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Wissenschaftsförderung der Sparkasse Vest Recklinghausen

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<strong>Wissenschaftsför<strong>der</strong>ung</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

Die Preisträger<br />

Performance von Banken und Bankensystemen<br />

und ihre Einflussfaktoren<br />

– Eine theoretische und empirische Analyse für Europa<br />

Dr. Laura Kästner Seite 9<br />

Stakehol<strong>der</strong>-Management von <strong>Sparkasse</strong>n<br />

im Spiegel <strong>der</strong> Geschäftsberichte<br />

– Systematische Bestandsaufnahme und kritische Bewertung<br />

Dipl.-Kaufmann Tobias Grapentin Seite 21<br />

Monitoring public debt management<br />

in the European Monetary Union<br />

– An external benchmark approach<br />

Dr. Jürgen Born Seite 39<br />

Regionale Innovationsnetzwerke<br />

– Beispiel Ruhrgebiet<br />

Dipl.-Ökonom Falk Strotebeck Seite 47<br />

Schutz <strong>der</strong> Verbraucher<br />

vor Werbung für Finanzdienstleistungen<br />

Dipl.-Wirtschaftsjuristin Monika Wittenberg Seite 65


<strong>Wissenschaftsför<strong>der</strong>ung</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

Die Preisträger


Herausgeber:<br />

<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

Herzogswall 5<br />

45657 <strong>Recklinghausen</strong>


Inhalt<br />

Performance von Banken und Bankensystemen<br />

und ihre Einflussfaktoren<br />

– Eine theoretische und empirische Analyse für Europa<br />

Dr. Laura Kästner Seite 9<br />

Stakehol<strong>der</strong>-Management von <strong>Sparkasse</strong>n<br />

im Spiegel <strong>der</strong> Geschäftsberichte<br />

– Systematische Bestandsaufnahme und kritische Bewertung<br />

Dipl.-Kaufmann Tobias Grapentin Seite 21<br />

Monitoring public debt management<br />

in the European Monetary Union<br />

– An external benchmark approach<br />

Dr. Jürgen Born Seite 39<br />

Regionale Innovationsnetzwerke<br />

– Beispiel Ruhrgebiet<br />

Dipl.-Ökonom Falk Strotebeck Seite 47<br />

Schutz <strong>der</strong> Verbraucher<br />

vor Werbung für Finanzdienstleistungen<br />

Dipl.-Wirtschaftsjuristin Monika Wittenberg Seite 65


<strong>Wissenschaftsför<strong>der</strong>ung</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

Kontinuität und Innovation sind zwei wesentliche Pfeiler unserer Geschäftspolitik. Kontinuität<br />

bedeutet vor allem in unseren Kundenbeziehungen berechenbarer und verlässlicher<br />

Partner zu sein. Oft über viele Jahre dauernde Beratung und Betreuung unserer Kunden<br />

durch bekannte Mitarbeiter schaffen die Vertrauensbasis für eine dauerhafte erfolgreiche<br />

Zusammenarbeit. Kontinuität und Verlässlichkeit gilt es aber auch insgesamt in <strong>der</strong><br />

Geschäftspolitik und gegenüber unseren weiteren externen Partnern sicher zu stellen. Innovationsbereitschaft<br />

und –fähigkeit gewährleisten hierbei, dass die <strong>Sparkasse</strong> attraktiver<br />

und mo<strong>der</strong>ner Partner bleibt. Innovationsbereitschaft setzt Aufgeschlossenheit gegenüber<br />

neuen Entwicklungen – auch in übergeordneten Themengebieten – voraus.<br />

Die im Jahr 1997 erstmals ausgeschriebenen Wissenschaftspreise <strong>der</strong> <strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong><br />

<strong>Recklinghausen</strong> sind ein gutes Beispiel für die gelungene Symbiose aus Kontinuität und<br />

Innovation. Wir setzen diese Tradition auch in diesem Jahr fort und freuen uns, wie<strong>der</strong> fünf<br />

Preisträger für ihre sehr guten Diplom- o<strong>der</strong> Doktorarbeiten auszeichnen zu können.<br />

Wir verstehen uns dabei als Bindeglied zwischen Wissenschaft und Praxis. Denn trotz <strong>der</strong><br />

dynamischen Entwicklung von bilateralen Netzwerken in den letzen Jahren besteht nach<br />

wie vor Handlungsbedarf, dass große Innovationspotenzial <strong>der</strong> Hochschulen noch besser zu<br />

nutzen. Um dieses Ziel zu erreichen, wollen wir die Wissenschaftspreise <strong>der</strong> <strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong><br />

<strong>Recklinghausen</strong> nachhaltig etablieren und weiterentwickeln. Hierzu laden wir alle Beteiligten<br />

gerne ein, mit uns gemeinsam diesen Gedanken voranzutreiben.<br />

Wir danken den Preisträgern für Ihre außergewöhnlich gelungenen Beiträge sowie den<br />

Lehrstühlen, ohne die diese Preisverleihung nicht möglich ist.<br />

5


Die Themen:<br />

Nachfolgend ein kurzer Überblick über die Themen, mit denen sich die diesjährigen Preisträger<br />

<strong>der</strong> <strong>Wissenschaftsför<strong>der</strong>ung</strong> <strong>der</strong> <strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong> befasst haben:<br />

Die erste bankwissenschaftliche Arbeit setzt sich mit dem Thema „Performance von Banken<br />

und Banksystemen und ihre Einflussfaktoren“ auseinan<strong>der</strong>. Die Dissertation, eingereicht am<br />

Lehrstuhl für Finanzierung und Kreditwirtschaft an <strong>der</strong> Ruhr-Universität Bochum, analysiert<br />

die Erträge deutscher Banken im europäischen Vergleich und setzt sich kritisch mit dem Drei-<br />

Säulen-Prinzip in <strong>der</strong> deutschen Kreditwirtschaft auseinan<strong>der</strong>. Autorin: Dr. Laura Kästner<br />

Mit dem Stakehol<strong>der</strong>-Management von <strong>Sparkasse</strong>n im Spiegel ihrer Geschäftsberichte<br />

beschäftigt sich die zweite bankwissenschaftliche Arbeit, die am Institut für Kreditwesen<br />

- Westfälische Wilhelms-Universität Münster eingereicht wurde. Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Ausarbeitung<br />

steht die Fragestellung, ob es den <strong>Sparkasse</strong>n gelingt, ihren öffentlichen Auftrag zu<br />

erfüllen und welcher Bedeutung dabei ein verifiziertes Reporting zukommt, das insbeson<strong>der</strong>e<br />

die Privatisierungsfolgen verdeutlicht. Autor: Dipl. Kaufmann Tobias Grapentin<br />

Auch bei den volkswirtschaftlichen Themenstellungen wurde in diesem Jahr wie<strong>der</strong> eine<br />

Dissertation ausgewählt. Der Autor analysiert das staatlichen Schuldenmanagement in<br />

<strong>der</strong> Europäischen Währungsunion (EWU) und stellt hierzu einen supranationalen Monitoring-Mechanismus<br />

vor. Den Marktteilnehmern wird erstmals ein Instrument an die Hand<br />

gegeben, das es ihnen ermöglicht, das staatliche Schuldenmanagement <strong>der</strong> EWU-Mitgliedsstaaten<br />

von nationalen Präferenzen unabhängig aus einer europäischen Perspektive zu<br />

evaluieren. Nominiert wurde diese Dissertation vom Lehrstuhl für Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />

<strong>der</strong> Ruhr-Universität Bochum. Autor: Dr. Jürgen Born<br />

Mit regionalen Innovationsnetzwerken setzt sich die zweite volkswirtschaftliche Arbeit<br />

auseinan<strong>der</strong>. Diese zeigt auf, wie sich das Ruhrgebiet im aktuellen Technologiewettbewerb<br />

behauptet. Hierzu wird auf Basis einer Netzwerkanalyse die Biotechnologiebranche in Nordrhein-Westfalen<br />

analysiert. Diese Diplomarbeit wurde von <strong>der</strong> Ruhr-Universität Bochum nominiert.<br />

Eingereicht wurde sie am Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik. Neben den theoretischen<br />

Grundlagen und einer Situationsanalyse erfolgt auch ein Ausblick auf die Auswirkungen einer<br />

Konzentration auf die Biotechnologiebranche. Autor: Dipl. Ökonom Falk Strotebeck<br />

Ein weiteres, mehr als aktuelles Thema ist Gegenstand <strong>der</strong> ausgewählten Arbeit des<br />

Fachbereichs Wirtschaftsrecht <strong>der</strong> Fachhochschulabteilung <strong>Recklinghausen</strong>. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

die rasante Entwicklung des Online-Werbeaufkommens von Direktbanken wirft die Frage<br />

nach dem „Schutz <strong>der</strong> Verbraucher vor Werbung für Finanzdienstleistungen“ auf. Ziel <strong>der</strong><br />

Diplomarbeit ist es, die Werbung für Finanzdienstleistungen einer wettbewerbsrechtlichen<br />

Beurteilung zu unterziehen und dabei die verbraucherrechtlichen Schutzmöglichkeiten<br />

aufzuzeigen und zu beurteilen. Autorin: Dipl. Wirtschaftsjuristin Monika Wittenberg<br />

7


Dr. Laura Kästner<br />

geboren am 30. Juni 1979<br />

Performance von Banken und Bankensystemen<br />

und ihre Einfl ussfaktoren<br />

– Eine theoretische und empirische<br />

Analyse für Europa<br />

Doktorarbeit, eingereicht im Frühjahr 2008<br />

bei Professor Dr. Stephan Paul<br />

Lehrstuhl für Finanzierung und Kreditwirtschaft<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Das Jahr 2007 wird wohl als das Jahr <strong>der</strong> Subprime-Krise in die Finanzgeschichte<br />

eingehen. Kaum eine Großbank, die nicht erhebliche Marktwertverluste<br />

hinnehmen musste. Auch die Frage <strong>der</strong> Rentabilität und Stabilität<br />

von Bankensystemen wird in diesem Zusammenhang diskutiert.<br />

Um so aktueller präsentiert sich die hier vorliegende Arbeit, die die Performance<br />

deutscher Banken im europäischen Vergleich analysiert. Der Performance-Begriff<br />

orientiert sich hierbei am sogenannten Stakehol<strong>der</strong>-Ansatz,<br />

<strong>der</strong> die Eigentümer-, Kunden-, Arbeitnehmer- und öffentlichen Interessen<br />

integriert betrachtet. Dabei fokussiert sich die Betrachtung insbeson<strong>der</strong>e<br />

auf die drei Säulen <strong>der</strong> Kreditwirtschaft und geht <strong>der</strong> Frage nach, ob die Performance<br />

vorrangig auf Bankebene, o<strong>der</strong> eher vom institutionellen Rahmen<br />

bestimmt wird.<br />

Resümiert wird, dass vor allem eine hohe Marktkonzentration, privates<br />

Eigentum sowie die private Rechtsform eine höhere Rentabilität bedingen.<br />

Dies gehe ebenfalls mit einer höheren Kundenzufriedenheit, Arbeitnehmerleistung<br />

sowie höheren volkswirtschaftlichen Performance einher. Da<br />

die bankengruppenspezifi schen institutionellen Merkmale als Haupteinfl<br />

ussfaktoren identifi ziert werden, lässt sich schließen, dass die durch diese<br />

Merkmale geprägte Säulenstruktur sowie diesbezügliche Verän<strong>der</strong>ungsprozesse<br />

die Performance maßgeblich bestimmen. Die Verantwortung für<br />

vorteilhafte Verän<strong>der</strong>ungen läge somit nicht allein bei <strong>der</strong> einzelnen Bank,<br />

son<strong>der</strong>n fände sich auf übergeordneter (politischer) Ebene. So wird durch<br />

die Autorin vor allem die Privatisierung des <strong>Sparkasse</strong>nsektors und an<strong>der</strong>er<br />

öffentlicher Banken sowie <strong>der</strong> Abbau an<strong>der</strong>er Konsolidierungshemmnisse<br />

als sinnvoll angesehen, um die Performance des deutschen Bankensektors<br />

zu steigern. Eine umstrittene These, die bisher insbeson<strong>der</strong>e durch die<br />

deutschen Großbanken vorgetragen wurde und die in <strong>der</strong> aktuellen Diskussion<br />

um die Novellierung des <strong>Sparkasse</strong>ngesetzes von Nordrhein-Westfalen<br />

und den darin enthaltenen möglichen Privatisierungstendenzen an Brisanz<br />

gewinnt.


Performance von Banken und Bankensystemen und ihre Einfl ussfaktoren<br />

– Eine theoretische und empirische Analyse für Europa<br />

1 Einführung in die Problemstellung und Motivation <strong>der</strong> Arbeit<br />

Im europäischen Vergleich wird den deutschen Banken seit geraumer Zeit von nationaler,<br />

aber auch internationaler Seite eine geringe Performance attestiert. Diese Gegenüberstellungen<br />

basieren häufi g auf Maßen wie <strong>der</strong> Rentabilität o<strong>der</strong> Effi zienz – Maße, bei denen das<br />

deutsche Bankensystem trotz des aktuellen Aufwärts trends im internationalen Vergleich<br />

zumeist auf den hintersten Plätzen liegt, wie Abbildung 1 beispielhaft anhand <strong>der</strong> Eigenkapitalrentabilität<br />

vor Steuern verdeutlicht.<br />

Abbildung 1: Eigenkapitalrendite vor Steuern für ausgewählte europäische Bankensysteme 1<br />

Die Diskussion über die Gründe für das schwache Abschneiden <strong>der</strong> deutschen Banken<br />

fokussiert auf die Säulenstruktur <strong>der</strong> Kreditwirtschaft und damit verbundene Charakteristika,<br />

die Konsolidierungsprozesse hemmen. In vielen europäischen Län<strong>der</strong>n wurden in den<br />

vergangenen Jahren Reformen durchgeführt, die sich auf die Schaffung effi zienter und fl exibler<br />

Strukturen sowie die nachhaltige Stärkung <strong>der</strong> Institute im Bankenmarkt richten. Der<br />

Schwerpunkt <strong>der</strong> Deregulierung lag dabei vielfach auf den öffentlichen Kreditinstituten bzw.<br />

dem <strong>Sparkasse</strong>nsektor. Hingegen sind die Strukturen im deutschen öffentlich-rechtlichen<br />

Bankensektor bislang unangetastet geblieben, sodass die Liberalisierung des Bankensystems<br />

in Deutschland insgesamt weniger umfassend ausfi el als in an<strong>der</strong>en europäischen<br />

Län<strong>der</strong>n.<br />

Infolge <strong>der</strong> durchgeführten Reformen brachen traditionell bestehende Strukturen in <strong>der</strong><br />

Kreditwirtschaft auf. Mittlerweile kennzeichnet nur noch wenige Bankensysteme ein ausgeprägtes<br />

Säulengebilde, bestehend aus privaten Geschäftsbanken, <strong>Sparkasse</strong>n und Genossenschaftsbanken,<br />

wie es für Deutschland charakteristisch ist. Diese Säulenstruktur und <strong>der</strong><br />

mangelnde Reformeifer, insbeson<strong>der</strong>e das Festhalten an öffentlich-rechtlichen Banken, werden<br />

immer wie<strong>der</strong> für die insgesamt vergleichs weise schwache Ertragslage des deutschen<br />

Banken systems verantwortlich gemacht. Aufgrund <strong>der</strong> rigiden Säulenstruktur können die<br />

hiesigen Institute bei den die europäische Bankenlandschaft prägenden Konsolidierungsprozessen<br />

nicht in gleicher Weise mitwirken wie ihre europäische Konkurrenz, sodass sich<br />

die meisten deutschen Banken damit abfi nden müssen, international zweitklassig zu bleiben.<br />

Dadurch wird es für sie immer schwerer, sich im zunehmend international geprägten<br />

Wettbewerb gegenüber <strong>der</strong> Konkurrenz zu behaupten, um nicht weiter ins Hintertreffen zu<br />

1 Darstellung auf Basis <strong>der</strong> Angaben in International Monetary Fund (200 b, 200 , 2006).<br />

10


<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

Wissenschaftspreis 2008<br />

geraten. Diese Meinung wird nicht nur von den privaten Banken vertreten, die ihre Position<br />

durch den staatlichen Schutz und die Bevorzugung <strong>der</strong> <strong>Sparkasse</strong>n verschlechtert sehen.<br />

Auch Vertreter <strong>der</strong> Wissenschaft, Politiker und ihre Berater auf nationaler und europäischer<br />

Ebene sprechen sich für eine Öffnung des deutschen <strong>Sparkasse</strong>nsektors aus. Der ins Visier<br />

genommene <strong>Sparkasse</strong>nsektor selbst sieht die schwache Performance im Lager <strong>der</strong> privaten<br />

Banken begründet. Deren fehlende o<strong>der</strong> nicht erfolgreiche strategische Positionierung<br />

sowie Fokussierung – und nicht etwa die Säulenstruktur mit ihren Eigenarten – werden für<br />

das vergleichsweise schlechte Abschneiden verantwortlich gemacht.<br />

Die Arbeit nimmt diese anhaltend kontrovers geführte Debatte über die Gründe für das<br />

schwache Abschneiden deutscher Kreditinstitute im internationalen Vergleich als Ausgangspunkt<br />

für eine Untersuchung <strong>der</strong> Performance <strong>der</strong> Banken in Europa. Untersuchungsobjekte<br />

sind die Banken <strong>der</strong> EU-15-Län<strong>der</strong> sowie <strong>der</strong> Schweiz (CH) im Zeitraum von 1998 bis<br />

2005. Angesichts deutlicher Performance-Unterschiede <strong>der</strong> betrachteten Banken stellt sich<br />

die Frage, welche Faktoren dafür ursächlich sind. Daher gilt es, die relevanten Performance-<br />

Determinanten und ihre Auswirkungen zu ergründen. Können die wesentlichen Einflussfaktoren<br />

sowie ihre Wirkungsrichtung auf die Performance <strong>der</strong> Banken identifiziert werden,<br />

so lassen sich darauf basierend Ansatzpunkte zur Performance-Verbesserung ableiten.<br />

Denn es wird schließlich nur denjenigen Banken gelingen, sich im zunehmend international<br />

geprägten Wettbewerb zu behaupten, die eine solide Performance vorweisen. In diesem<br />

Zusammenhang ist es von beson<strong>der</strong>er Bedeutung, ob in erster Linie divergierende institutionelle<br />

Rahmenbedingungen o<strong>der</strong> Marktstrukturen – und damit Systembedingungen – für<br />

Performance-Unterschiede entscheidend sind, o<strong>der</strong> ob primär institutsspezifische Charakteristika,<br />

wie etwa die Geschäftsausrichtung o<strong>der</strong> die Ressourcenausstattung, die Performance<br />

<strong>der</strong> Banken determinieren. Denn davon hängen Art und Adressaten ableitbarer<br />

Handlungsempfehlungen ab.<br />

Mit ihrem län<strong>der</strong>übergreifenden Forschungsansatz reiht sich die Arbeit in internationale<br />

Performance-Untersuchungen <strong>der</strong> Kreditwirtschaft ein. 2 Die Ergebnisse dieser Studien<br />

bezüglich <strong>der</strong> Bedeutung unterschiedlicher Performance-Einflussgrößen sowie ihres Effekts<br />

auf die untersuchte(n) Performance-Zielgröße(n) weisen zwar gewisse Übereinstimmungen<br />

auf, liefern aber insgesamt kein homogenes Bild, sodass weiterer Forschungsbedarf besteht,<br />

um die <strong>der</strong> Arbeit zugrunde liegenden Fragen für die untersuchten Banken beantworten<br />

zu können.<br />

Während die Performance-Studien fast überwiegend die parametrische Regressions- und<br />

mitunter auch die Diskriminanzanalyse anwenden, wird diese Methodik hier mit <strong>der</strong> nichtparametrischen<br />

Regression, genauer <strong>der</strong> Verfahrensklasse <strong>der</strong> Regressionsbäume, um eine<br />

neuartige Technik zur Identifikation <strong>der</strong> Performance-Determinanten erweitert. Neben den<br />

weniger strengen Anwendungsvoraussetzungen liegen die Vorzüge dieser Verfahrensvariante<br />

vor allem in ihrer differenzierteren Vorgehensweise bei <strong>der</strong> Regression <strong>der</strong> Zielgröße,<br />

woraus Vorteile im Hinblick auf die Aufklärung <strong>der</strong> nicht einheitlichen Ergebnislage <strong>der</strong><br />

empirischen Studien resultieren können.<br />

Vgl. insbeson<strong>der</strong>e Short (1979), Bourke (1989), Molyneux/Thornton (199 ), Molyneux/Forbes (1995),<br />

Demirgüc-Kunt/Huizinga (1998), Demirgüc-Kunt/Laeven/Levine ( 003), Goddard/Molyneux/Wilson ( 004).<br />

11


Performance von Banken und Bankensystemen und ihre Einflussfaktoren<br />

– Eine theoretische und empirische Analyse für Europa<br />

Eine Beschränkung <strong>der</strong> Performance-Beurteilung auf die Profitabilität <strong>der</strong> Banken allein<br />

greift indes zu kurz. So wird beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit in Bezug auf die Kreditwirtschaft<br />

häufig auf Aspekte wie die Stabilität des Bankensystems sowie die Versorgung <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

mit Finanzdienstleistungen gerichtet. Vor diesem Hintergrund wird die Performance<br />

<strong>der</strong> Banken in dieser Arbeit als mehrdimensionales Konstrukt aufgefasst, das unterschiedliche<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die Kreditwirtschaft integriert. Auch wenn viele <strong>der</strong> Performance-Studien<br />

mehrere Zielgrößen definieren, so erfassen diese doch fast ausschließlich<br />

einen einzelnen Performance-Bereich, wie etwa den <strong>der</strong> finanziellen Erfolgsgrößen. Im<br />

Gegensatz dazu erlaubt das hier entwickelte multidimensionale Konstrukt eine vollständigere<br />

Performance-Analyse.<br />

2 Grundlagen und Perspektiven <strong>der</strong> Performance-Beurteilung in <strong>der</strong> Kreditwirtschaft<br />

Als Anknüpfungspunkt für die Konkretisierung des mehrdimensionalen Performance-<br />

Konstrukts dient das Stakehol<strong>der</strong>-Konzept, das von einem pluralistischen Zielsystem <strong>der</strong><br />

Unternehmung ausgeht und auch als konzeptionelle Basis für eine umfassen<strong>der</strong>e, d.h. über<br />

ökonomische Größen hinausgehende, Messung <strong>der</strong> Leistung (-sfähigkeit) <strong>der</strong> Unternehmung<br />

fungiert. Vor diesem Hintergrund werden die zentralen Anspruchsgruppen <strong>der</strong> Banken<br />

als Performance-Perspektiven identifiziert und ihre Ansprüche als Zielgrößen <strong>der</strong> Performance<br />

festgelegt.<br />

Als erste Anspruchsgruppe lassen sich die Eigentümer bestimmen. Die für die Eigentümer<br />

relevante Zielgröße lässt sich über den Sharehol<strong>der</strong>-Value und seine Verän<strong>der</strong>ung quantifizieren.<br />

Die Erfassung <strong>der</strong>artiger wertorientierter Maßstäbe ist allerdings anhand <strong>der</strong> verfügbaren<br />

Datenbasis nicht sachgerecht möglich, sodass die Eigentümeransprüche vorrangig<br />

über die jahresabschlussbasierte Kennzahl Eigenkapitalrentabilität abgebildet werden.<br />

Da die erzielte Rendite stets vor dem Hintergrund des eingegangenen Risikos relativiert<br />

werden muss, wird ferner die Standardabweichung <strong>der</strong> Rendite in dieser Zielperspektive<br />

verankert. Als zweite Anspruchsgruppe werden die Kunden abgegrenzt. Die Zielgröße <strong>der</strong><br />

Kunden lässt sich über das Konstrukt <strong>der</strong> Kundenzufriedenheit konkretisieren. Die dritte Anspruchsgruppe<br />

repräsentieren die Arbeitnehmer. Der realisierte Arbeitnehmernutzen lässt<br />

sich analog zur Anspruchsgruppe <strong>der</strong> Kunden über die Zufriedenheit operationalisieren. In<br />

einer vierten und letzten Anspruchsgruppe wird die Öffentlichkeit, hier präziser als Volkswirtschaft<br />

bezeichnet, erfasst. Die volkswirtschaftlichen Ansprüche an die Kreditwirtschaft<br />

lassen sich über den Umfang und die Qualität <strong>der</strong> Bankenintermediation, die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

wirtschaftlichen Entwicklung sowie die Stabilität des Bankensystems konkretisieren.<br />

Anhand <strong>der</strong> Synthese <strong>der</strong> konkurrierenden Konzepte des Sharehol<strong>der</strong>- und Stakehol<strong>der</strong>-<br />

Ansatzes lassen sich die Perspektiven und die in ihnen verankerten Zielgrößen in <strong>der</strong> Weise<br />

gewichten und verdichten, dass die in <strong>der</strong> Eigentümerperspektive verankerten Ansprüche die<br />

Oberzielgrößen darstellen, während die Interessen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Anspruchsgruppen als Nebenbedingungen<br />

fungieren. Denn bei Ausrichtung auf die Optimierung <strong>der</strong> Eigentümerfor<strong>der</strong>ungen<br />

sollten auch die Ziele <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Parteien erfüllt werden. Auf Basis <strong>der</strong> zwischen<br />

den Performance-Maßstäben aufgedeckten Wirkungszusammenhänge gelingt es, diese<br />

Zielpriorisierung theoretisch zu legitimieren. So spricht die ableitbare positive Wirkung <strong>der</strong><br />

Kundenzufriedenheit über die Kundenbindung auf den Unternehmenserfolg für eine komplementäre<br />

Beziehung zwischen den Zielen <strong>der</strong> Eigentümer und denen <strong>der</strong> Kunden. Die<br />

3 Vgl. grundlegend Freeman/Reed (1983), Freeman (1984) sowie z.B. Janisch (1993), Donaldson/Preston<br />

(1995).<br />

Diese besteht hier im Wesentlichen aus den Jahresabschlussdaten <strong>der</strong> Kreditinstitute.<br />

12


<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

Wissenschaftspreis 2008<br />

Arbeitnehmerzufriedenheit als Zielgröße <strong>der</strong> Arbeitnehmerperspektive kann über die<br />

Arbeitsleistung sowohl den Unternehmenserfolg als auch die Kundenzufriedenheit positiv<br />

beeinflussen. Und auch für die Performance-Maße <strong>der</strong> volkswirtschaftlichen Perspektive<br />

wie Umfang und Qualität <strong>der</strong> Bankenintermediation sowie Systemstabilität lässt sich eine<br />

positive Beziehung zu den Zielgrößen <strong>der</strong> übrigen Performance-Perspektiven begründen.<br />

3 Ausgewählte Determinanten <strong>der</strong> Bank-Performance<br />

Die als Oberzielgrößen legitimierten Ansprüche <strong>der</strong> Eigentümer dienen als Orientierungspunkt<br />

für die Ableitung potenzieller Einflussgrößen <strong>der</strong> Performance <strong>der</strong> Banken und<br />

ihrer Wirkungsweisen. Angesichts <strong>der</strong> Vielzahl möglicher Einflussfaktoren, <strong>der</strong>en vollständige<br />

Erfassung we<strong>der</strong> machbar ist noch sinnvoll erscheint, ist zum einen ein Fokus bei<br />

ihrer Ableitung erfor<strong>der</strong>lich. Zum an<strong>der</strong>en bedingt das Bestreben einer aussagekräftigen<br />

Performance-Analyse die Auswahl von Größen aus unterschiedlichen Bereichen. Vor diesem<br />

Hintergrund leitet die eingangs erörterte Kontroverse um die Säulenstruktur <strong>der</strong> Kreditwirtschaft<br />

die Schwerpunktsetzung bei <strong>der</strong> Bestimmung <strong>der</strong> Einflussfaktoren. So ist die die<br />

europäischen Bankensysteme (ursprünglich) prägende Existenz unterschiedlicher Bankengruppen<br />

Resultat bestimmter institutioneller Rahmenbedingungen auf den Bankenmärkten,<br />

die die erste Gruppe <strong>der</strong> Performance-Determinanten repräsentieren. Sie erlangen durch<br />

Reformbestrebungen, die in vielen europäischen Län<strong>der</strong>n mit Konsequenzen für die Säulenstruktur<br />

durchgeführt wurden, einen beson<strong>der</strong>en Stellenwert. Im Mittelpunkt stehen dabei<br />

die mit Blick auf den Sektor <strong>der</strong> öffentlichen Banken bzw. <strong>Sparkasse</strong>n durchgeführten Liberalisierungsschritte.<br />

Die Ableitung bankengruppenspezifischer Merkmale setzt damit an <strong>der</strong><br />

Diskussion über die Vor- und Nachteile staatlichen und privaten Eigentums in <strong>der</strong> Kreditwirtschaft<br />

sowie <strong>der</strong> Frage nach <strong>der</strong> Privatisierung öffentlicher Institute an. Es lässt sich<br />

jedoch feststellen, dass die Reformmaßnahmen nicht allein und pauschal auf die Eigentumsstrukturen<br />

zielen, son<strong>der</strong>n mitunter weitere Merkmale erfassen, die den Sektor <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Banken bzw. <strong>Sparkasse</strong>n charakterisieren. In einer differenzierten Betrachtung <strong>der</strong><br />

Eigentums- und Privatisierungsdiskussion werden daher neben dem Eigentumsstatus und<br />

damit <strong>der</strong> Frage nach <strong>der</strong> materiellen Privatisierung die Rechtsformwahl und damit die<br />

formale Privatisierung, <strong>der</strong> Unternehmenszweck bzw. die funktionelle Privatisierung sowie<br />

<strong>der</strong> geografische Wirkungskreis als Beson<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> Geschäftstätigkeit mit Fokus auf den<br />

Sektor <strong>der</strong> (ehemaligen) <strong>Sparkasse</strong>n bzw. öffentlichen Banken als weitere institutionelle<br />

Einflussgrößen diskutiert.<br />

Diese institutionellen Determinanten werden um strukturelle Merkmale <strong>der</strong> Bankenmärkte<br />

ergänzt, die auf einem umfangreichen Forschungsbestand um konkurrierende Markt- und<br />

Wettbewerbskonzepte aufsetzen. Die Attribute <strong>der</strong> Marktstruktur dienen insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong><br />

quantitativen Charakterisierung <strong>der</strong> Anbieterseite anhand <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Marktteilnehmer,<br />

ihrer relativen Größe sowie <strong>der</strong> dadurch bedingten Marktkonzentration und werden regelmäßig<br />

mit bestimmten Verhaltensweisen <strong>der</strong> Marktteilnehmer und daraus resultierenden<br />

einzel- und gesamtwirtschaftlichen Marktergebnissen verbunden. Letztere Größen lassen<br />

sich im Rahmen dieser Untersuchung dann wie<strong>der</strong>um mit <strong>der</strong> Performance-Beurteilung <strong>der</strong><br />

Banken, insbeson<strong>der</strong>e in Form <strong>der</strong> Profitabilität, <strong>der</strong> wirtschaftlichen Entwicklung sowie <strong>der</strong><br />

Stabilität des Bankensystems, verknüpfen.<br />

Im Anschluss an diese industriespezifischen Charakteristika werden bankspezifische und<br />

damit für die einzelnen Institute unterschiedlich ausgeprägte Performance-Determinanten,<br />

wie etwa die strategische Geschäftsausrichtung und das Ressourcenmanagement, erfasst.<br />

Als Basis für die Ableitung und Systematisierung <strong>der</strong> einzubeziehenden institutsspezifischen<br />

Performance-Einflussgrößen dienen neben <strong>der</strong> marktbasierten Sichtweise von Wett-<br />

1


Performance von Banken und Bankensystemen und ihre Einflussfaktoren<br />

– Eine theoretische und empirische Analyse für Europa<br />

bewerbsvorteilen nach Porter die Erkenntnisse des ressourcenorientierten Ansatzes. Die<br />

Verhaltensmerkmale stellen auf die Institutsgröße, die Geschäfts- und Finanzierungsstruktur,<br />

den Einsatz und das Management personeller und sachlicher Ressourcen ab und lassen<br />

sich mit konkreten Auswirkungen auf das Marktergebnis bzw. den Unternehmenserfolg und<br />

damit auf die Performance <strong>der</strong> Banken verbinden. Ferner ist die Relevanz dieser Einflussgrößen<br />

durch die hier adressierte Frage begründet, ob die Bank-Performance vorrangig<br />

auf Bankebene bestimmt wird, o<strong>der</strong> ob primär systembezogene Merkmale die Performance<br />

determinieren. Darüber hinaus ermöglichen es bankspezifische Variablen, Unterschiede in<br />

<strong>der</strong> Performance von Banken auch innerhalb eines Landes zu erklären.<br />

Schließlich werden makroökonomische Rahmenbedingungen als Einflussfaktoren <strong>der</strong><br />

Bank-Performance diskutiert. Die Bedeutung gesamtwirtschaftlicher Größen erklärt sich<br />

zum einen dadurch, dass die Geschäftstätigkeit <strong>der</strong> Banken unmittelbar von den allgemeinen<br />

wirtschaftlichen Gegebenheiten, wie das Wirtschaftswachstum, die Inflation o<strong>der</strong> das<br />

Zinsniveau, tangiert wird. Zum an<strong>der</strong>en können auch indirekte Effekte wirksam werden, da<br />

<strong>der</strong> Bankensektor durch seine Intermediationstätigkeit eng mit den Unternehmen an<strong>der</strong>er<br />

Wirtschaftszweige verzahnt ist, sodass sich <strong>der</strong>en gesamtwirtschaftliche Beeinflussung auf<br />

die Kreditwirtschaft übertragen kann.<br />

4 Methodische Grundlagen <strong>der</strong> empirischen Untersuchung<br />

Als zentrale Basis für Datenerhebung dient die Datenbank Bankscope, 5 <strong>der</strong>en Charakteristika<br />

sowohl die Möglichkeiten und den Umfang <strong>der</strong> Datengewinnung als auch die<br />

Eigenschaften des zusammengestellten Datensatzes maßgeblich beeinflussen. Auf dieser<br />

Basis und unter Bezugnahme auf die juristische Definition des Erfahrungsobjekts Bank werden<br />

die für die Untersuchung relevanten europäischen Banken als Merkmalsträger abgegrenzt.<br />

Insgesamt können über 6.000, in den einzelnen Jahren des Betrachtungszeitraums<br />

von 1998 bis 005 jeweils über 4.000 Institute aus den EU-15-Län<strong>der</strong>n und <strong>der</strong> Schweiz<br />

erhoben werden. Anhand <strong>der</strong> von <strong>der</strong> EZB veröffentlichten Statistiken über die Struktur <strong>der</strong><br />

europäischen Bankenmärkte lassen sich die auf Bankscope-Basis generierten Datensätze<br />

im Hinblick auf ihre Repräsentativität beurteilen. Zwar zeigt <strong>der</strong> Vergleich mit den Referenzwerten<br />

<strong>der</strong> EZB anhand <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Banken deutliche Unterschiede im Datenbestand<br />

auf. Die annähernd erreichte Übereinstimmung in Bezug auf die aggregierte Bilanzsumme<br />

beweist indes, dass die bedeutendsten Banken in Europa erfasst werden, sodass die empirische<br />

Analyse für zumindest charakterisierende Aussagen auf einem soliden Fundament<br />

aufsetzt.<br />

Die Zielgrößen <strong>der</strong> Eigentümerperspektive, Rentabilität und Risiko, werden auf Bankebene<br />

für die einzelnen Jahre des Betrachtungszeitraums auf Basis <strong>der</strong> Datenbank Bankscope<br />

erhoben und dann zwecks Normalisierung zu 6-Jahres-Durchschnittswerten zusammengefasst.<br />

Dieses Vorgehen wird bei sämtlichen als jährliche Werte erfassten Kennzahlen<br />

verfolgt. Schwieriger gestaltet sich die Erhebung <strong>der</strong> Performance-Zielgrößen aus Kunden-<br />

und Arbeitnehmersicht. So lassen sich Kundenzufriedenheitswerte nur auf Län<strong>der</strong>ebene auf<br />

Basis nationaler Kundenbarometer bzw. Zufriedenheitsindizes, ergänzt um eine Studie <strong>der</strong><br />

5 Diese wird von Bureau van Dijk Electronic Publishing (BvDEP) in Kooperation mit Fitch Ratings erstellt<br />

und vertrieben und enthält inzwischen Informationen zu über 0.000 Banken weltweit. Die Datenbank<br />

umfasst insbeson<strong>der</strong>e Jahreselemente wie Bilanz, Gewinn- und Verlust-Rechnung (GuV), Angaben zu<br />

außerbilanziellen Positionen, Anhanginformationen und weitere finanzielle Kennzahlen, darüber hinaus<br />

Ratings und Reports.<br />

1


<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

Wissenschaftspreis 2008<br />

KPMG, bestimmen. 6 Für die Arbeitnehmer lassen sich Zufriedenheitswerte hingegen nicht in<br />

einem adäquaten Umfang generieren, sodass zur Performance-Beurteilung aus dieser Perspektive<br />

auf den Proxy <strong>der</strong> Arbeitsleistung zurückgegriffen wird. Die Arbeitsleistung wird in<br />

Form <strong>der</strong> Arbeitnehmerproduktivität auf Institutsebene auf Basis <strong>der</strong> Bankscope-Datenbank<br />

ermittelt. Als Performance-Maße aus volkswirtschaftlicher Perspektive werden das Niveau<br />

<strong>der</strong> Bankenintermediation, gemessen über den Quotienten aus dem Volumen ausgereichter<br />

Kredite an Nichtbanken und dem BIP, die wirtschaftliche Entwicklung, quantifiziert über das<br />

BIP pro Kopf, die Qualität <strong>der</strong> Kreditvergabe, ermittelt anhand des Anteils notleiden<strong>der</strong> Kredite<br />

an den insgesamt vergebenen Krediten, sowie <strong>der</strong> Solvabilitätskoeffizient als Indikator<br />

<strong>der</strong> Sicherheit <strong>der</strong> Bankensysteme bestimmt. Diese Maße werden auf Systemebene auf<br />

Basis <strong>der</strong> vom IMF und von Eurostat bereitgestellten Datenzeitreihen als 6-Jahres-Durchschnittswerte<br />

erhoben.<br />

Im Zentrum <strong>der</strong> Ermittlung <strong>der</strong> Performance-Einflussgrößen stehen die bankengruppenspezifischen<br />

institutionellen Merkmale in Form von Eigentumsstrukturen, Ausgestaltung<br />

<strong>der</strong> Rechtsform und beson<strong>der</strong>en Grundsätzen <strong>der</strong> Geschäftstätigkeit, die sich aus<br />

<strong>der</strong> Reformtätigkeit <strong>der</strong> europäischen Län<strong>der</strong> mit Fokus auf den Sektor <strong>der</strong> (ehemaligen)<br />

<strong>Sparkasse</strong>n bzw. öffentlichen Banken ableiten. Diese Attribute werden auf Systemebene in<br />

Form einer Momentaufnahme zunächst als nominale Merkmale erfasst und sodann auf eine<br />

ordinale Dreierskala zwecks besserer Handhabung im Rahmen <strong>der</strong> empirischen Analyse<br />

überführt. Die im zweiten Wirkungsbereich erfassten Strukturmerkmale <strong>der</strong> Bankenmärkte<br />

werden durch die Anzahl <strong>der</strong> Banken in einem Land, die Marktkonzentrationsrate (CR5), den<br />

Herfindahl-Hirschman-Index (HHI), die Bankendichte sowie die Anzahl <strong>der</strong> Zweigstellen in<br />

einem Land im Verhältnis zur Anzahl <strong>der</strong> dort ansässigen Banken spezifiziert. Die Merkmale<br />

werden auf Landesebene erfasst und gehen als 6-Jahres-Durchschnittswerte in die Untersuchung<br />

ein. Die bankspezifischen Attribute werden anhand Bankscope auf Institutsebene<br />

ebenfalls als Mittelwerte über sechs Jahre bestimmt. Diese Kennzahlen beziehen sich auf<br />

unterschiedliche Unternehmensbereiche und sind durch die Struktur <strong>der</strong> Erträge und Aufwendungen<br />

sowie <strong>der</strong> Aktiva und Passiva, die Liquidität und die Institutsgröße spezifiziert.<br />

Die makroökonomischen Performance-Determinanten werden auf nationaler Ebene über das<br />

Wirtschaftswachstum, gemessen anhand <strong>der</strong> Wachstumsrate des realen BIP, die Inflationsrate,<br />

berechnet als jährliche Verän<strong>der</strong>ungsrate des Harmonisierten Verbraucherpreisindex,<br />

sowie das Zinsniveau, bestimmt als die jährliche Rendite auf zehnjährige Staatsanleihen,<br />

abgebildet.<br />

Die Durchführung <strong>der</strong> empirischen Performance-Analyse erfor<strong>der</strong>t schließlich die Auswahl<br />

geeigneter Verfahren. Vor dem Hintergrund <strong>der</strong> zugrunde liegenden Fragestellung, den<br />

Charakteristika des Datensatzes in Form <strong>der</strong> Merkmalsträger und <strong>der</strong> ihnen zugewiesenen<br />

Merkmale sowie den Eigenschaften <strong>der</strong> einzelnen Verfahren und ihren Einsatzmöglichkeiten<br />

lassen sich die parametrische und nichtparametrische Regression als adäquate Analyseverfahren<br />

bestimmen. Während parametrische Verfahren relativ restriktive Anwendungsvoraussetzungen<br />

formulieren, ist die nichtparametrische Regression flexibler einsetzbar,<br />

da sie kaum Anfor<strong>der</strong>ungen an den zu untersuchenden Datensatz stellt. Im Gegensatz zu<br />

parametrischen Verfahren, die die Optimierung einer globalen für alle Elemente gültigen<br />

Zielfunktionen anstreben, handelt es sich bei <strong>der</strong> nichtparametrischen Regression um eine<br />

lokale Modellierung, die in <strong>der</strong> multivariaten Ausgestaltung regelmäßig über additive<br />

6 Die Kundenzufriedenheit wird auf einer vereinheitlichten Skala von 0 bis 100 gemessen, wobei ein Wert<br />

von 100 für vollste Kundenzufriedenheit steht. Anhand <strong>der</strong> verfügbaren Datenbasis lassen sich für das Jahr<br />

004 für sämtliche Län<strong>der</strong> außer Luxemburg und Belgien nationale Kundenzufriedenheitswerte gewinnen.<br />

15


Performance von Banken und Bankensystemen und ihre Einfl ussfaktoren<br />

– Eine theoretische und empirische Analyse für Europa<br />

Modelle dargestellt wird. Als häufi g eingesetzte Variante additiver Modelle stehen hier die<br />

sog. Regressionsbäume in Form <strong>der</strong> Verfahren CART, CHAID und Exhaustive CHAID im Vor<strong>der</strong>grund.<br />

Diese Algorithmen <strong>der</strong> rekursiven Partitionierung zerlegen das gesamte Datenset<br />

schrittweise anhand bestimmter Trennungsregeln in möglichst homogene Subsegmente<br />

(vgl. Abbildung 2).<br />

Abbildung 2: Segmentierungsstrategie von Entscheidungsbäumen<br />

Auf je<strong>der</strong> Ebene unterteilen ausgewählte Kennzahlen das Datenset in Bezug auf die Zielgröße.<br />

Dabei gilt, dass sich die auf den ersten Stufen herangezogenen Prädiktoren stärker<br />

auf die Zielgröße auswirken als die später auftretenden, sodass diese Verfahren speziell<br />

dafür geeignet sind, beson<strong>der</strong>s relevante Performance-Determinanten zu identifi zieren.<br />

5 Empirische Performance-Analyse<br />

Auf Basis des theoretischen und methodischen Fundaments gilt es schließlich empirisch-ana<br />

lytisch <strong>der</strong> Frage nachzugehen, welche Einfl ussfaktoren für die Performance <strong>der</strong><br />

Banken ausschlaggebend sind. Die Prüfung <strong>der</strong> Anwendungsvoraussetzungen in Bezug auf<br />

den zu untersuchenden Datensatz entscheiden dabei über die Eignung <strong>der</strong> ausgewählten<br />

Regressionsverfahren. Es zeigt sich, dass vor allem nichtlineare Zusammenhänge sowie partielle<br />

Multikollinearität den Einsatz <strong>der</strong> parametrischen Regression einschränken, sodass<br />

verstärkte Aufmerksamkeit auf die Modellberechnung mittels <strong>der</strong> nichtparametrischen Verfahren<br />

gelegt wird. Anhand <strong>der</strong> diskutierten Regressionsbäume, CHAID, Exhaustive CHAID<br />

und CART, wird die Regression <strong>der</strong> Zielgrößen zunächst mit Fokus auf die Eigentümerperspektive<br />

für verschiedene Zeiträume, unterschiedliche Modellkonstellationen und Parameterspezifi<br />

kationen durchlaufen. Die Regressions ergebnisse zeigen zum einen, ob sich die zuvor<br />

hergeleiteten Einfl ussgrößen tatsächlich wie vermutetet auswirken, zum an<strong>der</strong>en lassen<br />

sie Rück schlüsse auf die primären Treiber <strong>der</strong> Performance <strong>der</strong> Banken zu. Von den drei zur<br />

Auswahl stehenden Verfahren erweisen sich CHAID und ECHAID als beson<strong>der</strong>s zweckmäßig,<br />

während CART Schwächen bei <strong>der</strong> Analyse <strong>der</strong> Datensätze erkennen lässt.<br />

Übereinstimmend identifi zieren beide CHAID-Verfahren Systemmerkmale, und zwar die<br />

Marktkonzentration, den Eigentumsstatus bzw. die Rechtsform (ehemaliger) öffentlicher<br />

Banken bzw. <strong>Sparkasse</strong>n als die Haupttreiber <strong>der</strong> Bank-Performance aus Eigentümersicht.<br />

Eine hohe Marktkonzentration begünstigt gleichermaßen eine hohe Rentabilität wie private<br />

16


<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

Wissenschaftspreis 2008<br />

Eigentumsstrukturen und Rechtsformen sowie darauf zielende Privatisierungsmaßnahmen.<br />

Auch verschiedene bankspezifische Attribute, insbeson<strong>der</strong>e die Cost-Income-Ratio, aber<br />

auch die Institutsgröße, die Zins- und Provisionsergebnisquote sowie die Eigenkapital-<br />

und Einlagenquote, beeinflussen die Performance <strong>der</strong> Banken, üben aber einen geringeren<br />

Einfluss auf diese aus als die Systemmerkmale, da sie auf den tieferen Ebenen zur Trennung<br />

herangezogen werden. Die Bedeutung und <strong>der</strong> Effekt <strong>der</strong> institutsbezogenen Kennzahlen<br />

auf die Zielgröße hängen ferner von den zuvor bestimmten Performance-Determinanten und<br />

ihren Ausprägungen ab, sodass die Verfahren <strong>der</strong> rekursiven Partitionierung in dieser Hinsicht<br />

ihre Stärke einer differenzierteren Regression ausspielen können. Da in Abhängigkeit<br />

von den Systembedingungen unterschiedliche weitere Faktoren über die Performance <strong>der</strong><br />

Banken entscheiden, sind Maßnahmen zur Leistungssteigerung stets unter Berücksichtigung<br />

des Zusammenspiels von markt- und bankbezogenen Attributen abzuleiten.<br />

Die Performance <strong>der</strong> Banken im hier zugrunde gelegten Verständnis bestimmt sich indes<br />

nicht allein über die Erfolgsmaße <strong>der</strong> Eigentümerperspektive. Daher wird die Betrachtung<br />

im nächsten Schritt um die Zielgrößen <strong>der</strong> Kunden-, Arbeitnehmer- und <strong>der</strong> volkswirtschaftlichen<br />

Perspektive erweitert. Anhand <strong>der</strong> Integration <strong>der</strong> Zielgrößen <strong>der</strong> übrigen Performance-Perspektiven<br />

in die CHAID- und ECHAID-Lösungsbäume für die Zielgröße Eigenkapitalrentabilität<br />

gelingt es, die Performance-Analyse aussagekräftig zu erweitern. So zeigt<br />

sich, dass die für die Performance-Beurteilung aus Eigentümersicht zentralen Einflussfaktoren<br />

Marktkonzentration, Eigentumsstatus sowie Rechtsform <strong>der</strong> (ehemaligen) <strong>Sparkasse</strong>n<br />

im Hinblick auf die Optimierung <strong>der</strong> Zielgrößen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Perspektiven nahezu uneingeschränkt<br />

die gleiche Bewertungsrichtung erfahren. So ist eine höhere Marktkonzentration<br />

und privates Eigentum sowie private Rechtsformen nicht nur mit einer höheren Rentabilität,<br />

son<strong>der</strong>n ebenfalls mit einer höheren Kundenzufriedenheit, Arbeitnehmerleistung sowie<br />

volkswirtschaftlichen Performance assoziiert. Auf dieser Basis lässt sich die theoretisch argumentierte<br />

Harmonie zwischen den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> verschiedenen Anspruchsgruppen<br />

auch empirisch verifizieren und die Ausrichtung auf die Eigentümeransprüche als Oberzielgrößen<br />

unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Interessen <strong>der</strong> übrigen Parteien in Form von Nebenbedingungen<br />

weiter legitimieren.<br />

Da die bankengruppenspezifischen institutionellen Merkmale als Haupteinflussfaktoren<br />

<strong>der</strong> Performance identifiziert werden können, lässt sich schließen, dass die durch diese<br />

Merkmale geprägte Säulenstruktur <strong>der</strong> Kreditwirtschaft sowie diesbezügliche Verän<strong>der</strong>ungsprozesse<br />

die Performance <strong>der</strong> Banken maßgeblich bestimmen. Da es sich bei den<br />

Haupttreibern <strong>der</strong> Performance um systembezogene Attribute handelt, liegt die Verantwortung<br />

für diesbezüglich vorteilhafte Verän<strong>der</strong>ungen nicht bei <strong>der</strong> einzelnen Bank, son<strong>der</strong>n ist<br />

auf übergeordneter (politischer) Ebene zu suchen. So erscheinen vor allem Reformmaßnahmen<br />

im Hinblick auf die (formale o<strong>der</strong> materielle) Privatisierung des <strong>Sparkasse</strong>nsektors und<br />

an<strong>der</strong>er öffentlicher Banken sowie <strong>der</strong> Abbau von (an<strong>der</strong>en) Konsolidierungshemmnissen<br />

sinnvoll, da diese nicht nur die Performance <strong>der</strong> Banken aus Eigentümersicht verbessern,<br />

son<strong>der</strong>n zugleich das Urteil aus den an<strong>der</strong>en Perspektiven positiv beeinflussen. Allerdings<br />

ist auch jedes einzelne Institut gefragt, seine Möglichkeiten zur Performance-Steigerung in<br />

Abhängigkeit von den bestehenden Rahmenbedingungen bestmöglich auszuloten, da ein<br />

begünstigendes exogenes Umfeld nicht automatisch ein gutes Abschneiden <strong>der</strong> Banken<br />

garantiert.<br />

17


Performance von Banken und Bankensystemen und ihre Einflussfaktoren<br />

– Eine theoretische und empirische Analyse für Europa<br />

Mit <strong>der</strong> gewählten Vorgehensweise und den erzielten Ergebnisse kann die Arbeit den<br />

bisherigen Forschungsstand um wertvolle Erkenntnisse erweitern:<br />

•<br />

•<br />

•<br />

18<br />

Während an<strong>der</strong>e Studien nur eine Performance-Dimension, mehrheitlich die hier als<br />

Eigentümerperspektive bezeichnete, mitunter auch die volkswirtschaftliche Perspektive<br />

erfassen, werden hier die bedeutendsten Anspruchsgruppen <strong>der</strong> Banken als Zielperspektiven<br />

integriert, sodass eine vollständigere Performance-Beurteilung geleistet werden<br />

kann, die eine weitgehende Zielharmonie in Bezug auf die Ausprägung <strong>der</strong> wesentlichen<br />

Renditetreiber aufdeckt.<br />

Der Fokus auf bankengruppenspezifische institutionelle Charakteristika ergänzt die<br />

Debatte um die Auswirkungen unterschiedlicher Eigentumsformen und kann diese im<br />

Hinblick auf die beson<strong>der</strong>en Eigenschaften und Verän<strong>der</strong>ungsprozesse europäischer<br />

Bankensysteme durch eine differenziertere Analyse aussagekräftig erweitern.<br />

Die Untersuchung führt mit den nichtparametrischen Regressionsbäumen ein neuartiges<br />

Verfahren zur Identifikation <strong>der</strong> Haupttreiber <strong>der</strong> Bank-Performance ein, das seine<br />

Vorteile einer genaueren Regression insbeson<strong>der</strong>e in Bezug auf die bankspezifischen<br />

Performance-Einflussgrößen ausspielen kann. Die Analyse kann damit eine Erklärung für<br />

die insgesamt nicht eindeutige Ergebnislage bisheriger empirischer Studien liefern, die<br />

durchgängig auf die globale parametrische Regression zurückgreifen.


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09– 19.<br />

19


Dipl.-Kaufmann Tobias Grapentin<br />

geboren am 17. August 1976<br />

Stakehol<strong>der</strong>-Management<br />

von <strong>Sparkasse</strong>n im Spiegel<br />

<strong>der</strong> Geschäftsberichte<br />

– Systematische Bestandsaufnahme<br />

und kritische Bewertung<br />

Diplomarbeit, eingereicht im Winter 2006<br />

bei Professor Dr. Andreas Pfingsten<br />

Institut für Kreditwesen<br />

Westfälische Wilhelm-Universität Münster<br />

Auch im aktuell vorliegenden Än<strong>der</strong>ungsentwurf zum neuen <strong>Sparkasse</strong>ngesetz<br />

von Nordrhein-Westfalen hält die Landesregierung an <strong>der</strong><br />

Möglichkeit zur Schaffung von Trägerkapital, <strong>der</strong> Liberalisierung <strong>der</strong><br />

Ausschüttungregelungen sowie <strong>der</strong> gesetzlichen Verankerung eines<br />

<strong>Sparkasse</strong>n-Finanzverbundes NRW fest. Dies alles tangiert direkt den<br />

öffentlichen Auftrag, ohne den es für eine öffentliche Trägerschaft von<br />

<strong>Sparkasse</strong>n keine Legitimation gibt. Die Rechtsform hat deshalb elementare<br />

Bedeutung, da die Nicht-Veräußerbarkeit den Zusammenhalt <strong>der</strong><br />

öffentlich-rechtlichen Säule <strong>der</strong> deutschen Kreditwirtschaft gewährleistet.<br />

Wenn <strong>Sparkasse</strong>n ihre Rechtsform langfristig sichern wollen, so <strong>der</strong><br />

Autor, müssen sie ihren öffentlichen Auftrag nicht nur erfüllen, son<strong>der</strong>n<br />

ihn auch glaubhaft vermitteln.<br />

Das Ziel <strong>der</strong> Arbeit ist es, theoretische Anfor<strong>der</strong>ungen an das Reporting<br />

des öffentlichen Auftrages von <strong>Sparkasse</strong>n herauszuarbeiten und<br />

anschließend anhand einer empirischen Untersuchung ausgewählter<br />

Geschäftsberichte Rückschlüsse auf das Management <strong>der</strong> aus dem öffentlichen<br />

Auftrag resultierenden Stakehol<strong>der</strong>-Ansprüche zu ziehen.<br />

Der Autor analysiert bezüglich des Stakehol<strong>der</strong>-Managements teilweise<br />

erhebliche Defizite im Reporting von <strong>Sparkasse</strong>n, wobei Großsparkassen<br />

noch am ehesten den Anfor<strong>der</strong>ungen genügen. Dienlich wären<br />

somit Maßstäbe, die den Anfor<strong>der</strong>ungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung<br />

des Instituts <strong>der</strong> Wirtschaftsprüfer entsprechen. Eine externe<br />

Verifizierung des Reportings über den öffentlichen Auftrag würde nicht<br />

nur die Glaubwürdigkeit steigern, son<strong>der</strong>n auch eine Aggregation auf<br />

Bundesebene ermöglichen. Damit könnten dann auch mögliche Privatisierungsfolgen<br />

nachhaltig quantifiziert werden. Das Aufzeigen solcher<br />

Zahlen sollte das beste Argument für die Notwendigkeit <strong>der</strong> Existenz von<br />

<strong>Sparkasse</strong>n in Deutschland sein.


Stakehol<strong>der</strong>-Management von <strong>Sparkasse</strong>n im Spiegel <strong>der</strong> Geschäftsberichte<br />

– Systematische Bestandsaufnahme und kritische Bewertung<br />

1 Einleitung<br />

Ausgelöst durch die Krise bei <strong>der</strong> WestLB hat die Landesregierung in NRW mit <strong>der</strong> Diskussion<br />

verschiedener Zukunftsoptionen für die öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute im<br />

Land NRW teilweise harsche Kritik seitens <strong>der</strong> <strong>Sparkasse</strong>n (SK) hervorgerufen. Neben einer<br />

vertikalen Integration in NRW o<strong>der</strong> einer Fusion mit an<strong>der</strong>en Landesbanken ist für die West-<br />

LB ebenfalls <strong>der</strong> Einstieg von Privatinvestoren erörtert worden, was auch zu einem erneuten<br />

Aufflammen <strong>der</strong> Diskussion über eine säulenübergreifende Konsolidierung im deutschen<br />

Kreditwesen geführt hat. 2 Beson<strong>der</strong>s von privaten Banken wird argumentiert, dass durch die<br />

Unverkäuflichkeit <strong>der</strong> öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute eine unbedingt erfor<strong>der</strong>liche,<br />

säulenübergreifende Konsolidierung <strong>der</strong> deutschen Kreditwirtschaft verhin<strong>der</strong>t werde, womit<br />

die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Bankensystems insgesamt geschwächt werde<br />

und Übernahmen aus dem Ausland drohen. Da die Funktionen des öffentlichen Auftrags<br />

von privaten Kreditinstituten ebenso erfüllt werden könnten, fehle dem öffentlich-rechtlichen<br />

Sektor seine Existenzberechtigung. Die For<strong>der</strong>ungen nach grundlegenden Reformen<br />

bzw. nach <strong>der</strong> Auflösung des Drei-Säulen-Systems sind mittlerweile so laut geworden,<br />

dass sich die SK-Finanzgruppe in ihrer Existenz gefährdet sehen muss. Die Wahrung <strong>der</strong><br />

bestehenden Strukturen und ihrer Eigenständigkeit hat sie bereits zu ihrem wichtigsten Ziel<br />

erklärt.<br />

Ohne öffentlichen Auftrag gäbe es für SK keine Legitimation, in Form von öffentlich-rechtlichen<br />

Anstalten organisiert zu sein. Elementare Bedeutung hat ihre Rechtsform für SK vor<br />

allem deshalb, weil sie ihre grundsätzliche Nicht-Veräußerbarkeit und damit den Fortbestand<br />

<strong>der</strong> öffentlich-rechtlichen Säule im deutschen Kreditwesen gewährleistet. Wenn<br />

SK ihre Rechtsform langfristig sicherstellen wollen, müssen sie daher ihren öffentlichen<br />

Auftrag erstens tatsächlich erfüllen und zweitens auch glaubhaft vermitteln können, dass<br />

sie ihn erfüllen bzw. erfüllt haben. Diese „glaubhafte Vermittlung“ muss sich dann auch in<br />

<strong>der</strong> Berichterstattung von SK wi<strong>der</strong>spiegeln. Das Ziel dieser Arbeit ist es daher, theoretische<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an das Reporting des öffentlichen Auftrages von SK herauszuarbeiten und<br />

anschließend anhand einer empirischen Untersuchung ausgewählter Geschäftsberichte<br />

Rückschlüsse auf das Management <strong>der</strong> aus dem öffentlichen Auftrag resultierenden Stakehol<strong>der</strong>-Ansprüche<br />

zu ziehen.<br />

Vgl. z.B. Poullain (200 ).<br />

2 Zu den Bemühungen von Privatinvestoren um einen Einstieg in öffentlich-rechtliche Kreditinstitute siehe<br />

beispielhaft Bartz/Klusmann (200 ), S. 9; Luttmer/Bartz/Clausen (200 ), S. 2 .<br />

Vgl. Bundesverband Deutscher Banken (200 ), S. - ; Köhler (200 ), S. 2 ; Mittler (200 ), S. ; Raettig<br />

(200 ), S. 2 f.; Möschel (200 ), S. - ; Weber (200 ), S. - .<br />

Vgl. Bundesverband Deutscher Banken (200 ), S. ; Mittler (200 ), S. ; Möschel (200 ), S. f.<br />

Vgl. Raettig (200 ), S. 2 .<br />

Vgl. Hoppenstedt (200 ), S. .<br />

Vgl. Staats (200 ), S. 90; Thiemann (200 ), S. f.; Ashauer (200 ), S. f.; Rudolph (200 ), S. 20.<br />

Vgl. Eichel (200 ), S. 2 f.; Hoppenstedt (200 ), S. .<br />

22


<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

Wissenschaftspreis 200<br />

2 Funktionen des öffentlichen Auftrages<br />

Der öffentliche Auftrag „bezeichnet als Sammelbegriff die vom Gesetzgeber und ergänzend<br />

von den Gewährträgern den kommunalen <strong>Sparkasse</strong>n gestellten und übertragenen<br />

öffentlichen Aufgaben.“ 9 Auch wenn diese Aufgaben so alt wie die SK selbst sind, 0 wurden<br />

sie erst 9 unter dem Begriff des öffentlichen Auftrages zusammengefasst. Ohne auf<br />

die genauen Formulierungen in den einzelnen Rechtsgrundlagen einzugehen, 2 haben SK<br />

neben <strong>der</strong> Gemeinwohlorientierung demnach den Auftrag,<br />

• vor allem die Versorgung wirtschaftlich schwächerer Bevölkerungsgruppen und des Mittelstandes<br />

mit Finanzdienstleistungen zu gewährleisten,<br />

• den Sparsinn und die Vermögensbildung in <strong>der</strong> Bevölkerung sowie das eigenverantwortliche<br />

Verhalten insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Jugend in wirtschaftlichen Angelegenheiten zu för<strong>der</strong>n,<br />

• eine ausgewogene regionale Wirtschaftsstruktur und lokalen Wettbewerb zu gewährleisten<br />

sowie<br />

• als Hausbank ihrer Anstaltsträger zu fungieren.<br />

Aus diesen Aufgaben lassen sich im Wesentlichen fünf Teilziele bzw. Funktionen ableiten:<br />

Die Gewährleistungsfunktion betrifft die Versorgung <strong>der</strong> gesamten Bevölkerung<br />

mit Finanzdienstleistungen. Schwerpunkte bilden hierbei die allgemeine Versorgung <strong>der</strong><br />

wirtschaftlich schwachen Privatpersonen sowie die Kreditversorgung des Mittelstandes. Die<br />

För<strong>der</strong>funktion umfasst sowohl das Angebot sicherer Sparprodukte als auch die Erziehung<br />

und Beratung <strong>der</strong> Bevölkerung (insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Jugend) in wirtschaftlichen Angelegenheiten.<br />

Die Struktursicherungsfunktion versteht SK als Instrument <strong>der</strong> regionalen Wirtschaftspolitik.<br />

Dem gesamtwirtschaftlichen Konzentrationsprozess auf Verdichtungsräume soll<br />

dabei durch Sicherung <strong>der</strong> regionalen Wirtschaftsstrukturen entgegengewirkt werden. Die<br />

Wettbewerbsfunktion soll gewährleisten, dass auch in ländlichen Regionen kein Kreditinstitut<br />

eine marktbeherrschende Stellung ausüben kann. Schließlich sollen SK in ihrer Hausbankfunktion<br />

ihre kommunalen Träger in allen finanziellen Belangen unterstützen, wobei<br />

insbeson<strong>der</strong>e die Kreditversorgung und die Abwicklung des Zahlungsverkehrs im Vor<strong>der</strong>grund<br />

stehen.<br />

9 Dehe ( 9 2), S. 2 0. Aufgrund <strong>der</strong> Abschaffung von Gewährträgerhaftung und Anstaltslast (siehe Verst. v.<br />

. .200 ) werden die Träger von SK hier nicht als „Gewährträger“, son<strong>der</strong>n als „Anstaltsträger“ bezeichnet.<br />

0 Ursprünglich entstanden sind SK vor über 200 Jahren aus dem Gedanken, den Sparsinn zu för<strong>der</strong>n und so<br />

vor allem Geringverdiener vor Verarmung zu schützen. Zur historischen Entwicklung von SK siehe z.B. Staats<br />

(200 ), S. 0- ; Trosky ( 99 ), S. - ; Wysocki/Ellgering ( 9 ), S. - ; Wysocki ( 9 0), S. - .<br />

Vgl. Wysocki ( 9 ), S. 0; Dehe ( 9 2), S. 2 .<br />

2 Bezüglich des öffentlichen Auftrages unterscheiden sich die Formulierungen <strong>der</strong> einzelnen SK-Gesetze<br />

nicht wesentlich. Vgl. Ashauer (200 ), S. ; Eichel (200 ), S. 2 . Für Beispiele einzelner zugrunde liegen<strong>der</strong><br />

Rechtsnormen siehe Staats (200 ), S. f.<br />

Zur Gemeinwohlorientierung siehe Staats (200 ), S. 90; Ellgering (2002), S. -2 ; Keßler ( 9 2), S. 0-<br />

9 . Unternehmerisches Handeln gilt allgemein dann als gemeinwohlorientiert, wenn es allgemeinen bzw.<br />

öffentlichen Interessen zu dienen bestimmt ist. Vgl. Ellgering (2002), S. 9. SK werden oft synonym als<br />

gemeinwohlorientiert o<strong>der</strong> gemeinnützig bezeichnet. Da sie Letzteres aber nicht im steuerrechtlichen Sinne<br />

sind, erscheint <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Gemeinnützigkeit irreführend und wird daher hier nicht verwendet. Vgl. dazu<br />

§ 2 AO.<br />

Vgl. z.B. Staats (200 ), S. f.; Rudolph (200 ), S. 20; Ashauer ( 99 ), S. 2 f.<br />

Vgl. Staats (200 ), S. ; Thiemann (200 ), S. - ; Brümmerhoff/Lehmann (2000), S. - 2; Möschel<br />

( 99 ), S. 9 -9 ; Gladen ( 9 ), S. 0; Dehe ( 9 2), S. 2 -2 . Eine kritische Bewertung <strong>der</strong> aus dem<br />

öffentlichen Auftrag ableitbaren Funktionen findet sich bei Staats (2006), S. 217-247.<br />

2


Stakehol<strong>der</strong>-Management von <strong>Sparkasse</strong>n im Spiegel <strong>der</strong> Geschäftsberichte<br />

– Systematische Bestandsaufnahme und kritische Bewertung<br />

3 Stakehol<strong>der</strong>-Management und öffentlicher Auftrag<br />

In <strong>der</strong> Literatur wird <strong>der</strong> Stakehol<strong>der</strong>-Begriff häufi g in Abhängigkeit davon defi niert, wie<br />

weit <strong>der</strong> Be griff interpretiert werden soll. Dabei wird oft lediglich auf eine enge und eine<br />

weiter gefasste Interpretation und Defi nition hingewiesen. Eine genauere Kategorisierung<br />

wird von ACHLEITNER vorgenommen, <strong>der</strong> in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Bedeutung einer<br />

Stakehol<strong>der</strong>-Grup pe für eine Unternehmung in Bezugs-, Interessen- und (strategischen)<br />

Anspruchgruppen unterscheidet (vgl. Abb. ).<br />

Abb. 1: Klassifi kation von Stakehol<strong>der</strong>n nach ACHLEITNER<br />

Das Schlüsselmerkmal eines Stakehol<strong>der</strong>-Mana gements stellt gemäß DONALD SON/<br />

PRESTON die simultane Aufmerksamkeit <strong>der</strong> Unternehmensleitung für die rechtmäßigen<br />

Interessen aller relevanten Stakehol<strong>der</strong> dar. 9 Bezogen auf gängige Abgrenzungen des<br />

Managementbegriffs 20 lässt sich Stakehol<strong>der</strong>-Mana gement somit defi nieren als die systematische<br />

Planung, Steuerung und Kontrolle <strong>der</strong> Interessenerfüllung sämtlicher relevanter<br />

Stakehol<strong>der</strong>. Am Beginn eines Stakehol<strong>der</strong>-Managements steht damit immer die Frage, wer<br />

die rele vanten Stakehol<strong>der</strong> einer Unternehmung sind und welche Interessen bzw. Ansprüche<br />

von ihnen gehegt werden. 2 Zur Beantwortung dieser Frage fi n den sich in <strong>der</strong> Literatur<br />

Identifi kations- und Analyseverfahren, 22 <strong>der</strong>en Anwendung hier aber nicht erfor<strong>der</strong>lich ist.<br />

Vgl. Wentges (2002), S. 9 .<br />

Vgl. Wentges (2002), S. 9 ; Theuvsen (200 ), S. 2. Eine enge Interpretation liegt <strong>der</strong> ur sprünglichen<br />

Defi nition zugrunde, wonach als Stakehol<strong>der</strong> „those groups with out whose support the organization<br />

would cease to exist” bezeichnet werden. Zitiert nach Freeman ( 9 ), S. . Die weite Interpretation<br />

versteht Stakehol<strong>der</strong> als „any group or individual who can affect or is affected by the achievement of the<br />

organization’s objectives”. Freeman ( 9 ), S. . Vgl. auch Kring (2002), S. 29.<br />

Vgl. Kring (2002), S. 2 f.; Janisch ( 99 ), S. 2 - 2 ; Achleitner ( 9 ), S. .<br />

9 Vgl. Donaldson/Preston ( 99 ), S. . Siehe auch Heene/Dentchev (200 ), S. 2.<br />

20 Siehe z.B. Müller (200 ), S. ; Hahn/Hungenberg (200 ), S. - 9.<br />

2 Vgl. Carroll/Buchholtz (200 ), S. ; Donaldson/Preston ( 99 ), S. .<br />

22 Siehe z.B. Hügens/Zelewski (200 ), S. 9- 2; Theuvsen (200 ), S. - .<br />

2


<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

Wissenschaftspreis 200<br />

Die Identifikation <strong>der</strong> sich aus dem öffentlichen Auftrag ergebenden Stakehol<strong>der</strong> kann an<br />

dieser Stelle durch den Rückgriff auf die oben abgeleiteten Teilfunktionen des öffentlichen<br />

Auftrages erfolgen: Zu den Zielgruppen des öffentlichen Auftrages sind demnach erstens<br />

private Personen zu zählen, <strong>der</strong>en Anspruch auf Versorgung mit Finanzprodukten und auf<br />

Erziehung und Beratung in wirtschaftlichen Angelegenheiten zu erfüllen ist. 2 Was die<br />

flächendeckende Versorgung mit Finanzprodukten anbelangt, stehen dabei wirtschaftlich<br />

schwächere Personen im Vor<strong>der</strong>grund. 2 Beson<strong>der</strong>e Betonung bezüglich <strong>der</strong> „Erziehung“<br />

findet oftmals die Jugend. 2 Zum Zweiten richtet sich <strong>der</strong> öffentliche Auftrag an mittelständische<br />

Unternehmen, <strong>der</strong>en Anspruch sich auf regionale Wirtschaftsstrukturen bezieht,<br />

wobei vor allem die Kreditversorgung im Mittelpunkt steht. 2 Als dritte Zielgruppe sind die<br />

Anstaltsträger (Kommunen) zu nennen, die einen Anspruch auf Unterstützung in finanziellen<br />

Belangen (insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Kreditversorgung und <strong>der</strong> Abwicklung des Zahlungsverkehrs)<br />

geltend machen können. 2 Des Weiteren sollen SK Mitverantwortung bei <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> regionalen Entwicklung und wirtschaftlichen Infrastruktur übernehmen. 2<br />

4 Instrumentalisierung des öffentlichen Auftrages<br />

Aufgrund <strong>der</strong> bislang fehlenden Operationalisierung des öffentlichen Auftrages wurden<br />

in dieser Arbeit aus den bisherigen Erkenntnissen Operationalisierungsgrößen abgeleitet,<br />

29 wobei insbeson<strong>der</strong>e die Realisierbarkeit (Praxistauglichkeit) und Überprüfbarkeit im<br />

Rahmen des obligatorischen Geschäftsberichts im Vor<strong>der</strong>grund standen. 0 Unter Verzicht<br />

<strong>der</strong> Diskussion einzelner Kennzahlen lässt sich das Ergebnis in folgen<strong>der</strong> Tabelle (Tab. )<br />

zusammenfassen:<br />

2 Vgl. z.B. § Abs. Satz und SpkG BW; § Abs. und Abs. 2 Satz 2 SpkG NRW. Siehe dazu auch Staats<br />

(200 ), S. f.<br />

2 Es wird häufig betont, dass je<strong>der</strong> (auch wirtschaftlich schwächere Personen) Zugang zu dem<br />

Produktangebot von SK bekommt. Vgl. z.B. Ashauer (200 ), S. ; Hoppenstedt (200 ), S. ; Hoppenstedt<br />

(200 ), S. ; Berndt (2002), S. 2 .<br />

2 Vgl. z.B. § Abs. Satz SpkG BW; § Abs. 2 Satz 2 SpkG NRW. Siehe dazu auch Staats (200 ), S. .<br />

2 Vgl. z.B. § Abs. Satz NSpG; § Abs. 2 Satz SpkG NRW. Siehe dazu auch Staats (200 ), S. .<br />

2 Vgl. z.B. § Abs. Satz SpkG BW; § Abs. SpkG NRW. Siehe dazu auch Staats (200 ), S. .<br />

2 Vgl. z.B. § Abs. Satz 2 SpkG BW; § Abs. Satz 2 NSpG; § 2 Satz 2 SpkG SH.<br />

29 Vgl. Körnert (200 ), S. 2: Obwohl die For<strong>der</strong>ung nach einer entsprechenden Operationalisierung bereits<br />

0 Jahre alt ist, sind bisher keine Instrumente entwickelt worden. Auch die Diskussion über die Behandlung<br />

des öffentlichen Auftrages bei <strong>der</strong> Implementierung einer Balanced Scorecard in SK ging nicht über eine<br />

Modifikation des Perspektivensystems hinaus. Vgl. Zimmermann/Jöhnk (2000), S. 645f. Zu Einzelheiten<br />

siehe Diemer/<br />

Kipker/Purtz (200 ), S. ; Körnert (200 ), S. 2f.; Paul/Brost/Schwolgin (200 ), S. 0; Jöhnk/Zimmermann<br />

(200 ), S. 22f.<br />

0 Es werden hier keine Instrumentalisierungsgrößen vorgeschlagen, die zwar theoretisch wünschenswert<br />

sind, in <strong>der</strong> Praxis jedoch auf nur schwer zu beschaffenden Daten beruhen (Verhältnismäßigkeit des<br />

Aufwandes).<br />

Weitere Details zu <strong>der</strong> Operationalisierung des öffentlichen Auftrages sowie zu <strong>der</strong> anschließenden<br />

empirischen Untersuchung finden sich in Grapentin/Berg/Pfingsten (2007), S. 399-410.<br />

2


Stakehol<strong>der</strong>-Management von <strong>Sparkasse</strong>n im Spiegel <strong>der</strong> Geschäftsberichte<br />

– Systematische Bestandsaufnahme und kritische Bewertung<br />

Tab. : Instrumentalisierung des öffentlichen Auftrages<br />

Schwierig gestaltet sich die Instrumentalisierung des öffentlichen Auftrages hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> Kon ditionengestaltung in SK. Eine Möglichkeit im Passivgeschäft würde sich durch die<br />

Orientierung an den durchschnittlich angebotenen Konditionen vergleichbarer Sparprodukte<br />

von Wettbewerbern ergeben, die als Untergrenze <strong>der</strong> von SK zu gewährenden Konditionen<br />

im Sinne des öffentlichen Auftrages verstanden werden könnten (solange dadurch<br />

insgesamt keine Verluste erwirtschaftet werden). 2 Bezüglich <strong>der</strong> Konditionen im Aktivgeschäft<br />

erfor<strong>der</strong>t die Beachtung gesetzlicher Bestimmungen die Berücksichtigung <strong>der</strong> individuellen<br />

Risikosituationen <strong>der</strong> Kreditnehmer. Die teilweise erhobene (ältere) For<strong>der</strong>ung,<br />

dass einzelnen Zielgruppen des öffentlichen Auftrages relativ niedrige Kreditkonditionen<br />

angeboten werden sollen, steht demzufolge nicht im Einklang mit einschlägigen Rechtsnormen<br />

(Basel II/SolvV) und ist daher abzulehnen. Außerdem wäre die Datenerhebung für<br />

einen Konditionenvergleich sowohl im Aktiv- als auch im Passivgeschäft nur mit ungerechtfertigt<br />

hohem Aufwand möglich (bei Kreditkonditionen aufgrund unbekannter individueller<br />

Ausfallrisiken <strong>der</strong> Kreditnehmer bei an<strong>der</strong>en Banken sogar unmöglich) sowie unter<br />

Bekanntgabe strategischer Geschäftsgeheimnisse im Rahmen <strong>der</strong> Kon di tionenkalkulation,<br />

und kann daher nicht verlangt werden. Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass<br />

bezüglich <strong>der</strong> Versorgung mit Finanzdienstleistungen eine Messung <strong>der</strong> Wahrnehmung des<br />

öffentlichen Auftrages zumindest teilweise (es konnten hier nicht sämtliche Funktionen des<br />

öffentlichen Auftrages instrumentalisiert werden) möglich ist; hinsichtlich <strong>der</strong> Konditionierung<br />

von Produkten aber nicht.<br />

2<br />

2 Siehe dazu auch Mülhaupt/Dolff ( 9 ), S. .<br />

Vgl. z.B. Hartmann-Wendels/Pfi ngsten/Weber (2007), S. 537-542.<br />

Vgl. Thomes ( 99 ), S. 2 9; Keßler ( 9 2), S. ; Mülhaupt/Dolff ( 9 ), S. - . Son<strong>der</strong>konditionen für<br />

die Anstaltsträger sind abzulehnen, da sie verdeckte Gemeindesteuern und Quersubventionierungen auf<br />

Kosten <strong>der</strong> Einleger darstellen. Vgl. Brümmerhoff/Lehmann (2000), S. ; Möschel ( 99 ), S. 9 .


<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

Wissenschaftspreis 200<br />

Um dem Begriff „Stakehol<strong>der</strong>-Management“ gerecht zu werden bedarf es erstens <strong>der</strong><br />

Formulierung von Vorgaben, zweitens dem Ergreifen von Maßnahmen und drittens <strong>der</strong> anschließenden<br />

Kontrolle <strong>der</strong> Zielerreichung. Pauschale Vorschläge für die konkrete Höhe von<br />

Vorgaben sind in diesem Zusammenhang allerdings als sehr schwierig anzusehen, weil die<br />

Erfüllung des öffentlichen Auftrages in angemessener Relation zu <strong>der</strong> Ertragssituation einer<br />

SK erfolgen sollte. Diese wird in den einzelnen SK sehr unterschiedlich sein und außerdem<br />

auch Schwankungen unterliegen. Des Weiteren dürften die für das zukünftige Neugeschäft<br />

notwendigen Eigenkapitalanfor<strong>der</strong>ungen in SK stark variieren, was unterschiedlichen<br />

Bedarf an Gewinnthesaurierungen mit sich bringt. Was vor diesem Hintergrund bei den einzelnen<br />

Kennzahlen als angemessene Höhe bezeichnet werden kann, muss daher von je<strong>der</strong><br />

SK in ihrer individuellen Situation selbst bestimmt werden. Dies darf jedoch keinesfalls<br />

dazu führen, dass <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> einzelnen Kennzahlen eine untergeordnete Rolle beigemessen<br />

wird.<br />

5 Systematische Bestandsaufnahme anhand ausgewählter Geschäftsberichte<br />

Ein systematisches Stakehol<strong>der</strong>-Management sollte sich auch im Reporting wi<strong>der</strong>spiegeln.<br />

Ein Unternehmen, das sich mit <strong>der</strong> Anspruchserfüllung seiner Stakehol<strong>der</strong> auseinan<strong>der</strong>setzt<br />

und dieses auch instrumentell umsetzt, wird aller Voraussicht nach über seine<br />

diesbezüglichen Bemühungen auch berichten. Finden sich hingegen im Reporting keine<br />

Hinweise auf ein Stakehol<strong>der</strong>-Management, kann es dafür zwei Gründe geben: Entwe<strong>der</strong><br />

kann sich ein Unternehmen noch nicht mit den Ansprüchen seiner relevanten Stakehol<strong>der</strong><br />

auseinan<strong>der</strong>gesetzt haben, o<strong>der</strong> aber die Ansprüche <strong>der</strong> Stakehol<strong>der</strong> werden bewusst<br />

nicht erfüllt. Beide Möglichkeiten kommen im Falle von SK nicht in Frage. Es kann als<br />

ausgeschlossen angesehen werden, dass SK vor dem Hintergrund <strong>der</strong> langen Tradition<br />

des öffentlichen Auftrages und seiner gesetzlichen Verankerung die daraus erwachsenden<br />

Ansprüche völlig ignorieren (sei es vollständig o<strong>der</strong> nur im Reporting als einem wichtigen<br />

Instrument <strong>der</strong> Außendarstellung) und bewusst nicht erfüllt haben. Untermauern lässt sich<br />

dieses Argument auch mit <strong>der</strong> Aktualität <strong>der</strong> Diskussion über Corporate Social Responsibility<br />

(CSR) sowie dem Trend zur Betonung von Nachhaltigkeitsaspekten in <strong>der</strong> unternehmerischen<br />

Berichterstattung. 9 Oberstes Ziel des CSR-Reportings ist es, die Erfüllung <strong>der</strong><br />

Interessen aller Stakehol<strong>der</strong> und die Wahrnehmung <strong>der</strong> eigenen CSR zu kommunizieren, um<br />

so den Reputationsaufbau zu stärken und die eigene Geschäftstätigkeit zu legitimieren. 0<br />

Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass SK die Aktualität des Themas für die<br />

Entkräftung <strong>der</strong> Argumente <strong>der</strong> Kritiker des Drei-Säulen-Systems durch die Kommunikation<br />

<strong>der</strong> Erfüllung ihres öffentlichen Auftrages zu nutzen wissen.<br />

Vgl. Staats (200 ), S. 9 ; Thiemann (200 ), S. f.<br />

Zu (aufsichtsrechtlichen) Eigenkapitalanfor<strong>der</strong>ungen siehe z.B. Hartmann-Wendels/Pfingsten/Weber (2007),<br />

S. - .<br />

Das schließt allerdings nicht aus, dass einheitliche Maßstäbe bei <strong>der</strong> Festlegung von Vorgaben zum Einsatz<br />

kommen. Ideal wäre es, die Vorgaben für einzelne SK gleichzeitig von einer Größenkennzahl (z.B. Summe<br />

aus Kundeneinlagen und -for<strong>der</strong>ungen sowie Kommissionsgeschäften), Kennzahlen <strong>der</strong> Ertragskraft (z.B.<br />

Eigenkapitalrendite und Cost-Income-Ratio) und Solvabilitätskennzahlen (z.B. Solvabilitätskoeffizient gem.<br />

Grundsatz , vgl. § 0 KWG), abhängig zu machen.<br />

Vgl. KPMG International (200 ), S. 2 ; Loew/Clausen/Westermann (200 ), S. .<br />

9 Vgl. Quick/Knocinski (200 ), S. f.; KPMG International (200 ), S. 9; Pleon Kohtes Klewes GmbH (200 ), S.<br />

; En<strong>der</strong>le (200 ), S. 9 f.; Herzig/Schaltegger (200 ), S. .<br />

0 Vgl. GRI (200 ), S. 2f.; Herzig/Schaltegger (200 ), S. 02; KPMG International (200 ), S. 2 ; Herzig/Schaltegger<br />

(200 ), S. 2f.<br />

2


Stakehol<strong>der</strong>-Management von <strong>Sparkasse</strong>n im Spiegel <strong>der</strong> Geschäftsberichte<br />

– Systematische Bestandsaufnahme und kritische Bewertung<br />

Das erste Kriterium zur Überprüfung des Reportings von SK beinhaltet die Veröffentlichung<br />

<strong>der</strong> im Rahmen des Stakehol<strong>der</strong>-Managements verfolgten Kennzahlen (siehe Tab. ).<br />

Dabei sollte allerdings nicht nur über die Kennzahlen selbst, son<strong>der</strong>n auch über die jeweils<br />

gesetzten Vorgaben und die ergriffenen Maßnahmen berichtet werden. Es gilt folglich<br />

auf quantitative und qualitative Aspekte zu achten, wobei die quantitativen Angaben mit<br />

qualitativen Erläuterungen (z.B. Maßnahmen für das Erreichen gesetzter Vorgaben im<br />

Stakehol<strong>der</strong>-Management) zu ergänzen sind. Darüber hinaus sind qualitative Angaben<br />

über die nicht (o<strong>der</strong> nur schwer) instrumentalisierbaren Aspekte des öffentlichen Auftrages<br />

wünschenswert.<br />

Das zweite Kriterium betrifft die Glaubwürdigkeit des Reportings. Als erstes wird dabei<br />

<strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Berichterstattung über die Erfüllung des öffentlichen Auftrages an den untersuchten<br />

Geschäftsberichten als Kriterium herangezogen. Es wird hierbei angenommen,<br />

dass tendenziell folgen<strong>der</strong> Zusammenhang gilt: Je größer <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Berichterstattung<br />

über den öffentlichen Auftrag an einem Geschäftsbericht ist, desto intensiver hat sich eine<br />

SK mit <strong>der</strong> Erfüllung <strong>der</strong> daraus resultierenden Stakehol<strong>der</strong>-Ansprüche beschäftigt, und<br />

desto höher ist damit <strong>der</strong> Stellenwert, den die Erfüllung des öffentlichen Auftrages in einer<br />

SK einnimmt. Eine weitere Möglichkeit <strong>der</strong> Erhöhung <strong>der</strong> Glaubwürdigkeit im Reporting<br />

betrifft die Berichterstattung über die Anreizgestaltung <strong>der</strong> leitenden Mitarbeiter: Deren<br />

Erfolg darf wegen <strong>der</strong> Gemeinwohlorientierung nicht nur auf Basis von Erfolgs- und Rentabilitätsgrößen<br />

beurteilt werden, son<strong>der</strong>n sollte darüber hinaus auch am Erfüllungsgrad des<br />

öffentlichen Auftrages gemessen werden. Des Weiteren erscheinen auch die generell für<br />

Unternehmen aller Branchen genannten Möglichkeiten zur Erhöhung <strong>der</strong> Glaubwürdigkeit<br />

ihrer Nachhaltigkeitsberichterstattung in diesem Zusammenhang als geeignet. So können<br />

Unternehmen dem gelegentlich erhobenen Vorwurf, dass sie ihre CSR nicht ernst nehmen<br />

und ihr diesbezügliches Reporting nur dem Reputationsaufbau dienlich sein soll, auf drei<br />

Arten begegnen: Erstens besteht die Möglichkeit, das Reporting durch externe Wirtschaftsprüfer<br />

verifizieren zu lassen. 2 Zweitens kann die Vertrauenswürdigkeit dadurch erhöht werden,<br />

indem verschiedene Stakehol<strong>der</strong>-Gruppen im Geschäftsbericht (auch kritisch) zu Wort<br />

kommen. Die dritte Möglichkeit stellt eine ausgeglichene Berichterstattung über Erfolge<br />

und Misserfolge dar, die ein ausgewogenes Verhältnis zwischen positiven und negativen Aspekten<br />

<strong>der</strong> Geschäftstätigkeit gewährleistet. Berichten SK z.B. über die Beseitigung einer<br />

wirtschaftlichen Schieflage, so sollten auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite die notwendigen Einschnitte<br />

- wie z.B. ein reduziertes Spendenvolumen - nicht verschwiegen werden.<br />

2<br />

Vgl. Quick/Knocinski (200 ), S. f.; Pleon Kohtes Klewes GmbH (200 ), S. .<br />

2 Vgl. IDW (200 ), S. 2; Bickerton (200 ), S. 2 .<br />

Vgl. z.B. McRae (200 ), S. 0. Siehe dazu auch Colman (200 ), S. 2 .<br />

Vgl. GRI (200 ), S. ; Bergmann (200 ), S. ; Bickerton (200 ), S. 2 ; Colman (200 ), S. 2 .


<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

Wissenschaftspreis 200<br />

Eine Übersicht sowohl über die hier herangezogenen Kriterien als auch über das Ergebnis<br />

<strong>der</strong> Bestandsaufnahme hinsichtlich ausgewählter Geschäftsberichte für das Jahr 200 (von<br />

jeweils fünf Groß-SK mit einer Bilanzsumme (BS) von über 9 Mrd. € und fünf mittleren SK mit<br />

einer BS zwischen 1 und 2 Mrd. €) findet sich in Tab. 2. Die untersuchten SK seien hier in<br />

Rangfolge nach <strong>der</strong> Höhe ihrer BS als SK (höchste BS) bis SK 0 bezeichnet.<br />

Bereits ein Blick auf Tab. 2 offenbart, dass dem Ideal <strong>der</strong> Ausrichtung <strong>der</strong> Geschäftsberichte<br />

am öffentlichen Auftrag und <strong>der</strong> systematischen Berichterstattung über die Erfüllung<br />

<strong>der</strong> entsprechenden Stakehol<strong>der</strong>-Ansprüche keine SK vollständig gerecht werden konnte<br />

Der Anspruch <strong>der</strong> Veröffentlichung sowohl <strong>der</strong> verfolgten Kennzahlen als auch <strong>der</strong> jeweils<br />

gesetzten Vorgaben und ergriffenen Maßnahmen des Stakehol<strong>der</strong>-Managements konnte<br />

von keiner SK erfüllt werden.<br />

Die Ergebnistabelle (Tab. 2) enthält Zahlen, wenn sich zu einzelnen Kriterien quantitative Angaben in<br />

den Geschäftsberichten finden ließen. Eingeklammerte Zahlen deuten darauf hin, dass diese nicht direkt<br />

dem Geschäftsbericht zu entnehmen waren, sich aber aus an<strong>der</strong>en Angaben ableiten ließen. Waren den<br />

Geschäftsberichten qualitative Erläuterungen zu einem Kriterium zu entnehmen, ist dies durch ein „Q“<br />

gekennzeichnet. Entsprachen SK <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung des ersten Kriteriums nach quantitativen Angaben und<br />

ergänzenden qualitativen Erläuterungen, enthalten die entsprechenden Fel<strong>der</strong> <strong>der</strong> Tabelle sowohl eine Zahl<br />

als auch ein „Q“. Erfüllten SK einzelne Kriterien we<strong>der</strong> quantitativ noch qualitativ, findet dies in den frei<br />

gebliebenen Fel<strong>der</strong>n Ausdruck.<br />

29


Stakehol<strong>der</strong>-Management von <strong>Sparkasse</strong>n im Spiegel <strong>der</strong> Geschäftsberichte<br />

– Systematische Bestandsaufnahme und kritische Bewertung<br />

Tab. 2: Explorative Fallanalyse anhand ausgewählter Geschäftsberichte<br />

0


<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

Wissenschaftspreis 200<br />

Hinsichtlich des ersten Kriteriums ist zunächst allen untersuchten SK <strong>der</strong> Vorwurf zu<br />

unter-breiten, dass die Privatpersonen als Adressaten des öffentlichen Auftrages in den Geschäftsberichten<br />

offensichtlich vernachlässigt werden. Als erstaunlich kann dies vor allem<br />

deshalb angesehen werden, da gerade die Versorgung von wirtschaftlich schwachen Personen<br />

mit einem Girokonto nach <strong>der</strong> Privatisierung von SK in europäischen Nachbarlän<strong>der</strong>n<br />

scheinbar nicht mehr gewährleistet war, was von Fürsprechern des Drei-Säulen-Systems<br />

häufig als Argument für die Notwendigkeit <strong>der</strong> Existenz von SK in Deutschland herangezogen<br />

wird. Als positiv ist hingegen die ausführliche qualitative Berichterstattung <strong>der</strong> Groß-<br />

SK hinsichtlich <strong>der</strong> Kreditversorgung des Mittelstands zu bezeichnen; quantitative Angaben<br />

sollten aber zukünftig nicht vernachlässigt werden. Die mittleren SK weisen hingegen beim<br />

Reporting über die Anspruchserfüllung <strong>der</strong> KMU offensichtlich großen Aufholbedarf auf.<br />

Was die Berichterstattung hinsichtlich <strong>der</strong> Ansprüche <strong>der</strong> Anstaltsträger anbelangt, genießt<br />

die finanzielle Unterstützung gemeinnütziger Einrichtungen in den jeweiligen Regionen<br />

oberste Priorität. Aus fast allen Geschäftsberichten ließ sich darüber hinaus <strong>der</strong> Anteil von<br />

Spenden und Gewinnausschüttungen an dem Jahresüberschuss ableiten. Insgesamt kann<br />

<strong>der</strong> teilweise beträchtliche Anteil <strong>der</strong> Summe aus Spendenvolumen und Gewinnausschüttung<br />

am Jahresüberschuss als Bestätigung dafür angesehen werden, dass die Gemeinwohlorientierung<br />

in SK überwiegend hohe Praxisrelevanz besitzt. Dies sollte jedoch von den SK<br />

in ihrer Berichterstattung deutlicher als überzeugendes Argument für die Legitimität ihrer<br />

Rechtsform hervorgehoben werden.<br />

Bezüglich des zweiten Kriteriums können die stark unterschiedlichen Anteile des Reportings<br />

über den öffentlichen Auftrag an den Geschäftsberichten als Indiz dafür gesehen<br />

werden, dass <strong>der</strong> Wahrnehmung des öffentlichen Auftrages in verschiedenen SK unterschiedliche<br />

Prioritäten eingeräumt werden. Jedenfalls können die mittleren SK (mit Ausnahme<br />

<strong>der</strong> SK 0) diesen nicht glaubhaft als elementare Grundlage ihrer Geschäftstätigkeit<br />

bezeichnen. Die relativ hohen Anteile bei den Groß-SK sprechen jedoch für die Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit den entsprechenden Stakehol<strong>der</strong>-Ansprüchen in den einzelnen SK sowie<br />

das Erkennen <strong>der</strong> Notwendigkeit des anschließenden Reportings. Dass sich die weiteren<br />

Signale <strong>der</strong> Glaubwürdigkeit nahezu in keinem <strong>der</strong> untersuchten Geschäftsberichte finden<br />

ließen, erscheint hier jedoch vor dem Hintergrund <strong>der</strong> Notwendigkeit <strong>der</strong> „glaubhaften<br />

Vermittlung“ <strong>der</strong> Erfüllung des öffentlichen Auftrages als nicht nachvollziehbar.<br />

6 Kritische Bewertung und Hinweise auf Handlungsbedarf<br />

Die hier vorgenommene Überprüfung des Reportings von SK hinsichtlich des Stakehol<strong>der</strong>-Managements<br />

zeigt teilweise erhebliche Defizite auf. Hauptkritikpunkte sind dabei<br />

erstens das Fehlen eines ganzheitlichen und systematischen Stakehol<strong>der</strong>-Managements<br />

hinsichtlich <strong>der</strong> Erfüllung des öffentlichen Auftrages. Zweitens müssen eklatante Unterschiede<br />

zwischen den SK (vor allem zwischen Groß-SK und mittleren SK) moniert werden.<br />

Dabei entspricht das Reporting <strong>der</strong> Groß-SK eher den an die Geschäftsberichte zu stellenden<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen als jenes <strong>der</strong> mittleren SK.<br />

Vgl. Mittler (200 ), S. ; DSGV (200 ), S. 0f. und f.; Europäische Kommission (200 ), S. 2 .<br />

Vgl. z.B. Mittler (200 ), S. ; Thiemann (200 ), S. ; Fischer (200 ), S. f.<br />

Der niedrige Anteil bei mittleren SK verwun<strong>der</strong>t umso mehr vor dem Hintergrund <strong>der</strong> gruppeninternen<br />

For<strong>der</strong>ung nach verstärkter Kommunikation <strong>der</strong> Gemeinwohlorientierung. Vgl. DSGV (2002), S. 0f.


Stakehol<strong>der</strong>-Management von <strong>Sparkasse</strong>n im Spiegel <strong>der</strong> Geschäftsberichte<br />

– Systematische Bestandsaufnahme und kritische Bewertung<br />

Die aktuelle Diskussion um die Zukunft <strong>der</strong> öffentlich-rechtlichen Säule sollte im SK-Sektor<br />

dazu führen, dass die Wahrnehmung des öffentlichen Auftrages (trotz seiner breiten<br />

und vagen Formulierung) 9 instrumentalisiert und über dessen Erfüllung auch glaubhaft<br />

berichtet wird. Um beides auf einem hohen und homogenen Niveau zu gewährleisten,<br />

wird an dieser Stelle <strong>der</strong> Deutsche <strong>Sparkasse</strong>n- und Giroverband (DSGV) als Initiator für die<br />

Entwicklung (in Zusammenarbeit mit den SK) eines Stakehol<strong>der</strong>-Management-Instrumentes<br />

hinsichtlich des öffentlichen Auftrages vorgeschlagen. Gleichzeitig sollte <strong>der</strong> DSGV auch<br />

einheitliche Maßstäbe für die Ableitung von Vorgaben für die entsprechenden Kennzahlen<br />

in Abhängigkeit verschiedener Rahmenbedingungen (z.B. individuelle Ertragssituationen)<br />

entwickeln. Damit wäre auch die Grundlage für ein einheitliches Reporting gelegt. 0 Alle<br />

SK könnten innerhalb eines einheitlichen, nach den Adressaten des öffentlichen Auftrages<br />

geordneten Rahmens berichten, wobei identische Kennzahlen und nach gleichen Maßstäben<br />

abgeleitete Vorgaben zugrunde liegen sollten. Dieser Rahmen würde aber auch<br />

Raum für individuelle Beispiele und Maßnahmen lassen. Insgesamt wäre das Reporting<br />

über den öffentlichen Auftrag so individuell im Hinblick auf die konkreten Maßnahmen<br />

einer SK, aber standardisiert, was die verfolgten Kennzahlen und Ziele anbelangt. Dabei<br />

dürften die möglichen Signale <strong>der</strong> Glaubwürdigkeit nicht vernachlässigt werden. Neben<br />

einer ausgeglichenen Berichterstattung über Erfolge und Misserfolge, <strong>der</strong> Veröffentlichung<br />

(auch kritischer) Stakehol<strong>der</strong>-Meinungen und einer dem öffentlichen Auftrag angepassten<br />

Anreizgestaltung für die leitenden Mitarbeiter könnte die Erfüllung des öffentlichen<br />

Auftrages an Kriterien fest gemacht werden, die den Anfor<strong>der</strong>ungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung<br />

des Instituts <strong>der</strong> Wirtschaftsprüfer in Deutschland (IDW) entsprechen.<br />

2 Eine so ermöglichte externe Verifizierung des Reportings über den öffentlichen<br />

Auftrag würde die Glaubwürdigkeit in erheblichem Umfang steigern.<br />

Die Verwendung einheitlicher Instrumentalisierungsgrößen würde außerdem die Aggregation<br />

<strong>der</strong> Kennzahlen auf Bundesniveau ermöglichen. Der DSGV müsste dann nicht mehr<br />

mit Vermutungen bezüglich einer Unterversorgung <strong>der</strong> Bevölkerung mit Finanzprodukten<br />

und einer Benachteiligung wirtschaftlich schwächerer Personen und Regionen in die Öffentlichkeit<br />

treten. Er könnte stattdessen als Folge einer Privatisierung <strong>der</strong> SK in Deutschland<br />

konkret angeben, wie viele Personen voraussichtlich ohne Girokonto dastehen würden,<br />

welches Spendenvolumen insgesamt ausfallen würde, welcher Anteil des Mittelstandes in<br />

Deutschland Finanzierungsprobleme bekommen könnte, wie viele Existenzgründungen auf<br />

dem Spiel stehen würden und in welchem Umfang Ausbildungsplätze gestrichen werden<br />

könnten. Das Vor-Augen-Führen solcher Zahlen sollte das beste Argument für die Notwendigkeit<br />

<strong>der</strong> Existenz von SK in Deutschland darstellen.<br />

9 Vgl. Rudolph (200 ), S. 20; Brümmerhoff/Lehmann (2000), S. und .<br />

0 So wird auch eine Operationalisierung <strong>der</strong> CSR als Vorraussetzung für eine systematische<br />

Nachhaltigkeitsberichterstattung gesehen. Vgl. Herzig/Schaltegger (200 ), S. f.<br />

Für die Nachhaltigkeitsberichterstattung wird eine branchenspezifische Harmonisierung des Reportings<br />

bezüglich bestimmter Kennzahlen und Indikatoren gefor<strong>der</strong>t. Vgl. Herzig/Schaltegger (200 ), S. 9.<br />

2 In Ermangelung eines einheitlichen Standards bezüglich des Inhaltes des CSR-Reportings ermöglicht<br />

<strong>der</strong> IDW-Prüfungsstandard PS 2 sowohl die Anwendung bestehen<strong>der</strong> Leitfäden (siehe z.B. GRI (200 ))<br />

als auch die Entwicklung eigener Kriterien. Es wäre somit denkbar, dass <strong>der</strong> DSGV einen einheitlichen<br />

Kriterienkatalog für alle SK mit Schwerpunkt auf dem öffentlichen Auftrag entwickelt, <strong>der</strong> den<br />

Prüfanfor<strong>der</strong>ungen des IDW gerecht wird.<br />

Vgl. DSGV (200 ), S. 2 .<br />

Das aggregierte Spendenvolumen wird bereits vom DSGV veröffentlicht. Vgl. z.B. DSGV (200 ), S. f.<br />

2


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vom .0 .200 , Brüssel 200 .<br />

<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

Wissenschaftspreis 200


Stakehol<strong>der</strong>-Management von <strong>Sparkasse</strong>n im Spiegel <strong>der</strong> Geschäftsberichte<br />

– Systematische Bestandsaufnahme und kritische Bewertung


Dr. Jürgen Born<br />

geboren am 29. Mai 1971<br />

Monitoring public debt management<br />

in the European Monetary Union<br />

– An external benchmark approach<br />

Doktorarbeit, eingereicht im Herbst 2006<br />

bei Professor Dr. Wim Kösters<br />

Lehrstuhl für Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Für die Kapitalmärkte war <strong>der</strong> Start <strong>der</strong> Europäischen Währungsunion ein<br />

wichtiges Datum, da mit dem Wegfall des Wechselkurses eine Variable<br />

bei <strong>der</strong> Risikodiversifikation entfiel. Damit standen die Liquidität und das<br />

Ausfallrisiko <strong>der</strong> einzelnen Wertpapiere wesentlich stärker im Vor<strong>der</strong>grund.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e kleinere Mitgliedslän<strong>der</strong> verfügen nicht über das Emissionsvolumen,<br />

um die Zinslast zu minimieren. Gezeigt hat sich ferner, dass die<br />

Ziele des staatlichen Schuldenmanagements von Land zu Land variieren.<br />

Mit <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit weden die Marktteilnehmer in die Lage versetzt,<br />

das staatliche Schuldenmanagement <strong>der</strong> EWU-Mitgliedsstaaten von<br />

nationalen Präferenzen unabhängig aus einer europäischen Perspektive zu<br />

evaluieren. Dazu gelangt ein supranationaler Monitoring-Mechanismus zur<br />

Anwendung, da eine übereinstimmende Risikoanalyse für das staatliche<br />

Schuldenmanagement in <strong>der</strong> EWU nicht existiert.<br />

Ein speziell zu diesem Zweck entwickeltes Kostenminimierungsmodell<br />

nutzt externe Benchmarks, um die optimale Emissionspolitik jedes einzelnen<br />

EWU-Mitgliedslandes unter <strong>der</strong> Bedingung zu simulieren, dass die Risikostruktur<br />

des aggregierten EWU-Schuldenportfolios eingehalten wird. Mit<br />

Hilfe eines Kostenvergleichs zwischen simulierter und tatsächlich durchgeführter<br />

Emissionspolitik können dann die finanziellen Vor- und Nachteile,<br />

die das Land durch Abweichen vom EWU-Risikoprofil erreicht, quantifiziert<br />

werden. Dies wurde exemplarisch für Belgien und die Nie<strong>der</strong>lande durchgeführt<br />

und zeigt auf, dass beide Län<strong>der</strong> gegenüber einer strikt EWU-adäquaten<br />

Emissionspolitik, enorme Kostenvorteile durch Inkaufnahme eines<br />

höheren Portfoliorisikos erzielen konnten. Der Autor schließt mit seiner<br />

For<strong>der</strong>ung, dass es nun Aufgabe <strong>der</strong> Marktteilnehmer ist, die Simulationsergebnisse<br />

bei <strong>der</strong> Preisgestaltung angemessen zu berücksichtigen. Seine<br />

vollständige, komparative Wirkung kann das supranationale Monitoring des<br />

staatlichen Schuldenmanagements allerdings erst entfalten, wenn Simulationen<br />

für die gesamte EWU vorliegen.


Monotoring public debt management in the European Monetary Union<br />

– An external benchmark approach<br />

Abstract<br />

In <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit wird erstmalig ein supranationaler Monitoring-Mechanismus<br />

für das staatliche Schuldenmanagement in <strong>der</strong> EWU vorgestellt. Ein speziell zu diesem<br />

Zweck entwickeltes Kostenminimierungsmodell nutzt externe Benchmarks, um die optimale<br />

Emissionspolitik jedes einzelnen EWU-Mitgliedslandes unter <strong>der</strong> Bedingung zu simulieren,<br />

dass die Risikostruktur des aggregierten EWU-Schuldenportfolios eingehalten wird. Mit<br />

Hilfe eines Kostenvergleichs zwischen simulierter und tatsächlich durchgeführter Emissionspolitik<br />

können dann die finanziellen Vor- und Nachteile, die das Land durch Abweichen<br />

vom EWU-Risikoprofil erreicht, quantifiziert werden. Analog wird auch <strong>der</strong> aus Marktsicht<br />

optimale Instrumenten-Mix für das staatliche Schuldenmanagement in das Modell integriert.<br />

Den Marktteilnehmern ist somit erstmals ein Instrument an die Hand gegeben, das<br />

staatliche Schuldenmanagement <strong>der</strong> EWU-Mitgliedsstaaten von nationalen Präferenzen<br />

unabhängig aus einer europäischen Perspektive zu evaluieren.<br />

Die Arbeit ist in sieben Kapitel geglie<strong>der</strong>t. Nach <strong>der</strong> Einleitung untersucht Kapitel 2 die<br />

möglichen Ziele des staatlichen Schuldenmanagements. Eine optimale Kosten-Risikostruktur<br />

des nationalen Schuldenportfolios wird dabei als Primärziel und die För<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> nationalen Finanzmärkte als Sekundärziel identifiziert. In Kapitel 3 werden die durch<br />

Globalisierung und Europäisierung verän<strong>der</strong>ten Rahmenbedingungen für das staatliche<br />

Schuldenmanagement in <strong>der</strong> EWU analysiert. Dabei wird herausgestellt, dass insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> globale Systemwettbewerb und die fortschreitende EWU-Finanzmarktintegration ein<br />

wirksames Monitoring für das Staatliche Schuldenmanagement in <strong>der</strong> EWU nahe legen. Um<br />

eine europäische, von nationalen Präferenzen unabhängige Evaluierung zu ermöglichen,<br />

wird ein Monitoring-Mechanismus angeregt, <strong>der</strong> durch externe Benchmarks sowohl das Primär-<br />

als auch das Sekundärziel des staatlichen Schuldenmanagements berücksichtigt. Kapitel<br />

4 ist den aktuellen Entwicklungen des staatlichen Schuldenmanagements in <strong>der</strong> EWU<br />

gewidmet. Ausführlich werden Instrumentenwahl, Kosten- und Risikomanagement sowie<br />

mögliche Strategiekonflikte vorgestellt. Auf diesen Ergebnissen aufbauend wird in Kapitel 5<br />

ein Kostenminimierungsmodell eingeführt, dass durch die Integration externer Benchmarks<br />

die Grundlage für den neuen Monitoring-Mechanismus bildet. Das ursprüngliche Modell<br />

von Boothe and Reid (1992) wird dabei um Restriktionen erweitert, die die gewünschte<br />

Risikostruktur des Schuldenportfolios und die als optimal betrachtete Instrumentenwahl<br />

abbilden. In Kapitel 6 erfolgt die Anwendung des zuvor entwickelten Modells auf die EWU.<br />

Zunächst werden mit Hilfe von aktuellen Marktdaten die Risikostruktur des aggregierten<br />

EWU-Schuldenportfolios und die Instrumentenwahl <strong>der</strong> EWU-Mitgliedsstaaten ermittelt.<br />

Beide gehen als externe Benchmarks in die Kostenoptimierung jedes einzelnen Staates<br />

ein. Mit Hilfe eines mehrstufigen Simulationsverfahrens werden dann exemplarisch für<br />

Belgien und die Nie<strong>der</strong>lande die Kosten einer optimalen Emissionspolitik unter Einhaltung<br />

<strong>der</strong> externen Benchmarks bestimmt. Der Vergleich zwischen simulierter und tatsächlich<br />

erfolgter Emissionspolitik erlaubt es schließlich, das nationale Schuldenmanagement aus<br />

europäischer Perspektive zu bewerten. Die Ergebnisse <strong>der</strong> Arbeit werden in einem Resümee<br />

zusammengefasst.<br />

40


<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

Wissenschaftspreis 2008<br />

Zusammenfassung<br />

Nach <strong>der</strong> Einleitung werden in Kapitel 2 zunächst zwei zentrale Begriffe <strong>der</strong> Arbeit,<br />

„staatliches Schuldenmanagement“ und „Monitoring“, näher beleuchtet. Im Gegensatz zu<br />

dem relativ eng definierten Begriff „Controlling“ lässt „Monitoring“ einen sehr viel breiteren<br />

Analyserahmen zu, <strong>der</strong> im Hinblick auf den jeweiligen Untersuchungsgegenstand noch näher<br />

zu spezifizieren ist. Zu diesem Zwecke werden die möglichen und teilweise miteinan<strong>der</strong><br />

rivalisierenden Ziele des staatlichen Schuldenmanagements vorgestellt.<br />

Die Analyse beginnt mit den die wissenschaftliche Diskussion lange Zeit dominierenden<br />

fiskalpolitischen Zielen: Makroökonomische Stabilisierung, Tax Smoothing und Defizitstabilisierung.<br />

Allerdings finden sich die Ergebnisse dieser Ansätze in den politischen Rahmenbedingungen<br />

o<strong>der</strong> tatsächlichen Aktivitäten des staatlichen Schuldenmanagements kaum<br />

wie<strong>der</strong>. Insbeson<strong>der</strong>e die häufig gestellte For<strong>der</strong>ung, indexierte Wertpapiere als wohlfahrtsoptimierende<br />

Instrumente zu emittieren, wi<strong>der</strong>spricht weitestgehend <strong>der</strong> gängigen Praxis.<br />

Ein engerer Bezug besteht hingegen zwischen staatlichem Schuldenmanagement und<br />

Geldpolitik. Neben dem Verschuldungsgrad spielt hier vor allem die Laufzeitenstruktur des<br />

Schuldenportfolios eine wichtige Rolle. Ein hohes Emissionsvolumen kurzfristiger Wertpapiere<br />

könnte die Geldmarktzinsen so beeinflussen, dass die von <strong>der</strong> Zentralbank intendierten<br />

geldpolitischen Signale verzerrt würden. Ein hoher Anteil langfristiger Anleihen<br />

wie<strong>der</strong>um birgt die Gefahr, die Zentralbank durch politischen Druck zu einer den realen Wert<br />

<strong>der</strong> Schulden verringernden, d.h. inflationären Geldpolitik zu bewegen. Innerhalb <strong>der</strong> EWU<br />

ist <strong>der</strong> tatsächliche Einfluss <strong>der</strong> staatlichen Schuldenstruktur auf die Geldpolitik jedoch<br />

beson<strong>der</strong>s schwer abzuschätzen, da die Transmissionsmechanismen monetärer Impulse<br />

in den einzelnen Mitgliedsstaaten variieren können. Vor dem Hintergrund des nach wie vor<br />

dezentral organisierten Schuldenmanagements <strong>der</strong> Währungsunion muss die EZB aber<br />

eine einheitliche Geldpolitik formulieren. Die konstitutionellen Rahmenbedingungen <strong>der</strong><br />

EWU (Unabhängigkeit <strong>der</strong> EZB, Defizitkriterium des Stabilitäts- und Wachstumspakt etc.)<br />

zeigen, dass geldpolitische Ziele die finanzpolitische Souveränität nationaler Regierungen<br />

bereits stark eingeschränkt haben. Eine weitergehende Reglementierung des Schuldenmanagements<br />

durch detaillierte Vorgaben für die Laufzeitenstruktur <strong>der</strong> Schuldenportfolios<br />

steht <strong>der</strong>zeit jedoch nicht zur Debatte. Ebenso wenig lässt sich aus den Operationen des<br />

staatlichen Schuldenmanagements <strong>der</strong> EWU-Mitgliedsstaaten eine nennenswerte Berücksichtigung<br />

geldpolitischer Ziele ableiten.<br />

Zu einem noch deutlicheren Ergebnis kommt die Analyse im Hinblick auf mögliche wechselkurspolitische<br />

Ziele des staatlichen Schuldenmanagements in <strong>der</strong> EWU. Aufgrund des<br />

freien Wechselkursregimes und des sehr geringen Anteils staatlicher Fremdwährungsanleihen<br />

spielen Interdependenzen zwischen Außenwert des Euros und staatlichem Schuldenmanagement<br />

in <strong>der</strong> EWU <strong>der</strong>zeit kaum eine Rolle.<br />

Als zentrale Ziele des staatlichen Schuldenmanagements erweisen sich hingegen in allen<br />

Mitgliedsstaaten die För<strong>der</strong>ung nationaler Finanzmärkte (Sekundärziel) und vor allem die<br />

Optimierung <strong>der</strong> Kosten-Risikostruktur nationaler Schuldenportfolios (Primärziel). Dank<br />

nahezu unbegrenzter Besteuerungsmöglichkeit gelten Staatsanleihen als de facto risikolose<br />

Wertpapiere. Dieser Tatsache verdanken sie ihre Schlüsselfunktion als Referenzwert<br />

für das Pricing vieler an<strong>der</strong>er Vermögens- und Schuldtitel. Gleichzeitig fungieren sie als<br />

wichtige kurz- und langfristige Anlagemöglichkeit für alle Marketeilnehmer. Je liqui<strong>der</strong><br />

und breiter die Märkte für Staatsanleihen sind, desto besser können sie ihre vielfältigen<br />

Funktionen für die Finanzmärkte erfüllen. Staatliche Schuldenmanager wie<strong>der</strong>um haben<br />

einen großen Anreiz, die Attraktivität und Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> nationalen Finanzmärkte<br />

durch geeignete Emissionspolitik zu för<strong>der</strong>n, da sie langfristig selbst von den verbesserten<br />

41


Monotoring public debt management in the European Monetary Union<br />

– An external benchmark approach<br />

Finanzierungsbedingungen profitieren. Ein an den Bedürfnissen und Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

nationalen Finanzmärkte ausgerichtetes Schuldenmanagement wird inzwischen in allen<br />

EWU-Mitgliedsstaaten propagiert und umgesetzt. Langfristig verspricht diese Strategie<br />

sogar eine doppelte Dividende. Hochliquide nationale Finanzmärkte sind eine <strong>der</strong> wichtigsten<br />

Voraussetzungen für eine starke Rolle des Euros als internationale Währung. Falls sich<br />

die Liquidität <strong>der</strong> gesamteuropäischen Finanzmärkte infolge fortschreiten<strong>der</strong> Integration<br />

dem US-amerikanischen Niveau weiter annähern sollte, könnte <strong>der</strong> Euro mit dem US-Dollar<br />

um die Rolle als wichtigste internationale Währung rivalisieren und somit signifikante<br />

Zinseinsparungsmöglichkeiten für alle EWU-Staaten ermöglichen.<br />

Primärziel des staatlichen Schuldenmanagements in <strong>der</strong> EWU ist jedoch die Optimierung<br />

<strong>der</strong> Kosten-Risikostruktur <strong>der</strong> nationalen Schuldenportfolios. Unabhängig von fiskal- o<strong>der</strong><br />

geldpolitischen Zielen verfolgen staatliche Schuldenmanager dabei eine mikroökonomische,<br />

„risikoadäquate“ Kostenminimierung <strong>der</strong> Staatsschulden. Die hierfür notwendige<br />

Bestimmung des gewünschten Risikoniveaus hängt von den jeweiligen nationalen<br />

Risikopräferenzen ab und kann von außen nicht direkt beobachtet werden. Die über alle<br />

Grenzen hinweg unbestrittene Dominanz <strong>der</strong> langfristigen Kostenminimierung legt es für<br />

die Themenstellung <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit nahe, das Monitoring des staatlichen Schuldenmanagements<br />

in <strong>der</strong> EWU unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Finanzmarktför<strong>der</strong>ung an diesem<br />

Primärziel zu orientieren.<br />

Kapitel 3 nähert sich <strong>der</strong> Fragestellung <strong>der</strong> Arbeit von einer an<strong>der</strong>en Seite. Während<br />

die Ziele des staatlichen Schuldenmanagements bisher weitgehend nationale Interessen<br />

wi<strong>der</strong>spiegeln, treten nun die durch Globalisierung und Europäisierung nachhaltig verän<strong>der</strong>ten<br />

wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen des Schuldenmanagements in den<br />

Vor<strong>der</strong>grund. Die hohe und weiter steigende internationale Mobilität <strong>der</strong> Wirtschaftsfaktoren<br />

führt weltweit zu einem verstärkten politischen Wettbewerb um das optimale Design<br />

<strong>der</strong> wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eines jeden Landes (neuer Systemwettbewerb).<br />

Durch die beson<strong>der</strong>s intensive politische und wirtschaftliche Integration in Europa wird <strong>der</strong><br />

allgemeine Trend für die EU-Staaten noch erheblich forciert. Dies schließt die geeignete<br />

Gestaltung des staatlichen Schuldenmanagements mit ein. Bei entsprechen<strong>der</strong> Erweiterung<br />

kann das von Shleifer (1985) geprägte Konzept des „Yardstick competition“ dieser<br />

Entwicklung auch theoretisch Rechnung tragen. Ursprünglich zur Evaluation regionaler<br />

o<strong>der</strong> sektoraler Monopolunternehmen entwickelt, postuliert <strong>der</strong> Ansatz die Herleitung einer<br />

geeigneten Messlatte (Yardstick), die in Form des sogenannten durchschnittlichen Schattenpreises<br />

aus dem Preissetzungsverhalten ähnlich strukturierter Unternehmen gewonnen<br />

wird. Ohne näheres Wissen über die spezifischen Kostenfunktionen wird so ein plausibles<br />

Instrument zur Performancemessung von beschränkt monopolistischen Unternehmen<br />

zur Verfügung gestellt. Analog kann das auf nationaler Ebene ebenfalls monopolistisch<br />

organisierte staatliche Schuldenmanagement mit Hilfe von geeigneten Yardsticks, die z.B.<br />

aus dem Emissionsverhalten an<strong>der</strong>er europäischer Staaten gewonnen werden, durch die<br />

Marktteilnehmer wirksam evaluiert werden. Die Implementierung eines <strong>der</strong>art gestalteten<br />

„Yardstick competition“ für das staatliche Schuldenmanagement erhöht die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass <strong>der</strong> innereuropäische Systemwettbewerb auf die allgemeine Verbreitung <strong>der</strong><br />

besten wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen auch in diesem Bereich hinwirken kann.<br />

Staaten, die sich langfristig gegen die Marktkräfte verhalten, indem sie rein nationale o<strong>der</strong><br />

zu risikoreiche Strategien verfolgen, werden durch den Systemwettbewerb zur Korrektur<br />

gezwungen und müssen ihre Handlungsweisen an die vom Markt favorisierten Standards<br />

anpassen.<br />

42


<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

Wissenschaftspreis 2008<br />

Des Weiteren kommt dem staatlichen Schuldenmanagement als einem zentralen Element<br />

des internationalen Finanzsystems eine Stabilisierungsfunktion zu. Es muss dementsprechend<br />

zwei Anfor<strong>der</strong>ungen gleichzeitig erfüllen. Auf <strong>der</strong> einen Seite dient es als Instrument<br />

im Wettbewerb um internationale Investoren, auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite soll es das Übergreifen<br />

von regionalen Finanzkrisen möglichst wirkungsvoll eindämmen helfen. Der Internationale<br />

Währungsfonds und die Weltbank haben daher „International Guidelines“ für das Staatliche<br />

Schuldenmanagement entwickelt. Im Fokus dieser Empfehlungen stehen allerdings die<br />

beson<strong>der</strong>s gefährdeten Entwicklungs- und Schwellenlän<strong>der</strong>, die aufgrund ihrer unterentwickelten<br />

Finanzmärkte und hohen Abhängigkeit von ausländischem Kapital internationalen<br />

Finanzkrisen vergleichsweise schutzlos ausgeliefert sind. Auf die hochentwickelten Wirtschaftsnationen<br />

und -blöcke haben diese Guidelines keine bis nur geringe Auswirkungen,<br />

da sie hier bereits in großen Teilen Standard sind. Außerdem erlaubt es die Robustheit <strong>der</strong><br />

europäischen, amerikanischen und japanischen Finanzmärkte, die Effizienz des staatlichen<br />

Schuldenmanagements fernab von politischen Regelungen durch die Kräfte des Wettbewerbs<br />

zu verbessern.<br />

Ein geeignetes Monitoring kann hier helfen, die für Yardstick competition unentbehrlichen<br />

Informationen zu liefern. Für die EWU kann ein marktorientiertes Monitoring des<br />

staatlichen Schuldenmanagements zum einen dazu beitragen, den Wettbewerb um das<br />

beste Schuldenmanagement innerhalb <strong>der</strong> Währungsunion zu erhöhen. Zum an<strong>der</strong>en bietet<br />

es die Möglichkeit, Maßnahmen o<strong>der</strong> Strategien nationaler Schuldenmanager aufzudecken,<br />

die die Wettbewerbsfähigkeit <strong>der</strong> EWU als wirtschaftlichen Block gefährden. Im zweiten<br />

Abschnitt von Kapitel 3 wird daher detailliert auf die aktuellen Entwicklungen in Europa<br />

eingegangen. Durch die nach Lissabon weiter fortschreitende Integration <strong>der</strong> EU- und insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> EWU-Finanzmärkte hat die gegenseitige Abhängigkeit ein <strong>der</strong>art hohes Maß<br />

erreicht, dass nationale Handlungsweisen nicht mehr isoliert betrachtet werden können.<br />

Obwohl Europa auf Wettbewerb als treibende Kraft für ein international konkurrenzfähiges<br />

staatliches Schuldenmanagement setzt, gibt es bis heute kein schlüssiges Monitoring-<br />

Konzept, dass die Maßnahmen staatlicher Schuldenmanager auch aus supranationaler<br />

Perspektive evaluiert. In <strong>der</strong> Regel veröffentlichen nationale Schuldenagenturen jährliche<br />

Schuldenberichte, die die Emissionspolitik <strong>der</strong> vergangenen Periode skizzieren und als<br />

im Einklang mit den zuvor formulierten Zielen erklären. Marktteilnehmer sind somit auf<br />

eine individuelle Beurteilung <strong>der</strong> Qualität des jeweiligen Schuldenmanagements angewiesen.<br />

Um diese Lücke zu schließen, endet Kapitel 3 mit dem Vorschlag, einen auf externen<br />

Benchmarks basierenden Monitoring-Mechanismus für das staatliche Schuldenmanagement<br />

in <strong>der</strong> EWU einzuführen. Methodisch sollen dabei die nationalen Ziele des staatlichen<br />

Schuldenmanagements mit den Konsequenzen <strong>der</strong> steigenden Finanzmarktintegration <strong>der</strong><br />

EWU verbunden werden.<br />

In Kapitel 4 werden die aktuellen Entwicklungen des staatlichen Schuldenmanagements<br />

in <strong>der</strong> EWU analysiert. Der Autor geht hier ausführlich auf die zur Verfügung stehenden Instrumente,<br />

das Kosten- und Risikomanagement, sowie Strategien und Erfolgsmessung ein.<br />

Neben <strong>der</strong> bereits in Kapitel 2 angesprochenen Übereinstimmung <strong>der</strong> Ziele ist auch bei<br />

<strong>der</strong> Verwendung <strong>der</strong> Schuldeninstrumente eine deutliche Konvergenz festzustellen. In <strong>der</strong><br />

gesamten EWU haben sich festverzinsliche, handelbare und in Euro begebene Wertpapiere<br />

als Hauptfinanzierungsinstrument durchgesetzt. Darüber hinaus ist es zu einer bemerkenswerten<br />

Angleichung <strong>der</strong> Laufzeiten gekommen. Der überwiegende Teil <strong>der</strong> Anleihen wird<br />

in nur wenigen, standardisierten Laufzeiten emittiert. Dies lässt sich zu einem großen Teil<br />

durch Transaktionskostenvorteile in Folge hoher Skalenerträge und Netzwerkexternalitäten<br />

43


Monotoring public debt management in the European Monetary Union<br />

– An external benchmark approach<br />

auf den öffentlichen Anleihemärkten erklären. Dadurch entsteht ein sich selbst verstärken<strong>der</strong><br />

Kreislauf von steigen<strong>der</strong> Liquidität und sinkenden Transaktionskosten. Dies kommt<br />

auch den Emittenten selbst zu gute, da sie durch die ihnen eingeräumte Liquiditätsprämien<br />

die Finanzierungskosten <strong>der</strong> Schuldenaufnahme unmittelbar senken können. Allerdings erreichen<br />

nur Anleihen mit sehr hohen Emissionsvolumina in bestimmten Standardlaufzeiten<br />

den sogenannten Benchmarkstatus. Inzwischen haben sich alle Schuldenmanager in <strong>der</strong><br />

EWU dem „Run to the Benchmark“ angeschlossen.<br />

Eine beson<strong>der</strong>s auffällige Entwicklung ist in dem rasant steigenden Einsatz von Finanz<strong>der</strong>ivaten<br />

zu sehen. Mit Hilfe von Zins-Swaps stehen Schuldenmanagern wirksame Instrumente<br />

zur nachträglichen Steuerung <strong>der</strong> Zinsstruktur ihrer Portfolien zur Verfügung. Antiquierte<br />

Rechnungslegungsmethoden verhin<strong>der</strong>n zum Nachteil <strong>der</strong> Marktteilnehmer allerdings eine<br />

transparente Bewertung <strong>der</strong> durchgeführten Swap-Transaktionen. Der Gebrauch von Swaps<br />

wirkt sich auch auf das Monitoring des staatlichen Schuldenmanagements aus. Ohne vollständige<br />

Information über die durchgeführten Operationen besteht die Gefahr, die tatsächliche<br />

Portfoliostruktur nur verzerrt wie<strong>der</strong>geben zu können.<br />

Im Gegensatz zu Zielen und Instrumenten divergiert das Risikomanagement staatlicher<br />

Schuldenagenturen auffällig stark innerhalb <strong>der</strong> EWU. Auch wenn das Refinanzierungsrisiko,<br />

und hier insbeson<strong>der</strong>e das Zinsän<strong>der</strong>ungsrisiko, überall die dominante Rolle spielt, messen<br />

und gewichten die nationalen Schuldenmanager Risiko sehr unterschiedlich. Lediglich<br />

zwei Indikatoren werden nahezu einheitlich zur Bestimmung des Refinanzierungsrisikos<br />

genutzt. Während die (gewichtete) durchschnittliche Restlaufzeit aller emittierten Anleihen<br />

einen groben Anhaltspunkt über die Zinssensitivität des nationalen Schuldenportfolios<br />

ermöglicht, dient die Struktur des Rückzahlungskalen<strong>der</strong>s zur Abschätzung potentieller<br />

Finanzierungsengpässe in <strong>der</strong> Zukunft. Eine systematische Erfassung des Gesamtrisikos ist<br />

damit aber nicht gewährleitstet. Einzelne Län<strong>der</strong> veröffentlichen zwar alternative Risikoindikatoren,<br />

die den Zusammenhang zu an<strong>der</strong>en ökonomischen Variablen wie erwartetem<br />

BIP o<strong>der</strong> erwarteten Staatsdefiziten herstellen (z.B. AAR, Amount-at-Risk, in den Nie<strong>der</strong>landen).<br />

Ein Trend zu einer übereinstimmenden Risikoanalyse ist für das staatliche Schuldenmanagement<br />

in <strong>der</strong> EWU jedoch <strong>der</strong>zeit nicht zu erkennen. Auch wenn eine gemeinsame<br />

Risikostrategie aufgrund divergieren<strong>der</strong> makroökonomischer Voraussetzungen nicht<br />

erwartet werden kann, offenbart das Fehlen einer allgemein anerkannten und praktizierten<br />

Risikoanalyse eine Lücke, die durch die in dieser Arbeit entwickelten externen Benchmarks<br />

teilweise geschlossen werden kann.<br />

Bei <strong>der</strong> strategischen Ausrichtung <strong>der</strong> jährlichen Emissionspolitik gibt es eine große<br />

Anzahl potentieller Konflikte zwischen Kosten- und Risikomanagement sowie <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung<br />

nationaler Finanzmärkte. Zur besseren Strukturierung <strong>der</strong> Handlungsalternativen stellt <strong>der</strong><br />

Autor die jeweils unterschiedlichen Anfor<strong>der</strong>ungen einan<strong>der</strong> gegenüber. Während kurzfristig<br />

die größten Kostenvorteile durch die Emission hochvolumiger Anleihen in <strong>der</strong> jeweils<br />

günstigsten Laufzeit realisiert werden können, lassen Risikoüberlegungen eine gleichmäßige<br />

Verteilung von Anleihen mit niedrigen Volumina über verschiedene, tendenziell längere<br />

Laufzeiten als sinnvoll erscheinen. Die För<strong>der</strong>ung nationaler Finanzmärkte wie<strong>der</strong>um<br />

verlangt die Emission von Benchmark-Anleihen in den vom Markt favorisierten Laufzeiten.<br />

Allerdings haben inzwischen vor allem die größeren Staaten nationale Emissionsprofile<br />

herausgebildet. Investoren verlassen sich darauf, dass jedes Jahr zur gleichen Zeit Anleihen<br />

mit einer bestimmten Laufzeit und nahezu identischen Volumina emittiert werden. Dadurch<br />

wird <strong>der</strong> strategische Handlungsspielraum <strong>der</strong> Schuldenmanager empfindlich beschnitten.<br />

44


<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

Wissenschaftspreis 2008<br />

Kapitel 4 endet mit einer kurzen Analyse <strong>der</strong> Erfolgsmessung des staatlichen Schuldenmanagements<br />

in <strong>der</strong> EWU. Während einige Staaten die Maßnahmen ihres Schuldenmanagements<br />

an zuvor veröffentlichten Benchmark-Portfolios messen, bleibt die Entwicklung <strong>der</strong><br />

nationalen Zinsspreads gegenüber vergleichbaren deutschen und/o<strong>der</strong> französischen Anleihen<br />

<strong>der</strong> prominenteste Erfolgsfaktor. Alle verwendeten Konzepte sind jedoch ausschließlich<br />

national orientiert, eine Evaluierung aus europäischer Perspektive findet nicht statt.<br />

Kapitel 5 entwickelt die theoretische Grundlage für das Monitoring des staatlichen<br />

Schuldenmanagements in <strong>der</strong> EWU. Ausgangspunkt ist das Kostenminimierungsmodell<br />

von Boothe und Reid (1992) zur Bestimmung des optimalen Schulden-Designs für eine<br />

kleine offene Volkswirtschaft. Als Nebenbedingung für die Minimierungsprozedur führen<br />

die beiden Autoren sogenannte Handelsbeschränkungen (Trading restrictions) ein, die das<br />

Schuldenmanagement daran hin<strong>der</strong>n, die Staatsschuld ausschließlich durch die jeweils kostengünstigsten<br />

Instrumente zu finanzieren (z.B. kurzläufige Anleihen im Falle einer normal<br />

gekrümmten Zinsstrukturkurve). Allerdings gehen sie nicht näher auf die Bestimmungen<br />

dieser Trading restrictions ein, son<strong>der</strong>n leiten sie von historischen Werten ab. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

die für ein optimales Schulden-Design relevante Risikostruktur des Schuldenportfolios wird<br />

nicht thematisiert. Außerdem haben sich an den internationalen Finanzmärkten inzwischen<br />

die in Kapitel 4 beschriebenen Standardinstrumente durchgesetzt, <strong>der</strong>en Verfügbarkeit<br />

als wesentliche Voraussetzung für einen konkurrenzfähigen heimischen Finanzmarkt gilt.<br />

Beides, eine adäquate Risikostruktur des Schuldenportfolios und das Angebot marktüblicher<br />

Instrumente, bilden heute die wesentlichen Restriktionen für das nationale Schuldenmanagement.<br />

Um die von Boothe und Reid hinterlassene Lücke zu schließen, werden in<br />

dieser Arbeit die Nebenbedingungen des Ausgangsmodells erweitert. Formal werden extern<br />

bestimmte Benchmarks für die Risikostruktur und den gewünschten Instrumenten-Mix als<br />

spezifische Trading restrictions in das Modell integriert. Die Risikostruktur wird dabei durch<br />

den Anteil bestimmter Laufzeitenklassen (z.B. drei bis sechs Jahre) am Gesamtportfolio<br />

determiniert. Der Instrumenten-Mix wie<strong>der</strong>um wird durch eine Beschränkung auf Anleihen<br />

mit bestimmten Laufzeiten vorgegeben. Das erweiterte Modell erlaubt es nun, das nationale<br />

Schulden-Design innerhalb <strong>der</strong> neuen Restriktionen zu optimieren. Da die Quantifizierung<br />

dieser Restriktionen exogen erfolgt, kann das Modell je nach gewählter Perspektive spezifiziert<br />

werden.<br />

Im sechsten Kapitel <strong>der</strong> Arbeit wird das in Kapitel 5 entwickelte Modell auf das staatliche<br />

Schuldenmanagement in <strong>der</strong> EWU angewendet. Dazu werden zunächst die staatlichen Anleihemärkte<br />

und die Emissionspolitiken <strong>der</strong> Mitgliedsstaaten für das Jahr 2005 untersucht.<br />

Aus den aggregierten EWU-Daten werden die externen Benchmarks für die Risikostruktur<br />

und den geeigneten Instrumenten-Mix quantifiziert. Sie spiegeln den Trend innerhalb <strong>der</strong><br />

Union wi<strong>der</strong> und gehen als Trading restrictions in das Optimierungskalkül <strong>der</strong> einzelnen<br />

Staaten ein. Mit Hilfe einer umfangreichen Simulationsprozedur werden dann die Kosten<br />

(Holding period returns) berechnet, die anfallen, falls sich das jeweilige Mitgliedsland bei<br />

<strong>der</strong> Durchführung seines Schuldenmanagements an die externen Benchmarks hält. Der<br />

anschließende Vergleich zwischen simulierter und tatsächlicher Emissionspolitik erlaubt es<br />

schließlich, die jeweils nationale Politik gegenüber dem EWU-Durchschnitt zu bewerten. Die<br />

Simulationen werden in dieser Arbeit exemplarisch für Belgien und die Nie<strong>der</strong>lande durchgeführt.<br />

Die erfor<strong>der</strong>lichen Marktpreise werden mit Hilfe eines Datensets von Bloomberg<br />

ermittelt, <strong>der</strong> für jeden Handelstag die Zinsstrukturkurven aller EWU-Län<strong>der</strong> zur Verfügung<br />

stellt. Die Daten über den konkreten Finanzierungsbedarf <strong>der</strong> beiden berücksichtigen<br />

45


Monotoring public debt management in the European Monetary Union<br />

– An external benchmark approach<br />

Län<strong>der</strong> entstammen den nationalen Schuldenagenturen. Die Simulationsergebnisse für<br />

das Jahr 2005 zeigen, dass die Schuldenmanager bei<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> enorme Kostenvorteile gegenüber<br />

einer strikt EWU-adäquaten Emissionspolitik erzielen konnten. Da sowohl Belgien<br />

als auch die Nie<strong>der</strong>lande ausschließlich EWU-Standardinstrumente emittierten, konnten<br />

diese Einsparungen nur durch Inkaufnahme eines höheren Portfoliorisikos gegenüber dem<br />

EWU-Trend erzielt werden. Für mittelgroße Emittenten wie Belgien und den Nie<strong>der</strong>landen<br />

legt dies den Schluss nahe, dass die durch den Wettbewerbsdruck forcierte Standardisierung<br />

<strong>der</strong> Instrumentenwahl zu einer insgesamt risikoreicheren Emissionspolitik führt. Beide<br />

Län<strong>der</strong> konnten aufgrund ihres begrenzten Finanzierungsbedarfs die hohen Kosten von<br />

Standardanleihen mit extrem langen Laufzeiten (30 Jahre) nur durch die verstärkte Emission<br />

günstiger, aber risikoreicher Standardwertpapiere mit sehr kurzen Laufzeiten (zwischen<br />

sechs und zwölf Monaten) kompensieren. Die Simulationen zeigen ebenfalls, dass beide<br />

Län<strong>der</strong> im Jahre 2005 durchaus in <strong>der</strong> Lage gewesen wären, neben den externen Benchmarks<br />

für den optimalen Instrumenten-Mix auch die externen Risikobenchmarks durch eine<br />

entsprechende Anpassung ihrer Emissionspolitik zu erreichen – allerdings bei markant<br />

steigenden Kosten. Es ist nun Aufgabe <strong>der</strong> Marktteilnehmer, die Simulationsergebnisse in<br />

ihrem Preissetzungsverhalten angemessen zu berücksichtigen. Sie müssen entscheiden, ob<br />

die belgische und nie<strong>der</strong>ländische Strategie, die Präsens in den wichtigsten EWU-Standardlaufzeiten<br />

auf Kosten eines im Vergleich zum EWU-Trend höheren Portfoliorisikos aufrecht<br />

zu halten, nachhaltig erfolgversprechend ist. Seine vollständige, komparative Wirkung kann<br />

das supranationale Monitoring des staatlichen Schuldenmanagements erst entfalten, wenn<br />

Simulationen für die gesamte EWU durchgeführt werden. Da die belgischen und nie<strong>der</strong>ländischen<br />

Ergebnisse nur bedingt auf an<strong>der</strong>e Emittenten übertragbar sind, schließt Kapitel 6<br />

mit einigen generellen Implikationen für die restlichen EWU-Mitgliedsstaaten.<br />

Literatur<br />

Boothe, P. und Reid, B. (1992): „Debt management objectives for a small open economy“, Jorunal of Money,<br />

Credit and Banking, Vol. 24, No.1.<br />

Shleifer, A. (1985): “A theory of yardstick competition”, Rand Journal of Economics, Vol. 16, No.3.<br />

46


Dipl.-Ökonom Falk Strotebeck<br />

geboren am 6. Januar 1981<br />

Regionale<br />

Innovationsnetzwerke<br />

– Beispiel Ruhrgebiet<br />

Diplomarbeit, eingereicht im Frühjahr 2006<br />

bei Professor Dr. Helmut Karl<br />

Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Das Ruhrgebiet hat eine bewegte Geschichte hinter sich und eine umso<br />

spannen<strong>der</strong>e steht <strong>der</strong> Region noch bevor. Denn, Kohle und Stahl, das<br />

war einmal.<br />

Mehr als erlaubt also die Frage, wie sich das Ruhrgebiet im aktuellen<br />

Technologiewettbewerb behaupten kann. Um darauf Antworten geben<br />

zu können, untersucht die vorliegende Arbeit regionale Innovationsnetzwerke.<br />

Dazu wird auf Basis einer Netzwerkanalyse exemplarisch die<br />

Biotechnologiebranche in Nordrhein-Westfalen, im Speziellen die <strong>der</strong><br />

Ruhrgebietsregion, analysiert.<br />

Der Autor kommt zu dem Ergebnis, dass Regionen wie Marl, Bergkamen<br />

o<strong>der</strong> Dinslaken weitestgehend isoliert agieren und so die Möglichkeit<br />

vergeben, von <strong>der</strong> forschungsstarken BioRiver Region zu profitieren.<br />

Dies ist kein Einzelfall, auch an<strong>der</strong>en Regionen fehlen wichtige Verknüpfungen.<br />

Insgesamt wird ein deutliches Defizite bei <strong>der</strong> Einbindung des<br />

Ruhrgebietes in das Biologienetzwerk von Nordrhein-Westfalen gesehen.<br />

Wichtig erscheint nun, die Zusammenarbeit von Wissenschaft und<br />

Wirtschaft gezielt zu forcieren. Denn insbeson<strong>der</strong>e funktionierende<br />

Strukturen mit reputationsstarken Kooperationspartnern aus Wissenschaft<br />

und Wirtschaft för<strong>der</strong>n die Ansiedlung bzw. Neugründung von<br />

Unternehmen. Als Beispiel führt <strong>der</strong> Autor die vom Land und <strong>der</strong> EU<br />

geför<strong>der</strong>te Errichtung des Bio-MedizinZentrums-Ruhr auf. Das Ziel <strong>der</strong><br />

Innovationspolitik muss darin bestehen, Erfolgsfaktoren bestehen<strong>der</strong><br />

Netzwerke zu implementieren. Die Arbeit schließt mit dem Hinweis,<br />

sich nicht zwanghaft <strong>der</strong> Biotechnologie zu verschreiben. So muss dem<br />

För<strong>der</strong>aufwand stets auch ein Nutzen entgegenstehen. Die Gefahren<br />

eines politischen Lock-In Effektes in Form einer einseitig betriebenen<br />

Technologiepolitik schadet langfristig dem Image <strong>der</strong> Innovationspolitik.<br />

Denn ohne Wachstumspotentiale folgt <strong>der</strong> Gründungs- zwangsläufig eine<br />

Insolvenzphase. För<strong>der</strong>ungen müssen von einer Evaluation begleitet werden.<br />

Nur so lässt sich die gesamte För<strong>der</strong>politik nachhaltig verbessern.


Regionale Innovationsnetzwerke<br />

– Beispiel Ruhrgebiet<br />

1. Einleitung<br />

Im Hinblick auf die starke Forcierung einer Zusammenarbeit von Wissenschaft und<br />

Wirtschaft seitens <strong>der</strong> För<strong>der</strong>politik und <strong>der</strong> Deklaration von Kompetenznetzen unterschiedlichster<br />

Couleur in den verschiedensten Regionen Deutschlands, stellt sich die Frage<br />

wie das Ruhrgebiet sich im aktuellen Technologiewettbewerb behaupten kann. Um diese<br />

beantworten zu können, werden in dieser Arbeit regionale Innovationsnetzwerke untersucht,<br />

wobei auf Basis einer Netzwerkanalyse exemplarisch die Biotechnologiebranche in<br />

Nordrhein-Westfalen analysiert wird. Speziell gilt es die Einbindung <strong>der</strong> Ruhrgebietsregion<br />

zu untersuchen.<br />

Zu Beginn erfolgen eine Definitionsabgrenzung des Begriffes regionaler Innovationsnetzwerke<br />

sowie die Darstellung unterschiedlicher Theorieansätze zur Erklärung von<br />

Netzwerkeigenschaften. Den Kern <strong>der</strong> Arbeit bildet daran anschließend die Untersuchung<br />

<strong>der</strong> Position des Ruhrgebietes im Nordrhein-Westfälischen Biotechnologienetzwerk. Zum<br />

Vergleich <strong>der</strong> Ausstattung und Vernetzung <strong>der</strong> im Ruhrgebiet ansässigen Biotechnologieunternehmen<br />

werden hierfür das Gesamtnetzwerk <strong>der</strong> Branche in Nordrhein-Westfalen<br />

sowie das Kooperationsnetzwerk <strong>der</strong>, im Bundesdurchschnitt sehr erfolgreichen, BioRiver<br />

Region herangezogen und mit Hilfe strukturanalytischer Konzepte bewertet.<br />

Im Schlusswort werden die Ergebnisse <strong>der</strong> Untersuchung zusammengefasst und im<br />

Hinblick auf die Frage nach <strong>der</strong> erfolgreichen Einbindung und aussichtsreichen Zukunft <strong>der</strong><br />

Ruhrgebietsregion im Biotechnologiebereich hin ausgewertet.<br />

2. Regionale Innovationsnetzwerke<br />

Ein Netzwerk stellt sich allgemein als eine Zusammensetzung aus Knotenpunkten und<br />

Kanten, die diese miteinan<strong>der</strong> verbinden, dar. Etwas weniger abstrakt und dennoch nicht<br />

zu eng gefasst beschreiben dies auch Cook und Emerson, in dem sie ein Netzwerk sozialer<br />

Akteure als eine Reihe von verknüpften Austauschbeziehungen definieren. Diesen<br />

Definitionen folgend, bilden die Akteure somit Knotenpunkte, die über Kanten miteinan<strong>der</strong><br />

verknüpft ihre Austauschbeziehungen aufbauen und pflegen können.<br />

Weiter spezifiziert können Akteure sowohl einzelne Personen, Personengruppen, Abteilungen,<br />

Unternehmen als auch zusammenhängende Unternehmensgruppierungen sein. Im<br />

Sinne einer möglichen vertikalen, horizontalen und multidimensionalen Ausrichtung eines<br />

Netzwerkes sollen auch Universitäten, Technologie- und Grün<strong>der</strong>zentren, Transfereinrichtungen,<br />

Banken, Patentämter, usw. in die Akteursriege aufgenommen werden.<br />

Der Aufbau lässt sich dahingehend erweitern, dass die Akteure aufgrund ihrer heterogenen<br />

Ressourcenausstattung (in diesem Falle Wissen im weitesten Sinne) gewisse Alleinstellungsmerkmale<br />

besitzen können. Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Kombinationsmöglichkeiten von<br />

Ressourcen (bspw. zur Innovationsgenerierung) können nun einerseits dazu führen, dass<br />

Akteure für das Netzwerk an Bedeutung verlieren, wie auch an<strong>der</strong>erseits Akteure eine stärkere<br />

Position innerhalb des Netzwerkes erlangen o<strong>der</strong> festigen können. Die Handlungen <strong>der</strong><br />

Akteure sind dabei abhängig voneinan<strong>der</strong>, da Tätigkeiten erlernt, verän<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> gemeinsam<br />

durchgeführt werden können. Auf Basis dieser Dynamik können sich im Netzwerk neue<br />

Verknüpfungsmuster bilden. 4<br />

Vgl. Genosko, Joachim ( 999), S. .<br />

Vgl. Cook, Karen S.; Emerson, Richard M. ( 978), S. 7 5.<br />

Vgl. Hakansson, Hakan ( 989), S. 0- .<br />

4 Vgl. Hakansson, Hakan ( 989), S. , siehe auch Heidling, Eckhard ( 000), S. 7 -74 und Hakansson, Hakan;<br />

Johanson, Jan ( 99 ), S. 40-4 .<br />

48


<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

Wissenschaftspreis 008<br />

Die Akteure im Netzwerk erhalten durch ihre Verknüpfungen die Möglichkeit, Wissen<br />

günstig und effizient zu transferieren, um innovativ tätig werden zu können bzw. direkt von<br />

Innovationen an<strong>der</strong>er Akteure zu profitieren. Die Risiken <strong>der</strong> Innovationsgenerierung und<br />

Vermarktung werden dabei bestenfalls auf das gesamte Netzwerk verteilt. Dadurch, dass bestimmte<br />

Verknüpfungen häufiger o<strong>der</strong> intensiver genutzt werden, sind manche Akteure in<br />

ihren Austauschbeziehungen stärker mit bestimmten Akteuren verbunden als mit An<strong>der</strong>en. 5<br />

Als nächster Schritt folgt die Definition <strong>der</strong> relevanten Regionsgröße, da es sich hier im<br />

Spezialfall um regionale Innovationsnetzwerke handelt. Zwischen den Netzwerkknoten besteht<br />

also untereinan<strong>der</strong> ein gewisser räumlicher Zusammenhang. Diese Einbeziehung des<br />

Faktors Raum bringt nun an sich aber noch keine Spezifikation <strong>der</strong> Weite möglicher Räume<br />

mit sich. 7 Somit sollte diese Abgrenzung bei <strong>der</strong> Betrachtung von Netzwerken stets überlegt<br />

geschehen und darf, falls dies sinnvoll ist, bspw. auch Län<strong>der</strong>grenzen überschreiten.<br />

Auf theoretischer Ebene gibt es einen reichhaltigen Fundus an Theorien, welche zur<br />

Darstellung <strong>der</strong> Funktionsweisen von Netzwerken genutzt werden können. Beispielsweise<br />

bietet die Neue Institutionenökonomik mit <strong>der</strong> Prinzipal-Agenten- und Transaktionskostentheorie<br />

zwei gut anwendbare Ansätze zur Erläuterung von Netzwerkeigenschaften und<br />

möglichen Organisationsvorteilen. Die Prinzipal-Agenten-Theorie bietet sich in diesem Zusammenhang<br />

vor allem an, um Informationsasymmetrien zwischen Kooperationspartnern<br />

und Unsicherheiten als Folge <strong>der</strong> risikoreichen Innovationsgenerierung im Biotechnologiebereich<br />

zu analysieren. 8<br />

Die Transaktionskostentheorie 9 kann unter an<strong>der</strong>em dazu genutzt werden, um Netzwerke<br />

und ihre Eigenschaften als Organisationsform zwischen dem Markt als flexiblen und<br />

hauptsächlich preisgesteuerten Modell und einer rein hierarchisch ausgeprägten Organisationsform,<br />

welche durch bürokratisch-hierarchische Kontrolle koordiniert wird, darzustellen.<br />

0 Der Netzwerkform kann dabei die Eigenschaft eingeräumt werden, mit minimalem<br />

Organisationsaufwand und dabei großer Flexibilität, ein höchstmögliches Maß an Wissen zu<br />

vereinen.<br />

Als auch im Kontext regionaler Netzwerke am weitesten verbreitete Theorie soll außerdem<br />

Porters Clustertheorie nicht unerwähnt bleiben. Auch Porter siedelt Cluster zwischen<br />

Markt und Hierarchie an und bietet zudem weitere Ansätze zur Erklärung von Netzwerkeigenschaften.<br />

Bspw. geht Porter davon aus, dass Akteure eines Clusters durch ihre geballte<br />

Nachfrage die Möglichkeit besitzen bessere Preiskonditionen bei entfernten Lieferanten<br />

auszuhandeln als einzeln agierende Unternehmen. Sofern dies möglich ist, bietet sich<br />

allerdings auch für Zulieferer die Ansiedlung im Cluster an, da folglich auf kurze Distanz eine<br />

Vielzahl an relevanten Nachfragern beliefert werden könnte. Weiterhin bietet die Agglo-<br />

5 Vgl. Hakansson, Hakan ( 989), S. .<br />

Vgl. Genosko, Joachim ( 999), S. 5.<br />

7 Diese fehlende Abgrenzung wird bspw. auch an Porters Clustertheorie kritisiert. Vgl. dazu martin, ron;<br />

sunley, Peter ( 00 ), S. 0 und alecke, BJörn; untied, Gerhard ( 005), S. -4.<br />

8 Vgl. Fritsch, michael ( 00 ), S. 5- .<br />

9 Zur Bezeichnung, dem Inhalt und <strong>der</strong> Entstehung von ‚Transaktionskosten’ siehe coase, ronald h. ( 9 7):<br />

The Nature of the Firm, in: Economica, Vol. 4, Nr. , S. 5: „In or<strong>der</strong> to carry out a market transaction it is<br />

necessary to discover who it is that one wishes to deal with, to inform people that one wishes to deal and<br />

on what terms, to conduct negotiations leading up to a bargain, to draw up the contract, to un<strong>der</strong>take the<br />

inspection needed to make sure that the terms of the contract are being observed, and so on.“<br />

0 Vgl. Brand, andreas ( 00 ), S. 7.<br />

Vgl. reiss, michael ( 000), S. 8.<br />

Die Clusterforschung kann dabei aufgrund <strong>der</strong> Ähnlichkeit <strong>der</strong> beschreibenden Faktoren von Clustern und<br />

Netzwerken wie etwa <strong>der</strong> „Verbundenheit <strong>der</strong> Akteure“, dem „Innovationspotential“ und <strong>der</strong> „räumlichen<br />

Nähe“ in weiten Teilen : zur Erklärung herangezogen werden.<br />

49


Regionale Innovationsnetzwerke<br />

– Beispiel Ruhrgebiet<br />

meration <strong>der</strong> Akteure die Schaffung eines Informations- und Arbeiterpools, wodurch die<br />

Ausstattung mit zwei wichtigen Ressourcen gesichert werden kann und die Ansiedlung und<br />

Gründung neuer Unternehmen geför<strong>der</strong>t wird. Ebenso verringert die enge Zusammenarbeit,<br />

dass die Akteure den Anschluss an neue Entwicklungen innerhalb des Clusters verlieren.<br />

Jedoch kann dies unter Umständen dazu führen, dass das Problem eines möglichen Lock-In<br />

Effektes zu tragen kommt, wenn von den Akteuren lediglich clusterinterne Entwicklungen<br />

beachtet werden und so <strong>der</strong> Anschluss an externe Entwicklungen verpasst wird.<br />

3. Innovationsnetzwerke im Ruhrgebiet<br />

3.1. Netzwerkforschung<br />

Vergleicht man Studien in denen Netzwerkverflechtungen eine Rolle spielen, stellt man<br />

fest, dass es unterschiedliche Möglichkeiten gibt Kooperationsmuster zu definieren. casPer<br />

bspw. wählt die sozialen Verflechtungen von Managern in <strong>der</strong> Biotechnologiebranche San<br />

Diegos zur Darstellung von Akteursbeziehungen aus. Diese gewinnt er, indem die Karriereverläufe<br />

von über 900 Managern im Hinblick auf gemeinsame Arbeitszeit in entsprechenden<br />

Unternehmen analysiert werden. Im Vor<strong>der</strong>grund steht in dieser Studie vor allem die Darstellung<br />

<strong>der</strong> Entstehung und Entwicklung von Technologieclustern. 4<br />

Eine oftmals verwendete Möglichkeit zur Gewinnung von Daten über Kooperationsbeziehungen<br />

stellt außerdem die Analyse von Patentdaten dar, genauer ausgedrückt die Analyse<br />

von Patentzitationen. Diese Form <strong>der</strong> Aufbereitung von Verflechtungsbeziehungen wird<br />

allerdings vor allem dazu verwendet die Diffusion von Wissen aufzuzeigen. Der Netzwerkgedanke<br />

ist in diesem Fall eher ein Mittel zum Zweck, nicht aber Analyseobjekt an sich. almeida<br />

und koGut bspw. nutzen US Patentdaten für die Halbleiterindustrie, um <strong>der</strong> Frage nachzugehen<br />

ob eher kleine Firmen in weniger stark besetzten Technologiefel<strong>der</strong>n aktiv sind und<br />

ob des Weiteren <strong>der</strong> Forschungsoutput <strong>der</strong> kleinen Firmen im Vergleich zu dem Output<br />

größerer Firmen in einem eher lokalen Umfeld streut. 5 Ebenfalls auf Basis von US Patentdaten<br />

untersuchen JaFFe, traJtenBerG und hen<strong>der</strong>son durch Analyse von Patentzitationen<br />

die Bedeutung räumlicher Nähe für Wissensspillover. Einer ähnlichen Frage nachgehend<br />

nutzen VersPaGen und schoenmakers Daten <strong>der</strong> Europäischen Patentorganisation (EPO). 7 Das<br />

Hauptaugenmerk liegt hier somit vor allem auf dem Faktor Regionalität, nicht aber explizit<br />

auf <strong>der</strong> Darstellung des Daten inhärenten Kooperationsnetzwerkes und seiner Bearbeitung<br />

mit Hilfe <strong>der</strong> Netzwerkanalyse. Eine Studie, welche sich netzwerkanalytischer Tools bedient<br />

ist eine Studie von Gay und dousset aus dem Jahr 005. 8 Beson<strong>der</strong>s hervorzuheben ist an<br />

dieser Studie die Betrachtung eines Netzwerkes über 4 Jahre hinweg, wodurch Verän<strong>der</strong>ungen<br />

und Dynamik des Netzwerkes analysiert werden können.<br />

In Anlehnung an Powell, koPut und smith-doerr werden in dieser Arbeit Kooperationsbeziehungen<br />

im Forschungs- und Entwicklungsbereich erhoben. Powell et al. erheben zwar<br />

zusätzlich noch an<strong>der</strong>e Kooperationsarten, wie bspw. Vertriebskooperationen, analysieren<br />

jedoch die Verflechtungen im Forschungs- und Entwicklungsbereich geson<strong>der</strong>t. 9<br />

Vgl. Porter, michael e. ( 998), S. 79-85.<br />

4 Vgl. casPer, steVen ( 007).<br />

5 Vgl. almeida, Paul; koGut, Bruce ( 997).<br />

Vgl. JaFFe, adam B.; traJtenBerG, manuel; hen<strong>der</strong>son, reBecca ( 99 ).<br />

7 Vgl. VersPaGen, Bart; schoenmakers, wilFred ( 000).<br />

8 Vgl. Gay, BriGitte; dousset, Bernard ( 005).<br />

9 Vgl. Powell, walter, w.; koPut, kenneth, w.; smith-doerr, laurel ( 99 ).<br />

50


<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

Wissenschaftspreis 008<br />

Da in dieser Arbeit <strong>der</strong> Fokus auf dem Bereich <strong>der</strong> Innovation liegt, werden eben solche Kooperationsstrukturen<br />

ohne Forschungscharakter aus <strong>der</strong> Untersuchung ausgeschlossen.<br />

Zur Auswertung werden in dieser Arbeit dabei in erster Linie Zentralitätsmaße zum Vergleich<br />

<strong>der</strong> Netzwerkstrukturen <strong>der</strong> BioRiver Region, <strong>der</strong> Biotechnologiebranche im Ruhrgebiet<br />

und <strong>der</strong> Biotechnologiebranche in Nordrhein-Westfalen insgesamt herangezogen. 0<br />

Als Hauptschwerpunkte <strong>der</strong> Analyse werden Zentralitätsberechnungen durchgeführt und<br />

Regionen auf Basis ihrer strukturellen Äquivalenz hin bewertet und miteinan<strong>der</strong> verglichen.<br />

Für die Berechnungen <strong>der</strong> Zentralitätsmaße bietet sich, Freeman folgend, die Unterscheidung<br />

nach Degree-, Closeness- und Betweenness-Zentralität an, denen verschiedene Zentralitätsannahmen<br />

zugrunde liegen und welche daher unterschiedliche Aussagen zulassen.<br />

Die Zentralitäten unterscheiden sich in ihren Interpretationsmöglichkeiten wenn gerichtete<br />

Graphen vorliegen und somit eingehende und ausgehende Beziehungen unterschieden<br />

werden können. Im Falle <strong>der</strong> hier erfolgenden Analyse wird allerdings von einem ungerichteten<br />

Netzwerk ausgegangen, da in einer gemeinsamen Forschungstätigkeit eine<br />

beidseitige Handlungsrichtung gesehen wird. Die Zentralitätsarten sollen an dieser Stelle<br />

kurz dargestellt werden, da diese im späteren Verlauf <strong>der</strong> Analyse als Vergleichsmaßstab<br />

herangezogen werden. Die nachfolgend dargestellten Maße bestimmen die Zentralität des<br />

beobachteten Knotenpunktes (Egozentrischer Ansatz) und sind nicht gleichzusetzen mit<br />

dem Zentralisationsmaß, welches die Zentralität des Gesamtnetzwerkes (Soziozentrischer<br />

Ansatz) wie<strong>der</strong>gibt.<br />

Degree-Zentralität: Die wohl verständlichste Zentralitätsart ist die Degree-Zentralität.<br />

In <strong>der</strong> einfachsten Form zählt diese die Anzahl <strong>der</strong> direkten Verbindungen eines Akteurs<br />

Pk zu einem an<strong>der</strong>en Akteur Pi. Dabei ist a(Pi,Pk) = 1 wenn Pi und Pk direkt miteinan<strong>der</strong><br />

verbunden sind. Ist dies nicht <strong>der</strong> Fall ergibt sich <strong>der</strong> Wert 0. Wird dieser Wert in Relation zu<br />

allen möglichen direkten Verbindungen von Pk angegeben, so erhält man einen Wert, <strong>der</strong><br />

auch im Vergleich zwischen unterschiedlich großen Netzwerken einsetzbar ist. Das n gibt in<br />

folgendem Term die Anzahl <strong>der</strong> Akteure im Netzwerk an.<br />

Möchte man dieses Ergebnis interpretieren, so zeugt ein hoher Zentralitätswert von einer<br />

hohen Kommunikationsaktivität.<br />

0 Zur Darstellung und Analyse wird hierzu die frei zugängliche Netzwerkanalysesoftware Pajek in <strong>der</strong> Version<br />

. 9, entwickelt von Vladimir BataGelJ und andreJ mrVar genutzt.<br />

Vgl. Freeman, linton c. ( 978/79), S. 5- 9.<br />

Vgl. de nooy, wouter; mrVar, andreJ; BataGelJ, Vladimir ( 005), S. .<br />

Vgl. Freeman, linton c. ( 978/79), S. 0- .<br />

5


Regionale Innovationsnetzwerke<br />

– Beispiel Ruhrgebiet<br />

Closeness-Zentralität: Diese Form <strong>der</strong> Zentralität gibt die Nähe eines Akteurs zu an<strong>der</strong>en<br />

Akteuren wie<strong>der</strong>. Dafür werden für einen Akteur sämtliche Pfaddistanzen zu an<strong>der</strong>en Akteuren<br />

berechnet, diese aufsummiert und durch die um reduzierte Anzahl an Akteuren des<br />

Netzwerkes geteilt. Aus dem Kehrwert dieses Terms erhält man eine Zahl zwischen 0 und<br />

, wobei ein Akteur zentraler ist, je näher <strong>der</strong> Wert <strong>der</strong> kommt. Formal ergibt sich somit<br />

folgen<strong>der</strong> Ausdruck <strong>der</strong> Closeness-Zentralität für den Akteur Pk mit d(Pi,Pk) als Pfaddistanz<br />

zwischen dem Akteur Pk und einem Akteur Pi.<br />

Eine Interpretation kann dahingehend erfolgen, dass man Akteuren mit einer nachgewiesen<br />

hohen Closeness-Zentralität einen großen Unabhängigkeitscharakter zuspricht und<br />

effiziente Kommunikationsmöglichkeiten einräumt. 4<br />

Diese Interpretationen lassen sich so erklären, dass ein zentraler Akteur viele direkte<br />

Verbindungen zu an<strong>der</strong>en Akteuren besitzt und dadurch im Sinne des Unabhängigkeitsgedankens<br />

bei Verlust einer Verbindung kaum Anschluss an das Netzwerk verlieren wird und<br />

im Sinne des Effizienzgedankens direkte Kommunikationswege vorliegen, die schnelle,<br />

unverfälschte und möglicherweise günstigere Kommunikation ermöglicht.<br />

Betweenness-Zentralität: Zentralität im Sinne von Betweenness beschreibt wie hoch die<br />

Wahrscheinlichkeit dafür ist, dass ein Akteur Pk auf einem Pfad zwischen an<strong>der</strong>en Akteuren<br />

(bspw. Pi und Pj) liegt. Je nachdem, ob Pk dabei auf dem einzig möglichen Pfad liegt o<strong>der</strong> es<br />

aber mehrere mögliche Pfade gibt, wird Pk entsprechend <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> möglichen Pfade<br />

auf denen Pk vorkommt gewichtet. Ein Betweenness-Wert für den Akteur Pk würde sich wie<br />

folgt ergeben. (Dabei dürfen i, j und k jeweils nicht gleich sein.)<br />

Das Ergebnis ist soweit jedoch noch nicht zwischen unterschiedlich großen Netzwerken<br />

vergleichbar. Dies wird aber dadurch möglich gemacht, dass <strong>der</strong> Ergebniswert in Relation<br />

zu dem maximal möglichen Wert des Punktes in einem Netzwerk gesetzt wird. Als Ergebnis<br />

erhält man:<br />

5<br />

4 Vgl. Freeman, linton c. ( 978/79), S. 5- und traPPmann, mark; humell, hans J.; sodeur, wolFGanG<br />

( 005), S. 47.


<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

Wissenschaftspreis 008<br />

Als Interpretation für die Betweenness-Zentralität eines Punktes bietet sich eine Aussage<br />

zur Kommunikationskontrolle in einem Netzwerk an. Akteure mit einem hohen Zentralitätswert<br />

sind in diesem Fall oftmals in <strong>der</strong> Lage als Gatekeeper Informationsflüsse zu zulassen<br />

o<strong>der</strong> zu behin<strong>der</strong>n. 5<br />

Als weitere zu erfassende Größe wird die strukturelle Äquivalenz von Akteuren bestimmt.<br />

Diese beschreibt die Ähnlichkeit von Akteuren hinsichtlich ihrer Beziehungsstrukturen. Dies<br />

dient bspw. zur Charakterisierung eines Netzwerkes anhand einer Kern- und Peripheriestruktur.<br />

Zur Darstellung <strong>der</strong> strukturellen Äquivalenz dient in dieser Arbeit die Blockmodellanalyse.<br />

3.2 Die Biotechnologiebranche als Untersuchungsobjekt<br />

3.2.1 Kurzcharakteristika <strong>der</strong> Biotechnologie<br />

Um die Auswahl <strong>der</strong> Biotechnologiebranche als Untersuchungsobjekt zu begründen wird<br />

die Biotechnologie nachfolgend kurz anhand unterschiedlicher Charakteristika vorgestellt<br />

und eine in empirischen Studien weitestgehend einheitliche Definition vorgestellt.<br />

Die Oecd Definition <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Biotechnologie ist den meisten neueren deutschen<br />

Studien, wie bspw. <strong>der</strong> Firmenumfrage des Informationsportals biotechnologie.de, Biotechnologiestudien<br />

des Statistischen Bundesamtes und den Branchenreports von Ernst&Young<br />

(ähnliche verfahrensbezogene Definition), zugrunde gelegt worden und am weitesten<br />

verbreitet:<br />

Definition: „Biotechnologie ist die Anwendung von Wissenschaft und Technik auf lebende<br />

Organismen, Teile von ihnen, ihre Produkte o<strong>der</strong> Modelle von ihnen zwecks Verän<strong>der</strong>ung<br />

von leben<strong>der</strong> o<strong>der</strong> nichtleben<strong>der</strong> Materie zur Erweiterung des Wissensstandes, zur Herstellung<br />

von Gütern und zur Bereitstellung von Dienstleistungen“ 7<br />

Folgende Charakteristika <strong>der</strong> Biotechnologie zeigen, dass sich die Branche für eine Untersuchung<br />

von Innovationsnetzwerken anbietet:<br />

Forschungsintensität: Der Bereich <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Biotechnologie, als Querschnittstechnologie<br />

aus Biologie, Biochemie, Genetik, Immunologie, Pharmakologie und Molekularbiologie,<br />

ist stark interdisziplinär ausgerichtet und beinhaltet ein großes Maß an Innovationspotential.<br />

8 Daraus folgt, dass es möglich sein müsste (wie später sichtbar wird, gelingt dies<br />

auch) Kooperationsstrukturen im Bereich Forschung- und Entwicklung aufzudecken.<br />

För<strong>der</strong>ung: Als (noch immer) relativ junge Branche erfährt die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gründung<br />

von innovativ tätigen Unternehmen, als auch die För<strong>der</strong>ung innovativer Tätigkeit schon bestehen<strong>der</strong><br />

Unternehmen, wie auch die För<strong>der</strong>ung von Netzwerken zur Kooperation wissenschaftlicher<br />

und wirtschaftlicher Akteure im Biotechnologiebereich großes Interesse. 9<br />

5 Vgl. Freeman, linton c. ( 978/79), S. - 4.<br />

Vgl. Heidler, Richard ( 00 ), S. -8.<br />

7 Vgl. biotechnologie.de (2006), S. 5. Original Definition <strong>der</strong> Oecd: „The application of science and technology<br />

to living organisms, as well as parts, products and models thereof, to alter living or non-living materials for<br />

the production of knowledge, goods and services”, vgl. Oecd ( 005), S. 9.<br />

8 Vgl. Grote Westrick, Dagmar; Rehfeld, Dieter ( 00 ), S. 79-80.<br />

9 Vgl. BMBF ( 00 ), S. 8.<br />

5


Regionale Innovationsnetzwerke<br />

– Beispiel Ruhrgebiet<br />

Netzwerke: In <strong>der</strong> Biotechnologiebranche herrschen oftmals starke Verknüpfungen <strong>der</strong><br />

Unternehmen zu wissenschaftlicher Forschung vor. Vor allem die in öffentlichen Einrichtungen<br />

geför<strong>der</strong>te Grundlagenforschung stellt eine Basis für anwendungsorientierte Forschung<br />

junger Unternehmen dar. Netzwerkakteure wie Beratungszentren und Finanzdienstleister<br />

unterstützen außerdem die Biotechnologieunternehmen.<br />

Unternehmen: Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen sind in <strong>der</strong> Biotechnologiebranche<br />

in hohem Maß vertreten. Der Staat geht vor allem mit För<strong>der</strong>ungen im Rahmen<br />

von Gründungshilfen und Netzwerkför<strong>der</strong>ungen auf diese Unternehmensgruppe ein.<br />

Patentierneigung: Für Biotechnologieunternehmen gelten Patente nicht nur als Schutz<br />

vor Imitationen, son<strong>der</strong>n sind vor allem auch „immaterielle Werte“ des Unternehmens und<br />

somit als nicht unbeachtlicher Teil des Unternehmenswertes wichtig für Finanzierungspläne<br />

durch Risiko- und Beteiligungskapital. 0 Die Patentierneigung biotechnologischer Unternehmen<br />

wird dementsprechend als hoch angenommen.<br />

3.2.2 Die Biotechnologiebranche in Deutschland – Eine Bestandsaufnahme<br />

Mitte <strong>der</strong> achtziger Jahre ging die Biotechnologie in Deutschland, hauptsächlich im pharmazeutischen<br />

Bereich, maßgeblich von Großunternehmen aus. Die meisten <strong>der</strong> Unternehmen<br />

jedoch verlagerten zum Ende <strong>der</strong> achtziger Jahre hin ihre biotechnologischen Aktivitäten<br />

aufgrund <strong>der</strong> günstigeren gesetzlichen Rahmenbedingungen in die USA.<br />

Die politische und öffentliche Haltung gegenüber <strong>der</strong> Biotechnologie in Deutschland<br />

wandelte sich jedoch allmählich in den nachfolgenden Jahren. Vor allem die neue Sichtweise<br />

<strong>der</strong> Politik wurde durch die 99 durchgeführte Novellierung des Gentechnikgesetzes<br />

deutlich, welche den Beginn des Aufbaus <strong>der</strong> Biotechnologiebranche in Deutschland erst<br />

richtig ermöglichte.<br />

In Amerika hatten sich in den Jahren 98 bis 997 die Beschäftigtenzahlen in <strong>der</strong> Biotechnologiebranche<br />

schon verdreifacht und die Umsatzzahlen nahezu versechsfacht, was<br />

den kommerziellen Durchbruch <strong>der</strong> Biotechnologie in Amerika bedeutete. In Deutschland<br />

startete nun ein Aufholprozess, maßgeblich unterstützt durch staatliche För<strong>der</strong>ung, um<br />

Unternehmensgründungen voran zu treiben und den Aufbau biotechnologisch ausgerichteter<br />

Cluster zu forcieren. 995 wurde bspw. mit dem BioRegio Wettbewerb, durch welchen ab<br />

997 über einen Jahreszeitraum von fünf Jahren vier Regionen mit jeweils ca. 5 Mio. Euro<br />

geför<strong>der</strong>t wurden, eine erfolgreiche technologiepolitische För<strong>der</strong>maßnahme durchgeführt.<br />

Zwei Drittel <strong>der</strong> Biotechnologieunternehmen in Deutschland wurden erst nach 99 neu<br />

gegründet und die Anzahl <strong>der</strong> Unternehmen hatte sich bis zum Jahr 004 verdoppelt und<br />

die Beschäftigtenzahlen gar verdreifacht. 4<br />

Die Anzahl an Kernunternehmen hat sich mittlerweile bei ca. 500 Unternehmen eingependelt,<br />

die Beschäftigtenzahlen sind von 005 auf 00 um 9 % auf ca. 4.000 Mitarbeiter,<br />

<strong>der</strong> Umsatz um 4 % auf ,7 Mrd. Euro gestiegen. Die Aufwendungen für den Bereich Forschung<br />

und Entwicklung stiegen zwischen 005 und 00 gar um % auf 940 Mio. Euro. 5<br />

0 Vgl. ernst & younG ( 00 ), S. 4.<br />

Vgl. komar, walter; Barkholz, michael; scharFe, simone ( 00 ), S. 44.<br />

Vgl. ernst & younG ( 00 ), S. 9.<br />

Vgl. BMBF ( 000), S. 58.<br />

4 Vgl. komar, walter ( 004), S. .<br />

5 Vgl. BiotechnoloGie.de ( 007), S. 0- 4.<br />

54


3.3 Biotechnologie im Ruhrgebiet<br />

<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

Wissenschaftspreis 008<br />

3.3.1 Datengrundlage<br />

Für die Untersuchung wurden auf Basis <strong>der</strong> Kooperationsangaben von forschenden Biotechnologieunternehmen<br />

im BioTechnologie Jahr- und Adressbuch <strong>der</strong> Biocom Ag , sowie<br />

<strong>der</strong> Recherche auf den Internetseiten <strong>der</strong> jeweiligen Unternehmen zahlreiche Unternehmensverflechtungen<br />

ermittelt. Weiterhin konnte das Netzwerk durch die Zuordnung <strong>der</strong><br />

Gemeindekennziffern zu den Unternehmensstandorten auf Regionsbeziehungen verdichtet<br />

werden. Die Regionsdaten können dabei für Gesamtdeutschland, einzelne Bundeslän<strong>der</strong>,<br />

als solche ausgezeichnete BioRegionen, wie auch bei beson<strong>der</strong>em Interesse, wie in diesem<br />

Falle, für das Ruhrgebiet aufbereitet werden. Um jegliche gewünschten Berechnungen<br />

vornehmen zu können wurden im nächsten Schritt vom Netzwerk abgeschnittene Regionen<br />

aus <strong>der</strong> Betrachtung ausgeschlossen. Für die Datenbasis von Nordrhein-Westfalen bedeutete<br />

dies den Ausschluss von neun Regionen. Auf das Ruhrgebiet entfielen drei dieser<br />

entfernten Regionen. 7<br />

Während im ersten Schritt die Kernunternehmen, welche die Grundlage <strong>der</strong> Untersuchung<br />

bilden, bundesweit herausgefiltert wurden, stieg die Akteursanzahl im zweiten<br />

Schritt drastisch dadurch an, dass sowohl Forschungskooperationen mit Hochschulen, Instituten<br />

und Kliniken als auch mit Unternehmen an<strong>der</strong>er Branchen zugelassen wurden. Dies ist<br />

gerade im Sinne <strong>der</strong> Beachtung möglicher Koagglomerationstendenzen wichtig und bei <strong>der</strong><br />

Betrachtung einer nachweislich stark interdisziplinär ausgerichteten Branche relevant. Die<br />

gemeinsame Forschung auf gleicher, aber auch über unterschiedliche Wertschöpfungsstufen<br />

hinweg, führt außerdem dazu, dass das aufzuspannende Netzwerk nicht als rein vertikal<br />

o<strong>der</strong> horizontal zu beschreiben ist son<strong>der</strong>n mehrdimensionalen Charakter aufweist. 8<br />

Der Analyse liegt eine Auswahl von 8 Kernunternehmen in Nordrhein-Westfalen zu<br />

Grunde. 9 Durch die Kooperationen mit Akteuren, die nicht zur Basis <strong>der</strong> Kernunternehmen<br />

gehören erhöht sich die Akteursanzahl auf ca. 40 wenn nur interne Kooperationen<br />

innerhalb Nordrhein-Westfalens analysiert werden, wie es nachfolgend <strong>der</strong> Fall ist. Unter<br />

Berücksichtigung nationaler und internationaler Kooperationen wäre sogar ein Anstieg auf<br />

ungefähr 00 Akteure zu verzeichnen. Ausgehend von den ermittelten Kooperationsbeziehungen<br />

wurde für die neu erfassten Akteure nicht weiter nach zusätzlichen Verbindungen<br />

gesucht. Dies hätte zu weit vom Biotechnologiebereich weggeführt und nur noch bedingt<br />

Aussagen zur Biotechnologie zugelassen. Durch Zuordnung <strong>der</strong> Gemeindekennziffern können<br />

die 40 Netzwerkakteure auf 4 Regionen verdichtet werden.<br />

Vgl. Biocom Ag ( 005).<br />

7 Die ausgeschlossenen Regionen im Ruhrgebiet sind Marl, Bergkamen und Dinslaken.<br />

8 Vgl. dazu auch Backhaus, Klaus ( 00 ), S. 8 und 88, sowie Semlinger, Klaus ( 99 ), S. - und<br />

Hagedoorn, John ( 99 ), S. 7- 8.<br />

9 Ausgegangen wurde von einem Unternehmenspool von 99 Unternehmen. Somit konnten für über<br />

80 Prozent <strong>der</strong> Unternehmen mindestens eine Forschungskooperation nachgewiesen werden. Diese<br />

Kooperation kann grundsätzlich NRW intern, national o<strong>der</strong> international ausgerichtet sein.<br />

55


Regionale Innovationsnetzwerke<br />

– Beispiel Ruhrgebiet<br />

3.3.2 Analyse und Ergebnisse<br />

Zu Beginn soll an dieser Stelle die Netzwerkstruktur <strong>der</strong> Biotechnologiebranche, bereinigt<br />

um multiple Verbindungen und Schleifen, grafisch dargestellt werden. Die Knotenpunkte<br />

<strong>der</strong> Grafik stellen dabei die einzelnen Regionen dar. Diese sind zur Identifizierung mit dem<br />

zugehörigen Gemeindenamen versehen.<br />

Abbildung : Forschungsnetzwerk Biotechnologie in NRW (Gemeindeebene)<br />

Erkennbar ist vor allem die starke Netzeinbindung <strong>der</strong> Regionen im Zentrum <strong>der</strong> Abbildung.<br />

Dies sind vor allem Düsseldorf, Köln, Dortmund, Aachen und Jülich. Auch ist<br />

erkennbar, dass die Regionen Münster, Köln und Witten einzelne Regionen mit dem Rest<br />

des Netzwerkes verbinden, welche ohne Kooperation mit diesen jeglichen Kontakt zum<br />

Netzwerk verlieren würden. Einen genaueren Einblick gibt an dieser Stelle die Auswertung<br />

<strong>der</strong> Zentralitätswerte.<br />

5


<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

Wissenschaftspreis 008<br />

Rang Zentralitätswert Gemeindekennziffer Regionsbezeichnung<br />

. 0.5074 7 05 000 Düsseldorf<br />

. 0.5000000 05 5000 Köln<br />

. 0.47887 059 000 Dortmund<br />

4. 0.44 5584 05 000 Aachen<br />

Tabelle : Closeness-Zentralität<br />

Entsprechend deutlich, wie im Hinblick auf die grafische Darstellung des Netzwerkes<br />

zuvor schon vermutet, bilden auf Basis <strong>der</strong> Closeness-Zentralitätswerte die Regionen Düsseldorf,<br />

Köln, Dortmund und Aachen die zentralsten Regionen im Nordrhein-Westfälischen<br />

Forschungsnetzwerk in <strong>der</strong> Biotechnologiebranche. Des Weiteren sind diese vier Regionen<br />

alle miteinan<strong>der</strong> verbunden, so dass in dieser Kooperationsverflechtung erstmal ein starker<br />

Forschungskern vermutet werden kann.<br />

Interessant ist an dieser Stelle, dass Dortmund eine ausgesprochen zentrale Rolle spielt.<br />

Die übrigen beiden relevanten Ruhrgebietsregionen Bochum und Witten landen mit ihren<br />

Closeness-Werten lediglich auf den Rängen 9 und 9, also im Mittelfeld.<br />

Rang Zentralitätswert Gemeindekennziffer Regionsbezeichnung<br />

. 0. 77 50 05 5000 Köln<br />

. 0. 0 9 055 5000 Münster<br />

. 0. 957 58 05 000 Düsseldorf<br />

4. 0. 8 9 8 05 4000 Bonn<br />

Tabelle : Betweenness-Zentralität<br />

Beim Betrachten <strong>der</strong> Betweenness-Werte fällt auf, dass Köln mit großem Abstand vor<br />

Münster den ersten Rang belegt, Münster auf Rang sich aber wie<strong>der</strong>um stark von Düsseldorf<br />

abhebt. Köln besitzt somit im Biotechnologienetzwerk Nordrhein-Westfalens die<br />

stärkste Gatekeeperposition und hat am ehesten die Kontrolle über Informationsflüsse,<br />

kann diese also kanalisieren, modifizieren, anreichern o<strong>der</strong> auch abbrechen. Münster<br />

besitzt diesen Status ebenfalls, jedoch, wie in Abbildung zu erkennen ist und wie bei <strong>der</strong><br />

Blockmodellanalyse noch deutlicher wird, nicht im Kern son<strong>der</strong>n im peripheren Bereich des<br />

Netzwerkes.<br />

57


Regionale Innovationsnetzwerke<br />

– Beispiel Ruhrgebiet<br />

Folgende Abbildung stellt als Ergebnis <strong>der</strong> Blockmodellanalyse die Einteilung des Netzwerkes<br />

in Kern, Semiperipherie und Peripherie dar.<br />

Abbildung : Strukturierte und optimierte Adjazenzmatrix 40<br />

Nutzt man die eingezeichnete Dreiteilung zur Darstellung des Kerns, <strong>der</strong> Semiperipherie<br />

und <strong>der</strong> Peripherie, bilden die Regionen Düsseldorf, Köln und Jülich den Kern <strong>der</strong><br />

Nordrhein-Westfälischen Biotechnologie. Diese drei genannten Regionen sind in ihren<br />

Positionen und Verknüpfungen strukturell sehr ähnlich 4 und pflegen jeweils ähnlich starke<br />

Beziehungen innerhalb des Kerns, als auch zur Semiperipherie. Eine direkte Verknüpfung<br />

zur Peripherie besteht we<strong>der</strong> für die Kernregion Jülich, als auch nur in rudimentärer Weise<br />

für die Region Düsseldorf.<br />

40 Die Optimierung ist dabei ein Prozess <strong>der</strong> in diesem Falle einhun<strong>der</strong>tfachen Neuanordnung <strong>der</strong><br />

Adjazenzmatrix, bis <strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Anordnung resultierende Fehlerterm minimiert ist. (Vgl. De Nooy, Wouter;<br />

Mrvar, Andrej; Batagelj, Vladimir ( 005), S. 78- 79.) Die Matrix ist in dem Sinne zu verstehen, als dass<br />

Schwarz ausgefüllte Blöcke eine vorhandene Kooperationsbeziehung markieren und weiße Blöcke die<br />

Nichtexistenz einer solchen Beziehung bedeuten. Die Diagonale enthält nur weiß gefärbte Blöcke, da<br />

Selfties (also mit sich selbst kooperierende Akteure) nicht berücksichtigt werden. Eine sehr ähnliche<br />

Struktur, wie die hier dargestellte, ergibt sich auch bei <strong>der</strong> Berechnung von Akteursgruppen durch Nutzung<br />

<strong>der</strong> hierarchischen Clusteranalyse.<br />

4 Perfekte strukturelle Äquivalenz ist nicht gegeben, kann aber bei einem Netzwerk dieser Art auch nicht<br />

erwartet werden. (Vgl. dazu auch Heidler, Richard ( 00 ), S. 0.)<br />

58


<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

Wissenschaftspreis 008<br />

Münster, <strong>der</strong> Peripherie zugeteilt, zeichnet eine hohe Anzahl an direkten Verbindungen<br />

aus. 4 Die Aktivität <strong>der</strong> Region ist die zweithöchste des Gesamtnetzwerkes. Zusammen mit<br />

dem hohen Betweenness-Wert und <strong>der</strong> Zuteilung im Rahmen <strong>der</strong> Blockmodellanalyse lässt<br />

sich schlussfolgern, dass Münster ein zentraler Anlaufpunkt <strong>der</strong> Peripherie ist und mit Köln<br />

die aktivste Verbindungsregion <strong>der</strong> drei unterteilten Strukturblöcke bildet.<br />

Das Ruhrgebiet, vertreten mit den Regionen des Technologiedreiecks Witten-Dortmund-<br />

Bochum sowie den Regionen <strong>Recklinghausen</strong> und Gelsenkirchen findet man im Kern nicht<br />

wie<strong>der</strong>. Die Ruhrgebietsregion Dortmund besitzt Kontakte zu allen Regionen des Kerns,<br />

jedoch nur zu einer Region <strong>der</strong> Semiperipherie (Aachen) und zu fünf Regionen aus <strong>der</strong><br />

Peripherie, wie bspw. <strong>der</strong> Kooperation mit <strong>der</strong> Region Bochum. Dortmund scheint hier, wie<br />

auch die Zentralitätswerte schon vermuten lassen, die Region des Ruhrgebietes zu sein, die<br />

durch Kontakte zum Kern, als auch zur Peripherie dem laut Daten nicht vollständig ausgeprägten<br />

Technologiedreieck Dortmund-Bochum-Witten die Chance auf die Einbindung<br />

in Forschungsaktivitäten an<strong>der</strong>er Regionen ermöglicht bzw. neues Wissen und innovative<br />

Ideen in das Ruhrgebiet holen kann.<br />

Untersucht man auf individueller Akteursebene die Verbindungsstrukturen Nordrhein-<br />

Westfälischer Hochschulen und Forschungseinrichtungen mit Biotech-Kernunternehmen,<br />

so lässt dies einen Rückschluss auf die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft<br />

zu. Als häufigste Partner im Bereich <strong>der</strong> öffentlichen Forschung konnten die RWTH Aachen,<br />

die Heinrich-Heine Universität Düsseldorf und das Forschungszentrum Jülich ermittelt<br />

werden. NRW intern konnten 7 Verbindungen zwischen Unternehmen und Hochschulen<br />

ermittelt werden, außerdem acht Verbindungen zum Forschungszentrum Jülich und drei<br />

Verbindungen zu Max-Planck-Instituten in Köln (MPI für Züchtungsforschung und MPI für<br />

neurologische Forschung). Setzt man die Summe dieser Kooperationen in Relation zu allen<br />

ermittelten NRW internen Verbindungen, so sind knapp Prozent <strong>der</strong> Verbindungen auf<br />

eine Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zurückzuführen. Betrachtet man<br />

diesbezüglich die regionale Aufteilung, so sind von den Verknüpfungen zwischen Wirtschaft<br />

und Wissenschaft insgesamt drei Prozent auf Unternehmen und Hochschulen des Ruhrgebietes<br />

zurückzuführen.<br />

Im Hinblick auf die reine Verbindungsanzahl zwischen Unternehmen und Hochschulen/<br />

Forschungseinrichtungen ist das Ruhrgebiet immerhin an knapp 5 Prozent <strong>der</strong> Verknüpfungen<br />

beteiligt. Der Kern (Düsseldorf, Köln, Jülich) jedoch vereint stolze 50 Prozent <strong>der</strong><br />

Kooperationen. In Relation zu den insgesamt ermittelten Verbindungen in die das Ruhrgebiet<br />

involviert ist, ist eine Aufteilung von : zu Gunsten rein unternehmensgeprägter<br />

Kooperationen auszumachen. Somit scheint die Zusammenarbeit <strong>der</strong> Unternehmen mit<br />

öffentlichen Forschungseinrichtungen mit einem Viertel <strong>der</strong> Verbindungen ein im Grunde<br />

relativ wichtiges Standbein <strong>der</strong> Biotechnologie des Ruhrgebietes darzustellen, die Zusammenarbeit<br />

scheint im Hinblick auf einen Vergleich mit den Kernregionen jedoch noch<br />

intensiviert werden zu können.<br />

4 Die direkten Verbindungen gehen dabei auch im Zähler in die Berechnung des Degree-Zentralitätswertes<br />

ein und stellen somit die Summe von a(Pi,Pk) über alle i dar. Münster teilt sich mit 0 Direktverbindungen<br />

mit Düsseldorf den zweiten Rang. Lediglich überholt durch Köln, mit einer Anzahl von<br />

Direktverbindungen.<br />

59


Regionale Innovationsnetzwerke<br />

– Beispiel Ruhrgebiet<br />

4. Schlussfolgerungen<br />

Bei <strong>der</strong> Einbindung in das Nordrhein-Westfälische Biotechnologienetzwerk hat das<br />

Ruhrgebiet momentan noch deutliche Defizite zu verzeichnen. Regionen wie Marl, Bergkamen<br />

o<strong>der</strong> Dinslaken stehen allein und vergeben die Möglichkeit von <strong>der</strong> forschungsstarken<br />

BioRiver Region zu profitieren. Auch Witten fehlen wichtige direkte Verknüpfungen mit Regionen<br />

wie Köln o<strong>der</strong> Düsseldorf. Möglicherweise ist jedoch die Kooperation mit <strong>der</strong> Region<br />

Münster eine Ausgangsbasis um auf indirektem Weg Kontakte zum Biotechnologiekern<br />

Nordrhein-Westfalens zu knüpfen. 4 Gleiches gilt für die Kooperation <strong>der</strong> Regionen Bochum<br />

und Witten.<br />

Lediglich die Ruhrgebietsregion Dortmund sticht als zentraler Akteur für Nordrhein-<br />

Westfalens Biotechnologie heraus. Doch die fehlenden Verbindungen zu Regionen wie<br />

Marl, Bergkamen o<strong>der</strong> Dinslaken zeigen, dass sich insgesamt dennoch keine hinreichende<br />

Ruhrgebietsinterne Netzstruktur entwickelt hat. Hier gilt es Verbindungen zwischen den<br />

verschiedenen Akteuren zu för<strong>der</strong>n. Das Resultat sollte im Hinblick auf die BioRiver Region<br />

eine Struktur sein, die von kooperativen aber gleichfalls unabhängigen Akteuren geprägt<br />

ist. Es gilt an dieser Stelle einem möglichen funktionalen Lock-In 44 entgegenzuwirken, so<br />

dass sich zwischen den Akteuren keine Pfade festtreten, die die Aufnahme unterschiedlicher<br />

Ansätze zur Innovationsfindung erschweren o<strong>der</strong> ganz verhin<strong>der</strong>n würden. Das Ziel darf we<strong>der</strong><br />

lauten sich von einer Region abhängig zu machen noch sich als Netzwerk von an<strong>der</strong>en<br />

Netzen abzugrenzen, son<strong>der</strong>n von gegenseitigem Wissen profitieren zu können. Somit ist<br />

<strong>der</strong> Aufbau mannigfaltiger Verknüpfungen sinnvoll. Welche Verknüpfungen sich dann sogar<br />

intensivieren mögen darf dahingestellt bleiben.<br />

Während insgesamt mit dem Ausbau <strong>der</strong> Hochschullandschaft schon eine wichtige<br />

Voraussetzung für die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft geschaffen wurde,<br />

ist es für das Ruhrgebiet nunmehr wichtig diese Zusammenarbeit auch gezielt anzukurbeln<br />

und zu unterstützen. 45 Eine Möglichkeit bestünde darin sich durch gemeinsame Projekte<br />

mit kooperationsstarken Unternehmen und Hochschulen aus <strong>der</strong> BioRiver Region Erfahrungen<br />

bzgl. funktionieren<strong>der</strong> Kooperationskoordination zu Nutze zu machen. Das Ziel<br />

Nordrhein-Westfälischer Innovationspolitik muss hier darin bestehen Erfolgsfaktoren bestehen<strong>der</strong><br />

Netzwerke in an<strong>der</strong>en Regionen zu implementieren, das Ziel <strong>der</strong> Wissenschaft dagegen<br />

muss lauten diese Erfolgsfaktoren möglichst genau zu extrahieren. Wäre erstmal eine<br />

funktionierende Struktur mit reputationsstarken Kooperationspartnern aus Wissenschaft<br />

und Wirtschaft vorhanden, so wäre als Folge, mit Rückgriff auf die Theorie Porters, eine Ansiedlung<br />

und Neugründung von Unternehmen nicht unwahrscheinlich. Als Beispiel für die<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft sowie <strong>der</strong> Schaffung einer<br />

unterstützenden Grundstruktur kann die vom Land und <strong>der</strong> EU geför<strong>der</strong>te Errichtung des<br />

BioMedizinParks-Ruhr und des BioMedizinZentrums-Ruhr genannt werden.<br />

4 Vgl. Granovetter, Mark S. ( 97 ), S. . Granovetter erläutert an dieser Stelle, dass davon ausgegangen<br />

werden kann, dass wenn ein Akteur A starke Verbindungen zu einem Akteur B und einem Akteur C hat, die<br />

Wahrscheinlichkeit für das Aufkeimen einer Beziehung zwischen B und C stark ansteigt. Es sollte allerdings<br />

bedacht werden, dass Granovetter in seiner Arbeit von rein zwischenmenschlichen Kontakten ausgeht.<br />

44 Mit dem Ausdruck <strong>der</strong> funktionalen Lock-Ins wird das Problem beschrieben, dass vorherrscht, wenn<br />

die kooperative Bindung zwischen Akteuren <strong>der</strong>artige Abhängigkeitsverhältnisse schafft, dass eine<br />

Weiterentwicklung seitens eines Akteurs nicht mehr ohne weiteres möglich ist. Vielmehr sind alle<br />

Beteiligten stets von einer Konsensfindung innerhalb ihres Kooperationsbündnisses abhängig wenn<br />

innovative Prozesse angestoßen werden sollen. (Vgl. Grabher, Gernot ( 99 ), S. 5 - 4.)<br />

45 Vgl. Lageman et al. ( 005), S. 4.<br />

0


<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

Wissenschaftspreis 008<br />

Die unmittelbare Nähe zur Ruhr-Universität Bochum und <strong>der</strong> Fachhochschule Bochum<br />

bietet vorteilhafte Bedingungen für Kooperationsvorhaben. Es dürfte interessant sein, in<br />

einigen Jahren zu überprüfen, in wie weit sich die hier geschaffenen Strukturen zur Unterstützung<br />

von Firmenneugründungen bewährt haben und ob sich die Position <strong>der</strong> Bochumer<br />

Region im Biotechnologienetzwerk Nordrhein-Westfalens merklich verän<strong>der</strong>t hat.<br />

Jedoch muss zusammenfassend auch davor gewarnt werden sich zwanghaft <strong>der</strong> Biotechnologie<br />

zu verschreiben. Dem För<strong>der</strong>aufwand muss ein gewisser Nutzen entgegenstehen.<br />

Die Gefahren eines politischen Lock-In Effektes in Form einer stark einseitig betriebenen<br />

Technologiepolitik schadet langfristig nur dem Image <strong>der</strong> Innovationspolitik und führt<br />

letzten Endes möglicherweise zwar zu einer kurzfristig stärkeren Unternehmensgründungsphase,<br />

welche jedoch bei nicht passenden Umweltbedingungen aufgrund somit fehlen<strong>der</strong><br />

Wachstumspotentiale schnell von einer Insolvenzphase gefolgt werden könnte.<br />

Es kann in diesem Zusammenhang nur betont werden, dass eine För<strong>der</strong>ung stets von<br />

einer Evaluation begleitet werden sollte. Nur auf diese Weise können sinnvolle, erfolgreiche<br />

und wenig erfolgreiche För<strong>der</strong>instrumente separiert und das Instrumentarium <strong>der</strong> För<strong>der</strong>politik<br />

nachhaltig verbessert werden. 4<br />

4 Vgl. Lageman et al. ( 005), S. 5.<br />

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<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

Wissenschaftspreis 008<br />

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Regionale Innovationsnetzwerke<br />

– Beispiel Ruhrgebiet<br />

4


Dipl.-Wirtschaftsjuristin Monika Wittenberg<br />

geboren am 19. Januar 1978<br />

Schutz <strong>der</strong> Verbraucher<br />

vor Werbung für<br />

Finanzdienstleistungen<br />

Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2007<br />

bei Professor Dr. Bernhard Bergmans<br />

Fachbereich Wirtschaftsrecht<br />

Fachhochschule Gelsenkirchen,<br />

Abt. <strong>Recklinghausen</strong><br />

Finanzdienstleistungen gehören zu den werbestärksten Branchen in<br />

Deutschland. Insbeson<strong>der</strong>e für den Bereich <strong>der</strong> Online-Werbung konnte<br />

in den vergangenen Jahren ein rasanter Anstieg <strong>der</strong> Werbeaufwendungen<br />

verzeichnet werden, <strong>der</strong> insbeson<strong>der</strong>e durch die Direktbanken<br />

initiiert wurde. In <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit wird darauf hingewiesen, dass<br />

trotz <strong>der</strong> gezielten Beeinflussung durch die Werbung stets gewährleistet<br />

sein muss, dass <strong>der</strong> Verbraucher rationale Entscheidungen treffen kann.<br />

Die Grenzen <strong>der</strong> zulässigen Beeinflussung sind jedoch dann überschritten,<br />

wenn die Werbung irreführende o<strong>der</strong> unwahre Aussagen enthält<br />

o<strong>der</strong> bewusst relevante Informationen vorenthält. Hinzu kommt, dass<br />

<strong>der</strong> Verbraucher gegenüber dem Anbieter grundsätzlich Informationsnachteile<br />

hat und sich somit in einer wirtschaftlich schwächeren Position<br />

befindet. Diese Relation gilt es durch beson<strong>der</strong>e Verbraucherschutzbestimmungen<br />

auszugleichen.<br />

Ziel <strong>der</strong> Diplomarbeit ist es, die Werbung für Finanzdienstleistungen<br />

einer wettbewerbsrechtlichen Beurteilung zu unterziehen und dabei<br />

die verbraucherrechtlichen Schutzmöglichkeiten aufzuzeigen und zu<br />

beurteilen.<br />

Die Autorin kommt zu dem Ergebnis, dass die Frage nach <strong>der</strong> wettbewerbsrechtlichen<br />

Zulässigkeit <strong>der</strong> Werbung nicht pauschal beantwortet<br />

werden kann. Letztendlich bleibt zu entscheiden, welche Informationspflichten<br />

dem Werbenden aufzuerlegen sind und inwiefern dem Verbraucher<br />

auch Informationsrisiken zugemutet werden können. Obwohl<br />

Verbraucherschutz durchaus gewährleistet ist, wird bei <strong>der</strong> sanktionsrechtlichen<br />

Umsetzung erheblicher Handlungsbedarf gesehen. So wird<br />

trotz Spezialvorschriften bei einigen Finanzprodukten die Preistransparenz<br />

nicht ausreichend berücksichtigt. Aus Sicht <strong>der</strong> Verfasserin wäre die<br />

Ausdehnung <strong>der</strong> preisrechtlichen Vorschriften auch auf den wichtigen<br />

Bereich <strong>der</strong> Kapitalanlagen erfor<strong>der</strong>lich. Die Arbeit schließt mit dem<br />

Hinweis, dass sich aufgrund zahlreicher Verstöße gegen die wettbewerbsrechtlichen<br />

Vorschriften die Werbung zukünftig wohl an strengeren<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen messen lassen muss.


Schutz <strong>der</strong> Verbraucher vor Werbung für<br />

Finanzdienstleistungen<br />

I. Einleitung und Problemstellung<br />

Finanzdienstleistungen gehören zu den werbestärksten Branchen in Deutschland.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e für den Bereich <strong>der</strong> Online-Werbung konnte in den vergangenen Jahren ein<br />

rasanter Anstieg <strong>der</strong> Werbeaufwendungen verzeichnet werden. Die Gründe für die Entwicklung<br />

sind vielfältig und reichen von gestiegenen Diskussionen um Rentenlücken und<br />

Euro-Inflation über das immer breitere und austauschbarere Angebot an Finanzdienstleistungsprodukten<br />

bis hin zur steigenden Globalisierung des Wettbewerbs. Verantwortlich<br />

für die rasante Entwicklung des Online-Werbeaufkommens in den vergangenen Jahren ist<br />

insbeson<strong>der</strong>e die Verbreitung von Direktbanken.<br />

Zwar geht Werbung üblicherweise mit einer gezielten und bewussten Beeinflussung des<br />

Verbrauchers einher, jedoch muss dabei gewährleistet bleiben, dass <strong>der</strong> Verbraucher in<br />

seiner Entscheidungsfreiheit nicht in dem Maße beeinträchtigt wird, dass er zu einer rationalen<br />

Entscheidung nicht mehr in <strong>der</strong> Lage ist. Beinhaltet die Werbung z.B. irreführende<br />

o<strong>der</strong> unwahre Aussagen o<strong>der</strong> enthält sie bewusst wesentliche, für eine rationale Kaufentscheidung<br />

relevante Informationen vor, sind die Grenzen <strong>der</strong> noch zulässigen Beeinflussung<br />

überschritten.<br />

Hinzu kommt, dass <strong>der</strong> Verbraucher gegenüber dem Anbieter grundsätzlich einen Informationsnachteil<br />

hat und sich somit in einer wirtschaftlich schwächeren Position befindet.<br />

Dieses Ungleichverhältnis gilt es durch beson<strong>der</strong>e Verbraucherschutzbestimmungen auszugleichen,<br />

indem dem Werbenden z.B. entsprechende Informations- und Nachweispflichten<br />

auferlegt werden.<br />

In <strong>der</strong> Finanzdienstleistungsbranche ist diese Problematik von beson<strong>der</strong>er Bedeutung.<br />

Die Schutzbedürftigkeit des Verbrauchers ist hier umso höher anzusetzen, als dass die<br />

angebotenen Produkte i.d.R. sehr komplex und undurchschaubar sind. Hinzu kommen komplizierte<br />

Verfahren <strong>der</strong> Preis- und Zinsgestaltung. Eine umfangreiche richtige und pflichtgemäße<br />

Information ist somit Voraussetzung für die Gewährleistung <strong>der</strong> notwendigen<br />

Transparenz.<br />

Vor diesem Hintergrund war es Ziel <strong>der</strong> Diplomarbeit, die Werbung für Finanzdienstleistungen<br />

einer wettbewerbsrechtlichen Beurteilung zu unterziehen und dabei die verbraucherrechtlichen<br />

Schutzmöglichkeiten aufzuzeigen und zu beurteilen.<br />

Vgl. Studie <strong>der</strong> Nielsen Media Research unter http://www.nielsen-media.de/pages/download.-<br />

aspx?mode=0&doc=524/NMR_Direct_Mail_Status_2007.pdf (Stand: 28.07.2007).<br />

2 Vgl. Kühlmann/Käßer-Pawelka/Wengert/Kurtenbach S. 92 ff.<br />

66


II. Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG)<br />

<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

Wissenschaftspreis 2008<br />

A. Vorbemerkung<br />

Die Zulässigkeit <strong>der</strong> Werbung für Finanzdienstleistungen muss sich in erster Linie an den<br />

Bestimmungen des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) messen lassen.<br />

Der aus den Beispieltatbeständen <strong>der</strong> §§ 4-7 UWG herzuleitende verbraucherrechtliche<br />

Schutzzweck beinhaltet insbeson<strong>der</strong>e den Schutz <strong>der</strong> Entscheidungsfreiheit, d.h. die Gewährleistung<br />

richtiger und pflichtgemäßer Information und die Gewährleistung <strong>der</strong> freien<br />

Willensbildung sowie <strong>der</strong> Schutz <strong>der</strong> sonstigen Recht und Rechtsgüter des Verbrauchers.<br />

Die jeweilige Schutzhöhe ist dabei durch eine umfassende Abwägung <strong>der</strong> Interessen <strong>der</strong><br />

Verbraucher und <strong>der</strong> Unternehmer zu bestimmen. Zu berücksichtigen ist dabei, in welchem<br />

Maß dem Verbraucher eine Beeinflussung zuzumuten ist und welcher Informationsstand<br />

ihm unterstellt werden kann. 4 Entscheidend ist hier das zugrunde liegende Leitbild des<br />

„durchschnittlich informierten, situationsadäquat aufmerksamen und verständigen Durchschnittsverbrauchers“<br />

5 .<br />

B .Unlautere Werbung nach § 4 UWG<br />

1. Übertriebenes Anlocken / Kundenfang<br />

Lockangebote zielen als Form des sonstigen unangemessenen unsachlichen Einflusses<br />

i.S.d. § 4 Nr. Alt. 3 UWG darauf ab, dem potenziellen Kunden vermögenswerte Vorteile in<br />

Aussicht zu stellen und dadurch seine Entscheidungsfreiheit in <strong>der</strong> Form zu beeinflussen,<br />

dass er zu einer rationalen Entscheidung nicht mehr in <strong>der</strong> Lage ist. Eine kritische Überprüfung<br />

des Angebots, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Kriterien Preis, Qualität, Service, Konditionen, sowie<br />

ein Vergleich mit den Angeboten <strong>der</strong> Mitbewerber findet nicht mehr statt. Auch Banken<br />

gehen vermehrt mit Lockangeboten wie Tankgutscheinen, Startguthaben o<strong>der</strong> Angeboten<br />

zur (kostenlosen) Kontoführung auf Kundenfang.<br />

Abb. : Lockangebot <strong>der</strong> DAB-Bank für ein kostenloses Depotkonto unter http://www.dab-bank.com/dabip/<br />

homepage.jsp;<br />

(Stand: 0. 2.2006)<br />

Seit <strong>der</strong> Aufhebung<br />

von RabattG<br />

und ZugabeVO ist<br />

dieser Form <strong>der</strong><br />

Verkaufsför<strong>der</strong>ung<br />

grundsätzlich zulässig, soweit keine spezialgesetzlichen Vorschriften entgegenstehen. 6<br />

Inwiefern von dem Angebot eine Gefahr des übertriebenen Anlockens bzw. <strong>der</strong> unangemessenen<br />

unsachlichen Beeinflussung ausgeht, ist im Einzelfall an <strong>der</strong> jeweiligen konkreten<br />

Ausgestaltung des Angebotes zu prüfen. Ist <strong>der</strong> Wert <strong>der</strong> in Aussicht gestellten Zugabe<br />

vergleichsweise gering und ist die Transparenz des Angebotes gewährleistet, bestehen<br />

wettbewerbsrechtlich keine Bedenken.<br />

3 Vgl. Begr. RegE UWG, BT-Drucks 5/ 487 S. 3.<br />

4 Baumbach/Hefermehl/Köhler § Rn. 8.<br />

5 Begr. RegE UWG zu § 5, BT-Drucks 5/ 487 S. 9; vgl. u.a. BGH GRUR 2004 62, 63.<br />

6 BGH GRUR 2002, 976, 978; BGH GRUR 2003, 538, 539; BGH GRUR 2003, 890, 89 .<br />

67


Schutz <strong>der</strong> Verbraucher vor Werbung für<br />

Finanzdienstleistungen<br />

2. Ausnutzung beson<strong>der</strong>er Umstände<br />

Unlauter i.S.d. § 3 UWG handelt gem. § 4 Nr. 2 UWG auch, wer Wettbewerbshandlungen<br />

vornimmt, die zur Ausnutzung beson<strong>der</strong>er Ausnahmesituationen, wie „geschäftliche Unerfahrenheit“,<br />

„Leichtgläubigkeit“, „Angst“ o<strong>der</strong> einer „Zwangslage“ geeignet sind.<br />

Unbedenklich ist eine Werbemaßnahme dann, wenn sie sich auf wahre und nachprüfbare<br />

Informationen sowie Hinweise auf die Auswirkungen einer bestimmten Entscheidung<br />

beschränkt. So ist es z.B. zulässig, in <strong>der</strong> Werbung auf eine bevorstehende Steuererhöhung<br />

o<strong>der</strong> auf Preissteigerungen hinzuweisen. 7 Zahlreiche Banken warben im Hinblick auf die<br />

Mehrwertsteuererhöhung 2007 mit günstigen Kreditkonditionen. Verbraucher sollten so<br />

dazu verleitet werden, private Investitionen noch im Jahr 2006 zu tätigen und die scheinbar<br />

attraktiven Kredite in Anspruch zu nehmen. Die Unbedenklichkeit dieser Hinweise begründet<br />

sich damit, dass hier eine rationale Entscheidung <strong>der</strong> Verbraucher nicht beeinträchtigt<br />

o<strong>der</strong> verdrängt, son<strong>der</strong>n lediglich geför<strong>der</strong>t wird.<br />

68<br />

Träume realisieren bevor die Mehrwertsteuer steigt.<br />

Wünschen Sie sich vielleicht eine hochmo<strong>der</strong>ne<br />

Kücheneinrichtung o<strong>der</strong> ein neues Auto? O<strong>der</strong><br />

möchten sie sich schon lange einen an<strong>der</strong>en<br />

Herzenswunsch erfüllen? Welche Ideen Sie<br />

auch haben – die kommende Mehrwertsteuer-<br />

Erhöhung ist Grund genung, sie noch in diesem<br />

Jahr zu verwirklichen. Mit dem db PrivatKredit.<br />

Abb. 2: Werbung <strong>der</strong> Deutschen<br />

Bank unter http://www.deutsche-<br />

bank.de/pbc/download/produkt-<br />

broschuere_db_privatkredit.pdf<br />

(Stand: 20. 2.2006)<br />

3. Preisausschreiben und Gewinnspiele<br />

Grundsätzlich ist die Veranstaltung von Gewinnspielen und Preisrätseln wettbewerbsrechtlich<br />

zulässig. 8 Zur Begründung <strong>der</strong> Unlauterkeit müssen neben <strong>der</strong> mit Gewinnspielen<br />

und Preisausschreiben einhergehenden üblichen Anlockwirkung weitere beson<strong>der</strong>e<br />

Umstände hinzutreten. 9<br />

7 Baumbach/Hefermehl/Köhler § 4 Rn. 2.26.<br />

8 StRspr., u.a. BGH GRUR 2000, 820, 82 ; BGH GRUR 2002, 003, 004.<br />

9 Vgl. u.a. BGH GRUR 989, 757.


<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

Wissenschaftspreis 2008<br />

Abb. 3: Werbung <strong>der</strong> VR-Bank Westmünsterland für eine Schalke 04 VR-SparCard unter http://www.schalke04-vr-<br />

sparcard.de/start.html (Stand: 22. .2006)<br />

Obenstehende Werbung (Abb. 3) bezieht sich auf eine Festgeldanlage, <strong>der</strong>en Verzinsung<br />

sich aus einer Grundverzinsung und einem vom Ergebnis <strong>der</strong> Heimspiele des FC Schalke 04<br />

abhängigen Extra-Zins zusammensetzt.<br />

Das OLG Köln hat sich mit <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> Unlauterkeit <strong>der</strong>artiger Zinsbonus-Spiele im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Fußball-EM auseinan<strong>der</strong>gesetzt und sowohl den Tatbestand des übertriebenen<br />

Anlockens (§ 4 Nr. UWG) als auch das etwaige Vorliegen eines Kopplungsgeschäftes (§ 4<br />

Nr. 6 UWG) und eine Irreführung (§ 5 UWG) verneint. 0 Die Anlockwirkung dieses Angebotes<br />

wurde nicht als so stark befunden, als dass es die Rationalität <strong>der</strong> Nachfrageentscheidung<br />

in den Hintergrund drängen könne. Gerade angesichts <strong>der</strong> zahlreichen Vergleichsangebote<br />

an<strong>der</strong>er Kreditinstitute könne davon ausgegangen werden, dass sich <strong>der</strong> Verbraucher nicht<br />

ohne Weiteres von dem Zinsangebot verleiten lasse, zumal <strong>der</strong> erzielbare Mehrbetrag nicht<br />

so erheblich sei, dass es den Verbraucher davon abhalten könne, das Angebot eingehend zu<br />

prüfen.<br />

Auch von einer Irreführung i.S.d. § 5 UWG ist laut OLG Köln bei Zinsbonus-Spielen nicht<br />

auszugehen, da i.d.R. gut erkennbare Sternchenhinweise dem Verbraucher die maßgeblichen<br />

Informationen liefern. Dem durchschnittlich informierten und situationsadäquat<br />

aufmerksamen Anleger sei durchaus zuzumuten, dass er sich mit dem Angebot ausreichend<br />

auseinan<strong>der</strong>setze.<br />

Gleichwohl erscheint es notwendig, höhere Anfor<strong>der</strong>ungen an das Transparenzgebot und<br />

die damit verbundenen Informationspflichten zu stellen. So sind z.B. klare Aussagen zu<br />

Rendite und durchschnittlichem Verlust erfor<strong>der</strong>lich, damit <strong>der</strong> Verbraucher eine kritische<br />

Einschätzung <strong>der</strong> Anlageform überhaupt vornehmen kann.<br />

0 OLG Köln LSK 2006, 0 0068.<br />

Ebenda.<br />

69


Schutz <strong>der</strong> Verbraucher vor Werbung für<br />

Finanzdienstleistungen<br />

C. Irreführende Werbung nach § 5 UWG<br />

1. Irreführung über Konditionen <strong>der</strong> Kreditgewährung<br />

Bei <strong>der</strong> Werbung für Kredite gilt <strong>der</strong> Grundsatz, dass nicht einzelne Preisbestandteile<br />

herausgestellt werden dürfen, ohne dass auch ein ebenso deutlicher Hinweis auf diejenigen<br />

Preisbestandteile erfolgt, von denen eine stärkere Belastung für den Verbraucher ausgeht.<br />

Zahlreiche Kreditangebote <strong>der</strong> Banken, die mit extrem niedrigen Zinsen werben, erweisen<br />

sich daher als problematisch. Eine Irreführung ist immer dann anzunehmen, wenn <strong>der</strong><br />

beworbene Zinssatz beträchtlich unter jenem Zinssatz liegt, den die Kunden tatsächlich für<br />

den Kredit zahlen müssen. Darüber hinaus ist eine Irreführung zu bejahen, wenn das für<br />

die Angabe des effektiven Jahreszinssatzes gewählte Beispiel von einer unüblich langen<br />

Kreditlaufzeit ausgeht.<br />

Einer kritischen Betrachtung bedürfen auch die sog. Son<strong>der</strong>kreditprogramme <strong>der</strong> Bausparkassen.<br />

Hierbei handelt es sich um Baukredite zu scheinbar günstigen „Aktionszinsen“,<br />

die an einen Bausparvertrag gekoppelt sind.<br />

Bei nachstehen<strong>der</strong> Kombination aus Bausparvertrag und Vorausdarlehen handelt es sich<br />

um ein einziges Darlehen. Gleichwohl ist in den Anzeigetexten von zwei getrennten Effektivzinsen<br />

die Rede: Dem Effektivzins für das Vorausdarlehen bis zur Zuteilung des Bausparvertrages<br />

und dem Effektivzins für das folgende Bauspardarlehen. In diesen Zinssätzen sind<br />

jedoch we<strong>der</strong> Sparbeiträge noch Abschlussgebühren für den Bausparvertrag enthalten.<br />

Finanzierungsbeispiel<br />

TA-Wohnbau 20 <strong>der</strong> Bausparkasse Schwäbisch Hall, Zinsfestschreibung bis Zuteilung - 100.000 EUR Finanzierungsbedarf<br />

(Stand: 02.01.2007)<br />

TA-Darlehen<br />

Nominaler Jahreszins Effektiver Jahreszins Zinsfestschreibung Monatliche Leistung vor Zuteilung<br />

4,55 % 4,66 %<br />

bis Zuteilung<br />

(ca. 2 Jahre)<br />

658 EUR<br />

Bauspardarlehen<br />

Nominaler Jahreszins Effektiver Jahreszins Zinsfestschreibung Monatliche Leistung nach Zuteilung<br />

3,25 % 3,60 %<br />

gesamte Laufzeit<br />

(ca. 9Jahre)<br />

658 EUR<br />

Abb. 4: Finanzierungsbeispiel <strong>der</strong> Schwäbisch Hall für ein Bauspardarlehen unter<br />

http://www.schwaebisch-hall.de (Stand: 08.0 .2007)<br />

Tatsächlich liegt laut einer Untersuchung von FINANZtest in fast allen Fällen <strong>der</strong> Effektivzins<br />

weit über den Zinsangaben <strong>der</strong> Anbieter. So wirbt die Schwäbisch Hall z.B. für ihr<br />

Finanzierungsbeispiel „TA-Wohbau-20“ mit einem Effektivzins in Höhe von 4,66 % für das<br />

Vorausdarlehen und 3,60 % für das anschließende Bauspardarlehen (s. Abb.). Der tatsächliche<br />

Gesamteffektivzins beträgt für die insgesamt 2 -jährige Laufzeit jedoch 5,47 %.<br />

70<br />

www.finanztest.de/online/bauen_finanzieren/test/ 228544/ 228544.html (Stand: 02.0 .2007).<br />

Gem. Excelrechner zur Bausparsofortfinanzierung unter www.finanztest.de/webdateien/ bausparsofort.xls.


<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

Wissenschaftspreis 2008<br />

Gemäß PangV müssen Ansparleistungen für Bausparkredite nicht in den Effektivzins eingerechnet<br />

werden. 4 Insofern ist hier kein Verstoß gegen die Informationspflichten anzunehmen<br />

und <strong>der</strong> Tatbestand <strong>der</strong> wettbewerbsrechtlichen Irreführung ist zu verneinen.<br />

2. Irreführung über den Umfang <strong>der</strong> Beratung<br />

Finanzdienstleister sind grundsätzlich nicht befugt, rechtsberatende Tätigkeiten anzubieten.<br />

Das Angebot einer Rechtsberatung tritt bei Kreditgeschäften vor allem im Rahmen<br />

sog. Umschuldungen auf. Zur Durchführung einer Umschuldung im Interesse des Kunden<br />

ist es unumgänglich, dass eine umfangreiche Beratung stattfindet und rechtliche Fragen<br />

gegenüber den bisherigen Kreditgebern geklärt werden. 5 Problematisch ist hier jedoch<br />

schon, dass eine Rechtsberatung eine Erlaubnis i.S.d § Abs. RBerG voraussetzt. Hierbei<br />

ist jedoch <strong>der</strong> Grundsatz <strong>der</strong> Verhältnismäßigkeit zu berücksichtigen. Entscheidend ist, ob<br />

die Tätigkeit überwiegend die Wahrnehmung wirtschaftlicher Belange verfolgt o<strong>der</strong> ob die<br />

Klärung rechtlicher Verhältnisse im Vor<strong>der</strong>grund steht. 6<br />

Eine Irreführung i.S.d. § 5 UWG ist anzunehmen, wenn die Werbeanzeige den Eindruck<br />

vermittelt, dass eine Beratung über die Bereinigung <strong>der</strong> bestehenden Kreditverpflichtungen<br />

und die Überführung in den neuen Kredit zum Gegenstand des Angebotes gehört, diese<br />

letztlich jedoch gar nicht erfolgt bzw. aufgrund <strong>der</strong> fehlenden Befugnis gar nicht erfolgen<br />

kann. 7<br />

3. Irreführung über zu erwartende Gewinne bei Kapitalanlagen<br />

Bei <strong>der</strong> Werbung mit Renditen muss sich die Anpreisung stets im Rahmen dessen halten,<br />

was bei realistischer Betrachtung zu erwarten ist. So ist die Werbung mit „Traumrenditen“<br />

und „bankgesicherten Investmentprogrammen“ immer dann irreführend, wenn solche<br />

Renditen ohne Verlustrisiko bei einer allgemein üblichen Kapitalanlage erfahrungsgemäß<br />

nicht zu erzielen sind. 8 Zwar ist dem angesprochenen Verkehrskreis bewusst, dass bei<br />

bestimmten Anlageformen dem möglichen Gewinn auch eine entsprechend gewichtige<br />

Verlustmöglichkeit gegenübersteht, jedoch darf <strong>der</strong> Kunde bei einer als erfolgreich beworbenen<br />

Geldanlage davon ausgehen, dass hier ein wirtschaftlicher Erfolg mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

erwartet werden kann. Genügt die beworbene Anlageform dieser Erwartung<br />

nicht, ist die Werbung unter Berücksichtigung einer umfassenden Interessenabwägung als<br />

irreführend einzustufen. 9<br />

4. Irreführung über Testergebnisse<br />

Die wettbewerbsrechtliche Beurteilung <strong>der</strong> Werbung mit Testergebnissen kann in Anlehnung<br />

an die entsprechenden Empfehlungen <strong>der</strong> Stiftung Warentest erfolgen. 20 Diese<br />

Empfehlungen enthalten bestimmte Hinweispflichten für den Werbenden, denen jedoch<br />

keine verbindliche Wirkung zukommt.<br />

4 Harte-Bavendamm/Henning-Bodewig/Völker § 6 Rn. 29.<br />

5 OLG Hamm WRP 983, 22 ; OLG Stuttgart WRP 983, 5 9.<br />

6 BGH GRUR 2003, 886, 889.<br />

7 OLG Bremen WRP 998, 4 4.<br />

8 KG WRP 997, 3 ; OLG München NJWE-WettbR 997, 52.<br />

9 KG NJW-RR 997, 995.<br />

20 BGH GRUR 99 , 679; Baumbach/Hefermehl/Köhler § 6 Rn. 04<br />

7


Schutz <strong>der</strong> Verbraucher vor Werbung für<br />

Finanzdienstleistungen<br />

Eine Irreführung ist stets dann zu bejahen, wenn die jeweiligen Untersuchungsergebnisse<br />

in <strong>der</strong> Form dargestellt werden, dass sie bei den Verbrauchern den irrigen Eindruck<br />

<strong>der</strong> Überlegenheit einzelner Produkte o<strong>der</strong> Leistungen hervorrufen.<br />

Vor allem Direktbanken werben mit zahlreichen Auszeichnungen, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong><br />

Stiftung Warentest – Finanztest – sowie <strong>der</strong> Magazine Börse online und €uro. Dabei ist z.T.<br />

festzustellen, dass Einzelaussagen, die sich günstig auf das angebotene Produkt auswirken,<br />

isoliert angegeben werden, während weniger günstige Aussagen unerwähnt bleiben. Die<br />

Angabe negativer Testergebnisse unterliegt jedoch nicht den Hinweispflichten, was eine<br />

Irreführung ausschließen lässt.<br />

Der Verbraucher erwartet bei einem in <strong>der</strong> Werbung herausgestellten guten Gesamtergebnis,<br />

dass das beworbene Produkt überdurchschnittlich abgeschnitten hat. Ist dies nicht<br />

<strong>der</strong> Fall liegt bei Fehlen erläutern<strong>der</strong> Angabe eine Irreführung vor. Hier reicht die bloße Angabe<br />

<strong>der</strong> Fundstelle des Testberichts nicht aus, da auch nach dem Leitbild des durchschnittlich<br />

verständigen und informierten Verbrauchers lediglich davon ausgegangen werden<br />

kann, dass <strong>der</strong> Verbraucher die ihm dargebotenen Informationen nutzt, nicht jedoch, dass<br />

er sich weitergehende Informationen verschafft.<br />

5. Irreführende Werbung für Versicherungen<br />

Trotz zunehmen<strong>der</strong> Sorge um die private Altersvorsorge ist neben <strong>der</strong> Investition in<br />

Immobilien noch immer die klassische Lebensversicherung die bevorzugte Form <strong>der</strong><br />

langfristigen Kapitalanlage. 24 Beson<strong>der</strong>es Augenmerk wird dabei auf die Höhe <strong>der</strong> Rendite<br />

und <strong>der</strong> zu erwartenden Ablaufleistung, d.h. <strong>der</strong> garantierten Leistung sowie <strong>der</strong> Überschüsse<br />

gelegt. Wettbewerbsrechtlich problematisch ist bei <strong>der</strong> Werbung für Versicherungen<br />

insbeson<strong>der</strong>e die Werbung mit Überschussprognosen, zumal diese in den seltensten Fällen<br />

<strong>der</strong> Realität entsprechen. Grundsätzlich muss ein eindeutiger Hinweis darauf erfolgen, dass<br />

nur die Versicherungsleistung garantiert ist, während es sich bei den Beispielrechnungen<br />

zur Höhe <strong>der</strong> Überschüsse lediglich um unverbindliche Hypothesen handelt. Auf unrealistischen<br />

Entwicklungen beruhende Überschussprognosen können als irreführend i.S.d.<br />

§ 5 UWG eingestuft werden, da Gewinnerwartungen geweckt werden, die später von dem<br />

Versicherungsunternehmen nicht erfüllt werden können. 25<br />

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat diesbezüglich Hinweise<br />

zur Darstellung <strong>der</strong> Leistungen aus Lebensversicherungsverträgen herausgegeben, um<br />

einer möglichen Irreführung <strong>der</strong> Verbraucher entgegenzuwirken.<br />

D. Unzumutbare Belästigung nach § 7 UWG<br />

Der Begriff <strong>der</strong> unzumutbaren Belästigung umfasst solche Wettbewerbshandlungen,<br />

die schon wegen <strong>der</strong> Art und Weise des Herantretens an den Marktteilnehmer insofern als<br />

Beeinträchtigung <strong>der</strong> privaten o<strong>der</strong> beruflichen Sphäre empfunden wird, dass sich <strong>der</strong> Werbeadressat<br />

zu einer Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem Angebot gezwungen fühlt. 6 Da jede Werbemaßnahme<br />

zwangsläufig mit einem gewissen Maß an belästigen<strong>der</strong> Wirkung verbunden<br />

Baumbach/Hefermehl/Bornkamm § 5 Rn. 4.23 .<br />

BGH GRUR 982, 437, 438; KG GRUR 980, 728, 730.<br />

Harte-Bavendamm/Henning-Bodewig/Wei<strong>der</strong>t § 5 Rn. 495.<br />

24 Ausführlich dazu: http://www.boerse.ard.de/content.jsp?key=dokument_209492<br />

(Stand: 09.02.2007).<br />

25 S. u.a. OLG Koblenz VersR 2000, 357 f.<br />

6 Baumbach/Hefermehl/Köhler § 7 Rn. 2.<br />

72


<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

Wissenschaftspreis 2008<br />

ist, erfasst § 7 UWG nur die Fälle, in denen sich die Belästigung zu einer solchen Intensität<br />

verdichtet, dass sie von einem Großteil <strong>der</strong> Verbraucher als unerträglich empfunden wird. 27<br />

1. Telefonwerbung<br />

Die starke Zunahme <strong>der</strong> Telefonwerbung in den vergangenen Jahren 28 ist umso erstaunlicher,<br />

als dass § 7 UWG ein ausdrückliches Verbot für Werbeanrufe ausspricht. Eine unzumutbare<br />

Belästigung ist nicht gegeben, wenn <strong>der</strong> Verbraucher ausdrücklich o<strong>der</strong> konkludent<br />

in den Werbeanruf eingewilligt hat. Bei einer ausdrücklichen Einwilligung hat <strong>der</strong> Verbraucher<br />

sein konkretes Einverständnis zu einer telefonischen Kontaktaufnahme erklärt. Für<br />

die Annahme einer konkludenten Einwilligung reicht es dagegen noch nicht aus, wenn <strong>der</strong><br />

Angerufene in einer geschäftlichen Beziehung zum Anrufer steht. Vielmehr ist es zumindest<br />

notwendig, dass <strong>der</strong> Verbraucher auf einem ihm ausgehändigten Formular seine Telefonnummer<br />

angegeben hat in dem Bewusstsein, dass diese zur Fortführung des geschäftlichen<br />

Kontaktes genutzt wird. 29 Doch auch dann ist die Einwilligung nur für Anrufe anzunehmen,<br />

die sich auf das konkrete Vertragsverhältnis beziehen.<br />

Banken und Versicherungen bedienen sich häufig aufgrund <strong>der</strong> Vielzahl ihrer Kunden<br />

vorformulierter Einwilligungserklärungen. Diese unterliegen hinsichtlich ihrer Zulässigkeit<br />

<strong>der</strong> AGB-Kontrolle gem. §§ 305 ff. BGB. Eine Unwirksamkeit dieser Einwilligungsklauseln<br />

ist insbeson<strong>der</strong>e dann anzunehmen, wenn sich <strong>der</strong> Werbeanruf auf Inhalte bezieht, die<br />

über das konkrete Vertragsverhältnis hinausgehen. Bejaht wurde so z.B. die Unzulässigkeit<br />

einer Klausel, in <strong>der</strong> aus Anlass des Abschlusses eines Kontoeröffnungsvertrages auch das<br />

Einverständnis in die telefonische Beratung in „Geldangelegenheiten“ erklärt wird. Die<br />

Unzulässigkeit wird auch nicht dadurch ausgeräumt, dass die vorformulierte Einverständniserklärung<br />

einen Hinweis auf die Wi<strong>der</strong>rufsmöglichkeit enthält, denn hiermit werde laut<br />

Rechtsprechung die Initiative zur Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> ungestörten Privatsphäre in unzulässiger<br />

Weise auf die Betroffenen verlagert. 30<br />

2. Werbung mittels elektronischer Post<br />

Die Finanzdienstleistungsbranche gehört mit einem Bruttowerbeaufwand in Höhe von<br />

90,6 Mio. Euro zu den Top 0–Investoren in Direct-Mail-Werbung. Eine unzumutbare Belästigung<br />

i.S.d. § 7 Abs. 2 Nr. 3 UWG liegt vor, wenn die Werbung ohne vorherige ausdrückliche<br />

o<strong>der</strong> konkludente Einwilligung des Adressaten erfolgt. § 7 Abs. 3 UWG enthält jedoch Ausnahmeregelungen<br />

bezüglich des Einwilligungserfor<strong>der</strong>nisses. So darf ein Unternehmer die<br />

im Rahmen eines bestehenden Vertragsverhältnisses erhaltene E-Mail-Adresse zu Werbezwecken<br />

hinsichtlich ähnlicher Waren o<strong>der</strong> Dienstleistungen nutzen, sofern <strong>der</strong> Kunde dem<br />

nicht wi<strong>der</strong>sprochen hat und er auf die Möglichkeit hingewiesen wurde, die Nutzung seiner<br />

E-Mail-Adresse je<strong>der</strong>zeit untersagen zu können.<br />

27 Vgl. Begr. RegE UWG zu § 7 Abs. , BT-Drucks. 5/ 487, S. 2 .<br />

28 Vgl. http://www.vzbv.de/mediapics/entwicklung_werbeanrufe_gfk_guenther.pdf (Stand: 26.02.2007)<br />

29 BGH GRUR 989, 753, 754.<br />

30 Vgl. BGH GRUR 2000, 8 8, 820.<br />

73


Schutz <strong>der</strong> Verbraucher vor Werbung für<br />

Finanzdienstleistungen<br />

E. Rechtsfolgen<br />

Obwohl die Verbraucher <strong>der</strong> Schutzzweckbestimmung des § UWG unterfallen, räumt das<br />

UWG ihnen keine eigene Anspruchsberechtigung ein. Vielmehr hat <strong>der</strong> Gesetzgeber an <strong>der</strong><br />

Rechtssprechung zum alten UWG festgehalten unter Hinweis darauf, dass das UWG nicht als<br />

ein Verbraucherschutzgesetz i.S.d. § 823 Abs. 2 BGB anzusehen ist. Allein den Mitbewerbern<br />

und bestimmten Kammern und Verbänden wird die Möglichkeit eingeräumt, Wettbewerbsverstöße<br />

geltend zu machen.<br />

Begründet wird dies damit, dass ein Individualschutz <strong>der</strong> Verbraucher bereits durch das<br />

Bürgerliche Recht gewährleistet sei und eine materiellrechtliche Schutzlücke somit nicht<br />

bestehe. Gleichwohl wird durch die in § 8 Abs. 3 UWG geregelte Anspruchsberechtigung<br />

<strong>der</strong> Verbraucherverbände ein Kollektivschutz <strong>der</strong> Verbraucher sichergestellt. Diese haben<br />

damit die Möglichkeit, sich an die in § 8 Abs. 3 UWG genannten Anspruchsberechtigten zu<br />

wenden, die sodann die angezeigten Wettbewerbsverstöße im Interesse <strong>der</strong> Verbraucher<br />

verfolgen.<br />

Ein Schadensersatzanspruch des Verbrauchers kann sich allenfalls begründen im Falle<br />

einer strafbaren Werbung i.S.d. § 6 UWG, da es sich hierbei um ein Schutzgesetz i.S.d. §<br />

823 Abs. 2 BGB handelt. Dazu müsste jedoch zunächst eine beson<strong>der</strong>s gefährliche und<br />

verwerfliche Handlung vorliegen, die aus Gründen <strong>der</strong> Prävention strafrechtliche Sanktionen<br />

erfor<strong>der</strong>t. 34 Dieser Tatbestand ist in den seltensten Fällen anzunehmen.<br />

Die Geltendmachung eines Wettbewerbsverstoßes über das UKlaG wird durch § 8 Abs. 5<br />

Satz 2 UWG ausdrücklich ausgeschlossen. Vielmehr soll klargestellt werden, dass die Regelungen<br />

zu den Rechtsfolgen hinsichtlich <strong>der</strong> Klagebefugnis und <strong>der</strong> Anspruchsgrundlagen<br />

abschließend sind. 35<br />

III. Wettbewerbsrechtlich relevante Spezialvorschriften<br />

A. Preisangabenverordnung (PangV)<br />

Zweck <strong>der</strong> PangV ist die Gewährleistung einer sachlich zutreffenden und vollständigen<br />

Verbraucherinformation durch Angabe von Endpreisen einschließlich aller Preisbestandteile<br />

und unter Vermeidung jeglicher Irreführung. 6 Dies hat unter den Grundsätzen <strong>der</strong><br />

Preiswahrheit und Preisklarheit zu erfolgen. 37 Daraus ergibt sich u.a., dass die Preise leicht<br />

zuzuordnen, erkennbar und lesbar sein müssen. Problematisch sind daher Werbeangebote,<br />

in denen die Effektivzinsangabe im klein gedruckten Hinweistext erfolgt, während <strong>der</strong><br />

Nominalzins hervorgehoben wird. 38<br />

Begr. RegE UWG zu § 8, BT-Drucks 5/ 487 S. 22.<br />

Baumbach/Hefermehl/Köhler § 8 Rn. 3.4 m.w.N.<br />

Vgl. Begr. RegE UWG zu § 8 a.a.O.<br />

34 Begr. RegE UWG zu § 6, BT-Drucks. 5/ 487 S. 26.<br />

35 Begr. RegE UWG zu § 8, BT-Drucks. 5/ 487 S. 23.<br />

6 Köhler/Piper Einf PangV Rn. 7.<br />

37 Ebenda.<br />

38 Vgl. Werbung <strong>der</strong> Interhyp unter http://www.interhyp.de/baufinanzierung.html?adChannel=google<br />

&adKeyword=Zinssatz (Stand: 02.05.2007)<br />

74


#<br />

<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

Wissenschaftspreis 2008<br />

So hat die frühere Rechtsprechung schon betont, dass es den Grundsätzen <strong>der</strong> Preiswahrheit<br />

und Preisklarheit nicht genügt, wenn die Effektivzinsangabe lediglich „bei genügendem<br />

Suchen irgendwo in <strong>der</strong> Werbung aufgefunden werden kann“. 39<br />

1. Pflicht zur Angabe des (anfänglichen) effektiven Jahreszinses<br />

Um dem Verbraucher einen schnellen und einfachen Vergleich von Kreditangeboten zu<br />

ermöglichen, sieht § 6 Abs. Satz PangV vor, dass bei Krediten grundsätzlich <strong>der</strong> (anfängliche)<br />

effektive Jahreszins anzugeben ist. Die Berechnungsmethode des anzugebenden<br />

effektiven Jahreszinses ergibt sich im Einzelnen aus § 6 Abs. 2-5 PangV sowie aus dem Anhang<br />

zu § 6 PangV. Um Irreführungen des Verbrauchers zu vermeiden sieht § 6 Abs. Satz<br />

PangV eine einheitliche Bezeichnung des errechneten Zinssatzes als „effektiver Jahreszins“<br />

vor. Bezeichnungen wie „Effektivzins“, „Rate“ o<strong>der</strong> „effektiver Zinssatz“ sind unzulässig. 40<br />

Behält sich <strong>der</strong> Kreditgeber eine Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> ursprünglichen jährlichen Belastung vor,<br />

hat er dies mittels <strong>der</strong> Bezeichnung „anfänglicher effektiver Jahreszins“ zum Ausdruck zu<br />

bringen.<br />

Abkürzungen dieser vorgeschriebenen Begrifflichkeiten sind nur erlaubt, sofern sie allgemein<br />

verständlich sind. 4<br />

2. Umfang <strong>der</strong> einzubeziehenden Kostenfaktoren<br />

Grundsätzlich sind alle Preisbestandteile, die mittelbar o<strong>der</strong> unmittelbar mit dem Kredit<br />

einhergehen in die Berechnung des effektiven Jahreszinses einzubeziehen. 42 § 6 Abs. Nr.<br />

– 5 PangV enthält jedoch eine abschließende Aufzählung von nicht zu berücksichtigenden<br />

Kostenfaktoren. Als Ursache für die Vernachlässigung dieser Kosten wird mangelnde Praktikabilität<br />

angegeben. 43 So sind z.B. Kosten für die Absicherung des Kredits ebenso wenig in<br />

die Berechnung einzubeziehen 44 wie Versicherungskosten, die sich auf den mit dem Kredit<br />

erworbenen Gegenstand beziehen (z.B. Hausratversicherung) 45 .<br />

An<strong>der</strong>s verhält es sich mit den Kosten für eine Restschuldversicherung, sofern <strong>der</strong><br />

Abschluss dieser Versicherung für die Gewährung des Kredits vorausgesetzt wird. Gem. § 6<br />

Abs. 7 PangV hat bereits in <strong>der</strong> Werbung ein Hinweis auf die Erfor<strong>der</strong>lichkeit einer Versicherung<br />

zu erfolgen, sofern die Kreditgewährung vom Abschluss dieser Versicherung abhängig<br />

gemacht wird. Ständige Tests <strong>der</strong> Verbraucherzentralen, Stiftung Warentest und des<br />

Instituts für Finanzdienstleistungen (IFF) belegen jedoch, dass tatsächlich in den meisten<br />

Fällen <strong>der</strong> Abschluss einer Restschuldversicherung vorausgesetzt wird o<strong>der</strong> sogar bereits in<br />

dem Kreditantragsformular beinhaltet ist, ohne dass <strong>der</strong> Verbraucher hierüber, insbeson<strong>der</strong>e<br />

über die ihm hieraus entstehende Mehrbelastung aufgeklärt wurde. 46 Diese Problematik<br />

wird schon im Rahmen einer wettbewerbsrechtlichen Betrachtung <strong>der</strong> Restschuldversiche-<br />

39 BGH GRUR 987, 728.<br />

40 Harte-Bavendamm/Henning-Bodewig/Völker § 6 PangV Rn. 8; Emmerich § 6 S. 347 m.w.N.<br />

4 Emmerich § 6 S. 347; vgl. Baumbach/Hefermehl/Köhler § 6 PangV Rn. m.w.N.<br />

42 Hierzu ausführlich: Wimmer/Stöckl-Pukall S. 35 ff.<br />

43 BGH NJW 2005, 985 f.; a.A. Boest NJW 993, 40 f.<br />

44 Vgl. Harte-Bavendamm/Henning-Bodewig/Völker § 6 PangV Rn. 9.<br />

45 Harte-Bavendamm/Henning-Bodewig/Völker § 6 PangV Rn. 20.<br />

46 Vgl. hierzu ausführlich u.a.: FINANZtest Ausg. /200 , S. 30 f..<br />

75


Schutz <strong>der</strong> Verbraucher vor Werbung für<br />

Finanzdienstleistungen<br />

rungen deutlich. Hier liegt somit offensichtlich eine rechtliche Schutzlücke vor, die auch die<br />

PangV nicht zu lösen vermag.<br />

3. Beson<strong>der</strong>heiten bei Bauspardarlehen<br />

In § 6 Abs. 8 PangV sind beson<strong>der</strong>e Bestimmungen für Bauspardarlehen geregelt. Die<br />

dem Darlehensnehmer ausbezahlte Bausparsumme setzt sich aus dem von ihm angesparten<br />

Guthaben und einem Darlehensanteil zusammen. Da zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Werbung das<br />

Verhältnis zwischen Guthaben und Darlehensanteil i.d.R. noch nicht bekannt ist, ist gem.<br />

§ 6 Abs. 8 Satz PangV bei <strong>der</strong> Berechnung des effektiven Jahreszinses das vertraglich<br />

vorgesehene Mindestsparguthaben zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Darlehensauszahlung zugrunde zu<br />

legen. Der Guthabenanteil muss dabei nur angegeben werden, wenn ergänzend auch für<br />

verschiedene Kreditvarianten mit höherem Guthabenanteil als dem Mindestsparguthaben<br />

geworben wird. 47<br />

Nimmt <strong>der</strong> Bausparer die Kreditsumme bereits vor Zuteilung <strong>der</strong> Bausparsumme in<br />

Anspruch, handelt es sich um einen Vor- o<strong>der</strong> Zwischenfinanzierungskredit. Für diesen<br />

Kredit muss ein eigener Effektivzins ausgewiesen werden. Die <strong>der</strong> Berechnung des effektiven<br />

Jahreszinses zugrunde zu legende Laufzeit bestimmt sich hier gem. § 6 Abs. 8 Satz 3<br />

PangV nach <strong>der</strong> Zuteilungsfrist, die von <strong>der</strong> Bausparkasse anhand von Erfahrungswerten zu<br />

schätzen ist. 48<br />

Keine Berücksichtigung in <strong>der</strong> Effektivzinsberechnung findet die i.d.R. niedrig verzinste<br />

Ansparphase. Um dies dem Verbraucher deutlich zu machen, hat zusammen mit <strong>der</strong> Angabe<br />

des effektiven Jahreszinses ein entsprechen<strong>der</strong> Hinweis zu erfolgen (z.B. „ab Zuteilung“). 49<br />

Wie bereits im Rahmen <strong>der</strong> wettbewerbsrechtlichen Betrachtung von Bausparkrediten<br />

gesehen, geben die Bausparkassen i.d.R. zwei Zinssätze an: den Effektivzins für den Vor- /<br />

Zwischenkredit und den Effektivzins für das Bauspardarlehen. Aufgrund <strong>der</strong> fehlenden<br />

Gesamteffektivzinsangabe ist daher ein Vergleich mit an<strong>der</strong>en Finanzierungsformen nicht<br />

möglich. Diese Problematik vermag auch die PangV nicht zu lösen.<br />

4. Rechtsfolgen<br />

Verstöße gegen die Vorschriften <strong>der</strong> PangV stellen gem. § 0 PangV eine Ordnungswidrigkeit<br />

i.S.d. § 3 Abs. Nr. 2 WiStG dar. § 0 Abs. 2 Nr. 3-7 PangV enthält eine Aufzählung <strong>der</strong><br />

Ordnungswidrigkeiten bezogen auf Kredite. Tatbestandsvoraussetzung ist dabei vorsätzliches<br />

o<strong>der</strong> fahrlässiges Handeln. Verstöße werden gem. § Abs. WiStG mit einer Geldbuße<br />

geahndet.<br />

Auch hier steht dem Verbraucher kein eigener Klageanspruch zu. Lediglich die Verbraucherschutzverbände<br />

können gegen die Kreditinstitute vorgehen, sofern ein Verstoß gegen<br />

die wettbewerbsrechtlichen Vorschriften des UWG vorliegt. Bei <strong>der</strong> PangV handelt es sich<br />

jedoch um eine wertneutrale Vorschrift, d.h. ein Verstoß gegen die preisrechtlichen Regelungen<br />

ist nicht gleichzeitig unlauter i.S.d. UWG. 50<br />

Bei einer falschen Effektivzinsangabe hat <strong>der</strong> Verbraucher auch nicht die Möglichkeit,<br />

unter Berufung auf die PangV eine Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Kreditkonditionen zu verlangen. 5 Hier ist<br />

vielmehr auf das VerbrKrG zu verweisen, das beson<strong>der</strong>e Schutzvorschriften für den Kreditnehmer<br />

enthält.<br />

47 Harte-Bavendamm/Henning-Bodewig/Völker § 6 PangV Rn. 29.<br />

48 Vgl. Harte-Bavendamm/Henning-Bodewig/Völker § 6 PangV Rn. 3 .<br />

49 Begr. zur Verordnung zur Regelung <strong>der</strong> Preisangaben v. 25.02.2002 a.a.O.<br />

50 Wimmer/Stöckl-Pukall S. 8.<br />

5 Ebenda.<br />

76


B. Telemediengesetz (TMG)<br />

<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

Wissenschaftspreis 2008<br />

1. Beson<strong>der</strong>e Informationspflichten bei kommerzieller Kommunikation<br />

Das am 0 . März 2007 in Kraft getretene TMG hat das Teledienstegesetz (TDG), das<br />

Teledienstedatenschutzgesetz (TDDSG) sowie den Mediendienstestaatsvertrag (MDStV)<br />

abgelöst. Der Anwendungsbereich des TMG erstreckt sich gem. § Abs. TMG auf alle elektronischen<br />

Informations- und Kommunikationsdienste.<br />

§ 6 TMG dient insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> klaren Erkennbarkeit von Werbung im elektronischen<br />

Verkehr und soll so für mehr Transparenz sorgen. Intention und Charakter <strong>der</strong> Werbeangebote<br />

sollen für den Verbraucher ohne weiteres ersichtlich sein. 52 Das Gebot <strong>der</strong> klaren<br />

Erkennbarkeit gem. § 6 Abs. Nr. TMG baut auf dem wettbewerbsrechtlichen Grundsatz<br />

<strong>der</strong> Trennung von Information und Werbung auf. 53<br />

§ 6 Abs. TMG enthält beson<strong>der</strong>e Vorschriften für die kommerzielle Kommunikation mittels<br />

elektronischer Post, sog. Spam-Mails, und zielt darauf ab, durch höhere Transparenzanfor<strong>der</strong>ungen<br />

den Schutz <strong>der</strong> Empfänger elektronischer Werbenachrichten zu verstärken. 54<br />

So darf bei Werbe-E-Mails die Absen<strong>der</strong>information in <strong>der</strong> Kopf- o<strong>der</strong> Betreffzeile nicht<br />

verschleiert o<strong>der</strong> verheimlicht werden, d.h. die Kopf- o<strong>der</strong> Betreffzeile darf nicht absichtlich<br />

so gestaltet sein, dass <strong>der</strong> Empfänger vor Einsichtnahme in die E-Mail keine o<strong>der</strong> irreführende<br />

Informationen über <strong>der</strong>en Absen<strong>der</strong> und <strong>der</strong>en Werbecharakter erhält.<br />

Um sog. Bagatellfälle auszuschließen, stellt § 6 Abs. TMG auf die Absicht des Absen<strong>der</strong>s<br />

ab, d.h. es sollen nur gezielte Täuschungshandlungen von <strong>der</strong> Regelung erfasst werden.<br />

2. Rechtsfolgen<br />

Gem. § 6 Abs. TMG wird das Verheimlichen o<strong>der</strong> Verschleiern des Absen<strong>der</strong>s o<strong>der</strong> des<br />

Werbecharakters einer elektronischen Werbenachricht als Ordnungswidrigkeit eingestuft.<br />

Diese wird gem. § 6 Abs. 3 TMG mit einer Geldbuße bis zu 50.000,- Euro geahndet. Diese<br />

Sanktionsmaßnahme soll dem erhöhten Aufkommen von Spam-Mails und den daraus folgenden<br />

Negativwirkungen entgegenwirken. 55<br />

Da gem. § 6 Abs. TMG die Vorschriften des UWG unberührt bleiben, bestehen darüber<br />

hinaus die wettbewerbsrechtlichen Unterlassungs- und Gewinnabschöpfungsansprüche <strong>der</strong><br />

entsprechenden Verbraucherschutzverbände, die durch die staatlichen Sanktionen des TMG<br />

lediglich ergänzt werden.<br />

IV. Bürgerliches Recht<br />

A. Beson<strong>der</strong>e Informationspflichten bei Finanzdienstleistungen im Fernabsatz<br />

Die bisherige wettbewerbsrechtliche Untersuchung hat bereits gezeigt, dass die Problematik<br />

bei <strong>der</strong> Werbung für Finanzdienstleistungen im Wesentlichen in <strong>der</strong> mangelnden<br />

Transparenz <strong>der</strong> Werbeangebote liegt. Um dem Informationsnachteil <strong>der</strong> Verbraucher<br />

entgegenzuwirken, wurden mit dem Gesetz zur Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Vorschriften über Fernabsatzverträge<br />

bei Finanzdienstleistungen vom 02. 2.2004 56 die Informations- und Auskunftspflichten<br />

bei Fernabsatzverträgen und E-Commerce-Verträgen auf den Bereich <strong>der</strong><br />

52 Spindler § 7 TDG Rn. .<br />

53 Spindler § 7 TDG Rn. 4.<br />

54 Begr. RegE ElGVG S. 20/2 .<br />

55 Ebenda.<br />

56 Gem. Richtlinie 2002/65/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. September 2002<br />

und Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Richtlinie 90/6 9/EWG des Rates und <strong>der</strong> Richtlinien 97/7/EG und 98/27/EG.<br />

77


Schutz <strong>der</strong> Verbraucher vor Werbung für<br />

Finanzdienstleistungen<br />

Finanzdienstleistungen ausgedehnt und in das Bürgerliche Gesetzbuch integriert.<br />

Bei Fernabsatzverträgen ist die Gefahr von Fehlinformationen beson<strong>der</strong>s groß, da die<br />

gesamte Vertragsabwicklung über Fernkommunikationsmittel erfolgt. Ein unmittelbarer<br />

Kontakt zwischen Anbieter und Verbraucher bleibt dagegen aus. 57 Um so wichtiger ist somit<br />

die Gewährleistung von Transparenz.<br />

1. § 312 c BGB<br />

Die Informationspflichten bei Fernabsatzverträgen sind in § 3 2 c BGB geregelt. Die vorvertragliche<br />

Information (§ 3 2 c Abs. BGB) zielt insbeson<strong>der</strong>e darauf ab, dem Verbraucher<br />

eine „informierte Entscheidung über den Vertragsschluss“ 58 zu ermöglichen. Dafür enthält<br />

§ 3 2 c BGB i.V.m. § Abs. BGB-InfoV eine Auflistung von Angaben, die rechtzeitig vor<br />

Abschluss des Fernabsatzvertrages durch den Unternehmer zu erfolgen haben. Unerheblich<br />

ist dabei, ob ein Vertrag letztlich tatsächlich zustande kommt. 59<br />

Bezüglich <strong>der</strong> Form <strong>der</strong> Information unterliegen Anbieter von Finanzdienstleistungen<br />

strengeren Vorgaben. Fernabsatzverträge über Finanzdienstleistungen bedürfen grundsätzlich<br />

<strong>der</strong> vorvertraglichen Kommunikation per E-Mail, Post o<strong>der</strong> Telefax. Eine formfreie<br />

vorvertragliche Unterrichtung genügt nur dann, wenn <strong>der</strong> Vertrag auf Verlangen des Verbrauchers<br />

unter Verwendung eines Fernkommunikationsmittels geschlossen wird, das eine<br />

Mitteilung in Textform nicht gestattet (z.B. telefonisch). 60<br />

Die vom Unternehmer zu erbringenden Informationen müssen darüber hinaus klar und<br />

verständlich sein, d.h. sie müssen dem Transparenzgebot genügen. Die Gestaltung <strong>der</strong><br />

Pflichtangaben hat also so zu erfolgen, dass <strong>der</strong> rechtunkundige Durchschnittsbürger in <strong>der</strong><br />

Lage ist, diese ohne Einholung von Rechtsrat nachzuvollziehen. 6<br />

2. § 312 e BGB<br />

§ 3 2 e BGB regelt die Informationspflichten des Unternehmers im elektronischen<br />

Geschäftsverkehr in Anlehnung an die E-Commerce-Richtlinie 6 . § 3 2 e BGB findet nur auf<br />

diejenigen Fernabsatzverträge Anwendung, die unter Einsatz von Telemediendiensten i.S.d.<br />

§ Abs. TMG angebahnt werden. Der sachliche Anwendungsbereich ist hier somit enger<br />

gefasst als <strong>der</strong> des § c BGB. Nicht erfasst werden von § e BGB Verträge, die per Brief<br />

o<strong>der</strong> telefonisch abgeschlossen werden.<br />

Zu den Pflichten des Unternehmers im elektronischen Geschäftsverkehr gehören insbeson<strong>der</strong>e<br />

die Informationspflichten des § 3 2 e Abs. Nr. 2 BGB i.V.m. § 3 BGB-InfoV. Auch<br />

hier muss die Information rechtzeitig vor Abgabe <strong>der</strong> Bestellung durch den Verbraucher in<br />

klarer und verständlicher Form erfolgen.<br />

Zu beachten ist, dass die Informationspflichten des § 3 BGB-InfoV neben denen aus §<br />

BGB-InfoV zu erfüllen sind.<br />

57 Vgl. Steckler/Pepels S. 90.<br />

58 Begr. RegE, BT-Drucks. 4/2658, S. 38.<br />

59 LG Magdeburg NJW-RR 2003, 409.<br />

60 Palandt/Grüneberg § 3 2 c Rn. 9.<br />

6 Härting Rn. 458 m.w.N.<br />

6 Richtlinie 2000/3 /EG des Europäischen Rates und des Rates vom 08.06.2000, ABl. EG L 78 vom<br />

7.07.2000, S. .<br />

78


<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

Wissenschaftspreis 2008<br />

3. Rechtsfolgen<br />

Eine Verletzung <strong>der</strong> Informationspflichten führt gem. § 3 2 d Abs. 2 BGB zum Nichtbeginn<br />

<strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>rufsfrist.<br />

Vom Wi<strong>der</strong>rufsrecht ausgeschlossen sind gem. § 3 2 d Abs. 4 Nr. 6 BGB Finanzdienstleistungsverträge,<br />

<strong>der</strong>en Preis auf dem Finanzmarkt Schwankungen unterliegt, auf die <strong>der</strong><br />

Unternehmer keinen Einfluss hat und die innerhalb <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>rufsfrist auftreten können.<br />

Zu solchen Finanzdienstleistungen gehören insbeson<strong>der</strong>e Dienstleistungen im Zusammenhang<br />

mit Aktien, Anteilsscheinen und an<strong>der</strong>en handelbaren Wertpapieren, Devisen,<br />

Derivaten o<strong>der</strong> Geldmarktinstrumenten.<br />

Hintergrund dieser Ausnahmeregelung ist, dass bei <strong>der</strong>artigen Finanzdienstleistungsverträgen<br />

beide Vertragsparteien das Risiko einer Fehlspekulation übernehmen. Die Einräumung<br />

eines Wi<strong>der</strong>rufsrechts würde dagegen das Risiko allein dem Unternehmer aufbürden.<br />

Um dies zu verhin<strong>der</strong>n, ist ein Wi<strong>der</strong>rufsrecht hier ausgeschlossen. 6<br />

Eine Pflichtverletzung aus § 3 2 e BGB schließt die Wirksamkeit des Vertrags grundsätzlich<br />

nicht aus. Im Übrigen bestehen jedoch die gleichen Rechtsfolgen, wie auch im Falle<br />

einer Verletzung <strong>der</strong> Informationspflichten aus § 3 2 c BGB.<br />

B. Gesetz über den Versicherungsvertrag<br />

Verträge über Versicherungen und <strong>der</strong>en Vermittlung sind vom Anwendungsbereich <strong>der</strong><br />

§§ 3 2 b ff. BGB ausdrücklich ausgenommen (§ 3 2 b Abs. 3 Nr. 3 BGB). Geregelt ist <strong>der</strong><br />

Fernabsatz von Versicherungen geson<strong>der</strong>t in den §§ 48 a ff. VVG, jedoch orientieren sich<br />

diese Vorschriften hinsichtlich Inhalt und Struktur weitgehend an den Bestimmungen <strong>der</strong> §§<br />

3 2 ff. BGB. Die einzelnen Informationspflichten für Versicherer ergeben sich aus <strong>der</strong> Anlage<br />

zu § 48 b VVG und entsprechen weitgehend den Informationspflichten des § BGB-InfoV.<br />

Die Nichterfüllung <strong>der</strong> Informationspflichten einschließlich <strong>der</strong> Vertragsbestimmungen<br />

und <strong>der</strong> allgemeinen Versicherungsbedingungen hat auch hier den Nichtbeginn <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>rufsfrist<br />

zur Folge (§ 48 c Abs. 2 VVG). 64 Als Sanktion für eine unterbliebene Wi<strong>der</strong>rufsbelehrung<br />

sieht § 48 c Abs. 5 Satz 2 VVG darüber hinaus vor, dass die für das erste Versicherungsjahr<br />

bereits gezahlten Prämien zurückzuerstatten sind, sofern <strong>der</strong> Versicherungsnehmer<br />

nicht bereits Vertragsleistungen in Anspruch genommen hat.<br />

Zur Verbesserung des Verbraucherschutzes hinsichtlich Beratung und Information wurde<br />

am 05. Juli 2007 die Reform des Versicherungsvertragsrechts verabschiedet. 65 Damit sollen<br />

u.a. die Beratungs- und Informationspflichten <strong>der</strong> Versicherer verschärft werden, um mehr<br />

Transparenz für den Verbraucher zu schaffen. 66<br />

6 Vgl. Palandt/Grüneberg § 3 2 d Rn. 4; Begr. RegE, BT-Drucks. 5/2946, S. 46.<br />

64 Wilmer V S. 2 0.<br />

65 http://www.bmj.bund.de/files/-/646/Zusammenf_Bericht_VVG-Kommission.pdf (Stand: 28.07.2007)<br />

66 Vgl. Begr. RegE VVG-E S. unter http://www.bmj.bund.de/files/-/ 320/RegE%20VVG.pdf<br />

(Stand: 0.08.2007).<br />

79


Schutz <strong>der</strong> Verbraucher vor Werbung für<br />

Finanzdienstleistungen<br />

V. Schlussbetrachtung<br />

Aufgrund des erhöhten Werbeaufkommens, <strong>der</strong> Komplexität <strong>der</strong> Produkte und <strong>der</strong> damit<br />

verbundenen Risiken für den Verbraucher sind an die Finanzdienstleistungsbranche entsprechend<br />

hohe Anfor<strong>der</strong>ungen bezüglich <strong>der</strong> Gewährleistung von Transparenz und einer<br />

umfassenden Verbraucherinformation zu stellen.<br />

Bei <strong>der</strong> Bewertung einzelner Beispiele für Werbung von Finanzdienstleistern anhand <strong>der</strong><br />

Lauterkeitstatbestände <strong>der</strong> §§ 4-7 UWG wurde deutlich, dass die Frage nach <strong>der</strong> wettbewerbsrechtlichen<br />

Zulässigkeit <strong>der</strong> Werbung nicht pauschal beantwortet werden kann. Das<br />

dem UWG zugrunde liegende Leitbild des durchschnittlich informierten, situationsadäquat<br />

aufmerksamen und verständigen Durchschnittsverbrauchers lässt keine allgemein gültige<br />

Aussage über den vorauszusetzenden Kenntnisstand und die zumutbare Verpflichtung <strong>der</strong><br />

selbständigen Informationsbeschaffung zu. Vielmehr ist dies im Einzelfall unter Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> Gesamtumstände, insbeson<strong>der</strong>e im Hinblick auf die Komplexität <strong>der</strong> angebotenen<br />

Finanzdienstleistung von <strong>der</strong> Rechtsprechung zu klären. Zu entscheiden ist dabei, in<br />

welchem Rahmen dem Werbenden Informationspflichten aufzuerlegen sind und inwiefern<br />

dem Verbraucher auch Informationsrisiken zugemutet werden können.<br />

Bei <strong>der</strong> Betrachtung <strong>der</strong> Art und Weise <strong>der</strong> Werbeübermittlung stellte sich heraus, dass<br />

<strong>der</strong> Schutz des Verbrauchers vor den Maßnahmen des Direktmarketing, insbeson<strong>der</strong>e vor<br />

einer unzumutbaren Belästigung zwar hinreichend geregelt ist, bei <strong>der</strong> sanktionsrechtlichen<br />

Umsetzung jedoch noch erheblicher Handlungsbedarf besteht. So ist z.B. trotz<br />

gesetzlichen Verbots unerbetener Werbeanrufe eine zunehmende Nutzung dieser Werbemethode<br />

zu verzeichnen. Grund hierfür könnte sein, dass <strong>der</strong> wettbewerbsrechtliche Verbraucherschutz<br />

durch individuelle Unterlassungs- und Schadensersatzansprüche lediglich<br />

Einzelfälle unerwünschter Werbeanrufe unterbinden kann, während eine präventive und<br />

allgemeine Einschränkung <strong>der</strong> unzumutbaren Belästigung nicht möglich ist. Hier bedarf<br />

es wirksamerer Sanktionen, um die werbenden Unternehmen abzuschrecken, wie z.B. die<br />

Auferlegung angemessen hoher Bußgel<strong>der</strong>.<br />

Da das UWG dem Verbraucher keine eigene Rechtsschutzmöglichkeit einräumt, bleibt die<br />

Geltendmachung wettbewerbsrechtlicher Ansprüche Aufgabe <strong>der</strong> Verbraucherschutzverbände.<br />

Wünschenswert wäre es jedoch, neben dem Kollektivschutz den Verbrauchern auch<br />

die Möglichkeit <strong>der</strong> Individualklage einzuräumen.<br />

Bei <strong>der</strong> Betrachtung <strong>der</strong> wettbewerbsrechtlich relevanten Spezialvorschriften zeigte<br />

sich, dass trotz <strong>der</strong> umfangreichen gesetzlichen Pflichtangaben noch erhebliche Mängel<br />

festzustellen sind. So ist bei einigen Finanzprodukten die Preistransparenz noch nicht in<br />

dem Maße gewährleistet, dass eine Vergleichbarkeit <strong>der</strong> einzelnen Angebote möglich ist. Zu<br />

hoffen bleibt insbeson<strong>der</strong>e auch, dass die preisrechtlichen Vorschriften in Zukunft auf den<br />

wichtigen Bereich <strong>der</strong> Kapitalanlagen ausgedehnt werden.<br />

Auch bei einem Verstoß gegen die Bestimmungen <strong>der</strong> wettbewerbsrechtlich relevanten<br />

Spezialgesetze wird dem Verbraucher ein Individualschutz nicht zugestanden. Lediglich<br />

dem Bürgerlichen Recht kommt insofern eine Auffangfunktion zu, als dass es dem einzelnen<br />

Verbraucher vertragsrechtliche Sanktionsmöglichkeiten einräumt. Um sich schon vor<br />

Vertragsschluss gegen unlautere Werbemethoden zu schützen, ist ein entsprechen<strong>der</strong><br />

Individualschutz für die Zukunft wünschenswert.<br />

80


<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

Wissenschaftspreis 2008<br />

Abschließend bleibt festzuhalten, dass sich die Werbung für Finanzdienstleistungen an<br />

umfassenden wettbewerbsrechtlichen Bestimmungen und Informationspflichten messen<br />

lassen muss. Aufgrund <strong>der</strong> zahlreichen Verstöße gegen die wettbewerbsrechtlichen Vorschriften<br />

sind jedoch zukünftig strengere Anfor<strong>der</strong>ungen an die Informationspflichten <strong>der</strong><br />

Werbenden und an die Transparenz <strong>der</strong> Angebote zu stellen.<br />

Literatur:<br />

ASSMANN/SCHÜTZE: Handbuch des Kapitalanlage-<br />

rechts, 2. Aufl., Verlag C. H. Beck, München 999<br />

BAUMBACH/HEFERMEHL: Wettbewerbsrecht, bear-<br />

beitet von Köhler und Bornkamm, 23. Aufl., Verlag C.<br />

H. Beck, München 2004<br />

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Erfassung und Neubewertung <strong>der</strong> wettbewerbs-<br />

rechtlichen Beurteilung unerbetener Werbeanrufe,<br />

Peter Lang Europäischer Verlag <strong>der</strong> Wissenschaften,<br />

Frankfurt am Main 2003<br />

EKEY/KLIPPEL/KOTTHOFF/MECKEL/PLAß: Wettbe-<br />

werbsrecht, Heidelberger Kommentar, ., neu bear-<br />

beitete Aufl., C. F. Müller Verlag, Heidelberg 2004<br />

EMMERICH, V.: Unlauterer Wettbewerb, Juristische<br />

Kurzlehrbücher, 7. Aufl., Verlag C. H. Beck, München<br />

2004<br />

FEZER, K.-H.: Lauterkeitsrecht. Kommentar zum Ge-<br />

setz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG), Band<br />

2: §§ 5-22 UWG, Verlag C. H. Beck, München 2005<br />

FISCHER, D.: Direktmarketing im Internet. Eine<br />

Betrachtung <strong>der</strong> Zulässigkeit von unverlangt<br />

zugesandter E-Mail-Werbung im Wechselspiel von<br />

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Kovac, Hamburg 2003<br />

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Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG).<br />

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H. Beck, München 2004<br />

HÄRTING: Internetrecht, 2. Aufl., Verlag Dr. Otto<br />

Schmidt, Köln 2005<br />

JANISCH, S.: Online Werbung. Wettbewerbsrecht-<br />

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Verlag Dr. Kovac, Hamburg 2004<br />

KÖHLER, DR. H./PIPER, DR. H.: Gesetz gegen den<br />

unlauteren Wettbewerb: mit Preisangabenver-<br />

ordnung, Kommentar, 3. Aufl., Verlag C. H. Beck,<br />

München 2002<br />

KRIMPHOVE, PROF. DR. D.: Die UWG-Reform. Das<br />

neue Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb,<br />

Haufe Verlag, Freiburg 2004<br />

KÜHLMANN/KÄßLER-PAWELKA/WENGERT/KUR-<br />

TENBACH: Marketing für Finanzdienstleistungen.<br />

Mit Beson<strong>der</strong>heiten für Banken, Versicherungen,<br />

Bausparkassen und Investmentfonds, Fritz Knapp<br />

Verlag, Frankfurt am Main 2002<br />

LETTL, T.: Das neue UWG, Verlag C. H. Beck, München<br />

2004<br />

LÜTCKE, DR. J.: Fernabsatzrecht, Kommentar, Verlag<br />

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MICKLITZ, H.-W./TONNER K.: Vertriebsrecht.<br />

Haustür- , Fernabsatzgeschäfte und elektronischer<br />

Geschäftsverkehr, Handkommentar, §§ – f<br />

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Baden-Baden 2003<br />

PALANDT: Bürgerliches Gesetzbuch, Kommentar, 66.<br />

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8


Schutz <strong>der</strong> Verbraucher vor Werbung für<br />

Finanzdienstleistungen<br />

PIPER, DR. H./OHLY, DR. A.: Gesetz gegen den un-<br />

lauteren Wettbewerb mit Preisangabenverordnung,<br />

Kommentar, 4. Aufl., Verlag C. H. Beck, München<br />

2006<br />

SPINDLER/SCHMITZ/GEIS: TDG. Teledienstegesetz,<br />

Teledienstedatenschutz-gesetz, Signaturgesetz,<br />

Kommentar, Verlag C. H. Beck, München 2004<br />

STECKLER B./PEPELS W.: Das Recht im Direktmarke-<br />

ting. Eine Einführung in die wichtigsten rechtlichen<br />

Aspekte, Erich Schmidt Verlag, Berlin 2006<br />

WILMER, PROF. DR. T./HAHN, H. J. T.: Fernabsatz-<br />

recht mit Finanzdienstleistungs- , Versicherungsund<br />

Haustürgeschäfterecht, Kommentar, ., neu<br />

überarbeitete Aufl., C. F. Müller Verlag, Heidelberg<br />

2005<br />

WIMMER K./STÖCKL-PUKALL E.: Die Preisangabenverordnung<br />

<strong>der</strong> Banken. Effektivzinsregelungen<br />

nach geltendem und künftigem Recht, Verlag C. H.<br />

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Aufsätze:<br />

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und Jagd auf die Armen – eine ökonomische Analyse<br />

des Gewinnsparens, Zeitschrift für Bankrecht und<br />

Bankwirtschaft 2000, S. 63<br />

BOEST, DR: R.: Die Neuregelung <strong>der</strong> Preisangabe für<br />

Kredite, Neue Juristische Wochenschrift 993, S. 40<br />

DOMBEK, DR. B.: Rechtsdienstleistung nebenbei?,<br />

JURNAL /2007, S.<br />

GRIGOLEIT, DR. H. CH.: Rechtsfolgenspezifische<br />

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HOEREN, PROF. DR. T.: Das Telemediengesetz, Neue<br />

Juristische Wochenschrift 2007, S. 80<br />

82<br />

KILGER, H.: Bei Rechtsberatung Verbraucherschutz<br />

beachten, JURNAL /2007, S.<br />

KÖHLER, H.: Kopplungsangebote (einschließlich<br />

Zugaben) im geltenden und künftigen Wettbewerbsrecht,<br />

Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht<br />

2003, S. 729<br />

LETTL, T.: Der Schutz <strong>der</strong> Verbraucher nach <strong>der</strong> UWG-<br />

Reform, Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht<br />

2004, S. 449<br />

LETTL, T.: Die AGB-rechtliche Relevanz einer Option<br />

in <strong>der</strong> formularmäßigen Einwilligungserklärung zur<br />

Telefonwerbung, Neue Juristische Wochenschrift<br />

200 . S. 42<br />

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Werbung von Finanzermittlern – Beispiele<br />

aus <strong>der</strong> Praxis -, Gewerblicher Rechtsschutz und<br />

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SACK, DR. R.: Regierungsentwurf einer UWG-Novelle<br />

– ausgewählte Probleme, Der Betriebs-Berater<br />

2003, S. 07<br />

SCHWAB, F.: Denn sie wissen, was sie tun – notwendige<br />

wettbewerbsrechtliche Neubewertung<br />

des Anreißens bei unaufgefor<strong>der</strong>tem Ansprechen<br />

von Passanten in <strong>der</strong> Öffentlichkeit, Gewerblicher<br />

Rechtsschutz und Urheberrecht 2002, S. 579<br />

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E-Commerce, Betriebs-Berater 2003, S. 2469


Die Preisträger<br />

<strong>der</strong> Wissenschaftspreise 1997 bis 2007


Die Preisträger<br />

des Wissenschaftspreises 2007<br />

Von links nach rechts: Dr. Michael Schulte (<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong>), Dr. Jürgen Born,<br />

Dr. Laura Kästner, Falk Strotebeck, Monika Wittenberg, Tobias Grapentin<br />

84


Die Preisträger<br />

<strong>der</strong> Wissenschaftspreise 1997 bis 2006<br />

Tülin Aynur ..................................... 1999<br />

Minh Banh ...................................... 2003<br />

Angelika Barann ............................ 2006<br />

Dr. Joachim Bonn .......................... 1998<br />

Arkadiusz Brand ............................ 2005<br />

Heiko Ciesinski .............................. 2000<br />

Axel Dewitz .................................... 2003<br />

Timm Dolezych .............................. 2002<br />

Verena Dvorak ............................... 2003<br />

Christian Egtved ............................ 2004<br />

Jennifer Ellerbrock ....................... 2001<br />

Dr. Peter Fehr ................................. 1999<br />

Stefan Feuerstein .......................... 2004<br />

Martin Gräbe ................................. 1997<br />

Holger Hausmann ......................... 2003<br />

Dr. Martin Hebler ........................... 2001<br />

Michael Hegemann ....................... 2005<br />

Arne Helfer ..................................... 1997<br />

Dr. Andreas Horsch ....................... 2006<br />

Carsten Hubensack ....................... 2006<br />

Anne Kampmann .......................... 2004<br />

Dr. Michael Kersting ..................... 2001<br />

Birgit Krchov .................................. 2001<br />

Volker Kruse .................................. 1997<br />

Tim Lange ...................................... 2000<br />

Dr. Stefan Lilischkis ...................... 2000<br />

Christian Loose ............................. 2002<br />

Christian Mehrens ........................ 2004<br />

Kaj Ulrich Meys ............................. 1998<br />

Diana Mikulec ................................ 1998<br />

Dr. Jochen Nachtwey .................... 1997<br />

Pascal Nevries ............................... 2000<br />

Frank Osterhoff ............................. 1999<br />

Dr. Jens Udo Prager ...................... 2002<br />

Christoff Rössel ............................. 1997<br />

Hauke Schinkel .............................. 2001<br />

Dr. Harald Schoelen ...................... 2003<br />

Stephanie Schreiber ..................... 2002<br />

Klaus Segbers................................ 1999<br />

Martina Simon ............................... 1999<br />

Jan Philipp Soennecken .............. 2002<br />

Dr. Karl-Heinz Storchmann .......... 1998<br />

Karsten Thielmann ....................... 1998<br />

André Vesper ................................. 2000<br />

Raphael Weller .............................. 2005<br />

Daniel Wissing .............................. 2005<br />

Volker Maximilian Wladarz .......... 2006<br />

Dr. Tobias Zimmermann ............... 2006


Die Preisträger <strong>der</strong> Wissenschaftspreise 1997 bis 2006<br />

Die Preisträger <strong>der</strong> Wissenschaftspreise 2006<br />

Preisverleihung vom 22. Juni 2007<br />

Angelika Barann<br />

geboren am 12. April 1983<br />

86<br />

Entgeltregulierung nach dem neuen EnWG unter beson<strong>der</strong>er<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> Anreizregulierung<br />

Diplomarbeit, eingereicht im Herbst 2006<br />

bei Professor Dr. Peter Oligmüller<br />

Fachbereich Wirtschaftsrecht<br />

Fachhochschule Gelsenkirchen, Abteilung <strong>Recklinghausen</strong><br />

Dr. Andreas Horsch<br />

geboren am 7. Mai 1966<br />

Rating und Regulierung - Eine ökonomische Analyse von<br />

Entwicklungsprozessen rating-basierter und rating-gerichteter Regulierung<br />

Habilitationsschrift, eingereicht im Dezember 2006<br />

in <strong>der</strong> Fakultät für Wirtschaftswissenschaft <strong>der</strong><br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Casten Hubensack<br />

geboren am 3. Mai 1979<br />

Die Höhe des ökonomischen Kapitals für Adressrisiken bei Verwendung<br />

von Kreditportfoliomodellen anstelle des Baseler IRB-Ansatzes<br />

- Ein empirischer Vergleich<br />

Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2006<br />

bei Professor Dr. Andreas Pfingsten<br />

Institut für Kreditwesen<br />

Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />

Volker Maximilian Wladarz<br />

geboren am 17. April 1980<br />

Regionale Innovationssysteme<br />

- Theoretische Grundlagen und Anwendungen auf das Ruhrgebiet<br />

Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2006<br />

bei Professor Dr. Helmut Karl<br />

Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Dr. Tobias Zimmermann<br />

geboren am 29. September 1976<br />

Reale Konjunkturzyklen, Effizienzlöhne und die Rolle von Ölpreisschocks<br />

- Eine theoretische und empirische Analyse für die Bundesrepublik Deutschland<br />

Doktorarbeit, eingereicht im Sommer 2006<br />

bei Professor Dr. Wim Kösters<br />

Lehrstuhl für Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />

Ruhr-Universität Bochum


Die Preisträger <strong>der</strong> Wissenschaftspreise 2005<br />

Preisverleihung vom 4. August 2006<br />

Arkadiusz Brand<br />

geboren am 5. Februar 1980<br />

Regionale Innovationsdynamik<br />

- Theoretische Grundlagen und empirische Fallstudie in den Bundeslän<strong>der</strong>n<br />

Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg<br />

Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2005<br />

bei Professor Dr. Helmut Karl<br />

Lehrstuhl für Wirtschafts- und Finanzpolitik<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Michael Hegemann<br />

geboren am 1. Mai 1980<br />

Vermögenspreisentwicklung und Geldpolitik<br />

Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2005<br />

bei Professor Dr. Wim Kösters<br />

Lehrstuhl für Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Raphael Weller<br />

geboren am 4. März 1978<br />

Das Exit-Verhalten institutioneller Private-Equity-Geber in Deutschland<br />

- Eine empirische Analyse von Secondary Purchases<br />

Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2005<br />

bei Professor Dr. Stephan Paul<br />

Lehrstuhl für Finanzierung und Kreditwirtschaft<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Daniel Wissing<br />

geboren am 20. Februar 1978<br />

<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

Wissenschaftspreis 2008<br />

Strategien zur Ausrichtung <strong>der</strong> <strong>Sparkasse</strong>n-Finanzgruppe im Konsumentenkreditgeschäft<br />

- Eine kritische Analyse<br />

Diplomarbeit, eingereicht im Winter 2004/05<br />

bei Professor Dr. Andreas Pfingsten<br />

Institut für Kreditwesen<br />

Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />

87


Die Preisträger <strong>der</strong> Wissenschaftspreise 1997 bis 2006<br />

Die Preisträger <strong>der</strong> Wissenschaftspreise 2004<br />

Preisverleihung vom 1. Juli 2005<br />

Christian Egtved<br />

geboren am 12. Juni 1976<br />

88<br />

Die Entgelte <strong>der</strong> Kreditinstitute<br />

- Eine Untersuchung anhand einiger Grundsatzurteile des Bundesgerichtshofes<br />

Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2004<br />

bei Professor Dr. Ralf-Michael Marquardt<br />

Fachbereich Wirtschaftsrecht<br />

Fachhochschule Gelsenkirchen, Abteilung <strong>Recklinghausen</strong><br />

Stefan Feuerstein<br />

geboren am 10. Oktober 1978<br />

Aufbau Ostdeutschland<br />

- Eine Bilanz aus regionalökonomischer Sicht<br />

Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2004<br />

bei Professor Dr. Helmut Karl<br />

Lehrstuhl für Wirtschafts- und Finanzpolitik<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Anne Kampmann<br />

geboren am 14. Februar 1978<br />

Stellt die Bestellung eines konservativen Zentralbankpräsidenten<br />

eine wirksame Lösung des Problems <strong>der</strong> Zeitinkonsistenz <strong>der</strong> Geldpolitik dar?<br />

Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2004<br />

bei Professor Dr. Wim Kösters<br />

Lehrstuhl für Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Christian Mehrens<br />

geboren am 8. November 1976<br />

Institutsübergreifende Bankenfusion<br />

- Eine kritische Analyse unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung <strong>der</strong> Informationsökonomik<br />

Diplomarbeit, eingereicht im Winter 2003/04<br />

bei Professor Dr. Andreas Pfingsten<br />

Institut für Kreditwesen<br />

Westfälische Wilhelms-Universität Münster


Die Preisträger <strong>der</strong> Wissenschaftspreise 2003<br />

Preisverleihung vom 28. Mai 2004<br />

Minh Banh<br />

geboren am 20. Februar 1979<br />

Die Bemessung <strong>der</strong> Eigenkapitalunterlegung von Kreditrisiken des<br />

Retail-Portfolios nach Basel II<br />

- Eine empirische Analyse am Beispiel einer Privatkundenbank<br />

Diplomarbeit, eingereicht im Winter 2003/04 bei<br />

Professor Dr. Stephan Paul<br />

Lehrstuhl für Finanzierung und Kreditwirtschaft<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Axel Dewitz<br />

geboren am 23. April 1976<br />

Die Sanierung von Kreditgenossenschaften<br />

- Eine agencytheoretische Untersuchung<br />

Diplomarbeit, eingereicht im November 2002<br />

bei Professor Dr. Andreas Pfingsten<br />

Institut für Kreditwesen<br />

Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />

Verena Dvorak<br />

geboren am 27. August 1978<br />

US-Lease<br />

- Chancen und Risiken eines Finanzierungsinstrumentes des kommunalen Haushalts<br />

Diplimarbeit, eingereicht im Winter 2003/2004<br />

bei Professor Dr. Ralf-Michael Marquardt<br />

Lehrstuhl für internationales Wirtschaftsrecht und Rechtsvergleichung<br />

Fachhochschule Gelsenkirchen, Abteilung <strong>Recklinghausen</strong><br />

Holger Hausmann<br />

geboren am 28. Februar 1978<br />

Sovereign Credit Ratings und die Finanzkrise in Südostasien 1997/98<br />

Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2003<br />

bei Professor Dr. Wim Kösters<br />

Lehrstuhl für Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Dr. Harald Schoelen<br />

geboren am 9. Februar 1967<br />

Arbeits- und Bildungspendler in <strong>der</strong> Region Nie<strong>der</strong>rhein<br />

- Eine empirische Analyse <strong>der</strong> Pendlerverflechtungen und <strong>der</strong> grenzüberschreitenden<br />

Arbeitsmobilität in die Nie<strong>der</strong>lande<br />

Doktorarbeit, veröffentlicht im Dezember 2003<br />

bei Professor Dr. Helmut Karl<br />

Lehrstuhl Wirtschaftspolitik<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

& Ruhr-Forschungsinstitut für Innovations- und Strukturpolitik<br />

<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

Wissenschaftspreis 2008<br />

89


Die Preisträger <strong>der</strong> Wissenschaftspreise 1997 bis 2006<br />

Die Preisträger <strong>der</strong> Wissenschaftspreise 2002<br />

Preisverleihung vom 27. Mai 2003<br />

Timm Dolezych<br />

geboren am 25. Januar 1976<br />

90<br />

Ansätze zur Berücksichtigung längerfristigen Wachstums in <strong>der</strong> Unternehmensbewertung<br />

Diplomarbeit, eingereicht im Winter 2001/02<br />

bei Professor Dr. Stephan Paul<br />

Lehrstuhl für Finanzierung und Kreditwirtschaft<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Christian Loose<br />

geboren am 11. Oktober 1975<br />

Auswirkungen <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> aufsichtsrechtlichen Behandlung von<br />

Mortgage Backed Securities auf <strong>der</strong>en Vorteilhaftigkeit<br />

- Eine Analyse von Theorie und Praxis<br />

Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2002<br />

bei Professor Dr. Andreas Pfingsten<br />

Institut für Kreditwesen<br />

Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />

Dr. Jens Udo Prager<br />

geboren am 17. Februar 1971<br />

Nachhaltige Umgestaltung <strong>der</strong> kommunalen Abwasserentsorgung<br />

- Eine ökonomische Analyse innovativer Entsorgungskonzepte<br />

Doktorarbeit, eingereicht im Winter 2001/02<br />

bei Professor Dr. Helmut Karl<br />

Lehrstuhl für Wirtschafts- und Finanzpolitik<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Stephanie Schreiber<br />

geboren am 3. Januar 1976<br />

Öffentliche För<strong>der</strong>ung kleiner und mittlerer Unternehmen<br />

- Dargestellt und kritisch beleuchtet an einem För<strong>der</strong>verfahren zur Existenzgründung<br />

eines Technologieunternehmens<br />

Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2002<br />

bei Professor Dr. Rolf Hermes<br />

Fachbereich Wirtschaftsrecht<br />

Fachhochschule Gelsenkirchen, Abteilung <strong>Recklinghausen</strong><br />

Jan Philipp Soennecken<br />

geboren am 30. März 1977<br />

Die Aufenthaltsdauer von Migranten im Gastland<br />

- Eine Analyse am Beispiel <strong>der</strong> EU-Osterweiterung<br />

Diplomarbeit, eingereicht im Frühjahr 2003<br />

bei Professor Dr. Wim Kösters<br />

Lehrstuhl für Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />

Ruhr-Universität Bochum


Die Preisträger <strong>der</strong> Wissenschaftspreise 2001<br />

Preisverleihung vom 8. Mai 2002<br />

Jennifer Ellerbrock<br />

geboren am 1. Februar 1976<br />

Preisstrategien im Private Banking<br />

- Vergleich und kritische Würdigung<br />

Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2001<br />

bei Professor Dr. Stephan Paul<br />

Lehrstuhl für Finanzierung und Kreditwirtschaft<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Dr. Martin Hebler<br />

geboren am 11. Februar 1969<br />

<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

Wissenschaftspreis 2008<br />

Arbeitsmarkteffekte <strong>der</strong> EU-Osterweiterung<br />

- Zur Wirkung von Integration, Migration und institutionellem Wandel auf dem Arbeitsmarkt<br />

Doktorarbeit, eingereicht im Herbst 2001<br />

bei Professor Dr. Wim Kösters<br />

Lehrstuhl für Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Dr. Michael Kersting<br />

geboren am 24. Juni 1965<br />

Subterrestrische Gütertransporte in Ballungsgebieten<br />

- Ökonomische Rahmenbedingungen und Potentiale<br />

Doktorarbeit, eingereicht im Winter 2001/2002<br />

bei Professor Dr. Paul Klemmer<br />

Lehrstuhl für Wirtschafts- und Finanzpolitik<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Birgit Krchov<br />

geboren am 28. März 1974<br />

Rechtliche und organisatorische Rahmenbedingungen elektronischer Archivierungssysteme<br />

in <strong>der</strong> Auftragsabwicklung<br />

Diplomarbeit, eingereicht im Winter 2000/01<br />

bei Professor Dr. Achim Müglich<br />

Lehrstuhl für Internationales Wirtschaftsrecht und Rechtsvergleichung<br />

Fachhochschule Gelsenkirchen, Abteilung <strong>Recklinghausen</strong><br />

Hauke Schinkel<br />

geboren am 5. Februar 1975<br />

Alternative Ansätze <strong>der</strong> Preisfindung für Erstemissionen innovativer Unternehmen<br />

- Eine kritische Analyse aus Sicht einer Bank<br />

Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2001<br />

bei Professor Dr. Andreas Pfingsten<br />

Institut für Kreditwesen<br />

Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />

91


Die Preisträger <strong>der</strong> Wissenschaftspreise 1997 bis 2006<br />

Die Preisträger <strong>der</strong> Wissenschaftspreise 2000<br />

Preisverleihung vom 4. Mai 2001<br />

Heiko T. Ciesinski<br />

geboren am 5. Mai 1969<br />

92<br />

Wertpapierhandel im Internet<br />

- Rechtliche Rahmenbedingungen für den Vertrieb von<br />

Investmentanteilen und Aktien im Internet<br />

Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2000<br />

bei Professor Dr. Andreas Müglich<br />

Lehrstuhl für Internationales Wirtschaftsrecht und Rechtsvergleichung<br />

Fachhochschule Gelsenkirchen, Abteilung <strong>Recklinghausen</strong><br />

Tim Lange<br />

geboren am 3. Juni 1976<br />

Spezifische Probleme des Börsengangs von Vereinen <strong>der</strong> Fußballbundesliga<br />

Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 2000<br />

bei Professor Dr. Stephan Paul<br />

Lehrstuhl für Finanzierung und Kreditwirtschaft<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Dr. Stefan Lilischkis<br />

geboren am 4. April 1966<br />

Hemmnisse und För<strong>der</strong>ung von Unternehmensgründungen aus <strong>der</strong><br />

Ruhr-Universität Bochum und <strong>der</strong> University of Washington (Seattle)<br />

Doktorarbeit, eingereicht im Winter 2000/2001<br />

bei Professor Dr. Paul Klemmer<br />

Lehrstuhl für Wirtschafts- und Finanzpolitik<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Pascal Nevries<br />

geboren am 16. Juli 1975<br />

Die kurzfristige Performance von Initial Public Offerings unter beson<strong>der</strong>er<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> Risikoadjustierung<br />

Diplomarbeit, eingereicht im Herbst 1999<br />

bei Professor Dr. Andreas Pfingsten<br />

Institut für Kreditwesen<br />

Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />

André Vesper<br />

geboren am 22. Juli 1973<br />

Das „Zwei-Säulen-Konzept“ <strong>der</strong> geldpolitischen Strategie <strong>der</strong> Europäischen Zentralbank<br />

- Darstellung und kritische Würdigung<br />

Diplomarbeit, eingereicht im Frühjahr 2000<br />

bei Professor Dr. Wim Kösters<br />

Lehrstuhl für Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />

Ruhr-Universität Bochum


Die Preisträger <strong>der</strong> Wissenschaftspreise 1999<br />

Preisverleihung vom 5. Mai 2000<br />

Tülin Aynur<br />

geboren am 10. März 1969<br />

Hat die EWU Auswirkungen auf den Zentralisierungsgrad von<br />

Lohnverhandlungen und dadurch auf die Höhe <strong>der</strong> Beschäftigung?<br />

Diplomarbeit, eingereicht im Frühjahr 1999<br />

bei Professor Dr. Wim Kösters<br />

Lehrstuhl für Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Dr. Peter Fehr<br />

geboren am 18. Oktober 1967<br />

Wohnbegleitende Dienstleistungen<br />

- Gestaltungsempfehlungen auf Basis einer theoretischen und empirischen<br />

Analyse von Angebot und Nachfrage in Bezug auf Sekundärleistungen <strong>der</strong><br />

unternehmerischen Wohnungswirtschaft<br />

Doktorarbeit, eingereicht im Winter 1999/2000<br />

bei Professor Dr. Joachim Süchting<br />

Lehrstuhl für Finanzierung und Kreditwirtschaft<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Frank Osterhoff<br />

geboren am 23. Februar 1966<br />

Innovations- und Technologiepolitik als Aufgabe <strong>der</strong> kommunalen Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung<br />

- Das Beispiel Essen<br />

Diplomarbeit, eingereicht im Frühjahr 1998<br />

bei Professor Dr. Paul Klemmer<br />

Lehrstuhl für Wirtschafts- und Finanzpolitik<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Klaus Segbers<br />

geboren am 11. Januar 1974<br />

Berücksichtigung des Risikos in <strong>der</strong> Entlohnungsfunktion von Portfolio-Managern<br />

Diplomarbeit, eingereicht im Frühjahr 1999<br />

bei Professor Dr. Andreas Pfingsten<br />

Institut für Kreditwesen<br />

Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />

Martina Simon<br />

geboren am 2. April 1969<br />

Vertragsgestaltung in DV-optimierten Geschäftsprozessen<br />

- Eine Untersuchung unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung des Einsatzes von UN/EDIFACT<br />

beim elektronischen Zahlungsverkehr<br />

Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 1999<br />

bei Professor Dr. Andreas Müglich<br />

Lehrstuhl für Internationales Wirtschaftsrecht und Rechtsvergleichung<br />

Fachhochschule Gelsenkirchen, Abteilung <strong>Recklinghausen</strong><br />

<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

Wissenschaftspreis 2008<br />

93


Die Preisträger <strong>der</strong> Wissenschaftspreise 1997 bis 2006<br />

Die Preisträger <strong>der</strong> Wissenschaftspreise 1998<br />

Preisverleihung vom 28. April 1999<br />

Dr. Joachim K. Bonn<br />

geboren am 31. März 1967<br />

94<br />

Bankenkrisen und Bankenregulierung<br />

Doktorarbeit, eingereicht im Winter 1997/98<br />

bei Professor Dr. Joachim Süchting<br />

Lehrstuhl für Finanzierung und Kreditwirtschaft<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Kaj Ulrich Meys<br />

geboren am 17. September 1971<br />

Interessenkonflikte und Anreizprobleme <strong>der</strong> Bankenaufsicht<br />

Diplomarbeit, eingereicht im Frühjahr 1998<br />

bei Professor Dr. Andreas Pfingsten<br />

Institut für Kreditwesen<br />

Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />

Diana Mikulec<br />

geboren am 24. Oktober 1974<br />

Die Konkurrenz zwischen dem Euro und dem US-Dollar als dominante<br />

internationale Währungen<br />

- Eine Analyse <strong>der</strong> Rolle <strong>der</strong> Finanzmärkte unter Berücksichtigung von<br />

Transaktionskosten und Netzwerkexternalitäten<br />

Diplomarbeit, eingereicht im Herbst 1998<br />

bei Professor Dr. Wim Kösters<br />

Lehrstuhl für Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Dr. Karl-Heinz Storchmann<br />

geboren am 11. November 1961<br />

Auswirkungen von Mineralölsteuererhöhungen auf den öffentlichen Personennahverkehr<br />

Doktorarbeit, eingereicht im Frühjahr 1998<br />

bei Professor Dr. Paul Klemmer<br />

Lehrstuhl für Wirtschafts- und Finanzpolitik<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Karsten Thielmann<br />

geboren im Dezember 1973<br />

Provi<strong>der</strong>haftung im Internet<br />

Diplomarbeit, eingereicht im Sommer 1998<br />

bei Professor Dr. Andreas Müglich<br />

Lehrstuhl für Internationales Wirtschaftsrecht und Rechtsvergleichung<br />

Fachhochschule Gelsenkirchen, Abteilung <strong>Recklinghausen</strong>


Die Preisträger <strong>der</strong> Wissenschaftspreise 1997<br />

Preisverleihung vom 17. April 1998<br />

Martin Gräbe<br />

geboren am 2. September 1969<br />

<strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

Wissenschaftspreis 2008<br />

Investor Relations bei Börseneinführungen<br />

- Zur potentiellen Verdrängung fundamentaler Informationen durch Prinzipien <strong>der</strong><br />

Konsumgüterüberwachung im Falle des 1996er Börsenganges <strong>der</strong> Deutschen Telekom AG<br />

Diplomarbeit, eingereicht im Frühjahr 1997<br />

bei Professor Dr. Joachim Süchting<br />

Lehrstuhl für Finanzierung und Kreditwirtschaft<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Arne Helfer<br />

geboren am 15. Juni 1972<br />

Auswirkungen <strong>der</strong> EWU auf die Arbeitslosigkeit<br />

Diplomarbeit, eingereicht im Herbst 1997<br />

bei Professor Dr. Wim Kösters<br />

Lehrstuhl für Theoretische Volkswirtschaftslehre<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Volker Kruse<br />

geboren am 4. Juli 1970<br />

Die Rolle <strong>der</strong> staatlichen Einlagenversicherung in <strong>der</strong> amerikanischen Savings & Loan Krise<br />

Diplomarbeit, eingereicht im Frühjahr 1997<br />

bei Professor Dr. Andreas Pfingsten<br />

Institut für Kreditwesen<br />

Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />

Dr. Jochen Nachtwey<br />

geboren am 19. August 1967<br />

Institutionelle Strukturen als Auslöser persistenter Arbeitslosigkeit<br />

- Eine ökonomische Analyse für das Ruhrgebiet<br />

Doktorarbeit, eingereicht im Herbst 1997<br />

bei Professor Dr. Paul Klemmer<br />

Lehrstuhl für Wirtschafts- und Finanzpolitik<br />

Ruhr-Universität Bochum<br />

Christoff Rössel<br />

geboren am 28. Mai 1971<br />

Cyber Money<br />

- Rahmenbedingungen für Wirtschaft und Verbraucher<br />

Diplomarbeit, eingereicht im Herbst 1997<br />

bei Professor Dr. Achim Albrecht<br />

Lehrstuhl für Internationales Privatrecht<br />

Fachhochschule Gelsenkirchen, Abteilung <strong>Recklinghausen</strong><br />

95


Die Kooperation mit <strong>der</strong> Wissenschaft hat für die <strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

traditionell eine große Bedeutung. So bestehen seit vielen Jahren enge Kontakte zu<br />

den bankwissenschaftlichen Lehrstühlen an den Universitäten in Bochum und Münster<br />

sowie dem Fachbereich Wirtschaftsrecht <strong>der</strong> Fachhochschulabteilung <strong>Recklinghausen</strong>.<br />

Neben <strong>der</strong> Gewinnung leistungsfähiger wissenschaftlicher Nachwuchskräfte steht<br />

dabei auch <strong>der</strong> unmittelbare Know-how-Transfer zur Lösung von Problemen in <strong>der</strong><br />

Praxis im Mittelpunkt des Interesses. Planerische Entscheidungen werden künftig im<br />

Hinblick auf die immer komplexer werdenden Fragestellungen durch Globalisierung<br />

und technologiebetriebenen Innovationen vermehrt auf wissenschaftliche Lösungsbeiträge<br />

angewiesen sein.<br />

Hinzu kommt, dass die För<strong>der</strong>ung von Wissenschaft, Kunst und Kultur auch allgemein<br />

zu den wichtigen gesellschaftspolitischen Anliegen <strong>der</strong> deutschen <strong>Sparkasse</strong>norganisation<br />

gehört<br />

Mit <strong>der</strong> Dotierung von fünf För<strong>der</strong>preisen trägt die <strong>Sparkasse</strong> <strong>Vest</strong> <strong>Recklinghausen</strong><br />

diesen Zielsetzungen aktiv Rechnung. Geför<strong>der</strong>t werden sollen sehr gute bzw. gute<br />

Diplom- o<strong>der</strong> Doktorarbeiten, die sich mit bank- und bzw. sparkassenspezifischen<br />

Themenstellungen beschäftigen und in beson<strong>der</strong>er Weise eine Verbindung zwischen<br />

Theorie und Praxis darstellen.<br />

Die Nominierung <strong>der</strong> geför<strong>der</strong>ten Arbeiten erfolgt durch ausgewählte wissenschaftliche<br />

Lehrstühle, zu denen inhaltliche o<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>e regionale Anknüpfungspunkte<br />

bestehen. Durch die Auswahl <strong>der</strong> Lehrstühle soll gleichzeitig eine gewisse Breite <strong>der</strong><br />

Themenstellungen erreicht werden, um so auch einem möglichst großen Leserkreis<br />

eine interessante und anregende Lektüre zu bieten. Kurzfassungen <strong>der</strong> Arbeiten<br />

werden im Rahmen <strong>der</strong> vorliegenden Broschüre einer breiten Öffentlichkeit zugänglich<br />

gemacht

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