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J. & L. Lobmeyr. 150 Jahre - Pressglas-Korrespondenz

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<strong>Pressglas</strong>-<strong>Korrespondenz</strong> Nr. 01/1999<br />

Peter Rath, Wien / Glasatelier Steinschönau 9.10.1998<br />

J. & L. <strong>Lobmeyr</strong> und seine Glashütten in Slavonien<br />

Auszug aus<br />

Robert Schmidt, „100 <strong>Jahre</strong> österreichische Glaskunst. <strong>Lobmeyr</strong> 1823-1923“, Verlag Anton Schroll &<br />

Co., Wien 1926, Hrsg. zum 100-jährigen Bestands-Jubiläum von J. & L. <strong>Lobmeyr</strong>, Wien<br />

[SG: zur besseren Übersicht wurden Absätze und Zwischentitel eingefügt]<br />

Die <strong>Pressglas</strong>-Hütte in Marienthal<br />

Zusammen mit einem gewissen Joseph Kempf pachtete<br />

Josef <strong>Lobmeyr</strong> im <strong>Jahre</strong> 1837 [SG: 1836 ?] die dortige,<br />

der gräflich Pejacsevich‘schen Herrschaft gehörende<br />

Glashütte in Marienthal gegen eine Pachtsumme von<br />

1000 Gulden auf 12 <strong>Jahre</strong>. <strong>Lobmeyr</strong> scheint aber weder<br />

große Freude noch großen Gewinn von dieser Pachtung<br />

gehabt zu haben. Kempf war Direktor der Hütte, ließ<br />

sich aber bald Unregelmäßigkeiten zuschulden kommen,<br />

so dass er gerichtlich belangt und davon gejagt<br />

werden musste. Daraufhin engagierte <strong>Lobmeyr</strong> als Leiter<br />

der Hütte Georg Trnka, der bereits auf der in Bergreichenstein<br />

im Böhmerwald gelegenen Glasfabrik von<br />

Johann Baptist Eisner & Sohn tätig gewesen war. Die<br />

Hütte brauchte fort und fort Zuschüsse. <strong>Lobmeyr</strong> musste<br />

in jedem Jahr nach dem Rechten sehen, konnte aber<br />

nicht helfend eingreifen, weil ihm die technischen Vorkenntnisse<br />

fehlten.<br />

Erkundigungen in Paris<br />

Noch vor 1839 war der unternehmerische Mann nach<br />

Paris und London gefahren und dabei in Frankreich in<br />

die Glasfabrik St. Louis gekommen, wo nach den Aufzeichnungen<br />

Ludwig <strong>Lobmeyr</strong>s „brillantiertes <strong>Pressglas</strong><br />

als epochemachende Neuigkeit in Menge erzeugt wurde.<br />

So wurden wohl eine Maschine und Pressmodelle in<br />

Marienthal angefertigt, welche sich aber als untauglich<br />

erwiesen. Es gelang dem Vater, sich Maschinen und<br />

Formen aus Frankreich zu verschaffen, die taugten. Aber<br />

unser Glas war zu hart, unsere Erzeugnisse waren<br />

nicht mit den französischen zu vergleichen."<br />

Die <strong>Pressglas</strong>-Hütte in Zwechewo<br />

Derartige Misserfolge aber konnten <strong>Lobmeyr</strong> nicht von<br />

seinen Zielen abbringen. Im Gegenteil, als sich im <strong>Jahre</strong><br />

1841 die Gelegenheit bot, noch eine weitere Glashütte<br />

zu betreiben, griff er sofort zu. Es handelte sich um das<br />

nicht allzuweit von Marienthal gelegene Zwechewo, wo<br />

er mit einem gewissen Karl Sigismund Hondl zusammen<br />

eine Glasfabrik errichtete. Am 24. August 1841<br />

schließen dann <strong>Lobmeyr</strong> und Hondl in Wien einen Gesellschaftsvertrag<br />

ab. Die Firma hieß Hondl & <strong>Lobmeyr</strong>;<br />

die Geschäftskarte zeigt eine Ansicht der Hütte<br />

mit allen zugehörigen Wohn- und Werksgebäuden.<br />

(Beide Hüttenplätze haben Beate und Peter Rath am 22.<br />

August 1997 wiederentdeckt und genauestens kartographiert).<br />

Hondl, der bisher eine andere Glashütte - in Jankowacz<br />

bei Daruvar [SG: Westslawonien] - betrieben hatte, übernahm<br />

die Oberaufsicht gegen ein jährliches Gehalt<br />

von 600 Gulden, die brauchbaren Materialien und<br />

Werkzeuge der aufgelassenen Hütte werden nach dem<br />

realen Werte als bare Einlage übernommen, ebenso<br />

wurden etliche Arbeiter von dort hier wieder eingestellt.<br />

Die besseren, feineren Artikel sollten - gemäß dem oben<br />

angeführten Kontrakt-Paragraphen - in Zwechewo gearbeitet<br />

werden.<br />

Abb. 01-99/15<br />

aus <strong>Lobmeyr</strong> 1998, S. 27<br />

Das Ende des „slavonischen Abenteuers“<br />

Wegen der stets mangelhaften Buchführung musste<br />

<strong>Lobmeyr</strong> häufig nach Slavonien reisen, wobei er immer<br />

einen seiner Söhne mitnahm, bis von 1848 an Ludwig<br />

<strong>Lobmeyr</strong> mit der Ordnung der dortigen Geschäfte allein<br />

betraut wurde. Als die 12-jährige Pacht von Marienthal<br />

mit dem <strong>Jahre</strong> 1848 ablief, erneuerte <strong>Lobmeyr</strong> sie nicht.<br />

Seit 1850 war ein Prozess gegen Hondl anhängig, der<br />

unendlichen Aufwand an Zeit und Mühe kostete und<br />

damit endete, dass vom 5. Juli 1851 an die Firma <strong>Lobmeyr</strong><br />

Alleinbesitzerin der Hütte war. Josef <strong>Lobmeyr</strong> erlebte<br />

das ersehnte Ende des Unternehmens nicht mehr.<br />

Erst im Januar 1857 konnte Ludwig <strong>Lobmeyr</strong> das „slavonische<br />

Abenteuer", wie er es selbst nennt, endgültig<br />

liquidieren. Das hineingesteckte Kapital war zwar gerettet,<br />

aber um den Preis von Ludwig <strong>Lobmeyr</strong>s Gesundheit,<br />

die durch die anstrengenden Reisen nach Marienthal<br />

und Zwechewo dauerhaft angegriffen war.<br />

Seite 14 von 60 Seiten d:\<strong>Pressglas</strong>\<strong>Korrespondenz</strong>\pk-1999-01-1.doc Stand 08.12.00

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