Trommelgruppe und Rock'n'Roll - Eichenhof in Alveslohe
Trommelgruppe und Rock'n'Roll - Eichenhof in Alveslohe
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N N e e uu u u e e s s vv v v o o m m E E ii i i c c h h ee e n n h h o o f September September 2009<br />
2009<br />
S E E I I T T E E 2<br />
<strong>Trommelgruppe</strong> <strong>und</strong> Rock’n’Roll<br />
Fortsetzung von Seite 1<br />
Veranstaltungen, weil die Scheune etwas<br />
Besonderes war. Aber es war eben auch<br />
ziemlich düster – <strong>und</strong> gut klimatisiert!“<br />
Damit spielte er auf die W<strong>in</strong>termonate an,<br />
<strong>in</strong> denen die Morgenkreise der Hof-<br />
Bewohner hier stattfanden <strong>und</strong> die manchmal<br />
eher e<strong>in</strong>er „Expeditionssituation“<br />
(Menke) glichen. Und er me<strong>in</strong>te zum<br />
Beispiel e<strong>in</strong> Konzert, zu dem viele Gäste<br />
gekommen waren – bei dem sich der<br />
Strom allerd<strong>in</strong>gs schnell wieder verabschiedete.<br />
Bei Kerzensche<strong>in</strong> g<strong>in</strong>g es weiter.<br />
„Aber wir haben es tapfer durchgehalten“,<br />
ist sich Menke sicher.<br />
Mit der neuen Scheune, <strong>und</strong> das betonten<br />
alle Festredner, wird aber nicht nur baulich<br />
e<strong>in</strong> neues Kapitel <strong>in</strong> der Entwicklung der<br />
E<strong>in</strong>richtung aufgeschlagen; auch endet die<br />
Pionierphase, deren Geist seit der Eröffnung<br />
1997 das Hofleben bestimmt hat. Die Erfolge<br />
s<strong>in</strong>d jeden Tag sichtbar: Auf dem <strong>Eichenhof</strong><br />
leben <strong>und</strong> arbeiten <strong>in</strong>zwischen fast 70<br />
Menschen regelmäßig, 33 davon geistig <strong>und</strong><br />
körperlich beh<strong>in</strong>dert. Aus e<strong>in</strong>em Haus s<strong>in</strong>d<br />
drei geworden, aus e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Hof e<strong>in</strong><br />
kle<strong>in</strong>es mittelständisches Unternehmen. Das<br />
Ganze wiederum steht nicht e<strong>in</strong>fach nur an<br />
e<strong>in</strong>em beliebigen Ort – sondern ist <strong>in</strong>zwischen<br />
fest <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de <strong>Alveslohe</strong> verwurzelt,<br />
was die Landrät<strong>in</strong> des Kreises Segeberg,<br />
Jutta Hartwieg, <strong>in</strong> ihrer Rede hervorhob.<br />
Nach dem Motto: Gegen die Isolation<br />
der Menschen, für die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung.<br />
Trotzdem muss jetzt e<strong>in</strong>e weitere, lange<br />
Phase der Konsolidierung folgen. Festredner<br />
Denger appellierte <strong>in</strong> diesen Zusammenhang<br />
Annegrethe Stoltenberg ist als Landespastor<strong>in</strong> Chef<strong>in</strong> der Diakonie <strong>in</strong> Hamburg. Sie gehört<br />
dem Rotary Club „Lombardsbrücke“ <strong>in</strong> Hamburg an, der dem <strong>Eichenhof</strong> zur Seite steht.<br />
Mit ihr sprach Rudolf Großkopff.<br />
Frau Stoltenberg, Ihr Rotary-Club „Lombardsbrücke“<br />
Hamburg unterstützt nach mehreren<br />
Jahren Pause wieder den <strong>Eichenhof</strong> mit Geld<br />
<strong>und</strong> Arbeitskraft. Warum diese Rückkehr?<br />
Stoltenberg: Ich würde lieber von e<strong>in</strong>er<br />
weiteren Station als von Rückkehr reden.<br />
Wir f<strong>in</strong>den es gut, wenn e<strong>in</strong> Rotary-Club sich<br />
bei wechselndenE<strong>in</strong>richtungenengagiert,<br />
weil er<br />
dann <strong>in</strong> Kontakt<br />
mit unterschiedlichengesellschaftlichen<br />
Themen<br />
kommt. Wir<br />
haben <strong>in</strong> den<br />
vergangenen<br />
Jahren e<strong>in</strong>e<br />
Foto Diakonisches Werk Hamburg<br />
Wohngeme<strong>in</strong>schaft<br />
von<br />
Jugendlichen unterstützt, die ohne e<strong>in</strong> geordnetes<br />
Zuhause aufgewachsen waren. Sie f<strong>in</strong>den<br />
<strong>in</strong> der WG e<strong>in</strong> neues Zuhause <strong>und</strong> können<br />
dort lernen, e<strong>in</strong> selbständiges Leben zu<br />
führen. Das war e<strong>in</strong> s<strong>in</strong>nvoller E<strong>in</strong>satz. Der<br />
an Betreuer <strong>und</strong> Bewohner,<br />
sich e<strong>in</strong>erseits<br />
den Pioniergeist<br />
zu erhalten – andererseits<br />
aber auch<br />
etwas abzugeben, sich<br />
noch mehr zu strukturieren<br />
<strong>und</strong> zu organisieren.<br />
Das sei die<br />
Hauptaufgabe <strong>in</strong> den<br />
kommenden Jahren,<br />
<strong>und</strong> das sei nicht e<strong>in</strong>fach,<br />
so der Heilpädagoge,<br />
der schon<br />
viele E<strong>in</strong>richtungen<br />
<strong>in</strong> ihrer Entwicklung<br />
begleitet hat.<br />
Der Bürgermeister<br />
von <strong>Alveslohe</strong>, Peter<br />
Kroll, brachte es mit<br />
e<strong>in</strong>em Zitat von<br />
Goethe auf den<br />
Punkt: „E<strong>in</strong> neues<br />
Haus, e<strong>in</strong> neuer<br />
Mensch.“ Ähnlich äußerte sich Klaus<br />
Schubert, der Architekt des Ganzen –<br />
wenngleich er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e andere Richtung<br />
argumentierte: Baulich sei das Provisorium<br />
<strong>Eichenhof</strong> nun beendet, die Komposition<br />
aus drei Häusern <strong>und</strong> Scheune<br />
gelungen – das nehme e<strong>in</strong>erseits Freiheiten<br />
(„Man kann nicht mehr e<strong>in</strong>fach<br />
e<strong>in</strong>en Nagel irgendwo h<strong>in</strong> schlagen“),<br />
eröffne aber andererseits die Möglichkeit,<br />
neue Freiheiten zu schaffen –<br />
alle<strong>in</strong>, weil alle Räume nun endlich <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em wirklich guten Zustand seien.<br />
Das bietet Freiheit – nicht nur für Morgenkreise<br />
<strong>und</strong> die neuen Bewohner <strong>in</strong><br />
der ambulanten Betreuung, sondern<br />
auch für Büros <strong>und</strong> Abstellräume.<br />
Nachteil war, dass sich e<strong>in</strong> großer Club<br />
mit e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Wohne<strong>in</strong>heit beschäftigte,<br />
sodass immer nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil der<br />
Mitglieder aktiv se<strong>in</strong> konnte. Wir möchten<br />
aber mit möglichst vielen „Hand anlegen“<br />
- geme<strong>in</strong>sam. Auf dem <strong>Eichenhof</strong> ist<br />
das möglich.<br />
Ist Ihr neues Engagement zeitlich begrenzt?<br />
Ne<strong>in</strong>, zunächst nicht. Wir bleiben aber<br />
offen, uns irgendwann wieder e<strong>in</strong>er anderen<br />
Aufgabe zu zuwenden, um neue<br />
Problembereiche kennenzulernen.<br />
Unlängst waren Sie mit Ihrem Club zu e<strong>in</strong>em<br />
samstäglichen Arbeitse<strong>in</strong>satz auf dem<br />
<strong>Eichenhof</strong>. Was haben Sie selbst gemacht?<br />
Wir haben uns zu zweit an der Gr<strong>und</strong>re<strong>in</strong>igung<br />
der neuen Großküche beteiligt.<br />
Wir haben die Fußböden, die Kacheln<br />
<strong>und</strong> die Fenster geputzt. Das war dr<strong>in</strong>gend<br />
notwendig, weil die Geräte schon<br />
geliefert werden sollten, die <strong>in</strong> der Küche<br />
<strong>in</strong>stalliert werden. Die anderen<br />
Clubmitglieder haben bei schönstem<br />
Wetter draußen gearbeitet. Für die meisten<br />
von uns waren das ungewohnte <strong>und</strong><br />
darum auch anstrengende Tätigkeiten.<br />
E<strong>in</strong>weihungsfeier <strong>Eichenhof</strong> „Scheune“<br />
Und: Es soll mehr Veranstaltungen geben, zum<br />
Beispiel Lesungen, Liederabende, Konzerte<br />
oder Ausstellungen. Vor dem Umbau der<br />
Scheune hatte dafür oft e<strong>in</strong> geeigneter Raum<br />
gefehlt, jetzt gibt es genug Platz, der auch<br />
noch e<strong>in</strong> ansprechendes Ambiente bietet.<br />
Die Scheunen-E<strong>in</strong>weihung bestand aber natürlich<br />
nicht nur aus e<strong>in</strong>er Fakten-Show <strong>und</strong><br />
Reden: E<strong>in</strong> umjubelter Auftritt der hofeigenen<br />
<strong>Trommelgruppe</strong>, e<strong>in</strong> Kanon der gesamten<br />
Festgeme<strong>in</strong>de, e<strong>in</strong>e Rock’n‘Roll-Band am<br />
Abend <strong>und</strong> e<strong>in</strong> kaltes Buffet zeigten, dass die<br />
Tradition Feiern auf dem Hof weiter hochgehalten<br />
wird. Und es passte zu diesem Mai-<br />
Tag, dass nach e<strong>in</strong>er Schlecht-Wetter-Woche<br />
ke<strong>in</strong>e Regentropfen von oben kamen – sondern<br />
ausschließlich Herzen.<br />
Benjam<strong>in</strong> Großkopff<br />
Der <strong>Eichenhof</strong> hat sich <strong>in</strong> den Jahren Ihrer<br />
Abwesenheit wesentlich vergrößert. Wie war<br />
Ihr E<strong>in</strong>druck?<br />
Absolut bee<strong>in</strong>druckend. Architektonisch<br />
gelungen. E<strong>in</strong> sehr angenehmes Gesamtbild.<br />
Ich hatte das Gefühl, dass das e<strong>in</strong>e<br />
sehr lebendige E<strong>in</strong>richtung ist.<br />
Hatten Sie auch Kontakt zu Bewohnern mit<br />
Beh<strong>in</strong>derungen?<br />
E<strong>in</strong>er von ihnen, Fabian, hat mich fre<strong>und</strong>lich<br />
begrüßt, aber den kenne ich privat gut.<br />
E<strong>in</strong>ige haben Fragen gestellt, aber die meisten<br />
von denen, die uns überhaupt beachtet<br />
haben, haben uns <strong>in</strong>teressiert zugeschaut.<br />
Für mich selbst ist der Umgang mit<br />
Beh<strong>in</strong>derten unproblematisch, weil ich zum<br />
Beispiel häufig <strong>in</strong> der Evangelischen Stiftung<br />
Alsterdorf <strong>und</strong> anderen E<strong>in</strong>richtungen für<br />
Menschen mit Beh<strong>in</strong>derungen zu tun habe.<br />
Haben Sie e<strong>in</strong>en Wunsch, e<strong>in</strong>en Ratschlag?<br />
Was ich sehr angenehm fand, war die Kaffeepause<br />
am Vormittag. Da konnte man<br />
sich mit den Eltern, die dort ebenfalls arbeiteten,<br />
austauschen <strong>und</strong> so mehr über<br />
den <strong>Eichenhof</strong> erfahren. Also: Unbed<strong>in</strong>gt<br />
beibehalten.