Role Models & Responsibility

- Prof. Dr. Dieter Grichnik
ESPRIT St. Gallen Business Review
Prof. Dr. Dietmar Grichnik
Als ich gebeten wurde, diesen Beitrag zu schreiben,
stellte ich mir mit der Brille des Entrepreneurship-
Forschers und als praktizierender Entrepreneur
die Frage, was hat die Unternehmerpersönlichkeit mit
Vorbild und Verantwortung zu tun. Offensichtlich einiges.
Der Unternehmer ist ein Freigeist und Musterbrecher,
der Neues in die Welt setzt und gewollt oder ungewollt,
Funktion übernimmt er automatisch Verantwortung für
andere und wird vielleicht auch zum Vorbild. Ob immer
ein Gutes, sei dahingestellt. Dann las ich eine aktuelle
Pressenotiz zum Millionenexit von Fabian Thylmann, dem
You-porn-Gründer. Zitat beim Abschiedsbrief an seine
Mitarbeiter: „Ich hoffe, ich habe euch allen die richtigen
Werte beigebracht.“ Es zeigt, welche Brisanz das Thema
für aktive Unternehmer und angehende Entrepreneure
mit diesen potenziellen Rollenvorbildern hat. Gehen wir
gemeinsam auf einen kurzen Gedankengang von der
Unternehmerpersönlichkeit mit Werten und Vorbildrolle
bis zur Frage, ob Social Entrepreneurship – also ein
unternehmerisches Handeln, das das Soziale im Namen
trägt –, ein hippes, aber inhaltsloses Modewort ist, oder ob es
nachhaltig ist und besser als Sustainable Entrepreneurship
oder einfach Entrepreneurship ver-standen werden
sollte. Entrepreneure wie der Friedensnobelpreisträger
Muhammad Yunus mit seiner Grameen Bank und Roman
Gaus, der Gründer von Urban Farmers, könnten uns hier
Orientierung geben.
Aus psychologischer Sicht ist Persönlichkeit die Summe
unternehmerischer Persönlichkeiten. Unternehmerische
bekannt. Zunächst gilt es festzuhalten, als Unter-nehmer
wird man nicht geboren, so wie man auch nicht als Student,
Manager oder Priester geboren wird; man wächst in
Unternehmer, sondern kann und soll ich unternehmerisch
denken und handeln. Die gute Nachricht dabei lautet: Wir alle
tragen das unternehmerische Potenzial in uns und können in
unsere Handlungen und unternehmerischen (Gross-)Taten
hundertprozentig verantwortlich. Die unternehmerische
Kognition und Aktion wird intensiv erforscht. Nicht als
Selbstzweck, sondern um zu verstehen, ob bestimmte
sind. Die Kognition steuert das Entscheiden und Handeln.
Spannend dabei ist, dass es bestimmte Wissensstrukturen
gibt, die erfahrene Entrepreneure zur Bewertung und
Entscheidung einsetzen, um langfristig erfolgreich zu sein.
Dazu gehören Muster zur Bewertung und (Aus-)Schöpfung
unternehmerischer Gelegenheiten. Die Schöpfung ist dabei
nichts Göttliches, vielmehr etwas höchst Profanes, zum
neue Geschäftsmodell im schnell wachsenden Unternehmen
oder das innovative Produkt im etablierten KMU oder
Grossunternehmen. Unternehmer wie unternehmerische
Managerinnen sind oft kreative Zerstörer im guten Sinne, weil
sie starre Märkte revolutionieren und neuen Wert schaffen.
Ein Airbnb als private Zimmervermittlung im Internet fordert
so das etablierte Hotel-Business heraus. Ein Apple iTunes
bereit, hohe Risiken einzugehen und oft auch mehrfach zu
Kundennutzen – oft zusammen mit den Kunden – entwickeln
können. Dieses Vorgehen ist unternehmerisch und hilft in
vielen Situationen der höchsten Unsicherheit, bahnbrechend
Neues zu schaffen (Grichnik et al. 2013). Schauen wir uns
dieses unternehmerische Denkmuster genauer an, um die
Quelle der unternehmerischen Persönlichkeit und deren
Vorbildcharakter zu verstehen.
Etwas Neues in die Welt zu bringen, ist von Natur aus mit
Bezos (Blue Origin), Richard Branson (Virgin Galactics) und Elon
Musk (SpaceX) nicht auf bekannte Erfolgswahrscheinlichkeiten
Group und Paypal
bei ihrem aktuellen Wettlauf um die Pionierrolle in der >
kommerziellen Raumfahrt mit der unsicheren Zukunft um?
Die Erfolgschancen ihrer Spaceships sind nicht nur unbekannt,
Winter 2013 - 43