Diplomarbeit Wilhelm Gruber Bioreaktor
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<strong>Diplomarbeit</strong><br />
Fachbereich Mechatronik<br />
Konstruktion und Aufbau eines<br />
<strong>Bioreaktor</strong>s sowie die prozess- und<br />
regelungstechnische Umsetzung<br />
Durchführender: <strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong><br />
Studiengang: Mechatronik<br />
Zeitraum: 1. November 2004 bis 31. März 2005<br />
Ort: Fachhochschule Ulm<br />
Abteilung: Medizingerätebau<br />
1. Betreuer: Professor Dipl.-Ing. A. Kreuttner<br />
2. Betreuer: Professor Dr. K. Paulat
Danksagung<br />
Diese <strong>Diplomarbeit</strong> entstand im Labor-Medizingerätebau an der Fachhochschule<br />
Ulm.<br />
An dieser Stelle möchte ich mich recht herzlich bei Herrn Professor Dipl.-Ing.<br />
Kreuttner und Herr Professor Dr. Paulat für die Betreuung der <strong>Diplomarbeit</strong> und<br />
für die Freiheiten, die sie mir bei der Umsetzung überlassen haben, bedanken.<br />
Ein besonderer Dank geht an Rudi Miller für die ausgezeichnete Unterstützung<br />
beim Aufbau des Fermenters, bei der Mithilfe bei der Beschaffung der Bauteile,<br />
für die Korrektur der Arbeit und für den Kaffee.<br />
Ein weiterer Dank geht außerdem noch an die Mitarbeiter der FH-Ulm: Rainer<br />
Fuest, Dieter Helferich, Gerhard Keller, Marco Keller, Mike Pfannenstein und Falk<br />
Neuner für die sehr gute und nette Zusammenarbeit.<br />
2
Zusammenfassung<br />
Konstruktion eines mobilen <strong>Bioreaktor</strong>s, sowie dessen<br />
prozess-, regelungs- und softwaretechnische Umsetzung mit<br />
der Prozess-Software WinErs<br />
Ziel dieser <strong>Diplomarbeit</strong> war es, einen voll funkionsfähigen <strong>Bioreaktor</strong> aufzubauen.<br />
Ausgehend von den Fermenter-Komponenten der Firma Bioengineering: Fermentergefäß,<br />
Drehzahl- und Temperiereinrichtung, soll ein voll funktionsfähiger <strong>Bioreaktor</strong><br />
aufgebaut werden. Ergänzt wurden diese vorhandenen Komponenten mit<br />
einer Begasungs-, pH- und Antischaum-Einrichtung. Die Programmierung der Regelung<br />
und die Erstellung der Anwender-Software wurde mit der Prozess-Software<br />
WinErs gestaltet. Für den Aufbau der Begasungsregelung mussten in Vorversuchen<br />
die Regelungsparameter für die pO2-Sonde und des Sauerstoffüberganges ermittelt<br />
werden. Anschließend konnten in Simulationsmodellen verschiedene Regelungssysteme<br />
getestet werden.Hier stellte sich ein PI-Regler mit nachgeschaltetem<br />
Pulsweitenmodulator als die geeignetere Regelung heraus. Durch sie konnte<br />
eine stabilere und mit einer gut tolerierbaren Regeldifferenz die Begasungsregelung<br />
realisiert werden. Für die pH-Regelung reicht ein klassischer Zweipunktregler,<br />
der nur dann zutaktet, wenn die pH-Toleranz über- bzw. unterschritten wird.<br />
Die Antischaum-Regelung wird nur dann aktiv, wenn über die Antischaum-Sonde<br />
Schaum detektiert wird. In einer Testfermentaion mit der Bäckerhefe Saccharomyces<br />
cerevisiae konnten noch Schwächen des Fermenters gefunden werden. Als<br />
unzureichend stellte sich die Begasungsregelung heraus, da durch das Begasungsrohr<br />
zu große Gasblasen austreten, die nicht den gewünschten Sauerstoffeintrag ins<br />
Medium brachte. Hier könnte anstatt eines Begasungsrohres ein Ringsparger bzw.<br />
ein perforierter Silikonschlauch Abhilfe schaffen. Da sich während der Reglereinstellung<br />
(der Sauerstoffbegasung) Gasblasen an der pO2-Sonde anlagerten, und sich<br />
ein unzureichender Sauerstoffeintrag herausstellte, sollte die Reglereinstellung, für<br />
Luft- und Sauerstoffbegasung, unter optimalen Bedingungen wiederholt werden.<br />
3
Inhaltsverzeichnis<br />
1. Aufgabenstellung 7<br />
2. Symbolverzeichnis 8<br />
3. Abkürzungsverzeichnis 10<br />
4. Grundlagen 11<br />
4.1. Fermentertypen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />
4.1.1. Rührkessel-Fermenter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />
4.1.2. Blasensäulen-Fermenter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />
4.1.3. Airlift-Fermenter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />
4.2. Zellwachstum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />
4.2.1. Sauerstoffversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />
4.2.1.2. Löslichkeit von Sauerstoff in Flüssigkeiten . . . . . 14<br />
4.2.1.1. Kritische Sauerstoffkonzentrationen einiger Mikroorganismen<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />
4.2.1.3. Sauerstoffaufnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />
4.2.1.4. Richtwerte für den Sauerstoffbedarf von Mikroorganismen<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />
4.2.1.5. Sauerstoffeintrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />
4.2.1.6. Bestimmungsmethoden des kLa-Werts . . . . . . . 17<br />
4.2.2. Temperatur-Einfluss auf die Wachstumsrate . . . . . . . . . 19<br />
4.2.2.1. Einfluss der Temperatur auf das Wachstum und die<br />
biologische Aktivität . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
4.2.3. pH-Wert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />
4.2.3.1. Einfluss des pH-Werts auf den Organismus . . . . . 20<br />
4.2.3.2. Pufferlösungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />
4.2.3.3. Herleitung der Henderson-Hasselbalch-Gleichnung . 21<br />
4.2.3.4. Einfluss von Kohlendioxid auf den pH-Wert . . . . 22<br />
4.3. Sonden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
4.3.1. O2-Elektrode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
4
Inhaltsverzeichnis<br />
4.3.1.1. Aufbau einer pO2-Elektrode . . . . . . . . . . . . . 23<br />
4.3.1.2. Funktionsprinzip O2-Elektrode . . . . . . . . . . . 24<br />
4.3.1.3. Ansprechverhalten einer Sauerstoffelektrode mit gasdurchlässiger<br />
Membran . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />
4.3.2. Temperatur-Sonde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
4.3.3. pH-Elektrode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
4.3.3.1. Aufbau einer pH-Elektrode . . . . . . . . . . . . . 26<br />
4.3.3.2. Funktionsprinzip einer pH-Elektrode . . . . . . . . 26<br />
4.4. Prozessregelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />
4.4.1. Zweipunktregelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />
4.4.1.1. Berechnung des Mittelwerts der Regelschwingung x3 28<br />
4.4.1.2. Berechnung der Schwankungsbreite 2 · x0 . . . . . . 29<br />
4.4.2. Pulsweitenmodulierte Regelung . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />
4.4.2.1. graphische Darstellung einer PI-Regelung mit nachgeschalteter<br />
Pulsweitenmodulation (Abb. 4.13) . . 29<br />
4.4.2.2. Reglereinstellung nach der Probiermethode . . . . 29<br />
4.4.3. pO2-Regelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />
4.4.4. pH-Regelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />
4.4.4.1. Berechnung der Zugeführten Menge an Säure und<br />
Lauge bei Überschreiten der pH-Toleranzgrenze am<br />
Beispiel eines Escherichia coli-Nährmediums: . . . 31<br />
4.4.5. Antischaum-Regelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />
5. Konstruktion 34<br />
5.1. Konstruktionsauslegung und Materialanforderungen . . . . . . . . . 34<br />
5.1.1. Transportwagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />
5.1.2. Anforderungen an die Ventile . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />
5.1.3. Begasungs-Schläuche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />
5.1.4. Schlauchpumpen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />
5.1.5. Armaturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />
5.1.6. Schläuche, Schlauchkupplungen, Schlauchverbinder . . . . . 35<br />
5.2. Aufbau des Transportwagen mit ITEM-Profile . . . . . . . . . . . . 35<br />
5.2.1. Bauanleitung und Einzelteilzeichnung . . . . . . . . . . . . . 35<br />
5.3. Begasungssystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />
5.3.1. Berechnung der Armaturengrößen . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />
5.3.1.1. Berechnung des Gasvolumenstroms . . . . . . . . . 35<br />
5.3.1.2. Berechnung des Gasvolumenstroms durch das 2/2-<br />
Wegeventil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />
5.3.2. pneumatischer Schaltplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />
5.4. Elektroinstallation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />
5.4.1. Belegung der Ein- und Ausgänge der Elektronikbox . . . . . 40<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 5
Inhaltsverzeichnis<br />
5.4.2. Elektroschaltplan der Magnetventile und Schlauchpumpen . 41<br />
5.4.3. Anschluss der Antischaumsonde . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />
5.4.4. Anschlussbelegung des pH-Transmitters . . . . . . . . . . . 43<br />
5.4.5. Anschlussbelegung des pO2-Transmitters . . . . . . . . . . . 44<br />
5.4.6. Temperaturanschluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />
5.4.7. Drehzahlanschluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />
5.4.8. Pin-Belegung des Verbindungssteckers . . . . . . . . . . . . 45<br />
5.4.9. Definieren der Analogsignale . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />
6. Regelung 47<br />
6.1. SimulationverschiedenerBegasungsregelungen............ 47<br />
6.1.1. Ermittlung der Zeitkonstante der pO2-Sonde . . . . . . . . . 47<br />
6.1.1.1. Versuchsdurchführung: Bestimmung des Ansprechverhaltens<br />
der pO2-Sonde . . . . . . . . . . . . . . 47<br />
6.1.1.2. graphische Ermittlung der pO2-Sonden-Zeitkonstante 48<br />
6.1.2. Ermittlung der Zeitkonstante für die Sauerstoffaufnahme . . 49<br />
6.1.2.1. Versuchsdurchführung: Bestimmung des pO2-Überganges<br />
ins Medium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />
6.1.2.2. graphische Ermittlung des kLa-Wertes . . . . . . . 49<br />
6.1.3. Test der Zweipunkt-Regelung am Simulationsmodell . . . . . 51<br />
6.1.4. Test der PI-Regelung mit nachgeschaltetem Pulsweitenmodulator<br />
am Simulationsmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />
6.1.4.1. Experimentelles Einstellen der Regelparameter . . 53<br />
6.1.5. Vergleich beider Regelungssysteme . . . . . . . . . . . . . . 56<br />
6.2. Übertragung der Simulationsmodelle auf Fermenterbegasung . . . . 56<br />
6.2.1. Zweipunktregelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57<br />
6.2.2. PI-Regelung mit nachgeschaltetem Pulsweitenmodulator . . 58<br />
6.2.3. Ergebnis des Praxistests . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58<br />
6.3. Aufbau der Prozess-Regelung mittels Blockstrukturen . . . . . . . . 59<br />
6.3.1. Blockstrukturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />
6.3.1.1. Begasungs-Regelung . . . . . . . . . . . . . . . . . 61<br />
6.3.1.2. pH-Regelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65<br />
6.3.1.3. Antischaumregelung . . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />
6.3.1.4. Aufheiz-Sicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />
6.3.1.5. Hilfsblöcke bzw. Programmgeber . . . . . . . . . . 73<br />
7. Prozess-Software 74<br />
7.1. Hauptfenster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74<br />
7.2. Fenster für Reglereinstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76<br />
7.3. Prozessbildeinstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 6
Inhaltsverzeichnis<br />
8. Testfermentation 79<br />
8.1. VersuchsdurchführungeinerFermentation .............. 79<br />
8.2. Reglereinstellung der O2-Begasung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79<br />
8.3. Interpretation der Fermentationsergebnisse . . . . . . . . . . . . . . 80<br />
A. Anhang 85<br />
A.1. Stückliste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86<br />
A.2. CAD-Zeichnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90<br />
A.2.1. Frontplatte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90<br />
A.2.2. linke Gehäuseplatte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91<br />
A.2.3. rechte Gehäuseplatte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92<br />
A.2.4. Tischplatte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93<br />
A.2.5. Abstellplatte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94<br />
A.2.6. Bodenplatte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95<br />
A.2.7. Gewindestift . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96<br />
A.2.8. Muffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97<br />
A.2.9. Verteilerbuchse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98<br />
A.2.10.Alustrebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99<br />
A.2.11.Flaschenhalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100<br />
A.2.12.Zusammenbau der Frontplatte . . . . . . . . . . . . . . . . . 101<br />
A.2.13.Zusammenbau rechte Gehäuseplatte . . . . . . . . . . . . . . 102<br />
A.2.14.Zusammenbau linke Gehäuseplatte . . . . . . . . . . . . . . 103<br />
A.2.15.Zusammenbau Flaschenhalter . . . . . . . . . . . . . . . . . 104<br />
A.2.16.Zusammenbau Fermenterwagen . . . . . . . . . . . . . . . . 105<br />
A.3. Medienzusammensetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106<br />
A.3.1. 2,5l Nährmedium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106<br />
A.3.2. 250ml 20%-Glukoselösung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106<br />
A.3.3. 250ml 0,5M Salzsäure . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106<br />
A.3.4. 250ml 0,5M Natronlauge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106<br />
A.4. Checkliste einer Fermentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 7
Abbildungsverzeichnis<br />
4.1. Rührkessel-Fermenter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />
4.2. Blasensäulenfermenter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />
4.3. Airlift-FermentermitinneremundäußeremUmlauf......... 12<br />
4.4. Wachstumskurve einer Batch-Fermentation . . . . . . . . . . . . . . 13<br />
4.5. Schematische Darstellung der dynamischen Methode zur Bestimmung<br />
des kLa-Wertes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />
4.6. Wachstumsgeschwindigkeit in Abhängigkeit der Umgebungstemperatur<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
4.7. Wachstumsgeschwindigkeit in Abhängigkeit vom pH-Wert der Umgebung<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />
4.8. Aufbau einer pO2-Elektrode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />
4.9. pO2-Elektrode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />
4.10.Aufbau einer pH-Elektrode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
4.11.Funktionsprinzip der pH-Elektrode aus [8] . . . . . . . . . . . . . . 27<br />
4.12. Verlauf der Regel-und Stellgröße eines Zweipunkt-Regelkreises . . . 28<br />
4.13.PI-Regelung mit nachgeschaltetem Pulsweitenmodulator . . . . . . 30<br />
5.1. Aufbau des mobilen Fermenterwagens . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />
5.2. Pneumatikplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />
5.3. Elektroschaltplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />
5.4. Beschaltung Antischaum-Sonde über Niveau-Wächter . . . . . . . . 42<br />
5.5. Anschluss des pH-Transmitters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />
5.6. Anschluss des pO2-Transmitters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />
5.7. AnschlussTemperatursteuerungmitElektronikbox ......... 45<br />
5.8. AnschlussDrehzahlsteuerungmitElektronikbox........... 45<br />
5.9. Pin-Belegung Verbindungsstecker zwischen Elektronikbox und Drehzahlbzw.<br />
Temperatursteuerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />
6.1. Ansprechverhalten pO2-Sonde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />
6.2. pO2−Übergang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />
6.3. Zeitkonstantenverhältnis aus [7] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />
8
Abbildungsverzeichnis<br />
6.4. Verhältnis Ansprechzeit zur Zeitkonstante T1 in Abhängigkeit vom<br />
Zeitkonstantenverhältnis α aus [7] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />
6.5. pO2-Regelkreis mit Zweipunktregler . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />
6.6. Simulation eines Zweipunkt-Reglers . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />
6.7. pO2-Regelkreis mit Zweipunktregler . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />
6.8. Experimentelles Einstellen der Proportionalanteiles des P-Reglers . 54<br />
6.9. Experimentelles Einstellen der Integrations Zeitkonstante des I-Reglers 54<br />
6.10. Simulation eines PI-Reglers mit nachgeschaltetem Pulsweitenmodulator<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55<br />
6.11.Begasungsregelung mit Zweipunktregler . . . . . . . . . . . . . . . . 57<br />
6.12.PI-Regelung mit nachgeschalteter Pulsweitenmodulation . . . . . . 58<br />
6.13.Blockstruktur: pO2-pulsweitenmodulierte Regelung . . . . . . . . . 61<br />
6.14.Blockstruktur: N2-Gegenregelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63<br />
6.15.Blockstruktur: pH-Regelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65<br />
6.16. Blockstruktur: pH-Regelung durch CO2 Begasung . . . . . . . . . . 66<br />
6.17.Blockstruktur: Antischaum-Regelung . . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />
6.18.Blockstruktur:Aufheizsicherung.................... 71<br />
6.19. Vergleich des Aufheiztemperatur-Verlaufes mit und ohne Übertemperatur-<br />
Absicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72<br />
6.20.Blockstruktur: Programmgeber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73<br />
6.21.Blockstruktur: Programmgeber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73<br />
7.1. Hauptfenster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75<br />
7.2. Reglereinstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76<br />
7.3. Prozessansicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78<br />
8.1. pO2-Reglereinstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />
8.2. Fermentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83<br />
A.1. Bedienplatte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90<br />
A.2. Aluplatte links . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91<br />
A.3. Aluplatte rechts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92<br />
A.4. Tischplatte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93<br />
A.5. Abstellplatte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94<br />
A.6. Bodenplatte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95<br />
A.7. Gewindestift mit Bohrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96<br />
A.8. Muffe G1/4” auf G1/8” . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97<br />
A.9. Verteilerbuchse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98<br />
A.10.Alustrebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99<br />
A.11.Flaschenregal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100<br />
A.12.Explosionszeichnung Frontplatte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 9
Abbildungsverzeichnis<br />
A.13.Explosionszeichnung Gasanschlussseite . . . . . . . . . . . . . . . . 102<br />
A.14.Explosionszeichnung Fermenterseite . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103<br />
A.15.Explosionszeichnung Flaschenhalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104<br />
A.16.Zusammenbau des Fermenterwagens . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 10
Tabellenverzeichnis<br />
2.1. Symbolverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />
3.1. Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
4.1. Formelzeichen: Zellwachstum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />
4.2. Kritische Sauerstoffkonzentrationen einiger Mikroorganismen . . . . 15<br />
4.3. Formelzeichen: Sauerstofflöslichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />
4.4. Sauerstoffbedarf von Mikroorganismen aus [2] . . . . . . . . . . . . 16<br />
4.5. Formelzeichen: Sauerstofftransportgeschwindigkeit . . . . . . . . . . 17<br />
4.6. Formelzeichen: Sulfit-Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
4.7. Formelzeichen: Pufferkapazität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
4.8. Formelzeichen: Fick’sches Gesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />
4.9. Formelzeichen: Zeitverzögerung des Messsignals . . . . . . . . . . . 25<br />
4.10.Formelzeichen: Elektrodenspannung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />
4.11.Nährmedium nach Reader [1] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />
4.12. Beispielrechnung: pH-Wert-Änderung . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />
5.1. Formelzeichen: Gasvolumenstrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />
5.2. AnschlussbelegungderElektronikbox................. 40<br />
5.3. Steckerbelegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />
5.4. Bereichseinstellungen der analogen Sensorsignale . . . . . . . . . . . 46<br />
6.1. Regelparameter der Simulationsmodelle . . . . . . . . . . . . . . . . 51<br />
6.2. Blockstruktur-Symbolik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />
6.3. Symbolik pO2-Regelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />
6.4. Symbolik pO2-Regelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64<br />
6.5. Symbolik pH-Regelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67<br />
6.6. Symbolik pH-Regelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69<br />
8.1. Einstellung der Fermentationsparameter der Testfermentation . . . 79<br />
8.2. MesswertederFermentationsproben.................. 81<br />
A.1. Nährmediumzusammenstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106<br />
11
Tabellenverzeichnis<br />
A.2. Glukoselösung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106<br />
A.3. Salzsäure . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106<br />
A.4. Natronlauge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 12
1. Aufgabenstellung<br />
Ziel dieser <strong>Diplomarbeit</strong> ist es, einen voll funktionsfähigen <strong>Bioreaktor</strong> zu konstruieren,<br />
konstruktiv auszulegen und aufzubauen. Hierfür sollen, ausgehend von den<br />
vorhandenen Komponenten der Firma Bioengineering: Fermenterbehälter, Rührund<br />
Temperiereinrichtung, der Fermenter noch mit einer mit Begasungs-, pH- und<br />
Antischaum-Einrichtung versehen werden. Außerdem soll die notwendige Regelungstechnik<br />
und Anwendersoftware mit der Prozess-Software WinErs umgesetzt<br />
werden.<br />
13
2. Symbolverzeichnis<br />
KAPITEL 1. AUFGABENSTELLUNG<br />
Symbol Einheit Beschreibung<br />
Δp bar Druckdifferenz<br />
μ 1/s Wachstumsrate<br />
ρ kg/m 3 Dichte<br />
τE s Zeitkonstante<br />
A mm 2 Kathodenoberfläche<br />
C g/m 3 wirkliche Sauerstoff-Konzentration<br />
Ci kg/m 3 Konzentration des gelösten Stoffes<br />
CE g/m 3 angezeigte Sauerstoff-Konzentration<br />
d mm Membrandicke pO2-Elektrode<br />
ipO2 A Elektrodenstrom<br />
kv m 3 /h Gas-Durchflusskoeffizient<br />
K Asl/mm 2 mmol Konstante<br />
l Liter<br />
N 1/ml Zelldichte<br />
N0 1/ml Ausgangszelldichte<br />
p bar Druck<br />
p1 bar Eingangsdruck in Ventil / Druckminderer<br />
p2 bar Ausgangsdruck in Ventil / Druckminderer<br />
pO2 mmol/l Sauerstoffpartialdruck<br />
P mm/s Membranpermeabiliät<br />
Q m 3 /h Gasvolumenstrom<br />
t s Zeit<br />
ta s Ausschaltzeit<br />
te s Einschaltzeit<br />
t1 s Abklingzeit auf Führungsgröße<br />
t2 s Anstiegszeit auf Führungsgröße<br />
T K Temperatur<br />
TM g Trockenmasse<br />
TP s Periodendauer<br />
Tt s Totzeit<br />
T0 s Schwingdauer<br />
T1 s Zeitkonstante<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 14
KAPITEL 1. AUFGABENSTELLUNG<br />
Symbol Einheit Beschreibung<br />
vvm l/(l · min) Begasungsrate (Liter Gas je Liter Fermentervolumen<br />
pro Minute)<br />
w Führungsgröße<br />
xE<br />
Endwert<br />
xMA<br />
Mittelwertabweichung<br />
x0<br />
Schwingamplitude<br />
x1<br />
obere Grenzwert der Regelschwingung<br />
x2<br />
untere Grenzwert der Regelschwingung<br />
x3<br />
Mittelwert der Regelschwingung<br />
Stellgröße am Ausgang der Regeleinrichtung<br />
yR<br />
Tabelle 2.1.: Symbolverzeichnis<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 15
3. Abkürzungsverzeichnis<br />
Abkürzung Beschreibung<br />
EPDM Ethylen-Propylen-Kautschuk<br />
I2<br />
Jod<br />
KI Kaliumjodid<br />
M Molar<br />
Ms Messing<br />
NBR Acrynitril-Butadien-Kautschuk<br />
N Normal<br />
PE Polyethylen<br />
PVDF Polyvinylidenfluorid<br />
PWM Pulsweitenmodulation<br />
Tabelle 3.1.: Abkürzungsverzeichnis<br />
16
4. Grundlagen<br />
Fermenter bieten die Möglichkeit, Mikroorganismen wie Bakterien, Hefen, Schimmelpilze<br />
sowie pflanzliche und tierische Zellen unter sterilen und optimalen Bedingungen<br />
für Produktbildungen wachsen zu lassen. Hierbei werden für das Wachstum<br />
wichtige Parameter wie Sauerstoffsättigung, pH-Wert und Temperatur standardmäßig<br />
erfasst und geregelt. Für eine Beurteilung einer erfolgreichen Fermentation<br />
können in bestimmten Zeitabschnitten Proben aus dem Fermenter genommen und<br />
auf Zelldichte und Stoffwechselprodukte wie Laktat, Harnstoff sowie auf das gebildete<br />
Produkt hin untersucht und beurteilt werden.<br />
4.1. Fermentertypen<br />
In der Bioverfahrenstechnik finden je nach Verwendungszweck und Größenanforderung<br />
verschiedenste Arten von <strong>Bioreaktor</strong>en ihre Anwendung. Die Stärken und<br />
Schwächen der verschiedenen Reaktoren werden im Folgenden beschrieben.<br />
4.1.1. Rührkessel-Fermenter<br />
Der Rührkessel-Fermenter ist der wichtigste und vielseitigste Reaktortyp in der<br />
Bioverfahrenstechnik. Man findet Rührkessel-Fermenter von 1 l Inhalt im Laborbetrieb<br />
bis zu mehreren Kubikmetern in Produktionsanlagen. Der Grund für die<br />
weite Verbreitung liegt in seinem weitem Feld von Einsatzgebieten. Dieser erstreckt<br />
sich über einen großen Viskositätsbereich und der Flexibilität bei der Umsetzung<br />
der gewünschten Prozessbedingungen.<br />
Abbildung 4.1.: Rührkessel-Fermenter<br />
17
4.1.2. Blasensäulen-Fermenter<br />
KAPITEL 4. GRUNDLAGEN<br />
Blasensäulen-Fermenter sind relativ einfach gebaute Apparate, in denen im unteren<br />
Abschnitt das Gas mittels einer Vorrichtung eingeblasen wird. Dadurch das der<br />
Inhalt durch das Einblasen von Gas belüftet und durchmischt wird, können sehr<br />
große Anlagen mit niedrigviskosen Medien kostengünstig betrieben werden. Ein<br />
großes Einsatzgebiet ist beispielsweise die aerobe Abwasserbehandlung.<br />
4.1.3. Airlift-Fermenter<br />
Abbildung 4.2.: Blasensäulenfermenter<br />
Die undefinierten Stömungsverhältnisse in der Flüssigphase der Blasensäulen-Fermenter<br />
können durch den Einsatz von Strömungsleitrohren verbessert werden. Folgende<br />
Abbildungen zeigen Airlift-Fermenter mit innerem und äußerem Umlauf.<br />
Durch die Belüftung des Steigrohres und Abtrennung der Gasphase im Kopfraum<br />
entsteht zwischen Steig- und Fallrohr ein Unterschied im hydrostatischem Druck,<br />
der eine gleichförmige und relativ schnelle Zirkulationsströmung der Flüssigkeit<br />
verursacht. Aus diesem Grund kann der Airliftfermenter besonders bei großen Fermenterhöhen<br />
Vorteile bieten.<br />
Abbildung 4.3.: Airlift-Fermenter mit innerem und äußerem Umlauf<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 18
4.2. Zellwachstum<br />
KAPITEL 4. GRUNDLAGEN<br />
Das Zellwachstum ist abhängig von den äußeren Wachstumsbedingungen. Je besser<br />
die Umgebungsbedingungen an einen Organismus angepasst sind, um so schneller<br />
findet ihr Wachstum statt.<br />
Abbildung 4.4.: Wachstumskurve einer Batch-Fermentation<br />
1. Lag-Phase: Nach Animpfen der Kultur adaptieren die Mikroorganismen an<br />
die Bedingungen des Mediums. Hierbei stellen sich die Enzymsysteme auf die<br />
vorhandenen Nährstoffe ein. Je mehr sich Vorkultur und Medienzusammensetzung<br />
des Fermenters unterscheiden, um so länger dauert die Lag-Phase.<br />
2. Beschleunigungs-Phase: Ist die Phase nach der Adaption an das neue<br />
Medium in der die Wachstumsrate auf das Maximum ansteigt.<br />
3. Logarithmische-Phase: Hier ist die Phase des maximalen Wachstums. Das<br />
Wachstum wird weder durch Substratlimitierung noch durch Produktinhibition<br />
gehemmt.<br />
Das Zellwachstum in der Logarithmischen-Phase lässt sich nach folgender<br />
Formel beschreiben.<br />
N = N0 · exp μ·t<br />
(4.1)<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 19
Symbol Beschreibung Einheit<br />
N Zelldichte 1/ml<br />
N0 Ausgangszelldichte 1/ml<br />
μ Wachstumsrate 1/s<br />
t Zeit s<br />
Tabelle 4.1.: Formelzeichen: Zellwachstum<br />
KAPITEL 4. GRUNDLAGEN<br />
4. Übergangs-Phase: Nach dem starken Wachstum ist irgendein Nährstoff<br />
verbraucht bzw. der Stoffwechsel durch eigene Produktbildung gehemmt<br />
(z.B. Alkohol während der Gärung). Die Zellen verzögern ihr Wachstum.<br />
5. Stationäre-Phase: Nachdem der Kohlenstoff aufgebraucht oder ein wachstumshemmendes<br />
Stoffwechselendprodukt angereichert ist, bleibt die Zellmasse<br />
konstant. In manchen Fällen werden hier sekundäre Stoffwechselprodukte<br />
wie Antibiotika synthetisiert.<br />
6. Absterbe-Phase: In dieser Phase sind die Energiereserven der Zelle erschöpft<br />
und sämtliche Stoffwechselaktivitäten kommen zum erliegen. In der<br />
Regel wird die Fermentation gestoppt und die Zellmasse geerntet, bevor die<br />
Absterbe-Phase beginnt.<br />
4.2.1. Sauerstoffversorgung<br />
In der Industrie finden meist aerobe Fermentationsprozesse statt. Das heißt, daß<br />
Sauerstoff als wesentliches Substrat verwendet wird. Da die Löslichkeit von Sauerstoff<br />
limitiert ist (aus der Luft nur etwa 9, 4 g/m 3 bei20°Caus[2])mußSauerstoff<br />
kontinuierlich zugeführt werden. Für ein ungehindertes Wachstum benötigen Mikroorganismen<br />
eine minimale Sauerstoffkonzentration. Fällt der Wert des gelösten<br />
Sauerstoffs unter die kritische Konzentration verlangsamt sich ihr Wachstum. Ist<br />
der gelöste Sauerstoff größer als die kritische Konzentration, so sind keine Unterschiede<br />
feststellbar.<br />
4.2.1.2. Löslichkeit von Sauerstoff in Flüssigkeiten<br />
Für Luft (21 Vol.% O2):<br />
Für reinen Sauerstoff:<br />
C ∗ O2<br />
C ∗ O2<br />
0, 526 · p[bar]<br />
= [kg/m<br />
36 + T [C]<br />
3 ] (4.2)<br />
2, 506 · p[bar]<br />
= [kg/m<br />
36 + T [C]<br />
3 ] (4.3)<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 20
KAPITEL 4. GRUNDLAGEN<br />
4.2.1.1. Kritische Sauerstoffkonzentrationen einiger Mikroorganismen<br />
Organismus Ckrit [g/m 3 ]<br />
Escherichia coli 0,1 -0,26<br />
Saccharomyces cerevisiae 0,12 - 0,15<br />
Pseudomonas denitrificans 0,3<br />
Penicilium chrysogenum 0,3 - 0,7<br />
Aspergillus oryzae 0,64<br />
Acetobacter vinelandii 0,6 - 1,6<br />
Pseudomonas ovalis 1,1<br />
Tabelle 4.2.: Kritische Sauerstoffkonzentrationen einiger Mikroorganismen<br />
Gelöste Substanzen verringern meist die Löslichkeit von Sauerstoff. Dies kann<br />
durch die folgende Gleichung beschrieben werden:<br />
CLösung = CWasser · e (−α·Ci)<br />
Symbol Beschreibung Einheit<br />
C ∗ O2 gelöste Sauerstoffkonzentration g/m 3<br />
p Druck bar<br />
T Temperatur °C<br />
α Löslichkeitskoeffizient m 3 /kg<br />
Ci Konzentration des gelösten Stoffes kg/m 3<br />
4.2.1.3. Sauerstoffaufnahme<br />
Tabelle 4.3.: Formelzeichen: Sauerstofflöslichkeit<br />
(4.4)<br />
Für das Wachstum und der Produktbildung wird in den allermeisten Fällen Sauerstoff<br />
als Substrat verwendet. Für eine Bilanzierung müssen neben dem verwendetem<br />
Substrat noch die Zellzahl mit berücksichtigt werden. Als Richtwerte können<br />
folgende Werte für die Auslegung der Sauerstoffversorgung verwendet werden:<br />
4.2.1.4. Richtwerte für den Sauerstoffbedarf von Mikroorganismen<br />
4.2.1.5. Sauerstoffeintrag<br />
Der Sauerstoffeintrag beschreibt die effektive Geschwindigkeit des Sauerstoffüberganges<br />
von der Gasphase in die Flüssigphase. Die Übergangsgeschwindigkeit von<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 21
Substrat Sauerstoffbedarf<br />
[kgO2/kgT M]<br />
Glukose 0,6 - 0,8<br />
Ethanol 1,6 - 2,4<br />
Methanol 1,6 - 2,5<br />
Alkane 1,7 - 2,0<br />
Methan 5,0 - 5,6<br />
KAPITEL 4. GRUNDLAGEN<br />
Tabelle 4.4.: Sauerstoffbedarf von Mikroorganismen aus [2]<br />
der gasförmigen in die flüssig Phase hängt von dem volumenbezogenen Stoffübergangskoeffizienten,<br />
dem kLa-Wert, und der Konzentrationsdifferenz zwischen gesättigter<br />
O2− und aktueller O2-Konzentration ab.<br />
OTR = dCO2<br />
dt = kLa � C ∗ �<br />
O2 − CO2<br />
(4.5)<br />
Unter der Voraussetzung, dass zum Zeitpunkt t =0die die Sauerstoffkonzentration<br />
CO2 =0g/m3 ist und kein Sauerstoff verbraucht wird, lässt sich der Verlauf der<br />
Sauerstoffkonzentration bei voller Begasung errechnen.<br />
dCO2<br />
C∗ �<br />
− CO2<br />
O2<br />
1<br />
C<br />
= kL · a · dt<br />
∗ · dCO2<br />
− CO2<br />
O2<br />
=<br />
�<br />
kL · a · dt<br />
− ln(C ∗ O2 − CO2)+Konstante = kL · a · t =⇒ für Konstante = −lnC<br />
ln(C ∗ O2 − CO2) − ln C = −kL · a · t<br />
(C∗ − CO2)<br />
O2<br />
C<br />
= exp kL·a·t<br />
− C · expkL·a·t<br />
CO2 = C ∗ O2<br />
Durch Einsetzen der Randbedingung ergibt sich folgende Gleichung:<br />
0 = C ∗ O2 − C · expkL·a·0<br />
C = C ∗ O2<br />
CO2 = C ∗ O2 − C∗ O2 · expkL·a·t<br />
CO2 = C ∗ O2<br />
� 1 − exp kL·a·t �<br />
(4.6)<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 22
KAPITEL 4. GRUNDLAGEN<br />
Symbol Beschreibung Einheit<br />
OTR Sauerstofftransferrate g/ (m 3 · s)<br />
C ∗ O2 max. gelöste Sauerstoffkonzentration g/m 3<br />
CO2 aktuell gelöste Sauerstoffkonzentration g/m 3<br />
kLa Volumenbezogene Stoffübergangskoeffizient 1/s<br />
t Zeit s<br />
Tabelle 4.5.: Formelzeichen: Sauerstofftransportgeschwindigkeit<br />
4.2.1.6. Bestimmungsmethoden des kLa-Werts<br />
Der kLa-Wert ist ein wichtiger Parameter der bei der Entwicklung von Rührorganen<br />
verwendnet wird. Durch ihn lässt sich die Effizienz des Sauerstoffeintrages<br />
greifbar machen. In der Praxis werden verschiedene Methoden für die Bestimmung<br />
des kLa-Wertes verwendet. Da der kLa-Wert von sehr vielen Faktoren<br />
(Medium-Zusammensetzung, Rührerdrehzahl, Blasengröße, Temperatur, Druck,<br />
...) abhängt, lässt er sich nur unter gleichbleibenden Bedingungen annähernd reproduzierbar<br />
bestimmen.<br />
dynamischen Methode<br />
Bei der dynamischen Methode wird der kLa-Wert während der Fermentation bestimmt.<br />
Man unterbricht dabei die Sauerstoffzufuhr für kurze Zeit und mißt mit<br />
einer schnell ansprechenden Elektrode den Verlauf des gelösten Sauerstoffs. Nach<br />
Abbildung 4.5.: Schematische Darstellung der dynamischen Methode zur Bestimmung<br />
des kLa-Wertes<br />
Abdrehen der Sauerstoffzufuhr entsteht durch den Sauerstoffverbrauch eine lineare<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 23
KAPITEL 4. GRUNDLAGEN<br />
Abnahme der Sauerstoffkonzentration, dessen Steigung der Sauerstoffverbrauchsrate<br />
mal der Zelldichte entspricht.<br />
dCL<br />
dt = kLa · (C ∗ − CL) − QO2 · X (4.7)<br />
Im stationären Zustand ist dCL =0. Durch Umstellung der Gleichung (4.7) kann<br />
dt<br />
dann der kLa-Wert berechnet werden.<br />
Die Sulfit-Methode<br />
kLa = QO2 · X<br />
C ∗ − CL<br />
(4.8)<br />
Die Sulfit-Methode ist für die Bestimmung des kLa-Wertes in biologischen Systemen<br />
weniger geeignet, da sie nicht in einer Nährlösung angewendet wird. Vielmehr<br />
wird diese Methode benützt, um Begasungssysteme oder Rührereigenschaften vergleichbar<br />
zu machen.<br />
Versuchsdurchführung<br />
Bei der Sulfit-Methode wird der Reaktor anstatt des Nährmediums mit einer<br />
Natriumsulfit-Lösung (0,5 N, pH 8) befüllt. Durch den Lufteintrag wird NatriumsulfitunterderkatalytischenWirkungvonCo<br />
2+ oder Cu 2+ (1 mmol) zu Natriumsulfat<br />
oxidiert.<br />
2 Na2SO3 + O2<br />
Co 2+ ,Cu2+<br />
−→ 2 Na2SO4 (4.9)<br />
Durch den totalen Verbrauch an Gelöstsauerstoff gemäß (4.9) ist die Gelöstsauerstoffkonzentration<br />
CL =0, so daß man die Sauerstoffübergangsrate OTR ermitteln<br />
kann. Nachdem der Nullwert bestimmt ist, wird die Lösung belüftet und während<br />
4 bis 20 min unter den zu testenden Bedingungen gerührt. Nach dieser Zeit werden<br />
5 ml Probe entnommen und sofort in eine frische 1 l Iodlösung (50 mmol I2, 240<br />
mmol KI) pipettiert.Die Rücktitration findet dann mit 0,1 N Natriumthiosulfatlösung<br />
mit 1% -iger Stärke-Lösung statt.<br />
Der Sauerstoffübergang OTR berechnet sich dann:<br />
X<br />
t<br />
� �<br />
min<br />
· 300 = kLa · C<br />
h<br />
∗<br />
(4.10)<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 24
KAPITEL 4. GRUNDLAGEN<br />
Symbol Beschreibung Einheit<br />
X Verbrauch an 0,1 N Thiosulfat-Lösung l<br />
t Oxidationszeit in Minuten min<br />
kLa · C ∗ Stoffübergang 1/h<br />
Tabelle 4.6.: Formelzeichen: Sulfit-Methode<br />
4.2.2. Temperatur-Einfluss auf die Wachstumsrate<br />
Die Abbildung 4.6 verdeutlicht den starken Temperatureinfluss auf die Wachstumsgeschwindigkeit<br />
von Mikroorganismen. Im Bereich unterhalb des Temperaturoptimums<br />
bewirkt eine Erhöhung der Temperatur um 10 °C eine Verdoppelung<br />
der spezifischen Wachstumsgeschwindigkeit. Bereits 10 °C bis 25 °C unterhalb des<br />
Temperatur-Optimums geht die spezifische Wachstumsgeschwindigkeit praktisch<br />
auf Null zurück. Die rasche Abnahme der spezifischen Wachstumsgeschwindigkeit<br />
oberhalb des Optimums ist auf die teilweise oder vollständige Denaturierung<br />
der makromolekularen Bestandteile, besonders der Proteine zurückzuführen. Im<br />
denaturierten Zustand können sie ihre Funktion als Strukturkomponente oder Katalysator<br />
nicht mehr erfüllen.<br />
Abbildung 4.6.: maximale spezifische Wachstumsgeschwindigkeit (μmax) von<br />
Escherichia coli als Funktion der Wachstums-Temperatur (aus Pirt, 1975)<br />
4.2.2.1. Einfluss der Temperatur auf das Wachstum und die biologische<br />
Aktivität<br />
• Temperaturstabilität von Strukturen und Strukturkomponenten der Zelle<br />
• Temperaturabhängigkeit der biochemischen Reaktionsgeschwindigkeit<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 25
4.2.3. pH-Wert<br />
KAPITEL 4. GRUNDLAGEN<br />
Im Gegensatz zur Temperaturabhängigkeit ist die pH-Abhängigkeit fast symmetrisch<br />
bezüglich des Optimums. Optimales Wachstum ist innerhalb von 1 bis 2 pH-<br />
Einheiten möglich. Das Wachstum innerhalb eines Bereichs von 5 pH-Einheiten.<br />
4.2.3.1. Einfluss des pH-Werts auf den Organismus<br />
• Er kann das Endprodukt des Metabolismus ändern<br />
• Er kann die elementare oder molekulare Zusammensetzung ändern<br />
• Die Zellmorphologie kann beeinflusst werden<br />
• Die Zusammensetzung der Zellwand und der Zellumhüllung wird verändert<br />
Abbildung 4.7.: maximale spezifische Wachstumsgeschwindigkeit (μmax) von<br />
Escherichia coli als Funktion des pH-Wertes der Nährlösung (aus Pirt, 1975)<br />
4.2.3.2. Pufferlösungen<br />
Pufferlösungen besitzen die Eigenschaft den pH-Wert einer Lösung in einem gewissen<br />
Bereich konstant zu halten. Dadurch, daß eine Pufferlösung relativ hohe<br />
Konzentrationen einer schwachen Säure und ihrer konjugierten Base enthält, können<br />
zugeführte H + -Ionen von der konjungierten Base und OH − -Ionen von der<br />
vorhandenen Säure abgebunden werden.<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 26
4.2.3.3. Herleitung der Henderson-Hasselbalch-Gleichnung<br />
KAPITEL 4. GRUNDLAGEN<br />
Folgende Gleichung beschreibt die Dissoziation einer Säure (HA) in wässriger Lösung.<br />
Dabei tritt das Wasserstoff-Proton von der Säure über und kann von einem<br />
Wassermolekül (Protonenakzeptor) aufgenommen werden.<br />
HA<br />
����<br />
Säure<br />
+H2O ⇋ H3O +<br />
� �� �<br />
W asserstoff−<br />
Ionenkonzentration<br />
+ A −<br />
����<br />
konjugierte<br />
Basenkonzentration<br />
(4.11)<br />
Jede Säure besitzt eine unterschiedliche Fähigkeit Protonen ins Wasser abzugeben.<br />
Säuren, die eine geringe Tendenz zeigen Protonen abzugeben werden als schwache<br />
Säuren, solche, die sehr leicht Protonen abgeben als starke Säuren bezeichnet. Die<br />
Neigung wie leicht eine Säure Protonen abgeben kann wird durch die Dissoziationskonstante<br />
(KS) beschrieben.<br />
[H3O + ] · [A − ]<br />
[HA] · [H2O]<br />
= KS<br />
(4.12)<br />
Durch Eliminierung des Wassers vereinfacht sich dieser Zusammenhang wie folgt:<br />
[H + ] · [A − ]<br />
[HA]<br />
= KS<br />
(4.13)<br />
Da der pH-Wert als negativ dekadischer Logharihmus der Wasserstoffionen-Konzentration<br />
definiert ist, wird auf [H + ] aufgelöst und der negative Logarithmus auf beiden Seiten<br />
eingeführt<br />
−log � H +�<br />
� �� �<br />
pH<br />
� H + � = KS · [HA]<br />
[A − ]<br />
= −logKS<br />
� �� �<br />
pKS<br />
−log [HA]<br />
[A − ]<br />
(4.14)<br />
(4.15)<br />
Durch Änderung der Vorzeichen ergibt sich die Henderson-Hasselbalch-Gleichung<br />
[pH] =pKS + log [A− ]<br />
[HA]<br />
oder in der allgemeinen Formulierung:<br />
[P rotonenakzeptor]<br />
[pH] =pKS + log<br />
[P rotonendonor]<br />
(4.16)<br />
(4.17)<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 27
KAPITEL 4. GRUNDLAGEN<br />
Symbol Beschreibung Einheit<br />
HA Säure mol/l<br />
H + Wasserstoff-Ionenkonzentration mol/l<br />
A − konjungierte Basenkonzentration mol/l<br />
KS Dissoziationskonstante -<br />
pH negativ dekatische Logarithmus -<br />
der Wasserstoffionenkonzentration<br />
pKS negativ dekatische Logarithmus -<br />
der Dissoziationskonstante<br />
Tabelle 4.7.: Formelzeichen: Pufferkapazität<br />
4.2.3.4. Einfluss von Kohlendioxid auf den pH-Wert<br />
In manchen Fällen kann es vorkommen, das der pH-Wert nicht durch die Zugabe<br />
von Säuren und Laugen, sondern durch Kohlendioxid geregelt wird. Dieses<br />
geschieht unter der Tatsache, daß CO2 in Wasser gelöst Kohlensäure bildet.<br />
4.3. Sonden<br />
4.3.1. O2-Elektrode<br />
CO2 + H2O ⇋ H + + HCO − 3<br />
(4.18)<br />
Der gelöste Sauerstoff ist in der aeroben Fermentation einer der wichtigsten Parameter.<br />
Dieser wird in der Regel mit einer Sauerstoffelektrode nach dem Clark-<br />
Prinzip bestimmt.<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 28
4.3.1.1. Aufbau einer pO2-Elektrode<br />
Abbildung 4.8.: Aufbau einer pO2-Elektrode<br />
KAPITEL 4. GRUNDLAGEN<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 29
Abbildung 4.9.: pO2-Elektrode<br />
4.3.1.2. Funktionsprinzip O2-Elektrode<br />
KAPITEL 4. GRUNDLAGEN<br />
Die Membran der Sauerstoffelektrode trennt den Fermenterinhalt mit dem Elektrolyt-Elektroden-System.<br />
Sauerstoff dringt durch die Membran in die Elektrolyt-<br />
Lösung und wird dort zu OH-Ionen reduziert. Aus dieser Reaktion entsteht zwischen<br />
Kathode und Anode ein elektrischer Strom, der dem Sauerstoff-Partialdruck<br />
proportional ist.<br />
Kathode : O2 +4e − +2H2O → 4OH −<br />
Anode :4Ag +4Cl − → 4AgCl +4e −<br />
gesamt : O2 +4e − +2H2O +4Ag +4Cl − → 4OH − +4AgCl +4e −<br />
Folgende Parameter haben Einfluss auf den eindiffundierenden Sauerstoff und damit<br />
auf die Größe des Elektrodenstromes:<br />
• Sauerstoffpartialdruck<br />
• Membran-Material und -Dicke<br />
• Größe der Kathode<br />
•Temperatur<br />
• Strömungsverhältnisse in der Messlösung<br />
Das Fick’sche Gesetz beschreibt diesen Zusammenhang<br />
ipO2 = K ·<br />
A · P · pO2<br />
d<br />
(4.19)<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 30
KAPITEL 4. GRUNDLAGEN<br />
Symbol Beschreibung Einheit<br />
ipO2 Elektrodenstrom A<br />
pO2 Sauerstoffpartialdruck mmol/l<br />
K Konstante A s l / mm 2 mmol<br />
P Membranpermeabiliät mm/s<br />
A Kathodenoberfläche mm 2<br />
d Membrandicke mm<br />
Tabelle 4.8.: Formelzeichen: Fick’sches Gesetz<br />
4.3.1.3. Ansprechverhalten einer Sauerstoffelektrode mit gasdurchlässiger<br />
Membran<br />
Ein Nachteil dieser Elektrode ist die Zeitverzögerung des Messsignals, die durch<br />
die Diffusion des Sauerstoffs durch die Membran verursacht wird. Sie kann durch<br />
folgende Formel beschrieben werden:<br />
�<br />
CE = C<br />
1 − exp −t<br />
τ E<br />
�<br />
(4.20)<br />
Die von Mettler-Toledo gelieferte pO2-Elektrode erreicht nach 90s 98% des Mes-<br />
Symbol Beschreibung Einheit<br />
CE angezeigte Konzentration g/m 3<br />
C wirkliche Konzentration g/m 3<br />
t Zeit s<br />
τE Zeitkonstante s<br />
Tabelle 4.9.: Formelzeichen: Zeitverzögerung des Messsignals<br />
sendwertes. Hieraus ergibt sich für τE folgender Wert:<br />
τE =<br />
−t<br />
ln � 1 − CE<br />
τE =<br />
�<br />
C<br />
−90s<br />
ln<br />
(4.21)<br />
� 1 − 98<br />
�<br />
100<br />
(4.22)<br />
τE = 23s (4.23)<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 31
4.3.2. Temperatur-Sonde<br />
KAPITEL 4. GRUNDLAGEN<br />
Zur Messung der Temperatur werden in <strong>Bioreaktor</strong>en vor allem Pt-100-Widerstands-thermometer,<br />
die in Stahlschutzrohre eingebaut sind, verwendet. Im Gegensatz<br />
zu Thermistoren sind sie sehr stabil und weisen einen linearen Temperaturkoeffizienten<br />
über einen großen Temperaturbereich auf. Die Bezeichnung Pt-100<br />
bedeutet, dass bei T = 0 °C der Ohmsche Widerstand bei 100 Ω liegt.<br />
4.3.3. pH-Elektrode<br />
4.3.3.1. Aufbau einer pH-Elektrode<br />
Abbildung 4.10.: Aufbau einer pH-Elektrode<br />
4.3.3.2. Funktionsprinzip einer pH-Elektrode<br />
Eine pH-Elektrode besteht aus einer Mess- und einer Bezugselektrode. Taucht man<br />
nun eine pH-Elektrode in ein wässriges Medium, so bildet sich an der äußeren und<br />
inneren Seite des pH-sensitiven Membranglasses eine Quellschicht aus. Je nach pH-<br />
Wert der Lösung diffundieren H + -Ionen in die Quellschicht hinein oder heraus.<br />
Ist die Messlösung sauer, so treten Wasserstoffionen in die Quellschicht hinein,<br />
wobei sich ein positives Potential an der Quellschicht-Außenseite bildet. Da die<br />
Glasmembran an der Innenseite einen gleichbleibenden pH-Wert besitzt, ist dort<br />
das Potential während der Messung konstant. Die entstehende Spannung resultiert<br />
aus der Potentaldifferenz zwischen Außen- und Innenseite.<br />
Uel = U0 − S · (pHa − pHi) (4.24)<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 32
KAPITEL 4. GRUNDLAGEN<br />
Symbol Beschreibung Einheit<br />
Uel Elektrodenspannung V<br />
U0 Nullpunktspannung V<br />
S Steilheit V/pH-Einheit<br />
pHi pH-Wert des Innenpuffers 1<br />
pHa pH-Wert des Messmediums 1<br />
Tabelle 4.10.: Formelzeichen: Elektrodenspannung<br />
Abbildung 4.11.: Funktionsprinzip der pH-Elektrode aus [8]<br />
4.4. Prozessregelung<br />
Um den Mikroorganismen im <strong>Bioreaktor</strong> ein optimales Wachstum zu ermöglichen,<br />
müssen alle für eine Fermentation benötigten Prozessparameter wie Temperatur,<br />
pH-Wert und Sauerstoffsättigung gemessen und bei Bedarf nachgeregelt werden.<br />
Da sich während einer Fermentation die Messgrößen nur langsam ändern, und Mikroorganismen<br />
leichte Abweichungen des Optimums gut zu tolerieren vermögen,<br />
kann auf einfache Bauteile und Regelungen zurückgegriffen werden. Bei der Regelung<br />
des Fermenters werden deshalb nur schaltende Bauteile wie Magnetventile<br />
und Schlauchpumpen verwendet. Im folgenden werden zwei Regelungsverfahren<br />
beschrieben, mit denen man die Prozessregelung realisieren kann.<br />
4.4.1. Zweipunktregelung<br />
Zweipunktregler gehören zu der Gruppe der unstetigen Regler. Kennzeichen dieser<br />
Regler ist, daß die Stellgröße nur zwei Zustände von 0 % und 100 % einnehmen können.<br />
In der Praxis werden diese Regler eingesetzt, wenn es darum geht, möglichst<br />
preiswerte Alternativen zu stetigen Reglern zu finden. Infolge der ein- und ausschaltenden<br />
Stellgröße erreicht die Regelgröße keinen Beharrungszustand, sondern<br />
führt um ihn herrum ständige Schwankungen aus (Arbeitsbewegung). Die Amplitude<br />
der Arbeitsbewegung ergibt sich aus der Schaltdifferenz zuzüglich der aus der<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 33
KAPITEL 4. GRUNDLAGEN<br />
Totzeit resultierenden Überschwingbewegungen. Durch sehr kleine Schaltdifferenzen<br />
können sehr genaue Regelungen realisiert werden. In der Praxis werden diese<br />
aber durch die elektromechanischen Eigenschaften der Schaltbauteile begrenzt.<br />
In folgender Grafik wird die Zweipunktregelung dargestellt werden.<br />
Abbildung 4.12.: Zeitlicher Verlauf der Regel-und Stellgröße eines Regelkreises bestehend<br />
aus einer P − T1-Strecke mit Totzeit und einem Zweipunktregler<br />
4.4.1.1. Berechnung des Mittelwerts der Regelschwingung x3<br />
�<br />
x1 = w +(xE − w) ·<br />
1 − e −Tt T1 �<br />
(4.25)<br />
mit xE = yRmax · KS (4.26)<br />
x2 = w · e −T t<br />
T 1 (4.27)<br />
x3 = x1 + x2<br />
2<br />
x3 = 1<br />
� �<br />
xE<br />
2<br />
1 − e −Tt T1 �<br />
+2w · e −T � t<br />
T1 (4.28)<br />
(4.29)<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 34
4.4.1.2. Berechnung der Schwankungsbreite 2 · x0<br />
KAPITEL 4. GRUNDLAGEN<br />
2 · x0<br />
2 · x0<br />
=<br />
=<br />
x1 − x2<br />
�<br />
w +(xE − w) · 1 − e<br />
(4.30)<br />
−T � t<br />
T1 − w · e −T 2 · x0 =<br />
t<br />
T1 �<br />
xE 1 − e<br />
(4.31)<br />
−T � t<br />
T1 (4.32)<br />
(4.33)<br />
4.4.2. Pulsweitenmodulierte Regelung<br />
Viele Systeme wie z.B. Klimaanlagen, die lange Totzeiten bzw. große Zeitkonstanten<br />
aufweisen, lassen sich mit einer klassischen Zweipunktregelung schlecht<br />
realisieren. Hierfür werden andere Regelungstechniken wie PI-Regler mit nachgeschaltetem<br />
Pulsweitenmodulator verwendet. Die Funktionsweise lässt sich anhand<br />
folgender Abbildung 4.13 erklären.<br />
4.4.2.1. graphische Darstellung einer PI-Regelung mit nachgeschalteter<br />
Pulsweitenmodulation (Abb. 4.13)<br />
Die Regelabweichung wird durch einen PI-Regler in ein Spannungssignal umgewandelt.<br />
Mit einem Sägezahngenerator und einem Schmitt-Trigger können nun<br />
Schaltzeiten generiert werden, die dem Spannungssignal proportional sind.<br />
4.4.2.2. Reglereinstellung nach der Probiermethode<br />
1. Zunächst wird Verstärkung KP des P-Reglers eingestellt. Hierfür wird die<br />
Nachstellzeit Ti des I-Reglers auf unendlich, die Verstärkung KP auf einen<br />
sehr kleinen Wert gestellt.<br />
2. Die Verstärkung des P-Reglers wird solange erhöht bis das System zu Schwingen<br />
anfängt.<br />
3. Die Verstärkung KP -halbieren und dann die Nachstellzeit Ti verkleinern, bis<br />
Regeldifferenz in einer akzeptablen Zeit ausgeregelt ist.<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 35
KAPITEL 4. GRUNDLAGEN<br />
Abbildung 4.13.: PI-Regelung mit nachgeschaltetem Pulsweitenmodulator<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 36
4.4.3. pO2-Regelung<br />
KAPITEL 4. GRUNDLAGEN<br />
Die pO2-Regelung ist neben der Temperaturregelung die wichtigste Regelung während<br />
einer Fermentation. Während pH-Wert-Schwankungen gut tolerierbar sind,<br />
wird von der Sauerstoffversorgung das Wachstum und die Stoffwechsellage stark<br />
beeinflußt. Die Begasung kann entweder durch Zutakten von Luft bzw., wenn diese<br />
nicht ausreichend ist, durch reinen Sauerstoff erfolgen.<br />
4.4.4. pH-Regelung<br />
Die gewöhnlichste Art der pH-Regelung ist die Zuführung von Säure und Lauge.<br />
Hierbei wird in der Regel die Säure und Lauge des Salzes verwendet. Das heißt,<br />
bei Verwendung eines Kalium-/Natriumphosphat-Puffers wäre die Phosphorsäure<br />
und Natronlauge hierfür geeignet. Bei bestimmten Zelltypen wie Säuger- und<br />
Pflanzenzellen kann die pH-Regelung durch Zutaktung von CO2 erfolgen.<br />
Anhand der Abbildung 4.7 auf Seite 20 erkennt man, daß die pH-Verträglichkeit<br />
eine größere Toleranzbreite zuläßt. Für die Praxis heißt das, daß der pH-Wert erst<br />
nach Überschreiten der Toleranzgrenze nachgeregelt werden muß. Gar keine oder<br />
eine zu kleine Toleranzgrenze würde zu einem ständigem Ansprechen der Säureund<br />
Laugenpumpe führen, und somit die Salzmolarität des Nährmediums mit der<br />
Zeit erhöhen.<br />
4.4.4.1. Berechnung der Zugeführten Menge an Säure und Lauge bei<br />
Überschreiten der pH-Toleranzgrenze am Beispiel eines<br />
Escherichia coli-Nährmediums:<br />
Substanz Molekulargewicht Einwaage Molarität<br />
[g/mol] [g] [mmol]<br />
Glukose (C6H12O6) 180,15 20,0 111<br />
(NH4) 2 SO4 132,14 3 22,7<br />
KH2PO4 136,08 1,00 7,3<br />
K2HPO4 174,17 0,16 0,92<br />
MgSO4 · 7H2O 246,47 0,70 2,8<br />
NaCl 58,06 0,5 8,6<br />
Ca(NO3) 2 · 4H2O 236,11 0,4 1,69<br />
ad 1000 ml Leitungswasser, pH 6,3<br />
Tabelle 4.11.: Nährmedium nach Reader [1]<br />
In der vorliegenden Nährstoffzusammensetzung handelt es sich um ein Hydrogen-<br />
Dihydrogenphosphat-Puffersystem mit einem pKS − Wert von 6,8 nach [6]. An-<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 37
KAPITEL 4. GRUNDLAGEN<br />
hand der Eingewogenen Salzmengen lässt sich hier nach (4.16) der pH-Wert und<br />
die pH-Wert-Änderungen durch Zugabe von Säure und Lauge berechnen.<br />
Mit dem Puffersystem mit den verwendeten Einwaagen an Phosphatsalzen ergibt<br />
sicheinpHWertvon:<br />
� � 2−<br />
HPO4 pH = pKS − lg �<br />
H2PO −� 4<br />
(4.34)<br />
[0, 92 mmol]<br />
pH =6, 8 − lg<br />
[7, 3 mmol]<br />
(4.35)<br />
pH =7, 7 (4.36)<br />
Wird nun eine pH-Toleranzgrenze von ±0, 2 pH-Einheiten über oder unterschritten,<br />
so ergeben sich folgende Zudosierungen an Säure und Lauge.<br />
Rechenbeispiel<br />
Dieses Rechenbeispiel ist nur eine grobe Annäherung, da hier die Einflüsse der<br />
anderen Salze, der Temperatur, des gelösen CO2 und der mehrstufigen Dissoziation<br />
der Phosphorsäure nicht berücksichtigt wurden.<br />
pH-Wert überschreitet pH 7,9 pH-Wert unterschreitet pH 7,5<br />
Säurezugabe 0,5 M H3PO4<br />
Laugenzugabe 0,5 M NaOH<br />
7, 9=6, 8 − lg<br />
7, 9 − 6, 8=lg<br />
10 −1,1 =<br />
[0,92 mmol−x]<br />
[7,3 mmol+x]<br />
[0,92 mmol−x]<br />
[7,3 mmol+x]<br />
[0,92 mmol−x]<br />
[7,3 mmol+x]<br />
7, 5=6, 8 − lg<br />
7, 5 − 6, 8=lg<br />
10 −0,7 =<br />
[0,92 mmol+x]<br />
[7,3 mmol−x]<br />
[0,92 mmol+x]<br />
[7,3 mmol−x]<br />
[0,92 mmol+x]<br />
[7,3 mmol−x]<br />
0, 079 · (7, 3 mmol + x) =0, 92 mmol − x 0, 200 · (7, 3 mmol − x) =0, 92 mmol + x<br />
⇒ x =0, 315 mmol ⇒ x =0, 4473 mmol<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 38
Umrechnung auf 0,5 M Säure und Lauge<br />
0,315 mmol<br />
0,5 M<br />
=0, 00063Vol<br />
0,4473 mmol<br />
0,5 M<br />
d.h. je Liter Fermentervolumen<br />
=0, 0008953Vol<br />
0, 63 ml Säure 0, 9 ml Lauge<br />
KAPITEL 4. GRUNDLAGEN<br />
Tabelle 4.12.: Beispielrechnung: pH-Wert-Änderung<br />
4.4.5. Antischaum-Regelung<br />
Durch die Begasung und das Rühren entsteht im Fermenter Schaum. Dieser wirkt<br />
störend, da er Protein denaturiert und die Abluftfilter zusetzt. Durch entsprechende<br />
Antischaum-Mittel kann diese Schaumbildung verhindert werden. Dieses<br />
Antischaum-Mittel wird erst zugegeben wenn der Schaum im Fermenter eine gewisse<br />
Höhe erreicht hat.<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 39
5. Konstruktion<br />
5.1. Konstruktionsauslegung und<br />
Materialanforderungen<br />
5.1.1. Transportwagen<br />
Der Transportwagen wurde so gestaltet, daß alle Komponenten, die für den Betrieb<br />
einer Fermentation benötigt werden, in einer platzsparenden Weise untergebracht<br />
werden können. Die Tiefe des Wagens wurde so gewählt, daß der Fermenter durch<br />
jede Türe im Haus passt. Dadurch, daß die Gasflaschen mitgeführt werden können,<br />
wurden die Rollen so ausgewählt, daß sie dieser Belastung Stand halten.<br />
5.1.2. Anforderungen an die Ventile<br />
Für eine ausreichende Begasung des Fermenters werden Begasungsraten zwischen<br />
15 und 120 m 3 /(m 3 ·h) verwendet. Für unseren 10 l <strong>Bioreaktor</strong> entspricht dies einerBegasungsratevon2LiterLuft(Sauerstoff)aufeinenLiterFermenterkultur<br />
je Minute. Im Höchstfall werden also 20 Liter Luft (Sauerstoff) je Minute eingeblasen.<br />
Bei der Auswahl der Magnetventile sollte darauf geachtet werden, daß sie<br />
für Sauerstoff und für Dauerbelastung geeignet sind.<br />
5.1.3. Begasungs-Schläuche<br />
Die Gasschläuche im Inneren des Gehäuses bestehen aus sauerstoffbeständigem<br />
Polyurethan die sehr gut auch für den Einsatz von Steckverbindungen geeignet ist.<br />
Mit dem Außendurchmesser von 6 mm hält dieser Schlauch einem Betriebsdruck<br />
von 10 bar stand.<br />
5.1.4. Schlauchpumpen<br />
Bei der Auswahl für Säure-, Lauge- und Antischaum- Schlauchpumpen genügen<br />
einfachere Modelle, die nicht für den Dauerbetrieb geeignet sein müssen. Als geeignet<br />
stellten sich die von der Firma Rietschle Thomas angebotenen Schlauchpumpen<br />
40
KAPITEL 5. KONSTRUKTION<br />
SR 10/30 DC heraus, die direkt an die Digitalausgänge der Elektronikbox angeschlossen<br />
werden können. Der Volumenstrom von 20 − 80 ml/min ist vollkommen<br />
ausreichend, da während des Betriebs nur kurze Impulse zugetaktet werden.<br />
5.1.5. Armaturen<br />
Für die Einstellung des Betriebsdruckes müssen die Druckregler und Manometer<br />
ebenfalls für Sauerstoff geeignet und damit ölfrei sein. Da der Fermenter nur einen<br />
maximalen Betriebsdruck von 1,5 bar Überdruck zulässt, sollten aufgrund der Genauigkeit<br />
die Armaturen den doppelten Wert (2, 5−3bar) des Überdruckes haben.<br />
5.1.6. Schläuche, Schlauchkupplungen, Schlauchverbinder<br />
Wichtig für Schläuche, Schnellkupplungen und Schlauchverbinder ist, daß sie autoklavierbar<br />
und chemikalienbeständig sind. Schläuche aus Silikon, Schlauchverbinder<br />
aus PE und Schnellkupplungen aus PVDF mit EPDM-Dichtung entsprechen<br />
deren Anforderungen.<br />
5.2. Aufbau des Transportwagen mit<br />
ITEM-Profile<br />
5.2.1. Bauanleitung und Einzelteilzeichnung<br />
siehe Anhang Seite 90 Abschnitt A.2<br />
5.3. Begasungssystem<br />
5.3.1. Berechnung der Armaturengrößen<br />
5.3.1.1. Berechnung des Gasvolumenstroms<br />
Zur Berechnung der Ventilgröße wurde die im Katalog der Fa. Bürkert angegebenen<br />
Berechnungsformel verwendet.<br />
Berechnung unterkritische Gase<br />
p2<br />
> 0, 5 (5.1)<br />
�<br />
Q = 514· kv ·<br />
Δp · p2<br />
ρ · T<br />
(5.2)<br />
p1<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 41
KAPITEL 5. KONSTRUKTION<br />
Abbildung 5.1.: Aufbau des mobilen Fermenterwagens<br />
Berechnung überkritische Gase<br />
p2<br />
p1<br />
< 0, 5 (5.3)<br />
Q = 275· kv · p1 ·<br />
1<br />
√ ρ · T<br />
Symbol Beschreibung Einheit<br />
Q Volumenstrom m 3 /h<br />
kv Durchflusskoeffizient m 3 /h<br />
p1 Eingangsdruck bar<br />
p2 Ausgangsdruck bar<br />
Δp Druckdifferenz bar<br />
ρ Dichte kg/m 3<br />
T Temperatur K<br />
Tabelle 5.1.: Formelzeichen: Gasvolumenstrom<br />
(5.4)<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 42
KAPITEL 5. KONSTRUKTION<br />
5.3.1.2. Berechnung des Gasvolumenstroms durch das 2/2-Wegeventil<br />
Der Eingangs-Gasdruck des 2/2-Wegeventil wird mit dem Flaschendruckminderer<br />
auf den halben zulässigen Druck also rund 4-5 bar gedrosselt. Anschließend wird er<br />
nochmals mittels eines Druckminderventils auf 0,2 - 0,5 bar Überdruck eingestellt.<br />
Ein folgendes 2/2-Wegeventil taktet nach Bedarf Gas in den Fermenter zu.<br />
Ausgangsdruck des 2/2-Wegeventils<br />
Dieser richtet sich abhängig vom eingestellten Überdruck im Fermenter und der<br />
Mediums - Füllhöhe. Als Berechnungsgrundlage des entstehenden Ausgangsdrucks<br />
des 2/2-Wegeventils werden folgende Werte angenommen:<br />
Dichte des Mediums: 1200 kg/m 3<br />
maximale Füllhöhe: 30 cm<br />
p2 = ρMedium · g · hF üll + Barometerdruck + Fermenterüberdruck (5.5)<br />
p2 = 1200 kg<br />
· 9, 81m · 0, 3 m +1, 013 bar +0, 1 bar<br />
m3 s2 (5.6)<br />
p2 = 0, 035 bar +1, 013 bar +0, 1 bar (5.7)<br />
p2 = 1, 148 bar<br />
Eingangsdruck des 2/2-Wegeventils<br />
Entspricht dem eingestellten Druck des Druckminderers von 0,2 bis 0,5 bar Überdruck<br />
gegenüber dem durch den Fermenter entgegengesetzten Ausgangsdruck. Umgerechnet<br />
in Absolutdruck:<br />
Minimaler Eingangsdruck: ≈1,35 bar<br />
Maximaler Eingangsdruck: ≈1,65 bar<br />
Berechnung des Ausströmverhaltens<br />
p2 Ausgangsdruck 1, 148 bar<br />
=<br />
= =0, 85 > 0, 5 (5.8)<br />
p1 minimaler Eingangsdruck 1, 35 bar<br />
Hieraus erfolgt ein unterkritisches Ausströmverhalten, so dass folgende Formel für<br />
die Berechnung des Durchflusskoeffizienten verwendet werden muss:<br />
�<br />
Δp · p2<br />
Q =514· kv ·<br />
(5.9)<br />
ρ · T<br />
Für die Auswahl an erhältlichen 2/2-Wegeventilen muss der Durchflusskoeffizient<br />
durch Umstellen der Formel berechnet werden.<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 43
kv =<br />
kv =<br />
514 ·<br />
Q<br />
� Δp·p2<br />
ρ·T<br />
kv =<br />
514 ·<br />
0, 18 m 3 /h<br />
1, 2 m 3 /h<br />
� (1,2 bar−1,148 bar)·1,148 bar<br />
KAPITEL 5. KONSTRUKTION<br />
1,205·293<br />
(5.10)<br />
(5.11)<br />
Ein geeignetes 2/2-Wegeventil mit einem kv-Wert von 0,23 m 3 /h liefert die Firma<br />
Bürkert<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 44
5.3.2. pneumatischer Schaltplan<br />
KAPITEL 5. KONSTRUKTION<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 45<br />
Abbildung 5.2.: Pneumatikplan
5.4. Elektroinstallation<br />
KAPITEL 5. KONSTRUKTION<br />
5.4.1. Belegung der Ein- und Ausgänge der Elektronikbox<br />
Für den Anschluss der Sonden, Schlauchpumpen und Stellventile stehen 8 binäre<br />
Eingänge mit einer Eingangsspannung von 24 V, 8 analoge Eingangsspannungen<br />
von 0 - 10 V, 6 binäre Ausgänge mit 24 V und 2 analoge Ausgänge von 0 - 10 V<br />
zur Verfügung.<br />
Die Anschlüsse wurden folgendermaßen belegt:<br />
binärer Belegung analoger Belegung<br />
Eingang Eingang<br />
1 Antischaum 1 Drehzahl<br />
2 - 2 Temperatursonde<br />
3 - 3 pH-Sonde<br />
4 - 4 pO2-Elektrode<br />
5 - 5 Sonde für O.D. (Optische Dichte)<br />
6 - 6 -<br />
7 - 7 -<br />
8 - 8 -<br />
binärer Belegung analoger Belegung<br />
Ausgang Ausgang<br />
1 Pumpe - Säure 1 Temperaturregelung<br />
2 Pumpe - Lauge 2 Drehzahl<br />
3 Pumpe - Antischaum<br />
4 Wegeventil Luft<br />
5 Wegeventil Sauerstoff<br />
6 Wegeventil Stickstoff /CO2<br />
Tabelle 5.2.: Anschlussbelegung der Elektronikbox<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 46
5.4.2. Elektroschaltplan der Magnetventile und<br />
Schlauchpumpen<br />
Abbildung 5.3.: Elektroschaltplan<br />
KAPITEL 5. KONSTRUKTION<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 47
5.4.3. Anschluss der Antischaumsonde<br />
KAPITEL 5. KONSTRUKTION<br />
Abbildung 5.4.: Beschaltung Antischaum-Sonde über Niveau-Wächter<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 48
5.4.4. Anschlussbelegung des pH-Transmitters<br />
Abbildung 5.5.: Anschluss des pH-Transmitters<br />
KAPITEL 5. KONSTRUKTION<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 49
5.4.5. Anschlussbelegung des pO2-Transmitters<br />
KAPITEL 5. KONSTRUKTION<br />
Abbildung 5.6.: Anschluss des pO2-Transmitters<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 50
5.4.6. Temperaturanschluss<br />
KAPITEL 5. KONSTRUKTION<br />
Abbildung 5.7.: Anschluss Temperatursteuerung mit Elektronikbox<br />
5.4.7. Drehzahlanschluss<br />
Abbildung 5.8.: Anschluss Drehzahlsteuerung mit Elektronikbox<br />
5.4.8. Pin-Belegung des Verbindungssteckers<br />
Abbildung 5.9.: Pin-Belegung Verbindungsstecker zwischen Elektronikbox und<br />
Drehzahl- bzw. Temperatursteuerung<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 51
Pin Anschluss<br />
1 Istwert (4-20mA)<br />
2 Ground<br />
3 Sollwert (4-20mA)<br />
4 -<br />
5 -<br />
Tabelle 5.3.: Steckerbelegung<br />
5.4.9. Definieren der Analogsignale<br />
KAPITEL 5. KONSTRUKTION<br />
Die Elektronikbox kann analoge Eingangssignale von 0-10 V verarbeiten. Da alle<br />
Sensoren einen Strom von max. 20 mA liefern, müssen diese Ströme über einen 500<br />
Ω-Widerstand in eine Spannung von max. 10 V umgewandelt werden. Bis auf den<br />
pH-Transmitter, der im pH-Bereich von 0-14 einen linearen Strom von 0-20 mA<br />
liefert, erzeugt der Drehzahlgeber, die Temperatursonde und der pO2-Transmitter<br />
einen Strom von 4-20 mA. Der Bereich 4-20 mA wurde bei letzteren Signalen<br />
gewählt, da im Falle einer Funktionsstörung, die Fehlersuche erleichtert wird.<br />
Bereichsumrechnung 0-10 V<br />
Sensor Strombereich Untergrenze Obergrenze<br />
Drehzahlsignal 4-20 mA -172 Upm 696 Upm<br />
Temperatursignal 4-20 mA -37,348 °C 150,255 °C<br />
pH-Transmitter 0-20 mA -0,1 14,215<br />
pO2-Transmitter 4-20 mA -124,470 % 500,46 %<br />
Tabelle 5.4.: Bereichseinstellungen der analogen Sensorsignale<br />
<strong>Wilhelm</strong> <strong>Gruber</strong> 52