Chancen für einen Neuanfang - REFA Bundesverband eV
Chancen für einen Neuanfang - REFA Bundesverband eV
Chancen für einen Neuanfang - REFA Bundesverband eV
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I N T E R V I E W<br />
<strong>Chancen</strong> <strong>für</strong> <strong>einen</strong> <strong>Neuanfang</strong><br />
Interview mit Frank Pöschel und Prof. Dr. Oliver B. Störmer<br />
<strong>REFA</strong> ist ein föderaler Verband. Zehn eigenständige Landes-<br />
und Gebietsverbände bieten in ihrer Region Dienstleistungen<br />
an, insbesondere Ausbildungen und Seminare,<br />
teilweise auch Consulting und Coaching. Allerdings mit<br />
unterschiedlichem Erfolg: Im Juli 2010 wurde beim Amtsgericht<br />
in Neustadt/Weinstraße die Insolvenz des <strong>REFA</strong>-<br />
Landesverbandes Rheinland-Pfalz/Saar angemeldet. Für<br />
viele war dies völlig überraschend. Wie kann ein Verband<br />
mit jahrzehntelanger solider Geschäftstätigkeit in eine<br />
solche missliche Lage kommen? – Die Redaktion sprach<br />
darüber mit dem <strong>REFA</strong>-Aufsichtsratsvorsitzenden Frank<br />
Pöschel und dem <strong>REFA</strong>-Vorstand Prof. Dr. Oliver B. Störmer.<br />
? Der <strong>REFA</strong>-Landesverband Rheinland-Pfalz/Saar hat Insolvenz an-<br />
gemeldet. Wie konnte das passieren?<br />
Pöschel: Für jedes Unternehmen, <strong>für</strong> jede Privatperson<br />
und – wie wir jüngst am Beispiel Griechenland<br />
erkennen mussten – selbst <strong>für</strong> Staaten<br />
gilt: Man darf nicht über seine Verhältnisse leben.<br />
Genau dies ist aber geschehen. Unser Rechtssystem<br />
sieht dann zum Schutz aller vor, dass klare<br />
Spielregeln einzuhalten sind. Diese Mechanismen<br />
gelten auch <strong>für</strong> die selbstständigen <strong>REFA</strong>Gliederungen, also die<br />
<strong>REFA</strong> Landesverbände. Die Insolvenz ist ein marktwirtschaftliches<br />
Instrument, um die Ordnungsmäßigkeit im Wirtschaftsalltag aufrecht<br />
zu erhalten. Bedauerlich ist diese Situation immer <strong>für</strong> die betroffenen<br />
Personen und die Gläubiger.<br />
Störmer: Gleichzeitig ist ein Insolvenzfall aber<br />
auch eine Chance, <strong>einen</strong> unhaltbaren Zustand<br />
aufzulösen und <strong>einen</strong> Neubeginn zu ermöglichen.<br />
Und genau so wird es im Fall RheinlandPfalz/Saar<br />
sein. Wir werden unter der Führung des <strong>REFA</strong><br />
<strong>Bundesverband</strong>es, welcher wirtschaftlich nach<br />
sehr erfolgreichen Jahren auf starken Füßen steht,<br />
<strong>einen</strong> neuen Bereich RheinlandPfalz/Saar gründen. Die Mitglieder<br />
werden vom <strong>Bundesverband</strong> weiter betreut, und auch die Kunden<br />
werden mit Seminaren und Beratung unmittelbar versorgt. Wir werden<br />
mit einem eigenen Sitz vor Ort präsent sein und die ehemaligen<br />
Bezirksverbände in unsere Organisation einbinden.<br />
Ich bin sicher, dass wir in einem sehr kurzen Zeitraum wieder eine<br />
starke <strong>REFA</strong>Region RheinlandPfalz/Saar haben werden. Eine zukünftig<br />
wieder eigenständige Form des Landesverbandes ist natürlich<br />
vorstellbar. Dies kann aber in der jetzigen Situation nicht im Mittelpunkt<br />
der Betrachtungen stehen.<br />
Industrial Engineering 3/2010 www.refa.de<br />
? Warum konnte der Gesamtverband dem Landesverband nicht<br />
helfen oder wollte er es nicht?<br />
Pöschel: Die Gesamtheit unserer Mitgliedsverbände stand <strong>für</strong> eine Unterstützung<br />
bereit. Kein Landesverband hat sich hier ausgeschlossen.<br />
Das ist eine gute Situation <strong>für</strong> den Gesamtverband. Hilfe ist aber in diesem<br />
Fall komplizierter, als man es auf den ersten Blick vermuten mag.<br />
Helfen kann man, wenn die Hilfsbedürftigkeit und damit der Mittelfluss<br />
überschaubar und sicher eingrenzbar sind. Das war hier leider<br />
nicht der Fall. Eine Vielzahl handwerklicher Fehler in der Geschäftsführung<br />
des Landesverbandes ließen Risiken entstehen, die auch <strong>für</strong><br />
die Helfer nicht exakt einzuschätzen waren. Bildlich gesprochen: Wir<br />
Das detaillierte Leistungsangebot<br />
von <strong>REFA</strong> Südwest<br />
finden Sie im Internet:<br />
www.refa-suedwest.de
konnten den Brand in der oberen Etage des Hauses nicht sicher beurteilen<br />
und haben uns entschlossen, die Retter nicht mehr in das<br />
Untergeschoss des Hauses zu schicken. Wir haben von außen gelöscht<br />
und <strong>einen</strong> Wasserschaden dem Opfern von Feuerwehrleuten<br />
vorgezogen.<br />
Störmer: Als Hilfe wäre ein nicht rückführbarer Mittelzufluss aus<br />
den selbstständigen gemeinnützigen Mitgliedsverbänden notwendig<br />
gewesen. Spezielle Mittel da<strong>für</strong> (freie Rücklagen) sind aber bei den<br />
Landesverbänden und dem <strong>Bundesverband</strong> nicht unbegrenzt vorhanden.<br />
Das heißt, es ist aus steuerlichen und satzungsrechtlichen Gründen<br />
gar nicht so einfach, größere Hilfen von einem Verband in <strong>einen</strong><br />
anderen Verband zu transferieren. Wir haben diesbezüglich natürlich<br />
mehrere Lösungsmöglichkeiten kurzfristig prüfen lassen.<br />
Kritisch war aber auch die Höhe der Zuwendungen, die bis zum letzten<br />
Moment unkalkulierbar steigend war.<br />
? Wie steht es um die „Betroffenen“?<br />
Pöschel: Respektieren muss man in erster Linie die freie Entscheidung<br />
des gewählten Vorstandes, im Sinne eines ordentlichen Kaufmannes<br />
rechtzeitig die Insolvenz anzumelden. Sie zählen <strong>für</strong> mich auch zu<br />
den Betroffenen, selbst wenn sie nicht frei von der Verantwortung <strong>für</strong><br />
die eingetretene Situation sind. Es handelt sich um Menschen, die im<br />
Ehrenamt bereit waren, unentgeltlich Arbeit zu leisten und Verantwortung<br />
zu übernehmen. Umso verständlicher sollte es ersch<strong>einen</strong>,<br />
dass diese Menschen keine weiteren Experimente wagen wollten. Es<br />
ist müßig, nach dem richtigen Zeitpunkt zu suchen. In unserem Fall<br />
wurde verantwortungsbewusst gehandelt.<br />
Störmer: Auch die Mitglieder sind als Betroffene zu sehen. Sie werden<br />
selbstverständlich weiter betreut werden. Diese Aufgabe übernimmt<br />
gerne der <strong>Bundesverband</strong>.<br />
Nicht wirklich betroffen sind die Kunden. <strong>REFA</strong> wird sein bekanntes<br />
Seminarprogramm und Beratungsangebot im Gebiet Rheinland<br />
Pfalz/Saar qualitativ umfassend aufrecht erhalten, ja sogar deutlich<br />
ausbauen:<br />
Der <strong>REFA</strong><strong>Bundesverband</strong> hat ein SonderJahresprogramm <strong>REFA</strong><br />
Südwest 2010/2011 mit vielen Veranstaltungen in RheinlandPfalz<br />
und im Saarland aufgelegt. Wir sind vor Ort und der Kunde wird<br />
zum großen Teil die gewohnten Ansprechpartner haben.<br />
Ein neuer Internetauftritt steht.<br />
Die Beratung vor Ort ist mit Beratern aus RheinlandPfalz durch<br />
unser Büro der <strong>REFA</strong> GmbH sichergestellt.<br />
? Welche Lehren zieht der Verband aus der Krise im LV Rheinland-<br />
Pfalz/Saar?<br />
Pöschel: Selbstverständlich habe ich als erstes die altbekannte Weisheit<br />
„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!“ im Sinn gehabt. Die Vorteile<br />
einer vertrauensvollen Zusammenarbeit der rechtlich selbstständigen<br />
Verbände haben hier auch klar ihre Schattenseiten zu erkennen<br />
gegeben. Diesbezüglich werden wir mehr Transparenz in Form von<br />
Kontrollmechanismen zum Schutz unserer Mitglieder und zur Vermeidung<br />
von Imageschäden <strong>für</strong> den Gesamtverband schaffen müssen.<br />
Eine zweite Erkenntnis ist, dass die Summe der <strong>REFA</strong>Verbände nach<br />
wie vor die Stärke besitzt, die satzungsgemäßen Aufgaben des <strong>REFA</strong><br />
qualitativ hochwertig und umfassend in ganz Deutschland erfüllen<br />
zu können.<br />
I N T E R V I E W<br />
<strong>REFA</strong> Südwest<br />
Seminare und Ausbildungen 2010 /2011<br />
Ihr Partner <strong>für</strong> Rheinland-Pfalz und Saarland<br />
K O M P A K T S E M I N A R E<br />
A U S B I L D U N G E N U N D S E M I N A R E<br />
C O N S U L T I N G U N D C O A C H I N G<br />
Anders als in der Weltpolitik gegenwärtig üblich, können wir es uns<br />
leisten, marktwirtschaftliche Regelmechanismen wirken zu lassen<br />
und nicht über eine unüberschaubare Schuldenpolitik Lasten <strong>für</strong> die<br />
Zukunft aufzubauen.<br />
Störmer: Die Kontrolle der wirtschaftlichen Situation von außen ist<br />
derzeit ausschließlich auf der Freiwilligkeit der rechtlich selbstständigen<br />
Landesverbände begründet. Wir werden mit Fingerspitzengefühl<br />
an einem Frühwarnsystem arbeiten. Der vorliegende Fall sollte<br />
die Offenheit da<strong>für</strong> bei allen Beteiligten fördern. Eine breite Bereitschaft<br />
zur Einführung eines übergreifenden Controllingsystems wurde<br />
bereits signalisiert.<br />
Alle Beteiligten haben aus den Fehlern gelernt, aber wir werden die<br />
Situation auch als Chance begreifen.<br />
Vielen Dank <strong>für</strong> das aufschlussreiche Gespräch.<br />
<strong>REFA</strong> Südwest – Ihre Kontaktperson<br />
Hans-Joachim Adam<br />
Leitung Ausbildungen und Seminare<br />
Fon 06151 8801122<br />
Fax 06151 8801117<br />
hansjoachim.adam@refasuedwest.de<br />
www.refa.de Industrial Engineering 3/2010 3