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J. & L. Lobmeyr. 150 Jahre - Pressglas-Korrespondenz

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<strong>Pressglas</strong>-<strong>Korrespondenz</strong> Nr. 01/1999<br />

Harald, Peter und Stefan Rath, Wien 1973<br />

J. & L. <strong>Lobmeyr</strong>. <strong>150</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Auszug aus der Festschrift „J. & L. <strong>Lobmeyr</strong>. <strong>150</strong> <strong>Jahre</strong>“, hrsg. <strong>Lobmeyr</strong>, Wien 1973<br />

Einführung<br />

[...] Zwei Bücher sind über <strong>Lobmeyr</strong> erschienen, beide<br />

für den an Glas Interessierten zum Standardwerk geworden:<br />

das Hundert-Jahr-Buch von Robert Schmidt,<br />

von dem wir eine kleine Neuauflage bereithalten, das<br />

zweite, im Herold Verlag erschienene Büchlein, „Stefan<br />

Rath, <strong>Lobmeyr</strong>“, ist nun schon seit zwei <strong>Jahre</strong>n vergriffen.<br />

Abb. 01-99/08<br />

Josef <strong>Lobmeyr</strong> sen.<br />

der Gründer, geboren 1792 in Grieskirchen, dessen Mutter<br />

Therese, geb. Hölzl, einer alten Glasmacherfamilie entstammt.<br />

Kam als Wandergeselle 1813 erstmals nach Wien.<br />

1823 erste belegbare Geschäftsführung im Haus „Zur Kaiserin<br />

von Österreich“, Weihburggasse, angekauft um 600<br />

Gulden zu Beginn des <strong>Jahre</strong>s 1823 als „G'Wölb“. Rascher<br />

Aufstieg des Geschäftes, Aufträge für den kaiserlichen Hof.<br />

Übersiedlung in das erworbene Familienhaus Ecke Kärntner<br />

Straße-Weihburggasse. Pionierzeit - Erste Blüte.<br />

„Josef <strong>Lobmeyr</strong>, dessen Bildung von Haus aus gering, dessen<br />

Rührigkeit und Weltsinn aber bewunderungswürdig<br />

stark waren und sich auf seine Söhne vererbten, denen er<br />

alles bot, was sich damals auf den Schulen lernen ließ, war<br />

einer von jenen Altwienern, die das Pfahlbürgertum abstreiften<br />

und auch ins Ausland gingen, um zu lernen.“ Eduard<br />

Leisching, Direktor des Österreichischen Museums für<br />

Kunst und Industrie, Wien, in: Ludwig <strong>Lobmeyr</strong>, Wiener<br />

Drucke 1925, S. 5<br />

Trotz des bedeutenden Anlasses fühlen wir uns noch<br />

keinesfalls berechtigt, erneut mit einem Buch an die Öffentlichkeit<br />

zu treten. Aus diesem Grunde haben wir uns<br />

entschlossen, mit dieser Festschrift einem möglichst<br />

breiten Kreis einen illustrierten Rechenschaftsbericht<br />

vorzulegen, der durch sein Bildmaterial besonderen<br />

Hinweis auf unsere zukünftige Tätigkeit geben soll.<br />

[...] Da liegen in unserem Museum ein Glasschneidediamant,<br />

eine Schnupftabakdose, ein Siegelring,<br />

zwei Biedermeier-Miniaturen; in den Archiven haben<br />

wir Rechnungen und Briefe mit der Unterschrift<br />

dieses Josef <strong>Lobmeyr</strong> aus Grieskirchen, der als Wandergeselle<br />

nach Wien zog, um sich 1822 als selbständi-<br />

ger Glasermeister in einem Laden in der Weihburggasse<br />

niederzulassen. Es sind Biedermeier-Antiquitäten, wie<br />

man sie hübsch ausgelegt in den Geschäften zum Kauf<br />

angeboten bekommt; Biederrneier-Antiquitäten, die unserem<br />

Ururgroßvater zur Bewältigung seiner täglichen<br />

Probleme gedient haben.<br />

Abb. 01-99/09<br />

Geschäftsportal seit 1824<br />

Haus Nr. 940, Ecke Weihburggasse-Kärntner Straße, erworben<br />

1824. Zukauf benachbarter Lokalitäten (sämtliche<br />

im Hause „Zum Fürsten Metternich“) und 1848 endgültiger<br />

Ausbau. 1860 Renovierung der Fassade durch den Architekten<br />

Siccardsburg. [Aquarell Rudolf von Alt]<br />

„Auf kaiserlichen Wunsch musste damals [um 1895] die<br />

Kärtnerstraße verbreitert werden. Das <strong>Lobmeyr</strong>haus Nr.<br />

940 war eines der letzten Barockhäuser, die bis weit in die<br />

Mitte der neugeplanten Prachtstraße vorragten - es musste<br />

abgerissen werden.“ <strong>Lobmeyr</strong> 1998, S. 62<br />

Bei <strong>Lobmeyr</strong> in der damaligen Zeit<br />

Diese erste Pionierzeit bei <strong>Lobmeyr</strong> ist uns also nur<br />

durch Überlieferung, durch „Funde“ illustriert. Die<br />

schönsten Illustrationen aus dieser Zeit und gleichzeitig<br />

auch die am besten zu verwertenden sind die auf uns<br />

überkommenen Glas- und Servicemuster nach Entwürfen<br />

von Josef <strong>Lobmeyr</strong> sen. Aus den Aufzeichnungen<br />

von Ludwig, dem jüngsten Sohn des Gründers, haben<br />

wir kurzen Einblick in die Art der Geschäftsführung bei<br />

<strong>Lobmeyr</strong> der damaligen Zeit. „Das Geschäft wurde,<br />

nachdem die Gesellen ein einfaches Frühstück erhalten<br />

Stand 08.12.00 d:\<strong>Pressglas</strong>\<strong>Korrespondenz</strong>\pk-1999-01-1.doc Seite 9 von 60 Seiten


<strong>Pressglas</strong>-<strong>Korrespondenz</strong> Nr. 01/1999<br />

hatten, um 7 Uhr geöffnet. Um 12 ging ein Teil der Gesellen,<br />

um halb 1 Uhr der andere zum Mittagstisch. Als<br />

wir zwei älteren Brüder nicht mehr zur Schule gingen,<br />

speiste je einer von uns an dem einen und anderen Gesellentisch<br />

mit. Die Eltern und anderen Geschwister<br />

kamen um 1 Uhr dran. Um 8 Uhr wurde das Geschäft<br />

gesperrt, dann nachtmahlten wir und die Gesellen gesondert.<br />

An Sonn- und Feiertagen war nicht nur gemeinsamer<br />

Tisch, sondern auch regelmäßig unser jeweiliger<br />

Hauslehrer oder gelegentlich die Großeltern oder<br />

sonstwer zugegen. Nach des Vaters Tod entfiel der<br />

Sonntagstisch, dann wurden die Verheirateten ganz<br />

freigelassen, auch konnte ein jeder seine Wohnung<br />

selbst besorgen, und als die Mutter starb, erhielten alle<br />

Kostgeld. Mit dem alten Brauch war es aus, er hatte sich<br />

überlebt, wenigstens für unser Haus.“<br />

Josef <strong>Lobmeyr</strong> jun.<br />

übernimmt 1855 nach seines Vaters Tod die gutgehende<br />

Firma. 1860 Protokollierung der Firma J. & L. <strong>Lobmeyr</strong> im<br />

ersten Handelsregister in Wien. Nach den erhaltenen Unterlagen<br />

scheint sich der ruhige Josef vor allem des Exports<br />

angenommen zu haben. Großaufträge für Moscheen im<br />

Nahen Osten. Er stirbt 1864 an den Folgen einer Krankheit<br />

nach Rückkehr von einer Reise nach Kairo.<br />

„Der Gesundheitszustand Josef <strong>Lobmeyr</strong>s verschlechterte<br />

sich allerdings in einem solchen Maße, dass der Plan [eines<br />

Neubaus] aufgegeben und das Grundstück wieder verkauft<br />

wurde. Aus dem selben Grund wurde schließlich auch<br />

ein anderes Projekt nie realisiert, nämlich die Errichtung einer<br />

eigenen, mit allen technischen Errungenschaften des<br />

Auslands ausgestatteten Fabrik in Böhmen.“ [<strong>Lobmeyr</strong><br />

1998, S. 40]<br />

Tafelservice für den kaiserlichen Hof<br />

Auch wenn uns hundert <strong>Jahre</strong> nachher die Geschäftsführung<br />

als altmodisch, fast mittelalterlich vorkommt, sind<br />

damals Leistungen gesetzt, Aufträge ausgeführt worden,<br />

über die wir nur staunen können.<br />

Der kaiserliche Hof erhielt zwei komplette Tafelservice<br />

für einige hundert Personen ausgeführt; große Lagerbestände<br />

sind davon heute noch in der Hoftafel- und Silberkammer<br />

ausgestellt.<br />

Die Revolution 1848 war nicht ohne Scherben bei <strong>Lobmeyr</strong><br />

vorübergegangen. Unser Familienhaus „Zum<br />

Fürsten Metternich“ wurde bei den Unruhen von Studenten<br />

gestürmt, Fenster und Waren fielen der zweifellos<br />

von dieser Gelegenheit begeisterten Jugend zum Opfer.<br />

Gerade wie sich die äußeren Zeiten änderten, gerade<br />

zu dieser Zeit war es die neue Generation mit den zwei<br />

Gründersöhnen Josef und Ludwig <strong>Lobmeyr</strong>, die die<br />

Führung übernehmen konnten. Während Josef sich dem<br />

Aufbau eines beginnenden Exportes in den Nahen Osten<br />

widmete, war es Ludwig, der sich um die Schaffung<br />

neuer Muster und um deren Herstellung bemühte.<br />

In unermüdlicher Arbeit zeichnete er weit über hundert<br />

Tafelservice, zahllose Garnituren, Vasen und Ziergefäße<br />

in Kristall mit Schliff, reicher Gravierung, Emaillierung<br />

oder Vergoldung. Ludwig <strong>Lobmeyr</strong> wird der große<br />

Glasgestalter der „Ringstraßenzeit“, der „Gründerzeit“,<br />

die für unseren Betrieb bereits eine Zeit der ausgereiften<br />

Hochblüte war.<br />

Er beeinflußte durch eigene Publikationen, durch Beteiligungen<br />

an internationalen Ausstellungen die ganze<br />

Epoche der österreichischen Glasindustrie. Sein Zusammenarbeiten<br />

mit den Architekten Friedrich von<br />

Schmidt, Theophil Hansen und anderen Künstler-<br />

Persönlichkeiten der Zeit hat sich bis auf uns in den<br />

herrlichen Mustern erhalten, die im ersten Stock in der<br />

Kärntner Straße unser „Museum“ füllen.<br />

Abb. 01-99/10<br />

Ludwig <strong>Lobmeyr</strong><br />

tritt 1859 in die Firma seines Bruders ein. Er ist eine der<br />

großen Unternehmerpersönlichkeiten der Wiener „Ringstraßenzeit“.<br />

Zahlreiche Entwürfe stammen von seiner<br />

Hand. Hochblüte der österreichischen Glasindustrie; auf<br />

dem Kristallluster-Sektor bahnbrechend. Er erhält zahlreiche<br />

Ehrungen und Preise. Mitbegründer des Österreichischen<br />

Museums für Kunst und Industrie.<br />

Ludwig war es auch, der sich besonders um die Entwicklung<br />

des Kristallusters bemühte, den sein Vater<br />

schon bei <strong>Lobmeyr</strong> eingeführt hatte. Waren es ursprünglich<br />

Kopien von Barock-, Empire- und Biedermeier-<br />

Formen, so kam mit der Erfindung der elektrischen<br />

Glühlampe durch Edison eine Revolution in das Beleuchtungswesen<br />

überhaupt. 1883 auf der ersten Elektrizitätsausstellung<br />

in der Wiener Rotunde war eine Reihe<br />

von Glaslustern von <strong>Lobmeyr</strong> zu sehen, die mit der<br />

neuen Glühlampe bereits reife Lösungen brachten. Interessant<br />

ist, daß diese große Unternehmer-Persönlichkeit<br />

noch zu Lebzeiten den von ihm zur Blüte gebrachten<br />

Betrieb an seinen Neffen weitergab und sich nach der<br />

großen Weltausstellung in Paris 1900 immer mehr vom<br />

Geschäft zurückziehen konnte; auch dies zeugt von großer<br />

Selbstüberwindung und Weitblick.<br />

Nun war der jüngste Sohn seiner Schwester mit der<br />

Führung des alten Familienbetriebes betraut, unser<br />

Großvater Stefan Rath. Ihn haben wir drei Buben schon<br />

richtig gekannt, aus seiner Zeit haben wir viel Material.<br />

Wir haben (vor allem Harald) bei ihm gelernt, wir greifen<br />

dauernd auf seine Leistungen zurück, wo immer wir<br />

uns unsicher fühlen.<br />

Auf Entwürfe aus seiner Epoche nach der großen<br />

„Kunst- und Geschmacksrevolution“, wie er sich ausdrückte,<br />

aus der Wiener Werkstättenzeit also, die er<br />

vom Glas her selbst so wesentlich beeinflußt hat, führen<br />

wir nachwievor einen Großteil unseres Serviceglases<br />

und unserer Ziergläser zurück.<br />

Seite 10 von 60 Seiten d:\<strong>Pressglas</strong>\<strong>Korrespondenz</strong>\pk-1999-01-1.doc Stand 08.12.00


<strong>Pressglas</strong>-<strong>Korrespondenz</strong> Nr. 01/1999<br />

Abb. 01-99/11<br />

Stefan, Rath sen.<br />

ist seit 1894 in der Firma seines unverheirateten Onkels<br />

Ludwig <strong>Lobmeyr</strong> tätig. Er erlebt die Übersiedlung in das jetzige<br />

Stammhaus Kärntner Straße 26. Nach dem Tod Ludwigs<br />

1917 ist Stefan Rath Alleininhaber in recht turbulenter<br />

Zeit. Gründung der Werkstätten in Steinschönau, zweite<br />

große Blüte in Zusammenarbeit mit den Trägern der Wiener-Werkstätten-Idee.<br />

Die Gestaltung, vor allem die Gravierung,<br />

wird sein Hauptschaffensgebiet.<br />

Für uns, die wir den zweiten Krieg erlebt haben, ist es<br />

erstaunlich, wie der erste Weltkrieg und der Tod Ludwig<br />

<strong>Lobmeyr</strong>s 1917 für unseren Großvater anscheinend<br />

nicht die Katastrophe bedeutet hat, die sich im plötzlichen<br />

Wechsel des Stils ausdrückt. Im Gegenteil, gerade<br />

die zwanziger <strong>Jahre</strong> sind es, die Stefan Rath mit seinem<br />

gewissenhaften Schaffen für die Gründung der Werkstätten<br />

in Steinschönau im Riesengebirge verwendet,<br />

um dann auf der Weltausstellung 1925 in Paris für sich<br />

die Lorbeeren zu holen. Diese Ausstellung, die zwar mit<br />

Mühen zustande gekommen war - wie auch dann unser<br />

Vater immer wieder betonte - hat uns nun schon fast 50<br />

<strong>Jahre</strong> wesentlich befruchtet. Nur vier <strong>Jahre</strong> später kam<br />

mit der Weltwirtschaftskrise eine der härtesten Zeiten<br />

für unser Luxusgeschäft. Die Schilderungen von der<br />

dauernden Angst, das Geschäft sperren zu müssen, erscheinen<br />

uns heute in einer Zeit des Überflusses unvorstellbar<br />

und irreal.<br />

Auch Stefan Rath, als wohl der letzte „Große alte Mann<br />

des Glases“, hat die Firma noch zu seinen Lebzeiten<br />

seinem Sohn Hans Harald Rath, unserem Vater, im <strong>Jahre</strong><br />

1938 übergeben. Wir glauben fest, daß diese Übergaben<br />

zu Lebzeiten an die folgende Generation, meist<br />

knapp nach einem Höhepunkt, wohl unter hartem Verzicht<br />

auf eigenen Ehrgeiz unserer alten Firma kolossal<br />

genützt haben, wir möchten fast sagen einer der Hauptgründe<br />

für das so ersprießliche Fortbestehen des alten<br />

Hauses waren. Schon allein die Tatsache, daß wir die alte<br />

Regel widerlegt haben, nach der eine Firma meist mit<br />

der dritten Generation ausstirbt, ist, wie wir glauben, auf<br />

diese freiwilligen Ablösen zurückzuführen.<br />

[...]<br />

Hans Harald Rath<br />

übernimmt 1938 die Firma noch zu Lebzeiten seines Vaters.<br />

Sein Metier wird bald die repräsentative Kristallbeleuchtung<br />

- hier zuerst im Krieg für Berlin. Nach Kriegsende<br />

entscheidender Beitrag zum Wiederaufbau der österreichischen<br />

Glaserzeugung. Er ist ein zäher Kämpfer für das<br />

schöpferische Handwerk. 1968 stirbt er durch einen tragischen<br />

Unfall.<br />

Seine Söhne Harald, Peter und Stefan Rath übernehmen<br />

den alten Familienbetrieb.<br />

Stand 08.12.00 d:\<strong>Pressglas</strong>\<strong>Korrespondenz</strong>\pk-1999-01-1.doc Seite 11 von 60 Seiten<br />

[...]<br />

Abb. 01-99/12<br />

Geschäftsportal seit 1895<br />

Ab 1895 befindet sich das Geschäft in Kärntner Straße 26,<br />

die gesamte Innenarchitektur wird eigens für <strong>Lobmeyr</strong> entworfen,<br />

um unter anderem die aus dem <strong>Jahre</strong> 1838 stammenden<br />

Regale aufstellen zu können. Bis auf geringfügige<br />

Abänderungen ist die Fassade von Architekt Van der Nüll<br />

seit 1895 gleich geblieben. 1973, nach Verlegung der<br />

Werkstätten, Ausbau des 2. Stockwerkes in ausstellungsgerechter<br />

Architektur nach Plänen der Architekten Eva und<br />

Karl Mang.


<strong>Pressglas</strong>-<strong>Korrespondenz</strong> Nr. 01/1999<br />

Abb. 01-99/13<br />

aus J. & L. <strong>Lobmeyr</strong>. <strong>150</strong> <strong>Jahre</strong>. Wien 1973<br />

das Foto aus dem Firmen-Museum zeigt das gleiche Glas<br />

wie die gezeichnete Abbildung aus Brockhaus 1894!<br />

s. Abb. 01-99/07!<br />

Zeittafel aus der Festschrift J. & L. <strong>Lobmeyr</strong><br />

1822 Erteilung der Befugnis zur Führung eines Glasgeschäftes<br />

an Josef <strong>Lobmeyr</strong> sen.<br />

1823 Eröffnung in der Weihburggasse im Hause „Zur Kaiserin<br />

von Österreich“<br />

1824 Josef <strong>Lobmeyr</strong> erhält Meister- und Bürgerrecht. Übersiedlung<br />

in das Haus Nr. 940, Ecke Kärntner<br />

Straße-Weihburggasse. (Das Geschäft führt bis<br />

1848 den Namen „Zum Fürsten Metternich“.)<br />

1835 Lieferung des ersten Burgservices für den kaiserlichen<br />

Hof<br />

1851 Heirat Louise <strong>Lobmeyr</strong> mit dem Glashütten-Besitzer<br />

Wilhelm Kralik<br />

1855 Tod Josef <strong>Lobmeyr</strong> sen. Josef <strong>Lobmeyr</strong> jun. übernimmt<br />

das Geschäft<br />

1859 Ludwig <strong>Lobmeyr</strong> wird Gesellschafter seines Bruders<br />

Josef<br />

1860 Die Firma führt den Namen „J. & L. <strong>Lobmeyr</strong>. K. u.<br />

k. Hofglaser und Hofglaswarenhändler“<br />

1860 Neues Geschäftsportal nach einem Entwurf August<br />

von Siccardsburg<br />

1862 Londoner Weltausstellung<br />

1864 Tod Josef <strong>Lobmeyr</strong> jun. Mathilde <strong>Lobmeyr</strong> heiratet<br />

August Rath<br />

1867 Pariser Weltausstellung<br />

1872 Londoner Weltausstellung<br />

1873 Wiener Weltausstellung. Hors Concours (Mitglied<br />

der Jury)<br />

1876 Kunstgewerbeausstellung in Philadelphia. Special<br />

Award<br />

1876 Stefan Rath geboren<br />

Zum Thema Gebrauchsglas und <strong>Pressglas</strong><br />

1878 Pariser Weltausstellung<br />

1881 Lieferung der Luster für Schloß Herrenchiemsee<br />

nach Entwürfen von Ludwig <strong>Lobmeyr</strong><br />

1883 Erste Internationale Elektrische Ausstellung in Wien<br />

<strong>Lobmeyr</strong> zeigt die ersten elektrischen Kristallluster<br />

1893 Weltausstellung Chicago<br />

1895 Übersiedlung des Geschäftes nach Kärntner Straße<br />

26, das alte Haus wird abgerissen.<br />

1900 Weltausstellung Paris. Grand Prix<br />

1902 Stefan Rath wird öffentlicher Gesellschafter der<br />

Firma J. & L. <strong>Lobmeyr</strong><br />

1904 Hans Harald und Marianne Rath geboren<br />

1907 Gründung der Filiale in Karlsbad<br />

1910 Internationale Ausstellung Buenos Aires. Grand Prix<br />

1914 Kölner Werkbundausstellung<br />

1914 Ausstellung zum 50jährigen Jubiläum des Österreichischen<br />

Museums für Kunst und Industrie<br />

1917 Tod Ludwig <strong>Lobmeyr</strong><br />

1918 Gründung des Werkstättenbetriebes „J. & L. <strong>Lobmeyr</strong>'s<br />

Neffe Stefan Rath“ in Steinschönau<br />

1923 Feier zum 100-jährigen Bestand der Firma<br />

1924 Robert Schmidt verfaßt die Festschrift „100 <strong>Jahre</strong><br />

österreichische Glaskunst. J. & L. <strong>Lobmeyr</strong>“<br />

1925 Pariser Kunstgewerbeausstellung. Grand Prix<br />

1933 Triennale Milano. Grand Prix<br />

1937 Pariser Weltausstellung. Grand Prix<br />

1938 Hans Harald Rath übernimmt die Wiener Firma J. &<br />

L. <strong>Lobmeyr</strong><br />

1938 Erste Handwerksausstellung, Berlin. Preis der Stadt<br />

des deutschen Handwerks, Frankfurt am Main<br />

1948 Gründung der Glasfachschule in Kramsach, Tirol.<br />

Verstaatlichung des Steinschönauer Betriebes<br />

1949 Ausstellung im Museum of Modern Art, New York.<br />

Gründung der Salzburger Cristallglas Ges. m. b. H.<br />

durch Hans Harald Rath gemeinsam mit Wilhelm<br />

Mahla<br />

1950 <strong>Lobmeyr</strong>-Ausstellung in Prag<br />

1954 <strong>Lobmeyr</strong>-Ausstellung im Österreichischen Museum<br />

für angewandte Kunst<br />

1957 Triennale Milano. Grand Prix<br />

1958 Gründung der Firma „<strong>Lobmeyr</strong> Werkstätte Ges. m.<br />

b. H.“ in Wien, als Werkstättenbetrieb des Stammhauses<br />

1958 Weltausstellung Brüssel. Grand Prix<br />

1960 Tod Stefan Rath<br />

1968 Tod Hans Harald Rath, Übernahme durch die Söhne<br />

Harald, Peter und Stefan Rath<br />

1972 Übernahme der Firma Jos. Zahn & Co. (seit 1780),<br />

Wien, Salesianergasse 9, durch Harald, Peter und<br />

Stefan Rath<br />

1973 Eröffnung der Jubiläumsausstellung „<strong>150</strong> <strong>Jahre</strong><br />

<strong>Lobmeyr</strong>“ im Museum für angewandte Kunst.<br />

Erweiterung des Geschäftslokals im Stammhaus<br />

Kärntner Straße 26<br />

Harald C. Rath, in: „Vielfalt von Form und Funktion des Trinkglases am Beispiel von Likör- und Schnapsgläsern“,<br />

Schriften des Passauer Glasmuseums, Band 1, Passau 1995, S. 111 ff.:<br />

„[...] so wichtig finde ich, sich auch dem Alltagsglas zuzuwenden [...]“<br />

„Mich schmerzt jedenfalls, dass zum Thema Alltags- oder Gebrauchsglas praktisch keine Lektüre vorhanden ist, wenn<br />

man von Dexel‘s Publikationen absieht.“ [SG: 1950 und 1962!]<br />

„Wenn man weiß, worüber heute publiziert wird, würde ich meinen, dass das Gebrauchsglas sich eine fundierte Studie<br />

verdient hat.“<br />

„Auf zwei Gruppen möchte ich aufmerksam machen, zum einen Pressgläser, die nicht immer als billig, als Schliffkopien<br />

auf den Markt gebracht wurden, sondern durchaus - technik-gerecht erzeugt - hohe Qualität darstellen können<br />

[...].“<br />

Seite 12 von 60 Seiten d:\<strong>Pressglas</strong>\<strong>Korrespondenz</strong>\pk-1999-01-1.doc Stand 08.12.00


<strong>Pressglas</strong>-<strong>Korrespondenz</strong> Nr. 01/1999<br />

Peter Rath, Wien / Glasatelier Steinschönau 9.10.1998<br />

J. & L. <strong>Lobmeyr</strong>, Wien<br />

Sehr geehrter Herr Ing. Geiselberger,<br />

mit ganz großer Freude erhielt ich Ihren Brief vom<br />

6.10.1998 und die Erstausgabe des von Ihnen so ausgezeichnet<br />

ins Leben gerufenen Fachblattes. Die Ankündigung<br />

hatte ich über Herrn Dr. Franke bei der Sitzung<br />

des Fachausschusses V der DGG in Güstrow erhalten.<br />

Ich bin vom Projekt sehr begeistert.<br />

Zur Vorstellung: Ich bin in 5. Generation Mitinhaber<br />

(mit den Brüdern Harald und Stefan Rath) der seit 1823<br />

in Wien tätigen Glas- und Luster-Erzeugung J. & L.<br />

<strong>Lobmeyr</strong>. Selbst bin ich Jahrgang 1939, Gürtlermeister<br />

(Lusterbau), „Fellow of the Corning Museum“ und seit<br />

4 <strong>Jahre</strong>n wieder Alleininhaber einer Glasverlegerfirma<br />

in Steinschönau (Kamenicky Senov) Böhmen. Für<br />

<strong>Lobmeyr</strong> verwalte ich das einmalige Firmenarchiv und<br />

mit den Brüdern die aussergewöhnliche Glassammlung<br />

hier in Wien. Mein Hauptinteresse liegt an der Entwicklung<br />

und Herstellung neuer Glas- und Beleuchtungsformen<br />

im Geiste der alten Firma <strong>Lobmeyr</strong>.<br />

Unsere Familie ist mit der Firma <strong>Lobmeyr</strong> Pionier im<br />

europäischen <strong>Pressglas</strong>. Schon 1837 wurde eigens eine<br />

Glashütte gepachtet, fernab von böhmischer Konkurrenz,<br />

um das kostbare französische <strong>Pressglas</strong> zu imitieren<br />

(siehe beiligendes Blatt aus Robert Schmidt zum<br />

100-jährigen Bestands-Jubiläum).<br />

Mein Vater war nach dem letzten Krieg am Wiederaufbau<br />

der Glasindustrie in Österreich wesentlich beteiligt.<br />

Seine Vorstellung <strong>Pressglas</strong> über die Luxusmarke <strong>Lobmeyr</strong><br />

wieder ganz kostbar und „salonfähig“ zu machen,<br />

führte zu seiner intensiven Sammlertätigkeit von Vorbildern.<br />

Durch seinen frühen Unfallstod kam es leider<br />

nicht zu einer Realisierung seines Traumes (siehe unsere<br />

Leihexponate zur Ausstellung „Glas in der Vervielfältigung"<br />

von Chr. Sellner, Theuern 1986).<br />

Ich selbst sammle kaum, bin aber daran, in den noch<br />

vorhandenen, altmodischen, vormaligen Riedelglashütten<br />

in Tschechien zusammen mit jungen Künstlern<br />

kostbares, modernes <strong>Pressglas</strong> herzustellen (Handhebelpressen<br />

in der Hütte Josefufdul, Formenmacherei in<br />

Desna etc., Projekt Prof. Aratym).<br />

Ich würde gerne laufend Berichte einsenden. Ich kann<br />

für unsere <strong>Korrespondenz</strong> werben und Bezieher suchen.<br />

Das Blatt wird bei <strong>Lobmeyr</strong> aufliegen. Ich werde die<br />

mir bekannten Sammler und Museen informieren. Vor<br />

allem werde ich aber über das bei mir (hoffentlich) entstehende<br />

neue <strong>Pressglas</strong>, über Techniken, Entwurf und<br />

Verkauf dieser Produkte berichten. Wichtig ist es, dass<br />

es zu einer sichtbaren „Aufwertung" des <strong>Pressglas</strong>es im<br />

weitesten Sinn kommt, sowohl für altes als auch für<br />

wirklich kostbares, neues Glas.<br />

Mit Dank für Ihre Initiative und Vorarbeit.<br />

Peter Rath<br />

Abb. 01-99/14<br />

aus <strong>Lobmeyr</strong> 1998, S. 25, Geschäftskarte Josef <strong>Lobmeyr</strong>s, Geschäft um 1843 im Hause „Zum Fürsten Metternich“, unten seitlich<br />

Gläser aus der damaligen Produktion<br />

Stand 08.12.00 d:\<strong>Pressglas</strong>\<strong>Korrespondenz</strong>\pk-1999-01-1.doc Seite 13 von 60 Seiten


<strong>Pressglas</strong>-<strong>Korrespondenz</strong> Nr. 01/1999<br />

Peter Rath, Wien / Glasatelier Steinschönau 9.10.1998<br />

J. & L. <strong>Lobmeyr</strong> und seine Glashütten in Slavonien<br />

Auszug aus<br />

Robert Schmidt, „100 <strong>Jahre</strong> österreichische Glaskunst. <strong>Lobmeyr</strong> 1823-1923“, Verlag Anton Schroll &<br />

Co., Wien 1926, Hrsg. zum 100-jährigen Bestands-Jubiläum von J. & L. <strong>Lobmeyr</strong>, Wien<br />

[SG: zur besseren Übersicht wurden Absätze und Zwischentitel eingefügt]<br />

Die <strong>Pressglas</strong>-Hütte in Marienthal<br />

Zusammen mit einem gewissen Joseph Kempf pachtete<br />

Josef <strong>Lobmeyr</strong> im <strong>Jahre</strong> 1837 [SG: 1836 ?] die dortige,<br />

der gräflich Pejacsevich‘schen Herrschaft gehörende<br />

Glashütte in Marienthal gegen eine Pachtsumme von<br />

1000 Gulden auf 12 <strong>Jahre</strong>. <strong>Lobmeyr</strong> scheint aber weder<br />

große Freude noch großen Gewinn von dieser Pachtung<br />

gehabt zu haben. Kempf war Direktor der Hütte, ließ<br />

sich aber bald Unregelmäßigkeiten zuschulden kommen,<br />

so dass er gerichtlich belangt und davon gejagt<br />

werden musste. Daraufhin engagierte <strong>Lobmeyr</strong> als Leiter<br />

der Hütte Georg Trnka, der bereits auf der in Bergreichenstein<br />

im Böhmerwald gelegenen Glasfabrik von<br />

Johann Baptist Eisner & Sohn tätig gewesen war. Die<br />

Hütte brauchte fort und fort Zuschüsse. <strong>Lobmeyr</strong> musste<br />

in jedem Jahr nach dem Rechten sehen, konnte aber<br />

nicht helfend eingreifen, weil ihm die technischen Vorkenntnisse<br />

fehlten.<br />

Erkundigungen in Paris<br />

Noch vor 1839 war der unternehmerische Mann nach<br />

Paris und London gefahren und dabei in Frankreich in<br />

die Glasfabrik St. Louis gekommen, wo nach den Aufzeichnungen<br />

Ludwig <strong>Lobmeyr</strong>s „brillantiertes <strong>Pressglas</strong><br />

als epochemachende Neuigkeit in Menge erzeugt wurde.<br />

So wurden wohl eine Maschine und Pressmodelle in<br />

Marienthal angefertigt, welche sich aber als untauglich<br />

erwiesen. Es gelang dem Vater, sich Maschinen und<br />

Formen aus Frankreich zu verschaffen, die taugten. Aber<br />

unser Glas war zu hart, unsere Erzeugnisse waren<br />

nicht mit den französischen zu vergleichen."<br />

Die <strong>Pressglas</strong>-Hütte in Zwechewo<br />

Derartige Misserfolge aber konnten <strong>Lobmeyr</strong> nicht von<br />

seinen Zielen abbringen. Im Gegenteil, als sich im <strong>Jahre</strong><br />

1841 die Gelegenheit bot, noch eine weitere Glashütte<br />

zu betreiben, griff er sofort zu. Es handelte sich um das<br />

nicht allzuweit von Marienthal gelegene Zwechewo, wo<br />

er mit einem gewissen Karl Sigismund Hondl zusammen<br />

eine Glasfabrik errichtete. Am 24. August 1841<br />

schließen dann <strong>Lobmeyr</strong> und Hondl in Wien einen Gesellschaftsvertrag<br />

ab. Die Firma hieß Hondl & <strong>Lobmeyr</strong>;<br />

die Geschäftskarte zeigt eine Ansicht der Hütte<br />

mit allen zugehörigen Wohn- und Werksgebäuden.<br />

(Beide Hüttenplätze haben Beate und Peter Rath am 22.<br />

August 1997 wiederentdeckt und genauestens kartographiert).<br />

Hondl, der bisher eine andere Glashütte - in Jankowacz<br />

bei Daruvar [SG: Westslawonien] - betrieben hatte, übernahm<br />

die Oberaufsicht gegen ein jährliches Gehalt<br />

von 600 Gulden, die brauchbaren Materialien und<br />

Werkzeuge der aufgelassenen Hütte werden nach dem<br />

realen Werte als bare Einlage übernommen, ebenso<br />

wurden etliche Arbeiter von dort hier wieder eingestellt.<br />

Die besseren, feineren Artikel sollten - gemäß dem oben<br />

angeführten Kontrakt-Paragraphen - in Zwechewo gearbeitet<br />

werden.<br />

Abb. 01-99/15<br />

aus <strong>Lobmeyr</strong> 1998, S. 27<br />

Das Ende des „slavonischen Abenteuers“<br />

Wegen der stets mangelhaften Buchführung musste<br />

<strong>Lobmeyr</strong> häufig nach Slavonien reisen, wobei er immer<br />

einen seiner Söhne mitnahm, bis von 1848 an Ludwig<br />

<strong>Lobmeyr</strong> mit der Ordnung der dortigen Geschäfte allein<br />

betraut wurde. Als die 12-jährige Pacht von Marienthal<br />

mit dem <strong>Jahre</strong> 1848 ablief, erneuerte <strong>Lobmeyr</strong> sie nicht.<br />

Seit 1850 war ein Prozess gegen Hondl anhängig, der<br />

unendlichen Aufwand an Zeit und Mühe kostete und<br />

damit endete, dass vom 5. Juli 1851 an die Firma <strong>Lobmeyr</strong><br />

Alleinbesitzerin der Hütte war. Josef <strong>Lobmeyr</strong> erlebte<br />

das ersehnte Ende des Unternehmens nicht mehr.<br />

Erst im Januar 1857 konnte Ludwig <strong>Lobmeyr</strong> das „slavonische<br />

Abenteuer", wie er es selbst nennt, endgültig<br />

liquidieren. Das hineingesteckte Kapital war zwar gerettet,<br />

aber um den Preis von Ludwig <strong>Lobmeyr</strong>s Gesundheit,<br />

die durch die anstrengenden Reisen nach Marienthal<br />

und Zwechewo dauerhaft angegriffen war.<br />

Seite 14 von 60 Seiten d:\<strong>Pressglas</strong>\<strong>Korrespondenz</strong>\pk-1999-01-1.doc Stand 08.12.00


<strong>Pressglas</strong>-<strong>Korrespondenz</strong> Nr. 01/1999<br />

Räuberbanden im Bakonyerwald<br />

Über die Liquidierung des Hüttenbetriebs ist eine spannende<br />

Familiengeschichte überliefert: Als Ludwig mit<br />

einigen Tausend Gulden in harter Silbermünze, dem<br />

Verkaufsgeld der Hütte, nach Wien zurück kehren wollte,<br />

wurde er vor den Räuberbanden im Bakonyerwald<br />

gewarnt. Sein Fuhrwerk mit dem schweren Geldkoffer<br />

wurde dann tatsächlich überfallen. Ludwig spielte vorerst<br />

den nachgiebigen und einsichtigen Kavalier und lud<br />

die Räuber sogar zu einem Abschiedsmahl. Dort wurde<br />

jede Menge Champagner, Tokayer und Schnaps serviert.<br />

Als die Geldräuber dann allesamt betrunken waren,<br />

gelang dem Juniorchef unbemerkt die Flucht. Unbeschadet<br />

erreichte er mit seinem Silberschatz Wien<br />

und erfuhr hier eine besondere Belobigung durch seine<br />

Mutter.<br />

Abb. 01-99/16<br />

aus <strong>Lobmeyr</strong> 1998, S. 32 f., geschliffener Kristallkrug wahrscheinlich<br />

aus der Glashütte Zwechewo, um 1850<br />

Erzeugnisse aus den Hütten <strong>Lobmeyr</strong>s in Slawonien<br />

„Es ist sehr bedauerlich, dass sich nur ganz wenige Arbeiten<br />

erhalten haben, die mit Sicherheit als Produkte<br />

aus dieser ersten Periode des Josef <strong>Lobmeyr</strong> nachzuweisen<br />

sind. Noch schwieriger wird der Nachweis zu Erzeugnissen<br />

aus den eigenen Hütten in Slawonien. In der<br />

Familie wird die Geschichte überliefert, dass nach dem<br />

Tod des Vaters seine beiden Söhne den Großteil dieses<br />

alten Lagers auf Wagen verladen ließen und auf die<br />

Mülldeponie verbrachten - so überzeugt war man von<br />

der Verpflichtung; dem Kunden ständig stilistisch Neues<br />

präsentieren zu müssen.“ [<strong>Lobmeyr</strong> 1998, S. 28]<br />

„Aus dem Ausstellungsbericht der „2. Allgemeinen<br />

Österreichischen Gewerbsproduktenausstellung“<br />

von 1839 wird ersichtlich, dass <strong>Lobmeyr</strong>s Tätigkeit<br />

in Marienthal sich nicht auf <strong>Pressglas</strong> beschränkte,<br />

sondern dass er die Techniken des Farbenglases, des<br />

Überfangs, der Schmelzfarbenbemalung, der Vergoldung<br />

und Versilberung sowie des Schliffes beherrschte.“<br />

... Ein [erhaltener] großer, geschliffener<br />

Kristallkrug ist mit großer Wahrscheinlichkeit ein<br />

Produkt aus der <strong>Lobmeyr</strong>schen Glashütte Zwechewo<br />

in Slawonien um 1850.“ [<strong>Lobmeyr</strong> 1998, S. 33]<br />

Abb. 01-99/17<br />

aus dtv-Atlas zur Weltgeschichte, Band 2, S. 80<br />

Osmanisches Reich um 1878, Berliner Kongress<br />

Slawonien liegt im Osten Kroatiens südlich der Drave<br />

(Drau) bis zur Donau, teilweise in der „Militärgrenze“<br />

siehe nächste Seiten!<br />

Stand 08.12.00 d:\<strong>Pressglas</strong>\<strong>Korrespondenz</strong>\pk-1999-01-1.doc Seite 15 von 60 Seiten

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