Auf dem Weg zu einer lernenden Welt - Unesco
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<strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Weg</strong><br />
<strong>zu</strong> <strong>einer</strong> <strong>lernenden</strong> <strong>Welt</strong><br />
50 Jahre<br />
UNESCO-Institut für Pädagogik
INHALT<br />
2–3 Grusswort des Generaldirektors der<br />
UNESCO Koïchiro Matsuura<br />
3–4 Vorwort des Vorsitzenden des<br />
Kuratoriums des UNESCO-Instituts<br />
für Pädagogik Justin Ellis<br />
5 Grusswort des Präsidenten der<br />
Deutschen UNESCO-Kommission<br />
Klaus Hüfner<br />
6–7 Vorwort des Direktors des UIP<br />
Adama Ouane<br />
8–17 Persönliche Rückblicke dreier<br />
<strong>Weg</strong>begleiter des Instituts:<br />
8 Kasama Varavarn<br />
Ein Institut im Wandel<br />
10 Irène Alenfeld<br />
Alte Liebe rostet nicht oder Was mir<br />
das UIP so lieb und teuer macht<br />
13 Joachim H. Knoll<br />
Einheit der <strong>Welt</strong>, Vielfalt der<br />
Kulturen<br />
18–25 Ein spezielles Projekt:<br />
Die Entstehung des UNESCO-<br />
Instituts für Pädagogik<br />
26–34 Porträts aus den Pionierzeiten des UIP<br />
26 John West Robertson Thompson<br />
27 Minna Specht<br />
28 Paul Lengrand<br />
29 Gottfried Hausmann<br />
30 Paulo Freire<br />
31 Bogdan Suchodolski<br />
32 Maria Montessoris Rede auf der<br />
ersten Sit<strong>zu</strong>ng des Kuratoriums,<br />
19. Juni 1951<br />
35–45 Vom Nachkriegsexperiment <strong>zu</strong>r<br />
Institution:<br />
50 Jahre Bildungsarbeit des<br />
UNESCO-Instituts für Pädagogik<br />
46–51 Das UIP heute:<br />
Bildungsarbeit außerhalb formaler<br />
Systeme und lebenslanges Lernen:<br />
Was bewegt das UNESCO-Institut<br />
fünfzig Jahre nach s<strong>einer</strong> Gründung?<br />
52–53 Die Internationale Zeitschrift für<br />
Erziehungswissenschaft<br />
54–57 Die Publikationen<br />
58–59 Das Personal des UIP vor fünfzig<br />
Jahren und heute<br />
60–64 Die Direktoren<br />
65–74 Drei ehemalige Direktoren blicken<br />
auf das UIP:<br />
65 Tetsuya Kobayashi<br />
67 Ravindra Dave<br />
73 Paul Bélanger<br />
75–77 Stimmen <strong>zu</strong>m UIP<br />
78 Das Kuratorium heute<br />
79 Die Vorsitzenden des Kuratoriums<br />
81-82 Kuratoriumsmitglieder 1951–2002<br />
83 Chronologie<br />
84-101 Liste der Seminare<br />
102 Nachweis der Fotografien und<br />
Illustrationen<br />
103 Impressum
GRUSSWORT<br />
2<br />
KOÏCHIRO MATSUURA<br />
Generaldirektor der UNESCO<br />
Erwachsenenbildung und lebenslanges Lernen<br />
sind zentrale Anliegen der UNESCO. <strong>Auf</strong> diesen<br />
Gebieten ist die Erfahrung unserer Organisation<br />
unbestreitbar. Wir sind stolz auf unsere<br />
Errungenschaften und darauf, dass wir mit<br />
<strong>einer</strong> weitsichtigen Strategie das lebenslange<br />
Lernen gefördert haben. Dabei hat die UNESCO<br />
große Anstrengungen unternommen, um <strong>dem</strong><br />
Lernen höchste Priorität ein<strong>zu</strong>räumen und der<br />
einfachen Tendenz <strong>zu</strong> widerstehen, Bildung,<br />
Ausbildung und Lernen auf die formale Schulbildung,<br />
die Arbeitswelt und die Schaffung von<br />
Wohlstand und Kapital <strong>zu</strong> beschränken. Die<br />
UNESCO hat sich stark dafür engagiert, das<br />
kulturelle Lernen, das generationsübergreifende<br />
Lernen und das Lernen innerhalb von<br />
Gemeinschaften <strong>zu</strong> fördern und auf<strong>zu</strong>werten.<br />
Außer<strong>dem</strong> hat sie angestrebt, die Perspektive<br />
des Lernens jenseits rein instrumenteller und<br />
pragmatischer Ziele auf die Förderung ethischer<br />
Werte und persönlicher und sozialer Verantwortung<br />
aus<strong>zu</strong>weiten. Dieses Engagement<br />
gründet sich auf die Rolle der UNESCO, wie<br />
sie in ihrer Verfassung niedergelegt ist:<br />
Die weite Verbreitung der Kultur und die<br />
Erziehung der Menschheit <strong>zu</strong> Gerechtigkeit,<br />
Freiheit und Frieden sind unlöslich<br />
mit der Würde des Menschen verbunden<br />
und bilden eine heilige Pflicht, die<br />
alle Nationen im Geiste gegenseitiger<br />
Hilfsbereitschaft und gegenseitigen Verstehens<br />
erfüllen müssen.<br />
Die Humanisierung der Globalisierung, die<br />
Befreiung der Bildung von der Tyrannei der<br />
Marktgesetze, die Schaffung <strong>zu</strong>sätzlicher Möglichkeiten,<br />
um <strong>zu</strong> lernen – und, falls nötig,<br />
auch gewisse Dinge bewußt <strong>zu</strong> verlernen –<br />
gehören <strong>zu</strong> den wesentlichen <strong>Auf</strong>gaben der<br />
UNESCO.<br />
Dass Bildung über den Schulbesuch hinausgeht,<br />
ist schon lange unbestritten. Es ist allgemein<br />
anerkannt, dass für das Leben lernen genauso<br />
wichtig ist wie lernen, Wissen <strong>zu</strong> erwerben,<br />
oder lernen, <strong>zu</strong> handeln, und dass Lernen<br />
auch bedeutet, <strong>Weg</strong>e <strong>zu</strong> finden, um in Frieden,<br />
gegenseitigem Respekt und Harmonie <strong>zu</strong>sammen<strong>zu</strong>leben<br />
und <strong>zu</strong>m kontinuierlichen Wandel<br />
der Menschen und ihrer Beziehungen untereinander<br />
bei<strong>zu</strong>tragen. Warum bleiben trotz<strong>dem</strong><br />
bildungspolitische Reformen hinter dieser Erkenntnis<br />
<strong>zu</strong>rück? Warum tun sich Bildungspolitiker<br />
so schwer damit, gängige Praktiken<br />
um<strong>zu</strong>setzen und diese Ziele ganz nach oben auf<br />
die bildungspolitische Tagesordnung <strong>zu</strong> setzen?<br />
Eine Institution, die von Anfang an eine umfassende<br />
und holistische Idee der Bildung hatte<br />
und sich über viele Jahrzehnte für diese Vision<br />
eingesetzt hat, ist das UNESCO-Institut für<br />
Pädagogik (UIP). Unter der Ägide der UNESCO<br />
und der weisen und geschickten Führung seines<br />
Kuratoriums hat das Institut im Laufe des<br />
vergangenen halben Jahrhunderts wesentlich<br />
<strong>zu</strong>r Forschung, Dokumentation, Ausbildung,<br />
politischen Umset<strong>zu</strong>ng und <strong>zu</strong>m Dialog auf<br />
<strong>dem</strong> Gebiet der Erwachsenenbildung und des<br />
lebenslangen Lernens beigetragen. Mittlerweile<br />
genießt das UIP weltweite Anerkennung als<br />
herausragendes Forschungs- und Kompetenzzentrum<br />
im Dienst der Mitgliedsländer, Partnerorganisationen,<br />
privater Institutionen und<br />
Stiftungen, Nichtregierungs-organisationen<br />
sowie Organisationen auf kommunaler Ebene<br />
und Partner der Zivilgesellschaft.<br />
Die Fünfte Internationale Konferenz über<br />
Erwachsenenbildung (CONFINTEA V, Hamburg,<br />
1997) und das noch nicht lange <strong>zu</strong>rückliegende<br />
<strong>Welt</strong>bildungsforum (Dakar, 2000)<br />
haben <strong>dem</strong> UIP neue Impulse gegeben.
Diese beiden wichtigen Konferenzen haben<br />
<strong>dem</strong> Institut neue <strong>Weg</strong>e eröffnet und es mit <strong>dem</strong><br />
klaren, anspruchsvollen Mandat ausgestattet,<br />
dafür Sorge <strong>zu</strong> tragen, dass ihre Empfehlungen,<br />
die die Kernkompetenzen des Instituts betreffen,<br />
nämlich Alphabetisierung, nicht-formale<br />
Bildung, Grundbildung für Erwachsene<br />
und lebenslanges Lernen, umgesetzt werden.<br />
Die Relevanz dieser Themen, die in der von<br />
CONFINTEA verabschiedeten Hamburger<br />
Deklaration ihren Niederschlag fanden, wurde<br />
in <strong>dem</strong> Aktionsplan von Dakar bekräftigt.<br />
Die Verantwortlichkeiten des Instituts nehmen<br />
<strong>zu</strong>, seit<strong>dem</strong> die internationale Gemeinschaft<br />
der UNESCO die Durchset<strong>zu</strong>ng des Ziels nach<br />
Grundbildung für alle übertragen hat. Gleichzeitig<br />
wird die Forderung nach lebenslangem<br />
Lernen lauter und eindringlicher.<br />
Wir feiern heute das 50-jährige Jubiläum des<br />
UIP im vollen Bewusstsein der <strong>Auf</strong>gaben, die<br />
noch vor uns liegen und möchten das Institut<br />
ermutigen, seine innovative und verantwortungsbewusste<br />
Arbeit mit derselben Entschlossenheit,<br />
Professionalität und Vorstellungskraft<br />
fort<strong>zu</strong>setzen wie in der Vergangenheit. Die<br />
UNESCO freut sich auf die kontinuierliche<br />
Unterstüt<strong>zu</strong>ng des UIP <strong>zu</strong>r Bewältigung ihrer<br />
<strong>Auf</strong>gaben und möchte die Dankbarkeit der<br />
Organisation gegenüber allen Kuratoriumsmitgliedern,<br />
Beobachtern, den Mitarbeitern<br />
des Instituts und seinen Direktoren für ihre<br />
Hingabe und Leistung <strong>zu</strong>m Ausdruck bringen.<br />
Ich möchte mich auch bei den Mitgliedsstaaten<br />
bedanken, deren bereitgestellte beträchtliche<br />
außerbudgetäre Mittel die Errungenschaften<br />
des Instituts ermöglicht haben und deren<br />
gegenwärtige und <strong>zu</strong>künftige Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />
für die Fortset<strong>zu</strong>ng der Arbeit des Instituts<br />
lebenswichtig sind.<br />
VORWORT<br />
JUSTIN ELLIS<br />
Vorsitzender des Kuratoriums des<br />
UNESCO-Instituts für Pädagogik<br />
Vor elf Jahren, im November 1990, kam ich an<br />
das UNESCO-Institut für Pädagogik nach<br />
Hamburg, um an einem Seminar über Nachalphabetisierung<br />
teil<strong>zu</strong>nehmen. Ich befand mich<br />
in einem Zustand der Verwirrung, da ich gerade<br />
erst <strong>zu</strong> einem Funktionär der Regierung<br />
Namibias ernannt worden war, das erst acht<br />
Monate vorher seine Unabhängigkeit erlangt<br />
hatte. Die neue Regierung wollte im Rahmen<br />
der Umstrukturierung nach <strong>dem</strong> Ende der südafrikanischen<br />
Herrschaft die Erwachsenenbildung<br />
fördern. Es gab jedoch keine klaren<br />
Anweisungen darüber, wie vor<strong>zu</strong>gehen war.<br />
Ich hatte einige Erfahrungen darin gesammelt,<br />
Regierungen <strong>zu</strong> bekämpfen – und nicht, in<br />
<strong>einer</strong> mit<strong>zu</strong>wirken – und hatte mich für Bildungsmaßnahmen<br />
für namibische Flüchtlinge<br />
in den Flüchtlingscamps in den Frontstaaten<br />
im Süden Afrikas eingesetzt. Daher war es mir<br />
hoch willkommen, einige Wochen im UIP <strong>zu</strong><br />
sein, und ich erinnere mich, abgesehen von <strong>dem</strong><br />
Seminar, an viele Diskussionen mit den Mitarbeitern<br />
des Instituts und an das Herumstöbern<br />
in der Bibliothek. Paul Bélanger war damals<br />
neuer Direktor und musste sich noch eingewöhnen,<br />
und Adama Ouane, der heutige Direktor,<br />
war Mitarbeiter am UIP.<br />
Einige Jahre später wurde ich eingeladen, Mitglied<br />
im Kuratorium des UIP <strong>zu</strong> werden. Ich<br />
fühlte mich sehr geehrt, Teil <strong>einer</strong> so einzigartigen<br />
internationalen Institution <strong>zu</strong> sein, die offensichtlich<br />
die tödliche Formalität vieler UN-<br />
Organisationen nicht angenommen hatte. Das<br />
UIP nahm außer<strong>dem</strong> 1995 an der ersten Evaluierung<br />
unseres nationalen Alphabetisierungsprogramms<br />
teil.<br />
3
VORWORT<br />
4<br />
Übrigens haben wir, wieder mit Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />
des UIP, Nachalphabetisierung in unser Programm<br />
aufgenommen. Erwachsene Lernende<br />
können nun in Namibia das Äquivalent eines<br />
Grundschulabschlusses erwerben und ihre Ausbildung<br />
an <strong>dem</strong> Namibian College für Offenes<br />
Lernen fortsetzen oder andere Möglichkeiten<br />
nutzen. Als Land sind wir offiziell bemüht, eine<br />
lernende Nation <strong>zu</strong> werden und das Konzept<br />
des lebenslangen Lernens um<strong>zu</strong>setzen, <strong>zu</strong> dessen<br />
Entwicklung das UIP so viel beigetragen<br />
hat. Mit <strong>einer</strong> kleinen Bevölkerung und Wirtschaft<br />
sind wir auf die Forschungskapazitäten<br />
und normbildenden Aktivitäten internationaler<br />
Körperschaften angewiesen.<br />
Ich glaube, es war auch 1995, als <strong>dem</strong> UIP die<br />
aufregende <strong>Auf</strong>gabe übertragen wurde, unter<br />
der Schirmherrschaft der UNESCO die Fünfte<br />
Internationale Konferenz über Erwachsenenbildung<br />
<strong>zu</strong> organisieren. Das war ein schwieriger<br />
konzeptioneller und organisatorischer Prozess.<br />
Aber es war aufregend, mit so vielen Regierungen,<br />
Nichtregierungsorganisationen und<br />
Forschungseinrichtungen <strong>zu</strong>sammen<strong>zu</strong>arbeiten!<br />
Die wohl größte Herausforderung für mich<br />
bei der Veranstaltung im Juli 1997 war der Vorsitz<br />
des Drafting Committee der Konferenz,<br />
mit einem Text von ca. 20 Seiten und 200<br />
Änderungen in letzter Minute. Glücklicherweise<br />
waren die meisten Änderungen redaktioneller<br />
Natur, so dass die <strong>Auf</strong>gabe irgendwie<br />
tief in der Nacht erledigt werden konnte.<br />
Die beiden letzten Jahre waren schwierig für<br />
das UIP, da wir mit der Überraschung der “Restrukturierung”<br />
der Zuwendungen seitens der<br />
Bundesregierung fertig werden mussten. Trotz<strong>dem</strong><br />
hat das UIP seine Arbeit fortgesetzt, sogar,<br />
wie es scheint, mit mehr Dynamik, Überzeugung<br />
und Engagement.<br />
Nach all diesen Erfahrungen muss man sich<br />
fragen, ob das UIP gute Arbeit leisten kann<br />
ohne irgendeine Krise auf der Tagesordnung<br />
und der Notwendigkeit, Unmögliches <strong>zu</strong> schaffen!<br />
Wenn ich auf das vergangene Jahrzehnt und<br />
die Arbeit des UIP <strong>zu</strong>rückblicke, muss ich widerwillig<br />
eingestehen, dass die Veränderungen,<br />
die wir in Bildungssystemen erreichen wollen,<br />
sehr schwierig herbei<strong>zu</strong>führen sind und sich<br />
nur mühsam und, wenn überhaupt, langsam<br />
einstellen. Der Skandal der Armut ist immer<br />
noch sehr präsent.Trotz unseres Ehrgeizes und<br />
unserer Ungeduld werden die Ergebnisse wohl<br />
höchstens von unseren Enkelkindern gesehen<br />
werden, wenn sie alt sind. Vielleicht sollte man<br />
darüber nicht überrascht sein, wenn man sich<br />
vor Augen führt, wie massiv jedes Bildungssystem<br />
ist, und wie viel auf <strong>dem</strong> Spiel steht.<br />
Sicherlich braucht man eine längere Perspektive<br />
als die 10–20 Jahre, die wir hoffen können,<br />
auf Forschung und Politik Einfluss <strong>zu</strong> nehmen.<br />
Wenn ich <strong>zu</strong>rückblicke auf die 50 kurzen Jahre<br />
des UIP, können wir mit Dankbarkeit einige<br />
Fortschritte erkennen. Spezialisierte Institute,<br />
die ein subversives Gedächtnis und eine futuristische<br />
Idee haben, die viele Leben harter<br />
Arbeit wert ist, sind daher weiterhin von<br />
Bedeutung für die Weiterentwicklung der Menschen,<br />
vor allem, so hoffen wir, für die Armen,<br />
Ausgegrenzten und Leidenden.
KLAUS HÜFNER<br />
Präsident der Deutschen<br />
UNESCO-Kommission<br />
“Hütet Euch ... das Erbe <strong>zu</strong> verkaufen,<br />
das unsere Vorfahren hinterlassen haben.<br />
Ein Schatz ist darin verborgen.”<br />
(aus: Fabeln von LaFontaine,<br />
Der pflügende Bauer und seine Kinder)<br />
Die Menschen sind Europas wichtigstes Gut und<br />
müssen im Zentrum der Politik der Union<br />
stehen – so lautet <strong>einer</strong> der Schlüsselsätze des<br />
EU-Memorandums <strong>zu</strong>m lebenslangen Lernen<br />
vom 21. November 2001.<br />
Damit ist eine wichtige Rolle des UIP als UNES-<br />
CO-Bildungsinstitut mit Sitz in der Hansestadt<br />
Hamburg, in Deutschland, in Europa markiert:<br />
Die exzellenten fachlichen und bildungspolitischen<br />
Verbindungen des Instituts in alle <strong>Welt</strong>regionen<br />
sind ein verborgener Schatz in der<br />
Albert-Ballin-Villa in der Feldbrunnenstraße.<br />
Dieses Potenzial kann in den kommenden Jahren<br />
im aufgeklärten Eigeninteresse sowohl für die<br />
angewandte Bildungsforschung in Deutschland<br />
als auch für die Weiterentwicklung der Programme<br />
in Europa und weltweit fruchtbar werden.<br />
Der Zeitpunkt ist günstig. Wir stehen am Anfang<br />
<strong>einer</strong> neuen Phase bildungsreformerischen Elans,<br />
der u. a. durch die Vereinbarungen der internationalen<br />
Gemeinschaft beim <strong>Welt</strong>forum Bildung<br />
für Alle in Dakar im April 2000, wichtige internationale<br />
Vergleichsstudien der OECD (<strong>zu</strong>letzt<br />
insbesondere die PISA-Studie) und die Empfehlungen<br />
des deutschen Forum Bildung vom<br />
November 2001 stimuliert wird. Es ist allgemein<br />
anerkannt, dass dabei die Lernchancen internationaler<br />
Kooperation systematisch genutzt werden<br />
müssen, um das Bildungswesen auf die<br />
Höhe der Zeit <strong>zu</strong> bringen.<br />
Die Probleme von Wissenstransfer, Wissensgesellschaft<br />
und Wissensökonomie sind direkt mit<br />
GRUSSWORT<br />
den Fragen von Lernfähigkeit, Lernbedingungen<br />
und Wissensproduktion <strong>zu</strong> verbinden. Lebenslanges<br />
Lernen in der entstehenden Lerngesellschaft<br />
meint nicht den ‘Zufall der Selbstbildung’,<br />
sondern komplexe und politisch verantwortete<br />
Anstrengungen auf allen Altersstufen<br />
und Wissensebenen, an allen geographischen und<br />
kulturellen Orten der <strong>Welt</strong>gesellschaft.<br />
Das Kernmandat des UNESCO-Instituts für<br />
Pädagogik bearbeitet hier<strong>zu</strong> wichtige Fragen:<br />
■ Was genau behindert – was fördert das<br />
Entstehen von Lerngesellschaften ?<br />
■ Wie können neue Forschungsergebnisse<br />
über Lernvorgänge und Spracherwerb genutzt<br />
werden ?<br />
■ Wie kann angesichts des großen Einflusses<br />
globalisierter Informations- und Kommunikationstechnologien<br />
Wissen produziert,<br />
ausgetauscht und für nachhaltige menschliche<br />
Entwicklung genutzt werden ?<br />
Das UIP hat das Potenzial, ein wichtiger Ort für<br />
die internationale Kooperation der nächsten<br />
Generation <strong>zu</strong> werden, an <strong>dem</strong> alternative Strategien<br />
der Globalisierung ausgearbeitet werden<br />
können. Das UIP stellt sich diesen Herausforderungen<br />
mit seinen Partnern. Ein gutes Beispiel ist<br />
die vom UIP im Juli 2001 in Beijing gemeinsam<br />
mit den amerikanischen und chinesischen Aka<strong>dem</strong>ien<br />
der Erziehungswissenschaften sowie der<br />
Europäischen Kommission veranstalteten Konferenz<br />
<strong>zu</strong>r Erwachsenenbildung. Die 31. Generalkonferenz<br />
der UNESCO hat das im Nov.<br />
2001 mit <strong>dem</strong> Beschluss honoriert, das UIP<br />
rechtlich mit den anderen internationalen Bildungsinstituten<br />
der UNESCO gleich<strong>zu</strong>stellen.<br />
Ich wünsche allen am und mit <strong>dem</strong> UIP engagierten<br />
Fachleuten, sowie den Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern weiterhin alles Gute und viel<br />
Erfolg.<br />
5
VORWORT<br />
6<br />
ADAMA OUANE<br />
Direktor des UNESCO-Instituts<br />
für Pädagogik<br />
Ein Jubiläum ist immer eine Feier wert! Dieses<br />
Jahr ist das UNESCO-Institut für Pädagogik<br />
(UIP) 50 Jahre alt geworden. Das allein ist<br />
noch kein besonderer Verdienst – das Institut<br />
kann sich jedoch <strong>zu</strong>gute halten, einfach nur<br />
ein halbes Jahrhundert unter unzähligen miteinander<br />
in Konkurrenz stehenden Institutionen<br />
in der oft verwirrenden Arena internationaler<br />
Kooperation überlebt <strong>zu</strong> haben. Ein Unterfangen,<br />
das von edlen und menschlichen<br />
Zielen geleitet war und von sich schnell ändernden<br />
Prioritäten und Terminvorgaben, großen<br />
Hoffnungen und gebrochenen Versprechen,<br />
ehrgeizigen Zielen und unvollendeten Plänen<br />
gekennzeichnet ist. Doch auch darauf ist das<br />
Institut stolz, obwohl es gerade jetzt um sein<br />
Überleben kämpft.<br />
Das UIP ist gerade in <strong>einer</strong> Zeit, in der die<br />
Menschheit mit neuen Themen und Herausforderungen<br />
konfrontiert wird, stolz auf die<br />
kontinuierliche Relevanz s<strong>einer</strong> Arbeit und seines<br />
Mandats. Die UNESCO und die Gründer<br />
des Instituts sollten für die Weitsichtigkeit<br />
gelobt werden, mit der sie <strong>dem</strong> UIP eine <strong>Auf</strong>gabe<br />
übertragen haben, die nie an Bedeutung<br />
verloren, sondern im Gegenteil mit der Zeit<br />
gewonnen hat. Diejenigen, die das Institut<br />
unterstützt und mit ihm gearbeitet haben,<br />
können auf diese Leistung ebenfalls stolz sein.<br />
Bildung, Bildung und nochmals Bildung war<br />
immer das Mandat des UIP. Bildung für das<br />
doppelte Ideal von Freiheit und Verantwortung.<br />
Die Arbeit des Instituts zeugt von einem<br />
ständigen Streben nach <strong>dem</strong> Recht auf Bildung<br />
und Lernen für alle, ungeachtet geographischer<br />
oder sozioökonomischer Bedingungen. Das<br />
UIP besaß den Mut, seine Programme auf die<br />
Lernbedürfnisse von Randgruppen und Menschen<br />
in entlegenen Regionen <strong>zu</strong><strong>zu</strong>schneiden in<br />
<strong>einer</strong> Zeit, in der finanzielle Mittel und Anerkennung<br />
auf diesem Gebiet dünn gesät waren.<br />
Noch wichtiger ist, dass das UIP eine klare und<br />
freiwillige Wahl getroffen und unermüdliche<br />
Anstrengungen unternommen hat, um “Bildung<br />
um<strong>zu</strong>drehen”, in<strong>dem</strong> es – oftmals gegen<br />
herrschende Trends – ständig neue Ansätze<br />
ausprobiert und fundierte und wohldurchdachte<br />
Analysen komplexer und strittiger Themen<br />
vorgelegt hat, als schnelle Lösungen in<br />
Mode waren.<br />
Seit s<strong>einer</strong> Gründung einige Jahre nach <strong>dem</strong><br />
schrecklichen Krieg, der so verheerende Folgen<br />
für die Menschen hatte, hat sich das Institut<br />
mutig der Bildung und der “re-education” <strong>zu</strong><br />
Frieden und internationaler Verständigung<br />
gewidmet. Geleitet von namhaften Bildungsspezialisten<br />
und -aktivisten antwortete das UIP<br />
auf die in der jeweiligen Zeit dringendsten<br />
aktuellen Forderungen und Erwartungen im<br />
Bildungsbereich. Als Folge des leidenschaftlichen<br />
<strong>Auf</strong>rufs von Maria Montessori beschäftigte<br />
es sich mit frühkindlicher Erziehung und<br />
Entwicklung. Gleichzeitig organisierte das<br />
Institut im Gründungsjahr das erste Seminar<br />
über Erwachsenenbildung, soziale und politische<br />
Verantwortung. Außer<strong>dem</strong> entschied es<br />
sich vor 30 Jahren für lebenslanges Lernen als<br />
Aktionsrahmen und thematischen Schwerpunkt.<br />
Das UIP war auch wesentlich am Paradigmenwechsel<br />
beteiligt, der auf der 5. Internationalen<br />
Konferenz über Erwachsenenbildung<br />
(CONFINTEA V) von der Erwachsenenbildung<br />
<strong>zu</strong>m Erwachsenenlernen stattgefunden<br />
hat, womit ein Ansatz gemeint ist, der<br />
das Lernen in den Mittelpunkt stellt.<br />
Es ist unmöglich, umfassend auf die Fülle der<br />
Aktivitäten ein<strong>zu</strong>gehen, die das Institut durchgeführt<br />
bzw. auf die es Einfluss genommen hat.
Es muss genügen, die wesentlichen pädagogischen<br />
Richtungen auf<strong>zu</strong>zeigen, die es inspiriert<br />
haben. Diese beruhen teilweise auf <strong>dem</strong> Konzept<br />
der Pädagogik der Fragen, wie sie von Paul<br />
Lengrand vertreten wurde, im Gegensatz <strong>zu</strong><br />
<strong>einer</strong> auf naiven und leichtgläubigen Wahrheiten<br />
basierenden Pädagogik. Sie spiegeln sich<br />
auch wider in der von Humanismus und Optimismus<br />
angetriebenen Pädagogik des Tragischen,<br />
wie sie von Bogdan Suchodolski propagiert<br />
wurde. Sie sind ebenfalls von der Pädagogik<br />
der Unterdrückten und <strong>dem</strong> von Paulo Freire<br />
entwickelten Begriff der kritischen Bewusstwerdung<br />
geprägt, mit <strong>dem</strong> Ziel der Stärkung der<br />
Position der Armen, gegenüber <strong>dem</strong> Konzept<br />
der “Bankierserziehung” mit seinen entfremdenden<br />
Merkmalen. Schließlich beinhalten sie<br />
auch die Pädagogik der Neugier und Freude an<br />
kreativem Lernen und Lehren, die unermüdlich<br />
von Gottfried Hausmann betrieben wurde.<br />
Heute wird <strong>dem</strong> lebenslangen Lernen größere<br />
Anerkennung im Bildungsdiskurs <strong>zu</strong>teil. Es<br />
strebt danach, Bildungspraktiken und Reformen<br />
in Entwicklungs- und Industrieländern seinen<br />
Stempel auf<strong>zu</strong>drücken. Der <strong>Auf</strong>gabe, die<br />
vielfältigen Lernbedürfnisse aller Menschen <strong>zu</strong><br />
befriedigen, wird immer noch Priorität in Plä-<br />
nen und Aktionsprogrammen eingeräumt, und<br />
das in <strong>einer</strong> Zeit, in der eine nachhaltige, qualitativ<br />
angemessene Grundbildung für alle in<br />
vielen Ländern noch nicht erreicht und für viele<br />
Menschen und Gruppen nur ein ferner<br />
Traum ist. Es wird heute viel über lebenslanges<br />
Lernen in Wissensgesellschaften geredet.<br />
Gleichzeitig begegnet der ständig wachsende<br />
Bedarf an Lernen und Wissen oftmals nur sehr<br />
reduzierten Antworten und ungenügenden politischen<br />
Minimallösungen. Diese Defizite müssen<br />
aufgezeigt werden, wenn Bildung ein<br />
lebenslanger und lebensumspannender Prozess<br />
werden soll. Erwachsenenlernen ist ein Schlüsselelement<br />
des lebenslangen Lernens. Wie die<br />
CONFINTEA mit ihrem Motto betont hat, ist<br />
Lernen im Erwachsenenalter ein Vergnügen, ein<br />
Instrument, ein Recht und eine gemeinsam<br />
getragene Verantwortung. Mit Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />
aller Partner und Beteiligten wird das UIP die<br />
transformative Kraft des Lernens spiegeln, nach<br />
außen tragen und s<strong>einer</strong> Vision weiter folgen.<br />
Die neuen im Aktionsrahmen von Dakar festgeschriebenen<br />
Ziele für eine Grundbildung für<br />
alle bilden den fruchtbaren Boden für die Erfüllung<br />
s<strong>einer</strong> lohnenden <strong>Auf</strong>gabe in den kommenden<br />
Jahren.<br />
Adama Ouane und Marcio Barbosa, stellv. Generaldirektor der UNESCO, im April 2001<br />
7
KASAMA VARAVARN<br />
8<br />
EIN INSTITUT IM WANDEL<br />
Nach Jahren enger Zusammenarbeit zwischen<br />
<strong>dem</strong> UNESCO-Institut für Pädagogik und <strong>dem</strong><br />
Thailändischen Bildungsministerium wurde mir<br />
die Ehre <strong>zu</strong>teil, acht Jahre lang, von 1992–99,<br />
<strong>dem</strong> Kuratorium des UIP an<strong>zu</strong>gehören. Als der<br />
neue Direktor, Dr. Paul Bélanger, mit der Einladung<br />
an mich herantrat, war mir nicht<br />
bewusst, dass mir die einmalige Gelegenheit<br />
gegeben wurde, an Veränderungen des UIP teil<strong>zu</strong>haben,<br />
die sich nicht nur auf das Institut selber,<br />
sondern auf das gesamte Feld der Erwachsenenbildung<br />
auswirken würden.<br />
Im Rückblick wird mir klar, dass allein meine<br />
Mitwirkung im Kuratorium eine dieser vielen<br />
Veränderungen war. In den Kreis der Mitglieder,<br />
der sich bisher aus renommierten Forschern und<br />
Gelehrten <strong>zu</strong>sammengesetzt hatte, wurden<br />
<strong>zu</strong>nehmend Bildungsexperten mit praktischer<br />
Erfahrung, Vertreter von Nichtregierungsorganisationen<br />
und Frauen aufgenommen. Im Laufe<br />
der Jahre bemühte sich das Kuratorium verstärkt<br />
darum, durch den Kontakt mit Praktikern<br />
und durch die Bildung von Netzwerken die<br />
Erfahrungen aus der Praxis enger in die Arbeit<br />
des Instituts ein<strong>zu</strong>beziehen. Auch das Tempo<br />
und der Stil der Diskussionen in den Sit<strong>zu</strong>ngen<br />
veränderten sich spürbar, wurden informeller<br />
und zeichneten sich durch mehr Dialoge und<br />
weniger vorgefertigte Antworten aus.<br />
Die Organisation der Fünften internationalen<br />
Konferenz über Erwachsenenbildung im Jahre<br />
1997 reflektierte viele dieser neuen Visionen<br />
des Instituts, beginnend mit <strong>dem</strong> Mut, die Konferenz<br />
in der schönen Stadt Hamburg ab<strong>zu</strong>halten,<br />
und der Entschlossenheit, sie auf eine<br />
Weise durch<strong>zu</strong>führen, dass sie den Prinzipien<br />
der Erwachsenenbildung und der Freude des<br />
Lernens Ausdruck verleihen würde.<br />
Bei der Konferenz hatten Regierungen und<br />
Nichtregierungsorganisationen den gleichen<br />
Status. Es wurden besondere Anstrengungen<br />
unternommen, um Lernende und Praktiker an<br />
der Konferenz teilnehmen <strong>zu</strong> lassen, damit sie<br />
ihre Erfahrungen einbringen konnten. Bis heute<br />
bewahrt ein Grundschulabsolvent, der auf<br />
der Konferenz thailändische Volkslieder vortrug,<br />
die Erinnerung an ‘meine Konferenz’.<br />
Obwohl das Ziel <strong>einer</strong> Teilnahme von 50%<br />
Frauen nicht erreicht wurde, waren mehr als<br />
30% der Teilnehmer Frauen, und der überwiegende<br />
Teil der Schlüsselpositionen der Konferenz<br />
wurde von Frauen ausgefüllt.<br />
Für die meisten Teilnehmer und Teilnehmerinnen,<br />
die an formale Tagungen gewöhnt waren,<br />
ist die Konferenz durch ihre bunten Inszenierungen,<br />
Ausstellungen und Straßenfeste, wo<br />
praktische Erfahrungen sich auf natürliche<br />
Weise mit theoretischen Diskussionen vermischten,<br />
in Erinnerung geblieben.<br />
Monatelang, im Vorfeld und nach der Konferenz,<br />
haben sich Hunderte von Menschen getroffen,<br />
um miteinander <strong>zu</strong> diskutieren, <strong>zu</strong> planen<br />
und die zehn Themen der Konferenz vorbzw.<br />
nach<strong>zu</strong>bereiten, die sowohl traditionelle<br />
Themen der Erwachsenenbildung wie Alphabetisierung<br />
und Grundbildung als auch neue<br />
Themen wie Medien, Kultur und Ökonomie<br />
der Erwachsenenbildung umfassten.<br />
Für Monate und Jahre haben die gemeinsamen<br />
Erfahrungen und gelernten Lektionen Bildungsexperten<br />
und Lernende auf der ganzen <strong>Welt</strong> in<br />
<strong>dem</strong> gemeinsamen Vorhaben inspiriert, die neue<br />
Vision der Erwachsenenbildung voran<strong>zu</strong>treiben.<br />
Als Mitglied der Kuratoriums und Vorsitzende<br />
in zwei für das Institut sehr schwierigen Jahren,<br />
ist mir bewusst, dass die Veränderungen des
Instituts schmerzhaft, aber notwendig waren.<br />
All<strong>zu</strong> oft standen die finanzielle Stabilität und<br />
die spirituelle Integrität des UIP auf <strong>dem</strong> Spiel.<br />
Ohne die visionäre Kraft, den Mut und den<br />
unnachgiebigen Einsatz von Dr. Paul Bélanger<br />
und den aufopferungsvollen Mitarbeiterstab<br />
wäre es <strong>dem</strong> Institut nicht möglich gewesen,<br />
diesen Beitrag <strong>zu</strong> leisten. Besondere Anerkennung<br />
verdienen auch die Kuratoriumsmitglieder,<br />
die in ihrem Engagement vereint waren<br />
und die die Umgestaltung des UIP unermüdlich<br />
unterstützt haben.<br />
Ich bedauere sehr, dass ich das Kuratorium verlassen<br />
musste, als viele Probleme noch ungelöst<br />
waren. Gleichzeitig bin ich stolz darauf, <strong>dem</strong><br />
Kuratorium in <strong>einer</strong> Zeit angehört <strong>zu</strong> haben, in<br />
der das Institut sein Engagement für die Vision<br />
und das Prinzip des Erwachsenenlernens so entschlossen<br />
<strong>dem</strong>onstriert hat. Wir mögen unseren<br />
<strong>Auf</strong>trag noch nicht gänzlich erfüllt haben, aber<br />
EIN INSTITUT IM WANDEL<br />
im Laufe des letzten halben Jahrhunderts hat<br />
das UNESCO-Institut für Pädagogik s<strong>einer</strong><br />
Existenz immer wieder Berechtigung gegeben,<br />
in<strong>dem</strong> es uns gezeigt hat, dass wir etwas verändern<br />
können.<br />
<strong>Auf</strong> der Reise des UIP in die Zukunft möchte<br />
ich <strong>dem</strong> Kuratoriumsvorsitzenden Justin Ellis<br />
sowie <strong>dem</strong> Direktor Dr. Adama Ouane meine<br />
besten Wünsche auf den <strong>Weg</strong> geben. Beide<br />
waren in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten<br />
der Stolz und die Stärke des Instituts;<br />
sie sind in der einzigartigen Lage, sich auf seinen<br />
reichen Erfahrungsschatz und seine Weisheit<br />
<strong>zu</strong> stützen.<br />
Kasama Varavarn<br />
9
IRÈNE ALENFELD<br />
10<br />
ALTE LIEBE ROSTET NICHT<br />
ODER WAS MIR DAS UIP SO LIEB UND TEUER<br />
MACHT<br />
Als ich jung war, wollte ich die <strong>Welt</strong> kennen<br />
lernen. Ich hatte Glück: Sie öffnete sich mir. So<br />
zog ich von Berlin mit leichtem Gepäck nach<br />
Paris, denn meine Eltern konnten mir nicht<br />
viel mitgeben bis auf das Geschenk <strong>einer</strong><br />
humanistischen Erziehung, in der Literatur,<br />
Kunst und Geschichte einen wesentlichen Platz<br />
einnahmen. Ich studierte Sprachen an der Sorbonne,<br />
verbrachte einige Zeit an der London<br />
School of Economics, machte meine ersten<br />
Erfahrungen als Konferenzdolmetscherin in<br />
Paris. Eines Tages expedierten mich meine Kollegen<br />
nach Amerika, um der 150-prozentigen<br />
Französin den Horizont <strong>zu</strong> erweitern.<br />
Warum ich dies erzähle, da ich doch eigentlich<br />
über meine jahrzehntealten Beziehungen <strong>zu</strong>m<br />
Hamburger UNESCO-Institut für Pädagogik<br />
berichten will? Weil ich erst meine Erfahrungen<br />
in der <strong>Welt</strong> sammelte, um diese dann im<br />
UIP wieder<strong>zu</strong>finden und <strong>zu</strong> vertiefen. In den<br />
USA bereiste ich kreuz und quer den weiten<br />
Kontinent mit deutschen Gruppen, denen man<br />
unter <strong>dem</strong> Oberbegriff Erziehung <strong>zu</strong>r Demokratie<br />
alle möglichen Sachthemen präsentierte.<br />
Schließlich hatte ich genug davon, die <strong>Welt</strong><br />
war groß, es gab noch so viel <strong>zu</strong> entdecken! Ich<br />
hatte einen Schatz von über dreitausend Dollar<br />
angespart, das war damals viel Geld, und so<br />
reiste ich fast ein Jahr lang allein durch Asien.<br />
Es gab kaum ein Land, das ich nicht kennen<br />
lernte, überall öffneten sich mir die Türen; ich<br />
besuchte Schulen, Theateraufführungen in<br />
Dorf und Stadt, religiöse Feste, Universitäten<br />
wie Industrieunternehmen, Tempel und Moscheen,<br />
Museen und Sehenswürdigkeiten aller<br />
Art und musikalische Darbietungen, die nächtelang<br />
andauerten.<br />
Als ich nach Deutschland <strong>zu</strong>rückkehrte, war<br />
die <strong>Welt</strong> mit einem Schlag sehr eng, überall<br />
gab es Grenzen, auch in den Köpfen. Ich fühlte<br />
mich verloren, fehl am Platze. Und da ich<br />
keinen Pfennig mehr besaß, kehrte ich recht<br />
bald <strong>zu</strong>m Konferenzdolmetschen <strong>zu</strong>rück.<br />
Eines Tages empfahlen mich Kollegen <strong>dem</strong><br />
UNESCO-Institut für Pädagogik. Man suchte<br />
einen Dolmetscher, der Englisch und Französisch<br />
aktiv dolmetschte; das war in Deutschland<br />
eher die Ausnahme. So kam ich, vermutlich<br />
1967, <strong>zu</strong>m ersten Mal in die Feldbrunnenstraße,<br />
noch war es die Nummer 70, das alte,<br />
gemütliche Patrizierhaus, das mich immer an<br />
die frühen Romane Thomas Manns erinnerte,<br />
obwohl er freilich seine Lübecker <strong>Welt</strong> und<br />
nicht Hamburger Patrizier geschildert hatte.<br />
In diesem alten Haus, das aus allen Nähten<br />
krachte, so viele Büros und Menschen waren<br />
dort untergebracht, in <strong>dem</strong> die hölzernen Treppenstufen<br />
bei je<strong>dem</strong> Schritt knarrten und die<br />
Diele der Dorfplatz war: Dort fand ich jene<br />
große, weite <strong>Welt</strong> wieder, den Blick über den<br />
Horizont Europas hinaus, die Probleme der<br />
Dritten <strong>Welt</strong>, die ich auf m<strong>einer</strong> <strong>Welt</strong>reise<br />
beobachtet und erfahren hatte. Aber auch die<br />
Lebensfreude, die Spontaneität, ebenso einen<br />
bedächtigeren Lebensrhythmus, jene lächelnde<br />
Höflichkeit, die viel schenkt und dennoch<br />
Zurückhaltung übt.<br />
Gewiss wird hier nicht von mir erwartet, dass<br />
ich ausführlich die wechselnden wissenschaftlichen<br />
Orientierungen im Laufe der mehr als<br />
30 Jahre währenden Zusammenarbeit mit <strong>dem</strong><br />
UIP schildere. Aus der <strong>Auf</strong>listung der internationalen<br />
Seminare ab 1966/67 wird jedenfalls<br />
deutlich, dass Forschung und Zusammenarbeit<br />
mit Entwicklungsländern immer mehr in den<br />
Vordergrund traten, Europa nicht länger im<br />
Mittelpunkt stand – was meinen eigenen Interessen<br />
sehr entgegenkam. Bei einem der ersten
Seminare diente ich allerdings einem illustren<br />
Kreis europäischer Mathematiklehrer als Versuchskaninchen<br />
für Modern Math, auf<br />
Deutsch Mengenlehre, die in m<strong>einer</strong> Schulzeit<br />
glücklicherweise unbekannt war. Mein Fazit:<br />
Auch in dieser Form blieb das Fach für mich<br />
unverdaulich!<br />
Ein andermal wurde ich in jener frühen Zeit<br />
von Albert Legrand, <strong>dem</strong> damaligen geschäftsführenden<br />
Direktor, verdonnert, die Sat<strong>zu</strong>ng<br />
des UIP neu <strong>zu</strong> übersetzen – doch für einen<br />
Dolmetscher, der auf schnelle Reaktionen konditioniert<br />
ist, gibt es nichts Schlimmeres, als<br />
einen juristischen Text bedächtig-gründlich <strong>zu</strong><br />
übersetzen und auf Kongruenz ab<strong>zu</strong>klopfen!<br />
Verzichten wir auf weitere Anekdoten, die eher<br />
privater Natur sind – und dass ich im Laufe der<br />
vielen Jahre dieses und jenes von den Mitarbeitern<br />
erfahren sollte, lässt sich leicht denken,<br />
hatte ich doch die Stellung <strong>einer</strong> Vertrauten, die<br />
das Haus kannt e, als Gast jedoch nicht in die<br />
Interna verwickelt war. Und ich, die ich ein<br />
Leben lang als freelance, als freie Konferenzdolmetscherin,<br />
gelebt habe, entdeckte, dass es<br />
wie in den besten Familien so auch im hoch<br />
geschätzten UIP persönliche Krisen, Fehden,<br />
Auseinanderset<strong>zu</strong>ngen gab, die manchmal ein<br />
glückliches Ende nahmen – doch nicht immer.<br />
Als ich das UIP kennen lernte, war es so<strong>zu</strong>sagen<br />
gerade seinen Kinderschuhen entwachsen.<br />
Wie in je<strong>dem</strong> Leben galt es auch für das Institut,<br />
mit seinen Wachstumskrisen fertig <strong>zu</strong> werden,<br />
und das war nicht immer leicht für die<br />
Mitarbeiter. Manchmal waren die Krisen wie<br />
von pubertärer Heftigkeit, wobei freilich mehr<br />
auf <strong>dem</strong> Spiel stand als im individuellen Leben:<br />
die <strong>zu</strong>künftige Finanzierung des Instituts, die<br />
Evaluierung des Erreichten, die Neuorientierung<br />
der Forschung wie die wissenschaftliche<br />
Reputation des Direktors ...<br />
ALTE LIEBE ROSTET NICHT<br />
Die großen Richtungsänderungen des UIP sind<br />
mir vor allem als große Redeschlachten in<br />
Erinnerung: Da ging es um den Wandel der<br />
Bildungssysteme in entwickelten wie in Entwicklungsländern,<br />
um die Koordinierung von<br />
Forschungsaufgaben unter <strong>dem</strong> großen, alles<br />
beherrschenden Schlagwort des Learning to be<br />
und der Schule als eines Mitbestandteils lebenslangen<br />
Lernens ... Ja, die Erde hatte sich weiter<br />
gedreht, die Prämissen unserer Zeit hatten<br />
sich gewandelt, Informations- und Kommunikationstechnologien<br />
lösten einen Schwindel<br />
erregenden Anschub aus. Aber wohin? Dem<br />
UIP fielen neue <strong>Auf</strong>gaben <strong>zu</strong>, neue Konzepte<br />
wurden wie Pingpongbälle zwischen ihren<br />
eifrigen Verfechtern hin und her geschmettert:<br />
lebenslanges Lernen, Zivilgesellschaft, funktioneller<br />
Analphabetismus, Postalphabetisierung,<br />
die neuesten Erkenntnisse der wegweisenden<br />
internationalen Konferenzen erfüllten<br />
die Worthülsen mit Leben. Und die gute alte<br />
Erwachsenenbildung gab es glücklicherweise<br />
noch immer, ja, sie kam <strong>zu</strong> höchsten Ehren bei<br />
der großen CONFINTEA-Konferenz 1997 in<br />
Hamburg. Bei der Bewältigung dieser mammutartigen<br />
<strong>Auf</strong>gabe wuchs das UIP über sich<br />
selbst hinaus, was sich auch in der Anzahl von<br />
Sprachen wie Dolmetschern widerspiegelte.<br />
Denn normalerweise geht es viel bescheidener<br />
<strong>zu</strong>, wenige Sprachen, wenige Dolmetscher –<br />
SPAREN –, seit vielen Jahren arbeite ich vor<br />
allem mit Nadine Kieffer <strong>zu</strong>sammen: ein altbewährtes<br />
Paar wie Pat und Patachon.<br />
Da wäre noch eine glückliche Koinzidenz <strong>zu</strong><br />
erwähnen, die mir das UIP doppelt lieb<br />
gemacht hat: In nächster Nähe <strong>zu</strong>m Institut<br />
fand ich einen Spiegel, der mir alles, was ich im<br />
UIP an Gedanken und Anliegen kennen lernte,<br />
wie in <strong>einer</strong> Reflextion ein zweites Mal vor<br />
Augen führte: das Hamburger Völkerkun<strong>dem</strong>useum,<br />
das nicht nur großartige Sammlungen<br />
der frühen Ethnologen beherbergt, son-<br />
11
IRÈNE ALENFELD<br />
12<br />
dern im Laufe der Jahre – auch dank Professor<br />
Hausmanns Bemühungen – eine Neuorientierung<br />
betrieb, der ich viel verdanke. In meinen<br />
freien Stunden wurde mir eine Fülle von Einblicken<br />
in unsere heutige <strong>Welt</strong> in all ihrer Vielfalt<br />
auf fünf Kontinenten vermittelt; kein Wunder,<br />
dass ich dieses Schatzhaus immer wieder in<br />
glühenden Farben pries und so manche Delegierte<br />
<strong>zu</strong> einem Besuch <strong>zu</strong> bewegen suchte. Freilich<br />
sei nicht verschwiegen, dass bisweilen Afrikaner<br />
mein bewundernder Vergleich zwischen<br />
ihrem Kopf und, sagen wir, den schönen Gussund<br />
Terrakottaplastiken der Yoruba- und<br />
Benin-Künstler eher verlegen machte, denn<br />
Ahnenkult und rituelle Bräuche haben bis heute<br />
in Afrika einen anderen Stellenwert …<br />
Unter den vielen Mitarbeitern und Delegierten,<br />
denen ich immer wieder mit Freude alljährlich<br />
begegnet bin, möchte ich <strong>zu</strong>m Schluss<br />
einen Menschen namentlich erwähnen: Uschi<br />
Giere, Leiterin von Dokumentationszentrum<br />
und Bibliothek, mit der ich mich so oft angeregt<br />
unterhalten habe, hinter der Kabine, in<br />
den Kaffeepausen, bei den großen fröhlichen<br />
Festen des Instituts: Plötzlich hat sie uns alle<br />
verlassen, es ging so schnell – heute schaut sie<br />
uns mit großen Augen aus ihrem Porträt in der<br />
Bibliothek an, und in ihrem einstigen Büro<br />
hängen noch die norddeutschen Landschaften,<br />
die sie so geliebt hat: diese zarten, graugrünen<br />
weiten Blicke über Land und Meer, die oft im<br />
Nebel aufgehen.<br />
Irène Alenfeld
EINHEIT DER WELT, VIELFALT DER<br />
KULTUREN<br />
IMPRESSIONEN<br />
Diese Überschrift, in Anlehnung an Zielvorgaben<br />
der Verfassung der UNESCO von 1945<br />
formuliert, mag für einen kurzen Artikel, der<br />
nur Beobachtungen, Erinnerungen und gemeinsame<br />
Arbeit ins Bewusstsein heben möchte, <strong>zu</strong><br />
pathetisch und <strong>zu</strong> euphemistisch erscheinen.<br />
Aber die Überschrift ist recht besehen Ausdruck<br />
<strong>einer</strong> Stimmungslage, die die junge Generation<br />
auszeichnete, <strong>zu</strong> der ich gehöre, die die Finalität<br />
des Krieges und den Niedergang völkischen Eigensinns<br />
miterlebt hatte und daraus die Idealität<br />
der Friedenssicherung und der geistigen und<br />
moralischen Solidarität entfaltet hat. Die so genannte<br />
Kriegs- und Nachkriegsgeneration hat<br />
sich ganz auf die Formel si vis pacem para pacem<br />
verständigt. Gewiss nicht alle. Frühe Europabegeisterung<br />
und keimende Internationalität<br />
nahmen von dieser Generation in Deutschland<br />
ihren Ausgang.<br />
Internationale Stimmung im <strong>dem</strong>okratischen<br />
Neubeginn nach 1945<br />
Dieser Rückblick auf die junge Generation nach<br />
1945 ist wohl <strong>zu</strong>lässig, weil man nur dadurch<br />
verstehen kann, weshalb in der bildungspolitischen<br />
Geschichte der Nachkriegszeit so viel<br />
kühne Ideen und soviel Reformoptimismus, in<br />
sprachlich emotionaler Gestalt, in Umlauf gebracht<br />
werden konnten. Internationale Organisationen<br />
gehen von der Sehnsucht aus, dass<br />
durch Toleranz und Völkerfreundschaft das<br />
Miteinander erträglich gemacht werden kann.<br />
Aus diesem Geist ist auch die UNESCO entstanden,<br />
und sie hat gewiss überlegt gehandelt,<br />
als sie ein Institut für Erziehung gerade in der<br />
Freien und Hansestadt Hamburg ansiedelte,<br />
also an einen Ort legte, in <strong>dem</strong> republikanische<br />
JOACHIM KNOLL<br />
Gesinnung und der Respekt vor der individuellen<br />
Würde gleicherweise <strong>zu</strong> Hause waren. Hier<br />
also wurde das UNESCO-Institut für Pädagogik<br />
vor 50 Jahren gegründet und kann heute mit<br />
einem gewissen Stolz auf die seitherige<br />
Geschichte <strong>zu</strong>rückblicken.<br />
Ich kann den persönlichen Dank nur dadurch abstatten,<br />
dass ich meinen Eindruck dahin <strong>zu</strong>sammenfasse:<br />
Das Institut ist über die Jahre ein Ort,<br />
der wissenschaftlichen Ernst mit der hehren<br />
Zuversicht in die menschliche Friedfertigkeit verbindet,<br />
der Bildung für alle propagiert und diese<br />
auch vorlebt und über die organisatorische<br />
Kompetenz verfügt, Großes und Großartiges in<br />
Szene <strong>zu</strong> setzen.<br />
Als ich in 1959 aus Süddeutschland und nach<br />
einem Ausflug in den Journalismus an die Universität<br />
Hamburg kam, hat mich mein damaliger<br />
Mentor, Hans Wenke, der <strong>dem</strong> UNESCO-<br />
Institut auch in offizieller Funktion verbunden<br />
war, auf das Institut hingewiesen und dies mit<br />
<strong>dem</strong> lapidaren Satz getan: Wenn Sie auf Ihrem<br />
<strong>Weg</strong> <strong>zu</strong>r Universität – ich wohnte damals in der<br />
Heimhuderstraße – am UNESCO-Institut für<br />
Pädagogik vorbeikommen, sollten Sie nicht<br />
zögern, dort ein<strong>zu</strong>treten. Ich bin seither oft eingetreten<br />
und manches, was ich für eine vergleichende<br />
Erwachsenenbildungsforschung getan<br />
und geschrieben habe, konnte nicht ohne die<br />
dortige Fürsorglichkeit geschehen. Freilich -<br />
waren solche Besuche von unterschiedlicher Intensität,<br />
<strong>zu</strong>mal als ich meine aka<strong>dem</strong>ische Laufbahn<br />
in Bochum fortsetzte. Mein Bochumer<br />
Institut hat sich durch vielfältigen Zuspruch<br />
und manche stille Förderung <strong>zu</strong> einem aka<strong>dem</strong>ischen<br />
Ort internationaler und vergleichender<br />
Erwachsenenbildung entwickelt, und meine<br />
Studenten und die wissenschaftlichen Tagungen<br />
konnten von Erfahrungen profitieren, die<br />
ich aus meinem Hamburger Retiro bezog.<br />
13
JOACHIM KNOLL<br />
14<br />
Zu Beginn der 60er Jahre war das UNESCO-<br />
Institut noch in der Feldbrunnenstraße 70 untergebracht,<br />
heute hat dort der Fachbereich für<br />
Sportwissenschaft seine Zelte aufgeschlagen,<br />
der Wechsel der beiden Einrichtungen erfolgte<br />
1978, und seither trägt das UNESCO-Institut<br />
die Anschrift Feldbrunnenstraße 58. Dahinter<br />
verbirgt sich die Stadtvilla von Albert Ballin,<br />
<strong>dem</strong> anglophilen Reeder, der die Konturen des<br />
assimilierten Hamburger Judentums erahnen<br />
ließ. Das Ambiente ist vielleicht nicht ohne Hintersinn;<br />
zwischen Universität und zahlreichen<br />
Konsulaten, zwischen Medienzentrum und<br />
Dammtorbahnhof, im Geläuf von Stadtvillen,<br />
die Bürgerkultur noch schwach atmen, hat sich<br />
das Institut hamburgisch und international<br />
<strong>zu</strong>gleich eingerichtet.<br />
Was mich <strong>zu</strong>nächst am Institut faszinierte, und<br />
<strong>zu</strong> damaliger Zeit war dies hier<strong>zu</strong>lande gewiss<br />
noch aufregend, war die Mischung der Menschen<br />
verschiedener Sprache, Hautfarbe und<br />
Nationalität, alle erkennbar von <strong>dem</strong> Ernst<br />
bewegt, eine neue <strong>Welt</strong> mit <strong>dem</strong> Respekt vor der<br />
Vielfalt der kulturellen Eigenarten <strong>zu</strong> gründen.<br />
Erziehung, so wurde und wird gemeint, könne<br />
da<strong>zu</strong> einen Beitrag leisten. Freilich war von<br />
Anfang an auch an die gedacht, denen Bildung<br />
bislang versperrt war, die noch keinen Zugang<br />
<strong>zu</strong>r <strong>Welt</strong> des Gedruckten gefunden hatten.<br />
Vergleichende Bildungsforschung, Inhalte und<br />
Personen<br />
Man kann über die Jahre eine oft unterschiedliche<br />
Gewichtung von pädagogischen Teilbereichen<br />
ausmachen, das ist vielfach auch von<br />
der UNESCO-Zentrale in Paris gesteuert worden,<br />
was ich nicht als nachteilig empfand.<br />
In den 70er Jahren fanden im Institut die ersten<br />
Symposien statt, die neben der Bildungshilfe die<br />
vergleichende Bildungsforschung auf den <strong>Weg</strong><br />
gebracht haben, auf einen <strong>Weg</strong>, der Bildung<br />
nicht im luftleeren Raum der Theorie verortete,<br />
sondern ihr stets eine gesellschaftsdienliche<br />
Funktion unterlegte. Manches in den ersten Jahren<br />
mochte sich deutsch, <strong>zu</strong>mindest eurozentristisch<br />
ausnehmen, so etwa die Debatten um<br />
Freizeit und um Lehrplangestaltung im Sekundarschulwesen.<br />
Aus dieser Zeit erinnere ich Begegnungen und<br />
es sind Freundschaften entstanden mit <strong>dem</strong> gelegentlich<br />
kauzigen George Bereday, mit <strong>dem</strong><br />
allzeit philanthropischen Alex Charters, mit <strong>dem</strong><br />
engagierten Walter Mertineit, mit der pointiert<br />
formulierenden Lalage Bown und <strong>dem</strong> eiligen<br />
Roby Kidd, mit <strong>dem</strong> nordischen Paul Bertelsen<br />
und <strong>dem</strong> akribischen Jindra Kulich. Mit<br />
Onuschkin, lange Zeit die beherrschende Figur<br />
der sowjetischen Erwachsenenbildung, wurden<br />
Gespräche geführt, die durch den gegenseitigen<br />
Respekt und das gegenseitige Verstehen ausgezeichnet<br />
waren. Und da scheinen viele Namen,<br />
vor allem aus den osteuropäischen Ländern auf,<br />
die mich durch ihre Noblesse beeindruckt<br />
haben. Erwachsenenbildung in <strong>einer</strong> internationalen<br />
Perspektive ist ohne das Netzwerk des<br />
UNESCO-Instituts gewiss nicht vorstellbar.<br />
Der Schwerpunkt Erwachsenenbildung, Alphabetisierung<br />
Die 80er Jahre waren noch weithin von der<br />
Identität von Erwachsenenbildung und Alphabetisierung<br />
bestimmt, auch von einem gewissen<br />
Gefühl der Nachrangigkeit der Interessen der<br />
Industrieländer. Das kam indes viel eher bei den<br />
großen UNESCO-Konferenzen <strong>zu</strong>m Ausdruck,<br />
die Atmosphäre Hamburgs und des Hamburger<br />
Instituts hat diesen Dissens milder erscheinen<br />
lassen. Wenn ich von Schwerpunkten rede, denke<br />
ich stets an die Alphabetisierungs- und Bil-
EINHEIT DER WELT, VIELFALT DER KULTUREN<br />
dungshilfe des Instituts; nebenbei: Die wohl<br />
größte Materialsammlung <strong>zu</strong>r Alphabetisierungspraxis<br />
in über 120 Entwicklungsländern<br />
befindet sich im Institut und ist aus einem<br />
umgreifenden Projekt entstanden.<br />
Spätestens mit der Organisationsreform in der<br />
Mayor-Ära der UNESCO hat dann das Institut<br />
den Schwerpunkt Erwachsenenbildung systemübergreifend<br />
<strong>zu</strong>gewiesen erhalten. Nicht dass<br />
man darauf nicht schon bislang eingerichtet<br />
war, nur konnte man jetzt auf den Generalkonferenzen<br />
das klare Bekenntnis <strong>zu</strong> diesem<br />
<strong>Auf</strong>trag des UNESCO-Instituts vernehmen. Das<br />
sollte nicht folgenlos geschehen: Stellen wurden<br />
im Institut vermehrt, neue Profile erdacht<br />
und auch eine Besitzstandsgarantie vereinbart.<br />
Dass über diese Blütenträume der Raureif<br />
finanzieller Ernüchterung gefallen ist, braucht<br />
nicht schöngeredet <strong>zu</strong> werden.<br />
Lifelong Learning und die Suche nach der <strong>Welt</strong><br />
von morgen – CONFINTEA V<br />
Wir erinnern uns: Das Gutachten von E. Faure,<br />
Learning to be, war gleichsam die Ouvertüre<br />
<strong>zu</strong>r Diskussion um das lebenslange Lernen.<br />
Seit 1972, <strong>dem</strong> Jahr, als das Gutachten erschien,<br />
hat das Institut all das gesammelt, dokumentiert<br />
und annotiert, was <strong>zu</strong>m lebenslangen Lernen<br />
erschien. Sache und Inhalt von lebenslangem<br />
Lernen wurden <strong>zu</strong>m Beispiel in Deutschland bis<br />
1997 nur subkutan wahrgenommen. Das Institut<br />
hat die Kontinuität des Gesprächs nicht<br />
abreißen lassen. Die Lifelong Education Bibliography,<br />
von Ursula Giere so akribisch <strong>zu</strong>sammengestellt,<br />
hat die internationale und vergleichende<br />
Erwachsenenbildungsforschung auch<br />
hier<strong>zu</strong>lande auf <strong>dem</strong> Laufenden gehalten.<br />
Von <strong>dem</strong> Institut sind flankierende Maßnahmen<br />
<strong>zu</strong> den UNESCO-<strong>Welt</strong>konferenzen der Er-<br />
wachsenenbildung von Paris 1985 und von<br />
CONFINTEA V 1997 in Hamburg ausgegangen.<br />
In beiden Fällen hat sich die UNESCO-<br />
Region Europa in Hamburg um Themen und<br />
Teilthemen gruppiert und <strong>zu</strong>gleich einen<br />
menschlichen und institutionellen Verbund der<br />
Erwachsenenbildung sichtbar gemacht. Das<br />
UNESCO-Institut hat dabei neben <strong>dem</strong> inhaltlichen<br />
Be<strong>zu</strong>g auch jene Atmosphäre angeboten,<br />
in der sich die Systemgegensätze leichter und<br />
versöhnlicher austragen ließen.<br />
Nach wie vor sind Fragen des primären und<br />
sekundären Analphabetismus auf der Agenda,<br />
gleichzeitig drängen andere, neue und als neu<br />
entdeckte Themen in den Vordergrund, so Lifelong<br />
Learning, Creative Participation und Basic<br />
Education. Auch dies macht einen Vor<strong>zu</strong>g der<br />
Institutsarbeit aus, dass sie Gesprächsgegenstände<br />
aktuell halten kann, selbst wenn der<br />
Mainstream in <strong>dem</strong> einen oder anderen Land<br />
davon weniger Notiz nimmt.<br />
Heute ist im Zusammenhang mit den Vokabeln<br />
von Lerngesellschaft, four pillars of learning,<br />
global information society, auch die deutsche<br />
Diskussion wieder in Gang gekommen und<br />
dabei bot sich CONFINTEA V als Ausgangspunkt<br />
für Follow-up-Maßnahmen an, wie sie<br />
etwa in den Lernfesten belegt werden können.<br />
Auch solcher einheimischen Entwicklung hat<br />
sich das Institut <strong>zu</strong>r Verfügung gestellt.<br />
Die 5. Erwachsenenbildungskonferenz, mit<br />
gastlichem <strong>Auf</strong>wand und intellektueller Akribie<br />
vom Institut ausgetragen, hat auch hier<strong>zu</strong>lande<br />
nicht <strong>zu</strong> jener verpflichtenden Dankbarkeit<br />
geführt, die man hätte erwarten können. Ich<br />
will hier nicht von jenen Schwierigkeiten reden,<br />
die nicht <strong>zu</strong>letzt durch den vereinten Dissens<br />
von Berlin und Paris <strong>zu</strong>stande kamen. Dass ich<br />
15
JOACHIM KNOLL<br />
16<br />
dabei <strong>dem</strong> Institut ein wenig behilflich sein<br />
konnte, wenn auch nur dadurch, dass ich den<br />
Dissens öffentlicher gemacht habe, erfüllt mich<br />
mit gelinder Genugtuung. Man sollte <strong>dem</strong> Institut<br />
die Tradition erhalten, ein Ort der Wissenschaft<br />
im Dienste der Bildungspraxis <strong>zu</strong> sein,<br />
auch ein Ort, wo praktische Bildungshilfe wissenschaftlich<br />
begründet und gleichzeitig jene<br />
Offenheit gefördert wird, die die heutigen<br />
Strukturen (Cluster) kennzeichnet.<br />
Was meint hier Pädagogik, was Erwachsenenbildung<br />
?<br />
Ich möchte nur kurz etwas <strong>zu</strong>r Bezeichnung des<br />
Instituts sagen, Institut für Pädagogik oder<br />
Institute for Education, weil hier Missverständnisse<br />
im Umlauf sind, die sich durch einen<br />
Blick in die Arbeitsprogramme leicht beheben<br />
ließen. Ich habe im Institut kaum Gespräche<br />
gehört, die Pädagogik nur in einem engen Rahmen<br />
von allgem<strong>einer</strong> Pädagogik gehalten haben.<br />
Der Begriff Pädagogik wird hier in <strong>einer</strong><br />
Weise ausgelegt, der die flankierenden gesellschaftlichen,<br />
ökonomischen und sozialpolitischen<br />
Rahmenbedingungen stets mit einbezieht.<br />
Im Blick auf die Alphabetisierung lese ich die<br />
Umschrift des Instituts: Alphabetisierung (sei)<br />
mit den sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen<br />
Entwicklungsbestrebungen <strong>zu</strong> verbinden.<br />
Oder an anderer Stelle werden der Erwachsenenbildung<br />
zehn Funktions- und <strong>Auf</strong>gabenfelder<br />
<strong>zu</strong>geschrieben, mit denen Erwachsenenbildung<br />
sich u. a. in Umweltbildung, Migrations-<br />
und Minderheitenpolitik, Gesundheitspolitik<br />
und Bevölkerungspolitik, Rehabilitation,<br />
Arbeitsmarktpolitik und staatsbürgerliche<br />
und gesellschaftliche Bildung hinein verlängert.<br />
Vielleicht habe ich einigen Studenten das Gefühl<br />
dafür und Wissen davon vermittelt, dass Pädagogik<br />
anwendungsorientiert und berufsfeldbezogen<br />
in einem extensiven Verständnis ausgelegt<br />
sein sollte. Diese Studenten habe ich für<br />
ihre Abschlussarbeiten auf die Unterlagen, die<br />
Denkweise und die Kapazität des Instituts verwiesen,<br />
und sie sind heute <strong>zu</strong>meist in Tätigkeitsfeldern<br />
beruflich tätig, die <strong>dem</strong> traditionellen<br />
Begriff von pädagogischer Verwendungssituation<br />
ferner sind, aber unserem extensiven<br />
Verständnis durchaus entsprechen. Diese Konsequenz<br />
möchte ich das ‘Gesetz der gewollten<br />
Nebenwirkungen in der Erziehung’ nennen.<br />
Personen und Geselligkeit<br />
Der Anlass könnte es gebieten, dass ich an Gottfried<br />
Hausmann, den guten Geist des Hauses, an<br />
dieser Stelle erinnere. Der Dank des Instituts für<br />
menschliche und sachliche Zuwendung ist erst<br />
jüngst in <strong>einer</strong> Ausstellung wiederum abgestattet<br />
worden, und <strong>dem</strong> ist Weiteres nicht hin<strong>zu</strong><strong>zu</strong>fügen.<br />
In die Reihe der Personen, von denen ich einen<br />
Eindruck habe und die mich auf unterschiedliche<br />
Weise beeindruckt haben, gehörten die<br />
Direktoren des Instituts, von Merck und Robinsohn<br />
über Dave und Bélanger bis Ouane, die im<br />
Rahmen ihrer Möglichkeiten Profil gebildet und<br />
eine je eigene Philosophie der Inhalte und des<br />
Managements durchgesetzt haben. Es wäre <strong>zu</strong><br />
indiskret, wenn ich darüber berichtete. Mit<br />
zahlreichen Mitarbeitern habe ich einen durch<br />
die Sache bestimmten Umgang gesucht und<br />
gefunden; dass wir dabei in der Mentalität <strong>einer</strong><br />
internationalen Gesinnung übereinstimmten, ist<br />
für mich auch ein Beweis für diese Einrichtung,<br />
die Wissenschaft sui generis praktiziert.
EINHEIT DER WELT, VIELFALT DER KULTUREN<br />
Oft hat sich darüber hinaus menschliche Nähe<br />
im Institut <strong>zu</strong>mal über die geselligen Anlässe<br />
eingestellt; das nämlich zeichnet das Institut<br />
auch aus: die Fähigkeit, auf eine ganz unprätentiöse<br />
Art <strong>zu</strong> feiern, pädagogische Erinnerungsdaten<br />
mit <strong>einer</strong> heiteren Festlichkeit <strong>zu</strong><br />
begehen, die die Grenzen <strong>zu</strong>m Bacchantischen<br />
nicht notwendig überschreitet.<br />
Zum Schluß: ein Salut an das Institut <strong>zu</strong>m<br />
50ten.<br />
Joachim H. Knoll<br />
17
CHRONOLOGIE<br />
1947<br />
Der Kanadier John W. R. Thompson<br />
wird von der UNESCO als Berater<br />
für die Frage der “re-education of<br />
ex-enemy countries” eingestellt<br />
1949<br />
Im September verabschiedet die 4.<br />
Generalkonferenz in Paris die sogenannte<br />
“Deutschland-Resolution”<br />
1950<br />
Die 5. Generalkonferenz in Florenz<br />
im Juni beauftragt den Generaldirektor<br />
mit der Gründung von<br />
UNESCO-Zentren in Deutschland<br />
17.–19. Juni 1951<br />
Erste Kuratoriumssit<strong>zu</strong>ng in Wiesbaden<br />
in Anwesenheit von Maria<br />
Montessori. Prof. Walther Merck<br />
wird <strong>zu</strong>m Direktor gewählt. Die<br />
Sat<strong>zu</strong>ng des Instituts wird ausgearbeitet<br />
11. Juli 1951<br />
Beitritt Deutschlands <strong>zu</strong>r UNESCO<br />
23. Februar 1952<br />
Nach langwierigen Verhandlungen<br />
bestimmt der Generaldirektor Hamburg<br />
<strong>zu</strong>m Sitz des Instituts<br />
26. Mai 1952<br />
Gründung des UNESCO-Instituts<br />
für Pädagogik als Stiftung durch<br />
Genehmigung des Hamburger Bürgermeisters<br />
Max Brauer<br />
Juli 1952<br />
Das Institut nimmt seine Arbeit auf<br />
9.–13. September 1952<br />
Erste Tagung des Instituts <strong>zu</strong>m Thema<br />
“Die Erwachsenenbildung als<br />
Mittel <strong>zu</strong>r Entwicklung und Stärkung<br />
des sozialen und politischen<br />
Verantwortungsbewusstseins”<br />
18<br />
EIN SPEZIELLES PROJEKT<br />
DIE ENTSTEHUNG DES UNESCO-INSTITUTS FÜR PÄDAGOGIK<br />
Die 1946 gegründete UNESCO hielt es für ihre “dringendste und ureigene<br />
<strong>Auf</strong>gabe, die materiell verzweifelte Lage in den vom Krieg verwüsteten<br />
Gebieten Europas und Asiens überwinden <strong>zu</strong> helfen” (aus<br />
<strong>Welt</strong>plan der UNESCO, Hamburger Kulturverlag, 1947). Sie konnte<br />
nicht lange umhin, dieses Engagement auch auf das durch Naziherrschaft<br />
und Krieg wirtschaftlich und moralisch am Boden liegende<br />
Deutschland aus<strong>zu</strong>weiten. Der erste konkrete Schritt in diese Richtung<br />
war ein 1948 in Beirut gefasster Beschluss der 3. Generalkonferenz<br />
darüber, dass die UNESCO in Deutschland aktiv werden sollte. Ihre<br />
Arbeit und Ziele sollten durch die Verbreitung entsprechender UNES-<br />
CO-Publikationen in Deutschland bekannt gemacht werden. Weiterhin<br />
ging es vor allem darum, durch Informationsaustausch mit anderen Ländern,<br />
durch Einflussnahme im Bildungsbereich – <strong>zu</strong>m Beispiel durch Kriterienerstellung<br />
für deutsche Lehrbücher – und die Einbeziehung deutscher<br />
Experten in Treffen der UNESCO das kulturelle und wissenschaftliche<br />
Leben in Deutschland wieder <strong>zu</strong> erwecken. Ein Expertenkomitee<br />
für Deutschland-Fragen (Committee of Experts on German<br />
Questions) wurde ins Leben gerufen, das sich mit Umfang und Art des<br />
Engagements der UNESCO in Deutschland befassen sollte. Bereits im<br />
Das Gebäude in der Feldbrunnenstraße 70 war von 1952 – 1978 Sitz des Instituts
September 1947 war der Kanadier John W. R.<br />
Thompson, der einige Jahre in Deutschland studiert<br />
hatte, als Berater für die Frage der “reeducation”<br />
ehemaliger Feindstaaten (gemeint<br />
waren Deutschland und Japan) eingestellt worden.<br />
Unter diesem Begriff verstand Julian<br />
Huxley, der damalige Generaldirektor der<br />
UNESCO, “die Öffnung ehemaliger Feindstaaten<br />
für erzieherische und kulturelle Einflüsse<br />
<strong>dem</strong>okratischer Länder”, wie er in einem Brief<br />
an Thompson formulierte.<br />
Im Herbst 1949 verabschiedete die 4. Generalkonferenz<br />
in Paris nach langen Auseinanderset<strong>zu</strong>ngen<br />
die so genannte Deutschland-Resolution<br />
und beauftragte den Generaldirektor Jaime<br />
Torres Bodet, “in Übereinstimmung mit den<br />
<strong>zu</strong>ständigen alliierten Behörden” die Arbeit in<br />
Deutschland aus<strong>zu</strong>weiten. <strong>Auf</strong> <strong>einer</strong> dreitägigen<br />
Tagung in Bad Soden im Januar 1950, an der<br />
50 Persönlichkeiten des deutschen kulturellen<br />
und wissenschaftlichen Lebens teilnahmen,<br />
wurde dafür der <strong>Weg</strong> bereitet. <strong>Auf</strong> dieser<br />
Tagung wurde der Deutsche Ausschuss für<br />
UNESCO-Arbeit gegründet, der Vorgänger der<br />
heutigen Deutschen UNESCO-Kommission.<br />
Am 5. Mai 1950 legte Odd Nansen sein Memorandum<br />
concerning the German Problem<br />
vor, das der Exekutivrat der UNESCO in <strong>Auf</strong>trag<br />
gegeben hatte. Das Papier schilderte das<br />
Flüchtlingsproblem in Deutschland, das nach<br />
Nansens <strong>Auf</strong>fassung sofortiger Handlung<br />
bedurfte. S<strong>einer</strong> Empfehlung nach sollte die<br />
Arbeit der UNESCO darin bestehen, die Aktivitäten<br />
aller Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen<br />
in Deutschland <strong>zu</strong> koordinieren,<br />
um deren <strong>Auf</strong>bauarbeit effizienter <strong>zu</strong><br />
Erste Tagung des Instituts <strong>zu</strong>m Thema Erwachsenenbildung, 8.–13. September 1952<br />
Von links nach rechts: Minna Specht, Paul Lengrand, Walther Merck, Sohan Singh, Johannes Novrup, John W.R. Thompson<br />
19
EIN SPEZIELLES PROJEKT<br />
20<br />
machen. Vor allem betonte er die Notwendigkeit<br />
der Hilfe für die deutschen Jugendlichen.<br />
Nansens Einschät<strong>zu</strong>ng war wohl ausschlaggebend<br />
dafür, dass der Exekutivrat auf s<strong>einer</strong><br />
21. Sit<strong>zu</strong>ng im Mai/Juni 1950 den Generaldirektor<br />
beauftragte, “seine Konsultationen mit<br />
den Vertretern der entsprechenden alliierten<br />
Behörden, interessierten deutschen Kreisen und<br />
Deutschland-Experten fort<strong>zu</strong>setzen, um die Aktivitäten<br />
der UNESCO auf <strong>dem</strong> Gebiet der Bildung,<br />
Jugend und Sozialwissenschaften voran<strong>zu</strong>treiben,<br />
vor allem Pläne für den <strong>Auf</strong>bau von<br />
Zentren oder Instituten auf diesen Gebieten.”<br />
Die 5. Generalkonferenz in Florenz im Juni<br />
1950 beauftragte den Generaldirektor, die<br />
finanziellen Mittel für “die Schaffung von<br />
UNESCO-Zentren in Deutschland außerhalb<br />
des regulären Budgets aus privaten Quellen<br />
oder Mitgliedstaaten <strong>zu</strong> finden.”<br />
In <strong>dem</strong> Bericht des Generaldirektors an die im<br />
Juni/Juli 1951 stattfindende 6. Generalkonferenz<br />
wurden die Angaben schon konkreter.<br />
Drei spezielle Projekte sollten realisiert werden:<br />
ein Zentrum für internationale Jugendarbeit,<br />
ein Institut für Sozialwissenschaften und ein<br />
Das Team des UIP im September 1952. Von links nach rechts:<br />
Jean-Marie Zemb (Assistent des Direktors), Johannes Novrup (Vorsitzender des Kuratoriums), C.R.E. Gillett<br />
(stellv. Direktor), Walther Merck (Direktor), Minna Specht (Beraterin), John W. R. Thompson (UNESCO)
Institut für Pädagogik. Sie sollten da<strong>zu</strong> beitragen,<br />
“einige der fundamentalen soziologischen,<br />
psychologischen und pädagogischen Probleme<br />
überwinden <strong>zu</strong> helfen, die die Beziehungen des<br />
deutschen Volkes und vor allem der deutschen<br />
Jugend mit anderen Nationen belasten.”<br />
Gleichzeitig erklärte er, dass ihre Arbeit nicht<br />
auf Deutschland beschränkt sein, sondern<br />
international ausstrahlen sollte. Diesen Punkt<br />
betont auch das sogenannte “Giron-Papier”,<br />
das vom Deutschen Ausschuss für UNESCO-<br />
Arbeit in <strong>Auf</strong>trag gegeben worden war. Im<br />
Hinblick auf das Institut für Bildung heißt es<br />
dort: “Es ist von äußerster Wichtigkeit, dass<br />
das Institut nicht ausschliesslich in der Absicht<br />
gegründet wird, Deutschland <strong>zu</strong> helfen, und<br />
noch weniger in der Absicht, ausschliesslich für<br />
die ‘re-education’ Deutschlands <strong>zu</strong> arbeiten.”<br />
Mittlerweile waren freiwillige Beiträge aus<br />
Dänemark, Frankreich, Indien, Iran, <strong>dem</strong> Libanon,<br />
den Philippinen, der Schweiz und den USA<br />
eingegangen. Deutschland erklärte sich bereit,<br />
20% des Budgets der drei Institute bei<strong>zu</strong>tragen.<br />
Die Adenauer-Regierung war sehr an der<br />
Errichtung der UNESCO-Institute interessiert,<br />
da die Zusammenarbeit mit der UNESCO eine<br />
Möglichkeit bot, sich nach den Jahren der geistigen<br />
Isolation wieder in die internationale Völkergemeinschaft<br />
<strong>zu</strong> integrieren.<br />
Im Februar 1951 fand in Wiesbaden ein Treffen<br />
von Vertretern der Bundesregierung, des<br />
Deutschen Ausschusses für UNESCO-Arbeit,<br />
anderer Interessierter aus den Bereichen Bildung,<br />
Sozialwissenschaften und Jugend und<br />
der Bildungsbehörden der Länder statt. Es<br />
wurden Entwürfe für die Sat<strong>zu</strong>ngen der Institute,<br />
die Verhandlung ihrer Budgets, die Auswahl<br />
ihrer Standorte sowie die Ernennung<br />
DIE ENTSTEHUNG DES UIP<br />
ihrer <strong>Auf</strong>sichtsgremien ausgearbeitet.<br />
Das Expertenkomitee für Deutschland-Fragen<br />
hatte im August 1950 empfohlen, dass die <strong>Auf</strong>sichtsgremien<br />
der in Deutschland <strong>zu</strong> gründenden<br />
Organisationen in ihrer Zusammenset<strong>zu</strong>ng<br />
international sein sollten.<br />
Diese Empfehlung wurde auch im Fall des<br />
Instituts für Pädagogik beherzigt, wenn auch<br />
überwiegend die westlichen Siegermächte vertreten<br />
waren. Unter den 7 (von insgesamt 13)<br />
nichtdeutschen Kuratoriumsmitgliedern, die<br />
der Generaldirektor der UNESCO im Mai<br />
1951 ernannte, waren ein Amerikaner, ein<br />
Kanadier, ein Engländer und ein Franzose. Die<br />
starke Repräsentanz deutscher Mitglieder hielt<br />
man für unabdingbar, wenn eine weit reichende<br />
Einflussnahme des Instituts in Deutschland<br />
gewährleistet sein sollte. Berühmtheiten wie<br />
Jean Piaget, Karl Stern und Maria Montessori<br />
waren im Kuratorium vertreten. <strong>Auf</strong> der<br />
ersten Sit<strong>zu</strong>ng des Kuratoriums in Wiesbaden<br />
im Juni 1951 hielt Maria Montessori in ihrer<br />
wahrscheinlich letzten öffentlichen Ansprache<br />
ein Plädoyer für die Notwendigkeit der Erziehung<br />
für alle Menschen:<br />
“Wenn das Institut eine Daseinsberechtigung<br />
hat, dann nur, in<strong>dem</strong> es der Erziehung<br />
einen neuen <strong>Weg</strong> bahnt, nämlich<br />
den der Erziehung im Sinne <strong>einer</strong> Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />
des menschlichen Seelenlebens.”<br />
Die <strong>Auf</strong>gabe des Instituts für Pädagogik wurde<br />
in der Sat<strong>zu</strong>ng von 1952 so definiert: “Eine<br />
Zentralstelle in Deutschland <strong>zu</strong> errichten für<br />
Verbindungen zwischen den Erziehern von verschiedenen<br />
Ländern … ohne Vorurteile aufgrund<br />
von nationalen, rassischen oder kulturellen<br />
Unterschieden …”<br />
21
22<br />
EIN SPEZIELLES PROJEKT<br />
Nach<strong>dem</strong> die theoretischen Vorausset<strong>zu</strong>ngen<br />
für die Errichtung des Instituts geschaffen<br />
waren, wurde die Arbeitsaufnahme <strong>zu</strong>nächst<br />
durch einen erbitterten Streit über seinen Sitz<br />
zwischen den konkurrierenden Städten Hamburg<br />
und Freiburg im Breisgau behindert. Am<br />
5. Juni 1951 gab der Generaldirektor Bodet<br />
<strong>zu</strong>nächst Freiburg den Zuschlag. Max Brauer,<br />
Regierender Bürgermeister von Hamburg, vermutete,<br />
dass Hamburg aus konfessionellen<br />
Gründen verschmäht wurde. In einem Brief an<br />
ein Mitglied des Kuratoriums schrieb er im<br />
Oktober 1951, dass “… es in weitesten Kreisen<br />
des protestantischen Deutschlands nicht verstanden<br />
wird, dass diese drei internationalen<br />
Institute an die drei großen Erzbischof-Sitze<br />
Deutschlands München, Freiburg i. Br. und<br />
Köln gelegt werden sollen.” Hamburg weigerte<br />
sich hartnäckig, die Entscheidung für Freiburg<br />
an<strong>zu</strong>erkennen, und verhinderte die Arbeitsaufnahme<br />
des Instituts, in<strong>dem</strong> es den vom Kuratorium<br />
gewählten Institutsdirektor Prof. Walther<br />
Merck von der Fakultät für vergleichende Erziehungswissenschaften<br />
an der Universität<br />
Hamburg nicht freistellte. Der Generaldirektor<br />
geriet dadurch in Bedrängnis. Er wandte sich<br />
am 14. November 1951 schriftlich an den Vorsitzenden<br />
des Kuratoriums, Johannes Novrup,<br />
sowie an Walter Erbe, den Vorsitzenden des<br />
Ausschusses für UNESCO-Arbeit. Novrup bat<br />
alle Mitglieder des Kuratoriums um ein schriftliches<br />
Votum. Alle Kuratoriumsmitglieder sowie<br />
der Exekutivrat des deutschen UNESCO-<br />
Ausschusses sprachen sich für Hamburg aus. In<br />
einem Telegramm an Bodet vom 22. Oktober<br />
bekräftigte Max Brauer die Bemühungen Hamburgs<br />
für eine schnelle Unterbringung des Insti-<br />
tuts und die sofortige Freistellung Prof.<br />
Mercks. Schließlich gab der Generaldirektor<br />
nach und revidierte am 23. Februar 1952 seine<br />
Entscheidung <strong>zu</strong>gunsten des Standorts<br />
Hamburg.<br />
Nun nahm das Institut Gestalt an. Professor<br />
Walther Merck trat am 1. März 1952 seinen<br />
Posten als Direktor an. Am 26. Mai 1952<br />
wurde das UNESCO-Institut für Pädagogik<br />
(UIP) durch Genehmigung des Präsidenten des<br />
Senats als Stiftung gegründet. Im Sommer 1952<br />
nahm das Institut seine Arbeit im Zoologischen<br />
Institut auf und zog im Herbst 1952 in das<br />
Gebäude in der Feldbrunnenstraße 70.
Das erste Expertenseminar fand vom 8.–13.<br />
September 1952 statt und trug den Titel “Erwachsenenbildung<br />
als Mittel <strong>zu</strong>r Entwicklung<br />
und Stärkung der sozialen und politischen Verantwortung”<br />
– ein Thema, das in den fünfzig<br />
Jahren der Institutsgeschichte immer gleichbleibend<br />
aktuell geblieben ist. Ein Komitee aus<br />
drei Mitgliedern des Exekutivrats, das vom 17.<br />
– 24. September 1952 das UNESCO-Institut<br />
für Pädagogik besuchte, berichtete der 31.<br />
Sit<strong>zu</strong>ng des Exekutivrats:<br />
“<strong>Auf</strong> der Basis sowohl schriftlicher als auch<br />
mündlicher Berichte zahlreicher Teilnehmer<br />
war das Seminar über Erwachsenenbildung ein<br />
DIE ENTSTEHUNG DES UIP<br />
unzweifelhafter Erfolg. Ein Geist von Zusammenarbeit<br />
scheint in diesem Seminar geherrscht<br />
<strong>zu</strong> haben, und die Teilnehmer haben der Arbeit<br />
des UNESCO-Instituts ein enthusiastisches<br />
Interesse entgegengebracht.”<br />
Gottfried Hausmann und Paul Lengrand, beide<br />
langjährige Freunde und <strong>Weg</strong>gefährten des<br />
Instituts, waren Teilnehmer dieses ersten Seminars.
EIN SPEZIELLES PROJEKT<br />
24<br />
Die ersten drei Direktoren des Instituts. Von links nach rechts: Alv St. Langeland (Norwegen), Direktor 1955–58;<br />
Walther Merck (Deutschland), Direktor 1951–55, Hans Wenke (Deutschland), Direktor 1958–59<br />
Telegramm von Jean Piaget an Johannes Novrup, in <strong>dem</strong> er für Hamburg als Sitz des Instituts votiert
DIE ENTSTEHUNG DES UIP<br />
Headlines in “UNESCO Courier”-Ausgaben von 1948/49, die sich auf die Aktivitäten der UNESCO in Deutschland beziehen<br />
25
PORTRÄTS AUS DEN PIONIERZEITEN DES UIP<br />
26<br />
John West Robertson Thompson<br />
1906–1965<br />
John Thompson war eine der wichtigsten Figuren<br />
der ersten Jahre des UNESCO-Instituts für Pädagogik.<br />
Als amerikanischer Staatsbürger geboren, war er ein<br />
ausgesprochener Kosmopolit, hatte mehrere Staatsbürgerschaften<br />
und sprach fünf Sprachen. Er besuchte<br />
Schulen in Mexiko, der Schweiz, Schottland und<br />
Kalifornien und studierte Medizin an der Universität<br />
Edinburgh und Freiburg. Die Jahre 1935-44 verbrachte<br />
er als Dozent in Madrid und an der Universität<br />
Harvard, bevor er 1944 Oberstleutnant bei der<br />
Royal Canadian Air Force wurde. 1945–46 war er<br />
leitender Wissenschaftler der britischen FIAT (Field<br />
Information Agency Technical), die sich mit der technischen<br />
Arbeit der Deutschen im Zweiten <strong>Welt</strong>krieg<br />
beschäftigte. 1946 war er im Dienst des britischen Außenministeriums <strong>zu</strong>nächst für internationale<br />
Bildung, später für wissenschaftliche Kriegsverbrechen <strong>zu</strong>ständig. Es ist in hohem Maße auf<br />
ihn <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen, dass die Ankläger des Kriegsverbrechertribunals von Nürnberg medizinische<br />
Experimente als Verbrechen einstuften.<br />
Den damaligen UNESCO-Generaldirektor Julian Huxley lernte er vermutlich über einen gemeinsamen<br />
Bekannten, den Dichter Stephen Spender, kennen. Huxley war sehr beeindruckt von<br />
Thompson und bot ihm eine Stelle als Berater an. Er wurde am 5. September 1947 für die Frage<br />
der “re-education” ehemaliger Feindstaaten eingestellt. Da er Deutsch sprach, wurde er der<br />
Deutschland-Beauftragte der UNESCO. Er eröffnete ein Büro in Stuttgart, nahm sich eine Wohnung<br />
in Berlin und knüpfte Kontakte <strong>zu</strong> den alliierten Besat<strong>zu</strong>ngsmächten. Er begleitete die Gründung<br />
des Deutschen Ausschusses für UNESCO-Arbeit – die spätere UNESCO-Kommission – und<br />
der drei UNESCO-Institute und war maßgeblich an der Vorbereitung des Beitritts Deutschlands<br />
<strong>zu</strong>r UNESCO beteiligt.<br />
Thompson blieb bis <strong>zu</strong>m 31. Dezember 1954 Mitarbeiter der UNESCO. Später zog er nach<br />
Oxford, wo er als Psychiater arbeitete, und verbrachte die letzten Jahre seines Lebens in New<br />
York am Albert Einstein College of Medicine. Er starb 1965 bei einem Tauchunfall vor den Virgin<br />
Islands.
Minna Specht<br />
1879–1961<br />
Minna Specht gehörte als Reformpädagogin <strong>zu</strong>r sozialistisch<br />
geprägten Landerziehungsheimbewegung. Sie<br />
war eine engagierte Kämpferin für soziale Gerechtigkeit<br />
und hat ihre pädagogischen und politischen Ideen<br />
konsequent verfolgt.<br />
Sie wuchs im als Hotel genutzten Schloss Reinbek mit<br />
ihren sechs Geschwistern und ihrer Mutter auf. Dort<br />
lernte sie sowohl das großbürgerliche Leben auf <strong>dem</strong><br />
Schloss ihrer Mutter als auch die Landwirtschaft durch<br />
den Großvater kennen. Diesen Kindheitserfahrungen<br />
entsprangen später ihre konzeptionellen Ideen für die<br />
Landerziehungsheime. Sie hatte die Vision, durch eine<br />
autoritätsfreie und undogmatische Erziehung den<br />
Heranwachsenden ihr Recht auf Selbstbestimmung,<br />
Geistesfreiheit und Gleichheit der materiellen Möglichkeiten <strong>zu</strong> geben.<br />
Minna Specht verließ mit 20 Jahren das Elternhaus und wurde Lehrerin, der damals einzig mögliche<br />
Beruf für Frauen aus verarmten höheren Ständen. Der Philosoph und Politiker Leonard<br />
Nelson wurde ihr Lebensgefährte. Gemeinsam mit ihm und Hermann Lietz – <strong>dem</strong> Gründer der<br />
ersten deutschen Landerziehungsheime – versuchte sie, solche Heime auch staatlich finanziert<br />
<strong>zu</strong> führen, um dadurch eine radikale Erneuerung nicht nur im politischen, sondern auch im<br />
Bildungsbereich herbeiführen <strong>zu</strong> können. Da<strong>zu</strong> sollten die in den von Lietz’ privaten Anstalten<br />
praktizierten pädagogischen Errungenschaften in staatlichen Versuchsschulen erprobt werden.<br />
Das von ihr und Nelson vertretene Schulkonzept, welches auf Gemeinschaft, Selbständigkeit,<br />
Selbstvertrauen und Vertrauen in andere abzielte und international ausgerichtet war, musste sie<br />
nach der Machtübernahme durch die Nazis im Exil in dänischen und englischen Schulen weiterführen.<br />
In England war sie eine der Mitbegründerinnen der “Society for the Reconstruction of<br />
Education in Germany”.<br />
In der Zeit zwischen 1946 und 1951 leitete sie die Odenwaldschule in Heppenheim an der Bergstraße,<br />
war Gründungsmitglied des Deutschen Ausschusses für UNESCO-Arbeit und begann im<br />
Juli 1952 ihre Zusammenarbeit mit Professor Merck am UNESCO-Institut für Pädagogik, wo<br />
sie bis 1954 als Beraterin für Erziehung und Unterricht tätig war. Bis 1959 blieb sie Mitglied der<br />
Deutschen UNESCO-Kommission.<br />
27
PORTRÄTS AUS DEN PIONIERZEITEN DES UIP<br />
28<br />
Paul Lengrand<br />
1910–<br />
Paul Lengrand wurde 1910 in Nordfrankreich (Pasde-Calais)<br />
geboren. Nach <strong>dem</strong> Studium der Geisteswissenschaften<br />
unterrichtete er in Paris, Chambéry<br />
und Grenoble, bevor er nach <strong>dem</strong> Zweiten<br />
<strong>Welt</strong>krieg Regierungsbeauftragter für Sport und<br />
Volkserziehung wurde. In dieser Funktion wirkte er<br />
am <strong>Auf</strong>bau der Bewegung Peuple et Culture mit,<br />
deren Ehrenpräsident er auch nach Beendigung s<strong>einer</strong><br />
aktiven Laufbahn blieb.<br />
1948 ging er <strong>zu</strong>r UNESCO, wo er 1962 Leiter der<br />
Sektion Erwachsenenbildung wurde. Verschiedene<br />
Aktivitäten führten ihn nach Kanada an die Universität<br />
Mc Gill in Montréal und nach Sardinien, wo<br />
er das OECD-Programm für Erwachsenenbildung<br />
leitete.1962 war er maßgeblich an der Entwicklung<br />
eines Erwachsenenbildungsprogramms im Kongo beteiligt.<br />
Paul Lengrand ist <strong>einer</strong> der Pioniere des lebenslangen Lernens. Der Begriff der Lifelong Continuing<br />
Education wurde von ihm geprägt. Dem UNESCO-Institut für Pädagogik war er von<br />
Anfang an eng verbunden. Er war Teilnehmer des Seminars über Erwachsenenbildung im Jahre<br />
1952 – des ersten Seminars überhaupt, das vom Institut veranstaltet wurde – und hat viele Veranstaltungen<br />
und Publikationen des UIP mitgestaltet.<br />
Das folgende Zitat von Lengrand ist in die Geschichte des Konzepts des lebenslangen Lernens<br />
eingegangen:<br />
“Wenn der Mensch im Laufe seines ganzen Lebens fortfahren kann <strong>zu</strong> lernen, sich <strong>zu</strong> bilden<br />
und seine intellektuellen, emotionalen und moralischen Fähigkeiten <strong>zu</strong> entwickeln, seine<br />
Beziehungen <strong>zu</strong> anderen und <strong>zu</strong>r Gesellschaft <strong>zu</strong> verbessern, wenn Erwachsenenbildungsstrukturen<br />
sich in <strong>dem</strong> Maße ausbilden sollen, um ihn in diesem Prozess <strong>zu</strong> unterstützen,<br />
muss der pädagogische Gedanke und Prozess radikale Veränderungen durchlaufen.”<br />
(Perspectives in Lifelong Education, The UNESCO Chronicle, Band XV, Juli–August 1969).
Prof. Dr. Gottfried Hausmann<br />
1906–1994<br />
Gottfried Hausmann studierte an der Pädagogischen<br />
Aka<strong>dem</strong>ie in Frankfurt/Main und Gießen und war<br />
dort mit der so genannten Gruppe der Kölner Progressiven<br />
befreundet. Von 1929–40 arbeitete er als<br />
Lehrer in Hessen und als Dozent in Mainz. Nach<br />
Ende der Kriegsgefangenschaft war er als Landesschulrat,<br />
pädagogischer Assistent und Professor tätig.<br />
Von 1950–55 arbeitete er beim Hessischen Rundfunk,<br />
<strong>zu</strong>nächst als Leiter des Schulfunks, später als<br />
Hauptabteilungsleiter für Bildung und Erziehung.<br />
Die Jahre 1955–59 verbrachte er als Gastprofessor<br />
in Ankara. 1960 wurde er der erste Lehrstuhlinhaber<br />
und ordentlicher Professor für Vergleichende<br />
Erziehungswissenschaft an der Universität Hamburg.<br />
1974 wurde er in Hamburg emeriert, wirkte jedoch<br />
bis <strong>zu</strong> seinem Tod in in- und ausländischen Organisationen mit, so als Mitglied der deutschen<br />
UNESCO-Kommission und Berater des UNESCO-Instituts für Pädagogik, dessen Mitbegründer,<br />
Mentor und <strong>Weg</strong>gefährte er war.<br />
Gottfried Hausmann war ein fröhlicher Unruhestifter, ein Denker gegen den Strom, wie es in einem<br />
Nachruf auf ihn heißt. Die Lebensprinzipien dieses rastlosen und vielseitigen Pädagogen und Forschers<br />
sind auf seinem Grabstein festgehalten:<br />
inclinant, sed non necessitant – (sich strebend bemühen, aber ohne Zwang)<br />
Hausmanns Pädagogik war die der Fragen und nicht der Antworten. Das Intellektuelle im Menschen<br />
sollte geachtet und Kreativität – ob kulturelle, politische oder erzieherische – in ihrer zentralen<br />
Bedeutung gefördert werden. Ob die “Dramaturgie des Unterrichts” oder der von ihm verwendete<br />
Begriff der “Ahmung” (womit nicht nachahmendes, sondern mitempfindendes Tun gemeint<br />
war), seine Ansätze <strong>zu</strong>r Didaktik und Methodik sind sowohl psychologisch-pädagogischen als auch<br />
künstlerischen Ursprungs. Das betrifft auch seine Betrachtungen der Frage der Psychologie der<br />
Ganzheitlichkeit. Während die Psychologie für ihn die <strong>Auf</strong>gabe hatte, Kreativität frei<strong>zu</strong>setzen,<br />
nahm die Pädagogik die Funktion der Kreativitätsbildung ein. Gottfried Hausmann war ein<br />
lebendiges Bindeglied zwischen verschiedenen Traditionen und Kulturkreisen. Er strebte Veränderungen<br />
in der Gesellschaft durch Erziehung an. Die internationale Zusammenarbeit war ihm<br />
für die Erziehungswissenschaft verpflichtend. Nicht <strong>zu</strong>letzt deshalb verfolgte er seine – nicht verwirklichte<br />
– Idee, einen <strong>Welt</strong>atlas der Erziehung <strong>zu</strong> erstellen, um einen genauen Überblick über<br />
den gegenwärtigen Zustand und die Geschichte des Erziehungswesens auf der Erde <strong>zu</strong> ermöglichen.<br />
29
PORTRÄTS AUS DEN PIONIERZEITEN DES UIP<br />
30<br />
Paulo Freire<br />
1921–1997<br />
Paulo Freire wurde 1921 in Brasilien geboren, wo er Ende der 20er Jahre die Auswirkungen der<br />
<strong>Welt</strong>wirtschaftskrise erlebte. Trotz der prekären wirtschaftlichen Lage gelang es Freire, 1947 ein<br />
Jurastudium in Recife ab<strong>zu</strong>schließen. Durch seine Frau kam er mit Erziehungsfragen in Berührung<br />
und führte für den Sozialdienst des Arbeitgeberverbandes Alphabetisierungskurse für<br />
Fabrikarbeiter durch.<br />
Aus dieser Arbeit erwuchs später seine Erziehung als “Praxis der Freiheit” oder auch die “Pädagogik<br />
der Unterdrückten”, wobei er Alphabetisierung durch Visualisierung von Schrift praktizierte.<br />
Seine in Recife begonnenen Aktivitäten mündeten in die Bewegung der Volkserziehung.<br />
Regionale und nationale Projekte fanden nun auch politische Unterstüt<strong>zu</strong>ng, bevor 1964 der<br />
Staatsstreich die Methode Paulo Freire als subversiv einstufte und verbot. Freire exilierte nach<br />
Chile und in die USA, wurde 1968 Berater bei der UNESCO und trat 1969 in Harvard eine Gastprofessur<br />
an. Anfang der 70er Jahre wurde er Berater für Bildungsfragen in Entwicklungsländern<br />
beim Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf und half beim <strong>Auf</strong>bau des Bildungswesens in<br />
Guinea-Bissau mit. Nach s<strong>einer</strong> Rückkehr nach Brasilien im Jahre 1980 gründete er die oppositionelle<br />
Arbeiterpartei (PT) und war von 1988–91 Städtischer Sekretär für Erziehung und Bildung<br />
in São Paulo. Paulo Freire erhielt 1996 den Price for Peace Education der UNESCO. Am<br />
2. Mai 1997 starb er in São Paulo.<br />
Paulo Freires Pädagogik ist gerade deshalb von besonderem Wert, weil er sie in einem unmittelbaren<br />
Kontext mit <strong>dem</strong> Kampf gegen Unterdrückung und Elend, für Befreiung, Gerechtigkeit<br />
und Demokratie sah. Ihm ging es immer um das unterdrückte Individuum und dessen Selbstbefreiung<br />
als bewusst planender und handelnder Akteur seines Lebens.<br />
Bogdan Suchodolski<br />
1903–1992<br />
Bogdan Suchodolski wurde 1903 in Polen geboren. Er schloss 1925 das Philosophiestudium in<br />
Warschau ab, ging nach Paris und Berlin, wo er 1928 deutsche Geschichte bei Spranger und Soziologie<br />
bei Vierkandt studierte. 1932 wurde er freier Dozent und 1938 Professor der Pädagogik.<br />
Zwischen 1939 und 1943 wirkte Suchodolski während der deutschen Besat<strong>zu</strong>ng in Warschau<br />
als Dozent an der Untergrunduniversität und sympathisierte mit jenen Ideen, die den kulturellen<br />
Zusammenbruch des Westens voraussagten, wie etwa die des Pädagogen und Polygraphen<br />
Jan Amos Komensky, bekannter als Comenius (1592–1670).
Nach Kriegsende wurde Suchodolski Direktor des Instituts für Pädagogik in Warschau und Professor<br />
für Pädagogik an der dortigen Universität. Von 1974–81 war er Mitglied des Kuratoriums<br />
des UNESCO-Instituts für Pädagogik. Er starb 1992.<br />
Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums des UNESCO-Instituts für Pädagogik fand an der Universität<br />
Hamburg eine Diskussionsrunde mit Gottfried Hausmann, Paulo Freire und Bogdan<br />
Suchodolski statt.<br />
Es gibt keine <strong>Weg</strong>e ohne Fragen, denn einen <strong>Weg</strong> <strong>zu</strong> bauen bedeutet, danach <strong>zu</strong> fragen,<br />
wohin er führt. Als das Institut gegründet wurde, war ich schon 30 Jahre alt, aber wir alle<br />
sind noch jung, ohne Zweifel. Suchodolski, Hausmann und ich lassen die Neugier niemals<br />
in uns sterben, auch wenn wir 70 oder 80 Jahre alt sind.<br />
Paulo Freire<br />
Bogdan Suchodolski<br />
Paulo Freire<br />
31
MARIA MONTESSORI<br />
32<br />
“<strong>Auf</strong>grund dieser Rede wird Maria Montessori in diesem<br />
Haus unvergessen bleiben.”<br />
Johannes Novrup im Oktober 1952<br />
Ich habe mit viel <strong>Auf</strong>merksamkeit und<br />
Bewunderung den Diskussionen dieses<br />
Ausschusses beigewohnt. Ich habe mich<br />
gefreut, so viel guten Willen und Einklang<br />
unter Ihnen <strong>zu</strong> finden, und wenn<br />
ich noch einmal das Wort ergreife, so<br />
deshalb, weil ich gewiss bin, dass Sie<br />
mit ganzem Herzen bei <strong>dem</strong> von uns<br />
unternommenen Werke sind und wir<br />
alle das gleiche Ziel verfolgen, nämlich,<br />
so viel wie möglich dieser armen bestürzten<br />
und zerrissenen Menschheit <strong>zu</strong><br />
helfen.<br />
Sie sprachen von der Freiheit in der<br />
Erziehung: Gestatten Sie mir, dass ich<br />
Sie daran erinnere, dass ich sie einführte.<br />
Sie sprachen von der Bewegung: Ich<br />
war eine der Ersten, die diese Bewegung<br />
in die Schule einbezog. Sie sprachen<br />
vom internationalen Charakter<br />
der Erziehung: Erlauben Sie mir, <strong>zu</strong><br />
bemerken, dass ich auf diesem Gebiete<br />
<strong>zu</strong> einem Zeitpunkt tätig war, als viele<br />
von den Anwesenden noch Kinder<br />
waren. Ich sage dies nicht, um etwa<br />
meine Verdienste heraus<strong>zu</strong>stellen, denn<br />
ich glaube nicht, dass jemand von uns<br />
hier ist, um sich selber <strong>zu</strong> verherrlichen.<br />
Ich stelle dies fest, um Ihnen <strong>zu</strong> sagen,<br />
dass ich Ihre lobenswerten Bemühungen,<br />
die Sie in den letzten beiden Tagen<br />
so klar <strong>zu</strong>m Ausdruck gebracht haben,<br />
erkenne. Wenn ich das Wort ergreife, so<br />
deshalb, weil ich Ihnen die wenigen<br />
Ratschläge geben möchte, die in Anbetracht<br />
meines Alters und m<strong>einer</strong> Erfahrungen<br />
Ihre Bemühungen unterstützen<br />
können. Hier sind sie: Ich bitte Sie
inständig, nicht die Fehler <strong>zu</strong> wiederholen, die<br />
seit Beginn dieses Jahrhunderts von Leuten<br />
gemacht wurden, die den gleichen guten Willen<br />
hatten wie Sie, die mit der gleichen Einstimmigkeit<br />
<strong>zu</strong> ihren Entschlüssen gelangten wie<br />
Sie in diesen Sit<strong>zu</strong>ngen.<br />
Ich nahm an denselben Bemühungen teil, um die<br />
pädagogischen und sozialen Probleme <strong>zu</strong> lösen,<br />
denselben Bemühungen im Hinblick auf eine<br />
allgemeine Verständigung vor 1914 und nach<br />
1918. Ich teilte den Enthusiasmus und die Fieberhaftigkeit,<br />
diese Probleme während der<br />
Jahre 1920 und 1930 <strong>einer</strong> Lösung näher<strong>zu</strong>bringen.<br />
Sie kennen die Enttäuschungen. Es ist<br />
nicht allein guter Wille, der uns weiterhelfen<br />
wird. Es liegt nicht an der Verständigung und<br />
nicht an den Problemen. M<strong>einer</strong> Ansicht nach<br />
kann nur ein Mittel die kommenden Generationen<br />
vor <strong>dem</strong> Elend bewahren, das auf uns lastet:<br />
vergessen wir die Probleme, und konzentrieren<br />
wir uns auf den Menschen.<br />
Denken Sie daran, dass der Mensch nicht mit<br />
20, nicht mit 10 und auch nicht mit 6 Jahren<br />
beginnt, sondern bei s<strong>einer</strong> Geburt. In Ihren<br />
Bemühungen um eine Lösung der Probleme<br />
vergessen Sie nicht, dass Kindheit und Jugend<br />
ein Riesenvolk bilden, ein Volk ohne Recht,<br />
das überall an Schulbänken gekreuzigt wird,<br />
das fast überall – obwohl man von Demokratie,<br />
Freiheit, Menschenrechten spricht, Sklave<br />
der Schulordnung, der intellektuellen Regeln<br />
ist, die wir ihm auferlegen. Wir bestimmen die<br />
Regeln, die es lernen muss, wie es sie lernen soll<br />
und in welchem Alter. Das Volk der Kinder ist<br />
das einzige Volk ohne Rechte. Das Kind ist der<br />
vernachlässigte Bürger. Denken Sie daran und<br />
fürchten Sie die Rache dieses Volkes. Denn es<br />
ist seine Seele, die wir ersticken. Es sind die<br />
REDE VOR DEM KURATORIUM 1951<br />
lebendigen Kräfte des Geistes, die wir unterdrücken,<br />
Kräfte, die nicht vernichtet werden<br />
können, ohne gleichzeitig das Individuum <strong>zu</strong><br />
töten, Kräfte, die entweder in Richtung auf<br />
Gewalt oder Zerstörung <strong>zu</strong>, oder aber in das<br />
Gebiet der Krankheit abgleiten, wie es Dr. Stern<br />
so gut beleuchtet hat.<br />
Wenn das Institut eine Existenzberechtigung hat,<br />
dann nur, in<strong>dem</strong> es der Erziehung einen neuen<br />
<strong>Weg</strong> bahnt, nämlich den der Erziehung im Sinne<br />
<strong>einer</strong> Unterstüt<strong>zu</strong>ng des menschlichen Seelenlebens.<br />
Es sollte eine Wissenschaft vom Menschen<br />
schaffen, ebenso wie die Atomwissenschaft<br />
<strong>zu</strong>stande kam. Die Physik beschäftigte<br />
sich ausschließlich mit Problemen der Materie<br />
bis <strong>zu</strong> <strong>dem</strong> Tage, als sie entdeckte, dass unsichtbare<br />
Energie jede Materie formt. Diese<br />
Energie ist so erschreckend, dass die Menschheit<br />
heut<strong>zu</strong>tage unter einem Alpdruck lebt. Doch<br />
jene andere Energie, jene seelische Kraft, die in<br />
je<strong>dem</strong> Neugeborenen schlummert und alle Völker<br />
formt, diese fürchtet die Menschheit nicht.<br />
Und doch verwandelt diese außer Acht gelassene<br />
und ungenutzte Energie jede menschliche<br />
Entdeckung in eine Gefahr anstatt eine Hilfe.<br />
Ich bin glücklich, dass wir während unserer<br />
Auseinanderset<strong>zu</strong>ngen <strong>zu</strong> <strong>dem</strong> Entschluss<br />
kamen, bescheiden und an der Basis beginnend<br />
<strong>zu</strong> arbeiten. Doch lassen Sie mich sagen, dass<br />
diese Basis nicht bei der Grundschule anfängt,<br />
und gestatten Sie ebenfalls die Bemerkung, dass<br />
die Schule kein Äquivalent für Erziehung ist.<br />
Die Weisheit der Menschheit ist uralt, und<br />
dabei gab es noch nicht <strong>zu</strong> allen Zeiten Schulen.<br />
Obwohl sich die Anwendung m<strong>einer</strong> pädagogischen<br />
Erfahrungen bis <strong>zu</strong>r Universität erstreckt,<br />
obwohl wahrscheinlich nur wenige die<br />
33
MARIA MONTESSORI<br />
34<br />
seelische Entwicklung des Menschen in allen<br />
ihren Entwicklungsstadien studiert haben wie<br />
ich; obwohl ich also die Bedeutung der Grundund<br />
Mittelschule sowie der Universität kenne,<br />
wiederhole ich noch einmal, dass wir nicht die<br />
Schule als Hauptziel dieses Instituts betrachten<br />
sollen, sondern den Menschen, den ganzen<br />
Menschen, und dieser Mensch beginnt bei der<br />
Geburt.<br />
Kein internationales Institut beschäftigt sich<br />
mit <strong>dem</strong> Vorschulalter. Unser Institut wird dies<br />
unternehmen, und ich bin gewiss, dass die ganze<br />
<strong>Welt</strong> Nutzen daraus ziehen wird. Sollten wir<br />
uns aber nur mit den Schulen und den Schulkindern<br />
beschäftigen, so würden wir vielleicht<br />
Gleichgültigkeit und Langeweile begegnen.<br />
Konzentrieren wir uns auf dieses vernachlässigte<br />
Alter, auf die Kinder im Vorschulalter, und<br />
wir werden den tausendjährigen Markstein<br />
aufstellen, der einen neuen <strong>Weg</strong> der Gerechtigkeit<br />
und des Heils in den internationalen<br />
Bestrebungen weist.<br />
Gleichzeitig werden Sie, sofern meine Erfahrungen<br />
begründet sind, eine Fundgrube eröffnen,<br />
deren Reichtum die <strong>Welt</strong> in Erstaunen<br />
setzen wird und in der die Menschheit und Sie<br />
selber eine unvermutete Belohnung erhalten<br />
werden.<br />
Mein Vorschlag verlangt vielleicht Mut, und<br />
ich biete ihn deshalb Ihrem Mut an, Ihrem Erzieherideal,<br />
Ihrem Opfergeist, der sich <strong>dem</strong><br />
Wohle der Menschheit verschrieben hat. Ich<br />
biete ihn dar in Form <strong>einer</strong> persönlichen Resolution.<br />
Wird sie angenommen, so hoffe ich,<br />
dass das ganze Kuratorium <strong>dem</strong> Direktor bei<br />
der schwierigen <strong>Auf</strong>gabe ihrer Verwirklichung<br />
helfen wird: “Das Kuratorium beschliesst, dass<br />
der Ausschuss alle Möglichkeiten in Betracht<br />
ziehen muss, um <strong>zu</strong>mindest in der Anfangsperiode<br />
die Arbeit des Instituts auf <strong>dem</strong> Gebiet des<br />
vorschulpflichtigen Kindes <strong>zu</strong> konzentrieren.<br />
Zu diesem Zweck werden der Ausschuss und<br />
der Direktor alle Mittel untersuchen, durch<br />
welche Erzieher, Psychologen, Psychiater, Erwachsenenbildner,<br />
Kultusministerien und Eltern<br />
herangezogen werden können, um gemeinsam<br />
auf diesem Gebiete <strong>zu</strong> wirken. Der Ausschuss<br />
und der Direktor sollen kürzere Tagungen<br />
veranstalten sowie Fachleute befragen, um<br />
die Ausarbeitung eines genaueren Programms<br />
<strong>zu</strong> erreichen, das sie <strong>dem</strong> Kuratorium bei s<strong>einer</strong><br />
nächsten Tagung vorlegen werden.”<br />
Diese Rede hielt Maria Montessori auf der<br />
ersten Kuratoriumssit<strong>zu</strong>ng des UNESCO-Instituts<br />
für Pädagogik am 19. Juni 1951 in Wiesbaden.<br />
Es ist auf ihren Einfluss <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen, dass<br />
das zweite internationale Seminar (Januar<br />
1953) des neugegründeten Instituts sich <strong>dem</strong><br />
Thema des Kindes im Vorschulalter widmete.<br />
An dieser Tagung konnte sie nicht mehr teilnehmen,<br />
da sie am 7. Mai 1952, knapp ein<br />
Jahr nach dieser Ansprache, starb.
VOM NACHKRIEGS-EXPERIMENT ZUR<br />
INSTITUTION:<br />
In den 50 Jahren seines Bestehens hat das<br />
UNESCO-Institut für Pädagogik seine Perspektiven<br />
und Verbindungen kontinuierlich<br />
ausgeweitet<br />
Nur wenige Jahre nach <strong>dem</strong> Ende des Zweiten<br />
<strong>Welt</strong>kriegs gegründet, nahm das UNESCO-<br />
Institut für Pädagogik (UIP) seine Arbeit mit<br />
<strong>dem</strong> Anspruch auf, durch internationale Verständigung<br />
die Beziehungen der Menschen und<br />
Nationen untereinander <strong>zu</strong> verbessern, wobei<br />
der geographische Horizont <strong>zu</strong>nächst weitgehend<br />
auf Deutschland und Europa beschränkt<br />
blieb. Im Zuge der sechziger Jahre kann man<br />
eine fortwährende Internationalisierung des<br />
Instituts erkennen. Inhaltlich wandte sich das<br />
UNESCO-Institut für Pädagogik immer mehr<br />
der Bildungsforschung <strong>zu</strong>: Beide Aspekte schlugen<br />
sich 1965 auch in s<strong>einer</strong> Sat<strong>zu</strong>ng nieder. In<br />
den darauf folgenden Jahren hat das Institut seine<br />
Perspektiven auf alle <strong>Welt</strong>regionen ausgeweitet.<br />
Die Aktivitäten für das Gastland<br />
Deutschland rückten immer mehr in den Hintergrund<br />
und wurden in den siebziger Jahren ganz<br />
eingestellt. Zugleich orientierte sich das UIP<br />
<strong>zu</strong>nehmend an den Prioritäten der UNESCO,<br />
die das Institut in den siebziger Jahren mit der<br />
Förderung des lebenslangen Lernens beauftragte.<br />
Die Bildungsarbeit des UIP in den vergangenen<br />
50 Jahren wird im folgenden Kapitel<br />
dargestellt.<br />
1952–65: Erziehung <strong>zu</strong>r internationalen<br />
Verständigung<br />
In den ersten Jahren beschäftigte sich das UIP<br />
mit <strong>einer</strong> Vielzahl von Themen, die nach <strong>dem</strong><br />
Zweiten <strong>Welt</strong>krieg für eine gesellschaftliche<br />
Erneuerung für wichtig erachtet wurden. Es<br />
war aufregend, über Themen diskutieren <strong>zu</strong><br />
50 JAHRE BILDUNGSARBEIT<br />
können, für die es viele Jahre kein Forum gegeben<br />
hatte. Noch da<strong>zu</strong> in einem internationalen<br />
Kontext, was für alle Mitarbeiter und Besucher<br />
des Instituts eine neue Erfahrung war. Der erste<br />
Vorsitzende des Kuratoriums, der Däne Johannes<br />
Novrup, sprach in s<strong>einer</strong> Begrüßungsrede<br />
anlässlich des ersten internationalen Seminars<br />
des UIP <strong>zu</strong>m Thema Die Erwachsenenbildung<br />
als Mittel <strong>zu</strong>r Entwicklung und Stärkung des<br />
sozialen und politischen Verantwortungsbewusstseins<br />
im September 1952 von einem<br />
“feierlichen Moment” angesichts des “neuen<br />
Experiments”, das das UIP darstellte. Die Etablierung<br />
von Institutionen von supranationalem<br />
Charakter sei eine wichtige Vorausset<strong>zu</strong>ng<br />
für das Zusammenwachsen der Völker Europas<br />
und der <strong>Welt</strong>. Menschen aus allen Ländern<br />
Europas, teilweise auch aus anderen Kontinenten,<br />
kamen <strong>zu</strong> den Tagungen des Instituts,<br />
und viele von ihnen reisten so kurz nach<br />
<strong>dem</strong> Krieg mit gemischten Gefühlen nach<br />
Deutschland ein. Der Austausch mit internationalen<br />
Kollegen an einem internationalen<br />
Institut hat für viele <strong>zu</strong> einem freundlicheren<br />
Deutschlandbild beigetragen.<br />
Das Thema Erwachsenenbildung war zwar nicht<br />
neu, wurde aber doch als Mittel <strong>zu</strong>r sozialen<br />
und politischen Bewusstseinsbildung nach <strong>dem</strong><br />
Zweiten <strong>Welt</strong>krieg neu entdeckt. Für Johannes<br />
Novrup bot das Seminar über Erwachsenenbildung<br />
die Möglichkeit, Probleme <strong>zu</strong> diskutieren,<br />
“die unsere eigene erwachsene <strong>Welt</strong> in all ihrer<br />
Komplexität, mit ihren ungelösten, brennenden<br />
und oft tragischen Problemen” betrafen.<br />
Auch das zweite Seminar, das 1953 im UIP<br />
abgehalten wurde, widmete sich einem bisher<br />
vernachlässigten Thema, das auf den Einfluss<br />
Maria Montessoris <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen war: Der<br />
Persönlichkeit des Kindes im Kleinkindalter.<br />
Man erkennt an der Spannbreite dieser<br />
35
50 JAHRE BILDUNGSARBEIT<br />
Themen den Anspruch, thematisch den Menschen<br />
in s<strong>einer</strong> gesamten Entwicklung <strong>zu</strong> berücksichtigen.<br />
Zweite Tagung des Instituts <strong>zu</strong>m Thema “Die Persönlichkeit des Kindes<br />
im Kleinkindalter”, 5. – 10. Januar 1953<br />
36<br />
Trotz der Vielzahl von Themen, mit denen sich<br />
das UIP beschäftigte, gab es in den frühen Jahren<br />
durchaus einen inhaltlichen roten Faden:<br />
Das Institut sah seine Hauptaufgabe darin –<br />
wie in s<strong>einer</strong> Sat<strong>zu</strong>ng niedergelegt –, den internationalen<br />
Austausch zwischen Pädagogen <strong>zu</strong><br />
fördern. Zwischen 1955 und 1966 organisierte<br />
das UIP gemeinsam mit nationalen UNESCO-<br />
Kommissionen regelmäßig Sommeruniversitäten<br />
und Seminare <strong>zu</strong>m Thema Erziehung<br />
<strong>zu</strong>r internationalen Verständigung, die der Förderung<br />
der internationalen Zusammenarbeit<br />
in der Schulpraxis dienten. Dem ersten Seminar<br />
in Sèvres, Frankreich, folgten weitere in<br />
Deutschland, Italien, Norwegen, Österreich,<br />
der Türkei, Schweden, der (damaligen) Tschechoslowakei,<br />
Belgien, der Schweiz, Ungarn<br />
und England. Teilnehmer aus 50 Ländern aus<br />
allen Regionen der Erde nahmen an den insgesamt<br />
12 Seminaren teil.<br />
Einer der Höhepunkte der frühen Jahre des UIP<br />
war das Erscheinen der ersten Ausgabe der<br />
Internationalen Zeitschrift für Erziehungswissenschaft<br />
im Jahre 1955. Die weltweit älteste<br />
Zeitschrift über vergleichende Bildungstheorie<br />
und Bildungspraxis war bereits 1931 von Prof.<br />
Friedrich Schneider gegründet worden; 1935<br />
bemächtigten sich die Nationalsozialisten der<br />
Publikation, die aber 1944 vom ursprünglichen<br />
Herausgeber wieder übernommen wurde. 1955<br />
wurde die Zeitschrift vom UNESCO-Institut<br />
für Pädagogik neu gegründet. Walther Merck,<br />
erster Direktor des UIP, war eine treibende<br />
Kraft dieser Neugründung. Der Redaktionsbeirat<br />
der Zeitschrift setzte sich aus führenden<br />
europäischen Bildungsexperten <strong>zu</strong>sammen.<br />
In den ersten Jahren versuchte das Institut, seinen<br />
Platz innerhalb der UNESCO-Struktur <strong>zu</strong><br />
finden, was Gegenstand vieler Debatten war.<br />
Einerseits wurde großen Wert auf die Unabhängigkeit<br />
des UIP von der UNESCO gelegt,<br />
Erstes Sommerseminar <strong>zu</strong>m Thema “Erziehung <strong>zu</strong>r internationalen<br />
Verständigung” in Sèvres, Frankreich, im Juli 1955
Seminar “Failure in School”, 27. Mai – 2. Juni 1956<br />
gleichzeitig aber auch eine bessere Abstimmung<br />
mit der Arbeit der UNESCO gefordert. Da die<br />
UNESCO sich mit Schulerziehung beschäftigte,<br />
nahm sich auch das UIP dieses Themas an.<br />
Seminare über Lehrerausbildung und -fortbildung,<br />
psychologische Schuldienste, Elternerziehung,<br />
Versagen in der Schule und Schulreform<br />
wurden in das Programm aufgenommen.<br />
1957–61: Die ersten internationalen<br />
Studien<br />
Zwischen 1957 und 1959 wurde gemeinsam<br />
mit den beiden anderen UNESCO-Instituten<br />
für Jugend und Sozialwissenschaften, die in<br />
Gauting bei München bzw. in Köln angesiedelt<br />
worden waren, eine vergleichende internationale<br />
Studie <strong>zu</strong>m Thema Freizeitgestaltung<br />
durchgeführt. Ziel der Studie war heraus<strong>zu</strong>finden,<br />
inwiefern Freizeit in sich wandelnden<br />
industriellen Gesellschaften <strong>zu</strong>r Verbesserung<br />
der Lebensumstände beitragen kann. Von<br />
1959–61 führte das Institut die Pilotstudie des<br />
Internationalen Projekts für Leistungsmessung<br />
(International Evaluation of Educational<br />
Achievement – I.E.A.) durch, das von der U.S.-<br />
Regierung gefördert wurde. An der Studie – die<br />
vergleichbar mit der aktuellen PISA-Studie ist<br />
– beteiligten sich 12 europäische Länder,<br />
darunter Polen und das damalige Jugoslawien.<br />
Untersucht wurden die Leistungen 13-jähriger<br />
Schüler in Mathematik, Wissenschaft, Geographie,<br />
Leseverständnis sowie ihre non verbalen<br />
Fähigkeiten. Nach Abschluss dieses Pilotprojekts,<br />
dessen Ergebnisse 1962 unter <strong>dem</strong><br />
Titel Educational Achievement of Thirteen-<br />
Year-Olds veröffentlicht wurden, wurden länderübergreifende<br />
Studien <strong>zu</strong> einzelnen Fächern<br />
in Angriff genommen. Das Projekt wurde später<br />
eigenständig und existiert immer noch.<br />
1964–72: Krisen und Neufindung<br />
1964/65 waren einschneidende Jahre in der<br />
Geschichte des UIP. Die Gründungsfinanzierung<br />
seitens der UNESCO lief aus, was <strong>dem</strong><br />
Institut seine finanzielle Grundlage entzog. Das<br />
Jahr 1965 war das Jahr des Übergangs, in jeder<br />
Beziehung. Der Direktor Saul Robinsohn verließ<br />
das UIP am 31. Mai 1964, um einem Ruf<br />
als Direktor an das Max-Planck-Institut für<br />
internationale Bildungsforschung <strong>zu</strong> folgen.<br />
Der neue Direktor, der Schwede Gustaf Ögren,<br />
trat seine Stellung am 1. August an, in <strong>einer</strong><br />
Zeit, als das Institut nur sehr eingeschränkt<br />
arbeiten konnte.<br />
37
50 JAHRE BILDUNGSARBEIT<br />
Die Verhandlungen des Generaldirektors der<br />
UNESCO mit der Bundesregierung über das<br />
Weiterbestehen des Instituts führten <strong>zu</strong> einem<br />
positiven Ergebnis: Das Auswärtige Amt ver-<br />
Links: Gustaf Ögren, Direktor des UIP von 1964 – 1967<br />
Rechts: Saul B. Robinsohn, Direktor des UIP von 1959 – 1964<br />
38<br />
pflichtete sich, ab <strong>dem</strong> 31. Dezember 1965 90%<br />
des Institutsbudgets für die folgenden 10 Jahre<br />
<strong>zu</strong> übernehmen. Der Beitrag der UNESCO würde<br />
sich weitgehend auf das Gehalt des Direktors<br />
bzw. 10% des Budgets beschränken. Vorausset<strong>zu</strong>ng<br />
für diese neue Regelung war eine Änderung<br />
der Sat<strong>zu</strong>ng, die das UIP endgültig <strong>zu</strong> <strong>einer</strong><br />
internationalen Einrichtung machte. Das Kuratorium<br />
sollte fortan aus 11 Mitgliedern unterschiedlicher<br />
Nationalität bestehen, von denen<br />
nur ein Mitglied deutsch sein sollte (bisher hatte<br />
es 7 nichtdeutsche und 6 deutsche Mitglieder).<br />
Der Direktor erhielt den Status eines Mitglieds<br />
des UNESCO-Sekretariats.<br />
Die existentielle Krise veranlasste das Institut<br />
da<strong>zu</strong>, sein <strong>Auf</strong>gabengebiet neu <strong>zu</strong> definieren.<br />
Das Kuratorium, das bis dahin stark europäisch<br />
geprägt war, erfuhr durch die <strong>Auf</strong>nahme<br />
von Vertretern aus aller <strong>Welt</strong> eine Erweiterung<br />
s<strong>einer</strong> Perspektiven auf die Entwicklungslän-<br />
der. Bereits 1963 war Bildung in Entwicklungsländern<br />
erstmals Thema eines Expertenseminars<br />
(The Role of the Community School<br />
in Community Development) gewesen. Zukünftiges<br />
Arbeitsgebiet sollte die vergleichende<br />
Bildungsforschung auf internationaler Basis<br />
sein. Auch diese Neuorientierungen wurden in<br />
der Sat<strong>zu</strong>ng niedergelegt. Die Notwendigkeit<br />
der Bildung von internationalen Netzwerken<br />
wurde betont, die das UIP in den folgenden<br />
Jahren und Jahrzehnten mit großem Erfolg<br />
betrieben hat. Als kontinuierliches Merkmal<br />
wurde wieder die Zusammenarbeit mit den<br />
Pädagogen des Gastlandes in die Sat<strong>zu</strong>ng aufgenommen.<br />
Einer der Gründe, warum der Bundesregierung<br />
am Überleben des UIP gelegen war, lag wohl<br />
in s<strong>einer</strong> Rolle als Vermittler im Ost-West-Dialog.<br />
<strong>Auf</strong> der Kuratoriumssit<strong>zu</strong>ng 1964 erklärte<br />
ein Vertreter der Kultusministerkonferenz: “Die<br />
Kultusminister der Länder wünschen, dass das<br />
einzige Institut in Deutschland, das Ost-West-<br />
Kontakte pflegen kann, erhalten bleibt.” Von<br />
Anfang an hatte sich das UNESCO-Institut für<br />
Pädagogik um Kontakte <strong>zu</strong> osteuropäischen<br />
Ländern bemüht. Die Versuche, Experten aus<br />
der UdSSR, Polen und der Tschechoslowakei<br />
<strong>zu</strong> den Tagungen ein<strong>zu</strong>laden, blieben <strong>zu</strong>nächst<br />
aufgrund der schwierigen Einreiseformalitäten<br />
erfolglos. Am Seminar Failure in School 1956<br />
nahm erstmalig ein Teilnehmer aus der Sowjetunion<br />
teil. Von 1959–97 waren kontinuierlich<br />
Vertreter der Sowjetunion, bzw. Russlands im<br />
Kuratorium vertreten, angefangen mit A. N.<br />
Leontiev bis <strong>zu</strong>m Jahre 1964, <strong>zu</strong>letzt gefolgt<br />
von Viktor Onushkin bis 1997. Vom 21. bis<br />
24. November 1966 fand ein Seminar der Reihe<br />
Internationale Verständigung über Erziehung<br />
in Osteuropa statt. In <strong>dem</strong> Arbeitspapier<br />
<strong>zu</strong>r Planung dieses Seminars ist <strong>zu</strong> lesen:
“Die Beschäftigung mit Osteuropa ist unverzichtbar<br />
für die Entwicklung eines gesunden<br />
politischen Bewusstseins sowohl in Deutschland<br />
als auch in anderen Ländern.”<br />
Der neue Schwerpunkt Bildungsforschung<br />
schlug sich nieder in der <strong>Auf</strong>nahme der<br />
SOLEP-Seminare (European Seminars on<br />
Learning and the Educational Process) im Jahre<br />
1968. Das erste dieser Seminare, die der<br />
Schulung von Bildungsforschern dienten, fand<br />
in Kooperation mit England, Schweden und<br />
den USA im Sommer 1968 in Schweden statt<br />
und dauerte vier Wochen. 35 Experten aus<br />
Europa und Nordamerika nahmen daran teil.<br />
1970 gab es ein weiteres Seminar für frankophone<br />
Teilnehmer in Frankreich, 1971 ein<br />
Seminar für die europäische Region mit Forschern<br />
aus acht Ländern Ost- und Westeuropas.<br />
1972 fand ein Seminar in Thailand für die<br />
asiatischen Länder statt. Es war das zweite<br />
Seminar überhaupt, das vom UIP außerhalb<br />
der Grenzen Europas durchgeführt wurde.<br />
Damit einher gingen die Seminare für Direktoren<br />
von Bildungsinstitutionen, die ein weiteres<br />
Kontinuum der Arbeit des UIP darstellten:<br />
1969 das erste in Hamburg, 1972 das zweite<br />
in Budapest. Dann im April 1976 ein Höhepunkt<br />
mit der Gesamteuropäischen Konferenz<br />
für Direktoren pädagogischer Forschungsinstitute<br />
(All-European Conference for Directors of<br />
Educational Research Institutions) mit Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />
des Europarats und der Stiftung Volkswagenwerk.<br />
Bei der Konferenz, die in Hamburg<br />
stattfand, fand ein Meinungs- und Erfahrungsaustausch<br />
zwischen 70 Teilnehmern aus 30<br />
europäischen Ländern statt. In der Presseerklärung<br />
hieß es: “Zum ersten Mal wird damit<br />
auch west- wie osteuropäischen Forschungsinstituten<br />
die Möglichkeit gegeben, die Kommu-<br />
nikation und internationale Kooperation zwischen<br />
den beteiligten Institutionen <strong>zu</strong> verbessern<br />
und fort<strong>zu</strong>führen.” Bis <strong>zu</strong>m Jahre 1988<br />
wurden diese gesamteuropäischen Konferenzen<br />
<strong>zu</strong>sammen mit <strong>dem</strong> Europarat fortgesetzt.<br />
1970 erlebte das UIP eine weitere Krise, als die<br />
beiden anderen Bildungsinstitute der UNESCO,<br />
das 1963 gegründete International Institute for<br />
Educational Planning (IIEP) in Paris und vor<br />
allem das International Bureau of Education<br />
(IBE) in Genf, als Folge der Angliederung des<br />
IBE an die UNESCO seine <strong>Auf</strong>gaben klar definierten.<br />
Dem IIEP wurde der Schwerpunkt<br />
Ausbildung und Forschung auf <strong>dem</strong> Gebiet der<br />
Bildungsplanung und -verwaltung übertragen.<br />
Das IBE wurde von der UNESCO mit vergleichender<br />
Bildungsforschung beauftragt, einem<br />
Gebiet, für das sich auch das UIP <strong>zu</strong>ständig<br />
fühlte. Der Vertreter des Generaldirektors bot<br />
schließlich eine Lösung an: Die Zielgruppe des<br />
39
50 JAHRE BILDUNGSARBEIT<br />
40<br />
IBE bestehe aus Verantwortlichen öffentlicher<br />
Bildungsinstitutionen, die Arbeit des UIP hingegen<br />
betreffe die Bildungsforscher. Die Arbeit<br />
beider Institute sollte sich ergänzen und nicht<br />
überschneiden. Es wurde festgelegt, dass <strong>zu</strong>künftig<br />
bei jeder Kuratoriumssit<strong>zu</strong>ng <strong>einer</strong> der<br />
drei Institutionen jeweils ein Vertreter der beiden<br />
anderen teilnehmen sollte.<br />
1972–79: Lebenslanges Lernen<br />
Die Kuratoriumssit<strong>zu</strong>ng des UIP<br />
1972 war richtungsweisend. Allen<br />
Anwesenden schien bewusst <strong>zu</strong><br />
sein, dass das Institut seine Identität<br />
finden und sein Programm<br />
straffen musste, wenn es überleben<br />
wollte. Die erneute Forderung<br />
nach stärkerer Ausrichtung<br />
seines Programms an den Prioritäten<br />
der UNESCO führte da<strong>zu</strong>,<br />
dass Permanent Education als <strong>zu</strong>künftiges<br />
Arbeitsgebiet festgelegt<br />
wurde, <strong>zu</strong>nächst mit <strong>dem</strong> Schwerpunkt<br />
Curriculumforschung (was<br />
bis ca. 1975 so blieb).<br />
Die neue Orientierung bestätigte sich in der<br />
Entscheidung, in Zukunft keine Projekte mehr<br />
durch<strong>zu</strong>führen, die ausschließlich auf Deutschland<br />
beschränkt waren (1969 hatte es noch ein<br />
Seminar über eine Universitätsreform in<br />
Deutschland gegeben).<br />
Bereits 1961 hatte die Generalkonferenz der<br />
UNESCO beschlossen, Bildung <strong>zu</strong> ihrem Hauptanliegen<br />
<strong>zu</strong> machen. Nach Erscheinen des<br />
Berichts der Faure-Kommission Learning to<br />
be 1972 verabschiedete die Generalkonferenz<br />
ein 6-Jahres-Programm auf der Basis der Erkenntnisse<br />
der Faure-Kommission. Mitgliedstaaten<br />
sollten ermutigt werden, ihre Bildungs-<br />
systeme <strong>zu</strong> erneuern. Die UNESCO sah die<br />
Rolle des UIP darin, sie bei <strong>dem</strong> Erreichen dieser<br />
Ziele <strong>zu</strong> unterstützen. Das Lebenslange<br />
Lernen wurde der Schwerpunkt der Arbeit des<br />
Instituts, was bis heute so geblieben ist. Der<br />
neue Direktor Dino Carelli trat im Juli 1973<br />
sein Amt an und konnte mit der Realisierung<br />
dieses Programms beginnen. 1972 begann eine<br />
einjährige Studie mit <strong>dem</strong> Ziel, die Implikationen<br />
des Konzepts des Lebenslangen Lernens<br />
Asiatisches Seminar über Nachalphabetisierung, Neu-Delhi, Oktober 1983<br />
auf die Schulcurricula <strong>zu</strong> untersuchen. Von<br />
1973–76 wurde das Projekt Teacher Preparation<br />
in Accordance with the Principles of Lifelong<br />
Education durchgeführt, an <strong>dem</strong> Australien,<br />
Ungarn, Deutschland, Indien und Singapur<br />
teilnahmen. 1976 begannen Fallstudien<br />
nationaler Reformen im Sinne des lebenslangen<br />
Lernens in Peru und Spanien. Ebenso führte<br />
Carelli Projektstudien über alternative Bildungspraktiken<br />
durch, die die Idee des lebenslangen<br />
Lernens in die Tat umsetzten, wie <strong>zu</strong>m<br />
Beispiel der Sender Radio Santa Maria für die<br />
ländliche Bevölkerung in der Dominikanischen<br />
Republik oder alternative Bildungssysteme in<br />
sechs westafrikanischen Ländern.
Hubert Braun, Vorsitzender des Kuratoriums von 1981–91, und<br />
Bogdan Suchodolski, Mitglied des Kuratoriums von 1974–81<br />
1980–90: Internationale Netzwerke<br />
werden ausgebaut<br />
Ravindra Dave, der im Oktober 1979 sein Amt<br />
als Direktor antrat, bemühte sich um eine engere<br />
Verknüpfung von Forschung und Ausbildung.<br />
Gleichzeitig wollte er ein Netzwerk aus<br />
Experten und Institutionen ausbauen, um die<br />
Arbeit des Instituts so effektiv wie möglich vielen<br />
Menschen <strong>zu</strong>gänglich <strong>zu</strong> machen.<br />
Ende 1980 begann eine Studie <strong>zu</strong>r Entwicklung<br />
von Lernstrategien im Zusammenhang mit<br />
Nachalphabetisierung und Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
für Neualphabeten in Entwicklungsländern.<br />
Dieses Projekt vereinte die beiden<br />
Arbeitsschwerpunkte des Instituts, die Förderung<br />
von Bildung in Entwicklungsländern und<br />
des Lernens als lebenslanger Prozess. Das Projekt,<br />
an <strong>dem</strong> Bangladesh, Brasilien, Burma,<br />
Kuba, Indien, Mali, Nigeria, Tansania, Vene<strong>zu</strong>ela<br />
und – als einziges Industrieland – Großbritannien<br />
teilnahmen, stieß international auf<br />
großes Interesse und bildete den Anfang der<br />
Aktivitäten und regionalen Seminare <strong>zu</strong> diesem<br />
Thema, die das UIP zwischen 1981 und<br />
1986 in Hamburg, Caracas, Neu-Delhi und<br />
Nairobi durchführte. Diese forschungsorientierten<br />
Trainingsseminare richteten sich an<br />
Praktiker, die in ihren Ländern für die Entwicklung<br />
und Durchführung von Alphabetisierungs-,<br />
Nachalphabetisierungs- und Weiterbildungsprogrammen<br />
verantwortlich waren. Mehr<br />
als 250 Experten aus 89 Ländern nahmen an<br />
diesen Seminaren teil; Management- und Informationssysteme<br />
konnten in 30 Ländern aufgebaut<br />
werden. Seit 1987 wurden jährliche interregionale<br />
Seminare in Hamburg abgehalten.<br />
Die Kontakte, die in dieser Zeit entstanden,<br />
wurden im Literacy Exchange Network gebündelt.<br />
Im Dokumentationszentrum des Instituts<br />
konnte eine einzigartige Sammlung von<br />
über 7000 Beispielen von Lehr- und Lernmaterialien<br />
aus den Bereichen Alphabetisierung und<br />
außerschulische Bildung aus über 120 Ländern<br />
in 160 Sprachen aufgebaut werden.<br />
Ein Meilenstein in der Geschichte der Bildungsarbeit<br />
der UNESCO war 1990 die <strong>Welt</strong>bildungskonferenz<br />
in Jomtien, Thailand. Das<br />
UIP wurde mit <strong>einer</strong> Reihe von Folgeaktivitäten<br />
<strong>zu</strong>r Umset<strong>zu</strong>ng der dort erhobenen Forde-<br />
46. Sit<strong>zu</strong>ng des Kuratoriums, April 1994 · Von links nach rechts: Peter<br />
Fischer-Appelt (Vorsitzender des Kuratoriums), Colin Power (Vertreter<br />
des Generaldirektors der UNESCO), Wolf Rissom (UNESCO)<br />
41
50 JAHRE BILDUNGSARBEIT<br />
rung nach Bildung für alle beauftragt. So führte<br />
das UIP 1992 ein nur auf die Entwicklungsländer<br />
<strong>zu</strong>geschnittenes Bildungsprojekt in afrikanischen,<br />
vorwiegend multilingualen Ländern<br />
über non-formale Ansätze für die Primärbildung<br />
durch. Dabei ging es beispielsweise um<br />
die Entwicklung von Methoden, wie ein einziger<br />
Lehrer eine Klasse von 90 und mehr<br />
Schülern betreuen kann. Das UIP unternahm<br />
darüber hinaus Forschungen <strong>zu</strong>r Bedeutung<br />
des Gebrauchs der Muttersprache in der formalen<br />
und non-formalen Bildung. Es beteiligte<br />
sich an der Auswertung empirischer Studien<br />
<strong>zu</strong>m funktionalen Analphabetismus in acht<br />
europäischen bzw. nordamerikanischen und<br />
sechs lateinamerikanischen Ländern.<br />
Als eine der ersten Institutionen wies das UIP<br />
ab Mitte der 80er Jahre durch die Veranstaltung<br />
von Forschungs- und Informationsseminaren<br />
auf das Problem des funktionalen Analphabetismus<br />
in Industrieländern hin. Zwischen<br />
1985 und 1988 wurde eine Reihe von Fallstudien<br />
über funktionalen Analphabetismus in<br />
Von links nach rechts: Ursula Giere, langjährige Leiterin der Bibliothek;<br />
Paul Bélanger, Direktor des UIP von 1989 – 1999; Jean-Paul Hautecoeur,<br />
Koordinator der ALPHA-Forschungsreihe (im April 1994)<br />
42<br />
Belgien, Deutschland, den Niederlanden und<br />
Großbritannien durchgeführt. Eine spezielle<br />
Forschungsreihe mit <strong>dem</strong> Titel ALPHA war<br />
ausschließlich dieser Thematik gewidmet.<br />
1990 fand ein Seminar über funktionalen<br />
Analphabetismus in Ost- und Westeuropa<br />
statt; ein Jahr später über Analphabetismus bei<br />
Erwachsenen in Industrieländern.<br />
Die 90er Jahre: CONFINTEA<br />
und die Vielfalt der Erwachsenenbildung<br />
In den folgenden Jahren führte der wachsende<br />
Bedarf an Erwachsenenbildungsmaßnahmen <strong>zu</strong><br />
<strong>einer</strong> Erweiterung der Perspektiven. Das Institut<br />
beschäftigte sich nun <strong>zu</strong>nehmend mit der<br />
Relevanz der Erwachsenenbildung für globale<br />
Schlüsselthemen wie <strong>dem</strong>okratische Entwicklungen,<br />
Gesundheitsvorsorge und Umweltschutz,<br />
Verbesserung der Lebensqualität von<br />
Armen und Randgruppen, sprachlichen und<br />
ethnischen Minderheiten.<br />
Die Stärkung der Stellung und Rechte der<br />
Frauen durch Alphabetisierung und Bildung<br />
war ein Schwerpunkt der 90er Jahre bis heute.<br />
Von der Konferenz über Bildung für alle in<br />
Jomtien bis hin <strong>zu</strong>r <strong>Welt</strong>frauenkonferenz in<br />
Peking im Jahre 1995 wurde die Notwendigkeit<br />
eines verbesserten Zugangs <strong>zu</strong> Bildungsmöglichkeiten<br />
für Frauen immer eindringlicher<br />
gefordert, nicht nur von den Nichtregierungsorganisationen,<br />
auch auf Regierungsebene.<br />
Der Zusammenhang zwischen <strong>dem</strong> Zugang <strong>zu</strong><br />
Bildung und der Stärkung der Rechte und der<br />
Verbesserung der Lebenssituation von Frauen<br />
rückte immer mehr ins Bewusstsein. Die in<br />
allen Teilen der <strong>Welt</strong> durchgeführten Seminare<br />
und die <strong>zu</strong> diesem Thema herausgegebenen<br />
Publikationen des UIP fanden große Beachtung.
Insgesamt standen die 90er Jahre im Zeichen<br />
der Fünften Internationalen Konferenz über<br />
Erwachsenenbildung (CONFINTEA V), die<br />
vom 14. bis 18. Juli 1997 in Hamburg stattfand,<br />
und mit deren Vorbereitung und Durchführung<br />
das UIP betraut war. CONFINTEA V<br />
– die fünfte in <strong>einer</strong> Reihe von Konferenzen, die<br />
seit 1949 alle 12 Jahre stattfinden – stand unter<br />
<strong>dem</strong> Motto: Lernen im Erwachsenenalter: ein<br />
Schlüssel <strong>zu</strong>m 21. Jahrhundert. Ziel von CON-<br />
FINTEA war es, das weltweite Engagement<br />
für Erwachsenen- und Weiterbildung in der<br />
Perspektive des lebenslangen Lernens voran<strong>zu</strong>treiben,<br />
<strong>zu</strong>künftige Maßnahmen vor<strong>zu</strong>schlagen<br />
und das internationale Netzwerk für<br />
die Zusammenarbeit in der Erwachsenenbildung<br />
aus<strong>zu</strong>bauen. Die Hochrangigkeit der<br />
Teilnehmer, die große Anzahl und aktive Mit-<br />
wirkung der NGOs, die fast die Hälfte der Teilnehmer<br />
stellten, und die Spannbreite der Themen<br />
– wie Ausgren<strong>zu</strong>ng von Minderheiten,<br />
Veränderungen in der Arbeitswelt und die Diskriminierung<br />
von Frauen – machten die CON-<br />
FINTEA <strong>zu</strong> einem Meilenstein in der Geschichte<br />
der Erwachsenenbildung. Die Konferenz<br />
erarbeitete unter <strong>dem</strong> Vorsitz der damaligen<br />
Bundestagspräsidentin Prof. Rita Süssmuth<br />
zwei Schlüsseldokumente, die Hamburger Deklaration<br />
und die Agenda für die Zukunft. Die<br />
Konferenz hat zweifellos entscheidend da<strong>zu</strong><br />
beigetragen, Bildung als einen lebenslangen<br />
Prozess an<strong>zu</strong>sehen, der über den traditionellen<br />
Bildungssektor hinausgeht und alle Lebensbereiche<br />
betrifft.<br />
Rita Süssmuth, Präsidentin der “Fünften Internationalen Konferenz über Erwachsenenbildung” im Juli 1997<br />
43
50 JAHRE BILDUNGSARBEIT
1992 organisierte das Institut unter Leitung der langjährigen Bibliotheksleiterin Ursula Giere in Zusammenarbeit mit <strong>dem</strong> Ernst Klett<br />
Verlag eine Ausstellung von Plakaten weltweiter Alphabetisierungskampagnen, die bis heute mit großem Erfolg ausgestellt wird.
DAS UIP HEUTE<br />
46<br />
BILDUNGSARBEIT AUSSERHALB FORMALER<br />
SYSTEME UND LEBENSLANGES LERNEN:<br />
Was bewegt das UNESCO-Institut fünfzig Jahre<br />
nach s<strong>einer</strong> Gründung?<br />
Ziel der Bildung für Jugendliche und Erwachsene<br />
im Sinne eines lebensbegleitenden<br />
Prozesses ist es, die Autonomie und<br />
das Verantwortungsbewusstsein von Menschen<br />
und Gemeinschaften <strong>zu</strong> fördern, ihre<br />
Fähigkeit, mit Veränderungen in Wirtschaft,<br />
Kultur und Gesellschaft als Ganzes<br />
um<strong>zu</strong>gehen, <strong>zu</strong> stärken sowie Zusammenleben,<br />
Toleranz und die informierte und<br />
kreative Mitwirkung der Bürger in ihren<br />
Gemeinschaften <strong>zu</strong> fördern – es dadurch<br />
Menschen und Gemeinschaften <strong>zu</strong> ermöglichen,<br />
in ihrem Leben und in ihrer Gesellschaft<br />
aktiv <strong>zu</strong> werden, um den Herausforderungen<br />
der Zukunft begegnen <strong>zu</strong> können.<br />
(Hamburger Deklaration <strong>zu</strong>m Lernen im<br />
Erwachsenenalter, Juli 1997)<br />
Der Hintergrund<br />
Als die gut 1500 Delegierten von Regierungen,<br />
internationalen Organisationen und NGOs aus<br />
rund 150 Ländern <strong>zu</strong>m Abschluss der Fünften<br />
Internationalen Konferenz über Erwachsenenbildung<br />
(CONFINTEA V) die Hamburger Deklaration<br />
und den Aktionsplan verabschiedeten,<br />
setzten sie nicht nur einen bedeutenden Meilenstein<br />
für die Erwachsenenbildung in Form von<br />
internationalen Richtlinien und gemeinsam<br />
getragenen Zielvorstellungen in der außerschulischen<br />
Bildungsarbeit. Der erfolgreiche Abschluss<br />
von CONFINTEA, deren Vorbereitung<br />
und inhaltliche – sowie organisatorische – Gestaltung<br />
das UIP im <strong>Auf</strong>trag der UNESCO<br />
federführend übernommen hatte, bestätigte<br />
<strong>zu</strong>gleich die konzeptionelle Verankerung des<br />
Instituts während der zweiten Hälfte der neunziger<br />
Jahre und wirkte identitätsstiftend und<br />
richtungsweisend für die Arbeitsschwerpunkte<br />
des Instituts <strong>zu</strong> Beginn des neuen Jahrhunderts.<br />
Die Bedeutung von CONFINTEA liegt in der<br />
umfassenden und ganzheitlichen Definition<br />
vom Lernen im Erwachsenenalter und der<br />
herausragenden Rolle, die <strong>dem</strong> lebenslangen
Lernen im Angesicht von sozioökonomischen,<br />
kulturellen und technologischen Veränderungen<br />
und Brüchen <strong>zu</strong>geschrieben wird. Der<br />
Wunsch nach gesellschaftlicher Teilhabe und<br />
Mitgestaltung sowie nach sozialer Integration<br />
und Gerechtigkeit haben den Bedarf an Lernmöglichkeiten<br />
nach Abschluss konventioneller<br />
Ausbildungswege genauso kontinuierlich wachsen<br />
lassen wie das Bedürfnis nach Verbesserung<br />
der eigenen Lebensqualität, nach neuem Selbstbewusstsein<br />
und gesteigerter Aktivität. Um Probleme<br />
und Konflikte <strong>zu</strong> meistern und deren<br />
Hintergründe <strong>zu</strong> begreifen, bedarf es kontinuierlicher<br />
Lernprozesse, <strong>zu</strong>m Beispiel über Gesundheit<br />
und die Bewahrung des ökologischen<br />
Gleichgewichts, und es bedingt die Anerkennung<br />
und die gleichberechtigte Nutzbarmachung<br />
von traditionellem Wissen sowie die<br />
Integration von Minderheiten und marginalisierten<br />
Personen und Gruppen in die Gesellschaft.<br />
Die Erfahrung der transformatorischen<br />
und konstruktiven Kraft von individuellen und<br />
kollektiven Lernprozessen schafft Lerngesellschaften<br />
– und ist von entscheidender Bedeutung<br />
für den <strong>Auf</strong>bau von zivilgesellschaftlichen<br />
Strukturen und Demokratie.<br />
Das entscheidende Fundament für lebenslanges<br />
Lernen und menschliche Entwicklung jedoch<br />
wird mit <strong>dem</strong> Erwerb von Schriftsprache und<br />
Grundbildung gelegt – auf der Basis eines erweiterten<br />
Konzeptes von Alphabetisierung,<br />
welche weit über die technischen Fähigkeiten<br />
des Lesens, Schreibens und Rechnens hinausgeht.<br />
Es war die 1990 in Jomtien, Thailand,<br />
durchgeführte <strong>Welt</strong>bildungkonferenz, die diese<br />
Erkenntnis auf internationaler Regierungsebene<br />
verankerte und entsprechende politische<br />
Maßnahmen forderte und die damit den zweiten<br />
wichtigen Grundstein für die heutige Identität<br />
und Arbeit des UIP ausmacht. Das in Jomtien<br />
definierte breit gefasste Konzept gesteht<br />
der Alphabetisierungsarbeit mit Menschen aller<br />
Altersgruppen die gleiche Priorität <strong>zu</strong>, sowohl<br />
Kindern als auch Jugendlichen und Erwachse-<br />
nen, und betont die Komplementarität von formalen<br />
und nicht formalen Bildungs- und Lernaktivitäten.<br />
Entscheidende Bestandteile des erweiterten<br />
Konzepts von Alphabetisierung und<br />
Grundbildung und kontinuierlicher Lernbiographien<br />
sind Lernkompetenzen und Motivation<br />
genauso wie Toleranz und die aktive Teilnahme<br />
an <strong>einer</strong> Schriftsprachenkultur in einem<br />
bestimmten sozialen Kontext.<br />
Die für die Umset<strong>zu</strong>ng dieses Konzeptes von<br />
Alphabetisierung und Grundbildung notwendigen<br />
politischen und strukturellen Maßnahmen<br />
sind freilich bis heute nicht überall Realität<br />
geworden. Die Nachfolgekonferenz von Jomtien,<br />
das <strong>Welt</strong>bildungsforum von Dakar, Senegal,<br />
bekräftigte deshalb im April 2000 die<br />
Notwendigkeit von verbesserten Anstrengungen,<br />
und re-definierte konkrete Bildungsziele<br />
und Fristen. Das Forum empfahl außer<strong>dem</strong> die<br />
Durchführung <strong>einer</strong> Alphabetisierungsdekade<br />
unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen,<br />
und übertrug die Gesamtkoordination der<br />
Nachfolgeanstrengungen bis <strong>zu</strong>m Jahr 2015 sowie<br />
die Ausarbeitung eines Aktionsplans für die<br />
Alphabetisierungsdekade der UNESCO. Die<br />
Vereinten Nationen haben mittlerweile der Dekade<br />
<strong>zu</strong>gestimmt, <strong>zu</strong> deren konzeptioneller Vorbereitung<br />
das UIP maßgeblich beigetragen hat.<br />
Die Gegenwart<br />
Das UIP ist heute ein internationales Forschungs-,<br />
Informations- und Dokumentationszentrum<br />
der UNESCO im Bereich des lebenslangen<br />
Lernens, mit besonderem Schwerpunkt<br />
auf der Bildungsarbeit mit Erwachsenen und<br />
auf außerschulischer Grundbildung und Alphabetisierung.<br />
Zum Mandat des UIP gehören, neben<br />
der Analyse und Weiterentwicklung von<br />
Konzepten, Methoden, politischen Ansätzen<br />
und soziokulturellen Kontexten von Bildung,<br />
die Mitwirkung am <strong>Auf</strong>bau nationaler und<br />
lokaler Kapazitäten in den Mitgliedsländern<br />
der UNESCO sowie die Förderung von Netzwerken<br />
und Partnerschaften.<br />
47
DAS UIP HEUTE<br />
48<br />
Ein wichtiger Bestandteil der Arbeit des UIP ist<br />
die Initiierung und Koordination kooperativer<br />
Forschungsprojekte, in deren Rahmen Seminare<br />
auf Expertenebene organisiert werden,<br />
sowie die Teilnahme und Mitarbeit an <strong>einer</strong><br />
Vielzahl regionaler und internationaler Expertentreffen<br />
und Projekte. Die Arbeit des UIP<br />
umfasst Publikationstätigkeiten, und es stellt<br />
auf Anfrage sein Expertenwissen für spezielle<br />
Dienstleistungen – wie <strong>zu</strong>m Beispiel Evaluierungen<br />
von Programmen – <strong>zu</strong>r Verfügung. Es<br />
bietet darüber hinaus individuellen Forschern<br />
die Möglichkeit <strong>zu</strong> einem Studienaufenthalt im<br />
Institut.<br />
Alle Tätigkeiten des Instituts basieren<br />
auf Kooperation mit Partnern.<br />
Zu diesen zählen die entsprechenden<br />
Abteilungen am Hauptsitz der<br />
UNESCO in Paris und die fünf im<br />
Bildungsbereich tätigen Schwesterinstitute<br />
genauso wie Vertreter<br />
der UNESCO-Mitgliedsländer, nationale<br />
und internationale Nichtregierungsorganisationen,<br />
Forscher,<br />
Mitarbeiter von öffentlichen und<br />
privaten Erwachsenenbildungsträgern<br />
und Akteure der Zivilgesellschaft.<br />
Die Aktivitäten<br />
Das UIP hat seine Aktivitäten in vier Bereichen<br />
gebündelt. Im ersten der vier Programmbereiche,<br />
“In verschiedenen kulturellen Kontexten<br />
ein Leben lang lernen: Grundlagen schaffen bis<br />
hin <strong>zu</strong>r Stärkung der kreativen Teilnahme”,<br />
werden <strong>einer</strong>seits die konzeptionell angelegten<br />
Projekte mit Blick auf Lerntheorien, Lernumgebungen<br />
oder kulturelle Kontexte durchgeführt.<br />
Andererseits – wobei diese Komponenten<br />
sich gelegentlich überlappen – sind die hier<br />
angesiedelten Projektaktivitäten darauf ausgerichtet,<br />
die Integration und Anwendung der<br />
Prinzipien des lebenslangen Lernens in der Praxis<br />
sowie deren Umset<strong>zu</strong>ng in politischen<br />
Ansätzen und Maßnahmen <strong>zu</strong> analysieren.<br />
Unter den aktuellen Aktivitäten im Jahr 2002<br />
im Rahmen des ersten Programmbereichs befinden<br />
sich <strong>zu</strong>m Beispiel Projekte, die die Erfahrungen<br />
und wechselseitigen Bereicherungsmöglichkeiten<br />
beim Lernen zwischen den<br />
Generationen beleuchten oder das Ziel haben,<br />
Indikatoren <strong>zu</strong> entwickeln, mit deren Hilfe<br />
nachhaltige und übertragbare Lernfähigkeiten<br />
klassifiziert werden können. Die im Vorjahr in<br />
Asien begonnene Serie von regionalen Bestands-
aufnahmen mit Blick auf die in den jeweiligen<br />
Kulturen vorherrschenden Perspektiven von<br />
lebenslangem Lernen wird in diesem Jahr für<br />
Südost Europa, Lateinamerika und die arabischen<br />
Staaten fortgeführt. Weiterhin werden<br />
Untersuchungen über den Zusammenhang zwischen<br />
lebenslangem Lernen und der Herausbildung<br />
<strong>einer</strong> <strong>dem</strong>okratischen und kritischen<br />
Zivilgesellschaft stattfinden.<br />
Der zweite Programmbereich des UIP mit <strong>dem</strong><br />
Titel “In der Folge von CONFINTEA und Dakar:<br />
Evaluierung und Beobachtung der politischen<br />
und institutionellen Veränderungen<br />
für erwachsene Lernende”<br />
umfasst auf der einen Seite die Aktivitäten<br />
am UIP, die die Überprüfung<br />
und Protokollierung von Folgeaktivitäten<br />
der beiden herausragenden<br />
<strong>Welt</strong>konferenzen <strong>zu</strong>m Inhalt haben,<br />
insbesondere die strukturellen und<br />
politischen Veränderungen innerhalb<br />
von Ländern und Regionen. <strong>Auf</strong> der<br />
anderen Seite sind diejenigen Projekte<br />
Teil dieses Programmbereichs, mit<br />
denen das UIP selbst initiativ und aktiv<br />
<strong>zu</strong>r Umset<strong>zu</strong>ng der auf den beiden<br />
Konferenzen verabschiedeten Grundsätze<br />
und Empfehlungen beitragen<br />
möchte. Die Folgeaktivitäten von CONFINTEA<br />
betreffen sowohl verschiedene transnationale<br />
Themenbereiche als auch die für regionale und<br />
nationale Kontexte konzipierten Maßnahmen.<br />
Den Schwerpunkt der Folgeaktivitäten des<br />
<strong>Welt</strong>bildungsforums von Dakar am UIP bildet<br />
die Integration des breit gefassten Konzepts<br />
von Alphabetisierung und Grundbildung in den<br />
nationalen Aktionsplänen (nämlich, den Grundstein<br />
für lebenslanges Lernen bereits in der<br />
Grundbildung <strong>zu</strong> legen und Erwachsene in die<br />
Zielgruppe ein<strong>zu</strong>beziehen), die derzeit in allen<br />
49
DAS UIP HEUTE<br />
50<br />
beteiligten Ländern der <strong>Welt</strong> mit <strong>dem</strong> Ziel Bildung<br />
für Alle ausgearbeitet werden.<br />
Eine Projektaktivität in diesem Programmbereich<br />
ist eine kontinuierlich durchgeführte Reihe<br />
von Untersuchungen über Notwendigkeit<br />
und Auswirkungen von lebenslangem Lernen<br />
im informellen Arbeitssektor – insbesondere in<br />
Entwicklungsländern – und <strong>zu</strong>r Armutsbekämpfung.<br />
In anderen Projekten werden Strategien<br />
entwickelt, um Fernlernen und offene<br />
Lernsysteme (auch mit Hilfe neuer Informations-<br />
und Kommunikationstechnologien) für<br />
marginalisierte Bevölkerungsschichten <strong>zu</strong>gänglich<br />
<strong>zu</strong> machen. Zwei spezifische Empfehlungen<br />
der beiden Konferenzen sind <strong>zu</strong>m einen das<br />
Internationale Lernfest, das vom UIP weiterentwickelt<br />
und dessen auf nationalen Koordinatoren<br />
beruhendes Netzwerk kontinuierlich vergrößert<br />
wird; <strong>zu</strong>m anderen wird das UIP maß-<br />
geblich an der Alphabetisierungsdekade der Vereinten<br />
Nationen mitwirken. Ein ganz besonderer<br />
Schwerpunkt für die Arbeit des UIP wird die<br />
Vorbereitung der für Ende 2003 geplanten<br />
CONFINTEA-Nachfolgekonferenz sein.<br />
Der dritte Programmbereich des UIP konzentriert<br />
sich auf den <strong>Auf</strong>bau von Kapazitäten für<br />
die Entwicklung von lebenslangem Lernen und<br />
beinhaltet Beratungstätigkeiten und technische<br />
Zusammenarbeit sowie Fortbildungsmaßnahmen<br />
für Experten vor Ort. Bildungsrelevante<br />
Fragen in Krisengebieten <strong>einer</strong>seits und die speziellen<br />
und komplexen Anforderungen für Bildungsarbeit<br />
in Gebieten mit ethnischen und/oder<br />
sprachlichen Minderheiten andererseits werden<br />
in diesem Programmbereich vom UIP behandelt.<br />
Zwei Projekte mit geographischem Schwerpunkt<br />
sind der <strong>Auf</strong>bau <strong>einer</strong> Aka<strong>dem</strong>ie Afrikanischer<br />
Sprachen und die Herausgabe <strong>einer</strong> Serie<br />
von Lehrbüchern für Universitäten, die die Darstellung<br />
afrikanischer Perspektiven über lebenslanges<br />
Lernen <strong>zu</strong>m Inhalt hat.
Im vierten Programmbereich des UIP mit Namen<br />
“Strukturelle Stützpfeiler: Netzwerke, Dokumentation,<br />
Kommunikation und Sozialmarketing”<br />
befinden sich schließlich alle Aktivitäten,<br />
die die interne und externe Kommunikation<br />
betreffen, einschließlich des Fellowship-Programms<br />
des UIP, der Publikationsabteilung und<br />
des Dokumentationszentrums. Während die<br />
Publikationsabteilung neben den projektbezogenen<br />
Veröffentlichungen die weltweit älteste Zeitschrift<br />
über vergleichende Theorie und Praxis in<br />
formaler und nicht formaler Bildung herausgibt<br />
(die Internationale Zeitschrift für Erziehungswissenschaft),<br />
verfügt das Dokumentationszentrum<br />
über einen Bestand von ca. 66 000<br />
Büchern, Dokumenten und audiovisuellen Materialien<br />
und koordiniert das internationale ALA-<br />
DIN-Netzwerk von Dokumentations- und Informationszentren<br />
der Erwachsenenbildung. Und<br />
bereits <strong>zu</strong>m fünften Mal wird in diesem Jahr der<br />
vom UIP koordinierte Internationale Preis für<br />
Alphabetisierungsforschung vergeben.<br />
Die Mitarbeiter<br />
Um all diese <strong>Auf</strong>gaben kümmert sich im Institut<br />
ein internationales Team von rund 25 Kollegen,<br />
darunter wissenschaftliche Mitarbeiter, Publikationsfachleute,<br />
Bibliothekarinnen, Übersetzer,<br />
Sekretärinnen sowie eine Verwaltungsabteilung<br />
und ein EDV-Spezialist,<br />
aus zwölf verschiedenen<br />
Ländern (Belgien, Benin, Chile,<br />
Deutschland, Frankreich, Griechenland,<br />
Großbritannien, Indien,<br />
Iran, Japan, den Philippinen<br />
und Togo). Die Leitung dieses<br />
Teams obliegt <strong>dem</strong> vom Generaldirektor<br />
der UNESCO ernannten<br />
Institutsdirektor; seit Januar<br />
2000 ist sie in den Händen<br />
von Dr. Adama Ouane aus Mali.<br />
Ein elfköpfiges Kuratorium von<br />
renommierten Bildungsexperten<br />
aus Brasilien, Deutschland, Großbritannien,<br />
Indonesien, Frankreich, China, Namibia, Schweden,<br />
Senegal, Slowenien und Marokko begleitet<br />
und überprüft die Arbeit des Instituts.<br />
BILDNACHWEIS<br />
S. 48 oben links<br />
Das Abschlußfest der “Fünften Internationalen Konferenz<br />
über Erwachsenenbildung” vor <strong>dem</strong> Institutsgebäude<br />
im Juli 1997<br />
rechts unten<br />
Seminar über AIDS-Prävention in Davao, Philippinen,<br />
Juni 2001<br />
S. 49<br />
Oben:<br />
Einweihung der “Afrikanischen Sprachenaka<strong>dem</strong>ie”<br />
im September 2001<br />
Rechts unten:<br />
Von der HEW und der Deutschen Shell finanzierter<br />
Solarcontainer des UNESCO-Umweltzentrums<br />
C.R.E.F.E.L.D. im Tschad<br />
S. 51 oben<br />
Federico Mayor, Generaldirektor der UNESCO, übergibt<br />
den Internationalen Preis für Alphabetisierungsforschung<br />
des Jahres 1994 an Maria Luisa Doronila<br />
51
INTERNATIONALE ZEITSCHRIFT FÜR ERZIEHUNGSWISSENSCHAFT<br />
52<br />
Die Internationale Zeitschrift für Erziehungswissenschaft<br />
ist weltweit die älteste Zeitschrift<br />
für vergleichende Erziehungswissenschaft. Sie<br />
wurde 1931 von <strong>dem</strong> deutschen Pädagogen<br />
Prof. Friedrich Schneider von der Universität<br />
Köln gegründet, 17 Jahre bevor der erste Lehrstuhl<br />
für dieses Fach an <strong>einer</strong> deutschen Universität<br />
eingerichtet wurde. Erklärtes Ziel war<br />
es, die “Probleme der Internationalen und Vergleichenden<br />
Erziehungswissenschaft [<strong>zu</strong>] behandeln<br />
[und] den Leser über die Entwicklungg<br />
der pädagogischen Theorie und Praxis in den<br />
verschiedenen Ländern auf <strong>dem</strong> Laufenden [<strong>zu</strong>]<br />
halten [...]”.<br />
Die Zeitschrift erschien vier Mal im Jahr in<br />
deutscher, englischer – mit <strong>dem</strong> Titel International<br />
Educational Review – und französischer<br />
Sprache. Den Artikeln folgten die entsprechenden<br />
Zusammenfassungen in den jeweils beiden<br />
anderen Sprachen. Neben den wissenschaftlichen<br />
Artikeln enthielt die Zeitschrift Kurzberichte<br />
und einen Überblick über aktuelle Publikationen.<br />
Im Jahre 1935 bemächtigten sich die Nationalsozialisten<br />
in Deutschland dieses wissenschaftlichen<br />
Organs und nutzten es als politisches<br />
Sprachrohr. Professor Bäumler (Universität<br />
Berlin) löste in dieser Zeit Professor Schneider<br />
ab. Der Titel wurde in Internationale Zeitschrift<br />
für Erziehung umgeändert.<br />
1947 wurde die Zeitschrift wieder unter ihrem<br />
ursprünglichen Titel von Prof. Schneider übernommen<br />
und in Salzburg herausgegeben. 1951<br />
wurde die Publikation <strong>zu</strong>nächst eingestellt.<br />
1955 wurde sie vom UNESCO-Institut für<br />
Pädagogik in Hamburg wieder ins Leben geru-<br />
fen, um ein Forum für “Männer und Frauen<br />
aus aller <strong>Welt</strong> <strong>zu</strong> schaffen, deren theoretische<br />
und praktische Einsichten und Erkenntnisse in<br />
der Pädagogik die allgemeine <strong>Auf</strong>merksamkeit<br />
verdienen”. Der englische Titel lautete nun<br />
International Review of Education. Inhaltlich<br />
sollte gerade das herausgehoben werden, “was<br />
von übernationaler Bedeutung ist”. Dem neuen<br />
Redaktionsbeirat gehörte auch Friedrich<br />
Schneider an. Weitere Mitglieder waren Walther<br />
Merck, Karl W. Bigelow aus New York,<br />
Roger Gal aus Paris and M. J. Langeveld aus<br />
Utrecht. Erster Herausgeber am UIP war Dr.<br />
Christian Schneider.<br />
Im Laufe ihres 71-jährigen Bestehens durchlief<br />
die Internationale Zeitschrift für Erziehungswissenschaft<br />
mehrere Verlagshäuser.Ursprünglich<br />
in Köln beheimatet, verlegten die Nazionalsozialisten<br />
den Publikationsort der Zeitschrift<br />
nach Berlin, wo sie von der Weidmannschen<br />
Buchhandlung veröffentlicht wurde.<br />
Nach Kriegsende wurde sie in Salzburg publiziert.<br />
Seit 1955 wird die Zeitschrift vom holländischen<br />
Verlagshaus Martinus Nijhoff und<br />
seinem Nachfolger Kluwer Aca<strong>dem</strong>ic Publishers<br />
herausgegeben.<br />
Seit 1992 erscheint die Zeitschrift sechs Mal im<br />
Jahr, wobei die “Spezialausgaben”, die einem<br />
Schwerpunktthema gewidmet sind, häufig als<br />
Doppelausgaben erscheinen. Seit 1995 gibt es<br />
Zusammenfassungen der Artikel auch in spanischer<br />
und russischer Sprache. Seit 1999 gibt<br />
es auch eine Online-Ausgabe.<br />
http://www.kluweronline.com/issn/0020-8566
PUBLIKATIONEN/AUSWAHL<br />
54<br />
1 2 3<br />
4 5 6
7 8<br />
9 10<br />
55
PUBLIKATIONEN/AUSWAHL<br />
56<br />
1<br />
Recherche en Education en Europe. Première<br />
Conférence Pan-Européenne pour les Directeurs<br />
d’Instituts Nationaux de Recherche en Education,<br />
Hambourg, 26–29 Avril 1976, compilé et<br />
édité par M. Dino Carelli et Peter Sachsenmeier.<br />
Etudes Pédagogiques Internationales 35 (1977).<br />
2<br />
Vers une culture multilingue de l’éducation,<br />
sous la direction de Adama Ouane. Etudes de l’IUE<br />
3 (1995).<br />
3<br />
H. S. Bhola: Evaluating Literacy for Development<br />
Projects, Programs and Campaigns. UIE<br />
Handbooks and Reference Books 3, UNESCO<br />
Institute for Education and German Foundation<br />
for International Development (1990).<br />
4<br />
Education for International Understanding,<br />
prepared and edited by Terence Lawson. International<br />
Studies in Education 18 (1969).<br />
5<br />
Christoph Führ (Hrsg.): Zur Bildungsreform<br />
in der Bundesrepublik Deutschland. Internationale<br />
Pädagogische Studien 19. Verlag Julius<br />
Beltz und UNESCO-Institut für Pädagogik (1969).<br />
6<br />
Alpha 97: Basic Education and Institutional<br />
Environments, edited by Jean-Paul Hautecœur.<br />
7<br />
Fundamentos de la Educacion Permanente,<br />
dirigida por R. H. Dave. Santillana/Instituto de la<br />
UNESCO para la Educacion (1979).<br />
11 12
8<br />
Maria Luisa Canieso Doronila (1996):<br />
Landscapes of Literacy. An Ethnographic Study of<br />
Functional Literacy in Marginal Philippine Communities.<br />
Winner of the 1994 International Award<br />
for Literacy Research, co-sponsored by the UNESCO<br />
Institute for Education and Human Resources<br />
Development, Canada.<br />
9<br />
Adama Ouane: Handbook on Learning Strategies<br />
for Post-Literacy and Continuing Education.<br />
UIE Handbooks and Reference Books 1 (1989).<br />
10<br />
Adult Education Towards Social and Political<br />
Responsibility, edited by Frank W. Jessup<br />
(1953).<br />
11<br />
Women Reading the World. Policies and<br />
Practices of Literacy in Asia, edited by Carolyn<br />
Medel-Añonuevo. UIE Studies 6 (1996).<br />
12<br />
The Emergence of Learning Societies: Who<br />
Participates in Adult Learning, edited by Paul<br />
Bélanger and Sofia Valdivielso. Pergamon and<br />
UNESCO Institute for Education (1997)<br />
13<br />
Failure in School. An International Study,<br />
presented by W. D. Wall, F. J. Schonell and Willard<br />
C. Olson. International Studies in Education<br />
(1962).<br />
14<br />
Paul Lengrand: Areas of Learning Basic to<br />
Lifelong Education. Advances in Lifelong Education<br />
Volume 10 (1986).<br />
13 14<br />
57
DAS PERSONAL DES UIP IM JANUAR 1953<br />
58<br />
Von links nach rechts:<br />
Dr. Christian Schneider, Deutschland (wiss. Mitarbeiter);<br />
Ingeborg Kortz, Deutschland (Sekretärin);<br />
Prof. Walther Merck, Deutschland (Direktor); John<br />
W. R. Thompson, Canada (UNESCO); Dr. Minna<br />
Specht, Deutschland (Beraterin); Ingeborg Alvensleben,<br />
Deutschland (Sekretärin); Helga Riege, Deutschland<br />
(Dolmetscherin); G. R. E. Gillett, England (stellv.<br />
Direktor); Mechthild Holthusen, Deutschland<br />
(Bibliothekarin); Hans-Gottfried Schadow, Deutschland<br />
(Verwaltungsleiter)
DAS PERSONAL DES UIP IM APRIL 2001<br />
Von links nach rechts – Untere Reihe:<br />
Morteza Ahi, Iran (Betriebsleiter); Christian Albrecht,<br />
Deutschland (Bibliothekar); Lisa Krolak, Deutschland<br />
(Leiterin der Bibliothek); Louise Silz, Schottland<br />
(Projektsekretärin); Maren Elfert, Deutschland<br />
(Öffentlichkeitsarbeit); Suzanne Musiol, Deutschland<br />
(Empfangssekretärin); Marc-Laurent Hazoumé,<br />
Benin (Forschungsspezialist)<br />
Mittlere Reihe: Toshio Ohsako, Japan (Forschungsspezialist);<br />
Detlef Pätzold, Deutschland (Buchhalter);<br />
Bettina Küster, Deutschland (Direktionsassistentin);<br />
Carol Medel Añonuevo, Philippinen (Forschungsspezialistin);<br />
Imke Behr, Deutschland (Bibliothekarin);<br />
Helga Kruska, Deutschland (Reinigungskraft); Su-<br />
sanne Buttkus, Deutschland (Verwaltungsleiterin);<br />
Adama Ouane, Mali (Direktor); Cendrine Sebastiani,<br />
Frankreich (Publikationsassistentin); Bettina Bochynek,<br />
Deutschland (Forschungsspezialistin); Werner Mauch,<br />
Deutschland (Forschungsspezialist)<br />
Obere Reihe: Christopher McIntosh, England (Leiter<br />
der Publikationsabteilung); Klaus-Peter Humme,<br />
Deutschland (stellv. Verwaltungsleiter); Dominique<br />
Bohère, Frankreich (Übersetzerin); Marc De Maeyer,<br />
Belgien (Forschungsspezialist); Gonzalo Retamal,<br />
Brasilien (Forschungsspezialist); Alfred Gbadoe, Togo<br />
(EDV-Spezialist); Madhu Singh, Indien (Forschungsspezialistin)<br />
59
DIREKTOREN<br />
WALTHER MERCK<br />
1892–1964<br />
ALV G. ST. LANGELAND<br />
1908–1965<br />
60<br />
Walther Merck wurde 1892 in Berlin geboren. Nach seinem Studium<br />
in Berlin arbeitete er als Studiendirektor in Hamburg. Schon<br />
während s<strong>einer</strong> Studienzeit und danach als Mitarbeiter für Auslandspädagogik<br />
am Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht in<br />
Berlin unternahm er zahlreiche Auslandsreisen. “International understanding”<br />
war ihm ein Herzensanliegen. 1928/29 verbrachte er einen<br />
längeren Zeitraum in den USA, wo er an <strong>einer</strong> Reihe von Universitäten<br />
Vorträge hielt. Sein Bibelzitat “Was hülfe es <strong>dem</strong> Menschen,<br />
wenn er die ganze <strong>Welt</strong> gewönne und nähme an s<strong>einer</strong> Seele schaden?”<br />
als Anspielung auf die politische Situation in Deutschland löste<br />
die Empörung der deutschen Nationalisten aus. Nach der Machtergreifung<br />
der Nationalsozialisten durfte er zwar weiter unterrichten,<br />
wurde aber seines Amtes als Schulleiter enthoben. Nach <strong>dem</strong><br />
Krieg wurde er Oberschulrat bei der Hamburger Schulbehörde. Von<br />
1950 bis <strong>zu</strong> s<strong>einer</strong> Emeritierung im Jahre 1959 hatte er den ersten<br />
und lange Zeit einzigen deutschen Lehrstuhl für Vergleichende Erziehungswissenschaften<br />
an der Universität Hamburg inne. 1951–55 war<br />
er gleichzeitig erster Direktor des UNESCO-Instituts für Pädagogik.<br />
Bis <strong>zu</strong>m Jahre 1962 blieb er <strong>dem</strong> Institut durch seine Mitarbeit im<br />
Redaktionsbeirat der Internationalen Zeitschrift für Erziehungswissenschaft<br />
verbunden.<br />
Alv Gunnar Storheid Langeland wurde 1908 in Norwegen geboren.<br />
An der Universität in Oslo schloss er 1931 das Studium in Geschichte<br />
und Englisch ab, 1948 das Lehrerstudium. Er schrieb Bücher und<br />
Artikel über Politik und Geschichte und war Mitglied im Norwegischen<br />
Rat für Volkserziehung, von 1950–55 Vize-Präsident des Norwegischen<br />
Hochschullehrerverbandes. Von 1955 bis 1958 war er<br />
Direktor des UNESCO-Instituts für Pädagogik. Bis <strong>zu</strong> seinem Tod war<br />
er als Direktor der “Ullern Public School” in Norwegen tätig.
HANS WENKE<br />
1903–1971<br />
SAUL B. ROBINSOHN<br />
1916–1972<br />
Hans Wenke wurde 1903 in Sangerhausen/Deutschland geboren. Er<br />
lehrte in Berlin, Erlangen, Hamburg und Tübingen Pädagogik und<br />
Philosophie und war Vorsitzender des “Deutschen Ausschusses für<br />
Erziehungs- und Bildungswesen”, danach Kultur- und Schulsenator<br />
in Hamburg, bis er 1957 einem Ruf an das Pädagogische Institut der<br />
Universität Hamburg folgte. Seit 1960 war er Berater der Bundesregierung<br />
in Fragen der politischen Bildung. Das Amt als Direktor<br />
des UNESCO-Instituts für Pädagogik, das er 1958 antrat, musste er<br />
bereits ein Jahr später aus gesundheitlichen Gründen niederlegen.<br />
1963 war er Gründungsrektor der Ruhr-Universität in Bochum.<br />
1967 wurde Wenke Direktor des Hans-Bredow-Instituts an der Universität<br />
Hamburg.<br />
Saul B. Robinsohn wurde 1916 in Berlin geboren. 1933 verließ er<br />
Deutschland und studierte an der hebräischen Universität in Jerusalem<br />
Geschichte, Soziologie, Philosophie und Pädagogik. 1959 ging<br />
er als Direktor an das UNESCO-Institut für Pädagogik nach Hamburg,<br />
bis er 1964 einem Ruf als Direktor am 1963 neu gegründeten<br />
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin folgte. Am<br />
9.4.1972 starb er in Berlin. Robinsohn lieferte die theoretischen<br />
Grundlagen für eine eigenständige Curriculumforschung unter<br />
Berücksichtigung des sozialpolitischen Kontexts unterschiedlich<br />
strukturierter Gesellschaften.<br />
61
DIREKTOREN<br />
GUSTAF ÖGREN<br />
1911–1997<br />
TETSUYA KOBAYASHI<br />
geb. 1926<br />
62<br />
Gustaf Ögren wurde 1911 in Falköping/Schweden geboren. Er arbeitete<br />
als Lehrer, bis er 1949 Direktor des nationalen Schulradios wurde.<br />
1962/63 baute er in Sierra Leone als UNESCO-Experte ein Schulradio<br />
auf. Von 1964–67 war er Direktor des UNESCO-Instituts für<br />
Pädagogik. Nach s<strong>einer</strong> Zeit am UIP war er in Schweden an der Teacher’s<br />
University sowie als staatlicher Schulinspektor tätig.<br />
Tetsuya Kobayashi wurde 1926 in Nagano, Japan, geboren. Nach<br />
seinem Studium der Pädagogik, das er in Tokio, England und den<br />
Vereinigten Staaten absolvierte, lehrte er an der Internationalen<br />
Christlichen Universität in seinem Heimatland. 1968 wurde er Direktor<br />
des UNESCO-Instituts für Pädagogik. 1972 ging er nach Japan<br />
<strong>zu</strong>rück, wo er an der Universität von Kyoto als Professor und Dekan<br />
an der Fakultät für Vergleichende Erziehungswissenschaften tätig<br />
war.
M. DINO CARELLI<br />
geb. 1924<br />
RAVINDRA H. DAVE<br />
geb. 1929<br />
VON 1951 BIS HEUTE<br />
Dino Carelli wurde 1924 in Cordoba, Argentinien, geboren. Nach<br />
<strong>dem</strong> Studium der Philosophie und Erziehungswissenschaften verbrachte<br />
er Forschungsaufenthalte in New York und von 1959–63 an<br />
der Universität Hamburg. Von 1968–72 und dann wieder ab 1979<br />
war er bei der UNESCO in Paris als Programmspezialist tätig.<br />
1972–79 war er Direktor des UNESCO-Instituts für Pädagogik.<br />
Ravindra Dave wurde 1929 in Ahmedabad, Indien geboren. Er studierte<br />
an den Universitäten von Bombay und Gujarat in Indien sowie<br />
an der Universität Chicago Erziehungswissenschaften. In Indien war<br />
er Professor und Dekan beim Indischen Rat für Bildungsforschung und<br />
Ausbildung und leitete die Abteilungen für Curriculum und Evaluierung,<br />
Schulbücher und Lehrerbildung. Von 1972–76 wirkte Dave als<br />
Technischer Direktor des UNESCO-Instituts für Pädagogik in Hamburg<br />
maßgeblich an den Forschungsprogrammen des Instituts mit.<br />
Von 1976–79 war er am Internationalen Institut für Bildungsforschung<br />
der UNESCO in Paris tätig, bis er von 1979–89 als Direktor<br />
wieder an das UIP kam. Im Rahmen seines Programms “Dienst im<br />
Ruhestand” (“Retiring to Serve”) ist er – neben anderen Funktionen<br />
– ehrenamtlich als leitender Berater der indischen Schulaufsichtsbehörde<br />
and Gastprofessor an der Mahatma Gandhi Universität von<br />
Gujarat tätig.<br />
63
DIREKTOREN<br />
PAUL BÉLANGER<br />
geb. 1939<br />
ADAMA OUANE<br />
geb. 1948<br />
64<br />
Paul Bélanger wurde 1939 in Ville de Valleyfield/Kanada geboren.<br />
Er studierte Politik, Bildungssoziologie, Kunst und Literatur und promovierte<br />
an der Sorbonne in Paris mit <strong>einer</strong> Dissertation über Bildungssoziologie.<br />
Von 1972–85 war er Direktor des Kanadischen<br />
Instituts für Erwachsenenbildung und von 1985–87 Präsident der nationalen<br />
Kommission für Evaluation außerschulischer Bildungsinstitutionen<br />
in Québec. In den folgenden zwei Jahren war er Generaldirektor<br />
des Instituts für angewandte Arbeitswissenschaft in Montréal.<br />
Die Jahre 1989–99 verbrachte er als Direktor des UNESCO Instituts<br />
für Pädagogik in Hamburg. Paul Bélanger ist heute Professor und<br />
Direktor des interdisziplinären Forschungszentrums für lebenslanges<br />
Lernen an der Universität von Québec in Montréal.<br />
Adama Ouane wurde 1948 in Mali geboren. Er promovierte 1976<br />
über angewandte Sprachwissenschaften am Institut für Linguistik an<br />
der Moskauer Aka<strong>dem</strong>ie der Wissenschaften. Von 1977–82 arbeitete<br />
er in Mali als stellvertretender Generaldirektor der nationalen Behörde<br />
für Alphabetisierung und Linguistik in Bamako, als Dozent<br />
an der cole Normale Supérieure (ENS) in Bamako sowie als Berater<br />
für UNICEF, UNDP und die <strong>Welt</strong>bank. Zwischen 1982 und 1995<br />
war er als Programmspezialist am UNESCO-Institut für Pädagogik<br />
tätig. Zwischen 1995 und 2000 arbeitete er in der Bildungssektion<br />
der UNESCOin Paris, bevor er 2000 als Direktor erneut an das UIP<br />
kam.
EIN RÜCKBLICK<br />
Als ich im Juli 1968 mein Amt als Direktor<br />
antrat, ging es mir <strong>zu</strong>nächst um die Fortführung<br />
der Arbeit, die der vorherige Direktor und seine<br />
Mitarbeiter unter der <strong>Auf</strong>sicht des Kuratoriums<br />
begonnen hatten. Gleichzeitig erhielt ich den<br />
<strong>Auf</strong>trag, die Programme des UIP der neuen Situation<br />
entsprechend um<strong>zu</strong>gestalten. 1968 wurde<br />
das bis dahin unabhängige Internationale<br />
Bildungsbüro (IBE) an die UNESCO angegliedert.<br />
Dies warf die Frage nach <strong>einer</strong> <strong>Auf</strong>gabenverteilung<br />
zwischen den UNESCO-Bildungsinstitutionen<br />
auf, insbesondere zwischen <strong>dem</strong><br />
IBE und <strong>dem</strong> UIP. Als ich in Hamburg ankam,<br />
war die grundsätzliche <strong>Auf</strong>gabenteilung bereits<br />
vorgenommen, und das UIP war damit beschäftigt,<br />
dafür <strong>zu</strong> sorgen, daß diese sich in seinen<br />
Projekte widerspiegelte. Beide UNESCO-Institutionen<br />
leiteten aus ihrer Geschichte den<br />
Anspruch ab, Zentren für vergleichende Bildungsforschung<br />
<strong>zu</strong> sein. Der erste Direktor des<br />
UIP kam aus der vergleichenden Bildungsforschung,<br />
wie auch einige der nachfolgenden<br />
Direktoren. Als <strong>einer</strong> von ihnen war mir sehr<br />
daran gelegen, diese Tradition aufrecht <strong>zu</strong> erhalten<br />
und an die neue Situation an<strong>zu</strong>passen.<br />
Während das IBE internationale Konferenzen<br />
von Regierungsvertretern <strong>zu</strong>r Durchführung<br />
s<strong>einer</strong> Programme abhielt, setzte das UIP seine<br />
Tradition von Expertentagungen fort.<br />
Diese Tagungen, <strong>zu</strong> denen Experten aufgrund<br />
ihres Fachwissens eingeladen wurden, und deren<br />
Themen den gesellschaftlichen Bedürfnissen<br />
und Bildungstrends entsprechend festgelegt<br />
wurden, stellten die charakteristischste Form<br />
der UIP-Aktivitäten dar. In den Jahren zwischen<br />
1968 und 1972 wurden Themen wie die Universitätsreform<br />
in der Bundesrepublik Deutschland,<br />
Benachteiligung von Entwicklungsländern<br />
sowie die Unterricht in der Muttersprache<br />
behandelt, um nur einige <strong>zu</strong> nennen. Diese Beispiele<br />
mögen der Veranschaulichung der the-<br />
TETSUYA KOBAYASHI<br />
matischen Spannbreite dienen. Die in Zusammenarbeit<br />
mit der Deutschen UNESCO-Kommission<br />
organisierte Tagung <strong>zu</strong>r Universitätsreform<br />
in der BRD befasste sich mit <strong>einer</strong> der<br />
großen Fragen jener Zeit, nicht nur auf lokaler,<br />
sondern auf internationaler Ebene. Die zweite<br />
Tagung beschäftigte sich mit zwei weiteren<br />
wichtigen Themen, Bildung für Minderheiten<br />
und in Entwicklungsländern. Die dritte über<br />
Muttersprachen war nicht nur auf Entwicklungsländern<br />
begrenzt. 1971 fand ein Expertentreffen<br />
über die Methodologie der Vergleichenden<br />
Bildungsforschung statt, das <strong>zu</strong>m Ziel hatte,<br />
methodische Fragen sowohl für die praktische<br />
Projektarbeit als auch für andere vergleichende<br />
UIP-Programme und internationale<br />
Bidungsstudien <strong>zu</strong> klären. An dieser Stelle sollte<br />
auch das Internationale Projekt für Leistungsmessung<br />
(IEA – International Project for the<br />
Evaluation of Educational Achievement) erwähnt<br />
werden, das 1959 vom UIP ins Leben<br />
gerufen wurde. 1961 erhielt das IEA einen unabhängigen<br />
Status und verlegte sein Sekretariat<br />
nach Stockholm. Die Zusammenarbeit mit<br />
<strong>dem</strong> IEA und den beteiligten Experten blieb<br />
erhalten, und die Programme des UIP profitierten<br />
von ihrem Fachwissen über empirische<br />
Methodologie.<br />
Eine andere Form von Aktivitäten, die das UIP<br />
durchführte, waren Seminare. Mit <strong>einer</strong> Seminarreihe<br />
<strong>zu</strong> Internationaler Verständigung, die<br />
gemeinsam mit nationalen UNESCO-Kommissionen<br />
abgehalten wurden, leistete das UIP<br />
einen einzigartigen Beitrag <strong>zu</strong> diesem Thema.<br />
1968 wurde diese Reihe eingestellt und teilweise<br />
durch ein Expertentreffen über Kunst von<br />
Kindern als Mittel <strong>zu</strong>r internationalen Verständigung,<br />
sowie teilweise durch einen neuen Typ<br />
von Seminar ersetzt, das der Schulung von Bildungsforschern<br />
diente. Das European Seminar<br />
on Learning and the Educational Process<br />
(SOLEP) wurde in Kooperation mit Schweden,<br />
65
TETSUYA KOBAYASHI<br />
66<br />
England und den USA in Schweden durchgeführt.<br />
Ihm folgte 1970 ein zweites für französischsprachige<br />
Forscher in Frankreich und ein<br />
drittes 1972 für die asiatische Region in Thailand.<br />
Neu war auch die Seminarreihe für Direktoren<br />
von Bildungsinstitutionen und Pädagogikprofessoren,<br />
die den Informationsaustausch<br />
and die Koordination von Forschungsaktivitäten<br />
zwischen Forschungsinstituten und Universitäten<br />
<strong>zu</strong>m Ziel hatte.<br />
In Zusammenhang mit der oben erwähnten<br />
internationalen Verständigung möchte ich ein<br />
besonderes Projekt erwähnen, an <strong>dem</strong> ich selbst<br />
beteiligt war. Das Jahr 1970 war von den Vereinten<br />
Nationen als Internationales Bildungsjahr<br />
ausgerufen worden. Dem <strong>Auf</strong>ruf des Generaldirektors<br />
der UNESCO folgend, widmete<br />
das UIP das Expertentreffen des Jahres der Internationalen<br />
Bildung und veröffentlichte in Zusammenarbeit<br />
mit einem tschechischen Experten<br />
und der nationalen tschechischen UNESCO-<br />
Kommission einen Sonderband <strong>zu</strong>m Gedenken<br />
an den dreihundertsten Jahrestag des Todes von<br />
Jan Amos Comenius. Dieses Ereignis unterstrich<br />
die Bemühungen des UIP, den damaligen<br />
osteuropäischen Ländern seine Arbeit in der<br />
Zeit der Ost-West-Spannungen <strong>zu</strong>gänglich <strong>zu</strong><br />
machen. Die Beteiligung osteuropäischer Experten<br />
an verschiedenen Tagungen war ermutigend.<br />
Zwei junge Forscher wurden nacheinander<br />
vom UIP als wissenschaftliche Mitarbeiter<br />
verpflichtet. Zusammen mit der Einstellung<br />
eines asiatischen Forschungsexperten, abgesehen<br />
von mir selbst, konnte dies als Zeichen<br />
für die Erweiterung der Aktivitäten des UIP<br />
gewertet werden.<br />
Bis <strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt wurden die Projekte<br />
auf der Basis der Bedürfnisse sowohl außerhalb<br />
als auch innerhalb des UIP festgelegt und umfassten<br />
<strong>dem</strong><strong>zu</strong>folge ein gewisses Spektrum an<br />
Themen. Die Restrukturierung der Arbeit des<br />
UIP sah die Konzentration auf einen Schwerpunkt<br />
vor. Nach ausgedehnten Beratungen mit<br />
<strong>dem</strong> UNESCO-Sekretariat und anderen beteiligten<br />
Organisationen und Experten wählte das<br />
Kuratorium des UIP lebenslanges Lernen als<br />
Arbeitsgebiet, ein Thema, dessen sich die<br />
UNESCO gerade angenommen hatte. Die Umset<strong>zu</strong>ng<br />
dieses Beschlusses oblag größtenteils<br />
<strong>dem</strong> mir nachfolgenden Dirktor und Personal.<br />
Eine weitere <strong>Auf</strong>gabe in jener Zeit war der<br />
Um<strong>zu</strong>g in das neue Gebäude, das von der Freien<br />
und Hansestadt Hamburg <strong>zu</strong>r Verfügung gestellt<br />
wurde. Das Gebäude in der Feldbrunnenstraße<br />
70 war schön und bequem, wurde aber<br />
leider <strong>zu</strong> klein, um die erweiterten Aktivitäten<br />
des Instituts unter<strong>zu</strong>bringen <strong>zu</strong> können, einschließlich<br />
der oben erwähnten Projekte, sowie<br />
die nicht minder wichtige Bibliothek und Dokumentationsabteilung<br />
sowie die Redaktion der<br />
Internationalen Zeitschrift für Erziehungswissenschaft.<br />
Die Planung für den Um<strong>zu</strong>g wurde<br />
während m<strong>einer</strong> Zeit durchgeführt, aber der<br />
Um<strong>zu</strong>g geschah nach m<strong>einer</strong> Zeit.<br />
Bevor ich diesen kurzen Rückblick abschließe,<br />
möchte ich allen <strong>zu</strong> der damaligen Zeit mit der<br />
Arbeit des UIP Betrauten meine Dankbarkeit<br />
ausdrücken, insbesondere Dr. Hans Reimers,<br />
<strong>dem</strong> Vorsitzenden des Kuratoriums, Prof. Dr.<br />
György Agoston, <strong>dem</strong> zweiten Vorsitzenden,<br />
sowie anderen Kuratoriumsmitgliedern, einigen<br />
Mitarbeitern der UNESCO sowie <strong>dem</strong> Personal<br />
des UIP in Forschung, Verwaltung und<br />
Sekretariat, deren Unterstüt<strong>zu</strong>ng mir eine angenehme<br />
Durchführung m<strong>einer</strong> Arbeit ohne viele<br />
Fehlschläge ermöglichte. Persönlich habe ich<br />
sehr von den dort gemachten Erfahrungen<br />
profitiert, die <strong>zu</strong> m<strong>einer</strong> weiteren Karriere bis<br />
heute beigetragen haben.<br />
Tetsuya Kobayashi
EIN PERSÖNLICHER RÜCKBLICK AUF<br />
DIE JAHRE ALS DIREKTOR DES UIP<br />
Vierzehn aus vierzig und fünfzig!<br />
Es freut mich außerordentlich, auf Wunsch des<br />
UIP dieses persönliche Bild aus Anlass des goldenen<br />
UIP-Jubiläums <strong>zu</strong> skizzieren. Ich hatte in<br />
der Tat das große Privileg, <strong>dem</strong> UIP zwischen<br />
1979 und 1989, insgesamt etwas länger als ein<br />
Jahrzehnt, als Direktor <strong>zu</strong> dienen. Davor arbeitete<br />
ich von 1972–76 auch als Technischer<br />
Direktor/Forschungsdirektor des Instituts.<br />
Beruflich waren diese 14 Jahre Arbeit am UIP<br />
sehr produktiv, persönlich waren sie ausgesprochen<br />
bereichernd. Wenn ich nun auf 40 Jahre<br />
Arbeit vor m<strong>einer</strong> Pensionierung und weitere<br />
elf Jahre ehrenamtliche Tätigkeit für etliche Regierungs-<br />
und Nichtregierungsorganisationen<br />
in der Zeit danach blicke, glaube ich, dass die<br />
Zeit am UIP für mich insofern besondere Bedeutung<br />
hatte, als ich einige konkrete Beiträge<br />
<strong>zu</strong> den Themen Bildung und menschliche Entwicklung<br />
im Rahmen der allgemeinen Ziele der<br />
UNESCO leisten konnte.<br />
Die sechs Stärken des UIP<br />
Als ich beschloss, für meine erste Periode am<br />
UIP <strong>zu</strong> arbeiten, waren mir einige außerordentliche<br />
Stärken des Instituts im Verhältnis <strong>zu</strong><br />
s<strong>einer</strong> Größe aufgefallen, die sich in der Folge<br />
bestätigten und die ich während m<strong>einer</strong> 14 Jahre<br />
intensiv nutzte. Zu diesen Stärken gehören:<br />
1 die große Chance, dass seine in Zusammenarbeit<br />
mit nationalen Regierungen,<br />
nationalen UNESCO-Kommissionen,<br />
Nichtregierungsorganisationen und deren<br />
regionalen und internationalen Netzwerken<br />
durchgeführten Programme eine<br />
wirklich weltweite Reichweite haben;<br />
2 eine integrale Verbindung <strong>zu</strong>r UNESCO<br />
und den Vereinten Nationen mit den ent-<br />
RAVINDRA DAVE<br />
sprechenden Vorteilen in puncto Unterstüt<strong>zu</strong>ng,<br />
Zusammenarbeit und Inspiration;<br />
3 die Tatsache, dass das UIP in Europa und<br />
außer<strong>dem</strong> in einem der fortgeschrittensten<br />
Länder der <strong>Welt</strong> – Deutschland –<br />
beheimatet ist;<br />
4 die direkte Unterstüt<strong>zu</strong>ng und Förderung<br />
durch die Behörden des Gastgeberlandes<br />
und die kollegiale Zusammenarbeit mit<br />
seinen modernen Institutionen für Bildungsforschung<br />
und<br />
-entwicklung;<br />
5 die Lage des Instituts in der Hansestadt<br />
Hamburg in der Nähe der Universität,<br />
neben der großzügigen Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />
durch den Stadtstaat und<br />
6 die grundsätzliche und weitreichende<br />
Autonomie, die das UIP inmitten dieses<br />
enggeknüpften lokalen, regionalen und<br />
globalen Beziehungsgeflechts genoss. All<br />
diese und eine Reihe ähnlicher Charakteristika<br />
sorgten <strong>einer</strong>seits für außergewöhnliche<br />
Möglichkeiten und andererseits<br />
für berufliche Herausforderungen,<br />
die ich am allermeisten genoss.<br />
1971 beschloss das UIP-Kuratorium, einen speziellen<br />
Arbeitsschwerpunkt <strong>zu</strong> wählen, <strong>dem</strong> für<br />
eine bestimmte Zeitspanne nachgegangen werden<br />
sollte. Man dachte, dass das Konzept der<br />
Lebenslangen Bildung einen solchen Schwerpunkt<br />
darstellen könnte. Zu diesem Zeitpunkt<br />
wurde ich gefragt, ob ich nicht am Institut arbeiten<br />
wollte und auch informell im Zusammenhang<br />
des Arbeitsschwerpunkts und damit verbundener<br />
Angelegenheiten um Rat gebeten. Im<br />
März 1972, nach<strong>dem</strong> ich am Institut angefangen<br />
hatte, legte das Kuratorium schließlich die<br />
Lebenslange Bildung als Schwerpunkt fest, wobei<br />
insbesondere die Forschung <strong>zu</strong> Bildungsinhalt<br />
und -prozess im Blickpunkt stehen sollten.<br />
67
RAVINDRA DAVE<br />
68<br />
Die erste Phase: Schwerpunkt auf<br />
Lebenslangem Lernen<br />
In der Folge dieser wichtigen Entscheidung<br />
starteten wir eine Reihe von Studien und damit<br />
einhergehender Aktivitäten über Theorie und<br />
Praxis des Lebenslangen Lernens. Ich war<br />
hauptächlich dafür verantwortlich, 1972-73<br />
die erste monographische Studie durch<strong>zu</strong>führen,<br />
die sich auf Interviews, Fallstudien und<br />
andere Verfahren stützte und darauf abzielte,<br />
die Hauptzüge des Konzepts des lebenslangen<br />
Lernens und deren mögliche Anwendung bezüglich<br />
Inhalt und Prozess der formalen, nonformalen<br />
und informalen Lernsysteme inklusive<br />
der Schulphase und darüber hinaus <strong>zu</strong> erarbeiten<br />
und in <strong>einer</strong> Monographie <strong>zu</strong>sammen<strong>zu</strong>fassen.<br />
Diese erste Monographie enthielt 20<br />
wohldefinierte Konzeptcharakteristika und<br />
konkret aufgeführte Beispiele ihrer Anwendung<br />
auf Ziele und Inhalt, Lernquellen und -prozesse,<br />
Evaluation und ähnliche Aspekte.<br />
Eine Reihe darauf folgender Monographien erkundete<br />
ähnliche konzeptionelle und praktische<br />
Dimensionen der Lebenszeit und des Lebensraums,<br />
um die Ziele der individuellen und kollektiven<br />
menschlichen Entwicklung für eine bessere<br />
und höhere Lebensqualität <strong>zu</strong> erreichen.<br />
Einige Monographien und insbesondere die 20<br />
Grundzüge der lebenslangen Bildung wurden<br />
in verschiedene Sprachen übersetzt, um sie in<br />
der ganzen <strong>Welt</strong> <strong>zu</strong> verbreiten. Die Monographien<br />
wurden durch weitere Forschungen und<br />
Publikationen <strong>einer</strong> Reihe vielversprechender<br />
Fallstudien aus Asien, Afrika, Lateinamerika,<br />
Europa und anderen Regionen ergänzt.<br />
Gleichzeitig wurde unter m<strong>einer</strong> Koordination<br />
eine konzeptionelle Hauptstudie über die Grundlagen<br />
der lebenslangen Bildung begonnen mit<br />
Beiträgen von international renommierten Experten<br />
wie Bogdan Suchodolski aus Polen,<br />
Arthur Cropley aus Australien/Kanada, Henri<br />
Janne aus Belgien, Prem Kirpal aus Indien,<br />
Annie Vinokur aus Frankreich/Algerien und<br />
Clin De’ath aus Neuseeland/Kanada. Dieses<br />
bahnbrechende Projekt generierte erstmalig das<br />
Grundwissen über die philosophischen, psychologischen,<br />
soziologischen, historischen, anthropologischen<br />
und wirtschaftlichen Grundlagen<br />
der lebenslangen Bildung. Die Ergebnisse dieser<br />
Studie erregten das Interesse einiger weltberühmter<br />
Verlage. Die englische Version des Grundlagen-Buchs<br />
wurde in Oxford/Großbritannien<br />
als Pergamon/UIP-Publikation herausgebracht<br />
und weltweit verbreitet. Die spanische Ausgabe<br />
wurde von Santillana in Madrid veröffentlicht<br />
und wurde in spanischsprachigen Ländern,<br />
besonders in Lateinamerika, sehr populär. Sie<br />
erhielt lobende Besprechungen in erziehungswissenschaftlichen<br />
Fachzeitschriften und wurde<br />
schnell <strong>zu</strong> einem einschlägigen Nachschlagewerk<br />
in mehreren hundert Universitäten und<br />
Hochschulen auf der ganzen <strong>Welt</strong> für unterschiedliche<br />
Lehrveranstaltungen in Erwachsenen-<br />
und Weiterbildung, lebenslanger Bildung<br />
usw.<br />
Gleichzeitig wurden diese vom UIP initiierten<br />
Aktivitäten wichtiger Bestandteil der Folgemaßnahmen<br />
der UNESCO <strong>zu</strong> ihrem internationalen<br />
Bericht “Wie wir leben lernen” (“Learning<br />
to be”) von 1972, in <strong>dem</strong> lebenslange Bildung<br />
in der allerersten von 21 Empfehlungen als<br />
Königsweg <strong>zu</strong>künftiger Bildungspolitik und<br />
Leitmotiv entsprechender Bildungsprogramme<br />
sowohl in Industrie- als auch in Entwicklungsländern<br />
bezeichnet wurde. Viele weitere Studien<br />
wurden in der Folge vom UIP über einen<br />
Zeitraum von mehr als zehn Jahren über das,<br />
was wir “Annäherungen an lebenslange Bil-
dung” nannten, durchgeführt und deren Ergebnisse<br />
weltweit verbreitet. Es versteht sich,<br />
dass das Institut weltweit Beachtung und Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />
fand und gleichzeitig Bildungspolitikern<br />
und -praktikern wertvolle Dienste auf diesem<br />
neuen Gebiet leistete. Für mich persönlich<br />
bedeutete diese Einbeziehung in eine weltweite<br />
Zukunftsentwicklung, die darauf abzielte, den<br />
Menschen während des ganzen Lebens in seinem<br />
Streben nach Unabhängigkeit, Erleuchtung<br />
und Veränderung <strong>zu</strong> unterstützen, das Gefühl<br />
<strong>einer</strong> großen professionellen Erfüllung.<br />
Die konzeptionellen und praktischen Entwicklungen<br />
im Bereich der lebenslangen Bildung<br />
wurden nicht vom UIP alleine geleistet. Verschiedene<br />
Organe der UNESCO waren mit diesem<br />
breiteren Bildungsverständnis befasst. Andere<br />
regionale und nationale Institutionen und<br />
Organisationen, sowohl mit als auch ohne Einbeziehung<br />
der Regierung, hatten eine Vielzahl<br />
von Aktivitäten da<strong>zu</strong> unternommen. Die sich in<br />
den siebziger Jahren formierende Bewegung<br />
<strong>zu</strong>r Förderung der non-formalen Bildung wurde<br />
gleichfalls in der Perspektive des lebenslangen<br />
Lernens betrachtet. Als ich nach Paris ging,<br />
um an unserem Schwester-Institut, <strong>dem</strong> Internationalen<br />
Institut für Bildungsplanung (IIEP)<br />
<strong>zu</strong> arbeiten, blieb mein enger Kontakt <strong>zu</strong> den<br />
Entwicklungen am UIP und anderen Institutionen<br />
innerhalb und außerhalb der UNESCO<br />
erhalten.<br />
Zurück am UIP: Bedarfsanalyse und neue<br />
Grenzen<br />
Als ich 1979 als Direktor ans UIP <strong>zu</strong>rückkehrte,<br />
setzten wir unsere Arbeit auf diesem vielversprechenden<br />
Gebiet fort und eröffneten neue<br />
Arbeitsfelder. Ich besann mich auch erneut auf<br />
die spezifischen Stärken des Instituts, die ich<br />
weiter oben schon aufgezählt habe, um auf<br />
RAVINDRA DAVE<br />
optimale Weise von diesen enormen Vorteilen<br />
bei der Erfüllung m<strong>einer</strong> <strong>zu</strong>sätzlichen <strong>Auf</strong>gaben<br />
<strong>zu</strong> profitieren.<br />
<strong>Auf</strong> Grundlage dieser Vorteile und der ab 1972<br />
geleisteten Arbeit über Theorie und Praxis der<br />
lebenslangen Bildung entwickelten wir eine<br />
mehrschichtige Strategie, um die Dienste des<br />
UIP sowohl für Industrie- als auch Entwicklungsländer<br />
auf der ganzen <strong>Welt</strong> innerhalb der<br />
Ziele der UNESCO aus<strong>zu</strong>weiten.<br />
In dieser Phase begann das UIP seine Arbeit in<br />
den Bereichen Alphabetisierung, Nachalphabetisierung<br />
und Weiterbildung von frisch alphabetisierten<br />
Menschen in der Perspektive des<br />
lebenslangen Lernens. Bis dahin hatte das Institut<br />
nicht systematisch <strong>zu</strong>r Alphabetisierung<br />
gearbeitet. Andererseits hatten Alphabetisierungsprogramme<br />
in den siebziger Jahren dank<br />
der anhaltenden Bemühungen der UNESCO,<br />
nationaler Regierungen von Entwicklungsländern,<br />
Nichtregierungsorganisationen und anderer<br />
Institutionen auf der ganzen <strong>Welt</strong> an Bedeutung<br />
gewonnen. Es wurde jedenfalls deutlich,<br />
dass, während es eine Menge von Aktivitäten<br />
in der Alphabetisierungsarbeit gab, sich in den<br />
Bereichen Nachalphabetisierung und Weiterbildung<br />
von neu alphabetisierten Kindern,<br />
Jugendlichen und Erwachsenen nicht viel tat.<br />
In der Folge wurde das Problem, dass viele der<br />
frisch Alphabetisierten wieder <strong>zu</strong> Analphabeten<br />
wurden, immer gravierender.<br />
Nachalphabetisierung und lebenslanges<br />
Lernen: Die S-F-A-Ziele<br />
Unsere Feldbeobachtungen und Bedarfsanalysen<br />
zeigten deutlich, dass es dringend notwendig<br />
war, frisch Alphabetisierten auf drei konkrete<br />
Arten <strong>zu</strong> helfen:<br />
1 Stabilisierung von Lese- und Schreib-<br />
69
RAVINDRA DAVE<br />
70<br />
fähigkeiten, sie dauerhaft machen;<br />
2 Fortführung ihres Lernens <strong>zu</strong> ihrer allgemeinen<br />
und beruflichen Entwicklung,<br />
in<strong>dem</strong> die Lese- und Schreibfähigkeit<br />
selbst als wichtige Lernfähigkeiten benutzt<br />
wurden, und<br />
3 Anwendung dieses wiederkehrenden Lernens<br />
<strong>zu</strong>r Verbesserung ihrer Lebensqualität.<br />
Wir fanden gleichfalls heraus,<br />
dass diese frisch Alphabetisierten eine<br />
Anzahl von alternativen, flexiblen und<br />
attraktiven Lernstrategien in formalen,<br />
non-formalen und informalen Zusammenhängen<br />
innerhalb des weiten Rahmens<br />
des lebenslangen Lernens brauchten.<br />
Durch die Herstellung von Zeitungen<br />
für frisch Alphabetisierte <strong>zu</strong>m Beispiel<br />
erlangten diese neben <strong>dem</strong> Wissen über<br />
selbstorganisiertes Lernen auch eine Art<br />
von Status, die Bildung kl<strong>einer</strong> Lerngruppen<br />
zielte durch speziell entwickelte<br />
Lernmaterialien auf die gemeinsame Entwicklung,<br />
usw.<br />
In diesem speziellen und bedarfsorientierten<br />
Kontext stellte sich das UIP der Herausforderung<br />
und entwickelte eine Großinitiative <strong>zu</strong>r<br />
Entwicklung von Lernstrategien und Techniken<br />
der Nachalphabetisierung und Weiterbildung<br />
im weiteren Rahmen des lebenslangen Lernens,<br />
der bereits früher vom Institut aufgebaut worden<br />
war. Da das Institut noch nicht über die nötige<br />
Zahl von fähigen Mitarbeitern und Beratern<br />
in diesem Bereich verfügte, lag ein beträchtlicher<br />
Teil der Verantwortung an dieser<br />
Pionierarbeit auf meinen Schultern. Die Lage<br />
verbesserte sich deutlich, als wir uns <strong>zu</strong>sätzlicher<br />
finanzieller Unterstüt<strong>zu</strong>ng seitens der<br />
deutschen Behörden versichern konnten.<br />
Das Alphabetisierungs- und Nachalphabetisierungsprojekt<br />
beinhaltete einen innovativen<br />
Ansatz, der integrierte Forschung und forschungsfundierte<br />
Ausbildung umfasste, die<br />
Forscher als Experten benutzte und die Forschungsergebnisse<br />
als Ausbildungsmaterial, um<br />
seine Wirksamkeit, seine Bedeutung und seine<br />
Leistungsfähigkeit <strong>zu</strong> optimieren. Die Gesamtstrategie<br />
beinhaltete eine Reihe vielversprechender<br />
Charakteristika wie z.B.<br />
■ die Durchführung partizipatorischer Forschung<br />
an der Basis über die Bildung von<br />
Forschungsnetzwerken mit der Hilfe lokaler<br />
Funktionäre in verschiedenen <strong>Welt</strong>regionen;<br />
■ Einführung eines neuen Programms <strong>zu</strong>r<br />
forschungsfundierten Ausbildung, das in<br />
unterschiedlichen Regionen durchgeführt<br />
wurde und die Dienste örtlicher Spezialisten<br />
<strong>zu</strong>sammen mit den UIP-Mitarbeitern<br />
nutzte und bestimmte Fallstudien über<br />
Lernstrategien im Zusammenhang von<br />
Nachalphabetisierung im Rahmen lebenslangen<br />
Lernens als Ausbildungsmaterial<br />
benutzte, das sowohl lokale als auch internationale<br />
Erfahrungen präsentierte;<br />
■ Publikation der Forschungsergebnisse in<br />
Englisch, Französisch, Spanisch und Arabisch,<br />
um die Kommunikation <strong>zu</strong> erleichtern;<br />
■ breite Verteilung der Publikationen an<br />
verschiedene nationale und lokale Organisationen,<br />
sowie deren Verkauf <strong>zu</strong> reduzierten<br />
Preisen;<br />
■ <strong>Auf</strong>bau eines neuen Dokumentationsbereichs<br />
über Alphabetisierung, Nachalphabetisierung<br />
und Weiterbildung <strong>zu</strong> Zwecken<br />
der Forschung, Ausbildung, Verteilung<br />
und Ausstellung am UIP und<br />
anderswo;<br />
■ Zusammenarbeit mit nationalen und anderen<br />
Nichtregierungsorganisationen, die<br />
in den Bereichen Alphabetisierung und<br />
Erwachsenenbildung in Entwicklungs-
und Industrieländern tätig waren, sowie<br />
mit den UNESCO Regionalbüros, <strong>dem</strong><br />
UNESCO-Sekretariat und nationalen Regierungen;<br />
■ Einführung von Mechanismen <strong>zu</strong>r gemeinsamen<br />
Finanzierung, wobei die teilnehmenden<br />
Länder die Kosten trugen, die<br />
vor Ort anfielen, und das UIP die auf<br />
internationaler Ebene anfallenden Kosten<br />
für Forschung, Personal, Reisen und<br />
damit <strong>zu</strong>sammenhängende Aktivitäten<br />
trug; und<br />
■ Zusätzliche regelmäßige finanzielle Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />
seitens der deutschen Behörden<br />
über fast ein Jahrzehnt insbesondere<br />
für Ausbildungsprogramme in verschiedenen<br />
Regionen und in Hamburg und für<br />
ähnliche Aktivitäten im Zusammenhang<br />
dieses Projekts.<br />
Hunderte von Alphabetisierungsexperten aus<br />
über hundert Ländern konnten in kleinen Gruppen<br />
ausgebildet werden. Aus größeren Ländern<br />
konnten sogar noch mehr Experten <strong>zu</strong>r Ausbildung<br />
auf regionaler und internationaler Ebene<br />
eingeladen werden. Im Gegen<strong>zu</strong>g gaben diese<br />
in ihren Herkunftsländern ihr Wissen an Alphabetisierungspersonal<br />
auf lokaler Ebene, deren<br />
Zahl in die Tausende geht, weiter, und entwickelten<br />
Lehr-/Lernmaterialien für die Nachalphabetisierungsarbeit<br />
mit frisch alphabetisierten<br />
Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen,<br />
das so auf die jeweiligen Landesbedingungen<br />
<strong>zu</strong>geschnitten werden konnte. Das UIP legte<br />
eine Sammlung zahlreicher Beispiele solcher<br />
Materialien für unterschiedliche Zwecke an.<br />
Somit entstand <strong>einer</strong>seits ein sehr guter Multiplikationseffekt,<br />
und andererseits wuchs das<br />
Bewusstsein über die Notwendigkeit von Nachalphabetisierungsarbeit<br />
und Weiterbildung. In<br />
den bildungspolitischen regionalen und internationalen<br />
Seminaren gaben wir unseren Teil-<br />
RAVINDRA DAVE<br />
nehmern aus verschiedenen Ländern oft den<br />
fröhlichen Rat mit auf den <strong>Weg</strong>: “Lass’ die Finger<br />
von der Alphabetisierung, wenn Du keine<br />
Nachalphabetisierung machen kannst!”<br />
Diese weltweite strategische Aktion kündigte<br />
einen neuen Abschnitt in den Annalen des UIP<br />
an. In Anerkennung unserer Anstrengungen und<br />
Ergebnisse unternahm die UNESCO in ihrer<br />
Generalkonferenz einen sehr ermutigenden<br />
Schritt und fasste den Beschluss, mit <strong>dem</strong> UIP<br />
regelmäßige Programme <strong>zu</strong> Inhalten bzw. Lernprozessen<br />
in der Alphabetisierungs- und Nachalphabetisierungsarbeit<br />
und der lebenslangen<br />
Bildung ein<strong>zu</strong>richten. Ähnliche Formen der Zusammenarbeit<br />
mit Organisationen innerhalb<br />
und außerhalb Deutschlands nahmen mit der <strong>zu</strong>sätzlich<br />
gewonnenen Stärke und weltweiten Visibilität<br />
des UIP auf bemerkenswerte Weise <strong>zu</strong>.<br />
Mehrere Programme für die Industrieländer<br />
Gleichzeitig führte das UIP eine Anzahl weiterer<br />
Programme und Projekte durch, die sich auf<br />
Industrieländer richteten. Jedes Jahr wurden nun<br />
gemeinsame Studien und Treffen <strong>zu</strong>sammen mit<br />
<strong>dem</strong> Europarat durchgeführt. In den achtziger<br />
Jahren, also <strong>zu</strong> <strong>einer</strong> Zeit, als der kalte Krieg<br />
noch nicht <strong>zu</strong> Ende war, gelang es <strong>dem</strong> UIP des<br />
öfteren, Bildungswissenschaftler aus Osteuropa<br />
und der westlichen <strong>Welt</strong> <strong>zu</strong> Zwecken des professionellen<br />
Dialogs und direkten Austauschs<br />
über Erfahrungen und Probleme in Be<strong>zu</strong>g auf<br />
Bildungsinhalte und -prozesse <strong>zu</strong>sammen <strong>zu</strong><br />
bringen. Außer<strong>dem</strong> waren bestimmte Projekte<br />
wie die “Sieben-Länder-Studie über Kurrikula<br />
<strong>zu</strong>r lebenslangen beruflichen Bildung” für beide<br />
Seiten, sowohl für Industrie- als auch Entwicklungsländer,<br />
gedacht – <strong>zu</strong>r Zusammenarbeit<br />
über Forschung, Verbreitung von Erkenntnissen<br />
und Wissensaustausch in wichtigen Problemfeldern,<br />
die für alle UNESCO-Mitgliedsstaaten<br />
von Bedeutung waren.<br />
71
RAVINDRA DAVE<br />
72<br />
Es gab auch kräftige Unterstüt<strong>zu</strong>ng seitens<br />
unserer vierteljährlichen Fachzeitschrift, der<br />
Internationalen Zeitschrift für Erziehungswissenschaft.<br />
Wir konnten während m<strong>einer</strong> Zeit als<br />
Direktor und Vorsitzender ihres Redaktionsausschusses<br />
nicht weniger als 40 Ausgaben <strong>zu</strong><br />
Themen, die für die weltweiten <strong>Auf</strong>gaben des<br />
UIP von Bedeutung waren, herausgeben. Das<br />
Dokumentationszentrum des UIP durchlief<br />
einen tiefgreifenden Wandlungsprozess und<br />
wurde <strong>zu</strong>m Rückgrat der neuen UIP-Initiativen.<br />
Es gab eine Vielzahl von Materialien und Listen<br />
<strong>zu</strong>r Verbreitung der Prinzipien der lebenslangen<br />
Bildung und <strong>zu</strong>r entsprechenden<br />
Sensibilisierung der Fachwelt heraus. Dutzende<br />
Ausstellungen von Materialien, die für spezifische<br />
Projekte von Bedeutung waren, wurden<br />
organisiert, wenn innerhalb oder außerhalb des<br />
UIP Netzwerktreffen oder Ausbildungsprogramme<br />
stattfanden. Alle Mitarbeiter des Instituts<br />
fühlten sich der gemeinsamen <strong>Auf</strong>gabe und den<br />
Zielen des UIP gleichermaßen verpflichtet. Sie<br />
alle namentlich <strong>zu</strong> nennen, ist im Rahmen dieses<br />
<strong>Auf</strong>satzes leider nicht möglich, gleichwohl<br />
war ich ihnen immer <strong>zu</strong> großem Dank verpflichtet.<br />
Das Kuratorium des Instituts, die deutschen<br />
Behörden, die deutsche UNESCO-Kommission,<br />
die Kollegen im UNESCO-Sekretariat und<br />
anderswo, zahlreiche Nichtregierungsorganisationen<br />
und Experten auf der ganzen <strong>Welt</strong>, von<br />
Japan bis Deutschland und von Nepal und<br />
Indien bis Kolumbien und Kanada – alle waren<br />
enorm hilfreich und engagiert während der 14<br />
Jahre weltweiter Bildungsbewegung, in der ich<br />
eine führende Rolle <strong>zu</strong> spielen hatte. Obwohl<br />
ich mich nicht auf alle diese Personen namentlich<br />
beziehen kann, muss ich doch den Namen<br />
von Dr. Hubert Braun, Vorsitzender des UIP-<br />
Kuratoriums in m<strong>einer</strong> Zeit als Direktor,<br />
nennen. Er setzte alle Hebel in Bewegung, um<br />
das UIP in seinen Funktionen großzügig und<br />
weise <strong>zu</strong> fördern und spielte bei der Sicherung<br />
<strong>zu</strong>sätzlicher finanzieller Unterstüt<strong>zu</strong>ng von Seiten<br />
der deutschen Behörden, ohne die viele wichtige<br />
Aktivitäten nicht möglich gewesen wären,<br />
eine Schlüsselrolle.<br />
Ein seltener Schatz<br />
Als ich schließlich am Tag m<strong>einer</strong> Pensionierung<br />
nach Hause kam, bereitete mir meine<br />
Familie eine freudige Überraschung. Stets hatte<br />
ich praktisch alle Teilnehmer an Forschungsund<br />
Ausbildungsseminaren und sonstige Besucher<br />
des UIP <strong>zu</strong> mir nach Hause <strong>zu</strong>m zwanglosen<br />
Gespräch und Abendessen mit indischen<br />
Curry-Gerichten eingeladen. Dies war während<br />
der 14 Jahre <strong>zu</strong>r Routine geworden und war für<br />
eine typische indische Familie keineswegs ungewöhnlich.<br />
Was ich aber nicht wusste, war, dass<br />
Mitglieder m<strong>einer</strong> Familie die Länder und<br />
Nationalitäten der verschiedenen Besucher, die<br />
sie ein Mal oder mehrere Male <strong>zu</strong> Hause empfangen<br />
und von denen sie viel gelernt hatten,<br />
getreulich gezählt hatten. Sie erzählten mir <strong>zu</strong>m<br />
ersten Mal an jenem Abend, dass die Zahl der<br />
Länder, aus denen Gäste bei mir <strong>zu</strong> Hause empfangen<br />
worden waren, ensprechend ihrer sorgfältigen<br />
Rechnung die Zahl 117 ergab. “Aus<br />
117 Ländern!” rief ich. Als ich aber in Ruhe auf<br />
meine 14 Jahre am UIP <strong>zu</strong>rückblickte, fühlte<br />
ich: ja, das sollte stimmen! Heute pflegen wir<br />
gerne das Andenken an dieses unvorhergesehene<br />
Rechenexempel – ein seltener Schatz<br />
unschätzbarer interkultureller Erfahrung, der<br />
uns mit <strong>dem</strong> Lauf der Jahre unseres Lebens<br />
immer mehr erfreut.<br />
Ravindra H. Dave
EIN PLÄDOYER FÜR DAS<br />
RECHT ZU LERNEN<br />
Wenn für die UNESCO Erwachsenenbildung<br />
und lebenslanges Lernen heute zentrale Elemente<br />
ihres allgemeinen <strong>Auf</strong>trags sind, so verdanken<br />
wir diese Verschiebung in ihrem Bildungsverständnis<br />
<strong>dem</strong> UNESCO-Institut für<br />
Pädagogik und seinen wegweisenden Bemühungen<br />
in den letzten 50 Jahren.<br />
Tatsächlich wurde schon im allerersten vom<br />
Institut veranstalteten Seminar im Jahr 1952<br />
“Erwachsenenbildung als Mittel <strong>zu</strong>r Entwicklung<br />
und Stärkung sozialer und politischer Verantwortung”<br />
behandelt. Und seit damals hat<br />
das Hamburger Institut stets eine führende und<br />
produktive Rolle auf diesem Gebiet gespielt. In<br />
den siebziger Jahren hat es maßgeblich <strong>zu</strong>r Entwicklung<br />
des Konzepts des lebenslangen Lernens<br />
beigetragen und eine breite internationale<br />
Debatte über diese neue Sichtweise angeregt.<br />
In den achtziger Jahren hat es wiederum Neuland<br />
erschlossen durch die Erweiterung des<br />
Verständnisses von Erwachsenengrundbildung.<br />
Das Institut gab ForscherInnen in allen <strong>Welt</strong>regionen<br />
die Gelegenheit <strong>zu</strong> dokumentieren,<br />
wie durch unterschiedliche Nachalphabetisierungsprogramme<br />
das durch Erwachsenenalphabetisierung<br />
Erreichte gesichert werden<br />
kann, und organisierte <strong>zu</strong> diesem Zweck nationale<br />
Ausbildungsseminare.<br />
In den neunziger Jahren hat das Institut beim<br />
Entstehen <strong>einer</strong> breiter gefassten Vorstellung<br />
von Erwachsenenbildung bzw. vom Lernen<br />
Erwachsener und entsprechender bildungspolitischer<br />
Konzepte erneut eine bedeutende Rolle<br />
gespielt, ebenso bei der Vertiefung des<br />
Begriffs vom Recht, ein Leben lang <strong>zu</strong> lernen<br />
und dabei dieses universale Menschenrecht mit<br />
der Anerkennung unterschiedlicher Bildungs-<br />
PAUL BÉLANGER<br />
formen <strong>zu</strong> verbinden. Das Institut hat <strong>zu</strong>sammen<br />
mit Betroffenen <strong>Weg</strong>e <strong>zu</strong>r Stärkung kultureller<br />
Rechte von Minderheiten, <strong>zu</strong>r Bewahrung<br />
und Wiederbelebung von Muttersprachen<br />
und <strong>zu</strong>r Förderung des Rechts <strong>zu</strong> lernen insbesondere<br />
für Frauen gesucht. Seit 2000 setzt sich<br />
das UIP trotz aller Schwierigkeiten dafür ein,<br />
dass Grundbildung gleichgesetzt wird mit<br />
Grundbildung für jedes Alter, daß die Mitgliedsstaaten<br />
ihre in Hamburg und Dakar eingegangenen<br />
Verpflichtungen umsetzen und daß<br />
Regierungen und Nichtregierungs-organisationen<br />
die Expertise und Unterstüt<strong>zu</strong>ng des Instituts<br />
in Anspruch nehmen, um beim <strong>Auf</strong>bau<br />
partizipatorischer Lerngemeinschaften neue<br />
<strong>Weg</strong>e <strong>zu</strong> beschreiten.<br />
Noch immer sehen sich viele Frauen und Männer<br />
ihres Rechts <strong>zu</strong> lernen – und dies ein Leben<br />
lang – beraubt, auch wenn<br />
“Lernen im Erwachsenenalter an Tiefe<br />
und Umfang gewonnen [hat]; es ist <strong>zu</strong><br />
einem Muss geworden, am Arbeitsplatz,<br />
<strong>zu</strong> Hause und in der Gemeinschaft, überall<br />
dort wo Frauen und Männer sich<br />
bemühen, in jeder Phase des Lebens neue<br />
Realitäten <strong>zu</strong> schaffen”.<br />
(CONFINTEA, Agenda für die Zukunft § 9)<br />
Zu viele Gemeinschaften verfügen immer noch<br />
nicht über die notwendigen Mittel, das kreative<br />
Potential ihrer Mitglieder effektiv <strong>zu</strong> nutzen,<br />
obwohl sie doch so dringend auf deren kollektive<br />
Intelligenz angewiesen sind, um die Herausforderungen<br />
an<strong>zu</strong>gehen, mit denen wir alle<br />
konfrontiert sind.<br />
In 50 fruchtbaren Jahren gereift, doch mit<br />
erneuertem und erweitertem <strong>Auf</strong>trag und<br />
gestützt auf seine vielen Netzwerke, ist das UIP<br />
nun bereit, <strong>zu</strong> neuen Ufern auf<strong>zu</strong>brechen, um<br />
Menschen auf der ganzen <strong>Welt</strong> dabei <strong>zu</strong> helfen,<br />
ihre Hoffnungen auf eine eigenständige kultu-<br />
73
PAUL BÉLANGER<br />
74<br />
relle Entwicklung <strong>zu</strong> erfüllen, ihr Recht <strong>zu</strong> lernen<br />
<strong>zu</strong> verwirklichen und ihre individuellen<br />
und kollektiven Fähigkeiten weiter<strong>zu</strong>entwickeln.<br />
Es geht dabei um nicht weniger als um<br />
die Entfesselung der kreativen Kräfte und der<br />
Wissbegierde aller gesellschaftlichen Gruppen.<br />
Für dieses anspruchsvolle Unterfangen bedarf<br />
es mehr denn je der katalysatorischen Rolle des<br />
UIP, s<strong>einer</strong> einzigartigen Fähigkeit, weltweit<br />
Initiativen <strong>zu</strong>sammen<strong>zu</strong>führen und Menschen<br />
<strong>zu</strong> helfen, über <strong>Welt</strong>regionen hinweg voneinander<br />
<strong>zu</strong> lernen. Wir brauchen das Fachwissen<br />
des UIP, um die intellektuelle Zusammenarbeit<br />
in der <strong>Welt</strong> des lebenslangen Lernens <strong>zu</strong> unterstützen<br />
und <strong>zu</strong> fördern. Wir brauchen seine<br />
rechtmässige Funktion <strong>zu</strong>r Fortset<strong>zu</strong>ng der historischen<br />
Reihe der CONFINTEA-<strong>Welt</strong>konferenzen<br />
über Erwachsenenbildung. Wir brauchen<br />
seine Phantasie für die Neugestaltung dieses<br />
wiederkehrenden Zusammentreffens der<br />
Menschheit mit ihrer Utopie des lebenslangen<br />
Lernens.<br />
Paul Bélanger
STIMMEN ZUM UIP<br />
Als Folge der Ankündigung des Auswärtigen Amtes, die institutionelle Förderung des<br />
UIP <strong>zu</strong> kürzen und schließlich ganz ein<strong>zu</strong>stellen, erhielt das Institut im Sommer 2000<br />
Briefe aus der ganzen <strong>Welt</strong>. Einige dieser ermutigenden Stimmen möchten wir hier<br />
zitieren:<br />
Niemand wird mir widersprechen, wenn ich sage, dass die internationale<br />
Rolle des UIP als Verfechter des lebenslangen Lernens<br />
einen direkten Einfluss auf uns in Botswana sowie auf andere<br />
Länder der Region hat. Für diejenigen von uns, die im Bereich<br />
des lebenslangen Lernens und der Erwachsenenbildung arbeiten,<br />
ist das Institut daher ein wichtiger Teil der UNESCO Familie.<br />
Es ist eine äußerst wichtige internationale Ressource, die<br />
erhalten bleiben muss.<br />
Prof. Frank Youngman, Department of Adult Education, Gaborone, Botswana<br />
Wir sind der Überzeugung, dass die katalytische Rolle des UNES-<br />
CO-Instituts, das da<strong>zu</strong> beiträgt und sicherstellt, dass das globale<br />
Projekt des Lernens im Erwachsenenalter mit Nachdruck vorangetrieben<br />
wird, außerordentlich wichtig ist. Die <strong>zu</strong>nehmende<br />
Hinwendung <strong>zu</strong>m Erwachsenenlernen in der höheren Bildung, im<br />
Gesundheitswesen, am Arbeitsplatz, im informellen Wirtschaftssektor,<br />
in der Landwirtschaft, für die Immigranten und für die<br />
Stärkung und aktive Teilnahme von Frauen im gemeinschaftlichen<br />
Leben erfordert, dass die UNESCO ihr Engagement nicht nur aufrecht<br />
erhält, sondern deutlich verstärkt, um aus <strong>dem</strong> Lernen im<br />
Erwachsenenalter ein wirkungsvolles Werkzeug für nachhaltige<br />
Entwicklung <strong>zu</strong> machen.<br />
Prof. Shirley Walters, Head-Division for Lifelong Learning, University of the Western<br />
Cape, South Africa<br />
(...) das UNESCO-Institut für Pädagogik bietet durch seine vielfältigen<br />
Aktivitäten und Veröffentlichungen ein Forum, in <strong>dem</strong><br />
Praktiker, Forscher, politische Entscheidungsträger und Planer<br />
regelmäßig <strong>zu</strong>sammenkommen und Probleme von globaler Tragweite<br />
diskutieren (...) Das UIP hat in vielen Bereichen eine Führungsrolle<br />
inne. Bildungsexperten aus den Ländern der Dritten<br />
<strong>Welt</strong> schätzen die Rolle des UIP und seine Bildungsarbeit in<br />
besonderem Maße. Die Schließung eines derartigen Instituts wäre<br />
ein schwerer Schlag für die internationale Bildung und ein Rückschlag<br />
für die Entwicklung der Gesellschaft.<br />
Dr. Anita Dighe, Indira Gandhi National Open University, New Delhi<br />
75
STIMMEN ZUM UIP<br />
76<br />
Die Forschung des UIP trägt da<strong>zu</strong> bei, die Kluft zwischen Nord<br />
und Süd, zwischen der Kultur des Westens und des Ostens und<br />
zwischen Menschen, die sonst kein Forum hätten, wo sie <strong>zu</strong>sammenkommen,<br />
diskutieren und sich gedanklich annähern könnten, <strong>zu</strong><br />
überwinden.<br />
Dr. Laila Iskandar Kamel, CID Community & Institutional Development, Cairo,<br />
Egypt<br />
Mein Kontakt mit <strong>dem</strong> UIP besteht seit 1997, als ich an der Konferenz<br />
über Erwachsenenbildung teilnahm (...). Diese Erfahrung<br />
hat uns gezeigt, welche Bedeutung die Erwachsenenbildung auf<br />
der ganzen <strong>Welt</strong> hat und daß wir auf <strong>dem</strong> richtigen <strong>Weg</strong> sind. Die<br />
Hamburger Deklaration sowie die Agenda für die Zukunft sind für<br />
uns die wichtigsten politischen Dokumente, und es ist offensichtlich,<br />
dass diese ohne die Mitarbeiter des UIP nicht existieren<br />
würden. Die gesamte Belegschaft des UIP wird für ihre<br />
professionellen Fähigkeiten und ihre Expertise auf ihren jeweiligen<br />
Spezialgebieten sehr geschätzt.<br />
Lidia Shkorkina, Vice-President on International Relations · Interregional Association<br />
of Education in Russia (IAE)<br />
Es ist wichtig, die Stimmen von der Basis global hörbar <strong>zu</strong><br />
machen. Insbesondere in Zeiten, in denen sich die Teilung zwischen<br />
Nord und Süd stetig vergrößert und es immer schwieriger<br />
wird, mit den technologischen Veränderungen schritt<strong>zu</strong>halten,<br />
bieten die Initiativen des UIP Plattformen, wo die Beteiligten<br />
sich austauschen und darüber sprechen können, wie wir diese<br />
Kluft überbrücken und uns auf die sich verändernde <strong>Welt</strong>ordnung<br />
einstellen können.<br />
Malini Ghose, Nirantar, New Delhi, India<br />
Für Pädagogen weltweit ist das UIP eine strategisch sehr wichtige<br />
Organisation. Die Arbeit des Instituts hat einen bezeichnenden<br />
Einfluss auf Bildungspolitik und –praxis, und seine Veröffentlichungen<br />
sind eine hervorragende Quelle für eine breit<br />
gefächerte Gruppe Interessierter. So ist <strong>zu</strong>m Beispiel die<br />
“International Review of Education” die größte international<br />
etablierte Zeitschrift im Bereich der Vergleichenden Pädagogik.<br />
Das allein ist eine stolze Tradition.<br />
Dr. Michael Crossley, Graduate School of Education, Bristol, UK
Das UIP war die erste Institution, die das Konzept des lebenslangen<br />
Lernens, das in den letzten Jahrzehnten großen Einfluss<br />
auf pädagogisches Denken, Bildungspolitiker und -planungen weltweit<br />
hatte, entwickelt und verbreitet hat. Zu<strong>dem</strong> war das UIP maßgeblich<br />
verantwortlich für aktive Forschung auf den Gebieten der<br />
Nachalphabetisierung und Weiterbildung in Afrika, Asien, Südamerika<br />
und der arabischen <strong>Welt</strong>. (...) Hunderte von Bildungsarbeitern<br />
in zahlreichen Entwicklungsländern wurden durch Seminare und<br />
Workshops des UIP motiviert und ausgebildet. Ausser<strong>dem</strong> hat das<br />
Institut durch den <strong>Auf</strong>bau s<strong>einer</strong> Netzwerke von Bildungspraktikern<br />
und Institutionen auf <strong>dem</strong> Gebiet der Alphabetisierung und<br />
Erwachsenenbildung einen dauerhaften Beitrag sowohl in Entwicklungs-<br />
als auch in industrialisierten Ländern geleistet.<br />
Prof. Swarna Jayaweera, University of Colombo<br />
Dr. P. Udagama, UNESCO National Commission of Education<br />
Mahinda Ranaweera, Ministry of Education<br />
D. A. Perera, National Institute of Education, Sri Lanka<br />
Keine andere Organisation kann die einzigartige Verbindung von<br />
Forschung, theoretischer Entwicklung und praktischer Umset<strong>zu</strong>ng,<br />
die das UIP leistet, ersetzen. In diesen harten Zeiten sind<br />
Institute wie dieses, mit all ihrem intellektuellen Potential<br />
und ihrem Erfahrungsschatz, rar gesät und dringend erforderlich.<br />
Dr. Paolo Federighi, President, European Association for the Education of Adults<br />
Wir sind überzeugt davon, dass das Wissen, das vom UIP erarbeitet<br />
und weitergegeben wird, direkt und indirekt den Millionen<br />
Erwachsener <strong>zu</strong> Gute kommt, die weltweit Jahr für Jahr an Bildungsmaßnahmen<br />
teilnehmen. Ebenso leistet das Institut einen Beitrag<br />
<strong>zu</strong>m <strong>Welt</strong>frieden, <strong>zu</strong> nachhaltiger Entwicklung und <strong>zu</strong>r Gleichstellung<br />
der Geschlechter, also <strong>zu</strong> den Zielen, die der UNESCO<br />
besonders am Herzen liegen und die entscheidend für die Zukunft<br />
unseres Planeten sind.<br />
Dr. Timothy D. Ireland, Universidade Federal da Paraíba, João Pessoa, Brasil<br />
Soviel ich weiß, gibt es auf der ganzen <strong>Welt</strong> kein besseres Dokumentationszentrum!<br />
Budd L. Hall, Vice-President for North America · International Council for Adult<br />
Education<br />
77
DAS KURATORIUM HEUTE<br />
78<br />
Von links nach rechts: Judith Round, Großbritannien; Vida A. Mohorcic-Spolar, Slowenien;<br />
Naïma Ben Aïcha, Tunesien; Anders Falk, Schweden; Bodil Bergman, Schweden; Adama Ouane,<br />
Mali (Direktor UIP); Justin Ellis (Namibia); Wilfried Hartmann, Deutschland; Suwarsih Madya,<br />
Indonesien; Mamadou Ndoye, Frankreich; Yoshihiro Tatsuta, Japan<br />
(April 2001)<br />
<strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Foto fehlen die Kuratoriumsmitglieder<br />
Jaqueline Pitanguy, Brasilien und Saul Meghnagi, Italien.
DIE VORSITZENDEN DES KURATORIUMS<br />
Vorsitzende des Kuratoriums des UNESCO-Instituts für Pädagogik<br />
1951–60 Johannes Novrup (Dänemark)<br />
1960–66 Anna Mosolf (Deutschland)<br />
1967–75 Hans Reimers (Deutschland)<br />
1976–77 M. Douglas Pidgeon (Großbritannien)<br />
1978–79 Helmut Meins (Deutschland)<br />
1980 Bogdan Suchodolski (Polen)<br />
1981–91 Hubert Braun (Deutschland)<br />
1992–96 Peter Fischer-Appelt (Deutschland)<br />
1997–99 Kasama Varavarn (Thailand)<br />
Seit 2000 Justin Ellis (Namibia)<br />
JOHANNES NOVRUP<br />
war eine der führenden Figuren der dänischen<br />
Erwachsenenbildungsbewegung. Er wurde 1904<br />
in Westjütland geboren. Nach seinem Studium<br />
unterrichtete er am International People’s College<br />
in Elsinore, später an der Volkshochschule<br />
Askov, <strong>dem</strong> Zentrum der dänischen Volkshochschulbewegung.<br />
1942 wurde er Regierungsbeauftragter<br />
für Jugend- und Erwachsenenbildung.<br />
1950 gab er dieses Amt auf, um seine<br />
eigene Volkshochschule in Magleås <strong>zu</strong> gründen.<br />
Während des Zweiten <strong>Welt</strong>krieges stand er an<br />
der Spitze der Gruppe Mellemfolkeligt Samvirke,<br />
die nicht nur materielle Hilfe für die<br />
durch den Krieg notleidenden Länder bereitstellte,<br />
sondern vor allem den intellektuellen,<br />
spirituellen und kulturellen Austausch förderte.<br />
Nach <strong>dem</strong> Ende des Krieges engagierte er<br />
sich in der UNESCO und wurde erster Vorsitzender<br />
des Kuratoriums des neugegründeten<br />
UNESCO-Instituts für Pädagogik. Johannes<br />
Novrup war Vorsitzender der ersten <strong>Welt</strong>konferenz<br />
der UNESCO über Erwachsenenbildung,<br />
die 1949 in Elsinore stattfand. 1957 wurde er<br />
<strong>zu</strong>m Vorsitzenden des dänischen Volkshochschulverbandes<br />
gewählt.<br />
Johannes Novrup folgte <strong>dem</strong> von Albert<br />
Schweitzer geprägten Prinzip der “Ehrfurcht<br />
vor <strong>dem</strong> Leben”. Er setzte sich zeit seines Lebens<br />
dafür ein, die Gräben zwischen den Völkern<br />
ab<strong>zu</strong>bauen. Er war davon überzeugt, dass<br />
Kultur nicht das Monopol eines oder mehrerer<br />
Länder ist und dass die Wahrheit sich überall<br />
auf der <strong>Welt</strong> manifestiert hat. Johannes Novrup<br />
starb Weihnachten 1960.<br />
79
DIE VORSITZENDEN DES KURATORIUMS<br />
80<br />
JUSTIN ELLIS<br />
wurde 1950 in Südafrika geboren. Nach seinem<br />
naturwissenschaftlichen Studium zog er<br />
in das benachbarte Namibia, wo er <strong>zu</strong>nächst als<br />
Lehrer tätig war. Später iniziierte er zahlreiche<br />
Erwachsenenbildungsprojekte im christlichen<br />
Zentrum, der ersten ökomenischen Körperschaft<br />
des Landes. Während der Besat<strong>zu</strong>ng des<br />
südafrikanischen Apartheid-Regimes in Namibia<br />
wurde er im Jahre 1978 aufgrund von Veröffentlichungen<br />
über Menschenrechtsverlet<strong>zu</strong>ngen<br />
des Landes verwiesen. Daraufhin ging<br />
er nach England, wo er Erziehungswissenschaften<br />
an der Universität Manchester studierte.<br />
Zeitweilig leitete er die Afrikaabteilung des britischen<br />
Kirchenverbandes. Von 1981–90 war er<br />
Geschäftsführer eines Londoner Flüchtlingsprojektes,<br />
das Erwachsenenbildungs- und Ausbildungsprogramme<br />
für namibische Immigranten<br />
in Angola und Sambia finanzierte. Als<br />
Namibia 1990 die Unabhängigkeit erlangte,<br />
kehrte Justin Ellis dorthin <strong>zu</strong>rück. Heute ist er<br />
als Staatssekretär im Ministerium für Grundbildung,<br />
Sport und Kultur verantwortlich für<br />
kulturelle Angelegenheiten und lebenslanges<br />
Lernen.
1951–60<br />
Johannes Novrup /<br />
Dänemark<br />
1951–58<br />
Hans Wenke / BRD<br />
1951–57<br />
Herman B. Wells / USA<br />
1951–1959<br />
Karl Stern / Kanada<br />
1951–1965<br />
Friedrich Schneider / BRD<br />
1951–1957<br />
Johannes Riedel / BRD<br />
1951–1957<br />
Jean Piaget / Schweiz<br />
1951–1965<br />
Fritz Borinski / BRD<br />
1951–1967<br />
Anna Mosolf / BRD<br />
1951–1952<br />
Maria Montessori / Italien<br />
1951–1965<br />
Georg Eckert / BRD<br />
1951–1965<br />
Giovanni Calò / Italien<br />
1951–1965<br />
Roger Gal / Frankreich<br />
1951–1952<br />
Montagu V. C. Jeffreys /<br />
Großbritannien<br />
1957–1963<br />
Walther Merck / BRD<br />
1957–1960<br />
Karl W. Bigelow / USA<br />
1957–1961<br />
Henri Grandjean / Schweiz<br />
1958–1965<br />
Felix Messerschmid / BRD<br />
KURATORIUMSMITGLIEDER 1951–2002<br />
1959–1964<br />
Aleksei N. Leontiev / Sowjetunion<br />
1961–1965<br />
Alfredo D. Calcogno /<br />
Argentinien<br />
1961–1965<br />
Finis E. Engleman / USA<br />
1961–1965<br />
A. St. Langeland / Norwegen<br />
1962–1965<br />
Charles H. Dobinson /<br />
Großbritannien<br />
1963–1965<br />
Tay Keoloungkhot / Laos<br />
1964–1971<br />
Bhunthin Attagara / Thailand<br />
1964–1971<br />
Lee J. Cronbach / USA<br />
1965–1971<br />
Sira Diop / Mali<br />
1964–1969<br />
Natalia Menchinskaya /<br />
Sowjetunion<br />
1965<br />
Mohamed Bakir / Tunesien<br />
1965–1972<br />
Gilda de Romero Brest /<br />
Argentinien<br />
1966–1973<br />
Roger Grandbois / Frankreich<br />
1966–1969<br />
David A. Walker /<br />
Großbritannien<br />
1966–1967<br />
Williard C. Olson / USA<br />
1966–1973<br />
Masunori Hiratsuka / Japan<br />
1967–1974<br />
Abdul-Aziz I. Al Bassam / Irak<br />
1967–1974<br />
György Agoston / Ungarn<br />
1968–1975<br />
Hans Reimers/ BRD<br />
1970–1977<br />
Douglas A. Pidgeon /<br />
Großbritannien<br />
1970–1977<br />
Matthew A. Brimer /<br />
Großbritannien<br />
1979–1977<br />
Ivan D. Zverev / Sowjetunion<br />
1972–1979<br />
Lambert Amon Tanoh /<br />
Elfenbeinküste<br />
1972–1979<br />
John I. Goodlad / USA<br />
1972–1974<br />
Augusto Salazar Bondi / Peru<br />
1972–1979<br />
Ruth Wong / Singapur<br />
1974–1981<br />
M. El Hadi Afifi / Ägypten<br />
1974–1981<br />
Bogdan Suchodolski / Polen<br />
1974–1981<br />
Wincenty Okon / Polen<br />
1974–1979<br />
Leopoldo Chiappo Galli / Peru<br />
1974–1981<br />
Michiya Shimbori / Japan<br />
1974–1981<br />
Kikuo Nishida / Japan<br />
1974–1981<br />
François Lebouteux /<br />
Frankreich<br />
1975–1981<br />
Jean Capelle / Frankreich<br />
81
KURATORIUMSMITGLIEDER 1951–2002<br />
82<br />
1976–1979<br />
Oskar Anweiler / BRD<br />
1976–1979<br />
Helmut Meins / BRD<br />
1978–1981<br />
Mansour Hussein /<br />
Ägypten<br />
1979–1986<br />
Alexandre A. Miroljubov /<br />
Sowjetunion<br />
1979–1986<br />
Grace Williams / Nigeria<br />
1979–1986<br />
Vlas S. Aranski / Sowjetunion<br />
1979–1986<br />
Emmanuel A. Yoloye /<br />
Nigeria<br />
1980–1983<br />
Jean Pliya / Benin<br />
1980–1987<br />
Cole S. Brembeck / USA<br />
1980–1987<br />
Maria Julieta / Brasilien<br />
Sebastiani Ormastroni<br />
1980–1991<br />
Hubert Braun / BRD<br />
1980–1983<br />
Arlindo Lopez Correa /<br />
Brasilien<br />
1980–1983<br />
Anil Bordia / Indien<br />
1980–1987<br />
Hendrich D. Gideonse /<br />
USA<br />
1982–1989<br />
Mohammed A. Al Sane /<br />
Kuwait<br />
1982–1989<br />
Dimitar Tzvetkov / Bulgarien<br />
1982–1989<br />
Gaston Mialaret / Frankreich<br />
1982–1989<br />
Minda C. Sutaria /<br />
Philippinen<br />
1984–1987<br />
Karim Dramane / Benin<br />
1984–1991<br />
Kireet Joshi / Indien<br />
1984–1987<br />
Serla Grewal / Indien<br />
1987–1994<br />
Nikolai D.Nikandrov /<br />
Russland<br />
1987–1994<br />
Gilbert P. Oluoch / Kenia<br />
1988–1995<br />
Antonio Valbuena Paz /<br />
Vene<strong>zu</strong>ela<br />
1988–1991<br />
Glen A.Eyford / Kanada<br />
1989–1996<br />
Pierre Foulani / Nigeria<br />
1990–1997<br />
Masami Maki / Japan<br />
1990–1993<br />
Bouzid Hammiche / Algerien<br />
1990–1992<br />
Günter Böhme / BRD<br />
1990–1993<br />
Maria Corda Costa / Italien<br />
1992–1999<br />
Birgit Brock-Utne /<br />
Norwegen<br />
1992–1997<br />
Peter Fischer-Appelt / BRD<br />
1992–1999<br />
Kasama Varavarn /<br />
Thailand<br />
1992–1999<br />
Serge Wagner / Kanada<br />
1994–2001<br />
Naima Ben Aicha / Tunesien<br />
1994–2001<br />
Saul Meghnagi / Italien<br />
1995–<br />
Justin Ellis / Namibia<br />
1995–1998<br />
Victor Onushkin / Russland<br />
1996–<br />
Jacqueline Pitanguy / Brazil<br />
1997–<br />
Mamadou Ndoye / Senegal<br />
1997–<br />
Wilfried Hartmann / BRD<br />
1998–2001<br />
Yoshihiro Tatsuta / Japan<br />
1999–<br />
Vida A.Mohorcic Spolar /<br />
Slowenien<br />
2000–<br />
Radhika Coomaraswamy /<br />
Sri Lanka<br />
2000–<br />
Anders Falk / Schweden<br />
2000–<br />
Judith Round /<br />
Großbritannien<br />
2000–<br />
Suwarsih Madya /<br />
Indonesien<br />
2002–<br />
Suzy Halimi / Frankreich<br />
2002–<br />
Tiedao Zhang / China
CHRONOLOGIE des UNESCO-Instituts für Pädagogik<br />
17.–19. Juni 1951<br />
Erste Kuratoriumssit<strong>zu</strong>ng in Wiesbaden<br />
in Anwesenheit von Maria Montessori<br />
23. Februar 1952<br />
Nach langwierigen Verhandlungen bestimmt<br />
der Generaldirektor der UNES-<br />
CO Hamburg <strong>zu</strong>m Sitz des Instituts<br />
26. Mai 1952<br />
Gründung des UNESCO-Instituts für<br />
Pädagogik als Stiftung durch Genehmigung<br />
des Hamburger Bürgermeisters<br />
Max Brauer<br />
Juli 1952<br />
Das Institut nimmt unter der Leitung<br />
des ersten Direktors Walther Merck<br />
seine Arbeit auf<br />
9.–13. September 1952<br />
Erste Tagung <strong>zu</strong>m Thema Die Erwachsenenbildung<br />
als Mittel <strong>zu</strong>r Entwicklung<br />
und Stärkung des sozialen<br />
und politischen Verantwortungsbewusstseins<br />
1955<br />
Erste Ausgabe der Internationalen<br />
Zeitschrift für Erziehungswissenschaft<br />
Alv St. Langeland wird Direktor des<br />
Instituts<br />
1955–66<br />
Sommer-Universitäten für junge Lehrer<br />
aus europäischen Ländern<br />
1958<br />
Hans Wenke wird Direktor, muss aber<br />
aufgrund <strong>einer</strong> schweren Erkrankung<br />
bereits ein knappes Jahr später sein<br />
Amt niederlegen. Saul Robinsohn<br />
übernimmt das Amt 1959<br />
1959–61<br />
Pilotstudie des Internationalen Projekts<br />
für Leistungsmessung (International<br />
Evaluation of Educational<br />
Achievement – I.E.A.)<br />
1964<br />
Gustaf Ögren wird Direktor<br />
1965<br />
Mit <strong>dem</strong> Auslaufen der UNESCO-<br />
Förderung wird die Sat<strong>zu</strong>ng modifiziert<br />
und das Institut internationalisiert.<br />
Deutschland übernimmt einen<br />
Großteil des Institutsbudgets<br />
1968<br />
Tetsuya Kobayashi wird Direktor<br />
1968–72<br />
SOLEP Seminare (European Seminars<br />
on Learning and the Educational Process)<br />
für Bildungsforscher<br />
1972<br />
Nach Veröffentlichung des Berichts<br />
der Faure-Kommission Learning to be<br />
wird lebenslanges Lernen Schwerpunkt<br />
des Instituts<br />
Dino Carelli wird Direktor<br />
1976–88<br />
Gesamteuropäische Konferenzen für<br />
Direktoren pädagogischer Bildungsinstitutionen<br />
1979<br />
Ravindra H. Dave wird Direktor<br />
1981–86<br />
<strong>Welt</strong>weite regionale Seminare über<br />
Nachalphabetisierung<br />
CHRONOLOGIE<br />
1986<br />
Erste gesamteuropäische Konferenz<br />
über Alphabetisierung in Industrieländern<br />
1987<br />
Das Literacy Exchange Network wird<br />
gegründet<br />
1989<br />
Paul Bélanger wird Direktor<br />
1997<br />
Fünfte Internationale UNESCO-Konferenz<br />
über Erwachsenenbildung<br />
(CONFINTEA) in Hamburg. 1500<br />
Delegierte aus 160 Ländern erarbeiten<br />
die Hamburg Declaration und die<br />
Agenda for the Future<br />
Gründung des Netzwerks ALADIN<br />
2000<br />
Adama Ouane wird Direktor<br />
Globaler Dialog über die Entstehung<br />
von Lerngesellschaften auf der EXPO<br />
2000 in Hannover. Startschuss <strong>zu</strong>m<br />
Internationalen Lernfest<br />
November 2001<br />
Internationales Seminar über Alphabetisierte<br />
Gesellschaften<br />
83
LISTE DER SEMINARE 1952-2002<br />
84<br />
1952 Hamburg, 8–13 Sept.<br />
Adult Education as a Means of Developing<br />
and Strengthening Social and Political<br />
Responsibility<br />
1953 Hamburg, 5–10 Jan.<br />
Factors Influencing the Development of the<br />
Personality in Early Childhood and Thus<br />
Favouring the Free Expression of Creative<br />
Energies Within the Community<br />
Hamburg, 27 April–2 May<br />
Civic, Political Education and Education<br />
for Life in a World Society (German-Scandinavian<br />
Meeting)<br />
Hamburg, 9–12 Dec.<br />
The Universities and Adult Education<br />
(Joint Meeting with the University of Hamburg<br />
and the Universities´ Council for<br />
Adult Education)<br />
1954 Hamburg, 4–9 Jan.<br />
The Education and Training of Primary<br />
School Teachers<br />
Hamburg, 5–10 April<br />
Psychological Services for Schools<br />
Hamburg, 7–13 Nov.<br />
The Significance of the Mass Media for<br />
Adult Education<br />
1955 Cologne, 3–8 Jan.<br />
The Entry of Young People into Working<br />
Life (Joint Meeting with the UNESCO<br />
Institute for Social Sciences)<br />
Hamburg, 12–16 April<br />
Comparative Education<br />
Sèvres, 17–30 July<br />
1st International Seminar for Young<br />
Teachers: Education for International<br />
Understanding–The Teacher´s Role (Joint<br />
Meeting with the French National Commission<br />
for UNESCO)<br />
Hamburg, 7–16 Sept.<br />
Parent Education (Joint Meeting with the<br />
World Organization for Early Childhood<br />
Education)<br />
1956 Hamburg, 9–14 Jan.<br />
School Reform<br />
Hamburg, 27 May–2 June<br />
Failure in School (Joint Meeting with<br />
UNESCO)<br />
Hamburg, 1–7 July<br />
School Education for International Understanding<br />
and Co-operation (Regional Seminar<br />
organized by the Scandinavian National<br />
Commissions for UNESCO in Cooperation<br />
with UNESCO and the UIE<br />
Gauting/Munich, 23 July–4 Aug.<br />
II International Seminar for Young Teachers<br />
(Joint Meeting with the German Commission<br />
for UNESCO, on the Theme Discussed<br />
at the Joint Meeting at Sèvres, 1955)<br />
Hamburg, 22–27 Oct.<br />
Physical and Natural Science · Curricula<br />
1957 Hamburg, 4–8 Feb.<br />
Methods and Instruments of Evaluation in<br />
Education for International Understanding<br />
Hamburg, 24–30 March<br />
Examination and Other Techniques of<br />
Evaluation in Education<br />
Hamburg, 8–13 April<br />
Holiday Camps for Children Under Fifteen<br />
Years of Age<br />
Annecy, 13–17 June<br />
Comparative Study of the Evolution of the<br />
Forms and Needs of Leisure–1st Meeting<br />
of the International Study Group on the<br />
Social Sciences of Leisure (Joint Meeting<br />
with the French National Commission for<br />
UNESCO, the UNESCO Institute for<br />
Social Sciences, and the UNESCO Institute<br />
for Youth<br />
Meina, 23 July–4 Aug.<br />
III International Seminar for Young Teachers<br />
(Joint Meeting with the Italian National<br />
Commission for UNESCO on the theme<br />
discussed at the Joint Meetings held at<br />
Sèvres 1955, and at Gauting, 1956)
Hamburg, 18–23 Nov.<br />
General Education<br />
Gauting/Munich, 16–18 Dec.<br />
Comparative Study of the Evolution of the<br />
Forms and Needs of Leisure–2nd Meeting<br />
(Joint Meeting with the UNESCO Institute<br />
for Social Sciences and the UNESCO Institute<br />
for Youth)<br />
1958 Hamburg, 20–25 Jan.<br />
Differentiation, Selection & Transfer<br />
Hamburg, 17–22 Feb.<br />
The Pedagogical Training of Secondary<br />
School Teachers (Joint Meeting with Arbeitskreis<br />
der Leiter der staatlichen Studienseminare<br />
in der BRD)<br />
Hamburg, 17–22 March<br />
Evaluation in Education (Joint Meeting<br />
with UNESCO)<br />
Hamburg, 24–29 March<br />
Children´s Play–International Study Group<br />
Hamburg, 14–22 July<br />
Associated Schools Project in Education<br />
for International Understanding and Cooperation<br />
(Joint Meeting with UNESCO)<br />
Fana, 27 July–9 Aug.<br />
IV International Seminar for Young Teachers<br />
(Joint Meeting with the Norwegian and<br />
Danish National Commissions for<br />
UNESCO, on the Theme Discussed at the<br />
Joint Meetings held at Sèvres, 1955, Gauting<br />
1956, and at Meina, 1957)<br />
Gauting/Munich, 20–25 Oct.<br />
Comparative Study of the Evolution of the<br />
Forms and Needs of Leisure–3rd Meeting<br />
(Joint Meeting with the UNESCO Institute<br />
for Social Sciences and the UNESCO Institute<br />
for Youth)<br />
1959 Hamburg, 2–7 March<br />
Entry to the Teaching Profession<br />
Hamburg, 1–5 June<br />
Intellectual Ability, Mental Processes and<br />
Educational Achievement of Children of<br />
School Age–International Research Project<br />
Sèvres, 15–20 June<br />
Research in Parent Education (Joint Meeting<br />
with the French National Commission<br />
for UNESCO)<br />
Raach, 24 Aug.–5 Sept.<br />
V International Seminar for Young Teachers<br />
(Joint Meeting with the Austrian National<br />
Commission for UNESCO on the<br />
Theme Discussed at the Joint Meetings held<br />
at Sèvres, 1955, Gauting, 1956, Meina,<br />
1957, and at Fana, 1958)<br />
Meina, 4–7 Sept.<br />
Comparative Study of the Evolution of the<br />
Forms and Needs of Leisure–4th Meeting<br />
(Joint Meeting with UNESCO and the<br />
UNESCO Institute for Social Sciences)<br />
Hamburg, 12–17 Oct.<br />
The Contribution of Modern Language<br />
Teaching in School–Towards International<br />
Understanding (Joint Meeting with the International<br />
Federation of Foreign Language<br />
Teachers)<br />
Hamburg, 26–28 Nov.<br />
Educational Problems in International<br />
Youth and Adult Exchange<br />
1960 Hamburg, 8–13 Feb.<br />
Phases of Development in the Further Education<br />
and Self-Education of Adults<br />
Hamburg, 7–9 March<br />
The Rahmenplan as Viewed by Non-German<br />
Educationalists<br />
Hamburg, 25–30 April<br />
Implications of the Extension of Compulsory<br />
Schooling for the Curriculum and<br />
Content of Education<br />
Portoroz, 20–30 June<br />
Comparative Study of the Evolution of the<br />
Forms and Needs of Leisure–5th Meeting<br />
(Joint Meeting with UNESCO and the<br />
Institute of Sociology of Ljubljana)<br />
Bursa, 18–30 July<br />
VI International Seminar for Young Teachers:<br />
Mutual Appreciation of Eastern and<br />
Western Cultural Values (Joint Meeting<br />
85
LISTE DER SEMINARE 1952-2002<br />
86<br />
with the Turkish National Commission for<br />
UNESCO)<br />
1961 Hamburg, 16–21 Jan.<br />
The Teaching of Elements of the Social Sciences<br />
at the Pre-University Level<br />
Sonnenberg, 5–14 Feb.<br />
Main Lines and Core Problems of International<br />
Development in Education (Joint<br />
Meeting with the International Arbeitskreis,<br />
Sonnenberg)<br />
Hamburg, 5–10 June<br />
Intellectual Processes: An International<br />
Study of Intellectual Ability, Achievement<br />
and Functioning in Children of School Age<br />
Viggbyholm, 16–29 July<br />
International Seminar on Preparing Teachers<br />
for Education. Educational Understanding<br />
(Joint Meeting with the Swedish<br />
National Commission for UNESCO)<br />
Hamburg, 27–29 Nov.<br />
Day School (Joint Meeting with “Gemeinnützige<br />
Gesellschaft Tagesheim-Schule”,<br />
Frankfurt a.M.)<br />
1962 Hamburg, 22–27 Jan.<br />
Fostering Creative Expression and Critical<br />
Appreciation at School<br />
Hamburg, 19–20 Feb.<br />
Conference on Adult Education<br />
Sonnenberg, 17–26 March<br />
Main Lines and Core Problems of International<br />
Development in Education–2nd<br />
Meeting<br />
Hamburg, 9–14 April<br />
Foreign Languages in Primary Education<br />
Prague, 15–28 July<br />
International Seminar on Education for<br />
International Understanding (Joint Meeting<br />
with the Czechoslovak Commission for<br />
UNESCO)<br />
1963 Hamburg, 8–10 Jan.<br />
The First Year at University<br />
Hamburg, 11–16 March<br />
The Identification and Classification of<br />
Relevant Background Data in Comparative<br />
Education<br />
Hamburg, 13–18 May<br />
The Role of Community Schools in Community<br />
Development<br />
Brussels, 7–20 July<br />
International Seminar on School and Community<br />
in Education for International<br />
Understanding (Joint Meeting with the Belgian<br />
National Commission for UNESCO)<br />
Hamburg, 27–29 Nov<br />
Modern Forms of Further Education of<br />
Teachers<br />
.<br />
1964 Hamburg, 17–22 Feb.<br />
Health Education, Sex Education and Education<br />
for Home and Family Life<br />
Hamburg, 25–30 May<br />
Educational Techniques for Combating<br />
Prejudice and Discrimination at School<br />
Fribourg, 20 July–8 Aug.<br />
International Seminar on Education for<br />
International Understanding with Particular<br />
Reference to Problems of Inter-Group<br />
Tension (Joint Meeting with the Swiss<br />
National Commission for UNESCO)<br />
Hamburg, 30 Nov.–5 Dec.<br />
Grouping in Education<br />
1965 Budapest, 27 July–8 Aug.<br />
The Use of Audio Visual Aids in Education<br />
for Intenational Understanding (Joint<br />
Meeting with the Hungarian National<br />
Commission for UNESCO)<br />
1966 Hamburg, 10–13 Jan.<br />
Meeting on Mathematics Learning<br />
Hamburg, 9–14 May<br />
International Meeting of Representatives<br />
of Institutions and Experimental Schools<br />
Concerned with Second Language Teaching<br />
in Primary Education<br />
Cheltenham, 7–17 Aug.<br />
ASPRO Schools at the Primary Level–Study
of Other Countries and Other Cultures in<br />
Promoting Education for International<br />
Understanding (Joint Meeting with the<br />
United Kingdom National Commission for<br />
UNESCO)<br />
Hamburg, 21–24 Nov.<br />
Presentation of East Europe in Schools of<br />
the Federal Republic of Germany<br />
1967 Hamburg, 30 May–1 June<br />
The School System in Scandinavia<br />
Hamburg, 19–22 July<br />
The Role of Educational Research in Educational<br />
Change<br />
Hamburg, 25–28 Sept.<br />
Children´s Art as a Means of International<br />
Understanding<br />
Hamburg, 18–21 Oct.<br />
Deprivation and Disadvantage: Nature<br />
and Manifestation<br />
Hamburg, 13–18 Nov.<br />
Learning of Mathematics in Primary<br />
Schools<br />
1968 Hamburg, 18–21 June<br />
The Situation of Education in the Federal<br />
Republic of Germany–Analyses and Perspectives<br />
Skepparhelmen, 29 July–23 Aug.<br />
European Seminar on Learning and the<br />
Educational Process<br />
Hamburg, 9–14 Sept.<br />
Community Schools in Developing Countries<br />
Hamburg, 21–26 Oct.<br />
Further Training in the Teaching of Mathematics<br />
at Secondary Level<br />
Hamburg, 9–14 Dec.<br />
The Use of Radio and Television in Teacher<br />
Training<br />
1969 Hamburg, 20–23 Jan.<br />
The Education of Teachers<br />
Hamburg, 9–13 July<br />
Aims and Factors in University Reform in<br />
the Case of the Federal Republic of Germany<br />
(Joint Meeting with the German<br />
Commission for UNESCO)<br />
Hamburg, 17–21 Nov.<br />
Seminar of Directors of Educational<br />
Research Institutes and Professors of Education<br />
Hamburg, 8–12 Dec<br />
Teaching the Mother Tongue<br />
1970 Hamburg, 25–30 May<br />
Deprivation and Disadvantage in Developing<br />
Countries<br />
Hamburg, 22–26 June<br />
Promotion of Education at Pre-School<br />
Level in the Federal Republic of Germany<br />
Hamburg, 21–26 Sept.<br />
Correspondence Courses for In-Service<br />
Teacher Training at Primary Level in Developing<br />
Countries<br />
Hamburg, 2–6 Nov.<br />
Deprivation and Disadvantage in Developing<br />
Countries<br />
1971 Hamburg, 21–25 June<br />
Die Zukunft der Bildungsberatung in der<br />
Bundesrepublik Deutschland<br />
Hamburg, 30 Aug.–3 Sept.<br />
Methodology of Comparative Education<br />
Santiago, 27 Sept.–2 Oct.<br />
Seminario Latinoamericano sobre Contenido<br />
y Méthodos de Formación de Administradores<br />
de la Educación<br />
Hamburg, 1–5 Nov.<br />
Educational Research on the Changing<br />
Role of the Secondary School<br />
Hamburg, 8–10 Nov.<br />
Children´s Art as a Means of International<br />
Understanding<br />
1972 Hamburg, 6–14 Jan.<br />
Workshop for Associated School Teachers<br />
87
LISTE DER SEMINARE 1952-2002<br />
88<br />
Budapest, 25–28 April<br />
International Conference for Directors of<br />
Educational Research Institutes<br />
Hamburg, 3–7 July<br />
Curriculumforschung und Entwicklung in<br />
der Bundesrepublik Deutschland<br />
Thailand, 21 Aug.–9 Sept.<br />
Asian Seminar on Learning and the Educational<br />
Process<br />
Hamburg, 9–12 Oct.<br />
The Concept of Lifelong Education and its<br />
Implications for School Curriculum (Consultative<br />
Group Meeting)<br />
Hamburg, 4–8 Dec.<br />
Implications of Lifelong Education for an<br />
Interdisciplinary Curriculum Orientation<br />
Towards International Education<br />
1973 Hamburg, 3 Oct.<br />
Seminar for the Directors of Educational<br />
Research Institutes in Europe (Preparatory<br />
Meeting)<br />
Hamburg, 22 Oct.–1 Nov.<br />
An Experimental Study on Teacher Preparation<br />
in Accordance with the Principles of<br />
Lifelong Education (First Preparatory<br />
Workshop)<br />
Hamburg, 2 Nov.<br />
Case Studies of Innovative Practices in<br />
School Curriculum within the Framework<br />
of Lifelong Education<br />
1974 Hamburg, 18–28 Feb.<br />
Development of Criteria and Procedures<br />
for the Evaluation of School Curricula in<br />
the Perspective of Lifelong Education (First<br />
International Workshop)<br />
Hamburg, 18–20 March<br />
Development of the Foundations of Lifelong<br />
Education (Preparatory Meeting of<br />
the Inter-disciplinary Study Team)<br />
Hamburg, 13–14 May<br />
Case Studies for Innovative Practices in the<br />
School Curriculum within the Framework<br />
of Lifelong Education (Workshop)<br />
Hamburg, 25–29 Nov.<br />
Development of the Foundations of Lifelong<br />
Education (Meeting of the Interdisciplinary<br />
Study Team)<br />
Hamburg, 9–13 Dec.<br />
Seminar on Curriculum Development in<br />
the Perspective of Lifelong Education<br />
1975 Hamburg, 13–24 Jan.<br />
Comprehensive Case Studies of Selected<br />
Education Systems in the Framework of<br />
Lifelong Education (Planning Meeting)<br />
Hamburg, 9–10 Sept.<br />
Seminar for the Directors of Educational<br />
Research Institutes in Europe (Meeting of<br />
the Consultative Committee)<br />
Hamburg, 15–20 Sept.<br />
Case Study of the Educational Reform in<br />
Spain in the Framework of Lifelong Education<br />
(Planning Meeting)<br />
Hamburg, 1–12 Dec.<br />
Development of Criteria and Procedures<br />
for the Evaluation of School Curricula in<br />
the Perspective of Lifelong Education<br />
(Second International Workshop)<br />
1976 Hamburg, 26–29 April<br />
All-European Conference for Directors of<br />
Education Research Institutions<br />
Hamburg, 3–7 May<br />
An Alternative Pattern of Basic Education–A<br />
Case Study of Radio Santa Maria<br />
(Closing Meeting)<br />
Hamburg, 10–14 May<br />
Project on Evaluation in Lifelong Education<br />
Hamburg, 17–21 May<br />
The New Spanish Educational System in<br />
the Perspective of Lifelong Education<br />
(Second Workshop)<br />
Hamburg, 31 May–11 June<br />
An Experimental Study on Teacher Preparation<br />
in Accordance with the Principles of<br />
Lifelong Education (Second International<br />
Workshop)
Dakar, December<br />
Alternative Forms of Basic Education<br />
1977 Hamburg, 24–28 Jan.<br />
Case Study on the Forsöksgymnaset in<br />
Oslo, Norway, in the Perspective of Lifelong<br />
Education (Planning Meeting)<br />
Hamburg, 13–17 June<br />
The Training of Educational Personnel in<br />
the Framework of Lifelong Education<br />
(International Planning Meeting)<br />
Hamburg, 28–30 June<br />
Hibernia School (Closing Meeting)<br />
Hamburg, 5–7 Dec.<br />
Task Force Meeting<br />
1978 Hamburg, 13 Feb.<br />
Third Colloquy of Directors of Educational<br />
Research Institutions (Preparatory<br />
Meeting for the Authors of Papers)<br />
Hamburg, 20–25 Feb.<br />
Lifelong Education in the School: Organizing<br />
the Learning Process to Enhance Self-<br />
Direction (International Planning Meeting)<br />
Hamburg, 6–10 March<br />
Instrumental Foundations of Lifelong Education<br />
International Planning Meeting<br />
Hamburg, 20–23 March<br />
Meeting on the State of the Art of Lifelong<br />
Education (Int. Planning Meeting)<br />
Hamburg, 12–14 Sept.<br />
Third Colloquy of Directors of Educational<br />
Research Institutions<br />
Hamburg, 27 Nov.– 1 Dec.<br />
Learning as a Basic for Lifelong Learning.<br />
An Interdisciplinary Study (Planning Meeting)<br />
1979 Hamburg, 11–15 June<br />
School Textbooks for Lifelong Education<br />
(PlanningMeeting)<br />
Hamburg, 25–29 June<br />
The Training of Educational Personnel in<br />
the Framework Lifelong Education (Final<br />
Meeting)<br />
Hamburg, 2–6 July<br />
Lifelong Education in the School: Organizing<br />
the Learning Process to Enhance Self-<br />
Direction (Final Meeting)<br />
Madrid,11–13 Sept.<br />
Second All-European Conference for<br />
Directors of Educational Research Institutions<br />
Hamburg, 24–28 Sept.<br />
Evaluation of Learning in Non-Formal<br />
Educational Settings (Planning Meeting)<br />
Hamburg, 8–12 Oct.<br />
Learning as a Basis for Lifelong Learning<br />
An Interdisciplinary Study (Final Meeting)<br />
1980 Hamburg, 11–15 Feb.<br />
Lifelong Education: A Comparative Case<br />
Study of the South Australian Department<br />
of Further Education (Working/Planning<br />
Meeting)<br />
Hamburg, 20–21 March<br />
Analysis of Curricula of School and Outof-School<br />
Education for Vocational Development<br />
in the Perspective of Lifelong Education<br />
(Preparatory Meeting)<br />
Hamburg, 30 June–4 July<br />
School Textbooks for Lifelong Education<br />
(Final Meeting)<br />
Caracas, 11–29 Aug.<br />
Curso Intensivo de Evaluación de Programas<br />
de Reforma Educativa<br />
Hamburg, 25–29 Aug.<br />
The Continuing Education of Teachers in<br />
the Perspective of Lifelong Education<br />
(International Planning Meeting)<br />
Hamburg, 28 Nov.<br />
Fourth Colloquy of Directors of Educational<br />
Research Institutions (Preparatory<br />
Meeting)<br />
Hamburg, 8–12 Dec.<br />
The Development of Strategies for the<br />
Continuing Education of Neo-Literates in<br />
the Perspective of Lifelong Education<br />
(Planning Meeting)<br />
89
LISTE DER SEMINARE 1952-2002<br />
90<br />
1981 Hamburg, 16–20 Feb.<br />
Analysis of Curricula of School and Outof-School<br />
Education for Vocational Development<br />
in the Perspective of Lifelong Education<br />
(Planning Meeting)<br />
Hamburg, 4–6 May<br />
The Role of Museums and Exhibitions as<br />
Learning Resources in the Process of Lifelong<br />
Education (Review Meeting<br />
Hamburg, 22–24 June<br />
Fourth Colloquy of Directors of Educational<br />
Research Institutions<br />
Hamburg, 24 Aug.– 2 Sept.<br />
The Continuing Education of Teachers in<br />
the Perspective of Lifelong Education<br />
(International Review Meeting)<br />
San José, 17–26 Sept.<br />
Curso Intensivo de Evaluación y Seguimiento<br />
de Programas y Proyectos de Reforma<br />
Administrativa<br />
Hamburg, 28 Sept.–2 Oct.<br />
Evaluation of Learning in Non-Formal<br />
Educational Settings<br />
(Review Meeting)<br />
Hamburg, 12–23 Oct.<br />
The Development of Learning Strategies<br />
for the Post-Literacy and Continuing Education<br />
of Neo-Literates in the Perspective<br />
of Lifelong Education (International Review<br />
Meeting and Orientation Seminar)<br />
Hamburg,1–2 Dec.<br />
Seminar on the Policies, Programmes and<br />
Strategies of Adult Education in the Perspective<br />
of Lifelong Education<br />
1982 Udaipur, 4–11 Jan.<br />
Campaigning for Literacy Seminar<br />
Hamburg,22–26 March<br />
Analysis of Curricula of School and Outof-School<br />
Education for Vocational Development<br />
in the Perspective of Lifelong Education<br />
(Review Meeting)<br />
Moshi, 29 March–6 April<br />
IIEP Research and Training Project on<br />
Evaluation and Monitoring of Educational<br />
Reform Programmes<br />
Hamburg, 26–30 April<br />
The Development of Learning Strategies<br />
for the Post-Literacy and Continuing Education<br />
of Neo-Literates in the Francophone<br />
African Countries in the Perspective of<br />
Lifelong Education<br />
Hamburg, 28 June–2 July<br />
Identification and Analysis of the Content<br />
of Lifelong Education in Selected Aspects<br />
of Learning and Development–An Exploratory<br />
Study (Working Group Meeting)<br />
Nairobi, 16–27 Aug.<br />
Pan-African Orientation Seminar on the<br />
Development of Learning Strategies for the<br />
Post-Literacy and Continuing Education<br />
of Neo-Literates in the Perspective of Lifelong<br />
Education<br />
Hamburg, 6–10 Sept.<br />
The Continuing Education of Teachers in<br />
the Perspective of Lifelong Education<br />
(International Review Meeting)<br />
Hamburg, 11–15 Oct.<br />
An Exploratory Study on the Evaluation of<br />
Learning Outcomes and Larger Impact of<br />
Literacy, Post-Literacy and Continuing<br />
Education Programmes in Developing<br />
Countries (Planning Meeting)<br />
1983 Hamburg, 28 Feb.–4 March<br />
European Conference on Motivation for<br />
Adult Education<br />
Hamburg,, 18–22 April<br />
The Development of Learning Strategies<br />
for the Post-Literacy and Continuing Education<br />
of Neo-Literates in Asian Countries<br />
in the Perspective of Lifelong Education<br />
Hamburg, 2–6 May<br />
International Meeting of Experts on the<br />
Implementation of the Principles of Lifelong<br />
Education in the Member States:<br />
Appraisal and Future Prospects<br />
Hamburg, 12–16 Sept.<br />
Identification and Analysis of the Content
of Lifelong Education in Selected Aspects<br />
of Learning and Development: An Exploratory<br />
Study<br />
New Delhi, 3–15 Oct.<br />
Asian Orientation Seminar on the Development<br />
of Learning Strategies for Post-<br />
Literacy and Continuing Education of<br />
Neo-Literates in the Perspective of Lifelong<br />
Education<br />
Neusiedl am See, 4–7 Dec.<br />
Third All-European Conference of Directors<br />
of Educational Research Institutions<br />
1984 Hamburg, 19–23 March<br />
An Exploratory Study on Monitoring and<br />
Evaluation of Learning Outcomes and<br />
Larger Impact of Literacy, Post-Literacy<br />
and Continuing Education Programmes in<br />
Developing Countries (Review-cum-Dissemination<br />
Meeting)<br />
Hamburg, 3–7 April<br />
The Development of Learning Strategies<br />
for Post-Literacy and Continuing Education<br />
for Latin America and the Caribbean<br />
Countries in the Perspective of Lifelong<br />
Education<br />
Hamburg, 11–14 Sept.<br />
Planning Meeting for Study on the Development<br />
of a Common Core of Curriculum<br />
at the Primary Level of Education to Make<br />
it More Relevant to the Communities in<br />
Rural Environments<br />
Caracas, 27 Sept.–6 Oct.<br />
An Orientation Seminar for Latin America<br />
and the Caribbean on the Development of<br />
Learning Strategies for Post-Literacy and<br />
Continuing Education in the Perspective<br />
of Lifelong Education<br />
1985 Hamburg, 2–4 Jan.<br />
The Study of the Development of a common<br />
core of Curriculum at the Primary Level of<br />
Education to Make it More Relevant to the<br />
Communities in Rural Environments<br />
Hamburg, 20–22 Feb.<br />
Higher Education, Research and Human<br />
Problems<br />
Hamburg, 15–19 April<br />
A Comparative Study on Current Experiments<br />
and Innovations in the European<br />
Region Aimed at Integrating in the General<br />
Education Curriculum (Primary Level),<br />
Basic Knowledge, Skills and Values Necessary<br />
for All Members of the National<br />
Community<br />
Hamburg, 24–28 June<br />
Development of Techniques and Procedures<br />
on Evaluation Pertaining to Programmes<br />
of Literacy and Post-Literacy in<br />
the Framework of Lifelong Education<br />
Hamburg, 2–6 Sept.<br />
The Development of Learning Strategies<br />
for Post-Literacy and Continuing Education<br />
for the Arab States in the Perspective<br />
of Lifelong Education (Planning Meeting)<br />
Hamburg, 7–11 Oct.<br />
Development of Techniques and Procedures<br />
on Evaluation Pertaining to Programmes<br />
of Literacy and Post-Literacy in<br />
the Framework of Lifelong Education<br />
Hamburg, 28 Oct.–8 Nov.<br />
An Orientation Seminar for the Arab<br />
States on the Development of Learning<br />
Strategies for Post-Literacy and Continuing<br />
Education in the Perspective of Lifelong<br />
Education<br />
1986 Vienna, 20–21 Jan.<br />
Fourth All-European Conference of Directors<br />
of Educational Research Institutions<br />
(Planning Meeting)<br />
Bremen, 27 Jan. and Hamburg, 5 Feb.<br />
Meetings for Planning a Long-Range Study<br />
of the Implications of Selected Global<br />
Developments for the Content and Process<br />
of Lifelong Education<br />
Hamburg, 10 Feb.<br />
A Meeting for Further Development of the<br />
Curriculum Study Focused on the Early<br />
Introduction of a Second Language in the<br />
Primary School Curriculum for Widening<br />
Learning Experiences<br />
London, 14 Feb.<br />
A Meeting for Environmental and Ecolog-<br />
91
LISTE DER SEMINARE 1952-2002<br />
92<br />
ical Issues, and Their Implications for Lifelong<br />
Education<br />
Hamburg, 5 March<br />
A Review Meeting of the Study of Adult<br />
Literacy and Basic Education in the Federal<br />
Republic of Germany<br />
Hamburg, 9–13 June<br />
Development of Learning Strategies for<br />
Post-Literacy and Continuing Education in<br />
Developing Countries: Evaluation and Follow-up<br />
Phase (Meeting of the Review<br />
Team)<br />
Hamburg, 23–27 June<br />
A Study of Curricula and Instructional<br />
Methods for Non-formal and Alternative<br />
Approaches for Education at the Primary<br />
Level in the Framework of Lifelong Education<br />
(Planning Meeting)<br />
Hamburg, 8–12 Sept.<br />
Review Meeting on the Development of<br />
Procedures and Techniques of Self-Evaluation<br />
Pertaining to Programmes of Literacy,<br />
Post-Literacy and Continuing Education in<br />
the Framework of Lifelong Education<br />
Eger, 13–16 Oct.<br />
Fourth All-European Conference of Directors<br />
of Educational Research Institutions<br />
Hamburg, 10–14 Nov.<br />
An Exploratory Study on the Implications<br />
of Selected Global Developments for the<br />
Content and Process of Lifelong Education<br />
(Preliminary Meeting)<br />
Hamburg, 1–5 Dec.<br />
Workshop of Specialists in Europe on Prevention<br />
of Functional Illiteracy and Integration<br />
of Youth into the World of Work<br />
1987 Hamburg, 6–18 April<br />
Review Meeting on the Development of<br />
Procedures and Techniques of Impact Evaluation<br />
Pertaining to Programmes of Literacy<br />
and Continuing Education in the<br />
Framework of Lifelong Education<br />
Hamburg, 18–22 May<br />
A Study of Curricula and Instructional<br />
Methods for Non-formal and Alternative<br />
Approaches for Education at the Primary<br />
Level in the Framework of Lifelong Education<br />
(Review Meeting)<br />
Hamburg, 22–26 June<br />
A Working Group Meeting on Post-Literacy<br />
and Continuing Education for the<br />
Basic Level and Beyond in the Perspective<br />
of Lifelong Education<br />
Hamburg, 14–18 Sept.<br />
An Exploratory Study of the Implications<br />
of Selected Global Developments for the<br />
Content and Process of Lifelong Education<br />
(Planning Meeting)<br />
Hamburg, 5–9 Oct.<br />
A Meeting on Development of Techniques<br />
and Procedures of Evaluation and Monitoring<br />
Pertaining to Programmes of Literacy,<br />
Post-Literacy and Continuing Education<br />
in the Framework of Lifelong Education<br />
Hamburg, 9–21 Nov.<br />
An International Orientation Seminar on<br />
Post-Literacy and Continuing Education<br />
for the Basic Level and Beyond in the Perspective<br />
of Lifelong Education<br />
Prague, 26–27 Nov.<br />
Fifth All-European Conference of Directors<br />
of Educational Research Institutions<br />
(Planning Meeting)<br />
1988 Hamburg, 18–22 April<br />
A Meeting on the Development of Techniques<br />
and Procedures of Evaluation Pertaining<br />
to Programmes of Literacy and<br />
Post-Literacy in the Framework of Lifelong<br />
Education<br />
Hamburg, 6–7 May<br />
Consultation with Non-Governmental<br />
Organizations on Research Priorities and<br />
Action in Education that UNESCO could<br />
Undertake During the Third Medium-<br />
Term Plan (1990-1995)<br />
Hamburg, 16–20 May<br />
A Working Group Meeting on the Training<br />
of Personnel for Post-Literacy and Continuing<br />
Education in the Perspective of<br />
Lifelong Education
Hamburg, 12–16 Sept.<br />
Expert Consultation of the European<br />
Region for the Promotion of Vocationally-<br />
Oriented Adult Education Programmes<br />
Hamburg, 26–30 Sept.<br />
An Exploratory Study of the Curricula and<br />
Instructional Methods for Nonformal and<br />
Alternative Approaches for Education at<br />
the Primary Level in the Framework of<br />
Lifelong Education<br />
Triesenberg, 11–14 Oct.<br />
Fifth All-European Conference of Directors<br />
of Educational Research Institutions<br />
Hamburg, 31 Oct.–12 Nov.<br />
An International Orientation Seminar on<br />
Post-Literacy and Continuing Education<br />
for the Basic Level and Beyond in the Perspective<br />
of Lifelong Education<br />
1989 Hamburg, 20–24 March<br />
A Meeting on the Development of Techniques<br />
and Procedures of Evaluation Pertaining<br />
to Programmes of Literacy and<br />
Post-Literacy in the Framework of Lifelong<br />
Education<br />
Hamburg, 5–9 June<br />
International Symposium on Innovative<br />
Methods of Technical and Vocational Education<br />
Hamburg, 26–29 June<br />
Consultation on the Relevance of the Content<br />
of General Secondary Education Taking<br />
into Account the Notion of Productive<br />
Work as well, in Anticipation of the Needs<br />
of Industrialized Countries in the Twenty-<br />
First Century<br />
Hamburg, 30 Oct–11 Nov.<br />
An International Orientation Seminar on<br />
Post-Literacy and Continuing Education<br />
for the Basic Level and Beyond in the Perspective<br />
of Lifelong Education<br />
1990 Hamburg, 18–22 June<br />
Research on Evaluation in Literacy, Post-<br />
Literacy and Non-Formal Education<br />
Hamburg, 1–4 Oct.<br />
Round Table on the Complementarity of<br />
Formal and Non-Formal Approaches at<br />
the Primary Education Level<br />
Bled, 9–12 Oct.<br />
Sixth European Conference of Directors<br />
of Educational Research Institutions<br />
Hamburg, 5–17 Nov.<br />
An International Orientation Seminar on<br />
Post-Literacy and Continuing Education<br />
for the Basic Level and Beyond in the Perspective<br />
of Lifelong Education<br />
Hamburg, 30 Nov.–1 Dec.<br />
Adult Education and Work<br />
Hamburg, 3–6 Dec.<br />
Seventh Collective Consultation of Non-<br />
Governmental Organizations on Literacy<br />
and Adult Education<br />
1991 Hamburg, 30 Jan.–1 Feb.<br />
Consultation Seminar on Women´s Challenge<br />
of Adult Education Action and Priorities<br />
Hamburg, 9–12 Apri<br />
European Preparatory Meeting for the<br />
International Congress on Population and<br />
Development<br />
Hamburg, 18–19 April<br />
Workshop on Adult Education for International<br />
Understanding, Human Rights<br />
and Peace<br />
Hamburg, 3–8 June<br />
Training Workshops on Monitoring and<br />
Evaluation of Nonformal Basic Education<br />
Hamburg, 16–27 Sept.<br />
An International Orientation Seminar on<br />
Post-Literacy and Continuing Education<br />
for the Basic Level and Beyond in the Perspective<br />
of Lifelong Education<br />
Hamburg, 19–22 Nov.<br />
Functional Literacy in Eastern and Western<br />
Europe<br />
Hamburg, 4–7 Dec.<br />
International Seminar on Adult Literacy in<br />
Industrialized Countries: The Future of<br />
Literacy and the Literacy of the Future<br />
93
LISTE DER SEMINARE 1952-2002<br />
94<br />
Hamburg, 16–19 Dec.<br />
Workshop on Women and Literacy<br />
1992 Hamburg, 21–23 April<br />
Development of Appropriate Learning/<br />
Teaching Strategies in Nonformal –Primary<br />
Education for Out-of-School Learners<br />
Hamburg, 18–22 May<br />
Post-Literacy and Basic Level Education:<br />
The Language Issues–Experiences of the<br />
African Region<br />
Hamburg, 15–20 June<br />
An Orientation Seminar on Monitoring<br />
and Evaluation of Nonformal Basic Education<br />
(NFBE)<br />
Hamburg, 28 Sept.–9 Oct.<br />
International Orientation Seminar on the<br />
Language Issue in Post-Literacy and Basic<br />
Level Education–Experiences of the<br />
African Region<br />
Nitra, 27–30 Oct.<br />
Seventh European Conference of Educational<br />
Research Institutions<br />
Berlin, 19 Oct.–6 Nov.<br />
Regional Training Workshop on Monitoring<br />
and Evaluation of Nonformal Basic<br />
Education (NFBE)<br />
Hamburg, 6–7 Nov.<br />
Unkonventionelle <strong>Weg</strong>e <strong>zu</strong> Schrift und<br />
Kultur. Creativity and Basic Education<br />
Hamburg, 30 Nov.–3 Dec.<br />
Internationale Multiplikatorinnenausbildung.<br />
Train the Trainers in Information<br />
and Communication Technology<br />
1993 Hamburg, 27 Jan.–2 Feb.<br />
International Seminar on Women´s Education<br />
and Empowerment<br />
Hamburg, 24–28 May<br />
Project on Post-Literacy and Basic Level<br />
Education: Asian and Pacific Experience<br />
Berlin, 21–26 June<br />
Séminaire de formation sur le contrôle et<br />
l´évaluation de l´éducation de base non<br />
formelle (EBNF)<br />
Hamburg, 30 Aug.–2 Sept.<br />
Interface Meeting on Nonformal Primary<br />
Education for Out-of-School Learners<br />
Hamburg, 27 Sept.–8 Oct.<br />
Inter-Regional Orientation Seminar on<br />
Quality of Life. Improvement Programmes<br />
in Literacy, Post-Literacy and Continuing<br />
Education–Experiences from Asia and the<br />
Pacific<br />
Burkina Faso, 15 Nov.–3 Dec.<br />
Atelier de formation sur le suivi-appui et<br />
l´évaluation de l´éducation de base non<br />
formelle (EBNF)<br />
Barcelona, 17–21 Nov.<br />
International Seminar on Policies and<br />
Legislation in Adult Education<br />
Hamburg, 3–4 Dec.<br />
Adult Education Provision & Participation<br />
Berlin, 14–17 Dec.<br />
Innovations in Non-Formal Basic Education<br />
of Adults<br />
1994 Hamburg, 12–15 Jan.<br />
International Seminar on Basic Education<br />
in Prisons<br />
Berlin, 13–18 June<br />
Orientation Seminar on Monitoring and<br />
Evaluation of Nonformal Basic Education<br />
Hamburg, 25–29 June<br />
An International Seminar on the Expanding<br />
Legislative and Policy Environment of<br />
Adult Education<br />
Berlin, 30 Aug.–8 Sept.<br />
Innovations in Non-Formal and Adult<br />
Basic Education (INNAE)<br />
Hamburg, 26 Oct.–4 Nov.<br />
The Expanding Legislation and Policy<br />
Environment of Adult Education and<br />
Training<br />
Chiang Rai, 7–25 Nov.<br />
Regional Training Workshop on Monitoring<br />
and Evaluation of Nonformal Basic<br />
Education (NFBE)
1995 Hamburg, 6–8 Feb.<br />
NIER/UIE Study on Lifelong Learning<br />
Policies (Joint Meeting of the Researchers<br />
involved)<br />
Nyeri, Kenya 27 Feb.–3 March<br />
Monitoring and Evaluation of Nonformal<br />
Basic Education Programmes (Regional<br />
Seminar)<br />
Nepal, 21–23 March<br />
Women and Adult Education (National<br />
Seminar)<br />
Bangladesh, 28–30 March<br />
Women and Adult Education (National<br />
Seminar)<br />
Brussels/Paris/Hamburg, April<br />
Adult Education Participation Survey<br />
(Task Force)<br />
UNESCO/Paris, 11–13 May<br />
Research on the Impact of NFBE and its<br />
Contribution to EFA<br />
Lovoca, Slovakia, early May<br />
Literacy and Work<br />
Hamburg, 15–19 May<br />
Women and Adult Education (Research<br />
Workshop)<br />
Berlin, 22–24 May<br />
Expert Meeting on the Literate Environment<br />
Asia, 7–10 May<br />
Women and Adult Education (Synthesis<br />
Seminar)<br />
Canada, end of June<br />
Adult Education Participation Survey<br />
(Task Force)<br />
Namibia 25 Sept.–6 Oct.<br />
Monitoring And Evaluation of Nonformal<br />
Basic Education (Training Workshop)<br />
Zschortau, 2–13 Oct.<br />
Innovations in Nonformal and Adult Education<br />
(Review and Dissemination Seminar)<br />
Paris, 11–13 Oct.<br />
Expert Meeting for the 1997 Conference<br />
Berlin, 16–20 Oct.<br />
International Symposium on Future Trends<br />
in Adult and Continuing Educational and<br />
Vocational Education<br />
Hamburg, 19–20 Oct.<br />
31st Annual Meeting of U.N. Periodicals<br />
Editors<br />
Hamburg, 13–17 Nov.<br />
Women and Adult Education (Orientation<br />
Seminar)<br />
1996 Hamburg, 29–31 Jan.<br />
Creativity, Culture and Basic Education<br />
Non-Conventional Ways to Writing and<br />
Culture<br />
Budapest, 22–25 Feb.<br />
ALPHA Central and Eastern European<br />
Seminar Theme 3: Ensuring the Universal<br />
Right to Literacy and Basic Education<br />
Québec, 28–31 March<br />
ALPHA North American and West European<br />
Seminar Theme 3: Ensuring the Universal<br />
Right to Literacy and Basic Education<br />
Hamburg, 18 April<br />
Selection Committee for Literacy Prize<br />
Hamburg, 20 April<br />
Consultation Seminar for GB and IRE<br />
Board on CONFINTEA<br />
Lanzarote, 28–30 April<br />
Adult Education Indicators Seminar Theme<br />
2: Improving the Conditions and Quality<br />
of Adult Learning<br />
Hamburg, 28–30 May<br />
Research Workshop on CONFINTEA<br />
Hamburg, 4–6 July<br />
German Commission on Educational Research<br />
in Cooperation with Third World<br />
Countries<br />
Tokyo, September<br />
NIER-UIE Research Project–Comparative<br />
Study of Lifelong Learning Policies<br />
Bangkok, 1–7 Sept. or 8–14 Sept.<br />
INNAE Asian Dissemination Seminar:<br />
95
LISTE DER SEMINARE 1952-2002<br />
96<br />
Theme 2: Improving the Conditions and<br />
Quality of Adult Learning<br />
Budapest, 5–9 Sept.<br />
ALPHA Concluding Seminar: Ensuring the<br />
Universal Right to Literacy and Basic Education<br />
Jomtien, 16–18 Sept.<br />
Asian Regional Meeting on CONFINTEA<br />
Salzburg, 17–20 Oct.<br />
Lifelong Learning in the Changing Global<br />
Economy–Theme 5: Adult Learning and<br />
the Changing World of Work–Theme 9:<br />
The Economics of Adult Learning<br />
Bogotá, 28 Oct.–3 Nov.<br />
INNAE Latin American Dissemination<br />
Seminar–Theme 2: Improving the Conditions<br />
and Quality of Adult Learning<br />
Hamburg, early November<br />
Orientation Seminar on CONFINTEA<br />
Brazil, 6–8 November<br />
Latin American Regional Meeting on<br />
CONFINTEA<br />
Barcelona, 12–14 Dec.<br />
European Regional Meeting on<br />
CONFINTEA<br />
1997 Helsingör, 6–7 Jan.<br />
CONFINTEA Consultative Committee<br />
Oaxaca, 15–18 Jan.<br />
New Perspectives on Adult Education for<br />
Indigenous Peoples<br />
Hamburg, 20 Jan.<br />
European Meeting on Migrant and<br />
Refugee Adult Education<br />
Brazil, 22–24 Jan.<br />
Latin American Regional Meeting on<br />
CONFINTEA<br />
Quezon City, 26 Jan.–2 Feb.<br />
Regional Workshop on Monitoring and<br />
Evaluation<br />
Cairo, 25–27 Feb.<br />
Arab States Meeting on CONTINTEA<br />
Chiang Mai, 24–28 Feb.<br />
An International Seminar-Workshop on<br />
Promoting the Empowerment of Women<br />
Through Adult Learning<br />
Hamburg, 7–9 April<br />
Adult Education Documentation<br />
Berlin, 7–9 April<br />
Literacy of the Future<br />
Berlin, July<br />
Literacy and Development: Creation of a<br />
Literacy Environment Minority Rights in<br />
Adult Education<br />
Hamburg, 13 July<br />
CONFINTEA Consultative Committee<br />
Hamburg, 14–18 July<br />
Fifth International Conference on Adult<br />
Education (CONFINTEA V)<br />
Helsingör, 20–23 July<br />
Follow-Up Committee<br />
1998 México, 26–27 Jan.<br />
Latin American Planning Meeting for<br />
CONFINTEA Follow-up<br />
Cape Town, 2–8 March<br />
Meeting on the Recommendations for a<br />
UN Adult Learners Week<br />
Dakar, 16–20 March<br />
African Regional Follow-up Forum to<br />
CONFINTEA<br />
Philippines, 19–26 March<br />
Democracy, Leadership and Women<br />
Mumbai, 20–24 April<br />
Preparatory Meeting of the International<br />
Working Group on University-Based Adult<br />
Education for the UNESCO World Conference<br />
on Higher Education<br />
Barbados, 12–15 May<br />
Sixth CARCAE General Assembly/-<br />
Regional Consultation on CONFINTEA<br />
Follow-Up
Ayutthaya, 8–10 June<br />
CONFINTEA Follow-Up in Asia and the<br />
Pacific<br />
Ebeltoft, 18–22 June<br />
INFORSE Follow-up Meeting to CONFIN-<br />
TEA on Media, Environment and Citizens<br />
Cotonou, 24 Aug.–8 Sept.<br />
1-Day Workshop with five West African<br />
Countries during the Adult Learners Week<br />
Brno, 8–12 Sept.<br />
ALPHA 99 (Ecological Approaches to<br />
Basic Education) European Seminar<br />
Beijing and Baobing, 8–12 Sept.<br />
APPEAL Symposium on Basic Education<br />
and Lifelong Learning<br />
Abidjan, 14–18 Sept.<br />
UIE Seminar on the Use of Local Languages<br />
in the Process of Adult Learning (for 7<br />
French-speaking West African countries)<br />
Helsinki, 30 Sept.–4 Oct.<br />
1-Day UNESCO Follow-up Forum at the<br />
Annual Meeting of EAEA<br />
Paris, 5–9 Oct.<br />
Special participation in the UNESCO<br />
World Conference on Higher Education<br />
Hamburg, 9–10 Oct.<br />
EXPO 2000 Global Dialogue, Consultative<br />
Meeting<br />
Riga, 16–18 Oct.<br />
Post-CONFINTEA Meeting<br />
Sinaia, 25–29 Oct.<br />
Creating a New Vision: Feminist Leadership<br />
Development in Eastern Europe<br />
Pátzcuaro, 26–30 Oct.<br />
Sub-Regional Follow-up Forum for México,<br />
Central America and the Caribbean<br />
Hamburg, 29–31 Oct.<br />
Steering/Expert Meeting of Network of<br />
Networks<br />
Egypt, November<br />
ALPHA 99 Arab Seminar<br />
Cyberspace II, 20–27 Nov.<br />
International Online Forum Greater Accessibility<br />
of Adult Learning Through New<br />
Information Technologies–But How?<br />
Montevideo, 18–20 Nov.<br />
Sub-Regional Follow-up for the Southern<br />
Cone<br />
Hamburg, 25 Nov.<br />
Das UNESCO-Projekt CREFELD<br />
Ein Modell für internationale Kooperation<br />
im Bereich Umwelt und Entwicklung<br />
Kampala, 27–30 Nov.<br />
Seminar on the Culture of Peace and the<br />
Prevention of Conflicts jointly organized<br />
with AWE<br />
Tokyo, mid November<br />
ALPHA 99 (Ecological Aspects of Adult<br />
Basic Education) Seminar for the Asian<br />
Region<br />
Cairo, 26 Nov.–5 Dec.<br />
ALPHA 99<br />
La Habana, 2–4 Dec.<br />
Adult Education and Population Issues<br />
Cairo, 5 Dec.<br />
CONFINTEA Follow-up Meeting for the<br />
Arab Region<br />
Hamburg, 7 Dec.<br />
Consultation Meeting for the Preparation<br />
for the International Year of Older Persons<br />
(1999)<br />
1999 Bolivia, 19–22 Jan.<br />
Sub-Regional Follow-up Meeting for the<br />
Andes Zone (Bolivia, Colombia, Ecuador,<br />
Peru and Vene<strong>zu</strong>ela)<br />
Kampala, 21–24 Jan.<br />
International Conference on Adult Education<br />
and Conflict Resolution (AWE/UIE)<br />
Hamburg, 20–21 Feb.<br />
Preparatory Meeting for the Public Round<br />
Table on Adult Learning and the Future of<br />
Work<br />
97
LISTE DER SEMINARE 1952-2002<br />
98<br />
Harare, 18–13 March<br />
International Seminar on Policies and<br />
Strategies in Adult Learning, Non-Formal<br />
Education and Open Learning (SADC<br />
CONFINTEA Follow-up Seminar on Policy<br />
Development)<br />
Quezon City, 14–20 March<br />
International Seminar on the Monitoring<br />
and Evaluation of Adult Education from a<br />
Gender Perspective<br />
Sinaia, 18–23 March<br />
Final ALPHA 99 Seminar on Ecological<br />
Approaches of Basic Education Programmes<br />
Pátzcuaro, 22–25 March<br />
Sub-Regional Follow-up Meeting for México,<br />
the Carribean and Central America<br />
(Costa Rica, Cuba, El Salvador, Guatemala,<br />
Haiti, Honduras, México, Nicaragua,<br />
Panamá and Dominican Republic)<br />
Nishni Novgorod, 25–27 March<br />
Russian CONFINTEA Follow-up Conference<br />
Hamburg, 12 April<br />
Pre-Selection Committee for the International<br />
Award for Literacy Research 1999<br />
Dortmund, 26–27 April<br />
First Planning Meeting for the Preparation<br />
of an International Comparative Study on<br />
Intergenerational Learning and Ageing<br />
Hong Kong, 26–29 April<br />
The Asian-Pacific Conference for the International<br />
Year of Older Persons<br />
Seoul, 26–30 April<br />
Preparatory Meeting for the Second International<br />
Congress on Technical and Vocational<br />
Education<br />
Frankfurt, 16–21 May<br />
Lernfest (German Adult Learners Week)<br />
Ouagadougou, 17–21 May<br />
Séminaire sur Politiques et stratégies en<br />
éducation des adultes: actions innovatrices<br />
dans les pays de l´Afrique subsaharienne<br />
Brussels, May<br />
European Seminar on Education in prisons<br />
(to examine the first results of the international<br />
survey on education in prisons)<br />
Namur, 22–26 June<br />
Seminar on Literacy in French-speaking<br />
Industrialized Countries<br />
Tokyo, 6–8 July<br />
Planning Meeting for the Joint UIE-NIER<br />
Comparative Study on Use of New Media<br />
in Adult Learning<br />
Cardiff, 7 Sept.<br />
First Planning Meeting for a Comparative<br />
Study: Linking School and Community in<br />
the Intergenerational Curriculum<br />
Manila, 25–27 Sept.<br />
CONFINTEA Follow-Up Forum<br />
Hamburg, 2 Oct.<br />
Worldwide Global Walk Event on Active<br />
Ageing<br />
Maastricht, 13–14 Oct.<br />
Intergenerational Programme to Promote<br />
Social Change<br />
Yaoundé, October<br />
Séminaire sur politiques et stratégies en<br />
éducation des adultes: action innovatrices<br />
dans les pays de l´Afrique centrale et de l´Est<br />
Paris, 16–20 Oct.<br />
International Survey on Adult Education<br />
for Indigenous Peoples<br />
Paris, Oct.Nov.<br />
30th General Conference of UNESCO<br />
Québec, 29 Nov.–2 Dec.<br />
European Regional Seminar on Policies<br />
and Strategies in Adult Learning<br />
2000 Paris, 14 Jan.<br />
Meeting of the Task Force of Global Dialogue<br />
7, EXPO 2000 Hanover<br />
Warsaw, 6–8 Feb.<br />
Education for All–Assessment 2000<br />
Regional Meeting Europe–North America
Hamburg, 7–8 Feb.<br />
First Steering Committee Meeting on A<br />
Joint International Comparative Study on<br />
Interactive Intergenerational Learning by<br />
UIE and IBO (The International Baccalaureate<br />
Organization)<br />
Washington DC, 2–3 March<br />
Meeting of the Working Group for International<br />
Cooperation in Vocational and<br />
Technical Skills Development<br />
Sèvres, 27–29 March<br />
Literacy Decade Drafting Group Meeting<br />
Dakar, 26–28 April<br />
Education for All–Assessment 2000<br />
World Forum, Round Table No. 3: Literacy<br />
for All: A Renewed Vision for a Ten<br />
Year Global Action<br />
Ottawa, 30 April–3 May<br />
Meeting on Prison Education: Towards<br />
Reintegration<br />
Berlin, 8 May<br />
Presentation of the Programme of Global<br />
Dialogue 7; Meeting of the EXPO Steering<br />
Committee<br />
15 May / Hamburg, Paris, London, New<br />
York, Washington DC, Cape Town, New<br />
Delhi,<br />
Teleconference on International Adult<br />
Learners Week and International Literacy<br />
Day<br />
Hamburg, 29–30 May<br />
Preparatory Meeting for Workshop 21 and<br />
the Launching of the International Adult<br />
Learners Week at EXPO 2000 Hanover:<br />
Meeting of the Steering Group<br />
Paris, 22–23 June<br />
Second World Meeting on Self-Directed<br />
Learning<br />
Paris, 26 June<br />
Preparatory Meeting with IIEP on the<br />
launching of five Country Studies on<br />
Analysing Learning Issues in Training<br />
Opportunities for Young Adults in the<br />
Informal Economy<br />
Hanover, 6–8 Sept.<br />
EXPO 2000 Hanover, Global Dialogue 7:<br />
Workshop 21 on Building Learning Societies–Launching<br />
of the International<br />
Adult Learners Week<br />
Cape Town, 9–11 Oct.<br />
Workshop on Adult Learner Friendly Universities<br />
in the context of the Conference<br />
on Lifelong Learning, Higher Education<br />
and Active Citizenship<br />
Hanover, 17–19 Oct.<br />
EXPO 2000 Hanover, Global Dialogue 10:<br />
Synthesis of all Global Dialogues<br />
Chiang Mai, 23–29 Oct.<br />
Regional Workshop on Developing Empowering<br />
Educational Strategies and Gender-Sensitive<br />
Materials for HIV/AIDS Prevention<br />
Tokyo, 9–11 Nov.<br />
NIER/UIE International Seminar on Lifelong<br />
Learning in the Information Age:<br />
Transnational Study on Media Literacy in<br />
the Advent of Learning Societies<br />
Nairobi, 13–17 Nov.<br />
Regional Workshop on Developing Empowering<br />
Educational Strategies and Gender-Sensitive<br />
Materials for HIV/AIDS Prevention<br />
Hamburg, 27–29 Nov.<br />
International Round Table on New Challenges<br />
of Lifelong Learning in the Globalizing<br />
World<br />
Yaounde, 1st Week of December<br />
Expert Meeting on Adult Education in<br />
Central African Countries: Assessment and<br />
Perspectives for the Future<br />
Bangkok, 10–13 Dec.<br />
Regional Expert Meeting on the UIE-<br />
PROAP Joint Study on Asian-Pacific Perspectives<br />
and Practices in Lifelong Learning<br />
2001 Rabat, 26–27 Feb.<br />
Non-Formal Education: Stocktaking and<br />
Prospects–Within the Framework of CON-<br />
FINTEA Follow-Up and the Evaluation of<br />
Literacy and Adult Policies<br />
99
LISTE DER SEMINARE 1952-2002<br />
100<br />
Bonn, 12–16 March<br />
UNESCO Staff Strategy Workshop on<br />
Technical and Vocational Education and<br />
Training<br />
Copenhagen, 4–6 April<br />
International Conference on Citizenship,<br />
Adult Education and Lifelong Learning<br />
Senegal, 21–23 May<br />
Workshop on the Contribution of NGO/<br />
CSOs to EFA<br />
Bamako, 24–28 May<br />
Experts Meeting on Setting Up of an<br />
Aca<strong>dem</strong>y of African Languages<br />
Mindanao, 6–9 June<br />
National Workshop on Empowering Educational<br />
Strategies for AIDS/HIV Preventive<br />
Education and Sensitive IEC Materials<br />
Brussels, 19 June<br />
Task Force on Indicators of Quality LLL<br />
Paris, 18–20 June<br />
Workshop on Literacy Assessment & Indicators<br />
of NFE<br />
Beijing, 28–29 June<br />
Review Meeting of the External<br />
Evaluation Team<br />
Beijing, 1–3 July<br />
International Conference on Lifelong Learning:<br />
Global Perspectives in Education<br />
Nairobi, 9–13 July<br />
African Workshop on Empowering Educational<br />
Strategies for AIDS/HIV Preventive<br />
Education and Gender-Sensitive IEC<br />
Materials<br />
Bangkok, 12–14 July<br />
Annual Meeting of the CC of NGOs on<br />
Literacy and EFA<br />
Kathmandu, 24–27 July<br />
Education, Training and Skill Formation<br />
for Decent Work in the Informal Sector:<br />
Reporting of Country Studies<br />
Gaborone, 25–27 July<br />
Consultative Meeting of the Editorial<br />
Board. Preparing a Series of Textbooks on<br />
Adult Learning from African Perspectives<br />
Ocho Rios, 9–11 Aug.<br />
ICAE World Assembly<br />
Arvidsjaur, 16–18 Aug.<br />
Social Competencies of Learning, a Relation<br />
Causing Many Questions<br />
Bamako, 1–8 Sept.<br />
Experts Meeting on the Aca<strong>dem</strong>y of<br />
African Languages<br />
Interlaken, 10–14 Sept.<br />
Skills and Knowledge for Work and Life<br />
Bath, Sept. or Oct.<br />
UIE/IBO Steering Committee for the 2nd<br />
Phase of Research on Intergenerational<br />
Learning<br />
Arusha, 7–11 Oct.<br />
ADEA Biennial Meeting<br />
New Delhi, 15–19 Oct.<br />
Sub-Regional Policy Dialogue on Adult<br />
and Lifelong Learning (Bangladesh, Bhutan,<br />
India, Maldives, Nepal, Pakistan,<br />
Laos, Vietnam, Myanmar and Cambodia)<br />
Cotonou, 22–26 Oct.<br />
Seminar on Raising Literacy and Adult<br />
Education Levels<br />
Kunming, November<br />
National Workshop on Empowering Educational<br />
Strategies for AIDS/HIV Prevention<br />
and Gender-Sensitive IEC Materials<br />
Hamburg, 5–9 Nov.<br />
The Making of Literate Societies Revisited<br />
Brussels, 19–21 Nov.<br />
Adult & LLL in Europe<br />
Kiev, November<br />
International Conference on Pursuing Democracy<br />
Through Lifelong Learning: Concepts<br />
and Practices Across the Globe<br />
Bamako, December<br />
Official Launching of the Aca<strong>dem</strong>y of<br />
African Languages
2002 Geneva, 8–14 Jan.<br />
Capacity Building<br />
Paris, 29–30 Jan.<br />
Editorial Board, preparation of Dakar<br />
Monitoring Report<br />
Gaborone, 28 Jan.–2 Feb.<br />
Editorial Board, Textbook Series<br />
Geneva, 11–13 Feb.<br />
DeSeCo (Definition + Selection of core<br />
competencies)<br />
Gaborone, 18–22 March<br />
Writers Workshop, Textbook Series<br />
Budapest, 29–31 March<br />
Development of an Advocacy Guide<br />
Sofia, 15–19 March<br />
Sub-Regional Meeting of South-Eastern<br />
Europe on Lifelong Learning<br />
Keele, 2–4 April<br />
ICIP International Conference<br />
Hyderabad, 7–10 April<br />
Policy Dialogue on Adult Learning<br />
Antigonish, 11–13 April<br />
ALADIN Task Force Meeting<br />
Hamburg, 25–26 April<br />
Interagency Conference, Lifelong Learning<br />
Workshop Group, STLA<br />
Hamburg, 27–28 April<br />
Advisory Group on the Mid-Term Review<br />
of CONFINTEA 2003<br />
Gabarone, 28–30 May<br />
Sub-regional post-literacy Workshop<br />
St. Domingo, May<br />
Regional Series Meeting Latin America<br />
Torino, 30 May<br />
International Congress of EURAG<br />
(the European Federation of the Elderly)<br />
Hamburg, 17–19 June<br />
Democracy and Adult Learning<br />
Hamburg, 10 June<br />
Literacy Award<br />
Glasgow, 18–24 Aug.<br />
68th IFLA Conference: Libraries for life:<br />
Democracy, Diversity, Delivery<br />
Canada,<br />
ALADIN Task Force Meeting<br />
São Paulo, 9–13 Sept.<br />
International Adult Learners Week<br />
Pretoria, Sept.<br />
International Workshop on Training of<br />
Adult Educators<br />
Morocco, 24–26 Sept.<br />
Politiques et stratégies des jeunes non scolarisés<br />
et des adultes au Maghreb et en<br />
Egypte<br />
Sofia, 9–13 Oct.<br />
Lifelong Learning in the Pursuit of EFA<br />
Goals and the CONFINTEA V Agenda<br />
Lomé, 4–6 Nov.<br />
Language policies<br />
Jakarta, Dec.<br />
Preparatory Meeting, Basic Learning for<br />
Adults and Poverty Alleviation<br />
Strobl, 6–8 Dec.<br />
Adult Learners Week<br />
101
NACHWEIS DER FOTOGRAFIEN UND ILLUSTRATIONEN<br />
102<br />
S. 7 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />
Foto: Antje Hecker<br />
S. 9 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />
Foto: H. U. Deicke<br />
S. 12 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />
Foto: Jörg-Martin Schulze<br />
S. 17 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />
Foto: Antje Hecker<br />
S.18 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />
S.19 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />
S. 20 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />
S. 22 Brief von Konrad Adenauer an M.<br />
Brauer: Staatsarchiv Hamburg<br />
S. 24 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />
Telegramm Jean Piaget: UNESCO<br />
S. 25 UNESCO<br />
S. 26 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />
S. 27 Archiv der Odenwaldschule,<br />
Heppenheim<br />
S. 28 UNESCO<br />
S. 29 Bibliothek für Bildungsgeschichtliche<br />
Forschung des Deutschen<br />
Instituts für Internationale<br />
Pädagogische Forschung, Berlin<br />
S. 31 Foto: Bernard Vallée<br />
S. 32 Publifoto, Rom, Archiv der<br />
Association Montessori<br />
Internationale, Amsterdam<br />
S. 36 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />
S. 37 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />
S. 38 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />
S. 40 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />
S. 41 oben links: UNESCO-Institut für<br />
Pädagogik<br />
unten rechts: UNESCO-Institut<br />
für Pädagogik<br />
Foto: Jörg-Martin Schulze<br />
S. 42 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />
Foto: Jörg-Martin Schulze<br />
S. 43 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />
Foto: H. U. Deicke<br />
S. 44 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />
Foto: H. U. Deicke<br />
S. 46 oben links: UNESCO-Institut für<br />
Pädagogik, Foto: Antje Hecker<br />
Unten rechts: UNESCO-Institut<br />
für Pädagogik<br />
S. 47 oben: UNESCO-Institut für<br />
Pädagogik<br />
unten: Jürgen Forkel-Schubert<br />
S. 49 UNESCO<br />
S. 58 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />
S.59 UNESCO-Institut für Pädagogik,<br />
Foto: Antje Hecker<br />
S. 60 Walther Merck:<br />
Landesmedienzentrum Hamburg<br />
A. St. Langeland: UNESCO-<br />
Institut für Pädagogik<br />
S. 61 Hans Wenke: UNESCO-<br />
Institut für Pädagogik<br />
Saul B. Robinsohn: Max-<br />
Planck-Institut für Bildungsforschung,<br />
Berlin<br />
S. 62 Gustaf Ögren: The Swedish<br />
Educational Broadcasting<br />
Company Utbildningsradio AB,<br />
Stockholm<br />
Tetsuya Kobayashi: Tetsuya<br />
Kobayashi<br />
S. 63 Dino Carelli: UNESCO<br />
Ravindra Dave: UNESCO-<br />
Institut für Pädagogik<br />
S. 64 Paul Bélanger: UNESCO-<br />
Institut für Pädagogik<br />
Foto: Jörg-Martin Schulze<br />
Adama Ouane: UNESCO-<br />
Institut für Pädagogik,<br />
Foto: Antje Hecker<br />
S. 78 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />
Foto: Antje Hecker<br />
S. 79 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />
S. 80 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />
Foto: Antje Hecker
Konzept und Redaktion:<br />
Maren Elfert<br />
Herausgeber:<br />
UNESCO-Institut für Pädagogik<br />
Realisation:<br />
Sabine Siegfried<br />
Deutsche Überset<strong>zu</strong>ngen:<br />
Dietlind Broders<br />
Maren Elfert<br />
Werner Mauch<br />
Bettina Bochynek<br />
Herstellung:<br />
Druckerei in St. Pauli, Hamburg<br />
IMPRESSUM<br />
© 2002 UNESCO-Institut für Pädagogik<br />
Feldbrunnenstrasse 58 · 20148 Hamburg · Germany<br />
uie@unesco.org · http://www.unesco.org/education/uie<br />
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Pluralität, Autonomie, Kreativität lernen