E E G I E T O A - Antonia
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Eine Geschichte aus der Schreibwerkstatt `Punktweise´<br />
Punkt für Punkt zum eigenen Text<br />
Verspätung wegen Tiffany Cornelia Keup<br />
Nach dreißig Jahren Ehe kennt Hans Rosenau die meisten Eigenarten<br />
seiner Frau Emmy. Doch mit der Zeit hat er sich daran gewöhnt.<br />
So reagiert er gelassen auf ihren Vorwurf. „Du bist schon wieder zu<br />
spät“, hört er Emmy sagen.<br />
„Ach, die paar Minuten“, seufzt er. Doch Emmy nimmt es mit der Pünktlichkeit<br />
sehr genau. Schließlich hat sie sich viel Mühe gegeben, um ein schmackhaftes<br />
Mahl zuzubereiten. „Nun sind die Nudeln nicht mehr „al dente“, klagt<br />
sie „und das Gemüse ist auch verkocht.“ „Ich mag es etwas weicher, das ist besser<br />
für meine wackeligen Zähne“, gibt er zurück und sieht seine Frau dabei<br />
treuherzig an. Wie immer reagiert Emmy auf diesen Blick hin verzeihend.<br />
„Nun wasch dir schnell die Hände, wo hast du nur wieder gesteckt?“ Hans<br />
druckst herum, will jedoch nichts verraten. Augenzwinkernd meint er nur:<br />
„Lass dich überraschen!“ Er denkt schon seit einigen Tagen über den Geburtstag<br />
seiner Frau nach. Zufällig hat er ein paar Straßen weiter, als er in<br />
der Tierhandlung ein paar neue Fische kaufen will, im Fenster eines Antiquitätenladens<br />
eine kleine Tiffany-Lampe entdeckt. Er weiß, dass Emmy trotz ihrer<br />
modernen Einrichtung ein Faible für diese Art Kunst hat. Es ist eine Tischlampe<br />
in den Farben, genau wie seine Frau sie mag. Warme herbstliche Töne<br />
in Orange, Rostbraun, Gelb und verschiedenen Grün-Nuancen leuchteten ihm<br />
entgegen. Der Fuß war kupferfarben und passt hervorragend zu den aufeinander<br />
abgestimmten Glas - Ornamenten. „Es wäre Handarbeit und ein Unikat“,<br />
hat der Händler unterstrichen und „deshalb nicht ganz billig“. Sie haben<br />
sich jedoch nach einigem Feilschen über den Preis geeinigt und Hans hat<br />
eine Anzahlung geleistet, um sie in den nächsten Tagen abzuholen.<br />
„ Du hörst mir gar nicht zu!“, hört er plötzlich die Stimme seiner Frau wie aus<br />
weiter Ferne. „Wo bist du nur mit deinen Gedanken?“ Hans schmunzelt nur<br />
und meint: „Sei nicht so neugierig, Weib, du wirst es schon bald erfahren.“<br />
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