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Zeitung Rheinland-Pfalz 4-5 - GEW

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4-5/03<br />

-<strong>Zeitung</strong><br />

112. Jahrgang<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Kollateralschaden<br />

Sonderbeilage (S. I - XII):<br />

Bildungsstandort Kindertagesstätten<br />

The ode to hell<br />

„If you cannot find Osama,<br />

bomb Iraq.<br />

If the markets are a drama,<br />

bomb Iraq.<br />

If the terrorists are frisky,<br />

Pakistan is looking shifty,<br />

North Korea is too risky,<br />

bomb Iraq.<br />

If we have no allies with us,<br />

bomb Iraq.<br />

If we think someone has dissed us,<br />

bomb Iraq.<br />

So to hell with the inspections,<br />

let’s look tough for the elections,<br />

close you mind and take directions.<br />

bomb Iraq. ...“<br />

Auf einer Schülerdemonstration gegen den Irakkrieg wurde in Tübingen<br />

ein Spottlied aus England, das im Daily Mirror veröffentlicht wurde, verteilt.<br />

Zu singen ist dieses Lied auf die Melodie „If you`re happy and you<br />

know it“. Quelle: www.cityinfonetz.de/das magazin/2003/09/artikel 5<br />

Krieg ist keine Lösung!


Foto: Lucas Schmitt<br />

Kolumne / Inhalt / Impressum<br />

Obersuperräte<br />

Es geschah am nicht mehr ganz helllichten<br />

Tag: Zwei hochkarätige Funktionäre<br />

verließen beim letzten <strong>GEW</strong>-Bundesgewerkschaftstag<br />

in Lübeck den Kreis der<br />

illustren Gäste bei der Eröffnungsveranstaltung<br />

diskret durch die Hintertür, um<br />

in eine nahe Großstadt zu eilen, wo ein<br />

sportliches Großereignis ihres Kommens<br />

harrte. Im dortigen Stadion - einst in sympathisch-proletarischem<br />

Duktus nach einem<br />

Park für das Volk benannt und jetzt<br />

in profan-merkantiler Manier in Soundso-Arena umgetauft - wollten<br />

sie einer genuin pädagogischen Tätigkeit nachgehen: junge Menschen<br />

bei der körperlichen Ertüchtigung beobachten und dieses Treiben dann<br />

später ihrer fachmännischen Bewertung unterziehen.<br />

Weniger gestelzt ausgedrückt: Sie wollten die Leistungen der FCK-Kicker<br />

beim Spiel gegen den HSV benoten und diese Zensuren dann am<br />

nächsten Tag mit den Urteilen des Sportredakteurs der Regionalzeitung<br />

vergleichen! Das gar nicht erstaunliche Ergebnis: Während die<br />

beiden Vollblutpädagogen und Fußballkenner im kritischen Diskurs<br />

sehr rasch zu nur minimal divergierenden Einschätzungen kamen,<br />

wichen die Noten des <strong>Zeitung</strong>smannes in einigen Fällen krass davon<br />

ab.<br />

Womit wir leider schon wieder bei PISA bzw. der letzten Ergänzungsuntersuchung<br />

wären, die eine gänzlich neue Erkenntnis brachte: Mit<br />

der Vergleichbarkeit schulischer Zensuren ist es nicht weit her. Wer hätte<br />

das gedacht. In allen Klassen herrschen doch die gleichen Bedingungen,<br />

alle Lehrkräfte unterrichten gleichermaßen gut, es gibt weder<br />

Unterschiede beim Unterrichtsausfall noch in den Klassengrößen oder<br />

bei den Unterrichtsmaterialien und in was sonst noch immer. Da muss<br />

die Leistung für eine Drei in der 10. Klasse einer Hauptschule in Kaiserslautern<br />

exakt der gleichen Note in einem Gymnasium in Cottbus<br />

entsprechen.<br />

Platzverschwendung, hier auf die seit Jahrzehnten bekannte Fragwürdigkeit<br />

der schulischen Ziffernoten einzugehen. Interessant dagegen ist,<br />

sich die Funktion von Zensuren mal wieder zu vergegenwärtigen. Zu<br />

diesem Zweck nochmals zurück zum Fußball. Ein junger Westpfälzer<br />

polnischer Herkunft, damals gerade auf dem Sprung in die Nationalmannschaft,<br />

hatte an diesem kühlen Maienabend eine eher dürftige<br />

Leistung abgeliefert, wurde aber von dem Sportchef des Regionalblattes<br />

mit „gut“ bewertet. Die eindeutige Intention: Der Nachwuchsstar<br />

Aus dem Inhalt <strong>GEW</strong>-ZEITUNG <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Nr. 4-5 / 2003:<br />

Kolumne Seite 2<br />

Politik: „Wir wollen keinen Krieg!“ Seite 3<br />

Aufruf Seite 4<br />

Tarifpolitik Seite 5<br />

Schulen Seiten 6 - 12<br />

Bildungspolitik Seite 13<br />

Weiterbildung Seite 14<br />

Tipps + Termine Seite 15 - 16<br />

Alter + Ruhestand Seiten 17 - 18<br />

Kreis + Region Seiten 18 - 19<br />

Ostergeist Seite 20<br />

Sonderbeilage: „Bildung von Anfang an“ Seiten I - XII<br />

sollte auch nach einem schwachen Auftritt nicht durch zuviel Kritik<br />

heruntergezogen, sondern aufgebaut werden, auch wenn die Note im<br />

Vergleich zu seinen Mitspielern ungerecht war.<br />

Okay, wen interessiert das schon. Es geht um Noten für SchülerInnen<br />

durch Lehrkräfte und nicht für Fußballer durch Journalisten.<br />

Aber sind Parallelen wirklich so einfach von der Hand zu weisen? Auch<br />

bei Bewertungen im Bildungswesen spielen oft sachfremde Momente<br />

mit - ob die immer illegitim und nicht manchmal auch pädagogisch<br />

sinnvoll sind, ist eine andere Frage. Zensuren können als Rückmeldungen<br />

auf Leistungen motivieren wie demotivieren, sie können gerecht<br />

und ungerecht sein. Primär dienen sie - und da wird es nun traurig -<br />

der Selektion. Pech gehabt, wer in Zeiten des „Überangebotes“ (welch<br />

schreckliches Wort) trotz guter Leistungen nur schlechte Chancen hat.<br />

Denken wir an viele unserer jugendlichen Schulabgänger, für die es in<br />

diesem Jahr voraussichtlich mal wieder kein ausreichendes Angebot an<br />

Lehrstellen geben wird.<br />

Denken wir an die Generationen von arbeitslosen Lehrkräften, die<br />

neuerdings ungläubig wahrnehmen müssen, dass in Zeiten des Lehrermangels<br />

nun plötzlich Leute unterrichten dürfen, die nicht einmal die<br />

formalen Voraussetzungen zweier Staatsexamina haben.<br />

Denken wir an die Studienräte, die wegen des Stellenkegels - auch solch<br />

ein Leistungskriterium - seit Jahren auf ihre Beförderung warten und<br />

letztes Jahr nochmals in die Röhre schauen durften, weil ihre Schulleitungen<br />

glaubten, „echte Noten“ machen zu müssen und somit die<br />

bekanntermaßen notwendige Punktezahl nicht vergeben zu können.<br />

Ein geradezu klassisches Beispiel für die Absurdität der Zensierungspraxis:<br />

An Gymnasien und berufsbildenden Schulen gibt es mehrheitlich<br />

supergute Studienräte, die bei der Beförderungsrunde dennoch leer<br />

ausgingen, weil sie nicht an die obersupergute Konkurrenz heranreichen<br />

konnten. Obersuperräte.<br />

Denken wir an KollegInnen, die bei Funktionsstellen nicht zum Zuge<br />

kamen, weil schmalbrüstige Günstlinge der ..............( Leerstelle bitte<br />

selbst füllen) durch wasserdichte Beurteilungen hochgehievt wurden,<br />

obwohl deren Unfähigkeit allenthalben bekannt war.<br />

Am besten denken wir gar nicht mehr daran, denn sonst vergeht die<br />

Freude am eigentlich Wichtigen und Befriedigenden an der Arbeit von<br />

Lehrkräften: nicht zensieren und somit Lebenschancen zuweisen, sondern<br />

der Begeisterung am Abenteuer Lernen wecken und erhalten.<br />

Und vergessen wir bitteschön solch hohle Sprüche wie „Die Besten müssen<br />

Lehrer werden“, die sogar in <strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong>en kursieren. Ein klassischer<br />

Fall für unseren Orden für sprachliche Fehlleistungen. Als eigneten<br />

sich schulische und universitäre Zensuren als Prognosen dafür, wer<br />

mal eine gute Lehrkraft wird.<br />

Günter Helfrich<br />

Impressum <strong>GEW</strong>-ZEITUNG <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Herausgeber: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, Neubrunnenstr. 8, 55116<br />

Mainz, Tel.: (0 61 31) 28988-0, Fax: (06131) 28988-80, E-mail: <strong>GEW</strong>@<strong>GEW</strong>-<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.de<br />

Redaktion: Günter Helfrich (verantw.) und Karin Helfrich, Postfach 22 02 23, 67023 Ludwigshafen,<br />

Tel./ Fax: (0621) 564995, e-mail: <strong>GEW</strong>ZTGRL1@aol.com; Ursel Karch ( Anzeigen), Arnimstr.<br />

14, 67063 Ludwigshafen, Tel.: (0621) 69 73 97, Fax.: (0621) 6 33 99 90, e-mail:<br />

UKarch5580@aol.com; Antje Fries, Rheindürkheimer Str. 3, 67574 Osthofen, Tel./Fax: (0 62 42)<br />

91 57 13, e-mail: antje.fries@gmx.de<br />

Verlag, Satz und Druck: Verlag Pfälzische Post GmbH, Winzinger Str. 30, 67433 Neustadt a.d.W.,<br />

Tel.: (06321) 8 03 77; Fax: (0 63 21) 8 62 17; e-mail: VPP.NW@t-online.de, Datenübernahme per<br />

ISDN: (0 63 21) 92 90 92 (Leonardo-SP - = 2 kanalig)<br />

Manuskripte und Beiträge: Die in den einzelnen Beiträgen wiedergegebenen Gedanken entsprechen<br />

nicht in jedem Falle der Ansicht des <strong>GEW</strong>-Vorstandes oder der Redaktion. Nur maschinengeschriebene<br />

Manuskripte können angenommen werden. Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine<br />

Gewähr übernommen. Manuskripte und sonstige Zuschriften für die Redaktion der <strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong><br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> werden nach 67023 Ludwigshafen, Postfach 22 02 23, erbeten.<br />

Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten; für Nichtmitglieder jährlich Euro 18,-- incl. Porto<br />

+ MWSt. (Bestellungen nur beim Herausgeber.) Kündigung 3 Monate vor Ablauf des Kalenderjahres.<br />

Im anderen Falle erfolgt stillschweigend Verlängerung um ein weiteres Jahr.<br />

Anzeigenpreisliste Nr. 12 beim Verlag erhältlich. Redaktionsschluss: jeweils der 5. des Vormonats.<br />

2 <strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 4-5 /2003


„Wir wollen keinen Krieg!“<br />

Es ist Donnerstagmorgen,<br />

kurz vor acht. Wie<br />

an jedem Tag strömen<br />

die Mädchen und Jungen<br />

in ihre Schulen.<br />

Doch es ist kein Tag wie<br />

jeder andere. Wenige<br />

Stunden zuvor fielen<br />

die ersten amerikanischen<br />

Bomben auf<br />

Bagdad. Der Krieg hat<br />

begonnen!<br />

Sprachlosigkeit, Wut,<br />

Entsetzen, Ohnmacht<br />

kennzeichnet die Stimmung<br />

in den Klassen der Konrad<br />

Adenauer-Realschule in Landau.<br />

Auch die Lehrkräfte sind rat- und<br />

hilflos, vielen fehlen die Worte. Eine<br />

Fünftklässlerin möchte spontan ein<br />

Shalom-Lied anstimmen, das sie<br />

kennt, Stefan aus der Sechsten bittet<br />

darum, eine kleine Rede gegen den<br />

Krieg halten zu dürfen, und die<br />

Zehntklässler malen Plakate: „We<br />

believe in peace“, „Wir wollen keinen<br />

Krieg“, „Krieg ist keine Lösung“.<br />

Die zehnjährige Vanessa findet den<br />

Krieg „blöd“, „weil die USA sowieso<br />

gewinnen“. Alle in der Klasse nennen<br />

das, was in der Nacht im Irak<br />

begonnen hat, „blöd“ und auch denjenigen,<br />

der diesen Krieg vom Zaun<br />

gebrochen hat: den amerikanischen<br />

Präsidenten George W. Bush. Viele<br />

der Schülerinnen denken zuerst an<br />

die unschuldigen Menschen und<br />

Kinder, die leiden und sterben müssen.<br />

Dass es nur um das Öl geht und<br />

nicht um die Befreiung der Menschen<br />

im Irak, ist in allen Klassen zu<br />

hören, „denn auch noch andere Län-<br />

Kurzkommentar<br />

Arschkriech(g)er<br />

Welch ein Segen, in diesen traurigen<br />

Zeiten keine CDU-Regierung ertragen<br />

zu müssen. Da werden SchülerInnen,<br />

die am Tag nach dem Beginn der amerikanisch-britischen<br />

Angriffe auf den<br />

Irak an spontanen Friedensdemos teilnahmen,<br />

in unseren Nachbarbundesländern<br />

Saarland und Baden-Würt-<br />

<strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 4-5 /2003<br />

der will Bush angreifen“, mutmaßt<br />

der Fünftklässler Christopher und<br />

stellt den amerikanischen Präsidenten<br />

ungeniert in eine Reihe mit Hitler<br />

und anderen Aggressoren. Für<br />

Manuel ist dieser Krieg einfach nur<br />

„ungerecht“ und „unsinnig“, „wo<br />

doch die UNO einer friedlichen Lösung<br />

so nahe gewesen ist.“<br />

Auch die Mädchen und Jungen der<br />

8e sind wortkarg, wenn es um die<br />

Frage geht, was man gegen den Krieg<br />

tun könne. „Wenn Millionen weltweit<br />

dagegen demonstrieren und wir<br />

auf den Marktplatz gehen, bringt das<br />

offensichtlich nichts“, meint Jonas<br />

mit resignativem Unterton. „Bush<br />

geht über Leichen“, ergänzt Christine.<br />

Man spürt in den Klassen weniger<br />

eine antiamerikanische Stimmung<br />

als den Zorn gegen den derzeitigen<br />

Präsidenten in Washington.<br />

Cacrina aus Florida, seit 10 Jahren<br />

in Landau, liebt ihr Heimatland, wie<br />

sie betont, verurteilt aber Bush auf<br />

das Schärfste. „Er verstößt gegen das<br />

Völkerrecht“. Viele ihrer Verwandten<br />

seien beunruhigt, stellt sie fest.<br />

Sie selbst werde in nächster Zeit auch<br />

nicht in ihre Heimat fliegen. „Die<br />

Angst vor dem Terror geht um bei<br />

uns zuhause“. Für Jara aus der 10d<br />

ist die USA eine große Nation, „der<br />

wir immer mit Respekt begegnet<br />

sind, zu der wir in vielen aufgeschaut<br />

haben“. Mit seinem jetzigen Präsidenten,<br />

fürchtet sie, verfinstere sich<br />

das Amerikabild und bekomme die<br />

„Züge eines Rambos“, wie ein Mitschüler<br />

meint. Die sechzehnjährige<br />

Derya versteht ihre türkische Regierung<br />

nicht, sich einfach am Krieg zu<br />

temberg mit Repressalien bis hin zum<br />

Schulausschluss bedroht. Absurd, junge<br />

Menschen, die heute so seltene Tugenden<br />

wie Empathie und Engagement<br />

zeigen, mit vordergründig-schulrechtlichen<br />

Begründungen bestrafen zu wollen.<br />

Belobigen müsste man sie! Hier geht<br />

es nicht um die Ahndung von Verstößen<br />

gegen die Schulordnung, sondern<br />

um Gesinnungsterror. Oder wie würden<br />

die CDU-Kultusminister denn<br />

etwa reagieren, wenn ein westliches<br />

Politik<br />

beteiligen, „wo alle Menschen im<br />

Irak doch auch Muslime sind wie wir<br />

Türken“. Immer wieder taucht das<br />

Wort „traurig“ auf, wenn die Mädchen<br />

und Jungen in der Realschule<br />

über den Krieg sprechen. Lena: „Ich<br />

finde es traurig, dass die Menschheit<br />

immer noch nichts dazu gelernt hat,<br />

traurig, dass die Menschen immer<br />

noch nicht kapiert haben, dass Krieg<br />

und Gewalt keine Lösung sind.“ Julia<br />

und andere können schließlich<br />

nicht verstehen, dass unsere Lehrer<br />

uns immer wieder beibringen, in<br />

Konfliktfällen vernünftige Lösung zu<br />

suchen und Gewalt zu vermeiden,<br />

„während die große Politik kopflos<br />

Menschen und Städte bombardiert“.<br />

Was bedeutet ein solcher Krieg für<br />

Schule und Erziehung? Schulleiter<br />

Jürgen Schmidt zeigt sich „entsetzt“<br />

über den Kriegsbeginn, doch es gebe<br />

trotz Rückschläge keine Alternative<br />

zur Friedenserziehung. Seine Stellvertreterin<br />

Dorothea Müller schüttelt<br />

ärgerlich den Kopf über die<br />

scheinbar diplomatischen Antworten<br />

deutscher Politiker, die den Aggressor<br />

nicht beim Namen nennen.<br />

Wütend zeigt sich Müller auch über<br />

die steigenden Aktien und die<br />

Kriegsgewinnler, die vom Unglück<br />

vieler Menschen profitierten. Als<br />

einen“Schlag ins Gesicht unserer<br />

Konfliktlösungsarbeit“ bezeichnet<br />

Lehrerin Sylvia Saling die amerikanische<br />

Aggression.. „Auch wenn sich<br />

Bush momentan wie ein Gott auf<br />

Erden fühlt“, verstoße er dennoch<br />

gegen alle Regeln des friedlichen<br />

Miteinander, „die wir unseren Kindern<br />

und Jugendlichen tagtäglich<br />

vermitteln“.<br />

Paul Schwarz<br />

Land angegriffen würde und die<br />

Schülerunion in der Unterrichtszeit<br />

zu Demos aufriefe? Wo bleibt da die<br />

angebliche Liberalität des saarländischen<br />

Ministerpräsidenten, und welche<br />

Rolle spielt eigentlich die einstige<br />

DGB-Oberfrau Regina Görner in<br />

diesem Kabinett? Teilen die alle die<br />

arschkriech(g)erische Haltung der<br />

CDU-Bundesvorsitzenden gegenüber<br />

der amerikanischen Regierung?<br />

gh<br />

3


Aufruf<br />

Zeit für Veränderungen<br />

<strong>GEW</strong> ruft am 27. Juni zum „Tag der Bildung“ auf<br />

Am 27. Juni 2003 soll Bildung in der gesamten Bundesrepublik zum „Tagesthema“<br />

werden. Deshalb rufen die <strong>GEW</strong>, die BundesschülerInnenvertretung<br />

(BSV) und der Bundes Eltern Verband Kindertageseinrichtungen (BEVK) zum<br />

„Tag der Bildung“ auf.<br />

„Es ist höchste Zeit für grundlegende<br />

Veränderungen in unserem Bildungssystem“,<br />

erklärten die<br />

Vorsitzenden der Bündnisorganisationen,<br />

Eva-Maria Stange<br />

(<strong>GEW</strong>), Dana Lüddemann<br />

(BSV) und Karsten Müller<br />

(BEVK), vor Medienvertretern<br />

in Berlin.<br />

„ Anderthalb Jahre nach dem<br />

Schock durch der Ergebnisse<br />

der Schulleistungsstudie PISA<br />

müssen wir ernüchtert feststellen,<br />

dass die politisch Verantwortlichen<br />

den Hebel in der<br />

Bildungspolitik nicht umgelegt<br />

haben. Jetzt nehmen die für die<br />

Bildungsprozesse Verantwortlichen<br />

die Sache selber in die<br />

Hand“, betonten die Bündnissprecher.<br />

Pädagoginnen und Pädagogen,<br />

Kinder, Jugendliche und Eltern<br />

werden an diesem Tag in ihren<br />

Bildungseinrichtungen Bilanz<br />

ziehen. Sie sagen, was an Kindertagesstätten,<br />

Schulen,<br />

Hochschulen oder Weiterbildungseinrichtungen<br />

gut läuft und wo es<br />

Auch in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> wird die<br />

<strong>GEW</strong> am Tag der Bildung Veranstaltungen<br />

durchführen. Dabei gibt es<br />

allerdings ein Problem: Dieser Freitag<br />

ist der Tag, an dem die Schulabgänger<br />

entlassen und entsprechende Feiern zur<br />

Schulentlassung stattfinden werden.<br />

Deshalb lädt die <strong>GEW</strong> bereits für Mittwoch,<br />

den 25 Juni, zu einer ganztägigen<br />

bildungspolitischen Konferenz nach<br />

Mainz in den Erbacher Hof ein. Über<br />

die Situation des Bildungswesens in<br />

unserem Bundesland referiert dabei der<br />

Jugendsoziologe Prof. Dr. Roland<br />

Eckert von der Universität Trier. Die<br />

Themen in den Arbeitsgruppen: Bil-<br />

brennt. Sie bestimmen, welche Projekte<br />

weiter laufen sollen und wel-<br />

Gewerkschaft<br />

Erziehung und Wissenschaft<br />

Auch<br />

Adam Riese<br />

war mal ein<br />

Dreikäsehoch<br />

Jedes Kind ist<br />

anders: Darum brauchen<br />

wir Unterrichtskonzepte,<br />

die<br />

auf individuelle<br />

Förderung setzen.<br />

Talente sollen sich<br />

entfalten können, Begabungen müssen wir<br />

fördern, Schwachstellen erkennen und durch<br />

kontinuierliche Lernzuwächse ausgleichen.<br />

Individuelles Lernen<br />

ist das Zentrum von Schule.<br />

Rettet die Bildung!<br />

Qualität entwickeln – Arbeitsbedingungen verbessern<br />

che neuen Vorhaben in Angriff genommen<br />

werden. „Der ‚Tag der Bil-<br />

Der Tag der Bildung in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

dungsstandards, Leistungsbewertung<br />

und Lernkultur, Lernen in Vielfalt,<br />

Fördern statt Auslese, Wo brennt es an<br />

den Haupt- und Regionalen Schulen?,<br />

Berufliche Bildung, Gesamtschule -<br />

Schule ohne äußere Leistungsdifferenzierung.<br />

Für das Abschlussforum wurde<br />

Bildungsministerin Ahnen angefragt.<br />

Am Tag der Bildung selbst finden nach<br />

dem jetzigen Planungsstand zwei Veranstaltungen<br />

statt: Ebenfalls im Erbacher<br />

Hof in Mainz geht es nachmittags<br />

in einem Vortrag von Gewerkschaftssekretär<br />

Bernd Huster sowie in<br />

der anschließenden Diskussion unter<br />

dung‘ ist der Tag der Basis. Denn<br />

hier arbeiten und leben die Fachleute<br />

für ‚ihre‘ Bildungseinrichtung, für<br />

‚ihre‘ Region“, betonten Stange,<br />

Lüddemann und Müller.<br />

Ziel des Tages der Bildung sei, konkrete<br />

Veränderungen vor Ort zu initiieren<br />

und die Rahmenbedingungen<br />

für Lehr- und Lernprozesse zu<br />

verbessern. „Qualität von Bildung<br />

und gute Arbeitsbedingungen der<br />

Lehrenden sind zwei Seiten einer<br />

Medaille“, unterstrichen die<br />

Bündnissprecher. Sie verlangten<br />

eine bessere materielle und personelle<br />

Ausstattung des Bildungsbereiches.<br />

„Pädagogen,<br />

Lernende und Eltern sind bereit,<br />

ihren Beitrag dafür zu leisten,<br />

dass Deutschland von der Bildungs-Regionalliga<br />

in die Bundesliga<br />

aufsteigt. Jetzt sind Politik<br />

und Wirtschaft gefordert, ihren<br />

Sonntagsreden Taten folgen<br />

zu lassen - und Bildung nicht<br />

länger als Steinbruch zur Sanierung<br />

der leeren Kassen in Bund<br />

und Ländern zu missbrauchen“,<br />

sagten Stange, Lüddemann und<br />

Müller. „Wir laden die Öffentlichkeit,<br />

die Wirtschaft, die<br />

Kommunalvertreter herzlich<br />

ein, sich am ‚Tag der Bildung‘<br />

ein realistisches Bild von unseren<br />

Bildungseinrichtungen zu<br />

machen.“<br />

gew-pm<br />

dem Motto „Bildung von Anfang an“<br />

um PISA und die Folgen für die Kindertagesstätten.<br />

Ganztägig beschäftigt sich der „LiA-<br />

Tag“ in Kaiserslautern, der sich an<br />

LehrerInnen in Ausbildung richtet,<br />

mit „modernem Unterricht praktisch“.<br />

Das Thema wird in einem Referat,<br />

zahlreichen Arbeitsgruppen und<br />

einer Talk-Runde beleuchtet.<br />

Genaueres zu den Veranstaltungen ist<br />

den <strong>GEW</strong>-Aushängen in den Bildungseinrichtungen<br />

sowie der nächsten<br />

<strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> zu entnehmen.<br />

gh<br />

4 <strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 4-5 /2003


Macht der Gewerkschaften nicht gebrochen<br />

Kita-Personalräte diskutieren Tarifergebnis im Öffentlichen Dienst<br />

Am Rande zweier Schulungen zum Bundesangestelltentarifvertrag, die die<br />

<strong>GEW</strong> für Personalvertretungen in Kindertagesstätten und anderen Einrichtungen<br />

der Jugendhilfe durchgeführt hat, wurde auch das Ergebnis der Tarifverhandlungen<br />

für die Beschäftigten im Öffentlichen Dienst diskutiert.<br />

Dabei zeigten sich die ca. 40 Teilnehmerinnen mit dem Ergebnis überwiegend<br />

zufrieden.<br />

Gewerkschaftssekretär<br />

Bernd<br />

Huster vom<br />

<strong>GEW</strong>-Regionalbüro<br />

Nord diskutierte<br />

mit<br />

Beschäftigten<br />

aus dem sozialpädagogischen<br />

Bereich das<br />

Ergebnis der<br />

Tarifrunde.<br />

4,46 % tabellenwirksamerErhöhung<br />

für die<br />

nächsten zwei<br />

Jahre wurden als<br />

gut erachtet,<br />

zumal die Erwartungenwesentlichpessimistischergewesen<br />

waren. Eine<br />

Teilnehmerin<br />

zeigte sich aufgrund<br />

der Gesamtsituation,<br />

in der diese Tarifrunde<br />

stattgefunden hat, erleichtert über<br />

dieses Ergebnis: „Den öffentlichen<br />

Arbeitgebern ist es nicht gelungen,<br />

die Macht der Gewerkschaften zu<br />

brechen.“ Immerhin hatten Innenminister<br />

Schily als Vertreter des Bundes<br />

und seine Arbeitgeberkollegen<br />

aus den Ländern und Kommunen<br />

für diese Tarifrunde eine Nullrunde<br />

und eine Erhöhung der Wochenarbeitszeit<br />

durchsetzen wollen. Die lange<br />

Laufzeit - der Tarifvertrag läuft bis<br />

zum 31.01.2005 -stört die Kolleginnen<br />

nicht. Antje Rüten-Budde und<br />

Helene Issa, Betriebsratsmitglieder<br />

bei der GeSo, einer privaten Kinderund<br />

Jugendhilfeeinrichtung in Trier,<br />

konnten der langen Laufzeit sogar<br />

Personalräte Ortsgemeinde Wörrstadt. V. r.n.l.: Annette Landsiedel, Anne Röder-Müller,<br />

Bettina Eichholz und Peter Holdenried Foto: Bernd Huster<br />

<strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 4-5 /2003<br />

Positives abgewinnen. „Bei Entgeltverhandlungen<br />

mit den Kostenträgern<br />

ist es unserem Arbeitgeber jetzt<br />

möglich, steigende Personalkosten<br />

exakt zu kalkulieren und in die Verhandlungen<br />

mit einzubringen.<br />

Dadurch lassen sich die Erhöhungen<br />

auch für Beschäftigte der GeSo<br />

leichter umsetzen.“ Die GeSo ist<br />

nicht tarifgebunden, die Arbeitsbedingungen<br />

werden über Arbeitsverträge,<br />

teilweise auch über Vereinbarungen<br />

zwischen Betriebsrat und Arbeitgeber<br />

geregelt. Die Erzieherinnen<br />

übten allerdings auch Kritik am<br />

Tarifergebnis. So seien zahlreiche Beschäftigte<br />

darüber enttäuscht, dass<br />

zukünftig ein arbeitsfreier Tag gestrichen<br />

wird. Mit dem Einverständnis<br />

zur Streichung eines arbeitsfreien<br />

Tages hatten die Gewerkschaften<br />

den Arbeitgebern eine „Gegenleistung“<br />

zur Tariferhöhung zugestanden.<br />

„Besonders teilzeitbeschäftigte<br />

Kolleginnen haben mehr von einem<br />

freien Tag als von einer Gehaltserhöhung.<br />

Mehr Geld macht sich wegen<br />

der oft hohen steuerlichen Belastung<br />

(Steuerklasse 5) bei diesen<br />

Kolleginnen kaum bemerkbar“, so<br />

die Meinung einer Personalrätin, die<br />

nicht mit voller Stundenzahl beschäftigt<br />

ist. Auch jüngere Kolleginnen,<br />

die erst einenUrlaubsanspruch<br />

von 26<br />

Tagen im Jahr<br />

besäßen, treffe<br />

die Streichung<br />

des arbeitsfreien<br />

Tages hart.<br />

Diese müssten<br />

ihren Jahresurlaub<br />

fast kom-<br />

plett in den<br />

Schließungszeiten<br />

der Einrich-<br />

Tarifpolitik<br />

tungen nehmen, es stünden dann<br />

keine Tage mehr für individuelle Planungen<br />

zur Verfügung. Kritisiert<br />

wurde von den Teilnehmerinnen<br />

darüber hinaus, dass die sozialen<br />

Komponenten des Tarifergebnisses<br />

(Festbeträge bzw. verzögerte Umsetzung<br />

für höhere Vergütungsgruppen)<br />

zu kurz griffen. „Die Beträge<br />

zwischen den Vergütungsgruppen<br />

gehen immer weiter auseinander,<br />

wenn soziale Komponenten zu gering<br />

ausfallen,“ argumentierte Norbert<br />

Wagner, Betriebsrat bei der Lebenshilfe<br />

in Idar-Oberstein. Im<br />

Rückblick auf die Tarifauseinandersetzung<br />

waren sich die Teilnehmerinnen<br />

einig, dass die Beschäftigten<br />

des öffentlichen Dienstes auch zukünftig<br />

nicht von Lohn- und Einkommensentwicklungen<br />

in anderen<br />

Branchen abkoppelt werden dürften.<br />

Die Arbeitnehmer müssten<br />

schließlich weiterhin qualifizierte<br />

Arbeit leisten und seien nicht dafür<br />

verantwortlich, wenn es leere öffentliche<br />

Kassen gäbe. Die rheinlandpfälzischen<br />

Erzieherinnen, die sich<br />

an den Warnstreiks beteiligt hatten,<br />

wurden von den anderen Kolleginnen<br />

für ihren Einsatz und ihren Mut<br />

sehr gelobt. Die Warnstreikenden, so<br />

Erni Schaaf-Peitz und Claudia Justen<br />

aus einer Kindertagesstätte der<br />

Stadt Wittlich, berichteten, dass sie<br />

mit ihren Aktionen auf großes Verständnis<br />

bei den Eltern gestoßen seien.<br />

Alle Teilnehmer der Schulungen<br />

waren sich einig, dass das tarifpolitische<br />

Engagement der Erzieherinnen<br />

zukünftig ausgeweitet werden<br />

soll.<br />

Bernd Huster<br />

5


Schulen<br />

Zufriedenstellende Ergebnisse<br />

Erste Verhandlungsrunde <strong>GEW</strong> / Ministerium zu neuen Ganztagsschulen<br />

Die Bewertung der seit diesem<br />

Schuljahr laufenden „Ganztagsschule<br />

in neuer Form“ in <strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong> hat zwischen Ministerium und<br />

<strong>GEW</strong> sowie auch innerhalb der<br />

<strong>GEW</strong> zu kontroversen Debatten<br />

geführt. Auf einer Landesvorstandssitzung<br />

Ende Oktober 2002 wurde<br />

eine Kommission eingesetzt, die den<br />

Auftrag erhielt, mit dem Ministerium<br />

über aus <strong>GEW</strong>-Sicht bestehende<br />

Mängel zu verhandeln. Von der<br />

ersten Verhandlungsrunde berichtet<br />

Tilman Boehlkau.<br />

„Am 12. Februar 2003 trafen sich auf<br />

Einladung von Bildungsministerin<br />

Doris Ahnen die Verhandlungsgruppe<br />

des Landesvorstandes<br />

der<br />

<strong>GEW</strong> (Rosemarie<br />

Kettern,<br />

Heinz Winter,<br />

Klaus-Peter<br />

Hammer, Dieter<br />

Roß und Tilman<br />

Boehlkau)<br />

mit den Verantwortlichen<br />

für<br />

das Ganztagsschulprogramm<br />

des Ministeriums<br />

für Bildung,<br />

Frauen<br />

und Jugend<br />

(Doris Ahnen,<br />

Karl-Heinz<br />

Held, Dieter<br />

Wunder, Johannes<br />

Jung, Bernd<br />

Weirauch und Ottmar Schwinn), um<br />

wesentliche Punkte aus den Landesvorstandsbeschlüssen<br />

vom 29. August<br />

2001 und 23. Oktober 2002 zu<br />

besprechen.<br />

Das Gespräch verlief in einer guten<br />

Atmosphäre, da beide Seiten ein hohes<br />

Interesse daran hatten, für die Beschäftigten<br />

und die SchülerInnen an<br />

den Ganztagsschulen in neuer Form<br />

optimale Arbeitsbedingungen zu erreichen.<br />

Dass dies nicht sofort umzusetzen<br />

ist, zeigte die Umfrage der<br />

<strong>GEW</strong>, deren Ergebnisse ebenso eine<br />

Rolle spielten, wie die POLIS-Studie<br />

des MBFJ zur Ganztagsschule.<br />

Die Ministerin sagte der <strong>GEW</strong> zu,<br />

dass die Ganztagsschule in neuer<br />

Form in das Schulgesetz aufgenommen<br />

wird. Bei notwendigen baulichen<br />

Maßnahmen hilft mit Sicherheit<br />

das von der Bundesregierung mit<br />

den Ländern vereinbarte Investitionsprogramm<br />

für den Ausbau der<br />

Ganztagsschulen, aus dem <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

ca. 198 Millionen EURO<br />

erhalten wird. Die Ministerin sagte<br />

zu, dass diese Mittel, wenn sie denn<br />

fließen, zusätzlich in das rheinlandpfälzische<br />

Ganztagsschulprogramm<br />

aufgenommen und an die Schulträger<br />

verteilt werden.<br />

Neue<br />

Ganztagsschulen<br />

Auch eine weitere - bisher strittige -<br />

Frage wurde angesprochen und eine<br />

erste Lösung gefunden: Die Hauptpersonalräte<br />

werden in Zukunft vor<br />

Abschluss der Rahmenvereinbarungen<br />

und Kooperationsverträge frühzeitig<br />

informiert. Das ist noch nicht<br />

die Mitbestimmung, die die Personalräte<br />

eingefordert haben (das Ministerium<br />

hat juristisch prüfen lassen,<br />

ob die Personalräte überhaupt<br />

zu beteiligen sind und ist zu dem<br />

Schluss gekommen, dass keine Mitbestimmungs-<br />

oder Beteiligungs-<br />

rechte vorliegen), aber ein Schritt zur<br />

vertrauensvollen Zusammenarbeit<br />

zwischen Dienststelle und Personalvertretungen.<br />

Unterschiedliche Auffassungen blieben<br />

allerdings bei der Form der<br />

Ganztagsschule bestehen:<br />

Während die <strong>GEW</strong>-VertreterInnen<br />

der Ganztagsschule in verpflichtender<br />

Form den Vorrang geben, zumal<br />

sich dabei auch personelle, insbesondere<br />

aber räumliche Ressourcen<br />

effizienter nutzen ließen, warb die<br />

Ministerin für die Ganztagsschule in<br />

neuer Form. Den Schulen solle nicht<br />

vorgeschrieben werden, wie sie sich<br />

organisieren (additiv, rhythmisiert<br />

oder Kombination aus beiden), dies<br />

sei ein Schulentwicklungsprozess.<br />

Die<br />

neuen Ganztagsschulenhätten<br />

keine beliebigenpädagogischenAngebote,<br />

sondern seien<br />

durch die<br />

Vorgaben des<br />

Ministeriums<br />

gebunden.<br />

Nach Ansicht<br />

der Ministerin<br />

hätten sich im<br />

Übrigen nicht<br />

so viele Schulen<br />

bereit gefunden,<br />

sich in Ganztagsschulen<br />

in<br />

neuer Form<br />

umzuwandeln, wenn sie die verpflichtende<br />

Form vorgeschrieben<br />

hätte. Dies fand nicht die ungeteilte<br />

Zustimmung der <strong>GEW</strong>-VertreterInnen.<br />

Wie die <strong>GEW</strong> sieht auch das Ministerium<br />

die Notwendigkeit einer verbesserten<br />

Ausstattung der Schulen<br />

mit Verwaltungspersonal. Dies sei<br />

allerdings Angelegenheit der Schulträger.<br />

Die kommunalen Spitzenverbände<br />

wehrten sich gegen Festschreibungen.<br />

Einzelne Schulträger sind<br />

aber bei den neuen Ganztagsschulen<br />

6 <strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 4-5 /2003


durchaus bereit, mehr Stunden für<br />

das Verwaltungspersonal zur Verfügung<br />

zu stellen.<br />

Dies ist nach Ansicht der <strong>GEW</strong> noch<br />

keine zufriedenstellende Lösung, hier<br />

sind Standards unerlässlich, denn<br />

nicht alles kann von den Schulleitungen<br />

und den Lehrkräften erwartet<br />

bzw. verlangt werden.<br />

Die <strong>GEW</strong>-VertreterInnen machten<br />

auf das Problem der befristeten Verträge<br />

für Pädagogische Fachkräfte<br />

aufmerksam und forderten das Ministerium<br />

dazu auf, bei den Schulen<br />

darauf hinzuwirken, dass für diesen<br />

Personenkreis unbefristete Verträge<br />

die Regel werden. Der zuständige<br />

Abteilungsleiter im MBFJ, Karl-<br />

Heinz Held, führte dazu aus, dass aus<br />

seiner Sicht natürlich unbefristete<br />

Verträge den Vorrang dort erhalten<br />

sollen, wo die einzelnen Ganztagsangebote<br />

längerfristig eingerichtet<br />

werden, also der Bedarf dauerhaft<br />

<strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 4-5 /2003<br />

vorhanden ist. Dort, wo allerdings<br />

noch „probiert“ werde, könne auch<br />

eine Befristung erfolgen. Wer<br />

allerdings die Ganztagsschule in<br />

neuer Form wolle, der müsse auch<br />

Personalsicherung betreiben, und<br />

dies gehe letztlich nur, wenn unbefristete<br />

Verträge angeboten würden.<br />

Nach Auffassung der <strong>GEW</strong> ist das<br />

zusätzliche Personal noch nicht ausreichend<br />

in die Kollegien integriert.<br />

Auch die Teilnahme an Konferenzen<br />

ist nicht einheitlich geregelt. Die<br />

<strong>GEW</strong>-VertreterInnen forderten das<br />

Ministerium auf, dafür Sorge zu tragen,<br />

dass auch das zusätzliche Personal<br />

zu Konferenzen eingeladen<br />

wird und bei der Notengebung Vorschläge<br />

machen kann. Ministerin<br />

Ahnen erklärte, dass für Pädagogische<br />

Fachkräfte die Teilnahme an<br />

Konferenzen geregelt sei, für das<br />

nichtpädagogische Personal gelte<br />

folgende Regelungen: Sie können<br />

Schulen<br />

Qualität nur mit gut ausgebildeten Lehrkräften<br />

Auf seiner ersten Sitzung im neuen<br />

Jahr fasste der <strong>GEW</strong>-Landesvorstandes<br />

den folgenden Beschluss „zur Sicherung<br />

eines anspruchsvollen Vertretungsunterrichtes.“<br />

Mit Beginn des laufenden Schuljahres<br />

hat in allen Schularten der Anteil von<br />

Vertretungsunterricht, der von nicht<br />

oder nur teilweise ausgebildeten Lehrkräften<br />

erteilt werden soll, in erheblichem<br />

Maße zugenommen. Diese Praxis<br />

steht im Widerspruch zum Schulgesetz,<br />

das die Lehramtsbefähigung für die<br />

Lehrkräfte vorschreibt.<br />

Die Misere des Vertretungsunterrichts<br />

durch nur teilweise oder kaum ausgebildete<br />

Vertretungslehrkräfte hat nach<br />

Auffassung der <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Ursachen:<br />

• Die Entwicklung des Mangels an<br />

Fachlehrkräften wurde nicht oder nicht<br />

ausreichend vom Fachministerium beachtet.<br />

• Mittel- und langfristige Bedarfsuntersuchung<br />

in Fächern und Lehrämtern<br />

fehlen.<br />

• Durch die Höchstzahlverordnungen<br />

wurden die Ausbildungsmöglichkeiten<br />

völlig unzureichend bzw. falsch kanalisiert.<br />

• Die Ausbildungskapazitäten der Studienseminare<br />

wurden nicht bedarfsgerecht<br />

genutzt bzw. geschaffen.<br />

• Insbesondere wurde dem negativen<br />

Image des LehrerInnenberufs nicht genügend<br />

entgegengetreten, sodass viele<br />

potenzielle Lehramtsstudierende abgeschreckt<br />

wurden.<br />

• Arbeitsbedingungen und Bezahlung<br />

werden von LehramtsinteressentInnen<br />

negativ eingeschätzt.<br />

Eine stufenbezogene LehrerInnenausbildung<br />

mit verbesserten Arbeitsbedingungen<br />

und einer gut organisierten<br />

Weiterbildung steigert die Attraktivität<br />

des LehrerInnenberufs, schafft mehr<br />

Flexibilität im Einsatz der Lehrkräfte<br />

und ermöglicht eine Unterrichtsversorgung,<br />

die grundlegenden Reformen<br />

unseres Schulsystems nicht im Wege<br />

steht. Die Erhöhung des Praxisanteils<br />

in der LehrerInnenausbildung ist rasch<br />

umzusetzen.<br />

Die vom Bildungsministerium verordnete<br />

Qualitätsentwicklung durch Festlegung<br />

und Evaluation eines Schulprogramms<br />

an jeder Einzelschule kann nur<br />

mit gut ausgebildeten KollegInnen gelingen.<br />

Die <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> lehnt deshalb<br />

die Beschäftigung von nicht oder<br />

zur Konferenz eingeladen werden.<br />

Ministerin Ahnen sagte zu, die neuen<br />

Ganztagsschulen darauf hinzuweisen,<br />

dass das außerschulische Personal<br />

auch Vorschläge zur Notengebung<br />

unterbreiten kann.<br />

Bildungsministerin Doris Ahnen<br />

bedankte sich für das konstruktive<br />

Gespräch und die Anregungen bzw.<br />

Hinweise, die von Seiten der <strong>GEW</strong>-<br />

VertreterInnen unterbreitet wurden.<br />

Der Punktekatalog der <strong>GEW</strong> sei ein<br />

wichtiger Merkposten, um das reibungslose<br />

Gelingen der Ganztagsschulen<br />

in neuer Form zu erreichen.<br />

Die <strong>GEW</strong>-VertreterInnen stellten<br />

fest, dass dieses erste Gespräch nach<br />

einer weiteren Erfahrungszeit mit der<br />

neuen Ganztagsschule einer Neuauflage<br />

bedarf.“<br />

nur teilweise ausgebildeten Lehrkräften<br />

in Vertretungsverträgen ab. Nur<br />

vollständig ausgebildete LehrerInnen<br />

bieten die Gewähr für qualifizierten<br />

Unterricht, wie er von allen gesellschaftlichen<br />

Gruppen eingefordert<br />

wird - insbesondere nach der Veröffentlichung<br />

der PISA-Studie. Unzulänglicher<br />

Vertretungsunterrichts<br />

wird durch die Schaffung einer ausreichenden<br />

Vertretungsreserve mit fest<br />

eingestellten Lehrkräften entscheidend<br />

reduziert.<br />

Seit Schuljahresbeginn ist das „Projekt<br />

Erweiterte Selbstständigkeit von<br />

Schulen“ (PES) auf rund 200 Schulen<br />

des Landes <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> ausgedehnt<br />

worden. In diesen Schulen<br />

können Schulleitungen unter Beteiligung<br />

der Schulpersonalräte Vertretungslehrkräfte<br />

für kurzfristige Vertretungsanlässe<br />

(max. vier Wochen)<br />

vor Ort auswählen und beschäftigen.<br />

Die <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> fordert<br />

auch hier grundsätzlich den Einsatz<br />

voll ausgebildeter Lehrkräfte für den<br />

Vertretungsunterricht.<br />

gew-lv<br />

7


Schulen<br />

Die zentrale Rolle des Unterrichts im Qualitätsprogramm<br />

Im Gespräch mit Paul Schwarz: Doris Ahnen, Ministerin für Bildung, Frauen und Jugend<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> engagiert sich finanziell<br />

stark in Sachen pädagogischer<br />

Schulentwicklung. Welche Erwartungen<br />

verbinden Sie mit diesem<br />

Großprogramm?<br />

Nicht erst seit PISA, aber auch durch<br />

PISA steht die Lehr- und Lernkultur<br />

im Mittelpunkt der Überlegungen,<br />

den Unterricht weiter zu entwickeln.<br />

Und hier bin ich überzeugt,<br />

dass auch das Konzept der Pädagogischen<br />

Schulentwicklung (PSE-<br />

Projekt) mit seiner Erweiterung der<br />

Methodenkompetenz bei Schülerinnen<br />

und Schülern, bei Lehrerinnen<br />

und Lehrern einen ganz wichtigen<br />

Beitrag leistet.<br />

Was muss sich am traditionellen Unterricht,<br />

entscheidend verändern,<br />

wenn der Unterricht zukunftsfähig<br />

sein soll? Warum brauchen wir eine<br />

neue Lernkultur bzw. worauf muss<br />

Lernen heute ausgerichtet sein?<br />

Unterricht in der Schule muss darauf<br />

ausgerichtet sein, Wissen zu vermitteln,<br />

aber es geht auch um die<br />

Fähigkeit, dieses Wissen anwenden<br />

und sich neues Wissen immer<br />

wieder, und zwar möglichst lebenslang,<br />

auch selbstständig beschaffen<br />

zu können. Damit erhalten die Lernkompetenz<br />

oder die Methodenbeherrschung<br />

einen ganz besonderen<br />

Stellenwert.<br />

Die Belastung<br />

der Lehrerinnen<br />

und Lehrer<br />

wächst, viele<br />

sind verzagt,<br />

kommen mit<br />

der neuen Schülergeneration<br />

immer weniger<br />

zurecht. Es<br />

kommt in vielen<br />

Kollegien das<br />

Gefühl auf, den<br />

neuen Anforderungen<br />

und Erwartungen<br />

nicht mehr gerecht<br />

werden zu<br />

können. Wie kann angesichts dieser<br />

äußeren und inneren Schulsituation<br />

ein Kollegium noch für Schulentwicklung<br />

gewonnen werden?<br />

Ich nehme gerne und mit Überzeugung<br />

die Lehrkräfte vor solcher Kritik<br />

in Schutz, weil ich den Eindruck<br />

habe, dass viele Lehrpersonen sehr<br />

engagiert an der Weiterentwicklung<br />

von Schule arbeiten. Wir brauchen<br />

motivierte Lehrkräfte, und wir haben<br />

sie. Wir müssen anerkennen,<br />

was geleistet worden ist, gleichzeitig<br />

aber auch sagen, wo es aus unserer<br />

Sicht Weiterentwicklungsbedarf<br />

gibt. Gerade in den letzten Monaten<br />

habe ich den Eindruck gewonnen,<br />

dass Schulentwicklung nicht<br />

nur als Problem verstanden wird,<br />

sondern auch als Chance. Es muss<br />

uns besser als bisher gelingen, Schülerinnen<br />

und Schüler<br />

möglichst individuell zu fördern.<br />

Wir müssen verstärktes Augenmerk<br />

auf das legen, was im Unterricht<br />

stattfindet und was wir mit einem<br />

guten Unterricht erreichen wollen.<br />

Wenn wir die Qualität in Schule<br />

und Unterricht verbessern wollen,<br />

müssen wir dann nicht die Lehrkräfte,<br />

die vor 10, 20 oder 30 Jahren studiert<br />

haben, nachqualifizieren, also<br />

beispielsweise an der Vermittlungskompetenz<br />

ansetzen?<br />

Einerseits müssen wir ganz sicher die<br />

Lehrerausbildung reformieren. Wir<br />

müssen dies auch deshalb tun, weil<br />

die Lehrerausbildung die Standards<br />

für die Lehrerfort- und -weiterbildung<br />

setzt. Wir müssen vor allem<br />

Angebote machen, das didaktische<br />

und methodische Repertoire zu erweitern,<br />

um Schülerinnen und Schüler<br />

zu mehr Eigentätigkeit motivieren<br />

zu können.<br />

Wie viel Hilfe brauchen die Schule<br />

von außen, um Schule und Unterricht<br />

weiter zu entwickeln?<br />

Die Reform muss an der einzelnen<br />

Schule ansetzen und in allen Schularten.<br />

Schulentwicklung findet vor<br />

Ort statt. Schule braucht aber auch<br />

Unterstützung von außen, z.B.<br />

durch die Rahmenbedingungen, die<br />

die Politik setzt, durch pädagogische<br />

Unterstützungssysteme, die pädagogischen<br />

Serviceeinrichtungen und<br />

durch die Schulaufsicht. Sie helfen,<br />

Reformen in Gang zu setzen und zu<br />

beschleunigen, sind aber auch notwendig,<br />

um die Ergebnisse von Reformschritten<br />

zu evaluieren.<br />

Ist die Fortbildung einzelner Lehrkräfte<br />

noch zeitgemäß, muss nicht<br />

mehr als bisher das gesamte Kollegium<br />

in die Fortbildung eingebunden<br />

werden?<br />

Wir brauchen in den einzelnen<br />

Schulen mehr als bisher eine Fortbildungsplanung,<br />

da es eben nicht<br />

nur eine individuelle Entscheidung<br />

sein darf, welche Fortbildung eine<br />

Lehrkraft besucht. Eben dies sieht<br />

unser Qualitätsprogramm auch vor.<br />

Die Schule insgesamt muss sich<br />

darüber verständigen : An welchen<br />

Punkten haben wir als Kollegium<br />

Fortbildungsbedarf? Wir brauchen<br />

sicherlich die „klassische“ Fortbildung,<br />

die aus zentralen und regionalen<br />

Veranstaltungen besteht, an<br />

denen einzelne Kolleginnen und<br />

Kollegen teilnehmen. Wir benötigen<br />

aber auch verstärkt eine schulinterne<br />

Fortbildung, bei der sich ganze<br />

Kollegien - wie auch im PSE-Projekt<br />

- fortbilden. .<br />

8 <strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 4-5 /2003


Wir sprechen gern von Basiskompetenzen<br />

oder Schlüsselqualifikationen,<br />

die die Schüler brauchen, welche<br />

brauchen heute Lehrerinnen und<br />

Lehrer?<br />

Eine wichtige Basiskompetenz ist<br />

personaler Art, nämlich die Begeisterung<br />

und Freude für den Beruf,<br />

den Lehrerinnen und Lehrer ausü-<br />

Bücherspalte<br />

Methoden des<br />

lebendigen Lernens<br />

Die von Prof. Dr. Arnold und<br />

Dipl.Päd. Ingeborg Schüßler als<br />

Heft Nr. 1 der Reihe „Pädagogische<br />

Materialien der Universität<br />

Kaiserslautern“ herausgegebene<br />

Broschüre beinhaltet alle im Verlauf<br />

eines handlungsorientierten<br />

Methodenseminars erprobten<br />

Methoden inklusive anschaulicher<br />

Beispiele, Anwendungsfelder und<br />

Einsatzbewertungen. Auch die 3.<br />

Auflage 2002 ist wieder durch die<br />

<strong>GEW</strong> veröffentlicht.<br />

Euro 3,60 zzgl. Porto<br />

BAT/BAT-O<br />

Textfassung mit Erläuterungen<br />

392 Seiten<br />

8.Aufl.2002<br />

Euro 5,60 zzgl. Porto<br />

Beamtenversorgungsrecht<br />

In dieser <strong>GEW</strong>-Broschüre wird die<br />

Berechnung des Ruhegehalts dargestellt.<br />

Grundlage ist das ab 1.<br />

Jan. 1992 geltende Beamtenversorgungsrecht<br />

i.d.F. der Änderungsgesetze<br />

1997, 1998 und<br />

2000.<br />

6. Aufl. 2001, 230 Seiten<br />

Euro 4,00 zzgl. Porto<br />

111 Tipps zu Sozialleistungen<br />

DGB-Broschüre mit Tipps für Erwerbstätige,<br />

Arbeitslose oder allein<br />

Erziehende zu Leistungen wie Arbeitslosengeld,<br />

Wohngeld, Sozialhilfe<br />

u.v.m.<br />

185 Seiten, 2. Aufl. 2002<br />

Euro 4,90 zzgl. Porto<br />

Bestellungen an:<br />

<strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Neubrunnenstr. 8 · 55116 Mainz<br />

<strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 4-5 /2003<br />

ben. Daneben steht das absolut solide<br />

Fachwissen, gepaart mit einem<br />

breiten didaktischen und methodischen<br />

Repertoire. Mehr und mehr<br />

sind daneben zum Beispiel auch<br />

Medienkompetenz und interkulturelle<br />

Kompetenz gefragt.<br />

Auf der einen Seite steht der Anspruch,<br />

es darf kein Unterricht ausfallen,<br />

z.B. in der Vollen Halbtagsschule<br />

als verlässliche Grundschule,<br />

auf der anderen Seite ist es notwendig,<br />

die Lehrkräfte weiter zu qualifizieren.<br />

Denken Sie daran, künftig<br />

die Fortbildung mehr in die unterrichtsfreie<br />

Zeit, z.B. auch in die Ferien,<br />

zu legen? Oder setzen Sie mehr<br />

auf schulinterne Fortbildung an Studientagen<br />

Der Vorteil einer schulinternen Fortbildungsplanung<br />

wäre es, dass eben<br />

auch gezielter für Vertretungsregelungen<br />

in der Schule gesorgt werden<br />

kann. Wir müssen immer wieder den<br />

Ausgleich schaffen zwischen der<br />

Fort- und Weiterbildung für die<br />

Lehrkräfte und dem Recht der Schülerinnen<br />

und Schüler auf Unterricht.<br />

Deshalb arbeiten wir auch daran,<br />

mehr regionale und schulinterne<br />

Fortbildung als bisher anzubieten.<br />

Was die Volle Halbtagsschule angeht,<br />

so haben wir dort Feuerwehrlehrkräfte,<br />

um die zeitweilige Abwesenheit<br />

von Lehrerkräften besser verkraften<br />

zu können. Darüber hinaus bietet<br />

auch das „Projekt Erweiterte Selbstständigkeit<br />

(PES)“ den Schulen mehr<br />

Möglichkeiten, Vertretungsreserven<br />

zu mobilisieren.<br />

Zentraler Punkt Ihres Konzepts zur<br />

„Qualitätsentwicklung an Schulen<br />

in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>“ ist die Erarbeitung<br />

eines Qualitätsprogramms an<br />

jeder Schule, also der Bestandsaufnahme,<br />

der Leitbildentwicklung und<br />

der Erfolgskontrolle. Wie zuversichtlich<br />

sind Sie, dass solche Hochglanzpapiere<br />

den Unterricht überhaupt<br />

Klassenfahrten nach Berlin<br />

(incl. Transfer, Unterkunft,<br />

Programmgestaltung nach Absprache).<br />

Broschüre anfordern bei:<br />

Biss, Freiligrathstr. 3, 10967 Berlin,<br />

Tel. (030) 6 93 65 30<br />

erreichen, den Sie ja in Ihrem Konzept<br />

als Kernstück der Qualitätsentwicklung<br />

bezeichnen?<br />

Wir sprechen ganz bewusst von Qualitätsprogramm<br />

und nicht allgemein<br />

von Schulprogramm. Wir haben<br />

Eckpunkte formuliert, auf die ein<br />

solches Qualitätsprogramm Antwort<br />

geben muss, und da spielt der Unterricht<br />

eine zentrale Rolle. Ich bin<br />

sehr optimistisch, dass die Erarbeitung<br />

eines Qualitätsprogramms<br />

zunächst einmal der Ausgangspunkt<br />

für eine Standortbestimmung im<br />

Kollegium ist. Daraus folgt dann<br />

eine allgemeine Zielformulierung<br />

und vor allem das Definieren geeigneter<br />

Maßnahmen, deren Erfolg regelmäßig<br />

überprüft werden muss.<br />

Hier kommt dann auch die Schulaufsicht<br />

ins Spiel, die die Realisierung<br />

dieser Koppelung sicherstellen<br />

soll.<br />

Welches sind gegenwärtig aus Ihrer<br />

Sicht die wichtigsten Aufgaben für<br />

Schule und Unterricht nach PISA<br />

und erwarten Sie wie weiland Roman<br />

Herzog einen gesellschaftlichen Ruck<br />

- nunmehr in Sachen Bildung?<br />

Ich sehe drei wichtige Bereiche, die<br />

alle mit den Defiziten zu tun haben,<br />

die uns PISA aufgezeigt hat. Wir<br />

müssen einmal das Lesevermögen<br />

und die Fähigkeit zur Umsetzung<br />

beziehungsweise Anwendung gelesener<br />

Inhalte verbessern. Dann müssen<br />

wir auch das mathematisch-naturwissenschaftliche<br />

Verständnis vertiefen.<br />

Genauso wichtig ist es aber<br />

auch, dass keine neuen sozialen Ungleichheiten<br />

entstehen und wir die<br />

bestehenden Ungleichheiten abbauen.<br />

Und schließlich brauchen wir<br />

bessere Angebote für die Schülerinnen<br />

und Schüler mit Migrationshintergrund.<br />

Psychotherapeutische Praxis<br />

Dipl.-Psychologe H. von Vangerow<br />

• Beihilfeberechtigte<br />

c/o Euteneuer, Kurfürstemstr. 87a<br />

56068 Koblenz T: 0178 / 392 71 36<br />

Schulen<br />

9


Schulen<br />

Qualitätsverlust durch Abbau von Beratungsstellen<br />

<strong>GEW</strong>, Grüne und LEB gegen Reform des schulpsychologischen Dienstes<br />

Die <strong>GEW</strong> kritisiert die Reform des schulpsychologischen Dienstes. „Die<br />

Zusammenlegung der 31 Beratungsstellen zu elf Servicezentren wird längere<br />

Fahrzeiten zu den Beratungsgesprächen zur Folge haben,“ sagte <strong>GEW</strong>-<br />

Geschäftsführer Udo Küssner. Nach der Umsetzung der neuen Organisation<br />

gebe es bis zu 100 Kilometer lange Anfahrtswege zu den Servicezentren.<br />

Gerade in ländlichen Gebieten würden damit der Erreichbarkeit<br />

der Beratung hohe Hürden gesetzt, die viele Eltern davon abhalten könnten,<br />

den Dienst in Anspruch zu nehmen.<br />

„Auch die Zusammenarbeit mit den Schulen kann unter der umfangreichen<br />

Auflösung dezentraler Beratungsstellen leiden“, meinte der <strong>GEW</strong>-<br />

Geschäftsführer. Die Schulpsychologen könnten voraussichtlich weniger<br />

individuelle Beratung erteilen und müssten ihre Aufgabenschwerpunkte<br />

verlagern, da wesentlich längere Fahrzeiten zu den Schulen ihre Arbeitskapazitäten<br />

zeitlich eingrenzen werden.<br />

Die <strong>GEW</strong> hält einen qualitativen Synergieeffekt, wie es das Ministerium<br />

sieht, für mehr als fragwürdig und verweist auf die bekannten Qualitätsverluste,<br />

die sich vor allen im Bereich der Schulen im Zusammenhang mit<br />

der Auflösung der Bezirksregierungen ergeben haben. Die <strong>GEW</strong> fordert<br />

daher das Ministerium auf, den Umfang der Zusammenlegungen der Beratungsstellen<br />

gemeinsam mit allen betroffenen gesellschaftlichen Gruppierungen<br />

noch einmal sorgfältig zu überprüfen und keine voreiligen Entscheidungen<br />

zu treffen, die später wieder heftige Reaktionen Betroffener<br />

und breite Unzufriedenheit mit einer „Reform“ hervorrufen.<br />

Kritisiert wird die geplante Reduzierung der Standorte auch von Nils<br />

Wiechmann, bildungspolitischer Sprecher von Bündnis 90/DIE GRÜ-<br />

NEN im Landtag.: „Der schulpsychologische Dienst hat die Aufgabe, Schulen,<br />

Schüler, Eltern und Lehrer vor Ort zu beraten. Um wirksam arbeiten<br />

zu können, brauchen die schulpsychologischen Beratungsstellen die Nähe<br />

zu den Schulen, Eltern und Kindern. Nicht der Rückzug aus der Fläche,<br />

sondern der wohnortnahe Ausbau der bisher bestehenden Schulpsychologischen<br />

Beratungsstellen ist das Gebot der Stunde“<br />

Auch der Landeselternbeirat kann in keiner Weise nachvollziehen, dass in<br />

einer Zeit, in der die Anforderungen an den Fachbereich Schulpsychologischer<br />

Dienst im IFB gestiegen sind, seine Ressourcen verringert werden.<br />

„Nach den enttäuschenden deutschen Ergebnissen in der PISA-Studie sollen<br />

die SchulpsychologInnen einen größeren Beitrag zur Qualitätsentwicklung<br />

in den Schulen leisten und dazu beitragen, dass die Bereiche individuelle<br />

Förderung, Diagnose von Lern- und Leistungsschwächen, Qualität<br />

der Lehr- und Lernprozesse sowie Sucht- und Drogenprävention an Schulen<br />

signifikant weiterentwickelt werden. Seit den tragischen Ereignissen<br />

in Erfurt sollen die SchulpsychologInnen in stärkerem Maß als bisher bei<br />

drohendem Schulausschluss und bei gefährdetem Schulabschluss Krisenintervention<br />

leisten“, so die Elternvertreter in einer Presseerklärung.<br />

Gerade die Einzelfallhilfe sei für die Eltern unverzichtbarer Bestandteil<br />

des Schulpsychologischen Dienstes. Während man international eine SchulpsychologInnen-SchülerInnen-Relation<br />

von 1:5.000 für angemessen hält,<br />

liege diese Relation in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> nur bei 1:15.000, weit unter internationalem<br />

Durchschnitt. Die Zahl der SchulpsychologInnen müsse verdreifacht<br />

werden, um eine wünschenswerte Relation zu sichern. Schon bei<br />

der jetzigen Ausstattung müssten Rat suchende Eltern lange Wartezeiten<br />

in Kauf nehmen. Von der Anmeldung bis zum ersten Beratungstermin<br />

vergingen oft mehrere Wochen, manchmal Monate, obwohl das Problem<br />

schon auf den Nägeln brenne.<br />

pm<br />

„Das ist eine maßgebliche Verschlechterung“<br />

Rheinpfalz-Interview mit dem Schulpsychologen-Vorsitzenden von Gleichenstein<br />

Ministerin Ahnen sagt, in größeren Teams könne der schulpsychologische<br />

Dienst seine Aufgaben besser bewältigen; Ein-Personen-Dienststellen,<br />

wie es sie derzeit überwiegend gibt, würden den Anforderungen<br />

nicht gerecht. Ist der Beratungsdienst reformreif?<br />

Das muss man differenzierter sehen. Aufgabenfelder, die mit der Lehrerfortbildung<br />

oder der Beratung des gesamten Schulsystems zusammenhängen,<br />

sind sicher in einem Team leichter zu bewältigen, weil hier Arbeitsteilung<br />

möglich ist. Ganz anders sieht es bei der Beratung von Eltern,<br />

Schülern und Lehrern in Einzelproblemfällen aus. Da ist kein Team und<br />

keine Arbeitsteilung erforderlich, hier ist jeder einzelne Schulpsychologe in<br />

seinem Bereich selbst zuständig. Daher wird dieses Beratungsangebot mit<br />

der Umorganisation vor allem in den Flächenkreisen, die wir in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

haben, wesentlich schlechter werden, weil die Entfernungen<br />

größer werden.<br />

Schlechter heißt: Es wird weniger Beratungen geben?<br />

Die zusätzlichen Fahrtzeiten werden natürlich auf Kosten der Arbeitszeit<br />

für Beratungen gehen. Unsere Arbeit findet sehr viel an den Schulen statt.<br />

Und wenn ich 60 bis 70 Kilometer allein bis zur Schule fahren muss,<br />

dann ist das schon einmal über eine Stunde Fahrtzeit hin und eine zurück.<br />

Dadurch wird Arbeitszeit gebunden. Das ist eine maßgebliche Verschlechterung.<br />

In welcher Größenordnung? Können Sie dazu Zahlen nennen?<br />

Für einen der großen neuen Beratungsbereiche haben wir das einmal durchgerechnet:<br />

Da fallen 8600 Kilometer zusätzlich an. Zeitmäßig sind das<br />

rund 80 Stunden, also zwei Wochen nur auf der Straße, von den Fahrt-<br />

kosten gar nicht zu reden. Und das ist nur für ein Beratungszentrum<br />

gerechnet. Da kommen für das ganze Land horrende Summen zusammen.<br />

Dazu entsteht eine Hemmschwelle für die Eltern und Schüler, die<br />

zu uns kommen wollen. Schon jetzt erleben wir in etlichen Fällen, dass es<br />

heißt, das ist uns zu weit, wir haben kein Auto und mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

ist das nicht machbar.<br />

Nach den schrecklichen Ereignissen in Erfurt hieß es im Mainzer<br />

Bildungsministerium, es gebe kein fertiges Konzept für eine Reform<br />

des schulpsychologischen Dienstes, deshalb gebe es auch nichts, was<br />

aufgrund von Erfurt zurückgenommen werden müsse. Kommt die<br />

Reform jetzt nicht genau so, wie sie sich damals abzeichnete?<br />

Ja. Damit wird man den Konsequenzen, die aus Erfurt aber auch aus der<br />

Pisa-Studie zu ziehen sind, nicht gerecht. Der direkten Beratung der Schulen<br />

vor Ort wird bei den weiten Entfernungen Grenzen gesetzt.<br />

Das soll aber mit einer effizienten Teamarbeit wettgemacht werden.<br />

Die Annahme, dass die Beratung durch die Bündelung effizienter oder<br />

besser abgedeckt wird, ist ja insofern ein Märchen, als die Schulpsychologen<br />

dann zwar zu mehreren an einer Stelle sitzen, aber für ein dreimal so<br />

großes Gebiet zuständig sind. Das ist nicht effizienter, es ist bisher eine<br />

Mangelverwaltung und es wird mit der neuen Organisation eine Mangelverwaltung<br />

sein. Die Ein-Personen-Dienststellen sind ja entstanden, weil<br />

der Ausbau des schulpsychologischen Dienstes 1978/79 gestoppt wurde.<br />

Ursprünglich war geplant gewesen, jede Dienststelle mit mindestens zwei<br />

Psychologen zu besetzen.<br />

ros<br />

10 <strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 4-5 /2003


Seiteneinstieg ins Lehramt<br />

An den Studienseminaren bereiten<br />

sich, wie aus der statistischen Übersicht<br />

des Statistischen Landesamtes<br />

(Stand 01.10.2002) zu ersehen ist,<br />

63 SeiteneinsteigerInnen (33%<br />

weiblich) auf das Lehramt vor. Die<br />

nachfolgende Tabelle zeigt die Verteilung<br />

auf die Lehrämter.<br />

<strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 4-5 /2003<br />

Mit drei Viertel ihrer Arbeitszeit<br />

unterrichten sie in der Schule und<br />

das restliche Viertel verwenden sie<br />

für eine berufsbegleitende Qualifizierung<br />

an den Studienseminaren.<br />

Nach erfolgreich abgelegter Prüfung<br />

werden sie weiter beschäftigt, als reguläre<br />

Lehrkraft anerkannt und kön-<br />

Ausbildung für das Lehramt an männlich weiblich insgesamt<br />

Grund- und Hauptschulen 5 6 11<br />

Realschulen 16 11 27<br />

Gymnasien 9 2 11<br />

berufsbildenden Schulen 12 2 14<br />

Seit dem Schuljahr 2001/02 werden<br />

Akademiker, die keine bzw. noch<br />

nicht abgeschlossene Lehrerausbildung<br />

haben, in Bedarfsfächern befristet<br />

in Vollzeitbeschäftigung im<br />

Angestelltenverhältnis in den Schuldienst<br />

des Landes aufgenommen.<br />

nen ins Beamtenverhältnis übernommen<br />

werden.<br />

Die SeiteneinsteigerInnen werden in<br />

Musik (21), Mathematik (14), Englisch<br />

(11), Deutsch (11), Informatik<br />

(8), Metalltechnik (7), Physik<br />

(6), Bildende Kunst (5), Physik/<br />

Schulen<br />

Chemie (4), Französisch (3), Chemie<br />

(2) und jeweils eine Person in Betriebswirtschaft,<br />

Drucktechnik,<br />

Elektrotechnik, Gesundheit, Informationstechnik,<br />

Sozialkunde, Wirtschaftskunde<br />

und Wirtschaftslehre<br />

ausgebildet.<br />

26 SeiteneinsteigerInnen lernen am<br />

Seminarort Trier, 12 in Koblenz, 11<br />

in Speyer, 8 in Kaiserslautern und 2<br />

in Mainz. An den Seminarorten<br />

Neuwied, Bad Kreuznach, Simmern<br />

und Westerburg lernt jeweils ein/e<br />

SeiteneinsteigerIn.<br />

SeiteneinsteigerInnen werden nach<br />

Abschluss der regulären Einstellungsrunde<br />

an den Schulen befristet eingestellt,<br />

an denen der bestimmte<br />

Fachbedarf nicht anders gedeckt werden<br />

kann.<br />

Wer detailliertere Informationen zu<br />

dem Seiteneinsteigerprogramm<br />

wünscht, wendet sich schriftlich an<br />

die <strong>GEW</strong>-Landesrechtsschutzstelle in<br />

Mainz.<br />

d.r<br />

11


Schulen<br />

Lehrpersonal an den Studienseminaren<br />

Je niedriger der Status, desto höher der Frauenanteil<br />

Tabelle 1:<br />

Ausbildung für das Lehramt an LeiterInnen Stellvertretung FachleiterInnen Lehrbeauftragte<br />

Grund- und Hauptschulen 8 6 149 67<br />

Sonderschulen 2 2 26 23<br />

Realschulen 3 3 53 23<br />

Gymnasien 6 6 114 13<br />

berufsbildenden Schulen 4 4 64 35<br />

Insgesamt 23 21 406 161<br />

611 Personen ( Stand: Oktober 2002)<br />

lehren an den rheinland-pfälzischen<br />

Studienseminaren und bereiten LehramtsanwärterInnen<br />

und ReferendarInnen<br />

auf die Zweite Staatsprüfung<br />

für das jeweilige Lehramt vor.<br />

Sie gliedern sich nach Aufgabe bzw.<br />

Status wie in der o.a. Tabelle auf.<br />

Im Leitungsbereich sind die Frauen<br />

mit einem Anteil von 23% noch<br />

deutlich unterrepräsentiert. Bei den<br />

FachleiterInnen liegt der Frauenan-<br />

Wieder Run auf Gesamtschulen<br />

Wettrennen um<br />

IGS-Plätze<br />

Der Trend der vorausgegangenen Jahre<br />

hielt auch bei der diesjährigen Anmelderunde<br />

an den Integrierten Gesamtschulen<br />

in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> an: Wesentlich<br />

mehr Anmeldungen lagen vor als<br />

bei den Aufnahmeentscheidungen berücksichtigt<br />

werden konnten: Landesweit<br />

konnte jede dritte Bewerbung nicht<br />

berücksichtigt werden.<br />

Für die Gemeinnützige Gesellschaft<br />

Gesamtschule ist dies ein deutlicher Beweis,<br />

dass sich Gesamtschulen mit ihrem<br />

Angebot bewährt und in der öffentlichen<br />

Meinung durchgesetzt haben.<br />

„Eltern erkennen und schätzen die<br />

Möglichkeiten und Chancen der<br />

Durchlässigkeit und individuellen Förderung<br />

für Schülerinnen und Schüler<br />

in diesem System“, erläuterte Franz-Jo-<br />

sef Bronder, Vorstandssprecher der<br />

GGG in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, vor der Presse.<br />

Der Gesamtschulverband hält durch<br />

diese Anmeldezahlen die Errichtung<br />

weiterer Integrierter Gesamtschulen für<br />

dringend erforderlich. Das im Schulgesetz<br />

des Landes garantierte Recht auf<br />

freie Schulwahl könne durch Schulträger<br />

und Bildungsbehörde zurzeit nicht<br />

ausreichend gewährleistet werden. Als<br />

besonders auffällig wertet der Verband,<br />

dass in Stadtregionen mit IGS-Angebot<br />

besonders hohe Anmeldequoten verzeichnet<br />

wurden: Kaiserslautern mit<br />

vier Gesamtschulen liegt im Landesdurchschnitt,<br />

die Landeshauptstadt<br />

muss jeden zweiten Bewerber an eine<br />

andere Schule verweisen und in der<br />

teil bei 35%, bei den Lehrbeauftragten<br />

hingegen bei 51%.<br />

Oder anders formuliert: Je niedriger<br />

der Status, desto höher ist der Frauenanteil.<br />

Der Anteil der Nebenamtlichkeit bei<br />

dem lehrenden Personal ist lehramtsbezogen<br />

sehr unterschiedlich:<br />

Der Wissenschaftsminister hat hier<br />

noch eine erhebliche Aufgaben zu<br />

bewältigen, um die Benachteiligungen<br />

zu beseitigen.<br />

d.r<br />

Region Ludwigshafen kann sogar nur<br />

einer von drei Bewerbern berücksichtigt<br />

werden. Unabhängig davon könnten<br />

Eltern in bestimmten Regionen wie<br />

beispielsweise Trier überhaupt nicht auf<br />

dieses Angebot zugreifen, da hier keine<br />

Integrierten Gesamtschulen vorhanden<br />

sind.<br />

„Die Schulträger und die Landesregierung<br />

sind hier gefordert, das entsprechende<br />

Angebot für Eltern sowie Schülerinnen<br />

und Schüler bereit zu stellen“,<br />

fordert der Sprecher der GGG. Aus<br />

Sicht des Gesamtschulverbandes wäre<br />

dies möglich, wenn Schulträger die<br />

Umwidmung bestehender Schulen vorantrieben,<br />

die Schulträgerschaft für<br />

Integrierte Gesamtschulen überdacht<br />

und durch die Landespolitik eine gezielte<br />

Förderung bei der Errichtung<br />

praktiziert würde.<br />

ggg<br />

Arme Kinder abgehängt<br />

12 <strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 4-5 /2003


Horte wichtiger als Betreuungsangebote<br />

Studie über Situation armer Kinder im Grundschulalter<br />

Grundschule belastet Kinder aus armen<br />

Familien und verschärft die soziale<br />

Chancenungleichheit. Dies ist<br />

die Kernbotschaft eines im Auftrag<br />

der AWO vom Institut für Sozialarbeit<br />

und Sozialpädagogik in<br />

Frankfurt (ISS) erstellten Studie<br />

über „Armut im Grundschulalter“,<br />

die Anfang des Jahres veröffentlicht<br />

wurde. Die Studie belegt Erkenntnisse,<br />

die zwar engagierten PädagogInnen<br />

vertraut sind, aber bis heute<br />

von der Politik ausgeblendet werden.<br />

Zur institutionellen Benachteiligung<br />

der armen Kinder: Die Studie verweist<br />

darauf, dass mit Beginn der Schulpflicht<br />

die Grundschule eine dominante<br />

Rolle im Leben der Grundschulkinder<br />

übernimmt. Im Gegensatz zu den<br />

nicht-armen Kindern erleben arme,<br />

mehrfach belastete Kinder den Anspruch<br />

und Bildungsauftrag der Schule<br />

eher negativ. Ihre Familien können<br />

sie nicht angemessen unterstützen, da<br />

die kulturellen und sozialen Ressourcen<br />

fehlen. Das gilt in hohem Maße<br />

für arme Kinder mit Migrationshintergrund.<br />

Durch die Beschränkung auf ihr<br />

Wohnumfeld sowie die elterliche Wohnung<br />

fehlen armen Kindern im<br />

Grundschulalter auch Anregungen und<br />

Erfahrungen, die für nicht-arme Kinder<br />

selbstverständlich sind. Sie besuchen<br />

deutlich seltener Vereine, feiern<br />

nur in Ausnahmefällen ihren Geburtstag<br />

mit anderen Kindern und fahren<br />

in der Regel nicht in Urlaub.<br />

Mit wachsenden Schulschwierigkeiten<br />

entwickeln arme Kinder ein problemmeidendes<br />

Bewältigungsverhalten, dem<br />

negative Wirkungen auf die Persönlichkeitsentwicklung,<br />

die Gesundheit und<br />

die Widerstandskraft gegen Belastungen<br />

und Stressoren zugesprochen werden.<br />

Sie entwickeln auch größere Verhaltensauffälligkeiten.<br />

Als dauernde<br />

Überforderung wird die Grundschule<br />

für arme Kinder und deren Familien<br />

zu einer Belastung für das Leben in<br />

der Familie insgesamt. Sie beeinflusst<br />

aber auch außerschulische Aktivitäten<br />

negativ, weil sie arme Kinder mit<br />

<strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 4-5 /2003<br />

Schulschwierigkeiten durch die Zuweisung<br />

zu Sonderschulen sozial segregiert.<br />

In dieser Situation erweist sich nach<br />

den Erkenntnissen der Studie derzeit<br />

der Hort als das zentrale außerschulische<br />

Angebot für arme und belastete<br />

Kinder. Die Studie bestätigt ihn in seiner<br />

Auffang- und Ersatzfunktion für<br />

ein problematisches Elternhaus und die<br />

fehlenden Angebote anderer Institutionen.<br />

Er ist als Lebensraum mit seiner<br />

sozialintegrativen Funktion mehr als<br />

Betreuung, Hausaufgabenhilfe und<br />

Spielangebot.<br />

Die Studie belegt ein krasses Defizit an<br />

vernetzten kind-, eltern- und familienbezogenen<br />

Angeboten und Hilfen<br />

während der bildungs- und lebensbiografisch<br />

entscheidenden Grundschulzeit,<br />

in der die Weichen für weitere<br />

Lernprozesse gestellt werden. Kinder -<br />

und Jugendhilfe sind strukturell nicht<br />

vernetzt, allenfalls bestehen zufalls- und<br />

einzelfallbezogenen Verknüpfungen.<br />

Betreuungsangebote sind<br />

keine Lösung<br />

Vor diesem Hintergrund müssen<br />

Grundschule, Kinder- und Jugendhilfe<br />

neu gedacht werden. Ziel einer vernetzen<br />

Arbeit von Schule, Kinder-, Jugend-<br />

und Familienhilfe muss ein doppeltes<br />

sein: umfassende individuelle<br />

Unterstützung und Förderung der armen<br />

Kinder sowie die Stärkung der Erziehungskompetenzen<br />

ihrer Eltern.<br />

Da die Bundesregierung die Abrufung<br />

der Mittel für die Einrichtung von<br />

Ganztagsschulen nicht an einzuhaltende<br />

Qualitätsstandards bindet, steht zu<br />

erwarten, dass in den Ländern jedwede<br />

Konstruktion erweiterter Angebote<br />

als Ganztagsschule deklariert wird. Die<br />

Konzeption der „offenen Ganztagsgrundschule“,<br />

wie sie in NRW beispielsweise<br />

für das nächste Schuljahr anvisiert<br />

wird, kann die kompensatorischen<br />

pädagogischen Aufgaben mit einem<br />

lediglich angehängten betreuten Nachmittagsbereich<br />

nicht annähernd erfüllen.<br />

Aufgrund ihrer Konstruktionsmängel<br />

kann sie Kindern und Eltern in Ar-<br />

Bildungspolitik<br />

mutssituationen keine nachhaltige Entlastung<br />

und Unterstützung in ihren<br />

belasteten Lebenslagen bringen: Bildung<br />

und Erziehung der betroffenen Kinder<br />

kommen aber auch weiterhin in der<br />

Schule zu kurz. Für die Lernprozesse<br />

im Unterricht gilt wie bisher, dass den<br />

LehrerInnen ein viel zu enger Zeitrahmen<br />

zur Verfügung steht. Nur bildungsnahe<br />

Elternhäuser können diesen Mangel<br />

kompensieren.<br />

Wegen der fehlenden personellen und<br />

konzeptionellen Verzahnung von Vorund<br />

Nachmittagsbereich, von Schule,<br />

Kinder-/Jugendhilfe und sonstigen Akteuren<br />

mangelt es auch an einem einheitlichen<br />

und verbindlich geltenden<br />

Bildungs- und Erziehungskonzept.<br />

Durch den Wechsel der betreuenden<br />

Personen sind vielmehr Brüche, Widersprüche<br />

und Diskrepanzen in der Erziehungsarbeit<br />

zu befürchten.<br />

Die Erfahrung verlässlicher sozialer<br />

Beziehungen ist für Kinder in Armutssituationen<br />

besonders wichtig. Durch<br />

einen häufigen Personalwechsel mit<br />

unterschiedlichem (mögli-cherweise<br />

auch gar keinem) pädagogischen Qualifikationsprofil<br />

ist diese Erfahrung nur<br />

schwer herstellbar.<br />

Arme Kinder brauchen ein reichhaltiges<br />

und hochwertiges kulturelles Angebot<br />

in der Schule, um den häuslichen<br />

Mangel zu kompensieren. Dies ist nicht<br />

sichergestellt, wenn hochwertige Angebote<br />

zusätzlich eingekauft und von Eltern<br />

bezahlt werden müssen.<br />

An benachteiligten Schulstandorten<br />

kann die Mitarbeit von Eltern nicht<br />

vorausgesetzt werden, sie muss erst aufgebaut<br />

werden durch die Stärkung der<br />

elterlichen Kompetenzen. Dafür gibt es<br />

aber keine Strukturen in der offenen<br />

Ganztagsgrundschule.<br />

Was arme Kinder brauchen, ist eine echte<br />

Ganztagsgrundschule mit pädagogischem<br />

Profil, die sich an qualitativen<br />

Standards für integrative Angebote von<br />

Erziehung, Bildung und Betreuung orientiert<br />

und überall da angeboten wird,<br />

wo sie gebraucht wird. Ohne die Erfüllung<br />

dieser Standards verbietet sich das<br />

Plattmachen der Horte zugunsten der<br />

Ganztagsgrundschule, wie es z. B. die<br />

Landesregierung in NRW in ihrem Erlass<br />

vorgibt.<br />

Brigitte Schuman, ifenici@aol.com<br />

13


Weiterbildung<br />

Offenes Ohr der <strong>GEW</strong><br />

Hotline für Honorarkräfte<br />

Honorarkräfte:<br />

Viel Arbeit,<br />

wenig Lohn,<br />

keine soziale<br />

Absicherung<br />

Gut genutzt<br />

wurde bisher<br />

die <strong>GEW</strong>-Hotline<br />

für Honorarkräfte<br />

und<br />

FreiberuflerInnen<br />

aus der<br />

Weiterbildung<br />

seit ihrer Freischaltung<br />

im<br />

Januar 2001.<br />

Fast 5.000 Anrufe<br />

haben bislang den kostenlosen<br />

Beratungsservice in Anspruch genommen,<br />

der Anonymität streng<br />

gewahrt hat.<br />

Obwohl die Frist der Befreiungsanträge<br />

zur Rentenversicherungspflicht<br />

für ältere Honorarkräfte abgelaufen<br />

und die Flut der Anrufe danach<br />

merklich zurück gegangen ist, gehen<br />

noch regelmäßig mehr als 80 Beratungsanfragen<br />

pro Monat ein.<br />

Aus den positiven Erfahrungen der<br />

Durch die Vermittlung eines Kollegen<br />

wurde den selbstständigen Lehrkräften<br />

der VHS Mainz ein Gespräch über die<br />

Situation der Honorarkräfte mit dem<br />

Justizminister Mertin (FDP) angeboten.<br />

Irene Ahl übernahm als Fachbereichsleiterin<br />

für Deutsch die Aufgabe,<br />

für ihre Kolleginnen und Kollegen zu<br />

sprechen.<br />

Der erste Eindruck, die Gesprächspartner<br />

würden den Minister nur langweilen,<br />

änderte sich zum Glück recht<br />

schnell. Nachdem der Minister überzeugt<br />

wurde, dass es uns nicht um individuelle<br />

Probleme gehen sollte, entstand<br />

ein lebhaftes, engagiertes Gespräch<br />

über die Situation der selbständigen<br />

Lehrkräfte und mögliche Lösungen.<br />

Seine anfängliche „Belehrung“ darüber,<br />

dass Selbstständige eben ihre Arbeit<br />

wechseln müssten, wenn sie nicht genug<br />

verdienten, konnte rasch widerlegt werden:<br />

Die Weiterbildung würde zusammenbrechen,<br />

wenn ein großer Teil der<br />

Lehrkräfte abwandern würde. Anliegen<br />

war es, dem Minister zu verdeutli-<br />

zweijährigen Projektphase des Beratungsservices<br />

wird die <strong>GEW</strong> jetzt<br />

ihre Konsequenzen ziehen und die<br />

Erreichbarkeit der Hotline erweitern<br />

durch eine bundesweite Freischaltung<br />

und erweiterte Beratungszeiten.<br />

Peu à peu ändern sich auch die Beratungsinhalte<br />

erkennbar. War bisher<br />

das Spektrum fokussiert auf Probleme<br />

im Zusammenhang mit der Rentenversicherungspflicht<br />

sowie auf<br />

Fragen der Sozialversicherung,<br />

insbesondere der Krankenversicherung,<br />

kommen jetzt viele weitergehende<br />

Fragen ins Gespräch: Fragen<br />

der Honorarerhöhung und der Verbesserung<br />

und Sicherung ungeschützter,<br />

prekärerer Beschäftigung<br />

sowie der Gestaltung einer selbstständigen<br />

Existenz und Mitbestimmung.<br />

Die Beraterin am Telefon ist eine<br />

Fachkraft der <strong>GEW</strong>, die über umfangreiche<br />

arbeits- und sozialrechtliche<br />

Kompetenzen verfügt und den<br />

Status der freien Mitarbeiterin in der<br />

Weiterbildung aus eigener Erfahrung<br />

kennt. Neben den Einzelberatungen<br />

werden auf Anfrage auch Experten<br />

benannt, die auf Mitarbeiterver-<br />

sammlung, an Volkshochschulen<br />

und anderen interessierten Weiterbildungseinrichtungen<br />

referieren. Noch<br />

unregelmäßig werden zur Zeit in einigen<br />

Bundesländern Informationsseminare<br />

angeboten, in denen die<br />

rein rechtliche Situation der ungesicherten<br />

beschäftigten Honorarkräfte<br />

Thema ist und überlegt wird, wie<br />

mit gezielter Interessenvertretung<br />

gemeinsam Verbesserungen und Perspektiven<br />

entwickelt werden können.<br />

Paul Weitkamp<br />

Die Beratungs- und Freischaltzeiten<br />

für Anrufende von Festnetzanschlüssen<br />

(nicht Handy) aus allen Bundesländern<br />

sind demnächst: Jeweils<br />

Montag von 19.00 bis 23.00 Uhr und<br />

Dienstag von 09.00 bis 13.00 Uhr.<br />

Die neue Hotline läuft auch unter<br />

einer neuen Rufnummer: 01804/<br />

100927<br />

Anrufe außerhalb der genannten<br />

Sprechzeiten können leider nicht persönlich<br />

entgegen genommen werden.<br />

Die Beratungskontakte sind an keine<br />

<strong>GEW</strong>-Mitgliedschaft gebunden.<br />

„Selbstständige Lehrkräfte sind ArbeitnehmerInnen“<br />

chen, wie viel den Lehrkräften die Weiterbildung<br />

bedeutet. „Weiterbildung ist<br />

ein eigenständiger mit Schule, Hochschule<br />

und Berufsausbildung gleichberechtigter<br />

und verbundener Teil des Bildungswesens<br />

in öffentlicher Verantwortung“<br />

(WBG § 1). Auf Grund der prekären<br />

Beschäftigungsverhältnisse wird<br />

es aber immer schwieriger, das Angebot<br />

an Weiterbildungseinrichtungen<br />

aufrecht zu erhalten. Die Fluktuation<br />

der Lehrkräfte ist so stark, dass Kontinuität<br />

nicht mehr gewährleistet werden<br />

kann und notwendige Kurse ausfallen<br />

müssen.<br />

Der Minister stellte nun ganz entschieden<br />

fest, dass selbstständige Lehrkräfte,<br />

die in Sprachkursen der Volkshochschule<br />

oder anderer Anbieter arbeiten, gar<br />

keine Selbstständigen seien. Ihnen müsse<br />

der Arbeitnehmerstatus zuerkannt<br />

werden. Nach seiner Meinung können<br />

Politiker gewonnen werden, die gesetzliche<br />

Grundlage dafür zu schaffen.<br />

Aber, wer soll das bezahlen in einer<br />

Zeit, in der überall gespart werden<br />

muss? Für die Auftraggeber und da vor<br />

allem die Volkshochschulen hätte das<br />

Konsequenzen. Die Volkshochschulen<br />

können die fehlenden Finanzmittel<br />

nicht durch die Erhöhung der Teilnehmerbeiträge<br />

ausgleichen, denn sie haben<br />

den Auftrag, bezahlbare Angebote<br />

zu machen. Die Festanstellung von<br />

Lehrkräften würde ohne zusätzliche<br />

Fördermittel den Abbau von Angeboten<br />

bedeuten. Der Minister bemerkte<br />

explizit, dass auf dem Rücken von Lehrkräften<br />

Probleme ausgetragen würden,<br />

für die sie nichts könnten.<br />

Es müssen aber dringend Lösungen gefunden<br />

werden, denn die Reduzierung<br />

von Angeboten ist jetzt schon Realität,<br />

weil viele Lehrkräfte die besseren Beschäftigungsbedingungen<br />

in der Schule<br />

vorziehen bzw. wie schon in anderen<br />

Bundesländern dabei sind, gerichtlich<br />

auf Festanstellung zu klagen.<br />

Nach diesem Gespräch ist es dringender<br />

Wunsch der HonorarlehrerInnen,<br />

dass Politiker Phantasie entwickeln und<br />

innovative Vorschläge einbringen, um<br />

zu sinnvollen Lösungen zu kommen,<br />

die allen Betroffenen nützen. im<br />

14 <strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 4-5 /2003


Auch an Grundschulen wird geklippert<br />

Nach mehrjähriger Erprobungsarbeit<br />

ist es nun endlich soweit. Der Nebel<br />

in Sachen Methoden-, Kommunikations-<br />

und Teamtraining in der<br />

Grundschule hat sich gelichtet.<br />

Dank der von Klippert ausgebildeten<br />

Trainerinnen und Trainer in einigen<br />

deutschen Regionen ist<br />

mittlerweile ziemlich klar geworden,<br />

was in den Grundschulen geht und<br />

was nicht. Denn nicht alles, was in<br />

punkto Methodenschulung in der<br />

Sekundarstufe I und II machbar ist<br />

<strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 4-5 /2003<br />

und in Hunderten von deutschen<br />

Schulen bereits umgesetzt wird, ist<br />

auch auf die Grundschule zu übertragen.<br />

Das neue Buch von Heinz<br />

Klippert und Frank Müller „Methodenlernen<br />

in der Grundschule. Bausteine<br />

für den Unterricht“ bietet diesbezüglich<br />

umfangreiche Anregungen,<br />

zahlreiche Beispiele und praktische<br />

Hilfen für die schulinterne<br />

Innovationsarbeit. Den Schwerpunkt<br />

bilden Lernspiralen zu gängigen<br />

Themen der Grundschule in den<br />

Tipps + Termine<br />

Fächern Deutsch (z.B. Freies Erzählen<br />

von Fantasiegeschichten), Mathematik<br />

(z.B. Addition/Subtraktion im<br />

Bereich bis 100), Sachkunde (Mindmap<br />

zum Thema „Katze“) und weiteren<br />

Fächern (z.B. Memory-Übung<br />

zur modernen Popmusik). Es schließen<br />

sich Trainingsspiralen zu wichtigen<br />

Methodenfeldern an, z.B. Lernund<br />

Arbeitstechniken einüben, Kommunikation<br />

und Kooperation. psw<br />

Heinz Klippert und Frank Müller:<br />

„Methodenlernen in der Grundschule.<br />

Bausteine für den Unterricht“,<br />

Beltz-Verlag Weinheim, 315 Seiten,<br />

22,90 Euro<br />

Auswirkungen von Religion und Esoterik auf Erziehung und Bildung<br />

Die <strong>GEW</strong> Studierenden- und DoktorandInnengruppe<br />

an der Universität<br />

Trier und die <strong>GEW</strong> Trier laden zu dem<br />

Kongress „Die ewige Wiederkehr des<br />

Religiösen. Kongress zur Untersuchung<br />

der Auswirkungen von Religion und<br />

Esoterik auf Erziehung und Bildung“<br />

ein. In Kooperation mit der Jenny<br />

Marx Gesellschaft für politische Bildung<br />

e.V. und weiteren Verbänden diskutiert<br />

der Kongress alternative Erziehungsmodelle<br />

im Hinblick auf die bevorstehenden<br />

Veränderungen durch das<br />

GATS-Abkommen (General Agreement<br />

Schüler mit eigener CD gegen Gewalt<br />

und Fremdenhass<br />

Die Idee kam im Deutsch-Förderkurs:<br />

„Stoppt die Gewalt und reicht<br />

euch die Hände, macht diesem<br />

Schwachsinn doch endlich ein<br />

Ende!“<br />

Schülerinnen und Schüler der 10.<br />

Klasse der Erich Kästner-Realschule<br />

in Gladbeck wollten ein Zeichen<br />

setzten gegen Gewalt und Fremdenhass<br />

in der Welt und schrieben engagierte<br />

Texte zum Thema. Unter der<br />

24. Pfingsttreffen schwuler Lehrer<br />

Wie jedes Jahr treffen sich schwule<br />

Lehrer, die im Schuldienst, in der<br />

Ausbildung, die arbeitslos oder im<br />

Ruhestand sind, im Waldschlösschen<br />

bei Göttingen. Im persönlichen<br />

Gespräch und in vorbereitenden<br />

Arbeitsgruppen wollen wir unsere<br />

Erfahrungen austauschen, uns<br />

auseinander setzen mit unseren Lebens-<br />

und Arbeitsbedingungen.<br />

Zeit wird auch sein für das Wandern<br />

in der grünen Umgebung und für<br />

Anleitung ihres Lehrers Jörg Lehwald<br />

und mit professioneller musikalischer<br />

Unterstützung entstand<br />

eine CD, auf der die Texte vertont<br />

wurden. Sie ist für 5,49 Euro zzgl.<br />

1,44 Euro Porto zu beziehen bei:<br />

1. Jörg Lehwald, Tel.: 0209/<br />

786375, FAX: 0209/3617468,<br />

E-mail: j.lehwald@joerg-lehwald.de<br />

pm<br />

eine kreative Vorbereitung des gemeinsamen<br />

Festes. Ein ausführliches<br />

Programm ist ab April erhältlich.<br />

(Info: www.schwulelehrer.de)<br />

Organisatorisches: Termin: 6. Juni<br />

(Anreise) bis 9. Juni 2003<br />

Telephonische Anmeldung und Auskunft:<br />

(0 55 92) 9 27 70<br />

E-Mail: info@waldschloesschen.org<br />

Freies Tagungshaus Waldschlösschen,<br />

37130 Reinhausen bei Göttingen<br />

dm<br />

on Trade in Services).<br />

Über die Zukunft der Bildung wird<br />

nicht erst seit PISA gestritten. Die einen<br />

fordern die staatliche Hand im Bildungssystem,<br />

die anderen plädieren für<br />

eine stärkere Öffnung des Bildungssektors<br />

für private Anbieter. Durch das<br />

GATS-Abkommen der Welthandelsorganisation<br />

WTO steht eine weitreichende<br />

Liberalisierung der öffentlichen<br />

Dienstleistungen bevor - auch des „Bildungsmarktes“.<br />

Wenn Schranken fallen,<br />

bedeutet dies nicht nur mehr Freiheit<br />

und weniger Staat; zuallererst bringt<br />

dies ein mehr an Verantwortung für die<br />

Eltern und SchülerInnen, da sie einer<br />

Vielzahl von Alternativen gegenüberstehen.<br />

Wessen Alternative durch die Privatisierung<br />

von Bildung sich durchsetzen<br />

wird, will der Kongress anhand von<br />

weltanschaulichen und esoterischen Trägern<br />

kritisch diskutieren.<br />

Als ReferentInnen wurden unter anderem<br />

eingeladen: Prof. F. Buggle (Christentum),<br />

Prof. K. Prange (Anthroposophie/Waldorfpädagogik),<br />

Dipl. psych.<br />

C. Goldner (Esoterische Psychoszene),<br />

Dr. phil. W. Proske (Montessori) und<br />

Dr. phil. M. Wölflingseder (Irrationalismus).<br />

Weitere Informationen zum Kongress<br />

sind zu erhalten auf der Homepage<br />

www.fda-kongress.de, unter der Email-<br />

Adresse fda@uni-trier.de und unter der<br />

Telefonnummer (0651) 99 86 828 sowie<br />

der Faxnummer (0651) 99 86 829.<br />

Christoph Lammers<br />

(Projektverantwortlicher)<br />

15


Tipps + Termine<br />

Neu: CD mit Grundschulmaterial für den Anfangsunterricht<br />

Die CD „Grundschulmaterial 1 - für<br />

den Anfangsunterricht“ enthält über<br />

5000 Grafiken zur Erstellung eigener<br />

Lehr- und Lernmittel. Die CD<br />

stellt viele fertige Vorlagen für den<br />

Anfangsunterricht direkt zum Ausdrucken<br />

im A4-Format bereit, gele-<br />

Bildungsinformationen im Netz<br />

Aufgabe des Informationszentrums<br />

(IZ) Bildung des Deutschen Instituts<br />

für Internationale Pädagogische Forschung<br />

(DIPF), Frankfurt/M., ist es,<br />

Bildungsinformationen zu sammeln,<br />

aufzubereiten und die entwickelten<br />

Angebote und Serviceleistungen ei-<br />

Filme gegen Rassismus<br />

Filme, Spiele, Unterrichtsmaterial<br />

und Fachliteratur zu den Themen<br />

Rassismus und ethnische Diskriminierung<br />

verleiht das Antidiskriminierungsbüro<br />

in Siegen. Stöbern in<br />

Kompetenz für Einwanderung<br />

Damit Einwanderung funktioniert,<br />

brauchen Beschäftigte, Ausländerbeauftragte<br />

und Betriebsräte Kompetenz,<br />

um für ihre ausländischen KollegInnen<br />

im Job gleiche Rechte<br />

durchzusetzen. Dieses Know-how<br />

vermitteln die Seminare des "Bil-<br />

Steuern sparen am<br />

Computer<br />

Es gibt zahlreiche PC-Programme,<br />

die bei der Steuererklärung helfen<br />

sollen. Acht davon hat das Magazin<br />

Finanztest der Stiftung Warentest<br />

unter die Lupe genommen. Nur eines,<br />

das Programm "Steuer-Spar-Erklärung"<br />

des Verlags Akademische<br />

Arbeitsgemeinschaft, Mannheim,<br />

erhielt das Prädikat "sehr gut". Am<br />

schlechtesten schnitt "Capital Einkommen-Steuer"<br />

der Infotax Software<br />

GmbH, Euskirchen, ab. Bei allen<br />

Programmen bemängeln die Tester<br />

die komplizierte Bedienung.<br />

www.finanztest.de<br />

gentlich auch wahlweise in Farbe<br />

oder schwarzweiß. Alle Grafiken,<br />

Zeichnungen und Vorlagen dienen<br />

zur Gestaltung des Klassenraumes,<br />

zur Information und Orientierung<br />

der SchülerInnen oder zur Übung im<br />

Normal-, Freiarbeits- oder Förderun-<br />

ner interessierten Zielgruppe bekannt<br />

zu machen Ein Überblick über<br />

dieses Angebot ist unter www.dipf.<br />

de/projekte/bildungsinformation.<br />

htm zu finden.<br />

Diese Fachinformationen im Bildungsbereich<br />

- u.a. der Deutsche Bil-<br />

der Mediathek des Büros ist vor Ort<br />

und im Internet möglich. Die Ausleihe<br />

funktioniert ebenfalls online<br />

und ist, abgesehen vom Porto, kostenlos.<br />

Träger des Antidiskriminie-<br />

dungsprogramms 2003" des Bereichs<br />

Migration und Qualifizierung im<br />

DGB-Bildungswerk. Die Palette<br />

reicht von "Training in Zivilcourage<br />

(4.-9. Mai, Hattingen) bis zu "Asylund<br />

Migrationspolitik der EU" (30.<br />

terricht. Zu finden sind: Anlauttabellen,<br />

Arbeitsblätter Bastelbogen,<br />

Bilder von A-Z, Gestaltungsmittel,<br />

Spielvorlagen Tafelbilder u.v.m.<br />

Bezug: vertrieb@medienwerkstattonline.de<br />

pm<br />

dungsserver, die FIS Bildung Literaturdatenbank<br />

oder auch die <strong>Zeitung</strong>sdokumentationBildungswesen,<br />

kurz ZEITDOK genannt - können<br />

viele sinnvoll und gewinnbringend<br />

für ihre Arbeit verwenden: z.B.<br />

LehrerInnen, WissenschaftlerInnen<br />

und Studierende.<br />

dipf<br />

rungsbüros ist der Verein für soziale<br />

Arbeit und Kultur Südwestfalen.<br />

Mediathek gegen Rassismus,<br />

Kölner Straße 11, 57072 Siegen,<br />

www. mediathek-siegen.de<br />

November bis 5. Dezember, Hattingen).<br />

DGB-Bildungswerk<br />

Migration und Qualifizierung,<br />

Hans-Böckler-Straße 39,<br />

40476 Düsseldorf,<br />

www.migration-online.de<br />

16 <strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 4-5 /2003


Die <strong>GEW</strong> gratuliert …<br />

… im Mai 2003<br />

zum 70. Geburtstag<br />

Frau Renate Schwender<br />

03.05.1933<br />

In der Dreispitz 4 · 67157 Wachenheim<br />

zum 75. Geburtstag<br />

Herrn Rudi Oberlinger<br />

04.05.1928<br />

Villenstr. 8 · 66482 Zweibrücken<br />

Herrn Hermann Frech<br />

09.05.1928<br />

Hauptstr. 31 · 76831 Göcklingen<br />

Frau Elisabeth Hoermann<br />

24.05.1928<br />

Wappenschmiedstr. 6 · 76889 Pleisweiler-Oberhofen<br />

Frau Ruth Wagner<br />

27.05.1928<br />

Carl-Maria-von-Weber-Str. 33 · 66955 Pirmasens<br />

zum 80. Geburtstag<br />

Frau Elisabeth Langner<br />

01.05.1923<br />

Bewingerstr. 3 · 54568 Gerolstein<br />

Frau Vera Przyrembel<br />

01.05.1923<br />

Am Marienpfad 57 · 55128 Mainz<br />

Frau Ruth Rech<br />

13.05.1923<br />

Karl-Theodor-Str. 14 · 66954 Pirmasens<br />

Herrn Erich Morgenstern<br />

18.05.1923<br />

Glanstr. 11 · 66914 Waldmohr<br />

zum 86. Geburtstag<br />

Frau Inge Dreyer<br />

07.05.1917<br />

Wiedstr. 6 · 57627 Hachenburg<br />

zum 88. Geburtstag<br />

Herrn Franz Fremgen<br />

28.05.1914<br />

Weinstr. 33 · 76887 Bad Bergzabern<br />

zum 93. Geburtstag<br />

Herrn Georg Blees<br />

04.05.1910<br />

Hochstr. 2 · 67629 Streithausen<br />

<strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 4-5 /2003<br />

… im Juni 2003<br />

zum 70. Geburtstag<br />

Herrn Prof. Dr. Friedrich Kron<br />

18.06.1933<br />

Am Linsenberg 21 · 55131 Mainz<br />

Herrn Gerhard Gabel<br />

28.06.1933<br />

Lessingstr. 16 · 67663 Kaiserslautern<br />

zum 75. Geburtstag<br />

Frau Edith Gehenn<br />

07.06.1928<br />

Hauptstr. 27 · 55605 Bergen<br />

Herrn Oskar Haeussler<br />

07.06.1928<br />

Werderstr. 54 · 67069 Ludwigshafen<br />

Herrn Wolfgang Wiedenroth<br />

20.06.1928<br />

Grundstr. 38 · 55218 Ingelheim<br />

Herrn Alexander Persijn<br />

25.06.1928<br />

Schubertstr. 12 · 67655 Kaiserslautern<br />

zum 80. Geburtstag<br />

Herrn Heinz Teichmann<br />

12.06.1923<br />

Moltkestr. 30 · 67454 Haßloch<br />

Herrn Erhard Christmann<br />

13.06.1923<br />

Im Klingeltal 98 · 66482 Zweibrücken<br />

zum 86. Geburtstag<br />

Herrn Erich Huettig<br />

07.06.1917<br />

Saarstr. 19 · 76870 Kandel<br />

Alter + Ruhestand<br />

zum 87. Geburtstag<br />

Herrn Helmut Heil<br />

08.06.1916<br />

Wolfsangel 15 · 67663 Kaiserslautern<br />

Frau Marianne Kleinhans<br />

10.06.1916<br />

Im Schillerstift Kapellengasse 25 · 67071 Ludwigshafen<br />

zum 89. Geburtstag<br />

Herrn Walter Willems<br />

06.06.1914<br />

An der Bach 31 · 56329 St. Goar<br />

Herrn Hasso Bayer<br />

26.06.1914<br />

Riedstr. 27 · 55130 Mainz<br />

zum 90. Geburtstag<br />

Herrn Herbert Dietzsch<br />

01.06.1913<br />

Arnold-Schönberg-Str. 29 · 66955 Pirmasens<br />

Herrn Gustav Arzt<br />

16.06.1913<br />

Gartenstr. 47 · 66917 Wallhalben Der Landesvorstand<br />

17


Alter + Ruhestand<br />

Gratulation, lieber Edmund<br />

Für sein 50. Dienstjubiläum<br />

wurde Edmund Theiß am 8. Februar<br />

in seiner Wahl-Heimatstadt<br />

Westerburg mit der Urkunde<br />

des Ministerpräsidenten Kurt<br />

Beck geehrt. 42 Jahre lang war<br />

er im Schuldienst, acht Jahre<br />

Stadtbeigeordneter und mehr als<br />

40 Jahre ehrenamtlich in Gewerkschaft,<br />

Schule, Kirche und<br />

Partei sowie in der Kommunal-<br />

politik tätig. Seine erste Stelle im Schuldienst trat der Pfälzer, der<br />

1928 in Sankt Alban geboren wurde, in der <strong>Pfalz</strong> an. Später war er<br />

im damaligen Regierungsbezirk Montabauer Lehrer, bevor er 1965<br />

nach Westerburg kam. Edmund Theiß ist seit 42 Jahren ohne Unterbrechung<br />

für die <strong>GEW</strong> auf verschiedenen Organisationsebenen<br />

aktiv, seit elf Jahren bereits Vorsitzender des Landesausschusses für<br />

SeniorInnen.<br />

Unter den zahlreichen Gratulanten bei der Feierstunde war auch<br />

der <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende Tilman Boehlkau, dessen guten Wünschen<br />

für den aktiven Jubilar sich die Redaktion der <strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong><br />

gerne anschließt.<br />

red.<br />

Abschlagszahlungen bei Krankenhausaufenthalt<br />

In einem Schreiben vom 30.12.2002 bat Edmund Theiß den Minister<br />

der Finanzen, Herrn Gernot Mittler, um Auskunft wegen<br />

der im gewerkschaftlichen Spitzengespräch am 29.5.2002 vereinbarten<br />

Zusage zu Abschlagszahlungen der Beihilfenstellen bei Krankenhausaufenthalt<br />

direkt an den Krankenhausträger. Minister<br />

Kreis + Region<br />

Kreis Zweibrücken<br />

Große Sprünge in Mathematik<br />

Was haben Kängurus mit Mathematik am Hut? Abgesehen davon,<br />

dass der Begriff „Dreisatz“ durch diese Beuteltiere womöglich eine<br />

neue inhaltliche Komponente erhalten könnte, wahrscheinlich<br />

nicht viel. Rund 155 000 deutsche SchülerInnen können Ihnen<br />

aber vermutlich genau erklären, was ein „Känguru der Mathematik“<br />

ist. Denn sie haben im letzten Jahr an dem Mathe-Wettbewerb<br />

gleichen Namens teilgenommen. Die Schulleiterin der Grundschule<br />

Mittelbach, Karolina Engel, wusste ebenfalls mit dem „Känguru<br />

der Mathematik“ etwas anzufangen und informierte in den<br />

Räumen der Mittelbacher Grundschule für die <strong>GEW</strong>- Zweibrücken<br />

umfassend über diesen Wettbewerb.<br />

In Australien wird dieser Wettstreit bereits seit 1978 ausgetragen<br />

und wurde von zwei französischen Mathematiklehrern nach Frankreich<br />

geholt. Zu Ehren der australischen Erfinder wurde er „Kangourou<br />

des Mathematiques (Känguru der Mathemathik)“ genannt.<br />

Inzwischen nehmen immer mehr europäische Länder an diesem<br />

Wettbewerb teil, der seit 1995 auch in Deutschland angeboten<br />

Studienreisen / Klassenfahrten<br />

8-Tage-Busreise z.B. nach<br />

WIEN ÜF 192,-- €<br />

BUDAPEST ÜF 192,-- €<br />

LONDON ÜF 254,-- €<br />

PRAG ÜF 199,-- €<br />

PARIS ÜF 224,-- €<br />

ROM ÜF 238,-- €<br />

10-Tage-Busreise z.B. nach<br />

SÜDENGLAND Ü 213,-- €<br />

TOSKANA Ü 202,-- €<br />

SÜDFRANKREICH Ü 230,-- €<br />

(Unterbringung in<br />

Selbstversorgerunterkünften)<br />

Alle Ausflugsfahrten inklusive.<br />

Flug- und Bahnanreise sowie andere Ziele (z.B. Ferienparks<br />

in den Niederlanden oder Belgien) auf Anfrage möglich!<br />

REISEBÜRO KRAUSE GMBH · MÜNSTERSTR. 55a · 44534 LÜNEN<br />

TEL: (0 23 06) 7 57 55-0 · FAX: (0 23 06) 7 57 55-49 · E-mail: info@rsb-krause.de<br />

Mittler schrieb dazu, dass er beabsichtige, dies bei der anstehenden<br />

Neufassung der Verwaltungsvorschrift „Durchführung der Beihilfenverordnung“<br />

umzusetzen und damit dem <strong>GEW</strong>-Anliegen<br />

Rechnung trage.<br />

red<br />

wird und sich an Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 3<br />

bis 13 richtet. In allen Teilnehmerländern wird der Wettbewerb<br />

zeitgleich ausgetragen, in diesem Jahr war das am 20. März.<br />

In jeweils zwei aufeinander folgenden Klassenstufen gibt es den<br />

gleichen Aufgabenkatalog, der aus 30 Aufgaben (Grundschule 21<br />

Aufgaben) besteht und von den TeilnehmerInnen innerhalb von<br />

75 Minuten im Ankreuzverfahren zu lösen ist. Die Aufgaben sind<br />

dabei in drei Schwierigkeitsstufen unterteilt und werden dementsprechend<br />

bei richtiger Lösung unterschiedlich bepunktet (von 3<br />

bis 5 Punkten). Bei falscher Antwort wird die entsprechende Punktzahl<br />

abgezogen. Ziel eines jeden Teilnehmers ist es, sein Startkapital<br />

von 21 Punkten auszubauen und dabei womöglich noch den<br />

größten Känguru-Sprung hinzulegen (Anzahl der richtigen Lösungen<br />

in Folge). Denn an jeder Schule erhält der Teilnehmer mit<br />

dem weitesten Sprung ein T-Shirt, weitere Preise erhalten Kinder,<br />

die besonders viele Punkte erzielt haben.<br />

Ziel der Veranstalter vom internationalen Verein „Kangourou sans<br />

frontieres“ ist eine Popularisierung der Mathematik. Die Aufgaben<br />

sind darum fast durchweg sehr anregend, heiter, ein wenig<br />

unerwartet und erfordern nicht nur algebraische Fähigkeiten und<br />

geometrisches Vorstellungsvermögen, sondern auch logisches Denken<br />

und gesunden Menschenverstand. Aufgaben der Vorjahre können<br />

übrigens im Internet unter www.mathe-kaenguru.de oder unter<br />

www.paetec.de abgerufen werden.<br />

Weitere Informationen erteilt der<br />

„Mathematikwettbewerb Känguru e.V.“, c/o Mathematische Schülergesellschaft,<br />

Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Mathematik,<br />

Unter den Linden 6, 10099 Berlin<br />

Nachsatz für PISA-Geschädigte: Ein Vergleich der Ergebnisse zwischen<br />

den Ländern erfolgt nicht; auch kein Vergleich zwischen<br />

Bundesländern oder Schulen.<br />

ar<br />

18 <strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 4-5 /2003


Kreis Zweibrücken<br />

Webzugriff auf EpoS-Mails<br />

Der gute alte Brief wird immer mehr zum Auslaufmodell. Das<br />

könnte das Fazit einer Fortbildungsveranstaltung der <strong>GEW</strong>-Zweibrücken<br />

sein, die Kollege Gregor Simon in den Räumen der Zweibrücker<br />

Hauptschule Mitte abhielt. Denn auch in der Kommunikation<br />

zwischen Schulen und Schulaufsicht kommt der elektronischen<br />

Post immer größere Bedeutung zu. Vorausgesetzt, Schulleitungen,<br />

Personalräte und SekretärInnen beherrschen den Webzugriff<br />

auf EpoS-Mails (EpoS = Elektronische Post für Schulleitungen),<br />

womit auch die Zielgruppe der Fortbildung umrissen wäre.<br />

Der außerordentlich gute Zuspruch machte deutlich, dass in diesem<br />

Punkt noch Informationsbedarf besteht.<br />

Wohl dem Kreisverband, der für derartige Themen einen Computer-Fachmann<br />

wie Gregor Simon in seinen Reihen weiß, der nicht<br />

nur über immenses Wissen in diesem Bereich verfügt, sondern<br />

dieses auch an andere vermitteln kann. In die Aufbereitung seiner<br />

Informationen investierte Simon wie immer viel Zeit und Mühe,<br />

so dass die TeilnehmerInnen größtmöglichen Profit aus der Veranstaltung<br />

ziehen konnten. Selbstverständlich waren die Informationen<br />

auf dem neuesten Stand. Sogar eine Abänderung des Webzugriffs<br />

etwa eine Woche vor der Veranstaltung wurde von Gregor<br />

Simon noch eingearbeitet.<br />

Simon unterteilte seine Ausführung in zwei Blöcke. Im ersten erläuterte<br />

er die Funktionsweise des EpoS-Programms über eine Beamerprojektion<br />

auf der Leinwand. Simon informierte zunächst über<br />

die technischen Zugangsvoraussetzungen zu EpoS. Schritt für<br />

Schritt demonstrierte er im Anschluss den Weg von der Einrichtung<br />

eines EpoS-Kontos bis zum Versenden, Lesen und Löschen<br />

von E-Mails mit dem Programm. Ausführlich ging der Computer-Experte<br />

dabei auf die unterschiedlichen Menüs des EpoS-Bildschirms<br />

ein.<br />

Im zweiten Teil der Veranstaltung stand der praktische Umgang<br />

mit dem Programm im Mittelpunkt. Dabei sollten die im ersten<br />

Teil gewonnenen Kenntnisse in erste Schritte im EpoS-Programm<br />

umgesetzt werden. Die TeilnehmerInnen sollten nun beispielsweise<br />

E-Mails versenden oder ihre Ordner auf den Eingang von E-Mails<br />

hin überprüfen. Das Anlegen verschiedener Nachrichten-Ordner<br />

wurde ebenso geübt wie das Anfügen von Dateienanlagen.<br />

Abschließend lässt sich feststellen, dass die Veranstaltung eine runde<br />

Sache war. Und genau die konnte am Ende jeder mit nach Hause<br />

nehmen, denn Gregor Simon hatte für alle TeilnehmerInnen sämtliche<br />

Informationen auf einer CD-ROM zusammengestellt.<br />

ar<br />

<strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 4-5 /2003<br />

Mit Ahnen und der <strong>GEW</strong><br />

auf dem Betze<br />

Kreis Ludwigshafen / Speyer<br />

Informationen und Wahlen<br />

Kreis + Region<br />

Zu einer öffentlichen Veranstaltung mit Bildungsministerin Doris<br />

Ahnen im Rahmen des Gewerkschaftstages lädt die <strong>GEW</strong> Rheinhessen-<strong>Pfalz</strong><br />

für den 27. Mai ins Kongresszentrum auf dem Betzenberg<br />

in Kaiserslautern ein. Die Ministerin referiert über „Die<br />

Bildungspolitik in <strong>Rheinland</strong> - <strong>Pfalz</strong>“; im Anschluss daran folgen<br />

Aussprache und Diskussion.<br />

ht<br />

Bei der Mitgliederversammlung des KV Ludwigshafen / Speyer<br />

Mitte März erbrachte die Wahl der KreisvertreterInnen für den<br />

Bezirksgewerkschaftstag Rheinhessen-<strong>Pfalz</strong> einen starken Anteil von<br />

Delegierten aus der Fachgruppe berufsbildende Schulen. Zu Beginn<br />

der MV hatte Kreisvorsitzender Helmut Thyssen über aktuelle<br />

Themen informiert, z.B. über Änderungen bei der Beihilfe<br />

und die Personalaktenführung der ADD. Auch rief der Kreisvorstand<br />

zur Teilnahme an einer Anti-Kriegs-Demo in Ludwigshafen<br />

auf. Als sehr informativ erwies sich ein Vortrag der Debeka über<br />

die Konditionen der zusätzlichen Altersvorsorge bei dem von der<br />

<strong>GEW</strong> empfohlenen Versicherungskonsortium „Das RentenPlus“.<br />

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19


<strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Beilage zur E&W<br />

Ostergeist<br />

Der Osterhase und die Ich-AG<br />

- Ein Märchen von Klaus Britting -<br />

Frühjahrspreisrätsel:<br />

Wer kennt<br />

diesen Mann?<br />

Der Osterhase<br />

hatte im Wirtschaftsteil<br />

seiner<br />

Tageszeitung einengrundlegenden<br />

Artikel<br />

über die Möglichkeitengelesen,<br />

eine Ich-<br />

AG zu gründen<br />

und vom Staat<br />

jeden Monat<br />

dafür beschenkt<br />

zu werden.<br />

Endlich würde<br />

sich ihm somit<br />

die Gelegenheit bieten, in größerem Stil<br />

ganzjährig unternehmerisch tätig zu<br />

werden. Dabei dachte er natürlich an<br />

ganz andere Geschäfte als solche, für die<br />

er zu Ostern bekannt war. Immerhin,<br />

das kommende Osterfest sollte der erste<br />

Test werden.<br />

Natürlich sprach der Osterhase sofort<br />

mit dem Huhn. Das Huhn grinste,<br />

denn es wusste, dass des Osterhasen<br />

Kapazität begrenzt war. Der Osterhase<br />

kann ja bekanntlich nur in der Osterwoche<br />

Eier legen. Um einen günsti-<br />

Die originellsten Zuschriften an die<br />

Redaktion werden mit Buchpräsenten<br />

prämiert.<br />

<strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Neubrunnenstraße 8 · 55116 Mainz<br />

Telefon: 06131-28988-0 • FAX 06131-28988- 80<br />

E-mail: <strong>GEW</strong>@<strong>GEW</strong>-<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.de<br />

gen Preis zu erzielen, musste er sich verpflichten,<br />

hundert Eier abzunehmen.<br />

Doch die hundert Eier konnte der Osterhase<br />

weder allein bemalen noch liefern.<br />

Also engagierte er eine ihm flüchtig<br />

bekannte Graugans, die in der Toskana<br />

letztes Jahr einen Malkurs besucht<br />

hatte. Die Graugans sicherte ihm zu,<br />

die hundert Eier unter Mithilfe ihrer<br />

wirklich kunstsinnigen Familie, wie sie<br />

versicherte, zu bemalen. Für den Transport<br />

holte sich der Osterhase die Unterstützung<br />

eines älteren Ziegenbocks,<br />

welcher versprach, die Eier mit einem<br />

kleinen Wägelchen zu transportieren,<br />

das er im Stall stehen hatte und vor das<br />

die Kinder ihn gerne spannten.<br />

In der Osterwoche ging der Osterhase<br />

dann zum Huhn, um die fertigen Eier<br />

zu besichtigen. Sein Schrecken war<br />

groß, als das Huhn ihm nur dreißig Eier<br />

vorlegen konnte. Mehr sei nicht möglich<br />

gewesen, denn vor rund vier Wochen<br />

sei ein junger Hahn auf dem Hof<br />

erschienen und habe ihre vier Töchter,<br />

die mit produzieren sollten, so verwirrt,<br />

dass die kaum noch etwas legen konnten.<br />

Das Huhn lief dabei puterrot an,<br />

und als Mann von Welt merkte der Os-<br />

terhase sofort, dass auch dieses an dem<br />

jungen Hahn starken Gefallen gefunden<br />

hatte. „Diese dummen Hühner!“,<br />

schimpfte der Osterhase und begab sich<br />

zur Graugans.<br />

„Ich habe jetzt leider nur dreißig Eier<br />

zum Bemalen“, sagte er zu ihr. „Das<br />

ist ohnehin zu viel für mich, weil meine<br />

Familie letzte Woche wegen des<br />

schlechten Wetters in den Süden geflogen<br />

ist“, schnatterte die Graugans, „aber<br />

ich werde mich beeilen, vielleicht schaffe<br />

ich die Menge ja doch“. Der Osterhase<br />

lief sofort zum Ziegenbock, der<br />

immerhin sein Wort hielt und die Eier<br />

vom Huhn zur Graugans transportierte.<br />

Natürlich konnte der Osterhase für<br />

die fehlenden Eier keinen Ersatz mehr<br />

finden und deshalb Tage lang nicht<br />

schlafen.<br />

Am Ostersamstagnachmittag lief der<br />

Osterhase zur Graugans, um die bemalten<br />

Eier zu besichtigen. Entsetzen packte<br />

ihn, als er die Malerei sah. Alles nur<br />

hingeschmiert, nichts fein ausgemalt,<br />

wie er es gewohnt war und wie seine<br />

Kunden es auch von ihm erwarteten.<br />

„Bei dem Zeitdruck war einfach nicht<br />

mehr möglich“, krächzte die Graugans.<br />

„Blöde Gans“, dachte der Osterhase und<br />

ahnte, dass der Malkurs in der Toskana<br />

ganz anderen Zwecken gedient haben<br />

mochte. Nun aber rasch zum Ziegenbock!<br />

Als er sich dem Hof näherte,<br />

sah er schon von weitem auf dem Feld<br />

den Ziegenbock mit einer ihm bis dahin<br />

nicht bekannten äußerst jungen Ziege.<br />

Und wie der Bock um sie herumsprang!<br />

Er rief ihm zu, dass nun die Lieferung<br />

der Eier an seine Kunden fällig sei.<br />

Doch der Ziegenbock wackelte nur mit<br />

dem Kopf und torkelte wie betrunken<br />

ständig im Kreis um die junge Ziege.<br />

„Dieser alte Bock!“, ärgerte sich der<br />

Osterhase, weil er nun die ganze Nacht<br />

selbst die Eier in Kleinstmengen zu den<br />

Kunden transportieren und sich anhören<br />

musste, wie hässlich sie aussahen.<br />

Erschöpft hat der Osterhase die Ich-AG<br />

sofort aufgegeben. Er lebt bis zum<br />

nächsten Fest wie bisher vom Arbeitslosengeld<br />

und beschränkt sich wieder<br />

auf seine eigenen Eier - selbst gelegt und<br />

selbst bemalt. Garantiert!<br />

20 <strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 4-5 /2003


4-5/ 03<br />

Sonderbeilage der<br />

-<strong>Zeitung</strong><br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Bildungsstandort Kindertagesstätten<br />

Bildung von Anfang an<br />

Aktuelle politische Entwicklungen im KiTa-Bereich<br />

Über die <strong>GEW</strong>-Fachtagung zum Bildungsstandort Kindertagesstätte<br />

Ende Januar berichtete die <strong>GEW</strong>-<strong>Zeitung</strong> bereits in ihrer letzten Ausgabe<br />

in einem zusammenfassenden Artikel. In diesem Schwerpunkt<br />

folgen nun weitere Berichte, insbesondere aus den Arbeitsgruppen.<br />

Zunächst hier die einleitende Rede des stellvertretenden <strong>GEW</strong>-Bundesvorsitzenden<br />

Norbert Hocke, der für den Vorstandsbereich Jugendhilfe<br />

und Sozialarbeit zuständig ist und in seinem Vortrag aktuelle politische<br />

Entwicklungen im Kindertagesstättenbereich beleuchtete.<br />

Deutschland im<br />

Jahre 2003, im<br />

ersten Nach-<br />

PISA-Jahr! Es<br />

heißt in der Einladung<br />

zu diesemErzieherinnentag:<br />

„PISA<br />

hat Deutschland<br />

wach gerüttelt.“<br />

Bei unterschiedlichenInterpretationen<br />

scheint eines<br />

gewiss: So,<br />

wie es ist, kann<br />

es nicht bleiben!<br />

Aber - so wie die Entscheidungen für<br />

die Tageseinrichtungen für Kinder<br />

durch die Kultusministerien laufen,<br />

dürfen sie nach PISA nicht weiter<br />

laufen.<br />

Warum? Einige Nach-PISA-Beispiele<br />

- natürlich nicht aus <strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong> - aus anderen Bundesländern.<br />

Für die verhinderte Redaktion sprach Norbert Hocke seine<br />

Rede nochmals aufs Diktiergerät. Die Auszubildende Sarah<br />

Menacher von der <strong>GEW</strong>-Landesgeschäftsstelle in Mainz übernahm<br />

die sehr schwierige Aufgabe des Transkribierens. Herzlichen<br />

Dank!<br />

Fotos in dieser Beilage: Ernie Schaaf-Peitz<br />

Man sollte ja immer andere nehmen,<br />

weil in dem Land, in dem man gerade<br />

redet, fast alles richtig läuft.<br />

Dresden: Die Stadt Dresden hat im<br />

Dezember Krippen- und Horteltern,<br />

die zu Hause sind, die Plätze für ihre<br />

Kinder gekündigt. Fall 1: Silvia B.<br />

hätte einen Grund zur Freude. Sie<br />

hat eine Arbeitsstelle, Töchterchen<br />

Lena geht es gut und im April<br />

kommt noch einmal Nachwuchs.<br />

Die Mutter könnte sich also angesichts<br />

des Streits um die Kinderbetreuung<br />

entspannt zurück lehnen.<br />

Doch stattdessen ist sie durch die<br />

Festlegung der neuen Zugangskriterien<br />

für Krippen und Horte in eine<br />

unangenehme Situation geraten. Sie<br />

möchte nach der Geburt des zweiten<br />

Kindes eine Elternzeit von einem<br />

halben Jahr nehmen, um sich um das<br />

Baby zu kümmern. Macht sie das,<br />

verliert Tochter Lena jedoch ihren<br />

Krippenplatz. Denn wenn die Mutter<br />

nicht arbeitet, kann sie ihr 15<br />

Monate altes Kind auch zu Hause<br />

betreuen, so die Argumentation der<br />

Stadtverwaltung. Die Mutter: „Mein<br />

erstes Kind wird bestraft, wenn das<br />

zweite auf die Welt kommt.“ Der<br />

Wiedereinstieg in den Beruf werde<br />

deutlich erschwert nach der Mutterpause<br />

des zweiten Kindes.<br />

Dresden Fall 2: Johannes Berger geht<br />

in die vierte Klasse und nach der<br />

Schule in den Hort. Dort kann er<br />

wandern, Sport treiben - alles Dinge,<br />

die mit seinen Eltern nicht möglich<br />

sind. Sein Vater ist gehbehindert,<br />

seine Mutter sogar sehr schwer gehbehindert.<br />

Den Bergers flatterte kurz<br />

vor Weihnachten die Kündigung für<br />

den Hortplatz ihres Sohnes ins Haus.<br />

Sie widersprachen der Entscheidung<br />

und legten den Brief dem Städtischen<br />

Eigenbetrieb Kindertageseinrichtungen<br />

ihre Behindertenausweise<br />

bei. Als Antwort mussten sie lesen,<br />

dass die Kündigung nach um-<br />

I


Bildungsstandort Kindertagesstätten<br />

II<br />

fassender Prüfung bestehen bleibt.<br />

Die Eltern: „Als Behinderte bekommen<br />

wir seit Jahren keine feste Arbeit<br />

mehr, und nun bekommt unser<br />

Sohn das auch zu spüren.“<br />

Deutschland 2003: Immer noch<br />

werden in dieser Republik Plätze für<br />

Kinder vergeben nach Dringlichkeitsstufen<br />

und nach engen Zeitkorsetten!<br />

Der Rechtsanspruch auf einen<br />

Halbtagsplatz für die 3-6 Jährigen<br />

war der erste Schritt. Wir brauchen<br />

aber in diesem Land den Europäischen<br />

Anschluss: Eltern müssen<br />

die Möglichkeit haben, ihr Kind so<br />

lange sie wollen in einer Tageseinrichtung<br />

unterzubringen. Vom ersten<br />

bis zum zwölften Lebensjahr. Das<br />

wäre eine bildungspolitische Antwort,<br />

die sowohl sozialpolitisch als<br />

auch familienpolitisch im<br />

Kontext einer Nach-PISA-<br />

Politik steht.<br />

Hessen: „Wer als Fünfjähriger<br />

den obligatorischen<br />

Sprachtest bei der Anmeldung<br />

für die Grundschule<br />

nicht besteht, kann bis zur<br />

Einschulung nacharbeiten“‚<br />

schreibt Kultusministerin<br />

Wolf. „Wenn ein<br />

Kind aber im Alter von<br />

sechs Jahren wieder durch<br />

den Deutschtest fällt, darf<br />

es nicht in die erste Klasse.<br />

Statt dessen wird es zu<br />

einem Deutschkurs in der<br />

Schule verpflichtet.“<br />

Hessen 2: Empfehlungen<br />

für das Schuleingangsverfahren<br />

22.08.2002. Auf<br />

Seite 3 heißt es: 3. Schulaufnahme:<br />

„Die Entscheidung<br />

über die Schulaufnahme, die<br />

in der Entscheidungskompetenz der<br />

Schulleiterin bzw. des Schulleiters<br />

liegt, wird wie bisher zeitnah zum<br />

Schuljahresbeginn getroffen. Die<br />

Beteiligung des schulärztlichen und<br />

gegebenenfalls des schulpsychologischen<br />

Dienstes besteht fort. Das Verfahren<br />

zur Feststellung der Schulfähigkeit<br />

liegt in der Verantwortung<br />

der Einzelschule, die festlegt, ob<br />

beispielsweise ein Kennenlerntag<br />

durchgeführt wird, Erzieherinnen<br />

und Erzieher einbezogen werden,<br />

Einzel- oder Kleingruppengespräche<br />

mit den Kindern geführt werden, der<br />

Schulpsychologische Dienst eingebunden<br />

wird und welche Instrumente<br />

eingesetzt werden.“<br />

Baden Württemberg 13.11.2002,<br />

Stuttgarter <strong>Zeitung</strong>: Als hervorragendes<br />

Leuchtturmprojekt bezeichnet<br />

Ministerpräsident Erwin Teufel<br />

(CDU) das Programm Sprachförderung<br />

im Kindergarten. ´Damit nehme<br />

Baden-Württemberg eine „Pionierrolle“<br />

für alle 16 Bundesländer<br />

ein. Mit den Tests und den Förderkursen<br />

für Kinder ein Jahr vor der<br />

Einschulung ziehe das Land nachhaltige<br />

Konsequenzen aus der Pisa-Studie`,<br />

pflichtet Kultusministerin<br />

Anette Schavan (CDU) bei. Kinder,<br />

die bei den Tests erhebliche Defizite<br />

zeigen, können ein halbes Jahr lang<br />

sechs Stunden pro Woche einen<br />

Sprachkurs belegen. Die Tests und<br />

die Kurse sind freiwillig. Die fünf<br />

Millionen Euro sind berechnet für<br />

25.000 Kinder pro Jahr. Ein Kurs soll<br />

pro Kind 240 Euro kosten. Damit<br />

ist ein Sechstel der Kosten noch offen.<br />

Dafür müssen möglicherweise<br />

die Eltern in die Tasche greifen.<br />

Die Beispiele über Sprachtests ließen<br />

sich beliebig fortsetzen. Sprachtests<br />

sind zum Allheilmittel nach PISA<br />

geworden. Diese Tests messen<br />

Schwächen von Kindern, halten<br />

Fehlleistungen fest. Eines hat PISA<br />

aber deutlich gezeigt: Wir brauchen<br />

Bildungsinstitutionen von Anfang<br />

an, die nicht aussondern, sondern<br />

alle mit einschließen: All-Included-<br />

Bildungsinstitutionen. Die Schulen<br />

und die Kitas dürfen nicht selektieren.<br />

Sie müssen Lernformen und<br />

Methoden finden, Kinder in ihren<br />

Stärken zu unterstützen. Wir müssen<br />

Schluss machen mit den Schuleingangstests,<br />

jedes Kind im Alter<br />

von sechs Jahren spätestens muss in<br />

die Schule aufgenommen werden.<br />

Keines darf zurückgestellt werden.<br />

Sprache wird nicht in externen Kursen<br />

erworben, Sprache wird im Zusammenhang<br />

des alltäglichen Lebens<br />

von Kindern vermittelt, ist Bildungsbegleitung<br />

und nicht gesondertes<br />

Lernen. Wir haben es in<br />

Deutschland geschafft, Kinder<br />

nach Behinderungen, Schwerstbehinderungen,<br />

Mehr-, Schwerfach-Behinderungen,<br />

geistig behindert,<br />

körperlich behindert,<br />

sehbehindert, Ausländer, Asylanten<br />

- aufzuteilen und auszusondern.<br />

Spätestens nach PISA<br />

muss damit Schluss sein.<br />

Professor Dr. Gerd E. Schäfer,<br />

Universität Köln, beschreibt den<br />

Teil der standardisierten Tests<br />

wie folgt: „Wenn man Bildungsqualität<br />

verbessern will, dann<br />

gelingt dies nicht dadurch, dass<br />

man in erster Linie klar definierte<br />

Standards ausweist, Lernstände<br />

überprüft und Förderziele<br />

festlegt. Das ist ein Lernverständnis<br />

aus den sechziger und<br />

siebziger Jahren. Diese Instrumente,<br />

deren grundsätzliche Bedeutung<br />

nicht bestritten wird,<br />

dienen dazu, einen Ist-Stand zu beschreiben,<br />

um eventuell daraus neue<br />

Ziele festzulegen. Sie können aber<br />

nichts darüber aussagen, wie man<br />

solche Ziele erreicht. Benachteiligungen<br />

ausgleichen, kulturelle Unterschiede<br />

berücksichtigen, auf individuelle<br />

Differenzen eingehen, das<br />

kann man nicht dadurch, dass man<br />

Leistungsziele erhöht, ihre Füllung<br />

überprüft und Defizite feststellt, sondern<br />

vor allem dadurch, dass man<br />

erfasst, was Kinder können, dass man<br />

sich darum bemüht, herauszubekommen,<br />

wo Bildungsprozesse im


Einzelfall ansetzen können, dass vorhandene<br />

Fähigkeiten anerkannt und<br />

nicht Defizite nachgewiesen werden,<br />

dass man Neugier der Kinder anspricht<br />

sowie die Interessen und<br />

Denkansätze ernst nimmt.“<br />

Deutschland nach PISA: Berlin,<br />

Sommer 2002: Die Kita-Gebühren<br />

werden nach oben gesetzt, der Erzieherschlüssel<br />

für den Hort wird verschlechtert,<br />

Leitungsanteile werden<br />

um zwanzig Prozent gekürzt. Brandenburg:<br />

Für den Landeshaushalt<br />

2003 werden mehrere Millionen<br />

Euro aus dem Kitabereich als Sparopfer<br />

gebracht.<br />

Beide Länder zeigen, dass sie die<br />

PISA-Ergebnisse überhaupt nicht<br />

verstanden haben. Im europäischen<br />

Kontext wird der Nulltarif für die<br />

Tageseinrichtungen für Kinder diskutiert<br />

und umgesetzt. Deutschland<br />

erhöht die Kitagebühren! - Und verschlechtert<br />

die Rahmenbedingungen.<br />

Die bildungspolitische Antwort<br />

auf PISA muss lauten: Die Rahmenbedingungen<br />

in den Tageseinrichtungen<br />

für Kinder auf europäisches<br />

Niveau bringen! Das heißt: zwei Erzieherinnen<br />

pro Gruppe á fünfzehn<br />

Kinder. Therapeuten, Psychologen,<br />

Sozialpädagogen in die Einrichtungen<br />

holen als fester Stamm. Eigene<br />

Verpflegung gehört ins Haus. Ein<br />

Drittel der Arbeitszeit muss Vor- und<br />

Nachbereitungszeit sein, zwei Drittel<br />

Dienst mit den Kindern! Leitungskräfte<br />

müssen ab sechzig Kindern<br />

freigestellt werden, um qualifiziert<br />

die Arbeit gestalten zu können,<br />

mit den Eltern und mit den ErzieherInnen.<br />

Zehn Tage verpflichtende,<br />

freigestellte Fortbildung unter Fortzahlung<br />

der Bezüge! Dies sind Rahmenbedingungen,<br />

die im europäischen<br />

Netzwerk für die Tageseinrichtungen<br />

für Kinder vor mehreren Jahren<br />

verabschiedet worden sind und<br />

zu deren Umsetzung sich die Länder<br />

verpflichtet haben.<br />

Deutschland im Jahre 1 nach PISA:<br />

Bund-Länder-Kommission, Dezember<br />

2002: Zum 3. Mal wird in der<br />

Bund-Länder-Kommission im Innovationsausschuss<br />

der Antrag des Landes<br />

Berlin zurückgewiesen, einen<br />

Modellversuch zur Reform der Erzieherausbildung<br />

durch die Bund-<br />

Länder-Kommission<br />

für Bildungsfragen<br />

zu<br />

finanzieren.<br />

Damit bleibt<br />

Deutschland<br />

weiterhin<br />

Schlusslicht in<br />

der europäischenErzieherinnen-Ausbildung:<br />

Die bildungspolitische<br />

Antwort nach<br />

PISA muss sein:<br />

Erzieherinnen auf Hochschulniveau<br />

auszubilden und schrittweise zu einer<br />

gemeinsamen Grundausbildung<br />

von ErzieherInnen und Lehrern zu<br />

kommen.<br />

Was sind nun unsere Antworten auf<br />

PISA, Antworten der Beschäftigten<br />

in den Tageseinrichtungen für Kinder<br />

im System der Kinder- und Jugendhilfe.<br />

Nach PISA: Gelassenheit<br />

und Reflektion. Gelassenheit deshalb,<br />

weil PISA Fünfzehnjährige<br />

untersucht und daraus Rückschlüsse<br />

gezogen hat, die sehr bedenklich<br />

sind in deren Interpretation auf die<br />

Kita-Landschaft, denn vor fünfzehn<br />

Jahren waren in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> relativ<br />

wenig Kinder in einer Tageseinrichtung<br />

für Kinder. Gelassenheit<br />

deswegen, weil wir bereits in den<br />

sechziger und siebziger Jahren Bildungsdiskussionen<br />

hatten in den Tageseinrichtungen,<br />

die im mathematischen<br />

Kompetenzbereich lagen und<br />

in der kognitiven Erziehung. Wir<br />

haben uns dieses Themas angenommen,<br />

aber die Rahmenbedingungen<br />

nicht bekommen, die für eine qualitativ<br />

gute Bildungsarbeit notwendig<br />

wären. Deshalb müssen wir mit der<br />

Gelassenheit konsequent unsere Veränderungen<br />

der Rahmenbedingungen<br />

einfordern. Reflektion: Wir<br />

müssen in unserer Arbeit konsequenter<br />

beobachten, dokumentieren,<br />

Kindern im Bildungsprozess gestaltend<br />

unter die Arme greifen. Wir<br />

müssen konsequenter den Abschied<br />

aus der Jahreszeiten- und Festtagspädagogik<br />

in Angriff nehmen. Die<br />

Qualitätsdebatte der letzten Jahre<br />

war der richtige Weg. Viele Qualitätshandbücher<br />

sind entstanden. Sie<br />

weiter zu entwickeln, sie in die Tat<br />

umzusetzen, wird ein spannender<br />

Prozess sein, der sich zur Zeit in vielen<br />

Einrichtungen vollzieht.<br />

Lassen wir uns von den Ergebnissen<br />

der Nationalen Qualitätsinitiative,<br />

die im Mai bekannt gegeben werden,<br />

positiv überraschen. Nehmen wir sie<br />

auf, bauen wir sie in unsere Alltagsarbeit<br />

ein. Wir brauchen Bundesstandards,<br />

die wir dann für unsere<br />

Einrichtungen runterbrechen. In der<br />

Einrichtung muss das Konzept für<br />

alle Kinder und der Bildungsplan für<br />

das einzelne Kind Stück für Stück<br />

bearbeitet werden. Dazu hat die<br />

<strong>GEW</strong> einen Entwurf vorgelegt. Der<br />

Rahmenplan frühkindlicher Bildung<br />

(Bildungsbuch) ist soeben erschienen<br />

und wir hoffen, dass die KollegInnen<br />

diesen Entwurf weiter entwickeln<br />

und wir so zu einer spannenden<br />

Entwicklung in den nächsten<br />

zwei Jahren kommen werden.<br />

Deshalb sagen wir aber auch: Wer<br />

von uns Bildung will, muss die Rahmenbedingungen<br />

drastisch verändern!<br />

Dies ist auch in dem Bildungsbuch<br />

mit aufgeführt. Wenn wir dokumentieren,<br />

wenn wir festhalten<br />

sollen, dann müssen wir Zeit für diese<br />

Dokumentation bekommen.<br />

Aber unsere Einforderung nach besseren<br />

Rahmenbedingungen muss<br />

organisierter als bisher erfolgen. Die<br />

<strong>GEW</strong> braucht dazu die tatkräftige<br />

Mitgliedschaft jeder Erzieherin, jedes<br />

Erziehers vor Ort. Im europäischen<br />

Kontext sind ErzieherInnen<br />

selbstverständlich Mitglieder einer<br />

Gewerkschaft. Dies sollte es in<br />

Deutschland auch werden!<br />

Zusammenfassend vier Punkte, die<br />

wir als ErzieherInnen aufgrund der<br />

Bildung von Anfang an<br />

III


Bildungsstandort Kindertagesstätten<br />

IV<br />

Ergebnisse der PISA-Studie beherzigen<br />

sollten:<br />

1. Wir müssen einen Bildungsbegriff<br />

für die Altersstufe von null bis sechs<br />

Jahren definieren. Nicht von drei bis<br />

sechs, von null bis drei, von fünf bis<br />

sechs, sondern von null bis sechs!<br />

Diesen zusammen mit der Wissenschaft<br />

und der Praxis entwickeln und<br />

selbstbewusst vertreten.<br />

2. Wir müssen in unserer Arbeit verbindlicher<br />

werden: Den Lebenslauf<br />

des Kita-Kindes dokumentieren:<br />

Sprachentwicklung, Kunst und Malen,<br />

Zahlen und Zeichnen, Technik<br />

und Natur, Emotionalität und<br />

Selbstständigkeit. Einen Bildungsplan<br />

mit den Eltern erstellen vom<br />

Anfang bis zum Ende. Die Entwicklungsverläufe<br />

in Form und Text und<br />

Bild festzuhalten.<br />

3. Mehrsprachigkeit in unseren Einrichtungen<br />

akzeptieren. Herkunftssprache<br />

und deutsche Sprache gleichberechtigt<br />

verankern.<br />

4. Die Schule erkundigt sich in der<br />

Kita über den Verlauf der ersten sechs<br />

Lebensjahre. Wir und nicht imaginäre<br />

Schuluntersuchungen und/oder<br />

externe Tests geben Auskunft über<br />

den Lebensweg.<br />

5. Selbstbewusst unsere Arbeit nach<br />

außen hin vertreten und für bessere<br />

Rahmenbedingungen kämpfen.<br />

Denn beides, unsere Persönlichkeit<br />

und die Rahmenbedingungen, unter<br />

denen wir arbeiten, entscheiden<br />

heute über die Zukunft unserer Kinder.<br />

So bleibt die Frage, die an dieser Stelle<br />

dann immer kommt: Wer soll das<br />

bezahlen? Die Arbeiter und Angestellten,<br />

die Facharbeiter, die Beamten,<br />

sie bezahlen bereits mit ihren<br />

Steuern dieses Bildungssystem. Gewerbesteuer<br />

wird nicht mehr gezahlt,<br />

große Betriebe rechnen sich in ihren<br />

Steuerbeträgen so weit runter, dass<br />

sie keine Steuern der Gemeinde abführen<br />

müssen. Deshalb fordert die<br />

<strong>GEW</strong> eine Veränderung der Gewerbesteuer.<br />

Kommunen müssen wieder<br />

Geld bekommen. Und wir fordern<br />

eine Vermögenssteuer, die sozial gerecht,<br />

haushaltspolitisch geboten<br />

und bildungspolitisch unverzichtbar<br />

ist. Millionen zahlen Steuern - bald<br />

auch Millionäre. Dieses Geld - im<br />

Übrigen im europäischen Kontext<br />

völlig üblich - soll dann gezielt den<br />

Bildungsinstitutionen zugute kommen.<br />

In einer Untersuchung des DIW im<br />

August 2002 wird festgestellt, dass<br />

244.000 allein erziehende Mütter<br />

mit Kindern unter dreizehn Jahren<br />

1997 wie folgt Sozialhilfe empfangen<br />

haben:<br />

- Mütter mit Krippenkindern: 467<br />

Millionen DM,<br />

- Mütter mit Kindergarten-Kindern<br />

977 Millionen DM,<br />

- Mütter mit Hort-Kindern 1,4 Milliarden<br />

DM.<br />

Wenn ein Großteil dieser Mütter einen<br />

Kita-Platz bekommen würde,<br />

weil viele, sehr viele von ihnen arbeiten<br />

wollen (knapp ca. 90 % dieser<br />

Mütter würde gerne arbeiten gehen<br />

und kann dies aufgrund einer<br />

fehlenden Tageseinrichtung für Kinder<br />

nicht), würden Gelder wie folgt<br />

eingespart werden können:<br />

- Mütter mit Krippenkindern 437<br />

Millionen,<br />

- Mütter mit Kindergartenkindern<br />

675 Millionen,<br />

- Mütter mit Hortkindern 497 Millionen,<br />

so die Berechnung 1997.<br />

Wir hätten weitere Einnahmeeffekte<br />

durch zusätzliches Kita-Personal:<br />

94 Millionen Einkommenssteuereinnahmen<br />

durch den Einsatz von ErzieherInnen,<br />

wenn alle Kinder entsprechend<br />

in Tageseinrichtungen untergebracht<br />

wären. Die Sozialversicherungen<br />

würden sogar mit 7,8<br />

Milliarden DM Sozialversicherungseinnahmen<br />

zu verzeichnen haben.<br />

Dies zeigt: Wir müssen uns lösen<br />

von dem Gedanken, Kitas sind nur<br />

Bittsteller. Kitas sind Institutionen,<br />

die zum volkswirtschaftlichen Nutzen<br />

einer Republik beitragen.<br />

„Alle Erzieher (Eltern, Kindergärtner,<br />

Lehrer, Hochschullehrer) müssen<br />

wissen, was sie tun und warum<br />

sie es tun, und sie müssen von einer<br />

Gesellschaft unterstützt werden, die<br />

dafür streitet, der jeweils nachwachsenden<br />

Generation nicht die bequemsten,<br />

sondern die besten Bedingungen<br />

zu schaffen.“ (McKinsey)<br />

Zusammenfassend die bildungspolitische<br />

Antwort auf PISA mit den<br />

Worten Donata Elschenbroichs:<br />

„Kinder sind ein Schlüssel im Verständnis<br />

eines Landes, nicht nur die<br />

Sitten einer Gesellschaft, sondern<br />

auch ihre kollektive Intelligenz ihrer<br />

Zukunftsfähigkeit. Was wird investiert<br />

in die frühen Jahre jener Generation<br />

- wie viel Fürsorge in Form<br />

von Zeit, Phantasie, Geld sind sie<br />

den Erwachsenen wert? Welche Freiheiten<br />

gestatten sie den Heranwachsenden,<br />

bei welchen Gelegenheiten<br />

dürfen sie Nein sagen?“<br />

(Aus „Weltwissen der Siebenjährigen“)<br />

Es heißt im 11. Kinder- und Jugendbericht<br />

der Bundesregierung: „Alle in<br />

Deutschland lebenden Kinder und<br />

Jugendlichen haben ein Recht auf<br />

umfassende Teilhabe an und ungehinderten<br />

Zugang zu den sozialen,<br />

ökonomischen, ökologischen und<br />

kulturellen Ressourcen der Gesellschaft.<br />

Die Einlösung dieses Rechts<br />

ist Aufgabe und sollte Ziel aller Politik-<br />

und gesellschaftlichen Bereiche<br />

in Deutschland sein. PISA hat festgestellt,<br />

dass soziale Ungleichheit in<br />

Deutschland im Bildungssystem gestärkt<br />

wird: Es ist Aufgabe aller Beschäftigten<br />

im Bereich der Tageseinrichtungen<br />

für Kinder, dafür zu sorgen,<br />

dass Chancengleichheit und soziale<br />

Gerechtigkeit in den Bildungsinstitutionen<br />

hergestellt werden.“<br />

Aufwachsen in öffentlicher Verantwortung<br />

- Bildung von Anfang an.<br />

Das ist der Auftrag, den wir als ErzieherInnen<br />

im System der Kinderund<br />

Jugendhilfe haben.<br />

Wichtige <strong>GEW</strong>-Adressen:<br />

<strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> · Landesgeschäftstelle<br />

Neubrunnenstraße 8 · 55116 Mainz<br />

Tel.: 0 61 31 / 2 89 88 - 0<br />

Fax: 0 61 31 / 2 89 88 - 80<br />

E-Mail: <strong>GEW</strong>@<strong>GEW</strong>-<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.de<br />

www.gew-rheinland-pfalz.de<br />

<strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> · Regionalbüro Nord<br />

Hohenzollernstraße 64 · 56056 Koblenz<br />

Tel.: 02 61 / 13 32 880 · Fax: 02 61 / 13 32 881<br />

E-Mail: gew-nord@<strong>GEW</strong>-<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.de<br />

<strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> · Regionalbüro Süd<br />

Logenstraße 10 · 67655 Kaiserslautern<br />

Tel.: 06 31 / 3 61 28 75<br />

Fax: 61 31 / 3 61 28 77<br />

E-Mail: gew-sued@<strong>GEW</strong>-<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.de<br />

VB Jugendhilfe und Sozialarbeit:<br />

Erni Schaaf-Peitz<br />

Raiffeisenstr. 2a · 54516 Wittlich<br />

Tel.: 0 65 71 / 67 36 · Fax: 06571 / 26 07 63<br />

schaaf-peitz@t-online.de


Berichte aus den Arbeitsgruppen<br />

AG 1: Interkulturelle Kompetenz frühzeitig entwickeln<br />

Die Referentin Sanem Kleff, Mitglied<br />

im Bundesausschuss für multikulturelle<br />

Angelegenheiten der <strong>GEW</strong>, berichtete<br />

den pädagogischen Fachkräften aus<br />

Kindertagesstätten, Horten und Schulen<br />

in der Arbeitsgruppe „Interkulturelle<br />

Kompetenz frühzeitig entwickeln“,<br />

dass interkulturelles Lernen zu einer der<br />

wichtigsten Schlüsselqualifikationen<br />

der Zukunft zählt.<br />

Gemeinsam wurde in der Arbeitsgruppe<br />

erarbeitet, dass interkulturelle Kompetenz<br />

eine Grundlage ist, die jeder<br />

Mensch benötigt, da unsere Gesellschaft<br />

- und damit auch die Kitas und Schulen<br />

- aus sehr unterschiedlichen multikulturellen<br />

Gruppen besteht.<br />

Die Aufgabe von pädagogischen Fachkräften<br />

muss sein, die Voraussetzungen<br />

für interkulturelles Lernen zu schaffen.<br />

Vor allem, da durch lernpsychologische<br />

Quellen bekannt ist, dass solche Grundlagen<br />

in der frühesten Kindheit gelegt<br />

werden. Denn gerade in dieser Zeit sind<br />

Kinder offen, um Andersartigkeit<br />

wahrzunehmen und zu akzeptieren,<br />

was für das spätere Leben in unserer<br />

multikulturellen Gesellschaft von enormer<br />

Bedeutung ist.<br />

An Hand dieser Tatsache reicht es als<br />

Erzieher und Lehrer nicht aus, z.B.<br />

Lieder anderer Sprachen zu singen, oder<br />

ausländische Gerichte zu kochen. Interkulturelles<br />

Lernen darf ebenfalls<br />

nicht als ein starres, fertiges Konzept mit<br />

alleinigem Erlernen der deutschen Sprache<br />

verstanden werden. Die Schlüsselqualifikation<br />

der interkulturellen Kompetenz<br />

zeigt sich vielmehr in allen Situationen<br />

des pädagogischen Alltags<br />

und bezieht sich somit auf alles, was<br />

anders sein kann (z.B. die Sprache, die<br />

Religion, das familiäre Umfeld, der Migrationshintergrund<br />

usw.).<br />

Ebenfalls hat interkulturelles Lernen<br />

viel mit Emotionen, Wahrnehmung von<br />

Gemeinsamkeiten und Andersartigkeit,<br />

Kommunikationsfähigkeit und der<br />

Fähigkeit zum Zuhören zu tun. Da die<br />

Akzeptanz von Andersartigkeit in unserer<br />

Gesellschaft bisher nicht zufriedenstellend<br />

erfolgt und damit sich dieses<br />

Wissen und die Wichtigkeit über interkulturelle<br />

Lernen verbreitet, hat die<br />

Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft<br />

in Zusammenarbeit mit der<br />

Anne-Frank-Stiftung in Amsterdam<br />

das Material „Das Bin Ich - international“<br />

entwickelt und im Jahr 2001 herausgegeben.<br />

Dieses pädagogische Konzept „Das Bin<br />

Ich - international“ wurde speziell für<br />

Bildung von Anfang an<br />

Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter<br />

entwickelt. Kinder und Erwachsene<br />

aus vier europäischen Ländern<br />

(Dänemark, Deutschland, Luxemburg<br />

und Niederlande) waren mit<br />

in die Entstehung dieses Materials eingebunden.<br />

Berichtet wird darin über Themen aus<br />

dem Alltag von Kindern zwischen vier<br />

und acht Jahren, die aus einem dieser<br />

vier Länder stammen. Jedes Kind<br />

kommt aus einem anderen familiären<br />

Umfeld, mit verschiedenen Erfahrungen,<br />

teils mit Migrationshintergrund<br />

und daher anderer Sprache und Kultur.<br />

Andersartigkeiten ( z.B. Mehrsprachigkeit,<br />

ungewohnte Kleidung, usw.)<br />

werden nicht verschwiegen, sondern in<br />

Lautschrift und auf Fotos gezeigt. Der<br />

Hauptschwerpunkt liegt jedoch darin,<br />

Andersartigkeit zu akzeptieren und<br />

dennoch Gemeinsamkeiten zu erkennen.<br />

Zum Beispiel spielt das Thema<br />

„Angst“ im Leben eines jeden Kindes<br />

eine Rolle, egal, woher es stammt und<br />

wo es lebt. Jedes Kind kann individuell<br />

etwas zu diesem Thema berichten<br />

und somit stolz auf seine Herkunft sein<br />

und so Selbstwertgefühl entwickeln.<br />

Gleichzeitig wird das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

in der Gruppe gesteigert<br />

und die Gefühle und Meinungen von<br />

anderen Kindern werden wahrgenommen.<br />

Weiterhin ermöglichen die Geschichten,<br />

eine positive Haltung zur Mehrsprachigkeit<br />

einzunehmen und gegenseitigen<br />

Respekt und Akzeptanz zu erfahren.<br />

Es ist dennoch nicht das Ziel dieses pädagogischen<br />

Materials, alles zu generalisieren<br />

und gleichzusetzen. Jedes Kind<br />

muss als Individuum geschätzt werden<br />

und lernen, Andersartigkeit zuzulassen,<br />

gleichzeitig jedoch auch zu erkennen,<br />

dass Menschen trotz Unterschiedlichkeiten<br />

vieles verbindet.<br />

Das Materialpaket „Das Bin Ich - International“<br />

enthält:<br />

- 12 Kniebücher (Geschichten mit<br />

ganzseitigen, großformatigen Fotos, der<br />

Text wird auf der jeweils folgenden Seite<br />

vorgelesen (zum Teil mit Lautschrift),<br />

V


Bildungsstandort Kindertagesstätten<br />

VI<br />

- CD mit ausgewählten zweisprachigen<br />

Kniebuchgeschichten,<br />

- CD mit Liedern und Musik, die auf<br />

die jeweilige Kindergruppe abgewandelt<br />

werden können,<br />

- Handpuppengeschichten zur Vertiefung<br />

der Geschichten und Themen<br />

zum Einsatz als Kommunikationsmedium,<br />

AG 2: Offene Konzeption in der KiTa als Bildungschance<br />

Regina Braun, die Fachfrau für Offene<br />

Arbeit, war Referentin der Arbeitsgemeinschaft<br />

„Bildung als aktive Wahrnehmung<br />

mit Blick aus dem offenen<br />

Fenster“.<br />

Gespannt warteten alle Teilnehmerinnen<br />

der am stärksten frequentierten<br />

Arbeitsgemeinschaft auf das, was Regina<br />

Braun zum Thema Bildung und<br />

offene Arbeit zu erzählen hatte.<br />

Denn eines ist sicher: Niemand kann<br />

so anschaulich und mitreißend über<br />

Erfahrungen aus den offenen Konzeptionen<br />

erzählen wie Regina Braun. Als<br />

eine der ersten ErzieherInnen, die ein<br />

offenes Haus leitete, praktizierte sie<br />

über zehn Jahre die offene Konzeption<br />

und steht jetzt mit ihrer großen praktischen<br />

Erfahrung immer mehr Einrichtungen<br />

und Veranstaltungen als<br />

Referentin zur Verfügung.<br />

Zunächst bekamen die Teilnehmerinnen<br />

eine ausführliche und professionelle<br />

Ausführung dessen, was Regina<br />

Braun unter Bildungserfahrungen in<br />

Kindertagesstätten versteht.<br />

- Ideenbuch mit hilfreichen Anregungen<br />

für die Praxis, Erläuterungen und<br />

Hilfestellungen zu den einzelnen Kniebüchern,<br />

Liedern, Geschichten und<br />

CD‚s,<br />

- Video als Hilfe für Erwachsene zum<br />

Einsatz des Materials bei pädagogischen<br />

Fachkräften,bzw. als Elterninformation.<br />

Schwerpunkte waren:<br />

• Kinder brauchen verlässliche Beziehungen<br />

zu Erwachsenen und zu anderen<br />

Kindern.<br />

• Die Räume einer Einrichtung sollen<br />

zu komplexen Bildungserfahrungen<br />

anregen.<br />

• Die Zumutung von Themen, die auf<br />

prozessartige Weise an die Kinder herangetragen<br />

werden.<br />

• Erwachsene, die auf die Fragen der<br />

Kinder eingehen und „anwesend“ sind.<br />

• PädagogInnen, die ihren eigenen Bildungsprozess<br />

hinterfragen und nicht<br />

stehen bleiben.<br />

Die Schwerpunkte wurden anschließend<br />

mit der Gruppe gemeinsam inhaltlich<br />

weiter ausgebaut. Dabei ergaben<br />

sich folgende Fragen zur Bildungsarbeit<br />

in offenen Einrichtungen:<br />

• Wie kann Bildung in Projekten der<br />

offenen Konzeption ihren Platz finden?<br />

• Wie kann eine gute Beziehungsarbeit<br />

im oftmals hektischen Alltag stattfinden?<br />

• Wie macht sich eine Regeleinrichtung<br />

auf den Weg zur offenen Einrichtung?<br />

Nähere Informationen zum Material<br />

„Das Bin Ich - International“ unter:<br />

Neue Deutsche Schule Verlagsgesellschaft,<br />

Postfach 102752, 45027 Essen<br />

Ebenfalls entstanden sind:<br />

1995: „Das Sind Wir“, Alter: 9 bis 12<br />

Jahre<br />

1999: „Das Schaff Ich Schon“, Alter:<br />

14 bis 18 Jahre<br />

Marina Fischer<br />

• Wie lassen sich Räume zu bildungsund<br />

kindgerechten Orten einrichten?<br />

Die Fragen wurden anschließend in<br />

Kleingruppen bearbeitet, danach im<br />

Plenum vorgestellt und von Regina<br />

Braun inhaltlich ergänzt:<br />

Ein zentraler Punkt in offenen Einrichtungen<br />

bildet die Projektarbeit. Projekte<br />

sollten mit den Kindern gemeinsam<br />

entwickelt werden nach dem Motto:<br />

„learning by doing!“<br />

Projekte sind nicht einfach von den<br />

ErzieherInnen ausgedacht, sondern sie<br />

beruhen auf ständiger situativer Beobachtung<br />

der Kinder und ihrer Themen,<br />

mit denen sie sich gerade beschäftigen.<br />

Die Kinder sind die primären Forscher,<br />

und die PädagogInnen sind die Begleiter.<br />

Selbstverständlich füllt eine gute<br />

Erzieherin die laufenden Projektschritte<br />

mit ihrem Wissen und eröffnet somit<br />

neue Bildungschancen für die Kinder.<br />

Gerade in der offenen Pädagogik hat<br />

die Pädagogin Zeit zum Zuhören, zum<br />

Einfühlen, zur Begleitung des Kindes<br />

und kann somit verlässliche Beziehungen<br />

aufbauen.<br />

Die offene Konzeption bietet dadurch<br />

eine Chance für gute Bindungsarbeit,<br />

aus der im Laufe der Zeit Bildungsarbeit<br />

entsteht.<br />

Auf dem Weg zur offenen Konzeption<br />

sollten sich die ErzieherInnen unbedingt<br />

durch TeamfortbildnerInnen,<br />

„Ein Raum, in dem die<br />

Erzieherin ständig reglementieren<br />

muss, ist<br />

falsch und nicht nach<br />

den Bedürfnissen der<br />

Kinder eingerichtet.“<br />

Regina Braun


SupervisorInnen und geeignete Fortbildungsinstitute<br />

unterstützen lassen. Sie<br />

benötigen die professionelle Unterstützung,<br />

um geeignete Überzeugungsarbeit<br />

in ihrem Umfeld (Träger, Elternausschuss,<br />

Elternschaft etc.) leisten zu<br />

können.<br />

AG 3: Lernwerkstatt Naturspielraum<br />

„Die Natur will, dass die Kinder sie selbst<br />

sind, bevor sie zu Erwachsenen werden.“<br />

Jean-Jacques Rousseau<br />

Mit elementaren Entwicklungs- und<br />

Bildungsprozessen im Zusammenspiel<br />

von innerer und äußerer Natur beschäftigte<br />

sich eine Arbeitsgruppe mit<br />

dem Diplom-Pädagogen Dr. Richard<br />

Wagner als Referenten. Bereits zu Beginn<br />

wurde den TeilnehmerInnen klar,<br />

dass in dieser Fortbildung nicht die<br />

Umgestaltung des Außengeländes ihrer<br />

jeweiligen Kita thematisiert, sondern<br />

grundsätzliche konzeptionelle Überlegungen<br />

der pädagogischen Arbeit<br />

„innen und außen“ erarbeitet werden<br />

sollten.<br />

Verknüpfend mit dem Impulsreferat<br />

von Anne Heck am Vormittag betonte<br />

der Referent den sozial-ökologischen<br />

Kontext der elementarpädagogischen<br />

Lebens- und Spielräume.<br />

Wenn das Lernen eine ureigene, subjektive<br />

Leistung des Kindes ist, dann<br />

sind zwei Aspekte zu klären:<br />

1. Die Frage nach der Lernkompetenz<br />

der Kinder ist grundlegend als Frage<br />

nach der Identitätsbildung, d.h. nach<br />

den Bedingungen der kognitiv-emoti-<br />

Ebenfalls gibt es seit einiger Zeit geeignete<br />

Fachliteratur zur offenen Pädagogik,<br />

die fundiertes Wissen und Diskussionskompetenz<br />

vermittelt.<br />

Zum Schluss bekamen die Teilnehmerinnen<br />

von der Referentin noch einen<br />

„DENKZETTEL“ (Ein Thesenpapier,<br />

onalen Entwicklung des Kindes zu stellen.<br />

2. Die Rolle der Erwachsenen, die als<br />

Eltern und PädagogInnen die Entwicklung<br />

begleiten, ist in der Richtung neu<br />

zu bestimmen, dass sie die Lernkompetenz<br />

der Kinder nicht untergraben, sondern<br />

kompetent werden, die kindlichen<br />

Lern-Interessen wahrzunehmen, zu<br />

begleiten und zu bestärken.<br />

Die folgenden Überlegungen zum Thema<br />

„Lernwerkstatt Natur-Spiel-Raum“<br />

sehen die Ausbildung des kindlichen<br />

Ichs als einen Prozess der produktiven<br />

Aneignung und aktiven Auseinandersetzung<br />

mit der äußeren Realität, d.h.<br />

den materiellen und sozialen Lebensbedingungen,<br />

die die Umwelt als Lebensraum<br />

bilden.<br />

Verstädterung, Ballungsräume mit extrem<br />

hohen Wohndichten und ghettohafte<br />

soziale Brennpunkte im urbanen<br />

Raum stehen neben einer Umwandlung<br />

ländlicher Regionen zu Wohnstätten<br />

und Verkehrsräumen.<br />

Auf diesem Hintergrund ist die Frage<br />

nach dem Funktions- und Selbstverständnis<br />

kindorientierter naturnaher<br />

Spielraumgestaltung als eine elementarpädagogische<br />

Frage zu formulieren.<br />

Denn für die Sozialisation von Vorschulkindern<br />

ist die Kita selbst als die<br />

Umwelt, d.h. der Lebensraum für die<br />

Bildung von Anfang an<br />

das die inhaltlichen Schwerpunkte offener<br />

Bildungsarbeit anschaulich darstellt)<br />

verpasst.<br />

Minette Petri<br />

potentiellen Lern- und Erfahrungsprozesse<br />

der Kinder zu untersuchen. Vor<br />

allen pädagogischen Aktivitäten bestimmt<br />

die Struktur des kindlichen<br />

Spiel- und Erfahrungsraums das Bild,<br />

das Kinder von ihrer Umwelt und sich<br />

selbst entwickeln können.<br />

Das Konzept „Lernwerkstatt Natur-<br />

Spiel-Raum“ stellt die ErzieherInnen<br />

vor eine zweifache Herausforderung:<br />

Sie begreifen sich selbst als Lernende,<br />

die in der sozial-ökologischen Gestaltung<br />

ihres Arbeitsfeldes an der eigenen<br />

Erfahrungsfähigkeit arbeiten.<br />

Der Aufbau der Lernwerkstatt Naturspielraum<br />

eröffnet den ErzieherInnen<br />

Partizipationschancen, an der Gestaltung<br />

ihrer eigenen Lebensgrundlagen<br />

kreativ mitzuwirken.<br />

Nach der Erarbeitung dieser Punkte<br />

beleuchtete nun Dr. Richard Wagner<br />

‚„das kompetente Kind“ und erläuterte<br />

die evolutiven Grundlagen der kindlichen<br />

Selbstentwicklung.<br />

Aus der Sicht der evolutiven Anthropologie<br />

ist das Kind ein Naturwesen,<br />

das von Geburt an drei Grundvoraussetzungen<br />

für die Entwicklung seiner<br />

Persönlichkeit besitzt:<br />

a) die genetisch vorgegebene Grobstruktur<br />

des Gehirns<br />

b) das Erkundungsverhalten und<br />

c) das Bindungsverhalten.<br />

Das Konzept der Lernwerkstatt Naturspielraum<br />

basiert auf der Grundannahme,<br />

dass die Grundlagen der kindlichen<br />

Entwicklung in der Evolution der Gattung<br />

Mensch geschaffen worden sind.<br />

Das menschliche Gehirn hat sich evolutiv<br />

in drei Phasen herausgebildet:<br />

• Stammhirn (Reptiliengehirn: steuert<br />

Instinkt, Sexualität, Körperfunktionen)<br />

• Limbisches System (das ältere Säugetiergehirn:<br />

verarbeitet Impulse/Reize<br />

von außen zu Emotionen- emotionale<br />

Intelligenz/Kompetenz wird entwickelt)<br />

• Neokortex ( jüngeres Säugetiergehirn:<br />

VII


Bildungsstandort Kindertagesstätten<br />

VIII<br />

ermöglicht Sprache, reflexives Denken,<br />

Abstraktion).<br />

Von der Geburt bis zum 12. Lebensjahr<br />

durchläuft das kindliche Gehirn<br />

eine gestufte Entwicklung.<br />

Nun kommen wir zur Verknüpfung<br />

zum Impulsreferat von Anne Heck :<br />

J. Piaget beschreibt die kindliche Entwicklung<br />

als einen stufenförmig sich<br />

vollziehenden Prozess: Der kindliche<br />

Organismus und die Umwelt wirken<br />

beide aufeinander ein und streben ein<br />

Gleichgewicht an. Dieses Gleichgewicht<br />

vollzieht sich in drei Austauschprozessen:<br />

1. Der kindliche Organismus verleibt<br />

sich Gegebenheiten seiner Umwelt ein<br />

(Assimilation)<br />

2. Der kindliche Organismus passt sich<br />

Gegebenheiten seiner Umwelt an (Akkomodation).<br />

3. Der kindliche Organismus organisiert<br />

seine Strukturen neu (Organisation)<br />

Mit jedem neuen Zyklus von Assimilation,<br />

Akkomodation und Organisation<br />

wird die Aktivität des Individuums<br />

höher strukturiert. Die gesamte Entwicklung<br />

des Kindes und insbesondere<br />

seine emotional-kognitive ist eine Abfolge<br />

strukturell verschiedener Perioden.<br />

Die Perioden treten auf das Alter bezogen<br />

variabel auf und dauern unterschiedlich<br />

lang an. Die Abfolge der Stufen<br />

ist jedoch genetisch fixiert.<br />

Bis zum Alter von ca. 10 - 12 Jahren<br />

entwickelt sich das Gewebe des limbischen<br />

Systems in der alltäglichen leibsinnlich<br />

vermittelten Interaktion, die<br />

das Kind mit den Personen, Dingen<br />

und Vorgängen realisiert. Die neuronalen<br />

Netze des limbischen Systems bilden<br />

die Grundlage für die Entwicklung<br />

des Neokortex. Die evolutive Regel lautet:<br />

Je differenzierter und reichhaltiger<br />

die Strukturen des limbischen Systems<br />

sich entwickeln, desto stimmiger wird<br />

das Selbst- und Weltbild des Kindes und<br />

schöpferischer sein Welterkunden.<br />

Die Herausbildung des limbischen Systems<br />

ist die zentrale Entwicklungsaufgabe<br />

des ersten Lebensjahrzehnt des<br />

Kindes.<br />

Nun zur Bedeutung der pädagogischen<br />

Arbeit in der Kita und vor allem auch<br />

in der Entwicklung des Außengeländes<br />

als gleichwertigem Spielraum zu den<br />

Spielräumen im Haus:<br />

Die Entwicklungsbedingungen können<br />

„draußen“ viel reichhaltiger sein, als es<br />

„drinnen“ je zu schaffen ist (auch das<br />

abstrakte Bild wurzelt im Konkreten).<br />

Prof. Dr. Gert Schäfer sagt: „Ein Kind,<br />

das viele Dinge wahrnehmen kann,<br />

knüpft viele Beziehungen zu den Dingen“.<br />

Die Lernwerkstatt<br />

Kindertagesstätte oder:<br />

spielend leben lernen<br />

Die Grundform kindlicher Entwicklung<br />

ist das sinnenvolle, eigensinnige<br />

Spiel. Wenn Kinder in Naturspielräumen<br />

ihres Nahbereichs Hütten bauen,<br />

bauen sie sich selbst. Wenn Kinder im<br />

Außengelände mit Wasser, Sand und<br />

Erde spielen, spüren sie sich selbst. Wenn<br />

Kinder im Naturspielraum Pflanzen<br />

und Tiere erleben, erleben sie sich selbst.<br />

Im freien Spiel in kindgemäß gestalteten<br />

Spielräumen entwickeln Kinder Beziehungen<br />

zu anderen Kindern, zu<br />

Dingen, zu Naturphänomenen und<br />

AG 4: Bindung als Voraussetzung für Bildung<br />

Ulricke Geiß-Maaß war Referentin der<br />

Arbeitsgemeinschaft „Bildungschancen<br />

in altersgemischten Gruppen“<br />

Und dass es Ulricke Geiß-Maaß war,<br />

das war gut so. Denn die Diplom-Pädagogin<br />

aus Schornsheim war einer von<br />

mehreren Glücksgriffen in Bezug auf<br />

die <strong>GEW</strong>-Fachtagung in Trier. Höchst<br />

engagiert und außerordentlich kompetent,<br />

führte sie die gut besuchte Arbeitsgemeinschaft<br />

in gut zwei Stunden durch<br />

das Thema „Bildungschancen in altersgemischten<br />

Gruppen“.<br />

Zu Beginn wurde die Frage aufgeworfen,<br />

was denn überhaupt mit dem Begriff<br />

Bildung, insbesondere angewendet<br />

auf Kindertageseinrichtungen, gemeint<br />

sei. Ulricke Geiß-Maaß informierte<br />

über einige Eckpunkte aus der<br />

aktuellen Bildungsdebatte. Nach intensivem<br />

Austausch war man sich am<br />

Ende über folgende Ausgangslage einig:<br />

* Bildung ist etwas sehr Komplexes,<br />

schwer Greifbares. Es hat nichts mit<br />

Eintrichtern von Wissen zu tun. Beispielesweise<br />

ist das stupide Ausfüllen<br />

Naturelementen.<br />

Zum Abschluss der Arbeitsgruppe warf<br />

Dr. Richard Wagner Fragen zum Thema<br />

in die Runde „Lernen am Modell“:<br />

Welche lebenspraktischen Tätigkeiten<br />

erleben Kinder in ihrem Nahbereich<br />

und inwieweit können sie an diesen<br />

Handlungsabläufen partizipieren?<br />

Welche Widerstände müssen wir aufbrechen,<br />

um lebenspraktischen Ansätzen<br />

im Elementarbereich mehr als den<br />

Status des unverbindlich Exotischen<br />

zuzumessen?<br />

Wo können wir im Kita-Alltag Modell<br />

sein?<br />

Wie gehen wir mit den Dingen, Situationen,<br />

KollegInnen, Kindern im Kita-<br />

Alltag um?<br />

Wie sieht grundsätzlich unser Bild von<br />

der Kita aus?<br />

Wie sehen wir das Verhältnis Gesellschaft-Kind?<br />

Wo schaffen wir limbische Räume für<br />

Entfaltung der Kinder, für unsere eigene<br />

Weiterentwicklung?<br />

Mit diesen diskussionsanregenden Fragen<br />

für Teamgespräche in der Kita gingen<br />

die einzelnen TeilnehmerInnen<br />

nach Hause bzw. in ihre Kita zurück,<br />

jedoch mit der Botschaft von Dr.<br />

Richard Wagner gestärkt:<br />

„Die Kindertagesstätte als ‚Heimat‘ (Jedes<br />

Kind braucht ein Dorf):<br />

Im alltäglichen Entdecken, Staunen,<br />

Fragen, Handeln, Beobachten, Sprechen<br />

lustvoll dem Leben und sich selbst<br />

auf die Schliche zu kommen, ist nur<br />

möglich, wenn sich Gleichgesinnte treffen-<br />

nicht Gleichmächtige-, die täglich<br />

einen Blick in das Land werfen wollen,<br />

in dem noch keiner war, das jedoch<br />

in allem Tun täglich aufschimmern<br />

kann.“<br />

Erni Schaaf-Peitz<br />

von irgendwelchen Arbeitsbögen noch<br />

lange kein Bildungsprozess. „Beschränkten<br />

wir Bildung darauf“, so<br />

Geiß-Maaß, „unterforderten wir unsere<br />

Kinder mit Sicherheit.“<br />

* Bildung geschieht in Kindertageseinrichtungen<br />

im Wesentlichen durch Begleitung<br />

sowie Förderung der individuellen<br />

Lernprozesse des Kindes.<br />

An vielen Beispielen, auch aus der aktuellen<br />

Praxis der TeilnehmerInnen,<br />

wurde anschaulich verdeutlicht, warum<br />

es in altersgemischten Gruppen so


viel leichter fällt das Ideal der Förderung<br />

von individuellen Lernprozessen<br />

zu verwirklichen. Kleinste Alltagssituationen<br />

führen beispiels-weise oftmals<br />

zum größten Erfolg. Und Alltagssituationen,<br />

die die Kinder angehen, entstehen<br />

nun einmal dort, wo möglichst viele<br />

und möglichst unterschiedliche Lebensäußerungen<br />

aufeinander treffen, wo<br />

vielfältigste Erfahrungen ausgetauscht<br />

werden können. Diese Aspekte zeigen<br />

die besonderen Chancen von altersgemischten<br />

Gruppen auf.<br />

Aber was ist das denn eigentlich, eine<br />

altersgemischte Gruppe? Zunächst<br />

einmal muss gesagt werden, dass seit den<br />

Siebzigern altersgemischte Gruppen in<br />

Deutschland die Regel sind. Denn die<br />

Betreuung von Kindern von drei bis<br />

sechs Jahren in Gruppen ist natürlich<br />

bereits eine Altersmischung. Mit dem<br />

Projekt des „Hauses für<br />

Kinder“, an dem Ulricke<br />

Geiß-Maaß maßgeblich<br />

beteiligt war, erhielt<br />

die sogenannte<br />

„große Altersmischung“<br />

in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

Einzug. Auch andere<br />

Ausdrücke waren und<br />

sind üblich. So ist häufig<br />

von alterserweiterten<br />

Gruppen, Kindergemeinschaftsgruppen<br />

oder auch von Familiengruppen die<br />

Rede. Alle meinen sie das Gleiche: Eine<br />

Öffnung der Einrichtungen für ältere<br />

und jüngere Kinder.<br />

Im Folgenden wurden viele Aspekte und<br />

Notwendigkeiten bei der Errichtung<br />

solcher Gruppen diskutiert, wobei die<br />

fundierten Kenntnisse der Referentin<br />

über das Projekt „Haus für Kinder“<br />

absolut hilfreich waren.<br />

Ein Schwerpunkt der Diskussion wurde<br />

auf Grund seiner besonderen Bedeutung<br />

zu Recht die Frage der Eingewöhnung.<br />

Geiß-Maaß stellte das Eingewöhnungsmodell<br />

auf Grundlage der Bindungstheorie<br />

vor. Diese geht davon aus,<br />

dass Bindung die Voraussetzung für<br />

Bildung ist. Von einem sogenannten Sicherheitspolster<br />

durch Bindung, (durch<br />

durchdachte Eingewöhnung bewerkstelligt)<br />

profitiert das Kind seine gesam-<br />

AG 5: Kinder mit und ohne Behinderung<br />

Mit der Forderung nach gemeinsamer<br />

Erziehung aller Kinder eröffnete die<br />

Diplom-Psychologin Anne Heck ihre<br />

Ausführungen über Bildungsprozesse in<br />

integrativen Gruppen und ermöglichte<br />

den Teilnehmerinnen der Arbeitsgruppe<br />

in den folgenden zwei Stunden<br />

einen umfassenden Einblick in ihre<br />

langjährige Praxisforschung.<br />

Dabei bezog sie sich auf Theorieaspekte<br />

zum aktuellen Bildungsverständnis<br />

von Kindern, welche auf wissenschaftlichen<br />

Untersuchungen basieren und<br />

auch die Grundlage ihres Vortrages am<br />

Vormittag darstellten:<br />

1. Das Kind muss nicht gebildet werden,<br />

es bildet sich selbst.<br />

Ausgangspunkt des aktiven Sich-Selbst-<br />

Bildens ist das, was das Kind wahrnimmt.<br />

Als Grundlage für seine Selbstbildungsprozesse<br />

braucht es komplexe<br />

Wahrnehmungs- und Erfahrungsmöglichkeiten.<br />

Die Wahrnehmung ist dabei<br />

als ein Konstruktionsprozess zu sehen<br />

und nicht als bloße Abbildung der äußeren<br />

Realität im Kopf des Kindes.<br />

2. Prozesse wechselseitiger Anerkennung<br />

sind notwendige Bedingungen für<br />

die Qualität der Selbstbildungsprozesse<br />

der Kinder.<br />

Werden Kinder von Erwachsenen anerkannt,<br />

machen sie sich auf den Weg,<br />

um die Welt zu verstehen.<br />

* Grundlage für wechselseitige Anerkennung<br />

sind die frühen Bindungsbeziehungen.<br />

Darauf gründen sich die<br />

Interaktionen zwischen Erwachsenen<br />

und Kindern, die ihrerseits in der Haltung<br />

der emotionalen Zuwendung<br />

wichtige Voraussetzungen für Bildungsprozesse<br />

darstellen.<br />

* Kindliche Bildungsprozesse sind ei-<br />

Bildung von Anfang an<br />

te Kindertagesstättenzeit und darüber<br />

hinaus. Doch braucht erfolgreiche Eingewöhnung<br />

auch Zeit. Ein Kind kann<br />

natürlich nicht nach einem einzigen<br />

Tag seine KiTa als Heimat begreifen.<br />

Möglicherweise braucht es eine Woche,<br />

vielleicht aber auch deren drei. Es ist<br />

unabdingbar, dass sich Eltern wie ErzieherInnen<br />

diese Zeit nehmen. Es muss<br />

ihnen klar sein, dass sich Kinder nur<br />

dort gut entwickeln, wo sie sich zu<br />

Hause fühlen, eine Heimat spüren, wo<br />

sie (wie ein Schiff in seinem Heimathafen)<br />

andocken können. So wird die<br />

Grundlage für alles Weitere geschaffen.<br />

Im Gegenzug können die Kinder nach<br />

erfolgreicher Eingewöhnung die größtmögliche<br />

Freiheit einer Kindertageseinrichtung<br />

für ihre Entwicklung nutzen.<br />

Es stehen dann den Kindern in altersgemischten<br />

und erst recht in alterserweiterten<br />

Gruppen unschätzbare Erfahrungswerte<br />

offen. Sie erwerben sich<br />

die Fähigkeit<br />

* mit verschiedenen Menschen unterschiedlichen<br />

Alters umzugehen,<br />

* sie erfahren Chancengleichheit,<br />

* sie lernen Ausgrenzungen zu vermeiden<br />

bzw. abzubauen,<br />

* sie lernen mit allen Beteiligten zu<br />

kooperieren und<br />

* für sich und andere Verantwortung<br />

zu übernehmen.<br />

Na, wenn das keine Perspektiven sind.<br />

pbg<br />

gen-sinnige Konstruktionen und nicht<br />

sofort und unmittelbar zu verstehen, so<br />

dass eine Haltung der kognitiven Achtung<br />

erforderlich ist, um Bildungsprozesse<br />

zu unterstützen.<br />

* Bildung von Kindern in einer Kindergruppe<br />

beruht auf Ko-Konstruktionen.<br />

Im Miteinander stellen sich Kinder<br />

den Fragen und Herausforderungen<br />

der Welt, schaffen sich Probleme<br />

und erarbeiten sich Lösungen. Die Erwachsenen<br />

stellen dafür relevante Weltausschnitte<br />

und Wissensbereiche zur<br />

Verfügung und begegnen dem Kind mit<br />

einer Haltung der sozialen Wertschätzung.<br />

Diese beiden Grundannahmen sind für<br />

die Bildungsprozesse aller Kinder, behinderter<br />

und nicht behinderter, wesentlich.<br />

Allen Kindern die Möglichkeit zu ge-<br />

IX


Bildungsstandort Kindertagesstätten<br />

X<br />

ben, in gemeinsamen Bildungsprozessen<br />

wichtige Erfahrungen ko-konstruktiv<br />

auszuhandeln, sich wechselseitig in<br />

ihrer Verschiedenheit anzuerkennen<br />

und sich dadurch ihrer Identität zu<br />

vergewissern – dies sollte in den Bildungseinrichtungen<br />

ein Selbstverständnis<br />

sein.<br />

Anne Heck betonte die Wichtigkeit sozialer<br />

Beziehungen als Voraussetzung<br />

für Bildungsprozesse, vor allem für behinderte<br />

Kinder. Da diese Kinder durch<br />

Krankenhausaufenthalte und sonstige<br />

Maßnahmen innerhalb ihres ersten<br />

Lebensjahres bis zu zehnmal häufiger<br />

„fremdversorgt“ werden als gesunde<br />

Kinder, kann ihre „Frühkommunikation“<br />

mit den Eltern als wichtigste Bindungspersonen<br />

oft nicht kontinuierlich<br />

verlaufen. Diese Bindung schafft jedoch<br />

das Fundament, um eine Bindungsbeziehung<br />

zur Erzieherin möglich zu machen<br />

und das Kind zu befähigen, Beziehungen<br />

zu „Gleichen“ zu knüpfen<br />

und Freundschaften zu schließen.<br />

Teilnehmerinnen der Arbeitsgruppe<br />

berichteten über ihre Arbeit in integrativen<br />

Gruppen und dort auftauchenden<br />

Schwierigkeiten und Unsicherhei-<br />

„Sein Selbstbewusstsein entwickelt das<br />

Kind am Du“, so eröffnete Freya Pausewang,<br />

Sozialpädagogin aus Schlangenbad,<br />

die Arbeitsgruppe „Emotionale<br />

und Soziale Kompetenz“. Deshalb sei<br />

es wichtig, dass die Erzieherinnen den<br />

Kindern Bindungserfahrungen ermöglichten<br />

und ihnen gleichzeitig als „Spiegel“<br />

zur Verfügung stünden. Nicht die<br />

kognitiven Erlebnisse und Ergebnisse<br />

sollten die Arbeit der Fachkräfte in den<br />

Kindertagesstätten an erster Stelle bestimmen,<br />

vielmehr sei zunächst auf eine<br />

gute emotionale und soziale Entwicklung<br />

der Kinder zu achten. „Nur so<br />

entsteht das Selbstwertgefühl, welches<br />

später die Motivation der Kinder bestimmt,<br />

in Bildungsprozesse einzusteigen<br />

und sich kognitive Fähigkeiten anzueignen,“<br />

referierte Frau Pausewang.<br />

Durch gezielte Beobachtungen der Erzieherinnen<br />

könne entschlüsselt werden,<br />

wie jedes einzelne Kind seine Bildungsprozesse<br />

organisiert, welche sozialen und<br />

emotionalen Kompetenzen vorhanden<br />

ten:<br />

- Verunsicherung der Eltern gesunder<br />

Kinder: Wird mein Kind in dieser<br />

Gruppe noch ausreichend gefördert?<br />

- Angst der Eltern behinderter Kinder:<br />

Bekommt mein Kind ausreichend Therapie?<br />

Wird es von den anderen Kindern<br />

in der Gruppe akzeptiert?<br />

- Mangelnde fachliche Unterstützung<br />

des Personals.<br />

- Wie geht es nach der Kindertagesstättenzeit<br />

für das behinderte Kind weiter?<br />

- Oft fehlt das Angebot an integrativen<br />

Schulen.<br />

Hier würden sich alle mehr Akzeptanz<br />

und Information, intensive fachliche<br />

Begleitung und eine bessere Vernetzung<br />

verschiedener Institutionen wünschen.<br />

Anne Heck berichtete von ihrer Praktikumszeit<br />

als Psychologiestudentin in<br />

Reggio Emilia/Italien, wo ganz selbstverständlich<br />

behinderte und nicht behinderte<br />

Kinder gemeinsame Kindertagesstätten<br />

und Schulen besuchen,<br />

ohne Hervorhebung der Behinderungen.<br />

Sie zeigte an einigen Beispielen<br />

auf, welche Bildungsprozesse in integrativen<br />

Gruppen durch Ko-Konstruktion<br />

behinderter und nicht behinder-<br />

AG 6: „Emotionale und Soziale Intelligenz“<br />

sind und was den Kindern hilft, eine<br />

eigene Identität zu finden.<br />

Freya Pausewang, die bis zu ihrer Pensionierung<br />

an einer Fachschule für Sozialwesen<br />

Erzieherinnen ausgebildet<br />

hatte, ist es in dieser Arbeitsgruppe gelungen,<br />

die Fachkräfte für einen anderen<br />

Blick auf die Kinder zu sensibilisieren.<br />

Darüber hinaus hat sie interessante<br />

Übungen mit den TeilnehmerInnen<br />

durchgeführt, um deren Selbstreflexion<br />

zu fördern und sie zu anderen<br />

Verhaltensweisen zu inspirieren.<br />

So meditierten die Erzieherinnen unter<br />

Anleitung über die Frage „Was sind<br />

angenehme Spielerinnerungen meiner<br />

Kindheit?“. Die jeweiligen Ergebnisse<br />

wurden individuell auf Karten visualisiert<br />

und danach zugeordnet unter<br />

Gesichtspunkten wie „Spiele mit (gekauftem)<br />

Material/ Spiele ohne Material“<br />

oder „Spiele mit anderen/ Spiele<br />

allein“ oder „Spiele mit Erwachsenen/<br />

Spiele ohne Erwachsene“ oder „mein<br />

Spielvorschlag/anderer Spielvorschlag“.<br />

ter Kinder zu beobachten sind.<br />

Ein Grundbaustein ist die Bewegung,<br />

über die sich jedes Kind die Welt erschließt.<br />

Wichtige Übungen sind dabei<br />

besonders für die behinderten Kinder<br />

die Herausforderungen des Alltags.<br />

Dabei können sich behinderte Kinder<br />

an nicht behinderten Kindern orientieren,<br />

umgekehrt erfahren nicht behinderte<br />

Kinder durch behinderte Kinder<br />

oft noch eine „andere Sicht der Welt“.<br />

Die Teilnehmerinnen der Arbeitsgruppen<br />

konnten übereinstimmend feststellen,<br />

dass die entwicklungsorientierten<br />

Kriterien der Beobachtung in integrativen<br />

Gruppen sich für alle Kinder<br />

positiv auswirken und die Arbeit und<br />

Zusammenarbeit der Erzieherinnen<br />

intensivieren.<br />

Zum Schluss betonte Anne Heck die<br />

Wichtigkeit einer überschaubaren<br />

Gruppenstärke als Grundvoraussetzung<br />

intensiver Begleitung von Bildungsprozessen<br />

behinderter und nicht<br />

behinderter Kinder. Dies würden sich<br />

auch die Teilnehmerinnen in ihren<br />

Kindertagesstätten wünschen, die Realität<br />

sieht jedoch leider anders aus.<br />

Claudia Justen<br />

Die Ergebnisse dieser Arbeit waren<br />

teilweise überraschend. Angenehme<br />

Spielerinnerungen gab es überwiegend<br />

an Spiele ohne Material, an Spiele mit<br />

anderen zusammen. Auch die Erwachsenen<br />

sind als Mitspieler offensichtlich<br />

gar nicht so interessant gewesen, denn<br />

ein großer Teil der positiven Spielerinnerungen<br />

galt den Spielen, die ohne<br />

Erwachsene gespielt worden sind.<br />

Schließlich war es unter dem Gesichtspunkt<br />

angenehmer Spielerinnerungen<br />

von herausragender Bedeutung, dass<br />

die eigenen Spielideen der Kinder verwirklicht<br />

worden waren.<br />

Die Referentin kritisierte eine heutige<br />

allgemeine Lebensweise, die von einer<br />

starken materiellen Ausrichtung geprägt<br />

sei. Grundlegende Werte, wie<br />

beispielsweise solidarisches Verhalten,<br />

würden ihrer Beobachtung nach dagegen<br />

in der familiären Erziehungsarbeit<br />

häufig vernachlässigt. Hier müsse die<br />

Kindertagesstätte ausgleichend arbeiten,<br />

da sonst Störungen im sozial-emo-


tionalen Bereich der Kinder auftreten<br />

könnten.<br />

Frau Pausewang wies darauf hin, dass<br />

die Nahsinne der Kinder heute teilweise<br />

unterfordert seien. Diese seien aber zur<br />

Entwicklung von umfassender Intelligenz<br />

und Wachheit besonders wichtig.<br />

Zu den Nahsinnen zählt sie Tastsinn,<br />

Gleichgewichtssinn, Kraft und alle<br />

Dinge, die mit Bewegung und Handlung<br />

zu tun haben. Die Fernsinne, wie<br />

das Sehen, würden dagegen überfordert.<br />

So machten die Kinder viele Erfahrungen<br />

2-dimensionalen Sehens, so z.B.<br />

wenn sie aus dem fahrenden Autofenster<br />

schauten oder Sendungen im Fernsehen<br />

anschauten. Diese 2-dimensionalen<br />

Bilder, erklärte die Referentin am<br />

Beispiel der Entfernung, könnten die<br />

Kinder aber erst dann verstehen, wenn<br />

sie diese über ihre Nahsinne (hier: bewegen)<br />

erfasst hätten. Deshalb plädierte<br />

sie dafür, die Bewegungsarbeit in der<br />

Kindertagesstätte nicht nur als Reaktion<br />

auf den Bewegungsdrang der Kinder<br />

zu sehen, sondern auch zur Schulung<br />

der geistigen und emotionalen Sin-<br />

ne zu nutzen. Frau Pausewang wies auf<br />

ihre Beobachtungen hin, wonach Kindergartenkinder<br />

es heute vielfach nicht<br />

mehr gewöhnt seien, sich anzustrengen.<br />

Anstrengung sei in der Regel an die<br />

Erwartung einer Belohnung geknüpft.<br />

Anders verhielten sich noch die 2-jährigen<br />

Kinder: Diese strengten sich an<br />

wegen einer Leistung, die sie vollbringen<br />

wollten. Die Lust an der Leistung<br />

im Kindergarten zu erhalten sei wichtig,<br />

weil dadurch die Entwicklung der<br />

Nahsinne, und damit der emotionalen<br />

und sozialen Intelligenz gefördert würden.<br />

„Die Erzieherinnen legen mit ihrer<br />

Arbeit die Basis für die politische Sozialisation<br />

der Kinder“, erläuterte die<br />

Referentin, „denn sie ermöglichen den<br />

Kindern erste Fremderfahrungen bzw.<br />

Erfahrungen mit Autoritäten außerhalb<br />

der Familie. Können die Kinder<br />

ihre Meinung sagen? Dürfen sie mitbestimmen<br />

oder müssen sie sich unterordnen?“<br />

Pausewang plädierte für mehr<br />

Anteile in der Elementarpädagogik, in<br />

denen die Kinder in Entscheidungen<br />

Kindertagesstätten:<br />

Auf die Qualität kommt es an<br />

Trier. Nicht gerade<br />

das Zentrum von<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.<br />

Dort eine Fachtagung?<br />

Im Januar???<br />

Nicht wenige fanden<br />

diese Idee im<br />

Vorfeld doch ein<br />

wenig seltsam,<br />

zweifelten am Gemütszustand<br />

der<br />

Vorbereitungsgruppe<br />

oder fanden die<br />

ganze Unternehmung<br />

zumindest<br />

recht mutig.<br />

Vorsichtig geworden,<br />

rechneten wir<br />

zunächst mit hundertTeilnehmerInnen.<br />

Dann kamen<br />

die Anmeldungen. In kürzester Zeit<br />

waren die hundert Plätze belegt. Wir<br />

erweiterten erst auf hundertdreißig,<br />

dann auf hundertfünfzig TeilnehmerInnen<br />

und schließlich ging nichts<br />

mehr. Die KollegInnen aus den Kindertageseinrichtungen<br />

hatten uns mit<br />

ihren Anmeldungen überrannt. Weit<br />

mehr als dreihundert KollegInnen wollten<br />

an diesem Tag nach Trier kommen.<br />

Der große Tag. Vielleicht kommen ja<br />

ein paar KollegInnen weniger: Krankheit,<br />

schließlich haben wir Januar;<br />

Glatteis, schließlich ist es Winter; zu<br />

weite Wege, schließlich ist <strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong> ein Flächenland. Von wegen, alle<br />

kamen, und die Arbeitsgruppen platzten<br />

aus den Nähten, Hausmeister richteten<br />

weitere Stuhlreihen im Plenum,<br />

die Hotelköche begannen hektisch zu<br />

brutzeln.<br />

Und es lief gut. Die KollegInnen hatten<br />

Verständnis, zeigten sich unglaublich<br />

interessiert und waren nach stundenlanger,<br />

nicht gerade einfacher geistiger<br />

Kost frisch wie zu Beginn. Die<br />

ReferentInnen waren sich anschließend<br />

einig: Die Diskussionen fanden auf<br />

außergewöhnlich hohem Niveau statt.<br />

„Das hier gezeigte Engagement kann<br />

gar nicht hoch genug bewertet werden“,<br />

Bildung von Anfang an<br />

mit einbezogen werden.<br />

In Murmelgruppen gingen die TeilnehmerInnen<br />

abschließend der Frage nach,<br />

was sie in ihren Einrichtungen konkret<br />

verändern können. Sie sollten sich<br />

dabei beziehen auf Alltagspädagogik,<br />

Projekte, Elternarbeit, Teamarbeit,<br />

Trägerkontakte und dazu konkrete<br />

Ansätze für ihre Arbeit zuhause formulieren:<br />

„Was habe ich für Gedanken<br />

mitgebracht?“. Es wurden eine<br />

Menge interessanter Aspekte zusammengetragen,<br />

wie: Bildungsinhalte diskutieren,<br />

sich selber wertschätzen lernen,<br />

Umsetzungsprobleme der Bildungsarbeit<br />

besprechen, Rahmenbedingungen<br />

verbessern, Teamarbeit intensivieren<br />

(wo steht der einzelne, gemeinsame<br />

Basis suchen), Selbstkritik<br />

üben (kann es auch an unserer Arbeit<br />

liegen, wenn die Interessen der Kinder<br />

nachlassen?), sich mit dem Leistungsgedanken<br />

beschäftigen: sind die Kinder<br />

schulreif - aber auch: ist die Schule<br />

kinderreif, sich mehr mit den Erwartungen<br />

der Eltern auseinandersetzen,<br />

u.v.m.<br />

Bernd Huster<br />

so Norbert Hocke, stellvertretender<br />

Bundesvorsitzender der <strong>GEW</strong>, der eigens<br />

aus Berlin angereist war.<br />

Resümee: „Wenn diese hochmotivierten<br />

rheinland-pfälzischen ErzieherInnen<br />

für die Zukunft unserer Kinder,<br />

unserer Gesellschaft verantwortlich<br />

zeichnen, dann brauchen wir uns<br />

wirklich nicht zu fürchten.“<br />

Die bange Frage nach Trier wird viel<br />

mehr sein: Bekommen die KollegInnen<br />

die Ressourcen und Möglichkeiten,<br />

die sie für ihre kompetente Arbeit<br />

benötigen? Ministerin Ahnen<br />

macht an diesem Tag alles andere als<br />

Mut. Bessere Standards? Fehlanzeige.<br />

Eine veränderte Erzieherinnenausbildung,<br />

die auch nur annähernd<br />

mit europäischen Standards mithalten<br />

könnte? Auch das verneinte Ministerin<br />

Ahnen an diesem Tag und<br />

nicht wenige KollegInnen gingen mit<br />

dem Eindruck nach Hause, dass die<br />

Abschlussrede der Ministerin nicht gerade<br />

das Highlight des Tages darstellte.<br />

Peter Blase-Geiger<br />

XI


Bildungsstandort Kindertagesstätten<br />

„Wenn das die Antwort auf PISA ist ...“<br />

Tilman Boehlkau fragte – Doris Ahnen wich aus!<br />

Den Abschluss der <strong>GEW</strong>-Fachtagung in Trier stellte die Rede der Ministerin<br />

für Bildung, Frauen und Jugend, Doris Ahnen, dar. Zuvor fasste<br />

der <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende Tilman Boehlkau wichtige Eindrücke des<br />

Tages zusammen und gab in seiner Überleitung Doris Ahnen einige<br />

Fragen mit.<br />

XII<br />

Boehlkau zeigte sich zunächst von<br />

den motivierten TeilnehmerInnen,<br />

dem guten Ambiente der Europäischen<br />

Rechtsakademie Trier sowie<br />

des Hotel Mercur und der Aufbruchstimmung,<br />

die von den Erzieherinnen<br />

in Trier ausgegangen war begeistert.<br />

„Diese Aufbruchstimmung nach<br />

PISA“, so Boehlkau, „machen wir<br />

besonders bei den ErzieherInnen<br />

aus. Dies zeichnete sich<br />

schon beim DGB-Bildungstag<br />

in Mainz ab und findet nun<br />

hier in Trier seine Fortsetzung.“<br />

Konkret gab Boehlkau Frau<br />

Ahnen als Steilvorlage drei<br />

Fragen mit auf den Weg zum<br />

Redepult:<br />

1. Gibt es Überlegungen, den<br />

künftigen ErzieherInnen eine<br />

höher qualifizierte Ausbildung<br />

anzubieten und diese damit<br />

europäischen Standards anzugleichen?<br />

2. Gibt es Überlegungen, die<br />

Personalbemessung in den<br />

Kindertageseinrichtungen zu<br />

verbessern? Dringend erforderlich<br />

sind nach Auffassung<br />

der <strong>GEW</strong> beispielsweise Freistellungen<br />

der Leitungskräfte<br />

(spätestens ab 60 Kinder eine<br />

volle Freistellung) sowie geregelte<br />

Verfügungszeiten (ein<br />

Drittel der Arbeitszeit).<br />

3. Die <strong>GEW</strong> hat als Orientierung<br />

einen Diskussionsentwurf<br />

„Rahmenplan frühkindliche Bildung“<br />

herausgegeben. Nun ist bekannt,<br />

dass auch das Ministerium an<br />

einem solchen Plan arbeitet. Kürzlich<br />

nannte der Trierische Volksfreund<br />

in einem Artikel diesen Plan<br />

einen Lehrplan für Kindertagesstätten.<br />

Was kommt tatsächlich auf die<br />

KollegInnen in den Kindertageseinrichtungen<br />

zu?<br />

Ministerin Ahnen machte klar, dass<br />

nach Pisa dringender Handlungsbedarf<br />

bestehe. Es mache sie besonders<br />

betroffen, dass in Deutschland - bezogen<br />

auf den internationalen Vergleich<br />

- bei den Bildungschancen -<br />

offensichtlich die sozialen Unterschiede<br />

bzw. die Herkunft der Kinder<br />

eine große Rolle spielten. Auch<br />

sei der Abstand im Leistungsvermögen<br />

zwischen den schwächsten und<br />

den besten Schülern eklatant groß.<br />

Dem gelte es zukünftig entgegenzuwirken.<br />

Die Empfehlungen zur Bildungsund<br />

Erziehungsarbeit in Kindertagesstätten,<br />

die das Ministerium für<br />

Bildung, Frauen und Jugend im<br />

Sommer veröffentlichen will, soll für<br />

die KollegInnen in den Einrichtun-<br />

gen eine pädagogische Orientierungshilfe<br />

sein. Weder handele es<br />

sich hierbei um einen Lehrplan noch<br />

sollen schulische Lerninhalte in die<br />

Kindertageseinrichtungen vorgezogen<br />

werden. Die Empfehlung definiere<br />

einen eigenen Bildungsansatz<br />

der Kindertageseinrichtungen und<br />

gebe Anregungen und praktische<br />

Hilfestellungen. Es seien viele Aspekte<br />

des <strong>GEW</strong>-Diskussionsentwurfes<br />

„Rahmenplan frühkindliche Bildung“<br />

mit in die ministeriellen Empfehlungen,<br />

die nach Erscheinen im<br />

Sommer diesen Jahres durch die<br />

Fachpraxis erprobt und nach einem<br />

Jahr überarbeitet werden sollen, eingeflossen.<br />

Mit einer entgültigen Fassung<br />

sei Mitte 2004 zu rechnen.<br />

Leider ging Ministerin Ahnen nur<br />

kurz auf die Frage der Ausbildung<br />

von Erzieherinnen und<br />

Erziehern ein. Inhaltliche Veränderungen<br />

werde es geben,<br />

aber eine Anhebung etwa auf<br />

Fachhochschulniveau (nur Österreich<br />

und Deutschland bilden<br />

Erzieherinnen nicht an<br />

Fachhochschulen oder Universitäten<br />

aus) erachte sie nicht als<br />

notwendig.<br />

Auch eine Verbesserung der<br />

Personalbemessung sei aktuell<br />

nicht vorgesehen, denn eine<br />

Anhebung der Qualität in den<br />

Einrichtungen sei nicht<br />

zwangsweise abhängig von einer<br />

Anhebung der Standards.<br />

Was das denn nun konkret für<br />

die Praxis in der Kindertagesstätten<br />

bedeute, hätte ein mancher<br />

gerne nachgefragt. Doch<br />

leider ließen Zeit und Struktur<br />

der Veranstaltung eine Diskussion<br />

nicht mehr zu.<br />

So gingen nicht wenige KollegInnen<br />

mit den Gedanken nach<br />

Hause, dass außer der Erstellung<br />

einer Empfehlung zur Bildungsund<br />

Erziehungsarbeit sowie kleinerer<br />

Veränderungen der ErzieherInnenausbildung<br />

sich offensichtlich<br />

nicht viel bewegt. Ein enttäuschter<br />

Kollege sprach es beim Hinausgehen<br />

deutlich aus: „Also, wenn das die<br />

Antwort auf Pisa ist, ich weiß nicht.“<br />

pbg

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