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PHILOSOPHIE - Association internationale des professeurs de ...

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AIPPh Documentation Leus<strong>de</strong>n 2009<br />

Sich mit <strong>de</strong>r Welt „versammeln“ ist nichts an<strong>de</strong>res, als dieses Hegelsche sich selbst in<br />

einem an<strong>de</strong>ren zu fin<strong>de</strong>n und sich dort absolut zu fin<strong>de</strong>n, es ist nichts an<strong>de</strong>res als das<br />

Hei<strong>de</strong>ggersche Ereignis. Das Ereignis ist also nichts Geheimnisvolles. Es han<strong>de</strong>lt sich nur<br />

um das ursprüngliche griechische logos von λεγειν, was genau diese „Versammlung zu<br />

einer einfachen Einheit“ be<strong>de</strong>utet. Das Ereignis als das Auffin<strong>de</strong>n von sich selbst in einem<br />

an<strong>de</strong>ren ist genau das, was Philosophen seit jeher suchen. Es han<strong>de</strong>lt sich um die innige<br />

Beziehung zur Allheit, die nichts an<strong>de</strong>res be<strong>de</strong>utet als die ursprüngliche Form <strong>de</strong>r Liebe,<br />

aus <strong>de</strong>r diese so oft wie<strong>de</strong>rholte Verwun<strong>de</strong>rung und dieses Erstaunen entspringen, aus<br />

<strong>de</strong>nen die ganze Philosophie als Liebe zur Weisheit entstan<strong>de</strong>n ist. Die Sprache ist jenes<br />

Wun<strong>de</strong>r, durch das <strong>de</strong>r „Mensch“ als Mensch entstan<strong>de</strong>n ist. Darum muss die Sprache<br />

gepflegt wer<strong>de</strong>n, und nur dank dieser Funktion <strong>de</strong>r Sprache in unserem Leben ist die<br />

Pflege <strong>de</strong>r Sprache <strong>de</strong>r Grundstein <strong>de</strong>r Pflege <strong>de</strong>r Seele (Epimeleia). Nur dank <strong>de</strong>r<br />

Sprache verbin<strong>de</strong>n wir uns mit <strong>de</strong>r Gesamtheit <strong>de</strong>r Welt, mit <strong>de</strong>m Kosmos, wir wer<strong>de</strong>n zu<br />

Wesen mit Persönlichkeit, wir sind Personen. Falls ein Mensch irgendwo ohne Sprache<br />

erzogen wird, übersteigt er seinen Horizont nicht zur Gemeinschaft hin, er kann nicht<br />

„Zoon politikon“ sein. Darum ist je<strong>de</strong> mechanische Verwendung <strong>de</strong>r Sprache immer ein<br />

Beweis, dass <strong>de</strong>r Mensch seine Beziehung zur grenzenlosen Ganzheit verloren hat. So<br />

ein Mensch sieht in seiner Umgebung nur einzelne Dinge und die Beziehungen zwischen<br />

ihnen, dh. er weiß nichts von <strong>de</strong>r Gesamtheit, er hat kein Arete, wie die alten Griechen<br />

sagen wür<strong>de</strong>n. Je<strong>de</strong> handwerkliche und mechanische Bezugnahme zu Wörtern und<br />

Sätzen ist nur <strong>de</strong>r Beweis über <strong>de</strong>n Verlust <strong>de</strong>r Gesamtheit. Das ist in unserer<br />

kartesianischen Zeit auch geschehen. Wir sind Menschen, die meist nicht von <strong>de</strong>r<br />

Gesamtheit wissen. Darum sind wir in <strong>de</strong>n Sinn <strong>de</strong>r Beschaffung als ausschließliche<br />

Beziehung zu <strong>de</strong>n Sachen in unserer Umgebung vertieft, diese Intention durchdringt alle<br />

unsere einzelnen Tätigkeiten im alltäglichen Leben. Wir wissen nicht, dass wir <strong>de</strong>n Sinn<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong> Ganzen verloren haben, wir wollen es nicht wissen. Warum? Weil uns das in <strong>de</strong>r<br />

Ausübung unserer Funktionalitäten stört, von <strong>de</strong>nen wir überzeugt sind, dass sie jene<br />

Substanz sind, ohne die unser Leben nicht möglich wäre. Das Wort wird zu einem<br />

flachen Geräusch o<strong>de</strong>r einer flachen Aufschrift. Später geht aus dieser „Flachheit“ ein<br />

einziger Sinn <strong><strong>de</strong>s</strong> Wortes hervor, und das ist das Zeichen. Das Wort wird zu einem<br />

Zeichen, einem Sinnbild (Sema). In ihrer Dreieinigkeit durch Semantik, Pragmatik und<br />

Syntax wur<strong>de</strong> die Semiologie zur Wissenschaft <strong>de</strong>r Wissenschaften. Die Syntax ist dann<br />

die Grundlage von Programmen, in <strong>de</strong>nen statt Wörtern, Sätzen und <strong>de</strong>ren Be<strong>de</strong>utungen<br />

Kombinationen von Einsen und Nullen auftreten. Wir befin<strong>de</strong>n uns im Reich <strong>de</strong>r<br />

Mechanisierung, Handwerklichkeit, im Reich <strong>de</strong>r Logik. Das Wort hat seine Tiefe, seine<br />

Höhe verloren, es ist nur ein flaches Zeichen.<br />

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