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Jahresbericht 2010 - SEXUELLE GESUNDHEIT Schweiz

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Jahresbericht 2010Stiftung fürGesundheitsförderungund Suchtfragen


EditorialDie ambulante Beratung bewährt sich mehr denn jeLiebe LeserinLieber LeserDer erste Schritt ist meist der schwierigste. Dies gilt ganzbesonders für Menschen mit Suchtproblemen. Zuerst stehtdie Erkenntnis, dass der eigene Konsum von Alkohol oderanderen Suchtmitteln aus dem Ruder läuft. Ich trinke zuviel! Habe ich das Problem noch im Griff? Brauche ichHilfe? Heisst das, dass ich mich in eine stationäre Therapiebegeben muss? Wie soll dann meine Familie ohne michklarkommen? Wie wird meine Chefin reagieren? Halte icheine solche Therapie überhaupt durch?Grundsätzlich gilt die Regel: Je länger der erste Schritthinausgezögert wird, desto aufwendiger wird später dieBehandlung. In vielen Fällen entwickelt sich als Folgeeine schwere Form der Abhängigkeit. Dann wird einezeit- und kostenintensive stationäre Behandlung meistunumgänglich.Es ist deshalb unser Ziel und unser Auftrag, betroffeneMenschen möglichst früh zu erreichen und ihnen zuhelfen, ihre Probleme in den Griff zu bekommen. Dieambulante Beratung und Therapie ist leicht und schnellzugänglich. Betroffene können sich informieren, eineBeratung oder eine Therapie in Anspruch nehmen und/oder von den Möglichkeiten einer ärztlich geleiteten,ambulanten Alkoholentzugsbehandlung profitieren. DieVorteile der ambulanten Behandlung liegen auf der Hand:Auch während der Therapie können Betroffene in ihremprivaten Umfeld bleiben und ihrer Arbeit nachgehen.Nicht selten sind es gerade diese Überlegungen, welchedazu führen, dass der erste Schritt zu einer Behandlunggewagt wird.Eine weitere Entwicklung, die wir als grösste kantonaleAnbieterin ambulanter Suchttherapien deutlich feststellen,lässt sich mit den Worten «schnell und gut» umschreiben.Langzeitberatungen, welche sich über mehr als ein Jahrhinziehen, sind heute die Ausnahme. Bei über 60% unsererKlientinnen und Klienten umfasst die Beratung zwischeneinem und fünf Gesprächsterminen. Die meisten unsererKlientinnen und Klienten können innerhalb eines Jahresihre Therapie erfolgreich beenden. Nur zwei von zehnKlientinnen und Klienten geraten nach einer Beratungin die Situation, in der sie erneut unsere Unterstützungsuchen. Durch die ambulante, verhältnismässig rascheund weniger kostenintensive Behandlungsweise sorgenwir auch dafür, dass die Gesundheitskosten des KantonsBern entlastet werden.Die Tatsache, dass die Beratungen in der Regel innerhalbkurzer Zeit abgeschlossen werden, führt auch dazu, dasszahlenmässig mehr Personen von unserem Angebot profitierenkönnen. So nahmen 2010 beispielsweise 78% derinsgesamt 2862 von uns beratenen Personen zum erstenMal eine Beratung bei uns in Anspruch. Diese Zahlen zeigendeutlich, dass wir nahe bei der Berner Bevölkerungsind und einen grossen Teil der Menschen mit Suchtproblemenfrühzeitig erreichen.Am sinnvollsten ist es natürlich, dem Entstehen von Suchtkrankheitenund Gesundheitsproblemen mit geeignetenMitteln möglichst zuvorzukommen oder den Schweregradzu mindern. Deshalb engagieren wir uns weiterhin mitwirkungsvollen Massnahmen zur Prävention und Gesundheitsförderungsowie mit Angeboten zur Förderung dersexuellen Gesundheit. Es geht darum, Stärken zu stärken,Risiken zu schmälern und bei Problemen frühzeitig hinzuschauenund richtig zu intervenieren. Denn Vorsorgen istbekanntlich um ein Mehrfaches kostengünstiger als Heilen.Ueli StuderPräsidentBruno ErniGeschäftsführer3


Beratung und TherapieFacts and Figures 2010Neuer Abteilungsleiter und neue Regionalleitendein den Zentren Emmental-Oberaargau und Bern2010 war auf unserer Führungsebene einiges in Bewegung:Im Februar übernahm Barbara Siegenthaler dieLeitung des Regionalzentrums in Burgdorf und im AugustBeat Kläusler diejenige des Regionalzentrums in Bern.Zuvor hatte Daniel Maibach im März seine Stelle alsLeiter der Abteilung Beratung und Therapie angetreten.Zusammen mit den Regionalleiterinnen Irène Wyss in Thunund Irène Affolter in Biel kann sich die Abteilung Beratungund Therapie nun wieder mit einer komplettiertenFührungscrew den Herausforderungen der ambulantenSuchtberatung stellen.Konstant hohe Beanspruchung der ambulantenSuchtberatungNach einem konstanten Anstieg der Fallzahlen in denvergangenen Jahren konsolidierte sich die Beanspruchungder Suchtberatung auf hohem Niveau. Nach wie vor istAlkohol die weitaus häufigste Hauptproblemsubstanz(78% der Fälle) unserer Klientinnen und Klienten.Die häufigsten Hauptproblemsubstanzen beim Eintritt 2010nicht bekannt 2%Neue Medien 2%anderes suchtähnl. Problem 4%Medikamente 1%Cannabis 2%Essstörungen 3%Glücksspiel 2%Tabak 6%Alkohol 78%0 10 20 30 40 50 60 70 80 904


Gleichbleibend hohe Zahlen bei Beratung und Therapie2006 2007 2008 2009 2010Neumeldungen 1 1631 1749 1695 1889 1786Beratungsgespräche 10824 10861 11146 11744 11625Bearbeitete Fälle 2665 2656 2767 2837 2862Anzahl Kurzkontakte 1308 1334 1265 1434 1308Anzahl Schulungen 24 33 23 22 20Teilnehmende an Schulungen 676 549 459 308 572Anzahl Informationsveranstaltungen 90 150 91 160 150Teilnehmende an Informationsveranstaltungen 2862 3581 2155 2726 2986Total Teilnehmende an Schulungen undInformationsveranstaltungen 3538 4130 2614 3034 3558Die konstant hohe Inanspruchnahme der Beratungs- undTherapieangebote weist auf einen entsprechend hohenBedarf hin. Wenn man die soziale und die ökonomischeEntwicklung anschaut, verwundert dies nicht: Die Anforderungenan die Fertigkeiten zur Lebensbewältigung sindim Steigen begriffen. Die zunehmenden Komplexitätenund Belastungen können Menschen an die Grenzen ihrerMöglichkeiten führen. Gleichzeitig ist die Verfügbarkeitvon legalisierten psychoaktiven Substanzen wie Alkoholund Nikotin hoch und es kommen neue dazu. So sind dieAngebote in der Cyberwelt in den letzten Jahren massivgestiegen und ein Ende ist nicht in Sicht. Was noch vorwenigen Jahren nur im Spielcasino möglich war, ist heutean jedem Haus-PC nur wenige Mausklicks entfernt. Mitunseren ambulanten psychosozialen Beratungsangebotenkönnen wir Menschen in Not rechtzeitig und flexibel Hilfeanbieten, spezialisierte Interventionen leisten und mit unseremgut ausgebauten Netz von Kooperationspartnernan zusätzliche externe Anbieter vermitteln. Damit leistenwir einen wesentlichen Beitrag zur Verhinderung vonkostenintensiven Spezialbehandlungen.Daniel MaibachLeiter Beratung und Therapie1 GlossarNeumeldungen: Mit der Klientin oder dem Klienten wurde ein erster Gesprächstermin vereinbart.Beratungsgespräche: Beratungsgespräche finden ausschliesslich persönlich (face-to-face) statt.Bearbeitete Fälle: Alle Klientinnen und Klienten, welche im Kalenderjahr unsere Beratungs- und Therapiedienstleistungen in Anspruchgenommen haben.Kurzkontakte: Von den Beratenden erteilte Informationen oder Auskünfte rund um Suchtfragen; meistens telefonisch oder per E-Mail,seltener auch im persönlichen Gespräch. Nach einem Kurzkontakt kommt es vielfach zu einer Neumeldung.5


Beratung und TherapieRegionale Kooperationen mit den psychiatrischen DienstenDie psychiatrischen Dienste stellen mit ihren Angebotenein wichtiges Glied in der Kette der Suchthilfeversorgungdar. Neben den von uns 2009 eingeführten ambulantenAlkoholentzugsbehandlungen ist die Möglichkeit zurstationären Entzugsbehandlung in anderen Institutionennach wie vor sehr wichtig. Auch umgekehrt sind die Patientinnenund Patienten nach einem stationären Entzugauf eine ambulante Nachbehandlung angewiesen. DerErfolg einer Behandlung von Abhängigkeitsproblemensetzt auf ein nahtloses Ineinandergreifen von stationärenund ambulanten, von medizinischen und psychosozialenDienstleistungen.die ambulante Nachbehandlung aufgenommen werden.Natürlich bestimmt auch hier letztlich die Patientin oderder Patient selber, ob sie oder er von diesem AngebotIn der Praxis zeigt sich aber oftmals, dass Patientinnen undPatienten nicht in der Lage sind, dieses Ineinandergreifender verschiedenen Fachdisziplinen aus eigener Initiativezu koordinieren. Dies kann zu problemverschärfendenLeerläufen und Behandlungsabbrüchen führen. Hier sindtragfähige Zusammenarbeitsmodelle der verschiedenenLeistungsanbieter gefragt. So beschritten beispielsweisedas Regionalzentrum in Burgdorf und der PsychiatrischeDienst im Regionalspital Emmental 2010 neue Wegeder strukturellen Zusammenarbeit: Suchttherapeutinnenund -therapeuten bieten seit dem Frühjahr 2010 in denRäumen des Regionalspitals sogenannte Suchtsprechstundenan. Damit können Suchtpatientinnen und -patientennach einer stationären Entzugsbehandlung nahtlos inGebrauch machen will. Die Schwelle ist aber deutlichtiefer, da dieser Erstkontakt noch in den Räumlichkeitender Klinik stattfindet.Die ersten positiven Erfahrungen zeigen uns, dass wir mitdieser konsequenten interdisziplinären Zusammenarbeitauf dem richtigen Weg sind.Daniel MaibachLeiter Beratung und Therapie6


Beratung und TherapieZusammenarbeit zwischen Contact Netzund Berner GesundheitInfolge der Gründung des Dachverbands Gesundheit undSucht (DGS) im März 2010 erhielten die Leitenden unserervier Regionalzentren den Auftrag, die Zusammenarbeitmit dem Contact Netz zu intensivieren. Dies löste lebhafteVernetzungsaktivitäten aus und brachte neue Impulse ineine schon bestehende, solide Zusammenarbeit zwischenden beiden Stiftungen.konnten die Fahrerinnen und Fahrer eruieren, wie ihreFahrt unter Alkoholeinfluss verlaufen wäre.Der Auftrag an die Regionalleitenden lautete, sich in ihrenRegionen mit den Regionalleitenden des Contact Netzesstärker zu vernetzen sowie dem Vorstand des DGS neueIdeen der Zusammenarbeit zu präsentieren. Mit viel Elanund Neugierde traf ich mich mit Franziska Reist vomContact Netz Region Oberaargau-Emmental. Aus unsererersten Besprechung resultierten einerseits ganz konkrete,gemeinsam geplante Auftritte in der Öffentlichkeit, andererseitsauch Visionen über neue Kooperationsformenbeziehungsweise mögliche Synergien.Als Folge dieser Besprechung fanden im zweiten Semester2010 drei gemeinsame Anlässe statt: die Durchführungdes Nationalen Alkoholaktionstags, der Fachaustauschinnerhalb der beiden Beratungsteams sowie die Planungeiner Informationsveranstaltung zu einem gemeinsamenGruppenangebot.Nationaler Aktionstag «gewaltig gefährdet»am 18. November 2010Gemeinsam mit der Regionalstelle des Contact Netzes inBurgdorf, dem Blauen Kreuz Langenthal, der KantonspolizeiBern, dem Frauenhaus Bern sowie dem Steinhof- Cateringgestaltete unser Zentrum Emmental-Oberaargau denNationalen Alkoholaktionstag. Ziel war es, die Bevölkerungfür das erhöhte Gewaltrisiko in Verbindung mit Alkoholmissbrauchzu sensibilisieren sowie unsere Unterstützungsangebotebekannt zu machen. An verschiedenen Postenkonnten sich Schülerinnen und Schüler sowie andereInteressierte zu den Themen Alkoholkonsum und Gewaltinformieren. Als besonders beliebt entpuppte sich dasScooterfahren: Mit einem speziellen ComputerprogrammFachaustausch innerhalb der Teamsam 4. Dezember 2010Im Dezember luden wir das Beratungsteam der Regionalstelledes Contact Netzes in Burgdorf zu uns ein. Wirstellten unsere Beratungsteams vor, informierten überunsere Kernkompetenzen und beruflichen Ausrichtungen,stellten den Bezug zur lokalen institutionellen Einbettungher und berichteten einander über unsere Spezifitäten imBeratungsalltag. Es war ein farbiger, abwechslungsreicherund gelungener Anlass. Diverse Wünsche nach weiterführendenKooperationen wurden offen geäussert.Gemeinsame Informationsveranstaltungam 25. Januar 2011Zwei langjährige Fachmitarbeiterinnen der beiden Stiftungenhaben im Rahmen dieses Anlasses über das ThemaSucht und Suchtverhalten referiert. Ziel der Veranstaltungwar, in der Öffentlichkeit gemeinsam aufzutreten, dieAngebote unserer Institutionen vorzustellen und für eingemeinsames Gruppenangebot zu werben.Barbara SiegenthalerRegionalleiterin Zentrum Emmental-Oberaargau7


Prävention und sexuelle GesundheitFacts and Figures 2010Prävention: Mehr als 10 000 erreichteKundinnen und KundenUnsere Basisdienstangebote im Bereich Prävention (Schulungen,Beratungen und Information respektive Sensibilisierung)konnten im ganzen Kanton wiederum konstantund nachfragegerecht angeboten werden. Wir stellen imvergangenen Jahr gegenüber 2009 eine Zunahme vonrund 37% an erreichten Kundinnen und Kunden festund haben mit total 11 104 erreichten Personen zumersten Mal mehr als 10 000 Lehrpersonen, Mitgliedervon Gemeindebehörden, Erziehungsverantwortliche undFachpersonen aus verschiedenen Berufsfeldern bei ihrenPräventionsmassnahmen unterstützt. 2009 waren es total8128 Personen. Diese Steigerung geht einher mit einemRückgang der Anzahl durchgeführter Schulungen. Dortverzeichnen wir eine Abnahme von 21%. Die Anzahldurchgeführter Beratungen ist hingegen um über 35%gestiegen.Entwicklung Veranstaltungen 2007 bis 20102007 2008 2009 2010Anzahl Beratungen 695 746 725 982Anzahl Schulungen 196 210 266 209100090080070060050040030020010002007200820092010PräventionsberatungenSchulungen Multiplikatoren8


Einen ausgewählten Einblick in die Arbeit der Präventionerhalten Sie in den folgenden Kapiteln über das ModulSozialkompetenz in Kindertagesstätten, das dritteTreffen des Kantonalen Netzwerks GesundheitsfördernderSchulen sowie unsere Fachtagungen in Magglingenund Wiedlisbach. Der Bericht über das gemeinsam mitder Abteilung Beratung und Therapie lancierte Projekt«cybersm@rt» erläutert zudem eine beispielhafte Zusammenarbeitund Nutzung von Synergien zwischen derPrävention und der Beratung.Projekte: Programmphase 2010 bis 2013 gestartetZu den aktuellen Schwerpunktthemen der Prävention undGesundheitsförderung in den Bereichen Alkohol, Gewalt,Neue Medien und Frühförderung haben wir im Auftragder Gesundheits- und Fürsorgedirektion mehrere innovativeProjekte konzipiert. Im vorliegenden Jahresberichterläutern wir im Kapitel «Vitamin T und FamiSup» anhandzweier BeispieIe, wie wir unsere bestehenden Angeboteentsprechend den gesellschaftlichen Veränderungen undAnforderungen anpassen und weiterentwickeln. Im Fokusdieses Jahresberichts stehen die Weiterentwicklung derAngebote für sozial Benachteiligte und die transkulturelleÖffnung unserer Präventions- und Beratungsangebote.Sexualpädagogik: Grosse Nachfrageund PrioritätenDie Sexualpädagogik stösst Jahr für Jahr auf ein hohesInteresse. Wir konnten auch 2010 die stetig steigendeNachfrage aufgrund der beschränkt zur Verfügung stehendenRessourcen nicht decken. Priorität hatten diesexualpädagogischen Schulungen der Schulklassen (252Klassen mit total 2277 Schülerinnen und Schülern), dieSchulungen von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren(10 Schulungen für 261 Fachpersonen) und die Beratungenvon jugendlichen Ratsuchenden sowie die Beratungund Praxisbegleitung von Lehr- und anderen Fachpersonen(total 202 Beratungen von 465 Personen).Im Kapitel «Sexualpädagogische Sprechstunde für Jugendlichein einer sozialen Institution» können Sie sichdetaillierter über ein Beispiel für unsere Innovationen imBereich sexuelle Gesundheit informieren.Sirkka MullisLeiterin Prävention und sexuelle Gesundheit9


PräventionSozialkompetenz in Kindertagesstätten (Kitas) stärkenIn Koordination mit dem Gesundheitsdienst der Stadt Bernübernahmen wir für das Projekt «Primano» 2 die Entwicklungund die Durchführung des Moduls Sozialkompetenz.Aufbauend auf dem Projekt «Temprano – Resilienzförderungin Kitas», wurde im Juni 2010 damit begonnen, mitdrei Berner Kitas das Modul zu entwerfen.Die Arbeit in den Kitas ist trotz Modulcharakter massgeschneidert.Jede Kita wählte an einer Kick-off-Veranstaltungihr eigenes Schwerpunktthema innerhalb des Rahmenthemas«soziale Kompetenz» aus. Gewählt wurdenan Massnahmen war beeindruckend. Es folgt eine kleineAuswahl:• Einrichtung einer Kindersitzung zur Einübung derWahrnehmung und der Benennung eigener Gefühleund Bedürfnisse• Einführen eines eigenen Kita-Songs, damit sich dieKinder besser als eine Gruppe verstehen• Kinder mit langsam auftauendem Temperament besserwahrnehmen und in ihren Stärken stärkenNach den Weiterbildungstagen wurden in den Kitas interneProjektgruppen gebildet und mittels Coaching in derUmsetzung der skizzierten Massnahmen begleitet. EndeJahr wurden die Umsetzung und die Praxistauglichkeit dereinzelnen Massnahmen im ganzen Team evaluiert. Es wareine wahre Freude, mit den Teams zusammen die Früchteihrer Arbeit zu ernten.die drei Themen «Konfliktbearbeitung», «Mitglied einerGruppe sein» sowie «Selbst- und Fremdwahrnehmung».Am Schulungstag, der auf die Kick-off-Veranstaltungfolgte, setzte sich jede Kita mit ihrem Schwerpunktthemaauseinander. Dafür boten wir ein vielseitiges Programmmit Inputs, Übungen und Reflexionen. Im zweiten Teildes Schulungstags ging es um den Praxistransfer mittelsBetrachtung der vier Interventionsebenen: Grundhaltung,pädagogische Interventionen, Räume/Material, Zusammenarbeitmit Eltern. Auf diesen vier Ebenen planten diebeteiligten Kitas je eine konkrete Massnahme für ihrenAlltag. Ziel war die Verankerung der Massnahmen in dievorhandenen Strukturen und Abläufe. Die VielfältigkeitDas Modul Sozialkompetenz geht 2011 weiter. Als Ersteswird es einen Erfahrungsaustausch zwischen den Projektgruppender drei Kitas geben. Am zweiten Schulungstagwerden wir mit allen Kitas zusammen zum Thema «Fitim Umgang mit Eltern» arbeiten. Danach haben die Kitasden Auftrag, eine Sensibilisierungsveranstaltung fürEltern zum Thema «Sozialkompetenz» durchzuführen.Im April werden die Kitas eine halbtägige Weiterbildungzur Kieselschule 3 besuchen. Dabei handelt es sich um eininnovatives und sinnliches Programm zur Förderung dersozialen Kompetenz, das interdisziplinär von Expertinnenund Experten aus den Bereichen Psychologie, Neurologieund Musik entwickelt wurde.Am Ende des Moduls, im Mai 2011, werden wir in denKitas die Sensibilisierungsveranstaltung und die Verankerungder Massnahmen auswerten.Sarah GersbachFachmitarbeiterin Prävention Basisdienste2www.primano.ch3www.h-p-z.de10


PräventionGesundheit von Lehrpersonen im Arbeitsalltag fördern:Aus der Praxis – für die PraxisSchulen stehen gegenwärtig vor anspruchsvollen Veränderungen.Neben der Gestaltung des Schulalltags mit seinenvielfältigen Ansprüchen gilt es, zahlreiche Reform- undEntwicklungsprojekte auf allen Stufen umzusetzen. Angesichtsder komplexen Anforderungen wird die Förderungder Gesundheit von Lehrpersonen zur Daueraufgabe. Wiekann es gelingen, in Zeiten grosser Belastung mit denKräften aller Beteiligten am Arbeitsort Schule schonendumzugehen?Lupe zu nehmen und anhand der Erkenntnisse konkreteund massgeschneiderte Ideen zu entwerfen und umzusetzen.Dazu hat die Veranstaltung den Teilnehmendenhilfreiche Impulse geliefert.Während das erste Treffen 2008 die Lehrperson und ihreHandlungsmöglichkeiten zur Gesunderhaltung ins Zentrumrückte, lag der Fokus im Folgejahr auf der Gesundheitsförderungdurch eine optimierte ArbeitsorganisationDas 3. Treffen des Kantonalen Netzwerks GesundheitsfördernderSchulen Bern (KNGS BE) hat diese Frage imSeptember 2010 aufgenommen. Der Nachmittag gab den45 anwesenden Lehrpersonen Einsicht in Ansatzpunkteund Massnahmen, welche die Gesundheit, die Leistungsfähigkeitund die Motivation der Lehrpersonen im hektischenBerufsalltag unterstützen. Unter dem Motto «Ausder Praxis – für die Praxis» stellten sich drei Schulen vor:Die Volksschule Zweisimmen, die Oberstufenschule Suhrund die Primarschule Wädenswil zeigten ihre erprobtenVorgehensweisen und berichteten über ihre Erfahrungen.Die Massnahmen sind so unterschiedlich wie die Schulenselbst: Reduktion der Sitzungen, gezielte Begleitung derBerufseinsteigerinnen und -einsteiger, Jahresplanung mitklaren Prioritäten, kollegiale Beratung sowie der Einsatzeiner Koordinatorin für Gesundheitsförderung.Der Erfahrungsaustausch zwischen Teilnehmenden undReferierenden hat es deutlich gemacht: Betty-Bossi-Rezepte gibt es keine. Vielmehr gilt es, die Situation unddie Arbeitsbedingungen jeder einzelnen Schule unter diean der Schule. Mit dem anregenden Einblick in die Praxisder drei unterschiedlichen Schulen 2010 endet der Zykluszum Thema Gesundheit der Lehrpersonen.Cornelia WernerFachmitarbeiterin Prävention Basisdienste11


PräventionRegionale Fachtagungenfür Lehrpersonen und SchulbehördenAchtung, fertig – Schritt für Schritt:Beweggründe für eine gesunde SchuleDie Fachtagung im Gebiet des regionalen SchulinspektoratsSeeland fand 2010 in den Turnhallen am «End derWelt» des Bundesamts für Sport in Magglingen statt.Dies waren die idealen Räumlichkeiten, um sich mit den«Beweggründen für eine gesunde Schule» auseinanderzusetzen.Ein Höhepunkt der Tagung war das Referat von FrauDr. Laura Walk, wissenschaftliche Mitarbeiterin am UniklinikumUlm. Mit Leichtigkeit führte sie das Publikum in dasGebiet der Hirnforschung und der exekutiven Funktionenwie Arbeitsgedächtnis, Selbstregulation von Verhalten,Aufmerksamkeit und kognitive Flexibilität ein. Sie zeigteim Weiteren auf, wie diese Funktionen mit gezielten undspielerischen Techniken gestärkt werden können, damitKinder körperlich und geistig optimal gefördert werden.Am Nachmittag wurde in zehn verschiedenen Workshopsgezeigt, wie wirkungsvolle Bewegungsförderung undbewusste Körperwahrnehmung konkret im Schulalltageingesetzt werden können. Aber auch an Themen wieKörperkult, Zusammenhang zwischen Bewegung undsozialer Herkunft sowie Chancen und Risiken im Spitzensportwurde gearbeitet.Besonders schön war die Stimmung während der ganzenTagung: Die Teilnehmenden bewegten sich selbst, es wurdeviel gescherzt, geredet und gelacht. Bewegung also auchals Möglichkeit für Begegnung.Marco MartinoiaFachmitarbeiter Prävention BasisdiensteDamit alles im Gleichgewicht bleibt:Suizid- und Amokprävention in der SchuleAm 3. März 2010 nahmen 150 Personen an der Fachtagungin Wiedlisbach teil, welche von unseren Fachmitarbeitendengemeinsam mit dem Regionalen SchulinspektoratEmmental-Oberaargau und dem Mittelschul- und Berufsbildungsamtdes Kantons Bern organisiert wurde.Die Beiträge der Referentinnen und Referenten warenäusserst vielfältig: Als Einstieg gab Stefan Krebs von derKantonspolizei Bern einen Überblick über das Thema«Amok» und darüber, wie Schulen den Schaden im Falleines Amoklaufs möglichst gering halten können. HerbertWyss, Notfallpsychologe, zeigte auf, wer Amokläufer sindund wie man sie erkennt. Dr. med. Eliane Siegenthaler,Oberärztin an der Kinder- und JugendpsychiatrischenPoliklinik Bern, sprach anschliessend über das ThemaSuizidalität im Kindes- und Jugendalter.Am Nachmittag zeigte unser PräventionsmitarbeiterMartin Neuenschwander auf,wie man Kinder und Jugendliche stärkenkann, damit sie später nicht zur Gefahrfür sich selbst oder für andere werden,und wie man Schülerinnen und Schülererkennt, welche sich negativ entwickeln.Abgerundet wurde die Tagung durch Informationenvon Matthias Rösti, Schulleitungsmitgliedder Schule Kreuzfeld IVin Langenthal, zu den Erfahrungen mitdem Frühinterventionskonzept, welchesdie Schule in Zusammenarbeit mit unseren Fachmitarbeitendenerstellt hat, sowie durch Auskünfte über dieAngebote der Erziehungsberatung von Dr. phil. ThomasAebi, Leiter der Erziehungsberatung Langenthal.Die Rückmeldungen der Teilnehmenden waren äusserstpositiv. Insbesondere wurde betont, dass die Tagungzum Nachdenken angeregt habe und die abgegebenenUnterlagen äusserst wertvoll für die weitere Arbeit in denSchulen seien.Philipp SchmutzFachmitarbeiter Prävention Basisdienste12


Prävention ProjekteVitamin T und FamiSup:zwei Projekte für mehr Chancengleichheit«Die Gesundheitschancen in der Schweiz sind ungleichverteilt. Personen mit geringerer Schulbildung, einemknappen Einkommen und einer tiefen beruflichen Stellunghaben auch im Kanton Bern nachweislich schlechtereChancen auf ein gesundes Leben.» 4 An dieser fehlendengesundheitlichen Chancengleichheit setzen die beidenProjekte «Vitamin T» und «FamiSup» an, welche wir imAuftrag der kantonalen Gesundheits- und Fürsorgedirektionin der aktuellen Schwerpunktphase (2010 bis 2013)entwickeln.Zugänglichkeit zu Beratungsangeboten fürMenschen mit Migrationshintergrund verbessernRund 30% der Schweizer Bevölkerung sind Menschen mitMigrationshintergrund. Bestimmte gesundheitsschädigendeVerhaltensweisen treten bei Teilen der Migrationsbevölkerungvermehrt auf. Zudem schätzen Migrantinnenund Migranten ihren Gesundheitszustand schlechter einals die Bevölkerung mit Schweizer Staatsbürgerschaft.Erstere nutzen jedoch die Angebote der Prävention undGesundheitsförderung in der Schweiz noch zu wenig. 5Hier setzt das Projekt «Vitamin T» an.Unsere Beratungs- und Therapieangebote werden an diespezifischen Bedürfnisse von Migrantinnen und Migrantenangepasst. Ziel ist, dass die Bevölkerung mit Migrationshintergrundunsere Angebote kennt, nutzt und sich dadurchin ihrem Gesundheitsverhalten gestärkt fühlt. Unsere Fachmitarbeitendenerweitern ausserdem ihre Kompetenzen,um Menschen mit Migrationshintergrund zu beraten.Das Projekt setzt auf drei Ebenen an:• institutionell (z.B. durch die Überprüfung von Leitbildern,Stellenprofilen und Vernetzung)• strukturell (z.B. bei der Weiterentwicklung der Angebotspalette)• individuell (durch Weiterbildung und Sensibilisierungder Mitarbeitenden)44. Gesundheitsbericht der Gesundheits- und Fürsorgedirektion des Kantons Bern, 20105Rommel A., Weiland C., Eckert J. (2006), Gesundheitsmonitoring der schweizerischen Migrationsbevölkerung, GMM13


Im Rahmen des Projekts «Vitamin T» setzen wir uns mitThemen des Diversity-Managements auseinander undwollen die transkulturelle Kompetenz nachhaltig in unsererInstitution verankern.Der Einbezug der Zielgruppen in alle Projektphasen istuns ein wichtiges Anliegen, weshalb wir mit dem FIMM-Forum für die Integration von Migrantinnen und Migrantenzusammenarbeiten. Das Schweizerische Rote Kreuzleistet das Projektcoaching und eine Expertinnen- undExpertengruppe begleitet das Projekt auf fachlicher Ebene.Auch sozial benachteiligte Mütter und Väter sollensich angesprochen fühlenDer 4. Berner Gesundheitsbericht hält als ein Ergebnis fest,dass Kinder aus sozial schwachen Familien schlechtereStartbedingungen haben und ein grösseres Risiko aufweisen,physisch oder psychisch zu erkranken. Eltern sind einezentrale Ressource für die positive, gesunde Entwicklungihrer Kinder. Elterninformation, -bildung und -begleitungstärken Eltern in ihrer Erziehungskompetenz und befähigensie, ihre Kinder zu fördern und schädliche Einflüsse zuminimieren. Sozial benachteiligte Eltern werden jedochdurch herkömmliche Bildungs-, GesundheitsförderungsundPräventionsangebote schlecht erreicht. Das Projekt«FamiSup» (Familien Support) will deshalb Gesundheitsförderungs-und Präventionsangebote entwickeln, vonwelchen sich auch sozial benachteiligte Mütter und Väterangesprochen fühlen.Wer sind die «sozial Benachteiligten»? Grundsätzlich sollenunsere Angebote alle sozial benachteiligten Mütter undVäter erreichen. Soziale Benachteiligung ist jedoch ein sehrallgemeiner, nicht klar definierter Begriff. Versucht manden Prototyp einer sozial benachteiligten erwachsenenPerson in der Schweiz zu skizzieren, so arbeitet diese ineinem unsicheren Arbeitsverhältnis oder ist erwerbslos,verfügt über ein geringes Einkommen, hat einen niedrigenoder gar keinen Bildungsabschluss, hat Kinder und gehörteiner benachteiligten gesellschaftlichen Gruppe an. Wirführen deshalb eine Bedarfsanalyse bei Fachpersonendurch, welche aufzeigen soll, bei welchen spezifischenZielgruppen zuerst Massnahmen umgesetzt werden sollen.«FamiSup» wird sowohl im deutsch- als auch im französischsprachigenTeil des Kantons umgesetzt. Die Massnahmensollen sich an den Realitäten der beiden Sprachgebieteorientieren und die entsprechenden Institutionen undFachpersonen einbeziehen. Es werden Kooperationen mitInstitutionen angestrebt, welche bereits über bewährteAngebote verfügen.Wir werden eine Bedarfsanalyse bei Fachpersonen sowiebei Schlüsselpersonen der Zielgruppen durchführen. Diesesoll aufzeigen, wie der Bedarf genau aussieht, welche derbestehenden Angebote an die Zielgruppen angepasstwerden könnten oder wie neue Angebote und derenRahmenbedingungen aussehen müssten. Mindestens einBeispiel guter Praxis wird ausgewählt und im Kanton Bernmultipliziert. Ausserdem wird ein Elternkurs entwickeltund hinsichtlich Inhalt, Ort der Durchführung, Formund Gestaltung so angepasst und ausgebaut, dass erdie Zielgruppen anspricht und diese den Kurs besuchen.Zusätzlich sollen Multiplikatorinnen und Multiplikatorenin Schulen und Kindertagesstätten Anregung und Unterstützungdabei erhalten, wie sie ihre Elternaktivitäten sogestalten können, dass alle Eltern erreicht werden undsich angesprochen fühlen.«FamiSup» und «Vitamin T» sind zwei von dreizehnProjekten, welche wir im Auftrag der Gesundheits- undFürsorgedirektion im Zeitraum 2010 bis 2013 umsetzen.Die anderen Projekte sind in den Themengebieten Alkohol,Frühbereich, Gesundheitsförderung, Gewalt, Mobbingund Neue Medien angesiedelt.Regina Jakob und Isabel UehlingerFachmitarbeiterinnen Prävention und Projektleiterinnen14


Sexuelle GesundheitSexualpädagogische Sprechstunde für Jugendlichein einer sozialen InstitutionSeit 2010 bietet unser Team Sexualpädagogik Jugendlichendie Möglichkeit, in ihrer Institution (Heim) an einerSprechstunde teilzunehmen. Diese Einzelgespräche dauernmaximal 30 Minuten und sollen das bereits bestehendesexualpädagogische Angebot in der Institution ergänzen.Die Sprechstunde bietet den 12- bis 20-Jährigen Information,Orientierung sowie Unterstützung und fachlicheBeratung bei persönlichen Anliegen. Männliche Jugendlichewerden von einem Sexualpädagogen, weiblicheJugendliche von einer Sexualpädagogin beraten.Diese Sprechstunden wurden eingeführt, da Jugendlicheaus sozialen Einrichtungen uns oft zurückgemeldet haben,dass sie sich in der Gruppe nicht wohl genug fühlten,um über Fragen oder Probleme in Bezug auf Sexualitätund Intimität zu sprechen. Hinderlich für ein Gruppengesprächsind oftmals Altersunterschiede, unterschiedlicheErfahrungen mit Sexualität sowie die unterschiedlicheAufenthaltsdauer in der Institution. Einzelne Jugendlichedominieren im Gruppengespräch, andere schweigenoder stören mit ihrem Auftreten und ihrem Verhalten dieGruppe. Mit dem neuen Sprechstundenangebot fällt esden Jugendlichen leichter, im Einzelgespräch Fragen zustellen oder auch über ihre teils problematischen Erfahrungenwie Gewalt, Prostitution, Pornografie, ungewollteSchwangerschaft oder ihr Risikoverhalten zu sprechen.Im Rahmen der Sprechstunde lernen die Jugendlichenunsere Sexualpädagogin oder unseren Sexualpädagogenkennen. Nach Bedarf können sie bei weiteren Anliegen inunserem Zentrum in Bern im Rahmen einer Einzelberatungkostenlos weiter unterstützt werden.Plakate für den schulischen UnterrichtEin weiteres neues Angebot im Rahmen der Sexualpädagogiksind vier grossformatige Plakate für den sexualpädagogischenUnterricht in den Schulen. Das TeamSexualpädagogik hat sich bei der Themenwahl an denFragen und Bedürfnissen der Jugendlichen orientiert:15


Unterricht über Fragen rund um Pubertät, Veränderungen,Unsicherheiten, Freundschaften und Gefühle diskutiertwerden: «Mit wem spreche ich über meine Gefühle?»;«Was kann ich tun, wenn ich traurig bin?» Schülerinnenund Schüler wählen ihre Fragen und Anliegen, zu denensie sich in Kleingruppen austauschen wollen: «Wie lerneich flirten oder küssen, damit es nicht peinlich ist?»; «Eskommt auf die Ausstrahlung, aber auch auf den Style an,dass man wahrgenommen wird.»; «Der Körpergeruch istentscheidend. Man will doch niemanden, der stinkt. Eskann aber auch zu viel Parfum sein.»Die Schule ist ein bunter Marktplatz von Begegnungen,Gesprächen, Stimmungen, Haltungen und Unterschieden.Experimentierend, spielerisch oder auch ernsthaft wirdgebalzt, geflirtet und geschmust. Die beste Freundin oderder Kumpel, mit der oder dem auch über wichtige Themengesprochen wird, ist oft eine Mitschülerin oder einMitschüler. Die Schule ist deshalb ein Ort, an dem gelerntwerden kann, sich eine sachliche und faire Sprache überSexualität anzueignen.Junge Männer tun sich oft schwerer als junge Frauen,ernsthaft, sachgerecht und emotional über ihr Begehrenund ihre Wünsche zu sprechen. Das kann brüskierend undverletzend auf ihr Gegenüber wirken. Dies wird einerseitsvon den Mitschülerinnen so empfunden, andererseits aberauch von Lehrpersonen und Eltern. Schülerinnen undSchüler sollten lernen, dass es verschiedene Ebenen gibt,über Sexualität, das eigene und das fremde Begehren zusprechen.Unsere Plakate schaffen eine positive Atmosphäre imKlassenzimmer und erleichtern den Zugang zu sexuellenThemen. In Form von Gruppenarbeiten kann im schulischenDie Schülerinnen und Schüler wollen ausserdem Informationenund Wissen zu Abgrenzung und Schutz: «Was fürVerhütungsmittel gibt es und wie verwendet man sie?»;«Im Internet bin ich auch schon ungewollt auf Pornobildergestossen.» Im Rahmen solcher Diskussionen setzen sichdie Jugendlichen manchmal auch mit unterschiedlichenWertehaltungen auseinander, diskutieren verschiedeneAnsichten und lernen kulturelle Unterschiede kennen. Sietauschen ihre Gedanken und Erfahrungen aus: «UnsereGrosseltern haben die Begriffe ‹Bisexualität› und ‹Transsexualität›nicht gekannt.»; «In der moslemischen Kulturgibt es keine Homosexualität.»Über Sexualität reden fördert eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung,stärkt das Selbstvertrauen und erweitertdie Sozialkompetenz. Unsere neuen Plakate sollenLehrpersonen dabei unterstützen, einen Einstieg in densexualpädagogischen Unterricht zu finden, und den Jugendlichendie erste Hemmschwelle nehmen, sich überdiese Themen zu unterhalten.Renate KrähenbühlFachmitarbeiterin Sexualpädagogik16


Beratung und Therapie/Prävention und sexuelle GesundheitProjekt «cybersm@rt»: ein integrales Angebotzum Thema Neue MedienNeue Medien – Fluch oder Segen?! Nicht mehr wegzudenkensind sie aus unserem Leben: Computer, Internet,E-Mail, Handy/Smartphone, Computerspiele, Facebook,Youtube, Twitter usw. Neue Medien ermöglichen multimedialeKommunikationsformen, sind äusserst interaktivund fast immer und überall verfügbar. Sie bereichern denAlltag, rauben aber auch viel Zeit und können Menschendermassen in Bann ziehen, dass diese die reale Welt ausden Augen verlieren und sich nur noch virtuell bewegen.In der Schweiz gelten 70 000 Personen als online-süchtig(wöchentlicher Medienkonsum von 35 Stunden), rund110 000 gelten als gefährdet (durchschnittlich 20 StundenMedienkonsum pro Woche). Weitere problematischeAspekte bei der Nutzung von Neuen Medien sind derKonsum und die Verbreitung von gewaltdarstellendenoder pornografischen Inhalten auf Mobiltelefonen durchKinder und Jugendliche sowie der Missbrauch von NeuenMedien für Cybermobbing.Mit den beiden Geschwisterprojekten «cybersm@rt Prävention»und «cybersm@rt Beratung» streben wir an, einmöglichst integrales Präventions- und Beratungsangebotzum Thema Neue Medien aufzubauen. Dabei sind unsereFachteams Prävention, Beratung und Therapie sowieSexualpädagogik gleichermassen beteiligt.Im Rahmen der Vorprojektphase von «cybersm@rt Prävention»wurde 2010 eine Situations- und Bedarfsanalysefür die Fachbereiche Prävention und Sexualpädagogik imThemenfeld Neue Medien durchgeführt – mit Berücksichtigungder Schnittbereiche zu den Themen Glücksspielsucht,Gewalt und Sexualität. Zusammengefasst in einemErgebnisbericht, liefert diese Analyse die Grundlage für diePräventionsangebote, welche wir in den nächsten Jahrenentwickeln werden.Das Projekt «cybersm@rt Beratung» hat zum Ziel, spezifischeBehandlungskonzepte für den Themenbereich derVerhaltenssucht speziell im Zusammenhang mit Neuen Medienzu erarbeiten. Zudem werden die breite Bevölkerungund zuweisende Stellen für unsere Beratungsangebote indiesem Themenfeld sensibilisiert.Die in den nächsten Jahren zu entwickelnden Präventionsangebotewollen einen Beitrag für eine verbesserteMedienkompetenz von Kindern und Jugendlichen leisten.Mit speziell konzipierten Informations- und Schulungsangebotenwerden Lehrpersonen und Eltern beider Medienerziehung in ihrem jeweiligen Wirkungskreisunterstützt. Dabei werden gezielt auch Schnittbereiche zuCybermobbing, Pornografie und Videospielsucht berücksichtigt.Für den Fachbereich Sexualpädagogik ist geplant,Fragestellungen zum Thema Neue Medien explizit in dieSchulungsmodule von Oberstufenklassen aufzunehmen.Eine zentrale Drehscheibe für unsere geplante Angebotspalettewird die Online-Plattform www.cybersmart.chsein. Darauf werden Informationen, Angebote undDienstleistungen (mit Fokus auf den Kanton Bern) aufeine niederschwellige Weise umfassend dargestellt werdenkönnen. Vorgesehen sind insbesondere interaktiveTools, das Aufschalten von Videos, mit Lerninhalten hinterlegteGames und Downloads von Arbeitsinstrumenten.Maya MezzeraLeiterin Prävention Projekte17


BilanzAKTIVEN 31.12.2010 31.12.2009FrankenFrankenFlüssige Mittel 2 884 546.09 2 490 966.31Forderungen 191 327.44 580 488.70TOTAL UMLAUFVERMÖGEN 3 075 873.53 3 071 455.01ANLAGEVERMÖGEN 221 918.40 306 166.90TOTAL AKTIVEN 3 297 791.93 3 377 621.91PASSIVENFremdkapitalKurzfristiges Fremdkapital 385 358.83 338 293.25Projektgebundene Fonds 825 293.92 815 059.93TOTAL FREMDKAPITAL 1 210 652.75 1 153 353.18Stiftungskapital 10 000.00 10 000.00Freies Eigenkapital 2 214 268.73 2 378 897.21Betriebsergebnis –137 129.55 –164 628.48TOTAL EIGENKAPITAL 2 087 139.18 2 224 268.73TOTAL PASSIVEN 3 297 791.93 3 377 621.9118


ErfolgsrechnungERTRAG 1.1. bis 31.12.2010 1.1. bis 31.12.2009FrankenFrankenTOTAL BETRIEBSERTRAG 8 925 810.10 8 471 218.25AUFWANDExterne Leistungserbringer 238 100.00 236 260.00Personalaufwand 7 161 416.25 6 952 557.60Aufwand für Anlagenutzung 731 546.01 698 351.24Verwaltungsaufwand 443 485.69 340 075.97Projektaufwand 499 213.76 334 587.11Übriger Sachaufwand 21 160.90 21 734.65Total Sachaufwand 1 695 406.36 1 394 748.97Total Aufwand 9 094 922.61 8 583 566.57Betriebsergebnis 1 –169 112.51 –112 348.32Veränderung Projektkonti –10 233.99 –118 264.76Betriebsergebnis 2 –179 346.50 –230 613.08Zeitfremder Erfolg 42 216.95 65 984.60Jahreserfolg –137 129.55 –164 628.4819


Mitglieder des Stiftungsrats 2010PräsidiumStuder Ueli, Gemeinderat, Grossrat, KönizVizepräsidiumBurkhalter Annemarie, Pflegefachfrau, BätterkindenAckermann Madeleine, Institutionsleiterin, BielHuber Susanne, Geschäftsführerin Volkswirtschaft BeO, MeiringenKohler Hans-Peter, Prof. Dr. med., BernRychiger Esther, Geschäftsfrau, SteffisburgZumstein Katrin, Grossrätin, Langenthal20


Gemeinsam für mehr GesundheitWir engagieren uns für eine wirkungsvolle und professionelle Gesundheitsförderung im Kanton Bern. Unsere Kernaufgabensind Suchtberatung, Prävention und Sexualpädagogik. Die Dienstleistungen erbringt unsere Stiftung imAuftrag der kantonalen Gesundheits- und Fürsorgedirektion. Wir betreiben ein aktives Qualitätsmanagement und sindQuaTheDa zertifiziert.Mit den 4 Regionalzentren in Bern, Biel, Burgdorf und Thun sowie den 17 Beratungsstützpunkten im gesamten Kantonsind wir überall in Ihrer Nähe.Zentrum BernEigerstrasse 80, Postfach, 3000 Bern 23Tel. 031 370 70 70, bern@beges.chBeratungsstützpunkte: Belp, Jegenstorf, Laupen undSchwarzenburgZentrum Emmental-OberaargauBahnhofstrasse 90, 3400 BurgdorfTel. 034 427 70 70, burgdorf@beges.chBeratungsstützpunkte: Langenthal, Langnau undWorbZentrum Jura bernois-SeelandJ. Verresius-Strasse 18, Postfach, 2501 BielTel. 032 329 33 70, biel@beges.chBeratungsstützpunkte: Ins, Lyss, Moutier, St-Imier undTavannesZentrum OberlandAarestrasse 38B, 3601 ThunTel. 033 225 44 00, thun@beges.chBeratungsstützpunkte: Erlenbach, Frutigen, Interlaken,Meiringen und Zweisimmen04.11 | Fotos: istockphoto.com, photocase.com | © Berner Gesundheit, 2011www.bernergesundheit.chStiftung fürGesundheitsförderungund Suchtfragen

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