ProZukunft 01/2010 - Die Genossenschafft

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WBG Zukunft – sozial engagiert
Beim Einzug liefen Freudentränen
Der lange Weg zu einer komfortablen Wohnung
Zwanzig Jahre nach der Wende hat
sich das Leben in vielen Bereichen so
grundlegend verändert, dass die Erinnerungen
aus der DDR-Zeit allmählich
verblassen.
Ab und an denkt man daran zurück,
wie schwierig es zum Beispiel
war, eine Wohnung zu bekommen.
Aus der Wohnungsnot resultierten
lange Wartezeiten und geringe Auswahlmöglichkeiten.
Dabei sollte man
nicht verkennen: Heute ist das in einigen
Ballungsgebieten in den alten
Bundesländern mitunter auch so.
Anfang der 70er-Jahre jedenfalls waren
Wohnungen knapp, erst recht
komfortable Neubauwohnungen.
Unser Mitglied Jutta Wollweber erinnert
sich gut:
„Damals wurde ich gegen Zahlung
von 10 Mark Mitglied der AWG Fortschritt“,
erzählt sie rückblickend.
AWG lautete die Abkürzung für Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft
und viele Menschen verbanden damit
die Hoffnung auf eine gute Wohnung.
Jutta Wollweber wohnte zu dieser
Zeit mit ihren beiden Kindern in der
Bebelstraße über einer Feilenfabrik.
Die Wasserleitung war oft verstopft,
das Becken lief manchmal über. Die
Außentoilette wurde von drei Familien
benutzt. „Eine Frau polierte die
Toilettenbrille ständig mit Bohnerwachs,
weil das zur Ordnung gehört“,
erinnert sie sich.
Die Wäsche wurde auf dem Dach der
Fabrik zum Trocknen aufgehängt.
Und zu allem Überdruss gab es
Mäuse im Haus, Fallenstellen stand
auf der Tagesordnung. Das war der
letzte Anstoß, um das Thema neue
Wohnung beherzt anzugehen.
„Und das war alles andere als einfach“,
berichtet Jutta Wollweber.
„Wohnungen wurden über den
Betrieb verteilt und ich arbeitete in
den Konsum-Nährmittelwerken, den
Erfurtern als „Puddingbude“ gut bekannt.
Der Bedarf der Kollegen überstieg
die verfügbaren Wohnungen
bei Weitem. Monatelang kam ich
über eine Registrierung nicht hin-
aus.“
Als sie sich beschwerte, schlug man
ihr vor, sie solle doch in die Partei eintreten.
„Als ich das tat, dachte ich:
Nun geht es voran. Aber Pustekuchen!“
Erst als sie zur Meisterin avancierte,
konnte sie ihr Anliegen durchsetzen.
„Als ich das erste Mal diese Wohnung
sehen durfte, den Balkon, endlich
ein Bad, die sonnigen Zimmer,
liefen Freudentränen“, erzählt Jutta
Wollweber bewegt. Dann kam der
Tag des Umzugs. Der Betrieb stellte
ein Fahrzeug, die Geschwister halfen
mit. Trotz der vielen Arbeit war es für
alle ein wunderschöner Tag. Jutta
Wollweber beschloss: „Hier ziehe ich
nie wieder aus!“
Schnell fand sie Kontakt zu den
Nachbarn. Jeder half jedem. „Wir
waren eine tolle Gemeinschaft.“
30 Jahre verbrachte sie in dieser
Wohnung, dann zwangen gesundheitliche
Gründe zum Umzug. Heute
wohnt sie in der Budapester Straße,
hat den Aufzug auf der Etage. Und
auch alle anderen Annehmlichkeiten,
die sie heute genießen kann, weiß
sie zu schätzen. Wenn man ihre Geschichte
gehört hat, kennt man den
Grund.
ERZäHLEN SIE UNS
IHRE GESCHICHTE!
Ihre Hausgemeinschaft feiert Jubiläum? Es gibt viel zu erzählen aus
den vergangenen Jahrzehnten? Wir sind neugierig auf Ihre ganz persönliche
Geschichte.
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WBG Zukunft eG · Mittelhäuser Straße 22 · 99089 Erfurt
E-Mail: zukunft@wbg-zukunft.de
Gebäude in der Budapester Straße