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Planung von bautechnischen Lösungen in den quellge- fährdeten ...

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<strong>Planung</strong> <strong>von</strong> <strong>bautechnischen</strong> <strong>Lösungen</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>quellge</strong><strong>fährdeten</strong><br />

E<strong>in</strong>schnitten der Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsstrecke<br />

Nürnberg – Ingolstadt<br />

Der überwiegende Teil der E<strong>in</strong>schnitte der Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsstrecke liegt <strong>in</strong> quellfähigen Locker-<br />

und Festgeste<strong>in</strong>en. Daher muss <strong>in</strong>folge des Aushubes der E<strong>in</strong>schnitte mit Quellhebungen gerechnet<br />

wer<strong>den</strong>. Eventuelle Restquellhebungen nach Herstellung der Festen Fahrbahn müssen die hohen Gebrauchstauglichkeitskriterien<br />

des Fahrweges erfüllen. Es wird e<strong>in</strong> auf der Beobachtungsmethode<br />

beruhender Lösungsweg zur Beherrschung des Quellens <strong>in</strong> <strong>den</strong> E<strong>in</strong>schnitten vorgestellt. Die bautechnische<br />

Lösung sieht vor, die Quellhebungen durch zeitigen Aushub der E<strong>in</strong>schnitte weitgehend vorwegzunehmen<br />

und die Restquellhebungen durch e<strong>in</strong>en optimierten Bo<strong>den</strong>austausch auf das zulässige Maß<br />

zu begrenzen. Grundlagen hierfür s<strong>in</strong>d Hebungsmessungen <strong>in</strong> situ und rechnerische Prognosen für <strong>den</strong><br />

zeitlichen Quellhebungsverlauf. Diese Quellhebungsprognosen stützen sich auf e<strong>in</strong>e umfangreiche Datenbasis<br />

<strong>von</strong> experimentellen Laboruntersuchungen.<br />

1. E<strong>in</strong>leitung<br />

Priv.-Doz. Dr.-Ing Peter-Andreas <strong>von</strong> Wolffersdorff, Dipl.-Ing Sylvia Rosner<br />

BAUGRUND DRESDEN Ingenieurgesellschaft mbH, Dres<strong>den</strong><br />

Dipl.-Ing. Peter Wegerer<br />

DB ProjektBau GmbH, Nürnberg<br />

Die ca. 90 km lange Bahn-Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsstrecke<br />

Nürnberg – Ingolstadt quert <strong>von</strong> Nord<br />

nach Süd die Nürnberger Senke, das nördliche<br />

Albvorland, die Fränkische Alb und das Ingolstädter<br />

Becken. Die großen Reliefunterschiede<br />

entlang der Strecke sowie die hohen Anforderungen<br />

an <strong>den</strong> Streckenverlauf erfordern zahlreiche<br />

Dämme, E<strong>in</strong>schnitte, Brücken und Tunnel, bei<br />

deren <strong>Planung</strong> und Ausführung überwiegend<br />

komplizierte geologische und geohydrologische<br />

Verhältnisse zu berücksichtigen s<strong>in</strong>d.<br />

Die Trasse führt im nördlichen Albvorland bereichsweise<br />

durch diagenetisch verfestigte Tonste<strong>in</strong>e<br />

des Keupers und <strong>in</strong> der südlichen Fränkischen<br />

Alb bzw. im Ingolstädter Becken abschnittsweise<br />

durch sedimentäre Ablagerungen,<br />

bestehend aus tertiären, vorwiegend überkonsolidierten<br />

Tonen. Wegen der potentiellen Quellfähigkeit<br />

dieser Locker- und Festgeste<strong>in</strong>e muss <strong>in</strong>folge<br />

Aushub der E<strong>in</strong>schnitte mit Quellhebungen<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> E<strong>in</strong>schnittsohlen gerechnet wer<strong>den</strong>.<br />

Da die Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsstrecke als Feste<br />

Fahrbahn ausgeführt wird, s<strong>in</strong>d während des Streckenbetriebes<br />

sehr ger<strong>in</strong>ge Verformungstoleranzen<br />

e<strong>in</strong>zuhalten. Eventuell e<strong>in</strong>tretende Quellhebungen<br />

nach dem E<strong>in</strong>bau der Festen Fahrbahn<br />

müssen diesen restriktiven Verformungskriterien<br />

genügen, oder müssen zu m<strong>in</strong>destens kle<strong>in</strong>er als<br />

das Korrekturmaß der Schienenbefestigung se<strong>in</strong>.<br />

Die <strong>quellge</strong><strong>fährdeten</strong> E<strong>in</strong>schnitte haben <strong>in</strong>sgesamt<br />

e<strong>in</strong>e Länge <strong>von</strong> ca. 10,5 km und stellen somit<br />

e<strong>in</strong>en beträchtlichen Anteil der offenen Strecke<br />

dar. Im E<strong>in</strong>zelnen war die Quellproblematik<br />

für folgende E<strong>in</strong>schnitte zu behandeln:<br />

• 11 E<strong>in</strong>schnitte mit e<strong>in</strong>er Gesamtlänge <strong>von</strong> ca.<br />

7,2 km <strong>in</strong> <strong>den</strong> diagenetisch verfestigten Tonste<strong>in</strong>en<br />

(Baulos Nord),<br />

• 7 E<strong>in</strong>schnitte mit e<strong>in</strong>er Gesamtlänge <strong>von</strong> ca.<br />

3,3 km <strong>in</strong> <strong>den</strong> überkonsolidierten Tonen (Baulos<br />

Süd).<br />

Für <strong>den</strong> Bau der Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsstrecke<br />

war es deshalb zw<strong>in</strong>gend erforderlich, e<strong>in</strong>en Lösungsweg<br />

zu Beherrschung der Quellproblematik<br />

zu f<strong>in</strong><strong>den</strong> und so zu realisieren, dass die hohen<br />

Sicherheits- und Gebrauchstauglichkeitsanforderungen<br />

bei m<strong>in</strong>imierten Kosten erfüllt wer<strong>den</strong>.<br />

Nach folgen<strong>den</strong> Arbeitsschritten wurde vorgegangen:<br />

1. Experimentelle und theoretische Untersuchungen<br />

des Quellens; Entwicklung e<strong>in</strong>es geeigneten,<br />

praktikablen Quelldehnungsgesetzes zur<br />

Prognose der Endquellhebungen und des zeitlichen<br />

Verlaufes.<br />

2. Erstellung <strong>von</strong> geologischen Modellen für die<br />

<strong>quellge</strong><strong>fährdeten</strong> E<strong>in</strong>schnitte mit detailliertem<br />

Aufbau der quellfähigen Schichten.<br />

3. Erarbeitung <strong>von</strong> Untersuchungsprogrammen<br />

für Quellversuche im Labor und <strong>von</strong> Messprogrammen<br />

für die Erfassung <strong>von</strong> Hebungen <strong>in</strong><br />

situ (Extensometer-, Gleitdeformetermessungen,<br />

geodätische Messungen).


4. Durchführung <strong>von</strong> Hebungsmessungen <strong>in</strong> situ<br />

ab <strong>den</strong> ersten Aushubphasen der E<strong>in</strong>schnitte.<br />

5. Durchführung <strong>von</strong> laborativen Quellversuchen.<br />

6. Entwicklung e<strong>in</strong>es Berechnungsverfahrens für<br />

die Quellhebungen und deren zeitliche Verläufe<br />

<strong>in</strong>folge Bo<strong>den</strong>aushub; Kalibrierung des<br />

Quelldehnungsgesetzes bzw. des Berechnungsverfahrens<br />

anhand der Laborversuchsergebnisse<br />

und der Ergebnisse <strong>von</strong> vorauseilen<strong>den</strong> Hebungsmessungen<br />

<strong>in</strong> situ.<br />

7. Erstellung <strong>von</strong> Quellhebungsprognosen <strong>in</strong> vorgegebenen<br />

Berechnungsquerschnitten für die<br />

<strong>quellge</strong><strong>fährdeten</strong> E<strong>in</strong>schnitte.<br />

8. Aufstellung e<strong>in</strong>es Bemessungskonzeptes für<br />

erforderliche Bo<strong>den</strong>austauschdicken mit Nachweis<br />

<strong>von</strong> zulässigen Resthebungen.<br />

9. <strong>Planung</strong> und Ausführung geeigneter bautechnischer<br />

Maßnahmen (teilweiser Bo<strong>den</strong>austausch<br />

der quellfähigen Schichten).<br />

Dieser Bearbeitungsablauf zeigt, dass zur <strong>Planung</strong><br />

und zur Realisierung <strong>von</strong> <strong>bautechnischen</strong><br />

<strong>Lösungen</strong> nach der Beobachtungsmethode vorgegangen<br />

wor<strong>den</strong> ist. Die Prognosen wur<strong>den</strong> im<br />

S<strong>in</strong>ne der Beobachtungsmethode verbessert, wobei<br />

<strong>in</strong>sbesondere die bereits realisierten Bauzustände<br />

und deren zeitlicher Ablauf berücksichtigt<br />

wur<strong>den</strong>.<br />

In <strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> Abschnitten wer<strong>den</strong> die wesentlichen<br />

Grundlagen und Merkmale des o.g.<br />

Lösungsweges beschrieben.<br />

2. Quellverhalten und geologische Modelle<br />

2.1 Art des Quellens<br />

Osmotische und mechanische Quellvorgänge s<strong>in</strong>d<br />

bei <strong>den</strong> diagenetisch verfestigten Tonste<strong>in</strong>en als<br />

auch bei <strong>den</strong> tertiären Tonen die hauptsächlichen<br />

Ursachen für Hebungen, die <strong>in</strong>folge des Aushubes<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> E<strong>in</strong>schnitten entstehen können (1).<br />

M<strong>in</strong>eralogische Untersuchungen haben gezeigt,<br />

dass <strong>in</strong> diesen Fest- und Lockergeste<strong>in</strong>en ke<strong>in</strong>e<br />

Bestandteile enthalten s<strong>in</strong>d, die Anhydritquellen<br />

verursachen.<br />

2.2 Diagenetisch verfestigte Tonste<strong>in</strong>e<br />

Drei verschie<strong>den</strong>e Arten diagenetisch verfestigter<br />

Tonste<strong>in</strong>e mit ausgeprägtem Quellvermögen<br />

wur<strong>den</strong> angetroffen: Feuerletten, Opal<strong>in</strong>uston und<br />

Amaltheenton. Durch die Diagenese entsteht <strong>in</strong><br />

diesen Tonste<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>e Verfestigung, die der<br />

Quellfähigkeit entgegenwirkt. Mit zunehmender<br />

Verwitterung nimmt die diagenetische Verfestigung<br />

ab. Bisher konnte noch ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>deutiger<br />

Zusammenhang zwischen der Diagenese, dem<br />

Verwitterungsgrad, und dem Quellvermögen<br />

nachgewiesen wer<strong>den</strong>. Es wur<strong>den</strong> folgende Zusammenhänge<br />

zwischen Verwitterungsgrad und<br />

Quellvermögen angenommen:<br />

• Größere Quellmaße <strong>in</strong>folge Entlastungen bei<br />

höherem Verwitterungsgrad,<br />

• Ger<strong>in</strong>gere Quellpotenziale bei höherem Verwitterungsgrad,<br />

d.h. kle<strong>in</strong>ere Quelldrücke bei<br />

vollständig unterdrückter Volumendehnung,<br />

• Schnellere Quellvorgänge bei höherem Verwitterungsgrad.<br />

2.3 Tertiäre Tone<br />

Das Quellvermögen der tertiären Tone hängt sowohl<br />

<strong>von</strong> der Zusammensetzung des Lockergeste<strong>in</strong>s<br />

als auch <strong>von</strong> Belastungsgeschichte <strong>in</strong> situ<br />

ab, die <strong>in</strong> der Regel zu e<strong>in</strong>er Überkonsolidierung<br />

geführt hat. Im Unterschied zu <strong>den</strong> diagenetisch<br />

verfestigten Tonste<strong>in</strong>en gibt es ke<strong>in</strong>e Verfestigung,<br />

die der Quellfähigkeit entgegenwirkt.<br />

2.4 Geologische Modelle<br />

Im Rahmen der geologischen Modellbildung<br />

wur<strong>den</strong> für die diagenetisch verfestigten Tonste<strong>in</strong>e<br />

folgende 4 Homogenbereiche mit unterschiedlichen<br />

Quelleigenschaften <strong>in</strong> Abhängigkeit vom<br />

Verwitterungsgrad festgelegt und berücksichtigt:<br />

• Verwitterungsstufe w2 und ger<strong>in</strong>ger verwittert<br />

• Verwitterungsstufe w2-w3<br />

• Verwitterungsstufe w3<br />

• Verwitterungsstufe w3-w4 und stärker verwittert<br />

≥ w 4<br />

w 3<br />

w 2 - w 3<br />

3<br />

2<br />

1<br />

≤ w 2<br />

w 2 - w 3<br />

h = 14 m<br />

Extensometer<br />

w 2 - w 3<br />

Sandste<strong>in</strong><br />

≥ w 4<br />

w 3<br />

w 2 - w 3<br />

quartärer Ton<br />

Bild 1: Geologisches Modell mit Schichtenaufbau<br />

nach Verwitterungsstufen E<strong>in</strong>schnitt „Hilpoltste<strong>in</strong>“,<br />

Baulos Nord<br />

Bild 1 zeigt <strong>den</strong> Längsschnitt des geologischen<br />

Modells für <strong>den</strong> E<strong>in</strong>schnitt „Hilpoltste<strong>in</strong>“ (Baulos<br />

Nord). Es ist zu sehen, dass die höheren Verwitterungsstufen<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> flachen Randbereichen und die<br />

ger<strong>in</strong>geren Verwitterungsstufen <strong>in</strong> <strong>den</strong> Bereichen<br />

der größeren Aushubtiefen liegen.<br />

Die geologische Modellierung für die E<strong>in</strong>schnitte<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> tertiären Tonen (Baulos Süd) war e<strong>in</strong>facher<br />

w 3<br />

w 3


als die für die E<strong>in</strong>schnitte <strong>in</strong> <strong>den</strong> diagenetisch<br />

verfestigten Tonste<strong>in</strong>en. Es brauchte nur zwischen<br />

nicht quellfähigen und potenziell quellfähigen<br />

Untergrund mit e<strong>in</strong>heitlichen Quelleigenschaften<br />

unterschie<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>.<br />

3. Quelldehnungsgesetz<br />

3.1 Endquelldehnungen<br />

Der logarithmische Ansatz nach Grob (2) ist die<br />

Grundlage für das hier verwendete e<strong>in</strong>dimensionale<br />

Quelldehnungsmodell. Es ist <strong>in</strong> Bild 2 dargestellt.<br />

q � z<br />

�<br />

q<br />

z∞, max<br />

1<br />

t 0<br />

t 1<br />

Cb<br />

t 2<br />

∞<br />

(maximale Quelldehnung)<br />

�<br />

q<br />

z∞<br />

= −C<br />

b<br />

⎛�<br />

⋅ln<br />

⎜<br />

⎝ �<br />

� z0<br />

z∞<br />

z0<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

(Quelldruck)<br />

( � / )<br />

1<br />

ln<br />

Bild 2: E<strong>in</strong>dimensionales Quell-Dehnungsmodell<br />

z � c<br />

In der Gleichung des Bildes 2 ist � z0<br />

der Quelldruck,<br />

bei dem das Quellen vollständig überdrückt<br />

wird. � c ist e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>destspannung, bei<br />

deren Unterschreitung ke<strong>in</strong>e weitere Zunahme<br />

des Quellens mehr e<strong>in</strong>tritt. Der Quellhebungsbeiwert<br />

C b ist das Maß für die Abhängigkeit der<br />

Quelldehnungen <strong>von</strong> <strong>den</strong> Vertikalspannungen � z .<br />

Die erforderlichen Parameter C b und � z0<br />

des<br />

Quelldehnungsgesetzes wer<strong>den</strong> aus Quelldehnungsversuchen<br />

im Labor bestimmt.<br />

3.2 Quelldehnungs-Zeit-Verlauf<br />

E<strong>in</strong>e zeitabhängige Erweiterung des <strong>in</strong> Bild 2<br />

dargestellten Quelldehnungsmodells wurde <strong>von</strong><br />

Kiehl (5) vorgeschlagen. Unter der Annahme<br />

konstanter Entlastungsspannungen ist folgende<br />

Darstellung möglich.<br />

�<br />

q<br />

z<br />

⎛�<br />

( tˆ)<br />

= −C<br />

⋅<br />

⎜ b ln<br />

⎝ �<br />

z∞<br />

z 0<br />

⎞⎡<br />

⎛ ⎞⎤<br />

⎢ ⎜<br />

tˆ<br />

⎟<br />

⎟ 1−<br />

exp − ⎥<br />

⎢<br />

⎜ ⎟<br />

⎠⎣<br />

⎝ �q<br />

⎠⎥⎦<br />

[1]<br />

Das Referenzzeitmaß �q wird aus <strong>den</strong> Zeitverläufen<br />

der Quellhebungsversuche bestimmt.<br />

Neu <strong>in</strong> Gleichung 1 ist die spezifische Zeit tˆ ,<br />

die e<strong>in</strong>en Zeitmaßstab unabhängig <strong>von</strong> der Quellschichtdicke<br />

def<strong>in</strong>iert. Zur Erfassung des E<strong>in</strong>flusses<br />

der Dicke e<strong>in</strong>er quellfähigen Schicht wird folgender<br />

Potenzansatz vorgeschlagen (siehe 8).<br />

n<br />

⎛ d ⎞<br />

tˆ<br />

Probe = t ⋅<br />

⎜<br />

D ⎟<br />

[2]<br />

⎝ Schicht ⎠<br />

Zur Erfassung der nicht bekannten Wasserwegigkeit<br />

<strong>in</strong> situ wird die Übertragung des zeitlichen<br />

Verlaufes im Laborversuch (Zeit t) auf das zeitliche<br />

Quellverhalten <strong>in</strong> situ (Zeit tˆ ) über <strong>den</strong> Exponent<br />

n gesteuert. Dieser Exponent wird durch<br />

e<strong>in</strong>e Anpassung des rechnerischen Quellhebungsverlaufs<br />

an vorausgehende <strong>in</strong> situ Messergebnisse,<br />

z.B. <strong>von</strong> Extensometermessungen bestimmt.<br />

4. Quellversuche im Labor<br />

4.1 Versuchsarten<br />

Für die Untersuchung der Quellproblematik <strong>in</strong><br />

<strong>den</strong> E<strong>in</strong>schnitten mit <strong>den</strong> diagenetisch verfestigten<br />

Tonste<strong>in</strong>en und mit <strong>den</strong> tertiären Tonen wur<strong>den</strong><br />

<strong>in</strong>sgesamt 169 Versuche <strong>in</strong> mehreren Versuchsserien<br />

<strong>in</strong> 4 Labors durchgeführt. H<strong>in</strong>sichtlich<br />

der Lastregime unterschei<strong>den</strong> sich die Versuchsserien<br />

wie folgt:<br />

• mehrstufige konventionelle Quellhebungsversuche,<br />

• mehrstufige Quellhebungsversuche nach Huder/Amberg,<br />

• komb<strong>in</strong>ierte Quelldruck-Quellhebungsversuche.<br />

In Tabelle 1 s<strong>in</strong>d alle durchgeführten Quellversuchsserien<br />

mit Unterscheidung nach Lockerbzw.<br />

Festgeste<strong>in</strong>art, Labor und Lastregime zusammengestellt<br />

Beim konventionellen Quellhebungsversuch<br />

wird nach Wasserzugabe unter vorgegebener axialer<br />

Druckspannung � z , die zumeist stufenweise<br />

q<br />

verm<strong>in</strong>dert wird, die axiale Quelldehnung � z bestimmt<br />

(6). Dieser Versuch ist kraft gesteuert und<br />

kann im konventionellen e<strong>in</strong>axialen Kompressionsgeräten<br />

(Ödometer) durchgeführt wer<strong>den</strong>.<br />

Beim Quellhebungsversuch nach Huder/Amberg<br />

(4) wird e<strong>in</strong> ödometrischer Be-, Ent- und<br />

Wiederbelastungszyklus vor Beg<strong>in</strong>n der Quellhebungsstufen<br />

durchgeführt.<br />

Dagegen wird beim Quelldruckversuch nach<br />

Wasserzugabe der maximale Druck � z0<br />

bei verh<strong>in</strong>derter<br />

Axialdehnung bestimmt (6). Dieser<br />

Versuch kann <strong>in</strong> der Regel nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em konventionellen<br />

Ödometer durchgeführt wer<strong>den</strong>.


Der komb<strong>in</strong>ierte Quelldruck-Quellhebungsversuch<br />

ist versuchstechnisch am aufwendigsten (7).<br />

Hierfür ist e<strong>in</strong>e elektronische Steuerung notwendig,<br />

mit der sowohl Axialkräfte als auch Axialverschiebungen<br />

vorgegeben wer<strong>den</strong> können.<br />

Tabelle 1: Durchgeführte Quellversuche<br />

Feuerletten<br />

(kmF)<br />

Amaltheen<br />

ton (lv)<br />

Opal<strong>in</strong>us-<br />

ton (al1)<br />

Tertiäre<br />

Tone<br />

(tt, tk)<br />

QDV<br />

1)<br />

Quellhebungsversuch<br />

Quellversuch nach<br />

Huder Amberg<br />

TU<br />

Karlsruhe<br />

GH<br />

Kassel<br />

Baugrund<br />

Dres<strong>den</strong><br />

TU<br />

München<br />

GH<br />

Kassel<br />

Baugrund<br />

Dres<strong>den</strong><br />

TU<br />

München<br />

17 20 3 19<br />

13 7 3 3 6<br />

6 4 15<br />

22 7 7 17<br />

1) Komb<strong>in</strong>ierter Quelldruck-Quellhebungsversuch<br />

4.2 Ausgewählte Laborversuchsergebnisse<br />

und Bestimmung der Quellparameter<br />

Aus <strong>den</strong> umfangreichen Versuchsauswertungen<br />

wer<strong>den</strong> ausgewählte Ergebnisse vorgestellt.<br />

Bild 3 zeigt im �-log�-Diagramm die Ergebnisse<br />

<strong>von</strong> Versuchserien, die an <strong>den</strong> 4 Verwitterungsstufen<br />

des Amaltheentons durchgeführt<br />

wur<strong>den</strong>, sowie die entsprechen<strong>den</strong> repräsentativen<br />

Quelldehnungsgera<strong>den</strong>.<br />

[%]<br />

2,50<br />

2,00<br />

1,50<br />

�<br />

1,00<br />

0,50<br />

0,00<br />

10<br />

l, w2 l, w2-w3 l, w3 l, w3-w4<br />

100<br />

�/� 0<br />

1000<br />

Bild 3: Repräsentative Quelldehnungsgera<strong>den</strong> des<br />

Amaltheentons <strong>in</strong> Abhängigkeit vom Verwitterungsgrad<br />

Diese 4 Gera<strong>den</strong> veranschaulichen <strong>den</strong> <strong>in</strong> Abschnitt<br />

2.2 angenommenen Zusammenhang zwi-<br />

schen Quellvermögen und Verwitterungsgrad. Sie<br />

s<strong>in</strong>d das Ergebnis e<strong>in</strong>er überwiegend empirischen<br />

Ermittlung <strong>von</strong> repräsentativen Werten der Quellparameter<br />

C b und � z0<br />

(1). Die Bestimmung der<br />

bei<strong>den</strong> Quellparameter ausschließlich anhand<br />

statistischer Metho<strong>den</strong> hat sich als untauglich<br />

erwiesen.<br />

Auch bei Versuchsserien mit gleichem Lastregime,<br />

die an e<strong>in</strong> und derselben Versuchse<strong>in</strong>richtung<br />

an Materialien aus dem gleichen Homogenbereich<br />

durchgeführt wur<strong>den</strong>, streuen die Ergebnisse<br />

beträchtlich (siehe Bild 4). Diese Streuungen<br />

s<strong>in</strong>d größer als diejenigen, die bei der Ermittlung<br />

der Scherfestigkeitsparameter � und c anhand<br />

e<strong>in</strong>er vergleichbaren Datenbasis auftreten.<br />

[%]<br />

5,00<br />

4,00<br />

3,00<br />

�<br />

2,00<br />

1,00<br />

0,00<br />

10<br />

kmF, w3-w4<br />

100 1000<br />

�/�0 Bild 4: Streuung der Versuchsergebnisse und<br />

repräsentative Quelldehnungsgerade für Feuerletten<br />

w3-w4<br />

Bei <strong>den</strong> diagenetisch verfestigten Tonste<strong>in</strong>en<br />

streuen die Ergebnisse der Quellversuche noch<br />

mehr als bei <strong>den</strong> tertiären Tonen, obwohl Proben<br />

aus <strong>den</strong> o.g. 4 Homogenbereichen mit unterschiedlichen<br />

Quelleigenschaften separat ausgewertet<br />

wur<strong>den</strong>. Die Bestimmung der Parameter<br />

für das Quelldehnungsgesetz war <strong>in</strong>sofern noch<br />

schwieriger, weil zusätzlich Korrelationen der<br />

Quellparameter zum Verwitterungsgrad berücksichtigt<br />

wer<strong>den</strong> mussten.<br />

Das Referenzzeitmaß � q wurde anhand der<br />

Quellhebungs-Zeit-Verläufe jedes e<strong>in</strong>zelnen Versuches<br />

bestimmt, <strong>in</strong>dem es solange variiert wurde,<br />

bis der rechnerische Quellhebungsverlauf<br />

visuell am besten mit <strong>den</strong> Versuchsergebnissen<br />

übere<strong>in</strong>stimmte. Die repräsentativen �q -Werte für<br />

die Homogenbereiche wurde als Mittelwerte aus<br />

<strong>den</strong> o.g. E<strong>in</strong>zeldaten bestimmt.<br />

Die umfangreichen Laboruntersuchungen haben<br />

gezeigt, dass das Quellvermögen der diagenetisch<br />

verfestigten Tonste<strong>in</strong>e größer ist als das der<br />

tertiären Tone.


4.3 E<strong>in</strong>fluss der Versuchsart auf die Größe<br />

der Quellhebungen<br />

Alle Versuchsarten s<strong>in</strong>d zu Vergleichszwecken<br />

mit Probenmaterial der verschie<strong>den</strong>en quellfähigen<br />

Materialien ausgeführt wor<strong>den</strong>. Bild 5 zeigt<br />

die Ergebnisse der 3 verschie<strong>den</strong>en Versuchsarten<br />

an Feuerletten der Verwitterungsstufe w3 sowie<br />

die zugehörigen repräsentativen Quelldehnungsgera<strong>den</strong>.<br />

[%]<br />

5,0<br />

4,5<br />

4,0<br />

3,5<br />

3,0<br />

�2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

10<br />

HUDER AMBERG Versuche BAUGRUND DRESDEN<br />

Quellhebungsversuche Universität Kassel<br />

Quelldruckversuche Universität Karlsruhe<br />

100 1000<br />

�[kN/m²]<br />

Bild 5: Ergebnisse 3 verschie<strong>den</strong>er Versuchsserien<br />

an Feuerletten w3 mit zugehörigen repräsentativen<br />

Quelldehnungsgera<strong>den</strong><br />

Es ist offensichtlich, dass das experimentell festgestellte<br />

Quellvermögen der diagenetisch verfestigten<br />

Tonste<strong>in</strong>e <strong>von</strong> der Versuchsart abhängt.<br />

E<strong>in</strong>e solche Abhängigkeit wurde auch bei <strong>den</strong><br />

tertiären Tonen festgestellt. Bild 6 zeigt die unterschiedlichen<br />

Ergebnisse <strong>von</strong> komb<strong>in</strong>ierten Quelldruck-Quellhebungsversuchen<br />

und konventionellen<br />

Quellhebungsversuchen.<br />

[%]<br />

2,0<br />

1,8<br />

1,6<br />

1,4<br />

1,2<br />

�1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0,0<br />

10<br />

Quellhebungsversuche BAUGRUND DRESDEN<br />

Quelldruckversuche Universität Karlsruhe<br />

100 1000<br />

�[kN/m²]<br />

Bild 6: Ergebnisse 2 verschie<strong>den</strong>er Versuchsserien<br />

an tertiären Tonen mit zugehörigen repräsentativen<br />

Quelldehnungsgera<strong>den</strong><br />

Die Ergebnisse der Hebungsprognosen und der<br />

Hebungsmessungen <strong>in</strong> situ haben bestätigt, dass<br />

rechnerische Quellhebungen auf der Basis <strong>von</strong><br />

Quellparametern, die anhand der komb<strong>in</strong>ierten<br />

Quelldruck-Quellhebungsversuche bestimmt wur<strong>den</strong>,<br />

realitätsnah s<strong>in</strong>d. Dagegen ist das mit <strong>den</strong><br />

bei<strong>den</strong> anderen Versuchsarten festgestellte Quellvermögen<br />

viel zu groß.<br />

Konventionelle Quellhebungsversuche und<br />

Versuche nach Huder/Amberg s<strong>in</strong>d nicht geeignet,<br />

um das Quellverhalten <strong>in</strong> situ unter Laborbed<strong>in</strong>gungen<br />

zu erfassen. Infolge der Vorbelastungen<br />

vor Beg<strong>in</strong>n der Hebungsphasen wird sowohl<br />

die Struktur der Tone stark gestört als auch die<br />

diagenetischen B<strong>in</strong>dungen überwiegend zerstört,<br />

auch wenn weitgehend ungestörte Proben e<strong>in</strong>gebaut<br />

wor<strong>den</strong> s<strong>in</strong>d (siehe auch (9)).<br />

5. Berechnung der Quellhebungen und<br />

Hebungsmessungen <strong>in</strong> situ<br />

5.1 Berechnungsverfahren<br />

Für die Quellhebungsprognosen wurde auf der<br />

Grundlage des <strong>in</strong> Abschnitt 3 erläuterten Quelldehnungsgesetzes<br />

e<strong>in</strong> der konventionellen Setzungsberechnung<br />

ähnliches Berechnungsverfahren<br />

entwickelt. Es ist ausführlich <strong>in</strong> (1) beschrieben.<br />

Analog zur Setzungsberechnung s<strong>in</strong>d Kriterien<br />

für e<strong>in</strong>e Grenztiefe, bis zu der Quellhebungen<br />

auftreten können, festzulegen. Die Grenztiefe<br />

ist erreicht,<br />

1. wenn die Spannungen �z nach Aushub die<br />

� erreichen,<br />

Größe des Quelldruckes z0<br />

2. wenn die aushubbed<strong>in</strong>gte Spannungsabnahme<br />

��z q 30% <strong>von</strong> �z nach Aushub beträgt,<br />

3. wenn nicht quellfähiges Locker- bzw. Festgeste<strong>in</strong><br />

erreicht ist.<br />

GOK<br />

z<br />

� zSohle = � h Aushub<br />

Aushubsohle<br />

� z = � zSohle + � z<br />

∆σ Quellverursachende<br />

q Spannungsverr<strong>in</strong>gerung<br />

�z<br />

�H � �&<br />

q<br />

q<br />

z<br />

( t)<br />

� �z<br />

Grenztiefe<br />

(2.Kriterium)<br />

Bild 7: Berechnung der Quellhebungen – Verlauf<br />

der quellwirksamen Spannungsänderungen<br />

Bild 7 zeigt <strong>den</strong> Verlauf der aushubbed<strong>in</strong>gten,<br />

quellwirksamen Spannungsänderungen ��z q . Es<br />

wurde e<strong>in</strong>e parabolische Abnahme dieser Spannungsänderungen<br />

bis zur Grenztiefe nach dem 2.<br />

Kriterium angenommen. Die Quellhebungen wer<strong>den</strong><br />

ermittelt, <strong>in</strong>dem die Quelldehnungen nach<br />

Gleichung 1 und 2 für verschie<strong>den</strong>e Zeitpunkte<br />

numerisch über die Tiefe <strong>in</strong>tegriert wer<strong>den</strong>.


Bei mehreren Aushubphasen wur<strong>den</strong> die Quellhebungen<br />

für jede Aushubphase getrennt mit <strong>den</strong><br />

entsprechend unterschiedlichen Startzeitpunkten<br />

und Spannungen ��z q berechnet und anschließend<br />

überlagert. Bo<strong>den</strong>austausch und Oberkonstruktion<br />

wur<strong>den</strong> als Flächenlasten angesetzt.<br />

Im Unterschied zu <strong>den</strong> Quelluntersuchungen<br />

im Tunnelbau (2, 10, 11) hat sich e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>dimensionale<br />

Modellierung als ausreichend erwiesen.<br />

5.2 Zeitverlauf der Quellhebungen<br />

Im E<strong>in</strong>schnitt „Hilpoltste<strong>in</strong>“ wur<strong>den</strong> mit Beg<strong>in</strong>n<br />

des Aushubes zwei Extensometermessstellen unterhalb<br />

der geplanten E<strong>in</strong>schnittsohle <strong>in</strong>stalliert.<br />

Bild 8 zeigt die gemessenen Quellhebungen seit<br />

Beg<strong>in</strong>n des Aushubes bis April 2004 für die<br />

Schichtpakete des l<strong>in</strong>ken 3-fach-Extensometers<br />

gemäß Bild 1.<br />

Hebung [cm]<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

Bestimmung<br />

<strong>von</strong> n<br />

Hq�<br />

0,0<br />

Sept.01 Sept.02 Sept.03<br />

Zeit<br />

Sept.04 Sept.05<br />

Bild 8: Bestimmung des Exponenten n anhand<br />

<strong>von</strong> Extensometer-Messergebnissen im E<strong>in</strong>schnitt<br />

„Hilpoltste<strong>in</strong>“ (Bau-km 30+500)<br />

Die Anordnung der Messanker und der dazwischen<br />

liegen<strong>den</strong> Schichtpakete gehen ebenfalls<br />

aus Bild 1 hervor. Die Messergebnisse <strong>in</strong> Bild 8<br />

enthalten nur die gemessenen Quellhebungen.<br />

Soforthebungen <strong>in</strong>folge der e<strong>in</strong>zelnen Aushubphasen<br />

s<strong>in</strong>d herausgefiltert.<br />

Der gemessene Zeit-Hebungs-Verlauf lässt sich<br />

wie folgt unterteilen:<br />

• Voraushub ab September 2001,<br />

• Zwischenaushub bis Unterkante Bo<strong>den</strong>austausch<br />

ab November 2002,<br />

• E<strong>in</strong>bau des Bo<strong>den</strong>austausches und darüber liegender<br />

Oberbauschichten ab Juli 2003.<br />

Die Messergebnisse für das Schichtpaket des Extensometers<br />

zeigen, dass die Quellhebungen weitgehend<br />

zur Ruhe gekommen s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong>sbesondere<br />

nach E<strong>in</strong>bau des Bo<strong>den</strong>austausches.<br />

Diese Messergebnisse <strong>in</strong> situ wur<strong>den</strong> auch zur<br />

Bestimmung des Zeitparameters n verwendet. Er<br />

wurde solange variiert, bis der Anfangsanstieg<br />

des rechnerischen Quell-Hebungs-Zeitverlaufes<br />

3<br />

2<br />

1<br />

mit dem der Messergebnisse gut übere<strong>in</strong>stimmte.<br />

In Bild 8 ist der rechnerische Zeit-Hebungs-<br />

Verlauf mit n = 0,82 dargestellt.<br />

6. Quellhebungsprognosen<br />

6.1 Bemessungskonzept für die Bo<strong>den</strong>austauschdicken<br />

Das Grundpr<strong>in</strong>zip für die Beherrschung der<br />

Quellhebungen besteht dar<strong>in</strong>, durch möglichst<br />

zeitigen Aushub der E<strong>in</strong>schnitte die Quellhebungen<br />

weitgehend vorweg zu nehmen und die Restquellhebungen,<br />

die nach dem E<strong>in</strong>bau der Festen<br />

Fahrbahn noch zu erwarten s<strong>in</strong>d, durch e<strong>in</strong>en optimierten<br />

Bo<strong>den</strong>austausch auf das zulässige Maß<br />

zu begrenzen. Grundlage für das Bemessungskonzept<br />

des Bo<strong>den</strong>austausches bil<strong>den</strong> die rechnerischen<br />

Quellhebungsprognosen. In Bild 9 ist der<br />

Nachweis der zulässigen Hebungen zur Bemessung<br />

der erforderlichen Bo<strong>den</strong>austauschdicken<br />

dargestellt.<br />

Gesamthebung [mm]<br />

� q<br />

Nachweis der<br />

zulässigen Hebungen<br />

� � q �ÃH zul,FF<br />

Für erste Prognose = 3 ... 4<br />

Für verbesserte Prognosen < 3<br />

H q�<br />

Geplanter Zeitpunkt<br />

für E<strong>in</strong>bau<br />

Feste Fahrbahn<br />

Zeit [Monate]<br />

Bild 9: Nachweis der zulässigen Hebungen<br />

Die Bo<strong>den</strong>austauschdicke ist so zu dimensionieren,<br />

dass nach dem rechnerischen Quellhebungsverlauf,<br />

<strong>in</strong> dem auch der Bo<strong>den</strong>austausch berücksichtigt<br />

ist, nur noch Restquellhebungen �Hq e<strong>in</strong>treten,<br />

die kle<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>d als das festgelegte zulässige<br />

Hebungsmaß Hzul,FF <strong>von</strong> 1 cm.<br />

Wegen der Unsicherheiten bei der geologischen<br />

Modellierung, der starken Streuung der<br />

Laborversuchsergebnisse, des vere<strong>in</strong>fachten Berechnungsverfahrens<br />

und der ger<strong>in</strong>gen Erfahrungen<br />

mit Quellhebungen <strong>in</strong> E<strong>in</strong>schnitten wur<strong>den</strong><br />

die erwarteten Restquellhebungen �Hq mit e<strong>in</strong>em<br />

Sicherheitsfaktor <strong>von</strong> m<strong>in</strong>destens 3 beaufschlagt.<br />

6.2 Quellhebungsprognosen für <strong>den</strong> E<strong>in</strong>schnitt<br />

„Hilpoltste<strong>in</strong>“<br />

Die Quellhebungsprognosen, die bei Anwendung<br />

der Beobachtungsmethode die zentrale Rolle


spielen, wer<strong>den</strong> im Folgen<strong>den</strong> am Beispiel des<br />

E<strong>in</strong>schnittes „Hilpoltste<strong>in</strong>“ erläutert.<br />

Quellhebung [ cm ]<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,0<br />

0<br />

Gesamtaushub bis Erdplanum<br />

Hq� 1 2 3 4 5 6<br />

Zeit [ Jahre ]<br />

Bild 10: Erste Quellhebungsprognose für <strong>den</strong><br />

Berechnungsquerschnitt BQ2 im E<strong>in</strong>schnitt „Hilpoltste<strong>in</strong>“<br />

Kurz nach Beg<strong>in</strong>n der Aushubarbeiten wurde e<strong>in</strong>e<br />

erste Prognose erstellt. Hierfür wurde angenommen,<br />

dass der E<strong>in</strong>schnitt sofort bis zur Endaushubtiefe<br />

ausgehoben wird. E<strong>in</strong> eventueller Bo<strong>den</strong>austausch<br />

wurde nicht berücksichtigt. In<br />

Bild 10 s<strong>in</strong>d der Zeit-Hebungs-Verlauf und die<br />

Endquellhebung für <strong>den</strong> Berechnungsquerschnitt<br />

BQ2 dargestellt.<br />

Nach dieser ersten Prognose waren Endquellhebungen<br />

<strong>von</strong> <strong>in</strong>sgesamt ca. 4,5 cm zu erwarten.<br />

Quellhebung [ cm ]<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,0<br />

0<br />

1. Aushub<br />

2. Aushub 3. A.<br />

Bo<strong>den</strong>austausch<br />

H q�<br />

E<strong>in</strong>bau FF<br />

1 2 3<br />

Zeit [ Jahre ]<br />

4 5 6<br />

Bild 11: Verbesserte Quellhebungsprognose für<br />

<strong>den</strong> Berechnungsquerschnitt BQ 2 im E<strong>in</strong>schnitt<br />

„Hilpoltste<strong>in</strong>“<br />

Die Bemessung der Bo<strong>den</strong>austauschdicken erfolgte<br />

zu e<strong>in</strong>em späteren Zeitpunkt. Die Quellhebungsprognose<br />

wurde dah<strong>in</strong>gehend verfe<strong>in</strong>ert,<br />

dass sowohl bisher erfolgte Bautätigkeit (Voraushub)<br />

als auch der noch geplante Bauablauf detaillierter<br />

im Quellhebungsverlauf berücksichtigt<br />

wur<strong>den</strong>. Außerdem wurde e<strong>in</strong> Bo<strong>den</strong>austausch<br />

berücksichtigt (M<strong>in</strong>destdicke 0,5 m im Los Nord,<br />

M<strong>in</strong>destdicke 1 m im Los Süd). Wenn die im<br />

Bild 9 angegebene Nachweisbed<strong>in</strong>gung nicht<br />

erfüllt war, wurde die Bo<strong>den</strong>austauschdicke dementsprechend<br />

vergrößert. In Bild 11 ist e<strong>in</strong>e<br />

verbesserte Prognose des Zeithebungsverlaufes<br />

für <strong>den</strong> Berechnungsquerschnitt BQ2 dargestellt.<br />

Während des dreiphasigen Aushub nehmen die<br />

Quellhebungen überproportional zu. Dieser Verlauf<br />

wird durch <strong>den</strong> als Oberflächenlast wirken<strong>den</strong><br />

Bo<strong>den</strong>austausch stark verm<strong>in</strong>dert, so dass die<br />

Restquellhebungen nach E<strong>in</strong>bau der Festen Fahrbahn<br />

<strong>den</strong> Anforderungen des Bemessungskonzeptes<br />

h<strong>in</strong>reichend genügen.<br />

cm<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,0<br />

BQ 1<br />

1. Prognose<br />

BQ 2<br />

BQ 3<br />

EPL<br />

2. Prognose<br />

BQ 4<br />

cm<br />

4,0<br />

Bild 12: Hebungsband der Endquellhebungen entlang<br />

der Trasse im E<strong>in</strong>schnitt „Hilpoltste<strong>in</strong>“<br />

In Bild 12 ist das Hebungsband mit 4 Berechnungsquerschnitten<br />

für die Endquellhebung entlang<br />

der Trassenachse dargestellt. Die Endquellhebungen<br />

der verbesserten Prognose s<strong>in</strong>d kle<strong>in</strong>er<br />

als die der ersten Prognose.<br />

7. Bautechnische Maßnahmen<br />

7.1 Bo<strong>den</strong>austausch im Baulos Nord<br />

Bei der Festlegung der Bo<strong>den</strong>austauschdicken<br />

wurde berücksichtigt, dass unkontrollierter Wasserzutritt<br />

das Quellvermögen verstärken kann. In<br />

Bild 13 ist der ausgeführte Bo<strong>den</strong>austausch mit<br />

unterschiedlichen Regeldicken dargestellt.<br />

36+200<br />

0,80 m<br />

36+350<br />

36+450<br />

2,30 m<br />

Bo<strong>den</strong>austausch<br />

EPL<br />

0,80 m<br />

Bild 13: Bo<strong>den</strong>austausch mit unterschiedlichen<br />

Regelmächtigkeiten im Los Nord<br />

36+650<br />

Die erforderlichen Bo<strong>den</strong>austauschdicken wur<strong>den</strong><br />

nach dem o.g. Bemessungskonzept ermittelt.<br />

Da <strong>in</strong> diesen E<strong>in</strong>schnitten – unabhängig <strong>von</strong> der<br />

Quellproblematik – e<strong>in</strong>e 30 cm dicke Bo<strong>den</strong>ver-<br />

36+850<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,0<br />

37+000


esserung <strong>in</strong> <strong>den</strong> E<strong>in</strong>schnittsohlen ohneh<strong>in</strong> vorgesehen<br />

war, wurde e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>destaustauschdicke<br />

<strong>von</strong> 0,5 m vorgegeben.<br />

Um jeglichen Wasserzutritt oberhalb des Bo<strong>den</strong>austausches<br />

zu verh<strong>in</strong>dern, wurde über <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong>austausch<br />

e<strong>in</strong>e 8 cm dicke Asphaltschutzschicht<br />

aufgebracht (siehe Bild 14 l<strong>in</strong>ks).<br />

Los Nord<br />

Feste Fahrbahn System Bögl<br />

HGT<br />

FSS<br />

Asphaltschutzschicht d = 8 cm<br />

Bo<strong>den</strong>austausch 0,5 � m � 2,3 m<br />

Untergrund<br />

5 % 5 %<br />

5 %<br />

5 %<br />

Los Süd<br />

Feste Fahrbahn System Rheda 2000<br />

2,55 m 3.20 m<br />

HGT<br />

FSS<br />

Bo<strong>den</strong>austausch m = 1,0 m<br />

Untergrund<br />

Bild 14: Fahrwegaufbau für die Quelle<strong>in</strong>schnitte<br />

im Baulos Nord und Baulos Süd<br />

7.2 Bo<strong>den</strong>austausch im Baulos Süd<br />

Im Bereich der <strong>quellge</strong><strong>fährdeten</strong> tertiären Tone<br />

wurde e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitlicher Bo<strong>den</strong>austausch <strong>von</strong> 1 m<br />

Dicke ohne Oberflächenschutz ausgeführt (siehe<br />

Bild 14 rechts). Diese Dicke war vor allem deswegen<br />

notwendig, um die dynamische Stabilität<br />

nachweisen zu können (3). Wegen des ger<strong>in</strong>geren<br />

Quellvermögens der tertiären Tone hätte auch e<strong>in</strong><br />

ger<strong>in</strong>gerer Bo<strong>den</strong>austausch ausgereicht.<br />

Losübergreifend wurde der Bo<strong>den</strong>austausch<br />

mit Materialien vorgenommen, die dem Anforderungskatalog<br />

Feste Fahrbahn genügen.<br />

8. Schlussbemerkungen<br />

Während der Herstellung der E<strong>in</strong>schnitte wur<strong>den</strong><br />

die Hebungen kont<strong>in</strong>uierlich durch Extensometer-<br />

und Gleitdeformetermessungen überwacht. Ergänzend<br />

wur<strong>den</strong> geodätische Messungen nach<br />

<strong>den</strong> wichtigsten Zwischenbauzustän<strong>den</strong> auf <strong>den</strong><br />

jeweiligen Planien durchgeführt. Die Messergebnisse<br />

haben ten<strong>den</strong>ziell <strong>den</strong> Verlauf der Quellhebung<br />

bestätigt und gezeigt, dass die prognostizierten<br />

Quellhebungen zu groß s<strong>in</strong>d und demzufolge<br />

auf der sicheren Seite liegen. Wie erwartet s<strong>in</strong>d<br />

die Hebungen <strong>in</strong> allen E<strong>in</strong>schnitten nach E<strong>in</strong>bau<br />

des Bo<strong>den</strong>austausches weitgehend zur Ruhe gekommen.<br />

Durch die umfangreichen Untersuchungen zum<br />

Quellverhalten und die konsequenten Anwendung<br />

der Beobachtungsmethode konnten die erforderlichen<br />

Bo<strong>den</strong>austauschdicken optimiert wer<strong>den</strong><br />

(maximale Dicke 2,30 m, m<strong>in</strong>imale Dicke 0,5 m).<br />

Die durchschnittliche Bo<strong>den</strong>austauschdicke im<br />

Baulos Nord beträgt 0,85 m und im Baulos Süd<br />

1 m. Im Vergleich zu dem ursprünglich vorgesehenen<br />

Bo<strong>den</strong>austausch ergeben sich dadurch E<strong>in</strong>sparungen<br />

<strong>von</strong> über 50 %.<br />

Quellennachweis<br />

1. Fritzsche, S.: Untersuchung und bautechnische<br />

Beherrschung des Quellverhaltens <strong>von</strong> Tonste<strong>in</strong>en<br />

am Beispiel der E<strong>in</strong>schnitte der NBS Nürnberg<br />

– Ingolstadt. Diplomarbeit, Institut für Geotechnik<br />

der TU Bergakademie Freiberg, 2002<br />

2. Grob, H.: Schwelldruck im Belchentunnel.<br />

Proc. Int. Symp. für Untertagebau, Luzern, S. 99-<br />

119, 1972<br />

3. Hu, Y, Gartung, E, Prühs, H, Müllner, B.: Bewertung<br />

der dynamischen Stabilität <strong>von</strong> Erdbauwerken<br />

unter Eisenbahnverkehr. Geotechnik,<br />

26(1), S 42-56, 2003<br />

4. Huder, J.; Amberg, G.: Quellung <strong>in</strong> Mergel,<br />

Opal<strong>in</strong>uston und Anhydrit. Schweizerische Bauzeitung,<br />

83, S. 975-980, 1975<br />

5. Kiehl, J. R.: E<strong>in</strong> dreidimensionales Quellgesetz<br />

und se<strong>in</strong>e Anwendung auf <strong>den</strong> Felshohlraumbau.<br />

Sonderheft Geotechnik, Vorträge zum 9. Internationalen<br />

Felsmechanik Symposium, 1990<br />

6. Paul, A.: Quellversuche an Geste<strong>in</strong>sproben,<br />

Empfehlung Nr.11 des Arbeitskreises 19 – Versuchstechnik<br />

Fels – der Deutschen Gesellschaft<br />

für Erd- und Grundbau e.V. Bautechnik, 63(3),<br />

S. 100-104, 1986.<br />

7. Pimentel, E.: Quellverhalten <strong>von</strong> diagenetisch<br />

verfestigten Tonste<strong>in</strong>. Veröffentlichung des Inst.<br />

Bo<strong>den</strong>- und Felsmechanik Universität Karlsruhe,<br />

Heft 139, 1996<br />

8. <strong>von</strong> Wolffersdorff, P.-A.; Hempel, M.; Raithel,<br />

M.: Bau e<strong>in</strong>er Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsstrecke auf<br />

quellfähigen Untergrund. Proc. 12. Donau-Europäische<br />

Konferenz, Passau, VGE Verlag Glückauf,<br />

S. 407-410, 2002<br />

9. <strong>von</strong> Wolffersdorff, P.-A.; Fritzsche, S.: Laboratory<br />

swell tests on overconsolidated clay and<br />

diagenetic solidified clay rocks. Proc. Geotechnical<br />

Measurements and Modell<strong>in</strong>g, Karlsruhe,<br />

A.A. Balkema Pub., S. 407-412, 2003<br />

10. Wittke-Gattermann, P.: Verfahren zur Bemessung<br />

<strong>von</strong> Tunnels <strong>in</strong> quellfähigen Gebirge und<br />

Kalibrierung an e<strong>in</strong>em Versuchsbauwerk. WBI-<br />

Pr<strong>in</strong>t 1 Verlag Glückauf, Essen, 1998<br />

11. Wittke, M.: Begrenzung der Quelldrücke<br />

durch Selbstabdichtung beim Tunnelbau im anhydritführen<strong>den</strong><br />

Gebirge. WBI-Pr<strong>in</strong>t 13 Verlag<br />

Glückauf, Essen, 2003

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