Wissenschaftsförderung der Sparkasse Vest Recklinghausen
Wissenschaftsförderung der Sparkasse Vest Recklinghausen
Wissenschaftsförderung der Sparkasse Vest Recklinghausen
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<strong>Wissenschaftsför<strong>der</strong>ung</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Die Preisträger<br />
Performance von Banken und Bankensystemen<br />
und ihre Einflussfaktoren<br />
– Eine theoretische und empirische Analyse für Europa<br />
Dr. Laura Kästner Seite 9<br />
Stakehol<strong>der</strong>-Management von <strong>Sparkasse</strong>n<br />
im Spiegel <strong>der</strong> Geschäftsberichte<br />
– Systematische Bestandsaufnahme und kritische Bewertung<br />
Dipl.-Kaufmann Tobias Grapentin Seite 21<br />
Monitoring public debt management<br />
in the European Monetary Union<br />
– An external benchmark approach<br />
Dr. Jürgen Born Seite 39<br />
Regionale Innovationsnetzwerke<br />
– Beispiel Ruhrgebiet<br />
Dipl.-Ökonom Falk Strotebeck Seite 47<br />
Schutz <strong>der</strong> Verbraucher<br />
vor Werbung für Finanzdienstleistungen<br />
Dipl.-Wirtschaftsjuristin Monika Wittenberg Seite 65
<strong>Wissenschaftsför<strong>der</strong>ung</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Die Preisträger
Herausgeber:<br />
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Herzogswall 5<br />
45657 <strong>Recklinghausen</strong>
Inhalt<br />
Performance von Banken und Bankensystemen<br />
und ihre Einflussfaktoren<br />
– Eine theoretische und empirische Analyse für Europa<br />
Dr. Laura Kästner Seite 9<br />
Stakehol<strong>der</strong>-Management von <strong>Sparkasse</strong>n<br />
im Spiegel <strong>der</strong> Geschäftsberichte<br />
– Systematische Bestandsaufnahme und kritische Bewertung<br />
Dipl.-Kaufmann Tobias Grapentin Seite 21<br />
Monitoring public debt management<br />
in the European Monetary Union<br />
– An external benchmark approach<br />
Dr. Jürgen Born Seite 39<br />
Regionale Innovationsnetzwerke<br />
– Beispiel Ruhrgebiet<br />
Dipl.-Ökonom Falk Strotebeck Seite 47<br />
Schutz <strong>der</strong> Verbraucher<br />
vor Werbung für Finanzdienstleistungen<br />
Dipl.-Wirtschaftsjuristin Monika Wittenberg Seite 65
<strong>Wissenschaftsför<strong>der</strong>ung</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Kontinuität und Innovation sind zwei wesentliche Pfeiler unserer Geschäftspolitik. Kontinuität<br />
bedeutet vor allem in unseren Kundenbeziehungen berechenbarer und verlässlicher<br />
Partner zu sein. Oft über viele Jahre dauernde Beratung und Betreuung unserer Kunden<br />
durch bekannte Mitarbeiter schaffen die Vertrauensbasis für eine dauerhafte erfolgreiche<br />
Zusammenarbeit. Kontinuität und Verlässlichkeit gilt es aber auch insgesamt in <strong>der</strong><br />
Geschäftspolitik und gegenüber unseren weiteren externen Partnern sicher zu stellen. Innovationsbereitschaft<br />
und –fähigkeit gewährleisten hierbei, dass die <strong>Sparkasse</strong> attraktiver<br />
und mo<strong>der</strong>ner Partner bleibt. Innovationsbereitschaft setzt Aufgeschlossenheit gegenüber<br />
neuen Entwicklungen – auch in übergeordneten Themengebieten – voraus.<br />
Die im Jahr 1997 erstmals ausgeschriebenen Wissenschaftspreise <strong>der</strong> <strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong><br />
<strong>Recklinghausen</strong> sind ein gutes Beispiel für die gelungene Symbiose aus Kontinuität und<br />
Innovation. Wir setzen diese Tradition auch in diesem Jahr fort und freuen uns, wie<strong>der</strong> fünf<br />
Preisträger für ihre sehr guten Diplom- o<strong>der</strong> Doktorarbeiten auszeichnen zu können.<br />
Wir verstehen uns dabei als Bindeglied zwischen Wissenschaft und Praxis. Denn trotz <strong>der</strong><br />
dynamischen Entwicklung von bilateralen Netzwerken in den letzen Jahren besteht nach<br />
wie vor Handlungsbedarf, dass große Innovationspotenzial <strong>der</strong> Hochschulen noch besser zu<br />
nutzen. Um dieses Ziel zu erreichen, wollen wir die Wissenschaftspreise <strong>der</strong> <strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong><br />
<strong>Recklinghausen</strong> nachhaltig etablieren und weiterentwickeln. Hierzu laden wir alle Beteiligten<br />
gerne ein, mit uns gemeinsam diesen Gedanken voranzutreiben.<br />
Wir danken den Preisträgern für Ihre außergewöhnlich gelungenen Beiträge sowie den<br />
Lehrstühlen, ohne die diese Preisverleihung nicht möglich ist.<br />
5
Die Themen:<br />
Nachfolgend ein kurzer Überblick über die Themen, mit denen sich die diesjährigen Preisträger<br />
<strong>der</strong> <strong>Wissenschaftsför<strong>der</strong>ung</strong> <strong>der</strong> <strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong> befasst haben:<br />
Die erste bankwissenschaftliche Arbeit setzt sich mit dem Thema „Performance von Banken<br />
und Banksystemen und ihre Einflussfaktoren“ auseinan<strong>der</strong>. Die Dissertation, eingereicht am<br />
Lehrstuhl für Finanzierung und Kreditwirtschaft an <strong>der</strong> Ruhr-Universität Bochum, analysiert<br />
die Erträge deutscher Banken im europäischen Vergleich und setzt sich kritisch mit dem Drei-<br />
Säulen-Prinzip in <strong>der</strong> deutschen Kreditwirtschaft auseinan<strong>der</strong>. Autorin: Dr. Laura Kästner<br />
Mit dem Stakehol<strong>der</strong>-Management von <strong>Sparkasse</strong>n im Spiegel ihrer Geschäftsberichte<br />
beschäftigt sich die zweite bankwissenschaftliche Arbeit, die am Institut für Kreditwesen<br />
- Westfälische Wilhelms-Universität Münster eingereicht wurde. Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Ausarbeitung<br />
steht die Fragestellung, ob es den <strong>Sparkasse</strong>n gelingt, ihren öffentlichen Auftrag zu<br />
erfüllen und welcher Bedeutung dabei ein verifiziertes Reporting zukommt, das insbeson<strong>der</strong>e<br />
die Privatisierungsfolgen verdeutlicht. Autor: Dipl. Kaufmann Tobias Grapentin<br />
Auch bei den volkswirtschaftlichen Themenstellungen wurde in diesem Jahr wie<strong>der</strong> eine<br />
Dissertation ausgewählt. Der Autor analysiert das staatlichen Schuldenmanagement in<br />
<strong>der</strong> Europäischen Währungsunion (EWU) und stellt hierzu einen supranationalen Monitoring-Mechanismus<br />
vor. Den Marktteilnehmern wird erstmals ein Instrument an die Hand<br />
gegeben, das es ihnen ermöglicht, das staatliche Schuldenmanagement <strong>der</strong> EWU-Mitgliedsstaaten<br />
von nationalen Präferenzen unabhängig aus einer europäischen Perspektive zu<br />
evaluieren. Nominiert wurde diese Dissertation vom Lehrstuhl für Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />
<strong>der</strong> Ruhr-Universität Bochum. Autor: Dr. Jürgen Born<br />
Mit regionalen Innovationsnetzwerken setzt sich die zweite volkswirtschaftliche Arbeit<br />
auseinan<strong>der</strong>. Diese zeigt auf, wie sich das Ruhrgebiet im aktuellen Technologiewettbewerb<br />
behauptet. Hierzu wird auf Basis einer Netzwerkanalyse die Biotechnologiebranche in Nordrhein-Westfalen<br />
analysiert. Diese Diplomarbeit wurde von <strong>der</strong> Ruhr-Universität Bochum nominiert.<br />
Eingereicht wurde sie am Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik. Neben den theoretischen<br />
Grundlagen und einer Situationsanalyse erfolgt auch ein Ausblick auf die Auswirkungen einer<br />
Konzentration auf die Biotechnologiebranche. Autor: Dipl. Ökonom Falk Strotebeck<br />
Ein weiteres, mehr als aktuelles Thema ist Gegenstand <strong>der</strong> ausgewählten Arbeit des<br />
Fachbereichs Wirtschaftsrecht <strong>der</strong> Fachhochschulabteilung <strong>Recklinghausen</strong>. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
die rasante Entwicklung des Online-Werbeaufkommens von Direktbanken wirft die Frage<br />
nach dem „Schutz <strong>der</strong> Verbraucher vor Werbung für Finanzdienstleistungen“ auf. Ziel <strong>der</strong><br />
Diplomarbeit ist es, die Werbung für Finanzdienstleistungen einer wettbewerbsrechtlichen<br />
Beurteilung zu unterziehen und dabei die verbraucherrechtlichen Schutzmöglichkeiten<br />
aufzuzeigen und zu beurteilen. Autorin: Dipl. Wirtschaftsjuristin Monika Wittenberg<br />
7
Dr. Laura Kästner<br />
geboren am 30. Juni 1979<br />
Performance von Banken und Bankensystemen<br />
und ihre Einfl ussfaktoren<br />
– Eine theoretische und empirische<br />
Analyse für Europa<br />
Doktorarbeit, eingereicht im Frühjahr 2008<br />
bei Professor Dr. Stephan Paul<br />
Lehrstuhl für Finanzierung und Kreditwirtschaft<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Das Jahr 2007 wird wohl als das Jahr <strong>der</strong> Subprime-Krise in die Finanzgeschichte<br />
eingehen. Kaum eine Großbank, die nicht erhebliche Marktwertverluste<br />
hinnehmen musste. Auch die Frage <strong>der</strong> Rentabilität und Stabilität<br />
von Bankensystemen wird in diesem Zusammenhang diskutiert.<br />
Um so aktueller präsentiert sich die hier vorliegende Arbeit, die die Performance<br />
deutscher Banken im europäischen Vergleich analysiert. Der Performance-Begriff<br />
orientiert sich hierbei am sogenannten Stakehol<strong>der</strong>-Ansatz,<br />
<strong>der</strong> die Eigentümer-, Kunden-, Arbeitnehmer- und öffentlichen Interessen<br />
integriert betrachtet. Dabei fokussiert sich die Betrachtung insbeson<strong>der</strong>e<br />
auf die drei Säulen <strong>der</strong> Kreditwirtschaft und geht <strong>der</strong> Frage nach, ob die Performance<br />
vorrangig auf Bankebene, o<strong>der</strong> eher vom institutionellen Rahmen<br />
bestimmt wird.<br />
Resümiert wird, dass vor allem eine hohe Marktkonzentration, privates<br />
Eigentum sowie die private Rechtsform eine höhere Rentabilität bedingen.<br />
Dies gehe ebenfalls mit einer höheren Kundenzufriedenheit, Arbeitnehmerleistung<br />
sowie höheren volkswirtschaftlichen Performance einher. Da<br />
die bankengruppenspezifi schen institutionellen Merkmale als Haupteinfl<br />
ussfaktoren identifi ziert werden, lässt sich schließen, dass die durch diese<br />
Merkmale geprägte Säulenstruktur sowie diesbezügliche Verän<strong>der</strong>ungsprozesse<br />
die Performance maßgeblich bestimmen. Die Verantwortung für<br />
vorteilhafte Verän<strong>der</strong>ungen läge somit nicht allein bei <strong>der</strong> einzelnen Bank,<br />
son<strong>der</strong>n fände sich auf übergeordneter (politischer) Ebene. So wird durch<br />
die Autorin vor allem die Privatisierung des <strong>Sparkasse</strong>nsektors und an<strong>der</strong>er<br />
öffentlicher Banken sowie <strong>der</strong> Abbau an<strong>der</strong>er Konsolidierungshemmnisse<br />
als sinnvoll angesehen, um die Performance des deutschen Bankensektors<br />
zu steigern. Eine umstrittene These, die bisher insbeson<strong>der</strong>e durch die<br />
deutschen Großbanken vorgetragen wurde und die in <strong>der</strong> aktuellen Diskussion<br />
um die Novellierung des <strong>Sparkasse</strong>ngesetzes von Nordrhein-Westfalen<br />
und den darin enthaltenen möglichen Privatisierungstendenzen an Brisanz<br />
gewinnt.
Performance von Banken und Bankensystemen und ihre Einfl ussfaktoren<br />
– Eine theoretische und empirische Analyse für Europa<br />
1 Einführung in die Problemstellung und Motivation <strong>der</strong> Arbeit<br />
Im europäischen Vergleich wird den deutschen Banken seit geraumer Zeit von nationaler,<br />
aber auch internationaler Seite eine geringe Performance attestiert. Diese Gegenüberstellungen<br />
basieren häufi g auf Maßen wie <strong>der</strong> Rentabilität o<strong>der</strong> Effi zienz – Maße, bei denen das<br />
deutsche Bankensystem trotz des aktuellen Aufwärts trends im internationalen Vergleich<br />
zumeist auf den hintersten Plätzen liegt, wie Abbildung 1 beispielhaft anhand <strong>der</strong> Eigenkapitalrentabilität<br />
vor Steuern verdeutlicht.<br />
Abbildung 1: Eigenkapitalrendite vor Steuern für ausgewählte europäische Bankensysteme 1<br />
Die Diskussion über die Gründe für das schwache Abschneiden <strong>der</strong> deutschen Banken<br />
fokussiert auf die Säulenstruktur <strong>der</strong> Kreditwirtschaft und damit verbundene Charakteristika,<br />
die Konsolidierungsprozesse hemmen. In vielen europäischen Län<strong>der</strong>n wurden in den<br />
vergangenen Jahren Reformen durchgeführt, die sich auf die Schaffung effi zienter und fl exibler<br />
Strukturen sowie die nachhaltige Stärkung <strong>der</strong> Institute im Bankenmarkt richten. Der<br />
Schwerpunkt <strong>der</strong> Deregulierung lag dabei vielfach auf den öffentlichen Kreditinstituten bzw.<br />
dem <strong>Sparkasse</strong>nsektor. Hingegen sind die Strukturen im deutschen öffentlich-rechtlichen<br />
Bankensektor bislang unangetastet geblieben, sodass die Liberalisierung des Bankensystems<br />
in Deutschland insgesamt weniger umfassend ausfi el als in an<strong>der</strong>en europäischen<br />
Län<strong>der</strong>n.<br />
Infolge <strong>der</strong> durchgeführten Reformen brachen traditionell bestehende Strukturen in <strong>der</strong><br />
Kreditwirtschaft auf. Mittlerweile kennzeichnet nur noch wenige Bankensysteme ein ausgeprägtes<br />
Säulengebilde, bestehend aus privaten Geschäftsbanken, <strong>Sparkasse</strong>n und Genossenschaftsbanken,<br />
wie es für Deutschland charakteristisch ist. Diese Säulenstruktur und <strong>der</strong><br />
mangelnde Reformeifer, insbeson<strong>der</strong>e das Festhalten an öffentlich-rechtlichen Banken, werden<br />
immer wie<strong>der</strong> für die insgesamt vergleichs weise schwache Ertragslage des deutschen<br />
Banken systems verantwortlich gemacht. Aufgrund <strong>der</strong> rigiden Säulenstruktur können die<br />
hiesigen Institute bei den die europäische Bankenlandschaft prägenden Konsolidierungsprozessen<br />
nicht in gleicher Weise mitwirken wie ihre europäische Konkurrenz, sodass sich<br />
die meisten deutschen Banken damit abfi nden müssen, international zweitklassig zu bleiben.<br />
Dadurch wird es für sie immer schwerer, sich im zunehmend international geprägten<br />
Wettbewerb gegenüber <strong>der</strong> Konkurrenz zu behaupten, um nicht weiter ins Hintertreffen zu<br />
1 Darstellung auf Basis <strong>der</strong> Angaben in International Monetary Fund (200 b, 200 , 2006).<br />
10
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2008<br />
geraten. Diese Meinung wird nicht nur von den privaten Banken vertreten, die ihre Position<br />
durch den staatlichen Schutz und die Bevorzugung <strong>der</strong> <strong>Sparkasse</strong>n verschlechtert sehen.<br />
Auch Vertreter <strong>der</strong> Wissenschaft, Politiker und ihre Berater auf nationaler und europäischer<br />
Ebene sprechen sich für eine Öffnung des deutschen <strong>Sparkasse</strong>nsektors aus. Der ins Visier<br />
genommene <strong>Sparkasse</strong>nsektor selbst sieht die schwache Performance im Lager <strong>der</strong> privaten<br />
Banken begründet. Deren fehlende o<strong>der</strong> nicht erfolgreiche strategische Positionierung<br />
sowie Fokussierung – und nicht etwa die Säulenstruktur mit ihren Eigenarten – werden für<br />
das vergleichsweise schlechte Abschneiden verantwortlich gemacht.<br />
Die Arbeit nimmt diese anhaltend kontrovers geführte Debatte über die Gründe für das<br />
schwache Abschneiden deutscher Kreditinstitute im internationalen Vergleich als Ausgangspunkt<br />
für eine Untersuchung <strong>der</strong> Performance <strong>der</strong> Banken in Europa. Untersuchungsobjekte<br />
sind die Banken <strong>der</strong> EU-15-Län<strong>der</strong> sowie <strong>der</strong> Schweiz (CH) im Zeitraum von 1998 bis<br />
2005. Angesichts deutlicher Performance-Unterschiede <strong>der</strong> betrachteten Banken stellt sich<br />
die Frage, welche Faktoren dafür ursächlich sind. Daher gilt es, die relevanten Performance-<br />
Determinanten und ihre Auswirkungen zu ergründen. Können die wesentlichen Einflussfaktoren<br />
sowie ihre Wirkungsrichtung auf die Performance <strong>der</strong> Banken identifiziert werden,<br />
so lassen sich darauf basierend Ansatzpunkte zur Performance-Verbesserung ableiten.<br />
Denn es wird schließlich nur denjenigen Banken gelingen, sich im zunehmend international<br />
geprägten Wettbewerb zu behaupten, die eine solide Performance vorweisen. In diesem<br />
Zusammenhang ist es von beson<strong>der</strong>er Bedeutung, ob in erster Linie divergierende institutionelle<br />
Rahmenbedingungen o<strong>der</strong> Marktstrukturen – und damit Systembedingungen – für<br />
Performance-Unterschiede entscheidend sind, o<strong>der</strong> ob primär institutsspezifische Charakteristika,<br />
wie etwa die Geschäftsausrichtung o<strong>der</strong> die Ressourcenausstattung, die Performance<br />
<strong>der</strong> Banken determinieren. Denn davon hängen Art und Adressaten ableitbarer<br />
Handlungsempfehlungen ab.<br />
Mit ihrem län<strong>der</strong>übergreifenden Forschungsansatz reiht sich die Arbeit in internationale<br />
Performance-Untersuchungen <strong>der</strong> Kreditwirtschaft ein. 2 Die Ergebnisse dieser Studien<br />
bezüglich <strong>der</strong> Bedeutung unterschiedlicher Performance-Einflussgrößen sowie ihres Effekts<br />
auf die untersuchte(n) Performance-Zielgröße(n) weisen zwar gewisse Übereinstimmungen<br />
auf, liefern aber insgesamt kein homogenes Bild, sodass weiterer Forschungsbedarf besteht,<br />
um die <strong>der</strong> Arbeit zugrunde liegenden Fragen für die untersuchten Banken beantworten<br />
zu können.<br />
Während die Performance-Studien fast überwiegend die parametrische Regressions- und<br />
mitunter auch die Diskriminanzanalyse anwenden, wird diese Methodik hier mit <strong>der</strong> nichtparametrischen<br />
Regression, genauer <strong>der</strong> Verfahrensklasse <strong>der</strong> Regressionsbäume, um eine<br />
neuartige Technik zur Identifikation <strong>der</strong> Performance-Determinanten erweitert. Neben den<br />
weniger strengen Anwendungsvoraussetzungen liegen die Vorzüge dieser Verfahrensvariante<br />
vor allem in ihrer differenzierteren Vorgehensweise bei <strong>der</strong> Regression <strong>der</strong> Zielgröße,<br />
woraus Vorteile im Hinblick auf die Aufklärung <strong>der</strong> nicht einheitlichen Ergebnislage <strong>der</strong><br />
empirischen Studien resultieren können.<br />
Vgl. insbeson<strong>der</strong>e Short (1979), Bourke (1989), Molyneux/Thornton (199 ), Molyneux/Forbes (1995),<br />
Demirgüc-Kunt/Huizinga (1998), Demirgüc-Kunt/Laeven/Levine ( 003), Goddard/Molyneux/Wilson ( 004).<br />
11
Performance von Banken und Bankensystemen und ihre Einflussfaktoren<br />
– Eine theoretische und empirische Analyse für Europa<br />
Eine Beschränkung <strong>der</strong> Performance-Beurteilung auf die Profitabilität <strong>der</strong> Banken allein<br />
greift indes zu kurz. So wird beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit in Bezug auf die Kreditwirtschaft<br />
häufig auf Aspekte wie die Stabilität des Bankensystems sowie die Versorgung <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
mit Finanzdienstleistungen gerichtet. Vor diesem Hintergrund wird die Performance<br />
<strong>der</strong> Banken in dieser Arbeit als mehrdimensionales Konstrukt aufgefasst, das unterschiedliche<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an die Kreditwirtschaft integriert. Auch wenn viele <strong>der</strong> Performance-Studien<br />
mehrere Zielgrößen definieren, so erfassen diese doch fast ausschließlich<br />
einen einzelnen Performance-Bereich, wie etwa den <strong>der</strong> finanziellen Erfolgsgrößen. Im<br />
Gegensatz dazu erlaubt das hier entwickelte multidimensionale Konstrukt eine vollständigere<br />
Performance-Analyse.<br />
2 Grundlagen und Perspektiven <strong>der</strong> Performance-Beurteilung in <strong>der</strong> Kreditwirtschaft<br />
Als Anknüpfungspunkt für die Konkretisierung des mehrdimensionalen Performance-<br />
Konstrukts dient das Stakehol<strong>der</strong>-Konzept, das von einem pluralistischen Zielsystem <strong>der</strong><br />
Unternehmung ausgeht und auch als konzeptionelle Basis für eine umfassen<strong>der</strong>e, d.h. über<br />
ökonomische Größen hinausgehende, Messung <strong>der</strong> Leistung (-sfähigkeit) <strong>der</strong> Unternehmung<br />
fungiert. Vor diesem Hintergrund werden die zentralen Anspruchsgruppen <strong>der</strong> Banken<br />
als Performance-Perspektiven identifiziert und ihre Ansprüche als Zielgrößen <strong>der</strong> Performance<br />
festgelegt.<br />
Als erste Anspruchsgruppe lassen sich die Eigentümer bestimmen. Die für die Eigentümer<br />
relevante Zielgröße lässt sich über den Sharehol<strong>der</strong>-Value und seine Verän<strong>der</strong>ung quantifizieren.<br />
Die Erfassung <strong>der</strong>artiger wertorientierter Maßstäbe ist allerdings anhand <strong>der</strong> verfügbaren<br />
Datenbasis nicht sachgerecht möglich, sodass die Eigentümeransprüche vorrangig<br />
über die jahresabschlussbasierte Kennzahl Eigenkapitalrentabilität abgebildet werden.<br />
Da die erzielte Rendite stets vor dem Hintergrund des eingegangenen Risikos relativiert<br />
werden muss, wird ferner die Standardabweichung <strong>der</strong> Rendite in dieser Zielperspektive<br />
verankert. Als zweite Anspruchsgruppe werden die Kunden abgegrenzt. Die Zielgröße <strong>der</strong><br />
Kunden lässt sich über das Konstrukt <strong>der</strong> Kundenzufriedenheit konkretisieren. Die dritte Anspruchsgruppe<br />
repräsentieren die Arbeitnehmer. Der realisierte Arbeitnehmernutzen lässt<br />
sich analog zur Anspruchsgruppe <strong>der</strong> Kunden über die Zufriedenheit operationalisieren. In<br />
einer vierten und letzten Anspruchsgruppe wird die Öffentlichkeit, hier präziser als Volkswirtschaft<br />
bezeichnet, erfasst. Die volkswirtschaftlichen Ansprüche an die Kreditwirtschaft<br />
lassen sich über den Umfang und die Qualität <strong>der</strong> Bankenintermediation, die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
wirtschaftlichen Entwicklung sowie die Stabilität des Bankensystems konkretisieren.<br />
Anhand <strong>der</strong> Synthese <strong>der</strong> konkurrierenden Konzepte des Sharehol<strong>der</strong>- und Stakehol<strong>der</strong>-<br />
Ansatzes lassen sich die Perspektiven und die in ihnen verankerten Zielgrößen in <strong>der</strong> Weise<br />
gewichten und verdichten, dass die in <strong>der</strong> Eigentümerperspektive verankerten Ansprüche die<br />
Oberzielgrößen darstellen, während die Interessen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Anspruchsgruppen als Nebenbedingungen<br />
fungieren. Denn bei Ausrichtung auf die Optimierung <strong>der</strong> Eigentümerfor<strong>der</strong>ungen<br />
sollten auch die Ziele <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Parteien erfüllt werden. Auf Basis <strong>der</strong> zwischen<br />
den Performance-Maßstäben aufgedeckten Wirkungszusammenhänge gelingt es, diese<br />
Zielpriorisierung theoretisch zu legitimieren. So spricht die ableitbare positive Wirkung <strong>der</strong><br />
Kundenzufriedenheit über die Kundenbindung auf den Unternehmenserfolg für eine komplementäre<br />
Beziehung zwischen den Zielen <strong>der</strong> Eigentümer und denen <strong>der</strong> Kunden. Die<br />
3 Vgl. grundlegend Freeman/Reed (1983), Freeman (1984) sowie z.B. Janisch (1993), Donaldson/Preston<br />
(1995).<br />
Diese besteht hier im Wesentlichen aus den Jahresabschlussdaten <strong>der</strong> Kreditinstitute.<br />
12
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2008<br />
Arbeitnehmerzufriedenheit als Zielgröße <strong>der</strong> Arbeitnehmerperspektive kann über die<br />
Arbeitsleistung sowohl den Unternehmenserfolg als auch die Kundenzufriedenheit positiv<br />
beeinflussen. Und auch für die Performance-Maße <strong>der</strong> volkswirtschaftlichen Perspektive<br />
wie Umfang und Qualität <strong>der</strong> Bankenintermediation sowie Systemstabilität lässt sich eine<br />
positive Beziehung zu den Zielgrößen <strong>der</strong> übrigen Performance-Perspektiven begründen.<br />
3 Ausgewählte Determinanten <strong>der</strong> Bank-Performance<br />
Die als Oberzielgrößen legitimierten Ansprüche <strong>der</strong> Eigentümer dienen als Orientierungspunkt<br />
für die Ableitung potenzieller Einflussgrößen <strong>der</strong> Performance <strong>der</strong> Banken und<br />
ihrer Wirkungsweisen. Angesichts <strong>der</strong> Vielzahl möglicher Einflussfaktoren, <strong>der</strong>en vollständige<br />
Erfassung we<strong>der</strong> machbar ist noch sinnvoll erscheint, ist zum einen ein Fokus bei<br />
ihrer Ableitung erfor<strong>der</strong>lich. Zum an<strong>der</strong>en bedingt das Bestreben einer aussagekräftigen<br />
Performance-Analyse die Auswahl von Größen aus unterschiedlichen Bereichen. Vor diesem<br />
Hintergrund leitet die eingangs erörterte Kontroverse um die Säulenstruktur <strong>der</strong> Kreditwirtschaft<br />
die Schwerpunktsetzung bei <strong>der</strong> Bestimmung <strong>der</strong> Einflussfaktoren. So ist die die<br />
europäischen Bankensysteme (ursprünglich) prägende Existenz unterschiedlicher Bankengruppen<br />
Resultat bestimmter institutioneller Rahmenbedingungen auf den Bankenmärkten,<br />
die die erste Gruppe <strong>der</strong> Performance-Determinanten repräsentieren. Sie erlangen durch<br />
Reformbestrebungen, die in vielen europäischen Län<strong>der</strong>n mit Konsequenzen für die Säulenstruktur<br />
durchgeführt wurden, einen beson<strong>der</strong>en Stellenwert. Im Mittelpunkt stehen dabei<br />
die mit Blick auf den Sektor <strong>der</strong> öffentlichen Banken bzw. <strong>Sparkasse</strong>n durchgeführten Liberalisierungsschritte.<br />
Die Ableitung bankengruppenspezifischer Merkmale setzt damit an <strong>der</strong><br />
Diskussion über die Vor- und Nachteile staatlichen und privaten Eigentums in <strong>der</strong> Kreditwirtschaft<br />
sowie <strong>der</strong> Frage nach <strong>der</strong> Privatisierung öffentlicher Institute an. Es lässt sich<br />
jedoch feststellen, dass die Reformmaßnahmen nicht allein und pauschal auf die Eigentumsstrukturen<br />
zielen, son<strong>der</strong>n mitunter weitere Merkmale erfassen, die den Sektor <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Banken bzw. <strong>Sparkasse</strong>n charakterisieren. In einer differenzierten Betrachtung <strong>der</strong><br />
Eigentums- und Privatisierungsdiskussion werden daher neben dem Eigentumsstatus und<br />
damit <strong>der</strong> Frage nach <strong>der</strong> materiellen Privatisierung die Rechtsformwahl und damit die<br />
formale Privatisierung, <strong>der</strong> Unternehmenszweck bzw. die funktionelle Privatisierung sowie<br />
<strong>der</strong> geografische Wirkungskreis als Beson<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> Geschäftstätigkeit mit Fokus auf den<br />
Sektor <strong>der</strong> (ehemaligen) <strong>Sparkasse</strong>n bzw. öffentlichen Banken als weitere institutionelle<br />
Einflussgrößen diskutiert.<br />
Diese institutionellen Determinanten werden um strukturelle Merkmale <strong>der</strong> Bankenmärkte<br />
ergänzt, die auf einem umfangreichen Forschungsbestand um konkurrierende Markt- und<br />
Wettbewerbskonzepte aufsetzen. Die Attribute <strong>der</strong> Marktstruktur dienen insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong><br />
quantitativen Charakterisierung <strong>der</strong> Anbieterseite anhand <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Marktteilnehmer,<br />
ihrer relativen Größe sowie <strong>der</strong> dadurch bedingten Marktkonzentration und werden regelmäßig<br />
mit bestimmten Verhaltensweisen <strong>der</strong> Marktteilnehmer und daraus resultierenden<br />
einzel- und gesamtwirtschaftlichen Marktergebnissen verbunden. Letztere Größen lassen<br />
sich im Rahmen dieser Untersuchung dann wie<strong>der</strong>um mit <strong>der</strong> Performance-Beurteilung <strong>der</strong><br />
Banken, insbeson<strong>der</strong>e in Form <strong>der</strong> Profitabilität, <strong>der</strong> wirtschaftlichen Entwicklung sowie <strong>der</strong><br />
Stabilität des Bankensystems, verknüpfen.<br />
Im Anschluss an diese industriespezifischen Charakteristika werden bankspezifische und<br />
damit für die einzelnen Institute unterschiedlich ausgeprägte Performance-Determinanten,<br />
wie etwa die strategische Geschäftsausrichtung und das Ressourcenmanagement, erfasst.<br />
Als Basis für die Ableitung und Systematisierung <strong>der</strong> einzubeziehenden institutsspezifischen<br />
Performance-Einflussgrößen dienen neben <strong>der</strong> marktbasierten Sichtweise von Wett-<br />
1
Performance von Banken und Bankensystemen und ihre Einflussfaktoren<br />
– Eine theoretische und empirische Analyse für Europa<br />
bewerbsvorteilen nach Porter die Erkenntnisse des ressourcenorientierten Ansatzes. Die<br />
Verhaltensmerkmale stellen auf die Institutsgröße, die Geschäfts- und Finanzierungsstruktur,<br />
den Einsatz und das Management personeller und sachlicher Ressourcen ab und lassen<br />
sich mit konkreten Auswirkungen auf das Marktergebnis bzw. den Unternehmenserfolg und<br />
damit auf die Performance <strong>der</strong> Banken verbinden. Ferner ist die Relevanz dieser Einflussgrößen<br />
durch die hier adressierte Frage begründet, ob die Bank-Performance vorrangig<br />
auf Bankebene bestimmt wird, o<strong>der</strong> ob primär systembezogene Merkmale die Performance<br />
determinieren. Darüber hinaus ermöglichen es bankspezifische Variablen, Unterschiede in<br />
<strong>der</strong> Performance von Banken auch innerhalb eines Landes zu erklären.<br />
Schließlich werden makroökonomische Rahmenbedingungen als Einflussfaktoren <strong>der</strong><br />
Bank-Performance diskutiert. Die Bedeutung gesamtwirtschaftlicher Größen erklärt sich<br />
zum einen dadurch, dass die Geschäftstätigkeit <strong>der</strong> Banken unmittelbar von den allgemeinen<br />
wirtschaftlichen Gegebenheiten, wie das Wirtschaftswachstum, die Inflation o<strong>der</strong> das<br />
Zinsniveau, tangiert wird. Zum an<strong>der</strong>en können auch indirekte Effekte wirksam werden, da<br />
<strong>der</strong> Bankensektor durch seine Intermediationstätigkeit eng mit den Unternehmen an<strong>der</strong>er<br />
Wirtschaftszweige verzahnt ist, sodass sich <strong>der</strong>en gesamtwirtschaftliche Beeinflussung auf<br />
die Kreditwirtschaft übertragen kann.<br />
4 Methodische Grundlagen <strong>der</strong> empirischen Untersuchung<br />
Als zentrale Basis für Datenerhebung dient die Datenbank Bankscope, 5 <strong>der</strong>en Charakteristika<br />
sowohl die Möglichkeiten und den Umfang <strong>der</strong> Datengewinnung als auch die<br />
Eigenschaften des zusammengestellten Datensatzes maßgeblich beeinflussen. Auf dieser<br />
Basis und unter Bezugnahme auf die juristische Definition des Erfahrungsobjekts Bank werden<br />
die für die Untersuchung relevanten europäischen Banken als Merkmalsträger abgegrenzt.<br />
Insgesamt können über 6.000, in den einzelnen Jahren des Betrachtungszeitraums<br />
von 1998 bis 005 jeweils über 4.000 Institute aus den EU-15-Län<strong>der</strong>n und <strong>der</strong> Schweiz<br />
erhoben werden. Anhand <strong>der</strong> von <strong>der</strong> EZB veröffentlichten Statistiken über die Struktur <strong>der</strong><br />
europäischen Bankenmärkte lassen sich die auf Bankscope-Basis generierten Datensätze<br />
im Hinblick auf ihre Repräsentativität beurteilen. Zwar zeigt <strong>der</strong> Vergleich mit den Referenzwerten<br />
<strong>der</strong> EZB anhand <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Banken deutliche Unterschiede im Datenbestand<br />
auf. Die annähernd erreichte Übereinstimmung in Bezug auf die aggregierte Bilanzsumme<br />
beweist indes, dass die bedeutendsten Banken in Europa erfasst werden, sodass die empirische<br />
Analyse für zumindest charakterisierende Aussagen auf einem soliden Fundament<br />
aufsetzt.<br />
Die Zielgrößen <strong>der</strong> Eigentümerperspektive, Rentabilität und Risiko, werden auf Bankebene<br />
für die einzelnen Jahre des Betrachtungszeitraums auf Basis <strong>der</strong> Datenbank Bankscope<br />
erhoben und dann zwecks Normalisierung zu 6-Jahres-Durchschnittswerten zusammengefasst.<br />
Dieses Vorgehen wird bei sämtlichen als jährliche Werte erfassten Kennzahlen<br />
verfolgt. Schwieriger gestaltet sich die Erhebung <strong>der</strong> Performance-Zielgrößen aus Kunden-<br />
und Arbeitnehmersicht. So lassen sich Kundenzufriedenheitswerte nur auf Län<strong>der</strong>ebene auf<br />
Basis nationaler Kundenbarometer bzw. Zufriedenheitsindizes, ergänzt um eine Studie <strong>der</strong><br />
5 Diese wird von Bureau van Dijk Electronic Publishing (BvDEP) in Kooperation mit Fitch Ratings erstellt<br />
und vertrieben und enthält inzwischen Informationen zu über 0.000 Banken weltweit. Die Datenbank<br />
umfasst insbeson<strong>der</strong>e Jahreselemente wie Bilanz, Gewinn- und Verlust-Rechnung (GuV), Angaben zu<br />
außerbilanziellen Positionen, Anhanginformationen und weitere finanzielle Kennzahlen, darüber hinaus<br />
Ratings und Reports.<br />
1
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2008<br />
KPMG, bestimmen. 6 Für die Arbeitnehmer lassen sich Zufriedenheitswerte hingegen nicht in<br />
einem adäquaten Umfang generieren, sodass zur Performance-Beurteilung aus dieser Perspektive<br />
auf den Proxy <strong>der</strong> Arbeitsleistung zurückgegriffen wird. Die Arbeitsleistung wird in<br />
Form <strong>der</strong> Arbeitnehmerproduktivität auf Institutsebene auf Basis <strong>der</strong> Bankscope-Datenbank<br />
ermittelt. Als Performance-Maße aus volkswirtschaftlicher Perspektive werden das Niveau<br />
<strong>der</strong> Bankenintermediation, gemessen über den Quotienten aus dem Volumen ausgereichter<br />
Kredite an Nichtbanken und dem BIP, die wirtschaftliche Entwicklung, quantifiziert über das<br />
BIP pro Kopf, die Qualität <strong>der</strong> Kreditvergabe, ermittelt anhand des Anteils notleiden<strong>der</strong> Kredite<br />
an den insgesamt vergebenen Krediten, sowie <strong>der</strong> Solvabilitätskoeffizient als Indikator<br />
<strong>der</strong> Sicherheit <strong>der</strong> Bankensysteme bestimmt. Diese Maße werden auf Systemebene auf<br />
Basis <strong>der</strong> vom IMF und von Eurostat bereitgestellten Datenzeitreihen als 6-Jahres-Durchschnittswerte<br />
erhoben.<br />
Im Zentrum <strong>der</strong> Ermittlung <strong>der</strong> Performance-Einflussgrößen stehen die bankengruppenspezifischen<br />
institutionellen Merkmale in Form von Eigentumsstrukturen, Ausgestaltung<br />
<strong>der</strong> Rechtsform und beson<strong>der</strong>en Grundsätzen <strong>der</strong> Geschäftstätigkeit, die sich aus<br />
<strong>der</strong> Reformtätigkeit <strong>der</strong> europäischen Län<strong>der</strong> mit Fokus auf den Sektor <strong>der</strong> (ehemaligen)<br />
<strong>Sparkasse</strong>n bzw. öffentlichen Banken ableiten. Diese Attribute werden auf Systemebene in<br />
Form einer Momentaufnahme zunächst als nominale Merkmale erfasst und sodann auf eine<br />
ordinale Dreierskala zwecks besserer Handhabung im Rahmen <strong>der</strong> empirischen Analyse<br />
überführt. Die im zweiten Wirkungsbereich erfassten Strukturmerkmale <strong>der</strong> Bankenmärkte<br />
werden durch die Anzahl <strong>der</strong> Banken in einem Land, die Marktkonzentrationsrate (CR5), den<br />
Herfindahl-Hirschman-Index (HHI), die Bankendichte sowie die Anzahl <strong>der</strong> Zweigstellen in<br />
einem Land im Verhältnis zur Anzahl <strong>der</strong> dort ansässigen Banken spezifiziert. Die Merkmale<br />
werden auf Landesebene erfasst und gehen als 6-Jahres-Durchschnittswerte in die Untersuchung<br />
ein. Die bankspezifischen Attribute werden anhand Bankscope auf Institutsebene<br />
ebenfalls als Mittelwerte über sechs Jahre bestimmt. Diese Kennzahlen beziehen sich auf<br />
unterschiedliche Unternehmensbereiche und sind durch die Struktur <strong>der</strong> Erträge und Aufwendungen<br />
sowie <strong>der</strong> Aktiva und Passiva, die Liquidität und die Institutsgröße spezifiziert.<br />
Die makroökonomischen Performance-Determinanten werden auf nationaler Ebene über das<br />
Wirtschaftswachstum, gemessen anhand <strong>der</strong> Wachstumsrate des realen BIP, die Inflationsrate,<br />
berechnet als jährliche Verän<strong>der</strong>ungsrate des Harmonisierten Verbraucherpreisindex,<br />
sowie das Zinsniveau, bestimmt als die jährliche Rendite auf zehnjährige Staatsanleihen,<br />
abgebildet.<br />
Die Durchführung <strong>der</strong> empirischen Performance-Analyse erfor<strong>der</strong>t schließlich die Auswahl<br />
geeigneter Verfahren. Vor dem Hintergrund <strong>der</strong> zugrunde liegenden Fragestellung, den<br />
Charakteristika des Datensatzes in Form <strong>der</strong> Merkmalsträger und <strong>der</strong> ihnen zugewiesenen<br />
Merkmale sowie den Eigenschaften <strong>der</strong> einzelnen Verfahren und ihren Einsatzmöglichkeiten<br />
lassen sich die parametrische und nichtparametrische Regression als adäquate Analyseverfahren<br />
bestimmen. Während parametrische Verfahren relativ restriktive Anwendungsvoraussetzungen<br />
formulieren, ist die nichtparametrische Regression flexibler einsetzbar,<br />
da sie kaum Anfor<strong>der</strong>ungen an den zu untersuchenden Datensatz stellt. Im Gegensatz zu<br />
parametrischen Verfahren, die die Optimierung einer globalen für alle Elemente gültigen<br />
Zielfunktionen anstreben, handelt es sich bei <strong>der</strong> nichtparametrischen Regression um eine<br />
lokale Modellierung, die in <strong>der</strong> multivariaten Ausgestaltung regelmäßig über additive<br />
6 Die Kundenzufriedenheit wird auf einer vereinheitlichten Skala von 0 bis 100 gemessen, wobei ein Wert<br />
von 100 für vollste Kundenzufriedenheit steht. Anhand <strong>der</strong> verfügbaren Datenbasis lassen sich für das Jahr<br />
004 für sämtliche Län<strong>der</strong> außer Luxemburg und Belgien nationale Kundenzufriedenheitswerte gewinnen.<br />
15
Performance von Banken und Bankensystemen und ihre Einfl ussfaktoren<br />
– Eine theoretische und empirische Analyse für Europa<br />
Modelle dargestellt wird. Als häufi g eingesetzte Variante additiver Modelle stehen hier die<br />
sog. Regressionsbäume in Form <strong>der</strong> Verfahren CART, CHAID und Exhaustive CHAID im Vor<strong>der</strong>grund.<br />
Diese Algorithmen <strong>der</strong> rekursiven Partitionierung zerlegen das gesamte Datenset<br />
schrittweise anhand bestimmter Trennungsregeln in möglichst homogene Subsegmente<br />
(vgl. Abbildung 2).<br />
Abbildung 2: Segmentierungsstrategie von Entscheidungsbäumen<br />
Auf je<strong>der</strong> Ebene unterteilen ausgewählte Kennzahlen das Datenset in Bezug auf die Zielgröße.<br />
Dabei gilt, dass sich die auf den ersten Stufen herangezogenen Prädiktoren stärker<br />
auf die Zielgröße auswirken als die später auftretenden, sodass diese Verfahren speziell<br />
dafür geeignet sind, beson<strong>der</strong>s relevante Performance-Determinanten zu identifi zieren.<br />
5 Empirische Performance-Analyse<br />
Auf Basis des theoretischen und methodischen Fundaments gilt es schließlich empirisch-ana<br />
lytisch <strong>der</strong> Frage nachzugehen, welche Einfl ussfaktoren für die Performance <strong>der</strong><br />
Banken ausschlaggebend sind. Die Prüfung <strong>der</strong> Anwendungsvoraussetzungen in Bezug auf<br />
den zu untersuchenden Datensatz entscheiden dabei über die Eignung <strong>der</strong> ausgewählten<br />
Regressionsverfahren. Es zeigt sich, dass vor allem nichtlineare Zusammenhänge sowie partielle<br />
Multikollinearität den Einsatz <strong>der</strong> parametrischen Regression einschränken, sodass<br />
verstärkte Aufmerksamkeit auf die Modellberechnung mittels <strong>der</strong> nichtparametrischen Verfahren<br />
gelegt wird. Anhand <strong>der</strong> diskutierten Regressionsbäume, CHAID, Exhaustive CHAID<br />
und CART, wird die Regression <strong>der</strong> Zielgrößen zunächst mit Fokus auf die Eigentümerperspektive<br />
für verschiedene Zeiträume, unterschiedliche Modellkonstellationen und Parameterspezifi<br />
kationen durchlaufen. Die Regressions ergebnisse zeigen zum einen, ob sich die zuvor<br />
hergeleiteten Einfl ussgrößen tatsächlich wie vermutetet auswirken, zum an<strong>der</strong>en lassen<br />
sie Rück schlüsse auf die primären Treiber <strong>der</strong> Performance <strong>der</strong> Banken zu. Von den drei zur<br />
Auswahl stehenden Verfahren erweisen sich CHAID und ECHAID als beson<strong>der</strong>s zweckmäßig,<br />
während CART Schwächen bei <strong>der</strong> Analyse <strong>der</strong> Datensätze erkennen lässt.<br />
Übereinstimmend identifi zieren beide CHAID-Verfahren Systemmerkmale, und zwar die<br />
Marktkonzentration, den Eigentumsstatus bzw. die Rechtsform (ehemaliger) öffentlicher<br />
Banken bzw. <strong>Sparkasse</strong>n als die Haupttreiber <strong>der</strong> Bank-Performance aus Eigentümersicht.<br />
Eine hohe Marktkonzentration begünstigt gleichermaßen eine hohe Rentabilität wie private<br />
16
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2008<br />
Eigentumsstrukturen und Rechtsformen sowie darauf zielende Privatisierungsmaßnahmen.<br />
Auch verschiedene bankspezifische Attribute, insbeson<strong>der</strong>e die Cost-Income-Ratio, aber<br />
auch die Institutsgröße, die Zins- und Provisionsergebnisquote sowie die Eigenkapital-<br />
und Einlagenquote, beeinflussen die Performance <strong>der</strong> Banken, üben aber einen geringeren<br />
Einfluss auf diese aus als die Systemmerkmale, da sie auf den tieferen Ebenen zur Trennung<br />
herangezogen werden. Die Bedeutung und <strong>der</strong> Effekt <strong>der</strong> institutsbezogenen Kennzahlen<br />
auf die Zielgröße hängen ferner von den zuvor bestimmten Performance-Determinanten und<br />
ihren Ausprägungen ab, sodass die Verfahren <strong>der</strong> rekursiven Partitionierung in dieser Hinsicht<br />
ihre Stärke einer differenzierteren Regression ausspielen können. Da in Abhängigkeit<br />
von den Systembedingungen unterschiedliche weitere Faktoren über die Performance <strong>der</strong><br />
Banken entscheiden, sind Maßnahmen zur Leistungssteigerung stets unter Berücksichtigung<br />
des Zusammenspiels von markt- und bankbezogenen Attributen abzuleiten.<br />
Die Performance <strong>der</strong> Banken im hier zugrunde gelegten Verständnis bestimmt sich indes<br />
nicht allein über die Erfolgsmaße <strong>der</strong> Eigentümerperspektive. Daher wird die Betrachtung<br />
im nächsten Schritt um die Zielgrößen <strong>der</strong> Kunden-, Arbeitnehmer- und <strong>der</strong> volkswirtschaftlichen<br />
Perspektive erweitert. Anhand <strong>der</strong> Integration <strong>der</strong> Zielgrößen <strong>der</strong> übrigen Performance-Perspektiven<br />
in die CHAID- und ECHAID-Lösungsbäume für die Zielgröße Eigenkapitalrentabilität<br />
gelingt es, die Performance-Analyse aussagekräftig zu erweitern. So zeigt<br />
sich, dass die für die Performance-Beurteilung aus Eigentümersicht zentralen Einflussfaktoren<br />
Marktkonzentration, Eigentumsstatus sowie Rechtsform <strong>der</strong> (ehemaligen) <strong>Sparkasse</strong>n<br />
im Hinblick auf die Optimierung <strong>der</strong> Zielgrößen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Perspektiven nahezu uneingeschränkt<br />
die gleiche Bewertungsrichtung erfahren. So ist eine höhere Marktkonzentration<br />
und privates Eigentum sowie private Rechtsformen nicht nur mit einer höheren Rentabilität,<br />
son<strong>der</strong>n ebenfalls mit einer höheren Kundenzufriedenheit, Arbeitnehmerleistung sowie<br />
volkswirtschaftlichen Performance assoziiert. Auf dieser Basis lässt sich die theoretisch argumentierte<br />
Harmonie zwischen den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> verschiedenen Anspruchsgruppen<br />
auch empirisch verifizieren und die Ausrichtung auf die Eigentümeransprüche als Oberzielgrößen<br />
unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Interessen <strong>der</strong> übrigen Parteien in Form von Nebenbedingungen<br />
weiter legitimieren.<br />
Da die bankengruppenspezifischen institutionellen Merkmale als Haupteinflussfaktoren<br />
<strong>der</strong> Performance identifiziert werden können, lässt sich schließen, dass die durch diese<br />
Merkmale geprägte Säulenstruktur <strong>der</strong> Kreditwirtschaft sowie diesbezügliche Verän<strong>der</strong>ungsprozesse<br />
die Performance <strong>der</strong> Banken maßgeblich bestimmen. Da es sich bei den<br />
Haupttreibern <strong>der</strong> Performance um systembezogene Attribute handelt, liegt die Verantwortung<br />
für diesbezüglich vorteilhafte Verän<strong>der</strong>ungen nicht bei <strong>der</strong> einzelnen Bank, son<strong>der</strong>n ist<br />
auf übergeordneter (politischer) Ebene zu suchen. So erscheinen vor allem Reformmaßnahmen<br />
im Hinblick auf die (formale o<strong>der</strong> materielle) Privatisierung des <strong>Sparkasse</strong>nsektors und<br />
an<strong>der</strong>er öffentlicher Banken sowie <strong>der</strong> Abbau von (an<strong>der</strong>en) Konsolidierungshemmnissen<br />
sinnvoll, da diese nicht nur die Performance <strong>der</strong> Banken aus Eigentümersicht verbessern,<br />
son<strong>der</strong>n zugleich das Urteil aus den an<strong>der</strong>en Perspektiven positiv beeinflussen. Allerdings<br />
ist auch jedes einzelne Institut gefragt, seine Möglichkeiten zur Performance-Steigerung in<br />
Abhängigkeit von den bestehenden Rahmenbedingungen bestmöglich auszuloten, da ein<br />
begünstigendes exogenes Umfeld nicht automatisch ein gutes Abschneiden <strong>der</strong> Banken<br />
garantiert.<br />
17
Performance von Banken und Bankensystemen und ihre Einflussfaktoren<br />
– Eine theoretische und empirische Analyse für Europa<br />
Mit <strong>der</strong> gewählten Vorgehensweise und den erzielten Ergebnisse kann die Arbeit den<br />
bisherigen Forschungsstand um wertvolle Erkenntnisse erweitern:<br />
•<br />
•<br />
•<br />
18<br />
Während an<strong>der</strong>e Studien nur eine Performance-Dimension, mehrheitlich die hier als<br />
Eigentümerperspektive bezeichnete, mitunter auch die volkswirtschaftliche Perspektive<br />
erfassen, werden hier die bedeutendsten Anspruchsgruppen <strong>der</strong> Banken als Zielperspektiven<br />
integriert, sodass eine vollständigere Performance-Beurteilung geleistet werden<br />
kann, die eine weitgehende Zielharmonie in Bezug auf die Ausprägung <strong>der</strong> wesentlichen<br />
Renditetreiber aufdeckt.<br />
Der Fokus auf bankengruppenspezifische institutionelle Charakteristika ergänzt die<br />
Debatte um die Auswirkungen unterschiedlicher Eigentumsformen und kann diese im<br />
Hinblick auf die beson<strong>der</strong>en Eigenschaften und Verän<strong>der</strong>ungsprozesse europäischer<br />
Bankensysteme durch eine differenziertere Analyse aussagekräftig erweitern.<br />
Die Untersuchung führt mit den nichtparametrischen Regressionsbäumen ein neuartiges<br />
Verfahren zur Identifikation <strong>der</strong> Haupttreiber <strong>der</strong> Bank-Performance ein, das seine<br />
Vorteile einer genaueren Regression insbeson<strong>der</strong>e in Bezug auf die bankspezifischen<br />
Performance-Einflussgrößen ausspielen kann. Die Analyse kann damit eine Erklärung für<br />
die insgesamt nicht eindeutige Ergebnislage bisheriger empirischer Studien liefern, die<br />
durchgängig auf die globale parametrische Regression zurückgreifen.
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<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
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09– 19.<br />
19
Dipl.-Kaufmann Tobias Grapentin<br />
geboren am 17. August 1976<br />
Stakehol<strong>der</strong>-Management<br />
von <strong>Sparkasse</strong>n im Spiegel<br />
<strong>der</strong> Geschäftsberichte<br />
– Systematische Bestandsaufnahme<br />
und kritische Bewertung<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Winter 2006<br />
bei Professor Dr. Andreas Pfingsten<br />
Institut für Kreditwesen<br />
Westfälische Wilhelm-Universität Münster<br />
Auch im aktuell vorliegenden Än<strong>der</strong>ungsentwurf zum neuen <strong>Sparkasse</strong>ngesetz<br />
von Nordrhein-Westfalen hält die Landesregierung an <strong>der</strong><br />
Möglichkeit zur Schaffung von Trägerkapital, <strong>der</strong> Liberalisierung <strong>der</strong><br />
Ausschüttungregelungen sowie <strong>der</strong> gesetzlichen Verankerung eines<br />
<strong>Sparkasse</strong>n-Finanzverbundes NRW fest. Dies alles tangiert direkt den<br />
öffentlichen Auftrag, ohne den es für eine öffentliche Trägerschaft von<br />
<strong>Sparkasse</strong>n keine Legitimation gibt. Die Rechtsform hat deshalb elementare<br />
Bedeutung, da die Nicht-Veräußerbarkeit den Zusammenhalt <strong>der</strong><br />
öffentlich-rechtlichen Säule <strong>der</strong> deutschen Kreditwirtschaft gewährleistet.<br />
Wenn <strong>Sparkasse</strong>n ihre Rechtsform langfristig sichern wollen, so <strong>der</strong><br />
Autor, müssen sie ihren öffentlichen Auftrag nicht nur erfüllen, son<strong>der</strong>n<br />
ihn auch glaubhaft vermitteln.<br />
Das Ziel <strong>der</strong> Arbeit ist es, theoretische Anfor<strong>der</strong>ungen an das Reporting<br />
des öffentlichen Auftrages von <strong>Sparkasse</strong>n herauszuarbeiten und<br />
anschließend anhand einer empirischen Untersuchung ausgewählter<br />
Geschäftsberichte Rückschlüsse auf das Management <strong>der</strong> aus dem öffentlichen<br />
Auftrag resultierenden Stakehol<strong>der</strong>-Ansprüche zu ziehen.<br />
Der Autor analysiert bezüglich des Stakehol<strong>der</strong>-Managements teilweise<br />
erhebliche Defizite im Reporting von <strong>Sparkasse</strong>n, wobei Großsparkassen<br />
noch am ehesten den Anfor<strong>der</strong>ungen genügen. Dienlich wären<br />
somit Maßstäbe, die den Anfor<strong>der</strong>ungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung<br />
des Instituts <strong>der</strong> Wirtschaftsprüfer entsprechen. Eine externe<br />
Verifizierung des Reportings über den öffentlichen Auftrag würde nicht<br />
nur die Glaubwürdigkeit steigern, son<strong>der</strong>n auch eine Aggregation auf<br />
Bundesebene ermöglichen. Damit könnten dann auch mögliche Privatisierungsfolgen<br />
nachhaltig quantifiziert werden. Das Aufzeigen solcher<br />
Zahlen sollte das beste Argument für die Notwendigkeit <strong>der</strong> Existenz von<br />
<strong>Sparkasse</strong>n in Deutschland sein.
Stakehol<strong>der</strong>-Management von <strong>Sparkasse</strong>n im Spiegel <strong>der</strong> Geschäftsberichte<br />
– Systematische Bestandsaufnahme und kritische Bewertung<br />
1 Einleitung<br />
Ausgelöst durch die Krise bei <strong>der</strong> WestLB hat die Landesregierung in NRW mit <strong>der</strong> Diskussion<br />
verschiedener Zukunftsoptionen für die öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute im<br />
Land NRW teilweise harsche Kritik seitens <strong>der</strong> <strong>Sparkasse</strong>n (SK) hervorgerufen. Neben einer<br />
vertikalen Integration in NRW o<strong>der</strong> einer Fusion mit an<strong>der</strong>en Landesbanken ist für die West-<br />
LB ebenfalls <strong>der</strong> Einstieg von Privatinvestoren erörtert worden, was auch zu einem erneuten<br />
Aufflammen <strong>der</strong> Diskussion über eine säulenübergreifende Konsolidierung im deutschen<br />
Kreditwesen geführt hat. 2 Beson<strong>der</strong>s von privaten Banken wird argumentiert, dass durch die<br />
Unverkäuflichkeit <strong>der</strong> öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute eine unbedingt erfor<strong>der</strong>liche,<br />
säulenübergreifende Konsolidierung <strong>der</strong> deutschen Kreditwirtschaft verhin<strong>der</strong>t werde, womit<br />
die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Bankensystems insgesamt geschwächt werde<br />
und Übernahmen aus dem Ausland drohen. Da die Funktionen des öffentlichen Auftrags<br />
von privaten Kreditinstituten ebenso erfüllt werden könnten, fehle dem öffentlich-rechtlichen<br />
Sektor seine Existenzberechtigung. Die For<strong>der</strong>ungen nach grundlegenden Reformen<br />
bzw. nach <strong>der</strong> Auflösung des Drei-Säulen-Systems sind mittlerweile so laut geworden,<br />
dass sich die SK-Finanzgruppe in ihrer Existenz gefährdet sehen muss. Die Wahrung <strong>der</strong><br />
bestehenden Strukturen und ihrer Eigenständigkeit hat sie bereits zu ihrem wichtigsten Ziel<br />
erklärt.<br />
Ohne öffentlichen Auftrag gäbe es für SK keine Legitimation, in Form von öffentlich-rechtlichen<br />
Anstalten organisiert zu sein. Elementare Bedeutung hat ihre Rechtsform für SK vor<br />
allem deshalb, weil sie ihre grundsätzliche Nicht-Veräußerbarkeit und damit den Fortbestand<br />
<strong>der</strong> öffentlich-rechtlichen Säule im deutschen Kreditwesen gewährleistet. Wenn<br />
SK ihre Rechtsform langfristig sicherstellen wollen, müssen sie daher ihren öffentlichen<br />
Auftrag erstens tatsächlich erfüllen und zweitens auch glaubhaft vermitteln können, dass<br />
sie ihn erfüllen bzw. erfüllt haben. Diese „glaubhafte Vermittlung“ muss sich dann auch in<br />
<strong>der</strong> Berichterstattung von SK wi<strong>der</strong>spiegeln. Das Ziel dieser Arbeit ist es daher, theoretische<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an das Reporting des öffentlichen Auftrages von SK herauszuarbeiten und<br />
anschließend anhand einer empirischen Untersuchung ausgewählter Geschäftsberichte<br />
Rückschlüsse auf das Management <strong>der</strong> aus dem öffentlichen Auftrag resultierenden Stakehol<strong>der</strong>-Ansprüche<br />
zu ziehen.<br />
Vgl. z.B. Poullain (200 ).<br />
2 Zu den Bemühungen von Privatinvestoren um einen Einstieg in öffentlich-rechtliche Kreditinstitute siehe<br />
beispielhaft Bartz/Klusmann (200 ), S. 9; Luttmer/Bartz/Clausen (200 ), S. 2 .<br />
Vgl. Bundesverband Deutscher Banken (200 ), S. - ; Köhler (200 ), S. 2 ; Mittler (200 ), S. ; Raettig<br />
(200 ), S. 2 f.; Möschel (200 ), S. - ; Weber (200 ), S. - .<br />
Vgl. Bundesverband Deutscher Banken (200 ), S. ; Mittler (200 ), S. ; Möschel (200 ), S. f.<br />
Vgl. Raettig (200 ), S. 2 .<br />
Vgl. Hoppenstedt (200 ), S. .<br />
Vgl. Staats (200 ), S. 90; Thiemann (200 ), S. f.; Ashauer (200 ), S. f.; Rudolph (200 ), S. 20.<br />
Vgl. Eichel (200 ), S. 2 f.; Hoppenstedt (200 ), S. .<br />
22
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 200<br />
2 Funktionen des öffentlichen Auftrages<br />
Der öffentliche Auftrag „bezeichnet als Sammelbegriff die vom Gesetzgeber und ergänzend<br />
von den Gewährträgern den kommunalen <strong>Sparkasse</strong>n gestellten und übertragenen<br />
öffentlichen Aufgaben.“ 9 Auch wenn diese Aufgaben so alt wie die SK selbst sind, 0 wurden<br />
sie erst 9 unter dem Begriff des öffentlichen Auftrages zusammengefasst. Ohne auf<br />
die genauen Formulierungen in den einzelnen Rechtsgrundlagen einzugehen, 2 haben SK<br />
neben <strong>der</strong> Gemeinwohlorientierung demnach den Auftrag,<br />
• vor allem die Versorgung wirtschaftlich schwächerer Bevölkerungsgruppen und des Mittelstandes<br />
mit Finanzdienstleistungen zu gewährleisten,<br />
• den Sparsinn und die Vermögensbildung in <strong>der</strong> Bevölkerung sowie das eigenverantwortliche<br />
Verhalten insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Jugend in wirtschaftlichen Angelegenheiten zu för<strong>der</strong>n,<br />
• eine ausgewogene regionale Wirtschaftsstruktur und lokalen Wettbewerb zu gewährleisten<br />
sowie<br />
• als Hausbank ihrer Anstaltsträger zu fungieren.<br />
Aus diesen Aufgaben lassen sich im Wesentlichen fünf Teilziele bzw. Funktionen ableiten:<br />
Die Gewährleistungsfunktion betrifft die Versorgung <strong>der</strong> gesamten Bevölkerung<br />
mit Finanzdienstleistungen. Schwerpunkte bilden hierbei die allgemeine Versorgung <strong>der</strong><br />
wirtschaftlich schwachen Privatpersonen sowie die Kreditversorgung des Mittelstandes. Die<br />
För<strong>der</strong>funktion umfasst sowohl das Angebot sicherer Sparprodukte als auch die Erziehung<br />
und Beratung <strong>der</strong> Bevölkerung (insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Jugend) in wirtschaftlichen Angelegenheiten.<br />
Die Struktursicherungsfunktion versteht SK als Instrument <strong>der</strong> regionalen Wirtschaftspolitik.<br />
Dem gesamtwirtschaftlichen Konzentrationsprozess auf Verdichtungsräume soll<br />
dabei durch Sicherung <strong>der</strong> regionalen Wirtschaftsstrukturen entgegengewirkt werden. Die<br />
Wettbewerbsfunktion soll gewährleisten, dass auch in ländlichen Regionen kein Kreditinstitut<br />
eine marktbeherrschende Stellung ausüben kann. Schließlich sollen SK in ihrer Hausbankfunktion<br />
ihre kommunalen Träger in allen finanziellen Belangen unterstützen, wobei<br />
insbeson<strong>der</strong>e die Kreditversorgung und die Abwicklung des Zahlungsverkehrs im Vor<strong>der</strong>grund<br />
stehen.<br />
9 Dehe ( 9 2), S. 2 0. Aufgrund <strong>der</strong> Abschaffung von Gewährträgerhaftung und Anstaltslast (siehe Verst. v.<br />
. .200 ) werden die Träger von SK hier nicht als „Gewährträger“, son<strong>der</strong>n als „Anstaltsträger“ bezeichnet.<br />
0 Ursprünglich entstanden sind SK vor über 200 Jahren aus dem Gedanken, den Sparsinn zu för<strong>der</strong>n und so<br />
vor allem Geringverdiener vor Verarmung zu schützen. Zur historischen Entwicklung von SK siehe z.B. Staats<br />
(200 ), S. 0- ; Trosky ( 99 ), S. - ; Wysocki/Ellgering ( 9 ), S. - ; Wysocki ( 9 0), S. - .<br />
Vgl. Wysocki ( 9 ), S. 0; Dehe ( 9 2), S. 2 .<br />
2 Bezüglich des öffentlichen Auftrages unterscheiden sich die Formulierungen <strong>der</strong> einzelnen SK-Gesetze<br />
nicht wesentlich. Vgl. Ashauer (200 ), S. ; Eichel (200 ), S. 2 . Für Beispiele einzelner zugrunde liegen<strong>der</strong><br />
Rechtsnormen siehe Staats (200 ), S. f.<br />
Zur Gemeinwohlorientierung siehe Staats (200 ), S. 90; Ellgering (2002), S. -2 ; Keßler ( 9 2), S. 0-<br />
9 . Unternehmerisches Handeln gilt allgemein dann als gemeinwohlorientiert, wenn es allgemeinen bzw.<br />
öffentlichen Interessen zu dienen bestimmt ist. Vgl. Ellgering (2002), S. 9. SK werden oft synonym als<br />
gemeinwohlorientiert o<strong>der</strong> gemeinnützig bezeichnet. Da sie Letzteres aber nicht im steuerrechtlichen Sinne<br />
sind, erscheint <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Gemeinnützigkeit irreführend und wird daher hier nicht verwendet. Vgl. dazu<br />
§ 2 AO.<br />
Vgl. z.B. Staats (200 ), S. f.; Rudolph (200 ), S. 20; Ashauer ( 99 ), S. 2 f.<br />
Vgl. Staats (200 ), S. ; Thiemann (200 ), S. - ; Brümmerhoff/Lehmann (2000), S. - 2; Möschel<br />
( 99 ), S. 9 -9 ; Gladen ( 9 ), S. 0; Dehe ( 9 2), S. 2 -2 . Eine kritische Bewertung <strong>der</strong> aus dem<br />
öffentlichen Auftrag ableitbaren Funktionen findet sich bei Staats (2006), S. 217-247.<br />
2
Stakehol<strong>der</strong>-Management von <strong>Sparkasse</strong>n im Spiegel <strong>der</strong> Geschäftsberichte<br />
– Systematische Bestandsaufnahme und kritische Bewertung<br />
3 Stakehol<strong>der</strong>-Management und öffentlicher Auftrag<br />
In <strong>der</strong> Literatur wird <strong>der</strong> Stakehol<strong>der</strong>-Begriff häufi g in Abhängigkeit davon defi niert, wie<br />
weit <strong>der</strong> Be griff interpretiert werden soll. Dabei wird oft lediglich auf eine enge und eine<br />
weiter gefasste Interpretation und Defi nition hingewiesen. Eine genauere Kategorisierung<br />
wird von ACHLEITNER vorgenommen, <strong>der</strong> in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Bedeutung einer<br />
Stakehol<strong>der</strong>-Grup pe für eine Unternehmung in Bezugs-, Interessen- und (strategischen)<br />
Anspruchgruppen unterscheidet (vgl. Abb. ).<br />
Abb. 1: Klassifi kation von Stakehol<strong>der</strong>n nach ACHLEITNER<br />
Das Schlüsselmerkmal eines Stakehol<strong>der</strong>-Mana gements stellt gemäß DONALD SON/<br />
PRESTON die simultane Aufmerksamkeit <strong>der</strong> Unternehmensleitung für die rechtmäßigen<br />
Interessen aller relevanten Stakehol<strong>der</strong> dar. 9 Bezogen auf gängige Abgrenzungen des<br />
Managementbegriffs 20 lässt sich Stakehol<strong>der</strong>-Mana gement somit defi nieren als die systematische<br />
Planung, Steuerung und Kontrolle <strong>der</strong> Interessenerfüllung sämtlicher relevanter<br />
Stakehol<strong>der</strong>. Am Beginn eines Stakehol<strong>der</strong>-Managements steht damit immer die Frage, wer<br />
die rele vanten Stakehol<strong>der</strong> einer Unternehmung sind und welche Interessen bzw. Ansprüche<br />
von ihnen gehegt werden. 2 Zur Beantwortung dieser Frage fi n den sich in <strong>der</strong> Literatur<br />
Identifi kations- und Analyseverfahren, 22 <strong>der</strong>en Anwendung hier aber nicht erfor<strong>der</strong>lich ist.<br />
Vgl. Wentges (2002), S. 9 .<br />
Vgl. Wentges (2002), S. 9 ; Theuvsen (200 ), S. 2. Eine enge Interpretation liegt <strong>der</strong> ur sprünglichen<br />
Defi nition zugrunde, wonach als Stakehol<strong>der</strong> „those groups with out whose support the organization<br />
would cease to exist” bezeichnet werden. Zitiert nach Freeman ( 9 ), S. . Die weite Interpretation<br />
versteht Stakehol<strong>der</strong> als „any group or individual who can affect or is affected by the achievement of the<br />
organization’s objectives”. Freeman ( 9 ), S. . Vgl. auch Kring (2002), S. 29.<br />
Vgl. Kring (2002), S. 2 f.; Janisch ( 99 ), S. 2 - 2 ; Achleitner ( 9 ), S. .<br />
9 Vgl. Donaldson/Preston ( 99 ), S. . Siehe auch Heene/Dentchev (200 ), S. 2.<br />
20 Siehe z.B. Müller (200 ), S. ; Hahn/Hungenberg (200 ), S. - 9.<br />
2 Vgl. Carroll/Buchholtz (200 ), S. ; Donaldson/Preston ( 99 ), S. .<br />
22 Siehe z.B. Hügens/Zelewski (200 ), S. 9- 2; Theuvsen (200 ), S. - .<br />
2
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 200<br />
Die Identifikation <strong>der</strong> sich aus dem öffentlichen Auftrag ergebenden Stakehol<strong>der</strong> kann an<br />
dieser Stelle durch den Rückgriff auf die oben abgeleiteten Teilfunktionen des öffentlichen<br />
Auftrages erfolgen: Zu den Zielgruppen des öffentlichen Auftrages sind demnach erstens<br />
private Personen zu zählen, <strong>der</strong>en Anspruch auf Versorgung mit Finanzprodukten und auf<br />
Erziehung und Beratung in wirtschaftlichen Angelegenheiten zu erfüllen ist. 2 Was die<br />
flächendeckende Versorgung mit Finanzprodukten anbelangt, stehen dabei wirtschaftlich<br />
schwächere Personen im Vor<strong>der</strong>grund. 2 Beson<strong>der</strong>e Betonung bezüglich <strong>der</strong> „Erziehung“<br />
findet oftmals die Jugend. 2 Zum Zweiten richtet sich <strong>der</strong> öffentliche Auftrag an mittelständische<br />
Unternehmen, <strong>der</strong>en Anspruch sich auf regionale Wirtschaftsstrukturen bezieht,<br />
wobei vor allem die Kreditversorgung im Mittelpunkt steht. 2 Als dritte Zielgruppe sind die<br />
Anstaltsträger (Kommunen) zu nennen, die einen Anspruch auf Unterstützung in finanziellen<br />
Belangen (insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Kreditversorgung und <strong>der</strong> Abwicklung des Zahlungsverkehrs)<br />
geltend machen können. 2 Des Weiteren sollen SK Mitverantwortung bei <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> regionalen Entwicklung und wirtschaftlichen Infrastruktur übernehmen. 2<br />
4 Instrumentalisierung des öffentlichen Auftrages<br />
Aufgrund <strong>der</strong> bislang fehlenden Operationalisierung des öffentlichen Auftrages wurden<br />
in dieser Arbeit aus den bisherigen Erkenntnissen Operationalisierungsgrößen abgeleitet,<br />
29 wobei insbeson<strong>der</strong>e die Realisierbarkeit (Praxistauglichkeit) und Überprüfbarkeit im<br />
Rahmen des obligatorischen Geschäftsberichts im Vor<strong>der</strong>grund standen. 0 Unter Verzicht<br />
<strong>der</strong> Diskussion einzelner Kennzahlen lässt sich das Ergebnis in folgen<strong>der</strong> Tabelle (Tab. )<br />
zusammenfassen:<br />
2 Vgl. z.B. § Abs. Satz und SpkG BW; § Abs. und Abs. 2 Satz 2 SpkG NRW. Siehe dazu auch Staats<br />
(200 ), S. f.<br />
2 Es wird häufig betont, dass je<strong>der</strong> (auch wirtschaftlich schwächere Personen) Zugang zu dem<br />
Produktangebot von SK bekommt. Vgl. z.B. Ashauer (200 ), S. ; Hoppenstedt (200 ), S. ; Hoppenstedt<br />
(200 ), S. ; Berndt (2002), S. 2 .<br />
2 Vgl. z.B. § Abs. Satz SpkG BW; § Abs. 2 Satz 2 SpkG NRW. Siehe dazu auch Staats (200 ), S. .<br />
2 Vgl. z.B. § Abs. Satz NSpG; § Abs. 2 Satz SpkG NRW. Siehe dazu auch Staats (200 ), S. .<br />
2 Vgl. z.B. § Abs. Satz SpkG BW; § Abs. SpkG NRW. Siehe dazu auch Staats (200 ), S. .<br />
2 Vgl. z.B. § Abs. Satz 2 SpkG BW; § Abs. Satz 2 NSpG; § 2 Satz 2 SpkG SH.<br />
29 Vgl. Körnert (200 ), S. 2: Obwohl die For<strong>der</strong>ung nach einer entsprechenden Operationalisierung bereits<br />
0 Jahre alt ist, sind bisher keine Instrumente entwickelt worden. Auch die Diskussion über die Behandlung<br />
des öffentlichen Auftrages bei <strong>der</strong> Implementierung einer Balanced Scorecard in SK ging nicht über eine<br />
Modifikation des Perspektivensystems hinaus. Vgl. Zimmermann/Jöhnk (2000), S. 645f. Zu Einzelheiten<br />
siehe Diemer/<br />
Kipker/Purtz (200 ), S. ; Körnert (200 ), S. 2f.; Paul/Brost/Schwolgin (200 ), S. 0; Jöhnk/Zimmermann<br />
(200 ), S. 22f.<br />
0 Es werden hier keine Instrumentalisierungsgrößen vorgeschlagen, die zwar theoretisch wünschenswert<br />
sind, in <strong>der</strong> Praxis jedoch auf nur schwer zu beschaffenden Daten beruhen (Verhältnismäßigkeit des<br />
Aufwandes).<br />
Weitere Details zu <strong>der</strong> Operationalisierung des öffentlichen Auftrages sowie zu <strong>der</strong> anschließenden<br />
empirischen Untersuchung finden sich in Grapentin/Berg/Pfingsten (2007), S. 399-410.<br />
2
Stakehol<strong>der</strong>-Management von <strong>Sparkasse</strong>n im Spiegel <strong>der</strong> Geschäftsberichte<br />
– Systematische Bestandsaufnahme und kritische Bewertung<br />
Tab. : Instrumentalisierung des öffentlichen Auftrages<br />
Schwierig gestaltet sich die Instrumentalisierung des öffentlichen Auftrages hinsichtlich<br />
<strong>der</strong> Kon ditionengestaltung in SK. Eine Möglichkeit im Passivgeschäft würde sich durch die<br />
Orientierung an den durchschnittlich angebotenen Konditionen vergleichbarer Sparprodukte<br />
von Wettbewerbern ergeben, die als Untergrenze <strong>der</strong> von SK zu gewährenden Konditionen<br />
im Sinne des öffentlichen Auftrages verstanden werden könnten (solange dadurch<br />
insgesamt keine Verluste erwirtschaftet werden). 2 Bezüglich <strong>der</strong> Konditionen im Aktivgeschäft<br />
erfor<strong>der</strong>t die Beachtung gesetzlicher Bestimmungen die Berücksichtigung <strong>der</strong> individuellen<br />
Risikosituationen <strong>der</strong> Kreditnehmer. Die teilweise erhobene (ältere) For<strong>der</strong>ung,<br />
dass einzelnen Zielgruppen des öffentlichen Auftrages relativ niedrige Kreditkonditionen<br />
angeboten werden sollen, steht demzufolge nicht im Einklang mit einschlägigen Rechtsnormen<br />
(Basel II/SolvV) und ist daher abzulehnen. Außerdem wäre die Datenerhebung für<br />
einen Konditionenvergleich sowohl im Aktiv- als auch im Passivgeschäft nur mit ungerechtfertigt<br />
hohem Aufwand möglich (bei Kreditkonditionen aufgrund unbekannter individueller<br />
Ausfallrisiken <strong>der</strong> Kreditnehmer bei an<strong>der</strong>en Banken sogar unmöglich) sowie unter<br />
Bekanntgabe strategischer Geschäftsgeheimnisse im Rahmen <strong>der</strong> Kon di tionenkalkulation,<br />
und kann daher nicht verlangt werden. Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass<br />
bezüglich <strong>der</strong> Versorgung mit Finanzdienstleistungen eine Messung <strong>der</strong> Wahrnehmung des<br />
öffentlichen Auftrages zumindest teilweise (es konnten hier nicht sämtliche Funktionen des<br />
öffentlichen Auftrages instrumentalisiert werden) möglich ist; hinsichtlich <strong>der</strong> Konditionierung<br />
von Produkten aber nicht.<br />
2<br />
2 Siehe dazu auch Mülhaupt/Dolff ( 9 ), S. .<br />
Vgl. z.B. Hartmann-Wendels/Pfi ngsten/Weber (2007), S. 537-542.<br />
Vgl. Thomes ( 99 ), S. 2 9; Keßler ( 9 2), S. ; Mülhaupt/Dolff ( 9 ), S. - . Son<strong>der</strong>konditionen für<br />
die Anstaltsträger sind abzulehnen, da sie verdeckte Gemeindesteuern und Quersubventionierungen auf<br />
Kosten <strong>der</strong> Einleger darstellen. Vgl. Brümmerhoff/Lehmann (2000), S. ; Möschel ( 99 ), S. 9 .
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 200<br />
Um dem Begriff „Stakehol<strong>der</strong>-Management“ gerecht zu werden bedarf es erstens <strong>der</strong><br />
Formulierung von Vorgaben, zweitens dem Ergreifen von Maßnahmen und drittens <strong>der</strong> anschließenden<br />
Kontrolle <strong>der</strong> Zielerreichung. Pauschale Vorschläge für die konkrete Höhe von<br />
Vorgaben sind in diesem Zusammenhang allerdings als sehr schwierig anzusehen, weil die<br />
Erfüllung des öffentlichen Auftrages in angemessener Relation zu <strong>der</strong> Ertragssituation einer<br />
SK erfolgen sollte. Diese wird in den einzelnen SK sehr unterschiedlich sein und außerdem<br />
auch Schwankungen unterliegen. Des Weiteren dürften die für das zukünftige Neugeschäft<br />
notwendigen Eigenkapitalanfor<strong>der</strong>ungen in SK stark variieren, was unterschiedlichen<br />
Bedarf an Gewinnthesaurierungen mit sich bringt. Was vor diesem Hintergrund bei den einzelnen<br />
Kennzahlen als angemessene Höhe bezeichnet werden kann, muss daher von je<strong>der</strong><br />
SK in ihrer individuellen Situation selbst bestimmt werden. Dies darf jedoch keinesfalls<br />
dazu führen, dass <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> einzelnen Kennzahlen eine untergeordnete Rolle beigemessen<br />
wird.<br />
5 Systematische Bestandsaufnahme anhand ausgewählter Geschäftsberichte<br />
Ein systematisches Stakehol<strong>der</strong>-Management sollte sich auch im Reporting wi<strong>der</strong>spiegeln.<br />
Ein Unternehmen, das sich mit <strong>der</strong> Anspruchserfüllung seiner Stakehol<strong>der</strong> auseinan<strong>der</strong>setzt<br />
und dieses auch instrumentell umsetzt, wird aller Voraussicht nach über seine<br />
diesbezüglichen Bemühungen auch berichten. Finden sich hingegen im Reporting keine<br />
Hinweise auf ein Stakehol<strong>der</strong>-Management, kann es dafür zwei Gründe geben: Entwe<strong>der</strong><br />
kann sich ein Unternehmen noch nicht mit den Ansprüchen seiner relevanten Stakehol<strong>der</strong><br />
auseinan<strong>der</strong>gesetzt haben, o<strong>der</strong> aber die Ansprüche <strong>der</strong> Stakehol<strong>der</strong> werden bewusst<br />
nicht erfüllt. Beide Möglichkeiten kommen im Falle von SK nicht in Frage. Es kann als<br />
ausgeschlossen angesehen werden, dass SK vor dem Hintergrund <strong>der</strong> langen Tradition<br />
des öffentlichen Auftrages und seiner gesetzlichen Verankerung die daraus erwachsenden<br />
Ansprüche völlig ignorieren (sei es vollständig o<strong>der</strong> nur im Reporting als einem wichtigen<br />
Instrument <strong>der</strong> Außendarstellung) und bewusst nicht erfüllt haben. Untermauern lässt sich<br />
dieses Argument auch mit <strong>der</strong> Aktualität <strong>der</strong> Diskussion über Corporate Social Responsibility<br />
(CSR) sowie dem Trend zur Betonung von Nachhaltigkeitsaspekten in <strong>der</strong> unternehmerischen<br />
Berichterstattung. 9 Oberstes Ziel des CSR-Reportings ist es, die Erfüllung <strong>der</strong><br />
Interessen aller Stakehol<strong>der</strong> und die Wahrnehmung <strong>der</strong> eigenen CSR zu kommunizieren, um<br />
so den Reputationsaufbau zu stärken und die eigene Geschäftstätigkeit zu legitimieren. 0<br />
Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass SK die Aktualität des Themas für die<br />
Entkräftung <strong>der</strong> Argumente <strong>der</strong> Kritiker des Drei-Säulen-Systems durch die Kommunikation<br />
<strong>der</strong> Erfüllung ihres öffentlichen Auftrages zu nutzen wissen.<br />
Vgl. Staats (200 ), S. 9 ; Thiemann (200 ), S. f.<br />
Zu (aufsichtsrechtlichen) Eigenkapitalanfor<strong>der</strong>ungen siehe z.B. Hartmann-Wendels/Pfingsten/Weber (2007),<br />
S. - .<br />
Das schließt allerdings nicht aus, dass einheitliche Maßstäbe bei <strong>der</strong> Festlegung von Vorgaben zum Einsatz<br />
kommen. Ideal wäre es, die Vorgaben für einzelne SK gleichzeitig von einer Größenkennzahl (z.B. Summe<br />
aus Kundeneinlagen und -for<strong>der</strong>ungen sowie Kommissionsgeschäften), Kennzahlen <strong>der</strong> Ertragskraft (z.B.<br />
Eigenkapitalrendite und Cost-Income-Ratio) und Solvabilitätskennzahlen (z.B. Solvabilitätskoeffizient gem.<br />
Grundsatz , vgl. § 0 KWG), abhängig zu machen.<br />
Vgl. KPMG International (200 ), S. 2 ; Loew/Clausen/Westermann (200 ), S. .<br />
9 Vgl. Quick/Knocinski (200 ), S. f.; KPMG International (200 ), S. 9; Pleon Kohtes Klewes GmbH (200 ), S.<br />
; En<strong>der</strong>le (200 ), S. 9 f.; Herzig/Schaltegger (200 ), S. .<br />
0 Vgl. GRI (200 ), S. 2f.; Herzig/Schaltegger (200 ), S. 02; KPMG International (200 ), S. 2 ; Herzig/Schaltegger<br />
(200 ), S. 2f.<br />
2
Stakehol<strong>der</strong>-Management von <strong>Sparkasse</strong>n im Spiegel <strong>der</strong> Geschäftsberichte<br />
– Systematische Bestandsaufnahme und kritische Bewertung<br />
Das erste Kriterium zur Überprüfung des Reportings von SK beinhaltet die Veröffentlichung<br />
<strong>der</strong> im Rahmen des Stakehol<strong>der</strong>-Managements verfolgten Kennzahlen (siehe Tab. ).<br />
Dabei sollte allerdings nicht nur über die Kennzahlen selbst, son<strong>der</strong>n auch über die jeweils<br />
gesetzten Vorgaben und die ergriffenen Maßnahmen berichtet werden. Es gilt folglich<br />
auf quantitative und qualitative Aspekte zu achten, wobei die quantitativen Angaben mit<br />
qualitativen Erläuterungen (z.B. Maßnahmen für das Erreichen gesetzter Vorgaben im<br />
Stakehol<strong>der</strong>-Management) zu ergänzen sind. Darüber hinaus sind qualitative Angaben<br />
über die nicht (o<strong>der</strong> nur schwer) instrumentalisierbaren Aspekte des öffentlichen Auftrages<br />
wünschenswert.<br />
Das zweite Kriterium betrifft die Glaubwürdigkeit des Reportings. Als erstes wird dabei<br />
<strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Berichterstattung über die Erfüllung des öffentlichen Auftrages an den untersuchten<br />
Geschäftsberichten als Kriterium herangezogen. Es wird hierbei angenommen,<br />
dass tendenziell folgen<strong>der</strong> Zusammenhang gilt: Je größer <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Berichterstattung<br />
über den öffentlichen Auftrag an einem Geschäftsbericht ist, desto intensiver hat sich eine<br />
SK mit <strong>der</strong> Erfüllung <strong>der</strong> daraus resultierenden Stakehol<strong>der</strong>-Ansprüche beschäftigt, und<br />
desto höher ist damit <strong>der</strong> Stellenwert, den die Erfüllung des öffentlichen Auftrages in einer<br />
SK einnimmt. Eine weitere Möglichkeit <strong>der</strong> Erhöhung <strong>der</strong> Glaubwürdigkeit im Reporting<br />
betrifft die Berichterstattung über die Anreizgestaltung <strong>der</strong> leitenden Mitarbeiter: Deren<br />
Erfolg darf wegen <strong>der</strong> Gemeinwohlorientierung nicht nur auf Basis von Erfolgs- und Rentabilitätsgrößen<br />
beurteilt werden, son<strong>der</strong>n sollte darüber hinaus auch am Erfüllungsgrad des<br />
öffentlichen Auftrages gemessen werden. Des Weiteren erscheinen auch die generell für<br />
Unternehmen aller Branchen genannten Möglichkeiten zur Erhöhung <strong>der</strong> Glaubwürdigkeit<br />
ihrer Nachhaltigkeitsberichterstattung in diesem Zusammenhang als geeignet. So können<br />
Unternehmen dem gelegentlich erhobenen Vorwurf, dass sie ihre CSR nicht ernst nehmen<br />
und ihr diesbezügliches Reporting nur dem Reputationsaufbau dienlich sein soll, auf drei<br />
Arten begegnen: Erstens besteht die Möglichkeit, das Reporting durch externe Wirtschaftsprüfer<br />
verifizieren zu lassen. 2 Zweitens kann die Vertrauenswürdigkeit dadurch erhöht werden,<br />
indem verschiedene Stakehol<strong>der</strong>-Gruppen im Geschäftsbericht (auch kritisch) zu Wort<br />
kommen. Die dritte Möglichkeit stellt eine ausgeglichene Berichterstattung über Erfolge<br />
und Misserfolge dar, die ein ausgewogenes Verhältnis zwischen positiven und negativen Aspekten<br />
<strong>der</strong> Geschäftstätigkeit gewährleistet. Berichten SK z.B. über die Beseitigung einer<br />
wirtschaftlichen Schieflage, so sollten auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite die notwendigen Einschnitte<br />
- wie z.B. ein reduziertes Spendenvolumen - nicht verschwiegen werden.<br />
2<br />
Vgl. Quick/Knocinski (200 ), S. f.; Pleon Kohtes Klewes GmbH (200 ), S. .<br />
2 Vgl. IDW (200 ), S. 2; Bickerton (200 ), S. 2 .<br />
Vgl. z.B. McRae (200 ), S. 0. Siehe dazu auch Colman (200 ), S. 2 .<br />
Vgl. GRI (200 ), S. ; Bergmann (200 ), S. ; Bickerton (200 ), S. 2 ; Colman (200 ), S. 2 .
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 200<br />
Eine Übersicht sowohl über die hier herangezogenen Kriterien als auch über das Ergebnis<br />
<strong>der</strong> Bestandsaufnahme hinsichtlich ausgewählter Geschäftsberichte für das Jahr 200 (von<br />
jeweils fünf Groß-SK mit einer Bilanzsumme (BS) von über 9 Mrd. € und fünf mittleren SK mit<br />
einer BS zwischen 1 und 2 Mrd. €) findet sich in Tab. 2. Die untersuchten SK seien hier in<br />
Rangfolge nach <strong>der</strong> Höhe ihrer BS als SK (höchste BS) bis SK 0 bezeichnet.<br />
Bereits ein Blick auf Tab. 2 offenbart, dass dem Ideal <strong>der</strong> Ausrichtung <strong>der</strong> Geschäftsberichte<br />
am öffentlichen Auftrag und <strong>der</strong> systematischen Berichterstattung über die Erfüllung<br />
<strong>der</strong> entsprechenden Stakehol<strong>der</strong>-Ansprüche keine SK vollständig gerecht werden konnte<br />
Der Anspruch <strong>der</strong> Veröffentlichung sowohl <strong>der</strong> verfolgten Kennzahlen als auch <strong>der</strong> jeweils<br />
gesetzten Vorgaben und ergriffenen Maßnahmen des Stakehol<strong>der</strong>-Managements konnte<br />
von keiner SK erfüllt werden.<br />
Die Ergebnistabelle (Tab. 2) enthält Zahlen, wenn sich zu einzelnen Kriterien quantitative Angaben in<br />
den Geschäftsberichten finden ließen. Eingeklammerte Zahlen deuten darauf hin, dass diese nicht direkt<br />
dem Geschäftsbericht zu entnehmen waren, sich aber aus an<strong>der</strong>en Angaben ableiten ließen. Waren den<br />
Geschäftsberichten qualitative Erläuterungen zu einem Kriterium zu entnehmen, ist dies durch ein „Q“<br />
gekennzeichnet. Entsprachen SK <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung des ersten Kriteriums nach quantitativen Angaben und<br />
ergänzenden qualitativen Erläuterungen, enthalten die entsprechenden Fel<strong>der</strong> <strong>der</strong> Tabelle sowohl eine Zahl<br />
als auch ein „Q“. Erfüllten SK einzelne Kriterien we<strong>der</strong> quantitativ noch qualitativ, findet dies in den frei<br />
gebliebenen Fel<strong>der</strong>n Ausdruck.<br />
29
Stakehol<strong>der</strong>-Management von <strong>Sparkasse</strong>n im Spiegel <strong>der</strong> Geschäftsberichte<br />
– Systematische Bestandsaufnahme und kritische Bewertung<br />
Tab. 2: Explorative Fallanalyse anhand ausgewählter Geschäftsberichte<br />
0
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 200<br />
Hinsichtlich des ersten Kriteriums ist zunächst allen untersuchten SK <strong>der</strong> Vorwurf zu<br />
unter-breiten, dass die Privatpersonen als Adressaten des öffentlichen Auftrages in den Geschäftsberichten<br />
offensichtlich vernachlässigt werden. Als erstaunlich kann dies vor allem<br />
deshalb angesehen werden, da gerade die Versorgung von wirtschaftlich schwachen Personen<br />
mit einem Girokonto nach <strong>der</strong> Privatisierung von SK in europäischen Nachbarlän<strong>der</strong>n<br />
scheinbar nicht mehr gewährleistet war, was von Fürsprechern des Drei-Säulen-Systems<br />
häufig als Argument für die Notwendigkeit <strong>der</strong> Existenz von SK in Deutschland herangezogen<br />
wird. Als positiv ist hingegen die ausführliche qualitative Berichterstattung <strong>der</strong> Groß-<br />
SK hinsichtlich <strong>der</strong> Kreditversorgung des Mittelstands zu bezeichnen; quantitative Angaben<br />
sollten aber zukünftig nicht vernachlässigt werden. Die mittleren SK weisen hingegen beim<br />
Reporting über die Anspruchserfüllung <strong>der</strong> KMU offensichtlich großen Aufholbedarf auf.<br />
Was die Berichterstattung hinsichtlich <strong>der</strong> Ansprüche <strong>der</strong> Anstaltsträger anbelangt, genießt<br />
die finanzielle Unterstützung gemeinnütziger Einrichtungen in den jeweiligen Regionen<br />
oberste Priorität. Aus fast allen Geschäftsberichten ließ sich darüber hinaus <strong>der</strong> Anteil von<br />
Spenden und Gewinnausschüttungen an dem Jahresüberschuss ableiten. Insgesamt kann<br />
<strong>der</strong> teilweise beträchtliche Anteil <strong>der</strong> Summe aus Spendenvolumen und Gewinnausschüttung<br />
am Jahresüberschuss als Bestätigung dafür angesehen werden, dass die Gemeinwohlorientierung<br />
in SK überwiegend hohe Praxisrelevanz besitzt. Dies sollte jedoch von den SK<br />
in ihrer Berichterstattung deutlicher als überzeugendes Argument für die Legitimität ihrer<br />
Rechtsform hervorgehoben werden.<br />
Bezüglich des zweiten Kriteriums können die stark unterschiedlichen Anteile des Reportings<br />
über den öffentlichen Auftrag an den Geschäftsberichten als Indiz dafür gesehen<br />
werden, dass <strong>der</strong> Wahrnehmung des öffentlichen Auftrages in verschiedenen SK unterschiedliche<br />
Prioritäten eingeräumt werden. Jedenfalls können die mittleren SK (mit Ausnahme<br />
<strong>der</strong> SK 0) diesen nicht glaubhaft als elementare Grundlage ihrer Geschäftstätigkeit<br />
bezeichnen. Die relativ hohen Anteile bei den Groß-SK sprechen jedoch für die Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
mit den entsprechenden Stakehol<strong>der</strong>-Ansprüchen in den einzelnen SK sowie<br />
das Erkennen <strong>der</strong> Notwendigkeit des anschließenden Reportings. Dass sich die weiteren<br />
Signale <strong>der</strong> Glaubwürdigkeit nahezu in keinem <strong>der</strong> untersuchten Geschäftsberichte finden<br />
ließen, erscheint hier jedoch vor dem Hintergrund <strong>der</strong> Notwendigkeit <strong>der</strong> „glaubhaften<br />
Vermittlung“ <strong>der</strong> Erfüllung des öffentlichen Auftrages als nicht nachvollziehbar.<br />
6 Kritische Bewertung und Hinweise auf Handlungsbedarf<br />
Die hier vorgenommene Überprüfung des Reportings von SK hinsichtlich des Stakehol<strong>der</strong>-Managements<br />
zeigt teilweise erhebliche Defizite auf. Hauptkritikpunkte sind dabei<br />
erstens das Fehlen eines ganzheitlichen und systematischen Stakehol<strong>der</strong>-Managements<br />
hinsichtlich <strong>der</strong> Erfüllung des öffentlichen Auftrages. Zweitens müssen eklatante Unterschiede<br />
zwischen den SK (vor allem zwischen Groß-SK und mittleren SK) moniert werden.<br />
Dabei entspricht das Reporting <strong>der</strong> Groß-SK eher den an die Geschäftsberichte zu stellenden<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen als jenes <strong>der</strong> mittleren SK.<br />
Vgl. Mittler (200 ), S. ; DSGV (200 ), S. 0f. und f.; Europäische Kommission (200 ), S. 2 .<br />
Vgl. z.B. Mittler (200 ), S. ; Thiemann (200 ), S. ; Fischer (200 ), S. f.<br />
Der niedrige Anteil bei mittleren SK verwun<strong>der</strong>t umso mehr vor dem Hintergrund <strong>der</strong> gruppeninternen<br />
For<strong>der</strong>ung nach verstärkter Kommunikation <strong>der</strong> Gemeinwohlorientierung. Vgl. DSGV (2002), S. 0f.
Stakehol<strong>der</strong>-Management von <strong>Sparkasse</strong>n im Spiegel <strong>der</strong> Geschäftsberichte<br />
– Systematische Bestandsaufnahme und kritische Bewertung<br />
Die aktuelle Diskussion um die Zukunft <strong>der</strong> öffentlich-rechtlichen Säule sollte im SK-Sektor<br />
dazu führen, dass die Wahrnehmung des öffentlichen Auftrages (trotz seiner breiten<br />
und vagen Formulierung) 9 instrumentalisiert und über dessen Erfüllung auch glaubhaft<br />
berichtet wird. Um beides auf einem hohen und homogenen Niveau zu gewährleisten,<br />
wird an dieser Stelle <strong>der</strong> Deutsche <strong>Sparkasse</strong>n- und Giroverband (DSGV) als Initiator für die<br />
Entwicklung (in Zusammenarbeit mit den SK) eines Stakehol<strong>der</strong>-Management-Instrumentes<br />
hinsichtlich des öffentlichen Auftrages vorgeschlagen. Gleichzeitig sollte <strong>der</strong> DSGV auch<br />
einheitliche Maßstäbe für die Ableitung von Vorgaben für die entsprechenden Kennzahlen<br />
in Abhängigkeit verschiedener Rahmenbedingungen (z.B. individuelle Ertragssituationen)<br />
entwickeln. Damit wäre auch die Grundlage für ein einheitliches Reporting gelegt. 0 Alle<br />
SK könnten innerhalb eines einheitlichen, nach den Adressaten des öffentlichen Auftrages<br />
geordneten Rahmens berichten, wobei identische Kennzahlen und nach gleichen Maßstäben<br />
abgeleitete Vorgaben zugrunde liegen sollten. Dieser Rahmen würde aber auch<br />
Raum für individuelle Beispiele und Maßnahmen lassen. Insgesamt wäre das Reporting<br />
über den öffentlichen Auftrag so individuell im Hinblick auf die konkreten Maßnahmen<br />
einer SK, aber standardisiert, was die verfolgten Kennzahlen und Ziele anbelangt. Dabei<br />
dürften die möglichen Signale <strong>der</strong> Glaubwürdigkeit nicht vernachlässigt werden. Neben<br />
einer ausgeglichenen Berichterstattung über Erfolge und Misserfolge, <strong>der</strong> Veröffentlichung<br />
(auch kritischer) Stakehol<strong>der</strong>-Meinungen und einer dem öffentlichen Auftrag angepassten<br />
Anreizgestaltung für die leitenden Mitarbeiter könnte die Erfüllung des öffentlichen<br />
Auftrages an Kriterien fest gemacht werden, die den Anfor<strong>der</strong>ungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung<br />
des Instituts <strong>der</strong> Wirtschaftsprüfer in Deutschland (IDW) entsprechen.<br />
2 Eine so ermöglichte externe Verifizierung des Reportings über den öffentlichen<br />
Auftrag würde die Glaubwürdigkeit in erheblichem Umfang steigern.<br />
Die Verwendung einheitlicher Instrumentalisierungsgrößen würde außerdem die Aggregation<br />
<strong>der</strong> Kennzahlen auf Bundesniveau ermöglichen. Der DSGV müsste dann nicht mehr<br />
mit Vermutungen bezüglich einer Unterversorgung <strong>der</strong> Bevölkerung mit Finanzprodukten<br />
und einer Benachteiligung wirtschaftlich schwächerer Personen und Regionen in die Öffentlichkeit<br />
treten. Er könnte stattdessen als Folge einer Privatisierung <strong>der</strong> SK in Deutschland<br />
konkret angeben, wie viele Personen voraussichtlich ohne Girokonto dastehen würden,<br />
welches Spendenvolumen insgesamt ausfallen würde, welcher Anteil des Mittelstandes in<br />
Deutschland Finanzierungsprobleme bekommen könnte, wie viele Existenzgründungen auf<br />
dem Spiel stehen würden und in welchem Umfang Ausbildungsplätze gestrichen werden<br />
könnten. Das Vor-Augen-Führen solcher Zahlen sollte das beste Argument für die Notwendigkeit<br />
<strong>der</strong> Existenz von SK in Deutschland darstellen.<br />
9 Vgl. Rudolph (200 ), S. 20; Brümmerhoff/Lehmann (2000), S. und .<br />
0 So wird auch eine Operationalisierung <strong>der</strong> CSR als Vorraussetzung für eine systematische<br />
Nachhaltigkeitsberichterstattung gesehen. Vgl. Herzig/Schaltegger (200 ), S. f.<br />
Für die Nachhaltigkeitsberichterstattung wird eine branchenspezifische Harmonisierung des Reportings<br />
bezüglich bestimmter Kennzahlen und Indikatoren gefor<strong>der</strong>t. Vgl. Herzig/Schaltegger (200 ), S. 9.<br />
2 In Ermangelung eines einheitlichen Standards bezüglich des Inhaltes des CSR-Reportings ermöglicht<br />
<strong>der</strong> IDW-Prüfungsstandard PS 2 sowohl die Anwendung bestehen<strong>der</strong> Leitfäden (siehe z.B. GRI (200 ))<br />
als auch die Entwicklung eigener Kriterien. Es wäre somit denkbar, dass <strong>der</strong> DSGV einen einheitlichen<br />
Kriterienkatalog für alle SK mit Schwerpunkt auf dem öffentlichen Auftrag entwickelt, <strong>der</strong> den<br />
Prüfanfor<strong>der</strong>ungen des IDW gerecht wird.<br />
Vgl. DSGV (200 ), S. 2 .<br />
Das aggregierte Spendenvolumen wird bereits vom DSGV veröffentlicht. Vgl. z.B. DSGV (200 ), S. f.<br />
2
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SpkG BW: <strong>Sparkasse</strong>ngesetz für Baden-Württem-<br />
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SpkG NRW: Gesetz über die <strong>Sparkasse</strong>n sowie über<br />
die <strong>Sparkasse</strong>n- und Giroverbände des Landes<br />
Nordrhein-Westfalen (NRW) vom .0 .200 , GVBl.<br />
NRW, S. .<br />
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Holstein (SH) vom 09.02.200 , GVBl. SH, S. .<br />
Verst. v. 17.07.2001: Verständigung über Anstaltslast<br />
und Gewährträgerhaftung zwischen <strong>der</strong> Europäischen<br />
Kommission und <strong>der</strong> deutschen Bundesregierung<br />
vom .0 .200 , Brüssel 200 .<br />
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 200
Stakehol<strong>der</strong>-Management von <strong>Sparkasse</strong>n im Spiegel <strong>der</strong> Geschäftsberichte<br />
– Systematische Bestandsaufnahme und kritische Bewertung
Dr. Jürgen Born<br />
geboren am 29. Mai 1971<br />
Monitoring public debt management<br />
in the European Monetary Union<br />
– An external benchmark approach<br />
Doktorarbeit, eingereicht im Herbst 2006<br />
bei Professor Dr. Wim Kösters<br />
Lehrstuhl für Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Für die Kapitalmärkte war <strong>der</strong> Start <strong>der</strong> Europäischen Währungsunion ein<br />
wichtiges Datum, da mit dem Wegfall des Wechselkurses eine Variable<br />
bei <strong>der</strong> Risikodiversifikation entfiel. Damit standen die Liquidität und das<br />
Ausfallrisiko <strong>der</strong> einzelnen Wertpapiere wesentlich stärker im Vor<strong>der</strong>grund.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e kleinere Mitgliedslän<strong>der</strong> verfügen nicht über das Emissionsvolumen,<br />
um die Zinslast zu minimieren. Gezeigt hat sich ferner, dass die<br />
Ziele des staatlichen Schuldenmanagements von Land zu Land variieren.<br />
Mit <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit weden die Marktteilnehmer in die Lage versetzt,<br />
das staatliche Schuldenmanagement <strong>der</strong> EWU-Mitgliedsstaaten von<br />
nationalen Präferenzen unabhängig aus einer europäischen Perspektive zu<br />
evaluieren. Dazu gelangt ein supranationaler Monitoring-Mechanismus zur<br />
Anwendung, da eine übereinstimmende Risikoanalyse für das staatliche<br />
Schuldenmanagement in <strong>der</strong> EWU nicht existiert.<br />
Ein speziell zu diesem Zweck entwickeltes Kostenminimierungsmodell<br />
nutzt externe Benchmarks, um die optimale Emissionspolitik jedes einzelnen<br />
EWU-Mitgliedslandes unter <strong>der</strong> Bedingung zu simulieren, dass die Risikostruktur<br />
des aggregierten EWU-Schuldenportfolios eingehalten wird. Mit<br />
Hilfe eines Kostenvergleichs zwischen simulierter und tatsächlich durchgeführter<br />
Emissionspolitik können dann die finanziellen Vor- und Nachteile,<br />
die das Land durch Abweichen vom EWU-Risikoprofil erreicht, quantifiziert<br />
werden. Dies wurde exemplarisch für Belgien und die Nie<strong>der</strong>lande durchgeführt<br />
und zeigt auf, dass beide Län<strong>der</strong> gegenüber einer strikt EWU-adäquaten<br />
Emissionspolitik, enorme Kostenvorteile durch Inkaufnahme eines<br />
höheren Portfoliorisikos erzielen konnten. Der Autor schließt mit seiner<br />
For<strong>der</strong>ung, dass es nun Aufgabe <strong>der</strong> Marktteilnehmer ist, die Simulationsergebnisse<br />
bei <strong>der</strong> Preisgestaltung angemessen zu berücksichtigen. Seine<br />
vollständige, komparative Wirkung kann das supranationale Monitoring des<br />
staatlichen Schuldenmanagements allerdings erst entfalten, wenn Simulationen<br />
für die gesamte EWU vorliegen.
Monotoring public debt management in the European Monetary Union<br />
– An external benchmark approach<br />
Abstract<br />
In <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit wird erstmalig ein supranationaler Monitoring-Mechanismus<br />
für das staatliche Schuldenmanagement in <strong>der</strong> EWU vorgestellt. Ein speziell zu diesem<br />
Zweck entwickeltes Kostenminimierungsmodell nutzt externe Benchmarks, um die optimale<br />
Emissionspolitik jedes einzelnen EWU-Mitgliedslandes unter <strong>der</strong> Bedingung zu simulieren,<br />
dass die Risikostruktur des aggregierten EWU-Schuldenportfolios eingehalten wird. Mit<br />
Hilfe eines Kostenvergleichs zwischen simulierter und tatsächlich durchgeführter Emissionspolitik<br />
können dann die finanziellen Vor- und Nachteile, die das Land durch Abweichen<br />
vom EWU-Risikoprofil erreicht, quantifiziert werden. Analog wird auch <strong>der</strong> aus Marktsicht<br />
optimale Instrumenten-Mix für das staatliche Schuldenmanagement in das Modell integriert.<br />
Den Marktteilnehmern ist somit erstmals ein Instrument an die Hand gegeben, das<br />
staatliche Schuldenmanagement <strong>der</strong> EWU-Mitgliedsstaaten von nationalen Präferenzen<br />
unabhängig aus einer europäischen Perspektive zu evaluieren.<br />
Die Arbeit ist in sieben Kapitel geglie<strong>der</strong>t. Nach <strong>der</strong> Einleitung untersucht Kapitel 2 die<br />
möglichen Ziele des staatlichen Schuldenmanagements. Eine optimale Kosten-Risikostruktur<br />
des nationalen Schuldenportfolios wird dabei als Primärziel und die För<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> nationalen Finanzmärkte als Sekundärziel identifiziert. In Kapitel 3 werden die durch<br />
Globalisierung und Europäisierung verän<strong>der</strong>ten Rahmenbedingungen für das staatliche<br />
Schuldenmanagement in <strong>der</strong> EWU analysiert. Dabei wird herausgestellt, dass insbeson<strong>der</strong>e<br />
<strong>der</strong> globale Systemwettbewerb und die fortschreitende EWU-Finanzmarktintegration ein<br />
wirksames Monitoring für das Staatliche Schuldenmanagement in <strong>der</strong> EWU nahe legen. Um<br />
eine europäische, von nationalen Präferenzen unabhängige Evaluierung zu ermöglichen,<br />
wird ein Monitoring-Mechanismus angeregt, <strong>der</strong> durch externe Benchmarks sowohl das Primär-<br />
als auch das Sekundärziel des staatlichen Schuldenmanagements berücksichtigt. Kapitel<br />
4 ist den aktuellen Entwicklungen des staatlichen Schuldenmanagements in <strong>der</strong> EWU<br />
gewidmet. Ausführlich werden Instrumentenwahl, Kosten- und Risikomanagement sowie<br />
mögliche Strategiekonflikte vorgestellt. Auf diesen Ergebnissen aufbauend wird in Kapitel 5<br />
ein Kostenminimierungsmodell eingeführt, dass durch die Integration externer Benchmarks<br />
die Grundlage für den neuen Monitoring-Mechanismus bildet. Das ursprüngliche Modell<br />
von Boothe and Reid (1992) wird dabei um Restriktionen erweitert, die die gewünschte<br />
Risikostruktur des Schuldenportfolios und die als optimal betrachtete Instrumentenwahl<br />
abbilden. In Kapitel 6 erfolgt die Anwendung des zuvor entwickelten Modells auf die EWU.<br />
Zunächst werden mit Hilfe von aktuellen Marktdaten die Risikostruktur des aggregierten<br />
EWU-Schuldenportfolios und die Instrumentenwahl <strong>der</strong> EWU-Mitgliedsstaaten ermittelt.<br />
Beide gehen als externe Benchmarks in die Kostenoptimierung jedes einzelnen Staates<br />
ein. Mit Hilfe eines mehrstufigen Simulationsverfahrens werden dann exemplarisch für<br />
Belgien und die Nie<strong>der</strong>lande die Kosten einer optimalen Emissionspolitik unter Einhaltung<br />
<strong>der</strong> externen Benchmarks bestimmt. Der Vergleich zwischen simulierter und tatsächlich<br />
erfolgter Emissionspolitik erlaubt es schließlich, das nationale Schuldenmanagement aus<br />
europäischer Perspektive zu bewerten. Die Ergebnisse <strong>der</strong> Arbeit werden in einem Resümee<br />
zusammengefasst.<br />
40
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2008<br />
Zusammenfassung<br />
Nach <strong>der</strong> Einleitung werden in Kapitel 2 zunächst zwei zentrale Begriffe <strong>der</strong> Arbeit,<br />
„staatliches Schuldenmanagement“ und „Monitoring“, näher beleuchtet. Im Gegensatz zu<br />
dem relativ eng definierten Begriff „Controlling“ lässt „Monitoring“ einen sehr viel breiteren<br />
Analyserahmen zu, <strong>der</strong> im Hinblick auf den jeweiligen Untersuchungsgegenstand noch näher<br />
zu spezifizieren ist. Zu diesem Zwecke werden die möglichen und teilweise miteinan<strong>der</strong><br />
rivalisierenden Ziele des staatlichen Schuldenmanagements vorgestellt.<br />
Die Analyse beginnt mit den die wissenschaftliche Diskussion lange Zeit dominierenden<br />
fiskalpolitischen Zielen: Makroökonomische Stabilisierung, Tax Smoothing und Defizitstabilisierung.<br />
Allerdings finden sich die Ergebnisse dieser Ansätze in den politischen Rahmenbedingungen<br />
o<strong>der</strong> tatsächlichen Aktivitäten des staatlichen Schuldenmanagements kaum<br />
wie<strong>der</strong>. Insbeson<strong>der</strong>e die häufig gestellte For<strong>der</strong>ung, indexierte Wertpapiere als wohlfahrtsoptimierende<br />
Instrumente zu emittieren, wi<strong>der</strong>spricht weitestgehend <strong>der</strong> gängigen Praxis.<br />
Ein engerer Bezug besteht hingegen zwischen staatlichem Schuldenmanagement und<br />
Geldpolitik. Neben dem Verschuldungsgrad spielt hier vor allem die Laufzeitenstruktur des<br />
Schuldenportfolios eine wichtige Rolle. Ein hohes Emissionsvolumen kurzfristiger Wertpapiere<br />
könnte die Geldmarktzinsen so beeinflussen, dass die von <strong>der</strong> Zentralbank intendierten<br />
geldpolitischen Signale verzerrt würden. Ein hoher Anteil langfristiger Anleihen<br />
wie<strong>der</strong>um birgt die Gefahr, die Zentralbank durch politischen Druck zu einer den realen Wert<br />
<strong>der</strong> Schulden verringernden, d.h. inflationären Geldpolitik zu bewegen. Innerhalb <strong>der</strong> EWU<br />
ist <strong>der</strong> tatsächliche Einfluss <strong>der</strong> staatlichen Schuldenstruktur auf die Geldpolitik jedoch<br />
beson<strong>der</strong>s schwer abzuschätzen, da die Transmissionsmechanismen monetärer Impulse<br />
in den einzelnen Mitgliedsstaaten variieren können. Vor dem Hintergrund des nach wie vor<br />
dezentral organisierten Schuldenmanagements <strong>der</strong> Währungsunion muss die EZB aber<br />
eine einheitliche Geldpolitik formulieren. Die konstitutionellen Rahmenbedingungen <strong>der</strong><br />
EWU (Unabhängigkeit <strong>der</strong> EZB, Defizitkriterium des Stabilitäts- und Wachstumspakt etc.)<br />
zeigen, dass geldpolitische Ziele die finanzpolitische Souveränität nationaler Regierungen<br />
bereits stark eingeschränkt haben. Eine weitergehende Reglementierung des Schuldenmanagements<br />
durch detaillierte Vorgaben für die Laufzeitenstruktur <strong>der</strong> Schuldenportfolios<br />
steht <strong>der</strong>zeit jedoch nicht zur Debatte. Ebenso wenig lässt sich aus den Operationen des<br />
staatlichen Schuldenmanagements <strong>der</strong> EWU-Mitgliedsstaaten eine nennenswerte Berücksichtigung<br />
geldpolitischer Ziele ableiten.<br />
Zu einem noch deutlicheren Ergebnis kommt die Analyse im Hinblick auf mögliche wechselkurspolitische<br />
Ziele des staatlichen Schuldenmanagements in <strong>der</strong> EWU. Aufgrund des<br />
freien Wechselkursregimes und des sehr geringen Anteils staatlicher Fremdwährungsanleihen<br />
spielen Interdependenzen zwischen Außenwert des Euros und staatlichem Schuldenmanagement<br />
in <strong>der</strong> EWU <strong>der</strong>zeit kaum eine Rolle.<br />
Als zentrale Ziele des staatlichen Schuldenmanagements erweisen sich hingegen in allen<br />
Mitgliedsstaaten die För<strong>der</strong>ung nationaler Finanzmärkte (Sekundärziel) und vor allem die<br />
Optimierung <strong>der</strong> Kosten-Risikostruktur nationaler Schuldenportfolios (Primärziel). Dank<br />
nahezu unbegrenzter Besteuerungsmöglichkeit gelten Staatsanleihen als de facto risikolose<br />
Wertpapiere. Dieser Tatsache verdanken sie ihre Schlüsselfunktion als Referenzwert<br />
für das Pricing vieler an<strong>der</strong>er Vermögens- und Schuldtitel. Gleichzeitig fungieren sie als<br />
wichtige kurz- und langfristige Anlagemöglichkeit für alle Marketeilnehmer. Je liqui<strong>der</strong><br />
und breiter die Märkte für Staatsanleihen sind, desto besser können sie ihre vielfältigen<br />
Funktionen für die Finanzmärkte erfüllen. Staatliche Schuldenmanager wie<strong>der</strong>um haben<br />
einen großen Anreiz, die Attraktivität und Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> nationalen Finanzmärkte<br />
durch geeignete Emissionspolitik zu för<strong>der</strong>n, da sie langfristig selbst von den verbesserten<br />
41
Monotoring public debt management in the European Monetary Union<br />
– An external benchmark approach<br />
Finanzierungsbedingungen profitieren. Ein an den Bedürfnissen und Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />
nationalen Finanzmärkte ausgerichtetes Schuldenmanagement wird inzwischen in allen<br />
EWU-Mitgliedsstaaten propagiert und umgesetzt. Langfristig verspricht diese Strategie<br />
sogar eine doppelte Dividende. Hochliquide nationale Finanzmärkte sind eine <strong>der</strong> wichtigsten<br />
Voraussetzungen für eine starke Rolle des Euros als internationale Währung. Falls sich<br />
die Liquidität <strong>der</strong> gesamteuropäischen Finanzmärkte infolge fortschreiten<strong>der</strong> Integration<br />
dem US-amerikanischen Niveau weiter annähern sollte, könnte <strong>der</strong> Euro mit dem US-Dollar<br />
um die Rolle als wichtigste internationale Währung rivalisieren und somit signifikante<br />
Zinseinsparungsmöglichkeiten für alle EWU-Staaten ermöglichen.<br />
Primärziel des staatlichen Schuldenmanagements in <strong>der</strong> EWU ist jedoch die Optimierung<br />
<strong>der</strong> Kosten-Risikostruktur <strong>der</strong> nationalen Schuldenportfolios. Unabhängig von fiskal- o<strong>der</strong><br />
geldpolitischen Zielen verfolgen staatliche Schuldenmanager dabei eine mikroökonomische,<br />
„risikoadäquate“ Kostenminimierung <strong>der</strong> Staatsschulden. Die hierfür notwendige<br />
Bestimmung des gewünschten Risikoniveaus hängt von den jeweiligen nationalen<br />
Risikopräferenzen ab und kann von außen nicht direkt beobachtet werden. Die über alle<br />
Grenzen hinweg unbestrittene Dominanz <strong>der</strong> langfristigen Kostenminimierung legt es für<br />
die Themenstellung <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit nahe, das Monitoring des staatlichen Schuldenmanagements<br />
in <strong>der</strong> EWU unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Finanzmarktför<strong>der</strong>ung an diesem<br />
Primärziel zu orientieren.<br />
Kapitel 3 nähert sich <strong>der</strong> Fragestellung <strong>der</strong> Arbeit von einer an<strong>der</strong>en Seite. Während<br />
die Ziele des staatlichen Schuldenmanagements bisher weitgehend nationale Interessen<br />
wi<strong>der</strong>spiegeln, treten nun die durch Globalisierung und Europäisierung nachhaltig verän<strong>der</strong>ten<br />
wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen des Schuldenmanagements in den<br />
Vor<strong>der</strong>grund. Die hohe und weiter steigende internationale Mobilität <strong>der</strong> Wirtschaftsfaktoren<br />
führt weltweit zu einem verstärkten politischen Wettbewerb um das optimale Design<br />
<strong>der</strong> wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eines jeden Landes (neuer Systemwettbewerb).<br />
Durch die beson<strong>der</strong>s intensive politische und wirtschaftliche Integration in Europa wird <strong>der</strong><br />
allgemeine Trend für die EU-Staaten noch erheblich forciert. Dies schließt die geeignete<br />
Gestaltung des staatlichen Schuldenmanagements mit ein. Bei entsprechen<strong>der</strong> Erweiterung<br />
kann das von Shleifer (1985) geprägte Konzept des „Yardstick competition“ dieser<br />
Entwicklung auch theoretisch Rechnung tragen. Ursprünglich zur Evaluation regionaler<br />
o<strong>der</strong> sektoraler Monopolunternehmen entwickelt, postuliert <strong>der</strong> Ansatz die Herleitung einer<br />
geeigneten Messlatte (Yardstick), die in Form des sogenannten durchschnittlichen Schattenpreises<br />
aus dem Preissetzungsverhalten ähnlich strukturierter Unternehmen gewonnen<br />
wird. Ohne näheres Wissen über die spezifischen Kostenfunktionen wird so ein plausibles<br />
Instrument zur Performancemessung von beschränkt monopolistischen Unternehmen<br />
zur Verfügung gestellt. Analog kann das auf nationaler Ebene ebenfalls monopolistisch<br />
organisierte staatliche Schuldenmanagement mit Hilfe von geeigneten Yardsticks, die z.B.<br />
aus dem Emissionsverhalten an<strong>der</strong>er europäischer Staaten gewonnen werden, durch die<br />
Marktteilnehmer wirksam evaluiert werden. Die Implementierung eines <strong>der</strong>art gestalteten<br />
„Yardstick competition“ für das staatliche Schuldenmanagement erhöht die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass <strong>der</strong> innereuropäische Systemwettbewerb auf die allgemeine Verbreitung <strong>der</strong><br />
besten wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen auch in diesem Bereich hinwirken kann.<br />
Staaten, die sich langfristig gegen die Marktkräfte verhalten, indem sie rein nationale o<strong>der</strong><br />
zu risikoreiche Strategien verfolgen, werden durch den Systemwettbewerb zur Korrektur<br />
gezwungen und müssen ihre Handlungsweisen an die vom Markt favorisierten Standards<br />
anpassen.<br />
42
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2008<br />
Des Weiteren kommt dem staatlichen Schuldenmanagement als einem zentralen Element<br />
des internationalen Finanzsystems eine Stabilisierungsfunktion zu. Es muss dementsprechend<br />
zwei Anfor<strong>der</strong>ungen gleichzeitig erfüllen. Auf <strong>der</strong> einen Seite dient es als Instrument<br />
im Wettbewerb um internationale Investoren, auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite soll es das Übergreifen<br />
von regionalen Finanzkrisen möglichst wirkungsvoll eindämmen helfen. Der Internationale<br />
Währungsfonds und die Weltbank haben daher „International Guidelines“ für das Staatliche<br />
Schuldenmanagement entwickelt. Im Fokus dieser Empfehlungen stehen allerdings die<br />
beson<strong>der</strong>s gefährdeten Entwicklungs- und Schwellenlän<strong>der</strong>, die aufgrund ihrer unterentwickelten<br />
Finanzmärkte und hohen Abhängigkeit von ausländischem Kapital internationalen<br />
Finanzkrisen vergleichsweise schutzlos ausgeliefert sind. Auf die hochentwickelten Wirtschaftsnationen<br />
und -blöcke haben diese Guidelines keine bis nur geringe Auswirkungen,<br />
da sie hier bereits in großen Teilen Standard sind. Außerdem erlaubt es die Robustheit <strong>der</strong><br />
europäischen, amerikanischen und japanischen Finanzmärkte, die Effizienz des staatlichen<br />
Schuldenmanagements fernab von politischen Regelungen durch die Kräfte des Wettbewerbs<br />
zu verbessern.<br />
Ein geeignetes Monitoring kann hier helfen, die für Yardstick competition unentbehrlichen<br />
Informationen zu liefern. Für die EWU kann ein marktorientiertes Monitoring des<br />
staatlichen Schuldenmanagements zum einen dazu beitragen, den Wettbewerb um das<br />
beste Schuldenmanagement innerhalb <strong>der</strong> Währungsunion zu erhöhen. Zum an<strong>der</strong>en bietet<br />
es die Möglichkeit, Maßnahmen o<strong>der</strong> Strategien nationaler Schuldenmanager aufzudecken,<br />
die die Wettbewerbsfähigkeit <strong>der</strong> EWU als wirtschaftlichen Block gefährden. Im zweiten<br />
Abschnitt von Kapitel 3 wird daher detailliert auf die aktuellen Entwicklungen in Europa<br />
eingegangen. Durch die nach Lissabon weiter fortschreitende Integration <strong>der</strong> EU- und insbeson<strong>der</strong>e<br />
<strong>der</strong> EWU-Finanzmärkte hat die gegenseitige Abhängigkeit ein <strong>der</strong>art hohes Maß<br />
erreicht, dass nationale Handlungsweisen nicht mehr isoliert betrachtet werden können.<br />
Obwohl Europa auf Wettbewerb als treibende Kraft für ein international konkurrenzfähiges<br />
staatliches Schuldenmanagement setzt, gibt es bis heute kein schlüssiges Monitoring-<br />
Konzept, dass die Maßnahmen staatlicher Schuldenmanager auch aus supranationaler<br />
Perspektive evaluiert. In <strong>der</strong> Regel veröffentlichen nationale Schuldenagenturen jährliche<br />
Schuldenberichte, die die Emissionspolitik <strong>der</strong> vergangenen Periode skizzieren und als<br />
im Einklang mit den zuvor formulierten Zielen erklären. Marktteilnehmer sind somit auf<br />
eine individuelle Beurteilung <strong>der</strong> Qualität des jeweiligen Schuldenmanagements angewiesen.<br />
Um diese Lücke zu schließen, endet Kapitel 3 mit dem Vorschlag, einen auf externen<br />
Benchmarks basierenden Monitoring-Mechanismus für das staatliche Schuldenmanagement<br />
in <strong>der</strong> EWU einzuführen. Methodisch sollen dabei die nationalen Ziele des staatlichen<br />
Schuldenmanagements mit den Konsequenzen <strong>der</strong> steigenden Finanzmarktintegration <strong>der</strong><br />
EWU verbunden werden.<br />
In Kapitel 4 werden die aktuellen Entwicklungen des staatlichen Schuldenmanagements<br />
in <strong>der</strong> EWU analysiert. Der Autor geht hier ausführlich auf die zur Verfügung stehenden Instrumente,<br />
das Kosten- und Risikomanagement, sowie Strategien und Erfolgsmessung ein.<br />
Neben <strong>der</strong> bereits in Kapitel 2 angesprochenen Übereinstimmung <strong>der</strong> Ziele ist auch bei<br />
<strong>der</strong> Verwendung <strong>der</strong> Schuldeninstrumente eine deutliche Konvergenz festzustellen. In <strong>der</strong><br />
gesamten EWU haben sich festverzinsliche, handelbare und in Euro begebene Wertpapiere<br />
als Hauptfinanzierungsinstrument durchgesetzt. Darüber hinaus ist es zu einer bemerkenswerten<br />
Angleichung <strong>der</strong> Laufzeiten gekommen. Der überwiegende Teil <strong>der</strong> Anleihen wird<br />
in nur wenigen, standardisierten Laufzeiten emittiert. Dies lässt sich zu einem großen Teil<br />
durch Transaktionskostenvorteile in Folge hoher Skalenerträge und Netzwerkexternalitäten<br />
43
Monotoring public debt management in the European Monetary Union<br />
– An external benchmark approach<br />
auf den öffentlichen Anleihemärkten erklären. Dadurch entsteht ein sich selbst verstärken<strong>der</strong><br />
Kreislauf von steigen<strong>der</strong> Liquidität und sinkenden Transaktionskosten. Dies kommt<br />
auch den Emittenten selbst zu gute, da sie durch die ihnen eingeräumte Liquiditätsprämien<br />
die Finanzierungskosten <strong>der</strong> Schuldenaufnahme unmittelbar senken können. Allerdings erreichen<br />
nur Anleihen mit sehr hohen Emissionsvolumina in bestimmten Standardlaufzeiten<br />
den sogenannten Benchmarkstatus. Inzwischen haben sich alle Schuldenmanager in <strong>der</strong><br />
EWU dem „Run to the Benchmark“ angeschlossen.<br />
Eine beson<strong>der</strong>s auffällige Entwicklung ist in dem rasant steigenden Einsatz von Finanz<strong>der</strong>ivaten<br />
zu sehen. Mit Hilfe von Zins-Swaps stehen Schuldenmanagern wirksame Instrumente<br />
zur nachträglichen Steuerung <strong>der</strong> Zinsstruktur ihrer Portfolien zur Verfügung. Antiquierte<br />
Rechnungslegungsmethoden verhin<strong>der</strong>n zum Nachteil <strong>der</strong> Marktteilnehmer allerdings eine<br />
transparente Bewertung <strong>der</strong> durchgeführten Swap-Transaktionen. Der Gebrauch von Swaps<br />
wirkt sich auch auf das Monitoring des staatlichen Schuldenmanagements aus. Ohne vollständige<br />
Information über die durchgeführten Operationen besteht die Gefahr, die tatsächliche<br />
Portfoliostruktur nur verzerrt wie<strong>der</strong>geben zu können.<br />
Im Gegensatz zu Zielen und Instrumenten divergiert das Risikomanagement staatlicher<br />
Schuldenagenturen auffällig stark innerhalb <strong>der</strong> EWU. Auch wenn das Refinanzierungsrisiko,<br />
und hier insbeson<strong>der</strong>e das Zinsän<strong>der</strong>ungsrisiko, überall die dominante Rolle spielt, messen<br />
und gewichten die nationalen Schuldenmanager Risiko sehr unterschiedlich. Lediglich<br />
zwei Indikatoren werden nahezu einheitlich zur Bestimmung des Refinanzierungsrisikos<br />
genutzt. Während die (gewichtete) durchschnittliche Restlaufzeit aller emittierten Anleihen<br />
einen groben Anhaltspunkt über die Zinssensitivität des nationalen Schuldenportfolios<br />
ermöglicht, dient die Struktur des Rückzahlungskalen<strong>der</strong>s zur Abschätzung potentieller<br />
Finanzierungsengpässe in <strong>der</strong> Zukunft. Eine systematische Erfassung des Gesamtrisikos ist<br />
damit aber nicht gewährleitstet. Einzelne Län<strong>der</strong> veröffentlichen zwar alternative Risikoindikatoren,<br />
die den Zusammenhang zu an<strong>der</strong>en ökonomischen Variablen wie erwartetem<br />
BIP o<strong>der</strong> erwarteten Staatsdefiziten herstellen (z.B. AAR, Amount-at-Risk, in den Nie<strong>der</strong>landen).<br />
Ein Trend zu einer übereinstimmenden Risikoanalyse ist für das staatliche Schuldenmanagement<br />
in <strong>der</strong> EWU jedoch <strong>der</strong>zeit nicht zu erkennen. Auch wenn eine gemeinsame<br />
Risikostrategie aufgrund divergieren<strong>der</strong> makroökonomischer Voraussetzungen nicht<br />
erwartet werden kann, offenbart das Fehlen einer allgemein anerkannten und praktizierten<br />
Risikoanalyse eine Lücke, die durch die in dieser Arbeit entwickelten externen Benchmarks<br />
teilweise geschlossen werden kann.<br />
Bei <strong>der</strong> strategischen Ausrichtung <strong>der</strong> jährlichen Emissionspolitik gibt es eine große<br />
Anzahl potentieller Konflikte zwischen Kosten- und Risikomanagement sowie <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung<br />
nationaler Finanzmärkte. Zur besseren Strukturierung <strong>der</strong> Handlungsalternativen stellt <strong>der</strong><br />
Autor die jeweils unterschiedlichen Anfor<strong>der</strong>ungen einan<strong>der</strong> gegenüber. Während kurzfristig<br />
die größten Kostenvorteile durch die Emission hochvolumiger Anleihen in <strong>der</strong> jeweils<br />
günstigsten Laufzeit realisiert werden können, lassen Risikoüberlegungen eine gleichmäßige<br />
Verteilung von Anleihen mit niedrigen Volumina über verschiedene, tendenziell längere<br />
Laufzeiten als sinnvoll erscheinen. Die För<strong>der</strong>ung nationaler Finanzmärkte wie<strong>der</strong>um<br />
verlangt die Emission von Benchmark-Anleihen in den vom Markt favorisierten Laufzeiten.<br />
Allerdings haben inzwischen vor allem die größeren Staaten nationale Emissionsprofile<br />
herausgebildet. Investoren verlassen sich darauf, dass jedes Jahr zur gleichen Zeit Anleihen<br />
mit einer bestimmten Laufzeit und nahezu identischen Volumina emittiert werden. Dadurch<br />
wird <strong>der</strong> strategische Handlungsspielraum <strong>der</strong> Schuldenmanager empfindlich beschnitten.<br />
44
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2008<br />
Kapitel 4 endet mit einer kurzen Analyse <strong>der</strong> Erfolgsmessung des staatlichen Schuldenmanagements<br />
in <strong>der</strong> EWU. Während einige Staaten die Maßnahmen ihres Schuldenmanagements<br />
an zuvor veröffentlichten Benchmark-Portfolios messen, bleibt die Entwicklung <strong>der</strong><br />
nationalen Zinsspreads gegenüber vergleichbaren deutschen und/o<strong>der</strong> französischen Anleihen<br />
<strong>der</strong> prominenteste Erfolgsfaktor. Alle verwendeten Konzepte sind jedoch ausschließlich<br />
national orientiert, eine Evaluierung aus europäischer Perspektive findet nicht statt.<br />
Kapitel 5 entwickelt die theoretische Grundlage für das Monitoring des staatlichen<br />
Schuldenmanagements in <strong>der</strong> EWU. Ausgangspunkt ist das Kostenminimierungsmodell<br />
von Boothe und Reid (1992) zur Bestimmung des optimalen Schulden-Designs für eine<br />
kleine offene Volkswirtschaft. Als Nebenbedingung für die Minimierungsprozedur führen<br />
die beiden Autoren sogenannte Handelsbeschränkungen (Trading restrictions) ein, die das<br />
Schuldenmanagement daran hin<strong>der</strong>n, die Staatsschuld ausschließlich durch die jeweils kostengünstigsten<br />
Instrumente zu finanzieren (z.B. kurzläufige Anleihen im Falle einer normal<br />
gekrümmten Zinsstrukturkurve). Allerdings gehen sie nicht näher auf die Bestimmungen<br />
dieser Trading restrictions ein, son<strong>der</strong>n leiten sie von historischen Werten ab. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
die für ein optimales Schulden-Design relevante Risikostruktur des Schuldenportfolios wird<br />
nicht thematisiert. Außerdem haben sich an den internationalen Finanzmärkten inzwischen<br />
die in Kapitel 4 beschriebenen Standardinstrumente durchgesetzt, <strong>der</strong>en Verfügbarkeit<br />
als wesentliche Voraussetzung für einen konkurrenzfähigen heimischen Finanzmarkt gilt.<br />
Beides, eine adäquate Risikostruktur des Schuldenportfolios und das Angebot marktüblicher<br />
Instrumente, bilden heute die wesentlichen Restriktionen für das nationale Schuldenmanagement.<br />
Um die von Boothe und Reid hinterlassene Lücke zu schließen, werden in<br />
dieser Arbeit die Nebenbedingungen des Ausgangsmodells erweitert. Formal werden extern<br />
bestimmte Benchmarks für die Risikostruktur und den gewünschten Instrumenten-Mix als<br />
spezifische Trading restrictions in das Modell integriert. Die Risikostruktur wird dabei durch<br />
den Anteil bestimmter Laufzeitenklassen (z.B. drei bis sechs Jahre) am Gesamtportfolio<br />
determiniert. Der Instrumenten-Mix wie<strong>der</strong>um wird durch eine Beschränkung auf Anleihen<br />
mit bestimmten Laufzeiten vorgegeben. Das erweiterte Modell erlaubt es nun, das nationale<br />
Schulden-Design innerhalb <strong>der</strong> neuen Restriktionen zu optimieren. Da die Quantifizierung<br />
dieser Restriktionen exogen erfolgt, kann das Modell je nach gewählter Perspektive spezifiziert<br />
werden.<br />
Im sechsten Kapitel <strong>der</strong> Arbeit wird das in Kapitel 5 entwickelte Modell auf das staatliche<br />
Schuldenmanagement in <strong>der</strong> EWU angewendet. Dazu werden zunächst die staatlichen Anleihemärkte<br />
und die Emissionspolitiken <strong>der</strong> Mitgliedsstaaten für das Jahr 2005 untersucht.<br />
Aus den aggregierten EWU-Daten werden die externen Benchmarks für die Risikostruktur<br />
und den geeigneten Instrumenten-Mix quantifiziert. Sie spiegeln den Trend innerhalb <strong>der</strong><br />
Union wi<strong>der</strong> und gehen als Trading restrictions in das Optimierungskalkül <strong>der</strong> einzelnen<br />
Staaten ein. Mit Hilfe einer umfangreichen Simulationsprozedur werden dann die Kosten<br />
(Holding period returns) berechnet, die anfallen, falls sich das jeweilige Mitgliedsland bei<br />
<strong>der</strong> Durchführung seines Schuldenmanagements an die externen Benchmarks hält. Der<br />
anschließende Vergleich zwischen simulierter und tatsächlicher Emissionspolitik erlaubt es<br />
schließlich, die jeweils nationale Politik gegenüber dem EWU-Durchschnitt zu bewerten. Die<br />
Simulationen werden in dieser Arbeit exemplarisch für Belgien und die Nie<strong>der</strong>lande durchgeführt.<br />
Die erfor<strong>der</strong>lichen Marktpreise werden mit Hilfe eines Datensets von Bloomberg<br />
ermittelt, <strong>der</strong> für jeden Handelstag die Zinsstrukturkurven aller EWU-Län<strong>der</strong> zur Verfügung<br />
stellt. Die Daten über den konkreten Finanzierungsbedarf <strong>der</strong> beiden berücksichtigen<br />
45
Monotoring public debt management in the European Monetary Union<br />
– An external benchmark approach<br />
Län<strong>der</strong> entstammen den nationalen Schuldenagenturen. Die Simulationsergebnisse für<br />
das Jahr 2005 zeigen, dass die Schuldenmanager bei<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> enorme Kostenvorteile gegenüber<br />
einer strikt EWU-adäquaten Emissionspolitik erzielen konnten. Da sowohl Belgien<br />
als auch die Nie<strong>der</strong>lande ausschließlich EWU-Standardinstrumente emittierten, konnten<br />
diese Einsparungen nur durch Inkaufnahme eines höheren Portfoliorisikos gegenüber dem<br />
EWU-Trend erzielt werden. Für mittelgroße Emittenten wie Belgien und den Nie<strong>der</strong>landen<br />
legt dies den Schluss nahe, dass die durch den Wettbewerbsdruck forcierte Standardisierung<br />
<strong>der</strong> Instrumentenwahl zu einer insgesamt risikoreicheren Emissionspolitik führt. Beide<br />
Län<strong>der</strong> konnten aufgrund ihres begrenzten Finanzierungsbedarfs die hohen Kosten von<br />
Standardanleihen mit extrem langen Laufzeiten (30 Jahre) nur durch die verstärkte Emission<br />
günstiger, aber risikoreicher Standardwertpapiere mit sehr kurzen Laufzeiten (zwischen<br />
sechs und zwölf Monaten) kompensieren. Die Simulationen zeigen ebenfalls, dass beide<br />
Län<strong>der</strong> im Jahre 2005 durchaus in <strong>der</strong> Lage gewesen wären, neben den externen Benchmarks<br />
für den optimalen Instrumenten-Mix auch die externen Risikobenchmarks durch eine<br />
entsprechende Anpassung ihrer Emissionspolitik zu erreichen – allerdings bei markant<br />
steigenden Kosten. Es ist nun Aufgabe <strong>der</strong> Marktteilnehmer, die Simulationsergebnisse in<br />
ihrem Preissetzungsverhalten angemessen zu berücksichtigen. Sie müssen entscheiden, ob<br />
die belgische und nie<strong>der</strong>ländische Strategie, die Präsens in den wichtigsten EWU-Standardlaufzeiten<br />
auf Kosten eines im Vergleich zum EWU-Trend höheren Portfoliorisikos aufrecht<br />
zu halten, nachhaltig erfolgversprechend ist. Seine vollständige, komparative Wirkung kann<br />
das supranationale Monitoring des staatlichen Schuldenmanagements erst entfalten, wenn<br />
Simulationen für die gesamte EWU durchgeführt werden. Da die belgischen und nie<strong>der</strong>ländischen<br />
Ergebnisse nur bedingt auf an<strong>der</strong>e Emittenten übertragbar sind, schließt Kapitel 6<br />
mit einigen generellen Implikationen für die restlichen EWU-Mitgliedsstaaten.<br />
Literatur<br />
Boothe, P. und Reid, B. (1992): „Debt management objectives for a small open economy“, Jorunal of Money,<br />
Credit and Banking, Vol. 24, No.1.<br />
Shleifer, A. (1985): “A theory of yardstick competition”, Rand Journal of Economics, Vol. 16, No.3.<br />
46
Dipl.-Ökonom Falk Strotebeck<br />
geboren am 6. Januar 1981<br />
Regionale<br />
Innovationsnetzwerke<br />
– Beispiel Ruhrgebiet<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Frühjahr 2006<br />
bei Professor Dr. Helmut Karl<br />
Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Das Ruhrgebiet hat eine bewegte Geschichte hinter sich und eine umso<br />
spannen<strong>der</strong>e steht <strong>der</strong> Region noch bevor. Denn, Kohle und Stahl, das<br />
war einmal.<br />
Mehr als erlaubt also die Frage, wie sich das Ruhrgebiet im aktuellen<br />
Technologiewettbewerb behaupten kann. Um darauf Antworten geben<br />
zu können, untersucht die vorliegende Arbeit regionale Innovationsnetzwerke.<br />
Dazu wird auf Basis einer Netzwerkanalyse exemplarisch die<br />
Biotechnologiebranche in Nordrhein-Westfalen, im Speziellen die <strong>der</strong><br />
Ruhrgebietsregion, analysiert.<br />
Der Autor kommt zu dem Ergebnis, dass Regionen wie Marl, Bergkamen<br />
o<strong>der</strong> Dinslaken weitestgehend isoliert agieren und so die Möglichkeit<br />
vergeben, von <strong>der</strong> forschungsstarken BioRiver Region zu profitieren.<br />
Dies ist kein Einzelfall, auch an<strong>der</strong>en Regionen fehlen wichtige Verknüpfungen.<br />
Insgesamt wird ein deutliches Defizite bei <strong>der</strong> Einbindung des<br />
Ruhrgebietes in das Biologienetzwerk von Nordrhein-Westfalen gesehen.<br />
Wichtig erscheint nun, die Zusammenarbeit von Wissenschaft und<br />
Wirtschaft gezielt zu forcieren. Denn insbeson<strong>der</strong>e funktionierende<br />
Strukturen mit reputationsstarken Kooperationspartnern aus Wissenschaft<br />
und Wirtschaft för<strong>der</strong>n die Ansiedlung bzw. Neugründung von<br />
Unternehmen. Als Beispiel führt <strong>der</strong> Autor die vom Land und <strong>der</strong> EU<br />
geför<strong>der</strong>te Errichtung des Bio-MedizinZentrums-Ruhr auf. Das Ziel <strong>der</strong><br />
Innovationspolitik muss darin bestehen, Erfolgsfaktoren bestehen<strong>der</strong><br />
Netzwerke zu implementieren. Die Arbeit schließt mit dem Hinweis,<br />
sich nicht zwanghaft <strong>der</strong> Biotechnologie zu verschreiben. So muss dem<br />
För<strong>der</strong>aufwand stets auch ein Nutzen entgegenstehen. Die Gefahren<br />
eines politischen Lock-In Effektes in Form einer einseitig betriebenen<br />
Technologiepolitik schadet langfristig dem Image <strong>der</strong> Innovationspolitik.<br />
Denn ohne Wachstumspotentiale folgt <strong>der</strong> Gründungs- zwangsläufig eine<br />
Insolvenzphase. För<strong>der</strong>ungen müssen von einer Evaluation begleitet werden.<br />
Nur so lässt sich die gesamte För<strong>der</strong>politik nachhaltig verbessern.
Regionale Innovationsnetzwerke<br />
– Beispiel Ruhrgebiet<br />
1. Einleitung<br />
Im Hinblick auf die starke Forcierung einer Zusammenarbeit von Wissenschaft und<br />
Wirtschaft seitens <strong>der</strong> För<strong>der</strong>politik und <strong>der</strong> Deklaration von Kompetenznetzen unterschiedlichster<br />
Couleur in den verschiedensten Regionen Deutschlands, stellt sich die Frage<br />
wie das Ruhrgebiet sich im aktuellen Technologiewettbewerb behaupten kann. Um diese<br />
beantworten zu können, werden in dieser Arbeit regionale Innovationsnetzwerke untersucht,<br />
wobei auf Basis einer Netzwerkanalyse exemplarisch die Biotechnologiebranche in<br />
Nordrhein-Westfalen analysiert wird. Speziell gilt es die Einbindung <strong>der</strong> Ruhrgebietsregion<br />
zu untersuchen.<br />
Zu Beginn erfolgen eine Definitionsabgrenzung des Begriffes regionaler Innovationsnetzwerke<br />
sowie die Darstellung unterschiedlicher Theorieansätze zur Erklärung von<br />
Netzwerkeigenschaften. Den Kern <strong>der</strong> Arbeit bildet daran anschließend die Untersuchung<br />
<strong>der</strong> Position des Ruhrgebietes im Nordrhein-Westfälischen Biotechnologienetzwerk. Zum<br />
Vergleich <strong>der</strong> Ausstattung und Vernetzung <strong>der</strong> im Ruhrgebiet ansässigen Biotechnologieunternehmen<br />
werden hierfür das Gesamtnetzwerk <strong>der</strong> Branche in Nordrhein-Westfalen<br />
sowie das Kooperationsnetzwerk <strong>der</strong>, im Bundesdurchschnitt sehr erfolgreichen, BioRiver<br />
Region herangezogen und mit Hilfe strukturanalytischer Konzepte bewertet.<br />
Im Schlusswort werden die Ergebnisse <strong>der</strong> Untersuchung zusammengefasst und im<br />
Hinblick auf die Frage nach <strong>der</strong> erfolgreichen Einbindung und aussichtsreichen Zukunft <strong>der</strong><br />
Ruhrgebietsregion im Biotechnologiebereich hin ausgewertet.<br />
2. Regionale Innovationsnetzwerke<br />
Ein Netzwerk stellt sich allgemein als eine Zusammensetzung aus Knotenpunkten und<br />
Kanten, die diese miteinan<strong>der</strong> verbinden, dar. Etwas weniger abstrakt und dennoch nicht<br />
zu eng gefasst beschreiben dies auch Cook und Emerson, in dem sie ein Netzwerk sozialer<br />
Akteure als eine Reihe von verknüpften Austauschbeziehungen definieren. Diesen<br />
Definitionen folgend, bilden die Akteure somit Knotenpunkte, die über Kanten miteinan<strong>der</strong><br />
verknüpft ihre Austauschbeziehungen aufbauen und pflegen können.<br />
Weiter spezifiziert können Akteure sowohl einzelne Personen, Personengruppen, Abteilungen,<br />
Unternehmen als auch zusammenhängende Unternehmensgruppierungen sein. Im<br />
Sinne einer möglichen vertikalen, horizontalen und multidimensionalen Ausrichtung eines<br />
Netzwerkes sollen auch Universitäten, Technologie- und Grün<strong>der</strong>zentren, Transfereinrichtungen,<br />
Banken, Patentämter, usw. in die Akteursriege aufgenommen werden.<br />
Der Aufbau lässt sich dahingehend erweitern, dass die Akteure aufgrund ihrer heterogenen<br />
Ressourcenausstattung (in diesem Falle Wissen im weitesten Sinne) gewisse Alleinstellungsmerkmale<br />
besitzen können. Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Kombinationsmöglichkeiten von<br />
Ressourcen (bspw. zur Innovationsgenerierung) können nun einerseits dazu führen, dass<br />
Akteure für das Netzwerk an Bedeutung verlieren, wie auch an<strong>der</strong>erseits Akteure eine stärkere<br />
Position innerhalb des Netzwerkes erlangen o<strong>der</strong> festigen können. Die Handlungen <strong>der</strong><br />
Akteure sind dabei abhängig voneinan<strong>der</strong>, da Tätigkeiten erlernt, verän<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> gemeinsam<br />
durchgeführt werden können. Auf Basis dieser Dynamik können sich im Netzwerk neue<br />
Verknüpfungsmuster bilden. 4<br />
Vgl. Genosko, Joachim ( 999), S. .<br />
Vgl. Cook, Karen S.; Emerson, Richard M. ( 978), S. 7 5.<br />
Vgl. Hakansson, Hakan ( 989), S. 0- .<br />
4 Vgl. Hakansson, Hakan ( 989), S. , siehe auch Heidling, Eckhard ( 000), S. 7 -74 und Hakansson, Hakan;<br />
Johanson, Jan ( 99 ), S. 40-4 .<br />
48
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 008<br />
Die Akteure im Netzwerk erhalten durch ihre Verknüpfungen die Möglichkeit, Wissen<br />
günstig und effizient zu transferieren, um innovativ tätig werden zu können bzw. direkt von<br />
Innovationen an<strong>der</strong>er Akteure zu profitieren. Die Risiken <strong>der</strong> Innovationsgenerierung und<br />
Vermarktung werden dabei bestenfalls auf das gesamte Netzwerk verteilt. Dadurch, dass bestimmte<br />
Verknüpfungen häufiger o<strong>der</strong> intensiver genutzt werden, sind manche Akteure in<br />
ihren Austauschbeziehungen stärker mit bestimmten Akteuren verbunden als mit An<strong>der</strong>en. 5<br />
Als nächster Schritt folgt die Definition <strong>der</strong> relevanten Regionsgröße, da es sich hier im<br />
Spezialfall um regionale Innovationsnetzwerke handelt. Zwischen den Netzwerkknoten besteht<br />
also untereinan<strong>der</strong> ein gewisser räumlicher Zusammenhang. Diese Einbeziehung des<br />
Faktors Raum bringt nun an sich aber noch keine Spezifikation <strong>der</strong> Weite möglicher Räume<br />
mit sich. 7 Somit sollte diese Abgrenzung bei <strong>der</strong> Betrachtung von Netzwerken stets überlegt<br />
geschehen und darf, falls dies sinnvoll ist, bspw. auch Län<strong>der</strong>grenzen überschreiten.<br />
Auf theoretischer Ebene gibt es einen reichhaltigen Fundus an Theorien, welche zur<br />
Darstellung <strong>der</strong> Funktionsweisen von Netzwerken genutzt werden können. Beispielsweise<br />
bietet die Neue Institutionenökonomik mit <strong>der</strong> Prinzipal-Agenten- und Transaktionskostentheorie<br />
zwei gut anwendbare Ansätze zur Erläuterung von Netzwerkeigenschaften und<br />
möglichen Organisationsvorteilen. Die Prinzipal-Agenten-Theorie bietet sich in diesem Zusammenhang<br />
vor allem an, um Informationsasymmetrien zwischen Kooperationspartnern<br />
und Unsicherheiten als Folge <strong>der</strong> risikoreichen Innovationsgenerierung im Biotechnologiebereich<br />
zu analysieren. 8<br />
Die Transaktionskostentheorie 9 kann unter an<strong>der</strong>em dazu genutzt werden, um Netzwerke<br />
und ihre Eigenschaften als Organisationsform zwischen dem Markt als flexiblen und<br />
hauptsächlich preisgesteuerten Modell und einer rein hierarchisch ausgeprägten Organisationsform,<br />
welche durch bürokratisch-hierarchische Kontrolle koordiniert wird, darzustellen.<br />
0 Der Netzwerkform kann dabei die Eigenschaft eingeräumt werden, mit minimalem<br />
Organisationsaufwand und dabei großer Flexibilität, ein höchstmögliches Maß an Wissen zu<br />
vereinen.<br />
Als auch im Kontext regionaler Netzwerke am weitesten verbreitete Theorie soll außerdem<br />
Porters Clustertheorie nicht unerwähnt bleiben. Auch Porter siedelt Cluster zwischen<br />
Markt und Hierarchie an und bietet zudem weitere Ansätze zur Erklärung von Netzwerkeigenschaften.<br />
Bspw. geht Porter davon aus, dass Akteure eines Clusters durch ihre geballte<br />
Nachfrage die Möglichkeit besitzen bessere Preiskonditionen bei entfernten Lieferanten<br />
auszuhandeln als einzeln agierende Unternehmen. Sofern dies möglich ist, bietet sich<br />
allerdings auch für Zulieferer die Ansiedlung im Cluster an, da folglich auf kurze Distanz eine<br />
Vielzahl an relevanten Nachfragern beliefert werden könnte. Weiterhin bietet die Agglo-<br />
5 Vgl. Hakansson, Hakan ( 989), S. .<br />
Vgl. Genosko, Joachim ( 999), S. 5.<br />
7 Diese fehlende Abgrenzung wird bspw. auch an Porters Clustertheorie kritisiert. Vgl. dazu martin, ron;<br />
sunley, Peter ( 00 ), S. 0 und alecke, BJörn; untied, Gerhard ( 005), S. -4.<br />
8 Vgl. Fritsch, michael ( 00 ), S. 5- .<br />
9 Zur Bezeichnung, dem Inhalt und <strong>der</strong> Entstehung von ‚Transaktionskosten’ siehe coase, ronald h. ( 9 7):<br />
The Nature of the Firm, in: Economica, Vol. 4, Nr. , S. 5: „In or<strong>der</strong> to carry out a market transaction it is<br />
necessary to discover who it is that one wishes to deal with, to inform people that one wishes to deal and<br />
on what terms, to conduct negotiations leading up to a bargain, to draw up the contract, to un<strong>der</strong>take the<br />
inspection needed to make sure that the terms of the contract are being observed, and so on.“<br />
0 Vgl. Brand, andreas ( 00 ), S. 7.<br />
Vgl. reiss, michael ( 000), S. 8.<br />
Die Clusterforschung kann dabei aufgrund <strong>der</strong> Ähnlichkeit <strong>der</strong> beschreibenden Faktoren von Clustern und<br />
Netzwerken wie etwa <strong>der</strong> „Verbundenheit <strong>der</strong> Akteure“, dem „Innovationspotential“ und <strong>der</strong> „räumlichen<br />
Nähe“ in weiten Teilen : zur Erklärung herangezogen werden.<br />
49
Regionale Innovationsnetzwerke<br />
– Beispiel Ruhrgebiet<br />
meration <strong>der</strong> Akteure die Schaffung eines Informations- und Arbeiterpools, wodurch die<br />
Ausstattung mit zwei wichtigen Ressourcen gesichert werden kann und die Ansiedlung und<br />
Gründung neuer Unternehmen geför<strong>der</strong>t wird. Ebenso verringert die enge Zusammenarbeit,<br />
dass die Akteure den Anschluss an neue Entwicklungen innerhalb des Clusters verlieren.<br />
Jedoch kann dies unter Umständen dazu führen, dass das Problem eines möglichen Lock-In<br />
Effektes zu tragen kommt, wenn von den Akteuren lediglich clusterinterne Entwicklungen<br />
beachtet werden und so <strong>der</strong> Anschluss an externe Entwicklungen verpasst wird.<br />
3. Innovationsnetzwerke im Ruhrgebiet<br />
3.1. Netzwerkforschung<br />
Vergleicht man Studien in denen Netzwerkverflechtungen eine Rolle spielen, stellt man<br />
fest, dass es unterschiedliche Möglichkeiten gibt Kooperationsmuster zu definieren. casPer<br />
bspw. wählt die sozialen Verflechtungen von Managern in <strong>der</strong> Biotechnologiebranche San<br />
Diegos zur Darstellung von Akteursbeziehungen aus. Diese gewinnt er, indem die Karriereverläufe<br />
von über 900 Managern im Hinblick auf gemeinsame Arbeitszeit in entsprechenden<br />
Unternehmen analysiert werden. Im Vor<strong>der</strong>grund steht in dieser Studie vor allem die Darstellung<br />
<strong>der</strong> Entstehung und Entwicklung von Technologieclustern. 4<br />
Eine oftmals verwendete Möglichkeit zur Gewinnung von Daten über Kooperationsbeziehungen<br />
stellt außerdem die Analyse von Patentdaten dar, genauer ausgedrückt die Analyse<br />
von Patentzitationen. Diese Form <strong>der</strong> Aufbereitung von Verflechtungsbeziehungen wird<br />
allerdings vor allem dazu verwendet die Diffusion von Wissen aufzuzeigen. Der Netzwerkgedanke<br />
ist in diesem Fall eher ein Mittel zum Zweck, nicht aber Analyseobjekt an sich. almeida<br />
und koGut bspw. nutzen US Patentdaten für die Halbleiterindustrie, um <strong>der</strong> Frage nachzugehen<br />
ob eher kleine Firmen in weniger stark besetzten Technologiefel<strong>der</strong>n aktiv sind und<br />
ob des Weiteren <strong>der</strong> Forschungsoutput <strong>der</strong> kleinen Firmen im Vergleich zu dem Output<br />
größerer Firmen in einem eher lokalen Umfeld streut. 5 Ebenfalls auf Basis von US Patentdaten<br />
untersuchen JaFFe, traJtenBerG und hen<strong>der</strong>son durch Analyse von Patentzitationen<br />
die Bedeutung räumlicher Nähe für Wissensspillover. Einer ähnlichen Frage nachgehend<br />
nutzen VersPaGen und schoenmakers Daten <strong>der</strong> Europäischen Patentorganisation (EPO). 7 Das<br />
Hauptaugenmerk liegt hier somit vor allem auf dem Faktor Regionalität, nicht aber explizit<br />
auf <strong>der</strong> Darstellung des Daten inhärenten Kooperationsnetzwerkes und seiner Bearbeitung<br />
mit Hilfe <strong>der</strong> Netzwerkanalyse. Eine Studie, welche sich netzwerkanalytischer Tools bedient<br />
ist eine Studie von Gay und dousset aus dem Jahr 005. 8 Beson<strong>der</strong>s hervorzuheben ist an<br />
dieser Studie die Betrachtung eines Netzwerkes über 4 Jahre hinweg, wodurch Verän<strong>der</strong>ungen<br />
und Dynamik des Netzwerkes analysiert werden können.<br />
In Anlehnung an Powell, koPut und smith-doerr werden in dieser Arbeit Kooperationsbeziehungen<br />
im Forschungs- und Entwicklungsbereich erhoben. Powell et al. erheben zwar<br />
zusätzlich noch an<strong>der</strong>e Kooperationsarten, wie bspw. Vertriebskooperationen, analysieren<br />
jedoch die Verflechtungen im Forschungs- und Entwicklungsbereich geson<strong>der</strong>t. 9<br />
Vgl. Porter, michael e. ( 998), S. 79-85.<br />
4 Vgl. casPer, steVen ( 007).<br />
5 Vgl. almeida, Paul; koGut, Bruce ( 997).<br />
Vgl. JaFFe, adam B.; traJtenBerG, manuel; hen<strong>der</strong>son, reBecca ( 99 ).<br />
7 Vgl. VersPaGen, Bart; schoenmakers, wilFred ( 000).<br />
8 Vgl. Gay, BriGitte; dousset, Bernard ( 005).<br />
9 Vgl. Powell, walter, w.; koPut, kenneth, w.; smith-doerr, laurel ( 99 ).<br />
50
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 008<br />
Da in dieser Arbeit <strong>der</strong> Fokus auf dem Bereich <strong>der</strong> Innovation liegt, werden eben solche Kooperationsstrukturen<br />
ohne Forschungscharakter aus <strong>der</strong> Untersuchung ausgeschlossen.<br />
Zur Auswertung werden in dieser Arbeit dabei in erster Linie Zentralitätsmaße zum Vergleich<br />
<strong>der</strong> Netzwerkstrukturen <strong>der</strong> BioRiver Region, <strong>der</strong> Biotechnologiebranche im Ruhrgebiet<br />
und <strong>der</strong> Biotechnologiebranche in Nordrhein-Westfalen insgesamt herangezogen. 0<br />
Als Hauptschwerpunkte <strong>der</strong> Analyse werden Zentralitätsberechnungen durchgeführt und<br />
Regionen auf Basis ihrer strukturellen Äquivalenz hin bewertet und miteinan<strong>der</strong> verglichen.<br />
Für die Berechnungen <strong>der</strong> Zentralitätsmaße bietet sich, Freeman folgend, die Unterscheidung<br />
nach Degree-, Closeness- und Betweenness-Zentralität an, denen verschiedene Zentralitätsannahmen<br />
zugrunde liegen und welche daher unterschiedliche Aussagen zulassen.<br />
Die Zentralitäten unterscheiden sich in ihren Interpretationsmöglichkeiten wenn gerichtete<br />
Graphen vorliegen und somit eingehende und ausgehende Beziehungen unterschieden<br />
werden können. Im Falle <strong>der</strong> hier erfolgenden Analyse wird allerdings von einem ungerichteten<br />
Netzwerk ausgegangen, da in einer gemeinsamen Forschungstätigkeit eine<br />
beidseitige Handlungsrichtung gesehen wird. Die Zentralitätsarten sollen an dieser Stelle<br />
kurz dargestellt werden, da diese im späteren Verlauf <strong>der</strong> Analyse als Vergleichsmaßstab<br />
herangezogen werden. Die nachfolgend dargestellten Maße bestimmen die Zentralität des<br />
beobachteten Knotenpunktes (Egozentrischer Ansatz) und sind nicht gleichzusetzen mit<br />
dem Zentralisationsmaß, welches die Zentralität des Gesamtnetzwerkes (Soziozentrischer<br />
Ansatz) wie<strong>der</strong>gibt.<br />
Degree-Zentralität: Die wohl verständlichste Zentralitätsart ist die Degree-Zentralität.<br />
In <strong>der</strong> einfachsten Form zählt diese die Anzahl <strong>der</strong> direkten Verbindungen eines Akteurs<br />
Pk zu einem an<strong>der</strong>en Akteur Pi. Dabei ist a(Pi,Pk) = 1 wenn Pi und Pk direkt miteinan<strong>der</strong><br />
verbunden sind. Ist dies nicht <strong>der</strong> Fall ergibt sich <strong>der</strong> Wert 0. Wird dieser Wert in Relation zu<br />
allen möglichen direkten Verbindungen von Pk angegeben, so erhält man einen Wert, <strong>der</strong><br />
auch im Vergleich zwischen unterschiedlich großen Netzwerken einsetzbar ist. Das n gibt in<br />
folgendem Term die Anzahl <strong>der</strong> Akteure im Netzwerk an.<br />
Möchte man dieses Ergebnis interpretieren, so zeugt ein hoher Zentralitätswert von einer<br />
hohen Kommunikationsaktivität.<br />
0 Zur Darstellung und Analyse wird hierzu die frei zugängliche Netzwerkanalysesoftware Pajek in <strong>der</strong> Version<br />
. 9, entwickelt von Vladimir BataGelJ und andreJ mrVar genutzt.<br />
Vgl. Freeman, linton c. ( 978/79), S. 5- 9.<br />
Vgl. de nooy, wouter; mrVar, andreJ; BataGelJ, Vladimir ( 005), S. .<br />
Vgl. Freeman, linton c. ( 978/79), S. 0- .<br />
5
Regionale Innovationsnetzwerke<br />
– Beispiel Ruhrgebiet<br />
Closeness-Zentralität: Diese Form <strong>der</strong> Zentralität gibt die Nähe eines Akteurs zu an<strong>der</strong>en<br />
Akteuren wie<strong>der</strong>. Dafür werden für einen Akteur sämtliche Pfaddistanzen zu an<strong>der</strong>en Akteuren<br />
berechnet, diese aufsummiert und durch die um reduzierte Anzahl an Akteuren des<br />
Netzwerkes geteilt. Aus dem Kehrwert dieses Terms erhält man eine Zahl zwischen 0 und<br />
, wobei ein Akteur zentraler ist, je näher <strong>der</strong> Wert <strong>der</strong> kommt. Formal ergibt sich somit<br />
folgen<strong>der</strong> Ausdruck <strong>der</strong> Closeness-Zentralität für den Akteur Pk mit d(Pi,Pk) als Pfaddistanz<br />
zwischen dem Akteur Pk und einem Akteur Pi.<br />
Eine Interpretation kann dahingehend erfolgen, dass man Akteuren mit einer nachgewiesen<br />
hohen Closeness-Zentralität einen großen Unabhängigkeitscharakter zuspricht und<br />
effiziente Kommunikationsmöglichkeiten einräumt. 4<br />
Diese Interpretationen lassen sich so erklären, dass ein zentraler Akteur viele direkte<br />
Verbindungen zu an<strong>der</strong>en Akteuren besitzt und dadurch im Sinne des Unabhängigkeitsgedankens<br />
bei Verlust einer Verbindung kaum Anschluss an das Netzwerk verlieren wird und<br />
im Sinne des Effizienzgedankens direkte Kommunikationswege vorliegen, die schnelle,<br />
unverfälschte und möglicherweise günstigere Kommunikation ermöglicht.<br />
Betweenness-Zentralität: Zentralität im Sinne von Betweenness beschreibt wie hoch die<br />
Wahrscheinlichkeit dafür ist, dass ein Akteur Pk auf einem Pfad zwischen an<strong>der</strong>en Akteuren<br />
(bspw. Pi und Pj) liegt. Je nachdem, ob Pk dabei auf dem einzig möglichen Pfad liegt o<strong>der</strong> es<br />
aber mehrere mögliche Pfade gibt, wird Pk entsprechend <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> möglichen Pfade<br />
auf denen Pk vorkommt gewichtet. Ein Betweenness-Wert für den Akteur Pk würde sich wie<br />
folgt ergeben. (Dabei dürfen i, j und k jeweils nicht gleich sein.)<br />
Das Ergebnis ist soweit jedoch noch nicht zwischen unterschiedlich großen Netzwerken<br />
vergleichbar. Dies wird aber dadurch möglich gemacht, dass <strong>der</strong> Ergebniswert in Relation<br />
zu dem maximal möglichen Wert des Punktes in einem Netzwerk gesetzt wird. Als Ergebnis<br />
erhält man:<br />
5<br />
4 Vgl. Freeman, linton c. ( 978/79), S. 5- und traPPmann, mark; humell, hans J.; sodeur, wolFGanG<br />
( 005), S. 47.
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 008<br />
Als Interpretation für die Betweenness-Zentralität eines Punktes bietet sich eine Aussage<br />
zur Kommunikationskontrolle in einem Netzwerk an. Akteure mit einem hohen Zentralitätswert<br />
sind in diesem Fall oftmals in <strong>der</strong> Lage als Gatekeeper Informationsflüsse zu zulassen<br />
o<strong>der</strong> zu behin<strong>der</strong>n. 5<br />
Als weitere zu erfassende Größe wird die strukturelle Äquivalenz von Akteuren bestimmt.<br />
Diese beschreibt die Ähnlichkeit von Akteuren hinsichtlich ihrer Beziehungsstrukturen. Dies<br />
dient bspw. zur Charakterisierung eines Netzwerkes anhand einer Kern- und Peripheriestruktur.<br />
Zur Darstellung <strong>der</strong> strukturellen Äquivalenz dient in dieser Arbeit die Blockmodellanalyse.<br />
3.2 Die Biotechnologiebranche als Untersuchungsobjekt<br />
3.2.1 Kurzcharakteristika <strong>der</strong> Biotechnologie<br />
Um die Auswahl <strong>der</strong> Biotechnologiebranche als Untersuchungsobjekt zu begründen wird<br />
die Biotechnologie nachfolgend kurz anhand unterschiedlicher Charakteristika vorgestellt<br />
und eine in empirischen Studien weitestgehend einheitliche Definition vorgestellt.<br />
Die Oecd Definition <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Biotechnologie ist den meisten neueren deutschen<br />
Studien, wie bspw. <strong>der</strong> Firmenumfrage des Informationsportals biotechnologie.de, Biotechnologiestudien<br />
des Statistischen Bundesamtes und den Branchenreports von Ernst&Young<br />
(ähnliche verfahrensbezogene Definition), zugrunde gelegt worden und am weitesten<br />
verbreitet:<br />
Definition: „Biotechnologie ist die Anwendung von Wissenschaft und Technik auf lebende<br />
Organismen, Teile von ihnen, ihre Produkte o<strong>der</strong> Modelle von ihnen zwecks Verän<strong>der</strong>ung<br />
von leben<strong>der</strong> o<strong>der</strong> nichtleben<strong>der</strong> Materie zur Erweiterung des Wissensstandes, zur Herstellung<br />
von Gütern und zur Bereitstellung von Dienstleistungen“ 7<br />
Folgende Charakteristika <strong>der</strong> Biotechnologie zeigen, dass sich die Branche für eine Untersuchung<br />
von Innovationsnetzwerken anbietet:<br />
Forschungsintensität: Der Bereich <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Biotechnologie, als Querschnittstechnologie<br />
aus Biologie, Biochemie, Genetik, Immunologie, Pharmakologie und Molekularbiologie,<br />
ist stark interdisziplinär ausgerichtet und beinhaltet ein großes Maß an Innovationspotential.<br />
8 Daraus folgt, dass es möglich sein müsste (wie später sichtbar wird, gelingt dies<br />
auch) Kooperationsstrukturen im Bereich Forschung- und Entwicklung aufzudecken.<br />
För<strong>der</strong>ung: Als (noch immer) relativ junge Branche erfährt die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gründung<br />
von innovativ tätigen Unternehmen, als auch die För<strong>der</strong>ung innovativer Tätigkeit schon bestehen<strong>der</strong><br />
Unternehmen, wie auch die För<strong>der</strong>ung von Netzwerken zur Kooperation wissenschaftlicher<br />
und wirtschaftlicher Akteure im Biotechnologiebereich großes Interesse. 9<br />
5 Vgl. Freeman, linton c. ( 978/79), S. - 4.<br />
Vgl. Heidler, Richard ( 00 ), S. -8.<br />
7 Vgl. biotechnologie.de (2006), S. 5. Original Definition <strong>der</strong> Oecd: „The application of science and technology<br />
to living organisms, as well as parts, products and models thereof, to alter living or non-living materials for<br />
the production of knowledge, goods and services”, vgl. Oecd ( 005), S. 9.<br />
8 Vgl. Grote Westrick, Dagmar; Rehfeld, Dieter ( 00 ), S. 79-80.<br />
9 Vgl. BMBF ( 00 ), S. 8.<br />
5
Regionale Innovationsnetzwerke<br />
– Beispiel Ruhrgebiet<br />
Netzwerke: In <strong>der</strong> Biotechnologiebranche herrschen oftmals starke Verknüpfungen <strong>der</strong><br />
Unternehmen zu wissenschaftlicher Forschung vor. Vor allem die in öffentlichen Einrichtungen<br />
geför<strong>der</strong>te Grundlagenforschung stellt eine Basis für anwendungsorientierte Forschung<br />
junger Unternehmen dar. Netzwerkakteure wie Beratungszentren und Finanzdienstleister<br />
unterstützen außerdem die Biotechnologieunternehmen.<br />
Unternehmen: Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen sind in <strong>der</strong> Biotechnologiebranche<br />
in hohem Maß vertreten. Der Staat geht vor allem mit För<strong>der</strong>ungen im Rahmen<br />
von Gründungshilfen und Netzwerkför<strong>der</strong>ungen auf diese Unternehmensgruppe ein.<br />
Patentierneigung: Für Biotechnologieunternehmen gelten Patente nicht nur als Schutz<br />
vor Imitationen, son<strong>der</strong>n sind vor allem auch „immaterielle Werte“ des Unternehmens und<br />
somit als nicht unbeachtlicher Teil des Unternehmenswertes wichtig für Finanzierungspläne<br />
durch Risiko- und Beteiligungskapital. 0 Die Patentierneigung biotechnologischer Unternehmen<br />
wird dementsprechend als hoch angenommen.<br />
3.2.2 Die Biotechnologiebranche in Deutschland – Eine Bestandsaufnahme<br />
Mitte <strong>der</strong> achtziger Jahre ging die Biotechnologie in Deutschland, hauptsächlich im pharmazeutischen<br />
Bereich, maßgeblich von Großunternehmen aus. Die meisten <strong>der</strong> Unternehmen<br />
jedoch verlagerten zum Ende <strong>der</strong> achtziger Jahre hin ihre biotechnologischen Aktivitäten<br />
aufgrund <strong>der</strong> günstigeren gesetzlichen Rahmenbedingungen in die USA.<br />
Die politische und öffentliche Haltung gegenüber <strong>der</strong> Biotechnologie in Deutschland<br />
wandelte sich jedoch allmählich in den nachfolgenden Jahren. Vor allem die neue Sichtweise<br />
<strong>der</strong> Politik wurde durch die 99 durchgeführte Novellierung des Gentechnikgesetzes<br />
deutlich, welche den Beginn des Aufbaus <strong>der</strong> Biotechnologiebranche in Deutschland erst<br />
richtig ermöglichte.<br />
In Amerika hatten sich in den Jahren 98 bis 997 die Beschäftigtenzahlen in <strong>der</strong> Biotechnologiebranche<br />
schon verdreifacht und die Umsatzzahlen nahezu versechsfacht, was<br />
den kommerziellen Durchbruch <strong>der</strong> Biotechnologie in Amerika bedeutete. In Deutschland<br />
startete nun ein Aufholprozess, maßgeblich unterstützt durch staatliche För<strong>der</strong>ung, um<br />
Unternehmensgründungen voran zu treiben und den Aufbau biotechnologisch ausgerichteter<br />
Cluster zu forcieren. 995 wurde bspw. mit dem BioRegio Wettbewerb, durch welchen ab<br />
997 über einen Jahreszeitraum von fünf Jahren vier Regionen mit jeweils ca. 5 Mio. Euro<br />
geför<strong>der</strong>t wurden, eine erfolgreiche technologiepolitische För<strong>der</strong>maßnahme durchgeführt.<br />
Zwei Drittel <strong>der</strong> Biotechnologieunternehmen in Deutschland wurden erst nach 99 neu<br />
gegründet und die Anzahl <strong>der</strong> Unternehmen hatte sich bis zum Jahr 004 verdoppelt und<br />
die Beschäftigtenzahlen gar verdreifacht. 4<br />
Die Anzahl an Kernunternehmen hat sich mittlerweile bei ca. 500 Unternehmen eingependelt,<br />
die Beschäftigtenzahlen sind von 005 auf 00 um 9 % auf ca. 4.000 Mitarbeiter,<br />
<strong>der</strong> Umsatz um 4 % auf ,7 Mrd. Euro gestiegen. Die Aufwendungen für den Bereich Forschung<br />
und Entwicklung stiegen zwischen 005 und 00 gar um % auf 940 Mio. Euro. 5<br />
0 Vgl. ernst & younG ( 00 ), S. 4.<br />
Vgl. komar, walter; Barkholz, michael; scharFe, simone ( 00 ), S. 44.<br />
Vgl. ernst & younG ( 00 ), S. 9.<br />
Vgl. BMBF ( 000), S. 58.<br />
4 Vgl. komar, walter ( 004), S. .<br />
5 Vgl. BiotechnoloGie.de ( 007), S. 0- 4.<br />
54
3.3 Biotechnologie im Ruhrgebiet<br />
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 008<br />
3.3.1 Datengrundlage<br />
Für die Untersuchung wurden auf Basis <strong>der</strong> Kooperationsangaben von forschenden Biotechnologieunternehmen<br />
im BioTechnologie Jahr- und Adressbuch <strong>der</strong> Biocom Ag , sowie<br />
<strong>der</strong> Recherche auf den Internetseiten <strong>der</strong> jeweiligen Unternehmen zahlreiche Unternehmensverflechtungen<br />
ermittelt. Weiterhin konnte das Netzwerk durch die Zuordnung <strong>der</strong><br />
Gemeindekennziffern zu den Unternehmensstandorten auf Regionsbeziehungen verdichtet<br />
werden. Die Regionsdaten können dabei für Gesamtdeutschland, einzelne Bundeslän<strong>der</strong>,<br />
als solche ausgezeichnete BioRegionen, wie auch bei beson<strong>der</strong>em Interesse, wie in diesem<br />
Falle, für das Ruhrgebiet aufbereitet werden. Um jegliche gewünschten Berechnungen<br />
vornehmen zu können wurden im nächsten Schritt vom Netzwerk abgeschnittene Regionen<br />
aus <strong>der</strong> Betrachtung ausgeschlossen. Für die Datenbasis von Nordrhein-Westfalen bedeutete<br />
dies den Ausschluss von neun Regionen. Auf das Ruhrgebiet entfielen drei dieser<br />
entfernten Regionen. 7<br />
Während im ersten Schritt die Kernunternehmen, welche die Grundlage <strong>der</strong> Untersuchung<br />
bilden, bundesweit herausgefiltert wurden, stieg die Akteursanzahl im zweiten<br />
Schritt drastisch dadurch an, dass sowohl Forschungskooperationen mit Hochschulen, Instituten<br />
und Kliniken als auch mit Unternehmen an<strong>der</strong>er Branchen zugelassen wurden. Dies ist<br />
gerade im Sinne <strong>der</strong> Beachtung möglicher Koagglomerationstendenzen wichtig und bei <strong>der</strong><br />
Betrachtung einer nachweislich stark interdisziplinär ausgerichteten Branche relevant. Die<br />
gemeinsame Forschung auf gleicher, aber auch über unterschiedliche Wertschöpfungsstufen<br />
hinweg, führt außerdem dazu, dass das aufzuspannende Netzwerk nicht als rein vertikal<br />
o<strong>der</strong> horizontal zu beschreiben ist son<strong>der</strong>n mehrdimensionalen Charakter aufweist. 8<br />
Der Analyse liegt eine Auswahl von 8 Kernunternehmen in Nordrhein-Westfalen zu<br />
Grunde. 9 Durch die Kooperationen mit Akteuren, die nicht zur Basis <strong>der</strong> Kernunternehmen<br />
gehören erhöht sich die Akteursanzahl auf ca. 40 wenn nur interne Kooperationen<br />
innerhalb Nordrhein-Westfalens analysiert werden, wie es nachfolgend <strong>der</strong> Fall ist. Unter<br />
Berücksichtigung nationaler und internationaler Kooperationen wäre sogar ein Anstieg auf<br />
ungefähr 00 Akteure zu verzeichnen. Ausgehend von den ermittelten Kooperationsbeziehungen<br />
wurde für die neu erfassten Akteure nicht weiter nach zusätzlichen Verbindungen<br />
gesucht. Dies hätte zu weit vom Biotechnologiebereich weggeführt und nur noch bedingt<br />
Aussagen zur Biotechnologie zugelassen. Durch Zuordnung <strong>der</strong> Gemeindekennziffern können<br />
die 40 Netzwerkakteure auf 4 Regionen verdichtet werden.<br />
Vgl. Biocom Ag ( 005).<br />
7 Die ausgeschlossenen Regionen im Ruhrgebiet sind Marl, Bergkamen und Dinslaken.<br />
8 Vgl. dazu auch Backhaus, Klaus ( 00 ), S. 8 und 88, sowie Semlinger, Klaus ( 99 ), S. - und<br />
Hagedoorn, John ( 99 ), S. 7- 8.<br />
9 Ausgegangen wurde von einem Unternehmenspool von 99 Unternehmen. Somit konnten für über<br />
80 Prozent <strong>der</strong> Unternehmen mindestens eine Forschungskooperation nachgewiesen werden. Diese<br />
Kooperation kann grundsätzlich NRW intern, national o<strong>der</strong> international ausgerichtet sein.<br />
55
Regionale Innovationsnetzwerke<br />
– Beispiel Ruhrgebiet<br />
3.3.2 Analyse und Ergebnisse<br />
Zu Beginn soll an dieser Stelle die Netzwerkstruktur <strong>der</strong> Biotechnologiebranche, bereinigt<br />
um multiple Verbindungen und Schleifen, grafisch dargestellt werden. Die Knotenpunkte<br />
<strong>der</strong> Grafik stellen dabei die einzelnen Regionen dar. Diese sind zur Identifizierung mit dem<br />
zugehörigen Gemeindenamen versehen.<br />
Abbildung : Forschungsnetzwerk Biotechnologie in NRW (Gemeindeebene)<br />
Erkennbar ist vor allem die starke Netzeinbindung <strong>der</strong> Regionen im Zentrum <strong>der</strong> Abbildung.<br />
Dies sind vor allem Düsseldorf, Köln, Dortmund, Aachen und Jülich. Auch ist<br />
erkennbar, dass die Regionen Münster, Köln und Witten einzelne Regionen mit dem Rest<br />
des Netzwerkes verbinden, welche ohne Kooperation mit diesen jeglichen Kontakt zum<br />
Netzwerk verlieren würden. Einen genaueren Einblick gibt an dieser Stelle die Auswertung<br />
<strong>der</strong> Zentralitätswerte.<br />
5
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 008<br />
Rang Zentralitätswert Gemeindekennziffer Regionsbezeichnung<br />
. 0.5074 7 05 000 Düsseldorf<br />
. 0.5000000 05 5000 Köln<br />
. 0.47887 059 000 Dortmund<br />
4. 0.44 5584 05 000 Aachen<br />
Tabelle : Closeness-Zentralität<br />
Entsprechend deutlich, wie im Hinblick auf die grafische Darstellung des Netzwerkes<br />
zuvor schon vermutet, bilden auf Basis <strong>der</strong> Closeness-Zentralitätswerte die Regionen Düsseldorf,<br />
Köln, Dortmund und Aachen die zentralsten Regionen im Nordrhein-Westfälischen<br />
Forschungsnetzwerk in <strong>der</strong> Biotechnologiebranche. Des Weiteren sind diese vier Regionen<br />
alle miteinan<strong>der</strong> verbunden, so dass in dieser Kooperationsverflechtung erstmal ein starker<br />
Forschungskern vermutet werden kann.<br />
Interessant ist an dieser Stelle, dass Dortmund eine ausgesprochen zentrale Rolle spielt.<br />
Die übrigen beiden relevanten Ruhrgebietsregionen Bochum und Witten landen mit ihren<br />
Closeness-Werten lediglich auf den Rängen 9 und 9, also im Mittelfeld.<br />
Rang Zentralitätswert Gemeindekennziffer Regionsbezeichnung<br />
. 0. 77 50 05 5000 Köln<br />
. 0. 0 9 055 5000 Münster<br />
. 0. 957 58 05 000 Düsseldorf<br />
4. 0. 8 9 8 05 4000 Bonn<br />
Tabelle : Betweenness-Zentralität<br />
Beim Betrachten <strong>der</strong> Betweenness-Werte fällt auf, dass Köln mit großem Abstand vor<br />
Münster den ersten Rang belegt, Münster auf Rang sich aber wie<strong>der</strong>um stark von Düsseldorf<br />
abhebt. Köln besitzt somit im Biotechnologienetzwerk Nordrhein-Westfalens die<br />
stärkste Gatekeeperposition und hat am ehesten die Kontrolle über Informationsflüsse,<br />
kann diese also kanalisieren, modifizieren, anreichern o<strong>der</strong> auch abbrechen. Münster<br />
besitzt diesen Status ebenfalls, jedoch, wie in Abbildung zu erkennen ist und wie bei <strong>der</strong><br />
Blockmodellanalyse noch deutlicher wird, nicht im Kern son<strong>der</strong>n im peripheren Bereich des<br />
Netzwerkes.<br />
57
Regionale Innovationsnetzwerke<br />
– Beispiel Ruhrgebiet<br />
Folgende Abbildung stellt als Ergebnis <strong>der</strong> Blockmodellanalyse die Einteilung des Netzwerkes<br />
in Kern, Semiperipherie und Peripherie dar.<br />
Abbildung : Strukturierte und optimierte Adjazenzmatrix 40<br />
Nutzt man die eingezeichnete Dreiteilung zur Darstellung des Kerns, <strong>der</strong> Semiperipherie<br />
und <strong>der</strong> Peripherie, bilden die Regionen Düsseldorf, Köln und Jülich den Kern <strong>der</strong><br />
Nordrhein-Westfälischen Biotechnologie. Diese drei genannten Regionen sind in ihren<br />
Positionen und Verknüpfungen strukturell sehr ähnlich 4 und pflegen jeweils ähnlich starke<br />
Beziehungen innerhalb des Kerns, als auch zur Semiperipherie. Eine direkte Verknüpfung<br />
zur Peripherie besteht we<strong>der</strong> für die Kernregion Jülich, als auch nur in rudimentärer Weise<br />
für die Region Düsseldorf.<br />
40 Die Optimierung ist dabei ein Prozess <strong>der</strong> in diesem Falle einhun<strong>der</strong>tfachen Neuanordnung <strong>der</strong><br />
Adjazenzmatrix, bis <strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Anordnung resultierende Fehlerterm minimiert ist. (Vgl. De Nooy, Wouter;<br />
Mrvar, Andrej; Batagelj, Vladimir ( 005), S. 78- 79.) Die Matrix ist in dem Sinne zu verstehen, als dass<br />
Schwarz ausgefüllte Blöcke eine vorhandene Kooperationsbeziehung markieren und weiße Blöcke die<br />
Nichtexistenz einer solchen Beziehung bedeuten. Die Diagonale enthält nur weiß gefärbte Blöcke, da<br />
Selfties (also mit sich selbst kooperierende Akteure) nicht berücksichtigt werden. Eine sehr ähnliche<br />
Struktur, wie die hier dargestellte, ergibt sich auch bei <strong>der</strong> Berechnung von Akteursgruppen durch Nutzung<br />
<strong>der</strong> hierarchischen Clusteranalyse.<br />
4 Perfekte strukturelle Äquivalenz ist nicht gegeben, kann aber bei einem Netzwerk dieser Art auch nicht<br />
erwartet werden. (Vgl. dazu auch Heidler, Richard ( 00 ), S. 0.)<br />
58
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 008<br />
Münster, <strong>der</strong> Peripherie zugeteilt, zeichnet eine hohe Anzahl an direkten Verbindungen<br />
aus. 4 Die Aktivität <strong>der</strong> Region ist die zweithöchste des Gesamtnetzwerkes. Zusammen mit<br />
dem hohen Betweenness-Wert und <strong>der</strong> Zuteilung im Rahmen <strong>der</strong> Blockmodellanalyse lässt<br />
sich schlussfolgern, dass Münster ein zentraler Anlaufpunkt <strong>der</strong> Peripherie ist und mit Köln<br />
die aktivste Verbindungsregion <strong>der</strong> drei unterteilten Strukturblöcke bildet.<br />
Das Ruhrgebiet, vertreten mit den Regionen des Technologiedreiecks Witten-Dortmund-<br />
Bochum sowie den Regionen <strong>Recklinghausen</strong> und Gelsenkirchen findet man im Kern nicht<br />
wie<strong>der</strong>. Die Ruhrgebietsregion Dortmund besitzt Kontakte zu allen Regionen des Kerns,<br />
jedoch nur zu einer Region <strong>der</strong> Semiperipherie (Aachen) und zu fünf Regionen aus <strong>der</strong><br />
Peripherie, wie bspw. <strong>der</strong> Kooperation mit <strong>der</strong> Region Bochum. Dortmund scheint hier, wie<br />
auch die Zentralitätswerte schon vermuten lassen, die Region des Ruhrgebietes zu sein, die<br />
durch Kontakte zum Kern, als auch zur Peripherie dem laut Daten nicht vollständig ausgeprägten<br />
Technologiedreieck Dortmund-Bochum-Witten die Chance auf die Einbindung<br />
in Forschungsaktivitäten an<strong>der</strong>er Regionen ermöglicht bzw. neues Wissen und innovative<br />
Ideen in das Ruhrgebiet holen kann.<br />
Untersucht man auf individueller Akteursebene die Verbindungsstrukturen Nordrhein-<br />
Westfälischer Hochschulen und Forschungseinrichtungen mit Biotech-Kernunternehmen,<br />
so lässt dies einen Rückschluss auf die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft<br />
zu. Als häufigste Partner im Bereich <strong>der</strong> öffentlichen Forschung konnten die RWTH Aachen,<br />
die Heinrich-Heine Universität Düsseldorf und das Forschungszentrum Jülich ermittelt<br />
werden. NRW intern konnten 7 Verbindungen zwischen Unternehmen und Hochschulen<br />
ermittelt werden, außerdem acht Verbindungen zum Forschungszentrum Jülich und drei<br />
Verbindungen zu Max-Planck-Instituten in Köln (MPI für Züchtungsforschung und MPI für<br />
neurologische Forschung). Setzt man die Summe dieser Kooperationen in Relation zu allen<br />
ermittelten NRW internen Verbindungen, so sind knapp Prozent <strong>der</strong> Verbindungen auf<br />
eine Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zurückzuführen. Betrachtet man<br />
diesbezüglich die regionale Aufteilung, so sind von den Verknüpfungen zwischen Wirtschaft<br />
und Wissenschaft insgesamt drei Prozent auf Unternehmen und Hochschulen des Ruhrgebietes<br />
zurückzuführen.<br />
Im Hinblick auf die reine Verbindungsanzahl zwischen Unternehmen und Hochschulen/<br />
Forschungseinrichtungen ist das Ruhrgebiet immerhin an knapp 5 Prozent <strong>der</strong> Verknüpfungen<br />
beteiligt. Der Kern (Düsseldorf, Köln, Jülich) jedoch vereint stolze 50 Prozent <strong>der</strong><br />
Kooperationen. In Relation zu den insgesamt ermittelten Verbindungen in die das Ruhrgebiet<br />
involviert ist, ist eine Aufteilung von : zu Gunsten rein unternehmensgeprägter<br />
Kooperationen auszumachen. Somit scheint die Zusammenarbeit <strong>der</strong> Unternehmen mit<br />
öffentlichen Forschungseinrichtungen mit einem Viertel <strong>der</strong> Verbindungen ein im Grunde<br />
relativ wichtiges Standbein <strong>der</strong> Biotechnologie des Ruhrgebietes darzustellen, die Zusammenarbeit<br />
scheint im Hinblick auf einen Vergleich mit den Kernregionen jedoch noch<br />
intensiviert werden zu können.<br />
4 Die direkten Verbindungen gehen dabei auch im Zähler in die Berechnung des Degree-Zentralitätswertes<br />
ein und stellen somit die Summe von a(Pi,Pk) über alle i dar. Münster teilt sich mit 0 Direktverbindungen<br />
mit Düsseldorf den zweiten Rang. Lediglich überholt durch Köln, mit einer Anzahl von<br />
Direktverbindungen.<br />
59
Regionale Innovationsnetzwerke<br />
– Beispiel Ruhrgebiet<br />
4. Schlussfolgerungen<br />
Bei <strong>der</strong> Einbindung in das Nordrhein-Westfälische Biotechnologienetzwerk hat das<br />
Ruhrgebiet momentan noch deutliche Defizite zu verzeichnen. Regionen wie Marl, Bergkamen<br />
o<strong>der</strong> Dinslaken stehen allein und vergeben die Möglichkeit von <strong>der</strong> forschungsstarken<br />
BioRiver Region zu profitieren. Auch Witten fehlen wichtige direkte Verknüpfungen mit Regionen<br />
wie Köln o<strong>der</strong> Düsseldorf. Möglicherweise ist jedoch die Kooperation mit <strong>der</strong> Region<br />
Münster eine Ausgangsbasis um auf indirektem Weg Kontakte zum Biotechnologiekern<br />
Nordrhein-Westfalens zu knüpfen. 4 Gleiches gilt für die Kooperation <strong>der</strong> Regionen Bochum<br />
und Witten.<br />
Lediglich die Ruhrgebietsregion Dortmund sticht als zentraler Akteur für Nordrhein-<br />
Westfalens Biotechnologie heraus. Doch die fehlenden Verbindungen zu Regionen wie<br />
Marl, Bergkamen o<strong>der</strong> Dinslaken zeigen, dass sich insgesamt dennoch keine hinreichende<br />
Ruhrgebietsinterne Netzstruktur entwickelt hat. Hier gilt es Verbindungen zwischen den<br />
verschiedenen Akteuren zu för<strong>der</strong>n. Das Resultat sollte im Hinblick auf die BioRiver Region<br />
eine Struktur sein, die von kooperativen aber gleichfalls unabhängigen Akteuren geprägt<br />
ist. Es gilt an dieser Stelle einem möglichen funktionalen Lock-In 44 entgegenzuwirken, so<br />
dass sich zwischen den Akteuren keine Pfade festtreten, die die Aufnahme unterschiedlicher<br />
Ansätze zur Innovationsfindung erschweren o<strong>der</strong> ganz verhin<strong>der</strong>n würden. Das Ziel darf we<strong>der</strong><br />
lauten sich von einer Region abhängig zu machen noch sich als Netzwerk von an<strong>der</strong>en<br />
Netzen abzugrenzen, son<strong>der</strong>n von gegenseitigem Wissen profitieren zu können. Somit ist<br />
<strong>der</strong> Aufbau mannigfaltiger Verknüpfungen sinnvoll. Welche Verknüpfungen sich dann sogar<br />
intensivieren mögen darf dahingestellt bleiben.<br />
Während insgesamt mit dem Ausbau <strong>der</strong> Hochschullandschaft schon eine wichtige<br />
Voraussetzung für die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft geschaffen wurde,<br />
ist es für das Ruhrgebiet nunmehr wichtig diese Zusammenarbeit auch gezielt anzukurbeln<br />
und zu unterstützen. 45 Eine Möglichkeit bestünde darin sich durch gemeinsame Projekte<br />
mit kooperationsstarken Unternehmen und Hochschulen aus <strong>der</strong> BioRiver Region Erfahrungen<br />
bzgl. funktionieren<strong>der</strong> Kooperationskoordination zu Nutze zu machen. Das Ziel<br />
Nordrhein-Westfälischer Innovationspolitik muss hier darin bestehen Erfolgsfaktoren bestehen<strong>der</strong><br />
Netzwerke in an<strong>der</strong>en Regionen zu implementieren, das Ziel <strong>der</strong> Wissenschaft dagegen<br />
muss lauten diese Erfolgsfaktoren möglichst genau zu extrahieren. Wäre erstmal eine<br />
funktionierende Struktur mit reputationsstarken Kooperationspartnern aus Wissenschaft<br />
und Wirtschaft vorhanden, so wäre als Folge, mit Rückgriff auf die Theorie Porters, eine Ansiedlung<br />
und Neugründung von Unternehmen nicht unwahrscheinlich. Als Beispiel für die<br />
För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft sowie <strong>der</strong> Schaffung einer<br />
unterstützenden Grundstruktur kann die vom Land und <strong>der</strong> EU geför<strong>der</strong>te Errichtung des<br />
BioMedizinParks-Ruhr und des BioMedizinZentrums-Ruhr genannt werden.<br />
4 Vgl. Granovetter, Mark S. ( 97 ), S. . Granovetter erläutert an dieser Stelle, dass davon ausgegangen<br />
werden kann, dass wenn ein Akteur A starke Verbindungen zu einem Akteur B und einem Akteur C hat, die<br />
Wahrscheinlichkeit für das Aufkeimen einer Beziehung zwischen B und C stark ansteigt. Es sollte allerdings<br />
bedacht werden, dass Granovetter in seiner Arbeit von rein zwischenmenschlichen Kontakten ausgeht.<br />
44 Mit dem Ausdruck <strong>der</strong> funktionalen Lock-Ins wird das Problem beschrieben, dass vorherrscht, wenn<br />
die kooperative Bindung zwischen Akteuren <strong>der</strong>artige Abhängigkeitsverhältnisse schafft, dass eine<br />
Weiterentwicklung seitens eines Akteurs nicht mehr ohne weiteres möglich ist. Vielmehr sind alle<br />
Beteiligten stets von einer Konsensfindung innerhalb ihres Kooperationsbündnisses abhängig wenn<br />
innovative Prozesse angestoßen werden sollen. (Vgl. Grabher, Gernot ( 99 ), S. 5 - 4.)<br />
45 Vgl. Lageman et al. ( 005), S. 4.<br />
0
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 008<br />
Die unmittelbare Nähe zur Ruhr-Universität Bochum und <strong>der</strong> Fachhochschule Bochum<br />
bietet vorteilhafte Bedingungen für Kooperationsvorhaben. Es dürfte interessant sein, in<br />
einigen Jahren zu überprüfen, in wie weit sich die hier geschaffenen Strukturen zur Unterstützung<br />
von Firmenneugründungen bewährt haben und ob sich die Position <strong>der</strong> Bochumer<br />
Region im Biotechnologienetzwerk Nordrhein-Westfalens merklich verän<strong>der</strong>t hat.<br />
Jedoch muss zusammenfassend auch davor gewarnt werden sich zwanghaft <strong>der</strong> Biotechnologie<br />
zu verschreiben. Dem För<strong>der</strong>aufwand muss ein gewisser Nutzen entgegenstehen.<br />
Die Gefahren eines politischen Lock-In Effektes in Form einer stark einseitig betriebenen<br />
Technologiepolitik schadet langfristig nur dem Image <strong>der</strong> Innovationspolitik und führt<br />
letzten Endes möglicherweise zwar zu einer kurzfristig stärkeren Unternehmensgründungsphase,<br />
welche jedoch bei nicht passenden Umweltbedingungen aufgrund somit fehlen<strong>der</strong><br />
Wachstumspotentiale schnell von einer Insolvenzphase gefolgt werden könnte.<br />
Es kann in diesem Zusammenhang nur betont werden, dass eine För<strong>der</strong>ung stets von<br />
einer Evaluation begleitet werden sollte. Nur auf diese Weise können sinnvolle, erfolgreiche<br />
und wenig erfolgreiche För<strong>der</strong>instrumente separiert und das Instrumentarium <strong>der</strong> För<strong>der</strong>politik<br />
nachhaltig verbessert werden. 4<br />
4 Vgl. Lageman et al. ( 005), S. 5.<br />
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Regionale Innovationsnetzwerke<br />
– Beispiel Ruhrgebiet<br />
4
Dipl.-Wirtschaftsjuristin Monika Wittenberg<br />
geboren am 19. Januar 1978<br />
Schutz <strong>der</strong> Verbraucher<br />
vor Werbung für<br />
Finanzdienstleistungen<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2007<br />
bei Professor Dr. Bernhard Bergmans<br />
Fachbereich Wirtschaftsrecht<br />
Fachhochschule Gelsenkirchen,<br />
Abt. <strong>Recklinghausen</strong><br />
Finanzdienstleistungen gehören zu den werbestärksten Branchen in<br />
Deutschland. Insbeson<strong>der</strong>e für den Bereich <strong>der</strong> Online-Werbung konnte<br />
in den vergangenen Jahren ein rasanter Anstieg <strong>der</strong> Werbeaufwendungen<br />
verzeichnet werden, <strong>der</strong> insbeson<strong>der</strong>e durch die Direktbanken<br />
initiiert wurde. In <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit wird darauf hingewiesen, dass<br />
trotz <strong>der</strong> gezielten Beeinflussung durch die Werbung stets gewährleistet<br />
sein muss, dass <strong>der</strong> Verbraucher rationale Entscheidungen treffen kann.<br />
Die Grenzen <strong>der</strong> zulässigen Beeinflussung sind jedoch dann überschritten,<br />
wenn die Werbung irreführende o<strong>der</strong> unwahre Aussagen enthält<br />
o<strong>der</strong> bewusst relevante Informationen vorenthält. Hinzu kommt, dass<br />
<strong>der</strong> Verbraucher gegenüber dem Anbieter grundsätzlich Informationsnachteile<br />
hat und sich somit in einer wirtschaftlich schwächeren Position<br />
befindet. Diese Relation gilt es durch beson<strong>der</strong>e Verbraucherschutzbestimmungen<br />
auszugleichen.<br />
Ziel <strong>der</strong> Diplomarbeit ist es, die Werbung für Finanzdienstleistungen<br />
einer wettbewerbsrechtlichen Beurteilung zu unterziehen und dabei<br />
die verbraucherrechtlichen Schutzmöglichkeiten aufzuzeigen und zu<br />
beurteilen.<br />
Die Autorin kommt zu dem Ergebnis, dass die Frage nach <strong>der</strong> wettbewerbsrechtlichen<br />
Zulässigkeit <strong>der</strong> Werbung nicht pauschal beantwortet<br />
werden kann. Letztendlich bleibt zu entscheiden, welche Informationspflichten<br />
dem Werbenden aufzuerlegen sind und inwiefern dem Verbraucher<br />
auch Informationsrisiken zugemutet werden können. Obwohl<br />
Verbraucherschutz durchaus gewährleistet ist, wird bei <strong>der</strong> sanktionsrechtlichen<br />
Umsetzung erheblicher Handlungsbedarf gesehen. So wird<br />
trotz Spezialvorschriften bei einigen Finanzprodukten die Preistransparenz<br />
nicht ausreichend berücksichtigt. Aus Sicht <strong>der</strong> Verfasserin wäre die<br />
Ausdehnung <strong>der</strong> preisrechtlichen Vorschriften auch auf den wichtigen<br />
Bereich <strong>der</strong> Kapitalanlagen erfor<strong>der</strong>lich. Die Arbeit schließt mit dem<br />
Hinweis, dass sich aufgrund zahlreicher Verstöße gegen die wettbewerbsrechtlichen<br />
Vorschriften die Werbung zukünftig wohl an strengeren<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen messen lassen muss.
Schutz <strong>der</strong> Verbraucher vor Werbung für<br />
Finanzdienstleistungen<br />
I. Einleitung und Problemstellung<br />
Finanzdienstleistungen gehören zu den werbestärksten Branchen in Deutschland.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e für den Bereich <strong>der</strong> Online-Werbung konnte in den vergangenen Jahren ein<br />
rasanter Anstieg <strong>der</strong> Werbeaufwendungen verzeichnet werden. Die Gründe für die Entwicklung<br />
sind vielfältig und reichen von gestiegenen Diskussionen um Rentenlücken und<br />
Euro-Inflation über das immer breitere und austauschbarere Angebot an Finanzdienstleistungsprodukten<br />
bis hin zur steigenden Globalisierung des Wettbewerbs. Verantwortlich<br />
für die rasante Entwicklung des Online-Werbeaufkommens in den vergangenen Jahren ist<br />
insbeson<strong>der</strong>e die Verbreitung von Direktbanken.<br />
Zwar geht Werbung üblicherweise mit einer gezielten und bewussten Beeinflussung des<br />
Verbrauchers einher, jedoch muss dabei gewährleistet bleiben, dass <strong>der</strong> Verbraucher in<br />
seiner Entscheidungsfreiheit nicht in dem Maße beeinträchtigt wird, dass er zu einer rationalen<br />
Entscheidung nicht mehr in <strong>der</strong> Lage ist. Beinhaltet die Werbung z.B. irreführende<br />
o<strong>der</strong> unwahre Aussagen o<strong>der</strong> enthält sie bewusst wesentliche, für eine rationale Kaufentscheidung<br />
relevante Informationen vor, sind die Grenzen <strong>der</strong> noch zulässigen Beeinflussung<br />
überschritten.<br />
Hinzu kommt, dass <strong>der</strong> Verbraucher gegenüber dem Anbieter grundsätzlich einen Informationsnachteil<br />
hat und sich somit in einer wirtschaftlich schwächeren Position befindet.<br />
Dieses Ungleichverhältnis gilt es durch beson<strong>der</strong>e Verbraucherschutzbestimmungen auszugleichen,<br />
indem dem Werbenden z.B. entsprechende Informations- und Nachweispflichten<br />
auferlegt werden.<br />
In <strong>der</strong> Finanzdienstleistungsbranche ist diese Problematik von beson<strong>der</strong>er Bedeutung.<br />
Die Schutzbedürftigkeit des Verbrauchers ist hier umso höher anzusetzen, als dass die<br />
angebotenen Produkte i.d.R. sehr komplex und undurchschaubar sind. Hinzu kommen komplizierte<br />
Verfahren <strong>der</strong> Preis- und Zinsgestaltung. Eine umfangreiche richtige und pflichtgemäße<br />
Information ist somit Voraussetzung für die Gewährleistung <strong>der</strong> notwendigen<br />
Transparenz.<br />
Vor diesem Hintergrund war es Ziel <strong>der</strong> Diplomarbeit, die Werbung für Finanzdienstleistungen<br />
einer wettbewerbsrechtlichen Beurteilung zu unterziehen und dabei die verbraucherrechtlichen<br />
Schutzmöglichkeiten aufzuzeigen und zu beurteilen.<br />
Vgl. Studie <strong>der</strong> Nielsen Media Research unter http://www.nielsen-media.de/pages/download.-<br />
aspx?mode=0&doc=524/NMR_Direct_Mail_Status_2007.pdf (Stand: 28.07.2007).<br />
2 Vgl. Kühlmann/Käßer-Pawelka/Wengert/Kurtenbach S. 92 ff.<br />
66
II. Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG)<br />
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2008<br />
A. Vorbemerkung<br />
Die Zulässigkeit <strong>der</strong> Werbung für Finanzdienstleistungen muss sich in erster Linie an den<br />
Bestimmungen des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) messen lassen.<br />
Der aus den Beispieltatbeständen <strong>der</strong> §§ 4-7 UWG herzuleitende verbraucherrechtliche<br />
Schutzzweck beinhaltet insbeson<strong>der</strong>e den Schutz <strong>der</strong> Entscheidungsfreiheit, d.h. die Gewährleistung<br />
richtiger und pflichtgemäßer Information und die Gewährleistung <strong>der</strong> freien<br />
Willensbildung sowie <strong>der</strong> Schutz <strong>der</strong> sonstigen Recht und Rechtsgüter des Verbrauchers.<br />
Die jeweilige Schutzhöhe ist dabei durch eine umfassende Abwägung <strong>der</strong> Interessen <strong>der</strong><br />
Verbraucher und <strong>der</strong> Unternehmer zu bestimmen. Zu berücksichtigen ist dabei, in welchem<br />
Maß dem Verbraucher eine Beeinflussung zuzumuten ist und welcher Informationsstand<br />
ihm unterstellt werden kann. 4 Entscheidend ist hier das zugrunde liegende Leitbild des<br />
„durchschnittlich informierten, situationsadäquat aufmerksamen und verständigen Durchschnittsverbrauchers“<br />
5 .<br />
B .Unlautere Werbung nach § 4 UWG<br />
1. Übertriebenes Anlocken / Kundenfang<br />
Lockangebote zielen als Form des sonstigen unangemessenen unsachlichen Einflusses<br />
i.S.d. § 4 Nr. Alt. 3 UWG darauf ab, dem potenziellen Kunden vermögenswerte Vorteile in<br />
Aussicht zu stellen und dadurch seine Entscheidungsfreiheit in <strong>der</strong> Form zu beeinflussen,<br />
dass er zu einer rationalen Entscheidung nicht mehr in <strong>der</strong> Lage ist. Eine kritische Überprüfung<br />
des Angebots, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Kriterien Preis, Qualität, Service, Konditionen, sowie<br />
ein Vergleich mit den Angeboten <strong>der</strong> Mitbewerber findet nicht mehr statt. Auch Banken<br />
gehen vermehrt mit Lockangeboten wie Tankgutscheinen, Startguthaben o<strong>der</strong> Angeboten<br />
zur (kostenlosen) Kontoführung auf Kundenfang.<br />
Abb. : Lockangebot <strong>der</strong> DAB-Bank für ein kostenloses Depotkonto unter http://www.dab-bank.com/dabip/<br />
homepage.jsp;<br />
(Stand: 0. 2.2006)<br />
Seit <strong>der</strong> Aufhebung<br />
von RabattG<br />
und ZugabeVO ist<br />
dieser Form <strong>der</strong><br />
Verkaufsför<strong>der</strong>ung<br />
grundsätzlich zulässig, soweit keine spezialgesetzlichen Vorschriften entgegenstehen. 6<br />
Inwiefern von dem Angebot eine Gefahr des übertriebenen Anlockens bzw. <strong>der</strong> unangemessenen<br />
unsachlichen Beeinflussung ausgeht, ist im Einzelfall an <strong>der</strong> jeweiligen konkreten<br />
Ausgestaltung des Angebotes zu prüfen. Ist <strong>der</strong> Wert <strong>der</strong> in Aussicht gestellten Zugabe<br />
vergleichsweise gering und ist die Transparenz des Angebotes gewährleistet, bestehen<br />
wettbewerbsrechtlich keine Bedenken.<br />
3 Vgl. Begr. RegE UWG, BT-Drucks 5/ 487 S. 3.<br />
4 Baumbach/Hefermehl/Köhler § Rn. 8.<br />
5 Begr. RegE UWG zu § 5, BT-Drucks 5/ 487 S. 9; vgl. u.a. BGH GRUR 2004 62, 63.<br />
6 BGH GRUR 2002, 976, 978; BGH GRUR 2003, 538, 539; BGH GRUR 2003, 890, 89 .<br />
67
Schutz <strong>der</strong> Verbraucher vor Werbung für<br />
Finanzdienstleistungen<br />
2. Ausnutzung beson<strong>der</strong>er Umstände<br />
Unlauter i.S.d. § 3 UWG handelt gem. § 4 Nr. 2 UWG auch, wer Wettbewerbshandlungen<br />
vornimmt, die zur Ausnutzung beson<strong>der</strong>er Ausnahmesituationen, wie „geschäftliche Unerfahrenheit“,<br />
„Leichtgläubigkeit“, „Angst“ o<strong>der</strong> einer „Zwangslage“ geeignet sind.<br />
Unbedenklich ist eine Werbemaßnahme dann, wenn sie sich auf wahre und nachprüfbare<br />
Informationen sowie Hinweise auf die Auswirkungen einer bestimmten Entscheidung<br />
beschränkt. So ist es z.B. zulässig, in <strong>der</strong> Werbung auf eine bevorstehende Steuererhöhung<br />
o<strong>der</strong> auf Preissteigerungen hinzuweisen. 7 Zahlreiche Banken warben im Hinblick auf die<br />
Mehrwertsteuererhöhung 2007 mit günstigen Kreditkonditionen. Verbraucher sollten so<br />
dazu verleitet werden, private Investitionen noch im Jahr 2006 zu tätigen und die scheinbar<br />
attraktiven Kredite in Anspruch zu nehmen. Die Unbedenklichkeit dieser Hinweise begründet<br />
sich damit, dass hier eine rationale Entscheidung <strong>der</strong> Verbraucher nicht beeinträchtigt<br />
o<strong>der</strong> verdrängt, son<strong>der</strong>n lediglich geför<strong>der</strong>t wird.<br />
68<br />
Träume realisieren bevor die Mehrwertsteuer steigt.<br />
Wünschen Sie sich vielleicht eine hochmo<strong>der</strong>ne<br />
Kücheneinrichtung o<strong>der</strong> ein neues Auto? O<strong>der</strong><br />
möchten sie sich schon lange einen an<strong>der</strong>en<br />
Herzenswunsch erfüllen? Welche Ideen Sie<br />
auch haben – die kommende Mehrwertsteuer-<br />
Erhöhung ist Grund genung, sie noch in diesem<br />
Jahr zu verwirklichen. Mit dem db PrivatKredit.<br />
Abb. 2: Werbung <strong>der</strong> Deutschen<br />
Bank unter http://www.deutsche-<br />
bank.de/pbc/download/produkt-<br />
broschuere_db_privatkredit.pdf<br />
(Stand: 20. 2.2006)<br />
3. Preisausschreiben und Gewinnspiele<br />
Grundsätzlich ist die Veranstaltung von Gewinnspielen und Preisrätseln wettbewerbsrechtlich<br />
zulässig. 8 Zur Begründung <strong>der</strong> Unlauterkeit müssen neben <strong>der</strong> mit Gewinnspielen<br />
und Preisausschreiben einhergehenden üblichen Anlockwirkung weitere beson<strong>der</strong>e<br />
Umstände hinzutreten. 9<br />
7 Baumbach/Hefermehl/Köhler § 4 Rn. 2.26.<br />
8 StRspr., u.a. BGH GRUR 2000, 820, 82 ; BGH GRUR 2002, 003, 004.<br />
9 Vgl. u.a. BGH GRUR 989, 757.
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2008<br />
Abb. 3: Werbung <strong>der</strong> VR-Bank Westmünsterland für eine Schalke 04 VR-SparCard unter http://www.schalke04-vr-<br />
sparcard.de/start.html (Stand: 22. .2006)<br />
Obenstehende Werbung (Abb. 3) bezieht sich auf eine Festgeldanlage, <strong>der</strong>en Verzinsung<br />
sich aus einer Grundverzinsung und einem vom Ergebnis <strong>der</strong> Heimspiele des FC Schalke 04<br />
abhängigen Extra-Zins zusammensetzt.<br />
Das OLG Köln hat sich mit <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> Unlauterkeit <strong>der</strong>artiger Zinsbonus-Spiele im<br />
Rahmen <strong>der</strong> Fußball-EM auseinan<strong>der</strong>gesetzt und sowohl den Tatbestand des übertriebenen<br />
Anlockens (§ 4 Nr. UWG) als auch das etwaige Vorliegen eines Kopplungsgeschäftes (§ 4<br />
Nr. 6 UWG) und eine Irreführung (§ 5 UWG) verneint. 0 Die Anlockwirkung dieses Angebotes<br />
wurde nicht als so stark befunden, als dass es die Rationalität <strong>der</strong> Nachfrageentscheidung<br />
in den Hintergrund drängen könne. Gerade angesichts <strong>der</strong> zahlreichen Vergleichsangebote<br />
an<strong>der</strong>er Kreditinstitute könne davon ausgegangen werden, dass sich <strong>der</strong> Verbraucher nicht<br />
ohne Weiteres von dem Zinsangebot verleiten lasse, zumal <strong>der</strong> erzielbare Mehrbetrag nicht<br />
so erheblich sei, dass es den Verbraucher davon abhalten könne, das Angebot eingehend zu<br />
prüfen.<br />
Auch von einer Irreführung i.S.d. § 5 UWG ist laut OLG Köln bei Zinsbonus-Spielen nicht<br />
auszugehen, da i.d.R. gut erkennbare Sternchenhinweise dem Verbraucher die maßgeblichen<br />
Informationen liefern. Dem durchschnittlich informierten und situationsadäquat<br />
aufmerksamen Anleger sei durchaus zuzumuten, dass er sich mit dem Angebot ausreichend<br />
auseinan<strong>der</strong>setze.<br />
Gleichwohl erscheint es notwendig, höhere Anfor<strong>der</strong>ungen an das Transparenzgebot und<br />
die damit verbundenen Informationspflichten zu stellen. So sind z.B. klare Aussagen zu<br />
Rendite und durchschnittlichem Verlust erfor<strong>der</strong>lich, damit <strong>der</strong> Verbraucher eine kritische<br />
Einschätzung <strong>der</strong> Anlageform überhaupt vornehmen kann.<br />
0 OLG Köln LSK 2006, 0 0068.<br />
Ebenda.<br />
69
Schutz <strong>der</strong> Verbraucher vor Werbung für<br />
Finanzdienstleistungen<br />
C. Irreführende Werbung nach § 5 UWG<br />
1. Irreführung über Konditionen <strong>der</strong> Kreditgewährung<br />
Bei <strong>der</strong> Werbung für Kredite gilt <strong>der</strong> Grundsatz, dass nicht einzelne Preisbestandteile<br />
herausgestellt werden dürfen, ohne dass auch ein ebenso deutlicher Hinweis auf diejenigen<br />
Preisbestandteile erfolgt, von denen eine stärkere Belastung für den Verbraucher ausgeht.<br />
Zahlreiche Kreditangebote <strong>der</strong> Banken, die mit extrem niedrigen Zinsen werben, erweisen<br />
sich daher als problematisch. Eine Irreführung ist immer dann anzunehmen, wenn <strong>der</strong><br />
beworbene Zinssatz beträchtlich unter jenem Zinssatz liegt, den die Kunden tatsächlich für<br />
den Kredit zahlen müssen. Darüber hinaus ist eine Irreführung zu bejahen, wenn das für<br />
die Angabe des effektiven Jahreszinssatzes gewählte Beispiel von einer unüblich langen<br />
Kreditlaufzeit ausgeht.<br />
Einer kritischen Betrachtung bedürfen auch die sog. Son<strong>der</strong>kreditprogramme <strong>der</strong> Bausparkassen.<br />
Hierbei handelt es sich um Baukredite zu scheinbar günstigen „Aktionszinsen“,<br />
die an einen Bausparvertrag gekoppelt sind.<br />
Bei nachstehen<strong>der</strong> Kombination aus Bausparvertrag und Vorausdarlehen handelt es sich<br />
um ein einziges Darlehen. Gleichwohl ist in den Anzeigetexten von zwei getrennten Effektivzinsen<br />
die Rede: Dem Effektivzins für das Vorausdarlehen bis zur Zuteilung des Bausparvertrages<br />
und dem Effektivzins für das folgende Bauspardarlehen. In diesen Zinssätzen sind<br />
jedoch we<strong>der</strong> Sparbeiträge noch Abschlussgebühren für den Bausparvertrag enthalten.<br />
Finanzierungsbeispiel<br />
TA-Wohnbau 20 <strong>der</strong> Bausparkasse Schwäbisch Hall, Zinsfestschreibung bis Zuteilung - 100.000 EUR Finanzierungsbedarf<br />
(Stand: 02.01.2007)<br />
TA-Darlehen<br />
Nominaler Jahreszins Effektiver Jahreszins Zinsfestschreibung Monatliche Leistung vor Zuteilung<br />
4,55 % 4,66 %<br />
bis Zuteilung<br />
(ca. 2 Jahre)<br />
658 EUR<br />
Bauspardarlehen<br />
Nominaler Jahreszins Effektiver Jahreszins Zinsfestschreibung Monatliche Leistung nach Zuteilung<br />
3,25 % 3,60 %<br />
gesamte Laufzeit<br />
(ca. 9Jahre)<br />
658 EUR<br />
Abb. 4: Finanzierungsbeispiel <strong>der</strong> Schwäbisch Hall für ein Bauspardarlehen unter<br />
http://www.schwaebisch-hall.de (Stand: 08.0 .2007)<br />
Tatsächlich liegt laut einer Untersuchung von FINANZtest in fast allen Fällen <strong>der</strong> Effektivzins<br />
weit über den Zinsangaben <strong>der</strong> Anbieter. So wirbt die Schwäbisch Hall z.B. für ihr<br />
Finanzierungsbeispiel „TA-Wohbau-20“ mit einem Effektivzins in Höhe von 4,66 % für das<br />
Vorausdarlehen und 3,60 % für das anschließende Bauspardarlehen (s. Abb.). Der tatsächliche<br />
Gesamteffektivzins beträgt für die insgesamt 2 -jährige Laufzeit jedoch 5,47 %.<br />
70<br />
www.finanztest.de/online/bauen_finanzieren/test/ 228544/ 228544.html (Stand: 02.0 .2007).<br />
Gem. Excelrechner zur Bausparsofortfinanzierung unter www.finanztest.de/webdateien/ bausparsofort.xls.
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2008<br />
Gemäß PangV müssen Ansparleistungen für Bausparkredite nicht in den Effektivzins eingerechnet<br />
werden. 4 Insofern ist hier kein Verstoß gegen die Informationspflichten anzunehmen<br />
und <strong>der</strong> Tatbestand <strong>der</strong> wettbewerbsrechtlichen Irreführung ist zu verneinen.<br />
2. Irreführung über den Umfang <strong>der</strong> Beratung<br />
Finanzdienstleister sind grundsätzlich nicht befugt, rechtsberatende Tätigkeiten anzubieten.<br />
Das Angebot einer Rechtsberatung tritt bei Kreditgeschäften vor allem im Rahmen<br />
sog. Umschuldungen auf. Zur Durchführung einer Umschuldung im Interesse des Kunden<br />
ist es unumgänglich, dass eine umfangreiche Beratung stattfindet und rechtliche Fragen<br />
gegenüber den bisherigen Kreditgebern geklärt werden. 5 Problematisch ist hier jedoch<br />
schon, dass eine Rechtsberatung eine Erlaubnis i.S.d § Abs. RBerG voraussetzt. Hierbei<br />
ist jedoch <strong>der</strong> Grundsatz <strong>der</strong> Verhältnismäßigkeit zu berücksichtigen. Entscheidend ist, ob<br />
die Tätigkeit überwiegend die Wahrnehmung wirtschaftlicher Belange verfolgt o<strong>der</strong> ob die<br />
Klärung rechtlicher Verhältnisse im Vor<strong>der</strong>grund steht. 6<br />
Eine Irreführung i.S.d. § 5 UWG ist anzunehmen, wenn die Werbeanzeige den Eindruck<br />
vermittelt, dass eine Beratung über die Bereinigung <strong>der</strong> bestehenden Kreditverpflichtungen<br />
und die Überführung in den neuen Kredit zum Gegenstand des Angebotes gehört, diese<br />
letztlich jedoch gar nicht erfolgt bzw. aufgrund <strong>der</strong> fehlenden Befugnis gar nicht erfolgen<br />
kann. 7<br />
3. Irreführung über zu erwartende Gewinne bei Kapitalanlagen<br />
Bei <strong>der</strong> Werbung mit Renditen muss sich die Anpreisung stets im Rahmen dessen halten,<br />
was bei realistischer Betrachtung zu erwarten ist. So ist die Werbung mit „Traumrenditen“<br />
und „bankgesicherten Investmentprogrammen“ immer dann irreführend, wenn solche<br />
Renditen ohne Verlustrisiko bei einer allgemein üblichen Kapitalanlage erfahrungsgemäß<br />
nicht zu erzielen sind. 8 Zwar ist dem angesprochenen Verkehrskreis bewusst, dass bei<br />
bestimmten Anlageformen dem möglichen Gewinn auch eine entsprechend gewichtige<br />
Verlustmöglichkeit gegenübersteht, jedoch darf <strong>der</strong> Kunde bei einer als erfolgreich beworbenen<br />
Geldanlage davon ausgehen, dass hier ein wirtschaftlicher Erfolg mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
erwartet werden kann. Genügt die beworbene Anlageform dieser Erwartung<br />
nicht, ist die Werbung unter Berücksichtigung einer umfassenden Interessenabwägung als<br />
irreführend einzustufen. 9<br />
4. Irreführung über Testergebnisse<br />
Die wettbewerbsrechtliche Beurteilung <strong>der</strong> Werbung mit Testergebnissen kann in Anlehnung<br />
an die entsprechenden Empfehlungen <strong>der</strong> Stiftung Warentest erfolgen. 20 Diese<br />
Empfehlungen enthalten bestimmte Hinweispflichten für den Werbenden, denen jedoch<br />
keine verbindliche Wirkung zukommt.<br />
4 Harte-Bavendamm/Henning-Bodewig/Völker § 6 Rn. 29.<br />
5 OLG Hamm WRP 983, 22 ; OLG Stuttgart WRP 983, 5 9.<br />
6 BGH GRUR 2003, 886, 889.<br />
7 OLG Bremen WRP 998, 4 4.<br />
8 KG WRP 997, 3 ; OLG München NJWE-WettbR 997, 52.<br />
9 KG NJW-RR 997, 995.<br />
20 BGH GRUR 99 , 679; Baumbach/Hefermehl/Köhler § 6 Rn. 04<br />
7
Schutz <strong>der</strong> Verbraucher vor Werbung für<br />
Finanzdienstleistungen<br />
Eine Irreführung ist stets dann zu bejahen, wenn die jeweiligen Untersuchungsergebnisse<br />
in <strong>der</strong> Form dargestellt werden, dass sie bei den Verbrauchern den irrigen Eindruck<br />
<strong>der</strong> Überlegenheit einzelner Produkte o<strong>der</strong> Leistungen hervorrufen.<br />
Vor allem Direktbanken werben mit zahlreichen Auszeichnungen, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong><br />
Stiftung Warentest – Finanztest – sowie <strong>der</strong> Magazine Börse online und €uro. Dabei ist z.T.<br />
festzustellen, dass Einzelaussagen, die sich günstig auf das angebotene Produkt auswirken,<br />
isoliert angegeben werden, während weniger günstige Aussagen unerwähnt bleiben. Die<br />
Angabe negativer Testergebnisse unterliegt jedoch nicht den Hinweispflichten, was eine<br />
Irreführung ausschließen lässt.<br />
Der Verbraucher erwartet bei einem in <strong>der</strong> Werbung herausgestellten guten Gesamtergebnis,<br />
dass das beworbene Produkt überdurchschnittlich abgeschnitten hat. Ist dies nicht<br />
<strong>der</strong> Fall liegt bei Fehlen erläutern<strong>der</strong> Angabe eine Irreführung vor. Hier reicht die bloße Angabe<br />
<strong>der</strong> Fundstelle des Testberichts nicht aus, da auch nach dem Leitbild des durchschnittlich<br />
verständigen und informierten Verbrauchers lediglich davon ausgegangen werden<br />
kann, dass <strong>der</strong> Verbraucher die ihm dargebotenen Informationen nutzt, nicht jedoch, dass<br />
er sich weitergehende Informationen verschafft.<br />
5. Irreführende Werbung für Versicherungen<br />
Trotz zunehmen<strong>der</strong> Sorge um die private Altersvorsorge ist neben <strong>der</strong> Investition in<br />
Immobilien noch immer die klassische Lebensversicherung die bevorzugte Form <strong>der</strong><br />
langfristigen Kapitalanlage. 24 Beson<strong>der</strong>es Augenmerk wird dabei auf die Höhe <strong>der</strong> Rendite<br />
und <strong>der</strong> zu erwartenden Ablaufleistung, d.h. <strong>der</strong> garantierten Leistung sowie <strong>der</strong> Überschüsse<br />
gelegt. Wettbewerbsrechtlich problematisch ist bei <strong>der</strong> Werbung für Versicherungen<br />
insbeson<strong>der</strong>e die Werbung mit Überschussprognosen, zumal diese in den seltensten Fällen<br />
<strong>der</strong> Realität entsprechen. Grundsätzlich muss ein eindeutiger Hinweis darauf erfolgen, dass<br />
nur die Versicherungsleistung garantiert ist, während es sich bei den Beispielrechnungen<br />
zur Höhe <strong>der</strong> Überschüsse lediglich um unverbindliche Hypothesen handelt. Auf unrealistischen<br />
Entwicklungen beruhende Überschussprognosen können als irreführend i.S.d.<br />
§ 5 UWG eingestuft werden, da Gewinnerwartungen geweckt werden, die später von dem<br />
Versicherungsunternehmen nicht erfüllt werden können. 25<br />
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat diesbezüglich Hinweise<br />
zur Darstellung <strong>der</strong> Leistungen aus Lebensversicherungsverträgen herausgegeben, um<br />
einer möglichen Irreführung <strong>der</strong> Verbraucher entgegenzuwirken.<br />
D. Unzumutbare Belästigung nach § 7 UWG<br />
Der Begriff <strong>der</strong> unzumutbaren Belästigung umfasst solche Wettbewerbshandlungen,<br />
die schon wegen <strong>der</strong> Art und Weise des Herantretens an den Marktteilnehmer insofern als<br />
Beeinträchtigung <strong>der</strong> privaten o<strong>der</strong> beruflichen Sphäre empfunden wird, dass sich <strong>der</strong> Werbeadressat<br />
zu einer Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem Angebot gezwungen fühlt. 6 Da jede Werbemaßnahme<br />
zwangsläufig mit einem gewissen Maß an belästigen<strong>der</strong> Wirkung verbunden<br />
Baumbach/Hefermehl/Bornkamm § 5 Rn. 4.23 .<br />
BGH GRUR 982, 437, 438; KG GRUR 980, 728, 730.<br />
Harte-Bavendamm/Henning-Bodewig/Wei<strong>der</strong>t § 5 Rn. 495.<br />
24 Ausführlich dazu: http://www.boerse.ard.de/content.jsp?key=dokument_209492<br />
(Stand: 09.02.2007).<br />
25 S. u.a. OLG Koblenz VersR 2000, 357 f.<br />
6 Baumbach/Hefermehl/Köhler § 7 Rn. 2.<br />
72
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2008<br />
ist, erfasst § 7 UWG nur die Fälle, in denen sich die Belästigung zu einer solchen Intensität<br />
verdichtet, dass sie von einem Großteil <strong>der</strong> Verbraucher als unerträglich empfunden wird. 27<br />
1. Telefonwerbung<br />
Die starke Zunahme <strong>der</strong> Telefonwerbung in den vergangenen Jahren 28 ist umso erstaunlicher,<br />
als dass § 7 UWG ein ausdrückliches Verbot für Werbeanrufe ausspricht. Eine unzumutbare<br />
Belästigung ist nicht gegeben, wenn <strong>der</strong> Verbraucher ausdrücklich o<strong>der</strong> konkludent<br />
in den Werbeanruf eingewilligt hat. Bei einer ausdrücklichen Einwilligung hat <strong>der</strong> Verbraucher<br />
sein konkretes Einverständnis zu einer telefonischen Kontaktaufnahme erklärt. Für<br />
die Annahme einer konkludenten Einwilligung reicht es dagegen noch nicht aus, wenn <strong>der</strong><br />
Angerufene in einer geschäftlichen Beziehung zum Anrufer steht. Vielmehr ist es zumindest<br />
notwendig, dass <strong>der</strong> Verbraucher auf einem ihm ausgehändigten Formular seine Telefonnummer<br />
angegeben hat in dem Bewusstsein, dass diese zur Fortführung des geschäftlichen<br />
Kontaktes genutzt wird. 29 Doch auch dann ist die Einwilligung nur für Anrufe anzunehmen,<br />
die sich auf das konkrete Vertragsverhältnis beziehen.<br />
Banken und Versicherungen bedienen sich häufig aufgrund <strong>der</strong> Vielzahl ihrer Kunden<br />
vorformulierter Einwilligungserklärungen. Diese unterliegen hinsichtlich ihrer Zulässigkeit<br />
<strong>der</strong> AGB-Kontrolle gem. §§ 305 ff. BGB. Eine Unwirksamkeit dieser Einwilligungsklauseln<br />
ist insbeson<strong>der</strong>e dann anzunehmen, wenn sich <strong>der</strong> Werbeanruf auf Inhalte bezieht, die<br />
über das konkrete Vertragsverhältnis hinausgehen. Bejaht wurde so z.B. die Unzulässigkeit<br />
einer Klausel, in <strong>der</strong> aus Anlass des Abschlusses eines Kontoeröffnungsvertrages auch das<br />
Einverständnis in die telefonische Beratung in „Geldangelegenheiten“ erklärt wird. Die<br />
Unzulässigkeit wird auch nicht dadurch ausgeräumt, dass die vorformulierte Einverständniserklärung<br />
einen Hinweis auf die Wi<strong>der</strong>rufsmöglichkeit enthält, denn hiermit werde laut<br />
Rechtsprechung die Initiative zur Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> ungestörten Privatsphäre in unzulässiger<br />
Weise auf die Betroffenen verlagert. 30<br />
2. Werbung mittels elektronischer Post<br />
Die Finanzdienstleistungsbranche gehört mit einem Bruttowerbeaufwand in Höhe von<br />
90,6 Mio. Euro zu den Top 0–Investoren in Direct-Mail-Werbung. Eine unzumutbare Belästigung<br />
i.S.d. § 7 Abs. 2 Nr. 3 UWG liegt vor, wenn die Werbung ohne vorherige ausdrückliche<br />
o<strong>der</strong> konkludente Einwilligung des Adressaten erfolgt. § 7 Abs. 3 UWG enthält jedoch Ausnahmeregelungen<br />
bezüglich des Einwilligungserfor<strong>der</strong>nisses. So darf ein Unternehmer die<br />
im Rahmen eines bestehenden Vertragsverhältnisses erhaltene E-Mail-Adresse zu Werbezwecken<br />
hinsichtlich ähnlicher Waren o<strong>der</strong> Dienstleistungen nutzen, sofern <strong>der</strong> Kunde dem<br />
nicht wi<strong>der</strong>sprochen hat und er auf die Möglichkeit hingewiesen wurde, die Nutzung seiner<br />
E-Mail-Adresse je<strong>der</strong>zeit untersagen zu können.<br />
27 Vgl. Begr. RegE UWG zu § 7 Abs. , BT-Drucks. 5/ 487, S. 2 .<br />
28 Vgl. http://www.vzbv.de/mediapics/entwicklung_werbeanrufe_gfk_guenther.pdf (Stand: 26.02.2007)<br />
29 BGH GRUR 989, 753, 754.<br />
30 Vgl. BGH GRUR 2000, 8 8, 820.<br />
73
Schutz <strong>der</strong> Verbraucher vor Werbung für<br />
Finanzdienstleistungen<br />
E. Rechtsfolgen<br />
Obwohl die Verbraucher <strong>der</strong> Schutzzweckbestimmung des § UWG unterfallen, räumt das<br />
UWG ihnen keine eigene Anspruchsberechtigung ein. Vielmehr hat <strong>der</strong> Gesetzgeber an <strong>der</strong><br />
Rechtssprechung zum alten UWG festgehalten unter Hinweis darauf, dass das UWG nicht als<br />
ein Verbraucherschutzgesetz i.S.d. § 823 Abs. 2 BGB anzusehen ist. Allein den Mitbewerbern<br />
und bestimmten Kammern und Verbänden wird die Möglichkeit eingeräumt, Wettbewerbsverstöße<br />
geltend zu machen.<br />
Begründet wird dies damit, dass ein Individualschutz <strong>der</strong> Verbraucher bereits durch das<br />
Bürgerliche Recht gewährleistet sei und eine materiellrechtliche Schutzlücke somit nicht<br />
bestehe. Gleichwohl wird durch die in § 8 Abs. 3 UWG geregelte Anspruchsberechtigung<br />
<strong>der</strong> Verbraucherverbände ein Kollektivschutz <strong>der</strong> Verbraucher sichergestellt. Diese haben<br />
damit die Möglichkeit, sich an die in § 8 Abs. 3 UWG genannten Anspruchsberechtigten zu<br />
wenden, die sodann die angezeigten Wettbewerbsverstöße im Interesse <strong>der</strong> Verbraucher<br />
verfolgen.<br />
Ein Schadensersatzanspruch des Verbrauchers kann sich allenfalls begründen im Falle<br />
einer strafbaren Werbung i.S.d. § 6 UWG, da es sich hierbei um ein Schutzgesetz i.S.d. §<br />
823 Abs. 2 BGB handelt. Dazu müsste jedoch zunächst eine beson<strong>der</strong>s gefährliche und<br />
verwerfliche Handlung vorliegen, die aus Gründen <strong>der</strong> Prävention strafrechtliche Sanktionen<br />
erfor<strong>der</strong>t. 34 Dieser Tatbestand ist in den seltensten Fällen anzunehmen.<br />
Die Geltendmachung eines Wettbewerbsverstoßes über das UKlaG wird durch § 8 Abs. 5<br />
Satz 2 UWG ausdrücklich ausgeschlossen. Vielmehr soll klargestellt werden, dass die Regelungen<br />
zu den Rechtsfolgen hinsichtlich <strong>der</strong> Klagebefugnis und <strong>der</strong> Anspruchsgrundlagen<br />
abschließend sind. 35<br />
III. Wettbewerbsrechtlich relevante Spezialvorschriften<br />
A. Preisangabenverordnung (PangV)<br />
Zweck <strong>der</strong> PangV ist die Gewährleistung einer sachlich zutreffenden und vollständigen<br />
Verbraucherinformation durch Angabe von Endpreisen einschließlich aller Preisbestandteile<br />
und unter Vermeidung jeglicher Irreführung. 6 Dies hat unter den Grundsätzen <strong>der</strong><br />
Preiswahrheit und Preisklarheit zu erfolgen. 37 Daraus ergibt sich u.a., dass die Preise leicht<br />
zuzuordnen, erkennbar und lesbar sein müssen. Problematisch sind daher Werbeangebote,<br />
in denen die Effektivzinsangabe im klein gedruckten Hinweistext erfolgt, während <strong>der</strong><br />
Nominalzins hervorgehoben wird. 38<br />
Begr. RegE UWG zu § 8, BT-Drucks 5/ 487 S. 22.<br />
Baumbach/Hefermehl/Köhler § 8 Rn. 3.4 m.w.N.<br />
Vgl. Begr. RegE UWG zu § 8 a.a.O.<br />
34 Begr. RegE UWG zu § 6, BT-Drucks. 5/ 487 S. 26.<br />
35 Begr. RegE UWG zu § 8, BT-Drucks. 5/ 487 S. 23.<br />
6 Köhler/Piper Einf PangV Rn. 7.<br />
37 Ebenda.<br />
38 Vgl. Werbung <strong>der</strong> Interhyp unter http://www.interhyp.de/baufinanzierung.html?adChannel=google<br />
&adKeyword=Zinssatz (Stand: 02.05.2007)<br />
74
#<br />
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2008<br />
So hat die frühere Rechtsprechung schon betont, dass es den Grundsätzen <strong>der</strong> Preiswahrheit<br />
und Preisklarheit nicht genügt, wenn die Effektivzinsangabe lediglich „bei genügendem<br />
Suchen irgendwo in <strong>der</strong> Werbung aufgefunden werden kann“. 39<br />
1. Pflicht zur Angabe des (anfänglichen) effektiven Jahreszinses<br />
Um dem Verbraucher einen schnellen und einfachen Vergleich von Kreditangeboten zu<br />
ermöglichen, sieht § 6 Abs. Satz PangV vor, dass bei Krediten grundsätzlich <strong>der</strong> (anfängliche)<br />
effektive Jahreszins anzugeben ist. Die Berechnungsmethode des anzugebenden<br />
effektiven Jahreszinses ergibt sich im Einzelnen aus § 6 Abs. 2-5 PangV sowie aus dem Anhang<br />
zu § 6 PangV. Um Irreführungen des Verbrauchers zu vermeiden sieht § 6 Abs. Satz<br />
PangV eine einheitliche Bezeichnung des errechneten Zinssatzes als „effektiver Jahreszins“<br />
vor. Bezeichnungen wie „Effektivzins“, „Rate“ o<strong>der</strong> „effektiver Zinssatz“ sind unzulässig. 40<br />
Behält sich <strong>der</strong> Kreditgeber eine Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> ursprünglichen jährlichen Belastung vor,<br />
hat er dies mittels <strong>der</strong> Bezeichnung „anfänglicher effektiver Jahreszins“ zum Ausdruck zu<br />
bringen.<br />
Abkürzungen dieser vorgeschriebenen Begrifflichkeiten sind nur erlaubt, sofern sie allgemein<br />
verständlich sind. 4<br />
2. Umfang <strong>der</strong> einzubeziehenden Kostenfaktoren<br />
Grundsätzlich sind alle Preisbestandteile, die mittelbar o<strong>der</strong> unmittelbar mit dem Kredit<br />
einhergehen in die Berechnung des effektiven Jahreszinses einzubeziehen. 42 § 6 Abs. Nr.<br />
– 5 PangV enthält jedoch eine abschließende Aufzählung von nicht zu berücksichtigenden<br />
Kostenfaktoren. Als Ursache für die Vernachlässigung dieser Kosten wird mangelnde Praktikabilität<br />
angegeben. 43 So sind z.B. Kosten für die Absicherung des Kredits ebenso wenig in<br />
die Berechnung einzubeziehen 44 wie Versicherungskosten, die sich auf den mit dem Kredit<br />
erworbenen Gegenstand beziehen (z.B. Hausratversicherung) 45 .<br />
An<strong>der</strong>s verhält es sich mit den Kosten für eine Restschuldversicherung, sofern <strong>der</strong><br />
Abschluss dieser Versicherung für die Gewährung des Kredits vorausgesetzt wird. Gem. § 6<br />
Abs. 7 PangV hat bereits in <strong>der</strong> Werbung ein Hinweis auf die Erfor<strong>der</strong>lichkeit einer Versicherung<br />
zu erfolgen, sofern die Kreditgewährung vom Abschluss dieser Versicherung abhängig<br />
gemacht wird. Ständige Tests <strong>der</strong> Verbraucherzentralen, Stiftung Warentest und des<br />
Instituts für Finanzdienstleistungen (IFF) belegen jedoch, dass tatsächlich in den meisten<br />
Fällen <strong>der</strong> Abschluss einer Restschuldversicherung vorausgesetzt wird o<strong>der</strong> sogar bereits in<br />
dem Kreditantragsformular beinhaltet ist, ohne dass <strong>der</strong> Verbraucher hierüber, insbeson<strong>der</strong>e<br />
über die ihm hieraus entstehende Mehrbelastung aufgeklärt wurde. 46 Diese Problematik<br />
wird schon im Rahmen einer wettbewerbsrechtlichen Betrachtung <strong>der</strong> Restschuldversiche-<br />
39 BGH GRUR 987, 728.<br />
40 Harte-Bavendamm/Henning-Bodewig/Völker § 6 PangV Rn. 8; Emmerich § 6 S. 347 m.w.N.<br />
4 Emmerich § 6 S. 347; vgl. Baumbach/Hefermehl/Köhler § 6 PangV Rn. m.w.N.<br />
42 Hierzu ausführlich: Wimmer/Stöckl-Pukall S. 35 ff.<br />
43 BGH NJW 2005, 985 f.; a.A. Boest NJW 993, 40 f.<br />
44 Vgl. Harte-Bavendamm/Henning-Bodewig/Völker § 6 PangV Rn. 9.<br />
45 Harte-Bavendamm/Henning-Bodewig/Völker § 6 PangV Rn. 20.<br />
46 Vgl. hierzu ausführlich u.a.: FINANZtest Ausg. /200 , S. 30 f..<br />
75
Schutz <strong>der</strong> Verbraucher vor Werbung für<br />
Finanzdienstleistungen<br />
rungen deutlich. Hier liegt somit offensichtlich eine rechtliche Schutzlücke vor, die auch die<br />
PangV nicht zu lösen vermag.<br />
3. Beson<strong>der</strong>heiten bei Bauspardarlehen<br />
In § 6 Abs. 8 PangV sind beson<strong>der</strong>e Bestimmungen für Bauspardarlehen geregelt. Die<br />
dem Darlehensnehmer ausbezahlte Bausparsumme setzt sich aus dem von ihm angesparten<br />
Guthaben und einem Darlehensanteil zusammen. Da zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Werbung das<br />
Verhältnis zwischen Guthaben und Darlehensanteil i.d.R. noch nicht bekannt ist, ist gem.<br />
§ 6 Abs. 8 Satz PangV bei <strong>der</strong> Berechnung des effektiven Jahreszinses das vertraglich<br />
vorgesehene Mindestsparguthaben zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Darlehensauszahlung zugrunde zu<br />
legen. Der Guthabenanteil muss dabei nur angegeben werden, wenn ergänzend auch für<br />
verschiedene Kreditvarianten mit höherem Guthabenanteil als dem Mindestsparguthaben<br />
geworben wird. 47<br />
Nimmt <strong>der</strong> Bausparer die Kreditsumme bereits vor Zuteilung <strong>der</strong> Bausparsumme in<br />
Anspruch, handelt es sich um einen Vor- o<strong>der</strong> Zwischenfinanzierungskredit. Für diesen<br />
Kredit muss ein eigener Effektivzins ausgewiesen werden. Die <strong>der</strong> Berechnung des effektiven<br />
Jahreszinses zugrunde zu legende Laufzeit bestimmt sich hier gem. § 6 Abs. 8 Satz 3<br />
PangV nach <strong>der</strong> Zuteilungsfrist, die von <strong>der</strong> Bausparkasse anhand von Erfahrungswerten zu<br />
schätzen ist. 48<br />
Keine Berücksichtigung in <strong>der</strong> Effektivzinsberechnung findet die i.d.R. niedrig verzinste<br />
Ansparphase. Um dies dem Verbraucher deutlich zu machen, hat zusammen mit <strong>der</strong> Angabe<br />
des effektiven Jahreszinses ein entsprechen<strong>der</strong> Hinweis zu erfolgen (z.B. „ab Zuteilung“). 49<br />
Wie bereits im Rahmen <strong>der</strong> wettbewerbsrechtlichen Betrachtung von Bausparkrediten<br />
gesehen, geben die Bausparkassen i.d.R. zwei Zinssätze an: den Effektivzins für den Vor- /<br />
Zwischenkredit und den Effektivzins für das Bauspardarlehen. Aufgrund <strong>der</strong> fehlenden<br />
Gesamteffektivzinsangabe ist daher ein Vergleich mit an<strong>der</strong>en Finanzierungsformen nicht<br />
möglich. Diese Problematik vermag auch die PangV nicht zu lösen.<br />
4. Rechtsfolgen<br />
Verstöße gegen die Vorschriften <strong>der</strong> PangV stellen gem. § 0 PangV eine Ordnungswidrigkeit<br />
i.S.d. § 3 Abs. Nr. 2 WiStG dar. § 0 Abs. 2 Nr. 3-7 PangV enthält eine Aufzählung <strong>der</strong><br />
Ordnungswidrigkeiten bezogen auf Kredite. Tatbestandsvoraussetzung ist dabei vorsätzliches<br />
o<strong>der</strong> fahrlässiges Handeln. Verstöße werden gem. § Abs. WiStG mit einer Geldbuße<br />
geahndet.<br />
Auch hier steht dem Verbraucher kein eigener Klageanspruch zu. Lediglich die Verbraucherschutzverbände<br />
können gegen die Kreditinstitute vorgehen, sofern ein Verstoß gegen<br />
die wettbewerbsrechtlichen Vorschriften des UWG vorliegt. Bei <strong>der</strong> PangV handelt es sich<br />
jedoch um eine wertneutrale Vorschrift, d.h. ein Verstoß gegen die preisrechtlichen Regelungen<br />
ist nicht gleichzeitig unlauter i.S.d. UWG. 50<br />
Bei einer falschen Effektivzinsangabe hat <strong>der</strong> Verbraucher auch nicht die Möglichkeit,<br />
unter Berufung auf die PangV eine Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Kreditkonditionen zu verlangen. 5 Hier ist<br />
vielmehr auf das VerbrKrG zu verweisen, das beson<strong>der</strong>e Schutzvorschriften für den Kreditnehmer<br />
enthält.<br />
47 Harte-Bavendamm/Henning-Bodewig/Völker § 6 PangV Rn. 29.<br />
48 Vgl. Harte-Bavendamm/Henning-Bodewig/Völker § 6 PangV Rn. 3 .<br />
49 Begr. zur Verordnung zur Regelung <strong>der</strong> Preisangaben v. 25.02.2002 a.a.O.<br />
50 Wimmer/Stöckl-Pukall S. 8.<br />
5 Ebenda.<br />
76
B. Telemediengesetz (TMG)<br />
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2008<br />
1. Beson<strong>der</strong>e Informationspflichten bei kommerzieller Kommunikation<br />
Das am 0 . März 2007 in Kraft getretene TMG hat das Teledienstegesetz (TDG), das<br />
Teledienstedatenschutzgesetz (TDDSG) sowie den Mediendienstestaatsvertrag (MDStV)<br />
abgelöst. Der Anwendungsbereich des TMG erstreckt sich gem. § Abs. TMG auf alle elektronischen<br />
Informations- und Kommunikationsdienste.<br />
§ 6 TMG dient insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> klaren Erkennbarkeit von Werbung im elektronischen<br />
Verkehr und soll so für mehr Transparenz sorgen. Intention und Charakter <strong>der</strong> Werbeangebote<br />
sollen für den Verbraucher ohne weiteres ersichtlich sein. 52 Das Gebot <strong>der</strong> klaren<br />
Erkennbarkeit gem. § 6 Abs. Nr. TMG baut auf dem wettbewerbsrechtlichen Grundsatz<br />
<strong>der</strong> Trennung von Information und Werbung auf. 53<br />
§ 6 Abs. TMG enthält beson<strong>der</strong>e Vorschriften für die kommerzielle Kommunikation mittels<br />
elektronischer Post, sog. Spam-Mails, und zielt darauf ab, durch höhere Transparenzanfor<strong>der</strong>ungen<br />
den Schutz <strong>der</strong> Empfänger elektronischer Werbenachrichten zu verstärken. 54<br />
So darf bei Werbe-E-Mails die Absen<strong>der</strong>information in <strong>der</strong> Kopf- o<strong>der</strong> Betreffzeile nicht<br />
verschleiert o<strong>der</strong> verheimlicht werden, d.h. die Kopf- o<strong>der</strong> Betreffzeile darf nicht absichtlich<br />
so gestaltet sein, dass <strong>der</strong> Empfänger vor Einsichtnahme in die E-Mail keine o<strong>der</strong> irreführende<br />
Informationen über <strong>der</strong>en Absen<strong>der</strong> und <strong>der</strong>en Werbecharakter erhält.<br />
Um sog. Bagatellfälle auszuschließen, stellt § 6 Abs. TMG auf die Absicht des Absen<strong>der</strong>s<br />
ab, d.h. es sollen nur gezielte Täuschungshandlungen von <strong>der</strong> Regelung erfasst werden.<br />
2. Rechtsfolgen<br />
Gem. § 6 Abs. TMG wird das Verheimlichen o<strong>der</strong> Verschleiern des Absen<strong>der</strong>s o<strong>der</strong> des<br />
Werbecharakters einer elektronischen Werbenachricht als Ordnungswidrigkeit eingestuft.<br />
Diese wird gem. § 6 Abs. 3 TMG mit einer Geldbuße bis zu 50.000,- Euro geahndet. Diese<br />
Sanktionsmaßnahme soll dem erhöhten Aufkommen von Spam-Mails und den daraus folgenden<br />
Negativwirkungen entgegenwirken. 55<br />
Da gem. § 6 Abs. TMG die Vorschriften des UWG unberührt bleiben, bestehen darüber<br />
hinaus die wettbewerbsrechtlichen Unterlassungs- und Gewinnabschöpfungsansprüche <strong>der</strong><br />
entsprechenden Verbraucherschutzverbände, die durch die staatlichen Sanktionen des TMG<br />
lediglich ergänzt werden.<br />
IV. Bürgerliches Recht<br />
A. Beson<strong>der</strong>e Informationspflichten bei Finanzdienstleistungen im Fernabsatz<br />
Die bisherige wettbewerbsrechtliche Untersuchung hat bereits gezeigt, dass die Problematik<br />
bei <strong>der</strong> Werbung für Finanzdienstleistungen im Wesentlichen in <strong>der</strong> mangelnden<br />
Transparenz <strong>der</strong> Werbeangebote liegt. Um dem Informationsnachteil <strong>der</strong> Verbraucher<br />
entgegenzuwirken, wurden mit dem Gesetz zur Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Vorschriften über Fernabsatzverträge<br />
bei Finanzdienstleistungen vom 02. 2.2004 56 die Informations- und Auskunftspflichten<br />
bei Fernabsatzverträgen und E-Commerce-Verträgen auf den Bereich <strong>der</strong><br />
52 Spindler § 7 TDG Rn. .<br />
53 Spindler § 7 TDG Rn. 4.<br />
54 Begr. RegE ElGVG S. 20/2 .<br />
55 Ebenda.<br />
56 Gem. Richtlinie 2002/65/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. September 2002<br />
und Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Richtlinie 90/6 9/EWG des Rates und <strong>der</strong> Richtlinien 97/7/EG und 98/27/EG.<br />
77
Schutz <strong>der</strong> Verbraucher vor Werbung für<br />
Finanzdienstleistungen<br />
Finanzdienstleistungen ausgedehnt und in das Bürgerliche Gesetzbuch integriert.<br />
Bei Fernabsatzverträgen ist die Gefahr von Fehlinformationen beson<strong>der</strong>s groß, da die<br />
gesamte Vertragsabwicklung über Fernkommunikationsmittel erfolgt. Ein unmittelbarer<br />
Kontakt zwischen Anbieter und Verbraucher bleibt dagegen aus. 57 Um so wichtiger ist somit<br />
die Gewährleistung von Transparenz.<br />
1. § 312 c BGB<br />
Die Informationspflichten bei Fernabsatzverträgen sind in § 3 2 c BGB geregelt. Die vorvertragliche<br />
Information (§ 3 2 c Abs. BGB) zielt insbeson<strong>der</strong>e darauf ab, dem Verbraucher<br />
eine „informierte Entscheidung über den Vertragsschluss“ 58 zu ermöglichen. Dafür enthält<br />
§ 3 2 c BGB i.V.m. § Abs. BGB-InfoV eine Auflistung von Angaben, die rechtzeitig vor<br />
Abschluss des Fernabsatzvertrages durch den Unternehmer zu erfolgen haben. Unerheblich<br />
ist dabei, ob ein Vertrag letztlich tatsächlich zustande kommt. 59<br />
Bezüglich <strong>der</strong> Form <strong>der</strong> Information unterliegen Anbieter von Finanzdienstleistungen<br />
strengeren Vorgaben. Fernabsatzverträge über Finanzdienstleistungen bedürfen grundsätzlich<br />
<strong>der</strong> vorvertraglichen Kommunikation per E-Mail, Post o<strong>der</strong> Telefax. Eine formfreie<br />
vorvertragliche Unterrichtung genügt nur dann, wenn <strong>der</strong> Vertrag auf Verlangen des Verbrauchers<br />
unter Verwendung eines Fernkommunikationsmittels geschlossen wird, das eine<br />
Mitteilung in Textform nicht gestattet (z.B. telefonisch). 60<br />
Die vom Unternehmer zu erbringenden Informationen müssen darüber hinaus klar und<br />
verständlich sein, d.h. sie müssen dem Transparenzgebot genügen. Die Gestaltung <strong>der</strong><br />
Pflichtangaben hat also so zu erfolgen, dass <strong>der</strong> rechtunkundige Durchschnittsbürger in <strong>der</strong><br />
Lage ist, diese ohne Einholung von Rechtsrat nachzuvollziehen. 6<br />
2. § 312 e BGB<br />
§ 3 2 e BGB regelt die Informationspflichten des Unternehmers im elektronischen<br />
Geschäftsverkehr in Anlehnung an die E-Commerce-Richtlinie 6 . § 3 2 e BGB findet nur auf<br />
diejenigen Fernabsatzverträge Anwendung, die unter Einsatz von Telemediendiensten i.S.d.<br />
§ Abs. TMG angebahnt werden. Der sachliche Anwendungsbereich ist hier somit enger<br />
gefasst als <strong>der</strong> des § c BGB. Nicht erfasst werden von § e BGB Verträge, die per Brief<br />
o<strong>der</strong> telefonisch abgeschlossen werden.<br />
Zu den Pflichten des Unternehmers im elektronischen Geschäftsverkehr gehören insbeson<strong>der</strong>e<br />
die Informationspflichten des § 3 2 e Abs. Nr. 2 BGB i.V.m. § 3 BGB-InfoV. Auch<br />
hier muss die Information rechtzeitig vor Abgabe <strong>der</strong> Bestellung durch den Verbraucher in<br />
klarer und verständlicher Form erfolgen.<br />
Zu beachten ist, dass die Informationspflichten des § 3 BGB-InfoV neben denen aus §<br />
BGB-InfoV zu erfüllen sind.<br />
57 Vgl. Steckler/Pepels S. 90.<br />
58 Begr. RegE, BT-Drucks. 4/2658, S. 38.<br />
59 LG Magdeburg NJW-RR 2003, 409.<br />
60 Palandt/Grüneberg § 3 2 c Rn. 9.<br />
6 Härting Rn. 458 m.w.N.<br />
6 Richtlinie 2000/3 /EG des Europäischen Rates und des Rates vom 08.06.2000, ABl. EG L 78 vom<br />
7.07.2000, S. .<br />
78
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2008<br />
3. Rechtsfolgen<br />
Eine Verletzung <strong>der</strong> Informationspflichten führt gem. § 3 2 d Abs. 2 BGB zum Nichtbeginn<br />
<strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>rufsfrist.<br />
Vom Wi<strong>der</strong>rufsrecht ausgeschlossen sind gem. § 3 2 d Abs. 4 Nr. 6 BGB Finanzdienstleistungsverträge,<br />
<strong>der</strong>en Preis auf dem Finanzmarkt Schwankungen unterliegt, auf die <strong>der</strong><br />
Unternehmer keinen Einfluss hat und die innerhalb <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>rufsfrist auftreten können.<br />
Zu solchen Finanzdienstleistungen gehören insbeson<strong>der</strong>e Dienstleistungen im Zusammenhang<br />
mit Aktien, Anteilsscheinen und an<strong>der</strong>en handelbaren Wertpapieren, Devisen,<br />
Derivaten o<strong>der</strong> Geldmarktinstrumenten.<br />
Hintergrund dieser Ausnahmeregelung ist, dass bei <strong>der</strong>artigen Finanzdienstleistungsverträgen<br />
beide Vertragsparteien das Risiko einer Fehlspekulation übernehmen. Die Einräumung<br />
eines Wi<strong>der</strong>rufsrechts würde dagegen das Risiko allein dem Unternehmer aufbürden.<br />
Um dies zu verhin<strong>der</strong>n, ist ein Wi<strong>der</strong>rufsrecht hier ausgeschlossen. 6<br />
Eine Pflichtverletzung aus § 3 2 e BGB schließt die Wirksamkeit des Vertrags grundsätzlich<br />
nicht aus. Im Übrigen bestehen jedoch die gleichen Rechtsfolgen, wie auch im Falle<br />
einer Verletzung <strong>der</strong> Informationspflichten aus § 3 2 c BGB.<br />
B. Gesetz über den Versicherungsvertrag<br />
Verträge über Versicherungen und <strong>der</strong>en Vermittlung sind vom Anwendungsbereich <strong>der</strong><br />
§§ 3 2 b ff. BGB ausdrücklich ausgenommen (§ 3 2 b Abs. 3 Nr. 3 BGB). Geregelt ist <strong>der</strong><br />
Fernabsatz von Versicherungen geson<strong>der</strong>t in den §§ 48 a ff. VVG, jedoch orientieren sich<br />
diese Vorschriften hinsichtlich Inhalt und Struktur weitgehend an den Bestimmungen <strong>der</strong> §§<br />
3 2 ff. BGB. Die einzelnen Informationspflichten für Versicherer ergeben sich aus <strong>der</strong> Anlage<br />
zu § 48 b VVG und entsprechen weitgehend den Informationspflichten des § BGB-InfoV.<br />
Die Nichterfüllung <strong>der</strong> Informationspflichten einschließlich <strong>der</strong> Vertragsbestimmungen<br />
und <strong>der</strong> allgemeinen Versicherungsbedingungen hat auch hier den Nichtbeginn <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>rufsfrist<br />
zur Folge (§ 48 c Abs. 2 VVG). 64 Als Sanktion für eine unterbliebene Wi<strong>der</strong>rufsbelehrung<br />
sieht § 48 c Abs. 5 Satz 2 VVG darüber hinaus vor, dass die für das erste Versicherungsjahr<br />
bereits gezahlten Prämien zurückzuerstatten sind, sofern <strong>der</strong> Versicherungsnehmer<br />
nicht bereits Vertragsleistungen in Anspruch genommen hat.<br />
Zur Verbesserung des Verbraucherschutzes hinsichtlich Beratung und Information wurde<br />
am 05. Juli 2007 die Reform des Versicherungsvertragsrechts verabschiedet. 65 Damit sollen<br />
u.a. die Beratungs- und Informationspflichten <strong>der</strong> Versicherer verschärft werden, um mehr<br />
Transparenz für den Verbraucher zu schaffen. 66<br />
6 Vgl. Palandt/Grüneberg § 3 2 d Rn. 4; Begr. RegE, BT-Drucks. 5/2946, S. 46.<br />
64 Wilmer V S. 2 0.<br />
65 http://www.bmj.bund.de/files/-/646/Zusammenf_Bericht_VVG-Kommission.pdf (Stand: 28.07.2007)<br />
66 Vgl. Begr. RegE VVG-E S. unter http://www.bmj.bund.de/files/-/ 320/RegE%20VVG.pdf<br />
(Stand: 0.08.2007).<br />
79
Schutz <strong>der</strong> Verbraucher vor Werbung für<br />
Finanzdienstleistungen<br />
V. Schlussbetrachtung<br />
Aufgrund des erhöhten Werbeaufkommens, <strong>der</strong> Komplexität <strong>der</strong> Produkte und <strong>der</strong> damit<br />
verbundenen Risiken für den Verbraucher sind an die Finanzdienstleistungsbranche entsprechend<br />
hohe Anfor<strong>der</strong>ungen bezüglich <strong>der</strong> Gewährleistung von Transparenz und einer<br />
umfassenden Verbraucherinformation zu stellen.<br />
Bei <strong>der</strong> Bewertung einzelner Beispiele für Werbung von Finanzdienstleistern anhand <strong>der</strong><br />
Lauterkeitstatbestände <strong>der</strong> §§ 4-7 UWG wurde deutlich, dass die Frage nach <strong>der</strong> wettbewerbsrechtlichen<br />
Zulässigkeit <strong>der</strong> Werbung nicht pauschal beantwortet werden kann. Das<br />
dem UWG zugrunde liegende Leitbild des durchschnittlich informierten, situationsadäquat<br />
aufmerksamen und verständigen Durchschnittsverbrauchers lässt keine allgemein gültige<br />
Aussage über den vorauszusetzenden Kenntnisstand und die zumutbare Verpflichtung <strong>der</strong><br />
selbständigen Informationsbeschaffung zu. Vielmehr ist dies im Einzelfall unter Berücksichtigung<br />
<strong>der</strong> Gesamtumstände, insbeson<strong>der</strong>e im Hinblick auf die Komplexität <strong>der</strong> angebotenen<br />
Finanzdienstleistung von <strong>der</strong> Rechtsprechung zu klären. Zu entscheiden ist dabei, in<br />
welchem Rahmen dem Werbenden Informationspflichten aufzuerlegen sind und inwiefern<br />
dem Verbraucher auch Informationsrisiken zugemutet werden können.<br />
Bei <strong>der</strong> Betrachtung <strong>der</strong> Art und Weise <strong>der</strong> Werbeübermittlung stellte sich heraus, dass<br />
<strong>der</strong> Schutz des Verbrauchers vor den Maßnahmen des Direktmarketing, insbeson<strong>der</strong>e vor<br />
einer unzumutbaren Belästigung zwar hinreichend geregelt ist, bei <strong>der</strong> sanktionsrechtlichen<br />
Umsetzung jedoch noch erheblicher Handlungsbedarf besteht. So ist z.B. trotz<br />
gesetzlichen Verbots unerbetener Werbeanrufe eine zunehmende Nutzung dieser Werbemethode<br />
zu verzeichnen. Grund hierfür könnte sein, dass <strong>der</strong> wettbewerbsrechtliche Verbraucherschutz<br />
durch individuelle Unterlassungs- und Schadensersatzansprüche lediglich<br />
Einzelfälle unerwünschter Werbeanrufe unterbinden kann, während eine präventive und<br />
allgemeine Einschränkung <strong>der</strong> unzumutbaren Belästigung nicht möglich ist. Hier bedarf<br />
es wirksamerer Sanktionen, um die werbenden Unternehmen abzuschrecken, wie z.B. die<br />
Auferlegung angemessen hoher Bußgel<strong>der</strong>.<br />
Da das UWG dem Verbraucher keine eigene Rechtsschutzmöglichkeit einräumt, bleibt die<br />
Geltendmachung wettbewerbsrechtlicher Ansprüche Aufgabe <strong>der</strong> Verbraucherschutzverbände.<br />
Wünschenswert wäre es jedoch, neben dem Kollektivschutz den Verbrauchern auch<br />
die Möglichkeit <strong>der</strong> Individualklage einzuräumen.<br />
Bei <strong>der</strong> Betrachtung <strong>der</strong> wettbewerbsrechtlich relevanten Spezialvorschriften zeigte<br />
sich, dass trotz <strong>der</strong> umfangreichen gesetzlichen Pflichtangaben noch erhebliche Mängel<br />
festzustellen sind. So ist bei einigen Finanzprodukten die Preistransparenz noch nicht in<br />
dem Maße gewährleistet, dass eine Vergleichbarkeit <strong>der</strong> einzelnen Angebote möglich ist. Zu<br />
hoffen bleibt insbeson<strong>der</strong>e auch, dass die preisrechtlichen Vorschriften in Zukunft auf den<br />
wichtigen Bereich <strong>der</strong> Kapitalanlagen ausgedehnt werden.<br />
Auch bei einem Verstoß gegen die Bestimmungen <strong>der</strong> wettbewerbsrechtlich relevanten<br />
Spezialgesetze wird dem Verbraucher ein Individualschutz nicht zugestanden. Lediglich<br />
dem Bürgerlichen Recht kommt insofern eine Auffangfunktion zu, als dass es dem einzelnen<br />
Verbraucher vertragsrechtliche Sanktionsmöglichkeiten einräumt. Um sich schon vor<br />
Vertragsschluss gegen unlautere Werbemethoden zu schützen, ist ein entsprechen<strong>der</strong><br />
Individualschutz für die Zukunft wünschenswert.<br />
80
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2008<br />
Abschließend bleibt festzuhalten, dass sich die Werbung für Finanzdienstleistungen an<br />
umfassenden wettbewerbsrechtlichen Bestimmungen und Informationspflichten messen<br />
lassen muss. Aufgrund <strong>der</strong> zahlreichen Verstöße gegen die wettbewerbsrechtlichen Vorschriften<br />
sind jedoch zukünftig strengere Anfor<strong>der</strong>ungen an die Informationspflichten <strong>der</strong><br />
Werbenden und an die Transparenz <strong>der</strong> Angebote zu stellen.<br />
Literatur:<br />
ASSMANN/SCHÜTZE: Handbuch des Kapitalanlage-<br />
rechts, 2. Aufl., Verlag C. H. Beck, München 999<br />
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H. Beck, München 2004<br />
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Peter Lang Europäischer Verlag <strong>der</strong> Wissenschaften,<br />
Frankfurt am Main 2003<br />
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werbsrecht, Heidelberger Kommentar, ., neu bear-<br />
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Kurzlehrbücher, 7. Aufl., Verlag C. H. Beck, München<br />
2004<br />
FEZER, K.-H.: Lauterkeitsrecht. Kommentar zum Ge-<br />
setz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG), Band<br />
2: §§ 5-22 UWG, Verlag C. H. Beck, München 2005<br />
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Betrachtung <strong>der</strong> Zulässigkeit von unverlangt<br />
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Kovac, Hamburg 2003<br />
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Mit Preisangabenverordnung, Kommentar, Verlag C.<br />
H. Beck, München 2004<br />
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Schmidt, Köln 2005<br />
JANISCH, S.: Online Werbung. Wettbewerbsrecht-<br />
liche Beurteilung von Werbeformen im Internet,<br />
Verlag Dr. Kovac, Hamburg 2004<br />
KÖHLER, DR. H./PIPER, DR. H.: Gesetz gegen den<br />
unlauteren Wettbewerb: mit Preisangabenver-<br />
ordnung, Kommentar, 3. Aufl., Verlag C. H. Beck,<br />
München 2002<br />
KRIMPHOVE, PROF. DR. D.: Die UWG-Reform. Das<br />
neue Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb,<br />
Haufe Verlag, Freiburg 2004<br />
KÜHLMANN/KÄßLER-PAWELKA/WENGERT/KUR-<br />
TENBACH: Marketing für Finanzdienstleistungen.<br />
Mit Beson<strong>der</strong>heiten für Banken, Versicherungen,<br />
Bausparkassen und Investmentfonds, Fritz Knapp<br />
Verlag, Frankfurt am Main 2002<br />
LETTL, T.: Das neue UWG, Verlag C. H. Beck, München<br />
2004<br />
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PALANDT: Bürgerliches Gesetzbuch, Kommentar, 66.<br />
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8
Schutz <strong>der</strong> Verbraucher vor Werbung für<br />
Finanzdienstleistungen<br />
PIPER, DR. H./OHLY, DR. A.: Gesetz gegen den un-<br />
lauteren Wettbewerb mit Preisangabenverordnung,<br />
Kommentar, 4. Aufl., Verlag C. H. Beck, München<br />
2006<br />
SPINDLER/SCHMITZ/GEIS: TDG. Teledienstegesetz,<br />
Teledienstedatenschutz-gesetz, Signaturgesetz,<br />
Kommentar, Verlag C. H. Beck, München 2004<br />
STECKLER B./PEPELS W.: Das Recht im Direktmarke-<br />
ting. Eine Einführung in die wichtigsten rechtlichen<br />
Aspekte, Erich Schmidt Verlag, Berlin 2006<br />
WILMER, PROF. DR. T./HAHN, H. J. T.: Fernabsatz-<br />
recht mit Finanzdienstleistungs- , Versicherungsund<br />
Haustürgeschäfterecht, Kommentar, ., neu<br />
überarbeitete Aufl., C. F. Müller Verlag, Heidelberg<br />
2005<br />
WIMMER K./STÖCKL-PUKALL E.: Die Preisangabenverordnung<br />
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nach geltendem und künftigem Recht, Verlag C. H.<br />
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DOMBEK, DR. B.: Rechtsdienstleistung nebenbei?,<br />
JURNAL /2007, S.<br />
GRIGOLEIT, DR. H. CH.: Rechtsfolgenspezifische<br />
Analyse „beson<strong>der</strong>er“ Informationspflichten am<br />
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HOEREN, PROF. DR. T.: Das Telemediengesetz, Neue<br />
Juristische Wochenschrift 2007, S. 80<br />
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KÖHLER, H.: Kopplungsangebote (einschließlich<br />
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Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht<br />
2003, S. 729<br />
LETTL, T.: Der Schutz <strong>der</strong> Verbraucher nach <strong>der</strong> UWG-<br />
Reform, Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht<br />
2004, S. 449<br />
LETTL, T.: Die AGB-rechtliche Relevanz einer Option<br />
in <strong>der</strong> formularmäßigen Einwilligungserklärung zur<br />
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200 . S. 42<br />
RADEMACHER, U./RACZINSKI, B: Wettbewerbswidrige<br />
Werbung von Finanzermittlern – Beispiele<br />
aus <strong>der</strong> Praxis -, Gewerblicher Rechtsschutz und<br />
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SACK, DR. R.: Regierungsentwurf einer UWG-Novelle<br />
– ausgewählte Probleme, Der Betriebs-Berater<br />
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SCHWAB, F.: Denn sie wissen, was sie tun – notwendige<br />
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des Anreißens bei unaufgefor<strong>der</strong>tem Ansprechen<br />
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Rechtsschutz und Urheberrecht 2002, S. 579<br />
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E-Commerce, Betriebs-Berater 2003, S. 2469
Die Preisträger<br />
<strong>der</strong> Wissenschaftspreise 1997 bis 2007
Die Preisträger<br />
des Wissenschaftspreises 2007<br />
Von links nach rechts: Dr. Michael Schulte (<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong>), Dr. Jürgen Born,<br />
Dr. Laura Kästner, Falk Strotebeck, Monika Wittenberg, Tobias Grapentin<br />
84
Die Preisträger<br />
<strong>der</strong> Wissenschaftspreise 1997 bis 2006<br />
Tülin Aynur ..................................... 1999<br />
Minh Banh ...................................... 2003<br />
Angelika Barann ............................ 2006<br />
Dr. Joachim Bonn .......................... 1998<br />
Arkadiusz Brand ............................ 2005<br />
Heiko Ciesinski .............................. 2000<br />
Axel Dewitz .................................... 2003<br />
Timm Dolezych .............................. 2002<br />
Verena Dvorak ............................... 2003<br />
Christian Egtved ............................ 2004<br />
Jennifer Ellerbrock ....................... 2001<br />
Dr. Peter Fehr ................................. 1999<br />
Stefan Feuerstein .......................... 2004<br />
Martin Gräbe ................................. 1997<br />
Holger Hausmann ......................... 2003<br />
Dr. Martin Hebler ........................... 2001<br />
Michael Hegemann ....................... 2005<br />
Arne Helfer ..................................... 1997<br />
Dr. Andreas Horsch ....................... 2006<br />
Carsten Hubensack ....................... 2006<br />
Anne Kampmann .......................... 2004<br />
Dr. Michael Kersting ..................... 2001<br />
Birgit Krchov .................................. 2001<br />
Volker Kruse .................................. 1997<br />
Tim Lange ...................................... 2000<br />
Dr. Stefan Lilischkis ...................... 2000<br />
Christian Loose ............................. 2002<br />
Christian Mehrens ........................ 2004<br />
Kaj Ulrich Meys ............................. 1998<br />
Diana Mikulec ................................ 1998<br />
Dr. Jochen Nachtwey .................... 1997<br />
Pascal Nevries ............................... 2000<br />
Frank Osterhoff ............................. 1999<br />
Dr. Jens Udo Prager ...................... 2002<br />
Christoff Rössel ............................. 1997<br />
Hauke Schinkel .............................. 2001<br />
Dr. Harald Schoelen ...................... 2003<br />
Stephanie Schreiber ..................... 2002<br />
Klaus Segbers................................ 1999<br />
Martina Simon ............................... 1999<br />
Jan Philipp Soennecken .............. 2002<br />
Dr. Karl-Heinz Storchmann .......... 1998<br />
Karsten Thielmann ....................... 1998<br />
André Vesper ................................. 2000<br />
Raphael Weller .............................. 2005<br />
Daniel Wissing .............................. 2005<br />
Volker Maximilian Wladarz .......... 2006<br />
Dr. Tobias Zimmermann ............... 2006
Die Preisträger <strong>der</strong> Wissenschaftspreise 1997 bis 2006<br />
Die Preisträger <strong>der</strong> Wissenschaftspreise 2006<br />
Preisverleihung vom 22. Juni 2007<br />
Angelika Barann<br />
geboren am 12. April 1983<br />
86<br />
Entgeltregulierung nach dem neuen EnWG unter beson<strong>der</strong>er<br />
Berücksichtigung <strong>der</strong> Anreizregulierung<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Herbst 2006<br />
bei Professor Dr. Peter Oligmüller<br />
Fachbereich Wirtschaftsrecht<br />
Fachhochschule Gelsenkirchen, Abteilung <strong>Recklinghausen</strong><br />
Dr. Andreas Horsch<br />
geboren am 7. Mai 1966<br />
Rating und Regulierung - Eine ökonomische Analyse von<br />
Entwicklungsprozessen rating-basierter und rating-gerichteter Regulierung<br />
Habilitationsschrift, eingereicht im Dezember 2006<br />
in <strong>der</strong> Fakultät für Wirtschaftswissenschaft <strong>der</strong><br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Casten Hubensack<br />
geboren am 3. Mai 1979<br />
Die Höhe des ökonomischen Kapitals für Adressrisiken bei Verwendung<br />
von Kreditportfoliomodellen anstelle des Baseler IRB-Ansatzes<br />
- Ein empirischer Vergleich<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2006<br />
bei Professor Dr. Andreas Pfingsten<br />
Institut für Kreditwesen<br />
Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />
Volker Maximilian Wladarz<br />
geboren am 17. April 1980<br />
Regionale Innovationssysteme<br />
- Theoretische Grundlagen und Anwendungen auf das Ruhrgebiet<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2006<br />
bei Professor Dr. Helmut Karl<br />
Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Dr. Tobias Zimmermann<br />
geboren am 29. September 1976<br />
Reale Konjunkturzyklen, Effizienzlöhne und die Rolle von Ölpreisschocks<br />
- Eine theoretische und empirische Analyse für die Bundesrepublik Deutschland<br />
Doktorarbeit, eingereicht im Sommer 2006<br />
bei Professor Dr. Wim Kösters<br />
Lehrstuhl für Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />
Ruhr-Universität Bochum
Die Preisträger <strong>der</strong> Wissenschaftspreise 2005<br />
Preisverleihung vom 4. August 2006<br />
Arkadiusz Brand<br />
geboren am 5. Februar 1980<br />
Regionale Innovationsdynamik<br />
- Theoretische Grundlagen und empirische Fallstudie in den Bundeslän<strong>der</strong>n<br />
Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2005<br />
bei Professor Dr. Helmut Karl<br />
Lehrstuhl für Wirtschafts- und Finanzpolitik<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Michael Hegemann<br />
geboren am 1. Mai 1980<br />
Vermögenspreisentwicklung und Geldpolitik<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2005<br />
bei Professor Dr. Wim Kösters<br />
Lehrstuhl für Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Raphael Weller<br />
geboren am 4. März 1978<br />
Das Exit-Verhalten institutioneller Private-Equity-Geber in Deutschland<br />
- Eine empirische Analyse von Secondary Purchases<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2005<br />
bei Professor Dr. Stephan Paul<br />
Lehrstuhl für Finanzierung und Kreditwirtschaft<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Daniel Wissing<br />
geboren am 20. Februar 1978<br />
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2008<br />
Strategien zur Ausrichtung <strong>der</strong> <strong>Sparkasse</strong>n-Finanzgruppe im Konsumentenkreditgeschäft<br />
- Eine kritische Analyse<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Winter 2004/05<br />
bei Professor Dr. Andreas Pfingsten<br />
Institut für Kreditwesen<br />
Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />
87
Die Preisträger <strong>der</strong> Wissenschaftspreise 1997 bis 2006<br />
Die Preisträger <strong>der</strong> Wissenschaftspreise 2004<br />
Preisverleihung vom 1. Juli 2005<br />
Christian Egtved<br />
geboren am 12. Juni 1976<br />
88<br />
Die Entgelte <strong>der</strong> Kreditinstitute<br />
- Eine Untersuchung anhand einiger Grundsatzurteile des Bundesgerichtshofes<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2004<br />
bei Professor Dr. Ralf-Michael Marquardt<br />
Fachbereich Wirtschaftsrecht<br />
Fachhochschule Gelsenkirchen, Abteilung <strong>Recklinghausen</strong><br />
Stefan Feuerstein<br />
geboren am 10. Oktober 1978<br />
Aufbau Ostdeutschland<br />
- Eine Bilanz aus regionalökonomischer Sicht<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2004<br />
bei Professor Dr. Helmut Karl<br />
Lehrstuhl für Wirtschafts- und Finanzpolitik<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Anne Kampmann<br />
geboren am 14. Februar 1978<br />
Stellt die Bestellung eines konservativen Zentralbankpräsidenten<br />
eine wirksame Lösung des Problems <strong>der</strong> Zeitinkonsistenz <strong>der</strong> Geldpolitik dar?<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2004<br />
bei Professor Dr. Wim Kösters<br />
Lehrstuhl für Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Christian Mehrens<br />
geboren am 8. November 1976<br />
Institutsübergreifende Bankenfusion<br />
- Eine kritische Analyse unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung <strong>der</strong> Informationsökonomik<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Winter 2003/04<br />
bei Professor Dr. Andreas Pfingsten<br />
Institut für Kreditwesen<br />
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Die Preisträger <strong>der</strong> Wissenschaftspreise 2003<br />
Preisverleihung vom 28. Mai 2004<br />
Minh Banh<br />
geboren am 20. Februar 1979<br />
Die Bemessung <strong>der</strong> Eigenkapitalunterlegung von Kreditrisiken des<br />
Retail-Portfolios nach Basel II<br />
- Eine empirische Analyse am Beispiel einer Privatkundenbank<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Winter 2003/04 bei<br />
Professor Dr. Stephan Paul<br />
Lehrstuhl für Finanzierung und Kreditwirtschaft<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Axel Dewitz<br />
geboren am 23. April 1976<br />
Die Sanierung von Kreditgenossenschaften<br />
- Eine agencytheoretische Untersuchung<br />
Diplomarbeit, eingereicht im November 2002<br />
bei Professor Dr. Andreas Pfingsten<br />
Institut für Kreditwesen<br />
Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />
Verena Dvorak<br />
geboren am 27. August 1978<br />
US-Lease<br />
- Chancen und Risiken eines Finanzierungsinstrumentes des kommunalen Haushalts<br />
Diplimarbeit, eingereicht im Winter 2003/2004<br />
bei Professor Dr. Ralf-Michael Marquardt<br />
Lehrstuhl für internationales Wirtschaftsrecht und Rechtsvergleichung<br />
Fachhochschule Gelsenkirchen, Abteilung <strong>Recklinghausen</strong><br />
Holger Hausmann<br />
geboren am 28. Februar 1978<br />
Sovereign Credit Ratings und die Finanzkrise in Südostasien 1997/98<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2003<br />
bei Professor Dr. Wim Kösters<br />
Lehrstuhl für Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Dr. Harald Schoelen<br />
geboren am 9. Februar 1967<br />
Arbeits- und Bildungspendler in <strong>der</strong> Region Nie<strong>der</strong>rhein<br />
- Eine empirische Analyse <strong>der</strong> Pendlerverflechtungen und <strong>der</strong> grenzüberschreitenden<br />
Arbeitsmobilität in die Nie<strong>der</strong>lande<br />
Doktorarbeit, veröffentlicht im Dezember 2003<br />
bei Professor Dr. Helmut Karl<br />
Lehrstuhl Wirtschaftspolitik<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
& Ruhr-Forschungsinstitut für Innovations- und Strukturpolitik<br />
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2008<br />
89
Die Preisträger <strong>der</strong> Wissenschaftspreise 1997 bis 2006<br />
Die Preisträger <strong>der</strong> Wissenschaftspreise 2002<br />
Preisverleihung vom 27. Mai 2003<br />
Timm Dolezych<br />
geboren am 25. Januar 1976<br />
90<br />
Ansätze zur Berücksichtigung längerfristigen Wachstums in <strong>der</strong> Unternehmensbewertung<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Winter 2001/02<br />
bei Professor Dr. Stephan Paul<br />
Lehrstuhl für Finanzierung und Kreditwirtschaft<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Christian Loose<br />
geboren am 11. Oktober 1975<br />
Auswirkungen <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> aufsichtsrechtlichen Behandlung von<br />
Mortgage Backed Securities auf <strong>der</strong>en Vorteilhaftigkeit<br />
- Eine Analyse von Theorie und Praxis<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2002<br />
bei Professor Dr. Andreas Pfingsten<br />
Institut für Kreditwesen<br />
Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />
Dr. Jens Udo Prager<br />
geboren am 17. Februar 1971<br />
Nachhaltige Umgestaltung <strong>der</strong> kommunalen Abwasserentsorgung<br />
- Eine ökonomische Analyse innovativer Entsorgungskonzepte<br />
Doktorarbeit, eingereicht im Winter 2001/02<br />
bei Professor Dr. Helmut Karl<br />
Lehrstuhl für Wirtschafts- und Finanzpolitik<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Stephanie Schreiber<br />
geboren am 3. Januar 1976<br />
Öffentliche För<strong>der</strong>ung kleiner und mittlerer Unternehmen<br />
- Dargestellt und kritisch beleuchtet an einem För<strong>der</strong>verfahren zur Existenzgründung<br />
eines Technologieunternehmens<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2002<br />
bei Professor Dr. Rolf Hermes<br />
Fachbereich Wirtschaftsrecht<br />
Fachhochschule Gelsenkirchen, Abteilung <strong>Recklinghausen</strong><br />
Jan Philipp Soennecken<br />
geboren am 30. März 1977<br />
Die Aufenthaltsdauer von Migranten im Gastland<br />
- Eine Analyse am Beispiel <strong>der</strong> EU-Osterweiterung<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Frühjahr 2003<br />
bei Professor Dr. Wim Kösters<br />
Lehrstuhl für Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />
Ruhr-Universität Bochum
Die Preisträger <strong>der</strong> Wissenschaftspreise 2001<br />
Preisverleihung vom 8. Mai 2002<br />
Jennifer Ellerbrock<br />
geboren am 1. Februar 1976<br />
Preisstrategien im Private Banking<br />
- Vergleich und kritische Würdigung<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2001<br />
bei Professor Dr. Stephan Paul<br />
Lehrstuhl für Finanzierung und Kreditwirtschaft<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Dr. Martin Hebler<br />
geboren am 11. Februar 1969<br />
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2008<br />
Arbeitsmarkteffekte <strong>der</strong> EU-Osterweiterung<br />
- Zur Wirkung von Integration, Migration und institutionellem Wandel auf dem Arbeitsmarkt<br />
Doktorarbeit, eingereicht im Herbst 2001<br />
bei Professor Dr. Wim Kösters<br />
Lehrstuhl für Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Dr. Michael Kersting<br />
geboren am 24. Juni 1965<br />
Subterrestrische Gütertransporte in Ballungsgebieten<br />
- Ökonomische Rahmenbedingungen und Potentiale<br />
Doktorarbeit, eingereicht im Winter 2001/2002<br />
bei Professor Dr. Paul Klemmer<br />
Lehrstuhl für Wirtschafts- und Finanzpolitik<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Birgit Krchov<br />
geboren am 28. März 1974<br />
Rechtliche und organisatorische Rahmenbedingungen elektronischer Archivierungssysteme<br />
in <strong>der</strong> Auftragsabwicklung<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Winter 2000/01<br />
bei Professor Dr. Achim Müglich<br />
Lehrstuhl für Internationales Wirtschaftsrecht und Rechtsvergleichung<br />
Fachhochschule Gelsenkirchen, Abteilung <strong>Recklinghausen</strong><br />
Hauke Schinkel<br />
geboren am 5. Februar 1975<br />
Alternative Ansätze <strong>der</strong> Preisfindung für Erstemissionen innovativer Unternehmen<br />
- Eine kritische Analyse aus Sicht einer Bank<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2001<br />
bei Professor Dr. Andreas Pfingsten<br />
Institut für Kreditwesen<br />
Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />
91
Die Preisträger <strong>der</strong> Wissenschaftspreise 1997 bis 2006<br />
Die Preisträger <strong>der</strong> Wissenschaftspreise 2000<br />
Preisverleihung vom 4. Mai 2001<br />
Heiko T. Ciesinski<br />
geboren am 5. Mai 1969<br />
92<br />
Wertpapierhandel im Internet<br />
- Rechtliche Rahmenbedingungen für den Vertrieb von<br />
Investmentanteilen und Aktien im Internet<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2000<br />
bei Professor Dr. Andreas Müglich<br />
Lehrstuhl für Internationales Wirtschaftsrecht und Rechtsvergleichung<br />
Fachhochschule Gelsenkirchen, Abteilung <strong>Recklinghausen</strong><br />
Tim Lange<br />
geboren am 3. Juni 1976<br />
Spezifische Probleme des Börsengangs von Vereinen <strong>der</strong> Fußballbundesliga<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2000<br />
bei Professor Dr. Stephan Paul<br />
Lehrstuhl für Finanzierung und Kreditwirtschaft<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Dr. Stefan Lilischkis<br />
geboren am 4. April 1966<br />
Hemmnisse und För<strong>der</strong>ung von Unternehmensgründungen aus <strong>der</strong><br />
Ruhr-Universität Bochum und <strong>der</strong> University of Washington (Seattle)<br />
Doktorarbeit, eingereicht im Winter 2000/2001<br />
bei Professor Dr. Paul Klemmer<br />
Lehrstuhl für Wirtschafts- und Finanzpolitik<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Pascal Nevries<br />
geboren am 16. Juli 1975<br />
Die kurzfristige Performance von Initial Public Offerings unter beson<strong>der</strong>er<br />
Berücksichtigung <strong>der</strong> Risikoadjustierung<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Herbst 1999<br />
bei Professor Dr. Andreas Pfingsten<br />
Institut für Kreditwesen<br />
Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />
André Vesper<br />
geboren am 22. Juli 1973<br />
Das „Zwei-Säulen-Konzept“ <strong>der</strong> geldpolitischen Strategie <strong>der</strong> Europäischen Zentralbank<br />
- Darstellung und kritische Würdigung<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Frühjahr 2000<br />
bei Professor Dr. Wim Kösters<br />
Lehrstuhl für Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />
Ruhr-Universität Bochum
Die Preisträger <strong>der</strong> Wissenschaftspreise 1999<br />
Preisverleihung vom 5. Mai 2000<br />
Tülin Aynur<br />
geboren am 10. März 1969<br />
Hat die EWU Auswirkungen auf den Zentralisierungsgrad von<br />
Lohnverhandlungen und dadurch auf die Höhe <strong>der</strong> Beschäftigung?<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Frühjahr 1999<br />
bei Professor Dr. Wim Kösters<br />
Lehrstuhl für Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Dr. Peter Fehr<br />
geboren am 18. Oktober 1967<br />
Wohnbegleitende Dienstleistungen<br />
- Gestaltungsempfehlungen auf Basis einer theoretischen und empirischen<br />
Analyse von Angebot und Nachfrage in Bezug auf Sekundärleistungen <strong>der</strong><br />
unternehmerischen Wohnungswirtschaft<br />
Doktorarbeit, eingereicht im Winter 1999/2000<br />
bei Professor Dr. Joachim Süchting<br />
Lehrstuhl für Finanzierung und Kreditwirtschaft<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Frank Osterhoff<br />
geboren am 23. Februar 1966<br />
Innovations- und Technologiepolitik als Aufgabe <strong>der</strong> kommunalen Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung<br />
- Das Beispiel Essen<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Frühjahr 1998<br />
bei Professor Dr. Paul Klemmer<br />
Lehrstuhl für Wirtschafts- und Finanzpolitik<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Klaus Segbers<br />
geboren am 11. Januar 1974<br />
Berücksichtigung des Risikos in <strong>der</strong> Entlohnungsfunktion von Portfolio-Managern<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Frühjahr 1999<br />
bei Professor Dr. Andreas Pfingsten<br />
Institut für Kreditwesen<br />
Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />
Martina Simon<br />
geboren am 2. April 1969<br />
Vertragsgestaltung in DV-optimierten Geschäftsprozessen<br />
- Eine Untersuchung unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung des Einsatzes von UN/EDIFACT<br />
beim elektronischen Zahlungsverkehr<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 1999<br />
bei Professor Dr. Andreas Müglich<br />
Lehrstuhl für Internationales Wirtschaftsrecht und Rechtsvergleichung<br />
Fachhochschule Gelsenkirchen, Abteilung <strong>Recklinghausen</strong><br />
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2008<br />
93
Die Preisträger <strong>der</strong> Wissenschaftspreise 1997 bis 2006<br />
Die Preisträger <strong>der</strong> Wissenschaftspreise 1998<br />
Preisverleihung vom 28. April 1999<br />
Dr. Joachim K. Bonn<br />
geboren am 31. März 1967<br />
94<br />
Bankenkrisen und Bankenregulierung<br />
Doktorarbeit, eingereicht im Winter 1997/98<br />
bei Professor Dr. Joachim Süchting<br />
Lehrstuhl für Finanzierung und Kreditwirtschaft<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Kaj Ulrich Meys<br />
geboren am 17. September 1971<br />
Interessenkonflikte und Anreizprobleme <strong>der</strong> Bankenaufsicht<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Frühjahr 1998<br />
bei Professor Dr. Andreas Pfingsten<br />
Institut für Kreditwesen<br />
Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />
Diana Mikulec<br />
geboren am 24. Oktober 1974<br />
Die Konkurrenz zwischen dem Euro und dem US-Dollar als dominante<br />
internationale Währungen<br />
- Eine Analyse <strong>der</strong> Rolle <strong>der</strong> Finanzmärkte unter Berücksichtigung von<br />
Transaktionskosten und Netzwerkexternalitäten<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Herbst 1998<br />
bei Professor Dr. Wim Kösters<br />
Lehrstuhl für Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Dr. Karl-Heinz Storchmann<br />
geboren am 11. November 1961<br />
Auswirkungen von Mineralölsteuererhöhungen auf den öffentlichen Personennahverkehr<br />
Doktorarbeit, eingereicht im Frühjahr 1998<br />
bei Professor Dr. Paul Klemmer<br />
Lehrstuhl für Wirtschafts- und Finanzpolitik<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Karsten Thielmann<br />
geboren im Dezember 1973<br />
Provi<strong>der</strong>haftung im Internet<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 1998<br />
bei Professor Dr. Andreas Müglich<br />
Lehrstuhl für Internationales Wirtschaftsrecht und Rechtsvergleichung<br />
Fachhochschule Gelsenkirchen, Abteilung <strong>Recklinghausen</strong>
Die Preisträger <strong>der</strong> Wissenschaftspreise 1997<br />
Preisverleihung vom 17. April 1998<br />
Martin Gräbe<br />
geboren am 2. September 1969<br />
<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
Wissenschaftspreis 2008<br />
Investor Relations bei Börseneinführungen<br />
- Zur potentiellen Verdrängung fundamentaler Informationen durch Prinzipien <strong>der</strong><br />
Konsumgüterüberwachung im Falle des 1996er Börsenganges <strong>der</strong> Deutschen Telekom AG<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Frühjahr 1997<br />
bei Professor Dr. Joachim Süchting<br />
Lehrstuhl für Finanzierung und Kreditwirtschaft<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Arne Helfer<br />
geboren am 15. Juni 1972<br />
Auswirkungen <strong>der</strong> EWU auf die Arbeitslosigkeit<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Herbst 1997<br />
bei Professor Dr. Wim Kösters<br />
Lehrstuhl für Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Volker Kruse<br />
geboren am 4. Juli 1970<br />
Die Rolle <strong>der</strong> staatlichen Einlagenversicherung in <strong>der</strong> amerikanischen Savings & Loan Krise<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Frühjahr 1997<br />
bei Professor Dr. Andreas Pfingsten<br />
Institut für Kreditwesen<br />
Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />
Dr. Jochen Nachtwey<br />
geboren am 19. August 1967<br />
Institutionelle Strukturen als Auslöser persistenter Arbeitslosigkeit<br />
- Eine ökonomische Analyse für das Ruhrgebiet<br />
Doktorarbeit, eingereicht im Herbst 1997<br />
bei Professor Dr. Paul Klemmer<br />
Lehrstuhl für Wirtschafts- und Finanzpolitik<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Christoff Rössel<br />
geboren am 28. Mai 1971<br />
Cyber Money<br />
- Rahmenbedingungen für Wirtschaft und Verbraucher<br />
Diplomarbeit, eingereicht im Herbst 1997<br />
bei Professor Dr. Achim Albrecht<br />
Lehrstuhl für Internationales Privatrecht<br />
Fachhochschule Gelsenkirchen, Abteilung <strong>Recklinghausen</strong><br />
95
Die Kooperation mit <strong>der</strong> Wissenschaft hat für die <strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
traditionell eine große Bedeutung. So bestehen seit vielen Jahren enge Kontakte zu<br />
den bankwissenschaftlichen Lehrstühlen an den Universitäten in Bochum und Münster<br />
sowie dem Fachbereich Wirtschaftsrecht <strong>der</strong> Fachhochschulabteilung <strong>Recklinghausen</strong>.<br />
Neben <strong>der</strong> Gewinnung leistungsfähiger wissenschaftlicher Nachwuchskräfte steht<br />
dabei auch <strong>der</strong> unmittelbare Know-how-Transfer zur Lösung von Problemen in <strong>der</strong><br />
Praxis im Mittelpunkt des Interesses. Planerische Entscheidungen werden künftig im<br />
Hinblick auf die immer komplexer werdenden Fragestellungen durch Globalisierung<br />
und technologiebetriebenen Innovationen vermehrt auf wissenschaftliche Lösungsbeiträge<br />
angewiesen sein.<br />
Hinzu kommt, dass die För<strong>der</strong>ung von Wissenschaft, Kunst und Kultur auch allgemein<br />
zu den wichtigen gesellschaftspolitischen Anliegen <strong>der</strong> deutschen <strong>Sparkasse</strong>norganisation<br />
gehört<br />
Mit <strong>der</strong> Dotierung von fünf För<strong>der</strong>preisen trägt die <strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />
diesen Zielsetzungen aktiv Rechnung. Geför<strong>der</strong>t werden sollen sehr gute bzw. gute<br />
Diplom- o<strong>der</strong> Doktorarbeiten, die sich mit bank- und bzw. sparkassenspezifischen<br />
Themenstellungen beschäftigen und in beson<strong>der</strong>er Weise eine Verbindung zwischen<br />
Theorie und Praxis darstellen.<br />
Die Nominierung <strong>der</strong> geför<strong>der</strong>ten Arbeiten erfolgt durch ausgewählte wissenschaftliche<br />
Lehrstühle, zu denen inhaltliche o<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>e regionale Anknüpfungspunkte<br />
bestehen. Durch die Auswahl <strong>der</strong> Lehrstühle soll gleichzeitig eine gewisse Breite <strong>der</strong><br />
Themenstellungen erreicht werden, um so auch einem möglichst großen Leserkreis<br />
eine interessante und anregende Lektüre zu bieten. Kurzfassungen <strong>der</strong> Arbeiten<br />
werden im Rahmen <strong>der</strong> vorliegenden Broschüre einer breiten Öffentlichkeit zugänglich<br />
gemacht