5.2.2 Carnitinzyklus
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Klinik<br />
Der Defekt zeigt unbehandelt meist einen schweren klinischen Verlauf. Oft kommt es schon<br />
in der Neugeborenenperiode zu Episoden von durch Fasten ausgelöstem Koma. Die meisten<br />
Patienten zeigen zusätzlich eine chronische Kardiomyopathie. Auch mildere, dem MCAD-<br />
Defekt (Kapitel <strong>5.2.2</strong>.2, Seite 49) ähnliche Verläufe wurden beobachtet.<br />
Labor<br />
Leitparameter im Neugeborenen-Screening sind Tetradecenoyl-Carnitin (C14:1) und Tetradecadienoyl-Carnitin<br />
(C14:2), die mit Hilfe der Tandem-Massenspektrometrie Kapitel 4.2,<br />
Seite 15) aus dem Trockenblut der Testkarte bestimmt werden. Zur Minimierung falschpositiver<br />
Befunde werden zusätzliche Parameter bzw. Parameterkombinationen erfasst und<br />
mitbeurteilt. Bei deutlich über die Norm erhöhten Werten kann ein VLCAD-Mangel vorliegen.<br />
Bei auffälligen Screening-Befunden werden je nach Metabolitenmuster Empfehlungen zum<br />
weiteren Vorgehen vom Labor mitgeteilt. Dringend verdächtige Befunde sollten umgehend<br />
durch ein spezialisiertes Stoffwechselzentrum abgeklärt werden.<br />
Die spezielle Konfirmationsdiagnostik beinhaltet die Bestimmung von Blutzucker, Ketonkörpern,<br />
Säure-Basen-Status (in der Krise hypoketotische Hypoglykämie, metabolische Azidose),<br />
Leberwerten, Ammoniak, Creatinkinase, Myoglobin im Urin, freiem Carnitin, Acylcarnitinen<br />
in Plasma und Urin und organischen Säuren im Urin. Der zugrundeliegende Enzymdefekt<br />
lässt sich in kultivierten Fibroblasten nachweisen. Durch molekulargenetische<br />
Analyse kann der Genotyp festgestellt werden.<br />
Therapie<br />
Wie bei allen <strong>Carnitinzyklus</strong>-/Fettsäurenoxidations-Störungen sind in der akuten Krise hochdosierte<br />
Glucoseinfusionen (7-10 mg/kg x min) lebensrettend.<br />
Bei den Oxidationsdefekten langkettiger Fettsäuren ist die Gabe von Carnitin wegen der Gefahr<br />
einer verstärkten Bildung toxischer langkettiger Acylcarnitine kontraindiziert. Mittelkettige<br />
Triglyceride können gegeben werden.<br />
Langzeittherapeutisch ist es v.a. wichtig, längere Nüchternperioden zu meiden. Die Nahrung<br />
sollte kohlenhydratreich und fettarm sein. Die Zufuhr von mittelkettigen Triglyceriden in einer<br />
Dosierung von 2-3 g/kg x Tag ist inzwischen als sinnvolle Therapiemaßnahme etabliert.<br />
Häufig ist eine nächtliche Dauersondierung der Nahrung über eine Gastrostomie erforderlich.<br />
Für besondere katabole Stoffwechselsituationen, z.B. bei Infekten, Unfällen oder Operationen,<br />
ist eine spezielle Notfalltherapie vorzusehen. Hierbei ist vor allem die ausreichende Zufuhr<br />
an Kohlenhydraten wichtig (gegebenenfalls Glucoseinfusionen).<br />
Die Langzeitbetreuung sollte in einem spezialisierten Stoffwechselzentrum erfolgen.<br />
Prognose<br />
Bei frühzeitiger Diagnosestellung vor Auftreten einer Krise und konsequenter Vermeidung<br />
kataboler Stoffwechsellagen können Entgleisungen vermieden werden. Die Langzeitprognose<br />
hängt von der Vermeidung der sich entwickelnden Kardiomyopathie ab.<br />
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