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Auf dem Weg zu einer lernenden Welt - Unesco

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<strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Weg</strong><br />

<strong>zu</strong> <strong>einer</strong> <strong>lernenden</strong> <strong>Welt</strong><br />

50 Jahre<br />

UNESCO-Institut für Pädagogik


INHALT<br />

2–3 Grusswort des Generaldirektors der<br />

UNESCO Koïchiro Matsuura<br />

3–4 Vorwort des Vorsitzenden des<br />

Kuratoriums des UNESCO-Instituts<br />

für Pädagogik Justin Ellis<br />

5 Grusswort des Präsidenten der<br />

Deutschen UNESCO-Kommission<br />

Klaus Hüfner<br />

6–7 Vorwort des Direktors des UIP<br />

Adama Ouane<br />

8–17 Persönliche Rückblicke dreier<br />

<strong>Weg</strong>begleiter des Instituts:<br />

8 Kasama Varavarn<br />

Ein Institut im Wandel<br />

10 Irène Alenfeld<br />

Alte Liebe rostet nicht oder Was mir<br />

das UIP so lieb und teuer macht<br />

13 Joachim H. Knoll<br />

Einheit der <strong>Welt</strong>, Vielfalt der<br />

Kulturen<br />

18–25 Ein spezielles Projekt:<br />

Die Entstehung des UNESCO-<br />

Instituts für Pädagogik<br />

26–34 Porträts aus den Pionierzeiten des UIP<br />

26 John West Robertson Thompson<br />

27 Minna Specht<br />

28 Paul Lengrand<br />

29 Gottfried Hausmann<br />

30 Paulo Freire<br />

31 Bogdan Suchodolski<br />

32 Maria Montessoris Rede auf der<br />

ersten Sit<strong>zu</strong>ng des Kuratoriums,<br />

19. Juni 1951<br />

35–45 Vom Nachkriegsexperiment <strong>zu</strong>r<br />

Institution:<br />

50 Jahre Bildungsarbeit des<br />

UNESCO-Instituts für Pädagogik<br />

46–51 Das UIP heute:<br />

Bildungsarbeit außerhalb formaler<br />

Systeme und lebenslanges Lernen:<br />

Was bewegt das UNESCO-Institut<br />

fünfzig Jahre nach s<strong>einer</strong> Gründung?<br />

52–53 Die Internationale Zeitschrift für<br />

Erziehungswissenschaft<br />

54–57 Die Publikationen<br />

58–59 Das Personal des UIP vor fünfzig<br />

Jahren und heute<br />

60–64 Die Direktoren<br />

65–74 Drei ehemalige Direktoren blicken<br />

auf das UIP:<br />

65 Tetsuya Kobayashi<br />

67 Ravindra Dave<br />

73 Paul Bélanger<br />

75–77 Stimmen <strong>zu</strong>m UIP<br />

78 Das Kuratorium heute<br />

79 Die Vorsitzenden des Kuratoriums<br />

81-82 Kuratoriumsmitglieder 1951–2002<br />

83 Chronologie<br />

84-101 Liste der Seminare<br />

102 Nachweis der Fotografien und<br />

Illustrationen<br />

103 Impressum


GRUSSWORT<br />

2<br />

KOÏCHIRO MATSUURA<br />

Generaldirektor der UNESCO<br />

Erwachsenenbildung und lebenslanges Lernen<br />

sind zentrale Anliegen der UNESCO. <strong>Auf</strong> diesen<br />

Gebieten ist die Erfahrung unserer Organisation<br />

unbestreitbar. Wir sind stolz auf unsere<br />

Errungenschaften und darauf, dass wir mit<br />

<strong>einer</strong> weitsichtigen Strategie das lebenslange<br />

Lernen gefördert haben. Dabei hat die UNESCO<br />

große Anstrengungen unternommen, um <strong>dem</strong><br />

Lernen höchste Priorität ein<strong>zu</strong>räumen und der<br />

einfachen Tendenz <strong>zu</strong> widerstehen, Bildung,<br />

Ausbildung und Lernen auf die formale Schulbildung,<br />

die Arbeitswelt und die Schaffung von<br />

Wohlstand und Kapital <strong>zu</strong> beschränken. Die<br />

UNESCO hat sich stark dafür engagiert, das<br />

kulturelle Lernen, das generationsübergreifende<br />

Lernen und das Lernen innerhalb von<br />

Gemeinschaften <strong>zu</strong> fördern und auf<strong>zu</strong>werten.<br />

Außer<strong>dem</strong> hat sie angestrebt, die Perspektive<br />

des Lernens jenseits rein instrumenteller und<br />

pragmatischer Ziele auf die Förderung ethischer<br />

Werte und persönlicher und sozialer Verantwortung<br />

aus<strong>zu</strong>weiten. Dieses Engagement<br />

gründet sich auf die Rolle der UNESCO, wie<br />

sie in ihrer Verfassung niedergelegt ist:<br />

Die weite Verbreitung der Kultur und die<br />

Erziehung der Menschheit <strong>zu</strong> Gerechtigkeit,<br />

Freiheit und Frieden sind unlöslich<br />

mit der Würde des Menschen verbunden<br />

und bilden eine heilige Pflicht, die<br />

alle Nationen im Geiste gegenseitiger<br />

Hilfsbereitschaft und gegenseitigen Verstehens<br />

erfüllen müssen.<br />

Die Humanisierung der Globalisierung, die<br />

Befreiung der Bildung von der Tyrannei der<br />

Marktgesetze, die Schaffung <strong>zu</strong>sätzlicher Möglichkeiten,<br />

um <strong>zu</strong> lernen – und, falls nötig,<br />

auch gewisse Dinge bewußt <strong>zu</strong> verlernen –<br />

gehören <strong>zu</strong> den wesentlichen <strong>Auf</strong>gaben der<br />

UNESCO.<br />

Dass Bildung über den Schulbesuch hinausgeht,<br />

ist schon lange unbestritten. Es ist allgemein<br />

anerkannt, dass für das Leben lernen genauso<br />

wichtig ist wie lernen, Wissen <strong>zu</strong> erwerben,<br />

oder lernen, <strong>zu</strong> handeln, und dass Lernen<br />

auch bedeutet, <strong>Weg</strong>e <strong>zu</strong> finden, um in Frieden,<br />

gegenseitigem Respekt und Harmonie <strong>zu</strong>sammen<strong>zu</strong>leben<br />

und <strong>zu</strong>m kontinuierlichen Wandel<br />

der Menschen und ihrer Beziehungen untereinander<br />

bei<strong>zu</strong>tragen. Warum bleiben trotz<strong>dem</strong><br />

bildungspolitische Reformen hinter dieser Erkenntnis<br />

<strong>zu</strong>rück? Warum tun sich Bildungspolitiker<br />

so schwer damit, gängige Praktiken<br />

um<strong>zu</strong>setzen und diese Ziele ganz nach oben auf<br />

die bildungspolitische Tagesordnung <strong>zu</strong> setzen?<br />

Eine Institution, die von Anfang an eine umfassende<br />

und holistische Idee der Bildung hatte<br />

und sich über viele Jahrzehnte für diese Vision<br />

eingesetzt hat, ist das UNESCO-Institut für<br />

Pädagogik (UIP). Unter der Ägide der UNESCO<br />

und der weisen und geschickten Führung seines<br />

Kuratoriums hat das Institut im Laufe des<br />

vergangenen halben Jahrhunderts wesentlich<br />

<strong>zu</strong>r Forschung, Dokumentation, Ausbildung,<br />

politischen Umset<strong>zu</strong>ng und <strong>zu</strong>m Dialog auf<br />

<strong>dem</strong> Gebiet der Erwachsenenbildung und des<br />

lebenslangen Lernens beigetragen. Mittlerweile<br />

genießt das UIP weltweite Anerkennung als<br />

herausragendes Forschungs- und Kompetenzzentrum<br />

im Dienst der Mitgliedsländer, Partnerorganisationen,<br />

privater Institutionen und<br />

Stiftungen, Nichtregierungs-organisationen<br />

sowie Organisationen auf kommunaler Ebene<br />

und Partner der Zivilgesellschaft.<br />

Die Fünfte Internationale Konferenz über<br />

Erwachsenenbildung (CONFINTEA V, Hamburg,<br />

1997) und das noch nicht lange <strong>zu</strong>rückliegende<br />

<strong>Welt</strong>bildungsforum (Dakar, 2000)<br />

haben <strong>dem</strong> UIP neue Impulse gegeben.


Diese beiden wichtigen Konferenzen haben<br />

<strong>dem</strong> Institut neue <strong>Weg</strong>e eröffnet und es mit <strong>dem</strong><br />

klaren, anspruchsvollen Mandat ausgestattet,<br />

dafür Sorge <strong>zu</strong> tragen, dass ihre Empfehlungen,<br />

die die Kernkompetenzen des Instituts betreffen,<br />

nämlich Alphabetisierung, nicht-formale<br />

Bildung, Grundbildung für Erwachsene<br />

und lebenslanges Lernen, umgesetzt werden.<br />

Die Relevanz dieser Themen, die in der von<br />

CONFINTEA verabschiedeten Hamburger<br />

Deklaration ihren Niederschlag fanden, wurde<br />

in <strong>dem</strong> Aktionsplan von Dakar bekräftigt.<br />

Die Verantwortlichkeiten des Instituts nehmen<br />

<strong>zu</strong>, seit<strong>dem</strong> die internationale Gemeinschaft<br />

der UNESCO die Durchset<strong>zu</strong>ng des Ziels nach<br />

Grundbildung für alle übertragen hat. Gleichzeitig<br />

wird die Forderung nach lebenslangem<br />

Lernen lauter und eindringlicher.<br />

Wir feiern heute das 50-jährige Jubiläum des<br />

UIP im vollen Bewusstsein der <strong>Auf</strong>gaben, die<br />

noch vor uns liegen und möchten das Institut<br />

ermutigen, seine innovative und verantwortungsbewusste<br />

Arbeit mit derselben Entschlossenheit,<br />

Professionalität und Vorstellungskraft<br />

fort<strong>zu</strong>setzen wie in der Vergangenheit. Die<br />

UNESCO freut sich auf die kontinuierliche<br />

Unterstüt<strong>zu</strong>ng des UIP <strong>zu</strong>r Bewältigung ihrer<br />

<strong>Auf</strong>gaben und möchte die Dankbarkeit der<br />

Organisation gegenüber allen Kuratoriumsmitgliedern,<br />

Beobachtern, den Mitarbeitern<br />

des Instituts und seinen Direktoren für ihre<br />

Hingabe und Leistung <strong>zu</strong>m Ausdruck bringen.<br />

Ich möchte mich auch bei den Mitgliedsstaaten<br />

bedanken, deren bereitgestellte beträchtliche<br />

außerbudgetäre Mittel die Errungenschaften<br />

des Instituts ermöglicht haben und deren<br />

gegenwärtige und <strong>zu</strong>künftige Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />

für die Fortset<strong>zu</strong>ng der Arbeit des Instituts<br />

lebenswichtig sind.<br />

VORWORT<br />

JUSTIN ELLIS<br />

Vorsitzender des Kuratoriums des<br />

UNESCO-Instituts für Pädagogik<br />

Vor elf Jahren, im November 1990, kam ich an<br />

das UNESCO-Institut für Pädagogik nach<br />

Hamburg, um an einem Seminar über Nachalphabetisierung<br />

teil<strong>zu</strong>nehmen. Ich befand mich<br />

in einem Zustand der Verwirrung, da ich gerade<br />

erst <strong>zu</strong> einem Funktionär der Regierung<br />

Namibias ernannt worden war, das erst acht<br />

Monate vorher seine Unabhängigkeit erlangt<br />

hatte. Die neue Regierung wollte im Rahmen<br />

der Umstrukturierung nach <strong>dem</strong> Ende der südafrikanischen<br />

Herrschaft die Erwachsenenbildung<br />

fördern. Es gab jedoch keine klaren<br />

Anweisungen darüber, wie vor<strong>zu</strong>gehen war.<br />

Ich hatte einige Erfahrungen darin gesammelt,<br />

Regierungen <strong>zu</strong> bekämpfen – und nicht, in<br />

<strong>einer</strong> mit<strong>zu</strong>wirken – und hatte mich für Bildungsmaßnahmen<br />

für namibische Flüchtlinge<br />

in den Flüchtlingscamps in den Frontstaaten<br />

im Süden Afrikas eingesetzt. Daher war es mir<br />

hoch willkommen, einige Wochen im UIP <strong>zu</strong><br />

sein, und ich erinnere mich, abgesehen von <strong>dem</strong><br />

Seminar, an viele Diskussionen mit den Mitarbeitern<br />

des Instituts und an das Herumstöbern<br />

in der Bibliothek. Paul Bélanger war damals<br />

neuer Direktor und musste sich noch eingewöhnen,<br />

und Adama Ouane, der heutige Direktor,<br />

war Mitarbeiter am UIP.<br />

Einige Jahre später wurde ich eingeladen, Mitglied<br />

im Kuratorium des UIP <strong>zu</strong> werden. Ich<br />

fühlte mich sehr geehrt, Teil <strong>einer</strong> so einzigartigen<br />

internationalen Institution <strong>zu</strong> sein, die offensichtlich<br />

die tödliche Formalität vieler UN-<br />

Organisationen nicht angenommen hatte. Das<br />

UIP nahm außer<strong>dem</strong> 1995 an der ersten Evaluierung<br />

unseres nationalen Alphabetisierungsprogramms<br />

teil.<br />

3


VORWORT<br />

4<br />

Übrigens haben wir, wieder mit Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />

des UIP, Nachalphabetisierung in unser Programm<br />

aufgenommen. Erwachsene Lernende<br />

können nun in Namibia das Äquivalent eines<br />

Grundschulabschlusses erwerben und ihre Ausbildung<br />

an <strong>dem</strong> Namibian College für Offenes<br />

Lernen fortsetzen oder andere Möglichkeiten<br />

nutzen. Als Land sind wir offiziell bemüht, eine<br />

lernende Nation <strong>zu</strong> werden und das Konzept<br />

des lebenslangen Lernens um<strong>zu</strong>setzen, <strong>zu</strong> dessen<br />

Entwicklung das UIP so viel beigetragen<br />

hat. Mit <strong>einer</strong> kleinen Bevölkerung und Wirtschaft<br />

sind wir auf die Forschungskapazitäten<br />

und normbildenden Aktivitäten internationaler<br />

Körperschaften angewiesen.<br />

Ich glaube, es war auch 1995, als <strong>dem</strong> UIP die<br />

aufregende <strong>Auf</strong>gabe übertragen wurde, unter<br />

der Schirmherrschaft der UNESCO die Fünfte<br />

Internationale Konferenz über Erwachsenenbildung<br />

<strong>zu</strong> organisieren. Das war ein schwieriger<br />

konzeptioneller und organisatorischer Prozess.<br />

Aber es war aufregend, mit so vielen Regierungen,<br />

Nichtregierungsorganisationen und<br />

Forschungseinrichtungen <strong>zu</strong>sammen<strong>zu</strong>arbeiten!<br />

Die wohl größte Herausforderung für mich<br />

bei der Veranstaltung im Juli 1997 war der Vorsitz<br />

des Drafting Committee der Konferenz,<br />

mit einem Text von ca. 20 Seiten und 200<br />

Änderungen in letzter Minute. Glücklicherweise<br />

waren die meisten Änderungen redaktioneller<br />

Natur, so dass die <strong>Auf</strong>gabe irgendwie<br />

tief in der Nacht erledigt werden konnte.<br />

Die beiden letzten Jahre waren schwierig für<br />

das UIP, da wir mit der Überraschung der “Restrukturierung”<br />

der Zuwendungen seitens der<br />

Bundesregierung fertig werden mussten. Trotz<strong>dem</strong><br />

hat das UIP seine Arbeit fortgesetzt, sogar,<br />

wie es scheint, mit mehr Dynamik, Überzeugung<br />

und Engagement.<br />

Nach all diesen Erfahrungen muss man sich<br />

fragen, ob das UIP gute Arbeit leisten kann<br />

ohne irgendeine Krise auf der Tagesordnung<br />

und der Notwendigkeit, Unmögliches <strong>zu</strong> schaffen!<br />

Wenn ich auf das vergangene Jahrzehnt und<br />

die Arbeit des UIP <strong>zu</strong>rückblicke, muss ich widerwillig<br />

eingestehen, dass die Veränderungen,<br />

die wir in Bildungssystemen erreichen wollen,<br />

sehr schwierig herbei<strong>zu</strong>führen sind und sich<br />

nur mühsam und, wenn überhaupt, langsam<br />

einstellen. Der Skandal der Armut ist immer<br />

noch sehr präsent.Trotz unseres Ehrgeizes und<br />

unserer Ungeduld werden die Ergebnisse wohl<br />

höchstens von unseren Enkelkindern gesehen<br />

werden, wenn sie alt sind. Vielleicht sollte man<br />

darüber nicht überrascht sein, wenn man sich<br />

vor Augen führt, wie massiv jedes Bildungssystem<br />

ist, und wie viel auf <strong>dem</strong> Spiel steht.<br />

Sicherlich braucht man eine längere Perspektive<br />

als die 10–20 Jahre, die wir hoffen können,<br />

auf Forschung und Politik Einfluss <strong>zu</strong> nehmen.<br />

Wenn ich <strong>zu</strong>rückblicke auf die 50 kurzen Jahre<br />

des UIP, können wir mit Dankbarkeit einige<br />

Fortschritte erkennen. Spezialisierte Institute,<br />

die ein subversives Gedächtnis und eine futuristische<br />

Idee haben, die viele Leben harter<br />

Arbeit wert ist, sind daher weiterhin von<br />

Bedeutung für die Weiterentwicklung der Menschen,<br />

vor allem, so hoffen wir, für die Armen,<br />

Ausgegrenzten und Leidenden.


KLAUS HÜFNER<br />

Präsident der Deutschen<br />

UNESCO-Kommission<br />

“Hütet Euch ... das Erbe <strong>zu</strong> verkaufen,<br />

das unsere Vorfahren hinterlassen haben.<br />

Ein Schatz ist darin verborgen.”<br />

(aus: Fabeln von LaFontaine,<br />

Der pflügende Bauer und seine Kinder)<br />

Die Menschen sind Europas wichtigstes Gut und<br />

müssen im Zentrum der Politik der Union<br />

stehen – so lautet <strong>einer</strong> der Schlüsselsätze des<br />

EU-Memorandums <strong>zu</strong>m lebenslangen Lernen<br />

vom 21. November 2001.<br />

Damit ist eine wichtige Rolle des UIP als UNES-<br />

CO-Bildungsinstitut mit Sitz in der Hansestadt<br />

Hamburg, in Deutschland, in Europa markiert:<br />

Die exzellenten fachlichen und bildungspolitischen<br />

Verbindungen des Instituts in alle <strong>Welt</strong>regionen<br />

sind ein verborgener Schatz in der<br />

Albert-Ballin-Villa in der Feldbrunnenstraße.<br />

Dieses Potenzial kann in den kommenden Jahren<br />

im aufgeklärten Eigeninteresse sowohl für die<br />

angewandte Bildungsforschung in Deutschland<br />

als auch für die Weiterentwicklung der Programme<br />

in Europa und weltweit fruchtbar werden.<br />

Der Zeitpunkt ist günstig. Wir stehen am Anfang<br />

<strong>einer</strong> neuen Phase bildungsreformerischen Elans,<br />

der u. a. durch die Vereinbarungen der internationalen<br />

Gemeinschaft beim <strong>Welt</strong>forum Bildung<br />

für Alle in Dakar im April 2000, wichtige internationale<br />

Vergleichsstudien der OECD (<strong>zu</strong>letzt<br />

insbesondere die PISA-Studie) und die Empfehlungen<br />

des deutschen Forum Bildung vom<br />

November 2001 stimuliert wird. Es ist allgemein<br />

anerkannt, dass dabei die Lernchancen internationaler<br />

Kooperation systematisch genutzt werden<br />

müssen, um das Bildungswesen auf die<br />

Höhe der Zeit <strong>zu</strong> bringen.<br />

Die Probleme von Wissenstransfer, Wissensgesellschaft<br />

und Wissensökonomie sind direkt mit<br />

GRUSSWORT<br />

den Fragen von Lernfähigkeit, Lernbedingungen<br />

und Wissensproduktion <strong>zu</strong> verbinden. Lebenslanges<br />

Lernen in der entstehenden Lerngesellschaft<br />

meint nicht den ‘Zufall der Selbstbildung’,<br />

sondern komplexe und politisch verantwortete<br />

Anstrengungen auf allen Altersstufen<br />

und Wissensebenen, an allen geographischen und<br />

kulturellen Orten der <strong>Welt</strong>gesellschaft.<br />

Das Kernmandat des UNESCO-Instituts für<br />

Pädagogik bearbeitet hier<strong>zu</strong> wichtige Fragen:<br />

■ Was genau behindert – was fördert das<br />

Entstehen von Lerngesellschaften ?<br />

■ Wie können neue Forschungsergebnisse<br />

über Lernvorgänge und Spracherwerb genutzt<br />

werden ?<br />

■ Wie kann angesichts des großen Einflusses<br />

globalisierter Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

Wissen produziert,<br />

ausgetauscht und für nachhaltige menschliche<br />

Entwicklung genutzt werden ?<br />

Das UIP hat das Potenzial, ein wichtiger Ort für<br />

die internationale Kooperation der nächsten<br />

Generation <strong>zu</strong> werden, an <strong>dem</strong> alternative Strategien<br />

der Globalisierung ausgearbeitet werden<br />

können. Das UIP stellt sich diesen Herausforderungen<br />

mit seinen Partnern. Ein gutes Beispiel ist<br />

die vom UIP im Juli 2001 in Beijing gemeinsam<br />

mit den amerikanischen und chinesischen Aka<strong>dem</strong>ien<br />

der Erziehungswissenschaften sowie der<br />

Europäischen Kommission veranstalteten Konferenz<br />

<strong>zu</strong>r Erwachsenenbildung. Die 31. Generalkonferenz<br />

der UNESCO hat das im Nov.<br />

2001 mit <strong>dem</strong> Beschluss honoriert, das UIP<br />

rechtlich mit den anderen internationalen Bildungsinstituten<br />

der UNESCO gleich<strong>zu</strong>stellen.<br />

Ich wünsche allen am und mit <strong>dem</strong> UIP engagierten<br />

Fachleuten, sowie den Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern weiterhin alles Gute und viel<br />

Erfolg.<br />

5


VORWORT<br />

6<br />

ADAMA OUANE<br />

Direktor des UNESCO-Instituts<br />

für Pädagogik<br />

Ein Jubiläum ist immer eine Feier wert! Dieses<br />

Jahr ist das UNESCO-Institut für Pädagogik<br />

(UIP) 50 Jahre alt geworden. Das allein ist<br />

noch kein besonderer Verdienst – das Institut<br />

kann sich jedoch <strong>zu</strong>gute halten, einfach nur<br />

ein halbes Jahrhundert unter unzähligen miteinander<br />

in Konkurrenz stehenden Institutionen<br />

in der oft verwirrenden Arena internationaler<br />

Kooperation überlebt <strong>zu</strong> haben. Ein Unterfangen,<br />

das von edlen und menschlichen<br />

Zielen geleitet war und von sich schnell ändernden<br />

Prioritäten und Terminvorgaben, großen<br />

Hoffnungen und gebrochenen Versprechen,<br />

ehrgeizigen Zielen und unvollendeten Plänen<br />

gekennzeichnet ist. Doch auch darauf ist das<br />

Institut stolz, obwohl es gerade jetzt um sein<br />

Überleben kämpft.<br />

Das UIP ist gerade in <strong>einer</strong> Zeit, in der die<br />

Menschheit mit neuen Themen und Herausforderungen<br />

konfrontiert wird, stolz auf die<br />

kontinuierliche Relevanz s<strong>einer</strong> Arbeit und seines<br />

Mandats. Die UNESCO und die Gründer<br />

des Instituts sollten für die Weitsichtigkeit<br />

gelobt werden, mit der sie <strong>dem</strong> UIP eine <strong>Auf</strong>gabe<br />

übertragen haben, die nie an Bedeutung<br />

verloren, sondern im Gegenteil mit der Zeit<br />

gewonnen hat. Diejenigen, die das Institut<br />

unterstützt und mit ihm gearbeitet haben,<br />

können auf diese Leistung ebenfalls stolz sein.<br />

Bildung, Bildung und nochmals Bildung war<br />

immer das Mandat des UIP. Bildung für das<br />

doppelte Ideal von Freiheit und Verantwortung.<br />

Die Arbeit des Instituts zeugt von einem<br />

ständigen Streben nach <strong>dem</strong> Recht auf Bildung<br />

und Lernen für alle, ungeachtet geographischer<br />

oder sozioökonomischer Bedingungen. Das<br />

UIP besaß den Mut, seine Programme auf die<br />

Lernbedürfnisse von Randgruppen und Menschen<br />

in entlegenen Regionen <strong>zu</strong><strong>zu</strong>schneiden in<br />

<strong>einer</strong> Zeit, in der finanzielle Mittel und Anerkennung<br />

auf diesem Gebiet dünn gesät waren.<br />

Noch wichtiger ist, dass das UIP eine klare und<br />

freiwillige Wahl getroffen und unermüdliche<br />

Anstrengungen unternommen hat, um “Bildung<br />

um<strong>zu</strong>drehen”, in<strong>dem</strong> es – oftmals gegen<br />

herrschende Trends – ständig neue Ansätze<br />

ausprobiert und fundierte und wohldurchdachte<br />

Analysen komplexer und strittiger Themen<br />

vorgelegt hat, als schnelle Lösungen in<br />

Mode waren.<br />

Seit s<strong>einer</strong> Gründung einige Jahre nach <strong>dem</strong><br />

schrecklichen Krieg, der so verheerende Folgen<br />

für die Menschen hatte, hat sich das Institut<br />

mutig der Bildung und der “re-education” <strong>zu</strong><br />

Frieden und internationaler Verständigung<br />

gewidmet. Geleitet von namhaften Bildungsspezialisten<br />

und -aktivisten antwortete das UIP<br />

auf die in der jeweiligen Zeit dringendsten<br />

aktuellen Forderungen und Erwartungen im<br />

Bildungsbereich. Als Folge des leidenschaftlichen<br />

<strong>Auf</strong>rufs von Maria Montessori beschäftigte<br />

es sich mit frühkindlicher Erziehung und<br />

Entwicklung. Gleichzeitig organisierte das<br />

Institut im Gründungsjahr das erste Seminar<br />

über Erwachsenenbildung, soziale und politische<br />

Verantwortung. Außer<strong>dem</strong> entschied es<br />

sich vor 30 Jahren für lebenslanges Lernen als<br />

Aktionsrahmen und thematischen Schwerpunkt.<br />

Das UIP war auch wesentlich am Paradigmenwechsel<br />

beteiligt, der auf der 5. Internationalen<br />

Konferenz über Erwachsenenbildung<br />

(CONFINTEA V) von der Erwachsenenbildung<br />

<strong>zu</strong>m Erwachsenenlernen stattgefunden<br />

hat, womit ein Ansatz gemeint ist, der<br />

das Lernen in den Mittelpunkt stellt.<br />

Es ist unmöglich, umfassend auf die Fülle der<br />

Aktivitäten ein<strong>zu</strong>gehen, die das Institut durchgeführt<br />

bzw. auf die es Einfluss genommen hat.


Es muss genügen, die wesentlichen pädagogischen<br />

Richtungen auf<strong>zu</strong>zeigen, die es inspiriert<br />

haben. Diese beruhen teilweise auf <strong>dem</strong> Konzept<br />

der Pädagogik der Fragen, wie sie von Paul<br />

Lengrand vertreten wurde, im Gegensatz <strong>zu</strong><br />

<strong>einer</strong> auf naiven und leichtgläubigen Wahrheiten<br />

basierenden Pädagogik. Sie spiegeln sich<br />

auch wider in der von Humanismus und Optimismus<br />

angetriebenen Pädagogik des Tragischen,<br />

wie sie von Bogdan Suchodolski propagiert<br />

wurde. Sie sind ebenfalls von der Pädagogik<br />

der Unterdrückten und <strong>dem</strong> von Paulo Freire<br />

entwickelten Begriff der kritischen Bewusstwerdung<br />

geprägt, mit <strong>dem</strong> Ziel der Stärkung der<br />

Position der Armen, gegenüber <strong>dem</strong> Konzept<br />

der “Bankierserziehung” mit seinen entfremdenden<br />

Merkmalen. Schließlich beinhalten sie<br />

auch die Pädagogik der Neugier und Freude an<br />

kreativem Lernen und Lehren, die unermüdlich<br />

von Gottfried Hausmann betrieben wurde.<br />

Heute wird <strong>dem</strong> lebenslangen Lernen größere<br />

Anerkennung im Bildungsdiskurs <strong>zu</strong>teil. Es<br />

strebt danach, Bildungspraktiken und Reformen<br />

in Entwicklungs- und Industrieländern seinen<br />

Stempel auf<strong>zu</strong>drücken. Der <strong>Auf</strong>gabe, die<br />

vielfältigen Lernbedürfnisse aller Menschen <strong>zu</strong><br />

befriedigen, wird immer noch Priorität in Plä-<br />

nen und Aktionsprogrammen eingeräumt, und<br />

das in <strong>einer</strong> Zeit, in der eine nachhaltige, qualitativ<br />

angemessene Grundbildung für alle in<br />

vielen Ländern noch nicht erreicht und für viele<br />

Menschen und Gruppen nur ein ferner<br />

Traum ist. Es wird heute viel über lebenslanges<br />

Lernen in Wissensgesellschaften geredet.<br />

Gleichzeitig begegnet der ständig wachsende<br />

Bedarf an Lernen und Wissen oftmals nur sehr<br />

reduzierten Antworten und ungenügenden politischen<br />

Minimallösungen. Diese Defizite müssen<br />

aufgezeigt werden, wenn Bildung ein<br />

lebenslanger und lebensumspannender Prozess<br />

werden soll. Erwachsenenlernen ist ein Schlüsselelement<br />

des lebenslangen Lernens. Wie die<br />

CONFINTEA mit ihrem Motto betont hat, ist<br />

Lernen im Erwachsenenalter ein Vergnügen, ein<br />

Instrument, ein Recht und eine gemeinsam<br />

getragene Verantwortung. Mit Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />

aller Partner und Beteiligten wird das UIP die<br />

transformative Kraft des Lernens spiegeln, nach<br />

außen tragen und s<strong>einer</strong> Vision weiter folgen.<br />

Die neuen im Aktionsrahmen von Dakar festgeschriebenen<br />

Ziele für eine Grundbildung für<br />

alle bilden den fruchtbaren Boden für die Erfüllung<br />

s<strong>einer</strong> lohnenden <strong>Auf</strong>gabe in den kommenden<br />

Jahren.<br />

Adama Ouane und Marcio Barbosa, stellv. Generaldirektor der UNESCO, im April 2001<br />

7


KASAMA VARAVARN<br />

8<br />

EIN INSTITUT IM WANDEL<br />

Nach Jahren enger Zusammenarbeit zwischen<br />

<strong>dem</strong> UNESCO-Institut für Pädagogik und <strong>dem</strong><br />

Thailändischen Bildungsministerium wurde mir<br />

die Ehre <strong>zu</strong>teil, acht Jahre lang, von 1992–99,<br />

<strong>dem</strong> Kuratorium des UIP an<strong>zu</strong>gehören. Als der<br />

neue Direktor, Dr. Paul Bélanger, mit der Einladung<br />

an mich herantrat, war mir nicht<br />

bewusst, dass mir die einmalige Gelegenheit<br />

gegeben wurde, an Veränderungen des UIP teil<strong>zu</strong>haben,<br />

die sich nicht nur auf das Institut selber,<br />

sondern auf das gesamte Feld der Erwachsenenbildung<br />

auswirken würden.<br />

Im Rückblick wird mir klar, dass allein meine<br />

Mitwirkung im Kuratorium eine dieser vielen<br />

Veränderungen war. In den Kreis der Mitglieder,<br />

der sich bisher aus renommierten Forschern und<br />

Gelehrten <strong>zu</strong>sammengesetzt hatte, wurden<br />

<strong>zu</strong>nehmend Bildungsexperten mit praktischer<br />

Erfahrung, Vertreter von Nichtregierungsorganisationen<br />

und Frauen aufgenommen. Im Laufe<br />

der Jahre bemühte sich das Kuratorium verstärkt<br />

darum, durch den Kontakt mit Praktikern<br />

und durch die Bildung von Netzwerken die<br />

Erfahrungen aus der Praxis enger in die Arbeit<br />

des Instituts ein<strong>zu</strong>beziehen. Auch das Tempo<br />

und der Stil der Diskussionen in den Sit<strong>zu</strong>ngen<br />

veränderten sich spürbar, wurden informeller<br />

und zeichneten sich durch mehr Dialoge und<br />

weniger vorgefertigte Antworten aus.<br />

Die Organisation der Fünften internationalen<br />

Konferenz über Erwachsenenbildung im Jahre<br />

1997 reflektierte viele dieser neuen Visionen<br />

des Instituts, beginnend mit <strong>dem</strong> Mut, die Konferenz<br />

in der schönen Stadt Hamburg ab<strong>zu</strong>halten,<br />

und der Entschlossenheit, sie auf eine<br />

Weise durch<strong>zu</strong>führen, dass sie den Prinzipien<br />

der Erwachsenenbildung und der Freude des<br />

Lernens Ausdruck verleihen würde.<br />

Bei der Konferenz hatten Regierungen und<br />

Nichtregierungsorganisationen den gleichen<br />

Status. Es wurden besondere Anstrengungen<br />

unternommen, um Lernende und Praktiker an<br />

der Konferenz teilnehmen <strong>zu</strong> lassen, damit sie<br />

ihre Erfahrungen einbringen konnten. Bis heute<br />

bewahrt ein Grundschulabsolvent, der auf<br />

der Konferenz thailändische Volkslieder vortrug,<br />

die Erinnerung an ‘meine Konferenz’.<br />

Obwohl das Ziel <strong>einer</strong> Teilnahme von 50%<br />

Frauen nicht erreicht wurde, waren mehr als<br />

30% der Teilnehmer Frauen, und der überwiegende<br />

Teil der Schlüsselpositionen der Konferenz<br />

wurde von Frauen ausgefüllt.<br />

Für die meisten Teilnehmer und Teilnehmerinnen,<br />

die an formale Tagungen gewöhnt waren,<br />

ist die Konferenz durch ihre bunten Inszenierungen,<br />

Ausstellungen und Straßenfeste, wo<br />

praktische Erfahrungen sich auf natürliche<br />

Weise mit theoretischen Diskussionen vermischten,<br />

in Erinnerung geblieben.<br />

Monatelang, im Vorfeld und nach der Konferenz,<br />

haben sich Hunderte von Menschen getroffen,<br />

um miteinander <strong>zu</strong> diskutieren, <strong>zu</strong> planen<br />

und die zehn Themen der Konferenz vorbzw.<br />

nach<strong>zu</strong>bereiten, die sowohl traditionelle<br />

Themen der Erwachsenenbildung wie Alphabetisierung<br />

und Grundbildung als auch neue<br />

Themen wie Medien, Kultur und Ökonomie<br />

der Erwachsenenbildung umfassten.<br />

Für Monate und Jahre haben die gemeinsamen<br />

Erfahrungen und gelernten Lektionen Bildungsexperten<br />

und Lernende auf der ganzen <strong>Welt</strong> in<br />

<strong>dem</strong> gemeinsamen Vorhaben inspiriert, die neue<br />

Vision der Erwachsenenbildung voran<strong>zu</strong>treiben.<br />

Als Mitglied der Kuratoriums und Vorsitzende<br />

in zwei für das Institut sehr schwierigen Jahren,<br />

ist mir bewusst, dass die Veränderungen des


Instituts schmerzhaft, aber notwendig waren.<br />

All<strong>zu</strong> oft standen die finanzielle Stabilität und<br />

die spirituelle Integrität des UIP auf <strong>dem</strong> Spiel.<br />

Ohne die visionäre Kraft, den Mut und den<br />

unnachgiebigen Einsatz von Dr. Paul Bélanger<br />

und den aufopferungsvollen Mitarbeiterstab<br />

wäre es <strong>dem</strong> Institut nicht möglich gewesen,<br />

diesen Beitrag <strong>zu</strong> leisten. Besondere Anerkennung<br />

verdienen auch die Kuratoriumsmitglieder,<br />

die in ihrem Engagement vereint waren<br />

und die die Umgestaltung des UIP unermüdlich<br />

unterstützt haben.<br />

Ich bedauere sehr, dass ich das Kuratorium verlassen<br />

musste, als viele Probleme noch ungelöst<br />

waren. Gleichzeitig bin ich stolz darauf, <strong>dem</strong><br />

Kuratorium in <strong>einer</strong> Zeit angehört <strong>zu</strong> haben, in<br />

der das Institut sein Engagement für die Vision<br />

und das Prinzip des Erwachsenenlernens so entschlossen<br />

<strong>dem</strong>onstriert hat. Wir mögen unseren<br />

<strong>Auf</strong>trag noch nicht gänzlich erfüllt haben, aber<br />

EIN INSTITUT IM WANDEL<br />

im Laufe des letzten halben Jahrhunderts hat<br />

das UNESCO-Institut für Pädagogik s<strong>einer</strong><br />

Existenz immer wieder Berechtigung gegeben,<br />

in<strong>dem</strong> es uns gezeigt hat, dass wir etwas verändern<br />

können.<br />

<strong>Auf</strong> der Reise des UIP in die Zukunft möchte<br />

ich <strong>dem</strong> Kuratoriumsvorsitzenden Justin Ellis<br />

sowie <strong>dem</strong> Direktor Dr. Adama Ouane meine<br />

besten Wünsche auf den <strong>Weg</strong> geben. Beide<br />

waren in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten<br />

der Stolz und die Stärke des Instituts;<br />

sie sind in der einzigartigen Lage, sich auf seinen<br />

reichen Erfahrungsschatz und seine Weisheit<br />

<strong>zu</strong> stützen.<br />

Kasama Varavarn<br />

9


IRÈNE ALENFELD<br />

10<br />

ALTE LIEBE ROSTET NICHT<br />

ODER WAS MIR DAS UIP SO LIEB UND TEUER<br />

MACHT<br />

Als ich jung war, wollte ich die <strong>Welt</strong> kennen<br />

lernen. Ich hatte Glück: Sie öffnete sich mir. So<br />

zog ich von Berlin mit leichtem Gepäck nach<br />

Paris, denn meine Eltern konnten mir nicht<br />

viel mitgeben bis auf das Geschenk <strong>einer</strong><br />

humanistischen Erziehung, in der Literatur,<br />

Kunst und Geschichte einen wesentlichen Platz<br />

einnahmen. Ich studierte Sprachen an der Sorbonne,<br />

verbrachte einige Zeit an der London<br />

School of Economics, machte meine ersten<br />

Erfahrungen als Konferenzdolmetscherin in<br />

Paris. Eines Tages expedierten mich meine Kollegen<br />

nach Amerika, um der 150-prozentigen<br />

Französin den Horizont <strong>zu</strong> erweitern.<br />

Warum ich dies erzähle, da ich doch eigentlich<br />

über meine jahrzehntealten Beziehungen <strong>zu</strong>m<br />

Hamburger UNESCO-Institut für Pädagogik<br />

berichten will? Weil ich erst meine Erfahrungen<br />

in der <strong>Welt</strong> sammelte, um diese dann im<br />

UIP wieder<strong>zu</strong>finden und <strong>zu</strong> vertiefen. In den<br />

USA bereiste ich kreuz und quer den weiten<br />

Kontinent mit deutschen Gruppen, denen man<br />

unter <strong>dem</strong> Oberbegriff Erziehung <strong>zu</strong>r Demokratie<br />

alle möglichen Sachthemen präsentierte.<br />

Schließlich hatte ich genug davon, die <strong>Welt</strong><br />

war groß, es gab noch so viel <strong>zu</strong> entdecken! Ich<br />

hatte einen Schatz von über dreitausend Dollar<br />

angespart, das war damals viel Geld, und so<br />

reiste ich fast ein Jahr lang allein durch Asien.<br />

Es gab kaum ein Land, das ich nicht kennen<br />

lernte, überall öffneten sich mir die Türen; ich<br />

besuchte Schulen, Theateraufführungen in<br />

Dorf und Stadt, religiöse Feste, Universitäten<br />

wie Industrieunternehmen, Tempel und Moscheen,<br />

Museen und Sehenswürdigkeiten aller<br />

Art und musikalische Darbietungen, die nächtelang<br />

andauerten.<br />

Als ich nach Deutschland <strong>zu</strong>rückkehrte, war<br />

die <strong>Welt</strong> mit einem Schlag sehr eng, überall<br />

gab es Grenzen, auch in den Köpfen. Ich fühlte<br />

mich verloren, fehl am Platze. Und da ich<br />

keinen Pfennig mehr besaß, kehrte ich recht<br />

bald <strong>zu</strong>m Konferenzdolmetschen <strong>zu</strong>rück.<br />

Eines Tages empfahlen mich Kollegen <strong>dem</strong><br />

UNESCO-Institut für Pädagogik. Man suchte<br />

einen Dolmetscher, der Englisch und Französisch<br />

aktiv dolmetschte; das war in Deutschland<br />

eher die Ausnahme. So kam ich, vermutlich<br />

1967, <strong>zu</strong>m ersten Mal in die Feldbrunnenstraße,<br />

noch war es die Nummer 70, das alte,<br />

gemütliche Patrizierhaus, das mich immer an<br />

die frühen Romane Thomas Manns erinnerte,<br />

obwohl er freilich seine Lübecker <strong>Welt</strong> und<br />

nicht Hamburger Patrizier geschildert hatte.<br />

In diesem alten Haus, das aus allen Nähten<br />

krachte, so viele Büros und Menschen waren<br />

dort untergebracht, in <strong>dem</strong> die hölzernen Treppenstufen<br />

bei je<strong>dem</strong> Schritt knarrten und die<br />

Diele der Dorfplatz war: Dort fand ich jene<br />

große, weite <strong>Welt</strong> wieder, den Blick über den<br />

Horizont Europas hinaus, die Probleme der<br />

Dritten <strong>Welt</strong>, die ich auf m<strong>einer</strong> <strong>Welt</strong>reise<br />

beobachtet und erfahren hatte. Aber auch die<br />

Lebensfreude, die Spontaneität, ebenso einen<br />

bedächtigeren Lebensrhythmus, jene lächelnde<br />

Höflichkeit, die viel schenkt und dennoch<br />

Zurückhaltung übt.<br />

Gewiss wird hier nicht von mir erwartet, dass<br />

ich ausführlich die wechselnden wissenschaftlichen<br />

Orientierungen im Laufe der mehr als<br />

30 Jahre währenden Zusammenarbeit mit <strong>dem</strong><br />

UIP schildere. Aus der <strong>Auf</strong>listung der internationalen<br />

Seminare ab 1966/67 wird jedenfalls<br />

deutlich, dass Forschung und Zusammenarbeit<br />

mit Entwicklungsländern immer mehr in den<br />

Vordergrund traten, Europa nicht länger im<br />

Mittelpunkt stand – was meinen eigenen Interessen<br />

sehr entgegenkam. Bei einem der ersten


Seminare diente ich allerdings einem illustren<br />

Kreis europäischer Mathematiklehrer als Versuchskaninchen<br />

für Modern Math, auf<br />

Deutsch Mengenlehre, die in m<strong>einer</strong> Schulzeit<br />

glücklicherweise unbekannt war. Mein Fazit:<br />

Auch in dieser Form blieb das Fach für mich<br />

unverdaulich!<br />

Ein andermal wurde ich in jener frühen Zeit<br />

von Albert Legrand, <strong>dem</strong> damaligen geschäftsführenden<br />

Direktor, verdonnert, die Sat<strong>zu</strong>ng<br />

des UIP neu <strong>zu</strong> übersetzen – doch für einen<br />

Dolmetscher, der auf schnelle Reaktionen konditioniert<br />

ist, gibt es nichts Schlimmeres, als<br />

einen juristischen Text bedächtig-gründlich <strong>zu</strong><br />

übersetzen und auf Kongruenz ab<strong>zu</strong>klopfen!<br />

Verzichten wir auf weitere Anekdoten, die eher<br />

privater Natur sind – und dass ich im Laufe der<br />

vielen Jahre dieses und jenes von den Mitarbeitern<br />

erfahren sollte, lässt sich leicht denken,<br />

hatte ich doch die Stellung <strong>einer</strong> Vertrauten, die<br />

das Haus kannt e, als Gast jedoch nicht in die<br />

Interna verwickelt war. Und ich, die ich ein<br />

Leben lang als freelance, als freie Konferenzdolmetscherin,<br />

gelebt habe, entdeckte, dass es<br />

wie in den besten Familien so auch im hoch<br />

geschätzten UIP persönliche Krisen, Fehden,<br />

Auseinanderset<strong>zu</strong>ngen gab, die manchmal ein<br />

glückliches Ende nahmen – doch nicht immer.<br />

Als ich das UIP kennen lernte, war es so<strong>zu</strong>sagen<br />

gerade seinen Kinderschuhen entwachsen.<br />

Wie in je<strong>dem</strong> Leben galt es auch für das Institut,<br />

mit seinen Wachstumskrisen fertig <strong>zu</strong> werden,<br />

und das war nicht immer leicht für die<br />

Mitarbeiter. Manchmal waren die Krisen wie<br />

von pubertärer Heftigkeit, wobei freilich mehr<br />

auf <strong>dem</strong> Spiel stand als im individuellen Leben:<br />

die <strong>zu</strong>künftige Finanzierung des Instituts, die<br />

Evaluierung des Erreichten, die Neuorientierung<br />

der Forschung wie die wissenschaftliche<br />

Reputation des Direktors ...<br />

ALTE LIEBE ROSTET NICHT<br />

Die großen Richtungsänderungen des UIP sind<br />

mir vor allem als große Redeschlachten in<br />

Erinnerung: Da ging es um den Wandel der<br />

Bildungssysteme in entwickelten wie in Entwicklungsländern,<br />

um die Koordinierung von<br />

Forschungsaufgaben unter <strong>dem</strong> großen, alles<br />

beherrschenden Schlagwort des Learning to be<br />

und der Schule als eines Mitbestandteils lebenslangen<br />

Lernens ... Ja, die Erde hatte sich weiter<br />

gedreht, die Prämissen unserer Zeit hatten<br />

sich gewandelt, Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

lösten einen Schwindel<br />

erregenden Anschub aus. Aber wohin? Dem<br />

UIP fielen neue <strong>Auf</strong>gaben <strong>zu</strong>, neue Konzepte<br />

wurden wie Pingpongbälle zwischen ihren<br />

eifrigen Verfechtern hin und her geschmettert:<br />

lebenslanges Lernen, Zivilgesellschaft, funktioneller<br />

Analphabetismus, Postalphabetisierung,<br />

die neuesten Erkenntnisse der wegweisenden<br />

internationalen Konferenzen erfüllten<br />

die Worthülsen mit Leben. Und die gute alte<br />

Erwachsenenbildung gab es glücklicherweise<br />

noch immer, ja, sie kam <strong>zu</strong> höchsten Ehren bei<br />

der großen CONFINTEA-Konferenz 1997 in<br />

Hamburg. Bei der Bewältigung dieser mammutartigen<br />

<strong>Auf</strong>gabe wuchs das UIP über sich<br />

selbst hinaus, was sich auch in der Anzahl von<br />

Sprachen wie Dolmetschern widerspiegelte.<br />

Denn normalerweise geht es viel bescheidener<br />

<strong>zu</strong>, wenige Sprachen, wenige Dolmetscher –<br />

SPAREN –, seit vielen Jahren arbeite ich vor<br />

allem mit Nadine Kieffer <strong>zu</strong>sammen: ein altbewährtes<br />

Paar wie Pat und Patachon.<br />

Da wäre noch eine glückliche Koinzidenz <strong>zu</strong><br />

erwähnen, die mir das UIP doppelt lieb<br />

gemacht hat: In nächster Nähe <strong>zu</strong>m Institut<br />

fand ich einen Spiegel, der mir alles, was ich im<br />

UIP an Gedanken und Anliegen kennen lernte,<br />

wie in <strong>einer</strong> Reflextion ein zweites Mal vor<br />

Augen führte: das Hamburger Völkerkun<strong>dem</strong>useum,<br />

das nicht nur großartige Sammlungen<br />

der frühen Ethnologen beherbergt, son-<br />

11


IRÈNE ALENFELD<br />

12<br />

dern im Laufe der Jahre – auch dank Professor<br />

Hausmanns Bemühungen – eine Neuorientierung<br />

betrieb, der ich viel verdanke. In meinen<br />

freien Stunden wurde mir eine Fülle von Einblicken<br />

in unsere heutige <strong>Welt</strong> in all ihrer Vielfalt<br />

auf fünf Kontinenten vermittelt; kein Wunder,<br />

dass ich dieses Schatzhaus immer wieder in<br />

glühenden Farben pries und so manche Delegierte<br />

<strong>zu</strong> einem Besuch <strong>zu</strong> bewegen suchte. Freilich<br />

sei nicht verschwiegen, dass bisweilen Afrikaner<br />

mein bewundernder Vergleich zwischen<br />

ihrem Kopf und, sagen wir, den schönen Gussund<br />

Terrakottaplastiken der Yoruba- und<br />

Benin-Künstler eher verlegen machte, denn<br />

Ahnenkult und rituelle Bräuche haben bis heute<br />

in Afrika einen anderen Stellenwert …<br />

Unter den vielen Mitarbeitern und Delegierten,<br />

denen ich immer wieder mit Freude alljährlich<br />

begegnet bin, möchte ich <strong>zu</strong>m Schluss<br />

einen Menschen namentlich erwähnen: Uschi<br />

Giere, Leiterin von Dokumentationszentrum<br />

und Bibliothek, mit der ich mich so oft angeregt<br />

unterhalten habe, hinter der Kabine, in<br />

den Kaffeepausen, bei den großen fröhlichen<br />

Festen des Instituts: Plötzlich hat sie uns alle<br />

verlassen, es ging so schnell – heute schaut sie<br />

uns mit großen Augen aus ihrem Porträt in der<br />

Bibliothek an, und in ihrem einstigen Büro<br />

hängen noch die norddeutschen Landschaften,<br />

die sie so geliebt hat: diese zarten, graugrünen<br />

weiten Blicke über Land und Meer, die oft im<br />

Nebel aufgehen.<br />

Irène Alenfeld


EINHEIT DER WELT, VIELFALT DER<br />

KULTUREN<br />

IMPRESSIONEN<br />

Diese Überschrift, in Anlehnung an Zielvorgaben<br />

der Verfassung der UNESCO von 1945<br />

formuliert, mag für einen kurzen Artikel, der<br />

nur Beobachtungen, Erinnerungen und gemeinsame<br />

Arbeit ins Bewusstsein heben möchte, <strong>zu</strong><br />

pathetisch und <strong>zu</strong> euphemistisch erscheinen.<br />

Aber die Überschrift ist recht besehen Ausdruck<br />

<strong>einer</strong> Stimmungslage, die die junge Generation<br />

auszeichnete, <strong>zu</strong> der ich gehöre, die die Finalität<br />

des Krieges und den Niedergang völkischen Eigensinns<br />

miterlebt hatte und daraus die Idealität<br />

der Friedenssicherung und der geistigen und<br />

moralischen Solidarität entfaltet hat. Die so genannte<br />

Kriegs- und Nachkriegsgeneration hat<br />

sich ganz auf die Formel si vis pacem para pacem<br />

verständigt. Gewiss nicht alle. Frühe Europabegeisterung<br />

und keimende Internationalität<br />

nahmen von dieser Generation in Deutschland<br />

ihren Ausgang.<br />

Internationale Stimmung im <strong>dem</strong>okratischen<br />

Neubeginn nach 1945<br />

Dieser Rückblick auf die junge Generation nach<br />

1945 ist wohl <strong>zu</strong>lässig, weil man nur dadurch<br />

verstehen kann, weshalb in der bildungspolitischen<br />

Geschichte der Nachkriegszeit so viel<br />

kühne Ideen und soviel Reformoptimismus, in<br />

sprachlich emotionaler Gestalt, in Umlauf gebracht<br />

werden konnten. Internationale Organisationen<br />

gehen von der Sehnsucht aus, dass<br />

durch Toleranz und Völkerfreundschaft das<br />

Miteinander erträglich gemacht werden kann.<br />

Aus diesem Geist ist auch die UNESCO entstanden,<br />

und sie hat gewiss überlegt gehandelt,<br />

als sie ein Institut für Erziehung gerade in der<br />

Freien und Hansestadt Hamburg ansiedelte,<br />

also an einen Ort legte, in <strong>dem</strong> republikanische<br />

JOACHIM KNOLL<br />

Gesinnung und der Respekt vor der individuellen<br />

Würde gleicherweise <strong>zu</strong> Hause waren. Hier<br />

also wurde das UNESCO-Institut für Pädagogik<br />

vor 50 Jahren gegründet und kann heute mit<br />

einem gewissen Stolz auf die seitherige<br />

Geschichte <strong>zu</strong>rückblicken.<br />

Ich kann den persönlichen Dank nur dadurch abstatten,<br />

dass ich meinen Eindruck dahin <strong>zu</strong>sammenfasse:<br />

Das Institut ist über die Jahre ein Ort,<br />

der wissenschaftlichen Ernst mit der hehren<br />

Zuversicht in die menschliche Friedfertigkeit verbindet,<br />

der Bildung für alle propagiert und diese<br />

auch vorlebt und über die organisatorische<br />

Kompetenz verfügt, Großes und Großartiges in<br />

Szene <strong>zu</strong> setzen.<br />

Als ich in 1959 aus Süddeutschland und nach<br />

einem Ausflug in den Journalismus an die Universität<br />

Hamburg kam, hat mich mein damaliger<br />

Mentor, Hans Wenke, der <strong>dem</strong> UNESCO-<br />

Institut auch in offizieller Funktion verbunden<br />

war, auf das Institut hingewiesen und dies mit<br />

<strong>dem</strong> lapidaren Satz getan: Wenn Sie auf Ihrem<br />

<strong>Weg</strong> <strong>zu</strong>r Universität – ich wohnte damals in der<br />

Heimhuderstraße – am UNESCO-Institut für<br />

Pädagogik vorbeikommen, sollten Sie nicht<br />

zögern, dort ein<strong>zu</strong>treten. Ich bin seither oft eingetreten<br />

und manches, was ich für eine vergleichende<br />

Erwachsenenbildungsforschung getan<br />

und geschrieben habe, konnte nicht ohne die<br />

dortige Fürsorglichkeit geschehen. Freilich -<br />

waren solche Besuche von unterschiedlicher Intensität,<br />

<strong>zu</strong>mal als ich meine aka<strong>dem</strong>ische Laufbahn<br />

in Bochum fortsetzte. Mein Bochumer<br />

Institut hat sich durch vielfältigen Zuspruch<br />

und manche stille Förderung <strong>zu</strong> einem aka<strong>dem</strong>ischen<br />

Ort internationaler und vergleichender<br />

Erwachsenenbildung entwickelt, und meine<br />

Studenten und die wissenschaftlichen Tagungen<br />

konnten von Erfahrungen profitieren, die<br />

ich aus meinem Hamburger Retiro bezog.<br />

13


JOACHIM KNOLL<br />

14<br />

Zu Beginn der 60er Jahre war das UNESCO-<br />

Institut noch in der Feldbrunnenstraße 70 untergebracht,<br />

heute hat dort der Fachbereich für<br />

Sportwissenschaft seine Zelte aufgeschlagen,<br />

der Wechsel der beiden Einrichtungen erfolgte<br />

1978, und seither trägt das UNESCO-Institut<br />

die Anschrift Feldbrunnenstraße 58. Dahinter<br />

verbirgt sich die Stadtvilla von Albert Ballin,<br />

<strong>dem</strong> anglophilen Reeder, der die Konturen des<br />

assimilierten Hamburger Judentums erahnen<br />

ließ. Das Ambiente ist vielleicht nicht ohne Hintersinn;<br />

zwischen Universität und zahlreichen<br />

Konsulaten, zwischen Medienzentrum und<br />

Dammtorbahnhof, im Geläuf von Stadtvillen,<br />

die Bürgerkultur noch schwach atmen, hat sich<br />

das Institut hamburgisch und international<br />

<strong>zu</strong>gleich eingerichtet.<br />

Was mich <strong>zu</strong>nächst am Institut faszinierte, und<br />

<strong>zu</strong> damaliger Zeit war dies hier<strong>zu</strong>lande gewiss<br />

noch aufregend, war die Mischung der Menschen<br />

verschiedener Sprache, Hautfarbe und<br />

Nationalität, alle erkennbar von <strong>dem</strong> Ernst<br />

bewegt, eine neue <strong>Welt</strong> mit <strong>dem</strong> Respekt vor der<br />

Vielfalt der kulturellen Eigenarten <strong>zu</strong> gründen.<br />

Erziehung, so wurde und wird gemeint, könne<br />

da<strong>zu</strong> einen Beitrag leisten. Freilich war von<br />

Anfang an auch an die gedacht, denen Bildung<br />

bislang versperrt war, die noch keinen Zugang<br />

<strong>zu</strong>r <strong>Welt</strong> des Gedruckten gefunden hatten.<br />

Vergleichende Bildungsforschung, Inhalte und<br />

Personen<br />

Man kann über die Jahre eine oft unterschiedliche<br />

Gewichtung von pädagogischen Teilbereichen<br />

ausmachen, das ist vielfach auch von<br />

der UNESCO-Zentrale in Paris gesteuert worden,<br />

was ich nicht als nachteilig empfand.<br />

In den 70er Jahren fanden im Institut die ersten<br />

Symposien statt, die neben der Bildungshilfe die<br />

vergleichende Bildungsforschung auf den <strong>Weg</strong><br />

gebracht haben, auf einen <strong>Weg</strong>, der Bildung<br />

nicht im luftleeren Raum der Theorie verortete,<br />

sondern ihr stets eine gesellschaftsdienliche<br />

Funktion unterlegte. Manches in den ersten Jahren<br />

mochte sich deutsch, <strong>zu</strong>mindest eurozentristisch<br />

ausnehmen, so etwa die Debatten um<br />

Freizeit und um Lehrplangestaltung im Sekundarschulwesen.<br />

Aus dieser Zeit erinnere ich Begegnungen und<br />

es sind Freundschaften entstanden mit <strong>dem</strong> gelegentlich<br />

kauzigen George Bereday, mit <strong>dem</strong><br />

allzeit philanthropischen Alex Charters, mit <strong>dem</strong><br />

engagierten Walter Mertineit, mit der pointiert<br />

formulierenden Lalage Bown und <strong>dem</strong> eiligen<br />

Roby Kidd, mit <strong>dem</strong> nordischen Paul Bertelsen<br />

und <strong>dem</strong> akribischen Jindra Kulich. Mit<br />

Onuschkin, lange Zeit die beherrschende Figur<br />

der sowjetischen Erwachsenenbildung, wurden<br />

Gespräche geführt, die durch den gegenseitigen<br />

Respekt und das gegenseitige Verstehen ausgezeichnet<br />

waren. Und da scheinen viele Namen,<br />

vor allem aus den osteuropäischen Ländern auf,<br />

die mich durch ihre Noblesse beeindruckt<br />

haben. Erwachsenenbildung in <strong>einer</strong> internationalen<br />

Perspektive ist ohne das Netzwerk des<br />

UNESCO-Instituts gewiss nicht vorstellbar.<br />

Der Schwerpunkt Erwachsenenbildung, Alphabetisierung<br />

Die 80er Jahre waren noch weithin von der<br />

Identität von Erwachsenenbildung und Alphabetisierung<br />

bestimmt, auch von einem gewissen<br />

Gefühl der Nachrangigkeit der Interessen der<br />

Industrieländer. Das kam indes viel eher bei den<br />

großen UNESCO-Konferenzen <strong>zu</strong>m Ausdruck,<br />

die Atmosphäre Hamburgs und des Hamburger<br />

Instituts hat diesen Dissens milder erscheinen<br />

lassen. Wenn ich von Schwerpunkten rede, denke<br />

ich stets an die Alphabetisierungs- und Bil-


EINHEIT DER WELT, VIELFALT DER KULTUREN<br />

dungshilfe des Instituts; nebenbei: Die wohl<br />

größte Materialsammlung <strong>zu</strong>r Alphabetisierungspraxis<br />

in über 120 Entwicklungsländern<br />

befindet sich im Institut und ist aus einem<br />

umgreifenden Projekt entstanden.<br />

Spätestens mit der Organisationsreform in der<br />

Mayor-Ära der UNESCO hat dann das Institut<br />

den Schwerpunkt Erwachsenenbildung systemübergreifend<br />

<strong>zu</strong>gewiesen erhalten. Nicht dass<br />

man darauf nicht schon bislang eingerichtet<br />

war, nur konnte man jetzt auf den Generalkonferenzen<br />

das klare Bekenntnis <strong>zu</strong> diesem<br />

<strong>Auf</strong>trag des UNESCO-Instituts vernehmen. Das<br />

sollte nicht folgenlos geschehen: Stellen wurden<br />

im Institut vermehrt, neue Profile erdacht<br />

und auch eine Besitzstandsgarantie vereinbart.<br />

Dass über diese Blütenträume der Raureif<br />

finanzieller Ernüchterung gefallen ist, braucht<br />

nicht schöngeredet <strong>zu</strong> werden.<br />

Lifelong Learning und die Suche nach der <strong>Welt</strong><br />

von morgen – CONFINTEA V<br />

Wir erinnern uns: Das Gutachten von E. Faure,<br />

Learning to be, war gleichsam die Ouvertüre<br />

<strong>zu</strong>r Diskussion um das lebenslange Lernen.<br />

Seit 1972, <strong>dem</strong> Jahr, als das Gutachten erschien,<br />

hat das Institut all das gesammelt, dokumentiert<br />

und annotiert, was <strong>zu</strong>m lebenslangen Lernen<br />

erschien. Sache und Inhalt von lebenslangem<br />

Lernen wurden <strong>zu</strong>m Beispiel in Deutschland bis<br />

1997 nur subkutan wahrgenommen. Das Institut<br />

hat die Kontinuität des Gesprächs nicht<br />

abreißen lassen. Die Lifelong Education Bibliography,<br />

von Ursula Giere so akribisch <strong>zu</strong>sammengestellt,<br />

hat die internationale und vergleichende<br />

Erwachsenenbildungsforschung auch<br />

hier<strong>zu</strong>lande auf <strong>dem</strong> Laufenden gehalten.<br />

Von <strong>dem</strong> Institut sind flankierende Maßnahmen<br />

<strong>zu</strong> den UNESCO-<strong>Welt</strong>konferenzen der Er-<br />

wachsenenbildung von Paris 1985 und von<br />

CONFINTEA V 1997 in Hamburg ausgegangen.<br />

In beiden Fällen hat sich die UNESCO-<br />

Region Europa in Hamburg um Themen und<br />

Teilthemen gruppiert und <strong>zu</strong>gleich einen<br />

menschlichen und institutionellen Verbund der<br />

Erwachsenenbildung sichtbar gemacht. Das<br />

UNESCO-Institut hat dabei neben <strong>dem</strong> inhaltlichen<br />

Be<strong>zu</strong>g auch jene Atmosphäre angeboten,<br />

in der sich die Systemgegensätze leichter und<br />

versöhnlicher austragen ließen.<br />

Nach wie vor sind Fragen des primären und<br />

sekundären Analphabetismus auf der Agenda,<br />

gleichzeitig drängen andere, neue und als neu<br />

entdeckte Themen in den Vordergrund, so Lifelong<br />

Learning, Creative Participation und Basic<br />

Education. Auch dies macht einen Vor<strong>zu</strong>g der<br />

Institutsarbeit aus, dass sie Gesprächsgegenstände<br />

aktuell halten kann, selbst wenn der<br />

Mainstream in <strong>dem</strong> einen oder anderen Land<br />

davon weniger Notiz nimmt.<br />

Heute ist im Zusammenhang mit den Vokabeln<br />

von Lerngesellschaft, four pillars of learning,<br />

global information society, auch die deutsche<br />

Diskussion wieder in Gang gekommen und<br />

dabei bot sich CONFINTEA V als Ausgangspunkt<br />

für Follow-up-Maßnahmen an, wie sie<br />

etwa in den Lernfesten belegt werden können.<br />

Auch solcher einheimischen Entwicklung hat<br />

sich das Institut <strong>zu</strong>r Verfügung gestellt.<br />

Die 5. Erwachsenenbildungskonferenz, mit<br />

gastlichem <strong>Auf</strong>wand und intellektueller Akribie<br />

vom Institut ausgetragen, hat auch hier<strong>zu</strong>lande<br />

nicht <strong>zu</strong> jener verpflichtenden Dankbarkeit<br />

geführt, die man hätte erwarten können. Ich<br />

will hier nicht von jenen Schwierigkeiten reden,<br />

die nicht <strong>zu</strong>letzt durch den vereinten Dissens<br />

von Berlin und Paris <strong>zu</strong>stande kamen. Dass ich<br />

15


JOACHIM KNOLL<br />

16<br />

dabei <strong>dem</strong> Institut ein wenig behilflich sein<br />

konnte, wenn auch nur dadurch, dass ich den<br />

Dissens öffentlicher gemacht habe, erfüllt mich<br />

mit gelinder Genugtuung. Man sollte <strong>dem</strong> Institut<br />

die Tradition erhalten, ein Ort der Wissenschaft<br />

im Dienste der Bildungspraxis <strong>zu</strong> sein,<br />

auch ein Ort, wo praktische Bildungshilfe wissenschaftlich<br />

begründet und gleichzeitig jene<br />

Offenheit gefördert wird, die die heutigen<br />

Strukturen (Cluster) kennzeichnet.<br />

Was meint hier Pädagogik, was Erwachsenenbildung<br />

?<br />

Ich möchte nur kurz etwas <strong>zu</strong>r Bezeichnung des<br />

Instituts sagen, Institut für Pädagogik oder<br />

Institute for Education, weil hier Missverständnisse<br />

im Umlauf sind, die sich durch einen<br />

Blick in die Arbeitsprogramme leicht beheben<br />

ließen. Ich habe im Institut kaum Gespräche<br />

gehört, die Pädagogik nur in einem engen Rahmen<br />

von allgem<strong>einer</strong> Pädagogik gehalten haben.<br />

Der Begriff Pädagogik wird hier in <strong>einer</strong><br />

Weise ausgelegt, der die flankierenden gesellschaftlichen,<br />

ökonomischen und sozialpolitischen<br />

Rahmenbedingungen stets mit einbezieht.<br />

Im Blick auf die Alphabetisierung lese ich die<br />

Umschrift des Instituts: Alphabetisierung (sei)<br />

mit den sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen<br />

Entwicklungsbestrebungen <strong>zu</strong> verbinden.<br />

Oder an anderer Stelle werden der Erwachsenenbildung<br />

zehn Funktions- und <strong>Auf</strong>gabenfelder<br />

<strong>zu</strong>geschrieben, mit denen Erwachsenenbildung<br />

sich u. a. in Umweltbildung, Migrations-<br />

und Minderheitenpolitik, Gesundheitspolitik<br />

und Bevölkerungspolitik, Rehabilitation,<br />

Arbeitsmarktpolitik und staatsbürgerliche<br />

und gesellschaftliche Bildung hinein verlängert.<br />

Vielleicht habe ich einigen Studenten das Gefühl<br />

dafür und Wissen davon vermittelt, dass Pädagogik<br />

anwendungsorientiert und berufsfeldbezogen<br />

in einem extensiven Verständnis ausgelegt<br />

sein sollte. Diese Studenten habe ich für<br />

ihre Abschlussarbeiten auf die Unterlagen, die<br />

Denkweise und die Kapazität des Instituts verwiesen,<br />

und sie sind heute <strong>zu</strong>meist in Tätigkeitsfeldern<br />

beruflich tätig, die <strong>dem</strong> traditionellen<br />

Begriff von pädagogischer Verwendungssituation<br />

ferner sind, aber unserem extensiven<br />

Verständnis durchaus entsprechen. Diese Konsequenz<br />

möchte ich das ‘Gesetz der gewollten<br />

Nebenwirkungen in der Erziehung’ nennen.<br />

Personen und Geselligkeit<br />

Der Anlass könnte es gebieten, dass ich an Gottfried<br />

Hausmann, den guten Geist des Hauses, an<br />

dieser Stelle erinnere. Der Dank des Instituts für<br />

menschliche und sachliche Zuwendung ist erst<br />

jüngst in <strong>einer</strong> Ausstellung wiederum abgestattet<br />

worden, und <strong>dem</strong> ist Weiteres nicht hin<strong>zu</strong><strong>zu</strong>fügen.<br />

In die Reihe der Personen, von denen ich einen<br />

Eindruck habe und die mich auf unterschiedliche<br />

Weise beeindruckt haben, gehörten die<br />

Direktoren des Instituts, von Merck und Robinsohn<br />

über Dave und Bélanger bis Ouane, die im<br />

Rahmen ihrer Möglichkeiten Profil gebildet und<br />

eine je eigene Philosophie der Inhalte und des<br />

Managements durchgesetzt haben. Es wäre <strong>zu</strong><br />

indiskret, wenn ich darüber berichtete. Mit<br />

zahlreichen Mitarbeitern habe ich einen durch<br />

die Sache bestimmten Umgang gesucht und<br />

gefunden; dass wir dabei in der Mentalität <strong>einer</strong><br />

internationalen Gesinnung übereinstimmten, ist<br />

für mich auch ein Beweis für diese Einrichtung,<br />

die Wissenschaft sui generis praktiziert.


EINHEIT DER WELT, VIELFALT DER KULTUREN<br />

Oft hat sich darüber hinaus menschliche Nähe<br />

im Institut <strong>zu</strong>mal über die geselligen Anlässe<br />

eingestellt; das nämlich zeichnet das Institut<br />

auch aus: die Fähigkeit, auf eine ganz unprätentiöse<br />

Art <strong>zu</strong> feiern, pädagogische Erinnerungsdaten<br />

mit <strong>einer</strong> heiteren Festlichkeit <strong>zu</strong><br />

begehen, die die Grenzen <strong>zu</strong>m Bacchantischen<br />

nicht notwendig überschreitet.<br />

Zum Schluß: ein Salut an das Institut <strong>zu</strong>m<br />

50ten.<br />

Joachim H. Knoll<br />

17


CHRONOLOGIE<br />

1947<br />

Der Kanadier John W. R. Thompson<br />

wird von der UNESCO als Berater<br />

für die Frage der “re-education of<br />

ex-enemy countries” eingestellt<br />

1949<br />

Im September verabschiedet die 4.<br />

Generalkonferenz in Paris die sogenannte<br />

“Deutschland-Resolution”<br />

1950<br />

Die 5. Generalkonferenz in Florenz<br />

im Juni beauftragt den Generaldirektor<br />

mit der Gründung von<br />

UNESCO-Zentren in Deutschland<br />

17.–19. Juni 1951<br />

Erste Kuratoriumssit<strong>zu</strong>ng in Wiesbaden<br />

in Anwesenheit von Maria<br />

Montessori. Prof. Walther Merck<br />

wird <strong>zu</strong>m Direktor gewählt. Die<br />

Sat<strong>zu</strong>ng des Instituts wird ausgearbeitet<br />

11. Juli 1951<br />

Beitritt Deutschlands <strong>zu</strong>r UNESCO<br />

23. Februar 1952<br />

Nach langwierigen Verhandlungen<br />

bestimmt der Generaldirektor Hamburg<br />

<strong>zu</strong>m Sitz des Instituts<br />

26. Mai 1952<br />

Gründung des UNESCO-Instituts<br />

für Pädagogik als Stiftung durch<br />

Genehmigung des Hamburger Bürgermeisters<br />

Max Brauer<br />

Juli 1952<br />

Das Institut nimmt seine Arbeit auf<br />

9.–13. September 1952<br />

Erste Tagung des Instituts <strong>zu</strong>m Thema<br />

“Die Erwachsenenbildung als<br />

Mittel <strong>zu</strong>r Entwicklung und Stärkung<br />

des sozialen und politischen<br />

Verantwortungsbewusstseins”<br />

18<br />

EIN SPEZIELLES PROJEKT<br />

DIE ENTSTEHUNG DES UNESCO-INSTITUTS FÜR PÄDAGOGIK<br />

Die 1946 gegründete UNESCO hielt es für ihre “dringendste und ureigene<br />

<strong>Auf</strong>gabe, die materiell verzweifelte Lage in den vom Krieg verwüsteten<br />

Gebieten Europas und Asiens überwinden <strong>zu</strong> helfen” (aus<br />

<strong>Welt</strong>plan der UNESCO, Hamburger Kulturverlag, 1947). Sie konnte<br />

nicht lange umhin, dieses Engagement auch auf das durch Naziherrschaft<br />

und Krieg wirtschaftlich und moralisch am Boden liegende<br />

Deutschland aus<strong>zu</strong>weiten. Der erste konkrete Schritt in diese Richtung<br />

war ein 1948 in Beirut gefasster Beschluss der 3. Generalkonferenz<br />

darüber, dass die UNESCO in Deutschland aktiv werden sollte. Ihre<br />

Arbeit und Ziele sollten durch die Verbreitung entsprechender UNES-<br />

CO-Publikationen in Deutschland bekannt gemacht werden. Weiterhin<br />

ging es vor allem darum, durch Informationsaustausch mit anderen Ländern,<br />

durch Einflussnahme im Bildungsbereich – <strong>zu</strong>m Beispiel durch Kriterienerstellung<br />

für deutsche Lehrbücher – und die Einbeziehung deutscher<br />

Experten in Treffen der UNESCO das kulturelle und wissenschaftliche<br />

Leben in Deutschland wieder <strong>zu</strong> erwecken. Ein Expertenkomitee<br />

für Deutschland-Fragen (Committee of Experts on German<br />

Questions) wurde ins Leben gerufen, das sich mit Umfang und Art des<br />

Engagements der UNESCO in Deutschland befassen sollte. Bereits im<br />

Das Gebäude in der Feldbrunnenstraße 70 war von 1952 – 1978 Sitz des Instituts


September 1947 war der Kanadier John W. R.<br />

Thompson, der einige Jahre in Deutschland studiert<br />

hatte, als Berater für die Frage der “reeducation”<br />

ehemaliger Feindstaaten (gemeint<br />

waren Deutschland und Japan) eingestellt worden.<br />

Unter diesem Begriff verstand Julian<br />

Huxley, der damalige Generaldirektor der<br />

UNESCO, “die Öffnung ehemaliger Feindstaaten<br />

für erzieherische und kulturelle Einflüsse<br />

<strong>dem</strong>okratischer Länder”, wie er in einem Brief<br />

an Thompson formulierte.<br />

Im Herbst 1949 verabschiedete die 4. Generalkonferenz<br />

in Paris nach langen Auseinanderset<strong>zu</strong>ngen<br />

die so genannte Deutschland-Resolution<br />

und beauftragte den Generaldirektor Jaime<br />

Torres Bodet, “in Übereinstimmung mit den<br />

<strong>zu</strong>ständigen alliierten Behörden” die Arbeit in<br />

Deutschland aus<strong>zu</strong>weiten. <strong>Auf</strong> <strong>einer</strong> dreitägigen<br />

Tagung in Bad Soden im Januar 1950, an der<br />

50 Persönlichkeiten des deutschen kulturellen<br />

und wissenschaftlichen Lebens teilnahmen,<br />

wurde dafür der <strong>Weg</strong> bereitet. <strong>Auf</strong> dieser<br />

Tagung wurde der Deutsche Ausschuss für<br />

UNESCO-Arbeit gegründet, der Vorgänger der<br />

heutigen Deutschen UNESCO-Kommission.<br />

Am 5. Mai 1950 legte Odd Nansen sein Memorandum<br />

concerning the German Problem<br />

vor, das der Exekutivrat der UNESCO in <strong>Auf</strong>trag<br />

gegeben hatte. Das Papier schilderte das<br />

Flüchtlingsproblem in Deutschland, das nach<br />

Nansens <strong>Auf</strong>fassung sofortiger Handlung<br />

bedurfte. S<strong>einer</strong> Empfehlung nach sollte die<br />

Arbeit der UNESCO darin bestehen, die Aktivitäten<br />

aller Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen<br />

in Deutschland <strong>zu</strong> koordinieren,<br />

um deren <strong>Auf</strong>bauarbeit effizienter <strong>zu</strong><br />

Erste Tagung des Instituts <strong>zu</strong>m Thema Erwachsenenbildung, 8.–13. September 1952<br />

Von links nach rechts: Minna Specht, Paul Lengrand, Walther Merck, Sohan Singh, Johannes Novrup, John W.R. Thompson<br />

19


EIN SPEZIELLES PROJEKT<br />

20<br />

machen. Vor allem betonte er die Notwendigkeit<br />

der Hilfe für die deutschen Jugendlichen.<br />

Nansens Einschät<strong>zu</strong>ng war wohl ausschlaggebend<br />

dafür, dass der Exekutivrat auf s<strong>einer</strong><br />

21. Sit<strong>zu</strong>ng im Mai/Juni 1950 den Generaldirektor<br />

beauftragte, “seine Konsultationen mit<br />

den Vertretern der entsprechenden alliierten<br />

Behörden, interessierten deutschen Kreisen und<br />

Deutschland-Experten fort<strong>zu</strong>setzen, um die Aktivitäten<br />

der UNESCO auf <strong>dem</strong> Gebiet der Bildung,<br />

Jugend und Sozialwissenschaften voran<strong>zu</strong>treiben,<br />

vor allem Pläne für den <strong>Auf</strong>bau von<br />

Zentren oder Instituten auf diesen Gebieten.”<br />

Die 5. Generalkonferenz in Florenz im Juni<br />

1950 beauftragte den Generaldirektor, die<br />

finanziellen Mittel für “die Schaffung von<br />

UNESCO-Zentren in Deutschland außerhalb<br />

des regulären Budgets aus privaten Quellen<br />

oder Mitgliedstaaten <strong>zu</strong> finden.”<br />

In <strong>dem</strong> Bericht des Generaldirektors an die im<br />

Juni/Juli 1951 stattfindende 6. Generalkonferenz<br />

wurden die Angaben schon konkreter.<br />

Drei spezielle Projekte sollten realisiert werden:<br />

ein Zentrum für internationale Jugendarbeit,<br />

ein Institut für Sozialwissenschaften und ein<br />

Das Team des UIP im September 1952. Von links nach rechts:<br />

Jean-Marie Zemb (Assistent des Direktors), Johannes Novrup (Vorsitzender des Kuratoriums), C.R.E. Gillett<br />

(stellv. Direktor), Walther Merck (Direktor), Minna Specht (Beraterin), John W. R. Thompson (UNESCO)


Institut für Pädagogik. Sie sollten da<strong>zu</strong> beitragen,<br />

“einige der fundamentalen soziologischen,<br />

psychologischen und pädagogischen Probleme<br />

überwinden <strong>zu</strong> helfen, die die Beziehungen des<br />

deutschen Volkes und vor allem der deutschen<br />

Jugend mit anderen Nationen belasten.”<br />

Gleichzeitig erklärte er, dass ihre Arbeit nicht<br />

auf Deutschland beschränkt sein, sondern<br />

international ausstrahlen sollte. Diesen Punkt<br />

betont auch das sogenannte “Giron-Papier”,<br />

das vom Deutschen Ausschuss für UNESCO-<br />

Arbeit in <strong>Auf</strong>trag gegeben worden war. Im<br />

Hinblick auf das Institut für Bildung heißt es<br />

dort: “Es ist von äußerster Wichtigkeit, dass<br />

das Institut nicht ausschliesslich in der Absicht<br />

gegründet wird, Deutschland <strong>zu</strong> helfen, und<br />

noch weniger in der Absicht, ausschliesslich für<br />

die ‘re-education’ Deutschlands <strong>zu</strong> arbeiten.”<br />

Mittlerweile waren freiwillige Beiträge aus<br />

Dänemark, Frankreich, Indien, Iran, <strong>dem</strong> Libanon,<br />

den Philippinen, der Schweiz und den USA<br />

eingegangen. Deutschland erklärte sich bereit,<br />

20% des Budgets der drei Institute bei<strong>zu</strong>tragen.<br />

Die Adenauer-Regierung war sehr an der<br />

Errichtung der UNESCO-Institute interessiert,<br />

da die Zusammenarbeit mit der UNESCO eine<br />

Möglichkeit bot, sich nach den Jahren der geistigen<br />

Isolation wieder in die internationale Völkergemeinschaft<br />

<strong>zu</strong> integrieren.<br />

Im Februar 1951 fand in Wiesbaden ein Treffen<br />

von Vertretern der Bundesregierung, des<br />

Deutschen Ausschusses für UNESCO-Arbeit,<br />

anderer Interessierter aus den Bereichen Bildung,<br />

Sozialwissenschaften und Jugend und<br />

der Bildungsbehörden der Länder statt. Es<br />

wurden Entwürfe für die Sat<strong>zu</strong>ngen der Institute,<br />

die Verhandlung ihrer Budgets, die Auswahl<br />

ihrer Standorte sowie die Ernennung<br />

DIE ENTSTEHUNG DES UIP<br />

ihrer <strong>Auf</strong>sichtsgremien ausgearbeitet.<br />

Das Expertenkomitee für Deutschland-Fragen<br />

hatte im August 1950 empfohlen, dass die <strong>Auf</strong>sichtsgremien<br />

der in Deutschland <strong>zu</strong> gründenden<br />

Organisationen in ihrer Zusammenset<strong>zu</strong>ng<br />

international sein sollten.<br />

Diese Empfehlung wurde auch im Fall des<br />

Instituts für Pädagogik beherzigt, wenn auch<br />

überwiegend die westlichen Siegermächte vertreten<br />

waren. Unter den 7 (von insgesamt 13)<br />

nichtdeutschen Kuratoriumsmitgliedern, die<br />

der Generaldirektor der UNESCO im Mai<br />

1951 ernannte, waren ein Amerikaner, ein<br />

Kanadier, ein Engländer und ein Franzose. Die<br />

starke Repräsentanz deutscher Mitglieder hielt<br />

man für unabdingbar, wenn eine weit reichende<br />

Einflussnahme des Instituts in Deutschland<br />

gewährleistet sein sollte. Berühmtheiten wie<br />

Jean Piaget, Karl Stern und Maria Montessori<br />

waren im Kuratorium vertreten. <strong>Auf</strong> der<br />

ersten Sit<strong>zu</strong>ng des Kuratoriums in Wiesbaden<br />

im Juni 1951 hielt Maria Montessori in ihrer<br />

wahrscheinlich letzten öffentlichen Ansprache<br />

ein Plädoyer für die Notwendigkeit der Erziehung<br />

für alle Menschen:<br />

“Wenn das Institut eine Daseinsberechtigung<br />

hat, dann nur, in<strong>dem</strong> es der Erziehung<br />

einen neuen <strong>Weg</strong> bahnt, nämlich<br />

den der Erziehung im Sinne <strong>einer</strong> Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />

des menschlichen Seelenlebens.”<br />

Die <strong>Auf</strong>gabe des Instituts für Pädagogik wurde<br />

in der Sat<strong>zu</strong>ng von 1952 so definiert: “Eine<br />

Zentralstelle in Deutschland <strong>zu</strong> errichten für<br />

Verbindungen zwischen den Erziehern von verschiedenen<br />

Ländern … ohne Vorurteile aufgrund<br />

von nationalen, rassischen oder kulturellen<br />

Unterschieden …”<br />

21


22<br />

EIN SPEZIELLES PROJEKT<br />

Nach<strong>dem</strong> die theoretischen Vorausset<strong>zu</strong>ngen<br />

für die Errichtung des Instituts geschaffen<br />

waren, wurde die Arbeitsaufnahme <strong>zu</strong>nächst<br />

durch einen erbitterten Streit über seinen Sitz<br />

zwischen den konkurrierenden Städten Hamburg<br />

und Freiburg im Breisgau behindert. Am<br />

5. Juni 1951 gab der Generaldirektor Bodet<br />

<strong>zu</strong>nächst Freiburg den Zuschlag. Max Brauer,<br />

Regierender Bürgermeister von Hamburg, vermutete,<br />

dass Hamburg aus konfessionellen<br />

Gründen verschmäht wurde. In einem Brief an<br />

ein Mitglied des Kuratoriums schrieb er im<br />

Oktober 1951, dass “… es in weitesten Kreisen<br />

des protestantischen Deutschlands nicht verstanden<br />

wird, dass diese drei internationalen<br />

Institute an die drei großen Erzbischof-Sitze<br />

Deutschlands München, Freiburg i. Br. und<br />

Köln gelegt werden sollen.” Hamburg weigerte<br />

sich hartnäckig, die Entscheidung für Freiburg<br />

an<strong>zu</strong>erkennen, und verhinderte die Arbeitsaufnahme<br />

des Instituts, in<strong>dem</strong> es den vom Kuratorium<br />

gewählten Institutsdirektor Prof. Walther<br />

Merck von der Fakultät für vergleichende Erziehungswissenschaften<br />

an der Universität<br />

Hamburg nicht freistellte. Der Generaldirektor<br />

geriet dadurch in Bedrängnis. Er wandte sich<br />

am 14. November 1951 schriftlich an den Vorsitzenden<br />

des Kuratoriums, Johannes Novrup,<br />

sowie an Walter Erbe, den Vorsitzenden des<br />

Ausschusses für UNESCO-Arbeit. Novrup bat<br />

alle Mitglieder des Kuratoriums um ein schriftliches<br />

Votum. Alle Kuratoriumsmitglieder sowie<br />

der Exekutivrat des deutschen UNESCO-<br />

Ausschusses sprachen sich für Hamburg aus. In<br />

einem Telegramm an Bodet vom 22. Oktober<br />

bekräftigte Max Brauer die Bemühungen Hamburgs<br />

für eine schnelle Unterbringung des Insti-<br />

tuts und die sofortige Freistellung Prof.<br />

Mercks. Schließlich gab der Generaldirektor<br />

nach und revidierte am 23. Februar 1952 seine<br />

Entscheidung <strong>zu</strong>gunsten des Standorts<br />

Hamburg.<br />

Nun nahm das Institut Gestalt an. Professor<br />

Walther Merck trat am 1. März 1952 seinen<br />

Posten als Direktor an. Am 26. Mai 1952<br />

wurde das UNESCO-Institut für Pädagogik<br />

(UIP) durch Genehmigung des Präsidenten des<br />

Senats als Stiftung gegründet. Im Sommer 1952<br />

nahm das Institut seine Arbeit im Zoologischen<br />

Institut auf und zog im Herbst 1952 in das<br />

Gebäude in der Feldbrunnenstraße 70.


Das erste Expertenseminar fand vom 8.–13.<br />

September 1952 statt und trug den Titel “Erwachsenenbildung<br />

als Mittel <strong>zu</strong>r Entwicklung<br />

und Stärkung der sozialen und politischen Verantwortung”<br />

– ein Thema, das in den fünfzig<br />

Jahren der Institutsgeschichte immer gleichbleibend<br />

aktuell geblieben ist. Ein Komitee aus<br />

drei Mitgliedern des Exekutivrats, das vom 17.<br />

– 24. September 1952 das UNESCO-Institut<br />

für Pädagogik besuchte, berichtete der 31.<br />

Sit<strong>zu</strong>ng des Exekutivrats:<br />

“<strong>Auf</strong> der Basis sowohl schriftlicher als auch<br />

mündlicher Berichte zahlreicher Teilnehmer<br />

war das Seminar über Erwachsenenbildung ein<br />

DIE ENTSTEHUNG DES UIP<br />

unzweifelhafter Erfolg. Ein Geist von Zusammenarbeit<br />

scheint in diesem Seminar geherrscht<br />

<strong>zu</strong> haben, und die Teilnehmer haben der Arbeit<br />

des UNESCO-Instituts ein enthusiastisches<br />

Interesse entgegengebracht.”<br />

Gottfried Hausmann und Paul Lengrand, beide<br />

langjährige Freunde und <strong>Weg</strong>gefährten des<br />

Instituts, waren Teilnehmer dieses ersten Seminars.


EIN SPEZIELLES PROJEKT<br />

24<br />

Die ersten drei Direktoren des Instituts. Von links nach rechts: Alv St. Langeland (Norwegen), Direktor 1955–58;<br />

Walther Merck (Deutschland), Direktor 1951–55, Hans Wenke (Deutschland), Direktor 1958–59<br />

Telegramm von Jean Piaget an Johannes Novrup, in <strong>dem</strong> er für Hamburg als Sitz des Instituts votiert


DIE ENTSTEHUNG DES UIP<br />

Headlines in “UNESCO Courier”-Ausgaben von 1948/49, die sich auf die Aktivitäten der UNESCO in Deutschland beziehen<br />

25


PORTRÄTS AUS DEN PIONIERZEITEN DES UIP<br />

26<br />

John West Robertson Thompson<br />

1906–1965<br />

John Thompson war eine der wichtigsten Figuren<br />

der ersten Jahre des UNESCO-Instituts für Pädagogik.<br />

Als amerikanischer Staatsbürger geboren, war er ein<br />

ausgesprochener Kosmopolit, hatte mehrere Staatsbürgerschaften<br />

und sprach fünf Sprachen. Er besuchte<br />

Schulen in Mexiko, der Schweiz, Schottland und<br />

Kalifornien und studierte Medizin an der Universität<br />

Edinburgh und Freiburg. Die Jahre 1935-44 verbrachte<br />

er als Dozent in Madrid und an der Universität<br />

Harvard, bevor er 1944 Oberstleutnant bei der<br />

Royal Canadian Air Force wurde. 1945–46 war er<br />

leitender Wissenschaftler der britischen FIAT (Field<br />

Information Agency Technical), die sich mit der technischen<br />

Arbeit der Deutschen im Zweiten <strong>Welt</strong>krieg<br />

beschäftigte. 1946 war er im Dienst des britischen Außenministeriums <strong>zu</strong>nächst für internationale<br />

Bildung, später für wissenschaftliche Kriegsverbrechen <strong>zu</strong>ständig. Es ist in hohem Maße auf<br />

ihn <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen, dass die Ankläger des Kriegsverbrechertribunals von Nürnberg medizinische<br />

Experimente als Verbrechen einstuften.<br />

Den damaligen UNESCO-Generaldirektor Julian Huxley lernte er vermutlich über einen gemeinsamen<br />

Bekannten, den Dichter Stephen Spender, kennen. Huxley war sehr beeindruckt von<br />

Thompson und bot ihm eine Stelle als Berater an. Er wurde am 5. September 1947 für die Frage<br />

der “re-education” ehemaliger Feindstaaten eingestellt. Da er Deutsch sprach, wurde er der<br />

Deutschland-Beauftragte der UNESCO. Er eröffnete ein Büro in Stuttgart, nahm sich eine Wohnung<br />

in Berlin und knüpfte Kontakte <strong>zu</strong> den alliierten Besat<strong>zu</strong>ngsmächten. Er begleitete die Gründung<br />

des Deutschen Ausschusses für UNESCO-Arbeit – die spätere UNESCO-Kommission – und<br />

der drei UNESCO-Institute und war maßgeblich an der Vorbereitung des Beitritts Deutschlands<br />

<strong>zu</strong>r UNESCO beteiligt.<br />

Thompson blieb bis <strong>zu</strong>m 31. Dezember 1954 Mitarbeiter der UNESCO. Später zog er nach<br />

Oxford, wo er als Psychiater arbeitete, und verbrachte die letzten Jahre seines Lebens in New<br />

York am Albert Einstein College of Medicine. Er starb 1965 bei einem Tauchunfall vor den Virgin<br />

Islands.


Minna Specht<br />

1879–1961<br />

Minna Specht gehörte als Reformpädagogin <strong>zu</strong>r sozialistisch<br />

geprägten Landerziehungsheimbewegung. Sie<br />

war eine engagierte Kämpferin für soziale Gerechtigkeit<br />

und hat ihre pädagogischen und politischen Ideen<br />

konsequent verfolgt.<br />

Sie wuchs im als Hotel genutzten Schloss Reinbek mit<br />

ihren sechs Geschwistern und ihrer Mutter auf. Dort<br />

lernte sie sowohl das großbürgerliche Leben auf <strong>dem</strong><br />

Schloss ihrer Mutter als auch die Landwirtschaft durch<br />

den Großvater kennen. Diesen Kindheitserfahrungen<br />

entsprangen später ihre konzeptionellen Ideen für die<br />

Landerziehungsheime. Sie hatte die Vision, durch eine<br />

autoritätsfreie und undogmatische Erziehung den<br />

Heranwachsenden ihr Recht auf Selbstbestimmung,<br />

Geistesfreiheit und Gleichheit der materiellen Möglichkeiten <strong>zu</strong> geben.<br />

Minna Specht verließ mit 20 Jahren das Elternhaus und wurde Lehrerin, der damals einzig mögliche<br />

Beruf für Frauen aus verarmten höheren Ständen. Der Philosoph und Politiker Leonard<br />

Nelson wurde ihr Lebensgefährte. Gemeinsam mit ihm und Hermann Lietz – <strong>dem</strong> Gründer der<br />

ersten deutschen Landerziehungsheime – versuchte sie, solche Heime auch staatlich finanziert<br />

<strong>zu</strong> führen, um dadurch eine radikale Erneuerung nicht nur im politischen, sondern auch im<br />

Bildungsbereich herbeiführen <strong>zu</strong> können. Da<strong>zu</strong> sollten die in den von Lietz’ privaten Anstalten<br />

praktizierten pädagogischen Errungenschaften in staatlichen Versuchsschulen erprobt werden.<br />

Das von ihr und Nelson vertretene Schulkonzept, welches auf Gemeinschaft, Selbständigkeit,<br />

Selbstvertrauen und Vertrauen in andere abzielte und international ausgerichtet war, musste sie<br />

nach der Machtübernahme durch die Nazis im Exil in dänischen und englischen Schulen weiterführen.<br />

In England war sie eine der Mitbegründerinnen der “Society for the Reconstruction of<br />

Education in Germany”.<br />

In der Zeit zwischen 1946 und 1951 leitete sie die Odenwaldschule in Heppenheim an der Bergstraße,<br />

war Gründungsmitglied des Deutschen Ausschusses für UNESCO-Arbeit und begann im<br />

Juli 1952 ihre Zusammenarbeit mit Professor Merck am UNESCO-Institut für Pädagogik, wo<br />

sie bis 1954 als Beraterin für Erziehung und Unterricht tätig war. Bis 1959 blieb sie Mitglied der<br />

Deutschen UNESCO-Kommission.<br />

27


PORTRÄTS AUS DEN PIONIERZEITEN DES UIP<br />

28<br />

Paul Lengrand<br />

1910–<br />

Paul Lengrand wurde 1910 in Nordfrankreich (Pasde-Calais)<br />

geboren. Nach <strong>dem</strong> Studium der Geisteswissenschaften<br />

unterrichtete er in Paris, Chambéry<br />

und Grenoble, bevor er nach <strong>dem</strong> Zweiten<br />

<strong>Welt</strong>krieg Regierungsbeauftragter für Sport und<br />

Volkserziehung wurde. In dieser Funktion wirkte er<br />

am <strong>Auf</strong>bau der Bewegung Peuple et Culture mit,<br />

deren Ehrenpräsident er auch nach Beendigung s<strong>einer</strong><br />

aktiven Laufbahn blieb.<br />

1948 ging er <strong>zu</strong>r UNESCO, wo er 1962 Leiter der<br />

Sektion Erwachsenenbildung wurde. Verschiedene<br />

Aktivitäten führten ihn nach Kanada an die Universität<br />

Mc Gill in Montréal und nach Sardinien, wo<br />

er das OECD-Programm für Erwachsenenbildung<br />

leitete.1962 war er maßgeblich an der Entwicklung<br />

eines Erwachsenenbildungsprogramms im Kongo beteiligt.<br />

Paul Lengrand ist <strong>einer</strong> der Pioniere des lebenslangen Lernens. Der Begriff der Lifelong Continuing<br />

Education wurde von ihm geprägt. Dem UNESCO-Institut für Pädagogik war er von<br />

Anfang an eng verbunden. Er war Teilnehmer des Seminars über Erwachsenenbildung im Jahre<br />

1952 – des ersten Seminars überhaupt, das vom Institut veranstaltet wurde – und hat viele Veranstaltungen<br />

und Publikationen des UIP mitgestaltet.<br />

Das folgende Zitat von Lengrand ist in die Geschichte des Konzepts des lebenslangen Lernens<br />

eingegangen:<br />

“Wenn der Mensch im Laufe seines ganzen Lebens fortfahren kann <strong>zu</strong> lernen, sich <strong>zu</strong> bilden<br />

und seine intellektuellen, emotionalen und moralischen Fähigkeiten <strong>zu</strong> entwickeln, seine<br />

Beziehungen <strong>zu</strong> anderen und <strong>zu</strong>r Gesellschaft <strong>zu</strong> verbessern, wenn Erwachsenenbildungsstrukturen<br />

sich in <strong>dem</strong> Maße ausbilden sollen, um ihn in diesem Prozess <strong>zu</strong> unterstützen,<br />

muss der pädagogische Gedanke und Prozess radikale Veränderungen durchlaufen.”<br />

(Perspectives in Lifelong Education, The UNESCO Chronicle, Band XV, Juli–August 1969).


Prof. Dr. Gottfried Hausmann<br />

1906–1994<br />

Gottfried Hausmann studierte an der Pädagogischen<br />

Aka<strong>dem</strong>ie in Frankfurt/Main und Gießen und war<br />

dort mit der so genannten Gruppe der Kölner Progressiven<br />

befreundet. Von 1929–40 arbeitete er als<br />

Lehrer in Hessen und als Dozent in Mainz. Nach<br />

Ende der Kriegsgefangenschaft war er als Landesschulrat,<br />

pädagogischer Assistent und Professor tätig.<br />

Von 1950–55 arbeitete er beim Hessischen Rundfunk,<br />

<strong>zu</strong>nächst als Leiter des Schulfunks, später als<br />

Hauptabteilungsleiter für Bildung und Erziehung.<br />

Die Jahre 1955–59 verbrachte er als Gastprofessor<br />

in Ankara. 1960 wurde er der erste Lehrstuhlinhaber<br />

und ordentlicher Professor für Vergleichende<br />

Erziehungswissenschaft an der Universität Hamburg.<br />

1974 wurde er in Hamburg emeriert, wirkte jedoch<br />

bis <strong>zu</strong> seinem Tod in in- und ausländischen Organisationen mit, so als Mitglied der deutschen<br />

UNESCO-Kommission und Berater des UNESCO-Instituts für Pädagogik, dessen Mitbegründer,<br />

Mentor und <strong>Weg</strong>gefährte er war.<br />

Gottfried Hausmann war ein fröhlicher Unruhestifter, ein Denker gegen den Strom, wie es in einem<br />

Nachruf auf ihn heißt. Die Lebensprinzipien dieses rastlosen und vielseitigen Pädagogen und Forschers<br />

sind auf seinem Grabstein festgehalten:<br />

inclinant, sed non necessitant – (sich strebend bemühen, aber ohne Zwang)<br />

Hausmanns Pädagogik war die der Fragen und nicht der Antworten. Das Intellektuelle im Menschen<br />

sollte geachtet und Kreativität – ob kulturelle, politische oder erzieherische – in ihrer zentralen<br />

Bedeutung gefördert werden. Ob die “Dramaturgie des Unterrichts” oder der von ihm verwendete<br />

Begriff der “Ahmung” (womit nicht nachahmendes, sondern mitempfindendes Tun gemeint<br />

war), seine Ansätze <strong>zu</strong>r Didaktik und Methodik sind sowohl psychologisch-pädagogischen als auch<br />

künstlerischen Ursprungs. Das betrifft auch seine Betrachtungen der Frage der Psychologie der<br />

Ganzheitlichkeit. Während die Psychologie für ihn die <strong>Auf</strong>gabe hatte, Kreativität frei<strong>zu</strong>setzen,<br />

nahm die Pädagogik die Funktion der Kreativitätsbildung ein. Gottfried Hausmann war ein<br />

lebendiges Bindeglied zwischen verschiedenen Traditionen und Kulturkreisen. Er strebte Veränderungen<br />

in der Gesellschaft durch Erziehung an. Die internationale Zusammenarbeit war ihm<br />

für die Erziehungswissenschaft verpflichtend. Nicht <strong>zu</strong>letzt deshalb verfolgte er seine – nicht verwirklichte<br />

– Idee, einen <strong>Welt</strong>atlas der Erziehung <strong>zu</strong> erstellen, um einen genauen Überblick über<br />

den gegenwärtigen Zustand und die Geschichte des Erziehungswesens auf der Erde <strong>zu</strong> ermöglichen.<br />

29


PORTRÄTS AUS DEN PIONIERZEITEN DES UIP<br />

30<br />

Paulo Freire<br />

1921–1997<br />

Paulo Freire wurde 1921 in Brasilien geboren, wo er Ende der 20er Jahre die Auswirkungen der<br />

<strong>Welt</strong>wirtschaftskrise erlebte. Trotz der prekären wirtschaftlichen Lage gelang es Freire, 1947 ein<br />

Jurastudium in Recife ab<strong>zu</strong>schließen. Durch seine Frau kam er mit Erziehungsfragen in Berührung<br />

und führte für den Sozialdienst des Arbeitgeberverbandes Alphabetisierungskurse für<br />

Fabrikarbeiter durch.<br />

Aus dieser Arbeit erwuchs später seine Erziehung als “Praxis der Freiheit” oder auch die “Pädagogik<br />

der Unterdrückten”, wobei er Alphabetisierung durch Visualisierung von Schrift praktizierte.<br />

Seine in Recife begonnenen Aktivitäten mündeten in die Bewegung der Volkserziehung.<br />

Regionale und nationale Projekte fanden nun auch politische Unterstüt<strong>zu</strong>ng, bevor 1964 der<br />

Staatsstreich die Methode Paulo Freire als subversiv einstufte und verbot. Freire exilierte nach<br />

Chile und in die USA, wurde 1968 Berater bei der UNESCO und trat 1969 in Harvard eine Gastprofessur<br />

an. Anfang der 70er Jahre wurde er Berater für Bildungsfragen in Entwicklungsländern<br />

beim Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf und half beim <strong>Auf</strong>bau des Bildungswesens in<br />

Guinea-Bissau mit. Nach s<strong>einer</strong> Rückkehr nach Brasilien im Jahre 1980 gründete er die oppositionelle<br />

Arbeiterpartei (PT) und war von 1988–91 Städtischer Sekretär für Erziehung und Bildung<br />

in São Paulo. Paulo Freire erhielt 1996 den Price for Peace Education der UNESCO. Am<br />

2. Mai 1997 starb er in São Paulo.<br />

Paulo Freires Pädagogik ist gerade deshalb von besonderem Wert, weil er sie in einem unmittelbaren<br />

Kontext mit <strong>dem</strong> Kampf gegen Unterdrückung und Elend, für Befreiung, Gerechtigkeit<br />

und Demokratie sah. Ihm ging es immer um das unterdrückte Individuum und dessen Selbstbefreiung<br />

als bewusst planender und handelnder Akteur seines Lebens.<br />

Bogdan Suchodolski<br />

1903–1992<br />

Bogdan Suchodolski wurde 1903 in Polen geboren. Er schloss 1925 das Philosophiestudium in<br />

Warschau ab, ging nach Paris und Berlin, wo er 1928 deutsche Geschichte bei Spranger und Soziologie<br />

bei Vierkandt studierte. 1932 wurde er freier Dozent und 1938 Professor der Pädagogik.<br />

Zwischen 1939 und 1943 wirkte Suchodolski während der deutschen Besat<strong>zu</strong>ng in Warschau<br />

als Dozent an der Untergrunduniversität und sympathisierte mit jenen Ideen, die den kulturellen<br />

Zusammenbruch des Westens voraussagten, wie etwa die des Pädagogen und Polygraphen<br />

Jan Amos Komensky, bekannter als Comenius (1592–1670).


Nach Kriegsende wurde Suchodolski Direktor des Instituts für Pädagogik in Warschau und Professor<br />

für Pädagogik an der dortigen Universität. Von 1974–81 war er Mitglied des Kuratoriums<br />

des UNESCO-Instituts für Pädagogik. Er starb 1992.<br />

Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums des UNESCO-Instituts für Pädagogik fand an der Universität<br />

Hamburg eine Diskussionsrunde mit Gottfried Hausmann, Paulo Freire und Bogdan<br />

Suchodolski statt.<br />

Es gibt keine <strong>Weg</strong>e ohne Fragen, denn einen <strong>Weg</strong> <strong>zu</strong> bauen bedeutet, danach <strong>zu</strong> fragen,<br />

wohin er führt. Als das Institut gegründet wurde, war ich schon 30 Jahre alt, aber wir alle<br />

sind noch jung, ohne Zweifel. Suchodolski, Hausmann und ich lassen die Neugier niemals<br />

in uns sterben, auch wenn wir 70 oder 80 Jahre alt sind.<br />

Paulo Freire<br />

Bogdan Suchodolski<br />

Paulo Freire<br />

31


MARIA MONTESSORI<br />

32<br />

“<strong>Auf</strong>grund dieser Rede wird Maria Montessori in diesem<br />

Haus unvergessen bleiben.”<br />

Johannes Novrup im Oktober 1952<br />

Ich habe mit viel <strong>Auf</strong>merksamkeit und<br />

Bewunderung den Diskussionen dieses<br />

Ausschusses beigewohnt. Ich habe mich<br />

gefreut, so viel guten Willen und Einklang<br />

unter Ihnen <strong>zu</strong> finden, und wenn<br />

ich noch einmal das Wort ergreife, so<br />

deshalb, weil ich gewiss bin, dass Sie<br />

mit ganzem Herzen bei <strong>dem</strong> von uns<br />

unternommenen Werke sind und wir<br />

alle das gleiche Ziel verfolgen, nämlich,<br />

so viel wie möglich dieser armen bestürzten<br />

und zerrissenen Menschheit <strong>zu</strong><br />

helfen.<br />

Sie sprachen von der Freiheit in der<br />

Erziehung: Gestatten Sie mir, dass ich<br />

Sie daran erinnere, dass ich sie einführte.<br />

Sie sprachen von der Bewegung: Ich<br />

war eine der Ersten, die diese Bewegung<br />

in die Schule einbezog. Sie sprachen<br />

vom internationalen Charakter<br />

der Erziehung: Erlauben Sie mir, <strong>zu</strong><br />

bemerken, dass ich auf diesem Gebiete<br />

<strong>zu</strong> einem Zeitpunkt tätig war, als viele<br />

von den Anwesenden noch Kinder<br />

waren. Ich sage dies nicht, um etwa<br />

meine Verdienste heraus<strong>zu</strong>stellen, denn<br />

ich glaube nicht, dass jemand von uns<br />

hier ist, um sich selber <strong>zu</strong> verherrlichen.<br />

Ich stelle dies fest, um Ihnen <strong>zu</strong> sagen,<br />

dass ich Ihre lobenswerten Bemühungen,<br />

die Sie in den letzten beiden Tagen<br />

so klar <strong>zu</strong>m Ausdruck gebracht haben,<br />

erkenne. Wenn ich das Wort ergreife, so<br />

deshalb, weil ich Ihnen die wenigen<br />

Ratschläge geben möchte, die in Anbetracht<br />

meines Alters und m<strong>einer</strong> Erfahrungen<br />

Ihre Bemühungen unterstützen<br />

können. Hier sind sie: Ich bitte Sie


inständig, nicht die Fehler <strong>zu</strong> wiederholen, die<br />

seit Beginn dieses Jahrhunderts von Leuten<br />

gemacht wurden, die den gleichen guten Willen<br />

hatten wie Sie, die mit der gleichen Einstimmigkeit<br />

<strong>zu</strong> ihren Entschlüssen gelangten wie<br />

Sie in diesen Sit<strong>zu</strong>ngen.<br />

Ich nahm an denselben Bemühungen teil, um die<br />

pädagogischen und sozialen Probleme <strong>zu</strong> lösen,<br />

denselben Bemühungen im Hinblick auf eine<br />

allgemeine Verständigung vor 1914 und nach<br />

1918. Ich teilte den Enthusiasmus und die Fieberhaftigkeit,<br />

diese Probleme während der<br />

Jahre 1920 und 1930 <strong>einer</strong> Lösung näher<strong>zu</strong>bringen.<br />

Sie kennen die Enttäuschungen. Es ist<br />

nicht allein guter Wille, der uns weiterhelfen<br />

wird. Es liegt nicht an der Verständigung und<br />

nicht an den Problemen. M<strong>einer</strong> Ansicht nach<br />

kann nur ein Mittel die kommenden Generationen<br />

vor <strong>dem</strong> Elend bewahren, das auf uns lastet:<br />

vergessen wir die Probleme, und konzentrieren<br />

wir uns auf den Menschen.<br />

Denken Sie daran, dass der Mensch nicht mit<br />

20, nicht mit 10 und auch nicht mit 6 Jahren<br />

beginnt, sondern bei s<strong>einer</strong> Geburt. In Ihren<br />

Bemühungen um eine Lösung der Probleme<br />

vergessen Sie nicht, dass Kindheit und Jugend<br />

ein Riesenvolk bilden, ein Volk ohne Recht,<br />

das überall an Schulbänken gekreuzigt wird,<br />

das fast überall – obwohl man von Demokratie,<br />

Freiheit, Menschenrechten spricht, Sklave<br />

der Schulordnung, der intellektuellen Regeln<br />

ist, die wir ihm auferlegen. Wir bestimmen die<br />

Regeln, die es lernen muss, wie es sie lernen soll<br />

und in welchem Alter. Das Volk der Kinder ist<br />

das einzige Volk ohne Rechte. Das Kind ist der<br />

vernachlässigte Bürger. Denken Sie daran und<br />

fürchten Sie die Rache dieses Volkes. Denn es<br />

ist seine Seele, die wir ersticken. Es sind die<br />

REDE VOR DEM KURATORIUM 1951<br />

lebendigen Kräfte des Geistes, die wir unterdrücken,<br />

Kräfte, die nicht vernichtet werden<br />

können, ohne gleichzeitig das Individuum <strong>zu</strong><br />

töten, Kräfte, die entweder in Richtung auf<br />

Gewalt oder Zerstörung <strong>zu</strong>, oder aber in das<br />

Gebiet der Krankheit abgleiten, wie es Dr. Stern<br />

so gut beleuchtet hat.<br />

Wenn das Institut eine Existenzberechtigung hat,<br />

dann nur, in<strong>dem</strong> es der Erziehung einen neuen<br />

<strong>Weg</strong> bahnt, nämlich den der Erziehung im Sinne<br />

<strong>einer</strong> Unterstüt<strong>zu</strong>ng des menschlichen Seelenlebens.<br />

Es sollte eine Wissenschaft vom Menschen<br />

schaffen, ebenso wie die Atomwissenschaft<br />

<strong>zu</strong>stande kam. Die Physik beschäftigte<br />

sich ausschließlich mit Problemen der Materie<br />

bis <strong>zu</strong> <strong>dem</strong> Tage, als sie entdeckte, dass unsichtbare<br />

Energie jede Materie formt. Diese<br />

Energie ist so erschreckend, dass die Menschheit<br />

heut<strong>zu</strong>tage unter einem Alpdruck lebt. Doch<br />

jene andere Energie, jene seelische Kraft, die in<br />

je<strong>dem</strong> Neugeborenen schlummert und alle Völker<br />

formt, diese fürchtet die Menschheit nicht.<br />

Und doch verwandelt diese außer Acht gelassene<br />

und ungenutzte Energie jede menschliche<br />

Entdeckung in eine Gefahr anstatt eine Hilfe.<br />

Ich bin glücklich, dass wir während unserer<br />

Auseinanderset<strong>zu</strong>ngen <strong>zu</strong> <strong>dem</strong> Entschluss<br />

kamen, bescheiden und an der Basis beginnend<br />

<strong>zu</strong> arbeiten. Doch lassen Sie mich sagen, dass<br />

diese Basis nicht bei der Grundschule anfängt,<br />

und gestatten Sie ebenfalls die Bemerkung, dass<br />

die Schule kein Äquivalent für Erziehung ist.<br />

Die Weisheit der Menschheit ist uralt, und<br />

dabei gab es noch nicht <strong>zu</strong> allen Zeiten Schulen.<br />

Obwohl sich die Anwendung m<strong>einer</strong> pädagogischen<br />

Erfahrungen bis <strong>zu</strong>r Universität erstreckt,<br />

obwohl wahrscheinlich nur wenige die<br />

33


MARIA MONTESSORI<br />

34<br />

seelische Entwicklung des Menschen in allen<br />

ihren Entwicklungsstadien studiert haben wie<br />

ich; obwohl ich also die Bedeutung der Grundund<br />

Mittelschule sowie der Universität kenne,<br />

wiederhole ich noch einmal, dass wir nicht die<br />

Schule als Hauptziel dieses Instituts betrachten<br />

sollen, sondern den Menschen, den ganzen<br />

Menschen, und dieser Mensch beginnt bei der<br />

Geburt.<br />

Kein internationales Institut beschäftigt sich<br />

mit <strong>dem</strong> Vorschulalter. Unser Institut wird dies<br />

unternehmen, und ich bin gewiss, dass die ganze<br />

<strong>Welt</strong> Nutzen daraus ziehen wird. Sollten wir<br />

uns aber nur mit den Schulen und den Schulkindern<br />

beschäftigen, so würden wir vielleicht<br />

Gleichgültigkeit und Langeweile begegnen.<br />

Konzentrieren wir uns auf dieses vernachlässigte<br />

Alter, auf die Kinder im Vorschulalter, und<br />

wir werden den tausendjährigen Markstein<br />

aufstellen, der einen neuen <strong>Weg</strong> der Gerechtigkeit<br />

und des Heils in den internationalen<br />

Bestrebungen weist.<br />

Gleichzeitig werden Sie, sofern meine Erfahrungen<br />

begründet sind, eine Fundgrube eröffnen,<br />

deren Reichtum die <strong>Welt</strong> in Erstaunen<br />

setzen wird und in der die Menschheit und Sie<br />

selber eine unvermutete Belohnung erhalten<br />

werden.<br />

Mein Vorschlag verlangt vielleicht Mut, und<br />

ich biete ihn deshalb Ihrem Mut an, Ihrem Erzieherideal,<br />

Ihrem Opfergeist, der sich <strong>dem</strong><br />

Wohle der Menschheit verschrieben hat. Ich<br />

biete ihn dar in Form <strong>einer</strong> persönlichen Resolution.<br />

Wird sie angenommen, so hoffe ich,<br />

dass das ganze Kuratorium <strong>dem</strong> Direktor bei<br />

der schwierigen <strong>Auf</strong>gabe ihrer Verwirklichung<br />

helfen wird: “Das Kuratorium beschliesst, dass<br />

der Ausschuss alle Möglichkeiten in Betracht<br />

ziehen muss, um <strong>zu</strong>mindest in der Anfangsperiode<br />

die Arbeit des Instituts auf <strong>dem</strong> Gebiet des<br />

vorschulpflichtigen Kindes <strong>zu</strong> konzentrieren.<br />

Zu diesem Zweck werden der Ausschuss und<br />

der Direktor alle Mittel untersuchen, durch<br />

welche Erzieher, Psychologen, Psychiater, Erwachsenenbildner,<br />

Kultusministerien und Eltern<br />

herangezogen werden können, um gemeinsam<br />

auf diesem Gebiete <strong>zu</strong> wirken. Der Ausschuss<br />

und der Direktor sollen kürzere Tagungen<br />

veranstalten sowie Fachleute befragen, um<br />

die Ausarbeitung eines genaueren Programms<br />

<strong>zu</strong> erreichen, das sie <strong>dem</strong> Kuratorium bei s<strong>einer</strong><br />

nächsten Tagung vorlegen werden.”<br />

Diese Rede hielt Maria Montessori auf der<br />

ersten Kuratoriumssit<strong>zu</strong>ng des UNESCO-Instituts<br />

für Pädagogik am 19. Juni 1951 in Wiesbaden.<br />

Es ist auf ihren Einfluss <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen, dass<br />

das zweite internationale Seminar (Januar<br />

1953) des neugegründeten Instituts sich <strong>dem</strong><br />

Thema des Kindes im Vorschulalter widmete.<br />

An dieser Tagung konnte sie nicht mehr teilnehmen,<br />

da sie am 7. Mai 1952, knapp ein<br />

Jahr nach dieser Ansprache, starb.


VOM NACHKRIEGS-EXPERIMENT ZUR<br />

INSTITUTION:<br />

In den 50 Jahren seines Bestehens hat das<br />

UNESCO-Institut für Pädagogik seine Perspektiven<br />

und Verbindungen kontinuierlich<br />

ausgeweitet<br />

Nur wenige Jahre nach <strong>dem</strong> Ende des Zweiten<br />

<strong>Welt</strong>kriegs gegründet, nahm das UNESCO-<br />

Institut für Pädagogik (UIP) seine Arbeit mit<br />

<strong>dem</strong> Anspruch auf, durch internationale Verständigung<br />

die Beziehungen der Menschen und<br />

Nationen untereinander <strong>zu</strong> verbessern, wobei<br />

der geographische Horizont <strong>zu</strong>nächst weitgehend<br />

auf Deutschland und Europa beschränkt<br />

blieb. Im Zuge der sechziger Jahre kann man<br />

eine fortwährende Internationalisierung des<br />

Instituts erkennen. Inhaltlich wandte sich das<br />

UNESCO-Institut für Pädagogik immer mehr<br />

der Bildungsforschung <strong>zu</strong>: Beide Aspekte schlugen<br />

sich 1965 auch in s<strong>einer</strong> Sat<strong>zu</strong>ng nieder. In<br />

den darauf folgenden Jahren hat das Institut seine<br />

Perspektiven auf alle <strong>Welt</strong>regionen ausgeweitet.<br />

Die Aktivitäten für das Gastland<br />

Deutschland rückten immer mehr in den Hintergrund<br />

und wurden in den siebziger Jahren ganz<br />

eingestellt. Zugleich orientierte sich das UIP<br />

<strong>zu</strong>nehmend an den Prioritäten der UNESCO,<br />

die das Institut in den siebziger Jahren mit der<br />

Förderung des lebenslangen Lernens beauftragte.<br />

Die Bildungsarbeit des UIP in den vergangenen<br />

50 Jahren wird im folgenden Kapitel<br />

dargestellt.<br />

1952–65: Erziehung <strong>zu</strong>r internationalen<br />

Verständigung<br />

In den ersten Jahren beschäftigte sich das UIP<br />

mit <strong>einer</strong> Vielzahl von Themen, die nach <strong>dem</strong><br />

Zweiten <strong>Welt</strong>krieg für eine gesellschaftliche<br />

Erneuerung für wichtig erachtet wurden. Es<br />

war aufregend, über Themen diskutieren <strong>zu</strong><br />

50 JAHRE BILDUNGSARBEIT<br />

können, für die es viele Jahre kein Forum gegeben<br />

hatte. Noch da<strong>zu</strong> in einem internationalen<br />

Kontext, was für alle Mitarbeiter und Besucher<br />

des Instituts eine neue Erfahrung war. Der erste<br />

Vorsitzende des Kuratoriums, der Däne Johannes<br />

Novrup, sprach in s<strong>einer</strong> Begrüßungsrede<br />

anlässlich des ersten internationalen Seminars<br />

des UIP <strong>zu</strong>m Thema Die Erwachsenenbildung<br />

als Mittel <strong>zu</strong>r Entwicklung und Stärkung des<br />

sozialen und politischen Verantwortungsbewusstseins<br />

im September 1952 von einem<br />

“feierlichen Moment” angesichts des “neuen<br />

Experiments”, das das UIP darstellte. Die Etablierung<br />

von Institutionen von supranationalem<br />

Charakter sei eine wichtige Vorausset<strong>zu</strong>ng<br />

für das Zusammenwachsen der Völker Europas<br />

und der <strong>Welt</strong>. Menschen aus allen Ländern<br />

Europas, teilweise auch aus anderen Kontinenten,<br />

kamen <strong>zu</strong> den Tagungen des Instituts,<br />

und viele von ihnen reisten so kurz nach<br />

<strong>dem</strong> Krieg mit gemischten Gefühlen nach<br />

Deutschland ein. Der Austausch mit internationalen<br />

Kollegen an einem internationalen<br />

Institut hat für viele <strong>zu</strong> einem freundlicheren<br />

Deutschlandbild beigetragen.<br />

Das Thema Erwachsenenbildung war zwar nicht<br />

neu, wurde aber doch als Mittel <strong>zu</strong>r sozialen<br />

und politischen Bewusstseinsbildung nach <strong>dem</strong><br />

Zweiten <strong>Welt</strong>krieg neu entdeckt. Für Johannes<br />

Novrup bot das Seminar über Erwachsenenbildung<br />

die Möglichkeit, Probleme <strong>zu</strong> diskutieren,<br />

“die unsere eigene erwachsene <strong>Welt</strong> in all ihrer<br />

Komplexität, mit ihren ungelösten, brennenden<br />

und oft tragischen Problemen” betrafen.<br />

Auch das zweite Seminar, das 1953 im UIP<br />

abgehalten wurde, widmete sich einem bisher<br />

vernachlässigten Thema, das auf den Einfluss<br />

Maria Montessoris <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen war: Der<br />

Persönlichkeit des Kindes im Kleinkindalter.<br />

Man erkennt an der Spannbreite dieser<br />

35


50 JAHRE BILDUNGSARBEIT<br />

Themen den Anspruch, thematisch den Menschen<br />

in s<strong>einer</strong> gesamten Entwicklung <strong>zu</strong> berücksichtigen.<br />

Zweite Tagung des Instituts <strong>zu</strong>m Thema “Die Persönlichkeit des Kindes<br />

im Kleinkindalter”, 5. – 10. Januar 1953<br />

36<br />

Trotz der Vielzahl von Themen, mit denen sich<br />

das UIP beschäftigte, gab es in den frühen Jahren<br />

durchaus einen inhaltlichen roten Faden:<br />

Das Institut sah seine Hauptaufgabe darin –<br />

wie in s<strong>einer</strong> Sat<strong>zu</strong>ng niedergelegt –, den internationalen<br />

Austausch zwischen Pädagogen <strong>zu</strong><br />

fördern. Zwischen 1955 und 1966 organisierte<br />

das UIP gemeinsam mit nationalen UNESCO-<br />

Kommissionen regelmäßig Sommeruniversitäten<br />

und Seminare <strong>zu</strong>m Thema Erziehung<br />

<strong>zu</strong>r internationalen Verständigung, die der Förderung<br />

der internationalen Zusammenarbeit<br />

in der Schulpraxis dienten. Dem ersten Seminar<br />

in Sèvres, Frankreich, folgten weitere in<br />

Deutschland, Italien, Norwegen, Österreich,<br />

der Türkei, Schweden, der (damaligen) Tschechoslowakei,<br />

Belgien, der Schweiz, Ungarn<br />

und England. Teilnehmer aus 50 Ländern aus<br />

allen Regionen der Erde nahmen an den insgesamt<br />

12 Seminaren teil.<br />

Einer der Höhepunkte der frühen Jahre des UIP<br />

war das Erscheinen der ersten Ausgabe der<br />

Internationalen Zeitschrift für Erziehungswissenschaft<br />

im Jahre 1955. Die weltweit älteste<br />

Zeitschrift über vergleichende Bildungstheorie<br />

und Bildungspraxis war bereits 1931 von Prof.<br />

Friedrich Schneider gegründet worden; 1935<br />

bemächtigten sich die Nationalsozialisten der<br />

Publikation, die aber 1944 vom ursprünglichen<br />

Herausgeber wieder übernommen wurde. 1955<br />

wurde die Zeitschrift vom UNESCO-Institut<br />

für Pädagogik neu gegründet. Walther Merck,<br />

erster Direktor des UIP, war eine treibende<br />

Kraft dieser Neugründung. Der Redaktionsbeirat<br />

der Zeitschrift setzte sich aus führenden<br />

europäischen Bildungsexperten <strong>zu</strong>sammen.<br />

In den ersten Jahren versuchte das Institut, seinen<br />

Platz innerhalb der UNESCO-Struktur <strong>zu</strong><br />

finden, was Gegenstand vieler Debatten war.<br />

Einerseits wurde großen Wert auf die Unabhängigkeit<br />

des UIP von der UNESCO gelegt,<br />

Erstes Sommerseminar <strong>zu</strong>m Thema “Erziehung <strong>zu</strong>r internationalen<br />

Verständigung” in Sèvres, Frankreich, im Juli 1955


Seminar “Failure in School”, 27. Mai – 2. Juni 1956<br />

gleichzeitig aber auch eine bessere Abstimmung<br />

mit der Arbeit der UNESCO gefordert. Da die<br />

UNESCO sich mit Schulerziehung beschäftigte,<br />

nahm sich auch das UIP dieses Themas an.<br />

Seminare über Lehrerausbildung und -fortbildung,<br />

psychologische Schuldienste, Elternerziehung,<br />

Versagen in der Schule und Schulreform<br />

wurden in das Programm aufgenommen.<br />

1957–61: Die ersten internationalen<br />

Studien<br />

Zwischen 1957 und 1959 wurde gemeinsam<br />

mit den beiden anderen UNESCO-Instituten<br />

für Jugend und Sozialwissenschaften, die in<br />

Gauting bei München bzw. in Köln angesiedelt<br />

worden waren, eine vergleichende internationale<br />

Studie <strong>zu</strong>m Thema Freizeitgestaltung<br />

durchgeführt. Ziel der Studie war heraus<strong>zu</strong>finden,<br />

inwiefern Freizeit in sich wandelnden<br />

industriellen Gesellschaften <strong>zu</strong>r Verbesserung<br />

der Lebensumstände beitragen kann. Von<br />

1959–61 führte das Institut die Pilotstudie des<br />

Internationalen Projekts für Leistungsmessung<br />

(International Evaluation of Educational<br />

Achievement – I.E.A.) durch, das von der U.S.-<br />

Regierung gefördert wurde. An der Studie – die<br />

vergleichbar mit der aktuellen PISA-Studie ist<br />

– beteiligten sich 12 europäische Länder,<br />

darunter Polen und das damalige Jugoslawien.<br />

Untersucht wurden die Leistungen 13-jähriger<br />

Schüler in Mathematik, Wissenschaft, Geographie,<br />

Leseverständnis sowie ihre non verbalen<br />

Fähigkeiten. Nach Abschluss dieses Pilotprojekts,<br />

dessen Ergebnisse 1962 unter <strong>dem</strong><br />

Titel Educational Achievement of Thirteen-<br />

Year-Olds veröffentlicht wurden, wurden länderübergreifende<br />

Studien <strong>zu</strong> einzelnen Fächern<br />

in Angriff genommen. Das Projekt wurde später<br />

eigenständig und existiert immer noch.<br />

1964–72: Krisen und Neufindung<br />

1964/65 waren einschneidende Jahre in der<br />

Geschichte des UIP. Die Gründungsfinanzierung<br />

seitens der UNESCO lief aus, was <strong>dem</strong><br />

Institut seine finanzielle Grundlage entzog. Das<br />

Jahr 1965 war das Jahr des Übergangs, in jeder<br />

Beziehung. Der Direktor Saul Robinsohn verließ<br />

das UIP am 31. Mai 1964, um einem Ruf<br />

als Direktor an das Max-Planck-Institut für<br />

internationale Bildungsforschung <strong>zu</strong> folgen.<br />

Der neue Direktor, der Schwede Gustaf Ögren,<br />

trat seine Stellung am 1. August an, in <strong>einer</strong><br />

Zeit, als das Institut nur sehr eingeschränkt<br />

arbeiten konnte.<br />

37


50 JAHRE BILDUNGSARBEIT<br />

Die Verhandlungen des Generaldirektors der<br />

UNESCO mit der Bundesregierung über das<br />

Weiterbestehen des Instituts führten <strong>zu</strong> einem<br />

positiven Ergebnis: Das Auswärtige Amt ver-<br />

Links: Gustaf Ögren, Direktor des UIP von 1964 – 1967<br />

Rechts: Saul B. Robinsohn, Direktor des UIP von 1959 – 1964<br />

38<br />

pflichtete sich, ab <strong>dem</strong> 31. Dezember 1965 90%<br />

des Institutsbudgets für die folgenden 10 Jahre<br />

<strong>zu</strong> übernehmen. Der Beitrag der UNESCO würde<br />

sich weitgehend auf das Gehalt des Direktors<br />

bzw. 10% des Budgets beschränken. Vorausset<strong>zu</strong>ng<br />

für diese neue Regelung war eine Änderung<br />

der Sat<strong>zu</strong>ng, die das UIP endgültig <strong>zu</strong> <strong>einer</strong><br />

internationalen Einrichtung machte. Das Kuratorium<br />

sollte fortan aus 11 Mitgliedern unterschiedlicher<br />

Nationalität bestehen, von denen<br />

nur ein Mitglied deutsch sein sollte (bisher hatte<br />

es 7 nichtdeutsche und 6 deutsche Mitglieder).<br />

Der Direktor erhielt den Status eines Mitglieds<br />

des UNESCO-Sekretariats.<br />

Die existentielle Krise veranlasste das Institut<br />

da<strong>zu</strong>, sein <strong>Auf</strong>gabengebiet neu <strong>zu</strong> definieren.<br />

Das Kuratorium, das bis dahin stark europäisch<br />

geprägt war, erfuhr durch die <strong>Auf</strong>nahme<br />

von Vertretern aus aller <strong>Welt</strong> eine Erweiterung<br />

s<strong>einer</strong> Perspektiven auf die Entwicklungslän-<br />

der. Bereits 1963 war Bildung in Entwicklungsländern<br />

erstmals Thema eines Expertenseminars<br />

(The Role of the Community School<br />

in Community Development) gewesen. Zukünftiges<br />

Arbeitsgebiet sollte die vergleichende<br />

Bildungsforschung auf internationaler Basis<br />

sein. Auch diese Neuorientierungen wurden in<br />

der Sat<strong>zu</strong>ng niedergelegt. Die Notwendigkeit<br />

der Bildung von internationalen Netzwerken<br />

wurde betont, die das UIP in den folgenden<br />

Jahren und Jahrzehnten mit großem Erfolg<br />

betrieben hat. Als kontinuierliches Merkmal<br />

wurde wieder die Zusammenarbeit mit den<br />

Pädagogen des Gastlandes in die Sat<strong>zu</strong>ng aufgenommen.<br />

Einer der Gründe, warum der Bundesregierung<br />

am Überleben des UIP gelegen war, lag wohl<br />

in s<strong>einer</strong> Rolle als Vermittler im Ost-West-Dialog.<br />

<strong>Auf</strong> der Kuratoriumssit<strong>zu</strong>ng 1964 erklärte<br />

ein Vertreter der Kultusministerkonferenz: “Die<br />

Kultusminister der Länder wünschen, dass das<br />

einzige Institut in Deutschland, das Ost-West-<br />

Kontakte pflegen kann, erhalten bleibt.” Von<br />

Anfang an hatte sich das UNESCO-Institut für<br />

Pädagogik um Kontakte <strong>zu</strong> osteuropäischen<br />

Ländern bemüht. Die Versuche, Experten aus<br />

der UdSSR, Polen und der Tschechoslowakei<br />

<strong>zu</strong> den Tagungen ein<strong>zu</strong>laden, blieben <strong>zu</strong>nächst<br />

aufgrund der schwierigen Einreiseformalitäten<br />

erfolglos. Am Seminar Failure in School 1956<br />

nahm erstmalig ein Teilnehmer aus der Sowjetunion<br />

teil. Von 1959–97 waren kontinuierlich<br />

Vertreter der Sowjetunion, bzw. Russlands im<br />

Kuratorium vertreten, angefangen mit A. N.<br />

Leontiev bis <strong>zu</strong>m Jahre 1964, <strong>zu</strong>letzt gefolgt<br />

von Viktor Onushkin bis 1997. Vom 21. bis<br />

24. November 1966 fand ein Seminar der Reihe<br />

Internationale Verständigung über Erziehung<br />

in Osteuropa statt. In <strong>dem</strong> Arbeitspapier<br />

<strong>zu</strong>r Planung dieses Seminars ist <strong>zu</strong> lesen:


“Die Beschäftigung mit Osteuropa ist unverzichtbar<br />

für die Entwicklung eines gesunden<br />

politischen Bewusstseins sowohl in Deutschland<br />

als auch in anderen Ländern.”<br />

Der neue Schwerpunkt Bildungsforschung<br />

schlug sich nieder in der <strong>Auf</strong>nahme der<br />

SOLEP-Seminare (European Seminars on<br />

Learning and the Educational Process) im Jahre<br />

1968. Das erste dieser Seminare, die der<br />

Schulung von Bildungsforschern dienten, fand<br />

in Kooperation mit England, Schweden und<br />

den USA im Sommer 1968 in Schweden statt<br />

und dauerte vier Wochen. 35 Experten aus<br />

Europa und Nordamerika nahmen daran teil.<br />

1970 gab es ein weiteres Seminar für frankophone<br />

Teilnehmer in Frankreich, 1971 ein<br />

Seminar für die europäische Region mit Forschern<br />

aus acht Ländern Ost- und Westeuropas.<br />

1972 fand ein Seminar in Thailand für die<br />

asiatischen Länder statt. Es war das zweite<br />

Seminar überhaupt, das vom UIP außerhalb<br />

der Grenzen Europas durchgeführt wurde.<br />

Damit einher gingen die Seminare für Direktoren<br />

von Bildungsinstitutionen, die ein weiteres<br />

Kontinuum der Arbeit des UIP darstellten:<br />

1969 das erste in Hamburg, 1972 das zweite<br />

in Budapest. Dann im April 1976 ein Höhepunkt<br />

mit der Gesamteuropäischen Konferenz<br />

für Direktoren pädagogischer Forschungsinstitute<br />

(All-European Conference for Directors of<br />

Educational Research Institutions) mit Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />

des Europarats und der Stiftung Volkswagenwerk.<br />

Bei der Konferenz, die in Hamburg<br />

stattfand, fand ein Meinungs- und Erfahrungsaustausch<br />

zwischen 70 Teilnehmern aus 30<br />

europäischen Ländern statt. In der Presseerklärung<br />

hieß es: “Zum ersten Mal wird damit<br />

auch west- wie osteuropäischen Forschungsinstituten<br />

die Möglichkeit gegeben, die Kommu-<br />

nikation und internationale Kooperation zwischen<br />

den beteiligten Institutionen <strong>zu</strong> verbessern<br />

und fort<strong>zu</strong>führen.” Bis <strong>zu</strong>m Jahre 1988<br />

wurden diese gesamteuropäischen Konferenzen<br />

<strong>zu</strong>sammen mit <strong>dem</strong> Europarat fortgesetzt.<br />

1970 erlebte das UIP eine weitere Krise, als die<br />

beiden anderen Bildungsinstitute der UNESCO,<br />

das 1963 gegründete International Institute for<br />

Educational Planning (IIEP) in Paris und vor<br />

allem das International Bureau of Education<br />

(IBE) in Genf, als Folge der Angliederung des<br />

IBE an die UNESCO seine <strong>Auf</strong>gaben klar definierten.<br />

Dem IIEP wurde der Schwerpunkt<br />

Ausbildung und Forschung auf <strong>dem</strong> Gebiet der<br />

Bildungsplanung und -verwaltung übertragen.<br />

Das IBE wurde von der UNESCO mit vergleichender<br />

Bildungsforschung beauftragt, einem<br />

Gebiet, für das sich auch das UIP <strong>zu</strong>ständig<br />

fühlte. Der Vertreter des Generaldirektors bot<br />

schließlich eine Lösung an: Die Zielgruppe des<br />

39


50 JAHRE BILDUNGSARBEIT<br />

40<br />

IBE bestehe aus Verantwortlichen öffentlicher<br />

Bildungsinstitutionen, die Arbeit des UIP hingegen<br />

betreffe die Bildungsforscher. Die Arbeit<br />

beider Institute sollte sich ergänzen und nicht<br />

überschneiden. Es wurde festgelegt, dass <strong>zu</strong>künftig<br />

bei jeder Kuratoriumssit<strong>zu</strong>ng <strong>einer</strong> der<br />

drei Institutionen jeweils ein Vertreter der beiden<br />

anderen teilnehmen sollte.<br />

1972–79: Lebenslanges Lernen<br />

Die Kuratoriumssit<strong>zu</strong>ng des UIP<br />

1972 war richtungsweisend. Allen<br />

Anwesenden schien bewusst <strong>zu</strong><br />

sein, dass das Institut seine Identität<br />

finden und sein Programm<br />

straffen musste, wenn es überleben<br />

wollte. Die erneute Forderung<br />

nach stärkerer Ausrichtung<br />

seines Programms an den Prioritäten<br />

der UNESCO führte da<strong>zu</strong>,<br />

dass Permanent Education als <strong>zu</strong>künftiges<br />

Arbeitsgebiet festgelegt<br />

wurde, <strong>zu</strong>nächst mit <strong>dem</strong> Schwerpunkt<br />

Curriculumforschung (was<br />

bis ca. 1975 so blieb).<br />

Die neue Orientierung bestätigte sich in der<br />

Entscheidung, in Zukunft keine Projekte mehr<br />

durch<strong>zu</strong>führen, die ausschließlich auf Deutschland<br />

beschränkt waren (1969 hatte es noch ein<br />

Seminar über eine Universitätsreform in<br />

Deutschland gegeben).<br />

Bereits 1961 hatte die Generalkonferenz der<br />

UNESCO beschlossen, Bildung <strong>zu</strong> ihrem Hauptanliegen<br />

<strong>zu</strong> machen. Nach Erscheinen des<br />

Berichts der Faure-Kommission Learning to<br />

be 1972 verabschiedete die Generalkonferenz<br />

ein 6-Jahres-Programm auf der Basis der Erkenntnisse<br />

der Faure-Kommission. Mitgliedstaaten<br />

sollten ermutigt werden, ihre Bildungs-<br />

systeme <strong>zu</strong> erneuern. Die UNESCO sah die<br />

Rolle des UIP darin, sie bei <strong>dem</strong> Erreichen dieser<br />

Ziele <strong>zu</strong> unterstützen. Das Lebenslange<br />

Lernen wurde der Schwerpunkt der Arbeit des<br />

Instituts, was bis heute so geblieben ist. Der<br />

neue Direktor Dino Carelli trat im Juli 1973<br />

sein Amt an und konnte mit der Realisierung<br />

dieses Programms beginnen. 1972 begann eine<br />

einjährige Studie mit <strong>dem</strong> Ziel, die Implikationen<br />

des Konzepts des Lebenslangen Lernens<br />

Asiatisches Seminar über Nachalphabetisierung, Neu-Delhi, Oktober 1983<br />

auf die Schulcurricula <strong>zu</strong> untersuchen. Von<br />

1973–76 wurde das Projekt Teacher Preparation<br />

in Accordance with the Principles of Lifelong<br />

Education durchgeführt, an <strong>dem</strong> Australien,<br />

Ungarn, Deutschland, Indien und Singapur<br />

teilnahmen. 1976 begannen Fallstudien<br />

nationaler Reformen im Sinne des lebenslangen<br />

Lernens in Peru und Spanien. Ebenso führte<br />

Carelli Projektstudien über alternative Bildungspraktiken<br />

durch, die die Idee des lebenslangen<br />

Lernens in die Tat umsetzten, wie <strong>zu</strong>m<br />

Beispiel der Sender Radio Santa Maria für die<br />

ländliche Bevölkerung in der Dominikanischen<br />

Republik oder alternative Bildungssysteme in<br />

sechs westafrikanischen Ländern.


Hubert Braun, Vorsitzender des Kuratoriums von 1981–91, und<br />

Bogdan Suchodolski, Mitglied des Kuratoriums von 1974–81<br />

1980–90: Internationale Netzwerke<br />

werden ausgebaut<br />

Ravindra Dave, der im Oktober 1979 sein Amt<br />

als Direktor antrat, bemühte sich um eine engere<br />

Verknüpfung von Forschung und Ausbildung.<br />

Gleichzeitig wollte er ein Netzwerk aus<br />

Experten und Institutionen ausbauen, um die<br />

Arbeit des Instituts so effektiv wie möglich vielen<br />

Menschen <strong>zu</strong>gänglich <strong>zu</strong> machen.<br />

Ende 1980 begann eine Studie <strong>zu</strong>r Entwicklung<br />

von Lernstrategien im Zusammenhang mit<br />

Nachalphabetisierung und Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

für Neualphabeten in Entwicklungsländern.<br />

Dieses Projekt vereinte die beiden<br />

Arbeitsschwerpunkte des Instituts, die Förderung<br />

von Bildung in Entwicklungsländern und<br />

des Lernens als lebenslanger Prozess. Das Projekt,<br />

an <strong>dem</strong> Bangladesh, Brasilien, Burma,<br />

Kuba, Indien, Mali, Nigeria, Tansania, Vene<strong>zu</strong>ela<br />

und – als einziges Industrieland – Großbritannien<br />

teilnahmen, stieß international auf<br />

großes Interesse und bildete den Anfang der<br />

Aktivitäten und regionalen Seminare <strong>zu</strong> diesem<br />

Thema, die das UIP zwischen 1981 und<br />

1986 in Hamburg, Caracas, Neu-Delhi und<br />

Nairobi durchführte. Diese forschungsorientierten<br />

Trainingsseminare richteten sich an<br />

Praktiker, die in ihren Ländern für die Entwicklung<br />

und Durchführung von Alphabetisierungs-,<br />

Nachalphabetisierungs- und Weiterbildungsprogrammen<br />

verantwortlich waren. Mehr<br />

als 250 Experten aus 89 Ländern nahmen an<br />

diesen Seminaren teil; Management- und Informationssysteme<br />

konnten in 30 Ländern aufgebaut<br />

werden. Seit 1987 wurden jährliche interregionale<br />

Seminare in Hamburg abgehalten.<br />

Die Kontakte, die in dieser Zeit entstanden,<br />

wurden im Literacy Exchange Network gebündelt.<br />

Im Dokumentationszentrum des Instituts<br />

konnte eine einzigartige Sammlung von<br />

über 7000 Beispielen von Lehr- und Lernmaterialien<br />

aus den Bereichen Alphabetisierung und<br />

außerschulische Bildung aus über 120 Ländern<br />

in 160 Sprachen aufgebaut werden.<br />

Ein Meilenstein in der Geschichte der Bildungsarbeit<br />

der UNESCO war 1990 die <strong>Welt</strong>bildungskonferenz<br />

in Jomtien, Thailand. Das<br />

UIP wurde mit <strong>einer</strong> Reihe von Folgeaktivitäten<br />

<strong>zu</strong>r Umset<strong>zu</strong>ng der dort erhobenen Forde-<br />

46. Sit<strong>zu</strong>ng des Kuratoriums, April 1994 · Von links nach rechts: Peter<br />

Fischer-Appelt (Vorsitzender des Kuratoriums), Colin Power (Vertreter<br />

des Generaldirektors der UNESCO), Wolf Rissom (UNESCO)<br />

41


50 JAHRE BILDUNGSARBEIT<br />

rung nach Bildung für alle beauftragt. So führte<br />

das UIP 1992 ein nur auf die Entwicklungsländer<br />

<strong>zu</strong>geschnittenes Bildungsprojekt in afrikanischen,<br />

vorwiegend multilingualen Ländern<br />

über non-formale Ansätze für die Primärbildung<br />

durch. Dabei ging es beispielsweise um<br />

die Entwicklung von Methoden, wie ein einziger<br />

Lehrer eine Klasse von 90 und mehr<br />

Schülern betreuen kann. Das UIP unternahm<br />

darüber hinaus Forschungen <strong>zu</strong>r Bedeutung<br />

des Gebrauchs der Muttersprache in der formalen<br />

und non-formalen Bildung. Es beteiligte<br />

sich an der Auswertung empirischer Studien<br />

<strong>zu</strong>m funktionalen Analphabetismus in acht<br />

europäischen bzw. nordamerikanischen und<br />

sechs lateinamerikanischen Ländern.<br />

Als eine der ersten Institutionen wies das UIP<br />

ab Mitte der 80er Jahre durch die Veranstaltung<br />

von Forschungs- und Informationsseminaren<br />

auf das Problem des funktionalen Analphabetismus<br />

in Industrieländern hin. Zwischen<br />

1985 und 1988 wurde eine Reihe von Fallstudien<br />

über funktionalen Analphabetismus in<br />

Von links nach rechts: Ursula Giere, langjährige Leiterin der Bibliothek;<br />

Paul Bélanger, Direktor des UIP von 1989 – 1999; Jean-Paul Hautecoeur,<br />

Koordinator der ALPHA-Forschungsreihe (im April 1994)<br />

42<br />

Belgien, Deutschland, den Niederlanden und<br />

Großbritannien durchgeführt. Eine spezielle<br />

Forschungsreihe mit <strong>dem</strong> Titel ALPHA war<br />

ausschließlich dieser Thematik gewidmet.<br />

1990 fand ein Seminar über funktionalen<br />

Analphabetismus in Ost- und Westeuropa<br />

statt; ein Jahr später über Analphabetismus bei<br />

Erwachsenen in Industrieländern.<br />

Die 90er Jahre: CONFINTEA<br />

und die Vielfalt der Erwachsenenbildung<br />

In den folgenden Jahren führte der wachsende<br />

Bedarf an Erwachsenenbildungsmaßnahmen <strong>zu</strong><br />

<strong>einer</strong> Erweiterung der Perspektiven. Das Institut<br />

beschäftigte sich nun <strong>zu</strong>nehmend mit der<br />

Relevanz der Erwachsenenbildung für globale<br />

Schlüsselthemen wie <strong>dem</strong>okratische Entwicklungen,<br />

Gesundheitsvorsorge und Umweltschutz,<br />

Verbesserung der Lebensqualität von<br />

Armen und Randgruppen, sprachlichen und<br />

ethnischen Minderheiten.<br />

Die Stärkung der Stellung und Rechte der<br />

Frauen durch Alphabetisierung und Bildung<br />

war ein Schwerpunkt der 90er Jahre bis heute.<br />

Von der Konferenz über Bildung für alle in<br />

Jomtien bis hin <strong>zu</strong>r <strong>Welt</strong>frauenkonferenz in<br />

Peking im Jahre 1995 wurde die Notwendigkeit<br />

eines verbesserten Zugangs <strong>zu</strong> Bildungsmöglichkeiten<br />

für Frauen immer eindringlicher<br />

gefordert, nicht nur von den Nichtregierungsorganisationen,<br />

auch auf Regierungsebene.<br />

Der Zusammenhang zwischen <strong>dem</strong> Zugang <strong>zu</strong><br />

Bildung und der Stärkung der Rechte und der<br />

Verbesserung der Lebenssituation von Frauen<br />

rückte immer mehr ins Bewusstsein. Die in<br />

allen Teilen der <strong>Welt</strong> durchgeführten Seminare<br />

und die <strong>zu</strong> diesem Thema herausgegebenen<br />

Publikationen des UIP fanden große Beachtung.


Insgesamt standen die 90er Jahre im Zeichen<br />

der Fünften Internationalen Konferenz über<br />

Erwachsenenbildung (CONFINTEA V), die<br />

vom 14. bis 18. Juli 1997 in Hamburg stattfand,<br />

und mit deren Vorbereitung und Durchführung<br />

das UIP betraut war. CONFINTEA V<br />

– die fünfte in <strong>einer</strong> Reihe von Konferenzen, die<br />

seit 1949 alle 12 Jahre stattfinden – stand unter<br />

<strong>dem</strong> Motto: Lernen im Erwachsenenalter: ein<br />

Schlüssel <strong>zu</strong>m 21. Jahrhundert. Ziel von CON-<br />

FINTEA war es, das weltweite Engagement<br />

für Erwachsenen- und Weiterbildung in der<br />

Perspektive des lebenslangen Lernens voran<strong>zu</strong>treiben,<br />

<strong>zu</strong>künftige Maßnahmen vor<strong>zu</strong>schlagen<br />

und das internationale Netzwerk für<br />

die Zusammenarbeit in der Erwachsenenbildung<br />

aus<strong>zu</strong>bauen. Die Hochrangigkeit der<br />

Teilnehmer, die große Anzahl und aktive Mit-<br />

wirkung der NGOs, die fast die Hälfte der Teilnehmer<br />

stellten, und die Spannbreite der Themen<br />

– wie Ausgren<strong>zu</strong>ng von Minderheiten,<br />

Veränderungen in der Arbeitswelt und die Diskriminierung<br />

von Frauen – machten die CON-<br />

FINTEA <strong>zu</strong> einem Meilenstein in der Geschichte<br />

der Erwachsenenbildung. Die Konferenz<br />

erarbeitete unter <strong>dem</strong> Vorsitz der damaligen<br />

Bundestagspräsidentin Prof. Rita Süssmuth<br />

zwei Schlüsseldokumente, die Hamburger Deklaration<br />

und die Agenda für die Zukunft. Die<br />

Konferenz hat zweifellos entscheidend da<strong>zu</strong><br />

beigetragen, Bildung als einen lebenslangen<br />

Prozess an<strong>zu</strong>sehen, der über den traditionellen<br />

Bildungssektor hinausgeht und alle Lebensbereiche<br />

betrifft.<br />

Rita Süssmuth, Präsidentin der “Fünften Internationalen Konferenz über Erwachsenenbildung” im Juli 1997<br />

43


50 JAHRE BILDUNGSARBEIT


1992 organisierte das Institut unter Leitung der langjährigen Bibliotheksleiterin Ursula Giere in Zusammenarbeit mit <strong>dem</strong> Ernst Klett<br />

Verlag eine Ausstellung von Plakaten weltweiter Alphabetisierungskampagnen, die bis heute mit großem Erfolg ausgestellt wird.


DAS UIP HEUTE<br />

46<br />

BILDUNGSARBEIT AUSSERHALB FORMALER<br />

SYSTEME UND LEBENSLANGES LERNEN:<br />

Was bewegt das UNESCO-Institut fünfzig Jahre<br />

nach s<strong>einer</strong> Gründung?<br />

Ziel der Bildung für Jugendliche und Erwachsene<br />

im Sinne eines lebensbegleitenden<br />

Prozesses ist es, die Autonomie und<br />

das Verantwortungsbewusstsein von Menschen<br />

und Gemeinschaften <strong>zu</strong> fördern, ihre<br />

Fähigkeit, mit Veränderungen in Wirtschaft,<br />

Kultur und Gesellschaft als Ganzes<br />

um<strong>zu</strong>gehen, <strong>zu</strong> stärken sowie Zusammenleben,<br />

Toleranz und die informierte und<br />

kreative Mitwirkung der Bürger in ihren<br />

Gemeinschaften <strong>zu</strong> fördern – es dadurch<br />

Menschen und Gemeinschaften <strong>zu</strong> ermöglichen,<br />

in ihrem Leben und in ihrer Gesellschaft<br />

aktiv <strong>zu</strong> werden, um den Herausforderungen<br />

der Zukunft begegnen <strong>zu</strong> können.<br />

(Hamburger Deklaration <strong>zu</strong>m Lernen im<br />

Erwachsenenalter, Juli 1997)<br />

Der Hintergrund<br />

Als die gut 1500 Delegierten von Regierungen,<br />

internationalen Organisationen und NGOs aus<br />

rund 150 Ländern <strong>zu</strong>m Abschluss der Fünften<br />

Internationalen Konferenz über Erwachsenenbildung<br />

(CONFINTEA V) die Hamburger Deklaration<br />

und den Aktionsplan verabschiedeten,<br />

setzten sie nicht nur einen bedeutenden Meilenstein<br />

für die Erwachsenenbildung in Form von<br />

internationalen Richtlinien und gemeinsam<br />

getragenen Zielvorstellungen in der außerschulischen<br />

Bildungsarbeit. Der erfolgreiche Abschluss<br />

von CONFINTEA, deren Vorbereitung<br />

und inhaltliche – sowie organisatorische – Gestaltung<br />

das UIP im <strong>Auf</strong>trag der UNESCO<br />

federführend übernommen hatte, bestätigte<br />

<strong>zu</strong>gleich die konzeptionelle Verankerung des<br />

Instituts während der zweiten Hälfte der neunziger<br />

Jahre und wirkte identitätsstiftend und<br />

richtungsweisend für die Arbeitsschwerpunkte<br />

des Instituts <strong>zu</strong> Beginn des neuen Jahrhunderts.<br />

Die Bedeutung von CONFINTEA liegt in der<br />

umfassenden und ganzheitlichen Definition<br />

vom Lernen im Erwachsenenalter und der<br />

herausragenden Rolle, die <strong>dem</strong> lebenslangen


Lernen im Angesicht von sozioökonomischen,<br />

kulturellen und technologischen Veränderungen<br />

und Brüchen <strong>zu</strong>geschrieben wird. Der<br />

Wunsch nach gesellschaftlicher Teilhabe und<br />

Mitgestaltung sowie nach sozialer Integration<br />

und Gerechtigkeit haben den Bedarf an Lernmöglichkeiten<br />

nach Abschluss konventioneller<br />

Ausbildungswege genauso kontinuierlich wachsen<br />

lassen wie das Bedürfnis nach Verbesserung<br />

der eigenen Lebensqualität, nach neuem Selbstbewusstsein<br />

und gesteigerter Aktivität. Um Probleme<br />

und Konflikte <strong>zu</strong> meistern und deren<br />

Hintergründe <strong>zu</strong> begreifen, bedarf es kontinuierlicher<br />

Lernprozesse, <strong>zu</strong>m Beispiel über Gesundheit<br />

und die Bewahrung des ökologischen<br />

Gleichgewichts, und es bedingt die Anerkennung<br />

und die gleichberechtigte Nutzbarmachung<br />

von traditionellem Wissen sowie die<br />

Integration von Minderheiten und marginalisierten<br />

Personen und Gruppen in die Gesellschaft.<br />

Die Erfahrung der transformatorischen<br />

und konstruktiven Kraft von individuellen und<br />

kollektiven Lernprozessen schafft Lerngesellschaften<br />

– und ist von entscheidender Bedeutung<br />

für den <strong>Auf</strong>bau von zivilgesellschaftlichen<br />

Strukturen und Demokratie.<br />

Das entscheidende Fundament für lebenslanges<br />

Lernen und menschliche Entwicklung jedoch<br />

wird mit <strong>dem</strong> Erwerb von Schriftsprache und<br />

Grundbildung gelegt – auf der Basis eines erweiterten<br />

Konzeptes von Alphabetisierung,<br />

welche weit über die technischen Fähigkeiten<br />

des Lesens, Schreibens und Rechnens hinausgeht.<br />

Es war die 1990 in Jomtien, Thailand,<br />

durchgeführte <strong>Welt</strong>bildungkonferenz, die diese<br />

Erkenntnis auf internationaler Regierungsebene<br />

verankerte und entsprechende politische<br />

Maßnahmen forderte und die damit den zweiten<br />

wichtigen Grundstein für die heutige Identität<br />

und Arbeit des UIP ausmacht. Das in Jomtien<br />

definierte breit gefasste Konzept gesteht<br />

der Alphabetisierungsarbeit mit Menschen aller<br />

Altersgruppen die gleiche Priorität <strong>zu</strong>, sowohl<br />

Kindern als auch Jugendlichen und Erwachse-<br />

nen, und betont die Komplementarität von formalen<br />

und nicht formalen Bildungs- und Lernaktivitäten.<br />

Entscheidende Bestandteile des erweiterten<br />

Konzepts von Alphabetisierung und<br />

Grundbildung und kontinuierlicher Lernbiographien<br />

sind Lernkompetenzen und Motivation<br />

genauso wie Toleranz und die aktive Teilnahme<br />

an <strong>einer</strong> Schriftsprachenkultur in einem<br />

bestimmten sozialen Kontext.<br />

Die für die Umset<strong>zu</strong>ng dieses Konzeptes von<br />

Alphabetisierung und Grundbildung notwendigen<br />

politischen und strukturellen Maßnahmen<br />

sind freilich bis heute nicht überall Realität<br />

geworden. Die Nachfolgekonferenz von Jomtien,<br />

das <strong>Welt</strong>bildungsforum von Dakar, Senegal,<br />

bekräftigte deshalb im April 2000 die<br />

Notwendigkeit von verbesserten Anstrengungen,<br />

und re-definierte konkrete Bildungsziele<br />

und Fristen. Das Forum empfahl außer<strong>dem</strong> die<br />

Durchführung <strong>einer</strong> Alphabetisierungsdekade<br />

unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen,<br />

und übertrug die Gesamtkoordination der<br />

Nachfolgeanstrengungen bis <strong>zu</strong>m Jahr 2015 sowie<br />

die Ausarbeitung eines Aktionsplans für die<br />

Alphabetisierungsdekade der UNESCO. Die<br />

Vereinten Nationen haben mittlerweile der Dekade<br />

<strong>zu</strong>gestimmt, <strong>zu</strong> deren konzeptioneller Vorbereitung<br />

das UIP maßgeblich beigetragen hat.<br />

Die Gegenwart<br />

Das UIP ist heute ein internationales Forschungs-,<br />

Informations- und Dokumentationszentrum<br />

der UNESCO im Bereich des lebenslangen<br />

Lernens, mit besonderem Schwerpunkt<br />

auf der Bildungsarbeit mit Erwachsenen und<br />

auf außerschulischer Grundbildung und Alphabetisierung.<br />

Zum Mandat des UIP gehören, neben<br />

der Analyse und Weiterentwicklung von<br />

Konzepten, Methoden, politischen Ansätzen<br />

und soziokulturellen Kontexten von Bildung,<br />

die Mitwirkung am <strong>Auf</strong>bau nationaler und<br />

lokaler Kapazitäten in den Mitgliedsländern<br />

der UNESCO sowie die Förderung von Netzwerken<br />

und Partnerschaften.<br />

47


DAS UIP HEUTE<br />

48<br />

Ein wichtiger Bestandteil der Arbeit des UIP ist<br />

die Initiierung und Koordination kooperativer<br />

Forschungsprojekte, in deren Rahmen Seminare<br />

auf Expertenebene organisiert werden,<br />

sowie die Teilnahme und Mitarbeit an <strong>einer</strong><br />

Vielzahl regionaler und internationaler Expertentreffen<br />

und Projekte. Die Arbeit des UIP<br />

umfasst Publikationstätigkeiten, und es stellt<br />

auf Anfrage sein Expertenwissen für spezielle<br />

Dienstleistungen – wie <strong>zu</strong>m Beispiel Evaluierungen<br />

von Programmen – <strong>zu</strong>r Verfügung. Es<br />

bietet darüber hinaus individuellen Forschern<br />

die Möglichkeit <strong>zu</strong> einem Studienaufenthalt im<br />

Institut.<br />

Alle Tätigkeiten des Instituts basieren<br />

auf Kooperation mit Partnern.<br />

Zu diesen zählen die entsprechenden<br />

Abteilungen am Hauptsitz der<br />

UNESCO in Paris und die fünf im<br />

Bildungsbereich tätigen Schwesterinstitute<br />

genauso wie Vertreter<br />

der UNESCO-Mitgliedsländer, nationale<br />

und internationale Nichtregierungsorganisationen,<br />

Forscher,<br />

Mitarbeiter von öffentlichen und<br />

privaten Erwachsenenbildungsträgern<br />

und Akteure der Zivilgesellschaft.<br />

Die Aktivitäten<br />

Das UIP hat seine Aktivitäten in vier Bereichen<br />

gebündelt. Im ersten der vier Programmbereiche,<br />

“In verschiedenen kulturellen Kontexten<br />

ein Leben lang lernen: Grundlagen schaffen bis<br />

hin <strong>zu</strong>r Stärkung der kreativen Teilnahme”,<br />

werden <strong>einer</strong>seits die konzeptionell angelegten<br />

Projekte mit Blick auf Lerntheorien, Lernumgebungen<br />

oder kulturelle Kontexte durchgeführt.<br />

Andererseits – wobei diese Komponenten<br />

sich gelegentlich überlappen – sind die hier<br />

angesiedelten Projektaktivitäten darauf ausgerichtet,<br />

die Integration und Anwendung der<br />

Prinzipien des lebenslangen Lernens in der Praxis<br />

sowie deren Umset<strong>zu</strong>ng in politischen<br />

Ansätzen und Maßnahmen <strong>zu</strong> analysieren.<br />

Unter den aktuellen Aktivitäten im Jahr 2002<br />

im Rahmen des ersten Programmbereichs befinden<br />

sich <strong>zu</strong>m Beispiel Projekte, die die Erfahrungen<br />

und wechselseitigen Bereicherungsmöglichkeiten<br />

beim Lernen zwischen den<br />

Generationen beleuchten oder das Ziel haben,<br />

Indikatoren <strong>zu</strong> entwickeln, mit deren Hilfe<br />

nachhaltige und übertragbare Lernfähigkeiten<br />

klassifiziert werden können. Die im Vorjahr in<br />

Asien begonnene Serie von regionalen Bestands-


aufnahmen mit Blick auf die in den jeweiligen<br />

Kulturen vorherrschenden Perspektiven von<br />

lebenslangem Lernen wird in diesem Jahr für<br />

Südost Europa, Lateinamerika und die arabischen<br />

Staaten fortgeführt. Weiterhin werden<br />

Untersuchungen über den Zusammenhang zwischen<br />

lebenslangem Lernen und der Herausbildung<br />

<strong>einer</strong> <strong>dem</strong>okratischen und kritischen<br />

Zivilgesellschaft stattfinden.<br />

Der zweite Programmbereich des UIP mit <strong>dem</strong><br />

Titel “In der Folge von CONFINTEA und Dakar:<br />

Evaluierung und Beobachtung der politischen<br />

und institutionellen Veränderungen<br />

für erwachsene Lernende”<br />

umfasst auf der einen Seite die Aktivitäten<br />

am UIP, die die Überprüfung<br />

und Protokollierung von Folgeaktivitäten<br />

der beiden herausragenden<br />

<strong>Welt</strong>konferenzen <strong>zu</strong>m Inhalt haben,<br />

insbesondere die strukturellen und<br />

politischen Veränderungen innerhalb<br />

von Ländern und Regionen. <strong>Auf</strong> der<br />

anderen Seite sind diejenigen Projekte<br />

Teil dieses Programmbereichs, mit<br />

denen das UIP selbst initiativ und aktiv<br />

<strong>zu</strong>r Umset<strong>zu</strong>ng der auf den beiden<br />

Konferenzen verabschiedeten Grundsätze<br />

und Empfehlungen beitragen<br />

möchte. Die Folgeaktivitäten von CONFINTEA<br />

betreffen sowohl verschiedene transnationale<br />

Themenbereiche als auch die für regionale und<br />

nationale Kontexte konzipierten Maßnahmen.<br />

Den Schwerpunkt der Folgeaktivitäten des<br />

<strong>Welt</strong>bildungsforums von Dakar am UIP bildet<br />

die Integration des breit gefassten Konzepts<br />

von Alphabetisierung und Grundbildung in den<br />

nationalen Aktionsplänen (nämlich, den Grundstein<br />

für lebenslanges Lernen bereits in der<br />

Grundbildung <strong>zu</strong> legen und Erwachsene in die<br />

Zielgruppe ein<strong>zu</strong>beziehen), die derzeit in allen<br />

49


DAS UIP HEUTE<br />

50<br />

beteiligten Ländern der <strong>Welt</strong> mit <strong>dem</strong> Ziel Bildung<br />

für Alle ausgearbeitet werden.<br />

Eine Projektaktivität in diesem Programmbereich<br />

ist eine kontinuierlich durchgeführte Reihe<br />

von Untersuchungen über Notwendigkeit<br />

und Auswirkungen von lebenslangem Lernen<br />

im informellen Arbeitssektor – insbesondere in<br />

Entwicklungsländern – und <strong>zu</strong>r Armutsbekämpfung.<br />

In anderen Projekten werden Strategien<br />

entwickelt, um Fernlernen und offene<br />

Lernsysteme (auch mit Hilfe neuer Informations-<br />

und Kommunikationstechnologien) für<br />

marginalisierte Bevölkerungsschichten <strong>zu</strong>gänglich<br />

<strong>zu</strong> machen. Zwei spezifische Empfehlungen<br />

der beiden Konferenzen sind <strong>zu</strong>m einen das<br />

Internationale Lernfest, das vom UIP weiterentwickelt<br />

und dessen auf nationalen Koordinatoren<br />

beruhendes Netzwerk kontinuierlich vergrößert<br />

wird; <strong>zu</strong>m anderen wird das UIP maß-<br />

geblich an der Alphabetisierungsdekade der Vereinten<br />

Nationen mitwirken. Ein ganz besonderer<br />

Schwerpunkt für die Arbeit des UIP wird die<br />

Vorbereitung der für Ende 2003 geplanten<br />

CONFINTEA-Nachfolgekonferenz sein.<br />

Der dritte Programmbereich des UIP konzentriert<br />

sich auf den <strong>Auf</strong>bau von Kapazitäten für<br />

die Entwicklung von lebenslangem Lernen und<br />

beinhaltet Beratungstätigkeiten und technische<br />

Zusammenarbeit sowie Fortbildungsmaßnahmen<br />

für Experten vor Ort. Bildungsrelevante<br />

Fragen in Krisengebieten <strong>einer</strong>seits und die speziellen<br />

und komplexen Anforderungen für Bildungsarbeit<br />

in Gebieten mit ethnischen und/oder<br />

sprachlichen Minderheiten andererseits werden<br />

in diesem Programmbereich vom UIP behandelt.<br />

Zwei Projekte mit geographischem Schwerpunkt<br />

sind der <strong>Auf</strong>bau <strong>einer</strong> Aka<strong>dem</strong>ie Afrikanischer<br />

Sprachen und die Herausgabe <strong>einer</strong> Serie<br />

von Lehrbüchern für Universitäten, die die Darstellung<br />

afrikanischer Perspektiven über lebenslanges<br />

Lernen <strong>zu</strong>m Inhalt hat.


Im vierten Programmbereich des UIP mit Namen<br />

“Strukturelle Stützpfeiler: Netzwerke, Dokumentation,<br />

Kommunikation und Sozialmarketing”<br />

befinden sich schließlich alle Aktivitäten,<br />

die die interne und externe Kommunikation<br />

betreffen, einschließlich des Fellowship-Programms<br />

des UIP, der Publikationsabteilung und<br />

des Dokumentationszentrums. Während die<br />

Publikationsabteilung neben den projektbezogenen<br />

Veröffentlichungen die weltweit älteste Zeitschrift<br />

über vergleichende Theorie und Praxis in<br />

formaler und nicht formaler Bildung herausgibt<br />

(die Internationale Zeitschrift für Erziehungswissenschaft),<br />

verfügt das Dokumentationszentrum<br />

über einen Bestand von ca. 66 000<br />

Büchern, Dokumenten und audiovisuellen Materialien<br />

und koordiniert das internationale ALA-<br />

DIN-Netzwerk von Dokumentations- und Informationszentren<br />

der Erwachsenenbildung. Und<br />

bereits <strong>zu</strong>m fünften Mal wird in diesem Jahr der<br />

vom UIP koordinierte Internationale Preis für<br />

Alphabetisierungsforschung vergeben.<br />

Die Mitarbeiter<br />

Um all diese <strong>Auf</strong>gaben kümmert sich im Institut<br />

ein internationales Team von rund 25 Kollegen,<br />

darunter wissenschaftliche Mitarbeiter, Publikationsfachleute,<br />

Bibliothekarinnen, Übersetzer,<br />

Sekretärinnen sowie eine Verwaltungsabteilung<br />

und ein EDV-Spezialist,<br />

aus zwölf verschiedenen<br />

Ländern (Belgien, Benin, Chile,<br />

Deutschland, Frankreich, Griechenland,<br />

Großbritannien, Indien,<br />

Iran, Japan, den Philippinen<br />

und Togo). Die Leitung dieses<br />

Teams obliegt <strong>dem</strong> vom Generaldirektor<br />

der UNESCO ernannten<br />

Institutsdirektor; seit Januar<br />

2000 ist sie in den Händen<br />

von Dr. Adama Ouane aus Mali.<br />

Ein elfköpfiges Kuratorium von<br />

renommierten Bildungsexperten<br />

aus Brasilien, Deutschland, Großbritannien,<br />

Indonesien, Frankreich, China, Namibia, Schweden,<br />

Senegal, Slowenien und Marokko begleitet<br />

und überprüft die Arbeit des Instituts.<br />

BILDNACHWEIS<br />

S. 48 oben links<br />

Das Abschlußfest der “Fünften Internationalen Konferenz<br />

über Erwachsenenbildung” vor <strong>dem</strong> Institutsgebäude<br />

im Juli 1997<br />

rechts unten<br />

Seminar über AIDS-Prävention in Davao, Philippinen,<br />

Juni 2001<br />

S. 49<br />

Oben:<br />

Einweihung der “Afrikanischen Sprachenaka<strong>dem</strong>ie”<br />

im September 2001<br />

Rechts unten:<br />

Von der HEW und der Deutschen Shell finanzierter<br />

Solarcontainer des UNESCO-Umweltzentrums<br />

C.R.E.F.E.L.D. im Tschad<br />

S. 51 oben<br />

Federico Mayor, Generaldirektor der UNESCO, übergibt<br />

den Internationalen Preis für Alphabetisierungsforschung<br />

des Jahres 1994 an Maria Luisa Doronila<br />

51


INTERNATIONALE ZEITSCHRIFT FÜR ERZIEHUNGSWISSENSCHAFT<br />

52<br />

Die Internationale Zeitschrift für Erziehungswissenschaft<br />

ist weltweit die älteste Zeitschrift<br />

für vergleichende Erziehungswissenschaft. Sie<br />

wurde 1931 von <strong>dem</strong> deutschen Pädagogen<br />

Prof. Friedrich Schneider von der Universität<br />

Köln gegründet, 17 Jahre bevor der erste Lehrstuhl<br />

für dieses Fach an <strong>einer</strong> deutschen Universität<br />

eingerichtet wurde. Erklärtes Ziel war<br />

es, die “Probleme der Internationalen und Vergleichenden<br />

Erziehungswissenschaft [<strong>zu</strong>] behandeln<br />

[und] den Leser über die Entwicklungg<br />

der pädagogischen Theorie und Praxis in den<br />

verschiedenen Ländern auf <strong>dem</strong> Laufenden [<strong>zu</strong>]<br />

halten [...]”.<br />

Die Zeitschrift erschien vier Mal im Jahr in<br />

deutscher, englischer – mit <strong>dem</strong> Titel International<br />

Educational Review – und französischer<br />

Sprache. Den Artikeln folgten die entsprechenden<br />

Zusammenfassungen in den jeweils beiden<br />

anderen Sprachen. Neben den wissenschaftlichen<br />

Artikeln enthielt die Zeitschrift Kurzberichte<br />

und einen Überblick über aktuelle Publikationen.<br />

Im Jahre 1935 bemächtigten sich die Nationalsozialisten<br />

in Deutschland dieses wissenschaftlichen<br />

Organs und nutzten es als politisches<br />

Sprachrohr. Professor Bäumler (Universität<br />

Berlin) löste in dieser Zeit Professor Schneider<br />

ab. Der Titel wurde in Internationale Zeitschrift<br />

für Erziehung umgeändert.<br />

1947 wurde die Zeitschrift wieder unter ihrem<br />

ursprünglichen Titel von Prof. Schneider übernommen<br />

und in Salzburg herausgegeben. 1951<br />

wurde die Publikation <strong>zu</strong>nächst eingestellt.<br />

1955 wurde sie vom UNESCO-Institut für<br />

Pädagogik in Hamburg wieder ins Leben geru-<br />

fen, um ein Forum für “Männer und Frauen<br />

aus aller <strong>Welt</strong> <strong>zu</strong> schaffen, deren theoretische<br />

und praktische Einsichten und Erkenntnisse in<br />

der Pädagogik die allgemeine <strong>Auf</strong>merksamkeit<br />

verdienen”. Der englische Titel lautete nun<br />

International Review of Education. Inhaltlich<br />

sollte gerade das herausgehoben werden, “was<br />

von übernationaler Bedeutung ist”. Dem neuen<br />

Redaktionsbeirat gehörte auch Friedrich<br />

Schneider an. Weitere Mitglieder waren Walther<br />

Merck, Karl W. Bigelow aus New York,<br />

Roger Gal aus Paris and M. J. Langeveld aus<br />

Utrecht. Erster Herausgeber am UIP war Dr.<br />

Christian Schneider.<br />

Im Laufe ihres 71-jährigen Bestehens durchlief<br />

die Internationale Zeitschrift für Erziehungswissenschaft<br />

mehrere Verlagshäuser.Ursprünglich<br />

in Köln beheimatet, verlegten die Nazionalsozialisten<br />

den Publikationsort der Zeitschrift<br />

nach Berlin, wo sie von der Weidmannschen<br />

Buchhandlung veröffentlicht wurde.<br />

Nach Kriegsende wurde sie in Salzburg publiziert.<br />

Seit 1955 wird die Zeitschrift vom holländischen<br />

Verlagshaus Martinus Nijhoff und<br />

seinem Nachfolger Kluwer Aca<strong>dem</strong>ic Publishers<br />

herausgegeben.<br />

Seit 1992 erscheint die Zeitschrift sechs Mal im<br />

Jahr, wobei die “Spezialausgaben”, die einem<br />

Schwerpunktthema gewidmet sind, häufig als<br />

Doppelausgaben erscheinen. Seit 1995 gibt es<br />

Zusammenfassungen der Artikel auch in spanischer<br />

und russischer Sprache. Seit 1999 gibt<br />

es auch eine Online-Ausgabe.<br />

http://www.kluweronline.com/issn/0020-8566


PUBLIKATIONEN/AUSWAHL<br />

54<br />

1 2 3<br />

4 5 6


7 8<br />

9 10<br />

55


PUBLIKATIONEN/AUSWAHL<br />

56<br />

1<br />

Recherche en Education en Europe. Première<br />

Conférence Pan-Européenne pour les Directeurs<br />

d’Instituts Nationaux de Recherche en Education,<br />

Hambourg, 26–29 Avril 1976, compilé et<br />

édité par M. Dino Carelli et Peter Sachsenmeier.<br />

Etudes Pédagogiques Internationales 35 (1977).<br />

2<br />

Vers une culture multilingue de l’éducation,<br />

sous la direction de Adama Ouane. Etudes de l’IUE<br />

3 (1995).<br />

3<br />

H. S. Bhola: Evaluating Literacy for Development<br />

Projects, Programs and Campaigns. UIE<br />

Handbooks and Reference Books 3, UNESCO<br />

Institute for Education and German Foundation<br />

for International Development (1990).<br />

4<br />

Education for International Understanding,<br />

prepared and edited by Terence Lawson. International<br />

Studies in Education 18 (1969).<br />

5<br />

Christoph Führ (Hrsg.): Zur Bildungsreform<br />

in der Bundesrepublik Deutschland. Internationale<br />

Pädagogische Studien 19. Verlag Julius<br />

Beltz und UNESCO-Institut für Pädagogik (1969).<br />

6<br />

Alpha 97: Basic Education and Institutional<br />

Environments, edited by Jean-Paul Hautecœur.<br />

7<br />

Fundamentos de la Educacion Permanente,<br />

dirigida por R. H. Dave. Santillana/Instituto de la<br />

UNESCO para la Educacion (1979).<br />

11 12


8<br />

Maria Luisa Canieso Doronila (1996):<br />

Landscapes of Literacy. An Ethnographic Study of<br />

Functional Literacy in Marginal Philippine Communities.<br />

Winner of the 1994 International Award<br />

for Literacy Research, co-sponsored by the UNESCO<br />

Institute for Education and Human Resources<br />

Development, Canada.<br />

9<br />

Adama Ouane: Handbook on Learning Strategies<br />

for Post-Literacy and Continuing Education.<br />

UIE Handbooks and Reference Books 1 (1989).<br />

10<br />

Adult Education Towards Social and Political<br />

Responsibility, edited by Frank W. Jessup<br />

(1953).<br />

11<br />

Women Reading the World. Policies and<br />

Practices of Literacy in Asia, edited by Carolyn<br />

Medel-Añonuevo. UIE Studies 6 (1996).<br />

12<br />

The Emergence of Learning Societies: Who<br />

Participates in Adult Learning, edited by Paul<br />

Bélanger and Sofia Valdivielso. Pergamon and<br />

UNESCO Institute for Education (1997)<br />

13<br />

Failure in School. An International Study,<br />

presented by W. D. Wall, F. J. Schonell and Willard<br />

C. Olson. International Studies in Education<br />

(1962).<br />

14<br />

Paul Lengrand: Areas of Learning Basic to<br />

Lifelong Education. Advances in Lifelong Education<br />

Volume 10 (1986).<br />

13 14<br />

57


DAS PERSONAL DES UIP IM JANUAR 1953<br />

58<br />

Von links nach rechts:<br />

Dr. Christian Schneider, Deutschland (wiss. Mitarbeiter);<br />

Ingeborg Kortz, Deutschland (Sekretärin);<br />

Prof. Walther Merck, Deutschland (Direktor); John<br />

W. R. Thompson, Canada (UNESCO); Dr. Minna<br />

Specht, Deutschland (Beraterin); Ingeborg Alvensleben,<br />

Deutschland (Sekretärin); Helga Riege, Deutschland<br />

(Dolmetscherin); G. R. E. Gillett, England (stellv.<br />

Direktor); Mechthild Holthusen, Deutschland<br />

(Bibliothekarin); Hans-Gottfried Schadow, Deutschland<br />

(Verwaltungsleiter)


DAS PERSONAL DES UIP IM APRIL 2001<br />

Von links nach rechts – Untere Reihe:<br />

Morteza Ahi, Iran (Betriebsleiter); Christian Albrecht,<br />

Deutschland (Bibliothekar); Lisa Krolak, Deutschland<br />

(Leiterin der Bibliothek); Louise Silz, Schottland<br />

(Projektsekretärin); Maren Elfert, Deutschland<br />

(Öffentlichkeitsarbeit); Suzanne Musiol, Deutschland<br />

(Empfangssekretärin); Marc-Laurent Hazoumé,<br />

Benin (Forschungsspezialist)<br />

Mittlere Reihe: Toshio Ohsako, Japan (Forschungsspezialist);<br />

Detlef Pätzold, Deutschland (Buchhalter);<br />

Bettina Küster, Deutschland (Direktionsassistentin);<br />

Carol Medel Añonuevo, Philippinen (Forschungsspezialistin);<br />

Imke Behr, Deutschland (Bibliothekarin);<br />

Helga Kruska, Deutschland (Reinigungskraft); Su-<br />

sanne Buttkus, Deutschland (Verwaltungsleiterin);<br />

Adama Ouane, Mali (Direktor); Cendrine Sebastiani,<br />

Frankreich (Publikationsassistentin); Bettina Bochynek,<br />

Deutschland (Forschungsspezialistin); Werner Mauch,<br />

Deutschland (Forschungsspezialist)<br />

Obere Reihe: Christopher McIntosh, England (Leiter<br />

der Publikationsabteilung); Klaus-Peter Humme,<br />

Deutschland (stellv. Verwaltungsleiter); Dominique<br />

Bohère, Frankreich (Übersetzerin); Marc De Maeyer,<br />

Belgien (Forschungsspezialist); Gonzalo Retamal,<br />

Brasilien (Forschungsspezialist); Alfred Gbadoe, Togo<br />

(EDV-Spezialist); Madhu Singh, Indien (Forschungsspezialistin)<br />

59


DIREKTOREN<br />

WALTHER MERCK<br />

1892–1964<br />

ALV G. ST. LANGELAND<br />

1908–1965<br />

60<br />

Walther Merck wurde 1892 in Berlin geboren. Nach seinem Studium<br />

in Berlin arbeitete er als Studiendirektor in Hamburg. Schon<br />

während s<strong>einer</strong> Studienzeit und danach als Mitarbeiter für Auslandspädagogik<br />

am Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht in<br />

Berlin unternahm er zahlreiche Auslandsreisen. “International understanding”<br />

war ihm ein Herzensanliegen. 1928/29 verbrachte er einen<br />

längeren Zeitraum in den USA, wo er an <strong>einer</strong> Reihe von Universitäten<br />

Vorträge hielt. Sein Bibelzitat “Was hülfe es <strong>dem</strong> Menschen,<br />

wenn er die ganze <strong>Welt</strong> gewönne und nähme an s<strong>einer</strong> Seele schaden?”<br />

als Anspielung auf die politische Situation in Deutschland löste<br />

die Empörung der deutschen Nationalisten aus. Nach der Machtergreifung<br />

der Nationalsozialisten durfte er zwar weiter unterrichten,<br />

wurde aber seines Amtes als Schulleiter enthoben. Nach <strong>dem</strong><br />

Krieg wurde er Oberschulrat bei der Hamburger Schulbehörde. Von<br />

1950 bis <strong>zu</strong> s<strong>einer</strong> Emeritierung im Jahre 1959 hatte er den ersten<br />

und lange Zeit einzigen deutschen Lehrstuhl für Vergleichende Erziehungswissenschaften<br />

an der Universität Hamburg inne. 1951–55 war<br />

er gleichzeitig erster Direktor des UNESCO-Instituts für Pädagogik.<br />

Bis <strong>zu</strong>m Jahre 1962 blieb er <strong>dem</strong> Institut durch seine Mitarbeit im<br />

Redaktionsbeirat der Internationalen Zeitschrift für Erziehungswissenschaft<br />

verbunden.<br />

Alv Gunnar Storheid Langeland wurde 1908 in Norwegen geboren.<br />

An der Universität in Oslo schloss er 1931 das Studium in Geschichte<br />

und Englisch ab, 1948 das Lehrerstudium. Er schrieb Bücher und<br />

Artikel über Politik und Geschichte und war Mitglied im Norwegischen<br />

Rat für Volkserziehung, von 1950–55 Vize-Präsident des Norwegischen<br />

Hochschullehrerverbandes. Von 1955 bis 1958 war er<br />

Direktor des UNESCO-Instituts für Pädagogik. Bis <strong>zu</strong> seinem Tod war<br />

er als Direktor der “Ullern Public School” in Norwegen tätig.


HANS WENKE<br />

1903–1971<br />

SAUL B. ROBINSOHN<br />

1916–1972<br />

Hans Wenke wurde 1903 in Sangerhausen/Deutschland geboren. Er<br />

lehrte in Berlin, Erlangen, Hamburg und Tübingen Pädagogik und<br />

Philosophie und war Vorsitzender des “Deutschen Ausschusses für<br />

Erziehungs- und Bildungswesen”, danach Kultur- und Schulsenator<br />

in Hamburg, bis er 1957 einem Ruf an das Pädagogische Institut der<br />

Universität Hamburg folgte. Seit 1960 war er Berater der Bundesregierung<br />

in Fragen der politischen Bildung. Das Amt als Direktor<br />

des UNESCO-Instituts für Pädagogik, das er 1958 antrat, musste er<br />

bereits ein Jahr später aus gesundheitlichen Gründen niederlegen.<br />

1963 war er Gründungsrektor der Ruhr-Universität in Bochum.<br />

1967 wurde Wenke Direktor des Hans-Bredow-Instituts an der Universität<br />

Hamburg.<br />

Saul B. Robinsohn wurde 1916 in Berlin geboren. 1933 verließ er<br />

Deutschland und studierte an der hebräischen Universität in Jerusalem<br />

Geschichte, Soziologie, Philosophie und Pädagogik. 1959 ging<br />

er als Direktor an das UNESCO-Institut für Pädagogik nach Hamburg,<br />

bis er 1964 einem Ruf als Direktor am 1963 neu gegründeten<br />

Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin folgte. Am<br />

9.4.1972 starb er in Berlin. Robinsohn lieferte die theoretischen<br />

Grundlagen für eine eigenständige Curriculumforschung unter<br />

Berücksichtigung des sozialpolitischen Kontexts unterschiedlich<br />

strukturierter Gesellschaften.<br />

61


DIREKTOREN<br />

GUSTAF ÖGREN<br />

1911–1997<br />

TETSUYA KOBAYASHI<br />

geb. 1926<br />

62<br />

Gustaf Ögren wurde 1911 in Falköping/Schweden geboren. Er arbeitete<br />

als Lehrer, bis er 1949 Direktor des nationalen Schulradios wurde.<br />

1962/63 baute er in Sierra Leone als UNESCO-Experte ein Schulradio<br />

auf. Von 1964–67 war er Direktor des UNESCO-Instituts für<br />

Pädagogik. Nach s<strong>einer</strong> Zeit am UIP war er in Schweden an der Teacher’s<br />

University sowie als staatlicher Schulinspektor tätig.<br />

Tetsuya Kobayashi wurde 1926 in Nagano, Japan, geboren. Nach<br />

seinem Studium der Pädagogik, das er in Tokio, England und den<br />

Vereinigten Staaten absolvierte, lehrte er an der Internationalen<br />

Christlichen Universität in seinem Heimatland. 1968 wurde er Direktor<br />

des UNESCO-Instituts für Pädagogik. 1972 ging er nach Japan<br />

<strong>zu</strong>rück, wo er an der Universität von Kyoto als Professor und Dekan<br />

an der Fakultät für Vergleichende Erziehungswissenschaften tätig<br />

war.


M. DINO CARELLI<br />

geb. 1924<br />

RAVINDRA H. DAVE<br />

geb. 1929<br />

VON 1951 BIS HEUTE<br />

Dino Carelli wurde 1924 in Cordoba, Argentinien, geboren. Nach<br />

<strong>dem</strong> Studium der Philosophie und Erziehungswissenschaften verbrachte<br />

er Forschungsaufenthalte in New York und von 1959–63 an<br />

der Universität Hamburg. Von 1968–72 und dann wieder ab 1979<br />

war er bei der UNESCO in Paris als Programmspezialist tätig.<br />

1972–79 war er Direktor des UNESCO-Instituts für Pädagogik.<br />

Ravindra Dave wurde 1929 in Ahmedabad, Indien geboren. Er studierte<br />

an den Universitäten von Bombay und Gujarat in Indien sowie<br />

an der Universität Chicago Erziehungswissenschaften. In Indien war<br />

er Professor und Dekan beim Indischen Rat für Bildungsforschung und<br />

Ausbildung und leitete die Abteilungen für Curriculum und Evaluierung,<br />

Schulbücher und Lehrerbildung. Von 1972–76 wirkte Dave als<br />

Technischer Direktor des UNESCO-Instituts für Pädagogik in Hamburg<br />

maßgeblich an den Forschungsprogrammen des Instituts mit.<br />

Von 1976–79 war er am Internationalen Institut für Bildungsforschung<br />

der UNESCO in Paris tätig, bis er von 1979–89 als Direktor<br />

wieder an das UIP kam. Im Rahmen seines Programms “Dienst im<br />

Ruhestand” (“Retiring to Serve”) ist er – neben anderen Funktionen<br />

– ehrenamtlich als leitender Berater der indischen Schulaufsichtsbehörde<br />

and Gastprofessor an der Mahatma Gandhi Universität von<br />

Gujarat tätig.<br />

63


DIREKTOREN<br />

PAUL BÉLANGER<br />

geb. 1939<br />

ADAMA OUANE<br />

geb. 1948<br />

64<br />

Paul Bélanger wurde 1939 in Ville de Valleyfield/Kanada geboren.<br />

Er studierte Politik, Bildungssoziologie, Kunst und Literatur und promovierte<br />

an der Sorbonne in Paris mit <strong>einer</strong> Dissertation über Bildungssoziologie.<br />

Von 1972–85 war er Direktor des Kanadischen<br />

Instituts für Erwachsenenbildung und von 1985–87 Präsident der nationalen<br />

Kommission für Evaluation außerschulischer Bildungsinstitutionen<br />

in Québec. In den folgenden zwei Jahren war er Generaldirektor<br />

des Instituts für angewandte Arbeitswissenschaft in Montréal.<br />

Die Jahre 1989–99 verbrachte er als Direktor des UNESCO Instituts<br />

für Pädagogik in Hamburg. Paul Bélanger ist heute Professor und<br />

Direktor des interdisziplinären Forschungszentrums für lebenslanges<br />

Lernen an der Universität von Québec in Montréal.<br />

Adama Ouane wurde 1948 in Mali geboren. Er promovierte 1976<br />

über angewandte Sprachwissenschaften am Institut für Linguistik an<br />

der Moskauer Aka<strong>dem</strong>ie der Wissenschaften. Von 1977–82 arbeitete<br />

er in Mali als stellvertretender Generaldirektor der nationalen Behörde<br />

für Alphabetisierung und Linguistik in Bamako, als Dozent<br />

an der cole Normale Supérieure (ENS) in Bamako sowie als Berater<br />

für UNICEF, UNDP und die <strong>Welt</strong>bank. Zwischen 1982 und 1995<br />

war er als Programmspezialist am UNESCO-Institut für Pädagogik<br />

tätig. Zwischen 1995 und 2000 arbeitete er in der Bildungssektion<br />

der UNESCOin Paris, bevor er 2000 als Direktor erneut an das UIP<br />

kam.


EIN RÜCKBLICK<br />

Als ich im Juli 1968 mein Amt als Direktor<br />

antrat, ging es mir <strong>zu</strong>nächst um die Fortführung<br />

der Arbeit, die der vorherige Direktor und seine<br />

Mitarbeiter unter der <strong>Auf</strong>sicht des Kuratoriums<br />

begonnen hatten. Gleichzeitig erhielt ich den<br />

<strong>Auf</strong>trag, die Programme des UIP der neuen Situation<br />

entsprechend um<strong>zu</strong>gestalten. 1968 wurde<br />

das bis dahin unabhängige Internationale<br />

Bildungsbüro (IBE) an die UNESCO angegliedert.<br />

Dies warf die Frage nach <strong>einer</strong> <strong>Auf</strong>gabenverteilung<br />

zwischen den UNESCO-Bildungsinstitutionen<br />

auf, insbesondere zwischen <strong>dem</strong><br />

IBE und <strong>dem</strong> UIP. Als ich in Hamburg ankam,<br />

war die grundsätzliche <strong>Auf</strong>gabenteilung bereits<br />

vorgenommen, und das UIP war damit beschäftigt,<br />

dafür <strong>zu</strong> sorgen, daß diese sich in seinen<br />

Projekte widerspiegelte. Beide UNESCO-Institutionen<br />

leiteten aus ihrer Geschichte den<br />

Anspruch ab, Zentren für vergleichende Bildungsforschung<br />

<strong>zu</strong> sein. Der erste Direktor des<br />

UIP kam aus der vergleichenden Bildungsforschung,<br />

wie auch einige der nachfolgenden<br />

Direktoren. Als <strong>einer</strong> von ihnen war mir sehr<br />

daran gelegen, diese Tradition aufrecht <strong>zu</strong> erhalten<br />

und an die neue Situation an<strong>zu</strong>passen.<br />

Während das IBE internationale Konferenzen<br />

von Regierungsvertretern <strong>zu</strong>r Durchführung<br />

s<strong>einer</strong> Programme abhielt, setzte das UIP seine<br />

Tradition von Expertentagungen fort.<br />

Diese Tagungen, <strong>zu</strong> denen Experten aufgrund<br />

ihres Fachwissens eingeladen wurden, und deren<br />

Themen den gesellschaftlichen Bedürfnissen<br />

und Bildungstrends entsprechend festgelegt<br />

wurden, stellten die charakteristischste Form<br />

der UIP-Aktivitäten dar. In den Jahren zwischen<br />

1968 und 1972 wurden Themen wie die Universitätsreform<br />

in der Bundesrepublik Deutschland,<br />

Benachteiligung von Entwicklungsländern<br />

sowie die Unterricht in der Muttersprache<br />

behandelt, um nur einige <strong>zu</strong> nennen. Diese Beispiele<br />

mögen der Veranschaulichung der the-<br />

TETSUYA KOBAYASHI<br />

matischen Spannbreite dienen. Die in Zusammenarbeit<br />

mit der Deutschen UNESCO-Kommission<br />

organisierte Tagung <strong>zu</strong>r Universitätsreform<br />

in der BRD befasste sich mit <strong>einer</strong> der<br />

großen Fragen jener Zeit, nicht nur auf lokaler,<br />

sondern auf internationaler Ebene. Die zweite<br />

Tagung beschäftigte sich mit zwei weiteren<br />

wichtigen Themen, Bildung für Minderheiten<br />

und in Entwicklungsländern. Die dritte über<br />

Muttersprachen war nicht nur auf Entwicklungsländern<br />

begrenzt. 1971 fand ein Expertentreffen<br />

über die Methodologie der Vergleichenden<br />

Bildungsforschung statt, das <strong>zu</strong>m Ziel hatte,<br />

methodische Fragen sowohl für die praktische<br />

Projektarbeit als auch für andere vergleichende<br />

UIP-Programme und internationale<br />

Bidungsstudien <strong>zu</strong> klären. An dieser Stelle sollte<br />

auch das Internationale Projekt für Leistungsmessung<br />

(IEA – International Project for the<br />

Evaluation of Educational Achievement) erwähnt<br />

werden, das 1959 vom UIP ins Leben<br />

gerufen wurde. 1961 erhielt das IEA einen unabhängigen<br />

Status und verlegte sein Sekretariat<br />

nach Stockholm. Die Zusammenarbeit mit<br />

<strong>dem</strong> IEA und den beteiligten Experten blieb<br />

erhalten, und die Programme des UIP profitierten<br />

von ihrem Fachwissen über empirische<br />

Methodologie.<br />

Eine andere Form von Aktivitäten, die das UIP<br />

durchführte, waren Seminare. Mit <strong>einer</strong> Seminarreihe<br />

<strong>zu</strong> Internationaler Verständigung, die<br />

gemeinsam mit nationalen UNESCO-Kommissionen<br />

abgehalten wurden, leistete das UIP<br />

einen einzigartigen Beitrag <strong>zu</strong> diesem Thema.<br />

1968 wurde diese Reihe eingestellt und teilweise<br />

durch ein Expertentreffen über Kunst von<br />

Kindern als Mittel <strong>zu</strong>r internationalen Verständigung,<br />

sowie teilweise durch einen neuen Typ<br />

von Seminar ersetzt, das der Schulung von Bildungsforschern<br />

diente. Das European Seminar<br />

on Learning and the Educational Process<br />

(SOLEP) wurde in Kooperation mit Schweden,<br />

65


TETSUYA KOBAYASHI<br />

66<br />

England und den USA in Schweden durchgeführt.<br />

Ihm folgte 1970 ein zweites für französischsprachige<br />

Forscher in Frankreich und ein<br />

drittes 1972 für die asiatische Region in Thailand.<br />

Neu war auch die Seminarreihe für Direktoren<br />

von Bildungsinstitutionen und Pädagogikprofessoren,<br />

die den Informationsaustausch<br />

and die Koordination von Forschungsaktivitäten<br />

zwischen Forschungsinstituten und Universitäten<br />

<strong>zu</strong>m Ziel hatte.<br />

In Zusammenhang mit der oben erwähnten<br />

internationalen Verständigung möchte ich ein<br />

besonderes Projekt erwähnen, an <strong>dem</strong> ich selbst<br />

beteiligt war. Das Jahr 1970 war von den Vereinten<br />

Nationen als Internationales Bildungsjahr<br />

ausgerufen worden. Dem <strong>Auf</strong>ruf des Generaldirektors<br />

der UNESCO folgend, widmete<br />

das UIP das Expertentreffen des Jahres der Internationalen<br />

Bildung und veröffentlichte in Zusammenarbeit<br />

mit einem tschechischen Experten<br />

und der nationalen tschechischen UNESCO-<br />

Kommission einen Sonderband <strong>zu</strong>m Gedenken<br />

an den dreihundertsten Jahrestag des Todes von<br />

Jan Amos Comenius. Dieses Ereignis unterstrich<br />

die Bemühungen des UIP, den damaligen<br />

osteuropäischen Ländern seine Arbeit in der<br />

Zeit der Ost-West-Spannungen <strong>zu</strong>gänglich <strong>zu</strong><br />

machen. Die Beteiligung osteuropäischer Experten<br />

an verschiedenen Tagungen war ermutigend.<br />

Zwei junge Forscher wurden nacheinander<br />

vom UIP als wissenschaftliche Mitarbeiter<br />

verpflichtet. Zusammen mit der Einstellung<br />

eines asiatischen Forschungsexperten, abgesehen<br />

von mir selbst, konnte dies als Zeichen<br />

für die Erweiterung der Aktivitäten des UIP<br />

gewertet werden.<br />

Bis <strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt wurden die Projekte<br />

auf der Basis der Bedürfnisse sowohl außerhalb<br />

als auch innerhalb des UIP festgelegt und umfassten<br />

<strong>dem</strong><strong>zu</strong>folge ein gewisses Spektrum an<br />

Themen. Die Restrukturierung der Arbeit des<br />

UIP sah die Konzentration auf einen Schwerpunkt<br />

vor. Nach ausgedehnten Beratungen mit<br />

<strong>dem</strong> UNESCO-Sekretariat und anderen beteiligten<br />

Organisationen und Experten wählte das<br />

Kuratorium des UIP lebenslanges Lernen als<br />

Arbeitsgebiet, ein Thema, dessen sich die<br />

UNESCO gerade angenommen hatte. Die Umset<strong>zu</strong>ng<br />

dieses Beschlusses oblag größtenteils<br />

<strong>dem</strong> mir nachfolgenden Dirktor und Personal.<br />

Eine weitere <strong>Auf</strong>gabe in jener Zeit war der<br />

Um<strong>zu</strong>g in das neue Gebäude, das von der Freien<br />

und Hansestadt Hamburg <strong>zu</strong>r Verfügung gestellt<br />

wurde. Das Gebäude in der Feldbrunnenstraße<br />

70 war schön und bequem, wurde aber<br />

leider <strong>zu</strong> klein, um die erweiterten Aktivitäten<br />

des Instituts unter<strong>zu</strong>bringen <strong>zu</strong> können, einschließlich<br />

der oben erwähnten Projekte, sowie<br />

die nicht minder wichtige Bibliothek und Dokumentationsabteilung<br />

sowie die Redaktion der<br />

Internationalen Zeitschrift für Erziehungswissenschaft.<br />

Die Planung für den Um<strong>zu</strong>g wurde<br />

während m<strong>einer</strong> Zeit durchgeführt, aber der<br />

Um<strong>zu</strong>g geschah nach m<strong>einer</strong> Zeit.<br />

Bevor ich diesen kurzen Rückblick abschließe,<br />

möchte ich allen <strong>zu</strong> der damaligen Zeit mit der<br />

Arbeit des UIP Betrauten meine Dankbarkeit<br />

ausdrücken, insbesondere Dr. Hans Reimers,<br />

<strong>dem</strong> Vorsitzenden des Kuratoriums, Prof. Dr.<br />

György Agoston, <strong>dem</strong> zweiten Vorsitzenden,<br />

sowie anderen Kuratoriumsmitgliedern, einigen<br />

Mitarbeitern der UNESCO sowie <strong>dem</strong> Personal<br />

des UIP in Forschung, Verwaltung und<br />

Sekretariat, deren Unterstüt<strong>zu</strong>ng mir eine angenehme<br />

Durchführung m<strong>einer</strong> Arbeit ohne viele<br />

Fehlschläge ermöglichte. Persönlich habe ich<br />

sehr von den dort gemachten Erfahrungen<br />

profitiert, die <strong>zu</strong> m<strong>einer</strong> weiteren Karriere bis<br />

heute beigetragen haben.<br />

Tetsuya Kobayashi


EIN PERSÖNLICHER RÜCKBLICK AUF<br />

DIE JAHRE ALS DIREKTOR DES UIP<br />

Vierzehn aus vierzig und fünfzig!<br />

Es freut mich außerordentlich, auf Wunsch des<br />

UIP dieses persönliche Bild aus Anlass des goldenen<br />

UIP-Jubiläums <strong>zu</strong> skizzieren. Ich hatte in<br />

der Tat das große Privileg, <strong>dem</strong> UIP zwischen<br />

1979 und 1989, insgesamt etwas länger als ein<br />

Jahrzehnt, als Direktor <strong>zu</strong> dienen. Davor arbeitete<br />

ich von 1972–76 auch als Technischer<br />

Direktor/Forschungsdirektor des Instituts.<br />

Beruflich waren diese 14 Jahre Arbeit am UIP<br />

sehr produktiv, persönlich waren sie ausgesprochen<br />

bereichernd. Wenn ich nun auf 40 Jahre<br />

Arbeit vor m<strong>einer</strong> Pensionierung und weitere<br />

elf Jahre ehrenamtliche Tätigkeit für etliche Regierungs-<br />

und Nichtregierungsorganisationen<br />

in der Zeit danach blicke, glaube ich, dass die<br />

Zeit am UIP für mich insofern besondere Bedeutung<br />

hatte, als ich einige konkrete Beiträge<br />

<strong>zu</strong> den Themen Bildung und menschliche Entwicklung<br />

im Rahmen der allgemeinen Ziele der<br />

UNESCO leisten konnte.<br />

Die sechs Stärken des UIP<br />

Als ich beschloss, für meine erste Periode am<br />

UIP <strong>zu</strong> arbeiten, waren mir einige außerordentliche<br />

Stärken des Instituts im Verhältnis <strong>zu</strong><br />

s<strong>einer</strong> Größe aufgefallen, die sich in der Folge<br />

bestätigten und die ich während m<strong>einer</strong> 14 Jahre<br />

intensiv nutzte. Zu diesen Stärken gehören:<br />

1 die große Chance, dass seine in Zusammenarbeit<br />

mit nationalen Regierungen,<br />

nationalen UNESCO-Kommissionen,<br />

Nichtregierungsorganisationen und deren<br />

regionalen und internationalen Netzwerken<br />

durchgeführten Programme eine<br />

wirklich weltweite Reichweite haben;<br />

2 eine integrale Verbindung <strong>zu</strong>r UNESCO<br />

und den Vereinten Nationen mit den ent-<br />

RAVINDRA DAVE<br />

sprechenden Vorteilen in puncto Unterstüt<strong>zu</strong>ng,<br />

Zusammenarbeit und Inspiration;<br />

3 die Tatsache, dass das UIP in Europa und<br />

außer<strong>dem</strong> in einem der fortgeschrittensten<br />

Länder der <strong>Welt</strong> – Deutschland –<br />

beheimatet ist;<br />

4 die direkte Unterstüt<strong>zu</strong>ng und Förderung<br />

durch die Behörden des Gastgeberlandes<br />

und die kollegiale Zusammenarbeit mit<br />

seinen modernen Institutionen für Bildungsforschung<br />

und<br />

-entwicklung;<br />

5 die Lage des Instituts in der Hansestadt<br />

Hamburg in der Nähe der Universität,<br />

neben der großzügigen Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />

durch den Stadtstaat und<br />

6 die grundsätzliche und weitreichende<br />

Autonomie, die das UIP inmitten dieses<br />

enggeknüpften lokalen, regionalen und<br />

globalen Beziehungsgeflechts genoss. All<br />

diese und eine Reihe ähnlicher Charakteristika<br />

sorgten <strong>einer</strong>seits für außergewöhnliche<br />

Möglichkeiten und andererseits<br />

für berufliche Herausforderungen,<br />

die ich am allermeisten genoss.<br />

1971 beschloss das UIP-Kuratorium, einen speziellen<br />

Arbeitsschwerpunkt <strong>zu</strong> wählen, <strong>dem</strong> für<br />

eine bestimmte Zeitspanne nachgegangen werden<br />

sollte. Man dachte, dass das Konzept der<br />

Lebenslangen Bildung einen solchen Schwerpunkt<br />

darstellen könnte. Zu diesem Zeitpunkt<br />

wurde ich gefragt, ob ich nicht am Institut arbeiten<br />

wollte und auch informell im Zusammenhang<br />

des Arbeitsschwerpunkts und damit verbundener<br />

Angelegenheiten um Rat gebeten. Im<br />

März 1972, nach<strong>dem</strong> ich am Institut angefangen<br />

hatte, legte das Kuratorium schließlich die<br />

Lebenslange Bildung als Schwerpunkt fest, wobei<br />

insbesondere die Forschung <strong>zu</strong> Bildungsinhalt<br />

und -prozess im Blickpunkt stehen sollten.<br />

67


RAVINDRA DAVE<br />

68<br />

Die erste Phase: Schwerpunkt auf<br />

Lebenslangem Lernen<br />

In der Folge dieser wichtigen Entscheidung<br />

starteten wir eine Reihe von Studien und damit<br />

einhergehender Aktivitäten über Theorie und<br />

Praxis des Lebenslangen Lernens. Ich war<br />

hauptächlich dafür verantwortlich, 1972-73<br />

die erste monographische Studie durch<strong>zu</strong>führen,<br />

die sich auf Interviews, Fallstudien und<br />

andere Verfahren stützte und darauf abzielte,<br />

die Hauptzüge des Konzepts des lebenslangen<br />

Lernens und deren mögliche Anwendung bezüglich<br />

Inhalt und Prozess der formalen, nonformalen<br />

und informalen Lernsysteme inklusive<br />

der Schulphase und darüber hinaus <strong>zu</strong> erarbeiten<br />

und in <strong>einer</strong> Monographie <strong>zu</strong>sammen<strong>zu</strong>fassen.<br />

Diese erste Monographie enthielt 20<br />

wohldefinierte Konzeptcharakteristika und<br />

konkret aufgeführte Beispiele ihrer Anwendung<br />

auf Ziele und Inhalt, Lernquellen und -prozesse,<br />

Evaluation und ähnliche Aspekte.<br />

Eine Reihe darauf folgender Monographien erkundete<br />

ähnliche konzeptionelle und praktische<br />

Dimensionen der Lebenszeit und des Lebensraums,<br />

um die Ziele der individuellen und kollektiven<br />

menschlichen Entwicklung für eine bessere<br />

und höhere Lebensqualität <strong>zu</strong> erreichen.<br />

Einige Monographien und insbesondere die 20<br />

Grundzüge der lebenslangen Bildung wurden<br />

in verschiedene Sprachen übersetzt, um sie in<br />

der ganzen <strong>Welt</strong> <strong>zu</strong> verbreiten. Die Monographien<br />

wurden durch weitere Forschungen und<br />

Publikationen <strong>einer</strong> Reihe vielversprechender<br />

Fallstudien aus Asien, Afrika, Lateinamerika,<br />

Europa und anderen Regionen ergänzt.<br />

Gleichzeitig wurde unter m<strong>einer</strong> Koordination<br />

eine konzeptionelle Hauptstudie über die Grundlagen<br />

der lebenslangen Bildung begonnen mit<br />

Beiträgen von international renommierten Experten<br />

wie Bogdan Suchodolski aus Polen,<br />

Arthur Cropley aus Australien/Kanada, Henri<br />

Janne aus Belgien, Prem Kirpal aus Indien,<br />

Annie Vinokur aus Frankreich/Algerien und<br />

Clin De’ath aus Neuseeland/Kanada. Dieses<br />

bahnbrechende Projekt generierte erstmalig das<br />

Grundwissen über die philosophischen, psychologischen,<br />

soziologischen, historischen, anthropologischen<br />

und wirtschaftlichen Grundlagen<br />

der lebenslangen Bildung. Die Ergebnisse dieser<br />

Studie erregten das Interesse einiger weltberühmter<br />

Verlage. Die englische Version des Grundlagen-Buchs<br />

wurde in Oxford/Großbritannien<br />

als Pergamon/UIP-Publikation herausgebracht<br />

und weltweit verbreitet. Die spanische Ausgabe<br />

wurde von Santillana in Madrid veröffentlicht<br />

und wurde in spanischsprachigen Ländern,<br />

besonders in Lateinamerika, sehr populär. Sie<br />

erhielt lobende Besprechungen in erziehungswissenschaftlichen<br />

Fachzeitschriften und wurde<br />

schnell <strong>zu</strong> einem einschlägigen Nachschlagewerk<br />

in mehreren hundert Universitäten und<br />

Hochschulen auf der ganzen <strong>Welt</strong> für unterschiedliche<br />

Lehrveranstaltungen in Erwachsenen-<br />

und Weiterbildung, lebenslanger Bildung<br />

usw.<br />

Gleichzeitig wurden diese vom UIP initiierten<br />

Aktivitäten wichtiger Bestandteil der Folgemaßnahmen<br />

der UNESCO <strong>zu</strong> ihrem internationalen<br />

Bericht “Wie wir leben lernen” (“Learning<br />

to be”) von 1972, in <strong>dem</strong> lebenslange Bildung<br />

in der allerersten von 21 Empfehlungen als<br />

Königsweg <strong>zu</strong>künftiger Bildungspolitik und<br />

Leitmotiv entsprechender Bildungsprogramme<br />

sowohl in Industrie- als auch in Entwicklungsländern<br />

bezeichnet wurde. Viele weitere Studien<br />

wurden in der Folge vom UIP über einen<br />

Zeitraum von mehr als zehn Jahren über das,<br />

was wir “Annäherungen an lebenslange Bil-


dung” nannten, durchgeführt und deren Ergebnisse<br />

weltweit verbreitet. Es versteht sich,<br />

dass das Institut weltweit Beachtung und Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />

fand und gleichzeitig Bildungspolitikern<br />

und -praktikern wertvolle Dienste auf diesem<br />

neuen Gebiet leistete. Für mich persönlich<br />

bedeutete diese Einbeziehung in eine weltweite<br />

Zukunftsentwicklung, die darauf abzielte, den<br />

Menschen während des ganzen Lebens in seinem<br />

Streben nach Unabhängigkeit, Erleuchtung<br />

und Veränderung <strong>zu</strong> unterstützen, das Gefühl<br />

<strong>einer</strong> großen professionellen Erfüllung.<br />

Die konzeptionellen und praktischen Entwicklungen<br />

im Bereich der lebenslangen Bildung<br />

wurden nicht vom UIP alleine geleistet. Verschiedene<br />

Organe der UNESCO waren mit diesem<br />

breiteren Bildungsverständnis befasst. Andere<br />

regionale und nationale Institutionen und<br />

Organisationen, sowohl mit als auch ohne Einbeziehung<br />

der Regierung, hatten eine Vielzahl<br />

von Aktivitäten da<strong>zu</strong> unternommen. Die sich in<br />

den siebziger Jahren formierende Bewegung<br />

<strong>zu</strong>r Förderung der non-formalen Bildung wurde<br />

gleichfalls in der Perspektive des lebenslangen<br />

Lernens betrachtet. Als ich nach Paris ging,<br />

um an unserem Schwester-Institut, <strong>dem</strong> Internationalen<br />

Institut für Bildungsplanung (IIEP)<br />

<strong>zu</strong> arbeiten, blieb mein enger Kontakt <strong>zu</strong> den<br />

Entwicklungen am UIP und anderen Institutionen<br />

innerhalb und außerhalb der UNESCO<br />

erhalten.<br />

Zurück am UIP: Bedarfsanalyse und neue<br />

Grenzen<br />

Als ich 1979 als Direktor ans UIP <strong>zu</strong>rückkehrte,<br />

setzten wir unsere Arbeit auf diesem vielversprechenden<br />

Gebiet fort und eröffneten neue<br />

Arbeitsfelder. Ich besann mich auch erneut auf<br />

die spezifischen Stärken des Instituts, die ich<br />

weiter oben schon aufgezählt habe, um auf<br />

RAVINDRA DAVE<br />

optimale Weise von diesen enormen Vorteilen<br />

bei der Erfüllung m<strong>einer</strong> <strong>zu</strong>sätzlichen <strong>Auf</strong>gaben<br />

<strong>zu</strong> profitieren.<br />

<strong>Auf</strong> Grundlage dieser Vorteile und der ab 1972<br />

geleisteten Arbeit über Theorie und Praxis der<br />

lebenslangen Bildung entwickelten wir eine<br />

mehrschichtige Strategie, um die Dienste des<br />

UIP sowohl für Industrie- als auch Entwicklungsländer<br />

auf der ganzen <strong>Welt</strong> innerhalb der<br />

Ziele der UNESCO aus<strong>zu</strong>weiten.<br />

In dieser Phase begann das UIP seine Arbeit in<br />

den Bereichen Alphabetisierung, Nachalphabetisierung<br />

und Weiterbildung von frisch alphabetisierten<br />

Menschen in der Perspektive des<br />

lebenslangen Lernens. Bis dahin hatte das Institut<br />

nicht systematisch <strong>zu</strong>r Alphabetisierung<br />

gearbeitet. Andererseits hatten Alphabetisierungsprogramme<br />

in den siebziger Jahren dank<br />

der anhaltenden Bemühungen der UNESCO,<br />

nationaler Regierungen von Entwicklungsländern,<br />

Nichtregierungsorganisationen und anderer<br />

Institutionen auf der ganzen <strong>Welt</strong> an Bedeutung<br />

gewonnen. Es wurde jedenfalls deutlich,<br />

dass, während es eine Menge von Aktivitäten<br />

in der Alphabetisierungsarbeit gab, sich in den<br />

Bereichen Nachalphabetisierung und Weiterbildung<br />

von neu alphabetisierten Kindern,<br />

Jugendlichen und Erwachsenen nicht viel tat.<br />

In der Folge wurde das Problem, dass viele der<br />

frisch Alphabetisierten wieder <strong>zu</strong> Analphabeten<br />

wurden, immer gravierender.<br />

Nachalphabetisierung und lebenslanges<br />

Lernen: Die S-F-A-Ziele<br />

Unsere Feldbeobachtungen und Bedarfsanalysen<br />

zeigten deutlich, dass es dringend notwendig<br />

war, frisch Alphabetisierten auf drei konkrete<br />

Arten <strong>zu</strong> helfen:<br />

1 Stabilisierung von Lese- und Schreib-<br />

69


RAVINDRA DAVE<br />

70<br />

fähigkeiten, sie dauerhaft machen;<br />

2 Fortführung ihres Lernens <strong>zu</strong> ihrer allgemeinen<br />

und beruflichen Entwicklung,<br />

in<strong>dem</strong> die Lese- und Schreibfähigkeit<br />

selbst als wichtige Lernfähigkeiten benutzt<br />

wurden, und<br />

3 Anwendung dieses wiederkehrenden Lernens<br />

<strong>zu</strong>r Verbesserung ihrer Lebensqualität.<br />

Wir fanden gleichfalls heraus,<br />

dass diese frisch Alphabetisierten eine<br />

Anzahl von alternativen, flexiblen und<br />

attraktiven Lernstrategien in formalen,<br />

non-formalen und informalen Zusammenhängen<br />

innerhalb des weiten Rahmens<br />

des lebenslangen Lernens brauchten.<br />

Durch die Herstellung von Zeitungen<br />

für frisch Alphabetisierte <strong>zu</strong>m Beispiel<br />

erlangten diese neben <strong>dem</strong> Wissen über<br />

selbstorganisiertes Lernen auch eine Art<br />

von Status, die Bildung kl<strong>einer</strong> Lerngruppen<br />

zielte durch speziell entwickelte<br />

Lernmaterialien auf die gemeinsame Entwicklung,<br />

usw.<br />

In diesem speziellen und bedarfsorientierten<br />

Kontext stellte sich das UIP der Herausforderung<br />

und entwickelte eine Großinitiative <strong>zu</strong>r<br />

Entwicklung von Lernstrategien und Techniken<br />

der Nachalphabetisierung und Weiterbildung<br />

im weiteren Rahmen des lebenslangen Lernens,<br />

der bereits früher vom Institut aufgebaut worden<br />

war. Da das Institut noch nicht über die nötige<br />

Zahl von fähigen Mitarbeitern und Beratern<br />

in diesem Bereich verfügte, lag ein beträchtlicher<br />

Teil der Verantwortung an dieser<br />

Pionierarbeit auf meinen Schultern. Die Lage<br />

verbesserte sich deutlich, als wir uns <strong>zu</strong>sätzlicher<br />

finanzieller Unterstüt<strong>zu</strong>ng seitens der<br />

deutschen Behörden versichern konnten.<br />

Das Alphabetisierungs- und Nachalphabetisierungsprojekt<br />

beinhaltete einen innovativen<br />

Ansatz, der integrierte Forschung und forschungsfundierte<br />

Ausbildung umfasste, die<br />

Forscher als Experten benutzte und die Forschungsergebnisse<br />

als Ausbildungsmaterial, um<br />

seine Wirksamkeit, seine Bedeutung und seine<br />

Leistungsfähigkeit <strong>zu</strong> optimieren. Die Gesamtstrategie<br />

beinhaltete eine Reihe vielversprechender<br />

Charakteristika wie z.B.<br />

■ die Durchführung partizipatorischer Forschung<br />

an der Basis über die Bildung von<br />

Forschungsnetzwerken mit der Hilfe lokaler<br />

Funktionäre in verschiedenen <strong>Welt</strong>regionen;<br />

■ Einführung eines neuen Programms <strong>zu</strong>r<br />

forschungsfundierten Ausbildung, das in<br />

unterschiedlichen Regionen durchgeführt<br />

wurde und die Dienste örtlicher Spezialisten<br />

<strong>zu</strong>sammen mit den UIP-Mitarbeitern<br />

nutzte und bestimmte Fallstudien über<br />

Lernstrategien im Zusammenhang von<br />

Nachalphabetisierung im Rahmen lebenslangen<br />

Lernens als Ausbildungsmaterial<br />

benutzte, das sowohl lokale als auch internationale<br />

Erfahrungen präsentierte;<br />

■ Publikation der Forschungsergebnisse in<br />

Englisch, Französisch, Spanisch und Arabisch,<br />

um die Kommunikation <strong>zu</strong> erleichtern;<br />

■ breite Verteilung der Publikationen an<br />

verschiedene nationale und lokale Organisationen,<br />

sowie deren Verkauf <strong>zu</strong> reduzierten<br />

Preisen;<br />

■ <strong>Auf</strong>bau eines neuen Dokumentationsbereichs<br />

über Alphabetisierung, Nachalphabetisierung<br />

und Weiterbildung <strong>zu</strong> Zwecken<br />

der Forschung, Ausbildung, Verteilung<br />

und Ausstellung am UIP und<br />

anderswo;<br />

■ Zusammenarbeit mit nationalen und anderen<br />

Nichtregierungsorganisationen, die<br />

in den Bereichen Alphabetisierung und<br />

Erwachsenenbildung in Entwicklungs-


und Industrieländern tätig waren, sowie<br />

mit den UNESCO Regionalbüros, <strong>dem</strong><br />

UNESCO-Sekretariat und nationalen Regierungen;<br />

■ Einführung von Mechanismen <strong>zu</strong>r gemeinsamen<br />

Finanzierung, wobei die teilnehmenden<br />

Länder die Kosten trugen, die<br />

vor Ort anfielen, und das UIP die auf<br />

internationaler Ebene anfallenden Kosten<br />

für Forschung, Personal, Reisen und<br />

damit <strong>zu</strong>sammenhängende Aktivitäten<br />

trug; und<br />

■ Zusätzliche regelmäßige finanzielle Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />

seitens der deutschen Behörden<br />

über fast ein Jahrzehnt insbesondere<br />

für Ausbildungsprogramme in verschiedenen<br />

Regionen und in Hamburg und für<br />

ähnliche Aktivitäten im Zusammenhang<br />

dieses Projekts.<br />

Hunderte von Alphabetisierungsexperten aus<br />

über hundert Ländern konnten in kleinen Gruppen<br />

ausgebildet werden. Aus größeren Ländern<br />

konnten sogar noch mehr Experten <strong>zu</strong>r Ausbildung<br />

auf regionaler und internationaler Ebene<br />

eingeladen werden. Im Gegen<strong>zu</strong>g gaben diese<br />

in ihren Herkunftsländern ihr Wissen an Alphabetisierungspersonal<br />

auf lokaler Ebene, deren<br />

Zahl in die Tausende geht, weiter, und entwickelten<br />

Lehr-/Lernmaterialien für die Nachalphabetisierungsarbeit<br />

mit frisch alphabetisierten<br />

Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen,<br />

das so auf die jeweiligen Landesbedingungen<br />

<strong>zu</strong>geschnitten werden konnte. Das UIP legte<br />

eine Sammlung zahlreicher Beispiele solcher<br />

Materialien für unterschiedliche Zwecke an.<br />

Somit entstand <strong>einer</strong>seits ein sehr guter Multiplikationseffekt,<br />

und andererseits wuchs das<br />

Bewusstsein über die Notwendigkeit von Nachalphabetisierungsarbeit<br />

und Weiterbildung. In<br />

den bildungspolitischen regionalen und internationalen<br />

Seminaren gaben wir unseren Teil-<br />

RAVINDRA DAVE<br />

nehmern aus verschiedenen Ländern oft den<br />

fröhlichen Rat mit auf den <strong>Weg</strong>: “Lass’ die Finger<br />

von der Alphabetisierung, wenn Du keine<br />

Nachalphabetisierung machen kannst!”<br />

Diese weltweite strategische Aktion kündigte<br />

einen neuen Abschnitt in den Annalen des UIP<br />

an. In Anerkennung unserer Anstrengungen und<br />

Ergebnisse unternahm die UNESCO in ihrer<br />

Generalkonferenz einen sehr ermutigenden<br />

Schritt und fasste den Beschluss, mit <strong>dem</strong> UIP<br />

regelmäßige Programme <strong>zu</strong> Inhalten bzw. Lernprozessen<br />

in der Alphabetisierungs- und Nachalphabetisierungsarbeit<br />

und der lebenslangen<br />

Bildung ein<strong>zu</strong>richten. Ähnliche Formen der Zusammenarbeit<br />

mit Organisationen innerhalb<br />

und außerhalb Deutschlands nahmen mit der <strong>zu</strong>sätzlich<br />

gewonnenen Stärke und weltweiten Visibilität<br />

des UIP auf bemerkenswerte Weise <strong>zu</strong>.<br />

Mehrere Programme für die Industrieländer<br />

Gleichzeitig führte das UIP eine Anzahl weiterer<br />

Programme und Projekte durch, die sich auf<br />

Industrieländer richteten. Jedes Jahr wurden nun<br />

gemeinsame Studien und Treffen <strong>zu</strong>sammen mit<br />

<strong>dem</strong> Europarat durchgeführt. In den achtziger<br />

Jahren, also <strong>zu</strong> <strong>einer</strong> Zeit, als der kalte Krieg<br />

noch nicht <strong>zu</strong> Ende war, gelang es <strong>dem</strong> UIP des<br />

öfteren, Bildungswissenschaftler aus Osteuropa<br />

und der westlichen <strong>Welt</strong> <strong>zu</strong> Zwecken des professionellen<br />

Dialogs und direkten Austauschs<br />

über Erfahrungen und Probleme in Be<strong>zu</strong>g auf<br />

Bildungsinhalte und -prozesse <strong>zu</strong>sammen <strong>zu</strong><br />

bringen. Außer<strong>dem</strong> waren bestimmte Projekte<br />

wie die “Sieben-Länder-Studie über Kurrikula<br />

<strong>zu</strong>r lebenslangen beruflichen Bildung” für beide<br />

Seiten, sowohl für Industrie- als auch Entwicklungsländer,<br />

gedacht – <strong>zu</strong>r Zusammenarbeit<br />

über Forschung, Verbreitung von Erkenntnissen<br />

und Wissensaustausch in wichtigen Problemfeldern,<br />

die für alle UNESCO-Mitgliedsstaaten<br />

von Bedeutung waren.<br />

71


RAVINDRA DAVE<br />

72<br />

Es gab auch kräftige Unterstüt<strong>zu</strong>ng seitens<br />

unserer vierteljährlichen Fachzeitschrift, der<br />

Internationalen Zeitschrift für Erziehungswissenschaft.<br />

Wir konnten während m<strong>einer</strong> Zeit als<br />

Direktor und Vorsitzender ihres Redaktionsausschusses<br />

nicht weniger als 40 Ausgaben <strong>zu</strong><br />

Themen, die für die weltweiten <strong>Auf</strong>gaben des<br />

UIP von Bedeutung waren, herausgeben. Das<br />

Dokumentationszentrum des UIP durchlief<br />

einen tiefgreifenden Wandlungsprozess und<br />

wurde <strong>zu</strong>m Rückgrat der neuen UIP-Initiativen.<br />

Es gab eine Vielzahl von Materialien und Listen<br />

<strong>zu</strong>r Verbreitung der Prinzipien der lebenslangen<br />

Bildung und <strong>zu</strong>r entsprechenden<br />

Sensibilisierung der Fachwelt heraus. Dutzende<br />

Ausstellungen von Materialien, die für spezifische<br />

Projekte von Bedeutung waren, wurden<br />

organisiert, wenn innerhalb oder außerhalb des<br />

UIP Netzwerktreffen oder Ausbildungsprogramme<br />

stattfanden. Alle Mitarbeiter des Instituts<br />

fühlten sich der gemeinsamen <strong>Auf</strong>gabe und den<br />

Zielen des UIP gleichermaßen verpflichtet. Sie<br />

alle namentlich <strong>zu</strong> nennen, ist im Rahmen dieses<br />

<strong>Auf</strong>satzes leider nicht möglich, gleichwohl<br />

war ich ihnen immer <strong>zu</strong> großem Dank verpflichtet.<br />

Das Kuratorium des Instituts, die deutschen<br />

Behörden, die deutsche UNESCO-Kommission,<br />

die Kollegen im UNESCO-Sekretariat und<br />

anderswo, zahlreiche Nichtregierungsorganisationen<br />

und Experten auf der ganzen <strong>Welt</strong>, von<br />

Japan bis Deutschland und von Nepal und<br />

Indien bis Kolumbien und Kanada – alle waren<br />

enorm hilfreich und engagiert während der 14<br />

Jahre weltweiter Bildungsbewegung, in der ich<br />

eine führende Rolle <strong>zu</strong> spielen hatte. Obwohl<br />

ich mich nicht auf alle diese Personen namentlich<br />

beziehen kann, muss ich doch den Namen<br />

von Dr. Hubert Braun, Vorsitzender des UIP-<br />

Kuratoriums in m<strong>einer</strong> Zeit als Direktor,<br />

nennen. Er setzte alle Hebel in Bewegung, um<br />

das UIP in seinen Funktionen großzügig und<br />

weise <strong>zu</strong> fördern und spielte bei der Sicherung<br />

<strong>zu</strong>sätzlicher finanzieller Unterstüt<strong>zu</strong>ng von Seiten<br />

der deutschen Behörden, ohne die viele wichtige<br />

Aktivitäten nicht möglich gewesen wären,<br />

eine Schlüsselrolle.<br />

Ein seltener Schatz<br />

Als ich schließlich am Tag m<strong>einer</strong> Pensionierung<br />

nach Hause kam, bereitete mir meine<br />

Familie eine freudige Überraschung. Stets hatte<br />

ich praktisch alle Teilnehmer an Forschungsund<br />

Ausbildungsseminaren und sonstige Besucher<br />

des UIP <strong>zu</strong> mir nach Hause <strong>zu</strong>m zwanglosen<br />

Gespräch und Abendessen mit indischen<br />

Curry-Gerichten eingeladen. Dies war während<br />

der 14 Jahre <strong>zu</strong>r Routine geworden und war für<br />

eine typische indische Familie keineswegs ungewöhnlich.<br />

Was ich aber nicht wusste, war, dass<br />

Mitglieder m<strong>einer</strong> Familie die Länder und<br />

Nationalitäten der verschiedenen Besucher, die<br />

sie ein Mal oder mehrere Male <strong>zu</strong> Hause empfangen<br />

und von denen sie viel gelernt hatten,<br />

getreulich gezählt hatten. Sie erzählten mir <strong>zu</strong>m<br />

ersten Mal an jenem Abend, dass die Zahl der<br />

Länder, aus denen Gäste bei mir <strong>zu</strong> Hause empfangen<br />

worden waren, ensprechend ihrer sorgfältigen<br />

Rechnung die Zahl 117 ergab. “Aus<br />

117 Ländern!” rief ich. Als ich aber in Ruhe auf<br />

meine 14 Jahre am UIP <strong>zu</strong>rückblickte, fühlte<br />

ich: ja, das sollte stimmen! Heute pflegen wir<br />

gerne das Andenken an dieses unvorhergesehene<br />

Rechenexempel – ein seltener Schatz<br />

unschätzbarer interkultureller Erfahrung, der<br />

uns mit <strong>dem</strong> Lauf der Jahre unseres Lebens<br />

immer mehr erfreut.<br />

Ravindra H. Dave


EIN PLÄDOYER FÜR DAS<br />

RECHT ZU LERNEN<br />

Wenn für die UNESCO Erwachsenenbildung<br />

und lebenslanges Lernen heute zentrale Elemente<br />

ihres allgemeinen <strong>Auf</strong>trags sind, so verdanken<br />

wir diese Verschiebung in ihrem Bildungsverständnis<br />

<strong>dem</strong> UNESCO-Institut für<br />

Pädagogik und seinen wegweisenden Bemühungen<br />

in den letzten 50 Jahren.<br />

Tatsächlich wurde schon im allerersten vom<br />

Institut veranstalteten Seminar im Jahr 1952<br />

“Erwachsenenbildung als Mittel <strong>zu</strong>r Entwicklung<br />

und Stärkung sozialer und politischer Verantwortung”<br />

behandelt. Und seit damals hat<br />

das Hamburger Institut stets eine führende und<br />

produktive Rolle auf diesem Gebiet gespielt. In<br />

den siebziger Jahren hat es maßgeblich <strong>zu</strong>r Entwicklung<br />

des Konzepts des lebenslangen Lernens<br />

beigetragen und eine breite internationale<br />

Debatte über diese neue Sichtweise angeregt.<br />

In den achtziger Jahren hat es wiederum Neuland<br />

erschlossen durch die Erweiterung des<br />

Verständnisses von Erwachsenengrundbildung.<br />

Das Institut gab ForscherInnen in allen <strong>Welt</strong>regionen<br />

die Gelegenheit <strong>zu</strong> dokumentieren,<br />

wie durch unterschiedliche Nachalphabetisierungsprogramme<br />

das durch Erwachsenenalphabetisierung<br />

Erreichte gesichert werden<br />

kann, und organisierte <strong>zu</strong> diesem Zweck nationale<br />

Ausbildungsseminare.<br />

In den neunziger Jahren hat das Institut beim<br />

Entstehen <strong>einer</strong> breiter gefassten Vorstellung<br />

von Erwachsenenbildung bzw. vom Lernen<br />

Erwachsener und entsprechender bildungspolitischer<br />

Konzepte erneut eine bedeutende Rolle<br />

gespielt, ebenso bei der Vertiefung des<br />

Begriffs vom Recht, ein Leben lang <strong>zu</strong> lernen<br />

und dabei dieses universale Menschenrecht mit<br />

der Anerkennung unterschiedlicher Bildungs-<br />

PAUL BÉLANGER<br />

formen <strong>zu</strong> verbinden. Das Institut hat <strong>zu</strong>sammen<br />

mit Betroffenen <strong>Weg</strong>e <strong>zu</strong>r Stärkung kultureller<br />

Rechte von Minderheiten, <strong>zu</strong>r Bewahrung<br />

und Wiederbelebung von Muttersprachen<br />

und <strong>zu</strong>r Förderung des Rechts <strong>zu</strong> lernen insbesondere<br />

für Frauen gesucht. Seit 2000 setzt sich<br />

das UIP trotz aller Schwierigkeiten dafür ein,<br />

dass Grundbildung gleichgesetzt wird mit<br />

Grundbildung für jedes Alter, daß die Mitgliedsstaaten<br />

ihre in Hamburg und Dakar eingegangenen<br />

Verpflichtungen umsetzen und daß<br />

Regierungen und Nichtregierungs-organisationen<br />

die Expertise und Unterstüt<strong>zu</strong>ng des Instituts<br />

in Anspruch nehmen, um beim <strong>Auf</strong>bau<br />

partizipatorischer Lerngemeinschaften neue<br />

<strong>Weg</strong>e <strong>zu</strong> beschreiten.<br />

Noch immer sehen sich viele Frauen und Männer<br />

ihres Rechts <strong>zu</strong> lernen – und dies ein Leben<br />

lang – beraubt, auch wenn<br />

“Lernen im Erwachsenenalter an Tiefe<br />

und Umfang gewonnen [hat]; es ist <strong>zu</strong><br />

einem Muss geworden, am Arbeitsplatz,<br />

<strong>zu</strong> Hause und in der Gemeinschaft, überall<br />

dort wo Frauen und Männer sich<br />

bemühen, in jeder Phase des Lebens neue<br />

Realitäten <strong>zu</strong> schaffen”.<br />

(CONFINTEA, Agenda für die Zukunft § 9)<br />

Zu viele Gemeinschaften verfügen immer noch<br />

nicht über die notwendigen Mittel, das kreative<br />

Potential ihrer Mitglieder effektiv <strong>zu</strong> nutzen,<br />

obwohl sie doch so dringend auf deren kollektive<br />

Intelligenz angewiesen sind, um die Herausforderungen<br />

an<strong>zu</strong>gehen, mit denen wir alle<br />

konfrontiert sind.<br />

In 50 fruchtbaren Jahren gereift, doch mit<br />

erneuertem und erweitertem <strong>Auf</strong>trag und<br />

gestützt auf seine vielen Netzwerke, ist das UIP<br />

nun bereit, <strong>zu</strong> neuen Ufern auf<strong>zu</strong>brechen, um<br />

Menschen auf der ganzen <strong>Welt</strong> dabei <strong>zu</strong> helfen,<br />

ihre Hoffnungen auf eine eigenständige kultu-<br />

73


PAUL BÉLANGER<br />

74<br />

relle Entwicklung <strong>zu</strong> erfüllen, ihr Recht <strong>zu</strong> lernen<br />

<strong>zu</strong> verwirklichen und ihre individuellen<br />

und kollektiven Fähigkeiten weiter<strong>zu</strong>entwickeln.<br />

Es geht dabei um nicht weniger als um<br />

die Entfesselung der kreativen Kräfte und der<br />

Wissbegierde aller gesellschaftlichen Gruppen.<br />

Für dieses anspruchsvolle Unterfangen bedarf<br />

es mehr denn je der katalysatorischen Rolle des<br />

UIP, s<strong>einer</strong> einzigartigen Fähigkeit, weltweit<br />

Initiativen <strong>zu</strong>sammen<strong>zu</strong>führen und Menschen<br />

<strong>zu</strong> helfen, über <strong>Welt</strong>regionen hinweg voneinander<br />

<strong>zu</strong> lernen. Wir brauchen das Fachwissen<br />

des UIP, um die intellektuelle Zusammenarbeit<br />

in der <strong>Welt</strong> des lebenslangen Lernens <strong>zu</strong> unterstützen<br />

und <strong>zu</strong> fördern. Wir brauchen seine<br />

rechtmässige Funktion <strong>zu</strong>r Fortset<strong>zu</strong>ng der historischen<br />

Reihe der CONFINTEA-<strong>Welt</strong>konferenzen<br />

über Erwachsenenbildung. Wir brauchen<br />

seine Phantasie für die Neugestaltung dieses<br />

wiederkehrenden Zusammentreffens der<br />

Menschheit mit ihrer Utopie des lebenslangen<br />

Lernens.<br />

Paul Bélanger


STIMMEN ZUM UIP<br />

Als Folge der Ankündigung des Auswärtigen Amtes, die institutionelle Förderung des<br />

UIP <strong>zu</strong> kürzen und schließlich ganz ein<strong>zu</strong>stellen, erhielt das Institut im Sommer 2000<br />

Briefe aus der ganzen <strong>Welt</strong>. Einige dieser ermutigenden Stimmen möchten wir hier<br />

zitieren:<br />

Niemand wird mir widersprechen, wenn ich sage, dass die internationale<br />

Rolle des UIP als Verfechter des lebenslangen Lernens<br />

einen direkten Einfluss auf uns in Botswana sowie auf andere<br />

Länder der Region hat. Für diejenigen von uns, die im Bereich<br />

des lebenslangen Lernens und der Erwachsenenbildung arbeiten,<br />

ist das Institut daher ein wichtiger Teil der UNESCO Familie.<br />

Es ist eine äußerst wichtige internationale Ressource, die<br />

erhalten bleiben muss.<br />

Prof. Frank Youngman, Department of Adult Education, Gaborone, Botswana<br />

Wir sind der Überzeugung, dass die katalytische Rolle des UNES-<br />

CO-Instituts, das da<strong>zu</strong> beiträgt und sicherstellt, dass das globale<br />

Projekt des Lernens im Erwachsenenalter mit Nachdruck vorangetrieben<br />

wird, außerordentlich wichtig ist. Die <strong>zu</strong>nehmende<br />

Hinwendung <strong>zu</strong>m Erwachsenenlernen in der höheren Bildung, im<br />

Gesundheitswesen, am Arbeitsplatz, im informellen Wirtschaftssektor,<br />

in der Landwirtschaft, für die Immigranten und für die<br />

Stärkung und aktive Teilnahme von Frauen im gemeinschaftlichen<br />

Leben erfordert, dass die UNESCO ihr Engagement nicht nur aufrecht<br />

erhält, sondern deutlich verstärkt, um aus <strong>dem</strong> Lernen im<br />

Erwachsenenalter ein wirkungsvolles Werkzeug für nachhaltige<br />

Entwicklung <strong>zu</strong> machen.<br />

Prof. Shirley Walters, Head-Division for Lifelong Learning, University of the Western<br />

Cape, South Africa<br />

(...) das UNESCO-Institut für Pädagogik bietet durch seine vielfältigen<br />

Aktivitäten und Veröffentlichungen ein Forum, in <strong>dem</strong><br />

Praktiker, Forscher, politische Entscheidungsträger und Planer<br />

regelmäßig <strong>zu</strong>sammenkommen und Probleme von globaler Tragweite<br />

diskutieren (...) Das UIP hat in vielen Bereichen eine Führungsrolle<br />

inne. Bildungsexperten aus den Ländern der Dritten<br />

<strong>Welt</strong> schätzen die Rolle des UIP und seine Bildungsarbeit in<br />

besonderem Maße. Die Schließung eines derartigen Instituts wäre<br />

ein schwerer Schlag für die internationale Bildung und ein Rückschlag<br />

für die Entwicklung der Gesellschaft.<br />

Dr. Anita Dighe, Indira Gandhi National Open University, New Delhi<br />

75


STIMMEN ZUM UIP<br />

76<br />

Die Forschung des UIP trägt da<strong>zu</strong> bei, die Kluft zwischen Nord<br />

und Süd, zwischen der Kultur des Westens und des Ostens und<br />

zwischen Menschen, die sonst kein Forum hätten, wo sie <strong>zu</strong>sammenkommen,<br />

diskutieren und sich gedanklich annähern könnten, <strong>zu</strong><br />

überwinden.<br />

Dr. Laila Iskandar Kamel, CID Community & Institutional Development, Cairo,<br />

Egypt<br />

Mein Kontakt mit <strong>dem</strong> UIP besteht seit 1997, als ich an der Konferenz<br />

über Erwachsenenbildung teilnahm (...). Diese Erfahrung<br />

hat uns gezeigt, welche Bedeutung die Erwachsenenbildung auf<br />

der ganzen <strong>Welt</strong> hat und daß wir auf <strong>dem</strong> richtigen <strong>Weg</strong> sind. Die<br />

Hamburger Deklaration sowie die Agenda für die Zukunft sind für<br />

uns die wichtigsten politischen Dokumente, und es ist offensichtlich,<br />

dass diese ohne die Mitarbeiter des UIP nicht existieren<br />

würden. Die gesamte Belegschaft des UIP wird für ihre<br />

professionellen Fähigkeiten und ihre Expertise auf ihren jeweiligen<br />

Spezialgebieten sehr geschätzt.<br />

Lidia Shkorkina, Vice-President on International Relations · Interregional Association<br />

of Education in Russia (IAE)<br />

Es ist wichtig, die Stimmen von der Basis global hörbar <strong>zu</strong><br />

machen. Insbesondere in Zeiten, in denen sich die Teilung zwischen<br />

Nord und Süd stetig vergrößert und es immer schwieriger<br />

wird, mit den technologischen Veränderungen schritt<strong>zu</strong>halten,<br />

bieten die Initiativen des UIP Plattformen, wo die Beteiligten<br />

sich austauschen und darüber sprechen können, wie wir diese<br />

Kluft überbrücken und uns auf die sich verändernde <strong>Welt</strong>ordnung<br />

einstellen können.<br />

Malini Ghose, Nirantar, New Delhi, India<br />

Für Pädagogen weltweit ist das UIP eine strategisch sehr wichtige<br />

Organisation. Die Arbeit des Instituts hat einen bezeichnenden<br />

Einfluss auf Bildungspolitik und –praxis, und seine Veröffentlichungen<br />

sind eine hervorragende Quelle für eine breit<br />

gefächerte Gruppe Interessierter. So ist <strong>zu</strong>m Beispiel die<br />

“International Review of Education” die größte international<br />

etablierte Zeitschrift im Bereich der Vergleichenden Pädagogik.<br />

Das allein ist eine stolze Tradition.<br />

Dr. Michael Crossley, Graduate School of Education, Bristol, UK


Das UIP war die erste Institution, die das Konzept des lebenslangen<br />

Lernens, das in den letzten Jahrzehnten großen Einfluss<br />

auf pädagogisches Denken, Bildungspolitiker und -planungen weltweit<br />

hatte, entwickelt und verbreitet hat. Zu<strong>dem</strong> war das UIP maßgeblich<br />

verantwortlich für aktive Forschung auf den Gebieten der<br />

Nachalphabetisierung und Weiterbildung in Afrika, Asien, Südamerika<br />

und der arabischen <strong>Welt</strong>. (...) Hunderte von Bildungsarbeitern<br />

in zahlreichen Entwicklungsländern wurden durch Seminare und<br />

Workshops des UIP motiviert und ausgebildet. Ausser<strong>dem</strong> hat das<br />

Institut durch den <strong>Auf</strong>bau s<strong>einer</strong> Netzwerke von Bildungspraktikern<br />

und Institutionen auf <strong>dem</strong> Gebiet der Alphabetisierung und<br />

Erwachsenenbildung einen dauerhaften Beitrag sowohl in Entwicklungs-<br />

als auch in industrialisierten Ländern geleistet.<br />

Prof. Swarna Jayaweera, University of Colombo<br />

Dr. P. Udagama, UNESCO National Commission of Education<br />

Mahinda Ranaweera, Ministry of Education<br />

D. A. Perera, National Institute of Education, Sri Lanka<br />

Keine andere Organisation kann die einzigartige Verbindung von<br />

Forschung, theoretischer Entwicklung und praktischer Umset<strong>zu</strong>ng,<br />

die das UIP leistet, ersetzen. In diesen harten Zeiten sind<br />

Institute wie dieses, mit all ihrem intellektuellen Potential<br />

und ihrem Erfahrungsschatz, rar gesät und dringend erforderlich.<br />

Dr. Paolo Federighi, President, European Association for the Education of Adults<br />

Wir sind überzeugt davon, dass das Wissen, das vom UIP erarbeitet<br />

und weitergegeben wird, direkt und indirekt den Millionen<br />

Erwachsener <strong>zu</strong> Gute kommt, die weltweit Jahr für Jahr an Bildungsmaßnahmen<br />

teilnehmen. Ebenso leistet das Institut einen Beitrag<br />

<strong>zu</strong>m <strong>Welt</strong>frieden, <strong>zu</strong> nachhaltiger Entwicklung und <strong>zu</strong>r Gleichstellung<br />

der Geschlechter, also <strong>zu</strong> den Zielen, die der UNESCO<br />

besonders am Herzen liegen und die entscheidend für die Zukunft<br />

unseres Planeten sind.<br />

Dr. Timothy D. Ireland, Universidade Federal da Paraíba, João Pessoa, Brasil<br />

Soviel ich weiß, gibt es auf der ganzen <strong>Welt</strong> kein besseres Dokumentationszentrum!<br />

Budd L. Hall, Vice-President for North America · International Council for Adult<br />

Education<br />

77


DAS KURATORIUM HEUTE<br />

78<br />

Von links nach rechts: Judith Round, Großbritannien; Vida A. Mohorcic-Spolar, Slowenien;<br />

Naïma Ben Aïcha, Tunesien; Anders Falk, Schweden; Bodil Bergman, Schweden; Adama Ouane,<br />

Mali (Direktor UIP); Justin Ellis (Namibia); Wilfried Hartmann, Deutschland; Suwarsih Madya,<br />

Indonesien; Mamadou Ndoye, Frankreich; Yoshihiro Tatsuta, Japan<br />

(April 2001)<br />

<strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Foto fehlen die Kuratoriumsmitglieder<br />

Jaqueline Pitanguy, Brasilien und Saul Meghnagi, Italien.


DIE VORSITZENDEN DES KURATORIUMS<br />

Vorsitzende des Kuratoriums des UNESCO-Instituts für Pädagogik<br />

1951–60 Johannes Novrup (Dänemark)<br />

1960–66 Anna Mosolf (Deutschland)<br />

1967–75 Hans Reimers (Deutschland)<br />

1976–77 M. Douglas Pidgeon (Großbritannien)<br />

1978–79 Helmut Meins (Deutschland)<br />

1980 Bogdan Suchodolski (Polen)<br />

1981–91 Hubert Braun (Deutschland)<br />

1992–96 Peter Fischer-Appelt (Deutschland)<br />

1997–99 Kasama Varavarn (Thailand)<br />

Seit 2000 Justin Ellis (Namibia)<br />

JOHANNES NOVRUP<br />

war eine der führenden Figuren der dänischen<br />

Erwachsenenbildungsbewegung. Er wurde 1904<br />

in Westjütland geboren. Nach seinem Studium<br />

unterrichtete er am International People’s College<br />

in Elsinore, später an der Volkshochschule<br />

Askov, <strong>dem</strong> Zentrum der dänischen Volkshochschulbewegung.<br />

1942 wurde er Regierungsbeauftragter<br />

für Jugend- und Erwachsenenbildung.<br />

1950 gab er dieses Amt auf, um seine<br />

eigene Volkshochschule in Magleås <strong>zu</strong> gründen.<br />

Während des Zweiten <strong>Welt</strong>krieges stand er an<br />

der Spitze der Gruppe Mellemfolkeligt Samvirke,<br />

die nicht nur materielle Hilfe für die<br />

durch den Krieg notleidenden Länder bereitstellte,<br />

sondern vor allem den intellektuellen,<br />

spirituellen und kulturellen Austausch förderte.<br />

Nach <strong>dem</strong> Ende des Krieges engagierte er<br />

sich in der UNESCO und wurde erster Vorsitzender<br />

des Kuratoriums des neugegründeten<br />

UNESCO-Instituts für Pädagogik. Johannes<br />

Novrup war Vorsitzender der ersten <strong>Welt</strong>konferenz<br />

der UNESCO über Erwachsenenbildung,<br />

die 1949 in Elsinore stattfand. 1957 wurde er<br />

<strong>zu</strong>m Vorsitzenden des dänischen Volkshochschulverbandes<br />

gewählt.<br />

Johannes Novrup folgte <strong>dem</strong> von Albert<br />

Schweitzer geprägten Prinzip der “Ehrfurcht<br />

vor <strong>dem</strong> Leben”. Er setzte sich zeit seines Lebens<br />

dafür ein, die Gräben zwischen den Völkern<br />

ab<strong>zu</strong>bauen. Er war davon überzeugt, dass<br />

Kultur nicht das Monopol eines oder mehrerer<br />

Länder ist und dass die Wahrheit sich überall<br />

auf der <strong>Welt</strong> manifestiert hat. Johannes Novrup<br />

starb Weihnachten 1960.<br />

79


DIE VORSITZENDEN DES KURATORIUMS<br />

80<br />

JUSTIN ELLIS<br />

wurde 1950 in Südafrika geboren. Nach seinem<br />

naturwissenschaftlichen Studium zog er<br />

in das benachbarte Namibia, wo er <strong>zu</strong>nächst als<br />

Lehrer tätig war. Später iniziierte er zahlreiche<br />

Erwachsenenbildungsprojekte im christlichen<br />

Zentrum, der ersten ökomenischen Körperschaft<br />

des Landes. Während der Besat<strong>zu</strong>ng des<br />

südafrikanischen Apartheid-Regimes in Namibia<br />

wurde er im Jahre 1978 aufgrund von Veröffentlichungen<br />

über Menschenrechtsverlet<strong>zu</strong>ngen<br />

des Landes verwiesen. Daraufhin ging<br />

er nach England, wo er Erziehungswissenschaften<br />

an der Universität Manchester studierte.<br />

Zeitweilig leitete er die Afrikaabteilung des britischen<br />

Kirchenverbandes. Von 1981–90 war er<br />

Geschäftsführer eines Londoner Flüchtlingsprojektes,<br />

das Erwachsenenbildungs- und Ausbildungsprogramme<br />

für namibische Immigranten<br />

in Angola und Sambia finanzierte. Als<br />

Namibia 1990 die Unabhängigkeit erlangte,<br />

kehrte Justin Ellis dorthin <strong>zu</strong>rück. Heute ist er<br />

als Staatssekretär im Ministerium für Grundbildung,<br />

Sport und Kultur verantwortlich für<br />

kulturelle Angelegenheiten und lebenslanges<br />

Lernen.


1951–60<br />

Johannes Novrup /<br />

Dänemark<br />

1951–58<br />

Hans Wenke / BRD<br />

1951–57<br />

Herman B. Wells / USA<br />

1951–1959<br />

Karl Stern / Kanada<br />

1951–1965<br />

Friedrich Schneider / BRD<br />

1951–1957<br />

Johannes Riedel / BRD<br />

1951–1957<br />

Jean Piaget / Schweiz<br />

1951–1965<br />

Fritz Borinski / BRD<br />

1951–1967<br />

Anna Mosolf / BRD<br />

1951–1952<br />

Maria Montessori / Italien<br />

1951–1965<br />

Georg Eckert / BRD<br />

1951–1965<br />

Giovanni Calò / Italien<br />

1951–1965<br />

Roger Gal / Frankreich<br />

1951–1952<br />

Montagu V. C. Jeffreys /<br />

Großbritannien<br />

1957–1963<br />

Walther Merck / BRD<br />

1957–1960<br />

Karl W. Bigelow / USA<br />

1957–1961<br />

Henri Grandjean / Schweiz<br />

1958–1965<br />

Felix Messerschmid / BRD<br />

KURATORIUMSMITGLIEDER 1951–2002<br />

1959–1964<br />

Aleksei N. Leontiev / Sowjetunion<br />

1961–1965<br />

Alfredo D. Calcogno /<br />

Argentinien<br />

1961–1965<br />

Finis E. Engleman / USA<br />

1961–1965<br />

A. St. Langeland / Norwegen<br />

1962–1965<br />

Charles H. Dobinson /<br />

Großbritannien<br />

1963–1965<br />

Tay Keoloungkhot / Laos<br />

1964–1971<br />

Bhunthin Attagara / Thailand<br />

1964–1971<br />

Lee J. Cronbach / USA<br />

1965–1971<br />

Sira Diop / Mali<br />

1964–1969<br />

Natalia Menchinskaya /<br />

Sowjetunion<br />

1965<br />

Mohamed Bakir / Tunesien<br />

1965–1972<br />

Gilda de Romero Brest /<br />

Argentinien<br />

1966–1973<br />

Roger Grandbois / Frankreich<br />

1966–1969<br />

David A. Walker /<br />

Großbritannien<br />

1966–1967<br />

Williard C. Olson / USA<br />

1966–1973<br />

Masunori Hiratsuka / Japan<br />

1967–1974<br />

Abdul-Aziz I. Al Bassam / Irak<br />

1967–1974<br />

György Agoston / Ungarn<br />

1968–1975<br />

Hans Reimers/ BRD<br />

1970–1977<br />

Douglas A. Pidgeon /<br />

Großbritannien<br />

1970–1977<br />

Matthew A. Brimer /<br />

Großbritannien<br />

1979–1977<br />

Ivan D. Zverev / Sowjetunion<br />

1972–1979<br />

Lambert Amon Tanoh /<br />

Elfenbeinküste<br />

1972–1979<br />

John I. Goodlad / USA<br />

1972–1974<br />

Augusto Salazar Bondi / Peru<br />

1972–1979<br />

Ruth Wong / Singapur<br />

1974–1981<br />

M. El Hadi Afifi / Ägypten<br />

1974–1981<br />

Bogdan Suchodolski / Polen<br />

1974–1981<br />

Wincenty Okon / Polen<br />

1974–1979<br />

Leopoldo Chiappo Galli / Peru<br />

1974–1981<br />

Michiya Shimbori / Japan<br />

1974–1981<br />

Kikuo Nishida / Japan<br />

1974–1981<br />

François Lebouteux /<br />

Frankreich<br />

1975–1981<br />

Jean Capelle / Frankreich<br />

81


KURATORIUMSMITGLIEDER 1951–2002<br />

82<br />

1976–1979<br />

Oskar Anweiler / BRD<br />

1976–1979<br />

Helmut Meins / BRD<br />

1978–1981<br />

Mansour Hussein /<br />

Ägypten<br />

1979–1986<br />

Alexandre A. Miroljubov /<br />

Sowjetunion<br />

1979–1986<br />

Grace Williams / Nigeria<br />

1979–1986<br />

Vlas S. Aranski / Sowjetunion<br />

1979–1986<br />

Emmanuel A. Yoloye /<br />

Nigeria<br />

1980–1983<br />

Jean Pliya / Benin<br />

1980–1987<br />

Cole S. Brembeck / USA<br />

1980–1987<br />

Maria Julieta / Brasilien<br />

Sebastiani Ormastroni<br />

1980–1991<br />

Hubert Braun / BRD<br />

1980–1983<br />

Arlindo Lopez Correa /<br />

Brasilien<br />

1980–1983<br />

Anil Bordia / Indien<br />

1980–1987<br />

Hendrich D. Gideonse /<br />

USA<br />

1982–1989<br />

Mohammed A. Al Sane /<br />

Kuwait<br />

1982–1989<br />

Dimitar Tzvetkov / Bulgarien<br />

1982–1989<br />

Gaston Mialaret / Frankreich<br />

1982–1989<br />

Minda C. Sutaria /<br />

Philippinen<br />

1984–1987<br />

Karim Dramane / Benin<br />

1984–1991<br />

Kireet Joshi / Indien<br />

1984–1987<br />

Serla Grewal / Indien<br />

1987–1994<br />

Nikolai D.Nikandrov /<br />

Russland<br />

1987–1994<br />

Gilbert P. Oluoch / Kenia<br />

1988–1995<br />

Antonio Valbuena Paz /<br />

Vene<strong>zu</strong>ela<br />

1988–1991<br />

Glen A.Eyford / Kanada<br />

1989–1996<br />

Pierre Foulani / Nigeria<br />

1990–1997<br />

Masami Maki / Japan<br />

1990–1993<br />

Bouzid Hammiche / Algerien<br />

1990–1992<br />

Günter Böhme / BRD<br />

1990–1993<br />

Maria Corda Costa / Italien<br />

1992–1999<br />

Birgit Brock-Utne /<br />

Norwegen<br />

1992–1997<br />

Peter Fischer-Appelt / BRD<br />

1992–1999<br />

Kasama Varavarn /<br />

Thailand<br />

1992–1999<br />

Serge Wagner / Kanada<br />

1994–2001<br />

Naima Ben Aicha / Tunesien<br />

1994–2001<br />

Saul Meghnagi / Italien<br />

1995–<br />

Justin Ellis / Namibia<br />

1995–1998<br />

Victor Onushkin / Russland<br />

1996–<br />

Jacqueline Pitanguy / Brazil<br />

1997–<br />

Mamadou Ndoye / Senegal<br />

1997–<br />

Wilfried Hartmann / BRD<br />

1998–2001<br />

Yoshihiro Tatsuta / Japan<br />

1999–<br />

Vida A.Mohorcic Spolar /<br />

Slowenien<br />

2000–<br />

Radhika Coomaraswamy /<br />

Sri Lanka<br />

2000–<br />

Anders Falk / Schweden<br />

2000–<br />

Judith Round /<br />

Großbritannien<br />

2000–<br />

Suwarsih Madya /<br />

Indonesien<br />

2002–<br />

Suzy Halimi / Frankreich<br />

2002–<br />

Tiedao Zhang / China


CHRONOLOGIE des UNESCO-Instituts für Pädagogik<br />

17.–19. Juni 1951<br />

Erste Kuratoriumssit<strong>zu</strong>ng in Wiesbaden<br />

in Anwesenheit von Maria Montessori<br />

23. Februar 1952<br />

Nach langwierigen Verhandlungen bestimmt<br />

der Generaldirektor der UNES-<br />

CO Hamburg <strong>zu</strong>m Sitz des Instituts<br />

26. Mai 1952<br />

Gründung des UNESCO-Instituts für<br />

Pädagogik als Stiftung durch Genehmigung<br />

des Hamburger Bürgermeisters<br />

Max Brauer<br />

Juli 1952<br />

Das Institut nimmt unter der Leitung<br />

des ersten Direktors Walther Merck<br />

seine Arbeit auf<br />

9.–13. September 1952<br />

Erste Tagung <strong>zu</strong>m Thema Die Erwachsenenbildung<br />

als Mittel <strong>zu</strong>r Entwicklung<br />

und Stärkung des sozialen<br />

und politischen Verantwortungsbewusstseins<br />

1955<br />

Erste Ausgabe der Internationalen<br />

Zeitschrift für Erziehungswissenschaft<br />

Alv St. Langeland wird Direktor des<br />

Instituts<br />

1955–66<br />

Sommer-Universitäten für junge Lehrer<br />

aus europäischen Ländern<br />

1958<br />

Hans Wenke wird Direktor, muss aber<br />

aufgrund <strong>einer</strong> schweren Erkrankung<br />

bereits ein knappes Jahr später sein<br />

Amt niederlegen. Saul Robinsohn<br />

übernimmt das Amt 1959<br />

1959–61<br />

Pilotstudie des Internationalen Projekts<br />

für Leistungsmessung (International<br />

Evaluation of Educational<br />

Achievement – I.E.A.)<br />

1964<br />

Gustaf Ögren wird Direktor<br />

1965<br />

Mit <strong>dem</strong> Auslaufen der UNESCO-<br />

Förderung wird die Sat<strong>zu</strong>ng modifiziert<br />

und das Institut internationalisiert.<br />

Deutschland übernimmt einen<br />

Großteil des Institutsbudgets<br />

1968<br />

Tetsuya Kobayashi wird Direktor<br />

1968–72<br />

SOLEP Seminare (European Seminars<br />

on Learning and the Educational Process)<br />

für Bildungsforscher<br />

1972<br />

Nach Veröffentlichung des Berichts<br />

der Faure-Kommission Learning to be<br />

wird lebenslanges Lernen Schwerpunkt<br />

des Instituts<br />

Dino Carelli wird Direktor<br />

1976–88<br />

Gesamteuropäische Konferenzen für<br />

Direktoren pädagogischer Bildungsinstitutionen<br />

1979<br />

Ravindra H. Dave wird Direktor<br />

1981–86<br />

<strong>Welt</strong>weite regionale Seminare über<br />

Nachalphabetisierung<br />

CHRONOLOGIE<br />

1986<br />

Erste gesamteuropäische Konferenz<br />

über Alphabetisierung in Industrieländern<br />

1987<br />

Das Literacy Exchange Network wird<br />

gegründet<br />

1989<br />

Paul Bélanger wird Direktor<br />

1997<br />

Fünfte Internationale UNESCO-Konferenz<br />

über Erwachsenenbildung<br />

(CONFINTEA) in Hamburg. 1500<br />

Delegierte aus 160 Ländern erarbeiten<br />

die Hamburg Declaration und die<br />

Agenda for the Future<br />

Gründung des Netzwerks ALADIN<br />

2000<br />

Adama Ouane wird Direktor<br />

Globaler Dialog über die Entstehung<br />

von Lerngesellschaften auf der EXPO<br />

2000 in Hannover. Startschuss <strong>zu</strong>m<br />

Internationalen Lernfest<br />

November 2001<br />

Internationales Seminar über Alphabetisierte<br />

Gesellschaften<br />

83


LISTE DER SEMINARE 1952-2002<br />

84<br />

1952 Hamburg, 8–13 Sept.<br />

Adult Education as a Means of Developing<br />

and Strengthening Social and Political<br />

Responsibility<br />

1953 Hamburg, 5–10 Jan.<br />

Factors Influencing the Development of the<br />

Personality in Early Childhood and Thus<br />

Favouring the Free Expression of Creative<br />

Energies Within the Community<br />

Hamburg, 27 April–2 May<br />

Civic, Political Education and Education<br />

for Life in a World Society (German-Scandinavian<br />

Meeting)<br />

Hamburg, 9–12 Dec.<br />

The Universities and Adult Education<br />

(Joint Meeting with the University of Hamburg<br />

and the Universities´ Council for<br />

Adult Education)<br />

1954 Hamburg, 4–9 Jan.<br />

The Education and Training of Primary<br />

School Teachers<br />

Hamburg, 5–10 April<br />

Psychological Services for Schools<br />

Hamburg, 7–13 Nov.<br />

The Significance of the Mass Media for<br />

Adult Education<br />

1955 Cologne, 3–8 Jan.<br />

The Entry of Young People into Working<br />

Life (Joint Meeting with the UNESCO<br />

Institute for Social Sciences)<br />

Hamburg, 12–16 April<br />

Comparative Education<br />

Sèvres, 17–30 July<br />

1st International Seminar for Young<br />

Teachers: Education for International<br />

Understanding–The Teacher´s Role (Joint<br />

Meeting with the French National Commission<br />

for UNESCO)<br />

Hamburg, 7–16 Sept.<br />

Parent Education (Joint Meeting with the<br />

World Organization for Early Childhood<br />

Education)<br />

1956 Hamburg, 9–14 Jan.<br />

School Reform<br />

Hamburg, 27 May–2 June<br />

Failure in School (Joint Meeting with<br />

UNESCO)<br />

Hamburg, 1–7 July<br />

School Education for International Understanding<br />

and Co-operation (Regional Seminar<br />

organized by the Scandinavian National<br />

Commissions for UNESCO in Cooperation<br />

with UNESCO and the UIE<br />

Gauting/Munich, 23 July–4 Aug.<br />

II International Seminar for Young Teachers<br />

(Joint Meeting with the German Commission<br />

for UNESCO, on the Theme Discussed<br />

at the Joint Meeting at Sèvres, 1955)<br />

Hamburg, 22–27 Oct.<br />

Physical and Natural Science · Curricula<br />

1957 Hamburg, 4–8 Feb.<br />

Methods and Instruments of Evaluation in<br />

Education for International Understanding<br />

Hamburg, 24–30 March<br />

Examination and Other Techniques of<br />

Evaluation in Education<br />

Hamburg, 8–13 April<br />

Holiday Camps for Children Under Fifteen<br />

Years of Age<br />

Annecy, 13–17 June<br />

Comparative Study of the Evolution of the<br />

Forms and Needs of Leisure–1st Meeting<br />

of the International Study Group on the<br />

Social Sciences of Leisure (Joint Meeting<br />

with the French National Commission for<br />

UNESCO, the UNESCO Institute for<br />

Social Sciences, and the UNESCO Institute<br />

for Youth<br />

Meina, 23 July–4 Aug.<br />

III International Seminar for Young Teachers<br />

(Joint Meeting with the Italian National<br />

Commission for UNESCO on the theme<br />

discussed at the Joint Meetings held at<br />

Sèvres 1955, and at Gauting, 1956)


Hamburg, 18–23 Nov.<br />

General Education<br />

Gauting/Munich, 16–18 Dec.<br />

Comparative Study of the Evolution of the<br />

Forms and Needs of Leisure–2nd Meeting<br />

(Joint Meeting with the UNESCO Institute<br />

for Social Sciences and the UNESCO Institute<br />

for Youth)<br />

1958 Hamburg, 20–25 Jan.<br />

Differentiation, Selection & Transfer<br />

Hamburg, 17–22 Feb.<br />

The Pedagogical Training of Secondary<br />

School Teachers (Joint Meeting with Arbeitskreis<br />

der Leiter der staatlichen Studienseminare<br />

in der BRD)<br />

Hamburg, 17–22 March<br />

Evaluation in Education (Joint Meeting<br />

with UNESCO)<br />

Hamburg, 24–29 March<br />

Children´s Play–International Study Group<br />

Hamburg, 14–22 July<br />

Associated Schools Project in Education<br />

for International Understanding and Cooperation<br />

(Joint Meeting with UNESCO)<br />

Fana, 27 July–9 Aug.<br />

IV International Seminar for Young Teachers<br />

(Joint Meeting with the Norwegian and<br />

Danish National Commissions for<br />

UNESCO, on the Theme Discussed at the<br />

Joint Meetings held at Sèvres, 1955, Gauting<br />

1956, and at Meina, 1957)<br />

Gauting/Munich, 20–25 Oct.<br />

Comparative Study of the Evolution of the<br />

Forms and Needs of Leisure–3rd Meeting<br />

(Joint Meeting with the UNESCO Institute<br />

for Social Sciences and the UNESCO Institute<br />

for Youth)<br />

1959 Hamburg, 2–7 March<br />

Entry to the Teaching Profession<br />

Hamburg, 1–5 June<br />

Intellectual Ability, Mental Processes and<br />

Educational Achievement of Children of<br />

School Age–International Research Project<br />

Sèvres, 15–20 June<br />

Research in Parent Education (Joint Meeting<br />

with the French National Commission<br />

for UNESCO)<br />

Raach, 24 Aug.–5 Sept.<br />

V International Seminar for Young Teachers<br />

(Joint Meeting with the Austrian National<br />

Commission for UNESCO on the<br />

Theme Discussed at the Joint Meetings held<br />

at Sèvres, 1955, Gauting, 1956, Meina,<br />

1957, and at Fana, 1958)<br />

Meina, 4–7 Sept.<br />

Comparative Study of the Evolution of the<br />

Forms and Needs of Leisure–4th Meeting<br />

(Joint Meeting with UNESCO and the<br />

UNESCO Institute for Social Sciences)<br />

Hamburg, 12–17 Oct.<br />

The Contribution of Modern Language<br />

Teaching in School–Towards International<br />

Understanding (Joint Meeting with the International<br />

Federation of Foreign Language<br />

Teachers)<br />

Hamburg, 26–28 Nov.<br />

Educational Problems in International<br />

Youth and Adult Exchange<br />

1960 Hamburg, 8–13 Feb.<br />

Phases of Development in the Further Education<br />

and Self-Education of Adults<br />

Hamburg, 7–9 March<br />

The Rahmenplan as Viewed by Non-German<br />

Educationalists<br />

Hamburg, 25–30 April<br />

Implications of the Extension of Compulsory<br />

Schooling for the Curriculum and<br />

Content of Education<br />

Portoroz, 20–30 June<br />

Comparative Study of the Evolution of the<br />

Forms and Needs of Leisure–5th Meeting<br />

(Joint Meeting with UNESCO and the<br />

Institute of Sociology of Ljubljana)<br />

Bursa, 18–30 July<br />

VI International Seminar for Young Teachers:<br />

Mutual Appreciation of Eastern and<br />

Western Cultural Values (Joint Meeting<br />

85


LISTE DER SEMINARE 1952-2002<br />

86<br />

with the Turkish National Commission for<br />

UNESCO)<br />

1961 Hamburg, 16–21 Jan.<br />

The Teaching of Elements of the Social Sciences<br />

at the Pre-University Level<br />

Sonnenberg, 5–14 Feb.<br />

Main Lines and Core Problems of International<br />

Development in Education (Joint<br />

Meeting with the International Arbeitskreis,<br />

Sonnenberg)<br />

Hamburg, 5–10 June<br />

Intellectual Processes: An International<br />

Study of Intellectual Ability, Achievement<br />

and Functioning in Children of School Age<br />

Viggbyholm, 16–29 July<br />

International Seminar on Preparing Teachers<br />

for Education. Educational Understanding<br />

(Joint Meeting with the Swedish<br />

National Commission for UNESCO)<br />

Hamburg, 27–29 Nov.<br />

Day School (Joint Meeting with “Gemeinnützige<br />

Gesellschaft Tagesheim-Schule”,<br />

Frankfurt a.M.)<br />

1962 Hamburg, 22–27 Jan.<br />

Fostering Creative Expression and Critical<br />

Appreciation at School<br />

Hamburg, 19–20 Feb.<br />

Conference on Adult Education<br />

Sonnenberg, 17–26 March<br />

Main Lines and Core Problems of International<br />

Development in Education–2nd<br />

Meeting<br />

Hamburg, 9–14 April<br />

Foreign Languages in Primary Education<br />

Prague, 15–28 July<br />

International Seminar on Education for<br />

International Understanding (Joint Meeting<br />

with the Czechoslovak Commission for<br />

UNESCO)<br />

1963 Hamburg, 8–10 Jan.<br />

The First Year at University<br />

Hamburg, 11–16 March<br />

The Identification and Classification of<br />

Relevant Background Data in Comparative<br />

Education<br />

Hamburg, 13–18 May<br />

The Role of Community Schools in Community<br />

Development<br />

Brussels, 7–20 July<br />

International Seminar on School and Community<br />

in Education for International<br />

Understanding (Joint Meeting with the Belgian<br />

National Commission for UNESCO)<br />

Hamburg, 27–29 Nov<br />

Modern Forms of Further Education of<br />

Teachers<br />

.<br />

1964 Hamburg, 17–22 Feb.<br />

Health Education, Sex Education and Education<br />

for Home and Family Life<br />

Hamburg, 25–30 May<br />

Educational Techniques for Combating<br />

Prejudice and Discrimination at School<br />

Fribourg, 20 July–8 Aug.<br />

International Seminar on Education for<br />

International Understanding with Particular<br />

Reference to Problems of Inter-Group<br />

Tension (Joint Meeting with the Swiss<br />

National Commission for UNESCO)<br />

Hamburg, 30 Nov.–5 Dec.<br />

Grouping in Education<br />

1965 Budapest, 27 July–8 Aug.<br />

The Use of Audio Visual Aids in Education<br />

for Intenational Understanding (Joint<br />

Meeting with the Hungarian National<br />

Commission for UNESCO)<br />

1966 Hamburg, 10–13 Jan.<br />

Meeting on Mathematics Learning<br />

Hamburg, 9–14 May<br />

International Meeting of Representatives<br />

of Institutions and Experimental Schools<br />

Concerned with Second Language Teaching<br />

in Primary Education<br />

Cheltenham, 7–17 Aug.<br />

ASPRO Schools at the Primary Level–Study


of Other Countries and Other Cultures in<br />

Promoting Education for International<br />

Understanding (Joint Meeting with the<br />

United Kingdom National Commission for<br />

UNESCO)<br />

Hamburg, 21–24 Nov.<br />

Presentation of East Europe in Schools of<br />

the Federal Republic of Germany<br />

1967 Hamburg, 30 May–1 June<br />

The School System in Scandinavia<br />

Hamburg, 19–22 July<br />

The Role of Educational Research in Educational<br />

Change<br />

Hamburg, 25–28 Sept.<br />

Children´s Art as a Means of International<br />

Understanding<br />

Hamburg, 18–21 Oct.<br />

Deprivation and Disadvantage: Nature<br />

and Manifestation<br />

Hamburg, 13–18 Nov.<br />

Learning of Mathematics in Primary<br />

Schools<br />

1968 Hamburg, 18–21 June<br />

The Situation of Education in the Federal<br />

Republic of Germany–Analyses and Perspectives<br />

Skepparhelmen, 29 July–23 Aug.<br />

European Seminar on Learning and the<br />

Educational Process<br />

Hamburg, 9–14 Sept.<br />

Community Schools in Developing Countries<br />

Hamburg, 21–26 Oct.<br />

Further Training in the Teaching of Mathematics<br />

at Secondary Level<br />

Hamburg, 9–14 Dec.<br />

The Use of Radio and Television in Teacher<br />

Training<br />

1969 Hamburg, 20–23 Jan.<br />

The Education of Teachers<br />

Hamburg, 9–13 July<br />

Aims and Factors in University Reform in<br />

the Case of the Federal Republic of Germany<br />

(Joint Meeting with the German<br />

Commission for UNESCO)<br />

Hamburg, 17–21 Nov.<br />

Seminar of Directors of Educational<br />

Research Institutes and Professors of Education<br />

Hamburg, 8–12 Dec<br />

Teaching the Mother Tongue<br />

1970 Hamburg, 25–30 May<br />

Deprivation and Disadvantage in Developing<br />

Countries<br />

Hamburg, 22–26 June<br />

Promotion of Education at Pre-School<br />

Level in the Federal Republic of Germany<br />

Hamburg, 21–26 Sept.<br />

Correspondence Courses for In-Service<br />

Teacher Training at Primary Level in Developing<br />

Countries<br />

Hamburg, 2–6 Nov.<br />

Deprivation and Disadvantage in Developing<br />

Countries<br />

1971 Hamburg, 21–25 June<br />

Die Zukunft der Bildungsberatung in der<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

Hamburg, 30 Aug.–3 Sept.<br />

Methodology of Comparative Education<br />

Santiago, 27 Sept.–2 Oct.<br />

Seminario Latinoamericano sobre Contenido<br />

y Méthodos de Formación de Administradores<br />

de la Educación<br />

Hamburg, 1–5 Nov.<br />

Educational Research on the Changing<br />

Role of the Secondary School<br />

Hamburg, 8–10 Nov.<br />

Children´s Art as a Means of International<br />

Understanding<br />

1972 Hamburg, 6–14 Jan.<br />

Workshop for Associated School Teachers<br />

87


LISTE DER SEMINARE 1952-2002<br />

88<br />

Budapest, 25–28 April<br />

International Conference for Directors of<br />

Educational Research Institutes<br />

Hamburg, 3–7 July<br />

Curriculumforschung und Entwicklung in<br />

der Bundesrepublik Deutschland<br />

Thailand, 21 Aug.–9 Sept.<br />

Asian Seminar on Learning and the Educational<br />

Process<br />

Hamburg, 9–12 Oct.<br />

The Concept of Lifelong Education and its<br />

Implications for School Curriculum (Consultative<br />

Group Meeting)<br />

Hamburg, 4–8 Dec.<br />

Implications of Lifelong Education for an<br />

Interdisciplinary Curriculum Orientation<br />

Towards International Education<br />

1973 Hamburg, 3 Oct.<br />

Seminar for the Directors of Educational<br />

Research Institutes in Europe (Preparatory<br />

Meeting)<br />

Hamburg, 22 Oct.–1 Nov.<br />

An Experimental Study on Teacher Preparation<br />

in Accordance with the Principles of<br />

Lifelong Education (First Preparatory<br />

Workshop)<br />

Hamburg, 2 Nov.<br />

Case Studies of Innovative Practices in<br />

School Curriculum within the Framework<br />

of Lifelong Education<br />

1974 Hamburg, 18–28 Feb.<br />

Development of Criteria and Procedures<br />

for the Evaluation of School Curricula in<br />

the Perspective of Lifelong Education (First<br />

International Workshop)<br />

Hamburg, 18–20 March<br />

Development of the Foundations of Lifelong<br />

Education (Preparatory Meeting of<br />

the Inter-disciplinary Study Team)<br />

Hamburg, 13–14 May<br />

Case Studies for Innovative Practices in the<br />

School Curriculum within the Framework<br />

of Lifelong Education (Workshop)<br />

Hamburg, 25–29 Nov.<br />

Development of the Foundations of Lifelong<br />

Education (Meeting of the Interdisciplinary<br />

Study Team)<br />

Hamburg, 9–13 Dec.<br />

Seminar on Curriculum Development in<br />

the Perspective of Lifelong Education<br />

1975 Hamburg, 13–24 Jan.<br />

Comprehensive Case Studies of Selected<br />

Education Systems in the Framework of<br />

Lifelong Education (Planning Meeting)<br />

Hamburg, 9–10 Sept.<br />

Seminar for the Directors of Educational<br />

Research Institutes in Europe (Meeting of<br />

the Consultative Committee)<br />

Hamburg, 15–20 Sept.<br />

Case Study of the Educational Reform in<br />

Spain in the Framework of Lifelong Education<br />

(Planning Meeting)<br />

Hamburg, 1–12 Dec.<br />

Development of Criteria and Procedures<br />

for the Evaluation of School Curricula in<br />

the Perspective of Lifelong Education<br />

(Second International Workshop)<br />

1976 Hamburg, 26–29 April<br />

All-European Conference for Directors of<br />

Education Research Institutions<br />

Hamburg, 3–7 May<br />

An Alternative Pattern of Basic Education–A<br />

Case Study of Radio Santa Maria<br />

(Closing Meeting)<br />

Hamburg, 10–14 May<br />

Project on Evaluation in Lifelong Education<br />

Hamburg, 17–21 May<br />

The New Spanish Educational System in<br />

the Perspective of Lifelong Education<br />

(Second Workshop)<br />

Hamburg, 31 May–11 June<br />

An Experimental Study on Teacher Preparation<br />

in Accordance with the Principles of<br />

Lifelong Education (Second International<br />

Workshop)


Dakar, December<br />

Alternative Forms of Basic Education<br />

1977 Hamburg, 24–28 Jan.<br />

Case Study on the Forsöksgymnaset in<br />

Oslo, Norway, in the Perspective of Lifelong<br />

Education (Planning Meeting)<br />

Hamburg, 13–17 June<br />

The Training of Educational Personnel in<br />

the Framework of Lifelong Education<br />

(International Planning Meeting)<br />

Hamburg, 28–30 June<br />

Hibernia School (Closing Meeting)<br />

Hamburg, 5–7 Dec.<br />

Task Force Meeting<br />

1978 Hamburg, 13 Feb.<br />

Third Colloquy of Directors of Educational<br />

Research Institutions (Preparatory<br />

Meeting for the Authors of Papers)<br />

Hamburg, 20–25 Feb.<br />

Lifelong Education in the School: Organizing<br />

the Learning Process to Enhance Self-<br />

Direction (International Planning Meeting)<br />

Hamburg, 6–10 March<br />

Instrumental Foundations of Lifelong Education<br />

International Planning Meeting<br />

Hamburg, 20–23 March<br />

Meeting on the State of the Art of Lifelong<br />

Education (Int. Planning Meeting)<br />

Hamburg, 12–14 Sept.<br />

Third Colloquy of Directors of Educational<br />

Research Institutions<br />

Hamburg, 27 Nov.– 1 Dec.<br />

Learning as a Basic for Lifelong Learning.<br />

An Interdisciplinary Study (Planning Meeting)<br />

1979 Hamburg, 11–15 June<br />

School Textbooks for Lifelong Education<br />

(PlanningMeeting)<br />

Hamburg, 25–29 June<br />

The Training of Educational Personnel in<br />

the Framework Lifelong Education (Final<br />

Meeting)<br />

Hamburg, 2–6 July<br />

Lifelong Education in the School: Organizing<br />

the Learning Process to Enhance Self-<br />

Direction (Final Meeting)<br />

Madrid,11–13 Sept.<br />

Second All-European Conference for<br />

Directors of Educational Research Institutions<br />

Hamburg, 24–28 Sept.<br />

Evaluation of Learning in Non-Formal<br />

Educational Settings (Planning Meeting)<br />

Hamburg, 8–12 Oct.<br />

Learning as a Basis for Lifelong Learning<br />

An Interdisciplinary Study (Final Meeting)<br />

1980 Hamburg, 11–15 Feb.<br />

Lifelong Education: A Comparative Case<br />

Study of the South Australian Department<br />

of Further Education (Working/Planning<br />

Meeting)<br />

Hamburg, 20–21 March<br />

Analysis of Curricula of School and Outof-School<br />

Education for Vocational Development<br />

in the Perspective of Lifelong Education<br />

(Preparatory Meeting)<br />

Hamburg, 30 June–4 July<br />

School Textbooks for Lifelong Education<br />

(Final Meeting)<br />

Caracas, 11–29 Aug.<br />

Curso Intensivo de Evaluación de Programas<br />

de Reforma Educativa<br />

Hamburg, 25–29 Aug.<br />

The Continuing Education of Teachers in<br />

the Perspective of Lifelong Education<br />

(International Planning Meeting)<br />

Hamburg, 28 Nov.<br />

Fourth Colloquy of Directors of Educational<br />

Research Institutions (Preparatory<br />

Meeting)<br />

Hamburg, 8–12 Dec.<br />

The Development of Strategies for the<br />

Continuing Education of Neo-Literates in<br />

the Perspective of Lifelong Education<br />

(Planning Meeting)<br />

89


LISTE DER SEMINARE 1952-2002<br />

90<br />

1981 Hamburg, 16–20 Feb.<br />

Analysis of Curricula of School and Outof-School<br />

Education for Vocational Development<br />

in the Perspective of Lifelong Education<br />

(Planning Meeting)<br />

Hamburg, 4–6 May<br />

The Role of Museums and Exhibitions as<br />

Learning Resources in the Process of Lifelong<br />

Education (Review Meeting<br />

Hamburg, 22–24 June<br />

Fourth Colloquy of Directors of Educational<br />

Research Institutions<br />

Hamburg, 24 Aug.– 2 Sept.<br />

The Continuing Education of Teachers in<br />

the Perspective of Lifelong Education<br />

(International Review Meeting)<br />

San José, 17–26 Sept.<br />

Curso Intensivo de Evaluación y Seguimiento<br />

de Programas y Proyectos de Reforma<br />

Administrativa<br />

Hamburg, 28 Sept.–2 Oct.<br />

Evaluation of Learning in Non-Formal<br />

Educational Settings<br />

(Review Meeting)<br />

Hamburg, 12–23 Oct.<br />

The Development of Learning Strategies<br />

for the Post-Literacy and Continuing Education<br />

of Neo-Literates in the Perspective<br />

of Lifelong Education (International Review<br />

Meeting and Orientation Seminar)<br />

Hamburg,1–2 Dec.<br />

Seminar on the Policies, Programmes and<br />

Strategies of Adult Education in the Perspective<br />

of Lifelong Education<br />

1982 Udaipur, 4–11 Jan.<br />

Campaigning for Literacy Seminar<br />

Hamburg,22–26 March<br />

Analysis of Curricula of School and Outof-School<br />

Education for Vocational Development<br />

in the Perspective of Lifelong Education<br />

(Review Meeting)<br />

Moshi, 29 March–6 April<br />

IIEP Research and Training Project on<br />

Evaluation and Monitoring of Educational<br />

Reform Programmes<br />

Hamburg, 26–30 April<br />

The Development of Learning Strategies<br />

for the Post-Literacy and Continuing Education<br />

of Neo-Literates in the Francophone<br />

African Countries in the Perspective of<br />

Lifelong Education<br />

Hamburg, 28 June–2 July<br />

Identification and Analysis of the Content<br />

of Lifelong Education in Selected Aspects<br />

of Learning and Development–An Exploratory<br />

Study (Working Group Meeting)<br />

Nairobi, 16–27 Aug.<br />

Pan-African Orientation Seminar on the<br />

Development of Learning Strategies for the<br />

Post-Literacy and Continuing Education<br />

of Neo-Literates in the Perspective of Lifelong<br />

Education<br />

Hamburg, 6–10 Sept.<br />

The Continuing Education of Teachers in<br />

the Perspective of Lifelong Education<br />

(International Review Meeting)<br />

Hamburg, 11–15 Oct.<br />

An Exploratory Study on the Evaluation of<br />

Learning Outcomes and Larger Impact of<br />

Literacy, Post-Literacy and Continuing<br />

Education Programmes in Developing<br />

Countries (Planning Meeting)<br />

1983 Hamburg, 28 Feb.–4 March<br />

European Conference on Motivation for<br />

Adult Education<br />

Hamburg,, 18–22 April<br />

The Development of Learning Strategies<br />

for the Post-Literacy and Continuing Education<br />

of Neo-Literates in Asian Countries<br />

in the Perspective of Lifelong Education<br />

Hamburg, 2–6 May<br />

International Meeting of Experts on the<br />

Implementation of the Principles of Lifelong<br />

Education in the Member States:<br />

Appraisal and Future Prospects<br />

Hamburg, 12–16 Sept.<br />

Identification and Analysis of the Content


of Lifelong Education in Selected Aspects<br />

of Learning and Development: An Exploratory<br />

Study<br />

New Delhi, 3–15 Oct.<br />

Asian Orientation Seminar on the Development<br />

of Learning Strategies for Post-<br />

Literacy and Continuing Education of<br />

Neo-Literates in the Perspective of Lifelong<br />

Education<br />

Neusiedl am See, 4–7 Dec.<br />

Third All-European Conference of Directors<br />

of Educational Research Institutions<br />

1984 Hamburg, 19–23 March<br />

An Exploratory Study on Monitoring and<br />

Evaluation of Learning Outcomes and<br />

Larger Impact of Literacy, Post-Literacy<br />

and Continuing Education Programmes in<br />

Developing Countries (Review-cum-Dissemination<br />

Meeting)<br />

Hamburg, 3–7 April<br />

The Development of Learning Strategies<br />

for Post-Literacy and Continuing Education<br />

for Latin America and the Caribbean<br />

Countries in the Perspective of Lifelong<br />

Education<br />

Hamburg, 11–14 Sept.<br />

Planning Meeting for Study on the Development<br />

of a Common Core of Curriculum<br />

at the Primary Level of Education to Make<br />

it More Relevant to the Communities in<br />

Rural Environments<br />

Caracas, 27 Sept.–6 Oct.<br />

An Orientation Seminar for Latin America<br />

and the Caribbean on the Development of<br />

Learning Strategies for Post-Literacy and<br />

Continuing Education in the Perspective<br />

of Lifelong Education<br />

1985 Hamburg, 2–4 Jan.<br />

The Study of the Development of a common<br />

core of Curriculum at the Primary Level of<br />

Education to Make it More Relevant to the<br />

Communities in Rural Environments<br />

Hamburg, 20–22 Feb.<br />

Higher Education, Research and Human<br />

Problems<br />

Hamburg, 15–19 April<br />

A Comparative Study on Current Experiments<br />

and Innovations in the European<br />

Region Aimed at Integrating in the General<br />

Education Curriculum (Primary Level),<br />

Basic Knowledge, Skills and Values Necessary<br />

for All Members of the National<br />

Community<br />

Hamburg, 24–28 June<br />

Development of Techniques and Procedures<br />

on Evaluation Pertaining to Programmes<br />

of Literacy and Post-Literacy in<br />

the Framework of Lifelong Education<br />

Hamburg, 2–6 Sept.<br />

The Development of Learning Strategies<br />

for Post-Literacy and Continuing Education<br />

for the Arab States in the Perspective<br />

of Lifelong Education (Planning Meeting)<br />

Hamburg, 7–11 Oct.<br />

Development of Techniques and Procedures<br />

on Evaluation Pertaining to Programmes<br />

of Literacy and Post-Literacy in<br />

the Framework of Lifelong Education<br />

Hamburg, 28 Oct.–8 Nov.<br />

An Orientation Seminar for the Arab<br />

States on the Development of Learning<br />

Strategies for Post-Literacy and Continuing<br />

Education in the Perspective of Lifelong<br />

Education<br />

1986 Vienna, 20–21 Jan.<br />

Fourth All-European Conference of Directors<br />

of Educational Research Institutions<br />

(Planning Meeting)<br />

Bremen, 27 Jan. and Hamburg, 5 Feb.<br />

Meetings for Planning a Long-Range Study<br />

of the Implications of Selected Global<br />

Developments for the Content and Process<br />

of Lifelong Education<br />

Hamburg, 10 Feb.<br />

A Meeting for Further Development of the<br />

Curriculum Study Focused on the Early<br />

Introduction of a Second Language in the<br />

Primary School Curriculum for Widening<br />

Learning Experiences<br />

London, 14 Feb.<br />

A Meeting for Environmental and Ecolog-<br />

91


LISTE DER SEMINARE 1952-2002<br />

92<br />

ical Issues, and Their Implications for Lifelong<br />

Education<br />

Hamburg, 5 March<br />

A Review Meeting of the Study of Adult<br />

Literacy and Basic Education in the Federal<br />

Republic of Germany<br />

Hamburg, 9–13 June<br />

Development of Learning Strategies for<br />

Post-Literacy and Continuing Education in<br />

Developing Countries: Evaluation and Follow-up<br />

Phase (Meeting of the Review<br />

Team)<br />

Hamburg, 23–27 June<br />

A Study of Curricula and Instructional<br />

Methods for Non-formal and Alternative<br />

Approaches for Education at the Primary<br />

Level in the Framework of Lifelong Education<br />

(Planning Meeting)<br />

Hamburg, 8–12 Sept.<br />

Review Meeting on the Development of<br />

Procedures and Techniques of Self-Evaluation<br />

Pertaining to Programmes of Literacy,<br />

Post-Literacy and Continuing Education in<br />

the Framework of Lifelong Education<br />

Eger, 13–16 Oct.<br />

Fourth All-European Conference of Directors<br />

of Educational Research Institutions<br />

Hamburg, 10–14 Nov.<br />

An Exploratory Study on the Implications<br />

of Selected Global Developments for the<br />

Content and Process of Lifelong Education<br />

(Preliminary Meeting)<br />

Hamburg, 1–5 Dec.<br />

Workshop of Specialists in Europe on Prevention<br />

of Functional Illiteracy and Integration<br />

of Youth into the World of Work<br />

1987 Hamburg, 6–18 April<br />

Review Meeting on the Development of<br />

Procedures and Techniques of Impact Evaluation<br />

Pertaining to Programmes of Literacy<br />

and Continuing Education in the<br />

Framework of Lifelong Education<br />

Hamburg, 18–22 May<br />

A Study of Curricula and Instructional<br />

Methods for Non-formal and Alternative<br />

Approaches for Education at the Primary<br />

Level in the Framework of Lifelong Education<br />

(Review Meeting)<br />

Hamburg, 22–26 June<br />

A Working Group Meeting on Post-Literacy<br />

and Continuing Education for the<br />

Basic Level and Beyond in the Perspective<br />

of Lifelong Education<br />

Hamburg, 14–18 Sept.<br />

An Exploratory Study of the Implications<br />

of Selected Global Developments for the<br />

Content and Process of Lifelong Education<br />

(Planning Meeting)<br />

Hamburg, 5–9 Oct.<br />

A Meeting on Development of Techniques<br />

and Procedures of Evaluation and Monitoring<br />

Pertaining to Programmes of Literacy,<br />

Post-Literacy and Continuing Education<br />

in the Framework of Lifelong Education<br />

Hamburg, 9–21 Nov.<br />

An International Orientation Seminar on<br />

Post-Literacy and Continuing Education<br />

for the Basic Level and Beyond in the Perspective<br />

of Lifelong Education<br />

Prague, 26–27 Nov.<br />

Fifth All-European Conference of Directors<br />

of Educational Research Institutions<br />

(Planning Meeting)<br />

1988 Hamburg, 18–22 April<br />

A Meeting on the Development of Techniques<br />

and Procedures of Evaluation Pertaining<br />

to Programmes of Literacy and<br />

Post-Literacy in the Framework of Lifelong<br />

Education<br />

Hamburg, 6–7 May<br />

Consultation with Non-Governmental<br />

Organizations on Research Priorities and<br />

Action in Education that UNESCO could<br />

Undertake During the Third Medium-<br />

Term Plan (1990-1995)<br />

Hamburg, 16–20 May<br />

A Working Group Meeting on the Training<br />

of Personnel for Post-Literacy and Continuing<br />

Education in the Perspective of<br />

Lifelong Education


Hamburg, 12–16 Sept.<br />

Expert Consultation of the European<br />

Region for the Promotion of Vocationally-<br />

Oriented Adult Education Programmes<br />

Hamburg, 26–30 Sept.<br />

An Exploratory Study of the Curricula and<br />

Instructional Methods for Nonformal and<br />

Alternative Approaches for Education at<br />

the Primary Level in the Framework of<br />

Lifelong Education<br />

Triesenberg, 11–14 Oct.<br />

Fifth All-European Conference of Directors<br />

of Educational Research Institutions<br />

Hamburg, 31 Oct.–12 Nov.<br />

An International Orientation Seminar on<br />

Post-Literacy and Continuing Education<br />

for the Basic Level and Beyond in the Perspective<br />

of Lifelong Education<br />

1989 Hamburg, 20–24 March<br />

A Meeting on the Development of Techniques<br />

and Procedures of Evaluation Pertaining<br />

to Programmes of Literacy and<br />

Post-Literacy in the Framework of Lifelong<br />

Education<br />

Hamburg, 5–9 June<br />

International Symposium on Innovative<br />

Methods of Technical and Vocational Education<br />

Hamburg, 26–29 June<br />

Consultation on the Relevance of the Content<br />

of General Secondary Education Taking<br />

into Account the Notion of Productive<br />

Work as well, in Anticipation of the Needs<br />

of Industrialized Countries in the Twenty-<br />

First Century<br />

Hamburg, 30 Oct–11 Nov.<br />

An International Orientation Seminar on<br />

Post-Literacy and Continuing Education<br />

for the Basic Level and Beyond in the Perspective<br />

of Lifelong Education<br />

1990 Hamburg, 18–22 June<br />

Research on Evaluation in Literacy, Post-<br />

Literacy and Non-Formal Education<br />

Hamburg, 1–4 Oct.<br />

Round Table on the Complementarity of<br />

Formal and Non-Formal Approaches at<br />

the Primary Education Level<br />

Bled, 9–12 Oct.<br />

Sixth European Conference of Directors<br />

of Educational Research Institutions<br />

Hamburg, 5–17 Nov.<br />

An International Orientation Seminar on<br />

Post-Literacy and Continuing Education<br />

for the Basic Level and Beyond in the Perspective<br />

of Lifelong Education<br />

Hamburg, 30 Nov.–1 Dec.<br />

Adult Education and Work<br />

Hamburg, 3–6 Dec.<br />

Seventh Collective Consultation of Non-<br />

Governmental Organizations on Literacy<br />

and Adult Education<br />

1991 Hamburg, 30 Jan.–1 Feb.<br />

Consultation Seminar on Women´s Challenge<br />

of Adult Education Action and Priorities<br />

Hamburg, 9–12 Apri<br />

European Preparatory Meeting for the<br />

International Congress on Population and<br />

Development<br />

Hamburg, 18–19 April<br />

Workshop on Adult Education for International<br />

Understanding, Human Rights<br />

and Peace<br />

Hamburg, 3–8 June<br />

Training Workshops on Monitoring and<br />

Evaluation of Nonformal Basic Education<br />

Hamburg, 16–27 Sept.<br />

An International Orientation Seminar on<br />

Post-Literacy and Continuing Education<br />

for the Basic Level and Beyond in the Perspective<br />

of Lifelong Education<br />

Hamburg, 19–22 Nov.<br />

Functional Literacy in Eastern and Western<br />

Europe<br />

Hamburg, 4–7 Dec.<br />

International Seminar on Adult Literacy in<br />

Industrialized Countries: The Future of<br />

Literacy and the Literacy of the Future<br />

93


LISTE DER SEMINARE 1952-2002<br />

94<br />

Hamburg, 16–19 Dec.<br />

Workshop on Women and Literacy<br />

1992 Hamburg, 21–23 April<br />

Development of Appropriate Learning/<br />

Teaching Strategies in Nonformal –Primary<br />

Education for Out-of-School Learners<br />

Hamburg, 18–22 May<br />

Post-Literacy and Basic Level Education:<br />

The Language Issues–Experiences of the<br />

African Region<br />

Hamburg, 15–20 June<br />

An Orientation Seminar on Monitoring<br />

and Evaluation of Nonformal Basic Education<br />

(NFBE)<br />

Hamburg, 28 Sept.–9 Oct.<br />

International Orientation Seminar on the<br />

Language Issue in Post-Literacy and Basic<br />

Level Education–Experiences of the<br />

African Region<br />

Nitra, 27–30 Oct.<br />

Seventh European Conference of Educational<br />

Research Institutions<br />

Berlin, 19 Oct.–6 Nov.<br />

Regional Training Workshop on Monitoring<br />

and Evaluation of Nonformal Basic<br />

Education (NFBE)<br />

Hamburg, 6–7 Nov.<br />

Unkonventionelle <strong>Weg</strong>e <strong>zu</strong> Schrift und<br />

Kultur. Creativity and Basic Education<br />

Hamburg, 30 Nov.–3 Dec.<br />

Internationale Multiplikatorinnenausbildung.<br />

Train the Trainers in Information<br />

and Communication Technology<br />

1993 Hamburg, 27 Jan.–2 Feb.<br />

International Seminar on Women´s Education<br />

and Empowerment<br />

Hamburg, 24–28 May<br />

Project on Post-Literacy and Basic Level<br />

Education: Asian and Pacific Experience<br />

Berlin, 21–26 June<br />

Séminaire de formation sur le contrôle et<br />

l´évaluation de l´éducation de base non<br />

formelle (EBNF)<br />

Hamburg, 30 Aug.–2 Sept.<br />

Interface Meeting on Nonformal Primary<br />

Education for Out-of-School Learners<br />

Hamburg, 27 Sept.–8 Oct.<br />

Inter-Regional Orientation Seminar on<br />

Quality of Life. Improvement Programmes<br />

in Literacy, Post-Literacy and Continuing<br />

Education–Experiences from Asia and the<br />

Pacific<br />

Burkina Faso, 15 Nov.–3 Dec.<br />

Atelier de formation sur le suivi-appui et<br />

l´évaluation de l´éducation de base non<br />

formelle (EBNF)<br />

Barcelona, 17–21 Nov.<br />

International Seminar on Policies and<br />

Legislation in Adult Education<br />

Hamburg, 3–4 Dec.<br />

Adult Education Provision & Participation<br />

Berlin, 14–17 Dec.<br />

Innovations in Non-Formal Basic Education<br />

of Adults<br />

1994 Hamburg, 12–15 Jan.<br />

International Seminar on Basic Education<br />

in Prisons<br />

Berlin, 13–18 June<br />

Orientation Seminar on Monitoring and<br />

Evaluation of Nonformal Basic Education<br />

Hamburg, 25–29 June<br />

An International Seminar on the Expanding<br />

Legislative and Policy Environment of<br />

Adult Education<br />

Berlin, 30 Aug.–8 Sept.<br />

Innovations in Non-Formal and Adult<br />

Basic Education (INNAE)<br />

Hamburg, 26 Oct.–4 Nov.<br />

The Expanding Legislation and Policy<br />

Environment of Adult Education and<br />

Training<br />

Chiang Rai, 7–25 Nov.<br />

Regional Training Workshop on Monitoring<br />

and Evaluation of Nonformal Basic<br />

Education (NFBE)


1995 Hamburg, 6–8 Feb.<br />

NIER/UIE Study on Lifelong Learning<br />

Policies (Joint Meeting of the Researchers<br />

involved)<br />

Nyeri, Kenya 27 Feb.–3 March<br />

Monitoring and Evaluation of Nonformal<br />

Basic Education Programmes (Regional<br />

Seminar)<br />

Nepal, 21–23 March<br />

Women and Adult Education (National<br />

Seminar)<br />

Bangladesh, 28–30 March<br />

Women and Adult Education (National<br />

Seminar)<br />

Brussels/Paris/Hamburg, April<br />

Adult Education Participation Survey<br />

(Task Force)<br />

UNESCO/Paris, 11–13 May<br />

Research on the Impact of NFBE and its<br />

Contribution to EFA<br />

Lovoca, Slovakia, early May<br />

Literacy and Work<br />

Hamburg, 15–19 May<br />

Women and Adult Education (Research<br />

Workshop)<br />

Berlin, 22–24 May<br />

Expert Meeting on the Literate Environment<br />

Asia, 7–10 May<br />

Women and Adult Education (Synthesis<br />

Seminar)<br />

Canada, end of June<br />

Adult Education Participation Survey<br />

(Task Force)<br />

Namibia 25 Sept.–6 Oct.<br />

Monitoring And Evaluation of Nonformal<br />

Basic Education (Training Workshop)<br />

Zschortau, 2–13 Oct.<br />

Innovations in Nonformal and Adult Education<br />

(Review and Dissemination Seminar)<br />

Paris, 11–13 Oct.<br />

Expert Meeting for the 1997 Conference<br />

Berlin, 16–20 Oct.<br />

International Symposium on Future Trends<br />

in Adult and Continuing Educational and<br />

Vocational Education<br />

Hamburg, 19–20 Oct.<br />

31st Annual Meeting of U.N. Periodicals<br />

Editors<br />

Hamburg, 13–17 Nov.<br />

Women and Adult Education (Orientation<br />

Seminar)<br />

1996 Hamburg, 29–31 Jan.<br />

Creativity, Culture and Basic Education<br />

Non-Conventional Ways to Writing and<br />

Culture<br />

Budapest, 22–25 Feb.<br />

ALPHA Central and Eastern European<br />

Seminar Theme 3: Ensuring the Universal<br />

Right to Literacy and Basic Education<br />

Québec, 28–31 March<br />

ALPHA North American and West European<br />

Seminar Theme 3: Ensuring the Universal<br />

Right to Literacy and Basic Education<br />

Hamburg, 18 April<br />

Selection Committee for Literacy Prize<br />

Hamburg, 20 April<br />

Consultation Seminar for GB and IRE<br />

Board on CONFINTEA<br />

Lanzarote, 28–30 April<br />

Adult Education Indicators Seminar Theme<br />

2: Improving the Conditions and Quality<br />

of Adult Learning<br />

Hamburg, 28–30 May<br />

Research Workshop on CONFINTEA<br />

Hamburg, 4–6 July<br />

German Commission on Educational Research<br />

in Cooperation with Third World<br />

Countries<br />

Tokyo, September<br />

NIER-UIE Research Project–Comparative<br />

Study of Lifelong Learning Policies<br />

Bangkok, 1–7 Sept. or 8–14 Sept.<br />

INNAE Asian Dissemination Seminar:<br />

95


LISTE DER SEMINARE 1952-2002<br />

96<br />

Theme 2: Improving the Conditions and<br />

Quality of Adult Learning<br />

Budapest, 5–9 Sept.<br />

ALPHA Concluding Seminar: Ensuring the<br />

Universal Right to Literacy and Basic Education<br />

Jomtien, 16–18 Sept.<br />

Asian Regional Meeting on CONFINTEA<br />

Salzburg, 17–20 Oct.<br />

Lifelong Learning in the Changing Global<br />

Economy–Theme 5: Adult Learning and<br />

the Changing World of Work–Theme 9:<br />

The Economics of Adult Learning<br />

Bogotá, 28 Oct.–3 Nov.<br />

INNAE Latin American Dissemination<br />

Seminar–Theme 2: Improving the Conditions<br />

and Quality of Adult Learning<br />

Hamburg, early November<br />

Orientation Seminar on CONFINTEA<br />

Brazil, 6–8 November<br />

Latin American Regional Meeting on<br />

CONFINTEA<br />

Barcelona, 12–14 Dec.<br />

European Regional Meeting on<br />

CONFINTEA<br />

1997 Helsingör, 6–7 Jan.<br />

CONFINTEA Consultative Committee<br />

Oaxaca, 15–18 Jan.<br />

New Perspectives on Adult Education for<br />

Indigenous Peoples<br />

Hamburg, 20 Jan.<br />

European Meeting on Migrant and<br />

Refugee Adult Education<br />

Brazil, 22–24 Jan.<br />

Latin American Regional Meeting on<br />

CONFINTEA<br />

Quezon City, 26 Jan.–2 Feb.<br />

Regional Workshop on Monitoring and<br />

Evaluation<br />

Cairo, 25–27 Feb.<br />

Arab States Meeting on CONTINTEA<br />

Chiang Mai, 24–28 Feb.<br />

An International Seminar-Workshop on<br />

Promoting the Empowerment of Women<br />

Through Adult Learning<br />

Hamburg, 7–9 April<br />

Adult Education Documentation<br />

Berlin, 7–9 April<br />

Literacy of the Future<br />

Berlin, July<br />

Literacy and Development: Creation of a<br />

Literacy Environment Minority Rights in<br />

Adult Education<br />

Hamburg, 13 July<br />

CONFINTEA Consultative Committee<br />

Hamburg, 14–18 July<br />

Fifth International Conference on Adult<br />

Education (CONFINTEA V)<br />

Helsingör, 20–23 July<br />

Follow-Up Committee<br />

1998 México, 26–27 Jan.<br />

Latin American Planning Meeting for<br />

CONFINTEA Follow-up<br />

Cape Town, 2–8 March<br />

Meeting on the Recommendations for a<br />

UN Adult Learners Week<br />

Dakar, 16–20 March<br />

African Regional Follow-up Forum to<br />

CONFINTEA<br />

Philippines, 19–26 March<br />

Democracy, Leadership and Women<br />

Mumbai, 20–24 April<br />

Preparatory Meeting of the International<br />

Working Group on University-Based Adult<br />

Education for the UNESCO World Conference<br />

on Higher Education<br />

Barbados, 12–15 May<br />

Sixth CARCAE General Assembly/-<br />

Regional Consultation on CONFINTEA<br />

Follow-Up


Ayutthaya, 8–10 June<br />

CONFINTEA Follow-Up in Asia and the<br />

Pacific<br />

Ebeltoft, 18–22 June<br />

INFORSE Follow-up Meeting to CONFIN-<br />

TEA on Media, Environment and Citizens<br />

Cotonou, 24 Aug.–8 Sept.<br />

1-Day Workshop with five West African<br />

Countries during the Adult Learners Week<br />

Brno, 8–12 Sept.<br />

ALPHA 99 (Ecological Approaches to<br />

Basic Education) European Seminar<br />

Beijing and Baobing, 8–12 Sept.<br />

APPEAL Symposium on Basic Education<br />

and Lifelong Learning<br />

Abidjan, 14–18 Sept.<br />

UIE Seminar on the Use of Local Languages<br />

in the Process of Adult Learning (for 7<br />

French-speaking West African countries)<br />

Helsinki, 30 Sept.–4 Oct.<br />

1-Day UNESCO Follow-up Forum at the<br />

Annual Meeting of EAEA<br />

Paris, 5–9 Oct.<br />

Special participation in the UNESCO<br />

World Conference on Higher Education<br />

Hamburg, 9–10 Oct.<br />

EXPO 2000 Global Dialogue, Consultative<br />

Meeting<br />

Riga, 16–18 Oct.<br />

Post-CONFINTEA Meeting<br />

Sinaia, 25–29 Oct.<br />

Creating a New Vision: Feminist Leadership<br />

Development in Eastern Europe<br />

Pátzcuaro, 26–30 Oct.<br />

Sub-Regional Follow-up Forum for México,<br />

Central America and the Caribbean<br />

Hamburg, 29–31 Oct.<br />

Steering/Expert Meeting of Network of<br />

Networks<br />

Egypt, November<br />

ALPHA 99 Arab Seminar<br />

Cyberspace II, 20–27 Nov.<br />

International Online Forum Greater Accessibility<br />

of Adult Learning Through New<br />

Information Technologies–But How?<br />

Montevideo, 18–20 Nov.<br />

Sub-Regional Follow-up for the Southern<br />

Cone<br />

Hamburg, 25 Nov.<br />

Das UNESCO-Projekt CREFELD<br />

Ein Modell für internationale Kooperation<br />

im Bereich Umwelt und Entwicklung<br />

Kampala, 27–30 Nov.<br />

Seminar on the Culture of Peace and the<br />

Prevention of Conflicts jointly organized<br />

with AWE<br />

Tokyo, mid November<br />

ALPHA 99 (Ecological Aspects of Adult<br />

Basic Education) Seminar for the Asian<br />

Region<br />

Cairo, 26 Nov.–5 Dec.<br />

ALPHA 99<br />

La Habana, 2–4 Dec.<br />

Adult Education and Population Issues<br />

Cairo, 5 Dec.<br />

CONFINTEA Follow-up Meeting for the<br />

Arab Region<br />

Hamburg, 7 Dec.<br />

Consultation Meeting for the Preparation<br />

for the International Year of Older Persons<br />

(1999)<br />

1999 Bolivia, 19–22 Jan.<br />

Sub-Regional Follow-up Meeting for the<br />

Andes Zone (Bolivia, Colombia, Ecuador,<br />

Peru and Vene<strong>zu</strong>ela)<br />

Kampala, 21–24 Jan.<br />

International Conference on Adult Education<br />

and Conflict Resolution (AWE/UIE)<br />

Hamburg, 20–21 Feb.<br />

Preparatory Meeting for the Public Round<br />

Table on Adult Learning and the Future of<br />

Work<br />

97


LISTE DER SEMINARE 1952-2002<br />

98<br />

Harare, 18–13 March<br />

International Seminar on Policies and<br />

Strategies in Adult Learning, Non-Formal<br />

Education and Open Learning (SADC<br />

CONFINTEA Follow-up Seminar on Policy<br />

Development)<br />

Quezon City, 14–20 March<br />

International Seminar on the Monitoring<br />

and Evaluation of Adult Education from a<br />

Gender Perspective<br />

Sinaia, 18–23 March<br />

Final ALPHA 99 Seminar on Ecological<br />

Approaches of Basic Education Programmes<br />

Pátzcuaro, 22–25 March<br />

Sub-Regional Follow-up Meeting for México,<br />

the Carribean and Central America<br />

(Costa Rica, Cuba, El Salvador, Guatemala,<br />

Haiti, Honduras, México, Nicaragua,<br />

Panamá and Dominican Republic)<br />

Nishni Novgorod, 25–27 March<br />

Russian CONFINTEA Follow-up Conference<br />

Hamburg, 12 April<br />

Pre-Selection Committee for the International<br />

Award for Literacy Research 1999<br />

Dortmund, 26–27 April<br />

First Planning Meeting for the Preparation<br />

of an International Comparative Study on<br />

Intergenerational Learning and Ageing<br />

Hong Kong, 26–29 April<br />

The Asian-Pacific Conference for the International<br />

Year of Older Persons<br />

Seoul, 26–30 April<br />

Preparatory Meeting for the Second International<br />

Congress on Technical and Vocational<br />

Education<br />

Frankfurt, 16–21 May<br />

Lernfest (German Adult Learners Week)<br />

Ouagadougou, 17–21 May<br />

Séminaire sur Politiques et stratégies en<br />

éducation des adultes: actions innovatrices<br />

dans les pays de l´Afrique subsaharienne<br />

Brussels, May<br />

European Seminar on Education in prisons<br />

(to examine the first results of the international<br />

survey on education in prisons)<br />

Namur, 22–26 June<br />

Seminar on Literacy in French-speaking<br />

Industrialized Countries<br />

Tokyo, 6–8 July<br />

Planning Meeting for the Joint UIE-NIER<br />

Comparative Study on Use of New Media<br />

in Adult Learning<br />

Cardiff, 7 Sept.<br />

First Planning Meeting for a Comparative<br />

Study: Linking School and Community in<br />

the Intergenerational Curriculum<br />

Manila, 25–27 Sept.<br />

CONFINTEA Follow-Up Forum<br />

Hamburg, 2 Oct.<br />

Worldwide Global Walk Event on Active<br />

Ageing<br />

Maastricht, 13–14 Oct.<br />

Intergenerational Programme to Promote<br />

Social Change<br />

Yaoundé, October<br />

Séminaire sur politiques et stratégies en<br />

éducation des adultes: action innovatrices<br />

dans les pays de l´Afrique centrale et de l´Est<br />

Paris, 16–20 Oct.<br />

International Survey on Adult Education<br />

for Indigenous Peoples<br />

Paris, Oct.Nov.<br />

30th General Conference of UNESCO<br />

Québec, 29 Nov.–2 Dec.<br />

European Regional Seminar on Policies<br />

and Strategies in Adult Learning<br />

2000 Paris, 14 Jan.<br />

Meeting of the Task Force of Global Dialogue<br />

7, EXPO 2000 Hanover<br />

Warsaw, 6–8 Feb.<br />

Education for All–Assessment 2000<br />

Regional Meeting Europe–North America


Hamburg, 7–8 Feb.<br />

First Steering Committee Meeting on A<br />

Joint International Comparative Study on<br />

Interactive Intergenerational Learning by<br />

UIE and IBO (The International Baccalaureate<br />

Organization)<br />

Washington DC, 2–3 March<br />

Meeting of the Working Group for International<br />

Cooperation in Vocational and<br />

Technical Skills Development<br />

Sèvres, 27–29 March<br />

Literacy Decade Drafting Group Meeting<br />

Dakar, 26–28 April<br />

Education for All–Assessment 2000<br />

World Forum, Round Table No. 3: Literacy<br />

for All: A Renewed Vision for a Ten<br />

Year Global Action<br />

Ottawa, 30 April–3 May<br />

Meeting on Prison Education: Towards<br />

Reintegration<br />

Berlin, 8 May<br />

Presentation of the Programme of Global<br />

Dialogue 7; Meeting of the EXPO Steering<br />

Committee<br />

15 May / Hamburg, Paris, London, New<br />

York, Washington DC, Cape Town, New<br />

Delhi,<br />

Teleconference on International Adult<br />

Learners Week and International Literacy<br />

Day<br />

Hamburg, 29–30 May<br />

Preparatory Meeting for Workshop 21 and<br />

the Launching of the International Adult<br />

Learners Week at EXPO 2000 Hanover:<br />

Meeting of the Steering Group<br />

Paris, 22–23 June<br />

Second World Meeting on Self-Directed<br />

Learning<br />

Paris, 26 June<br />

Preparatory Meeting with IIEP on the<br />

launching of five Country Studies on<br />

Analysing Learning Issues in Training<br />

Opportunities for Young Adults in the<br />

Informal Economy<br />

Hanover, 6–8 Sept.<br />

EXPO 2000 Hanover, Global Dialogue 7:<br />

Workshop 21 on Building Learning Societies–Launching<br />

of the International<br />

Adult Learners Week<br />

Cape Town, 9–11 Oct.<br />

Workshop on Adult Learner Friendly Universities<br />

in the context of the Conference<br />

on Lifelong Learning, Higher Education<br />

and Active Citizenship<br />

Hanover, 17–19 Oct.<br />

EXPO 2000 Hanover, Global Dialogue 10:<br />

Synthesis of all Global Dialogues<br />

Chiang Mai, 23–29 Oct.<br />

Regional Workshop on Developing Empowering<br />

Educational Strategies and Gender-Sensitive<br />

Materials for HIV/AIDS Prevention<br />

Tokyo, 9–11 Nov.<br />

NIER/UIE International Seminar on Lifelong<br />

Learning in the Information Age:<br />

Transnational Study on Media Literacy in<br />

the Advent of Learning Societies<br />

Nairobi, 13–17 Nov.<br />

Regional Workshop on Developing Empowering<br />

Educational Strategies and Gender-Sensitive<br />

Materials for HIV/AIDS Prevention<br />

Hamburg, 27–29 Nov.<br />

International Round Table on New Challenges<br />

of Lifelong Learning in the Globalizing<br />

World<br />

Yaounde, 1st Week of December<br />

Expert Meeting on Adult Education in<br />

Central African Countries: Assessment and<br />

Perspectives for the Future<br />

Bangkok, 10–13 Dec.<br />

Regional Expert Meeting on the UIE-<br />

PROAP Joint Study on Asian-Pacific Perspectives<br />

and Practices in Lifelong Learning<br />

2001 Rabat, 26–27 Feb.<br />

Non-Formal Education: Stocktaking and<br />

Prospects–Within the Framework of CON-<br />

FINTEA Follow-Up and the Evaluation of<br />

Literacy and Adult Policies<br />

99


LISTE DER SEMINARE 1952-2002<br />

100<br />

Bonn, 12–16 March<br />

UNESCO Staff Strategy Workshop on<br />

Technical and Vocational Education and<br />

Training<br />

Copenhagen, 4–6 April<br />

International Conference on Citizenship,<br />

Adult Education and Lifelong Learning<br />

Senegal, 21–23 May<br />

Workshop on the Contribution of NGO/<br />

CSOs to EFA<br />

Bamako, 24–28 May<br />

Experts Meeting on Setting Up of an<br />

Aca<strong>dem</strong>y of African Languages<br />

Mindanao, 6–9 June<br />

National Workshop on Empowering Educational<br />

Strategies for AIDS/HIV Preventive<br />

Education and Sensitive IEC Materials<br />

Brussels, 19 June<br />

Task Force on Indicators of Quality LLL<br />

Paris, 18–20 June<br />

Workshop on Literacy Assessment & Indicators<br />

of NFE<br />

Beijing, 28–29 June<br />

Review Meeting of the External<br />

Evaluation Team<br />

Beijing, 1–3 July<br />

International Conference on Lifelong Learning:<br />

Global Perspectives in Education<br />

Nairobi, 9–13 July<br />

African Workshop on Empowering Educational<br />

Strategies for AIDS/HIV Preventive<br />

Education and Gender-Sensitive IEC<br />

Materials<br />

Bangkok, 12–14 July<br />

Annual Meeting of the CC of NGOs on<br />

Literacy and EFA<br />

Kathmandu, 24–27 July<br />

Education, Training and Skill Formation<br />

for Decent Work in the Informal Sector:<br />

Reporting of Country Studies<br />

Gaborone, 25–27 July<br />

Consultative Meeting of the Editorial<br />

Board. Preparing a Series of Textbooks on<br />

Adult Learning from African Perspectives<br />

Ocho Rios, 9–11 Aug.<br />

ICAE World Assembly<br />

Arvidsjaur, 16–18 Aug.<br />

Social Competencies of Learning, a Relation<br />

Causing Many Questions<br />

Bamako, 1–8 Sept.<br />

Experts Meeting on the Aca<strong>dem</strong>y of<br />

African Languages<br />

Interlaken, 10–14 Sept.<br />

Skills and Knowledge for Work and Life<br />

Bath, Sept. or Oct.<br />

UIE/IBO Steering Committee for the 2nd<br />

Phase of Research on Intergenerational<br />

Learning<br />

Arusha, 7–11 Oct.<br />

ADEA Biennial Meeting<br />

New Delhi, 15–19 Oct.<br />

Sub-Regional Policy Dialogue on Adult<br />

and Lifelong Learning (Bangladesh, Bhutan,<br />

India, Maldives, Nepal, Pakistan,<br />

Laos, Vietnam, Myanmar and Cambodia)<br />

Cotonou, 22–26 Oct.<br />

Seminar on Raising Literacy and Adult<br />

Education Levels<br />

Kunming, November<br />

National Workshop on Empowering Educational<br />

Strategies for AIDS/HIV Prevention<br />

and Gender-Sensitive IEC Materials<br />

Hamburg, 5–9 Nov.<br />

The Making of Literate Societies Revisited<br />

Brussels, 19–21 Nov.<br />

Adult & LLL in Europe<br />

Kiev, November<br />

International Conference on Pursuing Democracy<br />

Through Lifelong Learning: Concepts<br />

and Practices Across the Globe<br />

Bamako, December<br />

Official Launching of the Aca<strong>dem</strong>y of<br />

African Languages


2002 Geneva, 8–14 Jan.<br />

Capacity Building<br />

Paris, 29–30 Jan.<br />

Editorial Board, preparation of Dakar<br />

Monitoring Report<br />

Gaborone, 28 Jan.–2 Feb.<br />

Editorial Board, Textbook Series<br />

Geneva, 11–13 Feb.<br />

DeSeCo (Definition + Selection of core<br />

competencies)<br />

Gaborone, 18–22 March<br />

Writers Workshop, Textbook Series<br />

Budapest, 29–31 March<br />

Development of an Advocacy Guide<br />

Sofia, 15–19 March<br />

Sub-Regional Meeting of South-Eastern<br />

Europe on Lifelong Learning<br />

Keele, 2–4 April<br />

ICIP International Conference<br />

Hyderabad, 7–10 April<br />

Policy Dialogue on Adult Learning<br />

Antigonish, 11–13 April<br />

ALADIN Task Force Meeting<br />

Hamburg, 25–26 April<br />

Interagency Conference, Lifelong Learning<br />

Workshop Group, STLA<br />

Hamburg, 27–28 April<br />

Advisory Group on the Mid-Term Review<br />

of CONFINTEA 2003<br />

Gabarone, 28–30 May<br />

Sub-regional post-literacy Workshop<br />

St. Domingo, May<br />

Regional Series Meeting Latin America<br />

Torino, 30 May<br />

International Congress of EURAG<br />

(the European Federation of the Elderly)<br />

Hamburg, 17–19 June<br />

Democracy and Adult Learning<br />

Hamburg, 10 June<br />

Literacy Award<br />

Glasgow, 18–24 Aug.<br />

68th IFLA Conference: Libraries for life:<br />

Democracy, Diversity, Delivery<br />

Canada,<br />

ALADIN Task Force Meeting<br />

São Paulo, 9–13 Sept.<br />

International Adult Learners Week<br />

Pretoria, Sept.<br />

International Workshop on Training of<br />

Adult Educators<br />

Morocco, 24–26 Sept.<br />

Politiques et stratégies des jeunes non scolarisés<br />

et des adultes au Maghreb et en<br />

Egypte<br />

Sofia, 9–13 Oct.<br />

Lifelong Learning in the Pursuit of EFA<br />

Goals and the CONFINTEA V Agenda<br />

Lomé, 4–6 Nov.<br />

Language policies<br />

Jakarta, Dec.<br />

Preparatory Meeting, Basic Learning for<br />

Adults and Poverty Alleviation<br />

Strobl, 6–8 Dec.<br />

Adult Learners Week<br />

101


NACHWEIS DER FOTOGRAFIEN UND ILLUSTRATIONEN<br />

102<br />

S. 7 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />

Foto: Antje Hecker<br />

S. 9 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />

Foto: H. U. Deicke<br />

S. 12 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />

Foto: Jörg-Martin Schulze<br />

S. 17 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />

Foto: Antje Hecker<br />

S.18 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />

S.19 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />

S. 20 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />

S. 22 Brief von Konrad Adenauer an M.<br />

Brauer: Staatsarchiv Hamburg<br />

S. 24 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />

Telegramm Jean Piaget: UNESCO<br />

S. 25 UNESCO<br />

S. 26 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />

S. 27 Archiv der Odenwaldschule,<br />

Heppenheim<br />

S. 28 UNESCO<br />

S. 29 Bibliothek für Bildungsgeschichtliche<br />

Forschung des Deutschen<br />

Instituts für Internationale<br />

Pädagogische Forschung, Berlin<br />

S. 31 Foto: Bernard Vallée<br />

S. 32 Publifoto, Rom, Archiv der<br />

Association Montessori<br />

Internationale, Amsterdam<br />

S. 36 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />

S. 37 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />

S. 38 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />

S. 40 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />

S. 41 oben links: UNESCO-Institut für<br />

Pädagogik<br />

unten rechts: UNESCO-Institut<br />

für Pädagogik<br />

Foto: Jörg-Martin Schulze<br />

S. 42 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />

Foto: Jörg-Martin Schulze<br />

S. 43 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />

Foto: H. U. Deicke<br />

S. 44 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />

Foto: H. U. Deicke<br />

S. 46 oben links: UNESCO-Institut für<br />

Pädagogik, Foto: Antje Hecker<br />

Unten rechts: UNESCO-Institut<br />

für Pädagogik<br />

S. 47 oben: UNESCO-Institut für<br />

Pädagogik<br />

unten: Jürgen Forkel-Schubert<br />

S. 49 UNESCO<br />

S. 58 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />

S.59 UNESCO-Institut für Pädagogik,<br />

Foto: Antje Hecker<br />

S. 60 Walther Merck:<br />

Landesmedienzentrum Hamburg<br />

A. St. Langeland: UNESCO-<br />

Institut für Pädagogik<br />

S. 61 Hans Wenke: UNESCO-<br />

Institut für Pädagogik<br />

Saul B. Robinsohn: Max-<br />

Planck-Institut für Bildungsforschung,<br />

Berlin<br />

S. 62 Gustaf Ögren: The Swedish<br />

Educational Broadcasting<br />

Company Utbildningsradio AB,<br />

Stockholm<br />

Tetsuya Kobayashi: Tetsuya<br />

Kobayashi<br />

S. 63 Dino Carelli: UNESCO<br />

Ravindra Dave: UNESCO-<br />

Institut für Pädagogik<br />

S. 64 Paul Bélanger: UNESCO-<br />

Institut für Pädagogik<br />

Foto: Jörg-Martin Schulze<br />

Adama Ouane: UNESCO-<br />

Institut für Pädagogik,<br />

Foto: Antje Hecker<br />

S. 78 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />

Foto: Antje Hecker<br />

S. 79 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />

S. 80 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />

Foto: Antje Hecker


Konzept und Redaktion:<br />

Maren Elfert<br />

Herausgeber:<br />

UNESCO-Institut für Pädagogik<br />

Realisation:<br />

Sabine Siegfried<br />

Deutsche Überset<strong>zu</strong>ngen:<br />

Dietlind Broders<br />

Maren Elfert<br />

Werner Mauch<br />

Bettina Bochynek<br />

Herstellung:<br />

Druckerei in St. Pauli, Hamburg<br />

IMPRESSUM<br />

© 2002 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />

Feldbrunnenstrasse 58 · 20148 Hamburg · Germany<br />

uie@unesco.org · http://www.unesco.org/education/uie<br />

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Pluralität, Autonomie, Kreativität lernen

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