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B ER<br />

Geschichte<br />

<strong>Krefeld</strong>er<br />

Brauereien<br />

Museum Burg Linn, <strong>Krefeld</strong>


BIER<br />

Geschichte <strong>Krefeld</strong>er<br />

Brauereien<br />

1


Titelgestaltung: Larissa Konze, Jürgen Granzow,<br />

Marion Ratanski-Platen<br />

Fotos: Jürgen Granzow, Larissa Konze<br />

Text: Fritz Langensiepen, Larissa Konze,<br />

Christoph Dautermann, Christoph Reichmann<br />

Herausgeber: Stadt <strong>Krefeld</strong> – Museum Burg Linn<br />

Satz: Verwaltungssteuerung und -service,<br />

Reprographie, Marion Ratanski-Platen<br />

Sponsor: Krombacher Brauerei<br />

2


BIER<br />

Geschichte <strong>Krefeld</strong>er<br />

Brauereien<br />

Museum Burg Linn<br />

<strong>Krefeld</strong> 2004<br />

3


Einführung<br />

Inhalt<br />

Dr. Fritz Langensiepen, Direktor des Amtes für<br />

rheinische Landeskunde:<br />

Einführungsrede zur Ausstellungseröffnung am<br />

19. Oktober 2003 im Museum Burg Linn 7<br />

Der Brauvorgang 17<br />

Das Reinheitsgebot 18<br />

Zur Geschichte des <strong>Bier</strong>brauens<br />

Die Anfänge des <strong>Bier</strong>es im Rheinland 20<br />

<strong>Bier</strong>brauen im Mittelalter und in der Neuzeit 21<br />

<strong>Bier</strong>brauer in den mittelalterlichen Städten 22<br />

Vom Grutbier zum Hopfenbier 23<br />

Spätestens seit 1650: <strong>Bier</strong> – das Volksgetränk Nummer Eins 25<br />

Das Industriezeitalter bricht an 26<br />

<strong>Bier</strong> für die Massen 29<br />

Die rheinische Brauindustrie in und zwischen den Weltkriegen 29<br />

<strong>Bier</strong>verbrauch in der Bundesrepublik Deutschland (Statistik) 30<br />

<strong>Bier</strong>ausstoß im Vergleich: NRW und Bayern (Statistik) 30<br />

Neubeginn und neue Märkte 31<br />

<strong>Bier</strong>brauereien in <strong>Krefeld</strong><br />

Entwicklung <strong>Krefeld</strong>er Brauereien 33<br />

Rhenania 35<br />

Tivoli 39<br />

Werbegrafi k <strong>41</strong><br />

5


Hausbrauereien<br />

Wienges 44<br />

Gleumes 46<br />

Herbst 47<br />

<strong>Bier</strong>brauereien in den Ortsteilen<br />

Linn 49<br />

Uerdingen 52<br />

Hüls 53<br />

Bockum 54<br />

Rezepte, Rätsel, Lesestoff<br />

Alte Rezepte mit <strong>Bier</strong> 55<br />

Rätsel für Erwachsene 58<br />

Rätsel für Kinder 60<br />

Aufl ösung des Kinder-Rätsels 62<br />

Literatur zum Thema <strong>Bier</strong> 63<br />

6


Einführung<br />

Dr. Fritz Langensiepen, Direktor des Amtes für rheinische Landeskunde:<br />

Einführungsrede zur Ausstellungseröffnung am 19. Oktober 2003 im<br />

Museum Burg Linn<br />

Wie köstlich ein frisches obergäriges <strong>Bier</strong> munden kann, weiß ich. Versetzen<br />

Sie sich für einen Augenblick mit mir in die Stimmung eines schwülen<br />

Sommertages. Über dem Rhein liegt eine Dunstglocke, so träge, so schwermütig,<br />

so drückend. Es ist zum Verrücktwerden! Und jetzt, jetzt das kühle<br />

<strong>Bier</strong>. Traumtemperatur! Das Glas leicht beschlagen! Kleine Wassertropfen<br />

laufen in zögerlichen Bahnen hinunter. Der erste Schluck, Balsam für die<br />

ausgetrocknete Kehle. Aber fast noch mehr, seelenbelebendes Element.<br />

Zuerst der feine Schaum, das Episodische, das die Sympathie erregt. Dann<br />

das Eintauchen in die zarte Materie animierender Frische. Zug um Zug das<br />

zerstäubende Prickeln in seiner Weitdeutigkeit zu spüren, schließlich der<br />

Flügelschlag des hingehauchten Aromas und des ach so angenehm bitteren<br />

Geschmacks. Ich habe das Gefühl, ein Windstoß streiche über meine Seele<br />

und treibe die stickige Beklemmung in den dunstigen Horizont. Mea anima<br />

tota redundat hilaritate quadam et ioco, wie unsere römischen Vorfahren<br />

diesen himmlischen Moment beschrieben hätten: Meine Seele fl ießt förmlich<br />

über vor Heiterkeit und guter Laune.<br />

Wenn die Früh-Kölsch-Werbung „Ein Schluck schmeckt mehr als tausend<br />

Worte“ ohne weiteres stimmte, dann könnte ich jetzt an dieser Stelle meinen<br />

Vortrag beenden, Ihnen noch einen schönen Tag wünschen, meine Manuskriptblätter<br />

zusammenkramen und Sie getrost dem Genuss eines guten<br />

<strong>Bier</strong>s von Rhenania oder Gleumes überlassen. Aber ganz so einfach ist die<br />

cerevesische Logik dann doch nicht.<br />

Was ist nun mit meiner prächtigen Laune ob des mehr als köstlichen Schlucks,<br />

reicht das gambrinale Genießen schon aus, um Ihnen etwas über <strong>Bier</strong>kultur<br />

zu erzählen?<br />

Tauge ich deshalb schon zum Redner bei einer profunden Ausstellung mit<br />

dem Titel „<strong>Bier</strong>. Geschichte <strong>Krefeld</strong>er Brauereien“? Kann ich speziell über die<br />

Braustadt <strong>Krefeld</strong> vor ebenso interessierten wie versierten Zuhörern Bericht<br />

erstatten? Bei diesen Fragen, die ich mir vor ein paar Tagen stellte, blickte ich<br />

trübe und melancholisch aus dem Fenster meines Bonner Dienstzimmers auf<br />

die Müllverbrennungsanlage. Gut, wir vom Amt für rheinische Landeskunde<br />

des Landschaftsverbandes Rheinland hatten vor einigen Jahren ein umfangreiches<br />

Werk über die „<strong>Bier</strong>kultur an Rhein und Maas“ herausgegeben, an dem<br />

hervorragende Fachleute mitgewirkt hatten. Wir hatten zwei detailreiche Dokumentarfi<br />

lme gemacht: einen über das <strong>Bier</strong>brauen in Köln und einen über den<br />

7


Hopfenanbau in der Eifel, von dem kaum jemand weiß, dass er zu den besten<br />

der Welt gehört. Als Zentrum für regionale Alltagskultur hatten wir uns diesen<br />

Themen zugewandt, weil wir erkannt hatten, dass <strong>Bier</strong> hierzulande ein Alltagsphänomen<br />

par excellence ist, und dass <strong>Bier</strong> jeden angeht und jeden irgendwo<br />

einholt, ob er ein <strong>Bier</strong>trinker ist oder nicht, ob er <strong>Bier</strong> mag oder nicht mag.<br />

Aber würde es die geschätzte Versammlung auf Burg Linn nicht vorziehen,<br />

wenn heute statt meiner wirkliche <strong>Bier</strong>kenner und Praktiker aus <strong>Krefeld</strong><br />

hier ans Mikrofon träten? Wäre es nicht weit ergiebiger für Sie, wenn z. B.<br />

Gleumes Henn, weiland Besitzer der Hausbrauerei und Schänke „Zu den<br />

drei Kronen“, mit imposanter Leibesfülle wie ein leibhaftiger Gambrinus<br />

hier in den Saal getrippelt wäre und seine Wortkargheit mit der ihm eigenen<br />

Herzlichkeit überspielt hätte? Oder wenn Herbst Pitt, der der Hausbrauerei<br />

Herbst nebst Wirtschaft bis 1921 vorstand – ein prachtvoller Mensch mit<br />

einem umwerfend trockenen Humor, wie die Chronik berichtet – hier vor<br />

Ihnen erschienen wäre? Was hätte er alles vom <strong>Bier</strong> und Brauerleben im alten<br />

<strong>Krefeld</strong> erzählen können, auch wenn er beileibe kein Freund großer Worte<br />

war und seine halblange Pfeife gerne im Mund behielt?<br />

Beide Brauherren haben nicht nur <strong>Krefeld</strong>er <strong>Bier</strong>geschichte geschrieben<br />

und der <strong>Krefeld</strong>er <strong>Bier</strong>kultur ihre ganz eigene und unverwechselbare Note<br />

gegeben, sie verkörperten auch – jeder in seiner Fasson – <strong>Krefeld</strong>er Lebensart,<br />

wenn ich das in Wilhelm Heydhausens kürzlich erschienener „Kleiner<br />

Braugeschichte des Niederrheins“ richtig lese. <strong>Krefeld</strong>er Lebensart: Dazu<br />

gehören Toleranz, Verständnis, eine Portion Großzügigkeit, Herzlichkeit,<br />

das Bewusstsein für Traditionen und eine ausgeprägte Ordnungsliebe. Dabei<br />

sagt man den Rheinländern leicht nach, sie ließen gerne alle Fünfe gerade<br />

sein. In den Gasthäusern von Gleumes Henn und Herbst Pitt jedenfalls<br />

wurde peinlich auf Ordnung geachtet. Der Wirt als lokale Institution und<br />

als moralische Instanz – das zeigt, welche soziale Funktion eine Wirtschaft<br />

haben konnte und auch heute noch haben kann.<br />

Natürlich gibt es völlig entgegengesetzte Beispiele. Vor kurzem hörte ich<br />

von einer Kneipe auf der Schäl Sick Kölns: Diese Kneipe „Zur unbestimmten<br />

Ordnung“, oder wie sie hieß, hatte der Wirt mit besonderer Liebe zum<br />

Detail mit allerhand historischen Waffen ausstaffi ert, mit Piken, Ronkonen,<br />

Hellebarden, Zinkenspießen, Stangenhippen, Zagayen, Partisanen, Keulen,<br />

Morgensternen, Äxten, Schleuderspießen, Saufedern, Stechklingen, Plempen,<br />

Pallaschen, Degen, Plötzern, Nickern, Rapieren, Hirschfängern usw.<br />

Ich zähle nur einige wenige Hieb- und Stichwaffen auf, damit Sie sich in<br />

etwa ein Bild von der Einrichtung der Kneipe machen können. Als nun ein<br />

paar Tresensteher sich fürchterlich in die Wolle gerieten und die Figuren<br />

völlig ausrasteten, befl issen sie sich, das zahlreiche Arsenal von den Wänden<br />

8


zu reißen, droschen aufeinander ein und gerbten sich das Leder blutig, zuerst<br />

in der Gaststube, dann vor der Kneipe, bis die Polizei mit Blaulicht anrückte,<br />

um die Verletzten einzusammeln.<br />

Wahrscheinlich hätten Peter Herbst und Heinrich Gleumes über die unkontrollierten<br />

Niederungen des menschlichen Lebens, wie sie in der Wirtschaft<br />

„Zur unbestimmten Ordnung“ hervortraten, nur den Kopf geschüttelt, wenn<br />

sie als hochwillkommene Zeitzeugen der <strong>Krefeld</strong>er Brau kultur heute hier ans<br />

Mikrofon getreten wären. Aber das Gesetz der Zeit und Zeitgenossenschaft<br />

bringt es mit sich, dass Redner dieser Provenienz Ihnen vorenthalten bleiben<br />

und Sie für diesmal mit mir vorlieb nehmen müssen. Nun gut, wie dem jetzt<br />

auch sei, was mir aufgefallen ist und womit ich mich auseinandergesetzt habe,<br />

das sind zwei Fakten: Erstens die Allgegenwart des <strong>Bier</strong>s in unseren Breiten an<br />

Rhein und Maas auch heute noch und zweitens: <strong>Bier</strong> ist für uns im Rheinland<br />

ein Faktor, der die Region defi niert – nach wie vor.<br />

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht: Ist Ihnen je die Allgegenwart des <strong>Bier</strong>s im<br />

Rheinland aufgefallen? <strong>Bier</strong> ist allgegenwärtig in Ihrem Leben, in meinem Leben,<br />

im Straßenbild, auf Werbefl ächen, im Fernsehen, unausweichlich überall<br />

drängt es sich – geschickt oder ungeschickt – förmlich auf. Pures Business der<br />

Marktstrategen? Nein, Refl ex unserer Kultur. Das scheint mir entscheidend:<br />

Unsere Riten, unsere Bräuche, unsere Feste sind auf <strong>Bier</strong> fi xiert, ja vom <strong>Bier</strong><br />

geprägt. Karneval, der allbeherrschende Karneval - ohne <strong>Bier</strong> undenkbar. Für<br />

manche ist Fastelovend nichts anderes als ein endloses, viel zu kurzes Fest zum<br />

Ruhm des <strong>Bier</strong>s. <strong>Bier</strong> steckt tief in den Köpfen der Menschen. Und <strong>Bier</strong> ist<br />

ein Zusammenhalt unserer heutigen Massengesellschaft, weil: Der Umgang<br />

mit dem <strong>Bier</strong> ist so herrlich unkompliziert. Ohne große Umstände können wir<br />

mit <strong>Bier</strong> umgehen. Bei Wein liegt die Sache schon anders. Allein schon eine<br />

Weinfl asche gekonnt und kunstvoll zu entkorken … Bei der <strong>Bier</strong>fl asche …<br />

schwupp – der Kronenkorken – übrigens eine tolle Erfi ndung. Der Umgang<br />

der Leute untereinander: <strong>Bier</strong> macht ihn unkompliziert.<br />

Die Allgegenwart des <strong>Bier</strong>s als Volksgetränk ist in unserer Region historisch<br />

begründet. <strong>Bier</strong> war etwa in den benachbarten südlichen Niederlanden das<br />

Getränk Nummer eins und ein wesentlicher Bestandteil des sozialen Lebens.<br />

Arbeiter bekamen zu ihrem Tageslohn eine feste Ration <strong>Bier</strong>. Nach Abschluss<br />

einer Arbeit oder eines Baus rechneten sie unbedingt damit, dass <strong>Bier</strong> gereicht<br />

wurde. Kauf- und andere Verträge wurden mit einem kräftigen Schluck besiegelt.<br />

So manche Verwaltungsordnungen sahen spezielle Regelungen für<br />

Gebrautes vor, das eine Familie bestellte, um eine Hochzeit, eine Taufe, eine<br />

Beerdigung oder ein Jubiläum zu feiern. Die Schöffen aus Hasselt waren im<br />

16. Jahrhundert bestimmt nicht die einzigen, die ihre Emotionen bei einer<br />

Hinrichtung mit einem kräftigen Schluck <strong>Bier</strong> herunterspülten.<br />

9


Den alltäglichen Rang des <strong>Bier</strong>s erkennen wir in der Metapher vom fl üssigen<br />

Brot, <strong>Bier</strong> als Lebensmittel, sozusagen als alltägliche Grundnahrung. Wir<br />

erkennen den Rang des <strong>Bier</strong>s aber auch in seiner Eigenschaft als Heilmittel<br />

in der alten Volksmedizin. Für das uns verwandte Limburg hat man das sehr<br />

genau untersucht. Bei uns werden die Verhältnisse nicht viel anders gewesen<br />

sein. Der Hopfen z. B. ist immer eine hochgeschätzte Heilpfl anze gewesen. Er<br />

beruhigt, stabilisiert, er reinigt und entschlackt das Blut, er schmeichelt Leber<br />

und Milz. Seine Karriere fi ng als Heilpfl anze an. <strong>Bier</strong> hat in der Volksmedizin<br />

über Jahrhunderte ganz große Bedeutung gehabt. Viele hundert Rezepturen<br />

sind überliefert, in denen <strong>Bier</strong> die eigentliche Ingredienz ist, wo es um die<br />

Heilwirkung des <strong>Bier</strong>s geht. <strong>Bier</strong> dient in manchen Rezepturen aber auch als<br />

Basis- und Transportfl üssigkeit, die ein Heilkraut auf angenehme, Behagen<br />

stiftende Weise dem Kranken zuführt. Man muss ja nicht gleich davon reden,<br />

dass mit gemahlenem Schweinekot verquirltes warmes <strong>Bier</strong> viele Menschen<br />

vor schlimmsten Durchfallerkrankungen geheilt haben soll.<br />

Das Grutbier, das vor der Einführung des Hopfens im 14. Jahrhundert<br />

getrunken wurde, muss ungefähr wie Kräutertee geschmeckt haben. Das<br />

lag daran, dass es mit allen möglichen Kräutern und Früchten gewürzt war<br />

– manchmal sogar mit Ginster und Baumrinde. Hauptbestandteil der rheinisch-niederländischen<br />

Grut waren aber die stark aromatischen, um nicht<br />

zu sagen berauschenden Blätter des Gagelstrauchs. Einen heilsamen Vorteil<br />

des <strong>Bier</strong>s kannten unsere Vorfahren schon im Mittelalter: <strong>Bier</strong> wurde beim<br />

Brauen auf hohe Temperaturen gebracht, gekocht, gesotten … Im Wasser<br />

aus Flüssen, Bächen, Weihern, Brunnen, Quellen, wo immer die Menschen<br />

es schöpften, da saßen die krank machenden, die tödlichen Keime, deren<br />

Vorhandensein man schon vage vermutete. Sie wurden natürlich im Sud des<br />

<strong>Bier</strong>s vernichtet.<br />

Mein zweiter Gedanke ist: Wenn <strong>Bier</strong> so allgegenwärtig ist, dann defi niert<br />

es auch die Region. Damit meine ich keineswegs nur äußere Gegebenheiten,<br />

z. B., dass <strong>Bier</strong> bei uns ein enorm wichtiger Wirtschaftsfaktor ist, dass Jahr für<br />

Jahr Milliarden Euro mit <strong>Bier</strong> umgesetzt werden, dass Köln, die rheinische<br />

Metropole, auch <strong>Bier</strong>hauptstadt der Welt ist. Denn nirgendwo rund um den<br />

Globus gibt es derart viele Brauereien auf einer derart kleinen Fläche. Daran<br />

ändert auch die Tatsache nichts, dass der Weltmarktführer Anheuser-Busch<br />

aus den USA mit 150 Millionen Hektolitern Ausstoß deutlich mehr <strong>Bier</strong><br />

produziert als alle 1.279 deutschen Brauer zusammen. Nein, ich meine noch<br />

etwas Anderes. Genno Fonk, ein hervorragender Kenner der Altbierlandschaft<br />

Niederrhein, hat einmal gesagt, für den Niederrhein sei das Altbier „eine<br />

Identität stiftende Klammer.“ „Überspitzt könnte man sagen: Die räumliche<br />

Ausdehnung der Landschaft Niederrhein lässt sich über seine Altbiergrenze<br />

10


defi nieren und die minimale Gemeinsamkeit ist die Bevorzugung des Altbiers<br />

vor allen andern <strong>Bier</strong>sorten.“ Ähnliches lässt sich für die Kölsch-Region<br />

feststellen. Mit Kölsch-Kultur meinen wir heute die Kultur des obergärigen<br />

<strong>Bier</strong>s. Wir meinen den Zusammenhalt, den das Kölsche <strong>Bier</strong> unentwegt und<br />

selbstverständlich in der Stadt und in der Region stiftet, wie es das Lebensgefühl<br />

der Region beeinfl usst. Wer also die Gegenwart der Region verstehen<br />

will, der muss sich mit <strong>Bier</strong> beschäftigen.<br />

Dabei meint bei diesen regionalen <strong>Bier</strong>sorten des Rheinlands Alt und Kölsch<br />

Alt die Brauart und Kölsch die – heute – streng geschützte und klar defi nierte<br />

Herkunft. Das <strong>Bier</strong> nach alter Brauart (daher der Name Alt) ist obergärig.<br />

Das heißt, die Altbierhefe gärt bei etwa 15 bis 22° Celsius. Dabei steigt die<br />

Hefe nach oben und wird dort abgeschöpft. Pils und Export sind untergärig,<br />

ihre Hefe gärt bei 4 bis 9° Celsius und sinkt dann nach unten. Diese<br />

kalte Gärführung setzte entsprechende Kühlmöglichkeiten voraus, die es<br />

am Niederrhein mit seinem milden Klima nicht gab. In Bayern konnte das<br />

untergärige <strong>Bier</strong> sogar im Sommer produziert werden, da man das Wintereis<br />

der Seen und das Gletschereis in Felsenkellern einlagerte und so das ganze<br />

Jahr über die erforderliche Kühlung vorhanden war. Um 1830 breitete sich<br />

das neue untergärige <strong>Bier</strong> von Bayern aus. Der Niederrhein und die Kölner<br />

Bucht bildeten gegen das neue <strong>Bier</strong> sozusagen eine Klimagrenze. Bis in das<br />

zweite Drittel des 19. Jahrhunderts hinein waren alle <strong>Bier</strong>e am Niederrhein<br />

obergärig, also nach unserem heutigen Sprachgebrauch Altbiere.<br />

„<strong>Bier</strong> braucht Heimat“, so lautet ein alter, trotz seiner Kürze vieldeutiger und<br />

noch heute sehr bedenkenswerter Brauerspruch. Er zielt darauf ab, dass zum<br />

<strong>Bier</strong> regionale und lokale Bezüge gehören müssen. Das haben die <strong>Krefeld</strong>er<br />

Brauer Heinrich Gleumes und Peter Herbst durch ihren geschäftlichen Erfolg<br />

treffl ich bewiesen. Aber nicht nur dadurch. Ihre menschliche, ihre niederrheinische<br />

Art und ihre tiefe Verbundenheit mit der Region und ihr Stolz<br />

auf <strong>Krefeld</strong> bewirkte die Identität, die wir brauchen, um erfolgreich zu sein.<br />

Denn ein <strong>Bier</strong> ist dann gut, wenn der Brauer gut ist, so sieht es jedenfalls das<br />

1784 erschienene Lehrbuch „Der vollkommene <strong>Bier</strong>brauer“. Es nennt fünf<br />

entscheidende Gründe eines rundum gelungenen <strong>Bier</strong>s: Für das Erste ein<br />

gut Malz. Zweitens ein guter Hopfen. Drittens ein gut Wasser, und dessen<br />

nicht zuviel. Viertens ein guter Himmel oder Luft. Und dann fünftens ein<br />

rechtschaffener, erfahrener, fl eißiger und getreuer Bräumeister, der an ihme<br />

nichts erwinden lasse, und das Seinige fl eißig beobachte. Getreu soll der<br />

Braumeister sein, und dieses getreu meint die Identifi kation mit dem Beruf<br />

und auch mit dem Ort und der Region, in und für die das <strong>Bier</strong> gebraut wird.<br />

Für Gleumes Henn und Herbst Pitt war übrigens Kriewelsch die selbstverständliche<br />

Alltagssprache. Beide schufen – jeder auf seine Art – mit ihren<br />

11


Brauhäusern eine so angenehme, gemütliche, behäbige, aber auch wieder<br />

akkurate niederrheinische Atmosphäre, dass ich einmal gerne in den „Drei<br />

Kronen“ oder bei Herbst in der Gaststube dabei gesessen und den kriewelschen<br />

Insidergesprächen zugehört hätte.<br />

Aus dem lokaltypischen oder regionaltypischen Umgang mit <strong>Bier</strong> lässt sich<br />

eine Menge über die Region entdecken. Denn entscheidender fast als die<br />

Produktqualität des <strong>Bier</strong>s ist das Image des <strong>Bier</strong>s, wie unsere Untersuchungen<br />

im Amt für rheinische Landeskunde ergaben, also die Vorstellungen<br />

vom Produkt. In das Vorstellungsbild fl ießen Wahrnehmungen, Empfi ndungen,<br />

Bewertungen und Einstellungen ein: Das Produkt wird auf diese<br />

Weise symbolisch aufgeladen, es wird Bestandteil einer „Symbolwelt“. Das<br />

Produkt-Image sagt viel über die Mentalität der Menschen, die mit dem Produkt<br />

umgehen oder für das Produkt gewonnen werden sollen. Um es einmal<br />

kommunikationswissenschaftlich auf den Punkt zu bringen: „Das <strong>Bier</strong>, das<br />

ich trinke, ist nicht mehr nur ein Mittel zum Durst löschen oder ein fl üssiges<br />

Nahrungsmittel, sondern es wird zum sozialen Symbol, das ich tatsächlich<br />

oder vermeintlich brauche, um meine Identität zu defi nieren.“<br />

Interessanterweise ergaben unsere vergleichenden Untersuchungen der<br />

Werbung der überregionalen Pilsmarke „Bitburger“ und der Werbung der<br />

regionalen Kölsch-Marken, dass hier sehr verschiedene Weltsichten oder Konzeptionen<br />

des Alltäglichen und Nichtalltäglichen zugrunde liegen. Schon die<br />

Raumbezüge sind unterschiedlich. Die Kölsch-Werbung bezieht sich explizit<br />

auf Nahräume, die Bitburger Werbung referiert auf die Ferne als Fluchtpunkt:<br />

Hollywood, asiatische und US-amerikanische Metropolen als Bildsymbole,<br />

die ganze Welt, das Paradies auf Erden, eben der Global-Player-Effekt.<br />

Entscheidend für die Kölsch-Werbung ist die folgende Weltsicht: Kölsch-Werbung<br />

nimmt das Besondere ohne viel Aufhebens einfach in den Alltag hinein.<br />

Das setzt voraus, dass der Alltag als untrennbarer Teil der menschlichen Existenz<br />

angenommen und bejaht wird. Das Alltägliche und das Exklusive stellen<br />

hierbei überhaupt keine Gegensätze dar. Beide Sphären greifen ineinander,<br />

es gibt keine scharfen Grenzen. (Beispiel: „Dom-Kölsch. Macht aus Ihrem<br />

Balkon eine Dom-Terrasse.“) Kölsch wirkt ausgleichend: Dem Alltäglichen<br />

wird eine besondere Note abgewonnen und das allzu Besondere wird auf<br />

ein zuträgliches Maß gebracht. Entscheidend für die Bitburger Werbung ist<br />

folgende Weltsicht: Das Alltägliche und das Exklusive sind Gegensätze. Die<br />

Werbung setzt voraus, dass der Alltag grau ist – ein Zustand also, dem ich<br />

entrinnen möchte.<br />

Wir haben es augenscheinlich mit zwei sehr unterschiedlichen Image-Perspektiven<br />

zu tun, einem Harmoniemodell beim regional bezogenen Image<br />

und einem Konfl iktmodell beim global ausgerichteten Image. Wenn wir<br />

12


es ernst meinen mit der Feststellung, <strong>Bier</strong> prägt oder defi niert die Region,<br />

dann kann die Image-Analyse auch einiges über das reale oder gewünschte<br />

Vorstellungsbild der Region aussagen. Demnach gibt es bei den Rheinländern<br />

eine starke Tendenz zur Harmonie, zum Ausgleich der Interessen und eine<br />

hohe Akzeptanz des Alltäglichen. Zu sehr vergleichbaren Ergebnissen kommt<br />

übrigens eine niederländische Untersuchung über limburgische Mentalität<br />

und Identität, was uns nicht weiter verwundern muss.<br />

Dass im Braugeschäft die Verhältnisse sich mehr oder weniger drastisch<br />

ändern können, zeigt auch die Firmengeschichte von Gleumes, von Herbst,<br />

von Tivoli und von Rhenania, den markantesten Brauhäusern in <strong>Krefeld</strong>.<br />

Und das nicht erst in unserer schnelllebigen Zeit mit ihren globalen Veränderungen.<br />

Genno Fonk beschreibt prägnant, wie im Industriezeitalter des<br />

19. Jahrhunderts die kleinen Hausbrauereien am Niederrhein verschwinden<br />

und industriell arbeitende Braubetriebe entstehen: „Nach und nach<br />

verschwand der Großteil der kleinen Hausbrauereien am Niederrhein und<br />

machte größeren Betrieben Platz, die ab dem ausgehenden 19. Jahrhundert<br />

teilweise neben dem Altbier auch untergäriges <strong>Bier</strong> produzierten. Von den<br />

148 Braustätten im Kreis Kempen 1849 blieben bis zum Jahre 1909 nur 25<br />

übrig, wenn auch jetzt mit der etwas größeren Arbeiterzahl von 148. Mitte<br />

bis Ende des 19. Jahrhunderts entstanden die größeren Altbierbrauereien<br />

wie Rhenania in <strong>Krefeld</strong>, Diebels in Issum, Schlösser und Frankenheim<br />

in Düsseldorf. Doch konnten sich vereinzelt kleine Hausbrauereien halten<br />

oder entstanden gegen den Trend der Zeit neu.“ Denn das <strong>Bier</strong> wird zum<br />

Getränk der arbeitenden Massen in den sich ausbreitenden Großstädten<br />

an Rhein und Ruhr.<br />

Aber auch ganz aktuell sehen wir gewaltige Veränderungen in der Brauszene,<br />

in denen sich die miese Konjunktur, demoskopische Entwicklungen und Geschmacksveränderungen<br />

widerspiegeln. Auf die dritte der Existenzfragen „Wo<br />

kommen wir her? Wo gehen wir hin? Was trinken wir in der Zwischenzeit?“<br />

kreuzen auch immer weniger Rheinländer <strong>Bier</strong> an, aus welchen Gründen auch<br />

immer. Der <strong>Bier</strong>markt schrumpft. Kölsch hat sich in diesem Trend allerdings<br />

sehr viel besser behaupten können als Alt. Die Stimmung in der Braubranche<br />

ist schlecht. Die Probleme bereiten vielen Unternehmen eine echte Katerstimmung<br />

oder Katzenjammer – ganz wie Sie wollen. „Der Pro-Kopf-Konsum<br />

geht seit Jahren zurück. Statt 140 l, wie noch vor 10 Jahren, werden heute in<br />

Deutschland nur 123 l pro Kopf getrunken. Das ist im Vergleich zu anderen<br />

Ländern immer noch sehr viel. Die Zahl der älteren Menschen steigt und<br />

ältere Menschen trinken weniger <strong>Bier</strong>. Andererseits wird es immer schwieriger,<br />

jungen Leuten <strong>Bier</strong> als Szenegetränk zu verkaufen: Wasser, Wein und Cocktails<br />

haben „Schick“, <strong>Bier</strong> dagegen wird häufi g allenfalls als Mixgetränk mit<br />

Cola oder Limo akzeptiert. Hohe Überkapazitäten und der harte Wettbewerb<br />

13


im Handel drücken zudem Preise und Erträge.“ Hinzu kommen die Sorgen<br />

wegen des Pfl ichtpfands auf Einwegfl aschen und Dosen. Was sind die Folgen?<br />

Erstens: Billiganbieter sind auf dem Vormarsch. No-name-Marken im unteren<br />

Preissegment machen sich breit. Z. B. hat der führende Billighersteller von<br />

<strong>Bier</strong>, Oettinger aus Bayern, Hannen in Mönchengladbach gekauft. Zweitens:<br />

Die Konzentration schreitet fort. Dafür ist auch Rhenania ein Beispiel, deren<br />

Marken-, Brau- und Lieferrechte Krombacher erwarb. Große ausländische<br />

<strong>Bier</strong>konzerne fassen in Deutschland Fuß. Der Gigant Interbrew aus Belgien<br />

hat u. a. den Altbierbrauer Diebels übernommen.<br />

Verschwinden durch diesen unaufhaltsamen Prozess, bei dem viele kleine und<br />

mittlere und das heißt lokalbezogene Brauer auf der Strecke bleiben, so muss<br />

man schließlich fragen, die regionalen Profi le? Wird <strong>Bier</strong> zum anonymen<br />

Produkt ohne jeden Bezug zu den Menschen der Region, das keine Heimat<br />

mehr hat noch sucht? Dann wäre das das Ende des die Region defi nierenden<br />

Faktors <strong>Bier</strong>.<br />

Aus meiner Sicht als jahrzehntelanger aufmerksamer Beobachter der rheinischen<br />

Alltagskultur kann die Globalisierung und Anonymisierung in der<br />

<strong>Bier</strong>branche strohfeuerartig nur vorübergehend Erfolge erreichen. Es wird auf<br />

Dauer nicht funktionieren, wenn globale Konzerne – ich greife hier auf die<br />

Bedeutung des Images zurück – die Menschen mit Bildern füttern, die nicht<br />

in der Region verwurzelt sind. Erfolg haben werden nur Unternehmen, die<br />

in das Ansehen, in das Image der Region investieren und die eine Strategie<br />

entwickeln, die die Menschen in den Mittelpunkt stellt und die nicht nur<br />

produktbezogen agieren. Erfolg werden auf Dauer nur die Brauer haben,<br />

die vom Anbieter zum Partner, ja zum Nachbarn werden. Ein Begriff, der<br />

ja ohnehin am Niederrhein stark verankert ist und immer groß geschrieben<br />

wurde. Auch die internationalen <strong>Bier</strong>konzerne überzeugen nur, wenn sie als<br />

regionale Unternehmen verantwortungsbewusst handeln. Denn Region ist<br />

auch hier die entscheidende Größe. <strong>Bier</strong> braucht eben Heimat, und die Region<br />

sind wir, sind die Menschen, die in einem Zeit-Umfeld-Zusammenhang leben,<br />

arbeiten, feiern, miteinander umgehen.<br />

Brauunternehmen wollen von der Region leben, aber das kann keine Einbahnstraße<br />

sein. Wer von der Region profi tieren will, der muss sich auch in<br />

die Region integrieren, in der Region engagieren, am Selbstbewusstsein der<br />

Region mitarbeiten, an der Alltagskultur der Region, der Basis regionaler<br />

Identität aktiv teilhaben. Anders wird er die Menschen auf Dauer nicht<br />

erreichen.<br />

Es liegt mir fern aus diesem schönen Sonntagmorgen ein Marketing-Proseminar<br />

zu machen und Ihnen womöglich die gute Laune mit Theorien der<br />

Unternehmenskommunikation zu verderben. Aber die Historie und eine der<br />

14


<strong>Bier</strong>geschichte <strong>Krefeld</strong>s verpfl ichtete Ausstellung machen dann Sinn, wenn<br />

sie uns auch Anlass geben, bei gegenwärtigen Fragen nach praktikablen Antworten<br />

Ausschau zu halten. Ich fi nde, <strong>Krefeld</strong> bietet ein sehr gutes Beispiel<br />

für das, was ich mit regionalem Selbstbewusstsein und Engagement meine.<br />

Für die Identität <strong>Krefeld</strong>s ist es ein Glücksfall, dass sich mit der Grefrather<br />

Familie Mäurers ein regionaler Investor fand, der sich für die Traditionshäuser<br />

Gleumes und Herbst stark macht und eine kriewelsche Erfolgsgeschichte<br />

mit neuem Leben erfüllt, der nicht nur die Produktqualität, sondern sehr<br />

die Menschen im Blick hat. Der Braumeister Georg Mäurers, Inhaber der<br />

Gleumes-Brauerei und Geschäftsführer von Herbst Pitt, geht sozusagen als<br />

neuer Nachbar auf die <strong>Krefeld</strong>er zu. Wenn ich richtig gelesen habe, dann<br />

lautet sein Credo: „Der Gast steht ganz im Mittelpunkt. Ohne unsere Gäste<br />

sind wir nichts.“ Das klingt so viel versprechend, dass man <strong>Krefeld</strong> eine große<br />

Zukunft, seiner langen und Identität stiftenden niederrheinischen <strong>Bier</strong>tradition<br />

von Herzen nur wünschen kann.<br />

Frans van Mieris de Oude, 1635 – 1681<br />

15


Brauzutaten<br />

16


Der Brauvorgang<br />

„Man verwandelt die Gerste in Malz, ’kocht’ das Malz in heißem Wasser, gibt der<br />

entstandenen Würze den Hopfen zu und löst durch Hefe die Gärung aus.“<br />

Dies ist zusammengefasst das Prinzip des <strong>Bier</strong>brauens.<br />

Im Detail:<br />

Die Malz- und <strong>Bier</strong>herstellung<br />

Der Hauptbestandteil des <strong>Bier</strong>es ist die Gerste. Um sie für das <strong>Bier</strong>brauen nutzen<br />

zu können, müssen die Gerstenkörner zum Keimen gebracht werden. Dies<br />

geschieht durch Einweichen in Wasser. Wenn der Wassergehalt des Korns in ein<br />

bis zwei Tagen von ungefähr 15 % auf ca. 40 % gestiegen ist, wird die Gerste für<br />

die Keimung weiterhin feucht gehalten. Die Enzyme, die dabei gebildet werden,<br />

zerlegen die Inhaltsstoffe des Korns in Eiweiß und Stärke. Durch die Keimung<br />

wird die Stärke löslich gemacht. Die Keimzeit beträgt ca. 5 – 7 Tage. Danach<br />

werden die Körner getrocknet und erhitzt. Diesen Vorgang nennt man „Darre“.<br />

Temperatur und Luftzufuhr bestimmen die Art des Malzes. Helles Malz wird<br />

für helle <strong>Bier</strong>e benötigt, dunkles Malz für dunkle <strong>Bier</strong>e.<br />

Das Malz wird geschrotet und mit Wasser vermischt. Diese „Maische“ wird<br />

in der Maischpfanne aufgekocht. Hierbei wird die Stärke in Glucose umgewandelt.<br />

In der Maische entsteht also Zucker.<br />

Im Läuterbottich wird die Mischung gefi ltert, die Flüssigkeit von den Spelzen<br />

getrennt.<br />

In der Würzpfanne wird die Flüssigkeit nach und nach mit Hopfen gewürzt<br />

und solange gekocht, bis durch Verdampfung die gewünschte Konzentration,<br />

die Stammwürze, erreicht ist.<br />

Die Würze wird dann abgekühlt und im Gärbottich mit Hefe versetzt. Diese<br />

bewirkt die Vergärung: Aus dem Zucker entsteht Alkohol und Kohlensäure.<br />

Von der Art der Hefe und der Temperatur hängt es ab, ob ein obergäriges<br />

oder ein untergäriges <strong>Bier</strong> entsteht:<br />

Während der Produktion von obergärigem <strong>Bier</strong> (Alt, Kölsch, Weizen u. a.) bei<br />

Temperaturen zwischen 15 und 20° C steigt die Hefe nach oben.Untergäriges<br />

<strong>Bier</strong> (Pils, Export u. a.) benötigt tiefere Temperaturen zwischen 4 und 10° C.<br />

Hierbei setzt sich die Hefe am Boden ab.<br />

Der Hauptgärung im Gärkeller schließt sich die Nachgärung (4 bis 12 Wochen)<br />

im Lagerkeller an. In dieser Zeit bekommt das <strong>Bier</strong> die geschmackliche Reife.<br />

Zum Abschluss wird das <strong>Bier</strong> noch einmal gefi ltert.<br />

Zu guter Letzt heißt es:<br />

Abfüllen, zapfen, einschenken, trinken, PROST!<br />

17


Das Reinheitsgebot<br />

Das Reinheitsgebot bei der <strong>Bier</strong>herstellung stammt aus dem Jahre 1516<br />

und begründet den Weltruf des bayerischen <strong>Bier</strong>es.<br />

Wie das Pier summer vnd wintter auffm lannd sol geschennkt und<br />

geprawen werden.<br />

Item Wir ordnen/setzen/vnnd wollen/mit Rathe vnnser Lanndtschafft/das<br />

füran allennthalben in dem Fürstennthumb Bayrn/auf dem lannde/auch<br />

in vnsern Stettn vnd Märckthen/da deßhalb hieuor kain sonndere ordnung<br />

ist/von Michaelis Bis auf Georij/ain mass oder ain kopf piers über ainen<br />

pfenning müncher werung/Vnd von sant Jorgen tag/bis auff Michaelis/die<br />

mass über zwen pfenning derselben werung/vnnd derennden der kopf ist/über<br />

drey haller bey nachgesetzter Pene/nicht gegeben und außgeschenckht sol<br />

werden. (...)<br />

Wie das <strong>Bier</strong> im Sommer und Winter auf dem Land ausgeschenkt und<br />

gebraut werden soll.<br />

Wir verordnen, setzen und wollen mit dem Rat unserer Landschaft, daß<br />

forthin überall im Fürstentum Bayern sowohl auf dem Lande wie auch in<br />

unseren Städten und Märkten die keine besondere Ordnung dafür haben von<br />

Michaeli bis Georgi eine Maß (bayerische 1,069 Liter) oder ein Kopf (halbfl<br />

ügelförm. Geschirr für Flüssigkeiten = nicht ganz eine Maß) <strong>Bier</strong> für nicht<br />

mehr als einen Pfennig Münchener Wärung und von Georgi bis Michaeli für<br />

nicht mehr als zwei Pfennig derselben Wärung, der Kopf für nicht mehr als<br />

drei Heller (Heller = gewöhnlich ein halber Pfennig) bei Androhung unten<br />

aufgeführter Strafe gegeben und ausgeschenkt werden soll. Wo aber einer<br />

nicht Märzen-, sondern anderes <strong>Bier</strong> brauen oder sonstwie haben würde,<br />

soll er es keineswegs höher als um einen Pfennig die Maß ausschenken und<br />

verkaufen. Ganz besonders wollen wir, daß forthin allenthalben in unseren<br />

Städten, Märkten und auf dem Lande zu keinem <strong>Bier</strong> mehr Stücke als allein<br />

Gersten, Hopfen und Wasser verwendet und gebraucht werden sollen. Wer<br />

diese unsere Anordnung wissentlich übertritt und nicht einhält, dem soll<br />

von seiner Gerichtsobrigkeit zur Strafe dieses Faß <strong>Bier</strong>, so oft es vorkommt<br />

unnachsichtlich weggenommen werden. Wo jedoch ein Gauwirt von einem<br />

<strong>Bier</strong>bräu in unseren Städten, Märkten oder auf dem Lande einen, zwei oder<br />

drei Eimer (= enthält 60 Maß) <strong>Bier</strong> kauft und wieder ausschenkt an das<br />

gemeine Bauernvolk, soll ihm allein und sonst niemand erlaubt und unverboten<br />

sein, die Maß oder den Kopf <strong>Bier</strong> um einen Heller teurer als oben<br />

vorgeschrieben ist, zu geben und auszuschenken.<br />

Auch soll uns als Landesfürsten vorbehalten sein, für den Fall, daß aus Mangel<br />

und Verteuerung des Getreides starke Beschwernis entstünde (nachdem die<br />

18


Jahrgänge auch die Gegend und die Reifezeiten in unserem Land verschieden<br />

sind) zum allgemeinen Nutzen Einschränkungen zu verordnen, wie solches<br />

am Schluß über den Fürkauf ausführlich ausgedrückt und gesetzt ist.<br />

Gegeben von Wilhelm IV., Herzog von Bayern, am Georgitag zu Ingolstadt,<br />

Anno 1516<br />

Übernimm dich nicht beim <strong>Bier</strong>trinken,<br />

damit kein Unsinn aus deinem Munde kommt,<br />

wenn du redest ...<br />

Wenn du hinfällst und dir die Glieder brichst,<br />

ist keiner da, der dir die Hand reicht.<br />

Denn deine Trinkkumpanen stehen auf und sagen nur:<br />

„Raus mit dem Säufer!“<br />

Und sucht man dich auf,<br />

um bei dir Rat zu holen,<br />

dann fi ndet man dich auf dem Boden liegen<br />

wie ein kleines Kind ...<br />

(aus der „Lehre des Ani“, Ägypten um 1500 v. Chr.)<br />

19


Zur Geschichte des <strong>Bier</strong>brauens<br />

Die Anfänge des <strong>Bier</strong>es im Rheinland<br />

Wann das erste <strong>Bier</strong> im Rheinland gebraut wurde, lässt sich nicht genau<br />

feststellen. Sicher ist allerdings, dass <strong>Bier</strong> im Jahre 56 v. Chr., als Caesar den<br />

linken Niederrhein der römischen Provinz Gallia einverleibte, schon lange<br />

eine Art Nationalgetränk bildete. Der griechische Völkerkundler Dionysos<br />

von Harlikarnaß berichtet für die Zeit um 390 v. Chr., dass die Kelten im<br />

Norden ein Gerstengebräu, also offenbar <strong>Bier</strong>, zu trinken pfl egten. Kelten<br />

und Germanen wurden damals bei den gelehrten Geographen noch nicht<br />

unterschieden.<br />

Römische Krugscherbe, 1. Jh. n. Chr.,<br />

Fundort: <strong>Krefeld</strong>-Gellep. Die Scherbe trägt eine<br />

Ritzinschrift, die den Inhalt mit CIIRVIIS<br />

(= Cervesia), den gallischen Namen für <strong>Bier</strong><br />

wiedergibt. Dem Asterixleser dürfte der Name<br />

geläufi g sein.<br />

20<br />

Auch Tacitus berichtet (um 100<br />

n. Chr.), dass die Germanen „einen<br />

Saft aus Gerste und Weizen<br />

tränken, der zu einer gewissen<br />

Weinähnlichkeit vergoren sei“.<br />

In der Voreingenommenheit<br />

des Weintrinkers vermeidet er<br />

die damals in Rom schon lange<br />

eingeführten gallischen Namen<br />

für <strong>Bier</strong>. Dagegen scheint die<br />

älteste, ausdrücklich auf die<br />

nordgallischen, d. h. die am<br />

Niederrhein wohnen den Germanen<br />

bezogene Quelle nichts<br />

von <strong>Bier</strong> zu wissen.<br />

Die Meldung wird dem griechischen<br />

Ethnographen Poseidonios<br />

zugeschrieben. Angeblich<br />

will er um 120 v. Chr. in Marseille<br />

von Kaufl euten erfahren<br />

haben, dass die Rheingermanen<br />

„Milch und Wein unvermischt tränken“. Im zivilisierten Mittelmeerraum pfl egte<br />

man Wein dagegen nur mit Wasser verdünnt zu genießen. Es ist allerdings<br />

keineswegs sicher, dass hier tatsächlich Wein aus Trauben gemeint war, denkbar<br />

wäre auch ein anderes vergorenes Getränk wie Met, vielleicht aber auch <strong>Bier</strong>,<br />

denn Funde derart früher mittelmeerischer Weinamphoren kennt man bislang<br />

aus unserer Gegend noch nicht. Ein eigener Weinbau beginnt an Rhein und<br />

Mosel erst im 3. Jahrhundert nach Christus.


Im keltischen Gallien (heute Frankreich) gab es unterschiedliche Bezeichnungen<br />

für das <strong>Bier</strong>. Die gebräuchlichste war wohl Cervesia (aus cerea).<br />

Sie liefert einen direkten Hinweis auf Getreide als Grundlage. Nach dem<br />

Preisedikt Kaiser Diocletians handelt es sich wie Camus um „Normalbier“<br />

(zu 4 Denaren der Sextarius), während das billigere Zythus (nur 2 Denare)<br />

eine Art Dünnbier gewesen zu sein scheint.<br />

Die Germanen pfl egten nach Plinius neben Gerste und Weizen auch Hafer<br />

als Braugetreide zu verwenden. Ob es dafür jeweils besondere Namen gab, ist<br />

jedoch ebensowenig bekannt wie der Zusatz bestimmter Gewürze. Hopfen<br />

war jedoch mit einiger Sicherheit noch unüblich. Die gebräuchliche Bezeichnung<br />

im Norden war wohl ursprünglich „alu“ (ealu angelsächsisch, bzw. öl<br />

altnordisch), während <strong>Bier</strong> (bior alt-hochdeutsch, béor angelsächsisch) als<br />

westgermanische Sonderbezeichnung gilt.<br />

<strong>Bier</strong>brauen im Mittelalter<br />

und in der Neuzeit<br />

Das <strong>Bier</strong>brauen war im Mittelalter<br />

offenbar kein spezialisiertes<br />

Handwerk. Wie das<br />

Backen wurde es als Hausgewerbe<br />

betrieben. Backen und Brauen<br />

fanden in der Regel an ein und<br />

demselben Ort statt. Üblich war<br />

daher über Jahrhunderte auch<br />

die bauliche Kombination von<br />

Back- und Brauhaus. So waren<br />

das Backen und das Brauen keine<br />

gewerblichen Tätigkeiten,<br />

sondern dienten lediglich dem<br />

alltäglich Lebensunterhalt. Dies<br />

wird der Grund dafür sein, dass<br />

das Brauen in den mittelalterlichen<br />

Schriftquellen kaum<br />

Er wähnung fi ndet.<br />

Es waren die Klöster und königlichen<br />

Wirtschaftshöfe, wo<br />

sich aufgrund einer arbeitsteiligen<br />

Organisation spezialisierte<br />

Berufe entwickeln konnten.<br />

Zwei „genormte“ Steinzeugkrüge aus dem Westerwald<br />

18. Jh., im Verlauf des 17. Jh verlagerte<br />

sich die rheinische Steinzeugproduktion zu einem<br />

großen Teil in den Westerwald. Schließlich fi ng<br />

man an die Trinkgefäße in festgelegten Größen<br />

herzustellen. Im vorliegenden Falle hat man das<br />

Volumen durch eine Punktmarkierung am Rand<br />

angezeigt: 1 bzw. 3 Pint. <strong>MBL</strong><br />

21


In der um 795 entstandenen Güterordnung Karls des Großen („Capitulare<br />

de villis“) wird etwa den Verwaltern der Königsgüter em pfohlen, gute<br />

Handwerker zu beschäftigen, die auch in der Lage waren, <strong>Bier</strong>, Obst- und<br />

Birnenwein herzustellen.<br />

Erste konkrete Belege für das Rheinland bietet das „Prümer Urbar“ von 893:<br />

Hier werden bei etwa der Hälfte aller zur Abtei Prüm in der Eifel gehörenden<br />

Hofesverbänden Abgaben in Form von <strong>Bier</strong> oder Malz erwähnt.<br />

Das Berufsbild des Brauers gehörte also in den größeren Klöstern und an den<br />

Königshöfen um 900 schon zum Alltag. Dagegen dominierte auf dem Lande<br />

und in den Städten wohl noch lange die Hausbrauerei.<br />

<strong>Bier</strong>brauer in den mittelalterlichen Städten<br />

Die frühesten schriftlichen Zeugnisse für das <strong>Bier</strong>brauen in den mittelalterlichen<br />

Städten fi nden sich in der heute belgischen Stadt Dinant (Urkunde von<br />

1047/1064). Die Grafen von Namur ließen neben dem Wein und dem Met<br />

auch das hier produzierte <strong>Bier</strong> versteuern.<br />

Das <strong>Bier</strong> muss also bereits in größeren<br />

Mengen hergestellt worden sein,<br />

damit sich eine Besteuerung lohnte.<br />

Aufgrund der frühen Blüte der maasländischen,<br />

fl andrischen und nordfranzösischen<br />

Städte ist anzunehmen, dass<br />

hier der Beruf des städtischen Brauers<br />

entstand. Bemerkenswert ist, dass bereits<br />

damals die Brauer zur städtischen<br />

Führungsschicht gehörten.<br />

Auch in den rheinischen Städten dürfte<br />

von Beginn an <strong>Bier</strong> gebraut worden<br />

sein. Allerdings wurde das Brauen erst<br />

amtlich festgehalten, als es für die jeweilige<br />

Stadtobrigkeit als Steuerquelle<br />

interessant wurde.<br />

Krug, Steinzeug, braun, salzglasiert,<br />

Raeren, dat. 1583, auf den Wandungen<br />

3 Ovalmedaillons mit reichem Rollwerk,<br />

in der Mitte die Gestalt der Justitia, darüber<br />

Jahreszahl 1583, fl acher Zinndeckel ohne<br />

Marke, FLM Kommern 67 / 93<br />

Die Stadtherren hatten das Monopol<br />

auf die damals verwendete <strong>Bier</strong>würze,<br />

die sogenannte Grut. Die Grut<br />

verpachtete man weiter, und oftmals<br />

erhalten wir die ersten schriftlichen<br />

Zeugnisse über das <strong>Bier</strong>brauen in den rheinischen Städten, wenn ein Gruthaus<br />

oder der Grüter (Pächter der Grut) in den Urkunden genannt werden.<br />

22


Im mittelalterlichen Köln entstanden erste schriftliche Belege für das <strong>Bier</strong>brauen<br />

seit dem späten 11. Jahrhundert. Ein namentlich genannter Brauer<br />

Ezelin erscheint in den um 1170 geführten Schreinskarten. In Uerdingen<br />

wird 1255 der Grüter erwähnt, d. h. auch hier war die Grut bereits zu einer<br />

einträglichen Einnahmequelle geworden.<br />

Vom Grutbier zum Hopfenbier<br />

Das mittelalterliche <strong>Bier</strong> unterschied sich in seiner Zusammensetzung in zwei<br />

wesentlichen Punkten von den heutigen <strong>Bier</strong>sorten: Der gezielte Einsatz von<br />

Hefe sowie der Gebrauch des Hopfens waren im mittelalterlichen Rheinland<br />

noch unbekannt. Zwar war in der Regel die Gerste das herkömmliche Getreide<br />

zur Herstellung des Braumalzes, aber auch andere Getreidesorten wie<br />

Roggen, Hafer, Weizen und Spelz kamen zur Anwendung.<br />

Dass die sich in der Luft befi ndlichen Hefen den Gärungsprozeß in Gang<br />

setzen, war den Menschen damals nicht bewußt.<br />

Das bekanntlich 1516 für Bayern festgelegte „Reinheitsge bot“ galt für das<br />

Rheinland noch nicht. Als Würzstoff wurde hier lange die Grut, ein Gemisch<br />

aus verschiedenen Kräutern, gebraucht. Die genaue Zusammensetzung der<br />

Grut, die re gional stark variieren konnte, ist nicht bekannt. Man weiß jedoch,<br />

dass im Rheinland als Hauptbestandteil die Blätter des Gagelstrauchs<br />

genommen wurden. Hinzu kamen weitere Kräuter, die der Haltbarmachung<br />

und der Geschmacksverbesserung dienen sollten.<br />

In Zusammenhang mit der Grut stand das sogenannte „Grutrecht“, mit dem<br />

sich die Landesherren das Recht vorbehielten, die Grut zu verkaufen. Der älteste<br />

Gläserner <strong>Bier</strong>krug, 18. Jahrhundert, die Emailmalerei gibt einen Bauer in Sonntagstracht<br />

mit Sense wieder sowie einen Trinkspruch: Vivat, es lebet meine Fredel<br />

23


Hinweis auf das Grut recht fi ndet sich in einer Urkunde von 974, in der Kaiser<br />

Otto II. der Lütticher Kirche das Grutrecht zu Fosses (Belgien) überließ. Das<br />

Grutrecht wurde in der Regel verpachtet oder verpfändet. Auch in den Städten<br />

war die Verpachtung der Grut eine zunehmend wichtige Einnahmequelle.<br />

Der Hopfen stammte ursprünglich aus dem fi nnisch-slawischen Raum. Im<br />

5. bis 7. Jahrhundert wurde er vermutlich zuerst im Frankenreich heimisch.<br />

Hier baute man die Pfl anze in Klostergärten und später auch auf den Bauernhöfen<br />

als Heilpfl anze an. Seit dem 14. Jahrhundert nun begann der Hopfen<br />

– zunächst im nordwesteuropäischen Raum – die Grut als <strong>Bier</strong>würze zu<br />

verdrängen. Zu dieser Zeit gelangte das Hopfenbier über Westfalen, d. h.<br />

über die Handelslinien der Hanse auch in das Rheinland. 1384 trat es in<br />

Wesel auf, in Dortmund seit 1390, und die stadtkölnische Brauerei führte<br />

Hopfenbier seit 1407. Hier hatte sich um 1500 das Hopfenbier endgültig<br />

gegen die Grut durchgesetzt. Über lange Zeit gehandelt wurden die Bremer<br />

und die Hamburger <strong>Bier</strong>e.<br />

Am Niederrhein hatten die Neusser Brauer schon im hohen Mittelalter einen<br />

hervorragenden Ruf. Das Neusser Gruthaus ist bereits 1283 schriftlich<br />

erwähnt. 1388 tauchte auch in Neuss das Hopfenbier auf.<br />

Durch den Einsatz des Hopfens erreichte man eine längere Haltbarkeit des<br />

<strong>Bier</strong>es, eine wichtige Voraussetzung für den Fernhandel. Im Gegensatz zu dem<br />

süßlichen Grutbier hatte das Hopfenbier einen herberen Geschmack. Zudem<br />

war der Hopfen billiger als die Grut. Das traditionelle Grutbier trank man<br />

lange Zeit noch weiter neben<br />

dem neuen Hopfenbier.<br />

Seit dem 17. Jahrhundert ist<br />

auch im Rheinland ein zunehmender<br />

Einfl uss der Obrigkeit<br />

zu bemerken: So sind<br />

aus der Jahrhundertmitte<br />

kurkölnische Verordnungen<br />

bekannt, die allein den Hopfen<br />

als Würzmittel zulassen.<br />

Verboten waren Ersatzstoffe<br />

wie Camin Röß, Kockelkorns,<br />

Weidenbletter und dergleichen<br />

hochschädliche Sachen,<br />

wodurch die Leuth an ihrer<br />

Gesundheit mercklich verkürzt<br />

werden.<br />

Zylinder-Krug, salzglasiert <strong>MBL</strong> 145/2003<br />

Humpen, Steinzeug, grau, salzglasiert, blau bemalt,<br />

Zylinderform, zwischen zwei Friesen Ranken, Zinndeckel<br />

dat. 1723 und mit Monogramm „J. C. B. W.“,<br />

Westerwald, FLM Kommern 58/202<br />

24


Spätestens seit 1650:<br />

<strong>Bier</strong> - das Volksgetränk Nummer Eins<br />

Bis weit in das 17. Jahrhundert hinein behielt der Wein als Getränk und Handelsware<br />

seine Spitzenposition im Rheinland. Dies änderte sich im Laufe des<br />

Jahrhunderts. Während in den südlichen Rheinlanden der Wein dominierte<br />

und das <strong>Bier</strong>brauen sich weiterhin auf die bäuerlichen Haushalte beschränkte,<br />

gewann das gewerbliche <strong>Bier</strong>brauen im nördlichen Rheinland zunehmend an<br />

Bedeutung. Dies gilt insbesondere für den Niederrhein, wo ein Weinanbau<br />

aufgrund des Klimas nicht mehr möglich war.<br />

Auch in Neuss hat das <strong>Bier</strong> den Wein erst im 17. Jahrhundert von seiner Spitzenposition<br />

verdrängen können. Die Brauer gehörten hier wie in den meisten<br />

anderen rheinischen Städten zu den führenden Familien.<br />

Im 18. Jahrhundert ging der <strong>Bier</strong>ausstoß in den Städten des Niederrheins<br />

merklich zurück. So verloren Wesel während des 18. Jahrhunderts zwei<br />

Drittel, Rees, Dinslaken, Kleve und Ruhrort die Hälfte ihrer Braustellen.<br />

Die Ursache dafür ist wohl in einem Konzentrationsprozess zu sehen. Mit<br />

einzurechnen sind die damals aufkommenden Schnapsbrennereien bzw. die<br />

zunehmende Beliebtheit dieses Getränkes; außerdem gab es die Konkurrenz<br />

der vielen ländlichen Braurei en, die nur schwer zu besteuern waren. So überlebten<br />

nur die wirtschaftlich starken Brauereien.<br />

Dennoch ist das <strong>Bier</strong> auch im 18. Jahrhundert das geblieben, was es im<br />

ganzen Rheinland spätestens seit der Mitte des 17. Jahrhunderts war: das<br />

Volksgetränk Nummer Eins.<br />

<strong>Bier</strong>krüge, Fayence, weißgrau, bunt bemalt, <strong>MBL</strong><br />

2. v. l.: <strong>Bier</strong>krug, Fayence, weißgrau, bunt bemalt, Köln um 1800,<br />

Darstellung des heiligen Franziskus, Zinndeckel mit Monogramm<br />

„F. W. L“, FLM Kommern 90/627 <strong>MBL</strong><br />

25


Das Industriezeitalter bricht an<br />

Das 19. Jahrhundert brachte – wie in so vielen Wirtschaftszweigen – weitreichende<br />

Veränderungen auch in der <strong>Bier</strong>herstellung mit sich. Aus dem<br />

kleingewerblichen Handwerk des Brauers entwickelte sich die Brauindustrie.<br />

Damit einher ging ein weiterer Konzentrationsprozess, der auch heute<br />

noch nicht abgeschlossen zu sein scheint. Damit einher ging aber auch eine<br />

wesentliche Qualitätsverbesserung der <strong>Bier</strong>e.<br />

Die neuen französischen und<br />

später preußischen Gesetze<br />

führten die Gewerbefreiheit<br />

ein. Damit fi elen das Zunftwesen<br />

und die städtischen Privilegien<br />

wie das <strong>Bier</strong>monopol.<br />

Nun griff nicht der jeweilige<br />

Landesherr, sondern der<br />

preuß ische Staat ein: Durch<br />

die 1821 eingeführte Gewerbesteuer<br />

unterlagen erstmals<br />

alle rheinischen Brauer einer<br />

einheitlichen Steuer.<br />

Daneben war der Staat bemüht,<br />

die Qualität des <strong>Bier</strong>es,<br />

die damals wohl noch sehr zu<br />

wünschen übrig ließ, positiv<br />

zu beeinfl ussen. Man hoffte<br />

auf diesem Wege die Konsumenten<br />

von dem seit dem<br />

18. Jahrhundert in Mode<br />

gekommenen und für sehr<br />

schädlich erachteten Branntweinkonsum<br />

abbringen zu<br />

können. Jedoch verhinderte<br />

die schlechte Wirtschaftslage<br />

bis zur Mitte des 19. Jahrhun-<br />

<strong>Bier</strong>kanne, graues Steinzeug, salzglasiert und blau<br />

bemalt, auf der Vorderseite Pentagramm<br />

(„<strong>Bier</strong>brauer-Stern“), Westerwald um 1880,<br />

FLM Kommern 59/458<br />

derts eine deutliche Verbesserung der <strong>Bier</strong>qualität. Dieser Zustand änderte sich<br />

erst seit etwa 1850: Einerseits brachten die technischen Verbesserungen und die<br />

größere Hygiene in der <strong>Bier</strong>produktion bessere <strong>Bier</strong>e hervor, andererseits bot der<br />

allmählich steigende Wohlstand in der Bevölkerung bessere Absatzmöglichkeiten<br />

für gute <strong>Bier</strong>e.<br />

26


<strong>Bier</strong> wird jetzt mehr als sonst von allen Ständen und in großer Menge getrunken,<br />

in der Regel 2-6 Gläser abends im Wirtshause. Anstelle der früheren Branntweinbrennereien<br />

sind jetzt überall <strong>Bier</strong>brauereien entstanden. Das frische, braune<br />

<strong>Bier</strong>, aus Malz und Hopfen gebraut, ist das gewöhnlichste Getränk; das Weißbier,<br />

das schärfer und stärker ist, fi ndet weniger Gönnner. Das Bayrische <strong>Bier</strong> liebt<br />

die junge Männerwelt der bemittelten Stände zu trinken, oder noch mehr darin<br />

zu zechen. Das braune <strong>Bier</strong> wird teils als Sommer-, teils als Winterbier gebraut.<br />

Außer diesen <strong>Bier</strong>en werden in den Restaurationen noch verschiedene auswärtige<br />

Fabrikate verabreicht. Das hiesige <strong>Bier</strong> verursacht, in größeren Quantitäten<br />

genossen, Kopfschmerzen, bei fortgesetztem unmäßigem Gebrauche Erschlaffung<br />

und Verschleimung des Magens, Reizung der Harnorgane; ...<br />

(Text von Aloys Schmitz, 1871 aus: Willy Leson (Hg.): So lebten sie am<br />

Niederrhein, Texte und Bilder von Zeitgenossen, 3. Aufl ., Köln 1999)<br />

<strong>Bier</strong>krug mit Zinndeckel, <strong>MBL</strong><br />

<strong>Bier</strong>krug, Steinzeug, grau glasiert, grün braun bemalt, Jugendstil um 1900, dekoriert mit<br />

Kleeblättern und -blüten, Zinndeckel mit Monogramm „G. S:“, FLM Kommern 77/957<br />

Es wird bei uns Deutschen mit wenig so viel Zeit totgeschlagen wie mit dem<br />

<strong>Bier</strong>trinken.<br />

Otto von Bismarck in einer Reichstagsrede, 1881<br />

27


Der altdeutsche Stammtisch, Schwäbischer<br />

Stammtischkrug aus dem Bestand<br />

des Museums Burg Linn, der Krug<br />

beschreibt in idealtypischer Weise einen<br />

„altdeutschen Stammtisch“ und steht daher<br />

nicht nur für das „Ländle“. Wappen<br />

am Deckel: „Den Herren vom Vertilgungscoleg<br />

im Gelben Hirschen zu Kaufbeuren<br />

1776“, der Gefäßkörper zeigt die<br />

plastischen Büsten der Stammtischbrüder<br />

(hier: des Vertilgungscollegiums). Die<br />

Mitgliedschaft ergab sich praktisch aus<br />

der Funktion innerhalb der Gemeinde.<br />

Sie war „natürlich“ begrenzt und zugleich<br />

gesellschaftlich verpfl ichtend:<br />

„Herr Pastor<br />

Herr Cantor<br />

Herr Bürgermeister<br />

Herr Notar<br />

Herr Amtmann<br />

Herr Doctor“<br />

Es gehört zum deutschen Bedürfnis, beim <strong>Bier</strong>e von der Regierung schlecht<br />

zu reden.<br />

Otto von Bismarck in einer Reichstagsrede, 1881<br />

Steingutkrüge, blau bemalt, ca. 1900 – 1930, Leihgabe Georg Opdenberg<br />

28


<strong>Bier</strong> für die Massen<br />

Die Entwicklung des rheinischen Braugewerbes stand in der zweiten Hälfte<br />

des 19. Jahrhunderts in engem Zusammenhang mit den wachsenden Industriezentren.<br />

Mit der enormen Bevölkerungszunahme in den Industriestädten<br />

brachen auch für die rheinischen Brauereien „goldene Zeiten“ an. Das <strong>Bier</strong><br />

wurde nun zum „Standesgetränk“ der Arbeiter.<br />

Neben der steigenden Nachfrage nach dem Getränk machte auch die technische<br />

Herstellung des <strong>Bier</strong>es gewaltige Fortschritte. Die verbesserte <strong>Bier</strong>qualität<br />

erlaubte nicht nur eine Ausweitung des Exportgeschäftes mit Fassbieren,<br />

sondern auch die Einführung des Flaschenbieres, wodurch nochmals eine<br />

erhebliche Produktionssteigerung möglich war.<br />

Das Aufkommen der untergärigen Braumethode brachte eine Umwälzung<br />

der rheinischen <strong>Bier</strong>landschaft mit sich. Die bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

im Rheinland fast unbekannten <strong>Bier</strong>sorten verdrängten allmählich<br />

die traditionellen obergärigen <strong>Bier</strong>e – wohl auch aufgrund eines geänderten<br />

Geschmacks der Konsumenten.<br />

Die Brauereien mit dem größten Umsatz waren fast ausschließlich Aktiengesellschaften,<br />

die hauptsächlich in der Zeit zwischen 1880 und 1900<br />

gegründet wurden. Damit einher ging ein Konzentrationsprozess, der die<br />

kleinen Hausbrauereien fast ausnahmslos verschwinden ließ.<br />

<strong>Krefeld</strong> zählte in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts zu den wichtigsten<br />

Orten des niederrheinischen Braugebietes. Verglichen mit anderen Städten<br />

der Rheinprovinz nahm die Stadt eine<br />

Spitzenposition im Braugewerbe ein.<br />

29<br />

Die rheinische Brauindustrie in und<br />

zwischen den Weltkriegen<br />

Der 1. Weltkrieg sowie die folgenden<br />

Wirtschaftskrisen brachten auch die<br />

Reservistenkrug, Steingut, gelber Scherben,<br />

bunt bemalt, beschriftet mit „Josef Küppers,<br />

4. Esk. Alan. Kaiser Alex II v. Russland,<br />

Nr. 3 Fürstenwalde 1911-12, zur Zeit auf<br />

Kgl. Kommando in Berlin“, aufwändiger<br />

Zinndeckel mit Adler an Knauf und mit<br />

Reiter gekrönt.<br />

FLM Kommern 61/1579


<strong>Bier</strong>ausstoß im Vergleich: NRW und Bayern ( in 1000 hl)<br />

<strong>Bier</strong>verbrauch in der Bundesrepublik Deutschland (Liter je Einwohner)<br />

30


Brau industrie in große Schwierigkeiten. Die Umsätze gingen stark zurück.<br />

Damit ging ein weiterer Rückgang der Braubetriebe einher. Die Besetzung<br />

weiter Teile des Rheinlandes erschwerte hier zusätzlich die Lage der Brauer.<br />

Die Weltwirtschaftskrise der Jahre 1929 – 1933 trug zu einem weiteren<br />

Umsatzeinbruch der Brauereien bei. Erst in der zweiten Hälfte der 1930er<br />

Jahre konnte das Braugewerbe an die Produktionszahlen von 1925/26 wieder<br />

anknüpfen. In <strong>Krefeld</strong> gab es 1933 9 Betriebe mit 249 Beschäftigten.<br />

Der Beginn des 2. Weltkrieges markierte wiederum einen starken Absatzrückgang<br />

in der rheinischen Brauindustrie. Die Kriegswirtschaft brachte für die<br />

Brauereien sinkende Gerstezuteilungen sowie insgesamt einen zunehmenden<br />

Mangel an Produktionsmitteln mit sich. Der Bombenkrieg schließlich führte<br />

auch zur Zerstörung von Brauanlagen.<br />

Neubeginn und neue Märkte<br />

Die Nachkriegsjahre waren wie in allen Bereichen der Wirtschaft auch für<br />

die Brauereien Jahre des Neubeginns und der Neuorientierung. So kam es<br />

zur Neugründung von Brauereiverbänden, beispielsweise 1946 zur Gründung<br />

des „Verbandes Nordrheinischer Brauer“.<br />

Die Brauindustrie stellte sich gleichzeitig auf einen veränderten Geschmack<br />

der Konsumenten ein. Im nördlichen Rheinland vermochten die obergärigen<br />

<strong>Bier</strong>e „Kölsch“ und „Alt“ bis in die 1980er Jahre einen Marktanteil von<br />

mehr als 50 % zurück zu erobern. Die hier traditionell gebrauten <strong>Bier</strong>sorten<br />

erlebten eine Renaissance.<br />

Aber auch bei den untergärig gebrauten <strong>Bier</strong>en hat sich der Geschmack des<br />

Publikums verändert: Das kalorienreichere, süßlichere Export-<strong>Bier</strong> ist so gut<br />

wie vom Markt verschwunden. Dagegen setzten sich die stärker gehopften,<br />

herberen Sorten Pilsener Brauart durch. Das Pils ist mittlerweile das mit<br />

Abstand meistgetrunkene <strong>Bier</strong> des nordwestdeutschen Raumes.<br />

<strong>Bier</strong> auf Wein – das lass sein,<br />

Wein auf <strong>Bier</strong> – das rat ich dir.<br />

<strong>Bier</strong> auf Wein – das ist fein.<br />

31


Liste der Brennereien und Brauereien in <strong>Krefeld</strong> Stadt, <strong>Krefeld</strong> 1819, Stadtarchiv<br />

<strong>Krefeld</strong> 3/596<br />

Plan zum Gesuche des Herrn August Nohren, <strong>Bier</strong>brauer, um Ertheilung der Erlaubniß<br />

zur Führung einer Wirthschaft im Hause Peter Strasse No. 93, Leihgabe Joachim Ilbertz<br />

32


<strong>Bier</strong>brauereien in <strong>Krefeld</strong><br />

Entwicklung <strong>Krefeld</strong>er Brauereien<br />

Der früheste Nachweis über das <strong>Bier</strong>brauen auf heutigem <strong>Krefeld</strong>er Stadtgebiet<br />

stammt aus Uerdingen: Hier wurde im Jahr 1255 ein Henricus fermentarius<br />

( = Grüter) als Zeuge in einer Urkunde aufgeführt.<br />

In der Stadt <strong>Krefeld</strong> selbst war das <strong>Bier</strong>brauen wohl ebenfalls seit dem Mittelalter<br />

üblich, auch wenn erst eine Urkunde von 1553 den konkreten Beleg<br />

darüber liefert. Immerhin bestätigte der damalige Landesherr, Graf Hermann<br />

von Neuenahr und Moers, der Stadt ihre alten Rechte. Dies lässt darauf<br />

schließen, dass die hier erwähnte <strong>Bier</strong>steuer in <strong>Krefeld</strong> schon seit längerer<br />

Zeit erhoben wurde.<br />

13. März 1553<br />

Graf Hermann von Neuenahr und Mörs bestätigt und erneuert der Stadt <strong>Krefeld</strong><br />

ihre alten Freiheiten und Privilegien. [...]<br />

Desgliechen haben wir vielgenandter unser stadt gegunt und zugelassen von<br />

jederen aemen, binnen oder baussen gebrawen und verzapp, einen albus mehr<br />

dann von alters gewöhnlich zu ihrem nutz, urber und profyt aufzubueren und<br />

zu empfangen. Item von einer aemen Hamburger, Bremer oder sunst anderen<br />

frembden bier, so binnen‚ Kreifelt gebracht, vier albus, item von jeder aemen, so<br />

zur brautloffen und eines jeden notturft nicht zu verkaufen gebrawen, funfzehn<br />

heller zur accysen zu entrichten und zu bezahlen. [...]<br />

Wie in den meisten rheinischen Städten war auch in <strong>Krefeld</strong> zu Beginn des<br />

17. Jahrhunderts der Wein immer noch das dominierende Getränk. So ergab<br />

die „Große Akzise“ im Jahr 1607 beim <strong>Bier</strong> 70, beim Wein dagegen 119 Gulden<br />

städtische Steuereinnahmen. Dieses Verhältnis kehrte sich im Laufe des<br />

17. Jahrhunderts um. Im 18. Jahrhundert wurden in der Stadt 6 Brauereien<br />

gezählt. Hinzu kamen etliche Brauereien auf dem Lande und in den Vororten,<br />

deren genaue Anzahl wir jedoch nicht kennen.<br />

Eine erste verläßliche Statistik gibt es erst für das Jahr 1819, als in <strong>Krefeld</strong>-<br />

Stadt 39 und im Landbezirk 34 Brauereien gezählt wurden. Bei der großen<br />

Zahl von insgesamt 73 Braubetrieben ist zu beachten, dass die meisten im<br />

Nebenerwerb betrieben wurden. Auch stellte man wohl nur geringe Mengen<br />

hauptsächlich für den Eigenbedarf her.<br />

Wie in den anderen rheinischen Städten begann auch in <strong>Krefeld</strong> die rein<br />

gewerbliche Produktion mit der Industrialisierung seit der Mitte des 19. Jahrhunderts.<br />

Gleichzeitig setzte ein Konzentrationsprozess ein, der sich bis in<br />

unsere Tage fortsetzen sollte.<br />

33


Brauereien und Brennereien in <strong>Krefeld</strong> 1819<br />

Brauereien in <strong>Krefeld</strong><br />

34<br />

<strong>Bier</strong>brauer<br />

Branntweinbrenner<br />

<strong>Bier</strong>brauer u.<br />

Branntweinbrenner<br />

<strong>Bier</strong>brauer u.<br />

Branntweinbrenner u.<br />

Destillateur<br />

Branntweinbrenner u.<br />

Destillateur<br />

Destillateur<br />

Essigbrauer<br />

Essigbrauer u.<br />

Branntweinbrenner


Leihgabe aus dem Archiv der Familie Wirichs / Brauerei Rhenania<br />

Rhenania<br />

Als im Jahr 1838 Hermann Josef Wirichs die Hausbrauerei „en et Bröckske“<br />

in der Markt- und Wiedenhofstraße kaufte, war dies die Geburtsstunde der<br />

<strong>Krefeld</strong>er Brauerei Rhenania.<br />

Der Gründer war gelernter Landwirt und Brauer. Sein Bruder Wilhelm<br />

Wirichs war anfangs ebenfalls in der Hausbrauerei der Familie tätig, hat<br />

dann aber die Brauerei Rixen in St. Tönis übernommen. Robert Wirichs, der<br />

Sohn des Gründers, übernahm die Brauerei Rhenania 1876. Später führten<br />

seine Söhne Josef und Paul Wirichs gemeinsam die Brauerei, bis wiederum<br />

die Söhne von Josef Wirichs, Jochen P. (Paul) und Nils Robert Wirichs, die<br />

Leitung der Brauerei in ihre Hände nahmen.<br />

Fünfzig Jahre nach der Gründung (1888) des<br />

Unternehmens reichte der Platz im Familienstammhaus<br />

nicht mehr aus. Die Brauerei zog nach<br />

<strong>Krefeld</strong>-Königshof, die Gaststätte „Et Bröckske“<br />

blieb im Familienstammhaus in der Innenstadt.<br />

Die ständig steigende Nachfrage ließ die Brauerei<br />

immer weiter wachsen. Nach der Jahrhundertwende<br />

wurden mehrere selbständige Brauereien angekauft,<br />

35


unter anderem 1916 die Union-Brauerei in <strong>Krefeld</strong> und 1919 die Thomas-<br />

Brauerei Peter Schmitz in Kempen. 1932 wurde die Brauerei Gebr. Bacher<br />

in Osterath übernommen.<br />

Die Zeit des Ersten und Zweiten Weltkrieges hatte das Unternehmen relativ gut<br />

überstanden. Der Umsatz konnte bis 1945 wesentlich gesteigert werden. Nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg ging der Absatz allerdings schlagartig zurück. Es fehlte<br />

an Brauzutaten, da Gerste nur zu Mehl und nicht zu Malz verarbeitet werden<br />

durften. Sobald die Lage sich normalisiert hatte, stieg die Nachfrage wieder.<br />

Nach dem Krieg wurden auch neue Maschinen angeschafft: eine Dampfmaschine,<br />

ein großer Dieselmotor, zwei Kältemaschinen zur Herstellung von<br />

Kunsteis und zur Kellerkühlung. Außerdem wurden Sudhaus, Gär- und Lagerkeller<br />

modernisiert und sterile Belüftungsanlagen im Kühlraum und Gärkeller<br />

installiert. Gelagert wurde das <strong>Bier</strong> in Emaille- und Aluminiumtanks. Eine<br />

eigene Schreinerei, Küferei, Schlosserei, Schmiede, Bauabteilung, Autoreparatur-Werkstatt<br />

und Anstreicherei gehörten ebenfalls zum Unternehmen.<br />

Von 1838 bis 1980 hatte die Brauerei Rhenania drei verschiedene <strong>Bier</strong>sorten<br />

produziert: Rhenania Alt, Rhenania Pils und Rhenania Hell-Export. Seit<br />

1980 wurde nur noch Rhenania Alt produziert, hinzu kamen die Sorten<br />

„<strong>Krefeld</strong>er“ (<strong>Bier</strong>mischgetränk) und „Wirichs Light“ (alkoholreduziert). Allerdings<br />

wurden in den letzten Jahrzehnten die Pils-<strong>Bier</strong>e immer beliebter,<br />

der Absatz von Altbier nahm deutlich ab. Seit 1990 ging die Produktion von<br />

200 000 auf 70 000 Hekotliter zurück.<br />

Die <strong>Bier</strong>herstellung der Brauerei Rhenania wurde am 28. Februar 2002 eingestellt,<br />

die Brauerei Rhenania am 30. Juni 2002 geschlossen. Das Rhenania<br />

Alt wird seitdem von der Krombacher Brauerei im siegerländischen Eichen<br />

bei Kreuztal gebraut. Krombacher war schon vor der Schließung Kooperationspartner<br />

der Brauerei Rhenania und erwarb im Jahr 2002 die Marken-,<br />

Brau- und Lieferrechte.<br />

36<br />

Leihgabe aus dem<br />

Archiv der Familie<br />

Wirichs/Brauerei<br />

Rhenania


Leihgaben aus dem Archiv der Familie Wirichs/Brauerei Rhenania<br />

37


Tivoli-Objekte aus der Sammlung des Museums Burg Linn<br />

38


Tivoli<br />

Den Grundstein der Brauerei Tivoli legte 1862 der Wirt Theodor Neu aus<br />

<strong>Krefeld</strong>. Er baute an der Landstraße zwischen Hüls und <strong>Krefeld</strong> einen Flügel<br />

an sein Wohnhaus, in welchem er eine kleine Weißbier-Brauerei mit Mälzerei<br />

errichtete. Zu dieser Zeit reichte ein einziges Pferd für die gesamte Spedition<br />

nach Hüls und Tönisberg.<br />

Theodor Neus Sohn Jakob, der den Betrieb 1870 übernahm, gab der Brauerei<br />

den verbreiteten Namen „Tivoli“ - nach der gleichnamigen Stadt nordöstlich<br />

von Rom, die sich durch antike Ruinen, Villen, Parkanlagen und Wasserfälle<br />

zu einem beliebten Ausfl ugsziel entwickelt hatte.<br />

Anfang der 1870er Jahre bekam<br />

die Brauerei ein neues Sudhaus,<br />

eine Schankhalle und einen unterirdischen<br />

Eiskeller.<br />

1874 verkaufte Jakob Neu aus nicht<br />

bekannten Gründen den gesamten<br />

Besitz an die Kaufl eute König &<br />

Hoffmann. Johann Wilhelm König<br />

aus Dortmund und Paul Hoffmann<br />

aus Stettin versuchten als erste die<br />

Herstellung von untergärigem <strong>Bier</strong><br />

in <strong>Krefeld</strong> und mussten die Brauerei<br />

dafür in vielen Bereichen umbauen.<br />

Das untergärige <strong>Bier</strong> kam jedoch<br />

bei der Bevölkerung nicht an und<br />

mit den teuren Neubauten hatten<br />

sie sich wahrscheinlich übernommen.<br />

1884 mussten sie Konkurs<br />

anmelden.<br />

Tivoli-Objekte aus der Sammlung des<br />

Museums Burg Linn<br />

Bei der Zwangsversteigerung erwarb der Nürnberger Hopfenhändler Bernhard<br />

Bing die Brauerei Tivoli. Der Betrieb musste zu dieser Zeit ruhen, da<br />

der Umsatz die Kosten nicht deckte. Hermann Bing holte den Braumeister<br />

August Burckhardt und Otto Greiff als kaufmännischen Leiter von Elberfeld<br />

nach <strong>Krefeld</strong>. Die <strong>Bier</strong>produktion konnte wieder aufgenommen werden. Nun<br />

wurde auch wieder zusätzlich untergäriges <strong>Bier</strong> gebraut.<br />

Im Jahre 1887 übernahmen August Burckhardt und Otto Greiff die Brauerei.<br />

1889 wurde die „Aktiengesellschaft Brauerei Tivoli“ gegründet. 1891 starb<br />

Otto Greiff, und erst zwei Jahre später kam ein Nachfolger, der Kaufmann<br />

Carl Dilthey aus Rheydt, in den Betrieb. Ende des 19. Jahrhunderts wurden<br />

39


wieder Umbauten und Neuerungen vorgenommen und außerdem weiteres<br />

Gelände dazu gekauft. 1908 erfolgte die Eintragung in das Handelsregister.<br />

August Burckhardt starb 1917, hatte jedoch schon seine letzten fünf Lebensjahre<br />

dem Unternehmen nicht mehr zur Verfügung gestanden.<br />

Unter Carl Dilthey fand 1917 die Fusion mit der Aktiengesellschaft Schwabenbräu<br />

Düsseldorf statt. Nachdem Carl Dilthey 1933 in den Ruhestand<br />

gegangen war, wurde 1934 Viktor Caussin neuer Vorstand und Direktor.<br />

Trotz erheblicher Schäden und Verluste überstand das Unternehmen den<br />

Zweiten Weltkrieg.<br />

Einige Jahre später wurde die Tivoli-Brauerei von der Brauerei Schlösser in<br />

Düsseldorf aufgekauft. Diese übernahm die Schwabenbräu AG, welche von<br />

der Dortmunder Union AG (Brau- und Brunnen AG) gekauft wurde. Im<br />

Jahre 1986 musste die Brauerei Tivoli die Tore schließen.<br />

Lageplan zum Baugesuche der Brauerei Tivoli AG zu Crefeld, 1922, Archiv der<br />

Brauerei Tivoli, heute Stadtarchiv <strong>Krefeld</strong><br />

1913 wurde von der Tivoli-Brauerei das Haus an der Rheinstraße ersteigert.<br />

Es wurde zur Gaststätte und zum Stammhaus der Brauerei. Im Zweiten<br />

Weltkrieg wurde es durch den Bombenanschlag 1943 zerstört. Das Haus<br />

wurde nach dem Krieg neu aufgebaut, wurde im Jahre 1967 jedoch wieder<br />

abgerissen. Der Neubau des Tivoli-Hauses zusammen mit dem Horten-Kaufhaus<br />

entstand im selben Jahr.<br />

Die Öfen, das <strong>Bier</strong> und der Tabaksrauch bilden in Deutschland um die<br />

Leute aus dem Volke eine schwere, heiße Atmosphäre, aus der sie nur<br />

ungern heraustreten.<br />

(Germaine Baronin von Staël, Über Deutschland)<br />

40


Leihgabe aus dem Archiv der Familie Wirichs/Brauerei Rhenania<br />

Werbegrafi k<br />

Für die großen <strong>Krefeld</strong>er Brauereien waren verschiedene Werbegrafi ker tätig.<br />

Zu den bekannten Grafi kern gehörten Heinz von der Way aus <strong>Krefeld</strong> und<br />

Paul Hildebrandt aus Düsseldorf, die für Rhenania arbeiteten. Für Tivoli<br />

war über Jahre der auch als Zeichner von Zeitungs-Karikaturen bekannte<br />

Paul Keller tätig.<br />

Heinz von der Way (1888 – 1973)<br />

Seit den 1920er Jahren arbeitete Heinz von der Way auf dem Gebiet der<br />

Gebrauchsgrafi k unter anderem für die Chemiefabrik Stockhausen & Cie.<br />

und die Rhenania-Brauerei. Für andere Brauereien war er ebenfalls tätig:<br />

Hoepfner Bräu in Karlsruhe, Brauhaus Nürnberg, Löwenbrauerei Fa. Mohr<br />

in Trier. Nach 1929 erhielt er von einer Druckerei<br />

in Wesel den Auftrag, naturalistische <strong>Bier</strong>plakate<br />

für Brauereien zu entwerfen.<br />

Aus den Erinnerungen Heinz von der Ways:<br />

Die Aufgabe lautete, eine <strong>Bier</strong>glasdarstellung zu<br />

entwickeln, die außer einer Flackerklarheit des <strong>Bier</strong>es<br />

auch seine erfrischende Kühle visuell zum Ausdruck<br />

bringen sollte. Das erreichte ich durch folgende Tricks:<br />

das <strong>Bier</strong> selbst im Gegenlicht, starke Hell-Dunkel-<br />

Wirkung, den Schaum aber im Seitenlicht, der plastischen<br />

Wirkung wegen, besonders bei der „Pilsener<br />

Haube“. Die Kältewirkung? Ein frisch gezapftes Glas<br />

mit kaltem <strong>Bier</strong> beschlägt. Ein beschlagenes Glas aber<br />

<strong>41</strong><br />

Entwurf von Heinz von<br />

der Way, Leihgabe Ursula<br />

Altenähr


hat keine Durchsicht und damit keine Klarheit. Durch das Anfassen des Glases<br />

nach dem Zapfen wird der Beschlag teilweise wieder abgewischt und die Klarheit<br />

wird an dieser Stelle sichtbar. Durch den Gegensatz wird die Wirkung sogar<br />

erhöht. Eine weitere Steigerung erzielte ich durch den „Kältetropfen“, der über<br />

die beschlagene Stelle fl oß und eine charakteristische Bahn hinterließ. Das war<br />

der Schlager in der Brauereireklame.<br />

Damals gab es intensive Bemühungen seitens der <strong>Bier</strong>hersteller durch die<br />

Werbung den <strong>Bier</strong>konsum zu steigern. Damit sollte auch ein größerer häuslicher<br />

<strong>Bier</strong>verzehr angekurbelt werden, der bis dahin offenbar nicht üblich war.<br />

Zu dieser Werbeaktion zählte auch das Emaillemedaillon „kühles <strong>Bier</strong>“, das<br />

unabhängig von einer speziellen Marke das <strong>Bier</strong> als Genußmittel anpreisen<br />

sollte. Heinz von der Way arbeitete in der Werbebranche bis etwa 1960.<br />

Blech-Werbeschild des Deutschen Brauerbundes, entworfen von Heinz von der Way,<br />

Plakat-Entwurf von Heinz von der Way, Leihgabe Ursula Altenähr<br />

Es muß ein jeglich Land seinen eigenen Teufel haben, unser<br />

deutscher Teufel wird ein guter Weinschlauch sein und muß<br />

Sauf heißen, daß er so durstig und hellig ist, der mit so großem<br />

Saufen Weins und <strong>Bier</strong> nicht kann gekühlet werden.<br />

Martin Luther, 1534<br />

42


Paul Keller<br />

(„Pauke“; 1896 – 1966)<br />

Der gebürtige <strong>Krefeld</strong>er<br />

hatte nach dem Ersten<br />

Weltkrieg bis 1927 bei<br />

Prof. Kohlschein an der<br />

Düsseldorfer Kunstakademie<br />

gelernt. Von 1925<br />

bis 1942 war er als freischaffenderPressezeichner,<br />

Maler und Grafi ker<br />

tätig. Als Pressezeichner<br />

ist er den <strong>Krefeld</strong>ern bis<br />

heute im Gedächtnis geblieben.<br />

Er war über lange<br />

Jahre mit der Brauerei Tivoli<br />

verbunden.<br />

Karikaturen aus dem Archiv der Brauerei Tivoli, heute Stadtarchiv <strong>Krefeld</strong><br />

43


Hausbrauereien<br />

Wienges<br />

Im Jahre 1807 gründete Johannes Michael Wienges auf der Sternstraße 12<br />

(später Gleumes) seine eigene Brauerei.<br />

Aus der Ehe seines vierten Sohnes<br />

Anton, der das <strong>Bier</strong>brauen von seinem<br />

Vater gelernt hatte, ging Heinrich<br />

Wienges hervor, der sich 1875<br />

mit der Hausbrauerei „Zur Krone“<br />

in der Neusser Straße 55 selbständig<br />

machte.<br />

25 Jahre nach der Gründung übergab<br />

er Brauerei und Gaststätte seinem<br />

Sohn Johannes. Dieser konnte das<br />

Geschäft durch die schwierige Zeit<br />

des Ersten Weltkriegs bringen.<br />

Gläser der Familie Wienges, Leihgabe<br />

Margot Wienges<br />

44<br />

Der 1904 geborene Sohn Hermann,<br />

der die Brauerei ab 1930 leitete,<br />

konnte nicht verhindern, dass Wienges<br />

vier Jahre geschlossen bleiben<br />

musste. Es drohte, wie es schon im<br />

Ersten Weltkrieg der Fall war, die<br />

„Entkupferung“ des Sudhauses. Im Zweiten Weltkrieg jedoch demontierte der<br />

Bruder des Brauereibesitzers, Hans Wienges, nach und nach die Einrichtung des<br />

Sudhauses und versteckte sie unter doppelten Böden und Zwischenwänden vor<br />

dem staatlichen Zugriff. Nach<br />

1943 konnte wieder gebraut<br />

werden, allerdings meist mit<br />

sogenanntem „Trümmer malz“,<br />

das mühsam mit Löffeln und<br />

kleinen Schaufeln aus den<br />

Trümmern zerstörter Mälzereien<br />

geholt wurde.<br />

Im Jahre 1970 übernahm der<br />

19<strong>41</strong> geborene Sohn Hartfried<br />

die Brauerei und Gaststätte<br />

„Zur Krone“. Seit 1999 führt<br />

Dorothea Möckl das Lokal,<br />

das sich heute noch im Besitz<br />

der Familie Wienges befi ndet.<br />

Kasse des 19. Jahrhunderts der Firma<br />

„Noris – Kassenfabrikation, Nürnberg“,<br />

<strong>Bier</strong>marken, Leihgabe Margot Wienges


Münchener praktische Brauerschule. Zeugniss.<br />

Herrn Johann Wienges aus Crefeld (Preussen) wird hiermit bezeugt, daß derselbe<br />

während des Sommerkurses 1896 vom 15. April bis 14. August die Vorlesungen stets regelmäßig<br />

besuchte, sich im Laboratorium an den Untersuchungen der Rohmaterialien,<br />

Malz, Würze, <strong>Bier</strong>, sowie an den mikroskopischen Uebungen, welche die Grundlage<br />

für die Hefereinzucht bilden sich mit sehr großem Fleiß und Aufmerksamkeit beteiligte<br />

und am Schlusse des Kurses das Examen mit der Note I (Eins) bestanden hat. Genannter<br />

hat sich durch Zeugnisse über mehrjährige, praktische Tätigkeit im Braufache<br />

ausgewiesen, erhält mit Rücksicht auf seine praktischen Kenntnisse das „Braumeister-<br />

Diplom Note I (Eins)“ und wird vom Institut bestens empfohlen.<br />

München, den 14. August 1896. Für den Lehrerrat: Der Direktor Karl Mirkel<br />

Leihgabe Margot Wienges<br />

45


Gleumes<br />

Die Brauerei Gleumes wurde im Jahre 1807 von Johannes Michael Wienges<br />

gegründet. Den heutigen Namen bekam die Brauerei erst 1896, als August<br />

Gleumes, der seit 1893 mit Maria Wienges verheiratet war, die Brauerei,<br />

Mälzerei und Gaststätte übernahm.<br />

Nach dem Tode des Gründers Johannes Michael Wienges (1837) übernahm<br />

der Sohn Anton Josef Wienges, der von seinem Vater das Brauerei-Handwerk<br />

gelernt hatte, das Geschäft. Zwei seiner fünf Kinder wurden später ebenfalls<br />

<strong>Bier</strong>brauer. Der älteste Sohn machte sich selbständig und gründete die Brauerei<br />

Wienges in der Neußer Straße. Der zweite Sohn Johannes übernahm<br />

1875 die Brauerei in der Sternstraße, während die Tochter Maria Wienges,<br />

also die Enkelin des Gründers, August Gleumes heiratete.<br />

Bevor August Gleumes im Brauerei-Gewerbe<br />

tätig wurde, arbeitete<br />

er in der Landwirtschaft. Als Brauerlehrling<br />

arbeitete er unter anderem<br />

bei den <strong>Krefeld</strong>er Brauereien<br />

Tivoli, Göbels und Louven. 1892<br />

kaufte er die Gaststätte und Bäckerei<br />

von Gottfried Haffmanns<br />

in St. Hubert, die er nach vier<br />

Jahren an Julius Louven verkaufte,<br />

um ab 1896 die Brauerei „Zu den<br />

drei Kronen“ an der Sternstraße zu<br />

übernehmen.<br />

1915 machten sich im Braugewerbe<br />

die ersten Kriegsfolgen bemerkbar.<br />

Der Sohn Heinrich Gleumes und<br />

der <strong>Bier</strong>brauer Hermann Tervooren<br />

<strong>Bier</strong>gläser aus der Sammlung <strong>MBL</strong><br />

wurden zum Militär eingezogen. In<br />

dieser Zeit führte August Gleumes zusammen mit einem alten <strong>Bier</strong>brauer den<br />

Betrieb weiter, doch Anfang des Jahres 1916 konnte der Ausschank nur noch<br />

eingeschränkt von 17.00 Uhr bis 22.00 Uhr stattfi nden. Das Malzkontingent<br />

nahm in den folgenden Jahren immer mehr ab: 1917 standen noch 15 %, 1918<br />

nur noch 5 % der Friedensmenge zur Verfügung. Auch Gerste war knapp. Die<br />

Großbrauereien mussten Ersatzmittel verwenden. Es gab nur noch Dünnbier<br />

mit einem geringen Alkoholgehalt.<br />

Als August Gleumes 1928 in den Ruhestand ging, übertrug er seinem Sohn<br />

Heinrich, der in seiner Ausbildungszeit unter anderem bei Rhenania gearbeitet<br />

hatte, die Brauerei.<br />

46


1960 verkaufte Heinrich Gleumes die Brauerei und Gaststätte an die Brauerei<br />

Tivoli. Als diese Jahre später Absatzschwierigkeiten bekam, wurde bei Gleumes<br />

weiter erfolgreich gebraut. Lediglich die Fassabfüllung und Fassreinigung<br />

übernahm die Tivoli-Brauerei. Nachdem Tivoli 1986 geschlossen wurde, war<br />

die Brau- und Brunnen AG Eigentümer der Brauerei Gleumes. 2001 kaufte<br />

die Familie Mäurers aus Grefrath die Brauerei und Gaststätte Gleumes.<br />

Begonnen hatte alles mit der Brauerei „Zu den drei Kronen“ in der Sternstraße,<br />

wo sich auch heute noch Gleumes befi ndet. Ursprünglich waren Brauerei,<br />

Mälzerei und Ausschank in einem einstöckigen Gebäude untergebracht. Das<br />

zugehörige Wohnhaus befand sich an der nächsten Straßenecke, Nordstraße<br />

/ Ecke Geldernsche Straße. 1905 ließ August Gleumes die Häuser umbauen<br />

und erweitern. Aus dem einstöckigen Eckhaus mit Flügelbau wurde ein<br />

dreistöckiges Gebäude, in dem große Wirtschaftsräume und die Wohnung<br />

untergebracht wurden. Brauerei und Mälzerei wurden in das alte Wohnhaus<br />

verlagert. Alle Gebäude wurden außerdem unterkellert. Mit dem Umbau der<br />

Räumlichkeiten wurde auch die Technik komplett erneuert.<br />

Herbst<br />

Am 22. Oktober 1862 gründete Johann Josef Herbst die Hausbrauerei Herbst.<br />

Er war in den 1840er Jahren aus dem westfälischen Rüten nach <strong>Krefeld</strong><br />

gekommen. Nach seinem Tod im Jahre 1872 übernahm sein Sohn Peter die<br />

Brauerei, nach dem die Brauerei „Herbst Pitt“ benannt wurde. Der andere<br />

Sohn Theodor betrieb die Gaststätte. Als Theodor Herbst 1896 starb, kam<br />

Peters Schwager Franz Pasch in den Betrieb. Er war auch Geschäftsführer<br />

und Finanzdirektor. 1921 erhielt Josef Herbst die Schankkonzession. Im<br />

Zweiten Weltkrieg wurde er nicht eingezogen, so dass der Betrieb so gut es<br />

ging weiter geführt wurde.<br />

Josefs Sohn Peter führte das<br />

Haus ab 1964. Er war Deutschlands<br />

jüngster Braumeister,<br />

stellte jedoch 1972 die hauseigene<br />

<strong>Bier</strong>produktion ein. Fassund<br />

Flaschenbier wurde nun<br />

von der Rhenania-Brauerei im<br />

Lohnbrauverfahren hergestellt.<br />

1975 pachtete die Brauerei Tivoli<br />

die Herbst-Gaststätte. Als<br />

Unterpächter übernahm Willy<br />

Furth und seine Familie das<br />

Lokal. Dort wurde nun nicht Herbst Pitt 1979<br />

47


mehr das <strong>Bier</strong> nach dem Rezept der Familie Herbst, sondern Gleumes und<br />

Schlösser-Alt ausgeschenkt.<br />

Die Brauerei Herbst befand sich in der Marktstraße. Die angrenzenden<br />

Häuser in der Hubertusstraße, in denen sich vorher eine Kaffeerösterei<br />

befand, wurden Anfang der 1930er Jahre hinzugekauft. Als Josef Herbst<br />

1921 die Schankkonzession erhalten hatte, war dies mit der Aufl age der Modernisierung<br />

und Erweiterung der Hausbrauerei geschehen. Diese Vorhaben<br />

wurden aufgrund der Infl ation erst Anfang der 1930er Jahre realisiert. Den<br />

Großangriff auf <strong>Krefeld</strong> im Juni 1943 überstand die Brauerei unbeschadet.<br />

Seit 1990 sind die Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. Bis August 2001<br />

befanden sie sich im Besitz der Familie Herbst, bis Ursula Pfeiffer geb. Herbst<br />

den Immobilienbesitz an die Geschwister Rudolf, Georg und Christiane<br />

Mäurers verkaufte.<br />

48<br />

Das Mosaik der Brauerei<br />

Lenssen<br />

Das Mosaik der „Brauerei<br />

von W. Lenssen“ war in die<br />

Wand eines Hauses von 1876<br />

eingelassen. In dem Gebäude<br />

in der Carl-Wilhelm-Strasse<br />

unweit des Rathauses war<br />

zuletzt das Stadtarchiv<br />

untergebracht. Als es 1984<br />

abgebrochen wurde, hat man<br />

das aufwendig gestaltete<br />

Mosaik geborgen, um es der<br />

Nachwelt zu erhalten.<br />

Die Brauerei Wilhelm Lenssen<br />

taucht zum ersten Mal im<br />

<strong>Krefeld</strong>er Adressbuch unter der<br />

Anschrift: Grabenstr. 45 auf.<br />

Hier wird der „Bäcker, Brauer<br />

und Wirth“ auch 1871 noch<br />

geführt. 1873 gibt es keine<br />

Nennung, dafür begegnet uns<br />

aber 1876 Heinrich Wilhelm<br />

Lenssen in der Lutherischen<br />

Kirchstr.14. Vermutlich war er der Sohn von Wilhelm Lenssen, und dieser hat hier 1876<br />

eine neue Brauerei errichtet. Unter dieser Adresse fi nden wir 1856 im Adressbuch den<br />

<strong>Bier</strong>brauer Wilhelm Baackes, von dem Heinrich Wilhelm Lenssen die Brauerei offenbar<br />

übernommen hat. Sie bestand bis zum Ersten Weltkrieg. Zuletzt nennt das Adressbuch<br />

von 1914 die „<strong>Bier</strong>brauerei und Schenkwirtschaft Wilhelm Lenssen“.


Flasche der Unionbrauerei<br />

Zusammen mit zwei Gläsern wurde die Flasche<br />

in einem nach 1893 verfüllten Senkkeller in<br />

Linn (Margaretenstraße) gefunden. Glasprägung:<br />

Exportbier aus der Union Brauerei Crefeld<br />

Schutzmarke.<br />

Die Einführung der untergärigen Brauweise<br />

(helles <strong>Bier</strong>) machte das <strong>Bier</strong> beträchtlich haltbarer<br />

und erlaubte seit den 1880er Jahren einen<br />

„Export“ in Flaschen. Seitdem verdrängte das <strong>Bier</strong><br />

zunehmend den Branntwein (Schnaps) vom ersten<br />

Platz der Volksgetränke. Das Schnapstrinken hatte<br />

sich während der Industrialisierung zu einem ernsten<br />

Problem unter der Arbeiterschaft entwickelt.<br />

Schließlich konnte der haltbare Branntwein in<br />

Flaschen überall mitgeführt werden. Mit Einführung<br />

der <strong>Bier</strong>fl asche trat in dieser Hinsicht eine<br />

deutliche Entspannung ein, denn <strong>Bier</strong> führte bei<br />

weitem nicht so leicht zum Alkoholismus.<br />

Die <strong>Krefeld</strong>er Union-Brauerei GmbH, Hülser Str. 144, begegnet im Adressbuch 1899/<br />

1900 und 1910 unter den <strong>Krefeld</strong>er Großbrauereien. Sie ging hervor aus der 1845 zum<br />

ersten Mal erscheinenden Brauerei Jakob Langen. Diese wurde von 1860 – 1868 von<br />

Heinrich Niephaus, 1869 – 1879 von August Wenker geführt. Bis 1888 nannte sie sich<br />

„Crefelder Brauhaus“ im Besitz von A. Beinlich, dann bis 1893 „Victoria- Brauerei“ unter<br />

den Eignern Eckner & Lucas, bevor sie sich in die <strong>Krefeld</strong>er Union-Brauerei GmbH umwandelte.<br />

Sie wurde 1916 von der Rhenania-Brauerei unter Robert Wirichs aufgekauft.<br />

<strong>Bier</strong>brauereien in den Ortsteilen<br />

Linn<br />

In dem kurkölnischen Städtchen Linn reichen die<br />

Quellen zum <strong>Bier</strong>brauen in das späte Mittelalter zurück:<br />

1496 erteilte der Kölner Erzbischof seiner Stadt<br />

das <strong>Bier</strong>monopol im ganzen Amt Linn. Daraus lässt<br />

sich schließen, daß <strong>Bier</strong>herstellung und <strong>Bier</strong>verkauf<br />

bereits damals einen bedeutenden Faktor im Wirtschaftsleben<br />

der Stadt darstellten. Seit spätestens 1621<br />

existierte neben der Weinakzise auch eine Abgabe auf<br />

das Backen und Brauen. Wie andernorts begann das<br />

<strong>Bier</strong> den Wein als Alltagsgetränk abzulösen. Ab 1768<br />

wurden die Abgaben auf das Backen und Brauen gesondert<br />

erhoben. Die Brauakzise brachte dabei wesentlich<br />

mehr Steuern ein als das Backen.<br />

49<br />

Linner Krug, Leihgabe<br />

aus dem Archiv der Familie<br />

Wirichs/Brauerei<br />

Rhenania


50<br />

Adresse Jahr der Nennung Name des Brauers<br />

Rheinbabenstr. 94 1792/95 Witwe des Schöffen Peters<br />

Rheinbabenstr. 100 1792/95 Engelbert Küthen<br />

Rheinbabenstr. 102 1792/95 Heinrich Lücker<br />

Rheinbabenstr. 122 1837 Besitzer ist 1832 Brauerei 1837 erbaut, darin<br />

Arnold Löhr Braukessel und Malzdarre.<br />

Margaretenstr. 40 1846 Besitzer war 1848 Brauerei im 1846 errichteten Hinter-<br />

Jacob Kauertz gebäude. Evtl. identisch mit der<br />

Bekanntmachung „Anlegung einer<br />

<strong>Bier</strong>brauerei“ des Peter Joachim Funken,<br />

Steinstr. 71, 1846 im Amtsblatt.<br />

Rheinbabenstraße/ 1847 Joseph Horster 1847 Gesuch des Landwirts Joseph<br />

Rheinstraße Horster zu Linn zur Anlage einer<br />

<strong>Bier</strong>brauerei.<br />

Rheinbabenstr. 116 1874 P. Metzges 1874 Gesuch zur Aufstellung einer<br />

Lokomobile in der <strong>Bier</strong>brauerei hinter<br />

dem Wohnhaus. Bis 1892 gebraut.<br />

Rheinbabenstr. 136 1880 Eduard Baumeister 1880 Gärkeller, 1896 Eis- und Lagerkeller<br />

erbaut. 1897 Eigentümer Eduard Baumeister,<br />

Wirt und Brauer, 1910/20/30 im Adressbuch.<br />

Rheinbabenstr. 165 1910 Heinrich Cleophas Im Adressbuch genannt.<br />

Brauer in Linn:


1695 wird in Linn das sogenannte „Kuhes Brauhaus“ in den Quellen erwähnt.<br />

1768 fi nden wir insgesamt 10 Brauer. Die Brauer hatten in der Regel selbst<br />

einen Ausschank. In Linn gehörten wie in anderen Städten die Brauer zur<br />

Schicht der wohlhabenden Einwohner, häufi g tauchen unter den Namen die<br />

von Ratsmitgliedern auf.<br />

Die Berufsstatistik von 1871 weist 2 <strong>Bier</strong>brauer in Linn auf, wobei die Gewerbeliste<br />

1870 (Bericht des Linner Bürgermeisters) noch 5 <strong>Bier</strong>brauereien<br />

zählte. 1897 fi nden sich wiederum nur 2 <strong>Bier</strong>brauer in dem Ort.<br />

Einige Braubetriebe lassen sich in Linn genauer lokalisieren. Dabei fällt auf,<br />

dass die meisten Betriebe auf der heutigen Rheinbabenstraße (früher Rheinstraße<br />

bzw. Bruchstraße) lagen.<br />

Von den aufgelisteten Brauereien existiert heute in Linn keine mehr.<br />

Aufstellung eines Dampfkessels in der Brauerei Peter Metzger, Linn 1873/74<br />

Situations-Bau-Kesselzeichnung zum Concessionsgesuche behufs Aufstellung<br />

einer 2pferd Locomobile in der <strong>Bier</strong>brauerei des Herrn P. Metzges zu Linn,<br />

Rhein Straße N o 37 - Februar 1874, Stadtarchiv <strong>Krefeld</strong> 5/155<br />

Im „Oeffentlicher Anzeiger“ Nr. 88, Düsseldorf, Mittwoch, den 23. September<br />

1846, wird die Anlegung einer <strong>Bier</strong>brauerei des Peter Joachim Funken bekannt<br />

gemacht (Nr. 1265):<br />

Der Landwirth Joseph Horster zu Linn beabsichtigt in den mit No. 138 ¾ bezeichneten<br />

Gebäulichkeiten des Herrn Corneil de Greiff welche zu Linn am Wege<br />

nach dem Rheine, von allen Seiten frei gelegen und im Grundsteuer Kataster Flur<br />

III No. 205 eingetragen sind eine <strong>Bier</strong>brauerei neu anzulegen.<br />

Uerdingen, 18. November 1847. Stadtarchiv <strong>Krefeld</strong> 5/154<br />

51


Uerdingen<br />

Die Stadt Uerdingen hatte aufgrund ihrer verkehrsgünstigen Lage am Rhein<br />

eine hohe Bedeutung für den Handel. Entsprechend früh ist das städtische<br />

<strong>Bier</strong>brauen hier urkundlich belegt: Bereits 1255 trat als Zeuge ein gewisser<br />

Henricus fermentarius (= Grüter) auf. Seit dieser Zeit begegnete das Amt<br />

des Grüters regelmäßig in den städtischen Akten; so hatte die Familie von<br />

Broichhausen seit 1369 das Grutrecht gepachtet, dessen Einnahmen wesentlich<br />

zum ihrem Wohlstand beitrugen.<br />

1463 erhielt die Stadt von ihrem Landesherrn, dem Kölner Erzbischof, eine Art<br />

<strong>Bier</strong>monopol: Es wurde bestimmt, dass das <strong>Bier</strong> für den freien Verkauf ausschließlich<br />

in der Stadt und nicht im Umland<br />

zu brauen sei. Auf dieses Vorrecht pochte die<br />

Stadt auch Jahrhunderte später noch. Immerhin<br />

waren damit beachtliche Steuereinnahmen<br />

(„<strong>Bier</strong>akzise“) verbunden.<br />

In der Folgezeit gibt es nur wenige Nachrichten<br />

über das <strong>Bier</strong>brauen in Uerdingen.<br />

Erst die Gewerbestatistiken von 1803, 1858<br />

und 1864 führen jeweils zwei in der Stadt<br />

ansässige Brauereien auf. Das Adressbuch<br />

von 1888 nennt als Uerdinger Brauereien:<br />

Horster, Jac. und Jos., Niederstr. 21<br />

Lentzen Ludw. u. Franz Wwe.,<br />

Duisburgerstr. 9<br />

Schmitz Anton Wwe. Oberstr. 47. Brauerei Horster, Uerdingen<br />

Die Brauerei Lentzen wurde wohl um 1900 aufgegeben, denn das <strong>Bier</strong>steuerverzeichnis<br />

von 1903/04 vermerkt: „Die Brauerei Lentzen existiert nicht mehr“.<br />

Wir erhalten über das Steuerverzeichnis zum ersten Mal Angaben über die in<br />

Uerdingen produzierten <strong>Bier</strong>mengen kurz nach der Jahrhundertwende.<br />

In Uerdingen produzierte bzw. versteuerte <strong>Bier</strong>mengen in hl<br />

1903/04 1904/05 1905/06<br />

Brauerei Horster 1.672 hl 1929 hl 2325 hl<br />

Brauerei Schmitz (Anton Witwe) 455 hl<br />

1904/05 existierte offenbar die Brauerei der Witwe Anton Schmitz nicht<br />

mehr. Einzig die Brauerei Horster auf der Niederstraße behauptete sich auf<br />

dem Markt. Sie bestand bis zu Beginn der 1960er Jahre.<br />

52


Hüls<br />

Ein großes Problem war bis weit in das 19. Jahrhundert hinein der Genuss von<br />

Branntwein, der in weiten Teilen der Bevölkerung verbreitet war. Der übermäßige<br />

Alkoholverzehr wurde inzwischen zu einem volkswirtschaftlichen<br />

Problem, das die Obrigkeit auf den Plan rief. So schrieb beispielsweise auch<br />

der Kempener Landrat 1836 an den Bürgermeister der Stadt Hüls bezüglich<br />

der Verbesserung der <strong>Bier</strong>qualität zur Einschränkung des Brantweingenusses:<br />

Zur Erörterung der Frage: ob nicht die Verbesserung des <strong>Bier</strong>es durch Verbreitung<br />

wohleingerichteter Brauanstalten ein ebenso einfaches als wirksames Mittel zur<br />

Verminderung des Brandweintrinckens darbieten dürfte hat uns veranlaßt...<br />

[folgende Fragen an Sie zu richten:]...<br />

III. Fragt es sich: ob nicht außer Malz und Hopfen anderweitige fremdartige und<br />

der Gesundheit schädliche Beimischungen stattfi nden.<br />

Die Antwort aus Hüls fi el folgendermaßen aus:<br />

Es ist mehrmal die Bemerkung gemacht worden, daß in dem [hiesigen] verwaltungsbezirke,<br />

auf welchen ich selbstredend gegenwärtige berichterstattung beschränke,<br />

während fast in allen übrigen zweigen und gewerblichen anlagen während der<br />

vergangenen letzten dezennien [...] verbesserungen eingeführt, und überall sich ein<br />

reges streben zum fortschritte kund gegeben hat, die fabrikation des biers diejenige<br />

ist, die am weitesten zurückgeblieben, und welcher die wenigste aufmerksamkeit<br />

gewidmet zu sein scheint.<br />

Die ursache dieser erscheinung bin ich nicht im stande gewesen vollständig aufzusuchen,<br />

und es dürfte mit gleicher Schwierigkeit verbunden sein, zur zweckmäßigen<br />

Zubereitung des <strong>Bier</strong>s die geeigneten der localität und den hiesigen verhältnissen<br />

angemessenen vorschläge abzugeben, vorzüglich da bekanntlich hier keine größern<br />

brauereien bestehen, [...] (Stadtarchiv <strong>Krefeld</strong> 8/140)<br />

In der Tat gab es in Hüls nie eine Brauerei, die über<br />

den Ort hinaus Bedeutung erlangt hätte. 1842 erhielt<br />

erstmals Joseph Dahmen am Hülser Markt 222 die<br />

Erlaubnis, eine Gast- und Schankwirtschaft zu betreiben,<br />

sechs Jahre später wurde die Erlaubnis zum<br />

Einbau einer <strong>Bier</strong>brauerei erteilt. 1855 beantragte Joseph<br />

Dahmen den Bau einer Malzdarre; diese ging<br />

1859 in Betrieb. Eine weitere Brauerei befand sich<br />

damals im Haus Hülser Markt 229 (Angaben nach<br />

freundlichem Hinweis von Werner Mellen).<br />

<strong>Bier</strong>-Zapfsäule aus Fischeln, Marienstr.69,<br />

Keramik, Deckel später ergänzt, um 1900,<br />

Leihgabe Familie Wirichs / Brauerei Rhenania<br />

53


Bockum<br />

„Bei Heinr. Halfes / Logirt man zu Pferd und zu Fus / auch zapft man gutes <strong>Bier</strong><br />

und Brandtwein“<br />

Früheres Wirtshausschild vom Halfes-Hof in <strong>Krefeld</strong>-Bockum, Ecke Buschstraße /<br />

Verberger Straße, 1. Hälfte 19. Jahrhundert<br />

Bürgermeisterei Bockum, betrifft die <strong>Bier</strong>brauerei von J. Lohren, 1888<br />

Genehmigung zur Aufstellung einer Dampfkesselanlage an der<br />

Uerdinger Landstrasse, Stadtarchiv <strong>Krefeld</strong> 6/191<br />

54


SUPPEN / KALTSCHALEN<br />

Alte Rezepte mit <strong>Bier</strong><br />

<strong>Bier</strong>suppe à la Rumpolt (1581)<br />

Nimb weiß <strong>Bier</strong> / thu Kümmel vnd Butter darein / laß nur darmit warm<br />

werden / vnd nicht auffsieden / vnd wenn du es wilt anrichten / so schneidt<br />

Rucken(Roggen-)brot darvnter/vnnd saltz es/so ist es ein wolgeschmackte<br />

<strong>Bier</strong>suppen.<br />

Oder: Nimb weiß <strong>Bier</strong> vnd süssen Rahm durcheinander / vnnd gute frische<br />

Butter / laß darmit auffsieden / vund saltzs / so ist es gut vnd auch wolgeschmack.<br />

<strong>Bier</strong>suppe mit Kümmel (1877)<br />

Man läßt Braunbier mit fein geschnittenem oder geriebenem Brode kochen,<br />

thut Butter, Salz, fein gestoßenen Kümmel, feingehackte Petersilie dazu,<br />

läßt das zusammen noch durchkochen, rührt ein paar Eigelb, mit ein wenig<br />

saurem Rahm verquirlt, darein und richtet die Suppe an.<br />

<strong>Bier</strong>suppe mit Eierrahm (1809)<br />

Man zerschlage die Dotter von 2 oder 3 Eyern wohl mit einem guten Theile<br />

süßen Rahm. Unterdessen hat man das (helle) <strong>Bier</strong> mit Limonenschalen wohl<br />

bis zum Kochen gebracht und gießt den Eyerrahm nebst einem guten Stück<br />

frischer Butter hinein, würzet es nach Belieben, entweder mit Gewürznägel,<br />

Zimmet oder Muskatennuß, oder auch mit Ingwer; läßt dieses zusammen<br />

unter fl eißigem Rühren aufkochen und versüßt es mit Zucker. Dann bratet<br />

man würfl icht geschnittenes Weisbrod in Butter braun, thut es in die Suppe<br />

und richtet sie an.<br />

Schokoladesuppe (1809)<br />

Man setze Milch und <strong>Bier</strong> (halb und halb), so viel als man Suppe braucht, zum<br />

Feuer; wenn es zu sieden anfängt, rühre 3-4 Löffel fein geriebene Chokolade<br />

und etwas Zucker hinein, und laß ein wenig aufsieden. Indessen zerklopfe<br />

man 3 Eyerdotter, nehme die Chokolade vom Feuer, rühre die Dotter darunter<br />

und gebe die Suppe zum Tisch.<br />

Berliner Suppe (1877)<br />

Man gießt gleiche Theile Weißbier und Wein zusammen, klopft 4 Eier darein,<br />

thut dann Zucker, Muskat und ein wenig Butter dazu und läßt dies zusammen<br />

unter fl eißigem Rühren aufkochen. Unterdessen röstet man Brotwürfelchen<br />

in Butter braun und richtet die Suppe darüber an.<br />

55


<strong>Bier</strong>kaltschale (1877)<br />

Geriebenes Roggenbrod (ca. 5 Eßlöffel) oder in kleine Würfel geschnittene<br />

Semmel thut man nebst Zucker, auf welchem eine Citrone abgerieben ist,<br />

Zimmt und Corinthen in eine Schale und schüttet (1 l) <strong>Bier</strong> und etwas weißen<br />

Wein darauf, verrührt es gut und stellt es kalt.<br />

BIERTEIG-GERICHTE<br />

Gefl ügel, in <strong>Bier</strong>teig gebacken (1809)<br />

Junge Hühner, Tauben oder anderes Gefl ügel werden recht reinlich geputzt und<br />

gewaschen, in beliebige Stücke zerschnitten und eine halbe Stunde in heißer<br />

Butter gedämpft. Man wende die Stücke anschließend in einem mit kaltem <strong>Bier</strong><br />

und etwas feinem Provenceröl angerührten Mehlteig, dem man das Weiße von<br />

zwey Eyern untergemischt hat, und backe sie in Schmalzbutter aus.<br />

Sardellen, in <strong>Bier</strong>teig gebacken (1819)<br />

Nimm große Sardellen, wasche sie rein, lege sie eine Stunde in süße Milch,<br />

dann löse die mittlere Gräte aus, damit von einer Sardelle zwey Theile werden,<br />

rühre mit warmem <strong>Bier</strong> einen Teig an (Rezept oben), tunke die Sardellen in<br />

den Teig, backe sie heiß aus dem Schmalz, und lege selbige auf Sauerkraut.<br />

Ei-Omelette<br />

wird durch einen Schuß <strong>Bier</strong> besonders locker, schaumig und knusprig.<br />

Pfannkuchenteig<br />

(<strong>Bier</strong>teig eignet sich sowohl gezuckert für süße Einlagen als auch mit Salz,<br />

Pfeffer und entsprechenden Gewürzen für Fleisch-, Pilzfüllung u. dgl. sowie<br />

als Ausbackteig für alles, was paniert werden soll. Wohl am bekanntesten ist<br />

die Verwendung von <strong>Bier</strong> zu Pfannkuchenteig, den es besonders rösch und<br />

locker macht.)<br />

1 Tasse helles <strong>Bier</strong>, 2 Eigelb (2 Eßlöffel Zucker), Salz und 1 Eßlöffel Butter<br />

(oder Schmalz) werden nach und nach mit Mehl zu einem dickfl üssigen Teig<br />

verarbeitet, den man so lange schlägt, bis er Blasen bildet. Nun den steifgeschlagenen<br />

Eischnee unterziehen. In heißem Fett Pfannkuchen backen, die<br />

man mit Marmelade füllt. Will man Apfelpfannkuchen oder Kirschpfannkuchen<br />

backen, gibt man Apfelringe bzw. Kirschen in den Teig und backt sie<br />

mit heraus. Man kann Apfelringe auch einzeln in den Teig eintauchen und in<br />

heißem Fett schwimmend zu goldgelben Apfelküchlein backen. Anschließend<br />

in Zucker mit Zimt wälzen. Um Speckpfannkuchen zu bereiten, gibt man<br />

zuerst dünne Speck- oder Dörrfl eischschnitzen in das heiße Fett, dann den<br />

ungezuckerten <strong>Bier</strong>teig darüber und backt die Pfannkuchen damit heraus.<br />

Grünen Salat dazu.<br />

56


DESSERTS/BIERGETRÄNKE<br />

Schaumbier (1874)<br />

Man rechne auf jede Person 1/4 Liter <strong>Bier</strong>, 1 frisches Ei, 35 Gr. Zucker, auch<br />

nach Belieben etwas Zitronenschale oder Zimmet.<br />

Das Ei wird zerklopft, mit <strong>Bier</strong> und Zucker auf ein rasches Feuer gesetzt und<br />

mit einem Schaumbesen fortwährend bis vorm Kochen stark geschlagen<br />

(kochen darf es nicht, weil es sonst gerinnt), der Topf vom Feuer genommen,<br />

noch ein wenig geschlagen und in Gläser gefüllt.<br />

Einfaches Warmbier<br />

1/2 l Wasser und 2 Flaschen dunkles <strong>Bier</strong> läßt man zusammen aufkochen,<br />

1-2 Teelöffel Mehl werden indessen mit 1/2 Tasse süßer Sahne angerührt<br />

und unter Rühren in die kochende Flüssigkeit gegeben. Diese muß jetzt<br />

noch ein paar Minuten schwach kochen und wird zum Schluß mit Zucker<br />

abgeschmeckt.<br />

Rheinische <strong>Bier</strong>bowle<br />

Man halbiert ein Pfund schöne Erdbeeren, bestreut sie mit 125 g Zucker,<br />

netzt sie mit einem guten Schuß »Korn«, gießt 1/4 l Mineralwasser zu und<br />

läßt sie 2 Stunden kalt stehen. Man füllt sie unmittelbar vor dem Genuß mit<br />

1 1/2 l gut gekühltem Altbier auf.<br />

(aus: Hermann Jung: Der Rheinische Leckerfreß, Das große Kochbuch von der Römerzeit<br />

bis heute, Moers 1976, S. 289-305)<br />

<strong>Bier</strong>austellung im Museum Burg Linn;<br />

Tische und Stühle Leihgabe Margot Wienges, Tresen aus Uerdingen<br />

57


Der Brauvorgang<br />

Was passiert bei der Keimung?<br />

Rätsel für Erwachsene<br />

...........................................................................................................................<br />

Was wird aus der Stärke?<br />

...........................................................................................................................<br />

Was entsteht aus dem Folgeprodukt der Stärke?<br />

...........................................................................................................................<br />

Bei welchen Temperaturen entsteht obergäriges <strong>Bier</strong>?<br />

...........................................................................................................................<br />

Und bei welchen untergäriges <strong>Bier</strong>?<br />

...........................................................................................................................<br />

Wie heißen die einzelnen Produktionsschritte in der Brauerfachsprache?<br />

...........................................................................................................................<br />

...........................................................................................................................<br />

Das Reinheitsgebot<br />

Von wem, aus welchem Jahr und aus welcher Stadt stammt das Reinheitsgebot?<br />

...........................................................................................................................<br />

Welche Strafe stand auf die Nichteinhaltung des Reinheitsgebots?<br />

...........................................................................................................................<br />

...........................................................................................................................<br />

Welches Wort für „brauen“ wird im Originaltext benutzt?<br />

...........................................................................................................................<br />

58


Ausstellungsobjekte<br />

Mit welchen Maßangaben sind die zwei „genormten“ Steinzeugkrüge versehen?<br />

...........................................................................................................................<br />

Von welchem <strong>Krefeld</strong>er Künstler und Werbegrafi ker stammt das ovale Blechschild,<br />

das für den Deutschen Brauerbund entworfen wurde?<br />

...........................................................................................................................<br />

Die <strong>Krefeld</strong>er Brauereien<br />

Aus welchem Jahr stammt der früheste Nachweis über das <strong>Bier</strong>brauen im<br />

heutigen <strong>Krefeld</strong>er Stadtgebiet?<br />

...........................................................................................................................<br />

Wie viele Brauer gab es in Linn?<br />

...........................................................................................................................<br />

Wie hieß die Hausbrauerei, die Hermann Josef Wirichs gründete?<br />

...........................................................................................................................<br />

Wer war der Gründer von Gleumes?<br />

...........................................................................................................................<br />

Wer gründete die Brauerei Wienges?<br />

...........................................................................................................................<br />

Wann stellte Peter Herbst die hauseigene <strong>Bier</strong>produktion ein?<br />

...........................................................................................................................<br />

Wann schloss die Brauerei Tivoli?<br />

...........................................................................................................................<br />

59


Rätsel für Kinder<br />

1) Welche Zutaten braucht man zum <strong>Bier</strong> brauen?<br />

...........................................................................................................................<br />

2) Welche Form haben die Hopfenpellets?<br />

...........................................................................................................................<br />

3) Was ist Malz?<br />

...........................................................................................................................<br />

4) Was steht auf dem ovalen Blechschild?<br />

...........................................................................................................................<br />

5) Welches Tier ist auf dem Mosaik zu sehen?<br />

...........................................................................................................................<br />

6) Welches Foto kommt zweimal vor?<br />

60


7) Über dem „Reinheitsgebot” steht der Satz: „Wie das <strong>Bier</strong> im Sommer<br />

und Winter auf dem Land ausgeschenkt und gebraut werden soll.” Wie<br />

wurde der Satz ursprünglich geschrieben?<br />

...........................................................................................................................<br />

8) Wie viele Löffel Chokolade kommen in die „Schokoladesuppe“<br />

von 1809?<br />

...........................................................................................................................<br />

61


Alte Tivoli <strong>Bier</strong>kästen<br />

Aufl ösungen des Kinder-Rätsels<br />

1) Wasser, Gerste, Hopfen, Hefe<br />

2) (ist jedem selbst überlassen!)<br />

3) angekeimtes Getreide<br />

4) kühles <strong>Bier</strong><br />

5) ein Ziegenbock<br />

6) 1. Reihe: ganz rechts, 2. Reihe: ganz links<br />

7) „Wie das Pier summer vnd wintter auffm lannd sol<br />

geschennkt und geprawen werden.“<br />

8) „3 – 4 Löffel fein geriebene Chokolade”<br />

62


Literatur<br />

<strong>Bier</strong>kultur an Rhein und Maas, Eine Veröffentlichung des Landschaftsverbandes<br />

Rheinland, Amt für rheinische Landeskunde Bonn, hg. von Fritz<br />

Langensiepen, Bonn 1998<br />

Brauerei Rhenania, Robert Wirichs, <strong>Krefeld</strong>-Königshof, Sonderdruck zum<br />

115-jährigen Firmenjubiläum 1953<br />

Da braut sich was zusammen am Niederrhein, Kleine Braugeschichte,<br />

<strong>Bier</strong>geschichte / Geschichten aus der Grenzregion Limburg - Niederrhein<br />

rund um die Hausbrauereien Gleumes und Herbst zusammengestellt von<br />

Wilhelm Heydhausen. hg. von Wilhelm Heydhausen und Brauerei Gleumes,<br />

<strong>Krefeld</strong> 2003<br />

Festschrift anläßlich des 125-jährigen Bestehens der Obergärigen Brauerei<br />

zu den drei Kronen August Gleumes, <strong>Krefeld</strong>, Horst-Wessel-Str. 12, früher<br />

Sternstraße, <strong>Krefeld</strong> 1933<br />

Genno Fonk: Altbier im Alltag, <strong>Bier</strong>geschichte vom Niederrrhein, Duisburg<br />

1999<br />

Gert Fischer, Heidi Gansohr, Berthold Heizmann, Wolfgang Herborn, Hans<br />

Günter Schultze-Berndt: <strong>Bier</strong>brauen im Rheinland, Köln/Bonn 1985 (=Führer<br />

und Schriften des Rheinischen Freilichtmuseums und Landesmuseums<br />

für Volkskunde in Kommern Nr.28)<br />

Hermann Jung: Der Rheinische Leckerfreß, Das große Kochbuch von der<br />

Römerzeit bis heute, Moers 1976<br />

Martin Knab: <strong>Bier</strong>ologie, Eine Einführung in die Geschmackswelt des <strong>Bier</strong>es<br />

für Kenner und solche die es werden wollen, Nürnberg 1999<br />

Wolfgang Schivelbusch: Das Paradies, der Geschmack und die Vernunft,<br />

Eine Geschichte der Genußmittel, Münschen, Wien 1980<br />

Zum 50-jährigen Jubiläum der <strong>Krefeld</strong>er Brauerei Tivoli als Aktiengesellschaft,<br />

in: Die Heimat 18 (1939), S. 89 – 92<br />

75 Jahre Hausbrauerei Peter Herbst, Festschrift <strong>Krefeld</strong> o. J. (1937)<br />

63


Malz (angekeimte Gerstenkörner)<br />

64


Mit freundlicher Unterstützung der Krombacher Brauerei

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