Schnee am Kilimandscharo
Schnee am Kilimandscharo
Schnee am Kilimandscharo
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(Bericht von Alois Handwerk)<br />
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<strong>Schnee</strong> <strong>am</strong> <strong>Kilimandscharo</strong><br />
Er lag schon seit Jahren in einer<br />
hinteren Ablage bei mir. Aber beim<br />
St<strong>am</strong>mtisch im November 2002<br />
k<strong>am</strong> er mit Hermann´s Satz:<br />
"Jemand Interesse <strong>am</strong> Kili?" wie elektrisiert<br />
schlagartig in die 1. Reihe<br />
- der <strong>Kilimandscharo</strong>. Neben mir<br />
zeigte auch Reinhard gleich Interesse.<br />
Bis dato hatte mich der Berg deshalb<br />
interessiert, weil er der einzige<br />
Ort auf der Erde ist, an dem man alle<br />
Klimazonen der Erde durchschreiten<br />
kann.<br />
Ich beschäftigte mich mit dem Berg, und mit dem Lesen und Sprechen vom <strong>Kilimandscharo</strong><br />
wuchs die Kenntnis und die Begeisterung - der Berg bek<strong>am</strong> so langs<strong>am</strong> ein Gesicht.<br />
Begriffe wie Ostafrikanischer Graben, Olymp von Abbesinien, Reuschkrater, Shira, Kibo,<br />
Mawensi, Mach<strong>am</strong>e, Western Breach, Barranco, Uhuru-Peak, 5895 m, u. a. wurden vertraut.<br />
Ca. 100 n. Chr. berichtete der griechische Astronom und Geograph Ptolemäus von einem<br />
hohen mit <strong>Schnee</strong> bedeckten Berg inmitten Afrika. Erst ca. 1000 Jahre später berichteten<br />
chinesische Händler wiederum von solch einem Berg. Aber erst als <strong>am</strong> 11. Mai 1849 der<br />
deutsche Missionar Johann Rebmann als erster Europäer den Kilmandscharo sah, trat der<br />
Berg ins Licht der Zeit. Es begann ein Streit um, und ein Wettlauf zu dem Berg, der dann<br />
<strong>am</strong> 6. Okt. 1889 von dem Thüringer Geologen Hans Meyer und dem Salzburger Turnlehrer<br />
Ludwig Purtscheller erstbestiegen wurde.<br />
Hans Meyer schildert in seinem Buch "Die Erstbesteigung des <strong>Kilimandscharo</strong>" anschaulich<br />
und spannend die seinerzeitige Expedition und Erstbesteigung des d<strong>am</strong>als höchsten Berges<br />
des Deutschen Reiches, mit all den Beschwernissen und Besonderheiten der d<strong>am</strong>aligen<br />
Zeit. Hans Meyer gab dem Gipfel des <strong>Kilimandscharo</strong> den N<strong>am</strong>en "Kaiser-Wilhelm-<br />
Spitze". Erst nach der Unabhängigkeit Tansanias wurde der Gipfel in "Uhuru-Peak", was<br />
soviel wie Freiheit bedeutet, umbenannt.<br />
Die Planungen dümpelten zunächst so vor sich hin; auch weil schon andere Pläne bestanden.<br />
Gut Ding braucht Weile, und so k<strong>am</strong> das Thema bei der Karfreitagswanderung 2003 wieder<br />
zur Sprache. Einige zeigten Interesse. Aber wie das halt so ist, niemand kann alles machen.<br />
Auch terminlich passten leider nicht alle unter einen Hut - Schade.<br />
Schließlich wurde der Januar/Februar 2004 ausgeguckt.
Jeder hatte sich erkundigt, Preise,<br />
Leistungen, etc. verglichen. Die Telefonrechnung<br />
bek<strong>am</strong> ungewohnte<br />
Höhen. Schließlich haben wir uns für<br />
den Veranstalter "Fern-Aktiv-Reisen"<br />
aus Trier entschieden. Eine, wie sich<br />
bestätigen sollte, rundum gute Wahl.<br />
Dann war es so weit. Freitag, den<br />
23. Jan. 2004 starteten Hermann<br />
Fleischheuer, Reinhard Hohn, Margret<br />
Wegener, Karl Zöll, Günter Groß,<br />
Robert Beschem und Alois Handwerk<br />
um 06.50 Uhr von Köln/Bonn<br />
aus in den jungen Morgenhimmel,<br />
via Amsterd<strong>am</strong> nach Arusha, Kilimanjaro-Airport.<br />
Über den Alpen<br />
wurden etliche Berge identifiziert, die<br />
unlängst noch bestiegen wurden.<br />
Um 22.30 Uhr Ortszeit landeten wir ,<br />
und erst nach Mitternacht k<strong>am</strong>en wir<br />
im Hotel an.<br />
Der 1. Tag (24. Jan.) in Afrika gehörte der Erkundung der Hotelanlage, und vor allem der<br />
Stadt Moshi. Für denjenigen, der noch nie in Afrika war, wurde klar, dass hier schon eine<br />
andere Welt ist, und das in vielfältiger Hinsicht. U. A. stellte ich mir wiederum die Frage<br />
weshalb eigentlich die Menschen dort <strong>am</strong> ärmsten sind,<br />
wo die Natur <strong>am</strong> reichhaltigsten gibt.<br />
Beeindruckend trotzdem das Lächeln vieler Menschen<br />
dort.<br />
Abends machten einige mit einem bis dahin für sie unbekannten<br />
Brauch Bekanntschaft, der sog. Äquatorweihe,<br />
die das Kilimanjaro-Bier gut schmecken lässt.<br />
Wir lernten Dolf kennen, einen Holländer,<br />
der viele Jahre in der Schweiz gelebt,<br />
dort viele Berge bestiegen hatte,<br />
und daher zunächst auch aufgrund<br />
seines Akzents als Schweizer vermutet<br />
wurde. Er sollte uns zum Mt. Meru<br />
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(Fortsetzung auf Seite 3)
ein angenehmer Begleiter werden. Auffallend an ihm neben seiner Größe war, dass er an<br />
seinem Rucksack stets ein großes Stativ für seine beiden K<strong>am</strong>eras mitschleppte. Wie er<br />
sagte, sind ihm die guten Bilder diese Kilo wert; schließlich sind sie ein Teil der Ernte.<br />
Auf einmal k<strong>am</strong> Margret begeistert an und sagte, dass der <strong>Kilimandscharo</strong> zu sehen sei.<br />
Hatten wir ihn den ganzen Tag immer nur hinter den Wolken vermuten können, stand er<br />
nun in der Abendsonne beeindruckend und majestätisch, mit Kibo und Mawensi in den Himmel<br />
ragend vor uns. Es war ein ergreifender Anblick. Bis auf unseren Abreisetag, sollten wir<br />
ihn jeden Tag erblicken können.<br />
Am nächsten Morgen (25. Jan.) konnten wir den <strong>Kilimandscharo</strong> wiederum so klar sehen.<br />
Schnell klickten die K<strong>am</strong>eras, bevor es dann in den Bus ging, der uns zu unserem Eingehberg,<br />
den Mt. Meru, brachte. Zuvor stiegen in Moshi noch der Guide, die beiden Assistant-<br />
Guides, der Koch und die 14 Träger zu uns. Der Guide Raymond und sein Assistant-Guide<br />
Manuel sollten die nächsten beiden Wochen unsere<br />
Freunde werden.<br />
Bei der nun ca. 2 Stunden dauernden Fahrt bis<br />
zum Momella-Gate im Arusha-Nationalpark bek<strong>am</strong>en<br />
nicht nur etwas von der fremdartigen Landschaft,<br />
sondern auch von der afrikanischen Tierwelt<br />
zu sehen.<br />
Am Momella-Gate (1500 m) wurde uns ein Ranger<br />
zugeteilt. Josef, mit einer alt ehrwürdigen Büchse<br />
von Mauser ausgerüstet, war für 4 Tage unser liebenswürdiger<br />
Chef. Zunächst ging es über eine<br />
Freifläche, auf der wir in respektvoller Entfernung<br />
überwiegend Büffel, aber auch Wildschweine und<br />
Giraffen sehen konnten. Der Weg führte nun berg-<br />
ersten Tagesetappe, der auf 2470 m gelegenen<br />
Miriak<strong>am</strong>ba-Hütte. Das erste Bier<br />
schmeckte besonders gut. In der Nähe<br />
der Hütte entdeckten wir eine Feuerball-<br />
Lilie, eine besonders schöne, pustenblu-<br />
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auf, über Wiese, und danach durch den<br />
unvergleichlich schönen Bergwald zur
menförmige, rote Blume. In der Nacht<br />
schliefen wir deutlich besser, als in der<br />
Schwüle von Moshi.<br />
Am nächsten Tag (26. Jan.) hatten wir einen<br />
steilen, aber sehr schönen Aufstieg durch<br />
den farnbehangenen Bergwald bis zur, nun<br />
schon in der Heidelandschaft gelegenen,<br />
Saddle-Hütte (3450 m), die wir schon früh<br />
erreichten. Daher konnten wir nachmittags<br />
einen Nebengipfel, den 3800 m hohen Little<br />
Meru besteigen.<br />
Es war früh schlafen angesagt. Denn nachts (27.<br />
Jan.) starteten wir um 02.00 Uhr zum Gipfelaufstieg<br />
des Mt. Meru. Pole pole (langs<strong>am</strong> langs<strong>am</strong>)<br />
ging es teils hinter, teils über den Kraterrand bergauf.<br />
Wir erreichten den 4562 m hoch gelegenen<br />
Gipfel kurz nach Sonnenaufgang um 06.30 Uhr.<br />
Grandios der Blick zur aufgehenden Sonne über<br />
dem <strong>Kilimandscharo</strong>, und der Blick in die ebene<br />
Savanne. Der Mt. Meru warf einen gigantischen,<br />
feinrandig geraden, symetrischen, pyr<strong>am</strong>iedenartigen<br />
Schatten in die Weite der Landschaft. Dabei<br />
hat<br />
der<br />
Berg<br />
gar nicht diese exakte Form. So etwas hatte<br />
noch keiner von uns gesehen.<br />
Wir hatten auch einen tollen Blick in den Krater,<br />
wo sich ein neuer, kleiner Krater gebildet<br />
hatte. Seine letzte anhaltende Aktivität hatte<br />
der Berg von 1877 bis 1911. Nach ca. einstündigem<br />
Aufenthalt begann der lange, harte Abstieg<br />
über die Saddle-Hütte bis zur<br />
Miriak<strong>am</strong>ba-Hütte. Neben der wunderbaren<br />
Landschaft hatten wir immer<br />
den in ständigem Wolkenspiel<br />
zu sehenden Kibo im Blick. Er zog<br />
magisch an.<br />
Der nächste Tag (28. Jan.) brachte<br />
uns nach dem Abstieg zum Momella-Gate<br />
zum Hotel nach Moshi zurück.<br />
Der erste Berg war, nein nicht bezwungen,<br />
erlebt. Der Mt. Meru ist<br />
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ein mächtig aus der 800 m hoch gelegenen Landschaft herausragender Einzelvulkan.<br />
Und nebenbei hatten wir noch etwas geschafft, was ja immer schwieriger wird, mit Karl auf<br />
einen Viertausender zu steigen, auf dem er noch nicht gewesen ist.<br />
Mit dem Bus ging es <strong>am</strong> nächsten Morgen (29. Jan.) zum Mach<strong>am</strong>e-Gate (1800 m). Die<br />
Fahrt führte durch die fruchtbare Zone unterhalb des Regenwaldes. Inmitten zwischen Bäumen,<br />
Sträucher und anderen Pflanzen wohnen die Chagga in kleinen Häusern. Die Vulkanerde<br />
und das Wasser des <strong>Kilimandscharo</strong> spenden Fruchtbarkeit. Dazu nutzen die Chagga<br />
durch landwirtschaftlichen Mischanbau, und die natürlichen Gegebenheiten und Bedürfnisse<br />
der Pflanzen.<br />
Nach Zuteilung der Träger ging es dann<br />
vom Gate aus durch den Regenwald des<br />
<strong>Kilimandscharo</strong>, der zwar deutlich anders<br />
als der Bergwald <strong>am</strong> Mt. Meru, aber ebenfalls<br />
unvergleichlich schön ist. Der Regenwald<br />
mit seinen über 1000 Pflanzenarten<br />
ist riesiger Wasserspeicher, dem eigentlichen<br />
Reichtum dieser Region. Neben den<br />
verschiedenartigen Bäumen fallen vor allem<br />
die meterlangen grünlichen Bartflechten,<br />
Baumfarne und Moose ins Auge.<br />
Der Regenwald reicht bis ca. 3000 m, wo<br />
den der Übergang zur Moor- und Heidezone beginnt. Kurz hinter dem Regenwald war das<br />
Ziel dieser Tagesetappe, die Mach<strong>am</strong>e-Hütte (3.100 m), erreicht. Genauer gesagt, handelt<br />
es sich um einen Platz für Zelte, und eine vieleckige<br />
Blechhütte mit ca. 5 m Durchmesser.<br />
Am nächsten Morgen (30. Jan.) starten wir in die<br />
Moor- und Heidezone, die von den bis zu 10 Meter<br />
hoch werdenden Erikapflanzen (es sind Erikabäume)<br />
dominiert wird. Wir sehen auch die ersten<br />
Senecien und Lobelien. Und immer wieder<br />
geht der Blick zum Kibo. Am späten Nachmittag<br />
erreichen wir das Shira C<strong>am</strong>p <strong>am</strong> Rande des<br />
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Shira Plateaus, wo uns schon die von den<br />
Trägern aufgeschlagenen Zelte erwarten.<br />
Zu den Trägern muss man sagen, dass sie<br />
einen harten Job leisten. 14 Träger, zuzüglich,<br />
1 Guide, 2 Assistantguides und 1<br />
Koch hatten wir für unsere siebenköpfige<br />
Gruppe. Für unsereins blieb nur ein Tagesrucksack<br />
mit Wasser, Fotoapparat und<br />
einigen wenigen weitern Dingen zu tragen.
Die Träger trugen den Seesack eines Jeden mit den weiteren Sachen. Zudem trugen sie<br />
die Zelte, Tische, Stühle, Wasser, die Lebensmittel für die ges<strong>am</strong>te Zeit, Gas, Kochgeschirr,<br />
und was sonst weiter noch erforderlich war. Nachdem wir das Frühstück zu uns genommen,<br />
unsere Seesäcke gepackt hatten und dann mit den Guides unterwegs waren, packten die<br />
Träger alles zus<strong>am</strong>men, und k<strong>am</strong>en nach. Unterwegs überholten sie uns mit unserem Tagesrucksack.<br />
Dabei trugen sie die Lasten in Körben oder Säcken auf dem Kopf. Dazu k<strong>am</strong><br />
dann noch ein großer Rucksack, und manchmal noch ein kleinerer Rucksack vorne <strong>am</strong> Körper,<br />
oder noch Sachen an den Händen. Bis zu 25 Kg wurden dann von ihnen getragen. Bei<br />
unserem Eintreffen <strong>am</strong> C<strong>am</strong>p standen die Zelte, und das heiße Wasser für den Tee stand<br />
auch schon bereit. Als Speiseraum stand<br />
uns ein ca.2,5 m x 2,5 m großes Zelt zur<br />
Verfügung. Und wir haben alle gemütlich<br />
reingepasst. Bewundernswert auch der<br />
Koch Faustino. Ein kleines Zelt, jedenfalls<br />
kleiner als unser Speiseraum und unsere<br />
Schlafzelte, diente ihm als Küche. Und wie<br />
in jedem Haus, schien auch im C<strong>am</strong>p die<br />
Küche der gemütlichste Raum zu sein,<br />
was sich darin ausdrückte, dass es stets<br />
voller Träger steckte. Auf das die Hütte<br />
voll wird. Und was der Koch unter den einfachen<br />
Gegebenheiten an Essen täglich<br />
auf den Tisch zauberte, war erstaunlich und bewundernswert und verdiente auch seine<br />
Sterne.<br />
Wiederum ein neuer Tag (31. Jan.). Es ging weiter aufwärts in die Steinwüstenzone. Die<br />
Vegetation nimmt ab. Die Landschaft wechselt nur ihre Schönheit. Große Lavabrocken liegen<br />
in der Landschaft. Wir entdecken bis ca. 4 m hohe Lavasäulen, auf denen, wie bei einem<br />
Gletschertisch, große Steine liegen. Man fühlte sich an die Lavagruben der Eifel erinnert.<br />
Schließlich gelangen wir zum Lavatower, einem großen Felsen in 4.600 m Höhe. Hier beginnt<br />
auch der Aufstieg zum Gipfel über den Western Breach, die alte, klassische Mach<strong>am</strong>e-Route.<br />
Einige hatte auch ihre Zelte dort aufgeschlagen.<br />
Wir gingen aber nach Süden, dem Southern Summit Bounds unterhalb des Kibo folgend.<br />
Vom Southern Summit Bounds hat man einen herrlichen Blick auf die grandiosen, weit herunterreichenden<br />
Gletscher und Felsabbrüche des Kibo, die wir jedoch nur sahen, wenn sich<br />
der Nebel gelegentlich verzog. Entschädigt wurden wir aber von der andersartigen, aber<br />
nicht minder reitzvollen Landschaft <strong>am</strong> Southern Summit Bounds.<br />
Hinter dem Lavatower begann der Abstieg ins Barranco-Tal. Schon von weitem stachen sie<br />
ins Auge, die Riesen-Senecien, die einzeln oder in Gruppen wie Bäume bis zu 6 m in den<br />
Himmel ragen. Nirgendwo auf der Erde sollen sie so groß werden wie <strong>am</strong> <strong>Kilimandscharo</strong>.<br />
Sie wachsen dort in allen Größen und Formen. Am St<strong>am</strong>m der großen Senecien wirken die<br />
Blätter unter der den grünen Blättern <strong>am</strong> St<strong>am</strong>mende wie abgestorben. Sie dienen der<br />
Pflanze jedoch als Wasserspeicher. Bei den kleineren Senecien und Lobelien kann man<br />
noch abends das von der Pflanze in der Blüte ges<strong>am</strong>melte Wasser sehen.<br />
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Im Tal liegt das C<strong>am</strong>p. An diesem Abend bekommen wir endlich die sog. Siebenstreifengrasmaus<br />
vor die K<strong>am</strong>era. War sie sonst immer entwischt. Die Tiere leben nicht schlecht<br />
vom Nahrungsabfall der C<strong>am</strong>per, ebenso wie der Weißkragenrabe. Es ist der vielleicht<br />
schönste Platz in unserer Tour, gelegen in der rauen Lavalandschaft, umgeben von den<br />
Riesen-Senecien, und die Barranco-Wand vor uns, in der diese Pflanzen ebenfalls einzeln<br />
stehen.<br />
Die Abende in den C<strong>am</strong>ps verlaufen ruhig. Nach dem Eintreffen werden die bereits errichteten<br />
Zelte wieder bezogen. Das Teewasser steht bereit, man durchstreift etwas die nähere<br />
Umgebung, bis zum Abendessen gerufen wird. Nach dem Essen saßen wir noch beim Kerzenschein<br />
in dem Speisezelt, und erzählten von vergangenen Touren, Erlebnissen und Taten.<br />
Dabei wurde auch festgestellt, daß es zwar Seemannsgarn, Jäger- und Anglerlatinum<br />
gibt, den bergsteigerischen<br />
Erzählungen ein solcher<br />
Begriff allerdings vollkommen<br />
fremd ist, was für die<br />
Wahrhaftigkeit und Zuverlässigkeit,<br />
auch ausgeschmückter<br />
bergsteigerischer Erzählungen<br />
spricht.<br />
Wieder ein neuer Tag (1.<br />
Febr.), und wir fanden den<br />
Kibo frei. Ein eindrucksvolles<br />
Bild an den Gletschern.<br />
Nach dem üblichen, reichhaltigen<br />
Frühstück geht es<br />
weiter.<br />
Im Morgenlicht steigen wir<br />
die Barranco-Wand hoch, weiter über ein Plateau, danach steigen wir hinab ins Karanga-<br />
Tal, und wieder hoch, wo unser C<strong>am</strong>p war. Das Karanga-Tal mit der letzten Wasserstelle ist<br />
enger, ansonsten ähnelt es mit seiner Pflanzenwelt<br />
dem Barranco-Tal. Erstaunlich wie die Träger mit ihren<br />
schweren und ausschweifenden Lasten die Steilpassagen<br />
scheinbar locker bewältigten.<br />
Der Boden war nass, und es drohte Regen. Ein Glück,<br />
dass wir in Günter einen Fachmann dabei hatten. Er<br />
legte den Vorraum des Zeltes mit Steinplatten aus und<br />
meinte, daß er es nimmer für möglich gehalten hätte<br />
auf seine alten Tage noch mal Fliesen legen zu müssen,und<br />
das soweit der Heimat.<br />
Der nächste Tag (2. Febr.) bringt dann die Spannung.<br />
In der Nacht hatte es geregnet, und der Kibo lag im<br />
<strong>Schnee</strong>. Wir gingen nun zum Barafu-C<strong>am</strong>p. Es liegt<br />
auf 4.600 m, übersäht von großen Steinblöcken. Wie<br />
<strong>am</strong> Vortag waren wir früh <strong>am</strong> C<strong>am</strong>p. Kibo und Mawen-<br />
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si waren im Nebel. Aber abends gab<br />
der Nebel den Blick auf Beide frei. Besonders<br />
der verschneite Mawensi mit<br />
seinen Zacken gab ein überwältigendes<br />
Bild. In der Blechhütte war ein<br />
Pärchen, das in der Nacht zuvor über<br />
den Western Breach den Gipfel erreicht,<br />
und zum Barafu-C<strong>am</strong>p abgestiegen<br />
war. Sie waren in der Nacht<br />
vom <strong>Schnee</strong>fall überrascht worden.<br />
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Augenscheinlich bekleidungs- und besonders<br />
schuhmäßig nicht angepasst bestückt,<br />
sah man ihnen ihre erlittene Überraschung<br />
deutlich an. Es wurde langs<strong>am</strong> ernst. Es<br />
folgte noch eine Lagebesprechung mit<br />
den Guides. Warm anziehen, sowenig<br />
mitnehmen wie möglich, kurze Pausen,<br />
viel trinken während des Aufstiegs. Sind<br />
die Batterien für die Stirnl<strong>am</strong>pe voll? Jeder<br />
fragt sich: "Werde ich die Höhe schaffen.? " Werden alle es schaffen?"<br />
Um 20.30 Uhr gehen in den Zelten die Stirnl<strong>am</strong>pen aus.<br />
Um 23.00 Uhr wird aufgestanden. Geschlafen hat keiner so richtig. Die Spannung und der<br />
Wille zum Aufstieg liegt in der Luft. Kurz nach Mitternacht (3. Febr.) geht´s los. Es sind 2<br />
Grad minus auf Karl´s Temperaturmesser. Raymond geht voran, Manuel und Faustino <strong>am</strong><br />
Ende. Die Stirnl<strong>am</strong>penkette zieht pole pole den Kibo hoch. Der <strong>Schnee</strong> wird deutlich mehr.<br />
Es ist niemandem zu langs<strong>am</strong>. Jeder weiß um die Beschwernisse der Höhe. Annähernd<br />
1.300 Höhenmeter sind noch bis zum Gipfel zu überwinden. Scheinbar endlos steigen wir<br />
Stunde um Stunde dem Kraterrand entgegen. Kurze Pausen. Der warme Tee aus der Thermoskanne<br />
tut gut. Kaltes Wasser fror in den Wasserflaschen. Noch im Dunkeln erreichten<br />
wird den Stella-Point <strong>am</strong> Kraterrand. Nach einer kurzen Pause ging es weiter. Kurz vor dem<br />
Gipfel ging die Sonne auf. Um 06.30 Uhr standen wir auf dem Uhuru-Peak, dem Dach Afrikas.<br />
Wir hatten es geschafft, wir hatten es alle geschafft.<br />
Trotz der bitteren Kälte und dem eisigen Wind war das Glücksgefühl in der Morgensonne überwältigend.<br />
Der ges<strong>am</strong>te Krater war verschneit, was in der Trockenzeit eher ungewöhnlich ist. Margret
Weite der Savanne blieb uns verwehrt;<br />
man kann halt nicht alles haben.<br />
Der Guide drängte zum Abstieg.<br />
War es uns schon kalt, ihm und seinen<br />
beiden Helfern dürfte es noch kälter<br />
gewesen sein. Nach dem gemeins<strong>am</strong>en<br />
Gipfelfoto begaben wir uns<br />
nach ca. 30 Minuten Aufenthalt wieder<br />
auf den Rückweg. Gerne wären<br />
genwald. Gottseidank war jetzt das Wetter<br />
gnädiger. Leichter Regen tat gut. Selten hat<br />
das Bier so gut geschmeckt wie im Mweka-<br />
C<strong>am</strong>p.<br />
Am letzten Bergtag (4. Febr.) ging es durch<br />
den Regenwald bis zum Mweka-Gate, und<br />
von dort mit dem Bus zurück ins Hotel, wo<br />
nach 7 Tagen Sonne, Staub, Regen, <strong>Schnee</strong><br />
und Schweiß die Dusche und frische Wäsche<br />
für ein weiteres Glücksgefühl sorgten.<br />
Abends haben wir dann noch mit den Guides,<br />
dem Koch und einigen Trägern einen<br />
Seite 9<br />
hatte echten Ch<strong>am</strong>pagner mitgenommen, der<br />
dann in den Himmel schießen sollte. Es blieb aber<br />
für jeden noch ein kleiner Schluck.<br />
Wir waren angetan von der Größe des Kraters<br />
und der Mächtigkeit der Gletscher.<br />
Begeistert wurde fotografiert. Über dem Mawensi<br />
hatte sich eine ufoartige Wolke gebildet, ein<br />
einzigartiger Anblick. Alleine der Blick in die<br />
einige noch länger oben geblieben.<br />
Nach diesem Gipfelglück folgte ein knochenharter<br />
(abends wussten wir dann auch woher<br />
dieser Begriff kommt) Abstieg von mehr als<br />
3000 m bis zum Mweka-C<strong>am</strong>p. Beim Abstieg<br />
vom Kibo zu unseren Zelten - wo dann ein kurzer<br />
Schlaf angesagt war - wurden wir von der<br />
Höhensonne nicht geschont. Nach einer stärkenden<br />
Malzeit stiegen wir weiter ab, durch Lavawüste,<br />
Heide- und Moorzone bis in den Re
Nach 22.00 Uhr starteten wir zum 12stündigen<br />
Nachtflug nach Amsterd<strong>am</strong>.<br />
Noch ein gemeins<strong>am</strong>er Cappuccino im<br />
Flughafen, und der Weiterflug nach<br />
Köln/Bonn.<br />
Wehmütig dann der Abschied in einer<br />
Gruppe, wo nicht nur das Ziel, wo es<br />
auch sonst gestimmt hat.<br />
Schön zu Hause von den Lieben erwartungsvoll<br />
empfangen zu werden.<br />
Und dann: "Nah, wie war's, erzähl,<br />
wann sind die Bilder fertig".<br />
Fotos: Hermann Fleischheuer<br />
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Abschiedstrunk in einer original afrikanischen<br />
Bananenbierkneipe. Das<br />
Pombe (Bananenbier) ist hochprozentig,<br />
und hat einen eigenen Geschmack.<br />
Kleinere Feststoffe sind<br />
auch noch vorhanden. Die Becher<br />
gingen oft herum. Sicherlich für den<br />
Erfahrungsschatz eine Bereicherung.<br />
Danach wurde wieder auf das bekannte<br />
Flaschenbier umgestiegen.<br />
Der letzte Tag (5. Febr.) wurde mit<br />
packen, Kartenschreiben und einem<br />
letzten Gang nach Moshi verbracht.