wohnenundleben - Selbsthilfe Bauverein eG
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SBV-BOTE<br />
Mitgliederinformation<br />
Erinnerung an „Sanderup“ – In diesem Jahr<br />
wäre Willi Sander 100 Jahre alt geworden<br />
Vor 50 Jahren hieß der Stadtteil<br />
Fruerlund bei vielen Flensburgern<br />
„Sanderup“. Weshalb? Gertrud Sander,<br />
Witwe des SBV-Gründers Willi Sander,<br />
erinnert sich für die Zeitungsserie<br />
„Wirtschaftswunder Album“, die das<br />
Flensburger Tageblatt gemeinsam mit<br />
dem SBV realisiert.<br />
Als der SBV vier Jahre nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg gegründet wurde,<br />
war die Wohnungssituation in<br />
Flensburg kritisch: Die vielen Tausend<br />
Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen<br />
Ostgebieten, die in<br />
Barackenlagern oder bei Verwandten<br />
unterkamen, lebten auf engem Raum.<br />
Einer dieser Flüchtlinge war der<br />
Schlesier Willi Sander. Auf abenteuerlichen<br />
Wegen hatte er aus russischer<br />
Gefangenschaft nach Flensburg entkommen<br />
können, wo seine Frau<br />
Gertrud mit den beiden Kindern<br />
Gudrun und Manfred bereits untergekommen<br />
war.<br />
Eine Perspektive bot sich der kleinen<br />
Familie, in die noch im Juli 1945 die<br />
zweite Tochter Heike geboren wurde,<br />
freilich kaum. Doch davon wollte sich<br />
W O H N E N U N D L E B E N<br />
Willi Sander auf einem Portraitfoto, das<br />
Ende der 1950er-Jahre entstand.<br />
Willi Sander nicht entmutigen lassen.<br />
„Er war von jeher ein Energiebündel<br />
und auch in der größten Not noch positiv<br />
eingestellt“, erinnert sich Gertrud<br />
Sander an ihren Mann, der im Oktober<br />
dieses Jahres seinen 100. Geburtstag<br />
hätte feiern können.<br />
12<br />
Gemeinsam mit anderen Flüchtlingen<br />
aus Schlesien und Ostpommern gründete<br />
Willi Sander am 21. Juli 1949<br />
den <strong>Selbsthilfe</strong>-<strong>Bauverein</strong>, um<br />
Wohnraum und Arbeit zu schaffen.<br />
Doch wovon sollten Grundstücke und<br />
Baumaterial bezahlt werden, von den<br />
Handwerkern gar nicht zu reden? „Wir<br />
haben doch alle kein Geld“, lag Gertrud<br />
Sander ihrem Mann damals in den<br />
Ohren. Der antwortete nur: „Macht<br />
nichts, wir fangen klein und langsam<br />
an, dann wird das schon.“ Das war<br />
freilich tiefgestapelt, denn tatsächlich<br />
wurden gleich im ersten Anlauf 600<br />
Wohnungen gebaut – dank des unermüdlichen<br />
Einsatzes von Willi Sander,<br />
der Mittel aus dem Marshallplan für<br />
Flensburg akquirieren konnte.<br />
„Das Glücksgefühl der Menschen, die<br />
endlich wieder in eine eigene Wohnung<br />
ziehen konnten, war unbeschreiblich“,<br />
erinnert sich Gertrud Sander. Und<br />
daran, dass der Zusammenhalt unter<br />
den Menschen, die alle ein ähnliches<br />
Schicksal erlitten hatten, sehr groß<br />
war.<br />
Unermüdlich setzte sich Willi Sander<br />
als erster Vorstandsvorsitzender des