Andachten als PDF Download - Evangelischer Kirchenkreis Siegen
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JUGEND<br />
SOMMER<br />
ANDACHTEN<br />
2012<br />
Hin zur Sonne<br />
Herausgegeben vom<br />
Referat für Jugend- und Gemeindepädagogik<br />
des Evangelischen <strong>Kirchenkreis</strong>es <strong>Siegen</strong><br />
Haus der Kirche, Burgstraße 21, 57072 <strong>Siegen</strong><br />
Redaktion, Satz und Layout:<br />
Melanie Grybel und Karlfried Petri<br />
Druck und Umschlaggestaltung:<br />
Winddruck oHG <strong>Siegen</strong>-Eiserfeld<br />
Auflage: 3000 Exemplare<br />
<strong>Siegen</strong>, Juni 2012<br />
www.andachtensommer.de
Hin zur Sonne<br />
Editorial<br />
Freitagmittag, 11:25 Uhr: Die Schulglocke läutet, schnell den<br />
Rucksack schnappen und raus hier! Endlich Ferien!<br />
Freitagnachmittag, 15:09 Uhr: Ein letztes Mal die Bürotür schließen,<br />
ein letztes Mal die Arbeitsklamotten in den Spind schließen, Tasche schnappen<br />
und raus hier! Endlich Urlaub!<br />
Samstagmorgen, 08:00 Uhr: Die Koffer sind gepackt, alle sitzen im Auto, den<br />
Zündschlüssel drehen und weg hier! Endlich ab in den Süden! Hin zur Sonne!<br />
Hin zur Sonne, das ist für mich Sehnsucht nach Wärme und Licht, nach Raum<br />
zur Entfaltung und freier Zeit. Ich stelle mir vor, wie ich morgens ausgeschlafen<br />
aus einem Zelt oder einem Bett krieche, mich der Sonne entgegenstrecke, tief<br />
einatme und dabei weiß, dass heute nichts mehr vor mir liegt. Hin zur Sonne,<br />
das ist ein Perspektivenwechsel. Um meinen Blick zur Sonne heben zu können,<br />
muss ich meine alltäglichen Sorgen, die dreckigen Strümpfe von gestern, den<br />
noch zu wischenden Boden, die Probleme, die ich eh nicht unter meine Füße<br />
kriege, aus den Augen lassen. Nur, wenn ich dazu bereit bin, kann ich mich der<br />
unendlichen Weite des Himmels zuwenden. Manchmal geschieht dies<br />
erwartungsvoll, hoffnungsfroh, dankbar, manchmal auch verzweifelt,<br />
sehnsüchtig, klagend, flehend.<br />
Hin zur Sonne! Richte mit uns gemeinsam den Blick zum Himmel und erlebe,<br />
wie Gott Licht in dein Leben bringt, wie sein liebender Blick dich begleitet, dich<br />
tröstet und dir täglich zuspricht, dass du sein geliebtes Kind bist. Er wird dich<br />
ganz sicher auch an Schattentagen deines Lebens nicht alleine lassen.<br />
In diesem Heft findest du 46 <strong>Andachten</strong>, für jeden Tag der Sommerferien eine.<br />
38 verschiedene Autorinnen und Autoren haben den Perspektivenwechsel<br />
gewagt, ihren Blick auf Texte aus den Psalmen, dem Buch Micha und dem<br />
Markusevangelium gerichtet. Was ihnen dabei ins Auge gefallen ist, welche<br />
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Hin zur Sonne<br />
Lichtstrahlen für sie durch die Bibelabschnitte hindurch in ihr Leben leuchten,<br />
haben sie für uns aufgeschrieben. Ihr habt auch das Dunkel mancher Texte<br />
nicht gescheut und so das Licht der Liebe Gottes für uns aufgedeckt. Susanne<br />
Lanatowitz hat ihren Blick korrigierend auf die fertigen Texte, Karlfried Petri<br />
seinen Blick und seine Kamera gemeinsam mit mir auf das Innenlayout und das<br />
Titelbild gerichtet. Ich danke euch allen! Dass ihr euer Licht nicht unter einen<br />
Topf stellt, macht unsere Welt ganz sicher „ein bisschen“ heller.<br />
Die <strong>Andachten</strong> malen ein buntes Bild, wie vielfältig Jugendliche, Ehrenamtliche<br />
in der Jugendarbeit und Hauptamtliche in unserer Kirche denken und glauben.<br />
In dieser Vielfalt kann die Verantwortung für die Inhalte der einzelnen<br />
<strong>Andachten</strong> natürlich nur bei den jeweils genannten Verfasserinnen und<br />
Verfassern liegen, gleiches gilt für die Rechte.<br />
Wir laden dich auch in diesem Jahr ein, deine ganz eigenen Gedanken, was du<br />
glaubst und lebst, mit uns zu teilen. Klick doch mal rein, bei<br />
www.andachtensommer.de und hinterlasse deinen Kommentar zum jeweiligen<br />
Tagestext. Ich bin gespannt, wie bunt und vielfältig unser Glaubensbild am<br />
Ende dieses Sommers ist.<br />
Bis dahin wünsche ich dir einen Sommer voller Sonnenstrahlen. Gott segnet<br />
dich!<br />
Melanie Grybel<br />
Jugendreferentin im Ev. <strong>Kirchenkreis</strong> <strong>Siegen</strong><br />
Region 1 – Ev. Ref. Kirchengemeinde Rödgen-Wilnsdorf<br />
www.andachtensommer.de 3
Hin zur Sonne<br />
Samstag, 7. Juli 2012<br />
„Stell dir mal vor…“<br />
Micha 3, 1–12<br />
Stell dir mal vor, da ist ein Platz, du weißt schon wo, da schenkt<br />
man dir ein Lächeln und so. Einfach gut. …“<br />
Wie müsste er aussehen, dieser Platz, den du einfach gut findest,<br />
dein Platz an der Sonne? Ganz sicher völlig anders, <strong>als</strong> der Ort, an dem sich<br />
Micha befindet. Dort scheint die Sonne nur für die Mächtigen und<br />
Ungerechten. Mitgefühl, Liebe, Fürsorge, Gerechtigkeit fehlen dort<br />
vollkommen. Menschen werden brutal ausgebeutet. Es ist ein kalter und<br />
dunkler Ort, eine kalte und dunkle Zeit, in der Micha lebt. Er sehnt sich ganz<br />
sicher nach Wärme und Licht für sich und die Menschen in seinem Umfeld.<br />
Deshalb steht er auf und macht seinen Mund auf. Eigentlich hat er gar nichts zu<br />
sagen. Er ist nicht besonders angesehen oder berühmt oder so. Niemand hat ihn<br />
nach seiner Meinung gefragt. Er ist jemand wie du und ich, ein Jedermann. Er<br />
ist ein Jedermann voller Sehnsucht.<br />
Für Frieden und Gerechtigkeit, für Arme, Kranke, Schwache, Randgruppen<br />
erhebt Micha sich und seine Stimme. Gegen Unrecht, Ausbeutung,<br />
Misshandlung, Egoismus, Mobbing, Habgier, Krieg erhebt Micha sich und seine<br />
Stimme. „Hört doch…!<br />
Micha steht auf, weil er von Gott die Kraft dazu bekommen hat. Diese Kraft<br />
kommt aus einer Sehnsucht, die Gott uns allen ins Herz gelegt hat. Die<br />
Sehnsucht nach Frieden und Gerechtigkeit.<br />
Stell dir mal vor, da ist ein Platz, an den Gott dich gestellt hat. Ein Platz, an dem<br />
du aufstehen und deinen Mund aufmachen sollst. Ein Platz, an dem du deine<br />
Stimme gegen Unrecht, Ausbeutung, Mobbing, Egoismus, Habgier, Krieg<br />
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Hin zur Sonne<br />
erheben sollst. Ein Platz, an dem du deine Stimme für jemanden, für Frieden<br />
und Gerechtigkeit erheben sollst. Gott gibt dir und mir die Kraft dazu.<br />
Melanie Grybel, 34 Jahre<br />
Sonntag, 8. Juli 2012 Psalm 73<br />
(K)ein Platz an der Sonne!<br />
Hey, Asaf, ich verstehe dich nur zu gut, wenn ich deinen Psalm lese.<br />
Genau diese Fragen habe ich Gott schon oft gestellt und werde<br />
sicher auch nicht aufhören, ihn damit zu bestürmen.<br />
Wie unbegreiflich – dieses Leben! Ebenso unbegreiflich – dieser Gott! Jeder<br />
erlebt Menschen in seiner Umgebung, denen ist Gott völlig gleichgültig. Sie<br />
leben sorglos, ohne Tabus, ohne jegliche Verantwortung, sind gesund,<br />
wohlhabend, erfolgreich – ja, sie scheinen einen Platz an der Sonne für sich<br />
gepachtet zu haben.<br />
Was bringt mir mein Glaube eigentlich, wenn ich auch ohne Gott, Jesus, Kirche<br />
und Gemeinde ein glückliches, zufriedenes Leben führen kann? Warum<br />
bewahrst du die, die dir treu nachfolgen, nicht vor Unglück, Krankheit und<br />
Schicks<strong>als</strong>schlägen? Kann das richtig sein? Ist das gerecht? Fragen über Fragen!<br />
Einer meiner Zeitgenossen - Johannes Hansen, ein Psalmdichter genau wie du,<br />
hat seine Gedanken so formuliert:<br />
„Wen Gott heilt, den verletzt er zuvor, wen Gott aufrichtet, den stürzt er zu<br />
Boden. … Wenn es Morgen werden soll, müssen wir vorher durch die Nacht. …<br />
Gott arbeitet gründlich, fängt tief unten in uns an. … Tief reißt er den Boden<br />
auf, wenn er seine Saat in unser Leben wirft. …“<br />
www.andachtensommer.de 5
Hin zur Sonne<br />
Da steckt drin, was auch du erfahren hast. Zweifel an Gott haben dich<br />
regelrecht krankgemacht, du warst am Boden zerstört. Bin ich wirklich erst<br />
dann empfänglich für Gottes Liebe, wenn ich ganz unten bin? Du hast trotz<br />
allem nicht aufgehört, SEINE Gegenwart (V.17) zu suchen, mit IHM zu reden<br />
und mit einem Mal verstanden: Gottes Gerechtigkeit lässt sich nicht an unseren<br />
Lebensumständen ablesen, sondern sie zeigt sich in seiner Liebe und Treue zu<br />
uns Menschen.<br />
Ich freue mich, dass es in deinem Psalm wieder ganz hell wird (V. 23). Das<br />
Klagen hat ein Ende und aus der Tiefe kommen Glück, Freude und Zuversicht<br />
an die Oberfläche. Dein Gebet macht mir Mut, es wieder neu zu glauben:<br />
Gott sagt JA zu mir, seine Hand hält mich, durch Tiefen und in Krisenzeiten<br />
trägt er mich, er gibt meinem Leben eine Perspektive, selbst dann, wenn ich<br />
mich auf dem Weg verlaufe. Das Leben OHNE Gott endet im Chaos (V.18+19),<br />
aber MIT ihm hat es ein Ziel, denn er hat in der Ewigkeit einen „Platz an der<br />
Sonne“ für mich vorbereitet (V.24). Das ist es, was zählt! Ja, es stimmt: dunkle<br />
Tage mit Angst, Sorgen, Enttäuschungen und Verletzungen werden immer zu<br />
meinem Leben auf der Erde dazugehören, auch die WARUM-Fragen bleiben,<br />
ABER viele Strahlen von Gottes hellem Licht treffen mich schon jetzt und hier,<br />
sie tun mir gut, sie wärmen und heilen.<br />
Asaf, vielleicht komme ich auch irgendwann an den Punkt, wo ich dein neu<br />
gewonnenes Lebensmotto (V.25) vorbehaltlos teilen kann. Und ich staune<br />
darüber, dass Gott so ausdauernd und gründlich an mir/an uns arbeitet, ja noch<br />
viel mehr: er will uns gebrauchen, um auch anderen diese Richtung zu zeigen –<br />
hin zur Sonne! Danke Asaf! Danke Gott!<br />
6<br />
Beate Oerter, 47 Jahre, Oberdielfen
Hin zur Sonne<br />
Montag, 9. Juli 2012 Micha 4, 1–10<br />
Nur noch<br />
kurz die Welt ändern<br />
ERIEN!!! Endlich frei! Urlaub, ausschlafen, nur das machen, worauf<br />
ich Lust habe, Freunde treffen, keine Termine. Tut das gut. So kann<br />
FSo,<br />
es bleiben.<br />
oder so ähnlich geht es dir vielleicht heute. Andere brauchen vielleicht ein<br />
bisschen, um „runterzukommen“ – in den Ferien anzukommen. Da geht einem<br />
noch so Einiges nach, was im letzten Schuljahr alles passiert ist. Da gab es Streit<br />
unter Klassenkameraden, Freunden, Geschwistern und Eltern, Stress mit<br />
Lehrern, Lästereien, Mobbing, Frust… Bei dem einen hab ich mitgemacht, bei<br />
dem anderen war ich vielleicht Opfer. Ganz schön anstrengend und manchmal<br />
auch echt ungerecht. Ob das nach den Ferien so weitergehen wird?<br />
Da kommt so eine Verheißung, wie wir sie in unserem Text bei dem Propheten<br />
Micha lesen gerade recht. Das hört sich an wie ein Aufschrei nach Frieden und<br />
Gerechtigkeit. Eigentlich wünschen wir uns doch nichts mehr, <strong>als</strong> in Frieden<br />
mit unseren Freunden und Bekannten zu leben und nicht mehr ungerecht<br />
behandelt zu werden. Die Bibel ist voll von Hinweisen, wie wir Menschen<br />
miteinander umgehen sollen, um gemeinsam leben zu können. Micha<br />
beschreibt das mit dem Bild des Tempels, der am Ende aller Tage<br />
unerschütterlich über allem anderen stehen wird – wenn Gott sein Reich baut.<br />
Deshalb dürfen wir träumen und Visionen haben.<br />
Was heißt das, sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und aus<br />
Speerspitzen Winzermesser? Es heißt doch, dass etwas umgekehrt wird. Waffen<br />
werden zu Werkzeugen.<br />
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Hin zur Sonne<br />
Wie kann die Vision, die Micha hatte, heute konkret werden? Was bedeutet das<br />
heute für mich?<br />
Träume und lebe!<br />
Der Prophet Micha beschreibt eine Welt, wie sie Gott gefällt. Da wird es keinen<br />
Streit mehr geben, da werden aus Feinden Freunde, da gibt es keine<br />
Ungerechtigkeit mehr, da muss ich keine Angst mehr haben zu versagen. Da<br />
geht es nicht mehr darum, wer ist der/die Bessere, wer hat die cooleren<br />
Klamotten oder wer ist beliebter. Wenn diese Werte unser Leben prägen, dann<br />
gibt es keine Sorgen mehr. Dann herrschen Friede, Gerechtigkeit und Liebe.<br />
Gott hat nicht nur einen Plan mit dir, sondern mit seiner ganzen Welt. Hört<br />
sich doch gut an, oder? Also: Träume! Unsere Träume und Visionen zu leben,<br />
ist nicht einfach und erfordert viel Gottvertrauen und Standhaftigkeit, sich<br />
auch mal gegen den Trend zu stellen oder dem Schwächeren zu helfen. Damit<br />
machen wir uns nicht immer nur beliebt. Aber wir kommen Gottes Willen und<br />
seinem Wunsch für unser Leben näher. Unser Traum kann Wirklichkeit<br />
werden. Das bedeutet Veränderung jedes Einzelnen und damit der Welt.<br />
Um die Welt zu verändern, brauchen wir Zeit für uns und Zeit füreinander. Da<br />
sind doch die Sommerferien eine gute Gelegenheit.<br />
Ich wünsche dir eine traumhafte freie Zeit, Zeit für Freunde, Familie und für<br />
dich. Und ich wünsche dir Zeit, um darauf zu hören, was Gottes Plan für dich<br />
und diese Welt ist.<br />
8<br />
Dorothee Kahm, CVJM Oberdielfen
Hin zur Sonne<br />
Dienstag, 10. Juli 2012 Micha 4,11–5,4a<br />
Frieden ist möglich<br />
as für ein spannungsvoller Text, mit dem wir es heute zu tun<br />
haben. Wie dicht liegt das zusammen: Bedrohung, Gericht,<br />
WUnd<br />
Gewalt, Ohnmacht und dann schließlich Friede.<br />
immer steht Israel mit seiner Hauptstadt Jerusalem im Mittelpunkt. Weil<br />
es Gottes Gebote so oft missachtet, lässt Gott an ihm das Gericht vollziehen<br />
durch andere Völker, die aber irrtümlich glauben, sie selbst hätten diese Macht.<br />
Sie kennen nicht „des HERRN Gedanken“ (V.12) und dass sie eigentlich nur<br />
Werkzeuge sind in seiner Hand. So ist das wohl bis heute: Da gibt es<br />
großsprecherische Politiker im Nahen Osten, die Israel ins Meer treiben oder<br />
von der Landkarte ausradieren wollen. Das ist die eine Wahrheit, die uns der<br />
Prophet Micha sagen will (und nicht nur er: Es ist die zentrale Botschaft aller<br />
Propheten): Gott regiert die Welt und ER bestimmt über das Schicksal seines<br />
Volkes, und das bedeutet, dass ER ihm letztlich gnädig sein wird.<br />
Das wird im zweiten Teil unseres Andachtstextes deutlich. Hier kommt<br />
geradezu weihnachtliche Stimmung auf. Dass Gott Bethlehem, dieses kleine<br />
Städtchen in Juda, dazu ausersehen hat, einen Neuanfang zu wagen, bezieht die<br />
Christenheit auf den Messias Jesus, der in Bethlehem geboren wird. Matthäus<br />
zitiert ausdrücklich den Micha-Vers in seinem Evangelium (Mt.2,5f). Für Micha<br />
ist es der Friedensbringer, der aus dem unbedeutenden Bethlehem stammt. Das<br />
erinnert an den Beginn des Königtums in Israel, wo vor langer Zeit schon mal<br />
ein „Heilsbringer“ mit Namen David, der zunächst auch <strong>als</strong> jüngster Sohn des<br />
Isai ganz unbedeutend war, hervorkam.<br />
Das ist nun die zweite Wahrheit, die uns Micha vermittelt: Gottes Wirken<br />
vollzieht sich nicht im gleißenden Licht des politischen Triumphes. Es ist eher<br />
www.andachtensommer.de 9
Hin zur Sonne<br />
unscheinbar. Der Königstitel wird vermieden (in V.3); die Tätigkeit des neuen<br />
Herrschers wird eher <strong>als</strong> Hirtendienst beschrieben, Bilder, die uns vom Neuen<br />
Testament nur zu gut bekannt sind. Da kommt einer, der so sehr mit Gott<br />
verbunden ist, dass er Gottes Macht und Kraft zwar verkörpert, aber von ihr<br />
nicht sensationsgierig Gebrauch macht, sondern einfühlsam auf die Menschen<br />
zugeht.<br />
Für Israel bedeutete das dam<strong>als</strong>, dass es eine Zeit geben wird, wo sie „sicher<br />
wohnen“. Und der Friedensbringer wird „der Friede sein“ (V.4a). Hier sind die<br />
Bezüge zum Neuen Testament ganz überdeutlich. Der Engelschor aus der<br />
Weihnachtsgeschichte (Lukas 2,14) verkündet es: „Ehre sei Gott in der Höhe<br />
und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“ Die Hoffnung,<br />
die bei Micha aufleuchtet („Und er wird der Friede sein“), ist für den Christen<br />
erfahrbare Realität geworden: „Er ist unser Friede“ schreibt Paulus im<br />
Epheserbrief (2,14). Ein paar Verse weiter heißt es, dass dieser Friede uns in<br />
einem Geist den Zugang zum Vater ermöglicht. Was für eine schöne<br />
Verheißung. Gott hat den Zaun abgebrochen, der uns von ihm trennte, und was<br />
für eine schöne Einladung Gottes, ihm unser Leben anzuvertrauen.<br />
10<br />
Friedrich Gerlach, 69 Jahre, Wilnsdorf-Niederdielfen<br />
Mitglied im Jugendausschuss
Mittwoch, 11. Juli 2012<br />
Was soll ich tun?<br />
Hin zur Sonne<br />
Micha 6, 1-8<br />
ls ich den Text das erste Mal gelesen habe, musste ich schmunzeln<br />
und dachte mir, oh man, wie einfach ist das denn?? Mehr will Gott<br />
ADoch<br />
nicht??<br />
dann wurde mir das Ausmaß eigentlich erst so richtig bewusst! Jeden lieb<br />
haben, nee, das ist jawohl ein Scherz!<br />
Doch, genau das meint Gott ernst! Er hat das Volk Israel nicht aufgegeben und<br />
bis ins unermessliche geliebt. Sie haben ihn verspottet, sich einen „neuen“ Gott<br />
gebastelt und Gott hat sie trotzdem geliebt.<br />
Uns fällt es schwer zu verzeihen, das jemand mal zu spät ist oder nicht<br />
zurückgeschrieben hat. Was eine Lappalie.<br />
Unsereins denkt sofort kompliziert, wenn es um's Entschuldigen geht. Was<br />
kann ich ihm schenken, was kann ich anders machen? Was soll ich tun?<br />
Bei uns Menschen ist das alles immer unglaublich kompliziert, weil jeder eine<br />
andere Auffassung der Situation hat. Für den einen reicht ein einfaches<br />
„Entschuldigung“ bei dem anderen muss es ein 5-Sterne-Menü sein, damit<br />
Verzeihen möglich wird!<br />
Es wäre alles so einfach, wenn wir so handeln würden, wie Gott es uns im<br />
heutigen Text aufträgt. Wenn wir gesündigt haben oder etwas getan haben, was<br />
nicht im Sinne der Bibel ist (z.B. Lügen, Vater und Mutter nicht ehren...), dann<br />
sollen wir uns in dem Ganzen mit Liebe begegnen.<br />
Was heißt das? Das heißt, dass du nichts BESONDERES tun musst. Du musst<br />
keinerlei Opfer bringen. Gott verlangt nicht von dir, jeden Sonntag in die<br />
Kirche zu gehen oder in der Stadt Bibeln zu verteilen (das wäre eine starke<br />
Aktion). Dass einzige was Gott von dir verlangt, ist, deinen Mitmenschen mit<br />
www.andachtensommer.de 11
Hin zur Sonne<br />
Liebe zu begegnen und nicht nachtragend zu sein. Gott bittet dich nur, deine<br />
Sünden und Fehler einzugestehen, denn dann trennt dich nichts mehr von<br />
Gott!<br />
Gebet: Gott, ich danke dir für deine Barmherzigkeit. Du liebst mich mit all<br />
meinen Fehlern. Ich danke dir dafür, dass du mir meine Fehler vergibst.<br />
Ich bitte dich darum, dass du mir die Kraft gibst, weiterhin in deiner Liebe zu<br />
bleiben. Dass ich jeden Tag neu erfahren darf, wie stark deine Liebe mich<br />
macht. Dass ich meinen Mitmenschen mit derselben Liebe entgegen kommen<br />
kann, wie du mich liebst. Amen.<br />
Lied: Vater deine Liebe (Feiert Jesus 1, 108)<br />
Janna Kring, Wilnsdorf<br />
Donnerstag, 12. Juli 2012 Micha, 7, 8–20<br />
Das Beste<br />
kommt von Gott<br />
Du hast den Text gelesen? Sehr gut. Verstanden? Zum größten Teil.<br />
Was will er mir sagen? Schwer zu beantworten. So oder so ähnlich<br />
ging es mir mit dem vorgeschlagenen Text. Manches habe ich auch<br />
zweimal und laaaaaaangsam gelesen, um es dann zu verstehen.<br />
Micha macht es uns auf den ersten Blick nicht so leicht. Viele Vergleiche aus<br />
einer Zeit, da das Volk Israel in Babylon gefangen war. Bilder, die von<br />
12
Hin zur Sonne<br />
Erfahrungen der Israeliten mit ihrer Geschichte (Auszug aus Ägypten mit<br />
Gottes Hilfe, Krieg und Konflikte mit anderen Völkern, Gott <strong>als</strong> Licht in der<br />
Dunkelheit von Gefangenschaft und Unterdrückung) erzählen.<br />
Und obendrauf noch eine Sprache, die mir nicht so geläufig ist…<br />
Doch warum kommt dann das „Beste“ zum Schluss? Nun, es ist die Hoffnung,<br />
die dieser Text ausstrahlt. Die Hoffnung auf die Gemeinschaft in Jerusalem. Das<br />
ist das Ziel, die Heimat aller Israeliten. Wer von uns freut sich nicht auch auf<br />
sein Zuhause, seine Heimat?! Es ist die Hoffnung auf die Gemeinschaft mit<br />
Gott, unserem Gott, der für uns da sein möchte, <strong>als</strong> Ansprechpartner, Helfer,<br />
Begleiter, Vater. Die Hoffnung auf Gnade. Jenes Geschenk Gottes, dass wir<br />
bekommen, um seine Gegenwart zu erleben und nicht nur davon zu hören. Die<br />
Gnade, die den Weg freimacht.<br />
Gott vergibt und trägt uns unsere Fehler nicht nach. Das ist entlastend und baut<br />
auf. Und das Beste ist, er tut es immer wieder. Einfach so, ohne Bedingungen.<br />
Vertraust du diesem Gott? Dann sag ihm, was nicht läuft oder schief gelaufen<br />
ist. Er wird sich der Sache annehmen. Und sei gespannt auf sein Wirken.<br />
Das Beste kommt von Gott. AUGEN AUF!!<br />
Volker Peterek, 33 Jahre<br />
Jugendreferent im Ev. <strong>Kirchenkreis</strong> <strong>Siegen</strong><br />
Region 5 Kirchengemeinden Freudenberg, Trupbach-Seelbach; Oberfischbach<br />
www.andachtensommer.de 13
Hin zur Sonne<br />
Freitag, 13. Juli 2012 Markus 2,18–22<br />
Sekt oder Selters...?!<br />
Ein WIRKLICH gläubiger Mensch tut so etwas nicht!“ Wer hat diesen<br />
Satz nicht schon einmal gehört? Auch bei der erneuten<br />
Auseinandersetzung in Galiläa zwischen Jesus und den Pharisäern<br />
schwingt dieser Vorwurf mit.<br />
Warum wird in der einen Gemeinde geduldet, was in einer anderen strengstens<br />
untersagt ist? Woher kommt diese Unterschiedlichkeit? Können wir uns ein<br />
andersartiges und vielseitiges Denken unter Christen überhaupt leisten? Oder<br />
erscheinen wir dann nicht allzu uneinig?<br />
So – oder so ähnlich – lauten vielleicht einige der Fragen, mit denen Christen<br />
heutzutage oft konfrontiert werden. Und auch die einzelnen Gemeinden sind<br />
immer wieder aufgerufen, zu bestimmten, häufig brisanten Themen Farbe zu<br />
bekennen und Stellung zu beziehen.<br />
Wie so oft versuchen in unserem Text die Pharisäer und Schriftgelehrten wieder<br />
einmal, Jesus zu provozieren. Frei nach dem Motto „Ein WIRKLICH gläubiger<br />
Jude hat dieses und jenes zu tun!“ erkundigen sie sich scheinheilig danach,<br />
warum Jesu Jünger es augenscheinlich nicht nötig haben, so zu fasten, wie es<br />
von einem wirklich gläubigen Juden verlangt wird.<br />
Jesu Antwort ist verblüffend einfach: Er vergleicht die Situation mit einer<br />
Hochzeit. Dabei ist er selbst der Bräutigam und seine Jünger sozusagen die<br />
Hochzeitsgäste. Und es macht keinen Sinn, zu fasten, solange die Hochzeit<br />
noch nicht vorbei ist.<br />
Stell dir vor: ein riesiges Büffet, du überlegst fieberhaft, mit welcher<br />
Köstlichkeit du wohl <strong>als</strong> Erstes beginnen sollst und dann die<br />
14
Hin zur Sonne<br />
Lautsprecherdurchsage: „So Leute, ab geht’s nach Hause – FASTENZEIT ist<br />
angesagt!“ – das wäre doch total verrückt!<br />
Mit anderen Worten: Die Party ist noch nicht vorbei, solange der Gastgeber das<br />
Licht noch nicht ausgeschaltet hat!<br />
Es gibt für die Jünger überhaupt keinen Grund zum Fasten, denn noch ist<br />
JESUS bei ihnen, noch können sie Tag für Tag große und kleine Wunder mit<br />
und durch IHN erleben!<br />
Um die Sache noch stärker zu verdeutlichen, benutzt Jesus noch zwei weitere<br />
Bilder, die mit „alt“ und „neu“ zu tun haben.<br />
Paulus spricht im Korintherbrief davon, dass das Alte vergeht und etwas Neues<br />
beginnt, wenn man zu Christus gehört (2. Kor. 5,17).<br />
Die Entscheidung liegt bei DIR. Jesus lädt dich ein, IHM nachzufolgen. Und<br />
wenn du dich dafür entscheidest, dann kannst, darfst und sollst du in deinem<br />
Glauben an IHN ehrlich und authentisch sein. Dabei sieht ER dein Herz an.<br />
Jesus durchschaut f<strong>als</strong>che Frömmigkeit und Heuchelei – dam<strong>als</strong> bei den<br />
Pharisäern genauso, wie bei uns heute.<br />
Wir müssen kein verkrampftes Christsein leben, sondern ein echtes, ehrliches<br />
und authentisches! Es kommt auf DEINE Ehrlichkeit an!<br />
Gebet: Vater, ich danke dir dafür, dass ich mich bei dir nicht zu verstellen<br />
brauche. Du weißt aber auch, dass es mir manchmal Angst macht, dass du<br />
wirklich jeden Winkel meines Herzens kennst. Hilf mir, dir und den Menschen<br />
um mich herum ehrlich gegenüberzutreten und ihnen authentisch zu begegnen.<br />
Amen!<br />
Claudia Schürg, <strong>Siegen</strong><br />
www.andachtensommer.de 15
Hin zur Sonne<br />
Samstag, 14. Juli 2012 Markus 2, 23–28<br />
Was war das für ein<br />
Durcheinander!<br />
rst stimmte der Rat der Stadt <strong>Siegen</strong> gegen verkaufsoffene Sonntage.<br />
Die Wirtschaft und der Handel jammerten, es wurde erneut<br />
EAber<br />
abgestimmt und wieder gab es ein „Nein“.<br />
wie so oft im Leben, alle guten Dinge sind drei, kam das Thema wieder auf<br />
die Tagesordnung und diesmal wurden drei verkaufsoffene Sonntage vom Rat<br />
genehmigt.<br />
Darf ich am Sonntag arbeiten, ist Brötchen holen okay? Fragen, die nicht erst<br />
seit Kurzem diskutiert werden, sondern schon zu Jesu Zeiten aktuell waren.<br />
Und bei allem war schon immer eines das Gleiche, jeder stellt seine eigenen<br />
Interessen in den Vordergrund: Die Händler möchten ihre Geschäfte<br />
präsentieren, Familien einen Ausflug machen, Verliebte durch die<br />
Einkaufsstraßen bummeln, Senioren einen leckeren Kaffee trinken und die<br />
Pharisäer nach Fehlern bei den Schülern von Jesus suchen. Und bei allem<br />
argumentieren und lamentieren verliert der Sonntag immer mehr an seiner<br />
Bedeutung. Er wird zu einem Tag, wie jeder andere. Aus dem Sonntag wird ein<br />
Werktag.<br />
Dabei ist der Sonntag wichtig, sogar Gott ruhte am siebten Tag. Nicht nur der<br />
Sportler braucht nach dem Training die richtige Zeit der Regeneration, nur<br />
dann kann er seine Leistung steigern, sondern der ganze Mensch braucht<br />
Erholung, muss mal zur Ruhe kommen, damit er weiter funktioniert.<br />
16
Hin zur Sonne<br />
Der Sonntag bietet sich an zum Auftanken, die Schule ist geschlossen, die<br />
meisten Menschen müssen nicht zur Arbeit gehen, es ist nicht der Termindruck,<br />
der ansonsten vielleicht herrscht.<br />
Probier' es einfach mal wieder, schalte am Sonntag einen Gang zurück, lies<br />
einen meditativen Text oder besuch' einen Gottesdienst. Wenn Du Dich darauf<br />
einlässt, wirst Du erstaunt sein, wie Gottes Wärme Dich berührt und Dir neue<br />
Kraft schenkt.<br />
Maik Schöler, CVJM Flammersbach<br />
Sonntag, 15. Juli 2012 Psalm 119,113–120<br />
Der will Christ sein?<br />
Oh Mann, ich kann ihn ja nicht leiden. Dieser Mensch treibt mich in<br />
den Wahnsinn. Immer schön auf fromm machen in der Gemeinde,<br />
sich in den Vordergrund spielen, damit auch alle sehen, wie toll er<br />
ist! Sobald aber „die Show gelaufen ist“, wird über andere gelästert: Entweder<br />
sind sie nicht schlau genug, oder nicht fromm genug, oder können nicht gut<br />
organisieren. Die Liste kann man ins Unendliche fortsetzen. Ich mag es einfach<br />
nicht, wenn ein Mensch zwei Gesichter hat oder sich wie ein Fähnchen im<br />
Wind dreht. Der will Christ sein? Gerade er müsste doch wissen, was in der<br />
Bibel steht und wie man sich zu verhalten hat. Ich könnte das ja nicht! Ich will<br />
doch Gottes Kind sein und möchte auch, dass Gott sich an mir freut. Also tue<br />
ich was Gott von mir erwartet, denn ich will nicht so werden wie….“<br />
Kommen dir diese Gedanken bekannt vor?<br />
www.andachtensommer.de 17
Hin zur Sonne<br />
Wenn man den Bibeltext bis Vers 119 liest, kann man sich ja beruhigt<br />
zurücklehnen, denn es bestätigt ja das, was man schon immer gewusst hat. Und<br />
die anderen werden sehen was sie von ihrem Verhalten haben. Hauptsache ist:<br />
„ICH BIN ANDERS!“<br />
Und dann kommt da noch Vers 120 und plötzlich werde ich unruhig. Wie<br />
komme ich dazu, mich über andere Menschen zu erheben und mich <strong>als</strong> etwas<br />
Besseres darzustellen. Ehrlich gesagt, benehme ICH mich doch genau wie<br />
derjenige, den ich nicht leiden mag. Denn auch ich muss mich einmal vor Gott<br />
verantworten. Und dann kommt alles ans Licht was ICH f<strong>als</strong>ch gemacht habe<br />
und Gott wird über mein Verhalten urteilen, so, wie ich es bei meinem<br />
Mitmenschen gemacht habe. Der Unterschied ist, dass Gott gerecht und<br />
unfehlbar ist und ich nichts vor ihm verbergen kann.<br />
„Was ist <strong>als</strong>o zu tun?“, fragst du dich vielleicht.<br />
Bitte Gott darum, dir ein Herz zu schenken, das nicht über den anderen urteilt,<br />
sondern ein Herz, das für den anderen betet. Derjenige wird sich vielleicht<br />
nicht unbedingt ändern, aber Gott kann anfangen, dich zu verändern.<br />
Elke Thomas, CVJM Wilgersdorf<br />
Montag 16. Juli 2012 Markus 3, 1–6<br />
Du bist Gott wichtig<br />
Mit einer Behinderung zu leben ist nicht immer einfach.<br />
Behinderungen sind vielfältig. Manche sind äußerlich: Da ist<br />
einer, der ist gelähmt und ein anderer sieht irgendwie ein<br />
bisschen komisch aus. Manche Behinderungen sind aber auch innerlich: Da ist<br />
18
Hin zur Sonne<br />
einer, der fühlt sich wie gelähmt, wenn er morgens in die Schule oder auf die<br />
Arbeit soll und ein anderer hat einfach keine Energie mehr um seinen Alltag zu<br />
meistern. Manche finden sich eventuell in dem Text wieder. Behinderungen<br />
machen einsam. Freunde ziehen sich zurück, weil sie nicht wissen, wie sie<br />
helfen können. Und Gott? Kann der überhaupt helfen? Und wenn ja, warum<br />
hat er es nicht schon längst getan?<br />
Ein paar Verse vorher kommen dann plötzlich Menschen auf den Gelähmten in<br />
dem Bibelvers zu und wollen ihm helfen, der Gelähmte verspürt endlich noch<br />
mal einen kleinen Funken Hoffnung in seinem Leben. Zusätzlich fasst er<br />
Vertrauen und geht mit ihnen, weil er denkt: „Vielleicht können die mir ja<br />
helfen. Vielleicht bin ich ihnen wirklich wichtig.“ Sie wollen sich später noch<br />
mal bei ihm melden, doch nichts geschieht.<br />
Vielleicht eine Alltagsgeschichte in der Bibel?<br />
Wir setzen auch oft Hoffnungen in manche Dinge, die uns dann aber doch<br />
wieder enttäuschen. Doch diese Geschichte aus der Bibel nimmt plötzlich eine<br />
Wendung, denn die Leute bringen ihn in das Gotteshaus und er wird geheilt.<br />
Der Bibeltext will uns damit sagen, dass wir Gott wichtig sind. Gott möchte<br />
nichts lieber, <strong>als</strong> mit dir zu gehen, deine Sorgen zu teilen und dir zu helfen. Gott<br />
lädt dich ein, ihm zu vertrauen. Er heilt deine Hand, damit du nach der seinen<br />
fassen kannst. Er heilt deine Seele, damit du wieder vertrauen kannst. Er heilt<br />
deine Vergangenheit, damit du unbeschwert in die Zukunft gehen kannst.<br />
Nichts soll dich mehr von Gott trennen. Deine neue, gesunde Hand, deine<br />
geheilte Seele, soll dich jeden Tag daran erinnern: Du bist Gott wichtig.<br />
Alena Rosenthal, 18 Jahre, Obersdorf<br />
www.andachtensommer.de 19
Hin zur Sonne<br />
17. Juli 2012 Markus 3, 7-12<br />
Nicht nur Taten zählen,<br />
sondern auch Worte!<br />
Jesus ist hier am See von Galiläa. Dies ist sein Geburtsort und ein Ort,<br />
an dem wir Jesus öfters in der Bibel sehen. Hier sehen wir ihn,<br />
nachdem er die Hand eines Menschen geheilt hat. Seine Jünger<br />
folgen ihm, wie viele Menschen aus den vielen umliegenden Orten, denn sie<br />
fühlen, dass sich was tut, wenn sie in Jesu Nähe sind. Sie sehen ihn <strong>als</strong> Freund<br />
an. Bei Jesus wird ihre Sehnsucht nach Sonne und Wärme gestillt.<br />
Auch wir haben diese Sehnsucht. Wir suchen uns Freunde, bei denen wir<br />
Sonne und Wärme spüren. Jesus gibt uns die Kraft und die Wärme, die wir<br />
benötigen. Viele Angebote in der Umgebung bieten uns die Möglichkeit,<br />
Gemeinschaft mit anderen Christen zu haben. Entweder ist das ein Teenkreis<br />
oder eine Gruppe, die Jugendgottesdienste plant und durchführt. Da sind<br />
Aktionen wie Wanderungen, Eis essen, Kino-Abend etc. eine coole Sache, aber<br />
auf die Worte Jesu zu hören, ist viel wichtiger.<br />
Viele Menschen, die sich an dem See versammelt haben, waren darauf fixiert,<br />
Jesus um Heilung zu bitten, weil sich seine Fähigkeiten schnell<br />
herumgesprochen haben (in den Versen 1 - 6 dieses Kapitels lesen wir von der<br />
Heilung am Sabbat). Aber Jesus macht es anders. In Vers 9 lesen wir, dass Jesu<br />
Jünger ein Boot für ihn bereit gemacht haben, damit er auf den See fahren<br />
kann, um von dort aus das Wort Gottes zu verkünden. Nicht nur Jesu Taten<br />
verherrlichen Gott, sondern auch sein Wort, das er gesagt hat, gilt noch heute<br />
und hat Gewicht.<br />
20
Hin zur Sonne<br />
Wenn du deine Stille Zeit heute hältst und mit Jesus redest, dann bitte nicht<br />
nur in deinem Gebet, sondern danke ihm einfach für alles, was Jesus dir<br />
gegeben hat. Besuche auch mal am kommenden Sonntag einen Gottesdienst<br />
(oder Jugendgottesdienst), um mehr von diesem Jesus und Gott zu hören.<br />
Gott segne dich!<br />
Sebastian Langel, 21 Jahre, aus Wilnsdorf – Wilden<br />
Mittwoch, 18. Juli 2012 Markus 3, 13-19<br />
Warum eigentlich ich?<br />
Wer kennt es nicht aus der Schule: Gerade dann, wenn du am<br />
wenigsten vorbereitet bist, muss der Lehrer dich dran nehmen.<br />
Das ist mir auch schon oft genug passiert. Jedes Mal schießt der<br />
Gedanke durch meinen Kopf: „Warum eigentlich ich?“<br />
Ich kann mir gut vorstellen, dass die Jünger sich dasselbe gefragt haben.<br />
„Warum eigentlich wir?“ Es gab eine Menge Menschen, die Jesus auf seinem<br />
Weg <strong>als</strong> Wanderprediger begeistert gefolgt sind. Aber Jesus wählt auf dem Berg<br />
genau diese Zwölf aus. Nach dem, was man später in der Bibel noch alles über<br />
die 12 Apostel erfährt, kann man sagen, dass das auf keinen Fall eine Gruppe<br />
perfekt ausgebildeter, makelloser Nachfolger war. Im Gegenteil, jeder von ihnen<br />
hatte seine Ecken und Kanten. Sogar Judas war dabei, der Jesus später verraten<br />
würde.<br />
www.andachtensommer.de 21
Hin zur Sonne<br />
Wenn man sich das so ansieht, könnte man sich fragen, was Jesus mit diesem<br />
Chaotentrupp überhaupt anfangen wollte. Aber Jesus hatte einen Plan mit<br />
genau diesen Zwölfen. Es war ihm egal, wie komisch sie waren, wie viele<br />
Macken sie hatten, und wie kompliziert es mit ihnen werden könnte. Sie<br />
wurden von ihm ausgewählt und waren wichtig für ihn, jeden Einzelnen rief er<br />
mit Namen, und er gab ihnen eine gemeinsame Aufgabe: Sagt meine gute<br />
Nachricht weiter!<br />
Auch wir haben heute noch die Aufgabe, anderen von Jesus zu erzählen. Und<br />
genau wie dam<strong>als</strong> sind wir heute ein ziemlich bunter Haufen und jeder hat<br />
Schwächen.<br />
Aber vor Gott müssen wir nicht perfekt sein. Er setzt uns so, wie wir sind, für<br />
seine Ziele ein und kann jeden Einzelnen gebrauchen. Es ist ihm egal, wie viele<br />
Fehler und Macken wir haben, für ihn ist es nur wichtig, dass wir ihm vertrauen<br />
und ihn unseren Weg mitgehen lassen.<br />
Kristin Thomas, 17 Jahre, Wilgersdorf<br />
Donnerstag, 19. Juli 2012 Markus 3, 20–30<br />
Wo Licht ist,<br />
ist auch Schatten<br />
Das ist wohl die Schattenseite des Erfolges oder die Kehrseite des<br />
Ruhmes! Sobald sich jemand aus der Masse hervortut, berühmt<br />
(<strong>als</strong>o von anderen gerühmt) wird oder prominent ist, stehen im<br />
Hintergrund schon die in den Startlöchern, die den Erfolg neiden, die mit<br />
22
Hin zur Sonne<br />
Fiebereifer nach einem Makel oder einer Schwachstelle in der Vergangenheit<br />
suchen, um fleißig an dem Thron zu sägen, auf dem er oder sie gerade sitzt. Und<br />
so eine Schwachstelle hat ja bekanntlich selbst der, der im sprichwörtlichen<br />
Drachenblut gebadet hat.<br />
Als der kometenhafte Aufstieg von Lena Meyer-Landrut begann, tauchte<br />
prompt ein Video aus früheren Tagen auf, in dem sie relativ spärlich bekleidet<br />
zu sehen war.<br />
Die steile Karriere der Bischöfin Margot Käßmann bekam schon ihren ersten<br />
Knick, <strong>als</strong> sich die 4-fache Mutter scheiden ließ, und scheint vorerst am Ende,<br />
nachdem ihre Alkoholfahrt bekannt wurde und sie von allen Ämtern<br />
zurücktrat.<br />
Vom glanzvoll gegelten Herrn von und zu Guttenberg blieb außer 10 Vornamen<br />
auch nur ein kleinlauter Politiker zurück, der große Teile seiner Dissertation<br />
einfach abgeschrieben und noch nicht einmal den Hintern in der Hose hatte,<br />
das wenigstens zuzugeben. In dem gleichen Sog gingen zahlreiche<br />
Politikerkarrieren und Doktortitel gleich mit den Bach herunter und selbst vor<br />
einem deutschen Bundespräsidenten machte der „Aufklärungsdrang“ der<br />
Medien zurecht nicht Halt.<br />
Wo viel Licht ist, ist eben bekanntlich auch viel Schatten.<br />
Nicht so bei Jesus! Mit aller Macht wird zwar auch an seinem Stuhl gesägt, aber<br />
das hat eine andere Dimension. Der Glanz, der ihn umgibt, der Ruf, der ihm<br />
vorauseilt, die Sensationsmeldungen, die dafür sorgen, dass Tausende von<br />
Menschen ihn sehen oder berühren wollen - das alles kommt ja nicht aus ihm<br />
selbst, sondern es sind sozusagen „hausgemachte“ Begleiterscheinungen des<br />
großen Auftrages Gottes, der hinter allem steht.<br />
Aber das haben wir Menschen nicht auf dem Schirm. Wer böse Geister<br />
austreibt, Aussätzige heilt und das Sabbatgebot etwas legerer auslegt, der steht<br />
sicher mit dem Teufel im Bund. Dem Teufel - dem trauen wir so was zu, aber<br />
der Gedanke, dass dahinter ein Gott steckt, der diese Welt so sehr liebt, dass er<br />
www.andachtensommer.de 23
Hin zur Sonne<br />
seinen Sohn vorbeischickt, den er mit der Kraft des Heiligen Geistes ausstattet<br />
und trotzdem von seinen Neidern ans Kreuz nageln lässt, der ist den Menschen<br />
dam<strong>als</strong> und uns heute eher fremd. Das ziehen wir nicht in Betracht, so wie wir<br />
unsere Welt und unser Leben betrachten!<br />
Jesus sagt: „Du kannst jede Scheiße dieser Welt bauen, aber wenn du aufhörst,<br />
damit zu rechnen, dass der Heilige Geist dein Leben verändern kann, dann hast<br />
du leider nichts verstanden - dann waren mein Leben, mein Tod und meine<br />
Auferstehung vergeblich!“<br />
Er ist und bleibt das „Licht der Welt“, das alles andere - auch den Teufel - in den<br />
Schatten stellt.<br />
Arnd Kretzer, 46 Jahre<br />
Jugendreferent im Ev. <strong>Kirchenkreis</strong> <strong>Siegen</strong><br />
Region 3 – Kirchengemeinden Eiserfeld, Niederschelden, Gosenbach, Eisern<br />
Freitag, 20. Juli 2012 Markus 3, 31–35<br />
Das Beste!<br />
Jesus kehrt in ein Haus ein, voller Fremder, um zu predigen. Er setzt<br />
sich zu ihnen, alle hören gespannt auf das, was er zu sagen hat.<br />
Plötzlich kommt jemand zu ihm. Er berichtet, dass seine Familie<br />
draußen steht und auf ihn wartet. Jesus aber steht nicht auf und geht hin. Nein,<br />
er bleibt dort.<br />
Ich lese den Text für heute und komme ins Stocken. Hab ich das richtig<br />
gelesen? Jesus gibt seiner Familie einen Korb? Er bleibt lieber bei den Fremden,<br />
gibt ihnen das Gefühl, wichtiger zu sein, <strong>als</strong> seine eigene Familie? Was will mir<br />
24
Hin zur Sonne<br />
der Text denn sagen? Dass Familie unwichtig ist? Das kommt einem doch erst<br />
mal komisch vor, oder?<br />
Der Familie von Jesus war es irgendwie unangenehm, dass er von Ort zu Ort zog<br />
und überall predigte. Sie dachten, er sei etwas verpeilt und wollten ihn zur<br />
Vernunft bringen. Doch Jesus lässt sich nicht reinreden. Er hat einen wichtigen<br />
Auftrag zu erledigen, nämlich Gottes Wort zu verbreiten.<br />
Je mehr ich über den Text nachdenke, desto eher verstehe ich Jesus. Er liebt<br />
seine Familie, das ist ganz klar. Noch am Kreuz trägt er Sorge für seine Mutter<br />
(Johannes 19, 26). Vielmehr will uns Jesus zeigen, dass er uns ganz nahe steht.<br />
Jedem Einzelnen von uns will er nahe sein. Wir gehören zu ihm, wenn wir<br />
Gottes Willen folgen. Jesus möchte Gemeinschaft mit uns. Er liebt uns so<br />
unfassbar! Für ihn gibt es nichts Besseres <strong>als</strong> uns.<br />
Was bedeutet Familie für dich? Zusammenhalt, Spaß und Freude, Liebe,<br />
Schutz, Trost, Diskussion, manchmal auch Streit, aber wichtiger Versöhnung,<br />
Vergebung, Umarmung, aufgefangen werden, den Rücken stärken, füreinander<br />
da sein. Das Beste ist, Jesus gibt uns das alles. Und er will nur eines von uns. Er<br />
möchte lediglich, dass wir Gott folgen. Es ist nicht immer einfach, danach zu<br />
leben. Aber wenn du es versuchst, dann kannst du dir sicher sein:<br />
Es gibt jemanden der dich liebt, so wie du bist. Er sucht deine Nähe, er ist<br />
immer für dich da, seine Liebe ist wie ein wärmender Sonnenstrahl!<br />
Wie die Sonne uns umgibt mit ihrer Wärme,<br />
so umhüllt dich Gott mit seiner Liebe.<br />
Wie die Sonne uns Licht schenkt und Leben,<br />
so umfängt Gott dein Leben mit seinem Glanz.<br />
Wie die Sonne vom Himmel lacht,<br />
so sieht Gott dich freundlich an.<br />
Alexandra Seip, 34, CVJM Anzhausen<br />
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Hin zur Sonne<br />
Samstag, 21. Juli 2012 Markus 4,1–9<br />
Und dann knallt die Sonne<br />
drauf…<br />
Sie war voll eingestiegen. War begeistert von dieser starken<br />
Gemeinschaft. Sie konnte mitmachen, sich engagieren, ihre<br />
Talente einbringen. Aber dann kamen ihr Zweifel, ob das mit<br />
Glauben und Kirche wirklich so wichtig ist. Ein paar fette Konflikte kamen<br />
dazu und Stress mit einer Freundin in der Band. Sie blieb dann einfach weg.<br />
„Als nun die Sonne aufging, verwelkte es.“ So erzählt Jesus in seinem Gleichnis<br />
vom Ackerfeld. Dabei hatte alles so gut angefangen: Ein Samenkorn fiel in die<br />
weiche Ackerkrume und ging auf. Ein Gedanke Gottes fiel mitten ins Leben,<br />
setzte sich fest und schlug Wurzeln. Der Tau einer inspirierenden Gemeinschaft<br />
ließ neue Einstellungen, ließ ein neues Selbstwertgefühl, ließ Vertrauen zu Gott<br />
wachsen. Was für ein kraftvoller Frühling des Glaubens! So schmeckt die<br />
Freiheit.<br />
Und dann knallt die Sonne drauf. Die Sonne dorrt die Krume aus und macht<br />
sichtbar, was sich unter der dünnen Humusschicht befindet. Zu wenig Platz für<br />
die Wurzeln. Dicke Steine, undurchlässiger Felsen. Vorurteile, Eigensinnigkeit,<br />
Misstrauen, Streit. So vieles hindert daran, in die Tiefe zu wachsen.<br />
So war es auch bei ihr. Wie enttäuscht war sie, <strong>als</strong> sie hinter die Fassade der<br />
anderen blickte. Als sie merkte, dass diese Christen eben doch noch so unfertig<br />
sind. Und so bestätigten sich ihre alten Vorurteile, dass das eben doch keinen<br />
Sinn hat, mit dem Glauben und dem Beten. Also ließ sie es bleiben.<br />
26
Hin zur Sonne<br />
Jesus erzählt vom Wachsen. Wachstum ist natürlich. Es beginnt dort, wo ein<br />
Mensch sich für Gottes Gedanken öffnet. Es entwickelt sich da, wo sich ein<br />
junger Mensch den Worten Gottes zur Verfügung stellt. Wachstum ist natürlich<br />
aber nicht zwangsläufig. Glaube kann auch verkümmern, vertrocknen,<br />
eingehen.<br />
Also wirklich „Hin zur Sonne“? Na klar, denn es gibt kein Wachstum ohne<br />
Licht. Aber das Licht und die Hitze der Sonne, manche unangenehme<br />
Wahrheit, die auf mein Leben fällt, manche Schwierigkeiten, Zweifel und<br />
Rückschläge zeigen mir, wo meine Verhärtungen in der Tiefe schlummern. Und<br />
es ist gut, dieses ernst zu nehmen. Unser Glaube kriegt diesen Echtheitstest, ob<br />
wir wollen oder nicht.<br />
Hin zur Sonne, das heißt für mich, zu akzeptieren, dass in meinem Hören auf<br />
Gott, in meinem geistlichen Leben eine Menge vertrocknen wird. Dass meine<br />
Begeisterung für den Glauben auf den Prüfstand kommen wird. Dass Gottes<br />
Gedanken in meinem Leben aber auch auf guten, tiefen Ackerboden treffen<br />
können.<br />
Sie blieb eine Zeit lang weg. Aber sie war nicht vergessen. Immer wieder wurde<br />
sie angesprochen und so machte sie einen neuen Anlauf. Und nun spürte sie,<br />
was da in der Tiefe bei ihr nicht stimmte, worin sie sich verbissen und verhärtet<br />
hatte. Und sie begann zu ahnen, dass Gott verschwenderisch seine guten<br />
Gedanken in ihr Leben streut und dass diese Saat tiefen Wurzelgrund sucht.<br />
Und ihr wurde deutlich: Mein Herz ist ein Acker, den ich selbst nicht bestellen<br />
kann. So wenig ich die Sonne anknipsen oder Regen machen kann.<br />
„Ach, Herr, du weißt, was sich hinter meiner Oberflächlichkeit verbirgt.<br />
Mach mich zum guten Land, wenn Deine Gedanken in mich fallen. Amen.“<br />
Dirk Ellermann, Pfarrer, 49 Jahre, Wilnsdorf<br />
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Hin zur Sonne<br />
Sonntag, 22. Juli 2012<br />
Etwas bleibt<br />
Psalm 119, 121–128<br />
Es richtig zu machen, auf der richtigen Seite zu stehen, in die richtige<br />
Richtung zu gehen, das ist unserem Psalmbeter wichtig. Jede<br />
Strophe dieses Psalms beginnt mit einem Buchstaben des<br />
hebräischen Alphabets und enthält 8 Verse. Jeder der 176 Verse (außer Vers<br />
122) enthält eine Umschreibung für Gottes Wort. Auch im Aufbau des 119.<br />
Psalms kann man erkennen, dass sich der Psalmbeter gerne an Regeln hält.<br />
Regeln geben Sicherheit.<br />
Ich muss an den Song „Irgendwas bleibt“ von Silbermond denken „Gib mir ein<br />
kleines bisschen Sicherheit, in einer Welt in der nichts sicher scheint. Gib mir …<br />
irgendwas das bleibt.“ und stelle fest, dass unser Psalmtext von einer Sehnsucht<br />
nach Sicherheit, nach Einsicht, nach Klarheit schreibt, die auch wir kennen.<br />
Ich tue das Richtige und trotzdem geht es mir schlecht.<br />
Gib mir Schutz!<br />
Menschen greifen mich an.<br />
Gib mir Sicherheit!<br />
Ich suche dich, du hast versprochen da zu sein.<br />
Gib mir Hilfe!<br />
Ich glaube, dass du es gut mit mir meinst, aber ich verstehe dich nicht.<br />
Gib mir Einsicht!<br />
Ich tue, was du sagst, aber ich begreife dich nicht.<br />
Gib mir eine Erklärung!<br />
28
Du musst was tun, alles um mich herum zerbricht.<br />
Gib mir etwas, das bleibt!<br />
(Vers 121–126 nach eigener Übertragung)<br />
Hin zur Sonne<br />
Gottes Wort bleibt. Davon schreibt der Psalmbeter in seinen 176 Versen. Es<br />
bleibt, weil es lebendig ist, weil es in eine Zeit hinein für alle Zeiten gesagt ist.<br />
Es bleibt, weil Gott selbst dieses Wort ist.<br />
Ohnegleichen, unsagbar wertvoll ist dein Wort für mich.<br />
Dein Wort rief mich ins Leben.<br />
Ohne Zweifel ist es gut, dir zu vertrauen.<br />
Dein „Ja“ zu mir steht über allen meinen Wegen!<br />
(Vers 127-128 nach eigener Übertragung)<br />
Melanie Grybel<br />
Montag, 23. Juli 2012 Markus 4, 10–12<br />
Wünsche für meinen Alltag<br />
Gleichnisse und Berichte, die uns mit der Bibel aus dem Leben Jesu<br />
wiedergegeben sind, höre ich sehr gerne, und ganz besonders<br />
gerne, wenn sie mitnehmend vorgetragen werden z.B. im<br />
Gottesdienst, in der Jungschar oder in der Jugendgruppe. In diesem Moment<br />
bin ich begeistert von der Aussagekraft der Gleichnisse, die Jesus dam<strong>als</strong><br />
vortrug, um die Größe Gottes und die Liebe Gottes zu den Menschen<br />
anschaulich zu machen.<br />
www.andachtensommer.de 29
Hin zur Sonne<br />
Wenn ich dam<strong>als</strong> in Israel gelebt hätte, wäre ich vielleicht auch losgezogen, um<br />
diesen Jesus live zu erleben, wie so viele Menschen, die Jesus dam<strong>als</strong> neugierig<br />
nachzogen, um zu hören und zu sehen, was von ihm überall erzählt wurde. Die<br />
Neugier hätte mich angetrieben, doch ganz distanziert und zurückhaltend hätte<br />
ich mich vielleicht zuerst verhalten, hätte mich erst einmal abseits gestellt oder<br />
wäre sogar auch wie Zachäus auf einen Baum geklettert, um die Sache aus der<br />
Ferne zu beobachten, um zu sehen und zu hören, was Jesus tut und zu sagen<br />
hat.<br />
Aber nun lebe ich heute, kann die Gleichnisse nachlesen oder erzählt<br />
bekommen, und kann gleichwohl fasziniert sein von der Aussagekraft der<br />
biblischen Gleichnisse. Doch so oft bemerke ich, dass meine Begeisterung für<br />
das Gehörte schnell wieder dem Alltagsallerlei weicht. Dann wünsche ich mir,<br />
dass es mir gelingt, das Gehörte mutig in meinem Alltag umzusetzen. Ich<br />
wünsche mir, dass meine Neugier nach Gottes froher und befreiender Botschaft<br />
wächst, mich die Gleichnisse der Bibel nicht nur im Gottesdienst begeistern,<br />
sondern mir zum wirklichen Alltagsbegleiter werden und mein Handeln<br />
verändern, so wie bei Zachäus: neugierig sein, zuhören, ergriffen sein,<br />
heraustreten aus dem verdeckenden Schatten (der Baumkrone) und „Hin zur<br />
Sonne“, die den Alltag erhellt.<br />
Das wünsche ich Dir und mir auch an diesem Sommertag.<br />
30<br />
André Münker, CVJM Oberdielfen
Hin zur Sonne<br />
Dienstag, 24. Juli 2012 Markus 4, 13–20<br />
„Bitte sag‘s nochmal!“<br />
as habe ich doch schon mal gehört!?“<br />
Vage Erinnerungen werden wach... Wer hat‘s gesagt? Und wann?<br />
DDen<br />
Warum erinnere ich mich nicht mehr? Grübel…<br />
Freunden und Freundinnen von Jesus ging es nicht anders. Jesus hatte vor<br />
kurzem eine interessante Geschichte aus der Agrarbranche erzählt. „Wer Ohren<br />
hat, soll gut zuhören!“ hatte er zum Schluss gesagt.<br />
Hatten sie ja eigentlich, aber… Wie war das noch mal mit dem Samen?<br />
Als hätte Jesus ihre Gedanken erraten, erzählt er ihnen die Geschichte ein<br />
zweites Mal, und diesmal mit der nötigen „App“ – damit sie kapieren!<br />
Der Same ist Gottes Wort. Das, was ich höre und lese von ihm. So wie Du<br />
gerade jetzt!<br />
Einige Samenkörner fallen auf den Weg – manchmal habe ich meine Ohren auf<br />
Durchzug gestellt. Der Weg ist hart, weil Menschen über mich drüber<br />
getrampelt sind und ich deshalb nicht vertrauen kann. Manchmal kann nichts<br />
von Gottes guten Gedanken einsickern, weil ich mir schon eine „wegharte“<br />
Meinung zugelegt habe.<br />
Andere Samenkörner fallen auf Fels! Ich höre eine super Lobpreisband – und<br />
denke: Von nun an werde ich mit meiner Gitarre regelmäßig Lobpreis machen.<br />
Dieses Armband wird mich garantiert immer begleiten und ich werde nie<br />
vergessen, an Jesus zu denken! Aber dieser „Feuer- und-Flamme-Zustand“ ist<br />
www.andachtensommer.de 31
Hin zur Sonne<br />
nur ein Strohfeuer. Bevor eine Sache in mir Wurzeln schlagen konnte, stürze<br />
ich mich auf das nächste Projekt.<br />
Mancher Samen fällt zwischen die Dornen. Ich liebe Gott und will ernsthaft mit<br />
ihm mein Leben teilen. Aber dann erstickt es irgendwie. Jesus nennt z.B.<br />
Sorgen: Werde ich meinen Abschluss schaffen? Ich setze alle Energie darauf, für<br />
Gott bleibt kein Raum mehr. Er nennt Reichtum – der kann mich ganz schön<br />
gefangen nehmen. Und auch der schnöde Alltag ist ein „Vertrauenskiller“,<br />
indem er keine Zeit mehr für die Beschäftigung mit Gott und der Bibel zulässt.<br />
Aber am Ende dann doch Hoffnung: Immerhin 25% des Samens fällt auf guten<br />
Boden und geht auf! So kräftig, dass am Ende ein riesiger Ertrag herauskommt!<br />
Das ist Gottes Sehnsucht für uns: Dass wir seine gute Botschaft hören, dass wir<br />
sie annehmen und Frucht bringen. Dass sich Jesu Wesen in uns wiederfindet,<br />
dass wir einen Unterschied machen in unserer Klasse, im Betrieb, in der Clique.<br />
Die Frucht wächst von allein, sobald der Grund stimmt.<br />
Ich glaube, dass wir alle immer wieder diese verschiedenen Phasen durchleben.<br />
Darum ist meine Bitte an Jesus: Bitte sag‘s mir nochmal! Lass mich nicht in<br />
Ruhe! Hör nicht auf, deinen Samen in mein Leben zu streuen.<br />
Zum Schluss ein kleiner Selbsttest:<br />
Was bist Du heute, am 24. Juli? Weg? Fels? Dornen? Oder guter Boden?<br />
Gott segne den Samen, den er heute in Dich streut!<br />
Sei gesegnet und genieß den Tag!<br />
32<br />
Mirjam Ellermann, 42, Pfarrerin in Wilnsdorf
Hin zur Sonne<br />
Mittwoch, 25. Juli 2012 Markus 4, 21–24<br />
Gottes Wort ist wie Licht<br />
in der Nacht<br />
Jetzt mal ehrlich: „Auf Gottes Wort hören und danach leben“ – das<br />
klingt doch einfach uncool und out! Oder? Jedenfalls: schon früher<br />
habe ich über meinen Glauben in der Schule kaum gesprochen.<br />
Obwohl jeder wusste, dass ich Kindergottesdienst-Mitarbeiterin war. Wenn ich<br />
mich heute mit Verwandten und Freunden, die sich wenig mit Glauben und<br />
Kirche beschäftigen (wollen?), unterhalte, erlaube ich mir oft keine Meinung<br />
aus christlicher Sicht. Ich will ja nicht meine Freunde verlieren, oder <strong>als</strong><br />
christliche Nervensäge dastehen. Das „Praktische“ daran: ich muss mich dann<br />
auch nicht selbst viel mit der Bibel beschäftigen. Es erwartet privat kaum einer<br />
von mir.<br />
Da ist es ja gut, dass ich bei der Kirche arbeite. Jeden Tag bringe ich Gottes<br />
Wort unter die Jugendlichen. Dabei bin ich immer gut gelaunt, mit großer<br />
Motivation und viel Spaß dabei.Und ich nutze die Gelegenheit, mich auch<br />
persönlich mit Gottes Wort zu beschäftigen! ...Jaaaa, das wäre schön. Nur ist es<br />
so wahrscheinlich wie ein Quidditsch-Workshop auf der nächsten Freizeit.<br />
Meistens fehlt mir zur persönlichen Andacht die Motivation und bei der<br />
Vorbereitung von Jugendandachten die Kreativität.<br />
Im Bibeltext (hier die kreative Überleitung) spricht Jesus davon, dass die Jünger<br />
ihr Licht nicht unter einen Topf oder unters Bett stellen sollen. Klar, da hat in<br />
der Nacht, im Dunkeln keiner was davon. Er sagt ihnen damit, dass sie die<br />
Verantwortung dafür haben, dass Gottes Wort in ihnen nicht verkümmert. Es<br />
soll sich weiter entwickeln können, ausbreiten wie der Schein eines Lichts.<br />
www.andachtensommer.de 33
Hin zur Sonne<br />
Zuvor hatte Jesus den Menschen von Gottes Reich in Gleichnissen erzählt und<br />
sie danach seinen Jüngern im kleinen Kreis erklärt. Ganz exklusiv erfahren die<br />
Jünger, dass sie Gottes Botschaft verstehen werden. Weil sie „hören“, weil sie<br />
sich auf Gottes Wort einlassen und das Licht suchen. Das Gute: Jesus verlangt<br />
nicht mehr von ihnen, <strong>als</strong> ihnen menschlich möglich ist. Aber was ihnen<br />
möglich ist, sollen sie einsetzen. Und so ist Gottes Wort ein Geschenk, ein<br />
geschenktes Licht.<br />
Wirklich gut, dass die Jünger ihr Licht nicht „unter den Topf“ gestellt haben!<br />
Sie haben geglaubt, gehört, haben Gottes Wort weitergegeben. Auch an dich<br />
und mich.<br />
Jetzt sind wir dran. Mit Hören (an dieser Stelle nehme ich mir vor, täglich im<br />
Sommerandachtsbuch zu lesen). Mit Weitergeben. Alles im Rahmen unserer<br />
Möglichkeiten. Welches sind deine Möglichkeiten?<br />
Wir haben Verantwortung, denn: In uns und durch uns wird Gottes Wort<br />
lebendig. Und DAS finde ich ziemlich cool.<br />
34<br />
Kerstin Klein<br />
Jugendreferentin im Ev. <strong>Kirchenkreis</strong> <strong>Siegen</strong><br />
Region 5 – Kirchengemeinden Oberholzklau und Olpe
Hin zur Sonne<br />
Donnerstag 26. Juli 2012 Markus 4,26–29<br />
Vom Wachsen der Saat<br />
Wer mich kennt, der weiß, dass ich keinen grünen Daumen habe.<br />
Jahrelang habe ich versucht die Grünpflanzen auf meiner<br />
Fensterbank dahingehend zu konditionieren, dass sie kaum<br />
noch Wasser benötigen. Leider ohne Erfolg. Auch Gartenarbeit ist nicht so<br />
mein Ding. Einzige Ausnahme: Die Pflege (oder besser gesagt das Schneiden)<br />
unserer Hainbuchenhecke. Auch wenn es schon lange her ist, dass da Samen<br />
ausgesät wurde (tatsächlich war es die Natur, <strong>als</strong>o Gott, der gesät hat, weil es<br />
waren wilde Sämlinge), erstaunt es mich jedes Jahr wieder, wenn innerhalb<br />
weniger Wochen aus einem blattlosen graubraunen und harten Gebilde<br />
plötzlich, scheinbar nur mit Hilfe von Sonne und Regen, ein herrlich<br />
hellgrüner, samtweicher Schmuck um das Grundstück wächst. Und innerhalb<br />
von nur zwei Monaten hat das Ganze einen Umfang erreicht, dass ich meine<br />
Sichel (ähm – elektrische Heckenschere) nehme, um das alles wieder<br />
zurechtzustutzen.<br />
Wenn man den Bibeltext so liest, wird es mit Gottes Reich ähnlich sein. Gott<br />
hat den Samen gesät und wartet, dass der Samen aufgeht und wächst. Und er<br />
wartet und wartet. Jedenfalls tut er nichts. Er jätet kein Unkraut und streut<br />
auch keinen Dünger. Der Samen geht auf (oder auch nicht) und wächst. Ein<br />
Teil des Samens wächst besser und schneller <strong>als</strong> der andere. Ein Teil des<br />
Samens bringt Frucht und anderer nicht. Ein Teil der Frucht verdorrt in der<br />
Sonne, ein Teil der Frucht verfault im Regen oder wird von Tieren gefressen<br />
und nur ein Teil des Samens schafft es bis Ernte. Und dann wird geerntet und<br />
das Feld ist wieder leer. Soll so auch unserer Leben sein? Gott schenkt uns das<br />
Leben (er streut den Samen) und wir wachsen. Wir wachsen körperlich; wir<br />
www.andachtensommer.de 35
Hin zur Sonne<br />
wachsen geistig und wir wachsen geistlich. Und am Ende kommt der<br />
Sensenmann mit der Sichel (Tod) und bringt die Ernte ein. Da kann es doch nur<br />
unser Ziel sein, dass wir auch Frucht bringen. Für andere, aber auch für uns,<br />
damit unser Leben nicht umsonst war.<br />
Fritz Martin Klein, 48 Jahre, CVJM Wilnsdorf<br />
Freitag, 27. Juli 2012 Markus 4, 30–34<br />
Was, Gott hat ‘nen Vogel?<br />
Na, hab ich halt den Abschnitt, in dem das Gleichnis vom Senfkorn<br />
steht. Kennt doch im Prinzip jeder: Senfkorn in den Boden, ein<br />
bisschen warten, wachsen lassen und schon haben wir eine 5-<br />
Meter-Staude. Soviel dazu. Trotzdem sitze ich hier einen Tag nach<br />
Abgabetermin und warte auf die passende Idee fürs Andachtsbuch.<br />
Vor allem lässt mich ein Vers nicht in Ruhe! Vers 32, in dem steht, dass der<br />
Baum so groß ist, dass er Vögeln Schatten spenden kann.<br />
Ich weiß nicht warum oder woher das kommt, aber Vögel und Raben verbinde<br />
ich in der Bibel immer mit etwas Negativem. Sobald ein Vogel irgendwo<br />
auftaucht, denk ich, das Böse versucht sich hier irgendwie einzumischen, Taten,<br />
Gedanke oder Worte ins Böse und Negative zu lenken. Und dann bekomme ich<br />
einen Abschnitt von Gottes Reich, in dem ausgerechnet Vögel sind. Was haben<br />
die da verloren?! Sofort denk ich... was wäre, wenn das Senfkorn gesät wäre<br />
und die Vögel gekommen wären, bevor etwas Großes daraus gewachsen ist?<br />
Was wäre, wenn der „böse“ Vogel das kleine Korn vernichtet, gegessen, hätte?<br />
Gott sei dank, hat er es nicht! Gott sei dank, ist Gottes Kraft mächtiger und<br />
36
Hin zur Sonne<br />
Gottes Reich größer <strong>als</strong> das Böse. Aber Jesus, es ist unglaublich, geht in diesem<br />
Gleichnis noch weiter. Der Baum, der für Gottes Reich steht, spendet den<br />
Vögeln Schatten und lässt sie auf seinen Zweigen wohnen! Gott liebt jedes<br />
seiner Kinder so sehr, dass er uns sogar, wenn wir böse sind, bei uns wohnen<br />
lässt. Gott liebt uns so sehr, dass er jede unserer Sünden verzeiht und vergisst.<br />
Seine Liebe zu uns ist größer <strong>als</strong> irgendetwas Böses, nichts, keine Worte, keine<br />
Taten könnten ihn von uns trennen - er steht uns immer bei. Das ist so ein<br />
unglaublicher Zuspruch Gottes, dass er jeden, dass er dich, liebt, egal was du<br />
schon für einen Scheiß gebaut hast. Was noch hinzukommt, auch wenn du<br />
nichts erreicht hast, einer von vielen bist und selbst kein Plan von deinem<br />
Leben hast, liebt Gott dich. Nimm deine Vögel und freue dich aufs großartige<br />
Reich Gottes!<br />
Als ich meine Andacht gerade abschicken will, fällt mir mein<br />
Konfirmationsspruch an der Wand auf: (hier Version aus der Volxbibel)<br />
Die Liebe ist nicht totzukriegen, sie hört nie auf zu vertrauen, sie verliert nie<br />
die Hoffnung, sie übersteht jede Krise. 1. Korinther 13,7<br />
Soviel unverdienter Zuspruch kann einem doch nur ein Lächeln aufs Gesicht<br />
zaubern, oder?<br />
Elisa Schulz<br />
Praktikantin in der Ev.-Ref. Kirchengemeinde Rödgen-Wilnsdorf<br />
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Hin zur Sonne<br />
Samstag, 28. Juli 2012 Markus 4, 35–41<br />
Wer ist der?<br />
Mitten im Unwetter, im Heck des in Seenot geratenen Bootes,<br />
liegt Jesus auf seinem Kissen und schläft. So tief und fest, dass<br />
sie ihn erst wecken müssen, die anderen, die mit ihm unterwegs<br />
sind. Jesus muss wirklich müde sein! Kein Wunder, wenn wir an all die vielen<br />
Menschen, denken, die seine Predigten hören wollen oder sich von ihm<br />
Heilung erhoffen. Dazu die langen nächtlichen Gebete in der Einsamkeit. Klar:<br />
Irgendwann sind die Akkus einfach leer. Dann geht gar nichts mehr.<br />
Irgendwann fordert der Körper sein Recht! Ich finde es tröstlich, dass Jesus<br />
diese Erfahrung kennt.<br />
Und deshalb bin ich dem Evangelisten Markus dankbar, dass er uns das Detail<br />
mit dem Kissen nicht vorenthalten hat. Nicht nur, weil es mir hilft, „Ja“ zu<br />
sagen zu meinen eigenen menschlichen Begrenzungen. Sondern auch, weil es<br />
uns davor bewahrt, in Jesus so eine Art Supermann zu sehen. Als einen Helden,<br />
der sich dank übernatürlicher Kräfte in jeder Lage problemlos zu behaupten<br />
weiß. Die Sache mit dem Kissen macht deutlich: Jesus war kein Übermensch,<br />
sondern er hat unser ganz normales menschliches Leben geteilt. Mit allem was<br />
dazugehört.<br />
Andererseits erleben wir Jesus in der gleichen Geschichte <strong>als</strong> den, „dem Wind<br />
und Wellen gehorchen“. Seine Gefährten erschrecken angesichts dieses<br />
ungeheuerlichen Vorgangs, der alle Grenzen menschlicher Möglichkeiten<br />
sprengt. Wie passt das zusammen: Der erschöpfte übermüdete Jesus auf seinem<br />
38
Hin zur Sonne<br />
Kissen einerseits und kurz darauf der Jesus, der mit einem einzigen machtvollen<br />
Befehl den Sturm stillt?<br />
„Wer ist der?“: Diese Frage, wer Jesus eigentlich ist, hat die Christen in der<br />
jungen Kirche intensiv beschäftigt. Lange Zeit wurde diskutiert und gestritten:<br />
War Jesus ein Gott in Menschengestalt oder einfach ein vorbildlicher Mensch<br />
und großer Lehrer? Oder am Ende gar eine Art rätselhaftes „Mischwesen“,<br />
irgendetwas Drittes zwischen Mensch und Gott? Lange Zeit wurde in die eine<br />
oder andere Denkrichtung experimentiert, ohne dass man zu einer<br />
befriedigenden Lösung gekommen wäre. Im Jahr 451 schließlich, während des<br />
Konzils von Chalkedon (einem heutigen Stadtteil von Istanbul) kam man zu<br />
folgendem Ergebnis: Jesus ist wahrer Mensch und wahrer Gott zugleich. Ein<br />
einfacher Satz, bei dem es vor allem auf das unscheinbare Wörtchen „und“<br />
ankommt.<br />
Dass das alles mehr ist <strong>als</strong> Gedankenakrobatik, zeigt uns die Geschichte von der<br />
Stillung des Sturms. Tatsächlich: In Jesus ist die Trennung zwischen dem<br />
allmächtigen Gott und uns Menschen überwunden. Das schafft eine ganze neue<br />
Lebensperspektive: Gott selbst ist jetzt mit im Boot! Daran will ich mich<br />
festhalten. Gerade dann, wenn der Sturm mein Lebensschiff mal wieder tüchtig<br />
ins Wanken geraten lässt!<br />
Heike Dreisbach, Ev. Bildungsarbeit/Diakonie Sozialdienste<br />
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Hin zur Sonne<br />
Sonntag, 29. Juli 2012 Psalm 119, 129–136<br />
Worte, wie Sonnenstrahlen<br />
Seit Jahrhunderten sind die Psalmen das Lieder- und Gebetbuch<br />
vieler Menschen. Die heutigen Verse stammen aus dem längsten<br />
Gebet der Bibel. Kunstvoll ist der Psalm in besonderer Versform<br />
verfasst worden. Der Psalmbeter spricht ganz begeistert und lobend von Gottes<br />
Taten und seinen Geboten. Er will noch mehr davon erfahren und erleben!<br />
Wann warst Du das letzte Mal so begeistert von Gottes Wort, seinen<br />
Weisungen? Wann hast Du ganz lebhaft und mit viel Emotion mit ihm geredet,<br />
Gott für seine Wunderwerke gedankt? Die Worte des Psalmbeters strahlen<br />
etwas Besonderes aus. Er/sie hat erlebt, dass Gott barmherzig ist, Gutes in<br />
seinem Leben bewirken will. Gottes Wort ist für ihn ein Schatz in allen<br />
Lebenslagen, das wird auch in den weiteren Versen deutlich. So wie die Sonne<br />
die Erde wärmt und die Natur zum Blühen und Wachsen bringt, möchte Gottes<br />
Wort uns berühren, motivieren und Hoffnung schenken. Also mach es doch<br />
mal so wie der Psalmbeter, wende Dich an Gott mit all Deinen Fragen,<br />
Problemen, Ängsten und auch dem, was Dir gut gelingt – dann wirst Du SEINE<br />
Nähe spüren.<br />
40<br />
Andrea Loitz<br />
Jugendreferentin im Ev. <strong>Kirchenkreis</strong> <strong>Siegen</strong><br />
Region 2 – Kirchengemeinde Niederdresselndorf
Hin zur Sonne<br />
Montag, 30. Juli 2012 Markus 5, 1-20<br />
Aus dem Dunkel ins Licht<br />
Es ist dunkel und feucht. Die Luft schmeckt modrig und jeder Schritt<br />
seiner nackten Füße verursacht ein schmatzendes Geräusch. Sein<br />
wirrer Blick fliegt gehetzt umher. Seine Haare sind schmutzig und<br />
verfilzt. Er ist nackt und stinkt. Kommst Du dir auch manchmal so vor? Allein,<br />
in der Dunkelheit und irgendwie schmutzig? Natürlich leben die meisten von<br />
uns nicht in Höhlen und unsere Haare sind nur dann verfilzt, wenn wir es<br />
wollen. Der Mann, den Markus beschreibt, will eigentlich gar nicht in Schmutz<br />
und Schande leben. So wie wir meistens nicht stolz darauf sind, wenn wir<br />
wieder etwas Schlechtes getan haben und uns schmutzig fühlen. Dabei ist es mit<br />
uns wie mit dem Mann in der Geschichte. Es gibt nicht nur eine Sache, die uns<br />
quält und von Gott trennt, es sind viele verschiedene. So wurde der Mann nicht<br />
von einem Dämon heimgesucht, sondern viele böse Geister hielten ihn<br />
gefangen und fern von seiner Familie, seinen Freunden und von der Sonne.<br />
Aber <strong>als</strong> die Dämonen Jesus sehen, fangen sie an zu jammern. Sie erkennen,<br />
dass Jesus Gottes Macht besitzt und so viel stärker ist <strong>als</strong> sie. Jesus befiehlt den<br />
Dämonen, den Mann in Ruhe zu lassen. Einfach so, ohne große Show. Jesus<br />
sagt: „Verlass dein Opfer, du teuflischer Geist!“ und die bösen Geister müssen<br />
gehorchen. Jesus eröffnet dem armen geschundenen Mann ein neues Leben.<br />
Raus aus den Grabhöhlen, aus Dreck und Einsamkeit. Hin zur Sonne. In die<br />
Wärme, das Licht, zu seinen Freunden und seiner Familie. Die bösen Geister<br />
müssen in eine – zugegebener Maßen arme – Schweineherde fahren und die<br />
Schweine stürzen sich in ihrem Wahn in den See. Nun muss man wissen, dass<br />
für die Juden wie Jesus und Markus Schweine unreine Tiere sind. Jesus bestraft<br />
<strong>als</strong>o nicht die armen Viehcher, er sorgt nur dafür, dass alles, was den<br />
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Hin zur Sonne<br />
besessenen Mann quält, endgültig vernichtet wird. Es ist von der Erde<br />
verschwunden und kann nicht wiederkommen. So einfach wie den besessenen<br />
Mann kann Jesus auch dich von allem befreien, was dich quält. Sauber machen<br />
von all dem Schmutz, den wir täglich denken, sehen und reden. Ein Wort allein<br />
genügt, und Jesus führt dich wieder hin zur warmen Sonne. Anders <strong>als</strong> bei uns<br />
Menschen hält Jesus uns einmal vergebene Schuld nicht wieder vor. Sie ist<br />
vergeben, vergessen und vom Angesicht der Welt verschwunden - wie die armen<br />
Schweine. Der Mann wollte mit Jesus weiterziehen. Aber Jesus hatte eine<br />
andere Aufgabe für ihn. Er sollte allen Menschen erzählen, wie man aus der<br />
dunklen Einsamkeit wieder hin zur Sonne findet. Und das sollten wir auch tun!<br />
Daniel Kring, 33 Jahre, CVJM Wilnsdorf<br />
Dienstag, 31. Juli 2012 Markus 5, 21-34<br />
Spürbar da!<br />
Es war viel los am See Genezareth. Viele Menschen kamen<br />
zusammen, um Jesus zu erleben. Einer von ihnen war Jairus, der<br />
Vater einer schwerkranken Tochter. Die andere, eine Frau, die<br />
selbst seit vielen Jahren krank war und hoffte, endlich gesund werden zu<br />
können.<br />
Da beginnen fast gleichzeitig zwei Geschichten.<br />
Zwei Menschen, die sich sorgen: Der eine um seine Tochter, die andere um sich<br />
selbst.<br />
Jairus fleht Jesus an: Mach meine Tochter gesund! Und Jesus geht mit ihm mit....<br />
42
Hin zur Sonne<br />
Mitten hinein in diese Aufbruchsituation lesen wir dann aber die Geschichte<br />
einer Frau, die von Jesus gehört hatte und sich ganz sicher war: Wenn ich nur<br />
seinen Mantel berühre, dann werde ich gesund!<br />
Mitten im Gewusel, mitten in der Hektik tat sie, was sie sich vorgenommen<br />
hatte. Ohne zu fragen, ohne „an der Reihe zu sein“, fast nebenbei berührte sie<br />
das Gewand von Jesus.<br />
Das alles hätte fast unbemerkt bleiben können, doch Jesus spürte, dass da eine<br />
Kraft von ihm ausgegangen war. Im Gedränge sucht er den Grund dafür.<br />
Trotz Angst und Furcht tritt die Frau nach vorne und gibt sich zu erkennen.<br />
Und Jesus?<br />
Er hörte ihre Geschichte und sagt zu ihr: Tochter, dein Glaube hat dich gerettet.<br />
Geh in Frieden. Du bist endgültig von deinem Leiden befreit.<br />
Zwei Menschen, die sich sorgen – um einen Anderen – um sich selbst.<br />
Zwei Menschen, die ahnen, die hoffen, dass Jesus ihre Hilfe, ihre Kraftquelle<br />
sein wird.<br />
Zwei Menschen, die uns Lesende irritieren: Darf diese Frau so für sich sorgen?<br />
Hätte Jesus nicht weiter gehen müssen?<br />
Jesus wendet sich beiden Menschen zu. Er sieht ihre Not. Er bewertet nicht,<br />
welches Leiden dringlicher sein könnte. Er ist einfach da.<br />
Sich sorgen <strong>als</strong> deutliches Zeichen, Verantwortung zu übernehmen: für sich<br />
selbst und für die Anderen, für die, die mir anvertraut sind, für die, die ich lieb<br />
habe – ganz im Sinne des Doppelgebotes der Liebe:<br />
„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele<br />
und mit all deinem Verstand und deinen Nächsten, wie dich selbst! (Matthäus<br />
22)<br />
Offen bleibt, wie die Geschichte von Jairus Tochter weiter geht, das könnt ihr<br />
morgen lesen …<br />
Anja Hillebrand, 40 Jahre<br />
Leiterin des Referates für Jugend und Gemeindepädagogik<br />
im Ev. <strong>Kirchenkreis</strong> <strong>Siegen</strong><br />
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Hin zur Sonne<br />
Mittwoch, 1. August 2012 Markus 5, 35–43<br />
Eilsache<br />
Es gibt Tage, da hat man einfach genug. Genug schlechte<br />
Nachrichten, genug Stress, genug Ärger. Tage, an denen eines zum<br />
andern kommt und wo man nur noch stöhnt: Genug! Es reicht jetzt.<br />
Ich brauche Urlaub, ich brauche Ferien!<br />
So ähnlich ist es auch an jenem Tag. Jesus hat nach einer anstrengenden Fahrt<br />
über den See gerade am Ufer angelegt, da ist er schon von einer<br />
Menschenmenge umringt. Kein Moment Ruhe.<br />
Und dann kommt auch noch der Synagogenvorsteher Jairus mit einem Notruf<br />
zu ihm: „Meine kleine Tochter liegt im Sterben!“<br />
Auch das noch! Jetzt zählt jede Sekunde! Die Sache eilt!<br />
Was macht Jesus? Er nimmt sich die Zeit und macht sich mit Jairus auf den<br />
Weg.<br />
Doch sie kommen wegen der Menschen nur langsam voran, viel zu langsam.<br />
Und dann bleibt Jesus auch noch stehen. Eine Frau hat seine Kleidung berührt<br />
in der Hoffnung, dadurch gesund zu werden. Sie wird heil, Jesus merkt‘s, sieht<br />
sich um und redet mit ihr. Auch dafür hat er Zeit. Die Frau braucht ihn.<br />
Und prompt kommt die schreckliche Nachricht: „Zu spät! Es hat zu lange<br />
gedauert. Das Mädchen ist gestorben.“<br />
Hat Jesus zu viel Zeit verschwendet? Zeit für diese Frau?<br />
Nein, Jesus hat keine Zeit verschwendet. Er ist der souveräne Herr, auch in<br />
dieser Situation, auch über die Zeit.<br />
44
Das zeigt uns die weitere Entwicklung der Geschichte.<br />
Hin zur Sonne<br />
Die Zeit reicht für das Kind immer noch. Und sie reicht dafür zu zeigen, dass<br />
mit Jesus der Tod endgültig verspielt hat.<br />
Jesus geht den Weg mit Jairus in dessen Haus.<br />
Und er sagt: „Das Kind ist nicht gestorben, es schläft.“<br />
Daraufhin lachen die Menschen ihn erst mal aus. Einfach schöne Worte finden,<br />
die die Wahrheit verschleiern. Klingt ja besser, wenn man so etwas sagt.<br />
Doch Jesus ruft das Kind wieder ins Leben und sagt: „Talita kum! – Mädchen,<br />
ich sage dir, steh auf!“ Und die Tochter des Jairus lebt.<br />
Das begeistert mich!<br />
Jesus ist der Einzige, der das so sagen kann. Weil er den Tod entmachtet hat.<br />
Weil in seiner Gegenwart dem Tod die Luft ausgeht. Weil der Tod an der<br />
Lebensmacht Jesu keine Chance mehr hat.<br />
Gerade in dieser Geschichte zeigt Jesus demonstrativ:<br />
Er ist der Herr über Leben und Tod. Ein neues Zeitalter bricht an! Der Tod hat<br />
mit Jesus nicht mehr das letzte Wort.<br />
Seit Jesu selbst auferstanden ist, gilt für mich: Wer zu Jesus gehört, stirbt nicht<br />
einfach. Er wird nach diesem Leben auferweckt und ewig leben.<br />
Ein Wort aus 2. Tim. 1, 10 bringt diese Hoffnung des neuen Lebens auf den<br />
Punkt: „Jesus Christus hat dem Tod die Macht genommen und das Leben und<br />
ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium!“<br />
Ist das nicht genial?<br />
Ingolf Jost, 46 Jahre, CVJM Wilgersdorf<br />
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Hin zur Sonne<br />
Donnerstag, 2. August 2012 Markus 6, 1–6<br />
Jung, wat bist de groß<br />
geworden…<br />
Jesus kommt von seiner Reise mit seinen Jüngern in seine Heimat<br />
zurück. Dort, wo ihn seit klein auf jeder kennt, wo er zuhause ist.<br />
Und genau das erweist sich <strong>als</strong> Problem. Die Leute kennen den<br />
„kleinen“ Jesus, wie er im Sandkasten mit seinen Geschwistern große<br />
Sandkuchen geformt hat, wie er mit den Hühnern fangen gespielt hat und<br />
vielleicht auch, wie er mit seinen Freunden beim Nachbarn Klingel- bzw.<br />
Klopfmännchen gespielt hat… Genau diese Person kommt jetzt in sein<br />
Heimatdorf zurück und redet in der Synagoge zu den Menschen; zu seiner<br />
Familie?!<br />
• Was denkst du, wenn du diesen Text liest?<br />
• Wie würdest du reagieren, wenn ein Freund, den du schon seit dem<br />
Sandkasten kennst, nach langer Zeit wiederkommt und der Erretter der Welt<br />
sein soll?<br />
„Nirgendwo gilt ein Prophet weniger <strong>als</strong> in seiner Heimat….“ Die Leute haben<br />
in Jesus nur die Person gesehen, die sie von klein auf kennen und nicht den<br />
Erlöser und Erretter aller Menschen. Dies war der Grund, warum Jesus nur<br />
wenigen Menschen in Nazareth helfen konnte.<br />
Wir jedoch haben einen großen Vorteil. Wir kennen Jesus nicht <strong>als</strong> Person, der<br />
wir die Hand geben können, oder mit der wir abends um die Häuser ziehen<br />
können. Wir kennen nur seine Geschichten und seine Taten.<br />
46
Hin zur Sonne<br />
Versuche auch du Jesus nicht <strong>als</strong> langhaarigen, bärtigen Mann zu sehen,<br />
sondern <strong>als</strong> deinen Erlöser und Erretter und er wird auch in dir wirken!<br />
Robin Frank, Dreis- Tiefenbach<br />
Freitag, 3. August 2012 Markus 6, 7-13<br />
Auf die Plätze, fertig, los!<br />
Alles klar, es ist soweit, ihr seid bereit!<br />
Geht los, befreit die Welt, geht bitte zu zweit!<br />
Lasst hier, was euch beschwert.<br />
Bleibt da, wo man euch Eintritt gewährt.<br />
Losgehen und heilen,<br />
im Vertrauen auf Gottes Kraft.<br />
Dableiben und verweilen,<br />
wo Gott mich hingestellt hat.<br />
Gilt das auch für dich und mich?, frage ich.<br />
Melanie Grybel<br />
www.andachtensommer.de 47
Hin zur Sonne<br />
Samstag, 4. August 2012 Markus 6, 14–29<br />
Zwei Herzen<br />
ha!“, mag mancher von euch gedacht haben. Das ist aber mal eine<br />
biblische Geschichte, die eher <strong>als</strong> Drehbuch für einen Film oder<br />
OAlles<br />
eine Krimi-Serie „Made in USA“ herhalten könnte.<br />
drin: Intrige und Politik, Sympathie und Antipathie, Party und Mord,<br />
Stolz und Verführung, sprich alles was man so erwartet <strong>als</strong> Blockbuster-Fan.<br />
Und das in der Bibel?!<br />
Nun, eines wird deutlich. Die Leute früher, insbesondere die Reichen und<br />
Mächtigen, waren gar nicht soviel anders wie die Menschen heute. Egoistisch<br />
und auf den eigenen Vorteil bedacht. Stolz, machtbesessen und den<br />
Verführungen erlegen.<br />
Doch gab es auch andere, die schon dam<strong>als</strong> den Finger in die sprichwörtliche<br />
Wunde legten. Und: Es kam an, auch bei den Mächtigen. In Vers 20 lesen wir<br />
von innerer Unruhe und dennoch „hörte er ihn gern“.<br />
Herodes wusste, dass einiges in seinem Leben und Umfeld schief läuft. Er war<br />
deutlich auf dem Holzweg und Johannes sagte es ihm.<br />
Doch wie so oft, obwohl Herodes wusste, dass er f<strong>als</strong>ch lag, erlag er den<br />
Verführungen und opferte Johannes. Sein eigener Vorteil und sein Gesicht zu<br />
wahren, waren stärker und wichtiger <strong>als</strong> das Leben des Täufers.<br />
„Zwei Herzen“ so lautet die Überschrift. Zwei Herzen schlugen in Herodes<br />
Brust, denn er wusste einerseits, dass er mit seinem Lebensstil f<strong>als</strong>ch lag.<br />
Andererseits waren ihm seine Macht und der Reichtum wichtiger. Er entschloss<br />
sich für den „Holzweg“ seines Lebens.<br />
Zwei Herzen, die schlagen auch manchmal in meiner Brust. Wenn<br />
Entscheidungen zu treffen sind. Oftm<strong>als</strong> wünsche ich mir Hinweise von Gott.<br />
48
Hin zur Sonne<br />
Die kommen auch, mal deutlich, mal weniger deutlich. Doch Gott hilft, führt<br />
und nimmt mich an die Hand.<br />
Dennoch entscheide ich mich auch manchmal für den „Holzweg“. Leider …<br />
Zwei Herzen werden auch bei dir schlagen, wenn du dich auf Gott einlässt und<br />
ihm vertrauen möchtest. Dies wird immer wieder vorkommen, denn auch wir<br />
sind nicht immun gegen die Verführungen des Alltags. Ich hoffe, dass unser<br />
Herz auf Gott hört und wir seiner Leitung vertrauen lernen.<br />
Ich wünsche Dir, dass Du auch Gottes Führung und seine helfende Hand<br />
spüren und erleben kannst. Bei Entscheidungen, Weichenstellungen und auf<br />
deinem Lebensweg. Freue dich über Gottes versprochene Gegenwart und<br />
vertraue auf ihn.<br />
Volker Peterek, <strong>Siegen</strong><br />
www.andachtensommer.de 49
Hin zur Sonne<br />
Sonntag, 5. August 2012 Psalm 141<br />
Schrei,<br />
wenn du nicht mehr kannst!<br />
Selbst, wenn niemand in deiner Nähe ist.<br />
elbst, wenn es nur deine eigene Stimme ist, die du hörst.<br />
elbst, wenn es hoffnungslos scheint.<br />
Schrei, wenn du Angst hast, dass das Böse in dir stärker ist <strong>als</strong> du.<br />
Schrei, wenn Menschen um dich herum dir Böses wollen.<br />
Schrei, wenn du jemanden an deiner Seite brauchst.<br />
Schrei und sei dir sicher, dass Gott dich hört.<br />
Melanie Grybel<br />
Montag, 6. August 2012 Markus 6,30-44<br />
Die Welt ist wundervoll<br />
ie Jünger sind von langen anstrengenden Reisen<br />
zurückgekehrt, bei denen sie selbst Wunder getan, und allen, die es<br />
DSie<br />
hören wollten, von Gott erzählt haben:<br />
sind müde, deshalb fahren sie mit Jesus an eine einsame Stelle, um sich<br />
auszuruhen und den Menschenmassen zu entkommen.<br />
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Hin zur Sonne<br />
Doch viele haben das beobachtet und es spricht sich schnell herum, wo Jesus<br />
und seine Nachfolger sich aufhalten.<br />
Dieses Szenario erinnert an die heutigen Promis, wie sie im Fernsehen gezeigt<br />
werden, verfolgt von Paparazzi und Fans, die nicht genug bekommen können.<br />
Doch Jesus ist nicht so wie die heutigen Promis, die Leute kommen aus ganz<br />
anderen Gründen, nicht um ein gutes Foto oder Autogramm zu erhaschen,<br />
sondern, weil sie nach dem Sinn des Lebens suchen und Antworten auf ihre<br />
Glaubensfragen brauchen. Jesus reagiert auch nicht so wie die meisten Stars, er<br />
nimmt sich Zeit, und das nicht, um eine gute PR zu haben…<br />
Jesus schickt die Leute trotz seiner Erschöpfung nicht weg, und selbst <strong>als</strong> es<br />
dunkel wird und die Jünger ihn bitten die Masse nach Hause zu schicken, damit<br />
sie essen können, reagiert er vollkommen unerwartet, er sagt: „Gebt IHR ihnen<br />
zu essen!“<br />
Die Jünger sind zunächst verwirrt, weil sie sich nicht erklären können, wie das<br />
funktionieren soll, es waren schließlich nur fünf Brote und zwei Fische da!<br />
Doch Jesus lässt die Leute in Gruppen einteilen und das wenige Essen<br />
verteilen…<br />
… und es ist genug, dass alle 5000 satt werden und sogar noch Reste übrig sind!<br />
Das hätten sogar die Jünger nicht erwartet, die Freunde von Jesus, die schon so<br />
viele Wunder miterlebt haben und ja zuvor selbst in seinem Auftrag Geister<br />
ausgetrieben haben.<br />
Für uns heute ist es vielleicht noch schwerer vorstellbar und in der Bibel ist ja<br />
auch nicht beschrieben, wie Jesus das fertiggebracht hat. Aber genau das ist<br />
eigentlich das Besondere, das, was Gott ausmacht. Wir können ihn und was er<br />
tut nicht verstehen, weil wir eben nur Menschen sind, doch in seinen Taten und<br />
Wundern zeigt sich seine Liebe zu uns, die selbst „erfahrene“ Christen immer<br />
wieder überrascht. ;-)<br />
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Hin zur Sonne<br />
Vielen ist gar nicht bewusst, dass Gott auch heute noch Wunder tut, auch wenn<br />
sie meist nicht ganz so spektakulär sind wie in der Zeit, <strong>als</strong> Jesus <strong>als</strong> Mensch auf<br />
der Erde war. Achte doch mal in deinem Alltag auf kleine / große Wunder…!<br />
Annina Oerter, Dielfen<br />
Dienstag, 7. August 2012 Markus 6, 45–56<br />
Land in Sicht?!<br />
Nachdem ich die Bibelstelle zum ersten Mal gelesen hatte, hatte ich<br />
noch nicht so ganz den Sinn erblickt, der hinter diesem Text steckt.<br />
Ich dachte zwar: Was für eine schöne Geschichte, sie handelt von<br />
Zuverlässigkeit, Vertrauen und Zuversicht – was natürlich auch so ist – aber<br />
dahinter steckt noch mehr.<br />
Es fängt schon in Vers 47 an, in dem steht, dass sich die Jünger alleine in einem<br />
Boot auf dem Wasser befinden und in Vers 48, dass sie gegen den Wind rudern<br />
mussten und es sehr mühsam war. Dies deute ich <strong>als</strong> eine Krise im Leben – und<br />
jeden kann es mal treffen – und man fühlt sich weit weg von Jesus, alleine,<br />
hilflos, aussichtslos und denkt, man muss alleine gegen das Problem<br />
ankämpfen. Während die Jünger auf dem Wasser sind, ist Jesus an Land, auf<br />
dem sicheren, stabilen Untergrund. Das kann man damit vergleichen, dass man<br />
dort, wo Jesus ist, sicher ist, man findet Halt und Hilfe.<br />
Jesus sieht die Mühen der Jünger, <strong>als</strong>o auch unsere Mühen und Sorgen, und<br />
kam zu ihnen übers Wasser, um ihnen zu helfen, um sie zu retten. Es sieht so<br />
aus, <strong>als</strong> wolle Jesus an ihnen vorbeigehen, was wir auch manchmal denken. In<br />
Krisen denken wir oft, Jesus kann uns nicht helfen, er will uns nicht helfen,<br />
52
Hin zur Sonne<br />
sonst hätte er uns nicht in diese dumme Situation gebracht. Aber manchmal<br />
sind Krisen auch eine Hilfe, aus denen man lernen soll. Ich sehe es aber auch<br />
<strong>als</strong> eine Glaubensprobe von Gott aus an uns. Gott möchte prüfen, ob wir ihm<br />
auch in stürmischen Lebenszeiten mit Problemen vertrauen und seine Hilfe<br />
erbitten und annehmen, oder ob wir denken: Das klappt nicht, das versuch ich<br />
gar nicht erst! Doch genau diese f<strong>als</strong>che Einstellung sollten wir vermeiden.<br />
Als Jesus kam und ins Boot zu den Jüngern gestiegen war, legte sich der Sturm<br />
und sie legten an Land an. Das bedeutet im übertragenen Sinne: Wenn wir<br />
Jesus annehmen, müssen wir die Krisen nicht alleine bekämpfen.<br />
An Land erkannten die Leute Jesus, und alle Kranken brachte man zu ihm. Sie<br />
mussten bloß sein Gewand berühren, und sie wurden geheilt. Das bedeutet,<br />
dass wir uns ihm anschließen sollen, dann erfahren wir Schutz und Hilfe.<br />
Also, seid nicht verschlossen und ängstlich sondern vertraut Gott, auch, wenn<br />
es erst einmal nicht nach Besserung aussieht. Vertraut Gott, er will euch helfen,<br />
er lässt euch nicht in den Stürmen des Lebens untergehen, auch nicht, wenn sie<br />
noch so extrem sind!<br />
Tabea Lanatowitz, 13 Jahre, Olpe<br />
Mittwoch, 8. August 2012 Markus 7, 1-15<br />
Nicht beeinflussen lassen<br />
Die moderne Gesellschaft hat uns vieles möglich gemacht, was<br />
früher kaum denkbar war. Sie ermöglicht uns ein hohes Maß an<br />
Mobilität, technische Entwicklungen wie das Handy oder das<br />
Internet vereinfachen unseren Alltag und wir sind durch die Medien zu jedem<br />
www.andachtensommer.de 53
Hin zur Sonne<br />
Zeitpunkt des Tages informiert. Jedoch ist unsere Gesellschaft auch eine<br />
Leistungsgesellschaft: Um in der Arbeitswelt konkurrenzfähig zu sein, muss<br />
man rund um die Uhr an sieben Tage die Woche abrufbar sein, man muss seine<br />
Leistung erbringen, und wenn es nötig ist, auch seine Ellenbogen einsetzen<br />
können.<br />
Gottes Gesetze scheinen in dieser Gesellschaft etwas fehl am Platz, wer hält<br />
wirklich noch das Gebot des heiligen Sonntages, des Ruhetages, ein? Oder wer<br />
kann es sich erlauben, auf dem Arbeitsmarkt Rücksicht auf konkurrierende<br />
Mitbewerber zu nehmen und so etwas wie „Nächstenliebe“ zu zeigen?<br />
Auch in der Zeit von Jesus gab es Gesetze und Regeln, die in der Gesellschaft<br />
galten. So beobachteten die Pharisäer einmal, wie einige Jünger Jesu ihr Brot<br />
mit ungewaschenen Fingern aßen, was dam<strong>als</strong> <strong>als</strong> „unrein“ galt. Daraufhin<br />
sprachen sie Jesus darauf an und fragten ihn erzürnt, warum er seinen Jüngern<br />
dieses Verhalten nicht verbiete. Jesus antwortete darauf mit den Worten Jesajas<br />
(29,13): „Das Volk ehrt mich mit den Lippen; aber ihr Herz ist fern von mir.<br />
Vergeblich dienen sie mir, weil sie lehren solche Lehren, die nichts sind <strong>als</strong><br />
Menschengebote.“ Jesus sprach weiter, dass man die Gesetze der Menschen<br />
nicht über die Gebote Gottes stellen dürfte, wie die Pharisäer es getan hatten.<br />
Dann rief er das Volk zusammen und sagte ihnen: Nicht die Dinge, die auf<br />
einen einwirken, machen einen Menschen unrein, sondern die, die von einem<br />
Menschen ausgehen.<br />
Die Worte Jesu zeigen, dass es manchmal einfach keinen Sinn macht, sich der<br />
Gesellschaft mit ihren Pflichten und Zwängen zu beugen, denn vor Gott sind<br />
diese bedeutungslos. Vor ihm zählen nur unsere Taten; nur unser Handeln<br />
macht uns aus. Außerdem haben Gottes Gesetze einen unschätzbaren Vorteil:<br />
Sie ermöglichen in Zeiten, in denen die Gesellschaft ihre kalte und<br />
unpersönliche Seite zeigt, Gottes Nähe und lassen uns seine Wärme und<br />
Geborgenheit spüren. Er hilft uns, ein gutes Miteinander zu bewahren und gibt<br />
uns Zeit, innezuhalten und auszuruhen.<br />
54<br />
Simon Oster, Flammersbach
Hin zur Sonne<br />
Donnerstag, 9. August 2012 Markus 7, 17-23<br />
Herzensangelegenheiten<br />
Kennst du das auch? Du versuchst nach außen hin die gängigen<br />
Regeln und Gesetze einzuhalten und in dir drin ist es schwer, das<br />
ebenso zu tun? Etwa, wenn du jemanden nicht vor den Kopf stoßen<br />
willst, und deshalb einen Satz nicht sagst, er aber gleichzeitig in deinem Herzen<br />
sehr laut und lange nachklingt? Der Bibeltext setzt sich mit diesem Unterschied<br />
auseinander: Was wir tun und wie wir nach außen hin versuchen gehorsam zu<br />
sein, und was dabei gleichzeitig in uns selbst passiert.<br />
Dabei kommt es nicht nur darauf an, dass wir gesellschaftliche Regeln befolgen<br />
und das tun, was andere für richtig halten. Es kommt stattdessen darauf an, was<br />
wir in unseren Herzen bewegen. Und darin bewegt sich eine ganze Menge nicht<br />
nur guter Eigenschaften! Jesus listet sie in Vers 21 und 22 für uns auf: Aus dem<br />
Herzen der Menschen kommen die bösen Gedanken, Unzucht, Diebstahl,<br />
Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid,<br />
Verleumdung, Hochmut und Unvernunft. Es ist das, was einen Teil von uns<br />
Menschen ausmacht. Wir sind nicht nur gut, sondern haben auch schwierige,<br />
böse und unliebsame Eigenschaften in uns.<br />
Wir versuchen in unserem Leben immer wieder die richtigen Entscheidungen<br />
zu treffen, um ein Leben in der Fülle zu haben. Um Gottes Gegenwart und<br />
Nähe zu spüren. Um uns mit unserem Tun und Handeln nicht von ihm weg,<br />
sondern zu ihm hin zu bewegen. Wie wir dabei mit uns und unseren<br />
Mitmenschen umgehen – dafür legt er einen Grundstein in unser Herz. Er kann<br />
uns helfen, Stück für Stück Hochmut zu Demut zu verändern und Habgier zu<br />
Dankbarkeit für das, was uns zur Verfügung steht. Gegen die Hinterlist und die<br />
Verleumdung stellt er Solidarität und Ehrlichkeit im Umgang mit anderen.<br />
www.andachtensommer.de 55
Hin zur Sonne<br />
Der Mensch ist gut gemacht, aber sein Handeln ist nicht immer nur von<br />
Freundlichkeit geprägt. Gott kann uns den Weg dafür weisen, auf was es<br />
ankommt, nämlich, welcher Satz in unserem Herzen laut und lange nachklingt.<br />
Stefanie Brenzel, 27 Jahre,<br />
Jugendreferentin im Ev. <strong>Kirchenkreis</strong> <strong>Siegen</strong><br />
Region 7 – Jugendkirche crosspoint, Kirchengemeinden Kreuztal, Ferndorf,<br />
Buschhütten, Krombach<br />
Freitag 10. August 2012 Markus 7, 24-30<br />
Wenn aus Krümeln Strahlen<br />
werden<br />
ie geht es dir, wenn du diesen Text liest? Verwirrt dich, was er<br />
sagt? Oder fragst du dich vielleicht, was er überhaupt sagen<br />
WIch<br />
will? Nun, dann wären wir schon mal zwei.<br />
sag es dir ganz ehrlich, auf den ersten Blick habe ich kaum ein Wort<br />
verstanden, und was haben Geister mit Brot zu tun und woher kommen dann<br />
noch die Hunde?<br />
Aber erst mal der Reihe nach, da kommt <strong>als</strong>o eine Frau zu Jesus und bittet ihn<br />
um Hilfe, worum genau ist hier vielleicht gar nicht so wichtig. So weit, so gut,<br />
bis hier hin nichts Ungewöhnliches. Um einiges ungewöhnlicher erscheint da<br />
schon Jesu Antwort, die in der Parallelstelle, Matthäus 15, 21–28, etwas<br />
deutlicher wird. Hier würdigt er sie nicht eines Wortes, erst <strong>als</strong> die Jünger ihn<br />
fragen erklärt er: „Ich bin nur zum Volk Israel … gesandt worden“. Als die Frau<br />
56
Hin zur Sonne<br />
sich vor ihm niederwirft, setzt er sogar noch einen drauf: „Es ist nicht recht, den<br />
Kindern das Brot wegzunehmen und es den Hunden vorzuwerfen.“<br />
Das hat gesessen. Nun ist die Frage zwar geklärt, was mit Hunden gemeint ist,<br />
nämlich die Frau und alle anderen, die nicht zu Israel, <strong>als</strong>o den Kindern<br />
gehören. Allerdings sorgt das eher für noch mehr Verwirrung, oder hättest du<br />
das von Jesus erwartet? Irgendwie will das nicht passen.<br />
Aber die Geschichte ist hier ja nicht zu Ende. Die Frau lässt nicht locker und<br />
erwidert, dass auch die Hunde unter dem Tisch etwas von dem Brot<br />
abbekommen, das die Kinder essen. Und tatsächlich hilft ihr Jesus. An dieser<br />
Stelle bekommt die Geschichte eine völlig andere Perspektive. Der Vergleich<br />
mit Hunden, der vorher noch beleidigend und abweisend wirkt und vielleicht<br />
an ein Tier draußen an der Kette erinnert, ändert sich hier eher zu einem<br />
Schoßhund, der unter dem Tisch liegt. Er steht zwar deutlich unter den<br />
Kindern, gehört aber doch zur Familie, wird geliebt und isst, wenn auch auf<br />
Umwegen, vom gleichen Brot.<br />
Und das passt nun auch ins Thema. Diese Frau sucht Jesu Licht, sie möchte<br />
„Hin zur Sonne“. Das Brot bleibt nicht nur bei den Kindern, sondern es fällt für<br />
alle etwas davon ab. Das Licht, das zuerst für Israel leuchtete, bleibt nicht dort,<br />
sondern strahlt in die ganze Welt. Und jeden, der Jesus sucht, der hin zu dieser<br />
Sonne möchte, wird es erreichen.<br />
Und wenn du dich einmal hundeelend fühlst, dann denke an diese. Suche Jesus,<br />
lass dich nicht von deinem Vertrauen abbringen, lass dich nicht wegschicken<br />
und dann wird seine Liebe auch für dich leuchten.<br />
Jens Winter, 24 Jahre, Wilden<br />
www.andachtensommer.de 57
Hin zur Sonne<br />
Samstag, 11.August 2012 Markus 7, 31–37<br />
Sprachlos<br />
eute bringen einen Taubstummen zu Jesus. Sie bitten ihn: „Leg ihm<br />
deine Hand auf“. Sie sorgen sich um den hilflosen Menschen und<br />
LEr<br />
möchten, dass Jesus ihn heilt.<br />
möchte so wenig Aufmerksamkeit wie möglich, um sich ganz und gar dem<br />
Taubstummen zu widmen. Jesus hat keine Berührungsängste, wenn er einem<br />
behinderten Menschen begegnet. Können wir das von uns selbst auch sagen?<br />
Viele Menschen sind peinlich berührt, wenn sie solche Begegnungen haben.<br />
Manchmal hört man auch Aussagen wie: Die geben seltsame Laute von sich<br />
und fuchteln komisch mit den Armen herum, die können doch nicht “normal“<br />
sein. Oder: Die tun mir zwar irgendwie leid, aber da kann ich gar nicht<br />
hinsehen. Irgendwie sind die mir unheimlich, so anders. Schnell weg hier!<br />
Jesus ist anders: Er geht auf die Menschen zu. Er legt seine Finger in die Ohren<br />
des Taubstummen und berührt dessen Zunge mit Speichel und spricht “Effata“,<br />
das heißt „Öffne dich!“ Sofort öffnen sich seine Ohren und seine Zunge löst<br />
sich und er kann normal reden.<br />
Was mag der Mann wohl in diesem Moment gedacht haben? War er peinlich<br />
berührt von so viel Nähe und Zuwendung?<br />
Er war bestimmt „sprachlos“, obwohl er jetzt reden konnte! Er kann es immer<br />
noch nicht glauben, dass er wirklich hören und reden kann, das erste Mal in<br />
seinem Leben. Wie oft hatte er sich danach gesehnt, nicht mehr Außenseiter zu<br />
sein und mitreden zu können. Er spürt: Jesus nimmt mich und meine<br />
Bedürfnisse ernst. Er weiß, was ich brauche. Er kennt meine Gedanken.<br />
58
Hin zur Sonne<br />
Jesus möchte dich auch berühren, wie den Taubstummen. Du musst es nur<br />
zulassen!<br />
Seine Nähe suchen und aushalten, wenn er sich in dein Leben einmischt,<br />
mitreden möchte und dich sprachlos macht mit seiner Liebe und Zuwendung.<br />
Susanne Thomas, Wilgersdorf<br />
Sonntag, 12. August 2012 Psalm 140<br />
Über(s)LebensWorte<br />
Ich wollte wirklich zum Kirchlichen Unterricht kommen, glauben Sie mir<br />
bitte, aber ich habe mich nicht getraut! Ich habe mich hinter dem<br />
Gemeindehaus versteckt, bis alle weg sind, um Ihnen zu beweisen, dass ich<br />
nicht einfach schwänze.“<br />
Peter (Name geändert) steht weinend und zitternd vor mir. Mein erster<br />
Gedanke, Peter könnte mir etwas vormachen, ist nach einer Sekunde verflogen.<br />
Kein Zweifel, dieser Junge hat wirklich Angst. Kaum zu glauben, aber wahr.<br />
Riesige Angst sogar vor, ja, vor seinen eigenen, gleichaltrigen<br />
MitkonfirmandInnen und MitschülerInnen, wie ich im anschließenden, langen<br />
Gespräch erfahre. Das ist jetzt über 25 Jahre her. Doch jetzt ist sie wieder da,<br />
die Erinnerung an diesen Jungen, an Peter.<br />
„Wissen Sie, Herr Pastor, über die Einladung zur Silbernen Konfirmation habe<br />
ich mich wirklich gefreut, aber“, und fast meine ich durch das Telefon hindurch<br />
wieder jenes Zittern in der Stimme zu hören, das ein unterdrücktes Weinen<br />
andeutet, „ich kann die schreckliche Zeit von dam<strong>als</strong> nicht vergessen. Ich will<br />
von denen keinen wiedersehen. Aber Ihnen wollte ich sagen, dass ich sonst<br />
www.andachtensommer.de 59
Hin zur Sonne<br />
gerne gekommen wäre. Sie haben dam<strong>als</strong> zu mir gehalten und versucht, mich zu<br />
verstehen und mir zu helfen. Das habe ich nicht vergessen.“<br />
An jenen Anruf und das Gespräch mit Peter muss ich denken, <strong>als</strong> ich jetzt die<br />
Worte aus Psalm 140 lese:<br />
Herr, rette mich vor bösen Menschen! Beschütze mich vor denen, die sich mit<br />
roher Gewalt durchsetzen! Ständig brüten sie Gemeinheiten aus und<br />
versuchen, Streit anzufangen. Sie reden mit spitzer Zunge, und was über ihre<br />
Lippen kommt, ist bösartig und todbringend wie Schlangengift.<br />
Ich habe mit Peter auch darüber gesprochen, wie gut es tut, dass wir Gott alles<br />
sagen können. Nicht nur das Schöne und das, wofür wir dankbar sein können.<br />
Das hat Peter inzwischen auch lernen dürfen, weil Gott ihn viel Gutes hat<br />
erleben lassen. Aber er ist froh, dass er seine Gefühle der Ohnmacht, Wut, ja<br />
des zeitweisen Hasses vor Gott nicht verbergen muss.<br />
Zunächst wimmeln wir <strong>als</strong> Christen ja gerne solch scheinbar extremen Worte<br />
aus den Psalmen ab, <strong>als</strong> für uns überholt, uns, denen doch von Jesus die<br />
Feindesliebe geboten ist.<br />
Doch gerade die Psalmen helfen enorm, auch für die dunklen Seiten des Lebens<br />
Worte zu finden, Worte, die die eigenen Gefühle zum Ausdruck bringen<br />
können. Ehrliche Worte finden zu können vor dem, der uns geschaffen hat, vor<br />
dem, der uns kennt und liebt, vor dem, der zu uns steht und von dem wir Hilfe<br />
erbitten und erwarten können. Denn Gott holt uns da ab, wo wir sind, steht in<br />
Jesus Christus an unserer Seite und hat auf jeden Fall Zukunft für uns, auch<br />
wenn jetzt die Angst vor wem und was auch immer groß sein mag.<br />
60<br />
Hans-Werner Schmidt<br />
Synodalassessor im Ev. <strong>Kirchenkreis</strong> <strong>Siegen</strong>
Hin zur Sonne<br />
Montag, 13. August 2012 Markus 8,1-9<br />
Dein Platz<br />
Stell dir vor, du warst auf einem Konzert von Casper und bist voll<br />
abgegangen oder du hast den ganzen Tag gewartet um ein<br />
Autogramm von Robert Pattinson zu bekommen oder du hast die<br />
ganze Nacht in eisiger Kälte gecampt, um morgens ganz vorne in der Schlange<br />
für die letzten Derbykarten zu stehen.<br />
Und die ganze Zeit hattest du nichts zu essen und zu trinken. Bei der ganzen<br />
Aufregung konntest du es ja noch ganz gut verdrängen, aber wenn das<br />
Autogramm endlich da ist oder die Karten endlich in der Tasche stecken, knurrt<br />
der Magen doch ganz schön laut, der Mund ist megatrocken und sogar die<br />
Hände zittern.<br />
Und plötzlich kommt einer und lädt dich ein zu einem All-you-can-eat-Buffet bei<br />
deinem Lieblingsitaliener. Mit allem, was du dir vorstellen kannst: Pizza, Pasta,<br />
Moussé au chocolate,... ist das nicht traumhaft?<br />
Jesus ist genau so einer. Er lädt dich ein zu einem Riesendinner und gibt dir<br />
alles im Überfluss. Da kannst du noch so ausgehungert sein, sein Tisch wird nie<br />
leer. Genauso wie er die Menschen in Markus 8, 1-9 mit Essen nach dem langen<br />
Tag versorgt hat, so versorgt er dich mit allem, was du brauchst. Seine Liebe, die<br />
er dir schenkt, ist wie ein riesengroßes All-you-can-eat-Buffet, das nie leer wird,<br />
egal wie viele Menschen so oft und so viel von ihm essen, wie sie wollen.<br />
Das solltest du dir immer wieder bewusst machen, besonders dann, wenn es dir<br />
besonders schlecht geht. Für DICH ist an seinem Tisch immer ein ganz<br />
besonderer Ehrenplatz frei.<br />
Anna-Lena Nies, 21 Jahre, Niederdielfen<br />
www.andachtensommer.de 61
Hin zur Sonne<br />
Dienstag, 14. August 2012 Markus 8, 10-13<br />
Ausweiskontrolle<br />
Ich stehe an der Kasse eines nicht unbekannten Elektrodiscounters und<br />
möchte eine DVD kaufen. Der Film ist ab 16 Jahren freigegeben.<br />
Ausweiskontrolle! Ich gucke die Frau ungläubig an, denn ich bin doppelt<br />
so alt, wie ich sein müsste, um den Film erwerben zu dürfen. Zum Glück kann<br />
ich es beweisen, denn einfach so glauben, wird sie es mir nicht.<br />
Ebenso ungläubig, wie ich die Kassiererin, hat Jesus wahrscheinlich die<br />
Pharisäer angeschaut, die nach allem, was Jesus bereits getan hat immer noch<br />
nach einem Zeichen verlangen. Sie wollen einen Beweis, dass Jesus wirklich im<br />
Auftrag Gottes unterwegs ist. Wie kommt das? Diese Leute sind doch nicht auf<br />
den Kopf gefallen. Nein! Ganz im Gegenteil. Sie sind sehr gebildet, vor allem<br />
religiös gebildet und genau das ist in diesem Fall ihr Problem. Ihre ganze<br />
religiöse Bildung hat dazu geführt, dass sie ein ganz bestimmtes Bild von Gott in<br />
ihrem Kopf und Herzen tragen.<br />
Und nun kommt ein Mensch daher, der passt überhaupt nicht zu dem Passbild<br />
Gottes, das sie mit sich herumtragen. Das verunsichert. Stell dir vor, dein bester<br />
Freund/ deine beste Freundin zeigt auf einmal ganz viele andere Seiten, die dir<br />
an ihm/ ihr bisher gar nicht aufgefallen sind. Fragen wie: Bist du wirklich mein<br />
Freund? Stehst du wirklich auf meiner Seite? Kann ich dir vertrauen? Kann ich<br />
dich so lieben? Passt du so noch in mein Leben?, können da schon mal Raum<br />
gewinnen. Antworten auf diese Fragen lassen sich nicht beweisen.<br />
Freundschaft, Vertrauen, Liebe lässt sich nicht beweisen. Jesus kann sich<br />
gegenüber den Pharisäern nicht ausweisen. Er steht vor ihnen, sie können ihn<br />
62
Hin zur Sonne<br />
anfassen, ihn erleben, er ist das Lebenszeichen Gottes. Er ist da, mitten in dieser<br />
Welt, um mit uns durch unser Leben zu geben. Wenn wir fragen: „Hast du mich<br />
lieb?“, wird er „Ja“ antworten. Kannst du ihm glauben?<br />
Melanie Grybel<br />
Mittwoch, 15. August 2012 Markus 8, 14-21<br />
Überhört<br />
Der erste Satz ist schon dermaßen ermutigend, dass sich das<br />
Weiterlesen nur lohnen kann: „Und sie hatten vergessen, Brot<br />
mitzunehmen.“ Das braucht man nicht übersetzen oder großartig<br />
interpretieren. Sie hatten es vergessen, einfach so und ganz menschlich. Wie<br />
erleichternd ist es doch, zu sehen, dass die, die am nächsten an Jesus dran<br />
waren auch nur Menschen waren die Fehler machten! Er nimmt sie trotzdem<br />
mit auf seine Reise, so wie er heute uns mitnimmt. Na, dann mal los!<br />
Und dann ein ganz merkwürdiger Satz: Er gebot ihnen, sich vor dem Sauerteig<br />
der Pharisäer in acht zu nehmen. Mhm. Er empfiehlt es ihnen nicht nur, er<br />
gebietet es ihnen – aber was ist denn so schlimm an dem Sauerteig anderer<br />
Menschen?! Mir kommen sofort Sätze in den Kopf von Nothilfen: „Es ist genug<br />
für alle da.“, „Die Welt besteht aus teilen.“ und lese dann einen Satz, in dem<br />
Jesus eindringlich dazu aufruft, sich vor anderer Leute Sauerteig in acht zu<br />
nehmen. Hierzu musste ich mich dann doch mal schlau machen. Der Sauerteig<br />
steht für das Böse, welches auf heimtückische Weise die ganze Masse, mit der er<br />
vermischt wird, durchdringt. Jesus warnt <strong>als</strong>o davor, die Worte der Pharisäer<br />
allzu ernst zunehmen, genau so kleinlich und gefühllos an Gottes Worte ran zu<br />
www.andachtensommer.de 63
Hin zur Sonne<br />
gehen. Eigentlich ziemlich wichtig, aber die Jünger sind immer noch so auf ihr<br />
materielles Brot fixiert. Ich kann mir das richtig vorstellen, wie sie sich über<br />
sich selbst ärgern, so eine lange Reise und dann nur durch ein dummes<br />
Vergessen so wenig Proviant. Jesu Wort geht glatt unter. Ich kann mir<br />
vorstellen, dass er darüber auch ein wenig angezickt ist. Meine Güte, er will<br />
ihnen helfen Gottes Wort ohne größere Probleme weiter zu erzählen, eine<br />
Missionseinsatz-Mitarbeiterschulung sozusagen. Und sie? Sie denken nur an ihr<br />
blödes Brot. Wie oft haben die Jünger Jesus schon in Action gesehen?! Wie oft<br />
durften sie bei großartigen Wundern dabei sein?! WARUM machen sie sich<br />
Gedanken um ihr Brot? Ein einfaches "Hey Jesus, du machst uns heut Abend<br />
doch unser Festmahl ;)" und alle hätten sich wieder auf seine Worte<br />
konzentrieren können.<br />
Wie oft denken wir an unsere materiellen Probleme? Wie oft überhören wir<br />
Jesu Worte in unserem Alltag? Wie oft sind wir so fixiert auf unsere Sorgen,<br />
Nöte und Versagenssituationen?<br />
Und wie oft durften wir Jesus schon in Action erleben? Wie viele<br />
atemberaubende Situationen durften wir schon miterleben? Warum denken wir<br />
ständig an unser blödes Brot, ganz egal, in welcher Übertragung es in unserem<br />
Leben auftritt?<br />
Wie gut, dass der erste Vers uns hier schon aus der Pampe hilft! Jesus nimmt<br />
uns mit auf seine Reise, obwohl wir Fehler machen! Er verurteilt uns nicht,<br />
wenn wir so abgelenkt sind, sondern hilft uns, immer wieder unseren Blick zu<br />
schärfen. Er erinnert uns an seine Stärke und seine Macht und gleicht damit<br />
unsere Fehler aus. Hallelujah, praise the Lord!<br />
64<br />
Elisa Schulz
Hin zur Sonne<br />
Donnerstag, 16. August 2012 Markus 8, 22-26<br />
Etwas Ungewöhnliches<br />
rgendwie finde ich, diese Heilung sticht heraus. Sie wird anders erzählt <strong>als</strong><br />
viele andere Heilungen von Jesus. Vielleicht mag ich die Stelle deswegen so<br />
IDa<br />
gerne.<br />
kommen ein paar Leute, bringen einen blinden Mann zu Jesus und bitten<br />
ihn darum, ihn zu heilen. Und was macht Jesus? Nimmt den Blinden zur Seite,<br />
weg von den Gaffern und – heilt ihn erst nur halb?! Und erst, <strong>als</strong> der Mann sagt,<br />
dass er noch nicht richtig sehen kann und Menschen optisch nicht von Bäumen<br />
unterscheiden kann, vervollständigt Jesus die Heilung.<br />
Ich hab mich gefragt, warum Jesus den Mann nicht vor den Augen der andern<br />
Leute geheilt hat. Das war in den meisten anderen Fällen kein Problem<br />
gewesen. Ich hab die Vermutung, dass es daran lag, dass die religiöse Elite, auf<br />
die fast alle gehört haben, kurz davor Jesus gezeigt haben, dass sie ihm nicht<br />
glauben wollen und in einem anderen Evangelium hat auch ein großer Teil des<br />
einfachen Volkes gezeigt, dass sie das, was er ihnen durch die Wunder sagen<br />
will, nicht sehen wollen. Das bringt mich zu dem Verdacht, dass diese Leute<br />
hier wahrscheinlich den Blinden nicht aus Mitgefühl zu Jesus gebracht haben<br />
oder weil sie mehr über Jesus erfahren wollten. Ich glaube, sie wollten ne gute<br />
Show, nichts weiter. Hatten Lust auf ein übernatürliches Feuerwerk von Jesus,<br />
ein Spektakel auf dessen Höhepunkt Jesus den Blinden spektakulär heilt. Das<br />
hat Jesus nicht mitgemacht. Dafür sind seine Wunder und seine Mission zu<br />
wertvoll und ich glaube, dass er auch den Mann davor schützen wollte, neben<br />
allen Demütigungen, die er mit seinem Handicap schon ertragen musste, auch<br />
noch zu einem Showobjekt degradiert zu werden. Also nimmt er ihn erst einmal<br />
weg von den anderen.<br />
www.andachtensommer.de 65
Hin zur Sonne<br />
Aber warum heilt er ihn erst nur halb? Keine Ahnung, wirklich nicht. Ich weiß<br />
nur, welchen Effekt das auf mich hat. Ich denke oft, ich dürfte Gott um nichts<br />
Großes bitten, wie zum Beispiel, von etwas geheilt zu werden, weil ich mir nur<br />
schwer vorstellen kann, dass Gott wirklich so großzügig und engagiert ist.<br />
Zumindest bei mir. Und hier fragt Jesus ausdrücklich nach, ob alles o.k. ist, und<br />
geht darauf ein, <strong>als</strong> der Mann noch nicht genug sehen kann. Kein „Sei froh, dass<br />
ich dir überhaupt geholfen habe!“ oder „Jetzt werde nicht unverschämt!“.<br />
Manchmal habe ich das Gefühl, dass Jesus es deswegen so gemacht hat, um<br />
Leuten wie mir zu zeigen, dass ich ruhig den Mund aufmachen kann, wenn<br />
etwas mit mir nicht in Ordnung ist. Wenn ich diesen Text lese, ist es, <strong>als</strong> ob Gott<br />
mir sagen würde: „Claudia, wenn du dir Unterstützung von mir wünschst, sag es<br />
mir, du bist mir wichtig.“<br />
Claudia Langenbach, 26 Jahre, Jugendkirche crosspoint, Kreuztal<br />
Freitag, 17. August 2012 Markus 8, 27-33<br />
Wirklich peinlich?<br />
Das ist voll peinlich!“ Die Konfirmandinnen und Konfirmanden<br />
meiner Gruppe sind sich gegen mich einig. Am liebsten würden sie<br />
die Aufgabe nicht lösen, die ihnen gestellt wurde. Sie sollen mit<br />
einem Aufnahmegerät in die Fußgängerzone gehen und Passanten interviewen.<br />
Die Frage ist allerdings nicht alltäglich: „Welche Bedeutung hat Jesus für die<br />
Menschen früher und heute?“ und „Welche Bedeutung hat er für Sie<br />
persönlich?“ Wenn sie schon wildfremde Menschen ansprechen sollen, dann<br />
doch lieber nicht mit solchen komischen Fragen, sagen sie mir. „Wenn unsere<br />
66
Hin zur Sonne<br />
Mitschüler uns dabei sehen, sind wir unten durch!“ Nach einiger Diskussion<br />
lassen sie sich widerwillig auf das Experiment ein. In der nächsten Stunde<br />
präsentieren dann doch auch ein wenig stolz ihre Ergebnisse. Die Passanten<br />
haben ihnen bereitwillig und manche sogar sehr persönlich geantwortet. Jesus<br />
sei ein guter Mensch gewesen, sagen sie. Heute habe er nur noch eine geringe<br />
Bedeutung, meinen manche. Er habe es gut gemeint. Oder: so einen wie ihn<br />
müsste es öfter geben, sind häufige Antworten. Beim Abspielen der Interviews<br />
kichern etliche der Konfis. Doch mit einem Mal wird es ganz still. Da hören wir<br />
eine jüngere Frau. Nach Auskunft des „Reporters“ saß sie im Rollstuhl. Teile<br />
ihres Körpers sind aufgrund eines Unfalls gelähmt. Ganz direkt sagt sie den<br />
Jugendlichen ins Mikrophon: „Wenn ich den Glauben an Jesus nicht hätte,<br />
könnte ich das hier nicht aushalten! Er bedeutet mir ganz viel.“ Ihre Worte<br />
kommen nicht aus unbeteiligter Distanz. Sie berühren und beschenken uns. Mit<br />
ihnen bekennt diese starke Frau, was sie im tiefsten Innern trägt. Ihre Worte<br />
klingen ähnlich wie die von Petrus, <strong>als</strong> Jesus seine Jünger fragt „Was glaubt ihr,<br />
wer ich sei?“. Petrus merkt in Jesu Frage den entscheidenden Unterschied: Man<br />
kann über ihn aus überlegter Distanz oder betroffener Nähe sprechen. Darum<br />
antwortet er nicht mit kühlem Kopf, sondern aus vollem Herzen und sehr<br />
persönlich: Du bist der Christus. Also: Du bist unser Erlöser. Du löst uns aus<br />
allem, was uns bindet: unserer Angst, unserem Gefühl, mal zu wenig oder mal<br />
zu viel zu gelten, unserer Schuld, unseren Belastungen, ja sogar unserer Sünde<br />
und unserm Tod. Da kann man nicht mehr distanziert bleiben. Als Erlöser hat<br />
er von sich aus die Entfernung zu uns aufgelöst. Er ist uns persönlich nahe<br />
gekommen. Er trägt uns. Wer das erkannt hat, wird zutiefst beglückt. Dem<br />
muss sein Glaube an Jesus Christus darum nicht peinlich sein, sondern er wird<br />
ihm ein kostbarer Schatz.<br />
Peter-Thomas Stuberg, designierter Superintendent<br />
im Ev. <strong>Kirchenkreis</strong> <strong>Siegen</strong><br />
www.andachtensommer.de 67
Hin zur Sonne<br />
Samstag, 18. August 2012 Markus 8, 34-9,1<br />
Zaghafte Schritte<br />
Zaghafte Schritte folgen dem Ruf seiner Liebe.<br />
Ich lasse zurück, was ich über mich weiß,<br />
ich lasse zurück, was ich über mich denke.<br />
Ich nehme mit, was ich bin, was mich einzigartig macht,<br />
meine Begabungen, mein Können,<br />
meine Fehler, mein Versagen,<br />
mein Kreuz.<br />
Zaghafte Schritte folgen den Spuren seiner Liebe.<br />
Ich vertraue auf das, was Gott über mich weiß,<br />
ich vertraue auf das, was Gott über mich denkt.<br />
Bei Gott komme ich an,<br />
bei ihm darf ich sein.<br />
Gottes Reich bricht an.<br />
*Sich (selbst) verleugnen nicht nach den eigenen Gefühlen oder der eigenen<br />
Überzeugung handeln (Quelle: http://de.thefreedictionary.com/verleugnen)<br />
68<br />
Melanie Grybel
Hin zur Sonne<br />
Sonntag, 19. August 2012 Psalm 122<br />
Freude & Gebot<br />
Als ich mir den Psalm durchgelesen und überlegt habe, was ich dazu<br />
schreiben könnte, dachte ich mir „eigentlich geht es nur um<br />
Besucher, die sich Jerusalem anschauen – dorthin pilgern. Sie<br />
wollen sehen, wie schön die Stadt ist, und erfahren, dass dort Friede und<br />
Sicherheit herrschen sollen.“ Doch diese Hoffnung ist bis heute unerfüllt<br />
geblieben. Vielleicht mehr <strong>als</strong> jede andere Stadt hat Jerusalem Krieg und Leid,<br />
Hass und Blutvergießen erlebt. Diese „Stadt des Friedens“ hält bis heute die<br />
Welt in Atem.<br />
FREUDE: Aber <strong>als</strong> ich mir den Psalm noch einmal durchlas, habe ich auch<br />
etwas für mich heute entdeckt. David freut sich wahnsinnig darüber, <strong>als</strong> zu ihm<br />
gesagt wird (Vers 1) „Komm mit, wir gehen in den Tempel, zum Haus des<br />
Herrn!“ Da sollten wir uns fragen, freue ich mich auch auf meine Kirche bzw.<br />
Gemeinde? Wie oft habe ich die Möglichkeit, mit Gott Gemeinschaft zu haben,<br />
seine Gegenwart zu erleben? Täglich! Was ist mit der Einladung, mich mit<br />
anderen Christen zu treffen, gemeinsam auf Gott zu hören und ihn zu loben?<br />
Der Gottesdienst, die Jugendgruppe, der Hauskreis o.ä. soll nicht zur Pflicht<br />
oder Gewohnheit werden, sondern hat mit dem Herzen und meiner<br />
persönlichen Einstellung zu tun. Macht es mir Freude, mit anderen Gott zu<br />
feiern? Gott will unser Freund sein – er ist immer für uns da. Wie behandeln<br />
wir Freunde? Indem wir sie nicht beachten? Ich glaube, dass Gott sich<br />
unglaublich freut und ein Lächeln im Gesicht hat, wenn wir Zeit mit ihm<br />
verbringen.<br />
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Hin zur Sonne<br />
GEBOT: Neben der Freude nennt David aber auch Gottes Gebot (Vers 4). Sie<br />
kommen zusammen, „wie Gott es ihnen geboten hat“. Auch uns hat Gott<br />
geboten, nicht die Versammlung zu verlassen (Hebr. 10, 25). Wenn es immer<br />
nur nach unserer Stimmung gehen würde, kann es leicht passieren, dass wir die<br />
Lust an regelmäßiger Gemeinschaft mit Gott verlieren. Ich denke, jeder kennt<br />
Phasen, in denen wir lieber ausschlafen, TV gucken, ins Kino gehen oder Sport<br />
treiben. Dann ist es wichtig, das Gebot zu befolgen, damit der Kontakt nicht<br />
abreißt. Dieses Gebot ist Gottes An-Gebot, ihn zu loben und dadurch ihn besser<br />
kennenzulernen.<br />
FRAG DICH: Wie oft nimmst du dieses Angebot an? Wie viel Zeit verbringst du<br />
täglich vor dem Spiegel oder vor dem Fernseher? Und wie viel Zeit hast du für<br />
Gott?<br />
Gott lädt dich ein, sein täglicher Freund zu sein :-)<br />
Kathi Klein (geb. Krüger), Wilden, 24 Jahre<br />
Montag, 20. August 2012 Markus 9, 2-13<br />
Sonnenstrahlen im Gesicht<br />
Und heute bin ich aufgewacht, Augen aufgemacht. Sonnenstrahlen<br />
im Gesicht, halte die Welt an und bin auf und davon! – Casper<br />
„Das ist mein lieber Sohn; den sollt ihr hören.“ So sprach Gott vor rund 2000<br />
Jahren zu Petrus, Jakobus und Johannes. Jesus war mit ihnen auf einen hohen<br />
Berg gegangen, um vor ihren Augen verklärt zu werden. Das bedeutet, dass den<br />
Jüngern gezeigt werden sollte, dass Jesus nicht nur Mensch, sondern auch Sohn<br />
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Hin zur Sonne<br />
Gottes ist. Gott selbst offenbart sich den Jüngern und fordert sie auf, ihr<br />
Vertrauen in seinen Sohn Jesus zu setzen. Elia, <strong>als</strong> Vertreter der Prophetie und<br />
Mose, <strong>als</strong> Vertreter des Gesetzes bekräftigen diese wunderbare Aussage durch<br />
ihre Anwesenheit. Jesus erfüllt die Schrift, das Gesetz und den neuen Bund, den<br />
Gott mit uns Menschen schließen will. Das ist die Hauptaussage dieses Textes.<br />
Hier wird ganz eindeutig, dass Jesus Mensch und Gott zugleich ist. Das Licht<br />
und die frohe Botschaft, die er durch seinen Tod am Kreuz in die Welt bringt,<br />
offenbart er hier den drei Jüngern, denn bereits hier spricht Jesus davon, dass er<br />
sterben muss. Dabei bleibt es aber nicht, denn er wird wieder auferstehen und<br />
uns Heilung bringen. Was die Jünger dam<strong>als</strong> noch nicht verstehen konnten, hat<br />
Jesus uns in seiner unglaublichen Liebe durch seinen Tod am Kreuz ermöglicht<br />
und offenbart: Er hat uns von unserer Sünde befreit und wir können zu Gott<br />
Papa sagen.<br />
Kennt ihr das Gefühl, nach einer langen dunklen Nacht wieder die Strahlen der<br />
Sonne zu erblicken? Es gibt nichts Schöneres, <strong>als</strong> am Strand den<br />
Sonnenaufgang abzuwarten. Wie das Licht der Sonne strahlt und uns Leben<br />
spendet, so und noch viel mehr Glanz muss auch Jesus verbreitet haben, <strong>als</strong> er<br />
vor den Augen der Jünger verklärt wurde. „Das ist mein lieber Sohn, auf den<br />
sollt ihr hören!“ sprach Gott dam<strong>als</strong> und so spricht er auch noch heute zu uns.<br />
Im blinzelnden Strahl der Sonne, im leisen Wispern des Windes, im sanften<br />
Rauschen der Meereswellen, spricht Gott uns zu, unser Vertrauen auf Jesus zu<br />
setzen. Er kann unserem Leben eine neue Richtung geben und uns auch durch<br />
Zeiten der Dunkelheit geleiten. Die Jünger wussten zu diesem Zeitpunkt noch<br />
nicht, dass ihnen eine lange Zeit der Dunkelheit und Jesus selbst viele Leiden<br />
bevorstanden. Doch es war bereits dam<strong>als</strong> klar, dass das Licht das Dunkel<br />
besiegen würde. Jesus hat den Tod für uns überwunden. In unglaublicher<br />
Dankbarkeit können wir dieses Geschenk annehmen und die Strahlen der<br />
Sonne, die jeden Morgen erneut aufgehen, erinnern uns an Gottes Treue und<br />
Liebe. Vertrau ihm, let Jesus shine on you!
Hin zur Sonne<br />
Dienstag, 21. August 2012 Markus 9, 14-29<br />
An Gott abgeben<br />
Im Text geht es um Heilung – jedoch eine Heilung jenseits von dem, was<br />
man beim Hausarzt oder im Krankenhaus bekommen kann.<br />
Die Eltern sind oft außer sich. Wenn sie ein schwer krankes Kind haben,<br />
ihr ganzes Leben dreht sich darum, alles nur erdenklich Mögliche zu<br />
unternehmen, ihrem Kind zu helfen.<br />
Jesus heilt hier ein schwer krankes Kind nur durch ein Gebet.<br />
Oft hört man, deine Krankheit ist eine Strafe Gottes für dies, das oder jenes.<br />
Gott sendet uns keine Strafen – wenn Gott straft, dann im jüngsten Gericht –<br />
aber da ist Jesus Christus auch <strong>als</strong> Erlöser anwesend. Wir sollten christlichen<br />
Glauben nicht dazu missbrauchen, Furcht zu verkündigen. Krankheit ist nichts,<br />
das uns von Gott gesendet wird.<br />
Wir lernen hier: Gebet kann Heilung bewirken, wohlgemerkt kann.<br />
Gebet ist eine Möglichkeit, an Gott abzugeben, was uns das Leben schwer<br />
macht. Unsere „bösen Geister“ – wir können sie Gott im Gebet anbefehlen.<br />
Was darf ich <strong>als</strong>o von Gott erwarten – und was ist mit den Gebeten, die nicht so<br />
erhört werden, wie ich es bitte?<br />
Von Gott können wir erwarten, dass er da ist – für uns ganz persönlich. Dass er<br />
zuhört und Kraft gibt.<br />
Was nützt uns dann unser Beten und unsere Beziehung zu Gott?<br />
Das wir bei ihm abladen dürfen, was uns belastet und neue Kraft bekommen<br />
können – auch die Kraft, die notwendig ist, um schwierige Lebenssituationen<br />
auszuhalten. Unsere Perspektive ist nicht eine, die vor die Wand fährt oder in<br />
einer Sackgasse steckenbleibt, sondern eine mit einem weiten Horizont. Wo wir<br />
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uns dessen bewusst sind, können wir Krankheit und Sorge immer <strong>als</strong> etwas nur<br />
Vorläufiges erachten, das keine Dauer hat.<br />
Vielleicht beginnt Heilung da, wo wir Gott auch im Schweren an unserer Seite<br />
glauben können und ihn <strong>als</strong> den erleben, der auch im „finstern Tal“ mit uns ist<br />
und uns hilft, uns Kraft gibt und unsere Gebete hört und auch erhört – nur<br />
manchmal nicht so, wie wir es uns wünschen.<br />
Deine ganz persönlichen Kritzelzeilen<br />
Dirk Rosenthal, Obersdorf<br />
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Deine ganz persönlichen Kritzelzeilen<br />
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