverbindungen<br />

vergütet /3/. Der Si-Wafer macht mit Abstand den größten Teil der Kosten<br />

bei der Fertigung von Si-Solarzellen aus (50-60 %, /5/). Der einfachste Weg zur Kostenreduktion<br />

sind dünnere Wafer, die bei gleicher Fläche weniger Si benötigen. Die Standarddicke<br />

kristalliner Si-Wafer betrug lange Zeit 330 µm. Heute sind 180-200 µm üblich und 80-<br />

130 µm sind das Ziel /4/. Neben dem geringeren Materialverbrauch weisen Zellen mit Dicken<br />

unter 150 µm fast keine Photodegradation auf /5/. Dünne Wafer haben jedoch den Nachteil,<br />

dass sie sich aufgrund der unterschiedlichen thermischen Ausdehnung bei ganzflächiger Aluminiumbeschichtung<br />

der Rückseite stark verbiegen und somit größeren thermischen Spannungen<br />

ausgesetzt sind /6/. Die thermische Vorgeschichte der Zellen vor der weiteren Verarbeitung<br />

gewinnt somit an Bedeutung. Die Bruchkräfte nehmen ab und hängen stärker von der<br />

Kristallstruktur ab /5/. Hinzu kommt der Einsatz immer größerer Wafer-Formate. Der langjährige<br />

Standard (125 x 125 mm²) wurde bereits von 156 x 156 mm² abgelöst und ein neues<br />

Format (210 x 210 mm²) steht vor der Einführung /3/. Damit für die unterschiedlichen An-<br />

- 1 -


Einleitung<br />

wendungsbereiche geeignete Spannungen bzw. Leistungen bereitstellt werden können, müs-<br />

sen die einzelnen Solarzellen zu größeren Einheiten miteinander verschaltet werden. Durch<br />

die Verlötung werden ebenfalls thermische Belastungen erzeugt, die sich auf die Zuverlässig-<br />

keit auswirken. Die verschalteten Zellen (Strings) werden meist in transparentem Ethylenvi-<br />

nylacetat (EVA) eingebettet, frontseitig mit Glas und rückseitig mit einer Verbundfolie abge-<br />

deckt (vgl. Abb. 1, /7/). Im Vakuumlaminationsprozess erfolgt die Verbindung zwischen den<br />

Schichten. Gegebenenfalls wird das fertige Modul mit einem Rahmen versehen.<br />

Abb. 1: Laminieren von Solarmodulen mit kristallinen Solarzellen /7/<br />

Die Zertifizierung von Solarmodulen erfolgt nach den Normen IEC 61215 /8/ und IEC 61646<br />

/9/. Damit soll eine Lebensdauer von mehr als 20 Jahren gewährleistet werden. Für die struk-<br />

turmechanische Dimensionierung sind Belastungen durch Wind von 2400 Pa bzw. Schnee<br />

von 5400 Pa vorgeschrieben. Für ungerahmte Glas/Polymer/Glas-Module wurden bereits Fi-<br />

nite-Elemente-Modelle speziell für die Dünnschichttechnologie entwickelt /10/. Hier wurde<br />

eine hohe Schubsteifigkeit der Einbettungsfolie als günstig für die Gesamtfestigkeit ermittelt.<br />

Steife Folien wirken sich jedoch auf kristalline Solarzellen negativ aus, da sie durch die Deh-<br />

nungsübertragung vom Glas auf die Zellen erhöhte innere Spannungen hervorrufen.<br />

Ein Konzept, dass das Verhalten der Zellen im Modulverband korrekt abbildet, existiert nach<br />

Wissen des Autors noch <strong>nicht</strong>. Die vorliegende Arbeit soll dazu dienen, ein Modell mit Hilfe<br />

der Methode der Finiten Elemente zu entwickeln, dass Details der Solarzelle, wie die Metalli-<br />

sierungsschichten und die Kontaktbändchen berücksichtigt. Da für die Berechnungen eine<br />

Reihe von Materialkennwerten in Abhängigkeit von der Temperatur benötigt werden und die-<br />

se <strong>nicht</strong> immer im erforderlichen Umfang zur Verfügung stehen, werden im experimentellen<br />

Abschnitt dieser Arbeit Möglichkeiten zur Materialcharakterisierung vorgestellt. Dies betrifft<br />

in erster Linie die Metallisierungspaste und die Einbettungsfolie. Mit einem Finite-Element-<br />

Modell wird zunächst der Einbrennprozess als kritischer Prozessschritt in der Fertigung unter-<br />

sucht. Es soll die Zellverformung und damit die inneren Spannungen abgebildet werden. An<br />

diesem Zellmodell werden anschließend die Einflüsse der Kontaktfinger, der Busbars und die<br />

Eigenschaften der Metallisierungspaste untersucht, um letztendlich Aussagen über die Verän-<br />

- 2 -


Einleitung<br />

derung der Eigenspannungen treffen zu können, die aus der Verringerung der Zelldicke bzw.<br />

Vergrößerung des Zellformates resultieren. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse können Zu-<br />

verlässigkeitsaussagen mit Hilfe der probabilistischen Bruchmechanik getroffen werden. In<br />

diesem Zusammenhang wird ebenfalls die Anwendung der Submodelltechnik vorgestellt, die<br />

zur Untersuchung von Details unverzichtbar ist.<br />

Für einen laminierten String mit dem klassischen Glas/Polymer/Rückseitenfolie-Aufbau wird<br />

ein vereinfachtes Globalmodell entwickelt, auf dessen Grundlage die Verschiebungen berechnet<br />

werden, die durch den Laminierprozesses, den Thermocycle und eine mechanische Belastung<br />

entstehen. Die Belastungen werden zunächst unabhängig voneinander betrachtet und<br />

anschließend überlagert. Mit Submodellen werden z.B. die Bereiche um den Zellverbinder<br />

näher untersucht. Ein Ziel dieser Untersuchungen ist es zu zeigen wie die einzelnen Schichten<br />

im Laminat durch ihre unterschiedlichen Materialeigenschaften und unter äußerer Belastung<br />

zusammenwirken. Mit den Modellen werden wiederum Sensitivitätsstudien durchgeführt, die<br />

sich mit der Zelldicke und der Dicke der Polymerschicht sowie deren Steifigkeit beschäftigen.<br />

- 3 -


2 Stand der Technik<br />

2.1 Photovoltaikmodule auf Basis kristalliner Solarzellen<br />

2.1.1 Aufbau und Funktion von kristallinen Solarzellen<br />

- 4 -<br />

Stand der Technik<br />

Die Standard-Solarzelle besteht aus dem Halbleitermaterial Silizium (Si). Durch das gezielte<br />

Einbringen von Fremdatomen (Dotierung) kann die Leitfähigkeit verändert werden. Beim<br />

Einbau eines fünfwertigen Stoffes (z.B. Phosphor) in das Gitter der vierwertigen Si-Atome<br />

wird ein Elektron <strong>nicht</strong> zum Aufbau des Kristallgitters benötigt. Bereits eine geringe thermische<br />

Energie reicht aus um dieses Elektron von seinem Atomrumpf zu trennen, wodurch der<br />

Kristall ein zusätzliches frei bewegliches Elektron erhält. Der Kristall wird n-leitend. Erfolgt<br />

die Dotierung mit einem dreiwertigen Stoff (z.B. Bor), fehlt ein Elektron zur Absättigung der<br />

Bindung und es entsteht ein Loch. Die Löcher sind ebenfalls frei beweglich. Das Material ist<br />

p-leitend. Durch Zusammenfügen einer p- und n-Schicht entsteht der p-n-Übergang /11/.<br />

Abb. 2: a) Bänderschema; b) Aufbau einer Silizium-Solarzelle, Ag: Silberfrontkontakt,<br />

Al: Aluminiumkontakt auf der Waferrückseite /1/<br />

Die Stromerzeugung in der Solarzelle beruht auf dem inneren Photoeffekt, bei dem einfallende<br />

Photonen Elektronen aus dem Atomverband herauslösen. Das Photon muss die Mindest-<br />

energie h⋅ ν1<br />

mitbringen um ein Elektron aus dem Valenzband VB über die Bandlücke mit<br />

der Energie E (Si: E = 1, 12 eV<br />

, /1/) hinweg in das Leitungsband LB zu heben. Es entsteht<br />

B<br />

B<br />

ein Elektron-Loch-Paar. Photonen mit der Energie 2 B<br />

h⋅ ν > E regen Elektronen in Zustände<br />

oberhalb der Leitungsbandunterkante an. Diese geben solange über Stöße Energie ab bis sie<br />

die Leitungsbandunterkante erreicht haben. Der Energieüberschuss geht dabei in Form von<br />

Wärme verloren, die den theoretischen Wirkungsgrad der Solarzelle begrenzt. Der p-n-<br />

Übergang erzeugt ein elektrisches Feld (ε in Abb. 2b) in dem frei bewegliche Ladungsträger<br />

beschleunigt werden. Es findet eine Ladungstrennung statt und zwischen Emitter und Basis-<br />

Kontakt kann eine Spannung abgegriffen werden. Durch Anschluss eines Verbrauchers wird<br />

der Stromkreis geschlossen und eine Leistung P kann entnommen werden /1/.


2.1.2 Waferherstellung<br />

Stand der Technik<br />

Der Ausgangsstoff für den Wafer ist Quarzsand (SiO2), der zu Si reduziert wird. Dieses me-<br />

tallurgische Si wird in einem Folgeprozess gereinigt, wobei ein Verunreinigungsgrad < 10 -12<br />

Teilchen erreicht wird. Zur Herstellung von polykristallinem Si wird das geschmolzene und<br />

gereinigte „solar grade“ Si in einen Graphittiegel gegossen. Durch eine kontrollierte Abküh-<br />

lung erstarren die Kristallite im Block säulenförmig. Für die Herstellung von einkristallinem<br />

Si existieren zwei Verfahren. Im Czochralski-Verfahren werden Bruchstücke aus polykristal-<br />

linem Si unter Schutzgas bei TS = 1415 °C aufgeschmolzen. Ein einkristalliner Keim wird in<br />

die Schmelze getaucht und unter Zieh- und Drehbewegungen erfolgt das Wachstum von ein-<br />

kristallinen Stäben. Beim Zonenziehverfahren wird an einen poly-Si-Stab ein einkristalliner<br />

Keim angeschmolzen. Der poly-Si-Stab wird abschnittsweise durch eine Induktionsheizung<br />

aufgeschmolzen. Beim Abkühlen erfolgt ein einkristallines Wachstum. In Abb. 3 sind die<br />

Verfahren schematisch dargestellt. Die entstandenen Blöcke bzw. Stäbe werden senkrecht zu<br />

den Kristalliten durch Drahtsägen zu Wafern verarbeitet /12/.<br />

Abb. 3: Silizium-Wafer-Herstellung, a) Czochalski Verfahren; b) Zonenziehverfahren;<br />

c) Herstellung von poly-Si aus Blöcken; d) Waferherstellung durch Drahtsägen /12/<br />

- 5 -


2.1.3 Solarzellenherstellung<br />

Abb. 4: schematischer Ablauf der Solarzellenherstellung /6/, /12/<br />

Stand der Technik<br />

Der Ausgangspunkt für die Fertigung der Solarzelle sind p-dotierte Si-Wafer. Im ersten<br />

Schritt werden die Wafer gereinigt und die Sägekanten geätzt (Abb. 4b), so dass Bereiche mit<br />

Sägeschäden entfernt werden. Anschließend werden die Wafer in einem Ofen erwärmt, in den<br />

Phosphorgase (Phosphin PH bzw. Phosphoroxychlorid POCl3) eingeleitet werden, die zu<br />

Diphosphorpentoxid P2O5 reagieren. Bei hohen Temperaturen diffundiert Phosphor aus der<br />

Verbindung in die Scheibe und erzeugt damit den p-n-Übergang, der etwa<br />

1 µm unter der Oberfläche liegt (Abb. 4c). Da eine Dotierung allseitig erfolgt muss der p-n-<br />

Übergang von den Kanten und der Rückseite abgeätzt werden (Abb. 4d). Nach einem weite-<br />

ren Reinigungsschritt wird eine Antireflexionsschicht (ARC), üblicherweise Siliziumnitrid<br />

SiNx, im PECVD-Verfahren (plasma enhanced chemical vapor deposition) auf dem Silizium-<br />

Emitter abgeschieden (Abb. 4e). Die entstehende Schicht ist ca. 0,07 µm dick /15/. Im An-<br />

schluss wird auf die Rückseite des Wafers im Siebdruckverfahren eine Aluminiumpaste auf-<br />

gebracht (typisch: 6 bis 7 mg/cm², /6/, Abb. 4f). Da Aluminium <strong>nicht</strong> direkt lötbar ist, werden<br />

zusätzlich Streifen aus einer Silberpalladium Paste auf die Rückseite gedruckt und anschlie-<br />

- 6 -


Stand der Technik<br />

ßend wird die Paste getrocknet (Abb. 4g und h). Auf der Vorderseite werden für die Kontak-<br />

tierung im Regelfall zwei Streifen (Busbars, Breite ca. 2 mm, /15/) aus Silber aufgedruckt, auf<br />

denen später die Bändchen zum Verbinden der Zellen befestigt werden (Abb. 4i). Außerdem<br />

wird ein sehr dünnes Raster (Grid) aufgebracht, das einerseits den Lichteineinfall so wenig<br />

wie möglich behindern und andererseits einen geringen ohmschen Widerstand aufweisen soll<br />

/16/. Nach dem Drucken und Trocknen der Pasten folgt das Einbrennen der Kontaktierung um<br />

die gewünschten elektrischen Kontakteigenschaften zu erreichen. Dies erfolgt in einem RTP-<br />

Ofen bei ca. 800 °C. Der Front- und Rückseitenkontakt werden nahezu gleichzeitig bei der<br />

maximalen Einbrenntemperatur erzeugt („Kofeuern“, /18/). Im Ergebnis besteht die Rückseite<br />

der Zelle aus dem so genannten Back Surface Field (BSF, vernachlässigbare Dicke), einer<br />

dünnen Al-Si-Schicht von 2-5 µm und einer 30-60 µm dicken Matrix aus Aluminiumpaste<br />

(Füllvolumen 50-70 %, Abb. 4m /6/). Die Rasterlinien sind zwischen 50 und 100 µm breit mit<br />

einer Höhe von etwa 10 bis 20 µm /17/, /19/. Abb. 5 zeigt den schematischen Aufbau einer<br />

fertig prozessierten kommerziellen Solarzelle mit Kontaktgrid (H-Muster).<br />

Abb. 5: schematische Darstellung einer Solarzelle mit Richtwerten der Abmessungen, Foto Standardzelle<br />

mit Frontkontakt, (/15/, /17/, /19/)<br />

- 7 -


2.1.4 Rapid Thermal Processing (RTP)<br />

Stand der Technik<br />

Rapid Thermal Processing ist ein Überbegriff für die Bearbeitung von Wafern in einem Hoch-<br />

temperaturprozess, bei dem eine sehr rasche Aufheizung und Abkühlung erfolgt. Die in 2.1.3<br />

beschriebenen Schritte zur Erzeugung des p-n-Übergangs, der Rückseitenmetallisierung und<br />

der Kontaktierung werden in einem RTP-Ofen durchgeführt. Der RTP-Ofen ermöglicht hohe<br />

Heiz- und Kühlraten (bis zu 100 K/s Heizen, 50 K/s Kühlen, /21/) und bietet eine hohe Flexibilität<br />

in Bezug auf das Temperaturprogramm und die Gasatmosphäre. Er ist damit gut geeignet<br />

für Studien und zur Optimierung des Brennprozesses und der Kontaktherstellung. Mit<br />

dem RTP wird die Prozesszeit reduziert und die Wärmebilanz je Wafer verbessert. Es kann<br />

folglich ein hoher Durchsatz und geringere Kosten erreicht werden, womit sich der Ofen als<br />

Alternative zu infrarotbeheizten Bändern in der Industrie etabliert /17/.<br />

Abb. 6: a) schematische Darstellung eines RTP-Ofens /17/<br />

b) exemplarische Darstellung des Temperaturverlaufs beim Einbrennprozess /17/<br />

Der RTP-Ofen ist ein goldbeschichteter Reaktor mit wassergekühlten Wänden und beinhaltet<br />

eine Quarzkammer, die mit N2 und entweder O2 oder Formiergas gespült werden kann. Der<br />

Heizvorgang erfolgt durch die Absorption von Wärmestrahlung, die durch Wolfram-<br />

Halogenlampen erzeugt wird. Die Temperaturmessung erfolgt im Prozess mit einem Pyrometer<br />

/17/. Abb. 6a zeigt die schematische Darstellung eines RTP-Ofens und Abb. 6b den exemplarischen<br />

Ablauf des Einbrennprozesses. Dieser gliedert sich in vier Einzelschritte /17/:<br />

1. Spülen der Kammer mit der Gasatmosphäre, die in Phase 2 benötigt wird<br />

2. Ausbrennen der organischen Binder aus den Pasten zwischen 300 und 400 °C<br />

3. Einstellung der elektrischen Parameter beim Einbrennen bei etwa 800 °C<br />

4. Quarzkammer wird erneut geflutet und der Wafer durch Konvektion gekühlt<br />

- 8 -


2.1.5 Solarmodulherstellung<br />

Stand der Technik<br />

Die Leistung einer Solarzelle wird in Wattpeak (Wp) angegeben und unter Standardbedin-<br />

gungen (Spektrum AM1.5, Zelltemperatur: 25 °C, Intensität: 1000 W/m², /11/) gemessen. Bei<br />

diesen Bedingungen erzeugt eine 10x10 cm² Solarzelle etwa 3 A Solarstrom, wobei die nutz-<br />

bare Spannung etwa 0,5 V beträgt /20/. Die elektrische Spitzenleistung liegt damit bei 1,5 W.<br />

Um technisch nutzbare Leistungen zu erzielen werden die Solarzellen in Reihe geschaltet.<br />

Hierfür werden die Frontseitenkontakte einer Zelle mit den Rückseitenkontakten der nächsten<br />

Zelle mittels eines Kupferbändchens (Dicke: ca. 150 µm, /5/) verlötet. Die Anordnung wird<br />

als Zellstring bezeichnet.<br />

Abb. 7: Ablauf einer Solarmodulherstellung /23/<br />

Der Ablauf der Modulherstellung ist in Abb. 7 im Blockdiagramm dargestellt. Für die not-<br />

wendige mechanische Steifigkeit des Solarmoduls bei gleichzeitig hoher Transmission sorgt<br />

eine Scheibe aus eisenarmem gehärtetem Weißglas. Zu Beginn muss das Glas gereinigt wer-<br />

den. Auf das Glas kommt eine zugeschnittene Einbettungsfolie und mehrere Zellstrings werden<br />

nebeneinander auf der Folie positioniert. Anschließend werden die Querverbinder, die die<br />

einzelnen Stränge verbinden und zur Anschlussdose führen, positioniert und verlötet. Danach<br />

werden die Solarzellen mit einer weiteren Folie Einbettungsmaterial und entweder einem<br />

Rückseitenfolienverbund oder einer weiteren Glasscheibe bedeckt. Die Einbettungsfolie dient<br />

zum Schutz der Zellen gegen mechanische Beanspruchung, Witterungseinflüsse, Feuchtigkeit<br />

und der elektrischen Isolation. In der Regel wird Ethylenvinylacetat (EVA) verwendet. Der<br />

Rückseitenfolienverbund besteht aus zwei dünnen Polyvinylfluorid-Folien (PVF, Tedlar®)<br />

und einer dickeren Polyethylenterephtalat-Folie (PET). Dieser Verbund gewährleistet die<br />

elektrische Isolation nach hinten und ist gleichzeitig witterungsstabil /23/.<br />

Der nächste Produktionsschritt ist die Vakuumlamination bei ca. 150 °C. In diesem Schritt<br />

bildet sich aus der bis dahin milchigen EVA-Folie eine klare, dreidimensional vernetzte und<br />

- 9 -


Stand der Technik<br />

<strong>nicht</strong> mehr aufschmelzbare Kunststoffschicht, in der die Zellen eingebettet sind. Nach dem<br />

Laminieren wird die überstehende Folie entfernt, die Kanten versiegelt und die Anschlussdose<br />

auf die Rückseite geklebt und mit Freilaufdioden bestückt. Je nach Befestigungstechnik erhal-<br />

ten die Module noch einen Rahmen aus Aluminium oder sie werden als reine Laminate ver-<br />

kauft. Zum Abschluss erfolgt noch ein Hochspannungs- und Leistungstest sowie die Reinigung<br />

und Verpackung /23/. Abb. 8 zeigt das fertige Solarmodul im Querschnitt. Dieses besteht<br />

je nach Größe aus 8 bis über 50 Solarzellen und erreicht eine Leistung von 15 bis<br />

300 Wp /20/.<br />

Abb. 8: Querschnitt durch ein Silizium-Solarzellenmodul /20/<br />

2.1.6 Zusammenfassung der Belastungen in der Modulfertigung<br />

Im beschriebenen Herstellungsprozess der Solarzelle treten bereits eine Reihe von Vorbelastungen<br />

auf. Die bei der Erstarrung aus dem flüssigen Zustand entstehenden inneren Spannungen<br />

sind die erste Unbekannte. Allerdings wird durch gezielte Abkühlung ein möglichst spannungsarmer<br />

Zustand angestrebt, so dass innere Spannungen als vernachlässigbar klein angenommen<br />

werden. Hinzu kommen die durch den Sägeprozess entstehenden Belastungen. Hier<br />

soll davon ausgegangen, dass rein elastische Verformungen im Wafer auftreten und sich nur<br />

Oberflächen- und Kantendefekte durch den Prozess erhöhen, wodurch sich die Festigkeit verringert,<br />

der Eigenspannungszustand aber <strong>nicht</strong> verändert. Der reine Si-Wafer wird auf der<br />

Grundlage dieser Annahmen als spannungsfrei angesehen.<br />

Nicht zu vernachlässigende thermische Belastungen werden durch die Weiterverarbeitung des<br />

Wafers zur Solarzelle hervorgerufen. Die Ursache liegt in den zum Teil sehr großen Unterschieden<br />

in der thermischen Ausdehnung der Beschichtungsmaterialien im Vergleich zum<br />

Silizium. Im Besonderen betrifft dies das Einbrennen der Aluminiumrückseitenbeschichtung<br />

und das Aufbringen der Kontaktierung aus Silber. Weitere Belastungen wirken beim Trans-<br />

- 10 -


Stand der Technik<br />

port und innerhalb der Handlingstationen auf die Zellen. Diese wirken meist lokal und sind<br />

nur schwer zu quantifizieren, können sich jedoch in einer erhöhten Bruchrate äußern.<br />

Eine lokale thermische Beanspruchung erfolgt bei der elektrischen Verschaltung der einzel-<br />

nen Zellen mit Kupferbändchen in einem Lötprozess. Um die Belastungen so gering wie mög-<br />

lich zu halten, wird ein Weichlötprozess angewendet (Arbeitstemperatur < 450 °C, /24/). Am<br />

häufigsten werden Zinn-Blei-Weichlote mit Kupfer-, Silber- und Phosphorzusätzen verwen-<br />

det. In Abhängigkeit vom Lot wird die Lötstelle lokal auf Temperaturen zwischen 230 und<br />

300 °C erwärmt (/24/). Zur Verminderung der Temperaturdifferenz werden die Zellen zu-<br />

nächst vorgeheizt. Als übliche Temperatur werden z.B. 120 °C von Solarworld angegeben.<br />

Bei der anschließenden Einbettung der Zellstrings erfolgt eine Erwärmung auf Laminiertem-<br />

peratur (ca. 150 °C, /25/), wobei in diesem Schritt weitere Materialien (Glas, Einbettungsfo-<br />

lie) mit unterschiedlicher Ausdehnung hinzukommen.<br />

Abb. 9: „Lastenreihenfolge“ für die Bestimmung des Eigenspannungszustands der Solarzellen im Modul<br />

Aus diesen Abläufen folgt die in Abb. 9 dargestellte „Lastreihenfolge“ aus der sich die Be-<br />

rechnungsschritte zur Bestimmung des Eigenspannungszustandes der Solarzellen im Solar-<br />

modul ergeben. Hierin werden aufgrund der geringen Dicke der Zelle Temperaturänderungen,<br />

die die ganze Zelle betreffen als homogen angesehen, so dass die gesamte Zelle eine einheitliche<br />

Temperatur aufweist. Für das gesamte Modul soll angenommen werden, dass Anfangsund<br />

Endzustand eine homogene Temperaturverteilung besitzen, so dass auf die Berechnung<br />

des Temperaturverlaufs verzichtet werden kann. Diese Vereinfachung ist für das gesamte<br />

Modul nur eine Näherung, da in /25/ gezeigt wurde, dass während der Haltephase des Laminierprozesses<br />

ein Temperaturgradient von 5 bis 9 K im Laminat vorhanden sein kann. Ebenso<br />

sollen zeitabhängige Vorgänge bei der Prozessierung vernachlässigt werden.<br />

Aus dieser Vielzahl von Einschränkungen ist bereits zu erkennen, dass im Rahmen der vorliegenden<br />

Arbeit <strong>nicht</strong> jeder Prozessschritt bis ins Detail abgebildet werden kann. Hierzu ist eine<br />

Prozesssimulation notwendig, die sich mit der Auswirkung von Parameteränderungen befasst,<br />

- 11 -


Stand der Technik<br />

sowie Experimente zum Abgleich von Materialmodellen und zur Ermittlung der Materialpa-<br />

rameter. Ein konkreter Ablauf, mit den Prozessparametern, kann wie folgt aufgestellt werden<br />

(vgl. Abb. 9):<br />

1. Abkühlen des Wafers mit der Al-Schicht auf Raumtemperatur von der Eutekti-<br />

kumstemperatur des AlSi (577 °C) als dehnungsfreie Temperatur<br />

2. Abkühlen der Zelle auf Raumtemperatur<br />

3. Vorwärmen der Zellen auf 120 °C<br />

4. Verlötung der Zellen bei 280 °C, (Referenztemperatur des Kupfers)<br />

o Berechnung des Temperaturfeld durch den Lötprozess<br />

o Berechnung der Spannungen durch den Prozess<br />

5. Abkühlen des Zellstrings auf Raumtemperatur<br />

6. Erwärmung des Zellstrings auf Laminiertemperatur (150 °C)<br />

7. Abkühlen des gesamten Moduls auf Raumtemperatur<br />

In dieser Arbeit beschränken sich die Untersuchungen auf den Einbrennprozess, in dem die<br />

größte Temperaturänderung auftritt, und den Laminierprozess in einer vereinfachten Form.<br />

2.1.7 Belastungen im Betrieb<br />

Die Anforderungen für die Zertifizierung von Photovoltaikmodulen mit Zellen aus kristalli-<br />

nem Silizium sind in IEC 61215 festlegt. Für die mechanische Prüfung schreibt die Norm eine<br />

Last von 2400 Pa vor, die sowohl auf die Vorderseite (Winddruck) als auch auf die Rückseite<br />

(Windsog) des Moduls aufgebracht werden muss. Das entspricht einer Windgeschwindigkeit<br />

von 130 km/h mit einem Sicherheitsfaktor von 3 für böige Winde. Die Last soll flächig auf-<br />

gebracht werden und wird für 1h aufrechterhalten. Der Vorgang muss dreimal für Windsog<br />

und -druck wiederholt werden. Um nachzuweisen, dass ein Modul größeren Schnee- und Eis-<br />

ablagerungen standhalten kann, muss die aufgebrachte Druckbelastung auf 5400 Pa erhöht<br />

werden. Das Modul ist für die Prüfung nach den Herstellervorgaben an einem starren Aufbau<br />

zu befestigen. Wenn mehrere Befestigungsverfahren möglich sind, so ist die ungünstigste<br />

Anordnung mit dem größten Abstand zwischen den Befestigungsstellen zu verwenden /8/.<br />

Des Weiteren sieht die Norm eine Temperaturwechselprüfung vor. Hiermit soll sichergestellt<br />

werden, dass das Modul Beanspruchungen durch thermische Fehlanpassung, Materialermü-<br />

dung und anderen Belastungen, die durch wiederholte Temperaturänderungen hervorgerufen<br />

werden, standhalten kann. Die Durchführung dieser Prüfung erfolgt in einer Klimakammer<br />

mit automatischer Temperaturregelung und Luftumwälzung. Entsprechend dem Profil in Abb.<br />

10 ist das Modul Temperaturwechseln zwischen ( - 40 ± 2 ) °C und ( )<br />

- 12 -<br />

+ 85 ± 2 °C auszusetzen.


Stand der Technik<br />

Die Änderungsgeschwindigkeit soll dabei kleiner als 100 °C/h sein und die Temperatur an<br />

den Grenzwerten für mindestens 10 min konstant gehalten werden. Die Gesamtzyklusdauer<br />

darf <strong>nicht</strong> größer als 6 Stunden sein, sofern die Größe der Wärmekapazität des Moduls keine<br />

längere Zykluszeit erforderlich macht. Der Zyklus ist 50 Mal zu wiederholen. Während der<br />

gesamten Messung ist der Stromfluss zu überwachen und die Temperatur aufzuzeichnen /26/.<br />

Abb. 10: Schema Temperaturwechselprüfung nach IEC 61215 /26/<br />

Die Norm versucht durch die vorgeschlagenen Tests Worst-Case-Szenarien zu erfassen, so<br />

dass auf die Zuverlässigkeit über einen langen Zeitraum geschlossen werden kann. Allerdings<br />

ist damit <strong>nicht</strong> ausgeschlossen, dass <strong>nicht</strong> weitere Lastszenarien existieren, die tatsächliche<br />

Gegebenheiten besser abbilden. So ist z.B. die Erwärmung der Zellen im Betrieb auf etwa 45<br />

bis 50 °C bei einer Umgebungstemperatur von 20 °C (/27/) <strong>nicht</strong> erfasst. Die Auswirkungen<br />

einer solchen Belastung können mit einem Berechnungsmodell untersucht werden.<br />

- 13 -


2.2 Theorie von Spannungen in dünnen Schichten<br />

- 14 -<br />

Stand der Technik<br />

Die Messung der Verformung von beschichteten Substraten wird in der Mikroelektronik sehr<br />

häufig zur Bestimmung von Eigenspannungen angewendet /28/. Wenn Substrate beschichtet<br />

sind, entstehen bei einer Temperaturänderung, aufgrund von unterschiedlicher thermischer<br />

Ausdehnung, Spannungen, die zu einer Verbiegung führen. Durch Messung der Änderung der<br />

Krümmung kann auf die Spannung in der Schicht geschlossen werden. Für einen balkenförmigen<br />

Probekörper lautet die Beziehung, die auf G.G. Stoney zurückgeht /29/:<br />

2<br />

ES<br />

⋅t<br />

S 1<br />

(2-1)<br />

σ f = − ⋅<br />

6⋅<br />

t R<br />

f<br />

σ - Normalspannung in der Schicht<br />

f<br />

E - Elastizitätsmodul des Substrates<br />

S<br />

t S , t - Dicke des Substrates bzw. der Schicht<br />

f<br />

R - Krümmungsradius<br />

Neben kleinen Verformungen und linear elastischem Verhalten des Substrates wird für die<br />

Schicht angenommen, dass die Spannung konstant über die Dicke ist. Diese Bedingung ist<br />

umso exakter erfüllt je dünner die Schicht im Vergleich zum Substrat ist und wird auch bei<br />

plastischer Deformation in der Beschichtung erfüllt. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass<br />

für die Berechnung keine Kenntnis der mechanischen Eigenschaften der Schicht notwendig<br />

sind /28/. Dabei setzt sich die Spannung in der Schicht zusammen aus eingeprägten Spannungen<br />

und den thermischen Spannungen aufgrund von unterschiedlicher thermischer Ausdehnung<br />

/30/:<br />

σ = σ + σ<br />

(2-2)<br />

f<br />

th<br />

i<br />

Bei dünnen Schichten steht im linear-elastischen Bereich folgende Näherungsgleichung zur<br />

Berechnung der thermischen Spannung in der Schicht zur Verfügung /32/:<br />

th<br />

σ = E α −α<br />

⋅ T − T<br />

(2-3)<br />

f<br />

f<br />

( ) ( )<br />

S<br />

f<br />

ref<br />

T - aktuelle Temperatur<br />

T - Referenztemperatur<br />

ref<br />

E - Elastizitätsmodul der Schicht<br />

f<br />

α S, α - Temperaturausdehnungskoeffizient des Substrates bzw. der Schicht<br />

f<br />

Eine Übertragung der Gleichung (2-1) und (2-3) auf kreisrunde Wafer ist durch Ersetzen des<br />

E /1 ( )<br />

E-Moduls durch den „biaxialen“ Modul<br />

i<br />

Ei - i<br />

ν möglich /33/. Wenn Probekörper einer


Stand der Technik<br />

Temperaturänderung unterworfen werden und davon ausgegangen wird, dass sich die inneren<br />

Spannungen σ i <strong>nicht</strong> ändern, gilt folgender Zusammenhang:<br />

Δσ<br />

Δσ<br />

f<br />

f<br />

=<br />

=<br />

th<br />

th<br />

( σ f ( T1<br />

) + σ i ) − σ f ( T0<br />

)<br />

th<br />

th<br />

σ ( T ) −σ<br />

( T ) = Δσ<br />

f<br />

1<br />

2<br />

ES<br />

⋅t<br />

S ⎛ 1 1 ⎞<br />

− ⋅ = E f ⋅<br />

6 t ⎜ −<br />

f R R ⎟<br />

⋅ ⎝ 0 ⎠<br />

2<br />

ES<br />

⋅ t S<br />

− ⋅ Δκ<br />

= E f<br />

6 ⋅ t<br />

⋅ S α f<br />

f<br />

f<br />

( + σ )<br />

0<br />

th<br />

f<br />

( α −α<br />

) ⋅ ( T − T )<br />

( α − ) ⋅ ΔT<br />

S<br />

i<br />

f<br />

1<br />

0<br />

(2-4)<br />

Stehen Probekörper mit zwei bekannten Substraten zur Verfügung kann Gleichung (2-4) für<br />

jeden Probekörper aufgestellt werden und man erhält zwei Gleichungen für die unbekannten<br />

elastischen Größen der Schicht. Unter Beachtung der Voraussetzungen können folgende all-<br />

gemeine Beziehungen gefunden werden:<br />

α<br />

E<br />

f<br />

f<br />

mit<br />

=<br />

C ⋅α<br />

S 2 ⋅ ΔT2<br />

−α<br />

S1<br />

= −<br />

6 ⋅t<br />

⋅ ΔT<br />

C ⋅ ΔT<br />

− ΔT<br />

f 2<br />

E<br />

C =<br />

E<br />

S1<br />

S 2<br />

⋅t<br />

⋅t<br />

2<br />

2<br />

ES<br />

2 ⋅t<br />

S 2<br />

⋅ ΔR<br />

⋅ Δ<br />

2<br />

2<br />

S1<br />

2<br />

S 2<br />

t<br />

⋅<br />

t<br />

1<br />

1<br />

( C ⋅ ΔT2<br />

− ΔT1<br />

)<br />

T ⋅ ΔT<br />

( α −α<br />

)<br />

1<br />

f 2<br />

f 1<br />

2<br />

ΔR<br />

⋅<br />

ΔR<br />

2<br />

1<br />

S1<br />

S 2<br />

(2-5)<br />

(2-6)<br />

Der Index steht für die jeweilige Messung und das zugehörige Substrat. Bei der Anwendung<br />

der Gleichung von Stoney auf dicke Schichten nimmt der Fehler sehr schnell zu und die be-<br />

rechnete Spannung ist nur noch ein Mittelwert für die betrachtete Schicht. In Anlage A1 wird<br />

die Genauigkeit der beiden Approximationsgleichungen im Vergleich zu einer exakten Lö-<br />

sung dargestellt. Für genaue Ergebnisse mit einem Fehler < 1 % sollte das Dickenverhältnis<br />

t / kleiner als 0,<br />

01 sein.<br />

f tS<br />

- 15 -


2.3 Charakterisierung von dünnen Schichten<br />

Stand der Technik<br />

Umfangreiche Untersuchungen von mechanischen Spannungen in Aluminiumschichten als<br />

Funktion der Temperatur haben Gardner und Flinn (/31/, /32/, /33/) durchgeführt. Die Schich-<br />

ten wurden auf Siliziumsubstraten durch Gasphasenabscheidung und Sputtern hergestellt.<br />

Eine Spannung in der Schicht wird auf die Ausbildung einer Verformung durch die unter-<br />

schiedliche thermische Ausdehnung zwischen Schicht und Siliziumsubstrat zurückgeführt, die<br />

mit einer Laserabtasteinrichtung bestimmt wird /32/. Die gemessenen Spannungs-Temperatur-<br />

Diagramme sind vergleichbar mit Spannungs-Dehnungs-Diagrammen /32/.<br />

Zwei Spannungstypen werden für dünne Schichten beschrieben: eingeprägte Spannungen und<br />

Temperaturspannungen. Die eingeprägten Spannungen entstehen beim Aufbau der Beschich-<br />

tung und können aus Defekten oder Unterschieden in der Gitterstruktur von Beschichtung und<br />

Substrat entstehen. Temperaturspannungen entstehen aufgrund der unterschiedlichen thermischen<br />

Ausdehnung der Komponenten, wenn eine Temperaturänderung auftritt. Wegen der<br />

großen Differenz der thermischen Ausdehnungskoeffizienten von Aluminium und Silizium ist<br />

eine Verformung kaum zu vermeiden. Durch die niedrige Festigkeit des Aluminiums und den<br />

niedrigen Schmelzpunkt wird die Fließgrenze sehr leicht überschritten. Dies stellt einen Vorteil<br />

dar, da Spannungen die eine Delamination zur Folge haben durch plastische Deformationen<br />

abgebaut werden können (Relaxation) /31/. Während die elastische Komponente des<br />

Schichtsystems noch gut beschrieben werden kann ist die gemessene Spannung bei plastischer<br />

Deformation schwieriger zu modellieren. Aus den durchgeführten Messungen wurden<br />

von Gardner und Flinn 8 Bereiche im Spannungs-Temperatur-Diagramm identifiziert (vgl.<br />

Abb. 11):<br />

1. elastischer Bereich<br />

2. Rekristallisation und<br />

Kornwachstum<br />

3. Elastisch/Plastischer<br />

Übergang<br />

4. Druckfließgrenze<br />

5. elastischer Bereich der<br />

Abkühlung<br />

6. Zugfließgrenze<br />

7. Verfestigung<br />

8. Legierungsbildung durch Abb. 11: Regionen in der Spannungs-Temperatur-Kurve /33/<br />

Festkörperreaktionen<br />

- 16 -


2.4 Untersuchungen der Zellverbiegung<br />

Stand der Technik<br />

In Bezug auf diese Arbeit ist die Problematik der thermischen Ausdehnung bei der Herstellung<br />

der Solarzellen von Bedeutung. Durch die großen Unterschiede in der thermischen Ausdehnung<br />

der eingebrannten Al-Paste gegenüber dem Si-Grundkörper kommt es zur Verbiegung<br />

des Wafers während der Abkühlung. Die Verbiegung beginnt nach der Erstarrung des<br />

Al-Si-Eutektikums, da ab diesem Punkt ein Widerstand gegen eine unterschiedliche Dehnung<br />

der Schichten auftritt. Das Verständnis der mechanischen Vorgänge bei der Waferprozessierung<br />

wird vor allem durch die Verringerung der Dicke immer bedeutsamer, welche eine größere<br />

Verbiegung zur Folge hat. Zur mechanischen Beschreibung wird in /6/ als Näherung ein<br />

Bimetallbalkenmodell vorgeschlagen. Hierin wird als Referenzpunkt, an dem die Temperaturdehnung<br />

Null ist, die Eutektikumstemperatur von 577 °C angenommen. Die Schichten sind<br />

fest miteinander verbunden, so dass keine Relativbewegung möglich ist. Hieraus ergeben sich<br />

drei Wege auf denen das System reagieren kann:<br />

• Kompression des Si-Wafers<br />

• Verbiegung des Wafers<br />

• Elastische und plastische Deformation der Al-Si-Schicht und der Al-Matrix<br />

Die Verformung δ , als Differenz zwischen der Mitte und dem Rand, eines Bimetallbalkens<br />

aus Aluminium und Silizium, aufgrund einer Temperaturänderung Δ T kann berechnet werden<br />

gemäß /44/:<br />

δ =<br />

4 ⋅ d<br />

2<br />

Al<br />

⎛<br />

⎜ d<br />

4 + 6<br />

⎜ d<br />

⎝<br />

( α − ) ⋅ ΔT<br />

⋅ ( d + d )<br />

2<br />

3⋅ L α<br />

Si<br />

Al<br />

Al<br />

⎛ d<br />

+ 4<br />

⎜<br />

⎝ d<br />

δ - Waferverbiegung<br />

Si<br />

Al<br />

Si<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

E<br />

+<br />

E<br />

L - Kantenlänge der Solarzelle<br />

2<br />

Si<br />

Al<br />

Al<br />

⎛ d<br />

⎜<br />

⎝ d<br />

Si<br />

Al<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

Si<br />

3<br />

E<br />

+<br />

E<br />

α - Lineare Temperaturausdehnungskoeffizient<br />

x<br />

d - Schichtdicke<br />

x<br />

E - E-Modul<br />

x<br />

Al<br />

Si<br />

d<br />

d<br />

Al<br />

Si<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎠<br />

(2-7)<br />

Diese Gleichung setzt die Biegung in nur einer Richtung voraus, was aufgrund der Plattenge-<br />

ometrie mit gleich langen Seiten bereits eine deutliche Vereinfachung ist. Weiterhin wurde in<br />

/6/ nachgewiesen, dass diese Formel nur unter Verwendung einer sehr weichen Al-Si-Matrix<br />

mit gemessenen Werten übereinstimmt. Die Erklärung für diese Diskrepanz ist die Über-<br />

schreitung der Fließgrenze des Al-Si bereits kurz nach Beginn der Erstarrung. Die folgende<br />

Deformation ist plastisch und die Spannung im Rückseitenkontakt begrenzt durch die Fließ-<br />

- 17 -


Stand der Technik<br />

spannung σ F , die sich mit abnehmender Temperatur etwas erhöht. Auf der Grundlage dieser<br />

Erkenntnisse wurde Gleichung (2-7) modifiziert /6/:<br />

3 2 d<br />

δ = ⋅ L ⋅<br />

4 d<br />

Al , F , eff<br />

Al<br />

2<br />

Si<br />

σ<br />

Al,<br />

F , eff<br />

E<br />

Si<br />

σ - effektive Fließspannung der Al-Si-Matrix<br />

(2-8)<br />

Mit dieser Gleichung konnten, mit σ Al , F , eff als Parameter, experimentelle Ergebnisse nach-<br />

vollzogen werden, wobei der ermittelte Wert σ = 15 MPa zwischen 10 und 20 % unter<br />

Al,<br />

F , eff<br />

den Literaturwerten von kompaktem Al-Si liegt. Der Unterschied wird begründet durch eine<br />

unvollständige Volumenfüllung (50 bis 70 %) und die Tatsache, dass die Teilchenverbindun-<br />

gen der schwächste Teil in der Struktur sind. Mit diesem Verfahren ist es möglich die Wafer-<br />

verbiegung zu beschreiben, eine genaue Aussage zu den im Wafer auftretenden Spannungen<br />

ist jedoch <strong>nicht</strong> möglich.<br />

Abb. 12: schematisches Spannungs-Dehnungsdiagramm des Rückseitenkontakts nach dem Einbrennen<br />

mit Darstellung der Eliminierungsprozedur<br />

Als Anwendung der Ergebnisse wurde ein Weg zur Reduzierung bzw. Eliminierung der Wa-<br />

ferverbiegung, wie in Abb. 12 schematisch dargestellt, aufgezeigt. Dieser beruht auf einer<br />

Abkühlung des Wafers unter Raumtemperatur. Beim normalen Abkühlvorgang besitzt die<br />

Paste bei Raumtemperatur eine Gesamtdehnung von 1,1 %, wobei eine plastische Deformati-<br />

on von 0,6 % vorhanden ist. Der verbleibende Anteil ist eine elastische Dehnung aufgrund der<br />

Verbiegung. Durch eine Unterkühlung vergrößert sich die plastische Deformation der Paste,<br />

während die Spannungen und damit die Verbiegung nahezu identisch bleiben. Bei einer be-<br />

stimmten Temperatur (im Beispiel -50 °C) wird ein Zuwachs der plastischen Dehnung, der so<br />

groß wie der Anteil der elastischen Dehnung bei Raumtemperatur ist, erreicht. Bei der Wie-<br />

dererwärmung auf Raumtemperatur expandiert die Al-Matrix stärker als der Si-Wafer und die<br />

elastische Dehnung wird durch die zusätzliche plastische Dehnung kompensiert, so dass die<br />

resultierende Spannung zu Null wird.<br />

- 18 -


3 Grundlagen<br />

3.1 Thermomechanische Grundlagen<br />

- 19 -<br />

Grundlagen<br />

Für die vorliegende Arbeit sind die Thermoelastizität in Zusammenhang mit den durch die<br />

Temperaturänderungen hervorgerufenen Dehnungen und den zugehörigen Spannungen von<br />

Bedeutung. Die Schlüsselkomponente zur Beschreibung der Temperaturdehnungen in der<br />

linearen Thermoelastizität ist der Temperaturausdehnungskoeffizient. Es soll gezeigt werden,<br />

dass bei der Anwendung von temperaturabhängigen Werten auf die Definitionstemperatur<br />

und die richtige Wahl der Referenztemperatur zu achten ist. Um die wegabhängigen Effekte<br />

bei der Abkühlung des Wafers abzubilden, die durch eine bleibende Deformation der Metallisierungspaste<br />

erklärt werden können, wird die Anwendung der Plastizitätstheorie vorgestellt.<br />

3.1.1 Grundgleichungen der linearen Thermoelastizität<br />

In der klassischen linearen Elastizitätstheorie setzen sich die Komponenten des Dehnungsvek-<br />

el<br />

tors aus den elastischen Dehnungen { ε } , die durch mechanische Spannungen erzeugt wer-<br />

th<br />

den, und Temperaturdehnungen { ε } , die durch eine Temperaturänderung ΔT<br />

hervorgerufen<br />

werden zusammen /34/:<br />

el th<br />

{ ε} { ε } { ε }<br />

= + (3-1)<br />

T<br />

{} { ε x ε y ε z γ xy γ yz γ xz<br />

ε = } - Gesamtdehnungsvektor<br />

el { ε }<br />

- Vektor der elastischen Dehnungen<br />

th { ε }<br />

- Vektor der Temperaturdehnungen<br />

Im dreidimensionalen Fall lautet der Vektor der Temperaturdehnungen /35/:<br />

{ } { 0 0 0} ( )<br />

T<br />

th se se se<br />

ε = αxαyαz ⋅ T − Tref<br />

se<br />

α - linearer Temperaturausdehnungskoeffizient in Richtung i<br />

i<br />

T - aktuelle Temperatur<br />

T - Referenztemperatur für die die Temperaturdehnung Null ist<br />

ref<br />

Für die elastischen Dehnungen gilt das Hooke’sche Gesetz:<br />

el { ε } [ S]{<br />

σ }<br />

[ S ]<br />

(3-2)<br />

= (3-3)<br />

{ } { } T<br />

σ = σ σ σ σ σ σ<br />

x y z xy yz xz<br />

- Nachgiebigkeitsmatrix<br />

- Spannungsvektor


- 20 -<br />

Grundlagen<br />

Die Nachgiebigkeitsmatrix [ S ] ist die zur Elastizitätsmatrix [ D ] inverse Matrix und beinhal-<br />

tet die bekannten Werkstoffkenngrößen Elastizitätsmodul E , Querkontraktionszahl ν und<br />

Schubmodul G indiziert für die jeweiligen Richtungen und Ebenen. Sie lautet für ein or-<br />

thotropes Material /35/:<br />

[ S]<br />

⎡ 1/E x −νxy /E x −νxz<br />

/Ex<br />

0 0 0 ⎤<br />

⎢<br />

ν yx /E y 1/E y ν yz /Ey<br />

0 0 0<br />

⎥<br />

⎢<br />

− −<br />

⎥<br />

⎢−νzx /E z −νzy<br />

/E z 1/Ez 0 0 0 ⎥<br />

= ⎢ ⎥<br />

⎢ 0 0 0 1/Gxy 0 0 ⎥<br />

⎢ 0 0 0 0 1/Gyz 0 ⎥<br />

⎢ ⎥<br />

⎢⎣ 0 0 0 0 0 1/Gxz⎥⎦<br />

(3-4)<br />

Nach Umformung von (3-3) und unter Berücksichtigung von [ ] [ ] 1<br />

D S −<br />

= , (3-1) und (3-2) ,<br />

folgt die Beziehung zur Spannungsberechnung:<br />

( ) [ ] {} { 0 0 0} ( )<br />

T<br />

th se se se<br />

x y z ref<br />

{ } [ ] {} { }<br />

( )<br />

σ = D ε − ε = D ε − α α α<br />

⋅ T −T<br />

(3-5)<br />

Für ein isotropes Material reduzieren sich die unabhängigen Werkstoffeigenschaften auf drei<br />

unabhängige Konstanten. Unter Verwendung der Einsteinschen Summenkonvention, nach der<br />

über gleich lautende Indizes zu summieren ist und die Einsteinsche Rangkonvention, nach der<br />

die Indizes von 1 = x bis 3 = z laufen, können die Komponenten des Spannungstensors wie<br />

folgt ausgerückt werden /36/:<br />

E E⋅ν E se<br />

σ = ε +<br />

ε ⋅δ − α ⋅ΔT⋅<br />

δ<br />

( 1+ ν) ( 1+ ν)( 1−2ν) ( 1−2ν) ij ij kk ij ij<br />

Für die Komponente σ xx lautet die Beziehung explizit:<br />

( 1+ ν)( 1−2ν) se<br />

( ( − ) + ( + ) − ⋅Δ ( + ) )<br />

E<br />

σ xx = εxx 1 ν ν εyy εzz α T 1 ν<br />

3.1.2 Der thermische Ausdehnungskoeffizient<br />

(3-6)<br />

(3-7)<br />

Mit steigender Temperatur nimmt die Schwingungsweite der Atome um ihre Gleichgewichts-<br />

position zu und führt zu größeren zwischenatomaren Abständen. Dies hat eine Zunahme der<br />

geometrischen Abmessungen eines Werkstoffes zur Folge. Der thermische Ausdehnungskoef-<br />

fizient bzw. Temperaturausdehnungskoeffizient α beschreibt die relative Längenänderung<br />

1<br />

eines Körpers bei einer Temperaturänderung von 1 K . Die Angabe erfolgt in K . Die Größe<br />

−<br />

des Ausdehnungskoeffizienten hängt von der Stärke der zwischenatomaren Bindungen ab. In<br />

Materialien mit starken Bindungen wächst der Abstand zwischen den Atomen infolge der mit


- 21 -<br />

Grundlagen<br />

der Temperatur zunehmenden Schwingungsweite nur langsam, ihr Ausdehnungskoeffizient ist<br />

klein. Die meisten keramischen Materialien besitzen auf Grund ihrer starken ionischen oder<br />

kovalenten Bindungen verglichen mit Metallen sehr kleine Ausdehnungskoeffizienten. In<br />

einigen Gläsern wie Quarzglas trägt die kleine Packungsdichte der Atome dazu bei, dass sich<br />

ihre Abmessungen durch Zufuhr thermischer Energie nur geringfügig ändern. In Polymeren<br />

bestehen starke kovalente Bindungen längs der Kettenmoleküle, während die sekundären<br />

Bindungen (Nebenvalenzbindungen) zwischen den Ketten dagegen schwach sind. Dies führt<br />

zu vergleichsweise großen Ausdehnungskoeffizienten. Bei Vorhandensein starker Quervernetzung<br />

sind die Ausdehnungskoeffizienten deutlich kleiner als in linearen Polymeren, wie<br />

Polyethylen /39/.<br />

Der Ausdehnungskoeffizient hängt von der Temperatur ab. Die Angabe von konstanten Werten<br />

ist folglich beschränkt auf begrenzte Temperaturbereiche. Als Grundlage zur Bestimmung<br />

des Ausdehnungskoeffizienten dienen DIN 51045 für allgemeine Werkstoffe und DIN 53752<br />

für Kunststoffe. Diese Normen beschreiben die Ermittlung eines differentiellen oder mittleren<br />

Ausdehnungskoeffizienten (vgl. Abschnitt 3.3.2).<br />

se LT<br />

− L0<br />

1 ΔL<br />

(3-8)<br />

α ( T0<br />

, T ) = = ⋅<br />

L T − T L Δ<br />

in 1 dL<br />

α ( T ) = ⋅<br />

L dT<br />

( T , T )<br />

0<br />

0<br />

( ) T<br />

0<br />

0<br />

se<br />

α - mittlerer linearer Ausdehnungskoeffizient<br />

0<br />

in<br />

α ( T ) - differentieller Ausdehnungskoeffizient<br />

T - Bezugstemperatur, im Regelfall 20 °C<br />

0<br />

T - Messtemperatur<br />

L - Prüfkörperlänge bei T in Millimeter<br />

0<br />

L - Prüfkörperlänge bei T in Millimeter<br />

T<br />

Δ L - Längenänderung des Prüfkörpers bei Temperaturänderung<br />

0<br />

0<br />

(3-9)<br />

in<br />

Der differentielle thermische Ausdehnungskoeffizient α ( T ) wird als Anstieg der Tangente<br />

an eine Messkurve ΔL<br />

/ ΔL<br />

bestimmt, während der lineare Ausdehnungskoeffizient<br />

0<br />

se<br />

α ( T , T ) als Sekante zwischen Bezugstemperatur und Messtemperatur ermittelt wird. Beide<br />

0<br />

Ausdehnungskoeffizienten führen bei der richtigen Anwendung zum selben Ergebnis bei der<br />

Berechnung einer Längenänderung. Der lineare Ausdehnungskoeffizient ist am einfachsten<br />

anzuwenden. Für eine gegebene Länge bei kann die Länge L bei T mit ( ) T T<br />

se<br />

α<br />

,<br />

L0 0 T T<br />

0


- 22 -<br />

Grundlagen<br />

durch Umstellen von (3-8) berechnet werden. Der differentielle Ausdehnungskoeffizient er-<br />

fordert das Aufsummieren (Integration) von inkrementellen Zuwächsen zwischen der An-<br />

in<br />

fangs- und Endtemperatur unter Verwendung von α ( T ) /40/.<br />

Für die Berechnung von thermischen Spannungen muss eine Referenztemperatur T bekannt<br />

sein bei der die Temperaturdehnung gleich Null ist. Bei der Anwendung des temperaturab-<br />

se<br />

se<br />

hängigen linearen Ausdehnungskoeffizienten ist eine Anpassung von α T = α T , T not-<br />

wendig, wenn die Referenztemperatur von der Bezugstemperatur T bei der Messung des<br />

linearen Ausdehnungskoeffizienten abweicht. In diesem Fall muss ein Ausdehnungskoeffi-<br />

zient<br />

se<br />

r<br />

se ( ) α ( T , T )<br />

T ref<br />

0<br />

0<br />

ref<br />

( ) ( )<br />

α = bezogen auf die Referenztemperatur bestimmt werden. Für zwei<br />

T0 ref<br />

verschiedene Starttemperaturen und T ergibt sich die Temperaturdehnung wie folgt /35/:<br />

th<br />

0 =<br />

se<br />

0 ( )( −<br />

T<br />

0) =∫<br />

T0<br />

in<br />

d<br />

ε α T T T α T<br />

th<br />

r =<br />

se<br />

r − ref<br />

T<br />

= ∫<br />

Tref<br />

in<br />

( )( ) d<br />

ε α T T T α T<br />

Um eine Umrechnung durchzuführen wird die rechte Seite von Gleichung (3-10) erweitert:<br />

T<br />

T ref<br />

T<br />

in in in<br />

∫α dT = ∫ α dT<br />

+ ∫ α dT<br />

T T T<br />

0 0<br />

mit<br />

Tref<br />

∫<br />

T0<br />

ref<br />

( )(<br />

in se<br />

α dT<br />

= α T T −T<br />

0 ref ref 0<br />

Aus der Kombination von (3-11) bis (3-13) folgt die Anpassungsgleichung:<br />

T −T<br />

α α α α<br />

( )<br />

ref 0<br />

( T) = 0 ( T) + 0 ( T) − 0 ( T ef )<br />

se se se se<br />

r<br />

T −Tref<br />

r<br />

Diese Gleichung ist für T T trivial und für<br />

)<br />

= 0<br />

T Tref<br />

0<br />

(3-10)<br />

(3-11)<br />

(3-12)<br />

(3-13)<br />

(3-14)<br />

= <strong>nicht</strong> definiert. In letzterem Fall wird<br />

ein Mittelwert aus den benachbarten neuen Werten gebildet oder der nächstliegende neue<br />

Wert verwendet, wenn sich T an einem Ende der Eingabedaten befindet /35/.


3.1.3 Plastizitätstheorie<br />

Grundlagen<br />

In den Punkten 2.3 und 2.4 wurden bereits experimentelle Beobachtungen bei der Verbiegung<br />

von beschichteten Wafern und konkret bei der Zellverbiegung vorgestellt, die auf eine plastische<br />

Deformation der Metallisierungspaste hindeuten. Ab einer bestimmten Temperaturdifferenz<br />

wird die Spannung in der Beschichtung so groß, dass die Spannungs-Dehnungs-<br />

Beziehung zunächst <strong>nicht</strong>linear wird (Überschreitung der Proportionalitätsgrenze). Wenn die<br />

Spannungen durch weitere Temperaturänderungen die Fließgrenze überschreiten, erfolgt eine<br />

Plastifizierung, die durch eine bleibende Verformung gekennzeichnet ist /35/. Hierbei wird<br />

mechanische Arbeit unumkehrbar in Wärme überführt (dissipiert) und steht im Gegensatz zur<br />

elastisch gespeicherten Energie <strong>nicht</strong> mehr zur Verfügung /38/. Zur Beschreibung dieser Vorgänge<br />

in einem Modell ist es notwendig die Grundlagen der Plastizitätstheorie zu kennen.<br />

Abb. 13: elastisch-plastische Spannungs-Dehnungskurve /35/<br />

Im Regelfall besteht nur ein geringer Unterschied zwischen Proportionalitäts- und Fließgrenze<br />

(vgl. Abb. 13), weshalb diese als übereinstimmend angenommen werden. Der Unterschied<br />

zwischen einem <strong>nicht</strong>linear elastischen und plastischen Verhalten wird folglich erst nach der<br />

Entlastung sichtbar. Für rein elastisches Verhalten fallen die Be- und Entlastungskurve zusammen.<br />

Beim Auftreten von Plastizität ist die Entlastungskurve von der Belastungsgeschichte<br />

abhängig /43/. Die Abfolge der Belastungen in denen Plastizität auftritt hat damit einen<br />

Einfluss auf das Endergebnis. Um zeitunabhängige Plastizität mathematisch zu beschreiben<br />

sind drei Festlegungen zu treffen:<br />

• Fließbedingung<br />

• Fließgesetz<br />

• Verfestigungsgesetz<br />

- 23 -


3.1.3.1 Fließbedingung<br />

- 24 -<br />

Grundlagen<br />

Die Fließbedingung bestimmt den Belastungszustand an dem Fließen auftritt. Für einen ein-<br />

achsigen Spannungszustand (z.B. Zugversuch) ist die Bedingung einfach zu formulieren /43/:<br />

σ < R : elastisches Verhalten<br />

• 1 e<br />

σ ≥ R : Fließen<br />

• 1 e<br />

Hierin ist R die Streckgrenze des Materials. Für mehrdimensionale Spannungszustände ist<br />

eine Verallgemeinerung der Bedingung notwendig. Hierfür wird eine beanspruchungsabhän-<br />

gige Größe<br />

e<br />

( { σ}<br />

) = 0<br />

( { σ}<br />

)<br />

F als Funktion des Spannungszustandes eingeführt:<br />

F (3-15)<br />

Für ein isotropes Material hängt die Fließbedingung nur von den drei Invarianten des Span-<br />

nungstensors Iσ , IIσ und III σ ab /41/. Zur Formulierung der Fließbedingung existieren meh-<br />

rere physikalische Interpretationen. Besonders bewährt und verbreitet hat sich die Bedingung<br />

nach von Mises, die auch von ANSYS angeboten wird. Die Fließbedingung lautet in kartesi-<br />

schen Koordinaten /43/:<br />

2<br />

[ ] − k<br />

1<br />

2<br />

2<br />

2<br />

2 2 2<br />

( { σ } ) = ( σ − σ ) + ( σ − σ ) + ( σ − σ ) + 6 ⋅ ( τ + τ + τ )<br />

F xx yy yy zz<br />

zz xx<br />

xy yz zx<br />

2<br />

Beziehungsweise für die Hauptspannungsrichtungen:<br />

2 2<br />

[ ] k<br />

1<br />

2<br />

2<br />

F( { σ } ) = ( σ 1 − σ 2 ) + ( σ 2 − σ 3 ) + ( σ 3 − σ 1 ) −<br />

2<br />

(3-16)<br />

(3-17)<br />

Hierin stellt k die eindimensionale Fließgrenze des Materials dar. Der Term der sich aus dem<br />

Spannungszustand ergibt kann als Vergleichsspannung σ eqv interpretiert werden /35/. Somit<br />

kann die Fließbedingung mit k = R analog zum eindimensionalen Spannungszustand formu-<br />

liert werden:<br />

• eqv < Re<br />

σ : elastisches Verhalten<br />

• eqv ≥ Re<br />

σ : Fließen<br />

e<br />

Aus Gleichung (3-17) kann man erkennen, dass die Differenz der Hauptspannungen, <strong>nicht</strong><br />

aber die absolute Größe, entscheidend für den Beginn des Fließens ist. Es tritt auch bei sehr<br />

großen Zug- oder Druckspannungen kein Fließen auf, solange die Bedingung F < 0 erfüllt<br />

wird. Weiterhin gilt die von-Mises Fließbedingung nur für Materialen, deren Zug- und Druck-<br />

festigkeit gleich ist<br />

/42/. Zu beachten ist, dass die Vergleichsspannung nie größer als die<br />

Fließspannung sein kann, da in diesem Fall das Material plastische Deformationen erfährt und<br />

dadurch die Spannung auf die Fließspannung reduziert wird /35/.


Grundlagen<br />

Die Deutung der Fließbedingung ist in Abb. 14 dargestellt. In der Ebene handelt es sich um<br />

eine Ellipse und im Raum um einen Zylinder. Die entstehenden Flächen werden als Fließflächen<br />

bezeichnet /43/.<br />

Abb. 14: Darstellung der Fließbedingung nach von Mises /43/<br />

a) Grenzlinie für einen ebenen Spannungszustand<br />

b) Fließgrenzfläche für einen räumlichen Spannungszustand<br />

Die Charakterisierung des Spannungszustands ist nun wie folgt möglich:<br />

• Innerhalb des Zylinders: elastisches Verhalten<br />

• Auf dem Zylinder: plastisches Verhalten<br />

• Zustände außerhalb des Zylinders: <strong>nicht</strong> möglich<br />

Eine weitere Bedingung geht auf Tresca zurück und ist wie folgt definiert:<br />

( σ σ , σ ) ≡ τ krit<br />

σ , =<br />

(3-18)<br />

eqv = T 1 2 3 max τ<br />

In diesem Fall tritt Fließen bei einem kritischen Schubspannungswert ein.<br />

3.1.3.2 Fließgesetz<br />

Das Fließgesetz bestimmt die Richtung der plastischen Deformation. Nach der Zerlegung der<br />

Verzerrungen in elastische und plastische Anteile, kann folgender Zusammenhang gefunden<br />

werden /35/, /43/:<br />

el pl −1<br />

{ dε}<br />

= { dε<br />

} + { dε<br />

} = [ D]<br />

{ dσ<br />

}<br />

[ D ] - Elastizitätsmatrix<br />

{ σ } - Spannungsvektor<br />

⎧∂Q<br />

⎫<br />

+ λ ⋅ ⎨ ⎬<br />

⎩∂σ<br />

⎭<br />

λ - Plastizitätsmultiplikator, der die Größe der plastischen Deformation bestimmt<br />

Q - Plastisches Potential<br />

- 25 -<br />

(3-19)


Im Regelfall entspricht Q dem Fließkriterium ( { σ}<br />

)<br />

Grundlagen<br />

F und wird dadurch als assoziativ be-<br />

zeichnet. Die plastischen Dehnungen treten dann senkrecht zur Fließfläche auf.<br />

3.1.3.3 Verfestigungsgesetz<br />

Das Verfestigungsgesetz beschreibt die Veränderung der Fließfläche durch die plastische Ver-<br />

formung, so dass die Bedingungen bei weiterer plastischer Deformation ermittelt werden kön-<br />

nen. ANSYS bietet zwei Verfestigungsmechanismen an. Bei isotroper Verfestigung bleibt die<br />

Fließfläche um ihre anfängliche Mittellinie zentriert und verändert ihre Größe, wenn eine<br />

plastische Verformung erfolgt. Die kinematische Verfestigung geht davon aus, dass die Fließ-<br />

fläche in ihrer Größe konstant bleibt und sich im Spannungsraum mit zunehmender Plastifi-<br />

zierung bewegt /35/.<br />

Abb. 15: Arten der Verfestigung, a) isotrope Verfestigung, b) kinematische Verfestigung /35/<br />

Ein Material ohne Verfestigung verhält sich ideal-plastisch, d.h. die Fließfläche und das<br />

Fließkriterium bleiben bei plastischer Deformation unverändert. Ein solches Material zeigt<br />

das in Abb. 16a dargestellte Spannungs-Dehnungsverhalten. Hierbei nimmt ab dem Erreichen<br />

der Fließspannung die Dehnung unter konstanter Spannung immer weiter zu und ist nur be-<br />

grenzt durch die Bruchdehnung. Unter Berücksichtigung der Verfestigung steigt die Fließ-<br />

spannung mit wachsender Dehnung (Abb. 16b).<br />

Abb. 16: Einachsiges Spannungs-Dehnungsverhalten /43/<br />

a) linear-elastisch-ideal-plastisches Verhalten<br />

b) linear elastisches Verhalten mit Verfestigung im plastischen Bereich<br />

- 26 -


3.1.3.4 Berechnung des Zuwachses der plastischen Dehnung<br />

Grundlagen<br />

Wenn die Vergleichsspannung, die durch die Verwendung elastischer Eigenschaften berech-<br />

net wurde, die Fließgrenze des Materials übersteigt, so muss eine plastische Deformation auf-<br />

treten. Die plastische Dehnung reduziert dabei den Spannungszustand so, dass das Fließkrite-<br />

rium erfüllt wird. Durch Verfestigung ändert sich die Fließbedingung und Gleichung (3-17)<br />

muss in folgende Form umgewandelt werden /35/:<br />

( { σ}<br />

, κ,<br />

{ α}<br />

) = 0<br />

F (3-20)<br />

Hierin ist κ die plastische Verformungsarbeit, die sich aus der Summe der plastischen Ver-<br />

formungsarbeit über die gesamte Belastungsgeschichte ergibt:<br />

T<br />

pl<br />

∫{<br />

σ } [ M ]{ dε<br />

}<br />

κ =<br />

(3-21)<br />

Mit [ M ]<br />

⎡1<br />

⎢<br />

⎢<br />

0<br />

⎢0<br />

= ⎢<br />

⎢0<br />

⎢0<br />

⎢<br />

⎣0<br />

0<br />

1<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

1<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

1<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

1<br />

0<br />

0⎤<br />

0<br />

⎥<br />

⎥<br />

0⎥<br />

⎥<br />

0⎥<br />

0⎥<br />

⎥<br />

1⎥⎦<br />

Die Verschiebung der Fließfläche ist ebenfalls abhängig von der Belastungsgeschichte und<br />

wird durch den Verschiebungsvektor { α } beschrieben:<br />

pl<br />

{ } = ∫ C{ dε<br />

}<br />

α (3-22)<br />

C - Materialparameter<br />

{ α } - Rückspannung („back stress“, Lage des Zentrums der Fließfläche)<br />

Durch Differentiation von Gleichung (3-20) erhält man die zu erfüllende Bedingung:<br />

T<br />

⎧∂F<br />

⎫<br />

∂F<br />

⎧∂F<br />

⎫<br />

dF = ⎨ ⎬<br />

⎨ ⎬ α<br />

⎩∂σ<br />

⎭<br />

∂κ<br />

⎩∂α<br />

⎭<br />

[ M ]{ dσ<br />

} + dκ<br />

+ [ M ]{ d } = 0<br />

T<br />

pl<br />

pl<br />

Mit dκ = { σ } [ M ]{ dε<br />

} aus (3-21) und { d } C{<br />

dε<br />

}<br />

T<br />

T<br />

α = aus (3-22) folgt:<br />

⎧∂F<br />

⎫<br />

∂F<br />

⎧∂F<br />

⎫<br />

dF = ⎨ ⎬<br />

⎨ ⎬ ε<br />

⎩∂σ<br />

⎭<br />

∂κ<br />

⎩∂α<br />

⎭<br />

T<br />

pl<br />

pl<br />

[ M ]{ dσ<br />

} + { σ } [ M ]{ dε<br />

} + [ M ] C{<br />

d } = 0<br />

T<br />

(3-23)<br />

(3-24)<br />

Der Spannungszuwachs kann mit den Zusammenhängen aus dem Fließgesetz wie folgt berechnet<br />

werden:<br />

⎛<br />

⎧∂Q<br />

⎫⎞<br />

{ d σ}<br />

= [ D]<br />

⋅⎜<br />

{ dε}<br />

− λ ⋅ ⎨ ⎬⎟<br />

⎝ ⎩∂σ<br />

⎭⎠<br />

- 27 -<br />

(3-25)


Grundlagen<br />

Mit dieser Beziehung kann Gleichung (3-24) nach dem Plastizitätsmultiplikator λ umgeformt<br />

werden:<br />

λ =<br />

⎧∂F<br />

⎫<br />

⎨ ⎬<br />

⎩∂σ<br />

⎭<br />

T<br />

T<br />

⎧∂F<br />

⎫<br />

⎨ ⎬<br />

⎩∂σ<br />

⎭<br />

⎧dQ<br />

⎫ ∂F<br />

⎨ ⎬<br />

⎩dσ<br />

⎭ ∂κ<br />

[ M ][ D]{<br />

dε}<br />

⎧dQ<br />

⎫<br />

⎨ ⎬<br />

⎩dσ<br />

⎭<br />

⎧dF<br />

⎫<br />

⎨ ⎬<br />

⎩dα<br />

⎭<br />

T<br />

[ M ][ D]<br />

− { σ } [ M ] − C [ M ]<br />

T<br />

⎧dQ<br />

⎫<br />

⎨ ⎬<br />

⎩dσ<br />

⎭<br />

(3-26)<br />

Die Größe des Zuwachses der plastischen Dehnung λ ist durch (3-26) mit dem gesamten<br />

Dehnungszuwachs, dem momentanen Spannungszustand und den spezifischen Formen der<br />

Fließfläche und des plastischen Potentials verknüpft. Der Zuwachs der plastischen Dehnung<br />

ergibt sich gemäß:<br />

{ dε } pl<br />

⎧∂Q<br />

⎫<br />

= λ ⎨ ⎬<br />

⎩∂σ<br />

⎭<br />

- 28 -<br />

(3-27)


3.2 Materialien<br />

3.2.1 Silizium<br />

- 29 -<br />

Grundlagen<br />

Das Element Silizium ist heute der wichtigste Halbleiter und Bestandteil der meisten mikro-<br />

elektronischen Bauelemente. Die Wafer zur Herstellung von Solarzellen können sowohl aus<br />

monokristallinem als auch multikristallinem Silizium bestehen (Herstellung vgl. Abschnitt<br />

2.1.2). Da sich Multisiliziumwafer aus einkristallinen Bereichen zusammensetzen, können<br />

bekannte Eigenschaften des Einkristalls auf den Vielkristall übertragen werden /45/.<br />

Die Atome des Siliziums sind in einer Diamantstruktur angeordnet. Diese entsteht aus zwei<br />

kubisch-flächenzentrierten (kfz) Gittern, die in Richtung der Raumdiagonalen um ein Viertel<br />

versetzt sind (Abb. 17a). Das heißt jedes Silizium-Atom ist über kovalente Einfachbindungen<br />

mit jeweils vier weiteren Atomen verknüpft /46/. In Abb. 17b sind die drei wichtigsten Kristallebenen<br />

dargestellt. Zur Beschreibung der Kristallorientierung werden die Millerschen In-<br />

dizes verwendet und für den kubischen Kristall wurden die [ 100] -, [010] - und [ 001] -<br />

Richtungen als übereinstimmend mit der x-, y- und z-Achse gewählt. Aufgrund der Konstellation<br />

der Atome und der Bindungen ergeben sich unterschiedliche Steifigkeiten für verschiedene<br />

Gitterrichtungen. Diese ausgeprägte Anisotropie muss bei der Berechnung beachtet werden<br />

/45/. Aus der Kenntnis der Lage der Gitterebenen lassen sich die Materialeigenschaften<br />

wie E-Modul, Querkontraktionszahl und Schubmodul ermitteln und müssen den entsprechenden<br />

Richtungen im Koordinatensystem des Berechnungsmodells zugeordnet werden.<br />

Abb. 17: Siliziumgitter und wichtigste Ebenen des Siliziumkristalls in der Elementarzelle /46/<br />

Die 21 voneinander unabhängigen Materialparameter bei anisotropen Materialien reduzieren<br />

sich aufgrund von neun Symmetrieebenen auf drei im kubischen Siliziumgitter, wenn das


Grundlagen<br />

Achsensystem parallel zu den Kristallachsen orientiert ist. Dieses Verhalten wird als orthotrop<br />

bezeichnet. Man erhält die Nachgiebigkeitsmatrix in der folgenden Form /48/, /47/:<br />

[ S ]<br />

⎡s<br />

⎢<br />

⎢<br />

s<br />

⎢s<br />

= ⎢<br />

⎢ 0<br />

⎢ 0<br />

⎢<br />

⎣ 0<br />

11<br />

12<br />

12<br />

s<br />

s<br />

s<br />

12<br />

11<br />

12<br />

0<br />

0<br />

0<br />

s<br />

s<br />

s<br />

12<br />

12<br />

11<br />

0<br />

0<br />

0<br />

s<br />

0<br />

0<br />

0<br />

44<br />

0<br />

0<br />

s<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

44<br />

0<br />

0 ⎤<br />

0<br />

⎥<br />

⎥<br />

0 ⎥<br />

⎥<br />

0 ⎥<br />

0 ⎥<br />

⎥<br />

s44<br />

⎥⎦<br />

(3-28)<br />

Die Nachgiebigkeiten drücken die Dehnung als Funktion der Spannung aus. Für einkristalli-<br />

nes Silizium sind die Konstanten bezogen auf das kristallografische Achsensystem in Tabelle<br />

2 aufgeführt. Für eine uniaxiale Belastung können für eine gegebene Orientierung die elasti-<br />

schen Konstanten, wie für einen isotropen Werkstoff definiert werden. Nach Auswertung von<br />

(3-3) erhält man z.B. für eine uniaxiale Spannung σ i in [100]-Richtung:<br />

1<br />

s<br />

E , GPa ,<br />

12<br />

= = 130 02 ν 100 100 ( 010) = ν 100 ( 001)<br />

=− = 0 2785<br />

, ,<br />

s11 s11<br />

1<br />

G100 ( 010)<br />

= = 79510 GPa<br />

,<br />

s<br />

44<br />

(3-29)<br />

Zur Berechnung der Komponenten der Nachgiebigkeitsmatrix für ein beliebig orientiertes<br />

Koordinatensystem ist die Transformation des Nachgiebigkeitstensors notwendig. Die Trans-<br />

formation von einer Kristallachse i x in die beliebige Achse xi ' wird beschrieben durch:<br />

x ' = l ⋅ x + m ⋅ x + n ⋅ x i = , ,<br />

(3-30)<br />

i i 1 i 2 i 3 123<br />

Dabei sind l, m,n die Richtungskosini zwischen den Achsen des ursprünglichen und denen<br />

des neuen Koordinatensystems. Die Beziehungen können z.B. aus /47/ entnommen werden,<br />

wonach sich die Komponente s11' wie folgt ergibt:<br />

4 4 4 ( 1)<br />

s ' = s + s l + m + n −<br />

11 11 c 1 1 1<br />

(3-31)<br />

1<br />

mit sc= s11 −s12 − s44<br />

2<br />

Abweichend von der (100)-Orientierung können die zwei Querkontraktionszahlen in der<br />

Schnittebene unterschiedlich groß sein, wobei weiterhin die Symmetrie der Nachgiebigkeitsbzw.<br />

Elastizitätsmatrix erhalten bleibt, so dass gilt:<br />

ν<br />

E<br />

xy<br />

x<br />

ν<br />

=<br />

E<br />

yx<br />

y<br />

ν<br />

E<br />

yz<br />

y<br />

ν<br />

=<br />

E<br />

zy<br />

z<br />

ν<br />

E<br />

zy<br />

z<br />

ν<br />

=<br />

E<br />

xz<br />

x<br />

Um Verwechslungen zu vermeiden wird zwischen minor und major Poisson’s ratio für eine<br />

Schnittebene unterschieden. Für einige wichtige Waferorientierungen sind die elastischen<br />

- 30 -


- 31 -<br />

Grundlagen<br />

Konstanten in Tabelle 1 angegeben. In /49/ ist die Temperaturabhängigkeit der elastischen<br />

Konstanten angegeben. Die Verringerung zwischen 150 und 1000 K ist nahezu linear.<br />

Tabelle 1: Elastische Konstanten für unterschiedliche Waferorientierungen<br />

Koordinatenrichtung E-Modul [MPa] Koordinatenebene Major poisson’s ratio Schubmodul<br />

[MPa]<br />

(001)-Wafer mit x-Achse in [ 100] -Richtung<br />

x 130024 xy 0,2785 79510<br />

y 130024 yz 0,2785 79510<br />

z 130024 xz 0,2785 79510<br />

(001)-Wafer mit x-Achse in [ 110] -Richtung<br />

x 168960 xy 0,0625 50850<br />

y 168960 yz 0,3619 79510<br />

z 130024 xz 0,3619 79510<br />

(111)-Wafer mit x-Achse in ⎡<br />

⎣<br />

110⎤<br />

⎦ -Richtung<br />

x 168955 xy 0,2621 66934<br />

y 168955 yz 0,1803 57793<br />

z 187688 xz 0,1803 57793<br />

Multikristallines Silizium besteht im Prinzip aus vielen Einkristallen, die alle das oben erläu-<br />

terte elastische Verhalten aufweisen. Die einzelnen Kristalle sind jedoch beliebig im Raum<br />

orientiert. Sofern eine Gleichverteilung aller Richtungen vorliegt können sich die unterschied-<br />

lichen Elastizitäten gegenseitig aufheben und der Werkstoff verhält sich trotz lokaler Ani-<br />

sotropie global isotrop. Für die Mittelung der elastischen Konstanten wurden Methoden von<br />

Voigt und Reuss entwickelt, die in /49/ und /50/ beschrieben sind. Hill hat nachgewiesen, dass<br />

die Methode von Voigt eine obere Grenze und die von Reuss die untere Grenze für die Abschätzung<br />

des Schubmoduls liefert /50/. Daher wird eine Mittelung der Ergebnisse von Voigt<br />

und Reuss vorgeschlagen. Für Silizium beträgt der so ermittelte isotrope E-Modul 162,5 GPa<br />

und die zugehörige Querkontraktionszahl 0,223. In der Realität ist eine ideale Verteilung<br />

meist <strong>nicht</strong> gegeben und folglich sind mehr oder weniger starke Abweichungen von den theoretischen<br />

Werten vorhanden.<br />

Zur Vorhersage der Zuverlässigkeit von Siliziumstrukturen muss die probabilistische Bruchmechanik<br />

angewendet werden, da die Festigkeitseigenschaften aufgrund des spröden Materialverhaltens<br />

sehr stark streuen /51/. Einen Einfluss auf die Zuverlässigkeit hat ebenfalls die<br />

Art der Fertigung und Bearbeitung der Bauteile /52/. Zur Charakterisierung des spröden Verhaltens<br />

wird die Weibullverteilung angewendet, deren Parameter durch Experimente be-


- 32 -<br />

Grundlagen<br />

stimmt werden müssen. Durch dieses Vorgehen kann dem nachgewiesenen Größeneffekt und<br />

der Defektverteilung Rechnung getragen werden /51/.<br />

Die thermische Ausdehnung von Silizium ist bereits von mehreren Autoren untersucht wor-<br />

den. Aufgrund der hohen Reinheit, des geringen Ausdehnungskoeffizienten und des hohen<br />

Schmelzpunktes wird Silizium als Standardmaterial für die thermische Ausdehnung bei hohen<br />

Temperaturen betrachtet /53/. Die Ausdehnung wird als isotrop angesehen und auf die Dia-<br />

mantstruktur zurückgeführt (/53/, /54/). Umfangreiche Daten für Temperaturausdehnungsko-<br />

effizienten oberhalb von 300 K bis 1500 K werden von Okada /54/ und Okaji /55/ angegeben.<br />

Im Bereich von 14 bis 340 K können die Ergebnisse von Lyon et al. /56/ mit einer Unsicher-<br />

−9<br />

−1<br />

heit von ± 10 K herangezogen werden. Die gegebenen Werte sind in Abb. 18 dargestellt.<br />

Abb. 18: Differentieller Temperaturausdehnungskoeffizient basierend auf /54/, /55/, /56/<br />

Für den differentiellen Temperaturausdehnungskoeffizienten wird von Okada eine empirische<br />

Formel für den Temperaturbereich von 120 bis 1500 K mit der Bezugstemperatur 273,2 K<br />

angegeben /54/:<br />

3 4<br />

( ( ( ) )<br />

)<br />

( ) ( )<br />

− − −<br />

α T = 3, 725⋅ 1−exp −5, 88⋅10 T − 124 + 5, 548⋅10 ⋅T ⋅10<br />

K<br />

6 −1<br />

(3-32)<br />

−7<br />

−1<br />

Die Genauigkeit der Gleichung wird mit 2 ⋅10 K angegeben. Sehr gut nachvollziehbare<br />

Messungen werden von Okaji dargestellt, der für den differentiellen Ausdehnungskoeffizien-<br />

ten im Temperaturbereich zwischen 300 und 1300 K folgende Gleichung angibt /55/:<br />

α<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5 −6<br />

−1<br />

( T ) = ( + B ⋅T<br />

+ C ⋅T<br />

+ D ⋅T<br />

+ E ⋅T<br />

+ F ⋅T<br />

) ⋅10<br />

K<br />

A (3-33)<br />

−5 −11<br />

mit<br />

A =− 3, 6599918 C =−8,6489150 ⋅ 10 E =−5,3256454⋅10 −2 −8 −14<br />

B = 3,9577389⋅ 10 D = 9,6569768⋅ 10 F = 1,1548206⋅10


- 33 -<br />

Grundlagen<br />

−8<br />

−1<br />

Die größte Abweichung dieser Anpassung von den 80 Messpunkten beträgt 2,1⋅10<br />

K . Im<br />

Vergleich zu Okada ist die Abweichung der Gleichung im angegebenen Geltungsbereich klei-<br />

ner als<br />

0,1 10 K<br />

−6 − 1<br />

⋅ . In Tabelle 2 ist ein Auszug der für diese Arbeit interessanten Material-<br />

parameter zusammengefasst.<br />

Tabelle 2: Eigenschaften von Silizium<br />

bei Raumtemperatur (20 °C) /45/, /49/<br />

Dichte /49/ 2329 kg/m³<br />

Schmelztemperatur /49/ 1412 °C<br />

Wärmeleitfähigkeit /49/ 156 W/m K<br />

Spezifische Wärmekapazität /49/<br />

Thermischer Ausdehnungskoeffizient /49/<br />

Elastische Nachgiebigkeiten des Si-Einkristalls [GPa -1 ] /49/<br />

713 J/kg K<br />

2,59<br />

s<br />

s<br />

s<br />

11<br />

12<br />

44<br />

=<br />

=<br />

−6<br />

⋅10 K<br />

− 1<br />

0,<br />

007691<br />

= −0,<br />

002142<br />

0,<br />

012577<br />

Gemittelte Eigenschaften nach Voigt-Reuss-Hill /49/ E = 162, 5 GPa<br />

ν = 0223 ,<br />

Bruchfestigkeit /45/ 0,57 … 4,9 GPa<br />

Weibull Modul /45/ 3 … 30,6<br />

3.2.2 Metallisierungspasten<br />

Bei der Standardsolarzelle kommen Pasten mit<br />

den Hauptbestandteilen Aluminium und Silber<br />

zum Einsatz. Die Aluminiumpaste dient zur großflächigen elektrischen<br />

Passivierung der<br />

Rückseite durch die Bildung des BSF. Die Silberpaste kontaktiert in Form von Kontaktfin-<br />

gern den Emitter auf der Vorderseite und sammelt die entstehenden Ladungsträger. Das Layout<br />

wird durch breitere Streifen auf der Vorder- und Rückseite komplettiert, so dass die einzelnen<br />

Zellen elektrisch verschaltet werden können. Die Pasten werden im Siebdruckverfahren<br />

aufgebracht und anschließend eingebrannt.<br />

Die Aluminiumpaste besteht aus Aluminiumpartikeln mit einem Durchmesser zwischen 1 und<br />

10 µm, einer Glasfritte, organischen Bindern und<br />

Lösemitteln /18/. Unter Glasfritte versteht<br />

man ein poröses Material, z.B. ein Blei-Bor-Silikat-Glas, dass als Binder zwischen den Metallpartikeln<br />

und dem Siliziumsubstrat fungiert und den Sinterprozess beim Einbrennen unterstützt<br />

/57/. Die organischen Bestandteile verbessern das rheologische Verhalten der Paste.<br />

Abb. 19 zeigt schematisch die Vorgänge während des Einbrennens der Aluminiumpaste. Oberhalb<br />

von 660 °C (Schmelztemperatur des Aluminiums, /18/) entsteht eine flüssige Phase,


- 34 -<br />

Grundlagen<br />

die bei Erreichen der maximalen Temperatur aus 30 Atom-% Si und 70 Atom-% Al besteht<br />

/6/ (Abb. 19a - c). Durch Diffusion von Aluminiumteilchen in das Silizium wird eine p+ Do-<br />

tierung erzeugt /12/. Da nun unterschiedlich hoch dotierte p-Schichten aufeinander folgen,<br />

entsteht ein elektrisches Feld, das so genannte BSF (Back Surface Field) /11/, /13/. Das BSF<br />

ist besonders bei dünnen Solarzellen wichtig, da es durch seine passivierende Wirkung den<br />

Wirkungsgrad steigert /5/. Bei Verringerung der Temperatur unter die eutektische Temperatur<br />

der Al-Si-Legierung (577 °C, /14/) erstarrt die restliche flüssige Phase. Diese Al-Si-Schicht<br />

hat die eutektische Zusammensetzung (11,7 % Si, /14/) und bestimmt den Reflexionsgrad der<br />

Rückseite der Solarzelle und bewirkt durch die große Ausdehnung (bzw. Schrumpfung) des<br />

enthaltenen Aluminiums eine Waferverbiegung /18/. Die mechanischen Eigenschaften der Al-<br />

Si-Schicht sind dabei nur abhängig von ihrer Dicke, während die Eigenschaften der Al-Matrix<br />

von den Prozessbedingungen (Partikelgröße, Flussmittel, Einbrennparameter) abhängen /6/.<br />

Abb. 19: a-f) Schema zur Entstehung des Aluminium-BSF beim Einbrennprozess /18/;<br />

g) REM-Aufnahme einer Q-Cells Standardzelle, IWM-H<br />

h) REM-Aufnahme einer Q-Cells Standardzelle, IWM-H<br />

Für die Silber-Paste ist die Zusammensetzung der Glasfrite ein wichtiger Bestandteil bei der<br />

Kontaktherstellung, da das enthaltene Blei den Sintervorgang unterstützt /57/. Oberhalb von<br />

600 °C tritt das enthaltene Bleioxid in Kontakt mit der Waferoberfläche und ätzt sich in die<br />

Antireflexionsschicht und den Si-Emitter /58/. Als Ergebnis einer Redoxreaktion zwischen<br />

Bleioxid und Silizium entsteht flüssiges Blei, das mit Silber ein flüssiges Silber-Blei-<br />

Eutektikum bildet und das Silizium bei Temperaturen oberhalb von 700 °C lösen kann /57/.


- 35 -<br />

Grundlagen<br />

Beim Abkühlen nimmt die Löslichkeit des Silbers im Blei entsprechend des Zustandsdia-<br />

gramms ab und Silberkristalle wachsen auf der Siliziumoberfläche.<br />

Abb. 20: TEM Aufnahme des Ag/Si Kontakts mit Beugungsbildern der einzelnen Phasen /58/<br />

Si-Substrat befindet sich unten und der Kontakt oben<br />

P0-P4: Beugungsbilder von Ag die die gleiche Orientierung<br />

wie Si aufweisen<br />

GF: Glasfrite, diffuse Ringbeugung<br />

Abb. 20 zeigt eine TEM-Aufnahme des Ag/Si Kontakts. Die Verbindung zum Silizium wird<br />

durch kleine Ag-Kristalle mit einer Größe von 300 bis 400 nm gebildet, die bis zu 130 nm in<br />

den Si-Emitter eindringen /59/. Die amorphe Glasfrite verteilt sich oberhalb der Ag/Si-<br />

Verbindungsschicht zwischen den Ag-Kristalliten /59/. Ein Einlegieren wie bei der Al-Paste<br />

ist bei der Silber-Paste allerdings <strong>nicht</strong> gewünscht, da die niedrige Löslichkeit von Silizium in<br />

Silber unterhalb des Eutektikums (845 °C) zu großen Körnern führt, die die kleinen Verbindungskristallite<br />

miteinander verbinden müssten /58/ Aus diesem Grund werden Einbrenntemperaturen<br />

gewählt werden, die unterhalb dieser Temperatur liegen /59/.<br />

Aufgrund der porösen Struktur und den Zusätzen differieren die effektiven<br />

Eigenschaften der<br />

Pasten von den Werten der Feststoffe. Zur Bestimmung des effektiven Elastizitätsmoduls und<br />

des thermischen Ausdehnungskoeffizienten wurden Messungen vom Fraunhofer Institut für<br />

Werkstoffmechanik in Freiburg durchgeführt. Die Methode beruht auf der Verformungsmessung<br />

zweier unterschiedlicher Substrate, die mit demselben Material beschichtet wurden und<br />

der Anwendung der Stoney-Gleichung (vgl. 2.2). Die Ergebnisse sind in Tabelle 3 aufgeführt<br />

und den Feststoffwerten gegenübergestellt. Bei diesen Messungen liegt der E-Modul eine<br />

Größenordnung unter den Feststoffwerten und folgt somit der vorangegangen Argumentation.<br />

Der thermische Ausdehnungskoeffizient ist ebenfalls geringer, was auf eine gezielte Modifikation<br />

der Pasteneigenschaften durch die Hersteller hindeutet, die inneren Spannungen zu<br />

begrenzen.


Tabelle 3: effektive Eigenschaften von Silber- und Aluminiumpaste nach /60/<br />

Material E Schicht<br />

[ GPa ]<br />

[ GPa]<br />

−6 −1<br />

E Feststoff<br />

Schicht [ 10 K ]<br />

- 36 -<br />

Grundlagen<br />

−6 −1<br />

α α [ 10 K ]<br />

Feststoff<br />

Ag-Paste 7 ± 1<br />

80 10 , 4 ± 1,<br />

5<br />

19 , 7<br />

Al-Paste 6 ± 1<br />

71 15 , 9 ± 1,<br />

5<br />

23 , 5<br />

Zur Fließgrenze der Pasten werden in /60/ keine Angaben gemacht. Diese ist von einer Viel-<br />

zahl von Faktoren abhängig, wie Korngröße, Verunreinigungen, Temperatur und Vorge-<br />

schichte. In weichen Materialien wie Aluminium und Silber kommt hinzu, dass es keinen<br />

scharfen Übergang zwischen elastischer und plastischer Deformation gibt, so dass eine gerin-<br />

ge permanente Deformation auch bei sehr geringen Spannungen auftritt /31/. Eine exakte Be-<br />

stimmung ist folglich nur schwer möglich und kann in weiten Bereichen schwanken wie die<br />

Angaben in Tabelle 4 zeigen. Die Fließgrenze ist hierbei als die Spannung definiert, die erfor-<br />

derlich ist, um eine bleibende Dehnung von 0,2 % hervorzurufen.<br />

Tabelle 4: Fließgrenze von Aluminium und Silber bei RT<br />

Material Umformgrad Fließspannung [MPa]<br />

Aluminium, hochrein (99,999+ %) /31/ geglüht 15 – 20<br />

40 % 80 – 90<br />

Aluminium, kommerziell (99-99,7 %) /31/ geglüht 30 – 60<br />

40 % 100 – 150<br />

Silber (99,997+ %) /61/ geglüht 40 – 60<br />

Die hohen Temperaturen beim Einbrennprozess liegen im Bereich der üblichen Glühtempera<br />

turen für die beiden Grundwerkstoffe, so dass geringe Werte der Fließspannung bei Einbrenn-<br />

temperatur zu erwarten sind. Durch die Zusätze in den Pasten, die zunehmende Deformation<br />

und die Abnahme der Temperatur wird die Fließgrenze erhöht, so dass sich bei Raumtempera-<br />

tur die höheren Werte ergeben können.


3.2.3 Glas<br />

Grundlagen<br />

Die hauptsächlichen Komponenten des technisch im Bauwesen und der Solarindustrie ver-<br />

wendeten Kalk-Natronglasses sind Siliziumdioxid (SiO2, 69 bis 74 % ), Natriumoxid (Na2O,<br />

12 bis 16 % ), Calciumoxid (CaO, 5 bis 12 % ), Magnesiumoxid (MgO, 0 bis 6 % ) und Alu-<br />

miniumoxid (Al2O3, 0 bis 3 % ), sowie kleinere Anteile anderer Stoffe /62/. Durch die amor-<br />

phe Struktur ist Glas gut lichtdurchlässig und verhält sich vollständig isotrop. In der Photovol-<br />

taik wird Glas mit einem niedrigen Eisengehalt verwendet, damit eine hohe Transmission im<br />

nutzbaren Bereich des Lichtspektrums der Sonne zwischen 380 und 1200 nm erreicht wird<br />

/63/. Der Transmissionsgrad liegt bei 95 %. Glas zeichnet sich weiterhin durch seine sehr gute<br />

Witterungsbeständigkeit aus, so dass die geforderte Widerstandsfähigkeit gegenüber der Ein-<br />

wirkung von Sauerstoff, Wasserdampf und atmosphärischer Verschmutzungen über den ge-<br />

forderten Zeitraum von mehr als 20 Jahren erreicht werden kann.<br />

−6<br />

−1<br />

Der thermische Ausdehnungskoeffizient wird mit 8,<br />

5⋅10<br />

K angegeben, kann jedoch in<br />

Abhängigkeit von der chemischen Zusammensetzung deutlich variieren (z.B. Quarzglas /64/:<br />

−6<br />

−1<br />

−6<br />

−1<br />

0,51⋅10<br />

K , Borosilikatglas /65/: 3,25⋅10<br />

K ). Die Ausdehnung ist somit beim Stan-<br />

−6<br />

−1<br />

dardglas größer als bei Silizium ( 2,59 ⋅10 K ) und muss durch die Einbettungsfolie ausge-<br />

glichen werden.<br />

Glas verhält sich linear-elastisch ohne plastische Verformungen. Wie bei Silizium wird durch<br />

mikroskopische und makroskopische Oberflächenverletzungen der Wert der Biegefestigkeit<br />

vermindert. Die Biegefestigkeit ist deshalb nur statistisch über einen zulässigen Wert der<br />

Bruchwahrscheinlichkeit definiert und ist der Wert, bei dem mit einer statischen Sicherheit<br />

von 95% noch kein Bruch aufgetreten ist. In Tabelle 5 sind die technischen Richtwerte für<br />

Kalk-Natronglas zusammengefasst.<br />

Tabelle 5: Eigenschaften von Kalk-Natronglas nach DIN EN 572-1 /62/<br />

Dichte 2500 kg/m³<br />

Schmelztemperatur 1412 °C<br />

Wärmeleitfähigkeit 1 W/mK<br />

Spezifische Wärmekapazität 720 J/kg K<br />

Thermischer Ausdehnungskoeffizient<br />

(Mittelwert zwischen 20 °C und 300 °C)<br />

−6<br />

8,<br />

5 ⋅10 K<br />

Elastische Eigenschaften<br />

- 37 -<br />

E = 70<br />

GPa<br />

ν = 0,2<br />

−1


3.2.4 Ethylen-Vinylacetat (EVA)<br />

Grundlagen<br />

Ethylen-Vinylacetat ist ein Copolymer auf Basis von Polyethylen. Die Eigenschaften sind<br />

maßgeblich abhängig vom Vinylacetatanteil, welcher für Photovoltaikanwendungen bei rund<br />

33 %<br />

liegt, und dem Schmelzindex (MI), der die Viskosität eines Kunststoffs charakterisiert<br />

/63/. Mit steigendem Vinylacetat-Gehalt wird die Kristallisation immer mehr behindert, wo-<br />

durch die Elastizität erhöht und die Witterungsbeständigkeit, Spannungsrissbeständigkeit,<br />

Klebrigkeit sowie Flexibilität verbessert wird /66/. Dabei wird jedoch die Chemikalienbestän-<br />

digkeit verringert. Durch seine amorphe Struktur ist EVA transparent, wobei die Lichtdurch-<br />

lässigkeit vom Kristallinitätsgrad beeinflusst wird /67/.<br />

EVA ist die in der Photovoltaik am häufigsten eingesetzte Einbettungsfolie und wird nach<br />

/63/ aus folgenden Gründen als Verkapselungsmaterial eingesetzt:<br />

• hoher elektrischer Widerstand und damit gute elektrische Isolation<br />

• niedrige Verarbeitungs- und Schmelztemperatur<br />

• geringe Wasseraufnahme<br />

• gute optische Transmission<br />

Die Verarbeitung erfolgt bei ca. 150 °C. Bei dieser Temperatur wird das EVA aufgeschmol-<br />

zen, glasklar und vernetzt dreidimensional /7/. Nach dem Abkühlen entsteht ein dauerhafter<br />

Verbund, der die Zellen vor Umwelteinflüssen schützt. Aufgrund der Variationsmöglichkeiten<br />

in der Zusammensetzung müssen die materialspezifischen Eigenschaften experimentell bestimmt<br />

werden. Weiterhin sind Additive enthalten, die für eine schnellere Vernetzung sorgen<br />

und Schutz vor Alterung durch UV-Strahlung, Licht und Wärme sorgen. In Tabelle 6 sind die<br />

Herstellerangaben für die in dieser Arbeit verwendete Folie von der Firma Etimex zusammengefasst.<br />

Tabelle 6: Eigenschaften von vernetztem EVA Vistasolar fast-cure 496.10 /68/<br />

Dichte 960 kg/m³<br />

Sekantenmodul bei 1 % Dehnung 10-14 MPa<br />

Reißdehnung 500-700 %<br />

Thermischer Ausdehnungskoeffizient -43 bis -20 °C<br />

spezif. elektrischer Widerstand<br />

- 38 -<br />

-19 bis +10 °C<br />

>10 °C<br />

90 ⋅ 10<br />

200 ⋅ 10<br />

400 ⋅ 10<br />

−6<br />

−1<br />

K<br />

−6<br />

−1<br />

K<br />

−6<br />

−1<br />

K<br />

14<br />

> 10 Ω⋅ cm


3.2.5 Rückseitenfolienverbund<br />

Grundlagen<br />

Für die Rückseitenisolation von kristallinen Solarmodulen gibt es eine Reihe von industriellen<br />

Lösungen. Eine wichtige Rolle spielt dabei Polyvinylfluorid (PVF) /70/. Polyvinylfluorid<br />

wurde Anfang der sechziger Jahre vom Kunststoffhersteller DuPont unter dem Handelsnamen<br />

Tedlar® eingeführt und wird als Folie vertrieben. PVF zeichnet sich durch geringe Wasseraufnahme<br />

(


3.3 Messtechnik<br />

Grundlagen<br />

Für einige der vorgestellten Materialien sind <strong>nicht</strong> alle benötigten Kennwerte für die Berech-<br />

nung bekannt oder nur unzureichend untersucht. Dies betrifft vor allem die elastischen Eigen-<br />

schaften der Metallisierungspasten und detaillierte Informationen zur Temperaturabhängigkeit<br />

des Ausdehnungskoeffizienten von EVA und dem Rückseitenfolienverbund. Der Zugversuch<br />

als klassische Methode zur Bestimmung des Elastizitätsmoduls entfällt aufgrund der Struktur<br />

der Pasten. Daher werden im Folgenden die Möglichkeiten vorgestellt die im Rahmen dieser<br />

Arbeit angewendet werden. Neben der Bestimmung des Elastizitätsmoduls aus Härtemessun-<br />

gen und aus der Waferverbiegung gibt es die Möglichkeit eine Beziehung zwischen der Ei-<br />

genfrequenz und dem E-Modul aufzustellen. Der Ausdehnungskoeffizient wird durch die<br />

Auswertung der Längenänderungs-Temperaturkurve in der Thermomechanischen Analyse<br />

bestimmt.<br />

3.3.1 Bestimmung des Elastizitätsmoduls aus Härtemessungen<br />

DIN EN ISO 14577-1 beschreibt das Prüfverfahren für die instrumentierte Eindringprüfung<br />

zur Bestimmung der Härte und anderer Werkstoffparameter. Der Prüfvorgang kann entweder<br />

kraft- oder eindringtiefengeregelt durchgeführt werden. Während des Eindringvorgangs werden<br />

die Kraft und der Weg der plastischen und elastischen Verformung gemessen. Diese kontinuierliche<br />

Aufzeichnung der wirkenden Kraft und der sich ergebenden Eindringtiefe ermöglicht<br />

die Ermittlung der Härte und anderer Werkstoffparameter. Das Ergebnis der Prüfung<br />

sind Messwertpaare der Prüfkraft und der entsprechenden Eindringtiefe als Funktion der Zeit,<br />

wie in Abb. 21a schematisch darstellt /71/.<br />

Abb. 21: a) schematische Darstellung der Indentermesswertkurve mit den Analyseparametern /72/<br />

b) Querschnitt durch einen Eindruck mit Analyseparametern /72/<br />

- 40 -


Grundlagen<br />

Oliver und Pharr haben eine Analysemethode entwickelt mit der der elastische Eindringmodul<br />

EIT<br />

aus der Entlastungskurve bestimmt werden kann. Dieser ist mit dem Elastizitätsmodul<br />

des Probenwerkstoffs vergleichbar und kann wie folgt berechnet werden /71/, /72/:<br />

E<br />

IT<br />

2<br />

1−ν<br />

S =<br />

2<br />

1 1−ν<br />

i −<br />

E E<br />

π<br />

Er = ⋅<br />

2<br />

r i<br />

S<br />

A<br />

p<br />

ν S, ν - Poisson-Zahl der Probe/ des Eindringkörpers<br />

i<br />

E r , E - reduzierter Modul des Eindringkontaktes, E-Modul des Eindringkörpers<br />

i<br />

S - Kontaktsteifigkeit<br />

A - projizierte Kontaktfläche<br />

p<br />

(3-34)<br />

(3-35)<br />

Gleichung (3-35) basiert auf der Annahme einer achsensymmetrischen Kontaktfläche. King<br />

konnte zeigen, dass sie auch für flache Stempel und pyramidale Eindringkörper verwendet<br />

werden kann /75/. Die Kontaktsteifigkeit S wird bestimmt als Anstieg ( dF / dh ) der Kurve<br />

für die Prüfkraftrücknahme bei maximaler Prüfkraft F . Als Ansatz für eine Ausgleichs-<br />

rechnung der Entlastungskurve mit dem Verfahren der kleinsten Fehlerquadrate wird eine<br />

Exponentialfunktion mit den Parametern α , m und h f empfohlen /72/:<br />

( ) m<br />

f<br />

F = α ⋅ h− h<br />

max<br />

(3-36)<br />

Der Anstieg wird anschließend durch Differentiation dieser Ausgleichsfunktion bei h er-<br />

mittelt (vgl. Abb. 21a). Diese Ansatzfunktion reagiert weniger sensitiv auf zeitabhängige<br />

Vorgänge und besitzt eine geringere Abhängigkeit von der Anzahl der verwendeten Datenpunkte<br />

/72/. Die Verwendung eines linearen Fits hat diese Vorteile <strong>nicht</strong> und sollte nur bei<br />

Reduzierung der Entlastungskurve auf die oberen 30 % benutzt werden. Je nach Qualität der<br />

Kurve kann der auszuwertende Bereich reduziert werden /71/.<br />

Aus der Berechnungsvorschrift ergeben sich folgende Fehlerquellen:<br />

6<br />

• Werte des Eindringprüfkörpers (Diamant: ν = 007 , ;E = 11410 , ⋅ MPa,<br />

/72/)<br />

• Poisson-Zahl ν S der Probe<br />

i i<br />

• Abweichung des Anstiegs der Ausgleichsfunktion S<br />

• Gerätenachgiebigkeit C f<br />

• Bestimmung der projizierten Fläche p A<br />

- 41 -<br />

max


Grundlagen<br />

Der Einfluss der Querkontraktionszahl wird als gering angesehen (/76/) und daher kann in<br />

erster Näherung der Wert des Festkörpers verwendet werden. Die Ermittlung der Gerätenachgiebigkeit<br />

ist vor allem bei der Prüfung von Materialien mit hohem E-Modul von Bedeutung.<br />

Zur Berücksichtigung wird Gleichung (3-35) erweitert und mit der Kontaktnachgiebigkeit C<br />

als Kehrwert der Kontaktsteifigkeit gilt:<br />

E<br />

r<br />

=<br />

1 π<br />

⋅<br />

( C − C f ) 2 ⋅ Ap<br />

(3-37)<br />

Die Bestimmung der projizierten Fläche ist eine signifikante Fehlerquelle. Für die maximale<br />

Eindringtiefe wird davon ausgegangen, dass das Material dieselbe Form wie der Eindringkörper<br />

annimmt /72/. Damit ein Mittelwert für den E-Modul gemessen wird, werden vergleichsweise<br />

große flache Stempel (Kantenlänge: 37 und 367 µm) verwendet. Die projizierte Fläche<br />

entspricht in diesem Fall der Querschnittsfläche des Indenters. Zur genaueren Analyse muss<br />

die Eindruckgröße im Lichtmikroskop bestimmt werden. Weiterhin wird ein Kugelindenter<br />

(Durchmesser: 100 µm) verwendet, für den die projizierte Kontaktfläche in Abhängigkeit von<br />

der Kontakttiefe h c gegeben ist durch /73/:<br />

Ap = 2 π ⋅ c<br />

2<br />

π ⋅ R ⋅ hc<br />

− h<br />

(3-38)<br />

Fmax<br />

mit hc = hmax<br />

− ε ⋅<br />

S<br />

Hierbei ist ε eine geometrische Konstante. Für konische Indenter gilt ε = 0,<br />

72 , für flache<br />

Stempel ist ε = 1 und für einen Paraboloid (Spezialfall: Kugel) ε = 0,<br />

75 . Eine zusätzliche<br />

Unsicherheit in der Bestimmung der Kontaktfläche entsteht durch das Aufwölben von Material<br />

an den Rändern, da die Aluminiumschicht relativ weich im Vergleich zum Substrat ist.<br />

Durch diesen Vorgang ist die tatsächliche Kontaktfläche größer und damit werden die Härte<br />

und der Elastizitätsmodul überschätzt.<br />

Die Anwendung dieser Methode auf dünne Schichten ist <strong>nicht</strong> ohne weiteres möglich, da das<br />

Oliver-Pharr Modell für ein monolithisches Material entwickelt wurde. In der Arbeit von Saha<br />

/74/ werden die Grenzen der Oliver-Pharr-Analyse dargestellt. Es wurde gezeigt, dass die<br />

Substratsteifigkeit die gemessene Kontaktsteifigkeit bereits bei kleinen Eindringtiefen beeinflusst<br />

und es deshalb schwierig ist den E-Modul der Schicht aus den reinen Messwerten zu<br />

bestimmen. Dies wird darauf zurückgeführt, dass das elastische Feld unter dem Indenter <strong>nicht</strong><br />

nur von der Schicht abhängig ist sondern einen größeren Einflussbereich besitzt, der bis in das<br />

Substrat reicht. Damit nur die Eigenschaften der Schicht gemessen werden, wird als Richtwert<br />

eine maximale Eindringtiefe von weniger als 10 % der Schichtdicke angegeben.<br />

- 42 -


3.3.2 Messung des thermischen Ausdehnungskoeffizienten<br />

Grundlagen<br />

Die Grundlagen zur Bestimmung des Temperaturausdehnungskoeffizienten sind in DIN<br />

51045-1 angegeben. Die Messgröße ist die temperaturabhängige Längenänderung Δ L , die<br />

wie folgt definiert ist /77/:<br />

Δ L = LT<br />

− L<br />

(3-39)<br />

0<br />

L - Länge bei der Temperatur T<br />

T<br />

L - Ausgangslänge bei Anfangstemperatur T (im Regelfall 20 °C)<br />

0<br />

Zur Bestimmung der thermischen Längenänderung einer Probe dient das Dilatometer. In Abb.<br />

22 ist das Funktionsprinzip des verwendeten Dilatometers der Firma Shimadzu dargestellt.<br />

Das Gerät besitzt neben der Möglichkeit der Ausdehnungsmessung noch die Möglichkeit der<br />

temperaturabhängigen mechanischen Prüfung und wird deshalb als TMA (Thermisch Mecha-<br />

nische Analyse) bezeichnet. Die Probe wird im Gerät einem Temperaturprogramm unterwor-<br />

fen und die Längenänderung wird mechanisch mit einem Fühler detektiert. Dabei ist die An-<br />

presskraft groß genug, um eine zuverlässige Ankopplung der Übertragungselemente an den<br />

Prüfkörper sicherzustellen, verursacht selbst aber nur eine vernachlässigbar kleine Längenän-<br />

derung. Die Bewegung wird induktiv aufgenommen. Andere Funktionsprinzipien basieren auf<br />

einer berührungslosen Messung, wie z.B. einem Interferometer. Die Temperatur wird mit ei-<br />

nem Thermoelement gemessen.<br />

Abb. 22: Funktionsprinzip des Dilatometers Shimadzu TMA-60L /78/, Foto<br />

- 43 -<br />

0


Es werden zwei Messverfahren unterschieden:<br />

Grundlagen<br />

1. Stationäres Verfahren: Die Probe wird stufenweise aufgeheizt und bei jeder Tempe-<br />

raturstufe wird nach Stabilisierung der Temperatur der Messwert<br />

bestimmt.<br />

2. Verfahren mit kontinuierlicher Temperaturänderung: Es wird mit kontinuierlich steigender<br />

oder fallender Temperatur gemessen. In diesem Fall treten Temperaturdifferenzen<br />

zwischen Probe, Haltevorrichtung und Thermosensor auf, so dass ein Korrekturwert<br />

mit einem Referenzkörper bestimmt werden muss, der möglichst probenähnliche<br />

wärmetechnische Eigenschaften besitzt.<br />

Im Ergebnis erhält man eine Ausdehnungskurve ( T )<br />

Δ , wobei die Ausdehnung positiv<br />

oder negativ sein kann. Zur Auswertung sind abhängig vom Messverfahren Korrekturen not-<br />

wendig, die in DIN 51045-1 /77/ beschrieben sind. Hierzu gehört die Längenänderung Δ LQ<br />

der Haltevorrichtung und die Dilatometerkorrektur B L Δ , die das inhomogene Temperaturfeld<br />

für die Haltevorrichtung und Schubstange zwischen Probenraum und Umgebung erfasst. Für<br />

jede Messtemperatur ergibt sich somit die Längenänderung der Probe aus:<br />

Δ L = ΔL<br />

− ΔL<br />

+ ΔL<br />

(3-40)<br />

M<br />

B<br />

Q<br />

Nachdem die Längenänderung Δ L bekannt ist, kann die Berechnung des mittleren Ausdehnungskoeffizienten<br />

nach Gleichung (3-8) erfolgen.<br />

se ΔL<br />

(3-8)<br />

α ( T0;<br />

T ) =<br />

L ⋅ ΔT<br />

0<br />

Die Berechnung des differentiellen Temperaturausdehnungskoeffizienten erfordert die Differenzierung<br />

der Längenänderungs-Temperaturkurve. Zu diesem Zweck wird eine empirische<br />

Gleichung durch die Messpunkte L(<br />

T )<br />

L M<br />

Δ gelegt, die sich nach der Methode der kleinsten Feh-<br />

lerquadrate ergibt. Als ausreichend genau wird in DIN 51045-1 /77/ ein Polynom dritten Grades<br />

vorgeschlagen:<br />

2<br />

3<br />

ΔL<br />

= a + b ⋅T<br />

+ c ⋅T<br />

+ d ⋅T<br />

(3-41)<br />

mit<br />

ber<br />

2<br />

∑[<br />

ΔLber<br />

− ΔLgem<br />

] = Minimum<br />

Hierbei steht der Index ber für berechnet und gem für gemessen. Damit folgt aus der Defini-<br />

tionsgleichung (3-9) für den differentiellen thermischen Ausdehnungskoeffizienten:<br />

α<br />

1<br />

2<br />

( T ) = ⋅ ( b + 2c<br />

⋅T<br />

+ 3d<br />

⋅T<br />

)<br />

L<br />

0<br />

- 44 -<br />

(3-42)


3.3.3 Messung der Waferverbiegung<br />

- 45 -<br />

Grundlagen<br />

Für die Anwendung der in 2.2 vorgestellten Methode ist die Bestimmung der Waferkrüm-<br />

mung erforderlich. Die Messung kann durch ein laseroptisches System erfolgen. Das Prinzip<br />

besteht in der Messung der Verschiebung eines von der Oberfläche reflektierten Laserstrahls.<br />

Die Änderung dieser Verschiebung ist proportional einer Variation des Winkels zwischen<br />

dem einfallenden Laserstrahl und der Waferoberfläche. In Abb. 23 ist ein entsprechendes System<br />

schematisch dargestellt, in dem Laser, Probe und Detektor fest sind. Die Bewegung des<br />

reflektierten Lichtpunkts wird durch eine Photodiode detektiert.<br />

Abb. 23: a) Strahlengang bei der Abtastung eines ebenen Wafers;<br />

b) Strahlengang bei der Abtastung eines verformten Wafers /33/<br />

In Abb. 23a ist der Strahlengang für einen ebenen Wafer dargestellt. Die schräge Abtastung<br />

die durch den Drehspiegel erzeugt wird, wird durch die Linse in eine lineare Abtastung umgeformt.<br />

Die Lichtstrahlen, die vom Wafer reflektiert wurden sind parallel zueinander und treffen<br />

deshalb auf denselben Punkt auf der Photodiode. Abb. 23b zeigt den Strahlengang für<br />

einen gekrümmten Wafer. Die reflektierten Strahlen dringen in verschiedenen Winkeln in die<br />

Linse ein und treffen an verschiedenen Punkten auf die Photodiode. Wenn der Wafer eine<br />

konstante Krümmung besitzt, verändert sich die Verschiebung linear mit dem Einfallswinkel.<br />

Eine Darstellung der Strahlverschiebung als Funktion der Abtastungsentfernung ist eine gerade<br />

Linie, deren Anstieg proportional zur Krümmung ist. Die Bestimmung der Krümmung<br />

erfolgt mit einer Genauigkeit von<br />

4<br />

210 m 1 − −<br />

⋅ /33/.<br />

In der Praxis wird zur Messung der Verformung eine differentielle Methode angewendet. Dies<br />

ist notwendig, da die Wafer bei der benötigten Genauigkeit weit entfernt davon sind vollstän-


Grundlagen<br />

dig eben zu sein. Der Wafer wird vorwärts und rückwärts an einer festgelegten Anzahl von<br />

Datenpunkten abgetastet. Zunächst wird eine Referenzmessung des unprozessierten Wafers<br />

vorgenommen. Anschließend wird dieselbe Messung am beschichteten Wafer durchgeführt.<br />

Die Ergebnisse der Messung werden nun Punkt für Punkt voneinander abgezogen. Die Effek-<br />

te von lokalen Unebenheiten werden durch diese Prozedur eliminiert. Damit exakt dieselben<br />

Punkte abgetastet werden, wird eine Referenzlinie am Flat des Wafers erzeugt, so dass die<br />

Position wieder gefunden werden kann. Der Anstieg der Differenzdaten wird mit Hilfe einer<br />

Ausgleichsrechnung mit der Methode der kleinsten Fehlerquadrate ermittelt. Der Proportionalitätsfaktor<br />

für die Bestimmung der Krümmung aus dem Anstieg wird aus einer Referenzmessung<br />

an einem Kugelspiegel mit einem bekannten Radius bestimmt. Der Abtastvorgang dauert<br />

nur wenige Sekunden, weshalb Heizen und Kühlen kontinuierlich erfolgen können. Aus<br />

diesem Grund kann die Krümmungsmessung direkt während des Temperaturzyklus erfolgen,<br />

ohne dass eine Haltephase zur Stabilisierung erforderlich ist /33/.<br />

3.4 FEM-Submodelling<br />

Für die allgemeinen Grundlagen zur Finite Elemente Methode (FEM) sei auf die Fachliteratur<br />

(/43/, /79/) und die Theory Reference des Programmsystems ANSYS /35/ verwiesen. Im Folgenden<br />

soll das Submodelling als spezielle Modellierungstechnik näher vorgestellt werden. In<br />

bestimmten Regionen, z.B. Absätze von Wellen oder in der aktuellen Problematik die Busbar<br />

und Kontaktfinger auf der Zelle, kann das Netz zu grob sein um befriedigende Ergebnisse für<br />

Spannungen in dieser Region zu erhalten. Die Ergebnisse abseits dieses Bereiches können<br />

hingegen genau genug sein. Eine erneute Vernetzung des gesamten Modells mit feinerem<br />

Netz ist zeitaufwändig und in Bezug auf den Anstieg der Rechenzeit unpraktikabel. Im Submodell<br />

wird nur der interessierende Bereich erneut abgebildet und feiner vernetzt. Das Submodellkonzept<br />

basiert auf dem empirisch ermittelten Prinzip von De Saint Venant, das in /38/<br />

wie folgt formuliert ist:<br />

„Werden Lastverteilungen auf einem kleinen Teil eines im Gleichgewicht befindlichen Körpers<br />

durch statisch äquivalente Verteilungen (mit gleicher resultierender Kraft und gleichem<br />

resultierenden Moment) auf diesem Körperteil ersetzt, so können die Unterschiede der von<br />

ihnen verursachten Spannungen und Verzerrungen in Entfernungen, die groß sind im Vergleich<br />

zur charakteristischen Abmessung des belasteten Körperteils, vernachlässigt werden.“<br />

Vereinfacht kann man sagen, dass wenn die Schnittufer im Submodell weit genug von der<br />

Spannungskonzentration entfernt sind, das Ergebnis äquivalent zu einem Gesamtmodell mit<br />

feinem Netz ist.<br />

- 46 -


Die Vorteile der Submodelltechnik kann man wie folgt zusammenfassen /35/:<br />

• Genauere Ergebnisse eines bestimmten Bereiches im Modell<br />

Grundlagen<br />

• Reduzierung oder Eliminierung der Notwendigkeit komplizierter Übergangsregionen<br />

• Experimentieren mit verschiedenen Ausführungen des interessierenden Bereiches ohne<br />

das gesamte Modell zu verändern<br />

In ANSYS ist Submodelling auf ebene Elemente, Volumen- und Schalenelemente beschränkt.<br />

Das Vorgehen kann in 5 Schritte gegliedert werden /35/:<br />

1. Aufbau und Lösen des Grobmodells/Globalmodells<br />

2. Aufbau des Submodells<br />

3. Durchführung der Schnittkanteninterpolation<br />

4. Lösen des Submodells<br />

5. Nachweisen, dass der Abstand zwischen Schnittkante und Spannungskonzentration ausreichend<br />

ist<br />

Abb. 24 Beispiel für den Ablauf einer Submodellberechnung /35/<br />

In Abb. 24 ist der Ablauf einer Submodellberechnung beispielhaft für ein Anschlussstück<br />

dargestellt. Das Grobmodell muss entgegen seiner Bezeichnung eine ausreichend feine Vernetzung<br />

besitzen um die Verschiebungen korrekt zu berechnen. Bei der Erzeugung des Submodells<br />

ist zu beachten, dass die Position in Bezug auf das globale Koordinatensystem mit<br />

dem korrespondierenden Teil des Grobmodells übereinstimmt. Die Schnittkanteninterpolation<br />

- 47 -


Grundlagen<br />

wird vom Programmsystem automatisch für die gewählten Knoten auf der Grundlage der<br />

Elementformfunktionen durchgeführt. Anschließend werden dieselben Randbedingungen und<br />

Belastungen wie im Grobmodell aufgebracht. Der Nachweis der Erfüllung des Prinzips von<br />

St. Venant wird praktisch durch den Vergleich von Contour- und Pfadplots der Spannungen<br />

entlang der Schnitte von Submodell und Grobmodell durchgeführt. Wenn die Ergebnisse gut<br />

übereinstimmen bedeutet dies, dass gute Schnittkanten ausgewählt wurden.<br />

Eine besondere Möglichkeit des Submodellings ist das Solid-to-Shell-Submodelling. Dabei<br />

besteht die Möglichkeit die Freiheitsgrade aus der Berechnung eines Schalenmodells auf ein<br />

Submodell aus Volumenelementen zu übertragen. Die zu interpolierenden Freiheitsgrade<br />

werden auf die Schalenebene projiziert, die mittig zum Grobmodell liegen muss. Eine Anwendung<br />

dieser Interpolation ist jedoch <strong>nicht</strong> bei Elementen möglich, die ein Knotenoffset<br />

besitzen /35/.<br />

3.5 Versagensanalyse<br />

Nachdem das Ergebnis für die Belastung der Zellen vorliegt, stellt sich die Frage nach der<br />

Bewertung des Ergebnisses in Bezug auf die Zuverlässigkeit. Silizium fehlt die Möglichkeit<br />

innere Defekte (Kerben, Fehlstellen, Risse) durch eine plastische Verformung auszugleichen,<br />

weshalb eine statistische Streuung der Defektgrößen direkt zu einer im Vergleich zu Metallen<br />

großen Streuung der mechanischen Eigenschaften führt /80/. Daher ist es im Allgemeinen<br />

<strong>nicht</strong> möglich die Festigkeit genau (deterministisch) vorherzusagen und ein probabilistischer<br />

Ansatz zur Vorhersage von Versagens- bzw. Überlebenswahrscheinlichkeiten ist notwendig.<br />

Für spröde Materialien hat sich die Weibull-Verteilung zur Beschreibung der Zuverlässigkeit<br />

etabliert /51/. Die Weibull-Statistik geht von der Annahme aus, dass ein einziger kritischer<br />

Defekt bei einer gegebenen Belastung immer zum Bruch führt /80/. Des Weiteren werden nur<br />

Zugspannungen als Ursache für Versagen angesehen. Die Bruchwahrscheinlichkeit P f für die<br />

zweiparametrige Weibullverteilung ist gegeben als /41/:<br />

m ⎡ V ⎛ σ ⎞ ⎤<br />

Pf= 1−exp⎢−<br />

⎜ ⎟ ⎥<br />

⎢ V ⎝σ⎠ ⎥<br />

0 0 ⎣ ⎦<br />

(3-43)<br />

Hierin ist σ die Spannung, mit der der Körper belastet wird, σ 0 eine materialspezifische<br />

Spannung, bei der die Bruchwahrscheinlichkeit 63,2 % beträgt Der Parameter m wird als<br />

Weibullmodul bezeichnet und ist ein Maß für die Streuung der Festigkeit. Ein großer Weibullmodul<br />

ergibt sich, wenn sich die Streuung der Versagensspannungen verringert. Für<br />

- 48 -


- 49 -<br />

Grundlagen<br />

m →∞ streuen die Messergebnisse <strong>nicht</strong> mehr, so dass σ 0 der Bruchspannung entspricht. V0<br />

wird als Bezugsvolumen bezeichnet.<br />

Abb. 25 Abhängigkeit der Versagenswahrscheinlichkeit von der Spannung für einige Weibullmoduln<br />

In Gleichung (3-43) ist die Volumenabhängigkeit der Versagenswahrscheinlichkeit berück-<br />

sichtigt. Diese Eigenschaft nennt man Größeneffekt, dass heißt die Wahrscheinlichkeit, dass<br />

ein Bauteil einen Riss enthält, welcher bei einer bestimmten Krafteinwirkung zum Bruch führt<br />

ist umso größer, je größer das Probenvolumen ist. Entsprechend des Rissursprungs kann diese<br />

Wahrscheinlichkeit auch auf eine Fläche oder Kante bezogen werden.<br />

Die bisherigen Überlegungen gelten nur, wenn das gesamte Bauteil mit einer einachsigen<br />

Spannung σ belastet wird. Das ist aber in der Anwendung praktisch nie der Fall. Betrachtet<br />

man ein Bauteil mit unterschiedlichen Spannungen σ i in den Teilvolumina Vi<br />

, so ergibt sich:<br />

m m<br />

n ⎡ n<br />

V ⎛ i σ ⎞ ⎤ ⎡<br />

i V ⎛ i σ ⎞ ⎤<br />

i<br />

Pf = 1−∏exp ⎢− ⎜ ⎟ ⎥ = 1−exp<br />

⎢−∑⎜<br />

⎟ ⎥<br />

i=<br />

1 ⎢ V0 ⎝σ0 ⎠ ⎥ ⎢ i=<br />

1 V0<br />

⎝σ0 ⎣ ⎦ ⎣ ⎠ ⎥<br />

⎦<br />

Nach einer Grenzwertbildung auf infinitesimal kleine Volumina folgt:<br />

m<br />

⎡ r<br />

1 ⎛σ( x)<br />

⎞ ⎤<br />

Pf= 1−exp⎢− ⎜ ⎟ d ⎥<br />

⎢ V ∫ V<br />

⎝ σ ⎠ ⎥<br />

0 V 0 ⎣ ⎦<br />

(3-44)<br />

(3-45)<br />

Hierbei handelt es sich um die allgemeine Form der Weibullgleichung für beliebig belastete<br />

Bauteile. Aus dem Integral lässt sich das effektive Volumen V ermitteln, welches je nach<br />

Geometrie und Lastfall veränderlich ist. Damit ergibt sich nach Auswertung des Integrals<br />

Gleichung (3-45) in der Form:<br />

P<br />

f<br />

⎡ V<br />

= 1−<br />

exp⎢−<br />

⎢ V<br />

⎣<br />

eff<br />

0<br />

m<br />

⎛σ<br />

⎤<br />

eff ⎞<br />

⎜<br />

⎟ ⎥<br />

⎝ σ 0 ⎠ ⎥<br />

⎦<br />

eff<br />

(3-46)


Grundlagen<br />

In dieser Arbeit wird für die praktische Berechnung der Bruchwahrscheinlichkeit auf der<br />

Grundlage der Ergebnisse des FE-Modells und den Weibullparametern die Software CARES<br />

in der Version 8.1 verwendet. Als Bruchkriterium wird das Principle of Independent Action<br />

(PIA) verwendet. Hierbei werden die Einzelüberlebenswahrscheinlichkeiten für jedes Element<br />

aufmultipliziert (vgl. (3-44)) und es wird davon ausgegangen, dass die Bruchwahrscheinlich-<br />

keit eines Elementes keine Auswirkung auf die Versagenswahrscheinlichkeit eines anderen<br />

Elementes hat. Es handelt sich um ein phänomenlogisches Modell, dass <strong>nicht</strong> auf die Ursache<br />

des Versagens eingeht, jedoch aufgrund seiner Einfachheit weit verbreitet ist. Zunächst wird<br />

eine Bruchfunktion ψ eingeführt /81/:<br />

⎛ σ ⎞ 1 ψ =<br />

⎜<br />

⎟<br />

⎝σ<br />

0 ⎠<br />

m<br />

⎛σ<br />

⎞ 2<br />

+<br />

⎜<br />

⎟<br />

⎝ σ 0 ⎠<br />

m<br />

⎛ σ 3 ⎞<br />

+<br />

⎜<br />

⎟<br />

⎝σ<br />

0 ⎠<br />

m<br />

(3-47)<br />

Da in einem Modell immer endlich große Teilvolumina vorhanden sind, wird mit (3-44) gear-<br />

beitet, so dass folgt:<br />

P<br />

f<br />

n ⎡ Vi<br />

1− exp⎢−<br />

ψ ⋅<br />

⎣ i 1 V0<br />

= ∑ =<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎦<br />

(3-48)<br />

Zur Auswertung müssen zunächst aus der ANSYS Ergebnisdatei die Elemente mit den dazu-<br />

gehörigen Hauptspannungen ausgelesen werden. Bei einer Untersuchung in Hinblick auf Volumenfehler<br />

wird das gesamte Modellvolumen herangezogen. Zur Ermittlung der Bruchwahrscheinlichkeit<br />

aufgrund von Oberflächenfehlern werden lediglich die Elemente an der Modelloberfläche<br />

genutzt. Die Beträge der Hauptspannungen liegen in der Ergebnisdatei an den<br />

Knotenpunkten der Elemente vor. Da jedoch in der FE-Rechnung die genauen Ergebnisse an<br />

den Gauss-Punkten bestimmt werden, rechnet CARES mit den Elementformfunktionen auf<br />

diese zurück. Um die Gauss-Punkte bildet CARES Subvolumen, wodurch eine weitere Verfeinerung<br />

des Elementvolumens erreicht wird. Jedes Subvolumen mit der ausgewerteten<br />

Bruchfunktion stellt nun einen Summanden in (3-48) dar. Für die Genauigkeit der Ergebnisse<br />

ist zu beachten, dass die Elementgröße klein genug sein muss, damit die Spannungen im Element<br />

angenähert als homogen angesehen werden können bzw. die Spannungsgradienten <strong>nicht</strong><br />

zu groß sind, so dass (3-48) gegen (3-45) konvergiert.<br />

- 50 -


4 Messungen<br />

4.1 Dickenbestimmung und Struktur der Metallisierungspaste<br />

Messungen<br />

Aus einer Q-Cells Standardzelle wurden 4 Proben entnommen und davon Querschliffe angefertigt.<br />

Probe 1 und 2 befinden sich an frei gewählten Stellen in der Zelle, Probe 3 gehört zur<br />

Busbar und Probe 4 ist vom Rand entnommen. In den Aufnahmen wurden an mehreren Stellen<br />

die Abmessungen der Aluminiumschicht, der AlSi-Schicht, der Kontaktfinger, der Busbar<br />

und der Silberschicht unter der Busbar bestimmt.<br />

Abb. 26: Probe 1, Querschliff REM -Aufnahme des Aluminium-BSF<br />

Abb. 26 zeigt repräsentativ die Struktur der Aluminiumrückseitenbeschichtung. Man erkennt<br />

das poröse Gefüge mit den vorhandenen Verunreinigungen. Die Aluminiumpartikel haben<br />

eine Größe zwischen 1 und 5 µm und sind nur lokal miteinander verbunden. Für die mittlere<br />

Schichtdicke wurde 28,7 µm ermittelt. Hingegen ist die AlSi-Schicht strukturell relativ dicht,<br />

wobei die Dicke zum Teil sehr unterschiedlich ist. Es wurden maximal 9,2 µm gemessen und<br />

Unterbrechungen beobachtet (Abb. 26 Vergrößerung). Der Mittelwert liegt bei 5 µm.<br />

In Abb. 27a ist die typische Form eines Kontaktfingers zu sehen, die einem aufgeschütteten<br />

Hügel gleicht. Der Kontaktfinger läuft sehr flach aus, so dass nur wenige Partikel auf dem<br />

Silizium vorhanden sind. Im Mittel wurde eine Breite von 135,8 µm zwischen den äußeren<br />

Spitzen bestimmt und eine mittlere Höhe von 15,2 µm. Eine Legierungsschicht, wie bei der<br />

Aluminiumpaste, ist <strong>nicht</strong> zu sehen. In der Vergrößerung in Abb. 27a sind kleine Silberkristalle<br />

erkennbar, die in das Silizium hineingewachsen sind und die Verbindung herstellen. In<br />

Abb. 27b ist die Aufnahme der Busbar mit der gemessenen Breite (2,067 mm) dargestellt, die<br />

der Herstellerangabe entspricht. Abb. 27d zeigt den Übergang des Silberstreifens auf der<br />

Rückseite zur Aluminiumpaste. Aus der Lage der Partikel wird klar, dass zuerst das Silber<br />

aufgebracht wurde und anschließend das Aluminium, weshalb im Übergangsbereich die Gesamtdicke<br />

der Rückseitenschicht mit 65 µm deutlich größer ist als der Mittelwert. Im Mittel<br />

ist die Silberschicht mit 26,5 µm etwas dünner als die Aluminiumschicht.<br />

- 51 -


Abb. 27: a) Probe 2, REM-Aufnahme eines Kontaktfingers<br />

b) Probe 3, REM-Aufnahme der Busbar<br />

Messungen<br />

c) Probe 3, REM-Aufnahme Übergänge von Al-Schicht zur Ag-Schicht unter der Busbar<br />

d) Probe 4, REM-Aufnahme des Randbereichs der Solarzelle<br />

In Abb. 27d ist der Randbereich der Zelle mit dem Auslauf der Aluminiumrückseitenbe-<br />

schichtung dargestellt. Der Anstieg des Auslaufs beträgt in der vorliegenden Aufnahme zwi-<br />

schen 7 und 8° und der Randabstand liegt bei 2,062 mm. Tabelle 8 fasst die Messergebnisse<br />

zusammen.<br />

- 52 -


Tabelle 8: Ergebnisse der Schichtdickenbestimmung<br />

Schicht Wertebereich Mittelwert<br />

Si 314 – 327 µm 321 µm<br />

Al-Si-Schicht 0 – 9,2 µm 5 µm<br />

Al-Paste 21,3 – 32,2 µm 28,7 µm<br />

Dicke der Busbar 14,8 – 25,5 µm 18,2 µm<br />

Dicke der Kontaktfinger 9,4 – 17,6 µm 15,2 µm<br />

Kontaktfingerbreite 118,1 – 168,6 µm 135,8 µm<br />

Messungen<br />

Abb. 28: a) vereinfachte mathematische Beschreibung der Querschnittsfläche eines Kontaktfingers<br />

b) statisch äquivalenter Rechteckquerschnitt<br />

Für die Nachbildung der Kontaktfinger in einem FE-Modell ist es unpraktikabel die tatsächlich<br />

gemessene Form abzubilden. Ausgehend von einer mathematischen Beschreibung mit<br />

einem Polynom 4. Grades (Abb. 28a) soll zur Vereinfachung ein statisch äquivalenter Rechteckquerschnitt<br />

ermittelt werden (Abb. 28b). Da effektiv nur zwei Parameter zur Verfügung<br />

stehen, können zwei Ansätze verfolgt werden:<br />

1. gleiche Flächenträgheitsmomente bezogen auf das definierte Achsensystem<br />

I xx = Ixxeqv Iyy= I<br />

(4-1)<br />

yyeqv<br />

( )<br />

⎛ ⎞<br />

Ixx = ∫y dA = ∫y dydx = ∫ ⎜ y dy⎟dx = y( x)<br />

⎜ ∫ ⎟ 3 ∫<br />

A A −b/ 2⎝ 0 ⎠ −b/<br />

2<br />

3<br />

beqv ⋅heqv<br />

I xxeqv =<br />

3<br />

dx =<br />

⋅ ⋅<br />

9009<br />

b/ 2 y( x ⎛ ) ⎞ b/ 2<br />

2 2 2 2<br />

Iyy = ∫x dA = ∫x dydx = ∫ ⎜x dy⎟dx = x y( x)<br />

dx<br />

⎜ ∫ ⎟ ∫<br />

A A −b/ 2⎝ 0 ⎠ −b/<br />

2<br />

3<br />

heqv ⋅beqv<br />

I yyeqv =<br />

12<br />

b/ 2 y x<br />

b/ 2 3<br />

2 2 2 1 3 1024 bh<br />

heqv eqv<br />

= 0 , 803344 h b = 0,<br />

657719b<br />

- 53 -<br />

(4-2)


2. gleicher Schwerpunkt und Querschnittsfläche<br />

S<br />

Seqv<br />

eqv<br />

Messungen<br />

y = y A = A<br />

(4-3)<br />

A =<br />

A<br />

y<br />

y<br />

eqv<br />

S<br />

Seqv<br />

b / 2<br />

∫<br />

y<br />

−b<br />

/ 2<br />

= b<br />

( x)<br />

eqv<br />

1<br />

= ⋅<br />

A<br />

h<br />

=<br />

2<br />

b / 2<br />

−b<br />

/ 2<br />

eqv<br />

8 ⋅ b ⋅ h<br />

dx =<br />

15<br />

⋅ h<br />

∫<br />

eqv<br />

1<br />

2<br />

y<br />

( x)<br />

2<br />

8 ⋅ h<br />

dx =<br />

21<br />

16 h<br />

7b<br />

heqv = = 0,<br />

761905 h beqv<br />

= = 0,<br />

7b<br />

21<br />

10<br />

(4-4)<br />

Durch den zweiten Ansatz wird die Wirkung auf andere Komponenten besser abgebildet, da<br />

der Steineranteil durch die gleiche Querschnittsfläche und Schwerpunktslage genauer be-<br />

stimmt wird.<br />

4.2 Eindruckversuche<br />

4.2.1 Versuchsdurchführung<br />

Die Eindruckversuche zur Bestimmung des Elastizitätsmoduls der Aluminiumpaste wurden<br />

mit dem Mikrohärtetester SHIMADZU DUH-202 durchgeführt. In Abb. 29 sind Aufbau und<br />

Funktionsweise des Gerätes schematisch dargestellt. Die Lastaufbringung erfolgt elektromagnetisch<br />

über den Indenter auf die Versuchsprobe. Dabei wird die Eindringtiefe induktiv über<br />

eine Tauchspule, die als Differentialtransformator arbeitet, gemessen. Kraft und Weg werden<br />

von der Software am PC aufgezeichnet.<br />

Abb. 29: a) Aufbau Mikrohärtetester SHIMADZU DUH-202 /82/, b) Eingespannte Probe<br />

- 54 -


Messungen<br />

Zunächst wurden Messungen an einem Aluminiumblock zur Bestimmung der Gerätesteifig-<br />

keit durchgeführt. Für die Bestimmung des E-Moduls der Pasten wurden aus einer bedruckten<br />

Solarzelle Proben herausgetrennt, die mit der Klemmvorrichtung auf der Stahlunterlage der<br />

Maschine eingespannt wurden (vgl. Abb. 29b). Die Prüfung wurde kraftgeregelt durchgeführt<br />

mit einer Haltephase am Ende des Eindringens, damit der Effekt von zeitabhängigen Kriech-<br />

vorgängen minimiert wird. Zur Nullpunktbestimmung der Kraft-Eindringtiefe-Kurve wird der<br />

erste gemessene Kraftanstieg genutzt. Dies hat in einigen Versuchen zu Fehlern geführt die<br />

nachträglich durch eine lineare Anpassung der ersten 10 % der Belastungskurve und Extrapo-<br />

lation eines neuen Nullpunkts korrigiert wurden. In Tabelle 9 sind die verwendeten Eindring-<br />

körper und die aufgebrachten Maximalkräfte aufgeführt.<br />

Tabelle 9: Bezeichnung der Messungen<br />

Messung-Nr. Eindringkörper Max. Kraft<br />

Ref-1 Flacher Stempel (Kantenlänge: 37 µm) 800 mN<br />

Ref-2 Kugel (Durchmesser: 100 µm) 1000 mN<br />

1 Flacher Stempel (Kantenlänge: 367 µm) 1200 mN<br />

2 Flacher Stempel (Kantenlänge: 37 µm) 500 mN<br />

3 Flacher Stempel (Kantenlänge: 37 µm) 300 mN<br />

4 Kugel (Durchmesser: 100 µm) 200 mN<br />

Jede Messung umfasst zehn Eindrücke, deren Ergebnisse mit Hilfe von Mathematica ausge-<br />

wertet wurden. Die Auswerteprozedur umfasst die folgenden Schritte:<br />

1. Einlesen der Messdaten<br />

2. Nullpunktkorrektur<br />

3. Extrahieren der Entlastungskurve<br />

4. Verschieben der Entlastungskurven auf einen gemeinsamen Nullpunkt<br />

5. Fit der Entlastungskurve mit Gleichung (3-36)<br />

6. Bestimmung der Kontaktsteifigkeit bzw. -nachgiebigkeit<br />

7. Ermittlung der Kontakttiefe zur Berechnung der projizierten Fläche<br />

8. Berechnung des E-Moduls mit Gleichung (3-34)<br />

Die Nullpunktkorrektur ist besonders für die Auswertung der Eindrücke mit der Kugel wich-<br />

tig, da die Flächenfunktion direkt von der maximalen Eindringtiefe abhängt.<br />

- 55 -


4.2.2 Messergebnisse und Diskussion<br />

Messungen<br />

In Abb. 30 sind die auf einen gemeinsamen Nullpunkt bezogenen Entlastungskurven der Re-<br />

ferenzmessungen dargestellt. Man erkennt vor allem bei der Kugel nur relativ geringe Unter-<br />

schiede im Anstieg der einzelnen Messungen. Folglich ist die zu erwartende Streuung der<br />

Ergebnisse gering. Der Referenzkörper ist ein polierter Aluminiumblock mit einem Elastizi-<br />

tätsmodul E = 70400 MPa und der Querkontraktionszahl ν = 0, 347 . Hiermit kann nach<br />

Al<br />

der experimentellen Bestimmung der Kontaktnachgiebigkeit C die folgende Gleichung für<br />

die Berechnung der Gerätenachgiebigkeit gefunden werden:<br />

C<br />

f<br />

π<br />

= C −<br />

2 ⋅ A<br />

p<br />

2<br />

2<br />

⎛1 −ν<br />

⎞<br />

Al 1−ν<br />

i<br />

⋅<br />

⎜ +<br />

⎟<br />

⎝ E Al Ei<br />

⎠<br />

Al<br />

(4-5)<br />

Die ermittelten Werte sind in Tabelle 10 aufgeführt. Erwartungsgemäß sind diese <strong>nicht</strong> sehr<br />

stark von der Geometrie des Indenters abhängig.<br />

Abb. 30: a) Entlastungskurven, Messung Ref-1, Lichtmikroskopaufnahme des Eindrucks<br />

b) Entlastungskurven der Messung Ref-2, Lichtmikroskopaufnahme des Eindrucks<br />

In Abb. 31 sind die extrahierten Entlastungskurven für Messung 4 bezogen auf einen gemein-<br />

samen Nullpunkt repräsentativ dargestellt. Trotz gleicher Maximalkraft unterscheiden sich die<br />

Kurvenverläufe sehr deutlich in ihrem Anstieg, vor allem im Vergleich zu den Referenzme-<br />

- 56 -


Messungen<br />

sungen. Alle weiteren Messungen zeigen ähnlich große Schwankungen in den Kurvenverläu-<br />

fen. Die unterschiedlichen Anstiege der Kurven führen zur relativ großen Streuung der Er-<br />

gebnisse für den Elastizitätsmodul. Mögliche Ursachen liegen in der lokal unterschiedlichen<br />

Partikelgröße, Einschlüssen aus Pastenzusätzen und in der Rauhigkeit der Oberfläche, wo-<br />

durch vor allem bei den Stempeln kein vollständiger Kontakt gewährleistet werden kann. Die<br />

Vermessung der Oberfläche im Lichtmikroskop war kaum möglich, da die Eindrücke besonders<br />

bei den geringen Eindringtiefen durch die Rauhigkeit kaum von der restlichen Oberfläche<br />

zu unterscheiden waren (vgl. Abb. 31).<br />

Tabelle 10: Berechnete Gerätenachgiebigkeit für die Referenzmessung<br />

Messung-Nr. Indenter Gerätenachgiebigkeit [mm/N]<br />

Ref-1 Stempel −5 −5<br />

8, 708⋅ 10 ± 0, 745⋅ 10<br />

Ref-2 Kugel −5 −5<br />

8, 635⋅ 10 ± 0, 630⋅ 10<br />

Abb. 31: Entlastungskurven der Messung 4, verschoben auf gemeinsamen Nullpunkt, Lichtmikroskopaufnahme<br />

des Eindrucks<br />

Tabelle 11 fasst die Messergebnisse zusammen. Bei Messung 1 war eine Reduzierung des<br />

Auswertebereiches der Entlastungskurve auf 50 % notwendig, da durch die starke Krümmung<br />

der Kurven zuvor kein akzeptabler Fit möglich war. Für diese Messung wurde im Mittel der<br />

geringste E-Modul (2,9 GPa) bestimmt. Da jedoch die Auswertung immer mit der Maximalfläche<br />

erfolgte, ist es möglich durch Überschätzung der Kontaktfläche den E-Modul zu unterschätzen.<br />

In den Messungen 2 bis 4 war die Anpassung der Entlastungskurven mit der Exponentialfunktion<br />

sehr gut möglich. In Messung 2 und 3 treten vergleichsweise große E-Moduli<br />

(bis zu 22,9 GPa) auf. Es wurden jedoch auch Werte bestimmt, die in den Bereich von Messung<br />

1 fallen. Der erhöhte E-Modul kann eine mögliche Folge des Einflusses des Siliziumsubstrats<br />

sein, wenn ein Eindruck in einem besonders dünnen Bereich der Rückseitenschichtung<br />

erfolgt. Auffällig ist der sehr große Bereich für die maximale Eindringtiefe, wobei sich<br />

- 57 -


Messungen<br />

die Kontakttiefe, die nach der Auswertung der Entlastungskurve bestimmt wird, einen sehr<br />

viel kleineren Bereich ergibt, der zur aufgebrachten Maximalkraft passt. Messung 4 besitzt<br />

die geringste Streuung. Durch den gegebenen mathematischen Zusammenhang zwischen<br />

Kontakttiefe und projizierter Fläche ist hier eine bessere Abschätzung der Kontaktfläche mög-<br />

lich gewesen.<br />

Tabelle 11: Messergebnisse<br />

Messung-Nr. 1 2 3 4<br />

E-Modul<br />

Wertebereich [GPa] 1,9 – 5,9 6,9 – 22,9 0,99 – 13,6 2,7 – 7,5<br />

Mittelwert [GPa] 2,9 14,7 5,5 5,6<br />

Standardabw. [GPa] 1,2 5,1 4,4 1,5<br />

Standardabw. [%] 41,3 34,7 80,0 26,8<br />

Max. Eindringtiefe<br />

Wertebereich [µm] 3,72 – 6,15 5,21 – 6,95 3,58 – 10,18 3,05 – 4,35<br />

Kontakttiefe<br />

Wertebereich [µm] 2,58 – 5,26 4,55 – 5,80 2,95 – 3,93 2,46 – 3,94<br />

Aufgrund der großen Streuung der Ergebnisse kann die Messung des Eindringmoduls nur<br />

einen Anhaltspunkt für den Elastizitätsmodul liefern. Die Analyse der Messungen ist schwie-<br />

rig, da plastische Deformation, Verfestigung, Kriechvorgänge und eine mögliche Delaminati-<br />

on zum Verformungsprozess unter dem Indenter beitragen. Weiterhin wird die Probe nur in<br />

einem kleinen Bereich belastet, so dass nur sehr lokale Informationen bestimmt werden. Aus<br />

diesem Grund ist eine sehr große Anzahl von Eindrücken notwendig um einen verlässlichen<br />

Mittelwert zu bestimmen /83/.<br />

Die Messungen mit den Stempeln sind durch die große Unsicherheit in der Bestimmung der<br />

Kontaktfläche und den großen Wertebereich ungeeignet für eine richtige Einschätzung des<br />

Elastizitätsmoduls. Mit der Kugel konnten die Messungen definierter erfolgen, wobei hier die<br />

kleinsten Kräfte und Eindringtiefen vorlagen. Die Messungen bestätigen die Größenordnung<br />

des E-Moduls aus den Literaturstellen, wonach ein E-Modul von 3,5 (/84/) bzw. 6 GPa (/30/)<br />

angeben wird. Aus den Ergebnissen sind jedoch große lokale Schwankungen der Eigenschaf-<br />

ten zu erkennen, so dass im Endeffekt immer nur effektive Eigenschaften für die gesamte<br />

Rückseitenbeschichtung bestimmt werden können und eine Vielzahl von Eindrücken notwendig<br />

ist. Die Auswirkungen auf Berechnungsergebnisse werden in Abschnitt 5.3.3 untersucht.<br />

- 58 -


4.3 Messung des Temperaturausdehnungskoeffizienten<br />

4.3.1 Versuchsdurchführung<br />

- 59 -<br />

Messungen<br />

Die Messung der thermischen Ausdehnung erfolgte mit der TMA-60L der Firma Shimadzu.<br />

Für drei Proben der in Tabelle 12 aufgeführten Materialien wurden die Längenänderungs-<br />

Temperatur-Kurven im angegebenen Temperaturbereich aufgenommen und jeweils die Auf-<br />

heizkurve ausgewertet.<br />

Tabelle 12: Material und Temperaturbereich für die Messung des Ausdehnungskoeffizienten<br />

Material Temperaturbereich<br />

Glas -40 °C bis 150 °C<br />

EVA-Folie (vernetzt) -40 °C bis 150 °C<br />

Die Glasproben wurden aus einer 3 mm Glasscheibe entnommen und mit dem Schubstangenaufbau<br />

gemessen (Abb. 32a). Der gleiche Aufbau wurde für die EVA-Folie verwendet, die<br />

zuvor bei 150 °C für 30 min vernetzt wurde. Eine genauere Messung der Folie wäre im Zugaufbau<br />

möglich gewesen (Abb. 32b). Diese Messung konnte aus technischen Gründen jedoch<br />

<strong>nicht</strong> erfolgen.<br />

Abb. 32 Messaufbauten für die Längenänderungsmessung<br />

a) Schubstangenaufbau<br />

b) Zugaufbau<br />

Die Probenlänge wird durch das System absolut gemessen. Zu Beginn der Messung wird für<br />

T = 25 ° C<br />

0<br />

der Nullpunkt festgelegt. Anschließend wird eine Basislinie des Aufbaus aufge-<br />

nommen um die Ausdehnung der Messaufnehmer zu bestimmen. Zur Auswertung der Messergebnisse<br />

wurden die folgenden Schritte durchgeführt:<br />

1. Einlesen der Basislinie Δ LB ( T )<br />

2. Einlesen der Messkurven Δ<br />

( T )<br />

L M


3. Ermitteln der Längen L0 i für T 0 = 25 ° C der einzelnen Proben<br />

4. Erzeugen der korrigierten Messwerte für die Längenänderung:<br />

( T ) = L ( T ) − L − ΔL<br />

( T )<br />

ΔLi Mi 0 i B<br />

5. Mittelung der Messergebnisse für die relative Längenänderung:<br />

⎛ ΔL<br />

⎜<br />

⎝ L<br />

N<br />

( T ) ⎞ 1 ⎛ ΔL<br />

( T )<br />

0<br />

⎟<br />

⎠<br />

m<br />

= ⋅<br />

N<br />

i<br />

∑ ⎜<br />

i= 1 L0i<br />

⎝<br />

6. Ausgleichsrechnung für die Kurve ( L( T ) / L0<br />

) m<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

Δ zur Bestimmung von α th<br />

Messungen<br />

Je nach Material kann die Ausgleichsrechnung <strong>nicht</strong> für den gesamten Temperaturbereich<br />

durchgeführt werden, sondern muss stückweise erfolgen. Dies betrifft vor allem die EVA-<br />

Folie, da sich im Verlauf der Längenänderungs-Temperaturkurve die Umwandlungen, wie<br />

Glasübergang und Schmelzen in Form von deutlichen Änderungen der thermischen Ausdeh-<br />

nung äußern. Aufgrund der notwendigen Umsetzung des Ausdehnungskoeffizienten in einen<br />

linearisierten Wert ist die Bestimmung des differentiellen Ausdehnungskoeffizienten unnötig<br />

und der Ausdehnungskoeffizient wird in der folgenden Form ermittelt:<br />

α<br />

se<br />

( )<br />

( T )<br />

L<br />

T<br />

T T L ⎟ 1 ⎛ Δ ⎞<br />

= ⋅ ⎜<br />

− 0 ⎝ 0 ⎠<br />

m<br />

(4-6)<br />

Da an den gewählten Intervallgrenzen Unstetigkeiten auftreten können, wird an diesen Stellen<br />

der Ausdehnungskoeffizient gemittelt. Zur Bestimmung der Messabweichung wird das gauß-<br />

sche Fehlerfortpflanzungsgesetz angewendet. Für die Bestimmung des mittleren Ausdehnungskoeffizienten<br />

ergibt sich der relative Messfehler zu /77/:<br />

δα<br />

se<br />

α<br />

se<br />

=<br />

⎛ δ L<br />

⎜<br />

⎝ L0<br />

0<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

2<br />

⎛ δ ΔL<br />

⎞ δ T<br />

+ ⎜ ⎟ +<br />

⎝ ΔL<br />

⎠<br />

2<br />

2<br />

+ δ T<br />

( ) 2<br />

T − T<br />

0<br />

2<br />

0<br />

(4-7)<br />

Die Messung der Ausgangslänge erfolgt mit einer Genauigkeit von δ L L = ± 1 % . Die Un-<br />

0 / 0<br />

sicherheit in der Bestimmung der Längenänderung setzt sich zusammen aus den Anteilen der<br />

Basislinie, der Bestimmung der Messlänge und einem Kalibrierfehler. Hierfür kann eine Ge-<br />

nauigkeit von δ ΔL / ΔL<br />

= ± 3 % angegeben werden, wobei die größtmögliche Auflösung des<br />

Gerätes bei 0 , 25 μm liegt /78/. Die erreichbare Messgenauigkeit ist besonders von der Größe<br />

der Ausgangslänge abhängig, da hiervon die auftretende Längenänderung abhängt. Das heißt,<br />

um eine Längenänderung in einem vorgegebenen Temperaturintervall aufzulösen, ist eine<br />

bestimmte Ausgangslänge erforderlich. Für Glas ist beispielsweise ein Ausdehnungskoeffi-<br />

−6<br />

−1<br />

zient von 8,<br />

5 ⋅10 K zu erwarten. Damit die Längenänderung in einem Temperaturintervall<br />

von z.B. 10 K aufgelöst werden kann, ist eine Mindestprobenlänge von 2,9 mm notwendig<br />

- 60 -


Messungen<br />

oder es muss ein größeres Temperaturintervall gewählt werden. Die Abweichung in der Tem-<br />

peraturmessung wird bestimmt durch die Temperaturauflösung ( 0,<br />

01 K ) und den Tempera-<br />

turunterschied zwischen Probe und Thermoelement ( ± 0,<br />

3 K ) /55/. Die Gesamtunsicherheit<br />

se<br />

in der Bestimmung von α ist gemäß (4-7) vom betrachten Temperaturintervall abhängig. In<br />

unmittelbarer Nähe der Bezugstemperatur ist die Abweichung sehr groß, fällt in einem Abstand<br />

von mehr als 10 K jedoch deutlich ab. Im Mittel wird eine Abweichung von 4 % oder<br />

weniger bezogen auf den angegebenen Wert des Ausdehnungskoeffizienten erreicht.<br />

4.3.2 Messergebnisse und Diskussion<br />

Die Ergebnisse der Ausgleichsrechnung und die berechneten Ausdehnungskoeffizienten mit<br />

den zugehörigen Abweichungen können Anlage A2 entnommen werden.<br />

Abb. 33 rel. Längenänderung in Abhängigkeit von der Temperatur für Glas<br />

Abb. 33 zeigt den Messverlauf und die zugehörige Ausgleichsrechnung für das untersuchte<br />

Solarglas. Der Verlauf ist im Rahmen der Messgenauigkeit linear und der aus dem Anstieg<br />

−6<br />

−1<br />

ermittelte Ausdehnungskoeffizient beträgt ( )<br />

7,<br />

94 ± 0,<br />

74 ⋅10<br />

K . Die Messunsicherheit ist<br />

mit 9,3 % im Vergleich zu den Folienmessungen größer, da der vergleichsweise kleine Ausdehnungskoeffizient<br />

zu Längenänderungen Nahe der Auflösungsgrenze führt. Unter Berücksichtigung<br />

der Messunsicherheit ist der ermittelte Wert in guter Übereinstimmung mit den<br />

bekannten Literaturwerten /86/.<br />

- 61 -


Messungen<br />

Abb. 34 rel. Längenänderung in Abhängigkeit von der Temperatur für EVA (Etimex fast-cure 496.10)<br />

In Abb. 34 ist der Verlauf der relativen Längenänderung in Abhängigkeit von der Temperatur<br />

für die EVA-Folie dargestellt. Aus dem Verlauf der Ausdehnungskurve kann man charakteristische<br />

Temperaturbereiche ableiten. So erkennt man den Glasübergang bei ca. -15 °C als deutliche<br />

Änderung in der thermischen Ausdehnung, da die Beweglichkeit der Molekülketten ab<br />

diesem Punkt stark zunimmt und die Kettenabstände entsprechend größer werden. Ab 35 °C<br />

wird das Aufschmelzen der Vinylacetatgruppen zunächst als scheinbar geringere Ausdehnung<br />

bis 50 °C detektiert. Die zugeführte thermische Energie wird hier zum Großteil für das Auflösen<br />

der Kristallstrukturen benötigt. Nachdem die geordnete Struktur der Molekülketten aufgelöst<br />

ist, erfolgt eine verstärkte Ausdehnung aufgrund der erhöhten Beweglichkeit der Ketten<br />

bis 60 °C. Der weitere Verlauf ist wieder annähernd linear mit einem zum Temperaturbereich<br />

zwischen -15 und 30 °C vergleichbaren Anstieg. Für die mechanische Wirkung der Folie bedeutet<br />

dies, dass in dem Temperaturbereich, in dem die Steifigkeit zunimmt, die thermische<br />

Ausdehnung abnimmt, womit eine teilweise Kompensation dieses Materialverhaltens möglich<br />

ist.<br />

- 62 -


4.4 Verformungsmessung<br />

4.4.1 Versuchsdurchführung<br />

Messungen<br />

Eine Verformungsmessung wurde an einem mit Silberpaste bedruckten {100}-Siliziumwafer<br />

(4 Zoll, ( 525 ± 20)μm<br />

) durchgeführt. Die Pastendicke wurde im Auflichtverfahren am IR-<br />

Mikroskop mit der Waferoberfläche als Referenz bestimmt. Dabei wurde sowohl am Rand als<br />

auch in der Mitte des Wafers gemessen, wobei im Randbereich eine geringere Schichtdicke<br />

festgestellt wurde. Diese Diskrepanz wird zum Teil durch die Verbiegung beeinflusst. Des<br />

Weiteren kann das Material in der Mitte beim Bedrucken <strong>nicht</strong> so fließen, wie am Rand, so<br />

dass eine höhere Dicke in der Wafermitte möglich ist. Von den 20 Messpunkten schwanken<br />

die Ergebnisse im Bereich von 7 bis 16 µm. Der berechnete Mittelwert liegt bei 10 , 5 μm .<br />

Nach der in 3.3.3 beschriebenen Methode erfolgte die Abtastung des Wafers entlang einer<br />

Linie (Linescan) in der Symmetrieebene. Die Messung wurde zu verschiedenen Temperaturen<br />

für Aufheizen und Abkühlen im Temperaturintervall zwischen 22 und 180 °C durchgeführt.<br />

Bei der untersuchten Geometrie handelt sich um ein axialsymmetrisches Problem, wobei der<br />

Einfluss des Waferflats und einer Exzentrizität der Beschichtung vernachlässigt wird, da in<br />

vergleichenden FE-Berechnungen nur ein vernachlässigbar kleiner Unterschied festgestellt<br />

wurde. Da angenommen werden kann, dass der Elastizitätsmodul der Beschichtung geringer<br />

als der des Siliziumsubstrats ist und das Schichtdickenverhältnis t / bei 0,02 liegt, sind die<br />

f tS<br />

Voraussetzungen zur Anwendung der Stoney-Gleichung mit einem Approximationsfehler<br />

unter 5 % erfüllt. Um aus den Messdaten jedes Linescans, der eine Biegelinie darstellt, den<br />

Krümmungsradius zu ermitteln, wird auf die kinematischen Zusammenhänge aus der linearen<br />

Theorie zurückgegriffen. Zunächst gilt, dass die Krümmung der Biegelinie konstant ist und<br />

die Biegelinie somit durch ein Polynom zweiten Grades wiedergegeben werden kann /87/.<br />

Entsprechend erfolgt eine Ausgleichsrechnung der ermittelten Verschiebungsdaten mit der<br />

folgenden Funktion:<br />

2<br />

w x = A⋅<br />

x + B ⋅ x +<br />

(4-8)<br />

( ) C<br />

Unter der Voraussetzung kleiner Verformungen gilt als Zusammenhang zwischen dem<br />

Krümmungsradius und der Krümmung der Biegelinie:<br />

1<br />

≈ w′<br />

′ ( x)<br />

= 2 ⋅ A<br />

R<br />

Damit kann mit Gleichung (2-1) die Spannung in der Beschichtung berechnet werden:<br />

(4-9)<br />

σ f<br />

2<br />

ES<br />

⋅ t S<br />

= −<br />

3⋅<br />

1−ν<br />

⋅ t<br />

⋅ A<br />

(4-10)<br />

( )<br />

S<br />

f<br />

- 63 -


Messungen<br />

Aus diesem Zusammenhang kann nun zu jeder Temperatur eine Spannung zugeordnet werden.<br />

Zur berechneten Spannung ist anzumerken, dass die Gleichung nur in der Mitte des Wafers<br />

gilt und <strong>nicht</strong> in den Randbereichen. Für die Fehlerbetrachtung muss beachtet werden,<br />

dass die Stoney-Gleichung von einer homogenen Spannungsverteilung in der Schicht ausgeht.<br />

Diese Voraussetzung ist aufgrund der ungleichmäßigen Dickenverteilung <strong>nicht</strong> vollständig<br />

gewährleistet, ist bei kleinen Verformungen allerdings ausreichend genau /32/. Die Unsicherheit<br />

für die Bestimmung der Beschichtungsdicke anzugeben, ist insofern schwierig, dass ein<br />

Mittelwert gefunden werden muss, der die Wirkung der Beschichtung auf den Wafer richtig<br />

abbildet. Das heißt eine zu geringe Schichtdicke bewirkt eine Überschätzung der auftretenden<br />

Spannungen in der Schicht, die in Folgeberechnungen auf zu hohe Werte führt. Allerdings ist<br />

<strong>nicht</strong> davon auszugehen, dass die wahre homogenisierte Schichtdicke die gleiche Streubreite<br />

besitzt, wie der Mittelwert der Messungen. Um den Homogenisierungsfehler abzuschätzen<br />

wird von den Messwerten der Größtwert sowie ein weiteres Mal der Minimalwert entfernt<br />

und jeweils der Mittelwert gebildet. So erhält man für den kleineren Mittelwert eine Schicht-<br />

dicke von 10 , 0 μm als untere Grenze und als obere Grenze eine Schichtdicke von 10 , 9 μm .<br />

Die Unsicherheitsgrenzen sind in diesem Fall unsymmetrisch. Als Abschätzung für den<br />

Größtfehler wird mit ± 05μm , gearbeitet, so dass der relative Fehler 5 % beträgt. Diese Un-<br />

sicherheit stellt einen systematischen Fehler bei der Berechnung der Spannungen dar, da in<br />

jede Berechnung derselbe Wert einfließt. Dieser systematische Fehler hat den größten Einfluss<br />

auf den berechneten Spannungswert nach (4-10). Dieselbe Aussage gilt für die Waferdi-<br />

cke. Geht man davon aus dass E S mit 1 % , tS mit ± 20 μm und R mit 1 % Genauigkeit be-<br />

kannt sind, kann die Gesamtunsicherheit angegeben werden durch:<br />

δ σ f<br />

σ<br />

f<br />

=<br />

2<br />

2<br />

δ ES δ R δ t f δ t<br />

+ + + 2 ⋅<br />

E R t t<br />

S<br />

f<br />

S<br />

S<br />

= 1,<br />

4 % + 12,<br />

6 % = 14,<br />

0 %<br />

(4-11)<br />

Der zweite Summand zeigt noch einmal deutlich, dass bei der Spannungsberechnung auf der<br />

Grundlage der Verformungsergebnisse die größte Abweichung durch die systematischen Fehler<br />

hervorgerufen wird.<br />

4.4.2 Messergebnisse und Diskussion<br />

Die Darstellung der Verformungs-Temperaturkurve in Abb. 35a unterstützt die These des<br />

Auftretens einer plastischen Deformation. Der Verlauf von Aufheiz- und Abkühlkurve stimmt<br />

<strong>nicht</strong> überein und die maximale Verformung von 95,6 µm erhöht sich auf 104,6 µm bei 22 °C.<br />

Dies gilt entsprechend für die Spannungen (Abb. 35b). Beim Aufheizen erfolgt zunächst eine<br />

- 64 -


Messungen<br />

elastische Relaxation durch die stärkere Ausdehnung der Silberpaste gegenüber dem Silizium.<br />

Die Abnahme von Spannung und Verformung mit steigender Temperatur ist bis 70 °C linear.<br />

In der Folge wird der Anstieg stetig kleiner und bis zur maximal eingestellten Temperatur von<br />

180 °C geht die Verbiegung auf nahezu Null zurück. Zu Beginn des Abkühlens findet man<br />

ebenfalls einen annähernd linearen Temperaturbereich, der sich zwischen 180 und 140 °C<br />

befindet. Zwischen 140 °C und Raumtemperatur wird die Zunahme von Spannung und Verformung,<br />

wie beim Aufheizen, stetig geringer.<br />

Abb. 35 a) max. Verformung in Abhängigkeit von der Temperatur<br />

b) Spannungs-Temperaturkurve für den bedruckten Wafer (t_Si: 525 µm, t_Ag: 10.5 µm)<br />

Die Verringerung der Relaxation ab 70 °C kann nur zu einem kleinen Teil durch eine temperaturbedingte<br />

Verringerung des Elastizitätsmoduls erklärt werden, da sonst eine Reduzierung<br />

des berechneten E-Moduls um bis zu 40 % auftritt. Eine Erklärung für die weitere Abnahme<br />

und den Folgeverlauf ist möglich, wenn man annimmt, dass ab 70 °C bei Spannungen von<br />

50 MPa eine plastische Deformation eintritt. Das heißt die temperaturabhängige Fließgrenze<br />

des Materials verringert sich stärker als die Spannungen in der Schicht durch die elastische<br />

Relaxation abnehmen. Der elastische Bereich beim Abkühlen ist etwas geringer als beim<br />

Aufheizen, da die Fließgrenze bei den höheren Temperaturen schneller erreicht wird. Dabei<br />

ist die Fließgrenze beim Abkühlen offensichtlich höher als beim Aufheizen, was auf eine Verfestigung<br />

hindeutet. Legt man eine kinematische Verfestigung in der Beschichtung zu Grunde<br />

verschiebt sich die Fließfläche wie in Abb. 36a schematisch für Raumtemperatur und 180 °C<br />

dargestellt. In diesem Fall verändert sich die Lage der Fließgrenze so, dass bei höheren Temperaturen<br />

ein Fließen auch bei abnehmender Spannung in der Schicht erfolgt und die obere<br />

Fließgrenze höher als im Ausgangzustand ist. Aus diesem Grund ist nach dem Abkühlen die<br />

Verbiegung bei Raumtemperatur höher. Trägt man die Spannungen als Funktion der Dehnung<br />

auf, ist der in Abb. 36b qualitativ dargestellte Verlauf als Hysterese denkbar. In dieser Dar-<br />

- 65 -


Messungen<br />

stellung ist zu beachten, dass eine höhere Dehnung mit einer niedrigeren Temperatur verbun-<br />

den ist. Folglich wird die eigentliche Verfestigung von einer Zunahme der Fließgrenze mit<br />

abnehmender Temperatur überlagert.<br />

Abb. 36 a) Veränderung der Fließfläche durch kinematische Verfestigung<br />

b) schematische Darstellung des Spannungs-Dehnungsdiagramm zur Erklärung des Spannungs-Temperatur<br />

Verhaltens<br />

Für die Aussagen zum elastischen Verhalten der Beschichtung kann man im linearen Bereich<br />

der Kurve, bei Vernachlässigung der Temperaturabhängigkeit, mit Gleichung (2-4) arbeiten.<br />

Die Auswertung erfolgt zwischen zwei benachbarten Temperaturen, so dass eine Modifikation<br />

der Gleichungen wie folgt aussieht:<br />

2<br />

E<br />

E<br />

S ⋅ t<br />

f<br />

(4-12)<br />

S<br />

Δσ f = −<br />

⋅ Δκ<br />

= ⋅ ( α S −α<br />

f ) ⋅ ΔT<br />

6 ⋅ 1−ν<br />

⋅ t 1−ν<br />

( ) ( )<br />

S<br />

f<br />

f<br />

In dieser Gleichung sind E f , α f und ν f unbekannt. Für ν f wird der Wert von reinem Silber<br />

angenommen, da die mögliche Schwankungsbreite der Querkontraktion keinen großen Einfluss<br />

auf das Ergebnis besitzt. Da ein Vergleichssubstrat <strong>nicht</strong> zur Verfügung stand, kann nur<br />

eine Aussage zum Parameter E ( α −α<br />

)<br />

f<br />

⋅ im Temperaturintervall ΔT<br />

gemacht werden.<br />

S<br />

f<br />

Nach Umstellung der Gleichung (4-12) folgt:<br />

Δσf⋅( 1−νf)<br />

(4-13)<br />

E f ⋅( αS − α f ) =<br />

ΔT<br />

Im linearen Bereich erhält man, bezogen auf die Temperaturdifferenz, einen annähernd konstanten<br />

Wert und als Mittelwert -0,725 MPa/K für das Aufheizen und -0,799 MPa/K für das<br />

Abkühlen. Die Zahlenwerte sind negativ, da α f größer als α S ist. Der höhere Wert beim<br />

Abkühlen kann durch einen höheren Ausdehnungskoeffizienten der Schicht bei höheren<br />

Temperaturen begründet werden. Eine Rückwirkung der Verfestigung auf die elastischen Ei-<br />

- 66 -


- 67 -<br />

Messungen<br />

genschaften, wenn z.B. das Gefüge dichter wird, muss näher untersucht werden. Ohne die<br />

genaue Kenntnis des Ausdehnungskoeffizienten ist nur eine Abschätzung des Wertebereichs<br />

des Elastizitätsmoduls möglich. Nimmt man als Randwerte der Ausdehnung<br />

(Ag-Paste nach /30/) und<br />

−6 −1<br />

19, 4 10 K<br />

10, 4⋅ 10 K<br />

−6 −1<br />

⋅ (reines Silber) erhält man einen Elastizitätsmodul<br />

zwischen 27,4 und 59,5 GPa, wobei die Unsicherheit wie bei der Spannungsberechnung 14 %<br />

beträgt. Diese Werte sind im Vergleich zu den Angaben in /30/ sehr viel größer. Allerdings<br />

werden in der Literaturstelle weder die Zusammensetzung der Paste noch die Prozessbedin-<br />

gungen genannt, so dass ein Vergleich kaum möglich ist. Wenn der Ausdehnungskoeffizient<br />

α z.B. aus einer TMA-Messung bekannt ist, kann E exakter berechnet werden.<br />

f<br />

Abschließend ist zur durchgeführten Messung zu sagen, dass eine exakte Untersuchung des<br />

Werkstoffverhaltens weitaus umfangreichere Experimente erforderlich macht. Ein zyklisches<br />

Aufheizen und Abkühlen in einem kleinen Temperaturintervall ist sinnvoll um die elastischen<br />

Kennwerte besser abzuschätzen, da eine merkliche Temperaturabhängigkeit vorhanden ist.<br />

Weiterhin muss ein größerer Temperaturbereich untersucht werden, so dass das plastische<br />

Verhalten und die Verfestigungsmechanismen besser verstanden werden und aufgestellte<br />

Thesen zu untermauern oder zu verbessern. Die Angabe der Fließgrenze für bestimmte Tem-<br />

peraturen ist ebenfalls möglich, wobei immer die Überlagerung von plastischer Deformation<br />

und Verfestigung erfolgt. Die Fehlerabschätzung hat für den vorliegenden Versuch allerdings<br />

gezeigt, dass die berechneten Spannungen, neben dem Approximationsfehler der Berech-<br />

nungsgleichung, mit einem hohen systematischen Fehler behaftet sind, wenn die Beschich-<br />

tungsdicke <strong>nicht</strong> genauer bestimmt werden kann.<br />

f


5 Berechnungen zum Einbrennprozess<br />

Berechnungen zum Einbrennprozess<br />

Im Folgenden Kapitel wird ein Modell zur Berechnung von Verformungen und Spannungen,<br />

die durch den Einbrennprozess entstehen, vorgestellt. Zunächst wird die strukturbedingte Einstellung<br />

einer Vorzugsrichtung bei der Verbiegung untersucht. In Hinblick auf die Anwendung<br />

der Submodelltechnik werden anschließend die Einflüsse von Kontaktfingern und Busbar,<br />

sowie der Materialkennwerte der Paste auf die Verformung untersucht. Nach diesen<br />

grundlegenden Untersuchungen werden die geometrischen Parameter in Hinblick auf dünne<br />

Zellen verändert und die Veränderung der Eigenspannungen verglichen. Der Vergleich von<br />

Spannungen kann auf dieser Detaillierungsstufe nur qualitativ erfolgen. Zum Abschluss wird<br />

gezeigt, wie durch die Anwendung der Submodelltechnik die Bereiche hoher thermomechanischer<br />

Spannungen näher untersucht werden können.<br />

5.1 FE-Modell für die Solarzelle<br />

5.1.1 Allgemeine Angaben und Voraussetzungen<br />

Die Modellierung der Zelle erfolgt basierend auf dem Layout der multikristallinen Q-Cells-<br />

Zelle Q6LTT /88/, wobei durch Ausnutzung der Symmetrie nur ein Viertel der Zelle modelliert<br />

werden muss. Dabei ist nur die Geometrie der Zelle bekannt, jedoch keine spezifischen<br />

Prozessierungsparameter. Zur Beschreibung der Zelle werden die in Abb. 37 aufgeführten<br />

Parameter verwendet. Für die Berechnung der Abkühlung der Zelle von Einbrenntemperatur<br />

auf Raumtemperatur (20 °C) gelten die folgenden Annahmen:<br />

• thermische Dehnung aller Schichten ist Null bei der Eutektikumstemperatur des AlSi<br />

(577 °C, vgl. 3.2.2)<br />

• Al-Paste und Ag-Paste werden durch ein bilineares elastisch/ideal-plastisches Materialmodell<br />

abgebildet<br />

• Keine zeitabhängigen Vorgänge (Kriechen)<br />

• Zeitlicher Verlauf der Temperaturänderung hat keinen Einfluss auf das Endergebnis<br />

• Antireflexschicht wird vernachlässigt, wegen geringer Dicke (0,07 µm /15/) und vergleichbarer<br />

thermischer Ausdehnung in Bezug auf Si<br />

• Materialkennwerte sind in Abhängigkeit von der Temperatur gegeben<br />

Für den Vergleich werden als Referenzergebnisse die Verformungen und Spannungen der<br />

Solarzelle mit den in Tabelle 13 aufgeführten Parametern verwendet. Die Werte orientieren<br />

sich an den Messergebnissen (vgl. 4.1), wurden zur Vereinfachung auf ganze Zahlen gerundet<br />

und die Zelldicke auf einen aktuellen Wert angepasst. Die in Tabelle 14 angegebenen Materi-<br />

- 68 -


Berechnungen zum Einbrennprozess<br />

alkennwerte beziehen sich auf Raumtemperatur, werden jedoch in der Simulation nach Mög-<br />

lichkeit in Abhängigkeit von der Temperatur verwendet (vgl. Anlage A3). In der Tabelle ist<br />

der mittlere lineare Ausdehnungskoeffizient für das Temperaturintervall von 577 °C bis 20 °C<br />

angegeben.<br />

Abb. 37: Parameter für das Zellmodell, Layout basiert auf Q6LTT von Q-Cells<br />

Tabelle 13: Parameterwerte für die Referenzzelle<br />

L 156 mm Al_rand 1,5 mm t_Ag 25 µm<br />

B 156 mm Ag_Breite 4 mm t_KF 15 µm<br />

BB_abstand 75 mm Ag_rand 15 mm KF_Anzahl 75<br />

BB_rand 4 mm t_Si 200 µm KF_Breite 100 µm<br />

BB_Breite1 2 mm t_Al 30 µm KF_rand 1,5 mm<br />

BB_Breite2 0,5 mm t_BB 20 µm<br />

Tabelle 14: Materialkennwerte bei Raumtemperatur (20 °C)<br />

Material E [GPa] ν σ y [MPa]<br />

se<br />

α [10 -6 K -1 ]<br />

Silizium 162,5 0,223 --- 3,33<br />

Silber-Paste 7 0,37 43,0 10,4<br />

Aluminium-Paste 6 0,347 39,5 15,9<br />

- 69 -


5.1.2 Aufbau des Modells der Solarzelle<br />

Berechnungen zum Einbrennprozess<br />

Das FE-Modell wurde mit der Software ANSYS® 12.0 unter Verwendung der programmei-<br />

genen APDL Skriptsprache erstellt. Zur Modellierung der dünnen Struktur wird ein Schalen-<br />

modell mit SHELL91-Elementen aufgebaut. Das Element besitzt 8 Knoten, kann aus bis zu<br />

100 Schichten aufgebaut sein und unterstützt geometrische Nichtlinearität sowie <strong>nicht</strong>lineares<br />

Materialverhalten. Zusätzlich bietet das Element die Möglichkeit, die Knoten auf die Ober-<br />

bzw. Unterseite zu verschieben. Dies wird angewendet um den Randabstand der Al/Ag-<br />

Rückseitenbeschichtung zu beachten. Hierzu werden die Vorder- und Rückseite der Zelle<br />

unabhängig erzeugt, wobei die Knoten der Elemente auf der Vorderseite auf die Unterseite<br />

(Bottom) und die Knoten der Rückseite auf die Oberseite (Top) verschoben werden (vgl. Abb.<br />

38). Die Knoten werden anschließend zusammengefügt, so dass sich die übereinanderliegenden<br />

Elemente dieselben Knoten teilen und damit die Anzahl der Freiheitsgrade reduziert werden<br />

kann. Der Nachteil dieses Vorgehens ist, dass ein „shell-to-solid“ Submodell <strong>nicht</strong> möglich<br />

ist /35/. Die Busbar und Kontaktfinger werden durch ein zusätzliches Layer dargestellt.<br />

Als Elementkantenlänge wurde 1 mm gewählt, wobei für eine ausreichend genaue Verschiebungslösung<br />

2 mm möglich sind. Ausgehend von diesem Modell gibt es eine reduzierte Variante<br />

ohne Kontaktfinger.<br />

Abb. 38: Anwendung der Knotenverschiebung für den Elementtyp SHELL91<br />

Zu den Schalenmodellen gibt es analoge Volumenmodelle, für die 20 Knoten-Elemente des<br />

Typs SOLID95 verwendet wurden. Diese dienen zum einen dem Abgleich der Schalenmodelle<br />

und in ihrer Hauptfunktion als Grundlage für ein Submodell, das detaillierte Informationen<br />

liefern soll. Für die Erzeugung der Verschiebungslösung ist im Globalmodell ein Element für<br />

jede Schicht ausreichend. Aus dem Ergebnis wird die Lage der maximalen Belastung bestimmt<br />

und die entsprechenden Bereiche für das Submodell ausgewählt. In Abb. 39 ist die<br />

Vernetzung des Volumenmodells ohne Kontaktfinger dargestellt.<br />

- 70 -


Berechnungen zum Einbrennprozess<br />

Abb. 39: Vernetzung des Viertelmodells ohne Kontaktfinger (rot: Silber, cyan: Silizium, violett: Alu-<br />

minium), links: Ansicht von oben, rechts: Ansicht von unten<br />

Für die Berechnung der Abkühlung wird als Referenztemperatur die Eutektikumstemperatur<br />

des AlSi eingegeben und allen Elementen wird Raumtemperatur zugewiesen. An den entsprechenden<br />

Stellen wurden die Symmetriebedingungen erzeugt. Der Mittelpunkt der Zelle wird<br />

als Festpunkt definiert, so dass eine freie Verformung in jede Richtung möglich ist. Aufgrund<br />

des hohen Schlankheitsgrades und der Berücksichtigung temperaturabhängiger Materialkennwerte<br />

erfolgt die Berechnung <strong>nicht</strong>linear.<br />

5.2 Verzweigungsproblematik<br />

Bei der Auswertung der Berechnungsergebnisse wurde eine Abhängigkeit der Verbiegungsform<br />

von geometrischen Parametern, wie der Lage der Busbar, der Beschichtungsdicke sowie<br />

Materialparametern festgestellt. Zudem ist es möglich, dass für dieselbe Geometrie bei einer<br />

unterschiedlichen Anzahl von Berechnungsschritten (Substeps) unterschiedliche Verbiegungsformen<br />

berechnet werden. Dieses Verhalten tritt nur bei geometrisch <strong>nicht</strong>linearer Berechnung<br />

auf und ist mit der Verzweigungsproblematik aus der klassischen Stabilitätstheorie<br />

vergleichbar. Das heißt, für ein- und dieselbe Geometrie existieren zwei oder mehr benachbarte<br />

Gleichgewichtslagen. Die Herausbildung der Vorzugsrichtung wird verursacht durch die<br />

Busbar, Kontaktfinger und den Silberstreifen auf der Rückseite, da Berechnungen für einen<br />

gleichmäßig beschichteten Wafer ohne Busbar stets eine kreisförmig symmetrische Verbiegung<br />

ergaben. Diese Komponenten stellen Imperfektionen der Struktur dar, die das Verformungsverhalten<br />

beeinflussen. Ein Zusammenhang mit dem Einsetzen der plastischen Deformation<br />

der Rückseitenbeschichtung wurde <strong>nicht</strong> festgestellt. Für eine ausreichend große Anzahl<br />

von Substeps, vor allem im Bereich des Verzweigungspunktes, konvergiert die Berech-<br />

- 71 -


Berechnungen zum Einbrennprozess<br />

nung gegen die wahrscheinlichste Form. Andererseits führt eine zu niedrige Anzahl von<br />

Substeps zu einer anderen Verbiegungsform, wenn der Verzweigungspunkt „übersprungen“<br />

wird. Bei starker Temperaturabhängigkeit der Materialparameter muss auf diese Problematik<br />

besonders geachtet werden.<br />

Abb. 40 Entwicklung der Zellverformung in Abhängigkeit von der Temperatur, Referenzgeometrie<br />

a) Verformung in Abhängigkeit von der Temperatur<br />

b) Verformungs-Temperatur-Diagramm mit der Bestimmung des Verzweigungspunktes<br />

Abb. 40 zeigt die Herausbildung einer Vorzugsrichtung für die Referenzgeometrie in Abhängigkeit<br />

von der Temperatur. Zunächst verformt sich die Zelle mit einer kreisförmigen Symmetrie,<br />

wie in einer linearen Berechnung. Ab einer bestimmten Temperatur (in der gewählten<br />

Konfiguration: ca. 490 °C) stellt sich eine Vorzugsrichtung ein. Diese Temperatur soll im<br />

Folgenden in Anlehnung an die kritische Last der Stabilitätstheorie als kritische Temperatur<br />

bezeichnet werden. Der Verzweigungspunkt kann nur durch eine sehr hohe Anzahl von<br />

Substeps exakt identifiziert werden, wobei bereits ab einer Anzahl von 40 Substeps eine gute<br />

Wiedergabe der Verformungs-Temperaturkurve möglich ist. Für die Referenzberechnung<br />

wurde im Temperaturintervall zwischen 530 und 450 °C eine Temperaturänderung von 1 K je<br />

Berechnungsschritt gewählt, während im restlichen Bereich größere Schritte zugelassen wurden.<br />

Die Identifizierung des Verzweigungspunktes kann durch den Vergleich der Verschiebungen<br />

der Randmittelpunkte erfolgen, da die Verschiebungs-Temperaturkurve des Randpunktes,<br />

der zur Biegeachse gehört, ein betragsmäßiges Maximum besitzt (Abb. 40b rote Kurve).<br />

In Anwendung dieser Feststellung wird die kritische Temperatur als die Temperatur defi-<br />

- 72 -


Berechnungen zum Einbrennprozess<br />

niert, bei der die Verschiebung des Randmittelpunktes der Biegeachse ihr Maximum besitzt.<br />

Bis zum Erreichen der kritischen Temperatur sind die Verschiebungen in etwa gleich<br />

( ± 0,<br />

001 mm ). Nach Überschreiten der kritischen Temperatur driften die beiden Werte aus-<br />

einander und es stellt sich die Vorzugsrichtung ein.<br />

Abb. 41 Verzweigungsproblematik bei der Berechnung der Waferverbiegung in Abhängigkeit von<br />

verschiedenen Parameter<br />

In Abb. 41a und b sind beispielhaft Möglichkeiten aufgezeigt wie sich die Biegefläche in Ab-<br />

hängigkeit von der Geometrie und bei einer Veränderung der Materialparameter verändert.<br />

Bei der Veränderung des Materialparameters liegt allerdings eine zu grobe Einteilung der<br />

Berechnungsschritte am Verzweigungspunkt vor. Wie sich die Anzahl der Substeps auf das<br />

Endergebnis und den Verformungsverlauf während der Abkühlung auswirkt, ist in Abb. 41c<br />

und d dargestellt. Für den Fall, der zur Verbiegung um die y-Achse führt, treten Konvergenz-<br />

probleme auf, so dass vom Programm eine zusätzliche Lastschrittteilung durchgeführt wird,<br />

weshalb im Beispiel statt der vorgegebenen 40 Substeps 42 durchgeführt wurden. Der 1. Fall<br />

ergibt eine kreisförmig symmetrische Verbiegung und stellt einen Spezialfall für kleine Ver-<br />

formungen dar (lineare Berechnung) und tritt in der Regel nur bei zu geringer Berechnungs-<br />

- 73 -


Berechnungen zum Einbrennprozess<br />

schrittzahl auf. Pro Berechnungsschritt erfolgt im Fall 1 eine Temperaturänderung von 56 K,<br />

die in diesem Fall zu groß ist, um das richtige Ergebnis zu liefern. In den Fällen 2 und 3 erfolgt<br />

die Biegung jeweils bevorzugt um eine der Symmetrieachsen, wobei die Größe der Endverformung<br />

nahezu identisch ist. Dies ist darin begründet, dass die Verbiegung vor allem<br />

durch den sehr viel größeren Anteil des Aluminiums bestimmt wird, dessen Verteilung annähernd<br />

symmetrisch ist.<br />

Die Problematik ist ebenfalls im Verformungs-Temperatur-Diagramm zu sehen, in dem die<br />

Verschiebungen der Randmittelpunkte dargestellt sind (Abb. 41d). Wie im Folgenden noch<br />

gezeigt wird hängt der Kurvenverlauf entscheidend von den elastischen Eigenschaften der Al-<br />

Paste ab. Zu Beginn ist der Anstieg der Kurven noch gleich, da die Verbiegung, die durch die<br />

Thermospannung verursacht wird, noch relativ gering ist und damit die Verbiegungsform<br />

symmetrisch ist. In der Ausschnittvergrößerung des Diagramms sieht man, wie ab 500 °C die<br />

Kurvenverläufe auseinanderlaufen. Für den Fall 1 bleiben die Verschiebungen der Randmittelpunkte<br />

gleich, während für Fall 2 (Verbiegung um die y-Achse) der Punkt UZ_L einen<br />

deutlichen Zuwachs der Verformung aufweist bzw. für Fall 3 (Verbiegung um die x-Achse)<br />

der Punkt UZ_B. Die Mittelpunkte des jeweils anderen Randes verschieben sich ab dem Verzweigungspunkt<br />

wieder nach oben. Zusätzlich geht mit dem Umschlagen in eine bestimmte<br />

Richtung die geometrische Steifigkeit der Struktur verloren, was auf die im Fall 2 und 3 im<br />

Vergleich zu Fall 1 erhöhte Endverformung führt. Unter 250 °C erfolgt bei allen 3 Fällen der<br />

Übergang in eine Gerade mit flachem Anstieg, der auf das Einsetzen der plastischen Deformation<br />

der Paste zurückzuführen ist, wobei ein geringer Zuwachs der Fließspannung mit abnehmender<br />

Temperatur erfolgt. Aus diesen Beobachtungen folgt, dass die Berechnung bei<br />

einer zu großen Schrittweite wie im Fall 1 das Verhalten der Struktur <strong>nicht</strong> korrekt abbilden<br />

kann. Zudem ist eine globale Einteilung der Berechnungsschritte <strong>nicht</strong> sehr günstig, da im<br />

Prinzip nur im Temperaturintervall des Verzweigungspunktes eine geringe Schrittweite (max.<br />

1 bis 2 K) erforderlich ist, während außerhalb dieses Bereiches größere Temperaturschritte<br />

(10 bis 15 K) möglich sind.<br />

Ein weiteres Problem liegt im veränderten Spannungsbild (vgl. Abb. 42), das sich mit den<br />

Belastungen in weiteren Prozessschritten und im Betrieb überlagert. Zwischen Fall 2 und 3<br />

dreht sich das Spannungsfeld um 90° mit dem Maximum in der Nähe der Biegeachse. In Fall<br />

2 wird durch den Steifigkeitssprung am Auslauf der Busbar eine zusätzliche Spannungsspitze<br />

erzeugt. Zu den Spannungsverläufen ist anzumerken, dass mit dem Aneinandergrenzen von<br />

unterschiedlichen Materialien auf der Rückseite, Sprünge in der Steifigkeit (Kontaktfinger,<br />

Busbar) und dem Wegfall der Verformungsbehinderung bei der thermischen Ausdehnung<br />

- 74 -


Berechnungen zum Einbrennprozess<br />

(freier Rand), Sprünge im Spannungsverlauf verbunden sind. Zum Beispiel bewirkt die Silberpaste<br />

wegen der geringeren thermischen Ausdehnung im Vergleich zum Aluminium weniger<br />

Zwänge, weshalb im Silizium neben der Busbar die 1. Hauptspannung geringer ist. Für<br />

das Silizium unter der Busbar entsteht ein günstiger Druckspannungszustand und wegen der<br />

beidseitigen Aufbringung ist die Verformung geringer. Aus diesem Grund dürfen bei der Auswertung<br />

nur ungemittelte Elementspannungen verwendet werden, da gemittelte Knotenspannungen<br />

das Ergebnis stark verfälschen können. Ebenfalls gut zu sehen ist die Existenz eines<br />

globalen Spannungsfelds in dem kleine Störungen (Verringerung der 1. Hauptspannung)<br />

durch die Kontaktfinger vorhanden sind. Der 1. Fall ist von der Belastung her besonders ungünstig,<br />

da nun zwei Bereiche in der Nähe der Kanten eine maximale Spannung aufweisen.<br />

Abb. 42 1. Hauptspannung im Si auf der Oberseite für die drei Fälle, symmetrisches Viertel<br />

Aus den verschiedenen Spannungsbildern folgen unterschiedliche Bruchwahrscheinlichkeiten.<br />

Eine quantitative Aussage zur Bruchwahrscheinlichkeit erfordert eine quantitative Aussage zu<br />

den Spannungen. Dies ist jedoch aufgrund der unzureichenden Kenntnis der Pasteneigenschaften<br />

schwierig. Ein Vergleich der Belastungszustände untereinander ist jedoch möglich,<br />

wobei sich eine erhöhte Bruchwahrscheinlichkeit für Fall 1 ergibt. Fall 2 besitzt im Vergleich<br />

zu Fall 3 nur eine leicht erhöhte Versagensrate. Bei allen Fällen ist das Versagen aufgrund<br />

von Oberflächendefekten sehr viel wahrscheinlicher als das Versagen durch Volumendefekte.<br />

Die Bruchwahrscheinlichkeit allein durch die generierten thermischen Spannungen ist für die<br />

4<br />

200 µm Zelle allerdings relativ gering (< 10 %). Dies ist offensichtlich, da die Eigenspan-<br />

−<br />

nung höchstens 20 % der charakteristischen Spannung von 97 MPa beträgt. Allerdings werden<br />

beim Handling der Solarzellen in der Fertigung oder durch Belastungen im Betrieb die<br />

Eigenspannungen durch äußere Beanspruchungen überlagert, so dass sich in Bruchversuchen<br />

nach dem Einbrennen niedrigere Bruchkräfte ergeben /89/.<br />

- 75 -


Berechnungen zum Einbrennprozess<br />

Die Aufnahmen von realen Zellverbiegungen in Abb. 43 sollen zeigen, dass in der Praxis<br />

ebenfalls unterschiedliche Verformungsrichtungen möglich sind. Im realen Prozess kommen<br />

zusätzliche geometrische und materialbedingte Variationen hinzu, die ein bestimmtes Verhal-<br />

ten begünstigen können, z.B. die durch den Sägeprozess bedingte Keilform der Wafer, inhomogene<br />

Dicke der Paste und lokale Unterschiede in den Eigenschaften der Pasten. Eine Aussage<br />

zur Häufigkeit der Verbiegung in eine bestimmte Richtung kann <strong>nicht</strong> getroffen werden,<br />

daher sollten bei der Berechnung der Verbiegung prinzipiell beide Zustände berücksichtigt<br />

werden.<br />

Abb. 43 Aufnahmen realer Waferverbiegungen /6/, /60/<br />

5.3 Einflüsse auf die Verformung<br />

5.3.1 Kontaktfinger<br />

Die Beachtung der Kontaktfinger stellt für die numerische Simulation vor allem einen enormen<br />

Rechenaufwand dar, da sie aufgrund ihrer geringen Größe sehr kleine Elemente erfordern.<br />

Durch eine überschlägige Berechnung des Flächenträgheitsmoments Ixx mit und ohne<br />

Kontaktfinger für den in Abb. 44a dargestellten Querschnitt soll der Fehler abschätzt werden,<br />

der sich ergibt, wenn die Kontaktfinger vernachlässigt werden. Für die konkreten Werte der<br />

Referenzzelle kann man die Abweichung zwischen der exakten Berechnung und der Vereinfachung<br />

als Funktion der Zelldicke darstellen. Man erhält den in Abb. 44b dargestellten Zusammenhang,<br />

wonach der Fehler mit abnehmender Zelldicke zunimmt, jedoch selbst bei sehr<br />

geringen Zelldicken unter 5 % liegt. Hinzu kommt der im Vergleich zum Silizium um eine<br />

Größenordnung niedrigere effektive Elastizitätsmodul der Silberpaste. Ein Unterschied zwischen<br />

einzelnen Waferformaten ist <strong>nicht</strong> zu erwarten, da mit steigender Größe auch die Anzahl<br />

der Kontaktfinger zunimmt.<br />

- 76 -


Abb. 44 a) Querschnitt für die Berechnung von Ixx<br />

Berechnungen zum Einbrennprozess<br />

b) Verlauf der Abweichung zwischen der Berechnung von Ixx mit und ohne Kontaktfinger<br />

Ausgehend von diesem Zusammenhang kann man davon ausgehen, dass die Kontaktfinger<br />

keinen signifikanten Einfluss auf die Größe der Verformung haben. Um dies nachzuweisen,<br />

wurde mit dem Schalenmodell die Abkühlungsberechnung für eine 6“ Zelle mit und ohne<br />

Kontaktfinger für unterschiedliche Zelldicken und Waferformate durchgeführt, wobei darauf<br />

geachtet wurde, dass dieselbe Verbiegungsform verglichen wird. Die Ergebnisse sind in Abb.<br />

45 dargestellt. Wie bereits vermutet ist der sich ergebende Fehler in Bezug auf die Verformung<br />

mit max. 2,6 % vernachlässigbar klein, so dass die Modellvereinfachung in Bezug auf<br />

die Verformung zulässig ist und in weiteren Untersuchungen angewendet wird.<br />

Abb. 45 Abweichung zwischen der max. Verformung für Berechnung mit und ohne Kontaktfinger<br />

a) in Abhängigkeit von der Zelldicke, b) in Abhängigkeit vom Zellformat<br />

Für die Betrachtung der Spannungen ist dies nur bedingt richtig. Das globale Spannungsfeld<br />

wird durch die Kontaktfinger kaum beeinflusst, allerdings treten lokal Störungen im Span-<br />

- 77 -


Berechnungen zum Einbrennprozess<br />

nungsverlauf auf. Dies soll durch den in Abb. 46 dargestellten Verlauf der 1. Hauptspannung<br />

σ 1 und der relativen Abweichung σ 1<br />

Δ entlang des Pfades x = 0 veranschaulicht werden. Die<br />

Verformung erfolgt in der gewählten Konfiguration um die y-Achse, so dass die 1. Haupt-<br />

spannung im gewählten Schnitt der Spannung σ xx entspricht. Durch die größere thermische<br />

Ausdehnung der Kontaktfinger, werden im Silizium lokal Druckspannungen erzeugt, die der<br />

Biegespannung entgegen wirken. Hieraus resultieren die Sprünge im Spannungsverlauf, wenn<br />

Kontaktfinger vorhanden sind. Man sieht weiterhin das globale Spannungsfeld, das nur geringfügig<br />

von den Kontaktfingern beeinflusst wird, weshalb der Verlauf der blauen (ohne KF)<br />

und der roten (mit KF) Kurve nahezu deckungsgleich ist. Im vereinfachten Modell werden<br />

zudem immer geringfügig höhere Spannungen berechnet, da die Verformung durch das Fehlen<br />

der Kontaktfinger stets größer ist. In der Darstellung der relativen Abweichung erkennt<br />

man, dass unter den Kontaktfingern bis zu 45 % geringere Spannungen auftreten. Die Abweichung<br />

im globalen Spannungsfeld liegt dabei konstant unter 5 %. Eine quantitative Beurteilung<br />

der dargestellten Spannungen kann nur im Submodell mit gesicherten Materialkennwerten<br />

erfolgen. Aus diesem Grund werden die folgenden Ergebnisse immer bezogen auf das<br />

Ergebnis der Referenzzelle dargestellt.<br />

Abb. 46 Vergleich der berechneten 1. Hauptspannung auf der Oberfläche des Si mit und ohne Kontaktfinger<br />

entlang des Pfades x = 0, 6 Zoll, t_Si: 200 µm, BB_abstand: 90 mm<br />

a) Absolutwerte der Spannung entlang des Pfades<br />

b) rel. Abweichung bezogen auf die Berechnung mit Kontaktfinger<br />

- 78 -


5.3.2 Busbar<br />

Berechnungen zum Einbrennprozess<br />

Der Einfluss der Busbars wird durch eine Veränderung des Busbarabstandes zwischen 40 und<br />

120 mm für eine 6“ Zelle mit einer Siliziumdicke von 200 µm untersucht. Aufgrund der Ver-<br />

zweigungsproblematik ergeben sich wieder unterschiedliche Verbiegungsformen. Dies bestä-<br />

tigt, dass die Busbar eine Ursache für die Problematik ist. Bei gleicher Verbiegungsform hat<br />

der Busbarabstand jedoch keinen wirklichen Einfluss auf das Ergebnis, wie die Darstellung<br />

der maximalen Verformung in Abhängigkeit von der Temperatur zeigt (Abb. 47). Für die gewählte<br />

Geometrie erfolgt zwischen einem Busbarabstand von 80 mm auf 90 mm eine Änderung<br />

der Verformungsrichtung. Die maximale Verbiegung bei Raumtemperatur ist bei der<br />

Verbiegung um die y-Achse etwas größer als bei der Verbiegung um die x-Achse. Der Wechsel<br />

der Verbiegungsrichtung kann durch die Verschiebung der Steifigkeit der Busbar erklärt<br />

werden, so dass bei geringem Busbarabstand die Verformung um die x-Achse (senkrecht zu<br />

den Busbars) begünstigt wird und bei größer werdendem Abstand die Verbiegung um die y-<br />

Achse (parallel zu den Busbars) wahrscheinlicher wird. Da die Spannungsverteilung hauptsächlich<br />

von der Verbiegungsform abhängt, entstehen durch die Verschiebung der Busbar nur<br />

geringfügige Unterschiede in Bezug auf den Maximalwert der Spannung.<br />

Abb. 47 Temperatur-Verformungskurve in Abhängigkeit vom Busbarabstand;<br />

max. Verformung, 6 Zoll, t_Si: 200 µm<br />

- 79 -


5.3.3 Parameter der Metallisierungspasten<br />

Berechnungen zum Einbrennprozess<br />

Die Hauptursache der Zellverbiegung ist der Unterschied in der thermischen Ausdehnung<br />

zwischen Silizium und Aluminiumpaste. Der Verformungsverlauf in Abhängigkeit von der<br />

Temperatur wird von den Werkstoffparametern (E-Modul, Ausdehnungskoeffizient, Fließ-<br />

spannung) und der Schichtdicke der Paste bestimmt. Zur Untersuchung des Einflusses der<br />

einzelnen Komponenten wird die Abkühlberechnung für eine Zelle mit den Referenzabmes-<br />

sungen nach Tabelle 13 durchgeführt.<br />

Abb. 48 Veränderung der Schichtdicke der Pasten, 6 Zoll, t_Si: 200 µm, BB_abstand: 75<br />

a) maximale Verformung in Abhängigkeit von der Temperatur<br />

b) Verschiebung des Randpunktes der Biegeachse in Abhängigkeit von der Temperatur<br />

c) Änderung der max. Verbiegung und 1. Hauptspannung bei Raumtemperatur<br />

Für die Variation der Beschichtungsdicke wird t_Al = t_Ag gesetzt und für 10 bis 30 µm er-<br />

hält man die in Abb. 48 dargestellten Verformungskurven. Für den Verlauf der Verformungs-<br />

kurve bedeutet die Verringerung der Schichtdicke einen flacheren Anstieg und damit wird der<br />

Verzweigungspunkt zu niedrigeren Temperaturen verschoben, und der Bereich, in dem das<br />

Umschlagen in eine bestimmte Richtung erfolgt, wird breiter. Die Temperatur, bei der die<br />

- 80 -


Berechnungen zum Einbrennprozess<br />

Fließgrenze der Paste erreicht ist, wird nur geringfügig von der Schichtdicke beeinflusst. Dies<br />

ist daran zu erkennen, dass der Übergang in die Gerade bei derselben Temperatur erfolgt. Im<br />

Endzustand erhält man die Abnahme der Verbiegung mit abnehmender Schichtdicke als einen<br />

linearen Zusammenhang (vgl. Abb. 48c). Dies folgt direkt aus der Stoney-Näherung (vgl.<br />

2.2). Geht man davon aus, dass bei derselben Temperaturänderung derselbe Spannungszu-<br />

stand in der Paste vorliegt, ist der Krümmungsradius R proportional zu 1 /t . Das bedeutet<br />

mit abnehmender Schichtdicke nimmt der Krümmungsradius zu und als Folge wird die Ver-<br />

biegung geringer. Mit der geringeren Verbiegung nimmt ebenfalls die Spannung in der Zelle<br />

ab, so dass eine Optimierung auf eine geringe Pastendicke bereits seit Jahren erfolgt (Ent-<br />

wicklung von „low-bow“-Pasten /85/). Für die Pastendicke gibt es jedoch bestimmte funkti-<br />

onsbedingte Grenzen, da eine ausreichende Menge vorhanden sein muss um ein geschlosse-<br />

nes BSF zu bilden /6/.<br />

Zur Untersuchung des Einflusses der Werkstoffparameter werden Skalierungsfaktoren einge-<br />

führt, die eine Absenkung oder Erhöhung der Ausgangswerte bewirken oder eine Streuung<br />

wiedergeben können. Ein Faktor fc_alpha von 0,7 bedeutet z.B. eine Verringerung der ther-<br />

mischen Ausdehnung auf 70 % des Ausgangswertes. Die Faktoren gelten gleichberechtigt für<br />

Aluminium- und Silberpaste.<br />

Abb. 49 Veränderung des Ausdehnungskoeffizienten der Pasten bezogen auf die Referenzwerte,<br />

6 Zoll, t_si: 200 µm, BB_abstand: 75<br />

a) maximale Verformung in Abhängigkeit von der Temperatur<br />

b) Verschiebung des Randpunktes der Biegeachse in Abhängigkeit von der Temperatur<br />

Die Veränderungen von Ausdehnungskoeffizient und E-Modul bewirken eine Veränderung<br />

der Spannung in der Paste in Abhängigkeit von der Temperatur (vereinfachter Zusammen-<br />

hang: σ = ⋅ Δα<br />

⋅ ΔT<br />

), so dass das Verformungs-Temperaturverhalten beeinflusst<br />

Paste<br />

E Paste<br />

- 81 -<br />

al


- 82 -<br />

Berechnungen zum Einbrennprozess<br />

wird. Abb. 49a zeigt die max. Verformung in Abhängigkeit von der Temperatur für unter-<br />

schiedliche Werte des Ausdehnungskoeffizienten. Der Faktor 0,7 entspricht einem mittleren<br />

Ausdehnungskoeffizienten von<br />

−6 −1<br />

11, 1 10 K<br />

⋅ und für 1,4 liegt der Wert mit<br />

22, 3⋅ 10 K<br />

−6 −1<br />

nahe der Literaturangabe für reines Aluminium. Eine Vergrößerung des Ausdehnungskoeffi-<br />

zienten erhöht den Anstieg der Temperatur-Verformungskurve und somit führen gleiche<br />

Temperaturänderungen zu größerer Verbiegung. Als Folge wird der Verzweigungspunkt zu<br />

höheren Temperaturen verschoben und der Bereich in dem Umschlagen in eine bestimmte<br />

Richtung erfolgt wird schmaler (Abb. 49b). Die Fließgrenze der Paste wird durch den größeren<br />

Spannungszuwachs in kleineren Temperaturintervallen ebenfalls früher erreicht. Eine<br />

Verringerung des Ausdehnungskoeffizienten hat den gegenläufigen Effekt, wobei nur für die<br />

Verringerung auf 70 % der thermischen Ausdehnung die Fließgrenze der Al-Paste bei Raumtemperatur<br />

<strong>nicht</strong> erreicht wird. Sobald die Fließgrenze überschritten wurde, hängt die Verformung<br />

<strong>nicht</strong> mehr vom Ausdehnungskoeffizienten ab, sondern nur noch von der temperaturbedingten<br />

Zunahme der Fließgrenze mit fallender Temperatur. Die Verbiegungsform ist bei allen<br />

Berechnungen gleich geblieben. Damit bleibt das Spannungsbild bei Raumtemperatur<br />

unverändert, solange eine plastische Deformation erfolgt. Nur der geringste Ausdehnungskoeffizient<br />

und die daraus folgende geringere Verbiegung haben eine geringere Maximalspannung<br />

zur Folge.<br />

Abb. 50 Veränderung des Elastizitätsmoduls der Paste bezogen auf den Ausgangswert<br />

a) maximale Verformung in Abhängigkeit von der Temperatur<br />

b) Verschiebung des Randpunktes der Biegeachse in Abhängigkeit von der Temperatur<br />

Ein analoges Verhalten zeigt sich bei der Veränderung des Elastizitätsmoduls der Paste (Abb.<br />

50). Die gewählten Faktoren decken den Bereich aus den Messungen in Abschnitt 4.2 ab, so<br />

dass der E-Modul zwischen 1,2 und 15,6 GPa liegt. Ein niedriger E-Modul verringert den


Berechnungen zum Einbrennprozess<br />

Anstieg der Kurve und verschiebt die kritische Temperatur zu niedrigeren Werten. Weiterhin<br />

wird der Temperaturbereich in dem das Umklappen in eine bestimmte Richtung erfolgt ver-<br />

breitert. Die niedrige Steifigkeit bedeutet ebenfalls, dass die plastische Deformation der Paste<br />

später oder <strong>nicht</strong> mehr auftritt und somit die Endverformung geringer ist als mit den Aus-<br />

gangswerten. Die Erhöhung des E-Moduls verschiebt die kritische Temperatur zu höheren<br />

Werten (vgl. lokales Maximum der Randverbiegung, Abb. 50b) ebenso wie das Einsetzen der<br />

plastischen Deformation. Die Zunahme der Verformung ist anschließend nur noch abhängig<br />

von der Zunahme der Fließgrenze der Paste mit abnehmender Temperatur. Die Verbiegungsform<br />

ist in allen Fällen gleich geblieben und erfolgte um die x-Achse. Damit gilt wie beim<br />

Ausdehnungskoeffizient, dass sich das Spannungsbild bei Raumtemperatur <strong>nicht</strong> verändert,<br />

solange eine plastische Deformation erfolgt, und somit die Spannung gleich bleibt. Entsprechend<br />

sind die geringeren E-Modul-Werte mit niedrigeren Spannungen verbunden.<br />

Abb. 51 Veränderung der Fließgrenze der Pasten bezogen auf den Ausgangswert<br />

a) maximale Verformung in Abhängigkeit von der Temperatur<br />

b) Änderung der max. Verbiegung und 1. Hauptspannung bei Raumtemperatur<br />

Im Ergebnis besitzen die elastischen Konstanten nur einen Einfluss auf den Endzustand, wenn<br />

die Verformung im elastischen Bereich bleibt. Das dies in der Regel <strong>nicht</strong> der Fall ist, wurde<br />

bereits in Experimenten nachgewiesen (/6/) und macht die effektive Fließspannung zum entscheidenden<br />

Parameter für die Bestimmung des Verformungszustandes nach dem Einbrennprozess.<br />

Beim Erreichen der Fließgrenze werden die darüber hinaus entstehenden Spannungen<br />

in eine plastische Deformation umgesetzt, so dass nur noch eine geringe Zunahme der Verbiegung<br />

der Zelle durch Erhöhung der Fließgrenze mit abnehmender Temperatur erfolgt. Dies<br />

soll mit den in Abb. 51a dargestellten Kurven für unterschiedliche Fließspannungswerte gezeigt<br />

werden. Die Höhe der Fließgrenze hat keinen Einfluss auf den elastischen Teil der Ver-<br />

- 83 -


Berechnungen zum Einbrennprozess<br />

formungskurve und ebenso auf die Lage der kritischen Temperatur. Eine Identifizierung der<br />

Fließgrenze ist durch die Wahl eines elastisch-ideal-plastischen Verhaltens besonders einfach,<br />

da die Verformungs-Temperatur-Kurve in eine Gerade übergeht sobald der vorgegebene Wert<br />

für eine Temperatur erreicht ist. Man erkennt wie durch die Verringerung der Fließgrenze die<br />

Endverformung verringert wird. Der Zusammenhang ist in diesem Fall linear, so dass eine<br />

Halbierung der Fließgrenze eine Halbierung der maximalen Verformung sowie der Spannung<br />

bewirkt (Abb. 51b). Mit zunehmender Fließgrenze nimmt hingegen die Verformung zu, bis ab<br />

einem Faktor von 1,7 die Verformung rein elastisch bleibt und somit der Endzustand nur noch<br />

von den elastischen Kennwerten abhängt.<br />

5.4 Zelldicke und Zellformat<br />

Von besonderem Interesse sind die aus der Verringerung der Zelldicke und einer Veränderung<br />

des Zellformats entstehenden Auswirkungen auf die Zellverbiegung und die 1. Hauptspannung.<br />

Da die Pastenkennwerte in Abhängigkeit vom Einbrennprozess schwanken können sind<br />

die Ergebnisse in Abb. 52 normalisiert bezogen auf die Berechnungsergebnisse der Referenzzelle<br />

dargestellt.<br />

Abb. 52 Veränderung von Verbiegung und Spannung für Veränderung der Zelldicke und des<br />

Zellformat (normiert für 6 Zoll, t_si: 200 µm)<br />

Erwartungsgemäß steigen mit abnehmender Zelldicke (Verringerung des Flächenträgheitsmomentes)<br />

die Verbiegung und die maximale Spannung. Der Zusammenhang ist exponentiell.<br />

Die Halbierung der Zelldicke von 200 µm auf 100 µm bedeutet mit den verwendeten<br />

Parametern eine Erhöhung der Zellverbiegung um den Faktor 4,4 während sich die maximale<br />

Hauptspannung mehr als verdoppelt. Die Bruchwahrscheinlichkeit für Oberflächendefekte<br />

wird hierdurch vergrößert, da die effektive Fläche gleich bleibt.<br />

Die Vergrößerung des Zellformats hat hingegen nur einen kleinen Effekt auf die Spannungen.<br />

Dies kann mit dem theoretischen Zusammenhang aus der linearen Theorie (vgl. 2.2) begrün-<br />

- 84 -


Berechnungen zum Einbrennprozess<br />

det werden, wonach der Krümmungsradius bei gleichmäßiger Beschichtung der Oberfläche<br />

angenähert konstant und damit unabhängig von der Größe der Oberfläche ist. Folglich bleibt,<br />

aufgrund des Zusammenhangs σ ∝ 1/<br />

R , die Spannung annähernd konstant. Die Zunahme der<br />

1. Hauptspannung vom 6 Zoll zum 8 Zoll-Format liegt bei nur 4 %, während die Verbiegung<br />

um 80 % zunimmt.<br />

Neben der überproportionalen Vergrößerung der Zellverbiegung, die Handlingprobleme nach<br />

sich zieht, ist eine Zunahme der Bruchwahrscheinlichkeit in Hinblick auf die Zuverlässigkeit<br />

dünner Zellen zu erwarten. So erhöht sich die Bruchwahrscheinlichkeit von einem geringen<br />

−4<br />

Wert für die 200 µm Zelle von 3,<br />

3⋅10<br />

% auf 5,5 % für eine 100 µm-Zelle. Das bedeutet für<br />

eine Stückzahl von 1 Million, dass von den 200 µm Zellen 3 bis 4 ausfallen würden, während<br />

von den 100 µm Zellen 55000 ausfallen und dies allein aufgrund des Einbrennens ohne die<br />

Berücksichtigung einer äußeren Belastung. Hierdurch zeigt sich die Bedeutung der thermischen<br />

Beanspruchung der Zelle beim Einbrennprozess. Allerdings müssen für exaktere Aussagen<br />

die Pasteneigenschaften genauer bekannt sein und die mechanische Wirkung auf die<br />

Zelle muss systematisch untersucht werden.<br />

5.5 Berechnungen mit dem Submodell<br />

Für die genauere Untersuchung von Details wurde die Submodelltechnik angewendet. Auf der<br />

Grundlage der Verschiebungslösung des vereinfachten Modells ohne Kontaktfinger kann für<br />

einen nahezu beliebigen interessanten Bereich der Zelle eine genauere Lösung mit höherer<br />

Netzfeinheit erzielt werden. Die Demonstration des Berechnungsgangs erfolgt anhand von<br />

zwei Beispielen für eine 6 Zoll Zelle mit einer Dicke von 200 µm. Im ersten Fall wird die<br />

Verbiegung um die y-Achse erzeugt, indem ein Busbarabstand von 90 mm gewählt wird. Im<br />

zweiten Fall wird die Verbiegung um die x-Achse mit einem Busbarabstand von 75 mm untersucht.<br />

Zunächst wird die Verschiebungslösung des Globalmodells erzeugt (Abb. 53a). Aus dem<br />

Spannungsplot der 1. Hauptspannung wird der Bereich identifiziert, in dem die Maximalspannung<br />

auftritt. In diesem Fall sollen die Spannungen an der Busbar untersucht werden, die<br />

zwischen 15 und 18 MPa liegen (Abb. 53b). Bei der Wahl der Schnittkanten ist darauf zu achten,<br />

dass ein Schnitt <strong>nicht</strong> durch einen Kontaktfinger geht. Für das Beispiel wurden die<br />

Schnittkanten: x1 = 35 mm, x2 = 55, y1 = 58, y2 = 78 gewählt. Jetzt kann das Submodell für<br />

diesen Bereich erzeugt werden und aus der bekannten Verschiebungslösung des Globalmodells<br />

werden die Randbedingungen des Submodells an den Schnittkanten ermittelt (Abb. 53c).<br />

- 85 -


Berechnungen zum Einbrennprozess<br />

Die Elementgröße wurde für das Submodell von 2 mm auf 0,4 mm verringert und im Silizium<br />

sind 3 Elemente über die Dicke vorhanden. Nach dem Lösen können zunächst die Verschiebungsplots<br />

für den Submodellbereich verglichen werden, die prinzipiell identisch sein müssen<br />

(Abb. 53d). Abweichungen treten auf, wenn die Schnittkanten <strong>nicht</strong> mit den vorhandenen<br />

Knoten im Globalmodell zusammenfallen und die Freiheitsgrade durch die Elementformfunktionen<br />

interpoliert wurden. Da die Verschiebungsergebnisse übereinstimmen, ist die Freiheitsgradinterpolation<br />

gelungen und das Spannungsergebnis kann ausgewertet werden.<br />

Abb. 53 a) bis e) Ergebnisse der Submodellberechnung für Fall 1 (6 Zoll 200 µm, Verbiegung um<br />

die y-Achse)<br />

f) Orte der Spannungsüberhöhung<br />

g) Bruch einer Solarzelle (Kantenlänge: 156 mm, 180 µm) /89/<br />

In Abb. 53e ist die 1. Hauptspannung dargestellt. Bis auf den Bereich direkt neben der Busbar<br />

liegen die Werte wieder zwischen 15 und 18 MPa. Die Maximalwerte liegen jedoch zwischen<br />

22 und 25 MPa direkt an den Kanten der Busbar. Dieser Effekt ist zum einen darin begründet,<br />

dass an dieser Stelle eine Ecke vorliegt, die eine Spannungsspitze bewirkt. Hinzu kommt ein<br />

Randschichteffekt der durch die Kombination von Schichten mit unterschiedlichen Eigenschaften<br />

entsteht /90/. Die Spannungsüberhöhung an dieser Stelle stellt eine mögliche Ursa-<br />

- 86 -


Berechnungen zum Einbrennprozess<br />

che des Versagens entlang der Busbars dar, wie es von Kohn et al. beobachtet wurde (Abb.<br />

53g, /89/). Weiterhin erkennt man wieder die lokalen Störungen im Spannungsfeld entlang<br />

der Kontaktfinger, wobei an den Rändern ebenfalls Überhöhungen in den Spannungen zu sehen<br />

sind. Für das erhaltene Ergebnis muss nun der Nachweis erbracht werden, dass das Prinzip<br />

von Saint Venant erfüllt ist. Das heißt, es muss gezeigt werden, dass das Spannungsfeld<br />

durch die Randbedingungen an den Schnittkanten <strong>nicht</strong> beeinflusst wird. Hierzu werden die<br />

Spannungen auf Pfaden entlang der Schnittkanten verglichen. Diese sind in Abb. 54 für die<br />

Oberseite der Zelle dargestellt. Es handelt sich um ungemittelte Elementergebnisse, weshalb<br />

Sprünge vorhanden sind. Die Spannungsverläufe für das Submodell an den Schnitten mit x =<br />

konstant zeichnen sich durch eine lokale Veränderung der Spannungen durch den Einfluss der<br />

Kontaktfinger aus, da diese im Globalmodell <strong>nicht</strong> vorhanden sind. Für den Schnitt y = konstant<br />

sind nur Unterschiede aufgrund der größeren Netzfeinheit vorhanden. Unter Berücksichtigung<br />

dieser Zusammenhänge stimmen alle Verläufe gut überein und es kann davon ausgegangen<br />

werden, dass die Wahl der Schnittkanten richtig war und das Ergebnis akzeptiert werden<br />

kann.<br />

Abb. 54 Vergleich der 1. und 3. Hauptspannung für Silizium auf der Oberseite der Zelle entlang der<br />

Schnittkanten für das Submodell<br />

a) Pfaddefinition, b) Spannungen für den Schnitt x = x1,<br />

c) Spannungen für den Schnitt x = x2, d) Spannungen für den Schnitt y = y1<br />

- 87 -


- 88 -<br />

Berechnungen zum Einbrennprozess<br />

Für das Submodell als Teil der Gesamtzelle kann ebenfalls eine Bruchwahrscheinlichkeit<br />

P (Submodell)<br />

bzw. Zuverlässigkeit P ( Submodell)<br />

mit CARES berechnet werden. Auf-<br />

f<br />

S<br />

grund der feineren Vernetzung, vor allem über die Dicke, ist der erhaltene Wert sehr viel ge-<br />

nauer (vgl. 3.5). Da sich die Gesamtzuverlässigkeit der Zelle als Produkt der Zuverlässigkeit<br />

seiner Teilvolumina oder Teilflächen ergibt, kann mit dem Ergebnis des Submodells die Ab-<br />

schätzung für die Bruchwahrscheinlichkeit der Gesamtzelle ( Zelle)<br />

bessert werden:<br />

P in folgender Form ver-<br />

P (Zelle) 1−<br />

P ( Submodell) ⋅ P ( Zelle − Submodell)<br />

(5-1)<br />

f<br />

= S<br />

S<br />

Die Zuverlässigkeit P ( Zelle − Submodell) kann entweder aus dem Ergebnis des Globalmo-<br />

dells mit geringerer Genauigkeit berechnet werden oder es werden weitere Submodelle der<br />

Zelle untersucht und anschließend die Gesamtbruchwahrscheinlichkeit ermittelt. Diese wäre<br />

gegeben durch:<br />

P (Zelle) = 1−<br />

f<br />

N<br />

∏<br />

i=<br />

1<br />

S<br />

P<br />

S<br />

( Submodell i)<br />

f<br />

(5-2)<br />

Im Beispiel liegt die nach (5-1) ermittelte Bruchwahrscheinlichkeit für Oberflächendefekte<br />

−4<br />

−4<br />

bei 3,<br />

4 ⋅ 10 % . Mit dem reinen Globalmodell wurden 2,<br />

9 ⋅10<br />

% bestimmt.<br />

Im zweiten Fall ist das Vorgehen analog. Nachdem die Verschiebungslösung des Globalmo-<br />

dells vorhanden ist (Abb. 55a), wird aus dem Spannungsplot ein interessanter Bereich mit<br />

einer hohen 1. Hauptspannung ermittelt. In diesem Fall ist es die Region mit den Schnittkan-<br />

ten: x1 = 53 mm, x2 = 78, y1 = 0, y2 = 26. Die Spannungen liegen erneut zwischen 15 und<br />

18 MPa (Abb. 55b). Für das Submodell wird die Elementgröße von 2 mm auf 0,5 mm verrin-<br />

gert und im Silizium sind 3 Elemente über die Dicke vorhanden. Als Ergebnis ergibt sich der<br />

in Abb. 55c dargestellte Verlauf der 1. Hauptspannung. Die Maximalwerte steigen auf 18 bis<br />

21 MPa. Wiederum erkennt man die durch die Kontaktfinger hervorgerufenen lokalen Störungen<br />

im Spannungsfeld. Unter den Kontaktfingern sinkt die Spannung ab, während an den<br />

Rändern Überhöhungen auftreten. Der Nachweis für die Einhaltung des Prinzips von Saint<br />

Venant ist in Abb. 55d für die 1. und 3. Hauptspannung im Schnitt x = x1 dargestellt. Größere<br />

Differenzen zwischen den Pfadplots sind erneut nur durch die Kontaktfinger vorhanden. Für<br />

−4<br />

die Bruchwahrscheinlichkeit durch Oberflächendefekte ergibt sich ein Wert von 3,<br />

2 ⋅10<br />

% .<br />

−4<br />

Die Zunahme des Wertes ist im Vergleich zum Globalmodell ( 2,<br />

4 ⋅10<br />

% ) größer als im<br />

vorherigen Beispiel, da in diesem Fall der Submodellbereich mit der höheren Genauigkeit


Berechnungen zum Einbrennprozess<br />

größer ist. Das bedeutet im Globalmodell wird die Bruchwahrscheinlichkeit durch das zu gro-<br />

be Netz unterschätzt.<br />

Abb. 55 Fall 2 Submodellberechnung für die Verbiegung um die y-Achse<br />

a) Verschiebungsergebnis Globalmodell, b) 1. Hauptspannung Globalmodell<br />

c) 1. Hauptspannung Submodell, d) Vergleich der 1. und 3. Hauptspannung für Silizium<br />

auf der Oberseite der Zelle entlang des Schnittes x = x1<br />

5.6 Diskussion der Ergebnisse<br />

Alle vorgestellten Ergebnisse für die Parameteruntersuchung beruhen auf Annahmen zum<br />

qualitativen Verhalten und aus der Literatur abgeleiteten Werten bezüglich der mechanischen<br />

Eigenschaften der Paste. An den Temperatur-Verformungskurven sind die Vereinfachungen<br />

deutlich zu erkennen. Da auf Verfestigungsmechanismen verzichtet und nur linearisierte Temperaturabhängigkeiten<br />

verwendet wurden, geben die berechneten Kurven den tatsächlichen<br />

Verlauf nur stark vereinfacht wieder. Eine Überprüfung der Ergebnisse durch Experimente<br />

und die Kennwertermittlung war im erforderlichen Umfang <strong>nicht</strong> möglich. Aus diesem Grund<br />

sind Angaben zur absoluten Verbiegung, Spannungen und zur Bruchwahrscheinlichkeit unter<br />

diesen Einschränkungen zu betrachten.<br />

Zur Untersuchung der grundlegenden mechanischen Vorgänge während des Einbrennvorgangs<br />

kann das entwickelte Modell jedoch verwendet werden. In Hinblick auf die Anwen-<br />

- 89 -


Berechnungen zum Einbrennprozess<br />

dung der Submodelltechnik wurde gezeigt, dass die Vernachlässigung der Kontaktfinger für<br />

eine ausreichend genaue Verschiebungsberechnung zulässig ist und das globale Spannungsfeld<br />

abgebildet werden kann. Besonders wichtig für die Verformungsberechnung ist die Berücksichtigung<br />

der Lage der Busbars, da diese eine Orientierung der Waferverbiegung verursacht.<br />

Die Herausbildung der Vorzugrichtung ist verbunden mit einer Verzweigungsproblematik.<br />

Diese kann zu unterschiedlichen Verbiegungsformen führen, wenn die Berechnungseinstellungen<br />

verändert werden, im Besonderen die Anzahl der Berechnungsschritte. Durch<br />

gezielte Verringerung der Schrittweite, bei einer kritischen Temperatur, kann die wahrscheinlichste<br />

Verformung bestimmt werden. Die Beachtung der Problematik ist notwendig, da ohne<br />

die richtige Biegefläche die Lage der maximalen Eigenspannungen falsch bestimmt wird.<br />

Der Verformungszustand bei Raumtemperatur ist im Bereich der untersuchten Werkstoffkennwerte<br />

unabhängig von der thermischen Ausdehnung und dem E-Modul, da im Regelfall<br />

bis zum Erreichen von Raumtemperatur eine plastische Deformation der Paste eintritt. Eine<br />

plastische Deformation wird in der Verformungskurve sichtbar durch den Übergang in eine<br />

Gerade bzw. durch eine Änderung des Anstieges. Die Fließgrenze stellt den begrenzenden<br />

Parameter dar, der die Größe der Verformung bei Raumtemperatur bestimmt. Das heißt im<br />

Umkehrschluss, dass es möglich ist auf mehreren Wegen dieselbe Endverformung zu erzeugen,<br />

so dass eine veränderte Temperaturabhängigkeit der elastischen Kennwerte mit einer<br />

bestimmten Kombination aus Fließspannung und Verfestigungsparameter zum selben Ergebnis<br />

führen kann. Daher sollte bei der Beurteilung der Zellverbiegung <strong>nicht</strong> nur der Endzustand<br />

sondern auch der Verlauf der Verformungs-Temperaturkurve betrachtet werden. Für den<br />

Spannungszustand bei Raumtemperatur ist hauptsächlich die Endform nach dem Einbrennprozess<br />

ausschlaggebend und somit wird dieser ebenfalls von der Fließgrenze der Paste bestimmt.<br />

Besonders wichtig bei der Auswertung der Spannungsergebnisse ist die Verwendung<br />

der ungemittelten Elementspannungen, da im Spannungsfeld Sprünge vorhanden sind, die<br />

durch Steifigkeitsänderungen (Busbar, Kontaktfinger) und Änderung der Materialeigenschaften<br />

vorhanden sind. Solche Unstetigkeiten würden bei der Verwendung der gemittelten Knotenspannungen<br />

zu einer falschen Interpretation der Ergebnisse führen. Die größten Zugspannungen<br />

treten an der Waferoberseite auf, während die großflächig beschichtete Rückseite unter<br />

Druckspannungen steht. Die Lage des Maximums ist dabei von der Verbiegungsform abhängig.<br />

Bei der Untersuchung der Verminderung der Zelldicke wurde eine deutliche Zunahme der<br />

Eigenspannungen im Vergleich zur Referenzzelle (6 Zoll, 200 µm) festgestellt. Bei der Reduzierung<br />

auf 120 µm und weniger steigt die maximale Spannung auf mehr als das Doppelte an<br />

- 90 -


Berechnungen zum Einbrennprozess<br />

und die Verbiegung verdreifacht sich. Aus diesen Ergebnissen folgt eine deutlich erhöhte<br />

Bruchwahrscheinlichkeit dünner Zellen. Allein aufgrund des Eigenspannungszustands steigt<br />

−4<br />

die Bruchwahrscheinlichkeit von einem geringen Wert ( 3,<br />

3⋅10<br />

% ) auf über 5 % an. Hierbei<br />

handelt es sich um Bruchwahrscheinlichkeiten aufgrund von Oberflächendefekten, die sehr<br />

viel höher sind als die Bruchwahrscheinlichkeiten durch Volumendefekte. Bei dieser Berech-<br />

nung wird allerdings von den gleichen charakteristischen Bruchwerten ausgegangen, so dass<br />

ein Größeneffekt des Materials unberücksichtigt bleibt.<br />

Die Anwendung der Submodelltechnik wurde für zwei Beispiele demonstriert. Mit dieser<br />

Methode ist es möglich genauere Spannungsergebnisse in bestimmten Regionen der Zelle zu<br />

erzielen. Hierbei zeigt sich, dass an den Rändern der Busbar und an Kontaktfingern Span-<br />

nungsüberhöhungen entstehen. Diese sind zum einen durch die geometrische Vereinfachun-<br />

gen bedingt, da die Finger und die Busbar im Modell scharfe Ecken besitzen und damit eine<br />

Kerbwirkung hervorrufen, die so <strong>nicht</strong> vorhanden ist. Die Spannungsspitzen können zusätz-<br />

lich in Verbindung mit einem Randschichteffekt gebracht werden, der eine mögliche<br />

Versagensursache in diesen Bereichen darstellt. Die Untersuchung dieser Bereiche kann mit<br />

dem Submodell erfolgen, wenn ein Rissursprung bei experimentellen Beobachtungen vermu-<br />

tet wird. Die genaue Kenntnis der Pasteneigenschaften ist dabei eine grundlegende Vorausset-<br />

zung, damit mit dem entwickelten Modell die inneren Spannungen, die durch das Einbrennen<br />

hervorgerufen werden, richtig abgebildet werden und Aussagen zur Bruchwahrscheinlichkeit<br />

gemacht werden können. Aus diesem Grund ist die Entwicklung eines Charakterisierungsver-<br />

fahrens für die Metallisierungspasten dringend erforderlich um weitere Einblicke in das me-<br />

chanische Verhalten der Solarzelle zu erhalten. Eine weitere Anwendung des Modells wäre<br />

die Berechnung der notwendigen Temperatur für eine Unterkühlung, die zur Verringerung der<br />

Verbiegung und damit des Eigenspannungszustand genutzt werden könnte (vgl. 2.4).<br />

- 91 -


6 FE-Modell der eingebetteten Solarzelle<br />

FE-Modell der eingebetteten Solarzelle<br />

Die Berechnung eines Moduls mit sämtlichen Details angefangen bei Glasscheibe und Einbet-<br />

tungsfolie bis hin zur Zelle mit den Zellverbindern ist unpraktikabel und rechentechnisch äu-<br />

ßerst aufwändig. Es wird deshalb wieder auf das Submodellkonzept zurückgegriffen. Des<br />

Weiteren wird kein komplettes Modul berechnet, sondern nur ein laminierter Zellstring. Zu-<br />

nächst muss ein vereinfachtes Globalmodell aufgebaut werden, das eine ausreichend genaue<br />

Verschiebungslösung für ein Submodell liefert, in dem die Details abgebildet werden können.<br />

Auf Basis dieser Lösung können in interessanten Bereichen die Spannungen in der Zelle be-<br />

rechnet werden.<br />

Abb. 56 Foto, laminierter String /91/<br />

6.1 Allgemeine Angaben und Methodik<br />

Von den Belastungen für die Zellen, die in Abschnitt 2.1.6 und 2.1.7 vorgestellt wurden, wer-<br />

den nur die in Tabelle 15 aufgeführten Lastfälle untersucht. Lastfall 1 berechnet hierbei die<br />

Änderung des Eigenspannungszustandes durch den Laminierprozess, der in jede Berechnung<br />

eingeht, in der die Eigenspannungen berücksichtigt werden sollen. Die Übertragung der Ei-<br />

genspannungen aus dem Einbrennprozess konnte aus programmtechnischen Gründen <strong>nicht</strong><br />

realisiert werden, weshalb diese zunächst unberücksichtigt bleiben. Die Lastfälle 2 und 3 ent-<br />

sprechen den Normprüfungen.<br />

Tabelle 15: Lastfälle<br />

Lastfall Bezeichnung Beschreibung<br />

1 Laminierung Abkühlen von 150 °C auf 20 °C<br />

2 TCT Abkühlen von 20 °C auf -40 °C, Erwärmen<br />

auf +85 °C, Abkühlen auf 20 °C<br />

3 Mechanische Last 2400 Pa als Druck auf die Frontscheibe,<br />

Fest/Loslagerung, für verschiedene Temperaturen<br />

- 92 -


FE-Modell der eingebetteten Solarzelle<br />

Der Berechnungsgang ist in Abb. 57 schematisch dargestellt. Die Freiheitsgradinterpolation<br />

muss für jeden Lastfall einzeln durchgeführt werden, während die Geometrie und Schnittkanten<br />

am Submodell gleich bleiben. Das Ergebnis des Globalmodells kann dabei ohne weiteres<br />

für mehrere Submodelle verwendet werden, wenn z.B. die Belastung an einer anderen Stelle<br />

untersucht werden soll.<br />

Abb. 57 Schema des Ablaufs einer Berechnung<br />

Für die Berechnungen gilt die Annahme, dass die thermische Dehnung aller Schichten bei der<br />

Laminiertemperatur Null ist. Das bedeutet es sind keine Vorspannungen durch den Lötprozess<br />

oder das Einbrennen vorhanden. Wie in 2.1.6 aufgezeigt wurde, erfolgen vor dem Laminieren<br />

bereits eine Reihe von Temperaturwechseln. Aufgrund der Starttemperatur wird ein Teil dieser<br />

thermischen Spannungen zwischen den Schichten erzeugt. Der zeitliche Verlauf der Temperaturänderung<br />

soll hierbei keinen Einfluss auf das Endergebnis besitzen. Dies ist ebenfalls<br />

nur bedingt richtig, da ein bei Abkühlung auftretendes Temperaturgefälle eine zusätzliche<br />

Verwölbung des Laminates bewirken kann. Die Verformungen sollen im Rahmen des Prozesses<br />

klein bleiben, so dass die Anwendung der linearen Theorie möglich ist. Als Materialkennwerte<br />

werden die in Anlage A3 aufgeführten Daten verwendet.<br />

- 93 -


6.2 Globalmodell<br />

FE-Modell der eingebetteten Solarzelle<br />

Das Globalmodell liefert die Verschiebungslösung für die Schnittflächen im Submodell. Von<br />

der Güte dieser Lösung hängt in hohem Maße die mögliche Genauigkeit im Submodell ab.<br />

Das Modell erlaubt eine vergleichende Betrachtung zwischen unterschiedlichen Parametern<br />

des Zellstrings und der hervorgerufenen Verformung. Die Bewertung von Spannungen in der<br />

Zelle ist mit diesem Modell in der Regel nur qualitativ möglich.<br />

In Abb. 58 ist der Aufbau des Globalmodells schematisch dargestellt. Aufgrund der Größe<br />

eines kompletten Zellstrings ist eine Reihe von Vereinfachungen notwendig um ein praktikables<br />

Berechnungsmodell zu erhalten. Aus diesem Grund wird der Zellstring, der die Zelle und<br />

die Zellverbinder enthält, durch Schichtelemente wiedergegeben, so dass eine effektive Steifigkeit<br />

abgebildet wird und das unterschiedliche Ausdehnungsverhalten der Komponenten<br />

erhalten bleibt (Abb. 58a). Es wird davon ausgegangen, dass die Folie sich der Geometrie des<br />

Strings anpasst und diesen vollständig umschließt. Da der Zellverbinder sich auf bzw. unter<br />

den Zellen befindet ist es notwendig in diesem Bereich zusätzliche Schichtelemente zu verwenden,<br />

die einen Teil der Folie enthalten. Der Stringbereich beinhaltet die in den Schnitten<br />

der Abb. 58b dargestellten geometrischen Teilbereiche mit den jeweiligen Materialeigenschaften.<br />

Der Übergang des Zellverbinders von einer Zelle zur nächsten kann, wie in Abb.<br />

58c dargestellt, in verschiedenen Vereinfachungsstufen erfolgen. Die erste aufgezeigte Möglichkeit<br />

ist berechnungstechnisch aufwändiger, da das lokale Verformungsverhalten etwas<br />

genauer erfasst wird und es sind mehr Iterationen notwendig. Das Verschiebungsergebnis<br />

verändert sich dabei aber nur unwesentlich gegenüber der Darstellung als gerader Verbinder.<br />

Aufgrund der tatsächlichen Form des Übergangs zwischen den Zellen durch den Zellverbinder<br />

ist, bezogen auf dieses Detail, streng genommen keine Viertelsymmetrie vorhanden. Das<br />

Gesamtsystem verformt sich dennoch weitgehend symmetrisch, so dass hier zur Einsparung<br />

von Elementen und damit Rechenzeit eine entsprechende Vereinfachung getroffen wird. Die<br />

Zelle mit dem Zellverbinder stellt hierbei ein sich wiederholendes Muster dar, so dass eine<br />

beliebige Anzahl von Zellen möglich ist und sich durch den Wechsel von gerader und ungerader<br />

Zellanzahl nur die Lage der Symmetrieebene für x = 0 ändert.<br />

Zur Realisierung werden 20 Knoten-Volumenelemente vom Typ SOLID186 mit der Schichtoption<br />

verwendet. Für die Einbettungsfolie wird derselbe Elementtyp ohne die Schichtoption<br />

verwendet. Dies soll die richtige Abbildung der Schubdeformation durch die Folie gewährleisten.<br />

Die Front- und Rückseite werden durch 8 Knoten-Schalenelemente vom Typ<br />

SHELL281 nachgebildet, deren Knoten so verschoben werden, dass sie mit denen der Elemente<br />

der Einbettungsfolie verbunden werden können. Das Vorgehen ist analog zum Zellmo-<br />

- 94 -


FE-Modell der eingebetteten Solarzelle<br />

dell. Für eine orientierende Lösung können die genannten Elementtypen durch die korrespon-<br />

dierenden linearen Elemente ersetzt werden.<br />

Abb. 58 a) Globalmodell (Seitenansicht)<br />

b) Globalmodell, Schnitt durch den Stringbereich, Ansicht von oben<br />

c) Vereinfachungsformen des Zellverbinders, Seitenansicht<br />

- 95 -


6.3 Submodelle<br />

FE-Modell der eingebetteten Solarzelle<br />

In der Einleitung wurde bereits aufgezeigt, wie die Ergebnisse des Globalmodells in eine<br />

Submodellrechnung einfließen. Je nach Belastung können sich unterschiedliche interessante<br />

Bereiche ergeben, die näher untersucht werden müssen. In Abb. 59 sind die verwendeten<br />

Submodelle mit ihrer Positionierung im Globalmodell dargestellt. Folgende Bereiche wurden<br />

definiert:<br />

• Bereiche um den Zellverbinder (Lötkontakt, Submodell 1 und 2)<br />

• Zelle mit Busbar und aufgelötetem Lötband (Submodell 3)<br />

• Ecken und Rand der Zelle (Submodell 4 bis 6)<br />

Abb. 59 Lage der verwendeten Submodelle mit Querschnitten durch das Laminat<br />

Jedes Submodell wird mit 20 Knoten-Volumenelementen vom Typ SOLID186 aufgebaut.<br />

Über die Höhe sind für das Silizium mindestens 2 Elemente vorgesehen, während für die an-<br />

deren Schichten ein Element als ausreichend genau angesehen wird. Der Zellverbinder wird<br />

mit Splines erstellt um eine möglichst gute Wiedergabe der Form zu erzielen.<br />

- 96 -


7 Sensitivitäten<br />

Sensitivitäten<br />

In diesem Abschnitt sollen Auswirkungen, die durch die Änderung ausgewählter Parameter<br />

für die Belastung der eingebetteten Zelle entstehen, aufgezeigt und diskutiert werden. Zunächst<br />

werden mechanische Lasten und thermisch induzierte Lasten getrennt voneinander<br />

untersucht. Anschließend wird die Kopplung beider Teilvorgänge behandelt. Durch dieses<br />

Vorgehen ist es möglich die Wirkung der einzelnen Belastungen besser zu analysieren und zu<br />

beurteilen. Für die Parameteruntersuchung ist es zweckmäßig eine Referenz zu definieren und<br />

bestimmte Ergebnisse für den Vergleich auszuwählen (vgl. Abb. 60). Diese können sich je<br />

nach Lastfall ändern. Als Vergleichsergebnisse für die mechanische Belastung sind folgende<br />

Größen interessant:<br />

• Mittendurchbiegung des Strings (u_mitte)<br />

• Max. 1. Hauptspannung in der Mitte der mittleren Zelle (s1_rand)<br />

• Spannungen am Zellverbinder (s1_band)<br />

Für die thermische Belastung sind dies:<br />

• Verschiebungen an der Ecke der Glasscheibe (u_rand), zur Beschreibung der Verwölbung<br />

wird die Vertikalverschiebung genutzt (uz_rand)<br />

• Verschiebung der Zellenden (u2, u1)<br />

• Veränderung des Zellabstandes ( Δ u= u1− u2)<br />

• Max. 1. Hauptspannung (s1_max)<br />

Abb. 60 Definition der Auswerteparameter für die Sensitivitätsstudie<br />

Für die Auswertung der Spannungen sind in der Regel die Submodelle der jeweiligen Region<br />

notwendig. Als Referenz für eine vergleichende Betrachtung soll ein laminierter String mit<br />

den in Tabelle 16 angegebenen Parametern dienen.<br />

- 97 -


Tabelle 16: Parameter des Referenzlaminats<br />

Zellanzahl 3<br />

Zellgröße 6 Zoll (156 x 156 mm, 200 µm)<br />

Abstand der Zellen im Verbund 2 mm<br />

Frontabdeckung Glas 3 mm<br />

Einbettungsmaterial EVA 0,4 mm<br />

Rückseitenmaterial Tedlar-Polyester-Tedlar-Folienverbund 0,1 mm<br />

Abmessungen 493 x 162 x 4,15 mm<br />

7.1 Mechanische Belastung<br />

Sensitivitäten<br />

In diesem Abschnitt wird die Belastung der eingebetteten Zellen losgelöst von den thermi-<br />

schen Spannungen für eine Flächenlast von 2400 Pa untersucht. Es werden die Auswirkungen<br />

dargestellt, die sich durch eine Veränderung der Zelldicke, der Polymerdicke und der Steifigkeit<br />

des Polymers ergeben. Die Steifigkeitsänderung der Folie wird durch Veränderung der<br />

Temperatur zwischen -40 und +60 °C hervorgerufen. Dem Polymer liegen dabei die in Anlage<br />

A3 aufgeführten Kennwerte des EVA zugrunde. Für die Parameterstudien wird ein Laminat<br />

aus drei Zellen (156 x 156 mm²) mit einer 3 mm Glasscheibe und 100 µm Rückseitenfolie<br />

verwendet. Die Lagerung erfolgt idealisiert als Schneidenlager an der Glasscheibe, so dass<br />

das Verformungsergebnis mit Hilfe der Balkentheorie nachvollzogen werden kann (vgl. Abb.<br />

61). Die Belastung ist hierbei so gewählt, dass sich die Zellen auf der Zugseite des Laminates<br />

befinden und die mittlere Zelle aufgrund des maximalen Biegemomentes die maximale Belastung<br />

erfährt.<br />

7.1.1 Zelldicke<br />

Abb. 61 Schema der Lagerung für die mechanische Belastung<br />

Für diese Untersuchung wurde die Zelldicke zwischen 120 und 200 µm variiert und eine konstante<br />

Dicke der Polymerlage von 0,4 mm verwendet. In Abb. 62a ist die max. Verformung<br />

des Laminats bezogen auf die Referenz mit einer 200 µm Zelle bei 20 °C in Abhängigkeit von<br />

der Prüftemperatur dargestellt. Man erkennt, dass mit steigender Temperatur durch die Ab-<br />

- 98 -


Sensitivitäten<br />

nahme der Polymersteifigkeit die Verbiegung größer wird. Bei höheren Temperaturen nähern<br />

sich die Verbiegungsergebnisse an, so dass jetzt hauptsächlich die Tragfähigkeit der Glas-<br />

scheibe von Bedeutung ist. Mit abnehmender Temperatur nimmt der Elastizitätsmodul des<br />

EVA durch Erreichen des Glasübergangs deutlich zu, wodurch die Übertragung von Schub-<br />

spannungen zu den Zellen zunimmt und somit deren Steifigkeit zum Tragverhalten der Struk-<br />

tur stärker herangezogen wird ( ESi ≅ 2 , 3⋅<br />

EGlas<br />

).<br />

Abb. 62 a) max. Laminatverbiegung normiert auf t_si: 200 µm und 20 °C<br />

b) qualitative Darstellung des Dehnungs- und Spannungsverlaufs in der Laminatmitte<br />

c) Durchbiegung des Laminates (t_si: 200 µm, 20 °C)<br />

d) Horizontalverschiebung von Glasscheibe (oben) und String (unten) (t_si: 200 µm, 20 °C)<br />

- 99 -


Sensitivitäten<br />

Der Einfluss der Zellen ist trotz der geringen Dicke <strong>nicht</strong> vernachlässigbar, wie der Vergleich<br />

zum Berechnungsergebnis ohne eingebettete Zellen zeigt, wobei die gleiche Laminatdicke<br />

wie bei der Referenz vorliegt (orange Kurve). Die Verformung der reinen Glassscheibe ist im<br />

Vergleich hierzu nur noch ein wenig größer (0,3 %). Das heißt die Folie an sich beeinflusst<br />

die Verformung nur in sehr geringem Maße, da der Elastizitätsmodul im Vergleich zum Glas<br />

und den Zellen mindestens um den Faktor 1000 geringer ist. Entscheidend ist die Steifigkeit<br />

der Verbindung, die die Folie zu den Zellen herstellt. So erfolgt bei -40 °C für die 200 µm<br />

Zelle eine Verringerung der Durchbiegung um ca. 17 % gegenüber Raumtemperatur, während<br />

es bei der 120 µm Zelle 8 % sind. Unterhalb von -20 °C ist der Steifigkeitszuwachs der Folie<br />

nur noch gering, so dass sich die Verformung <strong>nicht</strong> mehr signifikant verändert. Durch die<br />

Verringerung der Zelldicke wird die Verbiegung größer, da ein steifer Anteil der Struktur<br />

abnimmt. Die Anwendung der Verbundbalkentheorie mit konstanter Dehnung über die Höhe<br />

(gestrichelte Linie in Abb. 62b) ist für den vorliegenden Aufbau <strong>nicht</strong> möglich, da der geringe<br />

Schubmodul der Folie eine deutliche Schubdeformation zulässt, so dass sich die eingebetteten<br />

Zellen gegenüber der Glasscheibe verschieben können (vgl. Abb. 62b bis d).<br />

Durch die stärkere Ankopplung der Zellen bei niedrigen Temperaturen erfolgt die in Abb. 63a<br />

dargestellte Zunahme der 1. Hauptspannung in der Zelle um 49 % bei der 200 µm Zelle und<br />

bis zu 80 % bei der 120 µm Zelle beim Vergleich von 20 °C und -40 °C. Aus dieser Darstel-<br />

lung erkennt man ebenso die Entkopplung der Zellen von der Struktur, wenn sich die Poly-<br />

mersteifigkeit bei steigender Temperatur verringert, da nun das Abgleiten durch den verrin-<br />

gerten Schubmodul einfacher erfolgen kann. Die maximale Spannung in der 200 µm Zelle<br />

geht auf 54 % gegenüber Raumtemperatur zurück, wenn die Temperatur 60 °C beträgt. Eben-<br />

falls erkennbar ist die Zunahme der Belastung auf die Zelle, wenn deren Dicke verringert<br />

wird. Dieses Verhalten kann auf das verringerte Widerstandsmoment und die größere Verformung<br />

zurückgeführt werden. Bei jeder untersuchten Temperatur ist die Belastung der dünneren<br />

Zellen bezogen auf die 200 µm Zelle höher. Bei Raumtemperatur ist z.B. die Spannung<br />

um 29 % höher, wenn die 120 µm Zelle mit der 200 µm Zelle verglichen wird. Wie in der<br />

Darstellung der 1. Hauptspannung in Abb. 63b und c zu sehen ist, liegen die Zellen vollständig<br />

auf der Zugseite des Laminates, weshalb sowohl auf der Ober- als auch Unterseite Zugspannungen<br />

auftreten. Der Maximalwert der Spannung liegt entsprechend dem maximalen<br />

Biegemoment in der mittleren Zelle. Auffällig ist, dass sich an den Zellübergängen die Spannungen<br />

verringern. An diesen Stellen ist hauptsächlich das Folienmaterial vorhanden, womit<br />

die Struktur lokal geschwächt ist. An diesen Stellen können die Zellen der Belastung ausweichen,<br />

die durch die Folie übertragen wird, weshalb die Spannung abnimmt. Das heißt an den<br />

- 100 -


Sensitivitäten<br />

Zellenden kann die Verschiebung der Zellen relativ ungehindert ausgeführt werden. Dies trifft<br />

<strong>nicht</strong> auf den Bereich zu, in dem sich der Zellverbinder befindet. Dieser verhindert die Bewe-<br />

gung der äußeren Zellen relativ zur mittleren Zelle, so dass hier lokal erhöhte Spannungen<br />

auftreten können, die größer als in der Zellmitte sein können. In Abb. 62a ist die maximale<br />

Verformung ohne Zellverbinder für die Referenz enthalten. Man erkennt, dass ein Einfluss<br />

vorhanden ist, jedoch keine signifikante Änderung des Verhaltens auftritt. Dies gilt ebenso für<br />

die Spannungen in der Zellmitte, wobei die lokalen Spannungsspitzen an den Zellübergängen<br />

verschwinden.<br />

Abb. 63 a) Veränderung der 1. Hauptspannung in der mittleren Zelle normiert auf t_si: 200 µm, 20 °C<br />

b) 1. Hauptspannung der Zellen (t_si: 200 µm, 20 °C), Ansicht von oben<br />

c) 1. Hauptspannung der Zellen (t_si: 200 µm, 20 °C), Ansicht von unten<br />

Abb. 64 zeigt das Berechnungsergebnis für die Spannungen am Zellverbinder aus den Submodellen.<br />

Man erkennt, dass die qualitative Abbildung des Spannungsverlaufs bereits im<br />

Globalmodell sehr gut ist. Ebenso wird die Größenordnung des Zahlenwertes unter Berücksichtigung<br />

der groben Vernetzung und der Vereinfachungen schon gut erreicht. Die genauere<br />

Modellierung des Zellverbinders und die feinere Vernetzung ermöglicht jedoch eine genauere<br />

Einschätzung der Belastung. Zum einen entsteht eine Beanspruchung in Längsrichtung auf<br />

der Seite der Zelle, auf die der Zellverbinder gelötet wird. Im Submodell 1 ist das die Obersei-<br />

- 101 -


Sensitivitäten<br />

te und im Submodell 2 die Unterseite (vgl. Abb. 64d, e). Diese Spannung entsteht als Reakti-<br />

on auf den Zug, den der Zellverbinder erfährt, da die innere Zelle die Bewegung der äußeren<br />

behindert. Auf der jeweils gegenüberliegenden Seite entsteht durch die Verbiegung der Zelle<br />

eine Spannung in y-Richtung in der Nähe der Zellkante (vgl. Abb. 64c, f). Die Spannungs-<br />

komponenten der Ebene können Anhang A4 entnommen werden. Im Vergleich der beiden<br />

Submodelle ergibt sich die höchste Beanspruchung immer in der mittleren Zelle. Der Trend<br />

für die Veränderung der Spannungen bei abnehmender Zelldicke in diesem Detail ist dabei<br />

derselbe, wie in der Zellmitte.<br />

Abb. 64 Spannungen am Zellübergang für Referenzlaminat (t_si: 200 µm, 20 °C)<br />

a) 1. Hauptspannung, Globalmodell, Ansicht von unten<br />

b) Vernetzung der Submodelle<br />

c) 1. Hauptspannung, Submodell 1: äußere Zelle, Ansicht von unten<br />

d) 1. Hauptspannung, Submodell 1: äußere Zelle, Ansicht von oben<br />

e) 1. Hauptspannung, Submodell 2: mittlere Zelle, Ansicht von unten<br />

f) 1. Hauptspannung, Submodell 2: mittlere Zelle, Ansicht von oben<br />

- 102 -


7.1.2 Polymerdicke<br />

Sensitivitäten<br />

Zur Untersuchung des Einflusses der Polymerdicke erfolgt eine Variation zwischen 0,3 und<br />

0,8 mm, wobei die Zelldicke bei 200 µm liegt. Wie in Abb. 65a zu erkennen ist, hat eine ge-<br />

ringe Polymerdicke bei niedrigen Temperaturen eine größere Durchbiegung zur Folge, wäh-<br />

rend bei höheren Temperaturen die Durchbiegung abnimmt. Eine Vergrößerung der Polymerdicke<br />

hat den entgegengesetzten Effekt. Zwischen 0 und 20 °C ist nur ein geringer Unterschied<br />

zwischen den einzelnen Ergebnissen zu erkennen.<br />

Abb. 65 a) max. Laminatverbiegung normiert auf t_eva: 0,4 mm und 20 °C<br />

b) qualitativer Dehnungsverlauf über die Laminathöhe (durchgezogene Linie) mit Veränderung<br />

bei geringerer Foliedicke (gestrichelte Linie)<br />

c) Durchbiegung des Laminates bei -40 °C (t_si: 200 µm, t_eva: 0,8 mm)<br />

d) Durchbiegung des Laminates bei 60 °C (t_si: 200 µm, t_eva: 0,8 mm)<br />

Zur Erklärung dieses Verhaltens müssen zwei Mechanismen berücksichtigt werden. Zum einen<br />

wird durch die Veränderung der Polymerdicke das Flächenträgheitsmoment I variiert.<br />

Hierbei wird der Abstand der Zellen von der neutralen Faser erhöht. Oberhalb von Raumtemperatur<br />

ist dieser Effekt aufgrund des geringen Elastizitätsmoduls <strong>nicht</strong> dominant, so dass die<br />

Wirkung auf die Biegesteifigkeit EI nur gering ist. Des Weiteren wird durch die Folie Schub<br />

auf den Zellstring übertragen, wodurch die Zugsteifigkeit des Zellstrings für die effektive Bie-<br />

- 103 -


Sensitivitäten<br />

gesteifigkeit herangezogen wird. Der Schubverbund ist stärker ausgeprägt, wenn die Schicht-<br />

dicke gering ist, da sich bei gleichem Gleitwinkel eine geringere Abgleitung des Zellstrings<br />

gegenüber der Glasscheibe einstellen kann (vgl. Abb. 65b). Auf Grundlage dieser Überlegun-<br />

gen ist oberhalb von 20 °C die Schubübertragung zwischen dem Glas und den Zellen über die<br />

Polymerfolie ausschlaggebend. Unterhalb von 0 °C ist diese Wirkung durch die Steifigkeitszunahme<br />

im Glasübergang stärker ausgeprägt und wird nun durch die Zunahme der Biegesteifigkeit<br />

ergänzt, wodurch sich das Laminat mehr der Verbundbalkentheorie annähert. In Abb.<br />

65c und d ist dargestellt, wie groß die Variation der Durchbiegung zwischen den beiden Extremtemperaturen<br />

für die größte Polymerdicke von 0,8 mm ist. Die Verformungsbilder sind<br />

nahezu identisch, während sich der Maximalwert bei 60 °C um 52 % gegenüber -40 °C erhöht.<br />

Damit folgt, dass besonders in Laminaten mit dicken Folienschichten eine große Variation<br />

der Verformung in Abhängigkeit von der Prüftemperatur auftreten kann.<br />

Abb. 66 Veränderung der 1. Hauptspannung in der mittleren Zelle normiert für t_eva: 0.4 mm, 20 °C<br />

In Abb. 66 kann man erkennen, dass sich die Vergrößerung der Foliendicke in einer verringerten<br />

Belastung der Zellen äußert. Für die 0,8 mm Folie ergibt sich bei 20 °C eine Verringerung<br />

der Spannung um 20 % gegenüber der Referenz. Dieses Verhalten kann auf die verringerte<br />

Verbundwirkung zurückgeführt werden. Oberhalb von 20 °C nimmt der übertragbare<br />

Schub durch die Verringerung des Schubmoduls der Folie ab, so dass sich die Spannungen in<br />

den Zellen weiter verringern. Unterhalb von 20 °C wird durch die Erhöhung der Foliensteifigkeit<br />

eine höhere Belastung auf die Zellen übertragen und die Sensitivität auf die Foliendicke<br />

verringert sich, wobei sich weiterhin die dünnste Folie als besonders schädlich erweist.<br />

Hierbei sind zwischen 45 und 48 % höhere Spannungen gegenüber Raumtemperatur vorhanden.<br />

In Abb. 67 sind die Spannungsplots für die größte und die kleinste Polymerdicke für drei<br />

- 104 -


Sensitivitäten<br />

Temperaturen gegenübergestellt. Man sieht, dass mit der dünneren Folie die Belastung der<br />

Zellen deutlich zunimmt. Bei der dünnen Folie ist die Entlastung der Zellen am Zellübergang<br />

ebenfalls geringer, so dass die äußeren Zellen ebenfalls höher belastet sind. Bei der dickeren<br />

Folie treten, aufgrund der insgesamt niedrigeren Spannung, die Bereiche um den Zellverbinder<br />

mit den lokal erhöhten Werten stärker in den Vordergrund.<br />

Abb. 67 1. Hauptspannung im Silizium für T = 60 °C, 20 °C und -40 °C, Ansicht von unten<br />

a) t_eva: 0.8 mm; b) t_eva: 0,3 mm<br />

Auf der Grundlage der durchgeführten mechanischen Simulationen wurde festgestellt, dass<br />

keine direkte Verbindung zwischen erhöhter Durchbiegung des Laminats und Belastung der<br />

Zellen aufgestellt werden, wenn die Schichtdicke des Polymers verändert wird. Oberhalb von<br />

Raumtemperatur weisen die Zellen in den Laminaten mit hoher Durchbiegung geringere<br />

Spannungen auf. Für die Veränderung der Zelldicke, bei gleichbleibender Foliendicke, ist die<br />

Folgerung, dass aus größerer Durchbiegung eine höhere Spannung folgt, zutreffend. Die Belastung<br />

der Zellen wird durch die Übertragung von Schubspannungen durch die Folie hervorgerufen.<br />

Aus diesem Grund sind dickere Folien vorzuziehen da sie eine größere relative Verschiebung<br />

der Zellen gegenüber dem Glas zulassen und somit die Zellen von der äußeren Last<br />

- 105 -


Sensitivitäten<br />

entkoppeln. Durch die Nichtberücksichtigung von Kriechvorgängen werden Relaxationsvor-<br />

gänge in der Folie vernachlässigt, die den Spannungszustand in den Zellen verringern können.<br />

Somit ist davon auszugehen, dass die berechneten Spannungen höher ausfallen als in Versuchen.<br />

In aktuellen Experimenten ist allerdings vor allem unterhalb von Raumtemperatur nur<br />

eine relativ geringere Kriechneigung von EVA festgestellt worden /92/.<br />

7.2 Thermische Belastung<br />

Im Folgenden werden die Belastungen der Zellen untersucht, die durch das Abkühlen von<br />

Laminiertemperatur und das Durchführen der Temperaturwechselprüfung verursacht werden.<br />

Hierfür werden die in Abb. 68 aufgeführten Temperaturschritte berechnet. Für die Untersuchung<br />

der reinen Temperaturbelastung wird als Festpunkt der Knoten gewählt, der auf der<br />

Unterseite der Glasscheibe in der Mitte liegt.<br />

7.2.1 Referenzergebnis<br />

Abb. 68 Schema der durchzuführenden Berechnungsschritte<br />

Im Gegensatz zur rein mechanischen Betrachtung ist das Verformungsverhalten der einbetteten<br />

Zellen unter Temperaturbelastung weitaus komplexer, wodurch es notwendig ist, vor der<br />

Parameteruntersuchung das Verhalten des Referenzstrings ausführlich darzustellen. In Abb.<br />

69 ist die Verwölbung der Glasscheibe in Abhängigkeit von der Temperatur dargestellt. Man<br />

erkennt, dass oberhalb von 60 °C die Verwölbung relativ gering ist, da das unterschiedliche<br />

Schrumpfungsverhalten von Silizium und Glas durch die geringe Steifigkeit der Folie ausgeglichen<br />

werden kann. Durch die Zunahme der Steifigkeit werden die Zellen unter 60 °C stärker<br />

an die Glasscheibe gekoppelt und aufgrund der größeren Schrumpfung von Glas gegenüber<br />

Silizium erfolgt die Verbiegung in Richtung der Frontseite, die bis zum Erreichen des<br />

- 106 -


Sensitivitäten<br />

Glasübergangs stetig zunimmt. Im Glasübergang ist der Verbiegungszuwachs geringer und<br />

kann sogar zurückgehen. Dieser Effekt ist mit dem starken Zuwachs der Foliensteifigkeit im<br />

Glasübergangsbereich verbunden, so dass die Schrumpfung der Folie der Verbiegung in Rich-<br />

tung der Frontscheibe entgegenwirkt. Ab -20 °C bleibt die Steifigkeit des EVA unverändert<br />

und die Verbiegung nimmt weiter zu. Bei der Wiedererwärmung erkennt man eine leichte<br />

Verschiebung zwischen den Kurven, die auf die plastische Deformation des Kupferbandes<br />

hindeutet und damit einen Einfluss auf das Gesamtverhalten besitzt. Die zusätzlich dargestell-<br />

te Horizontalverschiebung hängt nur vom Ausdehnungskoeffizienten des Glases ab und folg-<br />

lich sind die Verläufe über den gesamten Temperaturbereich linear gemäß dem definierten<br />

Materialverhalten.<br />

Abb. 69 Darstellung der Glaswölbung in Abhängigkeit von der Temperatur, Referenzlaminat<br />

- 107 -


Sensitivitäten<br />

Abb. 70b zeigt die Verschiebung der Zellenden (rote und grüne Kurve) für die Abkühlung<br />

von 150 °C auf -40 °C. Zunächst verschiebt sich die äußere Zelle stärker in Richtung Koordi-<br />

natenursprung als die innere Zelle. Der Zellabstand wird somit kleiner. Ab 40 °C sind die<br />

Verschiebungszuwächse in etwa gleich und bei -5 °C verringert sich die Bewegung der äußeren<br />

Zelle, während die Relativverschiebung der inneren Zelle größer wird. Folglich wird der<br />

Zellabstand wieder größer. Dieses Verhalten ist über die gesamte Laminatbreite gleich. Als<br />

Ursache sind zwei Umstände zu nennen:<br />

1. Hoher Steifigkeitszuwachs der Folie durch den Glasübergang ab ca. 20 °C (Anstieg<br />

des Schubmodul von 2,5 auf 22 MPa), wodurch eine zunehmende Ankopplung der<br />

Zellen an die Glasscheibe erfolgt<br />

2. Eigenspannungszustand der Folie<br />

Bei Temperaturen über 60 °C kann die Folie das unterschiedliche Ausdehnungsverhalten von<br />

Silizium und Glas durch ihre geringe Steifigkeit ausgleichen, wobei sich Glas stärker zusam-<br />

menzieht als Silizium. Dabei stellt sich eine immer größer werdender Verzerrungswinkel γ<br />

zwischen der Glasscheibe und den Zellen ein und damit eine Schubbelastung der Folie. Durch<br />

den Steifigkeitszuwachs, der zunächst durch das Kristallisieren der Vinylacetatgruppen und<br />

anschließend durch den Glasübergang erfolgt (Abb. 70e), und den bereits aufgebauten Spannungszustand<br />

verringert sich die Möglichkeit des Folienmaterials den Ausdehnungsunterschied<br />

auszugleichen. Die Ankopplung der Zellen an die Glasscheibe wird vergrößert und es<br />

setzt eine Rückstellbewegung ein, wobei der Verzerrungswinkel <strong>nicht</strong> mehr so stark zunimmt<br />

und unter 0 °C kleiner wird (vgl. Abb. 70c). Damit bewegen sich die Zellen wieder auseinander<br />

(Abb. 70d). Der Zellverbinder und sein plastisches Verhalten scheiden als Ursache aus, da<br />

die Berechnung ohne Zellverbinder ein qualitativ ähnliches Verhalten aufweist.<br />

Der Vergleich dieser Ergebnisse mit einer Messung aus /92/ zeigt unterhalb von Raumtemperatur<br />

ein abweichendes Verhalten. Hier wird eine verringerte Ausdehnung festgestellt jedoch<br />

kein Auseinanderdriften, wie im Modell. Eine Begründung liegt in der Nichtberücksichtigung<br />

von Kriech- und Relaxationsvorgängen, die den Spannungszustand in der Folie verringern.<br />

Somit hat die Steifigkeitszunahme im Glasübergang <strong>nicht</strong> diese ausgeprägte Wirkung zur<br />

Folge. Dass der Spannungszustand in der Folie eine wichtige Rolle spielt, zeigen Berechnungen<br />

mit einer Referenztemperatur von 25 °C bei denen der Ausdehnungseffekt <strong>nicht</strong> auftritt.<br />

Die Verwendung von Kriechmodellen ist prinzipiell möglich, kann jedoch aus praktischen<br />

Gesichtspunkten <strong>nicht</strong> erfolgen, da im Moment <strong>nicht</strong> ausreichend Daten zur Aufstellung eines<br />

Kriechmodells vorhanden sind.<br />

- 108 -


Sensitivitäten<br />

Abb. 70 a) Einführung der Bezeichnungen, qualitative Darstellung der Verschiebungen von Zelle<br />

und Glas für 20 °C und -40 °C<br />

b) Verschiebung der Zellenden am Zellverbinder und der korrespondierenden darüberliegenden<br />

Knoten der Glasscheibe<br />

c) Verzerrungswinkel zwischen Glasscheibe und Zelle<br />

d) Zellabstandsänderung mit und ohne Zellverbinder bezogen auf 150 °C<br />

e) Veränderung des Schubmodells der EVA-Folie für die Berechnung<br />

In Anlage A4 sind die qualitativ zu bewertenden Spannungsergebnisse für das Globalmodell<br />

dargestellt. Hierbei erweisen sich die Bereiche entlang der Busbar und vor allem die Bereiche<br />

in der Nähe der Zellverbinder als kritisch, weshalb für diese Bereiche die Submodellbetrachtung<br />

durchgeführt wird. Die Belastung der Zelle ist in den übrigen Bereichen sehr gering, da<br />

die geringe Ausdehnung des Siliziums dazu führt, dass hauptsächlich Druckspannungen in der<br />

- 109 -


Sensitivitäten<br />

Zelle wirken. In Abb. 71 ist die 1. Hauptspannung im Submodell 2 der inneren Zelle für die<br />

einzelnen Temperaturstufen dargestellt. Das Ergebnis für Submodell 1 und die Aufschlüsse-<br />

lung für die Spannungskomponenten in der Ebene sind in Anlage A4 enthalten.<br />

Abb. 71 1. Hauptspannung am Zellverbinder im Submodell der inneren Zellen (Submodell 2)<br />

a) Ansicht von oben b) Ansicht von unten<br />

- 110 -


Sensitivitäten<br />

Auf der Oberseite der Zelle tritt das Maximum am Ende der Busbar auf, an dem kein Kupfer-<br />

band mehr vorhanden ist, während auf der Unterseite noch Lötband befestigt ist. Die Haupt-<br />

komponente ist hierbei eine Spannung σ xx , die durch die höhere Schrumpfung des Kupfer-<br />

bandes im Vergleich zu Silizium entsteht (vgl. Abb. 72a). Auf der Unterseite ergibt sich folglich<br />

eine Druckspannung. Im restlichen Bereich der Busbar wird diese Verformung durch den<br />

symmetrischen Aufbau verhindert, d.h. wenn das Lötband auf der Ober- und Unterseite an<br />

derselben Stelle abschließt ist diese Biegespannung <strong>nicht</strong> oder in geringerem Maße zu erwarten.<br />

Bei der Erwärmung auf 85 °C nehmen die Spannungen auf der Oberseite wieder ab, da<br />

sich die Differenz zur dehnungsfreien Temperatur verringert. Bei Raumtemperatur verändert<br />

sich der Maximalwert durch das Verfestigungsverhalten des Kupferbandes. Weiterhin treten<br />

an den Rändern der Busbar Spannungen auf, die hauptsächlich in y-Richtung (senkrecht zur<br />

Busbar) wirken und durch die Verformung des gesamten Laminates zur Frontseite entstehen.<br />

Hierbei befinden sich die Zellen auf der Zugspannungsseite. Das Kupferband erzeugt durch<br />

seine größere Ausdehnung gegenüber Silizium eine Druckspannung unter der Busbar die der<br />

Zugspannung entgegen wirkt, weshalb auf der Oberseite nur am Rand Zugspannungen entstehen.<br />

Abb. 72 qualitative Darstellung der Verformungen als Ursache für die Spannungsentstehung<br />

a) Ende der Busbar, Zellübergang b) Unter der Busbar<br />

Auf der Unterseite treten die größten Spannungen unterhalb der Busbar mit der Hauptkomponente<br />

in y-Richtung auf. Durch die Verformung des gesamten Laminates zur Frontseite erhöhen<br />

sich diese Biegespannungen deutlich bei einer Abkühlung auf -40 °C. Durch diese Verbiegung<br />

wird die Zelle und das Kupferband, dass durch den großen Ausdehnungsunterschied<br />

zu Silizium bereits plastifiziert ist, in einen Zustand wie in Abb. 72b schematisch dargestellt<br />

verformt. Durch die plastische Deformation bleibt diese Form des Kupferbandes auch bei der<br />

Wiedererwärmung erhalten, so dass sich durch die abnehmenden Druckspannungen (Verringerung<br />

des Ausdehnungsunterschieds) nun die höheren Spannungen bei 85 °C ergeben. Die<br />

Änderung der Lastreihenfolge kann an diesem Punkt zu unterschiedlichen Ergebnissen führen.<br />

Wenn sofort nach dem Laminierschritt wieder auf 85 °C aufgewärmt wird, erhält man<br />

- 111 -


Sensitivitäten<br />

eine Verringerung der Spannungen in der Zelle. Die Größe der Zellbelastung und deren Bere-<br />

chenbarkeit sind somit <strong>nicht</strong> nur von den Eigenschaften des Kupferbandes und der Nachbil-<br />

dung der plastischen Deformation abhängig, sondern ebenfalls von der Abfolge der Belastun-<br />

gen. Hinzu kommt, dass das Spannungsbild von den Eigenschaften der Siebdruckpasten und<br />

dem <strong>nicht</strong> abgebildeten Lot beeinflusst wird.<br />

Die Schlussfolgerung aus den vorliegenden Betrachtungen ist somit, dass bei Temperaturbelastung<br />

der Versagensursprung an den Busbars sehr wahrscheinlich ist, da vor allem hier die<br />

Maxima der 1. Hauptspannung auftreten. Das Maximum der Belastung ist erwartungsgemäß<br />

bei -40 °C vorhanden. Allerdings ist bei der durchgeführten Lastreihenfolge bei 85 °C ebenfalls<br />

eine erhöhte Beanspruchung gegenüber Raumtemperatur festgestellt worden, so dass<br />

zwangsläufig der gesamte Temperaturwechsel untersucht werden muss.<br />

7.2.2 Zelldicke<br />

Analog zur Untersuchung für mechanische Belastung wurde die Zelldicke zwischen 120 und<br />

200 µm variiert und eine konstante Dicke der Polymerlage von 0,4 mm verwendet.<br />

Abb. 73 Glasverbiegung in Abhängigkeit von der Zelldicke<br />

Aus Abb. 73 und Abb. 74a erkennt man, dass eine Verringerung der Zelldicke die Verbiegung<br />

der Glasscheibe vermindert. Dieses Verhalten ist vergleichbar mit der Verringerung der<br />

Schichtdicke der Aluminiumpaste bei der bedruckten Zelle. Das für die Laminatverbiegung<br />

bestimmende Biegemoment aus den Thermospannungen verringert sich durch die Verringerung<br />

der Zelldicke und so geht bei -40 °C die Verbiegung um bis zu 60 % zurück. Weiterhin<br />

kann man aus dem Verlauf schlussfolgern, dass die Schichten oberhalb von 40 °C nahezu<br />

ungehindert gegeneinander abgleiten können und die Glasverbiegung bis zu dieser Tempera-<br />

- 112 -


Sensitivitäten<br />

tur somit nur geringfügig verändert wird. Unterhalb dieser Temperatur driften die Kurven<br />

sichtbar auseinander und bei 0 °C geht die Verbiegung im Glasübergang der Folie zum Teil<br />

wieder zurück. Bei abnehmender Zelldicke ist zudem eine größere Differenz zwischen der<br />

Abkühlung und Wiedererwärmung vorhanden, so dass auf ein größeres plastisches Verhalten<br />

geschlossen werden kann. In Abb. 74b ist zu sehen, dass bei abnehmender Zelldicke eine Zu-<br />

nahme der Horizontalverschiebung um bis zu 10 % auftritt. Die Zellen werden nun durch die<br />

aufgelöteten Kupferbändchen stärker zusammengedrückt, da ihr Querschnitt abnimmt. Dabei<br />

erfahren die Zellenden geringere Relativverschiebungen gegenüber der Glasscheibe, so dass<br />

die Verringerung des Zellabstandes ebenfalls geringer wird (Abb. 74c). Die deutlichste Änderung<br />

erkennt man für Schritt 1 (Abkühlung von Laminiertemperatur auf 20 °C) bei der sich<br />

eine um 19 % geringere Veränderung des Zellabstandes ergibt. Der Zellabstand ist somit bei<br />

verringerter Zelldicke größer, wodurch eine größere Dehnung des Zellverbinders und somit<br />

eine höhere Belastung zu erwarten ist. Den Einfluss der plastischen Deformation des Zellverbinders<br />

erkennt man in den drei voneinander verschiedenen Ergebnissen für Raumtemperatur,<br />

wobei sich nach dem letzten Schritt die Unterschiede der Zellverschiebung verringern.<br />

Abb. 74 Veränderung des Verhaltens bei den untersuchten Berechnungsschritten in Abhängigkeit<br />

von der Zelldicke normiert auf t_si: 200 µm<br />

a) max. Verbiegung b) Horizontalverschiebung des Strings<br />

c) Änderung des Zellabstandes d) Veränderung der max. Hauptspannung<br />

- 113 -


Sensitivitäten<br />

Abb. 74d zeigt die Veränderung der 1. Hauptspannung aus den Berechnungen mit den Sub-<br />

modellen 1 und 2. Betrachtet man ausschließlich den Laminierschritt und die Abkühlung auf<br />

-40 °C ergibt sich eine Erhöhung der Zellbelastung um bis zu 45 % im Vergleich von 120 und<br />

200 µm Zelle. Dieses Verhalten wird hauptsächlich von der lokalen Zellbiegung durch das<br />

Kupferband beeinflusst, welches eine größere Verformung der dünneren Zellen erzeugt. Hier-<br />

bei erhöhen sich vor allem die Spannungen auf der Zellunterseite. Beim Wiedererwärmen auf<br />

20 °C in Schritt 3 erhält man allerdings keine signifikanten Unterschiede mehr zwischen den<br />

verschiedenen Zelldicken und in Schritt 3 kehrt sich der Trend um. Die Erklärung für dieses<br />

Verhalten liegt in der geringeren Gesamtverformung des Strings bei abnehmender Zelldicke.<br />

Hierdurch verringert sich ebenfalls die bleibende Deformation des Kupferbandes, die sich bei<br />

-40 °C auf der Unterseite der Zelle ausgebildet hat und die Biegespannungen verursacht (vgl.<br />

Abb. 72b). Die Abnahme der Spannungen bei 85 °C ist allerdings geringer als die Zunahme in<br />

vorherigen Schritten. Nach der erneuten Abkühlung auf Raumtemperatur in Schritt 5 ist wieder<br />

nur eine geringe Differenz zwischen den einzelnen Spannungsergebnissen festzustellen.<br />

Für die Auslegung ausschlaggebend sind nach diesen Ergebnissen vor allem die Schritte 1<br />

und 2, da hier die größten Spannungen auftreten.<br />

7.2.3 Polymerdicke<br />

Diese Untersuchung erfolgt für eine Variation der Polymerdicke zwischen 0,3 und 0,8 mm,<br />

mit einer konstanten Zelldicke von 200 µm. Mit zunehmender Polymerdicke nimmt bei<br />

Raumtemperatur und darunter die Verbiegung des Laminates ab, während oberhalb von<br />

Raumtemperatur die Verformung zur Rückseite größer wird (Abb. 75).<br />

Abb. 75 Glasverbiegung in Abhängigkeit von der Foliendicke<br />

- 114 -


Sensitivitäten<br />

Besonders unterhalb der Glasübergangstemperatur verändert sich die Verformung mit zuneh-<br />

mender Foliendicke deutlich. Die Zunahme der Foliensteifigkeit macht sich besonders bei der<br />

0,8 mm Folie bemerkbar. Unterhalb von 0 °C ergibt sich ein Rückgang der Verbiegung. Die-<br />

ser Trend kehrt sich erst nach dem Ende der Steifigkeitsänderung bei -20 °C wieder um. Der<br />

Effekt wird durch die in Abhängigkeit vom Abstand mögliche Schubdeformation zwischen<br />

der Glasscheibe und den Zellen hervorgerufen. Ein größerer Abstand ermöglicht eine höhere<br />

Schubverzerrung und die Schichten können sich leichter gegeneinander verschieben, wodurch<br />

die Verbiegung geringer wird. Bei 85 °C arbeitet das Glas hauptsächlich gegen die Folie, so<br />

dass sich eine größere Verformung zur Rückseite ergibt (vgl. Abb. 76a). Die Zunahme der<br />

Schubdeformation wird in der höheren Horizontalverschiebung des Strings als Abgleiten<br />

sichtbar (Abb. 76b). Diesem Zusammenhang folgend tritt mit steigender Polymerdicke eine<br />

größere Veränderung des Zellabstandes auf (Abb. 76c). Hierdurch können die Zellen der<br />

Schrumpfung des Zellverbinders besser folgen, so dass die Belastung des Zellverbinders tendenziell<br />

geringer wird.<br />

Abb. 76 Veränderung des Verhaltens bei den untersuchten Berechnungsschritten in Abhängigkeit<br />

von der Polymerdicke normiert auf t_eva: 0,4 mm<br />

a) max. Verbiegung b) Horizontalverschiebung des Strings<br />

c) Änderung des Zellabstandes d) Veränderung der max. Hauptspannung<br />

- 115 -


Sensitivitäten<br />

Im ersten Schritt der Abkühlung erhöht sich bei steigender Foliendicke die Spannung auf der<br />

Oberseite der Zelle, die in Längsrichtung wirkt. Im Gegenzug verringert sich die Biegespan-<br />

nung (y-Richtung) an den Rändern der Busbar, die durch die Verringerung der Verformung<br />

des Zellstrings hervorgerufen wird. In der Gesamtheit ergibt sich die niedrigste Spannung bei<br />

einer Polymerdicke von 0,6 mm. Diese Tendenz ist bei der Abkühlung auf -40 °C noch deutlicher<br />

ausgeprägt, wobei die Belastung um 27 % gegenüber der Referenz zurückgeht (Abb.<br />

76d). In den Folgeschritten zeigt sich, dass eine Erhöhung der Foliedicke zu geringeren Spannungen<br />

führt, jedoch oberhalb von 0,6 mm keine signifikante Veränderung mehr vorhanden<br />

ist. Aus dieser Untersuchung folgt, dass bei geringen Foliendicken die Beanspruchung der<br />

Zellen aufgrund der Verbiegung des Gesamtlaminates dominant ist. Durch die Erhöhung der<br />

Foliendicke erhöht sich die Zugbelastung durch den Zellverbinder, so dass hier ein mögliches<br />

Optimierungspotential vorhanden ist. Auf der Grundlage der vorliegenden Berechnungen sind<br />

in Bezug auf die maximale 1. Hauptspannung Foliedicken um 0,6 mm günstig für die Beanspruchung<br />

der Zellen.<br />

- 116 -


7.3 Thermisch-Mechanische Belastung<br />

Sensitivitäten<br />

In diesem Abschnitt erfolgt die Überlagerung der zuvor gezeigten Belastungen. Hierbei wird<br />

nur auf das Referenzlaminat eingegangen. Zunächst werden die Eigenspannungen aus dem<br />

Laminationsprozess aus der Abkühlung von 150 °C auf 20 °C berechnet und anschließend<br />

wird von Raumtemperatur auf eine Prüftemperatur für die mechanische Belastung erwärmt<br />

bzw. abgekühlt. Die Lagerung erfolgt gemäß Abb. 61. Abb. 77 kann man entnehmen, dass der<br />

festgestellte Trend für die Laminatverformung bei reiner mechanischer Belastung sich eben-<br />

falls unter Berücksichtigung der thermischen Eigenspannungen bestätigt. Hierbei ist darauf zu<br />

achten, dass durch Eigenspannungen bereits eine Verformung zur Rückseite vorhanden, die<br />

noch von der Gesamtverbiegung abgezogen werden muss. Für die Verformung ist folglich<br />

eine Superposition der Ergebnisse von 7.1 und 7.2 möglich.<br />

Abb. 77 Darstellung der Laminatverbiegung in Abhängigkeit von der Prüftemperatur, Referenz<br />

Zur Spannungsbewertung werden erneut Submodelle verwendet. In diesem Fall sind die Bereiche<br />

um den Zellverbinder (Submodell 1 und 2) sowie der Bereich unter dem Zellverbinder<br />

in der mittleren Zelle (Submodell 3) interessant. Für jede untersuchte Temperatur liegt im<br />

Submodell die Spannungsverteilung vor der Aufbringung der mechanischen Last vor, so dass<br />

die Ergebnisse mit und ohne äußere Last verglichen werden können. Da die größten mechanischen<br />

Spannungen bei -40 °C auftreten, beschränken sich die nachfolgenden Betrachtungen<br />

auf diese Temperatur. Aufgrund der Belastungsart und Lagerung entstehen, wie in 7.1 gezeigt<br />

wurde, hauptsächlich Spannungen in Längsrichtung (x-Richtung). Die thermischen Spannungen,<br />

die entlang der Busbar durch den Zellverbinder hervorgerufen werden, werden hiervon<br />

nur in geringem Maße beeinflusst, da die Hauptkomponente eine Spannung in y-Richtung ist.<br />

Diese Zusammenhänge können sehr gut im Submodell 3 nachvollzogen werden, das sich in<br />

- 117 -


Sensitivitäten<br />

der Mitte des Zellstrings an der Busbar befindet. Von besonderem Interesse sind die Spannungen<br />

auf der Zellunterseite. Weitere Ergebnisse können Anlage A4 entnommen werden. In<br />

Abb. 78 sind die Spannungen σ xx , σ yy und σ 1 für die Unterseite der Zelle ohne und mit äu-<br />

ßerer Belastung darstellt. Man erkennt, dass es sich bei σ xx um Druckspannungen handelt.<br />

Vom Schritt 2 ohne äußere Last erfolgt eine Reduzierung der wirkenden Druckspannungen im<br />

Schritt 3 um einen Wert von ca. 74 MPa. Allerdings bleibt der Druckspannungszustand weiter<br />

erhalten. Die Spannung σ yy verändert sich nur geringfügig durch die äußere Last und unter<br />

der Busbar verringert sich die max. Zugspannung. Zum einen ist dies bedingt durch die Querkontraktion<br />

und zum anderen durch die fortschreitende plastische Verformung des Zellverbinders,<br />

so dass sich die Spannungen umlagern. Als Folge verringert sich die 1. Hauptspannung.<br />

Abb. 78 Veränderung der Spannungen in Submodell 3, Referenzlaminat, Ansicht von unten<br />

a) thermische Eigenspannungen b) Überlagerung mit äußerer Belastung<br />

Die analoge Betrachtung am Zellverbinder ist in Abb. 79 im Submodell 2 durchgeführt worden.<br />

Durch die zusätzliche Zugbeanspruchung am Zellverbinder erhöht sich die Spannung<br />

- 118 -


Sensitivitäten<br />

σ xx am Ende der Busbar um 41 MPa, während sich die Spannung σ yy an derselben Stelle um<br />

18 MPa vermindert. Als Ergebnis erhöht sich die 1. Hauptspannung um 17 MPa und somit<br />

besteht unter Last eine erhöhte Versagenswahrscheinlichkeit. Das die 1. Hauptspannung nur<br />

als Anhaltspunkt zur Bewertung genutzt werden kann, zeigt sich in den Ergebnissen für das<br />

Submodell 2 (Abb. 80). Die Zugbeanspruchung erhöht σ xx um 52 MPa und σ yy sinkt um<br />

12 MPa. Die y-Richtung bleibt allerdings dominant, so dass sich der Maximalwert der 1.<br />

Hauptspannung ebenfalls verringert. Eine genaue Bewertung kann durch die Anwendung ei-<br />

nes Zuverlässigkeitskonzepts unter Beachtung des Größeneffektes (z.B. mit CARES/Life)<br />

erfolgen.<br />

Abb. 79 Veränderung der Spannungen in Submodell 2, Referenzlaminat, Ansicht von unten<br />

a) thermische Eigenspannungen b) Überlagerung mit äußerer Belastung<br />

Aus den Berechnungen erkennt man, dass die aufgebrachte mechanische Belastung <strong>nicht</strong><br />

zwangsläufig eine Erhöhung der 1. Hauptspannung bewirkt, obwohl eine Spannungskomponente<br />

zunimmt. Im Großteil der Zelle ist die äußere Last <strong>nicht</strong> groß genug um die Druckspannungen<br />

aus der Abkühlung soweit zu reduzieren, dass Zugspannungen entstehen, die zum<br />

Versagen führen können. Da die aufgebrachte Last an der Grenze der ertragbaren Spannungen<br />

- 119 -


Sensitivitäten<br />

im Glas liegt, folgt aus den durchgeführten Berechnungen, dass die überlagerte mechanische<br />

Beanspruchung keinen entscheidenden Faktor bei der Belastung der Zellen darstellt. Die<br />

Hauptbelastung der Zellen durch die Temperaturwechsel an den Busbars und am Zellverbin-<br />

der wird zum Teil verringert, kann sich jedoch auch erhöhen. Dabei ist das plastische Verhal-<br />

ten des Zellverbinders ausschlaggebend. Nach der Abkühlung von Laminiertemperatur ist<br />

bereits eine plastische Deformation aufgetreten, so dass die Belastung durch die Biegebean-<br />

spruchung des Zellstrings hauptsächlich in eine zusätzliche plastische Deformation umgesetzt<br />

wird.<br />

Abb. 80 Veränderung der Spannungen in Submodell 1, Referenzlaminat, Ansicht von unten<br />

a) thermische Eigenspannungen b) Überlagerung mit äußerer Belastung<br />

- 120 -


7.4 Diskussion<br />

Sensitivitäten<br />

Die mechanische Belastung ist nur eine rein theoretische Überlegung die experimentell <strong>nicht</strong><br />

direkt überprüft werden kann, da wie in der Folge gezeigt wurde signifikante Eigenspannun-<br />

gen im Laminat vorhanden sind. Dieser Lastfall offenbart die Wechselwirkungen zwischen<br />

Zellstring und Glasscheibe sehr viel einfacher als es unter Einbeziehung der thermischen Eigenspannungen<br />

möglich gewesen wäre. Mit dieser Berechnung wurde gezeigt, dass Zelldicke<br />

und Polymerdicke einen signifikanten Einfluss auf die Zellverbiegung haben. Diese Ergebnisse<br />

wurden bereits in Experimenten bestätigt /91/. Von besonderem Interesse für einen Abgleich<br />

der Berechnungsergebnisse mit Experimenten ist die auftretende Vergrößerung des<br />

Zellabstandes durch die Steifigkeitszunahme der Folie während des Glasübergangs. In diesem<br />

Fall muss untersucht werden, wie sich Kriechvorgänge, die unter dem steigenden Eigenspannungszustand<br />

zunehmen, auf das Verschiebungsergebnis und auf die resultierenden Spannungen<br />

auswirken. Die Diskrepanz zu den Ergebnissen in /93/ deutet an, dass hier ein Verbesserung<br />

des Materialmodells der Polymerfolie notwendig ist. Dabei ist jedoch <strong>nicht</strong> auszuschließen,<br />

dass die Größe des Beobachtungsfeldes im Experiment die Vorgänge <strong>nicht</strong> so auflösen<br />

kann, wie die sehr lokale Auswertung an den Knoten im Modell.<br />

Unter diesem Gesichtspunkt sind die vorgestellten Ergebnisse nur für eine kurzzeitige Belastung<br />

übertragbar. Hinzu kommt das Auftreten von Temperaturgradienten während der Abkühlung,<br />

aufgrund der unterschiedlichen Wärmeleitfähigkeit der Materialien, wodurch die Abkühlbedingungen<br />

ebenfalls einen Einfluss auf das Ergebnis besitzen können. Die Kriecheffekte<br />

bewirken im Thermocycle vor allem eine Relaxation, d.h. die thermisch bedingte Verwölbung<br />

des Laminats geht mit der Zeit zurück und die vorhandene Belastung an den Zellverbindern<br />

kann sich verringern. Unter der Biegebelastung bewirken diese Effekte eine Zunahme<br />

der Laminatverformung in Abhängigkeit von der Zeit, so dass sich die Folie weicher verhält<br />

und eine geringere Schubübertragung erfolgt. Zur Verbesserung des Modells ist die Abbildung<br />

von Kriechvorgängen und die Charakterisierung des Polymers in Bezug auf die thermische<br />

Ausdehnung und das Spannungs-Dehnungsverhalten von großer Bedeutung. In diesem<br />

Zusammenhang muss ebenfalls untersucht werden, wie sich der Vernetzungsgrad und die<br />

Alterung des Polymers auf die Eigenschaften auswirkt. Weiterhin fehlt die Vorbelastung<br />

durch den Lötprozess. Hier liegt eine Fehlerquelle in der Berechnung der Spannungen, da der<br />

Zellverbinder vor allem bei der thermischen Belastung der entscheidende Faktor für die Herausbildung<br />

der Zellbelastungen ist. Die Ausbildung der lokalen Zellverbiegung, die die Spannungen<br />

auf der Zellunterseite bewirkt, kann durch eine bereits vorhandene Plastifizierung<br />

verändert werden, so dass wiederum die Folgeergebnisse verändert werden können.<br />

- 121 -


Sensitivitäten<br />

Trotz der eben aufgeführten Einschränkungen und der genannten Verbesserungsansätze, zeigt<br />

das entwickelte Modell bereits die Bereiche auf, die in einer experimentellen Verifikation zu<br />

beachten sind. Die genannten Vorgänge werden die Lage der Spannungsmaxima entlang der<br />

Busbar und an den Zellenden <strong>nicht</strong> verändern sondern beeinflussen hauptsächlich die Höhe<br />

der Belastung nach den Temperaturschritten, die für die effektiven Zuverlässigkeitsaussagen<br />

benötigt werden. Das grundsätzliche Verhalten bei den durchgeführten Parameterstudien wird<br />

jedoch erhalten bleiben. Die Schubverzerrung der Folie erklärt alle wichtigen Effekte, die<br />

Verformung betreffend, so dass das mechanische Verhalten erhalten bleibt. Inwieweit sich die<br />

Trends verändern, die sich in den durchgeführten Berechnungen für die Spannungen ergeben<br />

haben, ist schwierig abzuschätzen. Wie man in den Referenzergebnissen sieht, verändert sich<br />

mit fortschreitender Zykluszahl durch die plastische Deformation des Zellverbinders das<br />

Spannungsergebnis, so dass sich das Spannungsbild in Abhängigkeit vom Verfestigungsverhalten<br />

signifikant verändern kann. Mit fortschreitender Zykluszahl tritt eine Umlagerung der<br />

Spannungen auf.<br />

Die Zunahme der Spannungen mit abnehmender Zelldicke ist keine überraschende Erkenntnis.<br />

Allerdings liefert die Studie zur Polymerdicke einen möglichen Ansatz zur Optimierung,<br />

da eine zu hohe Foliendicke keine Verminderung und zum Teil eine Erhöhung der Spannungswerte<br />

bewirkt. Analog zum Zellmodell kann für das Submodell mit Hilfe eines Zuverlässigkeitskonzeptes<br />

für spröde Werkstoffe eine Bewertung hinsichtlich der Versagenswahrscheinlichkeit<br />

durchgeführt werden. Wie bereits gezeigt ergibt sich in diesem Fall eine Zuverlässigkeitsaussage<br />

für den Submodellbereich, der einen Teil der Bruchwahrscheinlichkeit für<br />

die gesamte Zelle darstellt.<br />

Als Ergebnis der Überlagerung der mechanischen Last mit den thermischen Eigenspannungen<br />

erhält man keine deutliche Veränderung der 1. Hauptspannung in den Zellen, da die Spannungsrichtung<br />

der äußeren Last <strong>nicht</strong> mit der Richtung der vorhandenen Eigenspannungen<br />

zusammenfällt. Da nur ein laminierter String untersucht wurde, können keine Schlüsse auf<br />

das Verhalten in einem kompletten Modul getroffen werden, da hier Biegespannungen mit<br />

Eigenspannungen an den Rändern der Busbars zusammenfallen können. Für den laminierten<br />

Zellstring gilt jedoch, dass die größte Belastung der Zellen durch die Temperaturwechsel an<br />

den Busbars und am Zellverbinder entsteht.<br />

- 122 -


8 Zusammenfassung und Ausblick<br />

Zusammenfassung<br />

Die vorliegende Masterarbeit befasst sich mit der numerischen Simulation der thermomecha-<br />

nischen Vorgänge während des Einbrennens der Metallisierungspasten und den Belastungen<br />

von eingebetteten Solarzellen. Zur Durchführung der Berechnung notwendige Materialeigen-<br />

schaften wurden nach Möglichkeit experimentell bestimmt.<br />

Die Berechnung der Zellverbiegung nach dem Einbrennprozess liefert Aussagen zum Eigen-<br />

spannungszustand und ist wichtig für die Beurteilung der Zuverlässigkeit der Zellen in weite-<br />

ren Fertigungsschritten der Solarmodulherstellung. Von besonderer Wichtigkeit für die Ver-<br />

formungsberechnung hat sich die Berücksichtigung der Lage der Busbars herausgestellt. Diese<br />

verursachen eine Orientierung der Zellverbiegung während der Abkühlung, so dass durch<br />

eine Variation der Lage der Busbars die Verbiegungsrichtung beeinflusst und damit die Lage<br />

der maximalen Zugeigenspannungen bei Raumtemperatur verändert werden kann. Anhand<br />

von Variationen der Parameter der Metallisierungspasten wurde gezeigt, dass vor allem die<br />

effektive Fließgrenze der Paste die Größe der Verbiegung und damit den Eigenspannungszustand<br />

beeinflusst, während die elastischen Kennwerte, wie Temperaturausdehnungskoeffizient<br />

und Elastizitätsmodul, nur den Verlauf der Temperatur-Verformungskurve beeinflussen. Eine<br />

Untersuchung des Einflusses der Kontaktfinger ergab, dass ihre Berücksichtigung <strong>nicht</strong> notwendig<br />

ist um eine ausreichend genaue Verschiebungslösung zu ermitteln. Im detaillierten<br />

Submodell zeigt sich, dass Spannungsüberhöhungen an den Rändern von Busbar und Kontaktfingern<br />

auftreten können. Eine Anwendung des entwickelten Submodells liegt in der Vorhersage<br />

von Bruchwahrscheinlichkeiten und möglichen Rissursprüngen.<br />

Mit dem Zellmodell wurden die Auswirkungen auf die Zellverformung und den Eigenspannungszustand<br />

bei der Verringerung der Zelldicke im Vergleich zu einer Referenzzelle (6 Zoll,<br />

200 µm) untersucht. Für eine Reduzierung der Zelldicke auf unter 120 µm wurde festgestellt,<br />

dass sich die maximale Spannung mehr als verdoppelt und sich die Verformung verdreifacht.<br />

Hierzu wurde auch die Bruchwahrscheinlichkeit aufgrund des Eigenspannungszustandes untersucht.<br />

Dabei sind vor allem Oberflächen- und Kantendefekte dominierend. Während sich<br />

−4<br />

für die Referenzzelle nur ein relativ geringer Wert von 3,<br />

3⋅10<br />

% ergibt, erhöht sich die<br />

Bruchwahrscheinlichkeit einer 100 µm Zelle auf über 5 %, allein aufgrund ihres Eigenspannungszustandes.<br />

Die Ergebnisse für die Bruchwahrscheinlichkeit stehen jedoch unter dem<br />

Vorbehalt, dass eine genaue Berechnung der Spannungen und damit der Bruchwahrscheinlichkeit<br />

eine systematische Untersuchung der Eigenschaften der Metallisierungspasten und<br />

- 123 -


Zusammenfassung<br />

ihre Wirkung auf den Siliziumwafer erforderlich macht. Diese sind von den Einbrennparame-<br />

tern abhängig und ein Charakterisierungsverfahren muss in Zukunft entwickelt werden.<br />

Als Ansatzpunkt zur Charakterisierung der Metallisierungspaste wurde zunächst die Dicke<br />

und Struktur des Materials auf einer kommerziellen Solarzelle bestimmt. An Proben aus die-<br />

ser Zelle wurden Eindruckversuche mit unterschiedlichen Eindringkörpern (Stempel und Ku-<br />

gel) zur Bestimmung des Elastizitätsmoduls durchgeführt. Diese Messungen zeichneten sich<br />

vor allem durch eine große Streuung der Ergebnisse aus. Als Ursachen kommen die poröse<br />

Struktur der Paste und die sehr lokale Prüfung durch das Verfahren in Frage. Das bedeutet<br />

Hohlräume und Inhomogenitäten besitzen eine große Auswirkung auf das Ergebnis. Der Mit-<br />

telwert einer Mehrzahl von Messungen kann allerdings orientierende Aussagen liefern und ist<br />

mit Literaturwerten vergleichbar, die auf anderen Methoden beruhen. Als günstigster Eindringkörper<br />

wurde die Kugel identifiziert, wobei auf möglichst geringe Eindringtiefen zu achten<br />

ist. Mit einer Messung der Verbiegung in Abhängigkeit von der Temperatur eines bedruckten<br />

monokristallinen Siliziumwafers konnten die möglichen Mechanismen, die während<br />

der Temperaturänderung auftreten, gezeigt werden und ein plastisches Verhalten der Paste<br />

wurde nachgewiesen. Dieses Verfahren ist als Methode geeignet um effektive Eigenschaften<br />

der Folie zu bestimmen. Dabei ist immer der Gesamtverlauf der Temperatur-<br />

Verformungskurve heranzuziehen um das Verhalten richtig abzubilden. Für die Berechnung<br />

der eingebetteten Zelle wurde der thermische Ausdehnungskoeffizient des Glases und der<br />

EVA-Folie mit der TMA gemessen. Hierbei war vor allem die Temperaturabhängigkeit der<br />

Ausdehnung der Folie von Bedeutung. Diese verändert sich an den charakteristischen Temperaturen,<br />

wie Glasübergang und Schmelzbereich der Vinylacetatanteile, sehr deutlich und<br />

konnte in den folgenden Berechnungen berücksichtigt werden.<br />

Zur Simulation der eingebetteten Solarzelle wurde auf das Submodellkonzept zurückgegriffen.<br />

Da vor allem die Methodik im Vordergrund stand, wurde für die Untersuchungen ein<br />

laminierter String erstellt. Hierfür wurde ein vereinfachtes Globalmodell entwickelt mit dem<br />

die Verschiebungen ausreichend genau berechnet werden. Zur Untersuchung von Details<br />

wurden auf der Grundlage des Globalmodells detaillierte Submodelle abgeleitet. Die Parameteruntersuchungen<br />

wurden getrennt für mechanische und thermische Belastung durchgeführt<br />

und mit einer Referenz (Zelldicke: 200 µm, Dicke der EVA-Folie: 0,4 mm, Glasdicke: 3 mm)<br />

verglichen. Bei der Berechnung einer mechanischen Belastung wurde gezeigt, dass sich durch<br />

Verringerung der Zelldicke die Spannungen signifikant erhöhen können. Die auftretenden<br />

Spannungen sind dabei abhängig von der Steifigkeit und der Dicke der Polymerfolie. Durch<br />

Verringerung der Temperatur nimmt die Steifigkeit des Polymers zu, so dass bereits Tempera-<br />

- 124 -


Zusammenfassung<br />

turunterschiede von 20 K eine 20 % höhere Belastung der Zellen bewirken können. Eine dün-<br />

ne Polymerschicht wirkt sich ebenfalls nachteilig aus, da die Schubübertragung vom Glas auf<br />

die Zellen zunimmt und damit ein größerer Anteil der äußeren Belastung auf die Zellen wirkt.<br />

Für die Berechnung der Zellbeanspruchung durch die Abkühlung von Laminiertemperatur<br />

und einen anschließenden Temperaturwechsel zwischen -40 °C und 85 °C ergab sich die maximale<br />

Belastung entlang der Busbars, da hier der aufgelötete Zellverbinder für eine lokale<br />

Biegung der Zelle sorgt. Die Gesamtverbiegung des Laminates wird vom Glas und vom Silizium<br />

beeinflusst, so dass die höhere Ausdehnung eine Verformung zur Frontseite bewirkt. An<br />

den Rändern und vor allem an den Zellenden treten die Maxima der 1. Hauptspannung auf,<br />

wobei die größte Differenz zur spannungsfreien Temperatur bei der Abkühlung auf -40 °C zu<br />

den höchsten Spannungswerten führt. Eine Parameteruntersuchung zur Verringerung der<br />

Zelldicke zeigt zunächst eine deutliche Verringerung der Laminatverformung. Trotz der geringeren<br />

Gesamtverformung erzeugt das Lötband eine höhere lokale Verformung, so dass eine<br />

Erhöhung der 1. Hauptspannung um bis zu 45 % im Vergleich von 120 und 200 µm Zelle<br />

auftritt. Eine Variation der Polymerdicke ergibt wiederum eine deutliche Veränderung in der<br />

Gesamtverformung. Mit steigender Foliendicke ist eine deutliche Reduzierung der Verbiegung<br />

bei Raumtemperatur und darunter vorhanden, da Glasscheibe und Zellstring nahezu ungehindert<br />

gegeneinander arbeiten können. In Bezug auf die mechanischen Spannungen in den<br />

Zellen ist bei geringen Foliendicken die Verbiegung des Laminates dominant, während eine<br />

Erhöhung der Foliendicke die Zugbelastung durch den Zellverbinder erhöht, so dass an dieser<br />

Stelle eine Optimierungsmöglichkeit vorhanden ist. Für die gewählten Parameter erhält man<br />

in Bezug auf die maximale 1. Hauptspannung eine Foliedicke um 0,6 mm als Minimum der<br />

Belastung mit einem Rückgang um 27 % gegenüber der Referenz. In der abschließenden<br />

Überlagerung von thermischer und mechanischer Belastung hat sich gezeigt, dass für den untersuchten<br />

laminierten String keine signifikanten Änderungen der 1. Hauptspannung auftreten,<br />

da die Richtung der erzeugten mechanischen Spannungen <strong>nicht</strong> mit der der Eigenspannungen<br />

zusammenfällt. In bestimmten Bereichen wurden allerdings auch höhere Spannungen hervorgerufen.<br />

Das entwickelte Finite-Element-Modell des Zellstrings ist ein erster Schritt zur Modellierung<br />

eines gesamten Solarmoduls. Mit diesem Modell können einfache Teststrukturen berechnet<br />

werden und die Mechanismen die durch Temperaturwechsel und äußere mechanische Lasten<br />

entstehen nachgebildet und erklärt werden. In weiteren Arbeiten ist die Verbesserung der Materialmodelle<br />

der Polymerfolie und die Einbeziehung von Vorbelastungen, wie dem Lötprozess,<br />

die wichtigsten Ansatzpunkte zur Anwendung auf die Praxis.<br />

- 125 -


9 Literaturverzeichnis<br />

Literaturverzeichnis<br />

/1/ G. Hahn; Solarzellen aus Folien-Silizium; Phys. Unserer Zeit; 2004; Nr. 1; S. 21-27<br />

/2/ G. Podewils; „Billiger als Braunkohle; Photon; April 2007; S. 41-44<br />

/3/ Photovoltaik: Solarstrom in Theorie und Praxis; März 2006; Stand: 14.04.2009;<br />

http://www.solarserver.de/solarmagazin/artikelmaerz2006.html<br />

/4/ K. Schneider; Fraunhofer ISE forscht für Spitzencluster "Solarvalley Mitteldeutsch-<br />

land" - Pilotprojekt zur Optimierung von Solarzellen; Pressemitteilung; 09.04.2009<br />

/5/ Münzer et al.; Thin Monocrystalline Silicon Solar Cells; IEEE Transactions on elec-<br />

tron devices Vol. 46, No. 10; Oktober 1999<br />

/6/ F. Huster; Aluminium – Back Surface Field: Bow Investigation and elimination; 20 th<br />

European Photovoltaic Solar Energy Conference and Exhibition, Barcelona; 2005<br />

/7/ G. Stollwerck: „Kunststoffverkapselungen für Solarmodule“, Proceedings 1. Leobener<br />

Symposium Polymeric Solar Materials“; Leoben; 2003<br />

/8/ IEC 61215: Terrestrische Photovoltaik-(PV-) Module mit Silizium-Solarzellen, Bauarteignung<br />

und Bauartzulassung; VDE Verlag; 2006<br />

/9/ IEC 61646: Terrestrische Dünnschicht-Photovoltaik-(PV-) Module – Bauarteignung<br />

und Bauartzulassung; VDE Verlag; 2006<br />

/10/ M. Pander; Optimierung der Lagerungssysteme von Solarmodulen bezüglich der mechanischen<br />

Belastung; Bachelor Thesis, Fraunhofer IWM Halle/HTWK Leipzig, 2007<br />

/11/ K. Bücher; Fricke J.; Solarzellen; Physik in unserer Zeit; 1990; Nr. 6; S. 237-244<br />

/12/ U. Lemmer; Skript Solarenergie; Universität Karlsruhe (TH); WS 2008/09<br />

/13/ Bätzner et al.; Investigation of the Co-Firing process for contact formation in screen<br />

printed silicon solar cells; 21st European Photovoltaic Solar Energy Conference; 4-8<br />

September 2006, Dresden<br />

/14/ M. Merkel & K. H. Thomas; Taschenbuch der Werkstoffe; 6. Auflage; Fachbuchverlag<br />

Leipzig; 2003<br />

/15/ O. Breitenstein; Handout Physik der Solarzelle; MLU Halle-Wittenberg; WS 2007<br />

/16/ Goetzberger/Voß/Knobloch; Crystalline Silicon Solar Cells; John Wiley & Sons; 1998<br />

/17/ Huljic et al.; Rapid thermal firing of screen-printed contacts for large area crystalline<br />

silicon solar cells; IEEE Xplore; S. 379-382, 2000<br />

/18/ F. Huster; Investigation of the alloying process of screen printed aluminium pastes for<br />

BSF formation on silicon solar cells; 20 th European Photovoltaic Solar Energy Conference<br />

and Exhibition, Barcelona; 2005<br />

- 126 -


Literaturverzeichnis<br />

/19/ Wolfram Gebäudetechnik; Photovoltaik; 2004; Stand: 16.04.2009;<br />

http://www.wolfram-gebaeudetechnik.de/solar.htm<br />

/20/ G. Stollwerk; Grundlagen der Photovoltaik; Stand: 06.05.2009;<br />

www.elektro-lefarth.de/<strong>Download</strong>s/PV_Anlagen/infothek-brosch-grundlagen-pv.pdf<br />

/21/ Wikipedia; Stichwort: Rapid Thermal Processing; Stand: 08.05.2009;<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Rapid_Thermal_Processing<br />

/22/ Jiyounlee; Dissertation; Rapid Thermal Processing of Solar Cells – Passivation and<br />

Diffusion; Fraunhofer ISE; 2003<br />

/23/ FIZ Karlsruhe; themeninfo III/05 – Photovoltaik – Innovationen bei Solarzellen und<br />

Modulen; 2005<br />

/24/ Goldbach, Prüfmaschine zum Test der mechanischen Verbindungsqualität von Lötverbindungen,<br />

Diplomarbeit, IWM Halle, 2009<br />

/25/ M. Pander; Numerische Modellierung des Wärmeübergangs bei der PV-Modulfertigung,<br />

Studienbeleg, Fraunhofer CSP/HTWK Leipzig, 2009<br />

/26/ IEC 61215; Terrestrische Photovoltaik-(PV-) Module mit Silizium-Solarzellen, Bauarteignung<br />

und Bauartzulassung; April 2005<br />

/27/ M. Bazilian et al.; Thermographic analysis of a building integrated photovoltaic system;<br />

Renewable Energy 26; 2002; S. 449 – 461<br />

/28/ V.T. Srikar and S.M. Spearing; A Critical Review of Microscale Mechanical Testing<br />

Methods used in the Design of Micromechanical Systems; Society for Experimental<br />

Mechanics; Vol. 43; 2003; S. 238-247<br />

/29/ G.G. Stoney; The Tension of Metallic Films Deposited by Electrolysis; Proc. R. Soc.<br />

London. Series A; Vol. 82; 1909; S. 172-175<br />

/30/ Kohn et al.; Analyses of warpage effects induced by passivation and electrode coatings<br />

in silicon solar cells; Proceedings of the 22th EUPV Solar Energy Conference<br />

Mailand; 2007<br />

/31/ D. S. Gardner and P. A. Flinn; Mechanical Stress as a Function of Temperature in<br />

Aluminium Films; IEEE Transactions on Electronic Devices 35; 1988; S. 2160-2169<br />

/32/ D. S. Gardner and P. A. Flinn; Mechanical stress as a function of temperature for aluminium<br />

alloy films; J. Appl. Phys. 67; 1990; S. 1831-1844<br />

/33/ D. S. Gardner and P. A. Flinn; Measurement and Interpretation of Stress in Aluminum-Based<br />

Metallization as a Function of Thermal History; IEEE Transactions on<br />

Electronic Devices 34; 1987; S. 689-699<br />

- 127 -


Literaturverzeichnis<br />

/34/ R. Hetnarski; Thermal stresses – Advanced Theory and Applications; Springer Verlag;<br />

2009<br />

/35/ ANSYS 11.0; Theory Reference; 2009<br />

/36/ C. Klöhn; Skript zur Vorlesung Höhere Mechanik; HTWK Leipzig; WS 2007<br />

/37/ C. Klöhn; Vorlesung FEM III & IV; HTWK Leipzig; SS 2008<br />

/38/ H. Balke; Einführung in die technische Mechanik; Springer Verlag; 2008<br />

/39/ K. Lutterberg; Thermische Analyse; Fachhochschule Köln; 2009<br />

/40/ C. Skidmore; The Elusive Coefficients of Thermal Expansion in PBX 9502; Los Ala-<br />

mos National Laboratory; Januar 2003<br />

/41/ D. Gross/T. Seelig; Bruchmechanik; Springer Verlag; 4. bearbeitete Auflage; 2007<br />

/42/ H. Werklig; Finite Elemente in der Baustatik; Vieweg-Verlag; 3. Auflage 2008<br />

/43/ B. Klein; FEM - Grundlagen und Anwendungen der Finite-Element-Methode im Maschinen-<br />

und Fahrzeugbau; 7. verbesserte Auflage; Vieweg & Sohn Verlag; 2007<br />

/44/ R.J. Roark, Roark’s Formulas for Stress and Strain, McGraw-Hill, 1989<br />

/45/ S. Knorr; Entwicklung und Anwendung von FE–Modellen für Polysilizium auf Kornstrukturebene<br />

basierend auf der mikroskopischen Strukturaufklärung von Kristallen<br />

mit EBSD; Diplomarbeit; Fraunhofer Institut für Werkstoffmechanik Halle; 2007<br />

/46/ H. Kück; Universität Stuttgart; Self Study - Werkstoffe der Mikrotechnik;<br />

http://www.uni-stuttgart.de/izfm/lehre/selfstudy.html; Stand: 16.07.2009<br />

/47/ J.J. Wortmann and R.A. Evans; Young’s modulus and Poisson’s Ratio in Silicon and<br />

Germanium; Journal of Applied Physics; Vol. 36; 1965<br />

/48/ Hauptmann; Universität Magdeburg; Vorlesungsskript Mikrosystemtechnik; WS 2008<br />

/49/ R. Hull; Properties of crystalline silicon; INSPEC, Institution of Electrical Engineers;<br />

1999<br />

/50/ R. Hill; The Elastic Behaviour of a Crystalline Aggregate; Proc. Phys. Soc. A 65;<br />

1952; S. 349-354<br />

/51/ S. Dietrich; Numerische Zuverlässigkeitsuntersuchungen an Siliziumstrukturen; Master<br />

Thesis; Fraunhofer Institut für Werkstoffmechanik Halle; 2007<br />

/52/ T. Hauck et al: Weibull Statistics for Multiple Flaw Distributions and its Application<br />

in Silicon Fracture Prediction – EuroSimE 2005; Berlin; S. 242 – 247<br />

/53/ G.K. White; Thermal expansion of reference materials: copper, silica and silicon; J.<br />

Phys. D: Appl. Phys.; Vol. 6; 1973<br />

- 128 -


Literaturverzeichnis<br />

/54/ Y. Okada, Y. Tokumaru; Precise determination of lattice parameter and thermal expansion<br />

coefficient of silicon between 300 and 1500 K; J. Appl. Phys. (USA) Vol. 56<br />

No.2 (1984); 1984; S. 314-320<br />

/55/ M. Okaji; Absolute Thermal Expansion Measurements of Single-Crystal Silicon in the<br />

Range 300-1300 K with an Interferometric Dilatometer; International Journal of<br />

Thermophysics, Vol. 9 No. 6.; 1988; S. 1101-1109<br />

/56/ Lyon et al.; Linear thermal expansion measurements on silicon from 6 to 340 K; Journal<br />

of Applied Physics, Vol. 48 No. 3; März 1977<br />

/57/ Y. Zhang et al.; Thermal properties of glass frit and effects on Si solar cells; Materials<br />

Chemistry and Physics 114; 2009; S. 319–322<br />

/58/ C. Ballif, D.M. Huljic, G. Willeke, et al.; Appl. Phys. Lett. 82; 2003; S. 1878–1880<br />

/59/ C. Ballif, D.M. Huljic, A. Hessler-Wyser, et al.; Proceedings of the 29th IEEE Photovoltaic<br />

Specialists Conference, New Orleans, Louisiana; 2002; S. 360–363<br />

/60/ Kohn et al.; Analyses of warpage effects induced by passivation and electrode coatings<br />

in solar cells; 22nd European Photovoltaic Solar Energy Cenference and Exhibition<br />

Milano; Tagungsband; 2007<br />

/61/ D.R. Smith & F.R. Fickett; Low-Temperature Properties of Silver; J. Res. Natl. Inst.<br />

Stand. Technol.; Vol. 100; 1995; S. 119-171<br />

/62/ DIN EN 572-1; Glas im Bauwesen – Basiserzeugnisse aus Kalk-Natronglas – Teil 1:<br />

Definitionen und allgemeine physikalische und mechanische Eigenschaften; 2004-09<br />

/63/ El Amrani A.; Solar module fabrication; International Journal of Photoenergy; 2007<br />

/64/ Heraeus; Base Materials – Heraeus Quarzglas; technical information; 2009-08<br />

/65/ Schott Technical Glass Solutions GmbH; Borofloat 33; Produktinformation; 2009-08;<br />

www.schott.com/borofloat<br />

/66/ Lewis, K.J.; Encapsulant Material Requirements for Photovoltaic Modules, ARCO<br />

Solar Inc., 1983<br />

/67/ Domininghaus, H.; Die Kunststoffe und ihre Eigenschaften; Springer-Verlag Berlin<br />

Heidelberg; 6. Auflage 2005<br />

/68/ Etimex; Datenblatt Vistasolar fast cure 496.10; Juli 2007<br />

/69/ DuPont; Tedlar technical information; 1995<br />

/70/ M. DeBergalis; Fluoropolymer films in the photovoltaic industry; Journal of Fluorine<br />

Chemistry 125; 2004; S. 1255–1257<br />

/71/ DIN EN ISO14577-1; Instrumentierte Eindringprüfung zur Bestimmung der Härte und<br />

anderer Werkstoffparameter, Teil 1: Prüfverfahren; Mai 2003<br />

- 129 -


Literaturverzeichnis<br />

/72/ W.C. Oliver, G. M. Pharr; An improved technique for determining hardness and elas-<br />

tic modulus using load and displacement sensing; Journal of Materials Research, Vol.<br />

7, No. 6; Juni 1992; S. 1564-1583<br />

/73/ E.G. Herbert et al.; On the measurement of stress-strain curves by spherical indenta-<br />

tion; Thin Solid Film 398-399; 2001; S. 331-335<br />

/74/ R. Saha, W.D. Nix; Effects of the Substrate on the Determination of Thin Film Me-<br />

chanical Properties by nanoindentation; Acta Materialia 50; 2002; S. 23-38<br />

/75/ R. B. King, Elastic analysis of some punch problems for a layered medium; Int. J. Solids<br />

Structures 23; 1987, S. 1657-1664<br />

/76/ S. Mesarovic, N.A. Fleck; Spherical indentation of elastic-plastic solids; Proc. R. Soc.<br />

Lond. A 455; 1999; S. 2707-2728<br />

/77/ DIN 51045-1; Bestimmung der thermischen Längenänderung fester Körper – Teil 1:<br />

Grundlagen; August 2005<br />

/78/ Shimadzu Corporation: Instruction Manual for TMA60L, Shimadzu Corporation, Kyoto<br />

Japan, 2009<br />

/79/ K.J. Bathe; Finite Element Procedures; Prentice Hall; Revision 1996<br />

/80/ J. Rösler et al.; Mechanisches Verhalten der Werkstoffe; Vieweg + Teubner; 3. Auflage;<br />

2008<br />

/81/ CARES 8.1 Theory Guide; 2007<br />

/82/ Shimadzu Corporation: Instruction Manual for DUH-200, Shimadzu Corporation, Kyoto<br />

Japan, 1992<br />

/83/ O. Kraft, C.A. Volkert; Mechanical Testing of Thin Films and Small Structures; Advanced<br />

Engineering Materials No. 3; 2001<br />

/84/ C.-H. Chen et al.; Residual stress and bow analysis for silicon solar cell induced by<br />

soldering; 2009<br />

/85/ S. Kim et al.; 19th EUPV Solar Energy Conference and Exhibition; Paris; 2004<br />

/86/ H. Scholze; Glas - Natur, Struktur und Eigenschaften; Springer-Verlag; 3. neubearbeitete<br />

Auflage 1988<br />

/87/ N. Schwarzer; About the theory of thin coated plates; Institut für Physik, TU Chemnitz;<br />

2002<br />

/88/ Q-Cells AG, Datenblatt Q6LTT multikristalline Solarzelle, Feb. 2009<br />

/89/ Kohn et al.; Influence of the metallization process on the strength of silicon solar cells;<br />

24th EU PVSEC, Hamburg; 2009<br />

/90/ R.M. Jones; Mechanics of composite materials; Taylor & Francis; 2 nd ed.; 1999<br />

- 130 -


Literaturverzeichnis<br />

/91/ S. Klausing; Mechanisches Verhalten laminierter Sandwich-Strukturen mit integrier-<br />

ten Solarzellenstrings; Bachelorarbeit; Fraunhofer CSP/HTWK Leipzig; 2009<br />

/92/ C. Ehrich; Charakterisierung und Modellierung der thermischen Alterung von Verkap-<br />

selungsmaterialien für die Photovoltaik; Diplomarbeit; Fraunhofer CSP/MLU Halle-<br />

Wittenberg, 2009<br />

/93/ Eitner et al.; Measuring thermomechanical displacements of solar cells in laminates<br />

using digital image correlation; 24th EU PVSEC, Hamburg; 2009<br />

/94/ C.H. Hsueh; Thermal stresses in elastic multilayer systems; Thin Solid Films 418,<br />

2002, S. 182-188<br />

- 131 -


10 Anlagenverzeichnis<br />

A1 – Grenzen der Stoney Gleichung<br />

A2 – Messung des Längenausdehnungskoeffizienten<br />

A3 – Materialeigenschaften für die Modelle<br />

A4 – Berechnungsergebnisse für das Referenzlaminat (CD)<br />

- 132 -<br />

Anlagenverzeichnis<br />

Für die vollständige Version der Arbeit inklusive Anlagen können Sie gerne die im Impres-<br />

sum aufgeführten Personen kontaktieren.<br />

Vielen Dank!

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!