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OG Nittel - Moderation 2007 - Konz

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Geographisches Planungsbüro<br />

Dipl.-Geographin Nathalie Franzen<br />

-Regionalberaterin-<br />

Draiser Str. 85, 55128 Mainz<br />

Telefon 06131/7208878, Fax 06131/7209141<br />

Dorferneuerung <strong>Nittel</strong><br />

Bericht der Dorfmoderation<br />

November <strong>2007</strong>


Inhalt:<br />

Geographisches Planungsbüro Dipl.-Geographin Nathalie Franzen, Mainz<br />

1. Aufgabenstellung<br />

2. Vorgehensweise<br />

3. Ortsbeschreibung<br />

4. Stärken und Schwächen, Leitbild<br />

5. Ergebnisse<br />

6. Projekte<br />

7. Anhang<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 2 -


Geographisches Planungsbüro Dipl.-Geographin Nathalie Franzen, Mainz<br />

1. Aufgabenstellung<br />

Die Informations-, Bildungs- und Beratungsarbeit, kurz <strong>Moderation</strong> genannt, soll mittels einer<br />

methodischen Vorgehensweise die Einschätzung der Bevölkerung über ihren Lebensraum<br />

ergründen, positive Merkmale des Ortes herausstellen. Probleme erörtern und daraus ein<br />

Leitbild für die zukünftige strukturelle Weiterentwicklung der Gemeinde entwickeln. Es sollen<br />

mittels Gesprächen, Teilnahme an und Organisation von Veranstaltungen, Einrichtung von<br />

Arbeitsgruppen und Unterstützung von Initiativen möglichst alle sozialen Gruppierungen und<br />

ökonomisch wirksamen Personen und Einrichtungen vor Ort angesprochen und mit ihnen<br />

Ideen zur Lösung der örtlichen Probleme entwickelt werden.<br />

2. Vorgehensweise<br />

Im Mai 2006 fand eine Bürgerinfoveranstaltung statt, bei der die Anwesenden über die<br />

<strong>Moderation</strong> informiert wurden. Anhand von Dias wurde die gesamte Themenbreite der<br />

Dorferneuerung verdeutlicht. Im Juni gab es dann die Dorfkonferenz „<strong>Nittel</strong> 2030“ als<br />

Einstieg in die Diskussion der örtlichen Stärken, Schwächen und Potentiale. Es sollten nach<br />

Sammlung der Stärken und Schwächen des Ortes (Metaplan-Technik) verschiedene<br />

themenbezogene Arbeitsgruppen gebildet werden.<br />

Mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern fand eine Ortsbegehung statt, deren Ergebnisse<br />

in die weitere Arbeit einflossen.<br />

In den folgenden Monaten fanden verschiedene Gesprächsabende und<br />

Arbeitsgruppensitzungen statt. Hinzu kamen einige Küchentischgespräche, um im kleinen<br />

Kreise die Wünsche und Ideen der Bürgerinnen und Bürger zu besprechen. Ein Schwerpunkt<br />

lag in den Themenbereichen Kinder und Jugendliche, wobei im Bereich Kinder vor allem die<br />

Verkehrssicherheit im Ort bearbeitet wurde (schöne Spielmöglichkeiten sind bereits<br />

gegeben), außerdem entstand eine private Initiative, einen Lese- und Spielkreis für etwa 8-<br />

12-jährige zu gründen. Mit den Jugendlichen wurde in mehreren Treffen das<br />

Jugendraumkonzept erarbeitet, damit der Raum in Zukunft wieder genutzt werden kann.<br />

Näheres dazu in den Projektbeschreibungen.<br />

Terminübersicht:<br />

Datum Aktivitäten<br />

(incl. Vor- und Nachbereitung wie Einladungen, Protokolle etc.)<br />

28.2.2006 Einführendes Gespräch mit Herrn Dr. Frieden<br />

Einarbeitung in Unterlagen<br />

17.3. Schlüsselpersonengespräch<br />

11.5. 1. Bürger-Informationsveranstaltung<br />

Erstellung Info-WebSeite<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 3 -


Geographisches Planungsbüro Dipl.-Geographin Nathalie Franzen, Mainz<br />

12.5 Ortsbegehungen Rehlingen und Köllig<br />

13.6. Ortsbegehung <strong>Nittel</strong><br />

10.6. Küchentischgespräch Familie Weber<br />

10.6 Dorfkonferenz<br />

13.7. 1. Treffen Dorfzeitung<br />

20.7. Küchentischgespräch Huls, Krienke<br />

20.7. 2. Treffen Dorfzeitung<br />

20.7. 1. Treffen Hilfen / Tauschbörse<br />

10.8. AG Dorfzeitung<br />

16.8. Küchentischgespräch Leffin<br />

16.8. AG Tauschbörse<br />

30.8. Texte für Dorfzeitung<br />

28.9. AG Tauschbörse<br />

1.11. Poster zur Präsentation der Dorfmoderation beim Kreativmarkt<br />

8.11. Küchentischgespräch Rindfleisch<br />

27.2.<strong>2007</strong> Vortrag ‚Kindgerechte Ortsgestaltung‘<br />

5.3. Gespräch mit Schlüsselpersonen zum Thema ‚Kinder‘<br />

7.3. Gespräch Winzer / Tourismus<br />

12.3. 1. Jugendgespräch<br />

25.3. 2. Jugendgespräch<br />

22.4. 3. Jugendgespräch<br />

7.5. 4. Jugendgespräch<br />

22.5. Vortrag Grün im Dorf<br />

Pressearbeit<br />

7.7. Ortstermin zur Freiflächengestaltung<br />

Skizzen zu öffentlichen Maßnahmen<br />

Pflege Webseite (insgesamt)<br />

Pressearbeit<br />

Abschlußbericht (tw.)<br />

18.12. Vorstellung Ergebnisse vor Ort, Poster<br />

3. Ortsbeschreibung<br />

Geschichte<br />

Der Ort <strong>Nittel</strong> ist zuerst im Jahre 1000 in einer Urkunde der Abtei St. Marien bei Trier<br />

benannt. Eine Zeittafel von Herrn Hans Thiel als umfassender Überblick über die <strong>Nittel</strong>er<br />

Geschichte ist im Anhang zu finden.<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 4 -


Geographisches Planungsbüro Dipl.-Geographin Nathalie Franzen, Mainz<br />

Aus erdgeschichtlicher Zeit des Triasmeeres vor Millionen von Jahren sind in den<br />

Felsenformationen von <strong>Nittel</strong> Versteinerungen erhalten geblieben. Seelilien,<br />

Meeresschnecken und Krebse zeugen von erstem Leben auf der Erde. Das gesamte Gebiet<br />

um <strong>Nittel</strong> war schon sehr früh besiedelt worden. Circa 5000 Jahre alt ist ein Steinbeil, das<br />

beim Bau der neuen Schule gefunden wurde.<br />

Von einer Epoche römischer Bevölkerung zeugen verschiedene andere Grabungsfunde,<br />

unter anderem Weinamphoren aus dem 1. Jahrhundert und jüngst die Freilegung eines<br />

Ziegelbrennofens aus dem 2./3. Jahrhundert n. Chr. an der Mündung des Rehlinger Baches.<br />

Um 500 nach Christus eroberten die Franken das Moselgebiet. Von ihrer Hand stammen<br />

Urnen, Töpfe, Messer und Spangen. Die Franken müssen als unmittelbare Vorfahren der<br />

<strong>Nittel</strong>er angesehen werden. Ihnen verdankt die Gegend ihren Dialekt: das Moselfränkische.<br />

Seine erste urkundliche Erwähnung fand <strong>Nittel</strong> am 1. Januar 1000 unter dem Namen „Nitele“<br />

durch den Trierer Erzbischof Ludolf (994 bis 1008). Zwischen dem Kloster St. Mergen und<br />

dem adeligen Ehepaar Herimann und Ada wurde vom benannten Erzbischof ein<br />

Immobiliengeschäft beurkundet, welches die Orte <strong>Nittel</strong>, Tawern und Fellerich einschloss.<br />

Die alte Urkunde liegt heute im Stadtarchiv von Trier (Quelle: www.nittel.de).<br />

Es gibt eine Reihe von Römische Siedlungsstellen im Ort:<br />

• „In den Häusern“<br />

• „Auf den Kalköfen“<br />

• Siedlung und Gräberfeld bei Bahnstation 264<br />

• Bronzepostament vom <strong>Nittel</strong>er Berge<br />

• „In der Schrumm“ = Goldmünze des Nero<br />

Hinzu kommen Fränkische Siedlungsstellen:<br />

• „Junkertswiese“ = Reihenfriedhof<br />

• „Geisberg“ diverse Funde<br />

• Pfarrkirche<br />

• Rochuskapelle = Wallfahrtskapelle auf dem <strong>Nittel</strong>er Berg zwischen Köllig und <strong>Nittel</strong><br />

Hinzu kommt ein breitgelagertes spätgotisches Giebelhaus.<br />

Über die Verbindung nach Luxemburg hat Herr Hans Thiel geschrieben:<br />

Von hüben nach drüben<br />

Furten, Fähre und Nachen über die Mosel zwischen <strong>Nittel</strong> und Machtum<br />

erstellt anlässlich des „Deutsch-Luxemburgischen Ponte-Festes“ (Fährfestes) <strong>Nittel</strong> -<br />

Machtum am 8. April 2000<br />

von Hans A. Thiel<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 5 -


Geographisches Planungsbüro Dipl.-Geographin Nathalie Franzen, Mainz<br />

Abgesehen von der geschichtlichen Bedeutung der Mosel als Schifffahrtsstraße für Kähne,<br />

beladen mit Salz, Wein, oder sonstigem Material und somit lange Zeit einer der<br />

Hauptverkehrswege im Moseltal und abgesehen von dem Stellenwert der Fischerei in<br />

diesem fischreichen Fluss und auch abgesehen vom Nutzen der früheren Moselstauwehre<br />

zum Mühlenantrieb waren es besonders die Verbindungswege über den Fluss, die von<br />

außerordentlicher Bedeutung für die hier lebenden Menschen waren. Erst sie machten ein<br />

Arbeiten und ein Begegnen auf der jeweils anderen Moselseite möglich.<br />

Für den Ort <strong>Nittel</strong> hatten diese Verbindungswege vor allem deswegen Gewicht, weil der<br />

<strong>Nittel</strong>er Bann über Jahrhunderte hin an zwei ziemlich großen Stellen über die Mosel hinüber<br />

auf heute luxemburgisches Gebiet reichte. Verschiedene Kartenzeichnungen zwischen 1608<br />

und 1620 verdeutlichen dies anschaulich. Die <strong>Nittel</strong>er, die dort Besitz hatten, waren also<br />

gezwungen, die Mosel zu überqueren, um ihr Land, häufig Weinberge, auf der gegenüber-<br />

liegenden Moselseite zu bearbeiten. So gehörte unter anderem die beste Machtumer<br />

Weinlage, der Ongkaf, früher „En Caves“ (In den Kellern), während der langen lothringischen<br />

Zeit, etwa ab 1350 bis 1766, und auch noch kurze Zeit später, zu <strong>Nittel</strong>. <strong>Nittel</strong> war über<br />

Jahrhunderte mit seinem ganzen Bann eine lothringische Exklave. Ab 1815 mit Beginn der<br />

preußischen Zeit waren die Besitzungen auf der anderen Moselseite nicht mehr <strong>Nittel</strong>er<br />

Bann, aber die Ländereien blieben in der Regel im Besitz der <strong>Nittel</strong>er.<br />

Umgekehrt hatten etliche Leute aus Machtum Weinberge auf der <strong>Nittel</strong>er Moselseite. Sie<br />

besaßen einen nicht unerheblichen Teil der hervorragenden Weinlage Gipfel.<br />

Es war also für die Menschen auf beiden Seiten der Mosel absolute Notwendigkeit, die<br />

Mosel zu überqueren. Nahegelegene Brücken, wie die Grevenmacherer Brücke zwischen<br />

Grevenmacher und Wellen und die bei Wincheringen zu Wormeldingen sind erst spät<br />

entstanden. So galt es für die <strong>Nittel</strong>er und die Nachbarn auf der gegenüberliegenden<br />

Flussseite, andere Flussüberquerungsmöglichkeiten zu nutzen. Die <strong>Nittel</strong>er waren es, die<br />

dabei jeweils meist die Voraussetzungen schufen.<br />

Die Furten (mundartl.:de Fueten) Zweifellos waren die Furten die ersten und einfachsten<br />

Möglichkeiten, den Fluss zu passieren. Sie waren die Wege durch das Wasser. Regelrechte<br />

Straßen unter der Wasseroberfläche. Die Furten waren entsprechend den Anforderungen<br />

präpariert. Wann immer es der Wasserstand erlaubte, konnte man, zwar nassen Fußes,<br />

hinübergehen oder mit dem Pferdewagen durch den Fluss fahren.<br />

Es kam der Sache entgegen, dass der Fluss bei <strong>Nittel</strong> an verschiedenen Stellen recht seicht<br />

war. Lastkähne und Personenschiffe sahen dies häufig mit Bangen, doch für einen<br />

Flussübergang waren diese Untiefen ideal.<br />

Der Ort <strong>Nittel</strong> hatte zwei Furten: Die obere Furt befand sich unweit der späteren<br />

Eisenbahnblockstelle (Block). Etliche hundert Meter unterhalb des früheren Stauwehres.<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 6 -


Geographisches Planungsbüro Dipl.-Geographin Nathalie Franzen, Mainz<br />

Das Stauwehr, französisch barrage, hierorts barratsch gesprochen, woran heute nur noch<br />

die verkürzte Form Op’m Batsch erinnert, diente dem einträchtigen Fischfang. Dieses<br />

Fischwehr taucht bereits im 14. Jahrhundert in Urkunden auf, ist aber 1772 nicht mehr<br />

erwähnt, als der Gardeur Le Brun die Mosel auf ihre Schifffahrtsroutentauglichkeit von Metz<br />

bis Koblenz hin untersucht. Er spricht nur noch von großen Steinhaufen, die er vorfindet.<br />

Hier, nahe dem Block, handelt es sich um die Furt, von der man im Ort annimmt, dass sie<br />

bereits von den Römern angelegt worden ist. Der mündlichen Überlieferung nach sollen<br />

fränkische Bewaffnete etwa um das Jahr 300 n. Chr. über wahrscheinlich diese Furt<br />

kommend die römischen Soldaten angegriffen haben, die sich auf dem Berg bei <strong>Nittel</strong><br />

befanden. Der Weg, der aus dem Ortskern von <strong>Nittel</strong> zu dieser Furt und dann weiter zum<br />

Barratsch führte, war die Putschengasse, die heutige Zollstraße. Eine durchgehende Straße,<br />

an der Mosel entlang, gab es nicht.<br />

Diese obere Furt war die am besten ausgebaute Furt. Eine Pflasterung sorgte dafür, dass<br />

selbst schwer beladene Wagen die Mosel ohne größere Probleme durchqueren konnten. Der<br />

Fluss war an dieser Stelle durch eine Insel, auf die zeitweilig die Schweine des Ortes<br />

getrieben wurden, zweigeteilt. Die Pflasterung der Furt, oder zumindest ein Teil der<br />

Pflasterung, müsste noch heute unter der Wasseroberfläche zu sehen sein, da die<br />

Franzosen sie bei der Kanalisierung der Mosel für erhaltungswert ansahen und ihr<br />

Verbleiben verlangten.<br />

Die obere Furt lag zur lothringischen Zeit ganz auf lothringischem Gebiet. Die Mosel war an<br />

dieser Stelle in ihrer ganzen Breite lothringisch. Die <strong>Nittel</strong>er konnten also bei dieser Furt<br />

ungehindert zu ihren Ländereien auf ebenfalls lothringisch <strong>Nittel</strong>er Gebiet gelangen. Eine<br />

Zollgebühr brauchten sie nur dann zu entrichten, wenn sie dieses lothringische Gebiet<br />

verließen und zollpflichtige Dinge verrichteten.<br />

Die untere Furt überquerte die Mosel etwas unterhalb der späteren und ersten<br />

Eisenbahnhaltestelle von <strong>Nittel</strong> zum schräg gegenüberliegenden Ort Machtum hin. Für die<br />

Machtumer war diese untere Furt die wichtigere. Dort erreichten sie auf schnellstem Wege<br />

die nahe gelegenen Weinberge am Gipfel. Allerdings überschritt man hier die Grenze, die an<br />

dieser Stelle in der Flussmitte lag, bis der Fluss ab 1815 in seiner Gesamtheit beiden Seiten<br />

gehörte (Kondominium).<br />

Wie sehr die Furten auch bis in die jüngere Zeit hinein militärische Bedeutung hatten, zeigte<br />

sich selbst noch im zweiten Weltkrieg, als die beiden Furtenenden auf deutscher Seite von<br />

der deutschen Wehrmacht vermint wurden. Zu einer Zeit, in der man eigentlich hätte glauben<br />

sollen, dass die Furten längst ihren Dienst getan hätten. An der oberen Furt nahe der<br />

Eisenbahnblockstelle brachte die deutsche Armee in demselben Krieg sogar kurzfristig 1940,<br />

für einige Monate eine Holzbrücke an, um eine Ersatzbrücke zu haben, falls die nahen<br />

Steinbrücken gesprengt würden. Doch zurück in die Zeit um 1840.<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 7 -


Geographisches Planungsbüro Dipl.-Geographin Nathalie Franzen, Mainz<br />

Die Ponte (mundartl.: de Pont) Die Furten hatten einen Nachteil. Bei ziemlich hohem<br />

Wasserstand war es mitunter lebensgefährlich, diese Übergänge zu passieren. Von<br />

Todesfällen durch Ertrinken an der oberen Furt wird schon früh in lothringischen Protokollen<br />

berichtet. Und bei Hochwasser war die Mosel erst recht nicht mehr zu Fuß oder mit dem<br />

Wagen zu durchqueren. Lange Zeit löste man das Übersetzen über den Fluss mehr schlecht<br />

als recht mit vereinzelten privaten Nachen. Doch eine feste Einrichtung, um jederzeit über<br />

den Fluss zu gelangen, war logische Notwendigkeit.<br />

Die ehemalige Fähre, die Ponte, die zwischen <strong>Nittel</strong> auf der deutschen und dem<br />

gegenüberliegenden Machtum auf der luxemburgischen Moselseite verkehrte, brachte eine<br />

wesentliche Verbesserung. Und sie ist in beiden Orten noch hinreichend bekannt, obwohl sie<br />

bereits seit etwa 90 Jahren nicht mehr existiert. Nur noch wenige heute lebende Leute haben<br />

die Fähre Anfang dieses Jahrhunderts gesehen, ehe etwa 1910 der Fährbetrieb endgültig<br />

eingestellt wurde.<br />

Lage und Struktur<br />

<strong>Nittel</strong> mit den Ortsteilen Rehlingen, Köllig und Windhof liegt auf der rechten Moselseite an<br />

der Grenze zu Luxemburg zwischen Wellen und Wicheringen. Charakterisiert ist es durch<br />

lange und steile, west zugewandte Weinbergslagen.<br />

Durch die Schutzlage zwischen den Gutlandhochflächen weist das Obermoseltal ein<br />

eigenständiges, kontinental geprägtes Klima auf, das Weinbau ermöglicht. Schon lange vor<br />

der Zeit römischer Besiedelung soll der Keltenstamm der Treverer unter griechischem<br />

Einfliss an der Moael Weinbau betrieben haben. Den Römern ist aber wohl die Verfeinerung<br />

der Kultur zuzuschreiben. Weinbau und Tourismus sind die prägenden Wirtschaftsfaktoren.<br />

<strong>Nittel</strong> ist staatlich anerkannter Fremdenverkehrs- und Erholungsort. Ein gut ausgebautes<br />

Wanderwegenetz und ein Weinlehrpfad laden zum Wandern und Spazieren ein.<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 8 -


Geographisches Planungsbüro Dipl.-Geographin Nathalie Franzen, Mainz<br />

Flächennutzung am 31.12.2006:<br />

33,1<br />

<strong>Nittel</strong> vom Satellit aus gesehen<br />

Flächennutzung<br />

0,2 10,1 0,3 Landwirtschaftsfläc<br />

he<br />

56,3<br />

Waldfläche<br />

Bodenfläche insgesamt in km² 216,68<br />

Wasserfläche<br />

Siedlungs- und<br />

Verkehrsfläche<br />

Sonstige Flächen<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 9 -


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Verkehrstechnisch ist <strong>Nittel</strong> zum einen an die Bahnlinie Trier – Metz zum anderen an die<br />

B419 Trier – Metz und an die Buslinie <strong>Nittel</strong> - Saarburg angeschlossen. Übergeordnet<br />

befindet sich <strong>Nittel</strong> in direkter Anbindung die A1/A64 Koblenz – Luxemburg.<br />

Die Gemeinde <strong>Konz</strong> (Sitz der Verbandsgemeindeverwaltung) ist der nächstgelegene<br />

zentrale Ort.<br />

Bevölkerungsentwicklung<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 10 -


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Die Regionen in Rheinland-Pfalz sind in unterschiedlichem Maße von Abwanderung<br />

betroffen. Während in den Städten wie Mainz, Worms, Koblenz und in ihrer nahen<br />

Umgebung ein eher niedriger Rückgang der Bevölkerung (bis 15%) zu verzeichnen ist, liegt<br />

er in abgelegeneren und schlecht erreichbaren Regionen höher (bis 20%). Im Landkreis<br />

Trier-Saarburg, zu dem <strong>Nittel</strong> gehört, ist mit einem Rückgang um 5-10% zu rechnen.<br />

Allerdings sind hier von Ort zu Ort große Unterschiede zu erwarten: Die Lage <strong>Nittel</strong>s<br />

unmittelbar an der Grenze zu Luxemburg führt zu einer starken Nachfrage nach Bauplätzen,<br />

da die Arbeitsplatzsituation in Luxemburg positiv, die Bauland- und Lebenshaltungskosten<br />

aber in Deutschland niedriger sind.<br />

Die Bevölkerungsentwicklung in <strong>Nittel</strong> stellt sich, auch im Vergleich mit Rheinland-Pfalz<br />

insgesamt, derzeit wie folgt dar:<br />

<strong>Nittel</strong>:<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 11 -


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Rheinland-Pfalz:<br />

Im Vergleich wird deutlich, daß der Anteil der 20-60jährigen in <strong>Nittel</strong> um fast 5 Prozentpunkte<br />

höher liegt als im gesamten Bundesland, was durch die attraktive Wohnlage an der Grenze<br />

zu Luxemburg zu erklären ist. Der Anteil der jungen Generation bis 20 Jahre liegt in <strong>Nittel</strong><br />

etwas unter dem Landesdurchschnitt, ebenso der Anteil der Personen über 60 Jahre. Somit<br />

ist zwar das Thema Überalterung derzeit noch nicht problematisch, aber die Förderung der<br />

Kinder- und Familienfreundlichkeit ist ein wichtiger Faktor, um auch die Zukunft positiv zu<br />

gestalten.<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 12 -


Geographisches Planungsbüro Dipl.-Geographin Nathalie Franzen, Mainz<br />

Die Grafik zeigt die Zu- und Fortzüge nach / aus <strong>Nittel</strong>, und auch hier wird deutlich, daß der<br />

Bevölkerungsanstieg auf Zuzüge, nicht auf einen Geburtenüberschuss zurückzuführen ist.<br />

Beschäftigung früher und heute<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 13 -


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In der Folge des Agrarstrukturwandels ging die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe von<br />

1971 bis 2005 von 174 auf 64 zurück. Die landwirtschaftliche Fläche ist hingegen kaum<br />

zurückgegangen.<br />

Bei den Weinbaubetrieben zeigt sich ein ähnliches Bild: Von 1979 bis 2005 geht die Zahl von<br />

162 auf 61 zurück. Es dominiert der Weißweinanbau (95,4%). Pro Betrieb werden im<br />

Durchschnitt 2,8 ha bewirtschaftet.<br />

Auch die landwirtschaftliche Tierhaltung nimmt in dieser Zeit deutlich ab (vor allem die<br />

Schweinehaltung), während die Pferdehaltung zunimmt (1980: 11, 2006: 41 Pferde), was<br />

u.a. auch ein Zeichen der Wendung von der Landwirtschaft zur privaten Pferdehaltung ist.<br />

Die Rinderhaltung ist von 1950 bis 1980 von 407 auf 291 zurückgegangen und seither in<br />

etwa stabil (2006: 299).<br />

Beschäftigte in <strong>Nittel</strong><br />

Die Grafik zeigt die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort, also die<br />

Beschäftigten in <strong>Nittel</strong> selbst. Hier kam es ab 2003 zu einem Anstieg.<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 14 -


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Auspendler aus <strong>Nittel</strong><br />

Diese Grafik zeigt die Auspendler aus <strong>Nittel</strong>: Hier ist ein leichter Rückgang ab 2005 sichtbar.<br />

Neuere Entwicklungen<br />

Das Dorferneuerungskonzept der achtziger Jahre, welches vorwiegend von baulichen<br />

Maßnahmen geprägt war, ist zwischenzeitlich fast vollständig abgearbeitet. Die meisten<br />

Straßen wurden erneuert und Plätze gestaltet. Die Bevölkerung ist, auch durch die<br />

Realisierung von Baugebieten, stark angewachsen.<br />

Der Ortsgemeinde fehlte nun für die Zukunft ein roter Faden, an dem sie sich bei der<br />

weiteren Entwicklung orientieren kann. Schwerpunkte sollten daher bei der <strong>Moderation</strong><br />

folgende Themenfelder sein:<br />

• Diskussion der demographischen Entwicklung der Ortsgemeinde <strong>Nittel</strong>, die derzeit<br />

stark von Zuzügen geprägt ist, Integration der Neubürger in das Dorfgeschehen,<br />

Schaffung von Angeboten für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren<br />

(Seniorenresidenz), wenn möglich in einem generationsübergreifenden Kontext<br />

(Rendez-vous der Generationen).<br />

• Prägung der Ortsgemeinde durch die Grenzlage zu Luxemburg, in Luxemburg<br />

arbeiten und in Deutschland leben, Nutzung der dadurch entstehenden Vorteile und<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 15 -


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Kompensation der Nachteile durch die Ortsgemeinde, Stärken der kulturellen<br />

grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, Erwerb von Sprachkompetenzen.<br />

• Entwicklung eines tragfähigen Einzelhandels in <strong>Nittel</strong>, Möglichkeiten der Ansiedlung<br />

eines Lebensmittelmarktes, Sicherung und Stärkung der zentralörtlichen Struktur mit<br />

Ausbau der Infrastruktur.<br />

• Fortentwicklung des Tourismus in <strong>Nittel</strong>, Verbesserung und Ergänzung der Angebote<br />

sowie mögliche Ausweitung der Kapazitäten, Erhaltung des individuellen Charakters<br />

von <strong>Nittel</strong>. Schaffung von Parkplätzen.<br />

• Sicherung des Weinbaupotentials, Erhaltung und Neuordnung der Weinbaustruktur in<br />

den Gemarkungen, Verbesserung der landwirtschaftlichen Vermarktungsstrukturen,<br />

Flächenmanagement zur Erhaltung der einmaligen Kulturlandschaft.<br />

Im ersten Schlüsselpersonengespräch wurden dazu folgende Stichworte der<br />

TeilnehmerInnen gesammelt, die berücksichtigt werden sollten:<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 16 -


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4. Stärken und Schwächen<br />

Als Einstieg in die Bürgerarbeit wurde eine Dorfkonferenz durchgeführt.<br />

Vorgehensweise bei der Dorfkonferenz:<br />

Eingeladen wurde über das Mitteilungsblatt und per Hauswurfsendung, eingeladen waren<br />

alle interessierten Bürgerinnen und Bürger.<br />

Nach einer Einführung durch den Ortsbürgermeister stellte Frau Franzen das Thema und die<br />

Problemlage des Strukturwandels in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht dar.<br />

Die Konferenz wurde nach der sog. Sandwich-Methode durchgeführt, d.h., zunächst gab es<br />

einen thematischen Input, daran schloß sich eine Sammlung der Stärken und Schwächen<br />

des Ortes an (Metaplan-Technik: Kärtchen wurden auf Zuruf beschriftet und auf einer<br />

Pinwand sortiert angeheftet). Darauf folgte wieder ein thematischer Input durch Frau<br />

Franzen, die Lösungsansätze zu den genannten Problemen aus anderen Orten vorstellte.<br />

Anschließend begaben sich die TeilnehmerInnen auf eine Zeitreise ins Jahr 2030 und<br />

stellten gemeinsam zusammen, wie sie sich <strong>Nittel</strong> in 2030 vorstellen.<br />

In der abschließenden Gesprächsrunde wurde das Ergebnis diskutiert und die nächsten<br />

Schritte festgelegt.<br />

Stärken Schwächen und Wünsche Oberthema<br />

Geographische Lage Weinberge im Ort erhalten<br />

Events im Dorf Kein Café, Bistro<br />

Gastronomie Kritik an Weinschwerpunkt des Ortes<br />

Wanderwege<br />

Weingüter<br />

Natur, Grün<br />

Nähe zu größeren Städten<br />

Feste<br />

Jugendraum Ohne Mobilität Versorgung schwer<br />

Sportmöglichkeiten Keine Einkaufsmöglichkeiten<br />

Gute Infrastruktur Kein Laden<br />

Schöne Spielplatzaktion Bolzplatz verbessern: Wiese anlegen<br />

Bahnanschluß Erreichbarkeit von Rehlingen und<br />

Köllig aus<br />

Gute Anbindungen Spielplatz im Neubaugebiet fehlt<br />

DSL Oberdorf<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 17 -<br />

Weindorf, Feste,<br />

Tourismus<br />

Infrastruktur


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Moselradweg Gestaltung, Anbindung, Schaffung<br />

Picknickmöglichkeiten am<br />

Moselradweg<br />

Toller Spielplatz Windhof nicht gut ausgestattet<br />

Verbindung Jugend und Senioren<br />

schaffen<br />

Integration Neubürger<br />

Kommunikation Alt- und Neubürger<br />

verbessern<br />

Reibereien Arbeiter / Winzer<br />

Dorfpfade wiederbeleben<br />

Parken für Besucher im<br />

Neubaugebiet schwierig<br />

Straße zum Windhof gefährlich<br />

Kirche und Kapelle sanierungsbe-<br />

dürftig<br />

Containerstellplatz<br />

Bahnhof, Bahnanlage<br />

Unterführung gestalten<br />

Gefahr durch Bundesstraße<br />

Ort als Ort erhalten<br />

Autoverkehr in den Weinbergen<br />

Parksituation Moselstraße<br />

Vereinsleben Tauschbörse<br />

Pflege von Grünanlagen, Hundekot<br />

Mehr Engagement /<br />

Eigenverantwortung<br />

Internetseite aktuelle, mehr Infos<br />

Zu wenig Hilfe von Eltern bei<br />

Spielplätzen<br />

Probleme bei Hilfe-Wünschen,<br />

Hilfsbedarf<br />

Hilfe-Hotline<br />

Kinderbetreuungsmöglichkeiten<br />

öffentlich bekannt machen<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 18 -<br />

Kommunikation<br />

Ortsbild, Gestaltung<br />

Engagement und<br />

Hilfen


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Seelsorgerische Versorgung in<br />

Zukunft<br />

Geringe Resonanz auf<br />

Dorfmoderation<br />

Lage in Europa Übergeordnetes<br />

Goldgräberstimmung in<br />

Luxemburg<br />

Arbeitsplätze in Luxemburg<br />

Zukunftsvisionen für 2030:<br />

• Weinbau – weniger Betriebe und Fläche, Seiteneinsteiger<br />

• Neue Betriebe – Bioläden, Pferde<br />

• Tourismus – Arbeitsplätze, Infrastruktur, Wanderwege, Radweg<br />

• Senioren – betreutes Wohnen, Versorgung, Cafe<br />

• Banken – keine Filialen, nur Grundausstattung<br />

• Dienstleistungen – mehr Heimarbeitsplätze<br />

• Freizeit – mehr Angebot, weniger Vereine<br />

• Ortsbild – Ortskern bleibt erhalten, Straßennetz verbessert<br />

• Zusammenleben – Alt und Jung rücken zusammen, Wohngemeinschaften<br />

Aus diesen Zielen für die weitere Entwicklung des Ortes wurden die nächsten Handlungs-<br />

schritte abgeleitet:<br />

• Dienstleistungstauschbörse organisieren<br />

• Dorfzeitung ins Leben rufen<br />

• Ortsgestaltung und -begrünung verbessern<br />

• Kinder- und Jugendliche beteiligen<br />

Leitthesen für die weitere Entwicklung von <strong>Nittel</strong>:<br />

• Wohlfühlort – gut leben – genießen<br />

• In Gemeinschaft wohnen, gemischt oder gleichaltrig<br />

• Landschaftsbild erhalten<br />

• jeder kennt jeden<br />

• Hilfsbörse –soziales Netzwerk<br />

• Anerkennen des sozialen/gemeinschaftlichen Engagements<br />

• Feste feiern, Wein trinken<br />

• Ortstypische Sprache erhalten, in Kindergarten, Schule, ...<br />

• Vielsprachigkeit<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 19 -<br />

Verbesserung der Kommunikation<br />

und des Informationsflusses im Ort


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• Bürgerbeteiligung<br />

• Ganz viele Tiere – Tierhalter mit Tüte<br />

• Bäume und Bänke vor den Häusern => kommunizierende Menschen<br />

Daraus lässt sich folgende Leitbild formulieren:<br />

<strong>Nittel</strong> ist ein Weinort, in dem sich Einheimische, Zugezogene und Gäste aller<br />

Altersgruppen wohl fühlen. Durch Beteiligung der Bürger bei örtlichen Planungen, ein<br />

umfassendes Hilfenetz und die Anerkennung des Engagements des Einzelnen für<br />

die Gemeinschaft wird das Zusammenleben gestärkt. Hierbei engagieren sich alle<br />

Generationen. Die Ortsverbundenheit wird auch durch die Pflege des Dialektes<br />

verankert. Die Landschaft, geprägt durch die Geologie, die Mosel und den Weinbau,<br />

soll durch entsprechende Pflegemaßnahmen erhalten werden.<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 20 -


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Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 21 -


5. Ergebnisse<br />

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Aus den Stärken und Schwächen wurden die Aktivitäten der <strong>Moderation</strong> vor Ort abgeleitet.<br />

Dabei ging es zunächst um die Einrichtung einer Dienstleistungstauschbörse und um die<br />

Herausgabe einer <strong>Nittel</strong>er Dorfzeitung.<br />

Zur Tauschbörse:<br />

Was ist ein Dienstleistungstauschring?<br />

In Dienstleistungs-Tauschringen werden Dienstleistungen unter den Mitgliedern<br />

ausgetauscht, wobei keine Bezahlung erfolgt, sondern über Zeitkonten abgerechnet wird.<br />

Hierbei werden nur „normale“ Dienstleistungen getauscht, keine Handwerkerleistungen o.ä.,<br />

da es sonst zu Problemen mit den Steuerbehörden kommen kann.<br />

Beispiele: Rasen mähen gegen Kuchen backen, Hausaufgabenbetreuung gegen Hilfe bei<br />

Behördengängen.<br />

Der Tausch erfolgt nicht nur zwischen 2 Personen, sondern innerhalb der<br />

Tauschgemeinschaft beliebig; abgerechnet wird über Zeitkonten, z.B. 15 Minuten = 1<br />

Zeiteinheit (Talent, Zeitpunkt o.ä.). Diese werden über ein Büro der Gruppe abgerechnet,<br />

über das auch die Vermittlung erfolgt.<br />

Auch im Internet soll es dazu Informationen geben, aber auch in schriftlicher Form, damit<br />

jede/r teilnehmen kann.<br />

Wichtig sind aber auch folgende Punkte:<br />

• Keine Konkurrenz zu Handwerksbetrieben!<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 22 -


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• Abwicklung des Tauschs nur über Verein sinnvoll, da eine entsprechende<br />

Versicherung wichtig ist<br />

• Bekanntmachung der Angebote und Gesuche über die Dorfzeitung und das<br />

Internet<br />

Wieso überhaupt Dienstleistungen tauschen?<br />

Die Tauschbörse für Dienstleistungen ist eine Idee, die im Rahmen der Dorferneuerung<br />

entstand. Jede/ r kann mitmachen! Und das nicht nur im Notfall, sondern auch, wenn<br />

'unangenehme' Tätigkeiten getauscht werden sollen - z.B. bügeln gegen Hecke schneiden,<br />

Fenster putzen gegen Kuchen backen.<br />

Grundsätzlich kann damit der Nachbarschaftshilfe im Ort einneuer Impuls gegeben werden,<br />

die Kommunikation und auch die Integration werden gefördert, wenn man sich beteiligt.<br />

Beispiel:<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 23 -


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Die Tauschbörse in <strong>Nittel</strong> ist nun seit einem Jahr aktiv, es finden monatliche Treffen statt.<br />

Die Dorfzeitung (Darfscheel) wurde im Somme 2006 ins Leben gerufen, da ein Bedarf nach<br />

mehr innerörtlichen Infos festgestellt wurde. Ein sehr engagiertes Team erstellt seither etwa<br />

3-monatlich eine neue Ausgabe.<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 24 -


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Das Thema 'Kinder im Dorf' wurde mit einem allgemeinen Infoabend (Vortrag über naturnahe<br />

Spielmöglichkeiten und Kindgerechte Ortsgestaltung) eingeleitet, danach fand ein Gespräch<br />

mit 'Schlüsselpersonen' aus diesem Bereich statt (Grundschule, Kindergarten, Vereine usw.).<br />

Die Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />

Ideen dazu für <strong>Nittel</strong>.<br />

• Außenbereich für den Jugendraum schaffen<br />

• Spielplatz im Unterdorf gestalten<br />

• Verbindungswege / Pfade durchs Dorf erhalten und wo möglich auch neue<br />

anlegen (Neubaugebiete)<br />

• Gefahren durch Verkehr mindern / Verkehrsberuhigung<br />

• Schulhofgestaltung<br />

• Schülerweinberg wie an Obermosel?<br />

• Jugendraum wieder öffnen, besser organisieren; Eltern sollten sich auch<br />

beteiligen<br />

• Kindergruppe einführen (Frau Steinbach), ggf. im Jugendraum oder evtl. im<br />

Kindergarten für Kinder ab ca. 10 Jahre (treffen, basteln, lesen, spielen, ...)<br />

• Filmvorführungen<br />

• Spielmobil vom Haus der Jugend <strong>Konz</strong> öfter im Ort / Spielfest<br />

Als Schwerpunkte sind somit festzuhalten:<br />

• Angebote für Kinder, sowohl dauerhaft (Schulhofgestaltung, Spielplatz Unterdorf,<br />

Dorfpfade, Kindergruppe) als auch sporadisch (Spielmobil, Filme) � Gespräch<br />

mit Schule und weiteren Schlüsselpersonen zum Thema Kinder<br />

• Jugendraum wieder öffnen, dabei Eltern beteiligen � Jugendgespräch<br />

Beim Gespräch mit den 'Schlüsselpersonen' für Kinder und Jugendliche wurden folgende<br />

Ideen gesammelt:<br />

• Spielplatz Unterdorf gestalten<br />

• Verkehrsberuhigung:<br />

• Kinderfiguren bauen und aufstellen<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 25 -


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• Zu viel Verkehr in der Schulstraße � Maßnahmen<br />

• Zu häufig wird auf Gehwegen geparkt � Zettel von Kindern gestalten, die<br />

dann an die Scheibenwischer geklemmt werden<br />

• Geschwindigkeit zu hoch, sowohl in <strong>Nittel</strong> als auch in Rehlingen<br />

• Verkehrshindernisse / Schwellen am Kindergarten?<br />

• Abholsituation verbessern: warum werden die meisten Kinder mit dem<br />

Auto gebracht und abgeholt? Es sollten (gruppenweise) Kinder zu Fuß<br />

begleitet werden; dazu gibt es einen internationalen Aktionstag jährlich mit<br />

dem Motto ‚I walk to school‘<br />

Mehr Infos unter http://www.iwalktoschool.de<br />

Vorteile (Auszug aus der Webseite):<br />

• Der Schulweg ist Lern- und Erlebnisraum und eine wichtige Vorbereitung<br />

fürs weitere Leben. Laufen, Rad fahren oder Klettern unterstützt die<br />

Entwicklung der Kinder, gibt ihnen Selbstvertrauen, stärkt ihre<br />

<strong>Konz</strong>entrationsfähigkeit und entwickelt das Sozialverhalten. Dies<br />

bestätigen zahlreiche wissenschaftliche Studien.<br />

• Über die Hälfte der Deutschen hat Übergewicht – viele davon bereits in<br />

der Kindheit. Dicke Kinder leiden unter Gelenk- oder Haltungsproblemen<br />

und werden von anderen gehänselt. Eine halbe Stunde toben, eine Stunde<br />

zu Fuß gehen, Rad fahren oder skaten täglich reichen, um Kalorien zu<br />

verbrennen.<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 26 -


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• Verkehrsunfälle sind die hauptsächliche Ursache für tödliche und schwere<br />

Verletzungen bei Schulkindern und Jugendlichen. Fast die Hälfte aller im<br />

Verkehr getöteten Kinder sitzt im Auto der Eltern.<br />

• Vor Kindergärten und Schulen sind es vor allem die autofahrenden Eltern,<br />

die zur Gefahr für andere Kinder werden. Wer das Auto zu Hause lässt,<br />

leistet einen erheblichen Beitrag zur Verkehrssicherheit.<br />

• Kein Bürgersteig nutzbar, Busse und PKW drängen sich, Kinder dazwischen<br />

• Möglichkeit für Zebrastreifen oder Blinkanlage?<br />

• Schulhof dient auch als Treffpunkt für Jugendliche, leider bleiben oft Müll und<br />

Scherben zurück � anderen Treffpunkt anbieten / schaffen (am Bürgerhaus)<br />

• Auch viel Müll in der Gemarkung, dieser aber wohl eher weniger von<br />

Jugendlichen<br />

• Jugendraum neu organisieren und wieder öffnen, z.B. mit dem Vertragsmodell<br />

aus Welschbillig (wird mit den Jugendlichen besprochen)<br />

• Frau Steinbach stellt ihre Idee vor, eine Kindergruppe / einen Kindertreff<br />

regelmäßig anzubieten, zum treffen, basteln, lesen spielen u.ä., ab ca. 9 Jahre<br />

Als nächste Schritte wurden festgelegt:<br />

• Jugendgespräch<br />

• Zettelaktion gegen parkende Autos auf Gehwegen<br />

• Schulhofgestaltung unter Beteiligung aller Kinder<br />

• Verkehrsschau im Ort mit zuständigen Behörden, um Abhilfe zu schaffen bei den<br />

genannten Problemen<br />

• Bolzplatz verbessern (wurde für Beachsoccer mit Sand bedeckt, was von den<br />

Kindern und Jugendlichen den Rest des Jahres als unpraktisch empfunden wird<br />

(Scherben, Tierkot etc.)<br />

• Herstellen, gestalten und Aufstellen der Kinderfiguren an den Straßen, mehrfach<br />

versetzen, damit sich Autofahrer immer wieder neu erinnert fühlen, langsam zu<br />

fahren<br />

Aktueller Stand: die Zettelaktion wurde mit einigem Erfolg durchgeführt, die<br />

Kinderfiguren sind nochnicht aufgestellt worden.<br />

Daraufhin wurden mehrere Jugendgespräche durchgeführt. Die Jugendlichen machten<br />

folgende Vorschläge:<br />

• Der Jugendraum (seit einer ausgearteten Feier geschlossen) soll wieder geöffnet<br />

werden, dabei schlagen sie vor, daß nur 1 Schlüssel vorhanden sein soll und<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 27 -


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dementsprechend 1 Person die Verantwortung gegenüber der Gemeinde übernehmen<br />

soll<br />

• Gewünscht wird die Möglichkeit, im Jugendraum die Zeit völlig frei zu gestalten, eine<br />

Betreuung / Begleitung durch Mitarbeiter des Hauses der Jugend in <strong>Konz</strong> oder<br />

PraktikantInnen wird abgelehnt (einige Jugendliche haben persönliche Vorbehalte gegen<br />

das HdJ, da sie sich ungerecht behandelt fühlten nach ehrenamtlicher Mithilfe bei einem<br />

Spielfest)<br />

• Da die Ausstattung komplett durch die Jugendlichen angeschafft und finanziert wurde<br />

(Musikanlage, TV etc.) möchten sie dies auch nutzen<br />

• Für mögliche Geburtstagsfeiern soll eine Kaution bei der Gemeinde hinterlegt werden,<br />

die erst nach Übergabe des sauberen Jugendraumes zurückerstattet werden soll<br />

• Im Jugendraum sollte Rauchverbot herrschen, Alkohol erst ab 18 Jahre erlaubt sein.<br />

• Vorschläge für den Außenbereich waren: Minigolf wieder öffnen (ist geplant), Dorfladen<br />

(Supermarkt soll im nächsten Neubaugebiet entstehen), Platz zum Treffen außerhalb<br />

schaffen (z.B. am Kniegelenk), Sand auf dem Bolzplatz wieder entfernen, Überdachung<br />

am Bahnhof zum Unterstellen (ist Bahn-Sache, wohl aus finanziellen Gründen nicht zu<br />

erwarten), Bahnhofsunterführung mit schönem Graffiti professionell gestalten lassen (von<br />

DB nicht erwünscht), Bus nach Saarburg an Samstagen und Sonntagen einführen und<br />

Rückfahrtmöglichkeit nachts von <strong>Konz</strong> nach <strong>Nittel</strong><br />

Herr Wietor stellte die Lösung mit den Verträgen zum Jugendraum in Welschbillig vor, die<br />

Jugendlichen möchten dieses Thema in weiteren Treffen vertiefen.<br />

Auf die Frage, was ihnen in <strong>Nittel</strong> besonders gut gefällt, nannten die Jugendlichen:<br />

• Das Dorf überhaupt<br />

• Bus nach Luxemburg<br />

• Bahnhof (Zugverbindungen)<br />

• Wirtschaften im Ort<br />

Beim nächsten Treffen wurde konkreter über den Jugendraum diskutiert:<br />

Was soll im Jugendraum stattfinden?<br />

• Party (nur mit Kaution)<br />

• Treffen, wer will<br />

• Grillabende (draußen)<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 28 -


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Was muß organisiert werden?<br />

• Gespräch mit einer Nachbarin, die sich von den Jugendlichen gestört fühlt � am besten<br />

mit allen Nachbarn, dabei darlegen, wie die Nutzung geplant ist, ab wann<br />

Zimmerlautstärke herrscht und wer im Konfliktfalle Ansprechpartner ist<br />

• TV-Empfang ermöglichen (Anschluß an Sat-Schüssel)<br />

• Organisierte Angebote für interessierte Jugendliche, aber kein Zwang zur Teilnahme<br />

Zu den regelmäßigen Treffen:<br />

• Täglich möglich<br />

• Ab 22 Uhr Zimmerlautstärke und keine unnötigen Motorengeräusche<br />

• Alkohol erst ab 18<br />

• Gruppen organisieren Ein- und Verkauf der Getränke selbst<br />

• Rauchen nur draußen<br />

• 1 Schlüssel pro Altersgruppe (bis 15 / ab 16 Jahre)<br />

• wer regelt / hilft bei Problemen? Eltern fragen, wer dazu bereit wäre!<br />

• Wenn Filme geschaut werden: auf FSK achten!<br />

• Nutzung des Raumes nach Alter: unter 12 Jahre nur mit Erwachsenen, ab 12 mit ‚älteren‘<br />

Jugendlichen (Sorge um Geräte / Technik)<br />

Für die Nutzung sollen Hausordnung und Nutzung mittels Verträgen geregelt / festgelegt<br />

werden.<br />

Aktueller Stand:<br />

Der Jugendraum ist wieder offen, Eltern haben sich zur Betreuung bereitgefunden,<br />

Jugendliche nehmen das Angebot wahr.<br />

Auch der Bereich Gestaltung und Begrünung wurde diskutiert, dazu fanden Ortsbegehungen<br />

in allen drei Ortsteilen statt:<br />

Rehlingen:<br />

Die Begehung in Rehlingen war stark vom Thema Verkehr geprägt: sowohl innerorts wie<br />

auch auf der angrenzenden Bundesstraße wird teilweise deutlich schneller gefahren als es<br />

der Situation angemessen wäre. Allerdings ist dieses Problem schwer zu lösen, da das<br />

Aufstellen von Schildern nicht zum Erfolg führt. Vorgeschlagen wurde das Aufbringen von<br />

Piktogrammen auf den Asphalt und das Basteln und Aufstellen von Kinder-Figuren, die<br />

regelmäßig umgesetzt werden, damit der Autofahrer sich nicht an den Anblick gewöhnt,<br />

sondern immer wieder auf die Gefährdung aufmerksam gemacht wird. (Diese Aussagen<br />

gelten auch für die Wünsche zur Verkehrsberuhigung in <strong>Nittel</strong> selbst).<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 29 -


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Gerade im Bereich der Ortseinfahrt von der Bundesstraße aus spielen häufig Kinder<br />

(Bolzplatz), und so können leicht Gefahrensituationen entstehen. Auch das Wenden /<br />

Rückwärtsfahren des Schulbusses ohne Sicherung durch 2. Person wurden kritisiert.<br />

Hier einige Fotos zu Problembereichen:<br />

Auswärtige fahren in diesem Engpaß in der Regel langsam, das Problem der überhöhten<br />

Geschwindigkeit entsteht also vor allem durch Ortskundige.<br />

Ein weiteres Thema war ein durch einen Brand beschädigtes Haus, das derzeit keine Zierde<br />

für den Ort darstellt und auch auf Spaziergänger keinen positiven Eindruck macht. Dabei<br />

wurde aber auch deutlich, daß im Rahmen der Dorferneuerung Privatleute nur zu Aktivitäten<br />

motiviert, aber nicht verpflichtet werden könne. Solange keine direkte Gefahr von diesem<br />

Anwesen ausgeht, hat auch die Gemeinde keine Handhabe.<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 30 -


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Gewünscht wurde auch eine bessere Beschilderung im Ort, damit die Wanderwege und die<br />

Kapelle auch für Ortsunkundige leichter erreichbar sind. Auch schöne Aussichtspunkte<br />

sollten da einbezogen werden. Hilfreich wäre auch eine Ortskarte. Schon an der Mosel sollte<br />

ein Hinweisschild auf den Weg zur Kapelle aus dem 12. Jh. hinweisen.<br />

Die Fassaden am sanierten Brunnen sollten auch saniert werden, dafür wurde<br />

vorgeschlagen, dem Eigentümer dies vorzuschlagen und anzubieten, daß die Arbeiten von<br />

Freiwilligen ausgeführt werden könnten. Dabei entstand die Idee, eine „Einsatzgruppe“ aus<br />

Freiwilligen zu bilden, die sich bei Bedarf um Gestaltungs-, Reparatur- oder<br />

Sanierungsmaßnahmen kümmern könnte.<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 31 -


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Am Ortsrand von Rehlingen wurde nochmals die sehr schöne Landschaft mit den typischen<br />

Weindorf-Elementen deutlich, die zum Wandern einlädt. Hier sind auch noch einige<br />

Natursteinmauern zu sehen, mit dem typischen Bewuchs.<br />

Diese sollten auch zukünftig als ortsbildprägende Merkmale erhalten bleiben.<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 32 -


Köllig:<br />

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Auch in Köllig war die Begehung gut besucht, als erstes wurde über den Dorfplatz diskutiert:<br />

Er sollte nicht einfach neu asphaltiert, sondern komplett neu gestaltet werden. Berücksichtigt<br />

werden sollen dabei Bänke und Sitzgruppen, tw. Entsiegelung, eine Begradigung der Fläche<br />

und das Sommerfest der Freiwilligen Feuerwehr, das weiterhin ungehindert stattfinden soll.<br />

Auch in anderen Bereichen des Ortes sollten noch Bänke aufgestellt werden, damit<br />

Spaziergänger ausruhen und die Landschaft genießen können.<br />

Schon am Dorfplatz sollten Hinweise (Wegweiser, Infotafel) auf den Kölliger Fels aufgestellt<br />

werden, damit auch Auswärtige diesen interessanten Bereich erwandern können.<br />

Für die mögliche Gestaltung wurde durch Frau Franzen eine Skizze erstellt:<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 33 -


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An mehreren Bereichen in Köllig sind alte Anwesen saniert worden, dies wurde sehr positiv<br />

bewertet und es wurde die Hoffnung geäußert, daß auch noch weitere Objekte saniert<br />

werden.<br />

Insgesamt wurde deutlich, daß die Kölliger insgesamt recht zufrieden sind mit ihrem Ort.<br />

Durch die lockere Bebauung und deutlich weniger Verkehr als in Rehlingen erscheint das<br />

Leben hier entspannter.<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 34 -


<strong>Nittel</strong>:<br />

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Zu Beginn der Begehung wurden verschiedene Themen angesprochen, die in der<br />

Dorfmoderation vertieft werden sollen: Jugendarbeit / Beteiligung der Jugendlichen, die<br />

weitere Ortsentwicklung (Baugebiete, Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes,<br />

Seniorenresidenz am Ortsrand Richtung Rehlingen) und die Pflege der öffentlichen<br />

Grünanlagen.<br />

Ein wichtiges Thema war hier das typische Ortsbild von <strong>Nittel</strong>: zwischen den Wohngebäuden<br />

finden sich eingestreut immer noch viele Wingerte. Durch die Bebauung dieser Grundstücke<br />

verändert sich das Ortsbild, was von einigen sehr bedauert wird. Allerdings kommt es auch<br />

vermehrt zu Konflikten wegen der Spritzung der Reben in der direkten Nachbarschaft von<br />

Wohnhäusern / Terrassen.<br />

Die vorhandene Ortsdurchgrünung wurde gelobt, allerdings gab es Kritik am<br />

Umweltverhalten einzelner Bürger/innen, die ihre Abfälle in der Gemarkung entsorgen. Auch<br />

das Thema Hundekot wurde lange diskutiert, insgesamt ist hier aber außer deutlichen<br />

Appellen nicht viel auszurichten, da das Aufstellen von z.B. Tütenautomaten zur Entsorgung<br />

kostspielig und wenig sinnvoll ist: sind die Tüten kostenlos, ist mit Vandalismus zu rechnen,<br />

kosten sie Geld, wird kaum jemand eine ziehen.<br />

Besprochen wurden auch die typischen Elemente von <strong>Nittel</strong>, die dem Ort Identität geben:<br />

• <strong>Nittel</strong>er Fels<br />

• Weinbergsterrassen<br />

• Dorflandschaft mit Trockenmauern<br />

Weinbergsmauern sollten erhalten und die Fußläufigkeit im Ort könnte noch verbessert<br />

werden, indem alte Dorfpfade wiederbelebt und neue geschaffen werden.<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 35 -


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Für den Friedhof wurde vorgeschlagen, einen Sitzbereich zu schaffen, der von Trauernden<br />

aufgesucht werden kann, zusätzlich zu den vorhandenen Bänken. Er könnte im oberen<br />

Bereich platziert werden, das würde auch die bisherigen Investitionen in Wege und<br />

Abgrenzungen nicht in Frage stellen.<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 36 -


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Wünschenswert wäre auch eine Anordnung mehrerer Bänke.<br />

Außerdem wurde hier die Gestaltung insgesamt diskutiert, allerdings wurde hier durch die<br />

Gemeinde in den vergangenen Jahrzehnten schon viel Geld in die Wege investiert, so daß<br />

ein Rückbau nicht wirtschaftlich ist. Auch der Wunsch, die Urnengrabstätten mit<br />

Rasenflächen zu umgeben, ist schwer umsetzbar, da dann die Pflege sehr aufwendig würde<br />

(nach jedem Mähen müßten alle Platten abgewaschen werden).<br />

Der Spielplatz im Mühlenweg wurde sehr positiv bewertet, er entstand in Eigeninitiative mit<br />

vielen Helfern.<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 37 -


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Im derzeit entstehenden Neubaugebiet ist keine Anlage eines Spielplatzes geplant, da sich<br />

dort viele natürliche Spielmöglichkeiten befinden.<br />

Positiv im Ortsbild fällt auch der freigelegte Bachlauf und der Wasserfall mit<br />

Regenrückhaltebecken auf. Hier ist eine Umgestaltung geplant mit großen Steinen im<br />

Becken, damit der Ablauf des Wassers bei Hochwasserereignissen sichergestellt bleibt.<br />

Im Bereich oberhalb des Wasserfalles ist ein neuer Platz angelegt worden, an dem<br />

Veranstaltungen stattfinden können.<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 38 -


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Der Vorschlag einer Teilnehmerin der Begehung, die Bank dorthin umzustellen, wurde sofort<br />

umgesetzt:<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 39 -


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Ein Beispiel für einen alten Dorfpfad:<br />

Im Bereich der Weinstraße liegen viele Weingüter, die auch gastronomische Angebote<br />

haben. Außerdem ist hier der <strong>Nittel</strong>er Hof, ein Hotel mit sehr gutem Ruf.<br />

Der am stärksten kritisierte Bereich in <strong>Nittel</strong> ist der Durchgang von der Mosel in den Ort incl.<br />

Bahnhof: der Durchgang wird durch Schmierereien verunstaltet, alle Schilder o.ä. am Ufer,<br />

die nach <strong>Nittel</strong> weisen, früher oder später zerstört. Insgesamt ist dies keine gute Visitenkarte<br />

für den Ort. Allerdings ist bislang noch kein Ansatz zur nachhaltigen Verbesserung gefunden<br />

worden. Ein Vorschlag war, den Tunnel durch professionelle Graffitis gestalten zu lassen<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 40 -


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oder durch Kinder oder Jugendgruppen, damit ein positiver Eindruck entsteht und nicht so<br />

schnell wieder zerstört wird. Auch sollte auf den Radweg ein Piktogramm aufgebracht<br />

werden, das vor den plötzlich aus dem Tunnel tretenden Fußgängern warnt, damit Unfälle<br />

verhindert werden können.<br />

Aktueller Stand: Die Unterführung zum Bahnhof wurde in Eigenleistung (nach<br />

Abstimmung mit der DB) neu gestrichen und ein Bereich für 'Freies Gestalten'<br />

angelegt.<br />

Bei einem Ortstermin am alten Friedhof wurde über die mögliche Gestaltung hier diskutiert,<br />

und Frau Franzen erstellte folgende Vorschläge:<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 41 -


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Der Vorschlag sieht eine (schrittweise mögliche) Anlage von Beeten nach dem Vorbild der<br />

alten Klostergärten vor, bei der vorwiegend Pflanzen verwendet werden die in der Bibel<br />

vorkommen (und die im regionalen Klima ausdauernd sind). Dafür ist eine<br />

Patenschaftslösung zur Pflege notwendig.<br />

Im höher gelegenen Bereich könnte eine Sitzgruppe angelegt werden, die mit neuen<br />

englischen Strauchrosen umgeben wird (wenig Pflegeaufwand, sehr schön blühend).<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 42 -


6. Projekte<br />

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Hier werden die Projekte näher erläutert, die in den nächsten Jahren zur Umsetzung<br />

empfohlen werden.<br />

Gestaltung Alter Friedhof <strong>Nittel</strong><br />

Handlungsfeld Wohnumfeldverbesserung<br />

Projektbeschreibung Der Alte Friedhof ist derzeit nur als Rasenfläche gestaltet,<br />

hier wird von der Bevölkerung der Wunsch nach einer<br />

schöneren, der Bedeutung näher kommenden Gestaltung<br />

geäußert. Dafür bietet sich die Anlage von Beeten und<br />

weiterer Bepflanzung mit Pflanzen aus der Bibel an<br />

(biblischer Garten).<br />

Ziele Eine dem Ort auch thematisch angepasste Grüngestaltung<br />

Projektträger Gemeinde <strong>Nittel</strong><br />

Akteure Gemeinde NIttel<br />

Lösungsmöglichkeiten<br />

/ Lösungsweg<br />

Nächste Arbeitsschrit-<br />

te<br />

Ausgehend von der 1. Ideenskizze kann gemeinsam mit<br />

Interessierten ein Entwurf erarbeitet und abgestimmt<br />

werden, der dann (nach Beantragung / Bewilligung) von<br />

Fördermitteln umgesetzt würde. Dabei sollte auch die<br />

Pflege über Patenschaften, z.B. von Vereinen oder<br />

anderen Gruppen im Ort, gesichert werden.<br />

1. Planung<br />

2. Antragstellung, Bewilligung<br />

3. Umsetzung<br />

Dorfplatzneugestaltung in Köllig<br />

Handlungsfeld Wohnumfeldverbesserung<br />

Projektbeschreibung Der Dorfplatz in Köllig ist derzeit geprägt von (erhaltens-<br />

werten) Laubbäumen und einer tw. schadhaften Asphalt-<br />

fläche. Er weist wenig Aufenthaltsqualität auf. Da hier auch<br />

ein Ausgangspunkt für Wanderer ist, sollte die Gesamt-<br />

gestaltung sowohl einen Treffpunkt für die Ortsansässigen<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 43 -


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berücksichtigen als auch eine Visitenkarte für Gäste<br />

darstellen.<br />

Ziele Verbesserung des Wohnumfeldes, Schaffung eines<br />

Kommunikationstreffpunktes und eines attraktiven<br />

Ausgangspunktes für Wanderer.<br />

Projektträger Gemeinde <strong>Nittel</strong><br />

Akteure Gemeinde NIttel<br />

Lösungsmöglichkeiten<br />

/ Lösungsweg<br />

Nächste Arbeitsschrit-<br />

te<br />

Ausgehend von der 1. Ideenskizze kann gemeinsam mit<br />

den Anwohnern ein Entwurf erarbeitet und abgestimmt<br />

werden, der dann (nach Beantragung / Bewilligung) von<br />

Fördermitteln umgesetzt würde.<br />

1. Planung<br />

2. Antragstellung, Bewilligung<br />

3. Umsetzung<br />

Kindgerechte Ortsgestaltung<br />

Handlungsfeld Kinder- und Familienfreundliches Dorf<br />

Projektbeschreibung Im Zuge der Beteiligung von Kindern und<br />

Schlüsselpersonen aus diesem Themenfeld wurden<br />

mehrere Projektansätze formuliert:<br />

• Schulhofgestaltung<br />

• Gestaltung des Spielplatzes im Unterdorf<br />

• Bauen und Aufstellen von Kinderfiguren zur<br />

Verkehrsberuhigung (auch in Rehlingen)<br />

Diese Maßnahmen sollten gemeinsam mit den Kinder und<br />

Eltern weiter geplant und umgesetzt werden.<br />

Ziele Verbesserung der Angebote für Kinder und deren<br />

Sicherheit im Dorf<br />

Projektträger Gemeinde <strong>Nittel</strong><br />

Akteure Gemeinde <strong>Nittel</strong>, Eltern, Kinder, Schule, Kindergarten,<br />

Vereine<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 44 -


Geographisches Planungsbüro Dipl.-Geographin Nathalie Franzen, Mainz<br />

Lösungsmöglichkeiten<br />

/ Lösungsweg<br />

Nächste Arbeitsschrit-<br />

te<br />

Gemeinsam mit den Kindern und Eltern sollte ein Entwurf<br />

erarbeitet (Modellbauaktion?) und abgestimmt werden, der<br />

dann (nach Beantragung / Bewilligung) von Fördermitteln<br />

umgesetzt würde.<br />

1. Planung mit Kindern und Eltern<br />

2. Antragstellung, Bewilligung<br />

3. Umsetzung<br />

Außerdem empfehle ich der Gemeinde, das inzwischen nicht mehr<br />

aktuelle Dorferneuerungskonzept fortzuschreiben, da es einen<br />

Handlungsrahmen für die weitere Dorfentwicklung darstellt und<br />

auch Grundlage für weitere Förderbescheide ist.<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 45 -


7. Anhang<br />

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ZEITTAFEL über die wichtigsten Daten der territorialen Zugehörigkeit von <strong>Nittel</strong> und über die<br />

rechtlichen Verhältnisse ab dem Jahre 1000 n. Chr.<br />

von Hans A. Thiel, 1999<br />

<strong>Nittel</strong> war über Jahrhunderte hin eine lothringische Exklave. Der Herzog von Lothringen übte<br />

in dieser Zeit das Landeshoheitsrecht aus. Dadurch unterschied sich der Ort weitgehend von<br />

den umliegenden Ortschaften.<br />

1.1.1000 Bei einer Schenkung -mit Weinbergen- für das Kloster St. Maria ad martyris ist<br />

<strong>Nittel</strong> als „Nitele“ zum erstenmal urkundlich erwähnt. St. Marien, im Norden von Trier an der<br />

Mosel gelegen, ist zu dieser Zeit mit ziemlicher Sicherheit größter Grundbesitzer in <strong>Nittel</strong>.<br />

Das Kloster wurde später von Napoleon säkularisiert, zerstört und ab 1803 abgetragen.<br />

Auf die feststellende Urkunde von Erzbischof Ludolf bezüglich der Schenkung bezieht sich<br />

die Gemeinde <strong>Nittel</strong> bei der „1000 Jahrfeier“ im Jahr 2000.<br />

1030 Eine Urkunde von Erzbischof Poppo bestätigt St. Marien Kirchengüter von <strong>Nittel</strong>.<br />

1098 Auch St. Simeon, Trier, ist in <strong>Nittel</strong> begütert und hat damit Rechte im Ort.<br />

Bestätigungsurkunde von Kaiser Heinrich IV.<br />

1214 Matthaeus (Matthias) von <strong>Nittel</strong> erweist sich lt Tiriac (Theoderich) von Malberg, in einer<br />

Schenkungsurkunde des Grafen Walram von Limburg und seiner Gemahlin, der Gräfin<br />

Ermesinde von Luxemburg für das Kloster Cambray, als luxemburgischer Vasall.<br />

1228 Die in einer Urkunde von Erzbischof Theoderich von Trier festgehaltene Gewährung<br />

einer Vogteirente an die Edelfrau Hadewig und ihren Ehemann Hugo aus <strong>Nittel</strong> unterstreicht<br />

den Einfluß von St. Marien in <strong>Nittel</strong>.<br />

1364 Jacob von Moncler, der Junge, aus dem Hause Clermont, verpfändet ein Stauwehr<br />

oberhalb von <strong>Nittel</strong> an Wetzil von <strong>Nittel</strong>.<br />

Das dürfte der erste Hinweis sein, daß <strong>Nittel</strong> zu Lothringen gehört. Spätere Urkunden lassen<br />

darauf schließen, daß der Ort schon früher lothringisch war.<br />

1372 Der Herzog von Lothringen hat dem Ritter Jakob von Monkler alle seine Rechte in<br />

Hoch-, Mittel- und Niedergericht und die Einkünfte in der Stadt <strong>Nittel</strong> für eine Summe<br />

verpfändet, die Jakob von Monkler ihm geliehen hat. Jakob von Monkler seinerseits hat die<br />

Stadt <strong>Nittel</strong> von den Erben des Johannes Wolf, ehemaliger Schöffenmeister der Stadt Trier,<br />

zurückgekauft. Jakob von Monkler verpflichtet sich, gegen die Einwohner keinen Widerstand<br />

herbeizuführen und keine Abgaben mehr zu erheben, als dies die alten Bräuche zulassen.<br />

Jetzt ist <strong>Nittel</strong> also rechtlich vollständig lothringisch. Zu dieser Zeit ist Johann Herzog von<br />

Lothringen.<br />

um 1450 Eine Welle von Freiheitsbriefen gestaltet die herrschaftlichen Rechte um. Das<br />

Besthauptrecht, eine Art Erbschaftssteuer an den Grundherren, und die Zwangsheirat unter<br />

Leuten derselben Herrn wird weitgehend abgeschafft. Die ersetzenden Urkunden sind<br />

jedoch oft strenger. Die Leibeigenschaft bleibt bestehen.<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 46 -


Geographisches Planungsbüro Dipl.-Geographin Nathalie Franzen, Mainz<br />

1473 Karl der Kühne von Burgund besetzt Lothringen. <strong>Nittel</strong> ist unter burgundischer<br />

Oberherrschaft.<br />

1477 Rückeroberung Lothringens durch Sieg in der Schlacht bei Nancy über Karl den<br />

Kühnen und Erneuerung des Herzogtums Lothringen, zu dem <strong>Nittel</strong> weiterhin gehört. Nancy<br />

wird Hauptstadt von Lothringen.<br />

1588 Verpfändung der Propstei Siersburg und damit auch der zur Propstei gehörenden<br />

lothringischen Exklave <strong>Nittel</strong> an den Trierer Kurfürsten. <strong>Nittel</strong> ist nördlichster Punkt<br />

Lothringens.<br />

1589 Die Landeshoheit ist uneingeschränkt bei Lothringen. Die Hochgerichtsbarkeit ist<br />

zwischen dem Kurfürsten von Trier und den Herren von Criechingen (Sitz Burg Créhange bei<br />

Metz) geteilt. Die Grundgerichtsbarkeit (niederes Gericht) ist bei dem Abt von St. Marien.<br />

Vogtherr sind die Herren von Warsberg. -Stammsitz an der Bist, nahe St. Avold-.<br />

Wahrscheinlich sind sie Vögte der Abtei St. Marien.<br />

16.-18. Jh. Lothringen wird mehrfach von Frankreich besetzt, kommt aber immer wieder frei.<br />

So ist <strong>Nittel</strong> mal lothringisch, mal unter französischer Herrschaft und zum Schluß wieder<br />

lothringisch.<br />

1606 Ende der Verpfändung der Propstei Siersburg an den Trierer Kurfürsten. Die höhere<br />

Gerichtsbarkeit ist jetzt je zur Hälfte zwischen den Herren von Criechingen und dem Herzog<br />

von Lothringen geteilt.<br />

1608 Jean Wiltheim, Sekretär und Gräffier vom Provinzialen Rat in Luxemburg erwirbt<br />

erhebliche Einkunftsrechte von dem Hause von Criechingen.<br />

1637 Samson von Warsberg, Burggraf von Rheineck, damals vermählt in 2. Ehe mit Regina<br />

von Rollingen, kauft von der Witfrau Gansen Güter in <strong>Nittel</strong>.<br />

1665 Willaume Berwould (Guillaume Berwans), Domherr und Träger der Insignien von Aire<br />

und Liliers hält die Hälfte der hohen Gerichtsbarkeit für <strong>Nittel</strong>.<br />

ab 1735 Im Wiener Frieden, zur Beendigung des Polnischen Erbfolgestreits, wird Stanislas<br />

Leszczynski, polnischer Adliger und früherer polnischer König, vom Stammhaus Polen mit<br />

dem Herzogtum Lothringen abgefunden. Sitz ist Nancy.<br />

Der lothringische Herzog Franz Stephan, Gemahl der Kaiserin Maria Theresia erhält im<br />

Austausch dafür das Großherzogtum Toskana. <strong>Nittel</strong> gehört weiterhin zum Herzogtum<br />

Lothringen.<br />

1751 Einrichtung des Bailliage (höhere Gerichtsbarkeit) in Bouzonville. Das Bailliage ist ab<br />

jetzt bis 1769 für <strong>Nittel</strong> zuständig. Die Propstei Siersburg wird gleichzeitig aufgelöst.<br />

1757-1769 Ernennung der Bürgermeister und Justizpersonen (Schöffen) für den höheren<br />

Gerichtssitz von Bouzonville.<br />

ab 1766 Nach dem Tod von Stanislas Leszczynski fällt Lothringen vertragsgemäß an<br />

Frankreich. Somit ist auch <strong>Nittel</strong> unter französischer Herrschaft.<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 47 -


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ab 1769 Der König von Frankreich tritt im Vertrag von Versailles im Rahmen des Austauchs<br />

von Enklaven seine Hoheitsrechte über <strong>Nittel</strong> an die Kaiserin Maria Theresia ab. <strong>Nittel</strong><br />

kommt zur Provinz Luxemburg in den Österreichischen Niederlanden. Somit ist <strong>Nittel</strong> unter<br />

österreichischer Oberherrschaft. Propstei ist Grevenmacher. Es gelten österreichische<br />

Landeshoheitsrechte und luxemburgische Amtsverordnungen.<br />

1771 Adelshäuser mit Besitz in <strong>Nittel</strong>: Grafenfamilie von Warsberg (Beißel von Gimnich)<br />

Johann-Karl-Adam Markgraf von Villers, Lothar Ignatz Baron von Haen, Reichsfreiherr Peter<br />

von Zitzwitz, Baronin von Soleuvre.<br />

12. 1792 Die französischen Revolutionstruppen sind erstmals in <strong>Nittel</strong>.<br />

um 1800 Nach der Eroberung der Provinz Luxemburg der Österr. Niederlande und der<br />

umliegenden Herrschaftsbereiche durch Frankreich und der Friedensschließung von<br />

Campoformio 1797 sowie dem Friedensvertrag von Luneville 1801 war die Region nicht nur<br />

de facto, sondern jetzt auch durch Vertrag unter französischer Herrschaft.<br />

Napoleon wird 1799 erster Konsul der französischen Republik und richtet 1800 die<br />

Präfekturen in den Départements ein. <strong>Nittel</strong> ist wieder einmal französisch.<br />

1815 Der Wiener Vertrag regelt u.a., daß die Mosel Grenzfluß zwischen Preußen und<br />

Luxemburg wird. <strong>Nittel</strong> gelangt zu Preußen. (Rheinprovinz) Zu diesem Zeitpunkt ist Friedrich<br />

Wilhelm III. König von Preußen. Hauptstadt ist Berlin. Trier wird danach für <strong>Nittel</strong> regierender<br />

Bezirk. Saarburg wird Kreisstadt. <strong>Nittel</strong> wird Sitz einer Amtsbürgermeisterei mit den Orten<br />

Fisch, Littdorf, Köllig, <strong>Nittel</strong>, Onsdorf, Rehlingen, Temmels, Wellen, Wincheringen.<br />

ab 1824 Die Amtsbürgermeisterei <strong>Nittel</strong> wird in Personalunion mit der Amtsbürgermeisterei<br />

Kanzem geführt.<br />

ab 1871 Zugehörigkeit zum Zweiten Deutschen Reich innerhalb Preußens nach dem<br />

deutsch - französischen Krieg. König von Preußen wird Kaiser Wilhelm I.<br />

1878 Die Amtsbürgermeistereien <strong>Nittel</strong> und Kanzem schließen sich zusammen und bilden ab<br />

dem 1. Januar 1879 das Amt Tawern.<br />

ab 1919 Zugehörigkeit zur Weimarer Republik innerhalb Preußens nach dem ersten<br />

Weltkrieg. Friedrich Ebert ist 1. Reichspräsident. Otto Braun ist von 1920 bis 1932<br />

Ministerpräsident von Preußen.<br />

ab 1933 Zugehörigkeit zum sogenannten „Dritten Deutschen Reich“. Zu diesem Zeit- punkt<br />

ist Adolf Hitler Reichskanzler und Chef der sogenannten Nationalen Regierung durch<br />

Hindenburg. Preußen und die Länder werden gleichgeschaltet.<br />

1945 Die Moselregion wird gegen Ende des 2. Weltkrieges von den Amerikanern erobert und<br />

besetzt. Der Kreis Saarburg kommt im Juli 1945 zur neugebildeten französischen<br />

Besatzungszone. Luxemburg übernimmt für einige Zeit die Besatzung <strong>Nittel</strong>s.<br />

Juli 1946-Juni 1947 Auf Verfügung Nr. 8 vom 20.7.1946 des Oberkommandierenden der<br />

französischen Zone, General König, gehört der Kreis Saarburg und somit auch <strong>Nittel</strong>, dem<br />

Regierungspräsidium Saar und dann ab 20.10. 1946 der Verwaltungskommission Saar an.<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 48 -


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Da Amerikaner und Briten die Gebietserweiterung nicht anerkennen, kehrt der Kreis<br />

Saarburg, um 20 Gemeinden verkleinert, auf Anordnung Nr. 93 des Generals Pierre Koenig<br />

in den Regierungsbezirk Trier zurück.<br />

ab 1947 <strong>Nittel</strong> gehört dem neu gegründeten Land Rheinland-Pfalz an. Landeshauptstadt<br />

wird Mainz. Zuständiger Regierungsbezirk für <strong>Nittel</strong> ist Trier Kreisstadt ist Saarburg Amtssitz<br />

ist weiterhin Tawern<br />

ab 1949 Zugehörigkeit zur neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland. Hauptstadt ist<br />

Berlin. Sitz der Bundesregierung ist jedoch Bonn. Die Bundesländer werden bestätigt.<br />

Bundespräsident ist Theodor Heuss, Bundeskanzler ist Konrad Adenauer. Ministerpräsident<br />

von Rheinland-Pfalz ist Peter Altmeier.<br />

8.6.1969 Im Zuge der Kreisreform werden der Kreis Trier und der Kreis Saarburg aufgelöst<br />

und der neue Kreis Trier-Saarburg wird gebildet.<br />

7.11.1970 Das Amt Tawern, das inzwischen den Status einer Verbandsgemeinde erhalten<br />

hatte, wird im Zuge der Reform der Kommunalverwaltungen aufgelöst und kommt zur<br />

Verbandsgemeinde <strong>Konz</strong>.<br />

1999 Umzug der Bundesregierung nach Berlin. Damit ist Berlin nicht nur Hauptstadt<br />

Deutschlands sondern faktisch auch Regierungssitz der Bundesrepublik Deutschland.<br />

Anmerkung:<br />

Um keine Zweifel über das Alter von <strong>Nittel</strong> aufkommen zu lassen, sei eines klargestellt: Die<br />

Urkunde und das Datum 1.1.1000 sagen wenig über das tatsächliche Alter des Ortes aus.<br />

Sie markieren gewissermaßen nur einen Meilenstein. Einen nicht unerheblichen und für den<br />

Ort <strong>Nittel</strong> sehr schönen Zeit- und Anhaltspunkt, jedoch gesamtzeitlich gesehen, lediglich eine<br />

zum kurzen Verweilen einladende Durchgangsstation in der langen und interessanten<br />

<strong>Nittel</strong>er Historie. Denn eine vor diesem Datum liegende Jahrhunderte lange fränkische Zeit<br />

und eine noch frühere römische Zeit sind durch Funde gesichert. Ein erst jetzt bekannt<br />

gewordener Fund geht sogar in die Zeit des Kaiser Augustus, also rund 2000 Jahre zurück,<br />

ziemlich genau zu Christi Geburt. Ein weiterer, erst jetzt registrierter Fund größerer Mengen<br />

von römischen Ziegeln und Gebrauchsgut im Ortsbereich zeigt das frühere Vorhandensein<br />

eines römischen Anwesens. Das älteste Fundstück stammt dabei aus dem 2. Jahrhundert<br />

(100-200 n. Chr.)<br />

Und es ist bei den Überlegungen zum Alter des heutigen <strong>Nittel</strong> darüber hinaus auch noch<br />

erlaubt, einen Blick in eine noch frühere als die römische Geschichte des Ortes zu werfen,<br />

denn keltische Funde bei <strong>Nittel</strong> sind Zeuge noch älterer Besiedlung dieser Gegend.<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 49 -


Geographisches Planungsbüro Dipl.-Geographin Nathalie Franzen, Mainz<br />

Pressemitteilung:<br />

Kinder und Jugendliche – Schwerpunktthema in der Dorferneuerung<br />

Im Dorferneuerungsprogramm des Landes nehmen Kinder und Jugendliche einen<br />

Schwerpunkt ein: Ihre Wünsche und Ideen sollen in den Dörfern Gehör finden und<br />

gemeinsam mit ihnen umgesetzt werden.<br />

Daher hatte Frau Franzen in den letzten Wochen mehrere Termine zu diesen Themen<br />

angesetzt: einen Vortrag über kindgerechte Ortsgestaltung und naturnahe Spielräume, ein<br />

Gespräch mit den Schlüsselpersonen aus der Kinder- und Jugendarbeit (Kindergarten,<br />

Schule, Vereinen, Kirchen, ...) und mehrere Jugendgespräche mit den Betroffenen selbst.<br />

Dabei kristallisierten sich einige Themen heraus, die nun weiter verfolgt werden:<br />

Allgemein kritisiert wurden die Gefährdungen der Kinder durch den Verkehr, sei es durch zu<br />

hohe Geschwindigkeit in den Ortsbereiche, auf Gehwegen parkende Autos oder auch das<br />

nicht ungefährlichen Bringen und Holen der Kinder zu Schule und Kindergarten mit dem<br />

Auto, obwohl es zu Fuß gesünder und sicherer wäre. Erste Maßnahmen sollen das Bauen<br />

und Aufstellen von Kinderfiguren an gefährlichen Bereichen sein, die die Autofahrer ans<br />

langsam Fahren erinnern sollen und eine ‚Denkzettel-Aktion‘, bei der die Autofahrer, die auf<br />

den Gehwegen parken, von Kindern und Eltern Zettel mit einem Hinweis auf ihr<br />

Fehlverhalten hinter den Scheibenwischer geklemmt bekommen.<br />

Weiterhin sind Maßnahmen zur Schulhofgestaltung und am Spielplatz im Unterdorf geplant.<br />

Die Jugendlichen möchten sich wieder regelmäßig im Jugendraum treffen und sind bereit,<br />

hier entsprechend Verantwortung zu übernehmen. Derzeit werden gemeinsam mit Frau<br />

Franzen und der Gemeinde Verträge ausgearbeitet, in denen sich die Jugendlichen und ggf.<br />

ihre Eltern bereit erklären, die Hausordnung einzuhalten und für eventuelle Schäden gerade<br />

zu stehen. Die Gemeinde Welschbillig hat mit dieser Vorgehensweise gute Erfahrungen<br />

gemacht. Gesucht werden noch einige Erwachsene, die für die Jugendlichen<br />

Ansprechpartner bei Problemen oder Konflikten sein möchten und sich mit für die positive<br />

Nutzung des Jugendraumes engagieren wollen. Bei Interesse bitte direkt bei Herrn Wietor<br />

melden“<br />

Das nächste Treffen mit den Jugendlichen findet am Sonntag, dem 22. April um 16 Uhr im<br />

Jugendraum statt.<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 50 -


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<strong>Nittel</strong> auf dem Prüfstand<br />

13.06.2006<br />

Dorfkonferenz soll Stärken, Schwächen und Potenziale ausloten<br />

NITTEL. Eine Traumreise ins Jahr 2030 kann auch anstrengend sein. Dies stellten fast 30 <strong>Nittel</strong>er Bürger<br />

fest, die im Bürgerhaus zur Dorfkonferenz zusammenkamen.<br />

Von unserem Mitarbeiter<br />

JÜRGEN BOIE<br />

Eine Vision für die Zukunft – das ist das große Ziel des seit einigen Wochen in <strong>Nittel</strong><br />

laufenden Projektes "Dorferneuerung". In der Dorfkonferenz ging es um die Stärken und<br />

Schwächen des Weinortes an der Obermosel. Knapp 30 engagierte Bürger und<br />

Jugendliche diskutierten über den Zustand der Gemeinde und entwickelten Pläne, wie sich<br />

<strong>Nittel</strong> im Jahr 2030 präsentieren könnte.<br />

Schöne Natur und hoher Freizeitwert<br />

Dorfmoderatorin Nathalie Franzen aus Münster-Sarmsheim bei Bingen<br />

lieferte zunächst die Fakten. Danach muss in Rheinland-Pfalz mit<br />

einem deutlichen Bevölkerungsrückgang und einem kräftig steigenden<br />

Altersdurchschnitt der Bevölkerung gerechnet werden. Eine<br />

Entwicklung, die in großen Teilen auch auf <strong>Nittel</strong> zutreffen werde.<br />

Dass <strong>Nittel</strong> entgegen dem Trend zurzeit noch wachsende<br />

Bevölkerungszahlen verzeichnet, sei größtenteils der anhaltenden<br />

Attraktivität des Arbeitsmarktes in Luxemburg zu verdanken. Diese<br />

positive Entwicklung bringe auch Probleme mit sich. Welche, das stellte sich während der<br />

fast fünfstündigen Veranstaltung schnell heraus.<br />

Die Stärken des Dorfes sahen die Konferenzteilnehmer einvernehmlich in der Schönheit der<br />

Natur und dem hohen Freizeitwert. Das aktive Vereinsleben wurde positiv hervorgehoben,<br />

die zahlreichen Weingüter und Gastronomiebetriebe als Pluspunkte eingestuft.<br />

Ortsbürgermeister Karl-Heinz Frieden betonte die überragende Bedeutung einer guten<br />

Verkehrsanbindung. Dank Bahnanschluss und geringen Entfernungen zu Autobahnen und<br />

Flughäfen seien die Voraussetzungen für die weitere Entwicklung günstig.<br />

Die Mängel waren ebenfalls rasch zusammengetragen: Größter Schwachpunkt sind die<br />

fehlenden Einkaufsmöglichkeiten. Insbesondere die Ortsteile Rehlingen und Köllig leiden<br />

darunter, aber auch der Windhof, wo es nicht mal mehr einen Briefkasten gibt. Der Verkehr –<br />

Raserei und wildes Parken – ist auch in <strong>Nittel</strong> ein Dauerthema. Die Integration der<br />

Neubürger könne verbessert werden.<br />

Bolzplatz als Katzenklo<br />

Die Jugendlichen zeigten sich mit ihrer Situation weitgehend zufrieden. Die<br />

Wiedereinrichtung des Jugendraumes habe die Lage deutlich verbessert. Als gröbste<br />

Mängel wurden das Fehlen von schnellen Internet-Verbindungen und eines vernünftigen<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 51 -<br />

Dorfkonferenzteilne<br />

hmerin Ines Dobeneck<br />

(rechts, stehend) stellt die<br />

Ergebnisse ihrer Arbeits-<br />

gruppe vor. Rund 30<br />

<strong>Nittel</strong>er diskutierten enga-<br />

giert über die Zukunft<br />

ihres Dorfes. Foto: Jürgen<br />

Boie


Geographisches Planungsbüro Dipl.-Geographin Nathalie Franzen, Mainz<br />

Bolzplatzes angesprochen. Der jetzige Sandplatz sei nach Meinung der Jugendlichen nur<br />

bedingt geeignet, da der Sand als Katzenklo diene und Glasscherben unter der Oberfläche<br />

ein großes Verletzungsrisiko darstellen.<br />

Nach der bis dahin sehr sachlichen Analyse wurde es emotionsgeladen, als sich die<br />

Diskussion in Richtung "Zwischenmenschliches und Umgang miteinander" entwickelte. Die<br />

relativ geringe Beteiligung an der Dorfkonferenz wurde beispielsweise damit erklärt, dass<br />

letztlich ja doch nur das gemacht werde, "was den Winzern nützt".<br />

Nicht nur für die ferne Zukunft wünschen sich alle Konferenzteilnehmer, dass die<br />

Kommunikation im Dorf verbessert wird. Eine Dienstleistungs-Tauschbörse und eine<br />

Ortszeitung wurden angeregt, Sprachkurse in <strong>Nittel</strong>er Platt gewünscht. Das Landschaftsbild<br />

soll unbedingt erhalten bleiben. Und in Sachen Einkaufsmöglichkeiten soll ein Markttag<br />

ausprobiert werden.<br />

Erstes Fazit: Ein Dorf ist immer dann lebenswert, wenn jeder jeden kennt und man sich<br />

gegenseitig hilft.<br />

Die nächsten Termine: Donnerstag, 13. Juli, 20 Uhr, Gasthaus "Müller-Holbach", Arbeitskreis<br />

Ortszeitung, Donnerstag, 20. Juli, 20 Uhr, Gasthaus "Müller-Holbach", Arbeitskreis<br />

Tauschbörse und Nachbarschaftshilfe. Interessierte sind willkommen!<br />

Bericht der Dorfmoderation in <strong>Nittel</strong> - 52 -


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