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Fritz Tröger - Pierre Menard Gallery

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Repräsentant seiner Zeit spiegelt sich darin, wie er auf Menschen und Landschaften blickt. Der Respekt, den<br />

er für sein Gegenüber aufbringt, ist so stark, dass da bei aller Nähe, die zwischen ihm und seinem Gegenüber<br />

aufkommt, eine so unhintergehbare wie unüberbrückbare Distanz waltet. Sie ist es, die dem Anderen so etwas<br />

wie Anmut oder Würde verleiht. Er belässt sie so, wie sie sind. Er tastet nichts an. Er hinterfragt auch nichts.<br />

Er ist eben kein Kritiker. Auch kein Jasager. Irgendetwas dazwischen.<br />

Alles in allem widmet er sich den Menschen, deren Gesellschaft er aufsucht, immer erst dann, wenn<br />

zwischen ihnen und ihm genügend Vertrauen aufgebaut ist. Denn dann erst scheint der Moment für ihn<br />

gekommen zu sein, wo er sich ein Bild von ihnen zu machen beginnt. Ihm liegt daran, mit ihnen so etwas wie<br />

eine Alltäglichkeit der Begegnung herzustellen. Und darum passt es auch nicht, in seinem Fall von „Modellen“<br />

zu sprechen. Da ist mehr an Beziehung, nämlich Austausch, Neigung und nicht zuletzt Hinwendung. Dass die<br />

Leute sich von ihm so wenig gestört fühlen, hat mit ihrem Gefühl zu tun, dass sie da jemand nicht nur flüchtig<br />

kennen lernen will. Sie nehmen ihn zwar als einen wahr, der nicht ganz zu ihnen gehört, sich aber auf ihre<br />

Probleme einlässt und ihr Leben mitvollzieht. Aber nicht nur die Menschen sagen ihm etwas, auch die Landschaften,<br />

aus denen sie hervorgegangen sind, und die Arbeitswelt, der sie angehören, finden seine Beachtung.<br />

Darunter: Die Förderanlagen des Braunkohlebaus. Die Diagonalen der Transportbänder. Die Stahlkonstruktionen<br />

der Kräne. Bagger und Fördertürme. Schienengleise. Von Wegen durchzogene Dörfer, sowie umzäunte<br />

Häuser im Schnee.<br />

Ganz deutlich tritt hier hervor, dass das Draußen ihm wichtiger als das Drinnen ist. Ja, dass er, weil er<br />

ein Problem mit dem Drinnensein hat, sich hinaussehnt. Mitten unter die Menschen. In ihre Nähe oder weit<br />

weg von allem. So wundert es auch nicht, dass <strong>Fritz</strong> <strong>Tröger</strong>, viele Jahrzehnte die Lausitz, das Land der Gruben<br />

und Werke, bewohnend, in recht spartanischen Verhältnissen hauste. Sein Oberlausitzer Atelier war alles<br />

andere als anheimelnd, gemütlich eingerichtet oder zum Verweilen einladend. Es scheint, als hätte er sich ein<br />

Zuhause geschaffen, das ihn weder zur Ruhe kommen noch zuhause fühlen ließ. Es drängte ihn aus der Stadt<br />

hinaus in die Landschaft, dorthin, wo er frei atmen, anders, für sich leben konnte. Bereits als Kind war für<br />

ihn der Garten nicht nur eine Fluchtlinie, sondern ein Zwischen- oder Niemandsraum, in dem er viel Zeit mit<br />

Schauen verbrachte. Übrigens unternahm er während seines ganzes Lebens wiederholt Reisen durch Europa,<br />

auch längere und kürzere Wanderungen in der Abgeschiedenheit. Nur während des Zweiten Weltkrieges war<br />

dieser Drang zwangsläufig gekappt. Bei allem Fernweh, das bei ihm immer wieder in Heimweh umschlug, war<br />

ihm die Oberlausitzer Welt im Nordosten von Sachsen mit ihren Wäldern so etwas wie Heimat. Unzweifelbar<br />

war er ein Junge mit vielen Innenausschlägen. Ein Introvertierter, für den das Leben kein leichtes Spiel war.<br />

Auf jeden Fall einer, dessen Wille zur Malerei so mächtig in ihm wogte, dass er sich nie fragte, ob er davon<br />

sein Leben würde bestreiten können. Er musste es tun. An der Kunst führte kein Weg vorbei. Während und<br />

nach dem Ersten Weltkrieg studierte er deshalb zunächst an der Dresdner Kunstgewerbeschule und dann an<br />

der Kunstakademie. Mit nichts in der Tasche brach er im Alter von 30 Jahren zum ersten Mal zu Studien nach<br />

Italien auf und ließ sich danach als freier Künstler in Dresden nieder.<br />

Wenn wir nun versuchen, seinen Stil zu benennen, fällt sein Sonderstatus auf. Letztlich ist er kein Moderner,<br />

sondern jemand, der darauf besteht, so zu zeichnen und zu malen, wie er es gegenüber den Phänomenen<br />

für angemessen hält. Die lineare Festigkeit hat mit Handfestigkeit zu tun. Er möchte, dass alles Hand und<br />

Fuß und nichts etwas Fragiles hat. Im Gegensatz zu seinen Kollegen von der Dresdner Sezession, mit denen

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