Dr. Peter Osterwalder Stellenübergabe an einen Nachfolger - auf ...
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<strong>Dr</strong>. <strong>Peter</strong> <strong>Osterwalder</strong><br />
<strong>Stellenübergabe</strong> <strong>an</strong> <strong>einen</strong> <strong>Nachfolger</strong> -<br />
<strong>auf</strong> das richtige Mass kommt es <strong>an</strong>.<br />
Die erfolgreiche Übergabe <strong>an</strong> <strong>einen</strong> <strong>Nachfolger</strong> ist eine zentrale Führungs-<br />
und M<strong>an</strong>agement<strong>auf</strong>gabe, denn es geht letztlich darum, die Leistungsfähigkeit<br />
der Org<strong>an</strong>isation auch nach dem personellen Wechsel<br />
sicherzustellen. (Wenn hier über den <strong>Nachfolger</strong> gesprochen wird, bezieht<br />
sich dies selbstverständlich immer <strong>auf</strong> Personen beiderlei Geschlechts.)<br />
In m<strong>einen</strong> Coaching- und Beratungsprozessen der verg<strong>an</strong>genen Jahre<br />
haben sich immer wieder die folgenden wichtigen Punkte ergeben:<br />
1. Weniger ist mehr<br />
Die Übergabe muss sehr gut vorbereitet werden. M<strong>an</strong> sollte sich genau<br />
überlegen, welches die wirklich relev<strong>an</strong>ten Informationen sind, die ein<br />
<strong>Nachfolger</strong> braucht, um sich in die neue Tätigkeit gut einarbeiten zu<br />
können. Weil m<strong>an</strong> den eigenen Job sehr gut kennt und meistens über<br />
jahrel<strong>an</strong>ge Erfahrungen verfügt, neigt m<strong>an</strong> dazu, zu viel <strong>an</strong> Information<br />
und Material zusammenzutragen. "Weniger ist mehr" bedeutet, dass m<strong>an</strong><br />
sich u.a. mit den folgenden Fragen ausein<strong>an</strong>dersetzt:<br />
• Was braucht es unbedingt, damit die grundlegenden Prozesse im<br />
üblichen Rahmen weiterl<strong>auf</strong>en?<br />
• Welches sind die Haupt<strong>auf</strong>gaben der betreffenden Stelle?<br />
• Was muss ein neuer Stelleninhaber wirklich wissen, damit er die<br />
Haupt<strong>auf</strong>gaben möglichst schnell und gut übernehmen k<strong>an</strong>n?<br />
• Was sind relev<strong>an</strong>te Themen und Erfahrungen, die in keiner Stellen-<br />
oder Funktionsbeschreibung festgehalten sind?<br />
• Welche sind sinnvolle und notwendige Informationen über die<br />
Mitarbeitenden und welche nicht? Wo sollte sich der Neue selber<br />
ein Bild über die künftigen Kollegen und Mitarbeiter verschaffen,<br />
unbeeinflusst vom bisherigen Stelleninhaber?<br />
2. Die nachfolgende Person aktiv einbinden<br />
Eine gute Vorbereitung der Übergabe und die Zusammenstellung<br />
relev<strong>an</strong>ter Themen und Dokumente ist wichtig; genauso wichtig ist es<br />
aber auch, mit dem <strong>Nachfolger</strong> zu besprechen, was er wirklich braucht<br />
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und wissen möchte. Diesbezüglich haben sich die folgenden Fragen in der<br />
Praxis immer wieder bewährt:<br />
• Welches sind Themen und Fragen, die den <strong>Nachfolger</strong><br />
beschäftigen?<br />
• Was kennt der neue Stelleninhaber bereits, weil er <strong>an</strong> einem<br />
<strong>an</strong>deren Ort eine ähnliche Stelle bekleidet hat?<br />
• Wo und inwiefern fühlt er sich sicher?<br />
• Wo und inwiefern bestehen Unsicherheiten und Unklarheiten?<br />
• Was will er wissen, was nicht?<br />
Die oben stehenden Fragen können d<strong>an</strong>n im Rahmen von zwei bis drei<br />
Übergabebesprechungen bearbeitet werden. Wichtig ist es, diese<br />
Fragen vor den Besprechungen dem <strong>Nachfolger</strong> zuzustellen, damit<br />
beide Seiten sich gut vorbereiten können.<br />
3. Besprechungsergebnisse protokollieren<br />
Statt im Vorfeld umf<strong>an</strong>greiches Material für den <strong>Nachfolger</strong><br />
zusammenzustellen, ist es hilfreicher, die Ergebnisse aus den oben<br />
erwähnten Übergabebesprechungen zu protokollieren. Am besten ist es<br />
sogar, wenn die nachfolgende Person die Ergebnisse für sich selbst<br />
protokolliert und bei Bedarf allfällige Unklarheiten im Nachg<strong>an</strong>g<br />
nochmals <strong>an</strong>sprechen k<strong>an</strong>n.<br />
4. Nicht zu l<strong>an</strong>g parallel l<strong>auf</strong>en<br />
In m<strong>einen</strong> Beratungs- und Coaching-M<strong>an</strong>daten stelle ich immer wieder<br />
fest, dass eine zu l<strong>an</strong>ge Begleitung durch den bisherigen<br />
Stelleninhaber unproduktiv ist. Der <strong>Nachfolger</strong> braucht zwar eine gute<br />
Einführung; wenn jedoch der <strong>Nachfolger</strong> und der bisherige<br />
Stelleninhaber zu l<strong>an</strong>ge parallel l<strong>auf</strong>en, k<strong>an</strong>n der Neue nicht wirklich<br />
Fuss fassen. Dies führt u.U. auch zu Unsicherheiten im Team bzw. bei<br />
den Mitarbeitenden. Am besten ist ein klarer Schnitt. Der bisherige<br />
Stelleninhaber steht für <strong>auf</strong>kommende Fragen bei Bedarf noch zur<br />
Verfügung, muss aber auch in der Lage sein abzugeben. Im Falle des<br />
Übertritts in den Ruhest<strong>an</strong>d bedeutet dies u.a. auch <strong>auf</strong>zuräumen, sich<br />
von vielen Unterlagen und Dokumenten zu trennen und so den Weg im<br />
eigentlichen Sinne freizumachen.<br />
5. Unterstützung durch ein Einführungsprogramm<br />
In einem sogen<strong>an</strong>nten Einführungsprogramm soll festgehalten werden,<br />
welche internen und externen Personen und Personenkreise, welche<br />
Abläufe und Prozesse, welche Bereiche und welche Projekte eine neue<br />
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Person in den ersten Wochen kennenlernen muss, damit sie sich<br />
möglichst schnell in ihre Rolle einleben k<strong>an</strong>n. Das Einführungsprogramm<br />
beinhaltet im Normalfall konkrete Massnahmen mit Terminen und<br />
Ver<strong>an</strong>twortlichkeiten. Die Umsetzung verl<strong>an</strong>gt eine entsprechende<br />
Kontrolle.<br />
Zusammenfassend k<strong>an</strong>n gesagt werden, dass für die erfolgreiche<br />
Übergabe, beide Seiten eine aktive Rolle spielen müssen:<br />
Der bisherige Stelleninhaber dadurch, dass er die Übergabe gut pl<strong>an</strong>t<br />
und vorbereitet und hierbei den <strong>Nachfolger</strong> aktiv einbezieht.<br />
Der <strong>Nachfolger</strong> wiederum dadurch, dass er sich mit entsprechenden<br />
Fragen in den Übergabebesprechungen positioniert und von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong><br />
erfahren k<strong>an</strong>n, was für ihn in der Einarbeitungsphase wichtig ist.<br />
Post Scriptum: Begleitung durch <strong>einen</strong> externen Coach schärft<br />
die Wahrnehmung<br />
In vielen M<strong>an</strong>daten <strong>auf</strong> oberen Führungsetagen war es meine Aufgabe,<br />
den neuen Stelleninhaber in den ersten sechs bis neun Monaten mit<br />
einem massgeschneiderten Executive-Coaching zu begleiten.<br />
Solche Coaching-Einheiten umfassen meist etwa drei bis vier Stunden,<br />
einmal pro Monat. Durch diese Begleitung k<strong>an</strong>n die Einarbeitung und<br />
das sich Einleben in die neue Org<strong>an</strong>isation aus der Dist<strong>an</strong>z heraus<br />
reflektiert und unterstützt werden.<br />
Es geht hierbei um die folgenden Themen und Fragen:<br />
• Wor<strong>auf</strong> muss und will ich in den ersten 100 Tagen besonders<br />
achten?<br />
• Wie schaffe ich den Kontakt zu den Menschen? Was bedeutet in<br />
diesem Zusammenh<strong>an</strong>g zuhören, <strong>auf</strong>nehmen und verstehen?<br />
• Wie k<strong>an</strong>n ich mir ein Bild über die Kultur der neuen Org<strong>an</strong>isation<br />
machen?<br />
• Was will ich in den ersten Monaten <strong>an</strong>gehen? Warum? Wie? Mit<br />
welchem Fokus? Was will ich noch nicht <strong>an</strong>gehen?<br />
• Welches sind wichtige Schlüsselfunktionen und -personen, mit<br />
denen ich den Kontakt <strong>auf</strong>bauen muss?<br />
• Wie baue ich mein eigenes Team <strong>auf</strong>?<br />
• Wie sorge ich in der <strong>an</strong>spruchsvollen Zeit der Einarbeitung für<br />
Abgrenzung und Bal<strong>an</strong>ce?<br />
Ich wünsche Ihnen erfolgreiche Übergabeprozesse.<br />
<strong>Peter</strong> <strong>Osterwalder</strong><br />
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