Das Ich im Anderen - Mirna Funk

„Das Ich im Anderen – Zur Problematik projektiver Liebe“ von Mirna Funk
Kolloquium von Prof. Dr. Volker Gerhardt
Philosophische Fakultät der Humboldt Universität Berlin
Die Projektionstendenzen rühren also aus der Tatsache des in-die-Welt-geworfen-Seins und
dem großen Wunsch in Verbindung mit dem Außen zu treten, um das Gefühl des
Getrenntseins zu überwinden. Ich versuchte zu zeigen, dass in diesem Verhalten keine
Überwindung zu finden ist, da sich bei diesem Mechanismus das Gegenüber nicht zeigt, sich
nicht gesehen fühlt und auch nicht wahrhaftig verstanden werden kann. Man nimmt lediglich
im Anderen die eigenen Anteile wahr. Dieses Verwobensein führe eben zu keiner
authentischen Begegnung mit dem „echten Anderen“. Der „echte Andere“ - das „Du“ - kann
nur gesehen werden, wenn die Andersartigkeit des Individuums bejaht wird. So könnte aus
einem schmerzhaften Fremden im Außen ein lebendiges Fremdes werden, das in ständiger
Interaktion mit einem selbst steht.
Die Liebe als Projektion ist keine authentische Begegnung, sie ist ein Mittel um die eigenen
schmerzhaften Einsamkeitsgefühle zu überwinden. Jene Liebe führt zu einem stetigen
Verbleiben in diesem Gefühl, ohne die Möglichkeit zu eröffnen, die Frage der Vereinzelung
für sich zu klären. Nur in dem Begreifen seiner Einzigartigkeit und der Bejahung der
Andersartigkeit des Anderen kann eine authentische und lebendige Begegnung und
Beziehung entstehen.
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