Universität der Künste Berlin
Protokoll extern - Universität der Künste Berlin
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<strong>Universität</strong> <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> <strong>Berlin</strong><br />
Bildende Kunst Gestaltung Musik Darstellende Kunst<br />
Sondierungsgruppe Graduiertenschule<br />
Christine Brekenfeld, Toni Bernhart, Emanuel Viebahn<br />
Potentiale und Perspektiven<br />
Sondierungen zu einer Graduiertenschule <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong><br />
Fassung vom 16. April 2007, überarbeitet am 25. Mai 2007<br />
Kontakt<br />
Dr. Toni Bernhart<br />
Sondierungsgruppe Graduiertenschule<br />
E-Mail bernhart@udk-berlin.de<br />
Telefon ++49 (0)30 / 3185 2479<br />
College of Fine Arts College of Architecture, Media and Design College of Music College of Performing Arts
Sondierungsgruppe Graduiertenschule – Potentiale und Perspektiven<br />
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<strong>Universität</strong> <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> <strong>Berlin</strong><br />
Sondierungsgruppe Graduiertenschule – Potentiale und Perspektiven<br />
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Inhalt<br />
Vorausgeschickt ..............................................................................................................................................5<br />
Initiierung ...................................................................................................................................................5<br />
Aufgaben <strong>der</strong> Sondierungsgruppe Graduiertenschule ...................................................................................5<br />
Ziele ...........................................................................................................................................................5<br />
Präambel ....................................................................................................................................................6<br />
Zeitplan ......................................................................................................................................................6<br />
1. Was gibt es? ...............................................................................................................................................7<br />
a) UdK-interne Programme und Initiativen ...................................................................................................7<br />
Postgraduale Qualifikationsprogramme...................................................................................................7<br />
Tabellarische Übersicht ...........................................................................................................................8<br />
Weitere Initiativen ..................................................................................................................................9<br />
Zusammenfassung..................................................................................................................................9<br />
b) Nationale Programme und Initiativen.....................................................................................................10<br />
Graduiertenschulen in Deutschland.......................................................................................................10<br />
Graduiertenschulen an deutschen Kunst- und Musikhochschulen...........................................................12<br />
Zusammenfassung................................................................................................................................13<br />
c) Internationale Programme und Initiativen...............................................................................................14<br />
Graduiertenschulen im internationalen Überblick...................................................................................14<br />
Graduiertenschulen an internationalen Kunst- und Musikhochschulen ...................................................15<br />
Zusammenfassung................................................................................................................................16<br />
2. Was soll es geben?....................................................................................................................................17<br />
Expertenbefragung....................................................................................................................................17<br />
Zeitraum, Befragungsdesign und Verlauf ...................................................................................................17<br />
Die Gesprächspartner................................................................................................................................18<br />
Wer waren die Gesprächspartner? ........................................................................................................18<br />
Verteilung <strong>der</strong> Gesprächspartner über die Fakultäten.............................................................................20<br />
Verteilung über <strong>Künste</strong>, Wissenschaften, Lehre und Weiteres ................................................................21<br />
Welche Fragen wurden häufiger beantwortet, welche seltener?.............................................................21<br />
Auswertung <strong>der</strong> Expertenbefragung anhand <strong>der</strong> Arbeitsfragen...................................................................23<br />
Frage 1: Ausschlaggebende Faktoren für das Gelingen <strong>der</strong> Verbindung zwischen den <strong>Künste</strong>n und<br />
den Wissenschaften..............................................................................................................................23<br />
Frage 2: Hin<strong>der</strong>liche Faktoren ...............................................................................................................27<br />
Frage 3: Gewünschte Konzeption einer Graduiertenschule.....................................................................30<br />
Frage 4: Zu vermittelnde Fähigkeiten o<strong>der</strong> Kenntnisse ...........................................................................31<br />
Frage 5: (Selbst-)Definitionen von Künstlern und Wissenschaftlern.........................................................32<br />
Frage 6: Erfahrungen und Wünsche in <strong>der</strong> Zusammenarbeit zwischen Künstlern und Wissenschaftlern ...35<br />
Frage 7: Inhaltlicher Kern einer Graduiertenschule.................................................................................36<br />
Frage 8: Attraktivität <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> .....................................................................................................40<br />
Frage 9: Attraktivität <strong>Berlin</strong>s .................................................................................................................42
Sondierungsgruppe Graduiertenschule – Potentiale und Perspektiven<br />
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Frage 10: Größe einer Graduiertenschule ..............................................................................................42<br />
Frage 11: Organisatorische Struktur einer Graduiertenschule .................................................................43<br />
Frage 12: Verweildauer in einer Graduiertenschule................................................................................44<br />
Frage 13: Nominierung zu befragen<strong>der</strong> Personen ..................................................................................44<br />
Frage 14: Offene Aspekte .....................................................................................................................45<br />
Zusammenfassung ....................................................................................................................................46
<strong>Universität</strong> <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> <strong>Berlin</strong><br />
Sondierungsgruppe Graduiertenschule – Potentiale und Perspektiven<br />
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Vorausgeschickt<br />
Initiierung<br />
Grundgelegt ist die Idee einer Graduiertenschule <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> <strong>Berlin</strong> (UdK <strong>Berlin</strong>) im Arbeitsprogramm<br />
des Präsidenten Prof. Martin Rennert. 1 Im November 2006 hat Herr Rennert die Konkretisierung dieser<br />
Idee in die Wege geleitet: Er hat die „Sondierungsgruppe Graduiertenschule“ eingerichtet, die aus Christine<br />
Brekenfeld, Referentin für Strategie und Hochschulpolitik und Leiterin des Projekts „Sondierungsgruppe Graduiertenschule“,<br />
Dr. Toni Bernhart, wissenschaftlicher Berater <strong>der</strong> „Sondierungsgruppe Graduiertenschule“, und<br />
Emanuel Viebahn, studentischer Mitarbeiter, besteht.<br />
Der erweiterten Arbeitsgruppe, die in regelmäßigen Abständen den Arbeitsfortschritt diskutiert, gehören an: <strong>der</strong><br />
Präsident, die drei genannten, operativ mit dem Projekt beauftragten Personen sowie Prof. Burkhard Schmitz,<br />
Erster Vizepräsident <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong>, Simone Banzhaf, Persönliche Referentin des Präsidenten und Anita Panknin,<br />
Leiterin des Referats für Studienangelegenheiten und Bologna-Koordinatorin.<br />
Aufgaben <strong>der</strong> Sondierungsgruppe Graduiertenschule<br />
Die Sondierungsgruppe klärt die Antwort auf die Frage, ob an <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> eine Graduiertenschule eingerichtet<br />
werden soll. Zur Klärung dieser Frage wurden eine Umfeldanalyse vorgenommen und eine Expertenbefragung<br />
durchgeführt. Die Umfeldanalyse (Abschnitt „Was gibt es?“) ermittelt die vorhandenen UdK-internen,<br />
nationalen und internationalen Angebote und Ansätze, die als konturbilden<strong>der</strong> Hintergrund für eine zukünftige<br />
Graduiertenschule <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> von Bedeutung sein können. Die Expertenbefragung (Abschnitt „Was soll es<br />
geben?“) sammelt Informationen, Ideen und Meinungen und verdichtet diese zu programmatischen Thesen, die<br />
als Gesprächs- und Planungsgrundlage für die Initiierung einer Graduiertenschule dienen können.<br />
Ziele<br />
Die UdK <strong>Berlin</strong> mit ihren vier Fakultäten Bildende Kunst, Gestaltung, Musik und Darstellende Kunst versinnbildlicht<br />
in einzigartiger Weise das Ineinan<strong>der</strong>greifen unterschiedlicher <strong>Künste</strong>. Die Fakultäten verbinden künstlerische<br />
und auf sie bezogene wissenschaftliche Lehre und Forschung. Dadurch ist die UdK <strong>Berlin</strong> in beson<strong>der</strong>er<br />
Weise dazu aufgefor<strong>der</strong>t, den Brückenschlag zwischen den <strong>Künste</strong>n und den Wissenschaften voranzutreiben.<br />
Das Profil <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> ist eine fruchtbare Basis, auf <strong>der</strong> eine künstlerisch-wissenschaftliche Graduiertenschule<br />
gedeihen kann. Die Aufmerksamkeit liegt dabei auf <strong>der</strong> Verbindung <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> und <strong>der</strong> Wissenschaften im<br />
dritten Ausbildungszyklus, also in jenem Rahmen, <strong>der</strong> zu den höchsten künstlerischen und wissenschaftlichen<br />
Abschlüssen wie Konzertexamen, Meisterschüler-Urkunde o<strong>der</strong> Promotion führt.<br />
1<br />
Martin Rennert: Grundsatzpapier. Rede vor dem Akademischen Senat <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> vom 3. Mai 2006, vgl. bes. S. 13–15.
Sondierungsgruppe Graduiertenschule – Potentiale und Perspektiven<br />
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Mit dem Nachdenken über eine Graduiertenschule verfolgt die UdK <strong>Berlin</strong> das Ziel, die <strong>Universität</strong> im internationalen<br />
Konzert <strong>der</strong> künstlerischen Hochschulen deutlich zu profilieren und die Diskussion über höchste Qualifikationen<br />
in ihren Disziplinen mit einem eigenen Konzept zu prägen. Dieser Entwicklungsprozess ist nicht allein<br />
eine universitätsinterne Angelegenheit, son<strong>der</strong>n auch ein Beitrag zur Debatte um den Bildungsauftrag von<br />
künstlerischen Hochschulen.<br />
Präambel<br />
Ein erster Schritt war die Formulierung einer Präambel, die – parallel zum Arbeitsfortschritt – modifiziert werden<br />
kann und eine Graduiertenschule definieren soll. Derzeit lautet diese Präambel folgen<strong>der</strong>maßen:<br />
Die künstlerisch-wissenschaftliche Graduiertenschule <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> ist ein postgraduales, interdisziplinäres<br />
und internationales Qualifikationsprogramm, das hochbegabte Künstler und Wissenschaftler<br />
durch den dritten Zyklus begleiten soll.<br />
Zeitplan<br />
Die Monate November und Dezember 2006 waren hauptsächlich <strong>der</strong> vorbereitenden Recherche gewidmet.<br />
Dabei wurde versucht, den UdK-internen, den deutschlandweiten und den internationalen Ist-Zustand zu ermitteln.<br />
Das Interesse galt dabei in erster Linie den postgradualen Qualifikationsprogrammen im dritten Ausbildungszyklus,<br />
die Künstler und Wissenschaftler zu den jeweils höchsten Abschlüssen führen (Promotion, Meisterschülerdiplom,<br />
Konzertexamen, Postgraduate Diploma). An<strong>der</strong>s als in den Wissenschaften, die seit geraumer<br />
Zeit und seit 2005 vor allem im Zuge <strong>der</strong> Exzellenzinitiative zahlreiche den dritten Zyklus betreffende Rahmenformate<br />
etablieren, gibt es deutschlandweit kaum vergleichbare Ansätze in <strong>der</strong> künstlerischen Ausbildung.<br />
Von Dezember 2006 bis April 2007 fand eine Expertenbefragung statt. Befragt wurden über 60 Personen,<br />
hauptsächlich Lehrende <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong>. Die Ergebnisse dieser Befragung sind im Kapitel „Was soll es geben?“<br />
ausführlich dargestellt.<br />
Vom 14.–15. Juni 2007 findet im Medienhaus <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> mit freundlicher Unterstützung durch den Deutschen<br />
Akademischen Austausch Dienst (DAAD) die Tagung „Graduiertenschule. Die <strong>Künste</strong> und die Wissenschaften.<br />
Denken über Zukunft“ statt. Mit dieser Tagung kommuniziert die UdK <strong>Berlin</strong> den bislang universitätsintern<br />
geführten Diskussionsprozess zum ersten Mal öffentlich. Die Tagung wird nicht <strong>der</strong> Schlusspunkt eines<br />
Diskussionsprozesses sein, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Beginn einer Initiative, welche die Idee einer Graduiertenschule zur<br />
Verwirklichung führen kann.
<strong>Universität</strong> <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> <strong>Berlin</strong><br />
Sondierungsgruppe Graduiertenschule – Potentiale und Perspektiven<br />
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1. Was gibt es?<br />
Dieses Kapitel skizziert die UdK-internen, nationalen und internationalen Programme und Initiativen, die bei <strong>der</strong><br />
Entwicklung einer Graduiertenschule <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> von Interesse sind.<br />
a) UdK-interne Programme und Initiativen<br />
Dieser Abschnitt fasst die postgradualen Qualifikationsprogramme und Initiativen <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> zusammen.<br />
Postgraduale Qualifikationsprogramme<br />
Konzertexamen und Meisterschüler<br />
Konzertexamen (4 Semester) und Meisterschüler-Studiengänge (2 Semester) sind künstlerische Qualifikationsprogramme,<br />
die an das Diplom anschließen. 2 Konzertexamen und Meisterschüler-Studiengänge<br />
sind traditionsreiche Kernprogramme zur postgradualen künstlerischen Qualifikation.<br />
Promotion<br />
An den Fakultäten Bildende Kunst, Gestaltung, Musik und <strong>der</strong> auslaufenden Fakultät Erziehungs- und<br />
Gesellschaftswissenschaften gibt es die Möglichkeit <strong>der</strong> Promotion zum Dr. phil. bzw. Dr.-Ing. 3 Keine<br />
Promotionsmöglichkeit gibt es an <strong>der</strong> Fakultät Darstellende Kunst. Die Promotion ist eine postgraduale<br />
wissenschaftliche Qualifikation ohne bzw. mit geringer zeitlicher Strukturierung. Das Proce<strong>der</strong>e ist<br />
durch die Promotionsordnungen geregelt. Die Promotion ist ein traditionsreiches Programm zur postgradualen<br />
wissenschaftlichen Qualifikation.<br />
Weiterbildungsstudiengänge<br />
Unter dem Stichwort „Weiterbildungsstudiengänge“ 4 sind <strong>der</strong>zeit sechs postgraduale, vorwiegend viersemestrige<br />
Weiterbildungs- und Masterstudiengänge mit unterschiedlicher Ausrichtung zusammengefasst,<br />
die einen Master- o<strong>der</strong> Diplom-Abschluss vorsehen: Kulturjournalismus, Art in Context, Theaterpädagogik,<br />
Musiktherapie, Sound Studies und Lea<strong>der</strong>ship in Digitaler Kommunikation. Zum Weiterbildungsangebot<br />
<strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> gehört auch die interdisziplinäre Sommerakademie „KlangKunstBühne“. 5<br />
Sie findet jährlich statt, dauert etwa einen Monat, ist jedoch kein postgradualer Studiengang.<br />
2<br />
Vgl. die Studien- und Prüfungsordnungen <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> in geltenden Fassungen.<br />
3<br />
Vgl. die Promotionsordnungen <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> in geltenden Fassungen. Vgl. auch Christine Brekenfeld: Studium Generale / Graduiertenschule.<br />
Erstes Konzept vom 6.10.2006, S. 4.<br />
4<br />
http://www.udk-berlin.de/index.php?cSID=2f6d9241f2c0c7da665ad75322127406&cat_id=1149 (zuletzt verifiziert am 10.4.2007).<br />
5<br />
http://www.klangkunstbuehne.de (zuletzt verifiziert am 10.4.2007).
Sondierungsgruppe Graduiertenschule – Potentiale und Perspektiven<br />
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Zentrum Tanz <strong>Berlin</strong><br />
Im Oktober 2007 beginnt das „Hochschulübergreifende Zentrum Tanz <strong>Berlin</strong>“ sein Ausbildungsprogramm.<br />
6<br />
Ehemaliges Graduiertenkolleg „Praxis und Theorie des künstlerischen Schaffensprozesses“<br />
Das 1998 gegründete und 2005 abgeschlossene Graduiertenkolleg „Praxis und Theorie des künstlerischen<br />
Schaffensprozesses“ 7 war ein interdisziplinäres wissenschaftliches Qualifikationsprogramm und<br />
betreute in den Jahren seines Bestehens insgesamt ca. 40 Doktorandinnen und Doktoranden in den<br />
Bereichen Literatur-, Kunst-, Musik- und Erziehungswissenschaft und Gartenkultur sowie 3 Postdoktoranden.<br />
Das Graduiertenkolleg wurde von <strong>der</strong> Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geför<strong>der</strong>t. Die<br />
betreuenden Hochschullehrer waren Professorinnen und Professoren vornehmlich <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong>, aber<br />
auch <strong>der</strong> Freien <strong>Universität</strong> <strong>Berlin</strong>, <strong>der</strong> Humboldt-<strong>Universität</strong> zu <strong>Berlin</strong> und <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> Potsdam.<br />
Tabellarische Übersicht<br />
Programm Ausrichtung Zulassungsvoraussetzung (Richtwert) Dauer Abschluss<br />
Konzertexamen künstlerisch Diplom 4 Semester Zeugnis<br />
Meisterschüler Bildende<br />
Kunst, Gestaltung, Darstellende<br />
Kunst<br />
künstlerisch Diplom 2 Semester Urkunde<br />
Promotion (alle Fakultäten<br />
außer Darstellende Kunst)<br />
wissenschaftlich<br />
Hochschulabschluss o<strong>der</strong> Diplom einer<br />
wiss. o<strong>der</strong> wiss.-künstl. Hochschule<br />
nicht reglementiert<br />
Kulturjournalismus berufsorientiert Hochschulabschluss und berufspraktische 4 Semester MA<br />
Erfahrung<br />
Art in Context künstl.-wiss. künstlerischer Hochschulabschluss 4 Semester MA<br />
Theaterpädagogik<br />
Musiktherapie<br />
künstl.-wiss.,<br />
künstl.-didaktisch<br />
klinisch,<br />
künstlerisch,<br />
wissenschaftlich<br />
Hochschulabschluss und theaterpraktische<br />
Erfahrung<br />
3-jähriges Hochschulstudium und<br />
3-jährige Berufserfahrung<br />
4 Semester MA<br />
Dr. phil.,<br />
Dr.-Ing.<br />
6 Semester Diplom-Musiktherapeut/in<br />
(MA ab 07/08)<br />
Sound Studies künstl.-wiss. Diplom, BA o<strong>der</strong> Berufserfahrung 4 Semester MA<br />
Lea<strong>der</strong>ship in Digitaler wirtschaftlichkünstlerisch<br />
MA o<strong>der</strong> BA und<br />
18 Monate MA<br />
Komm.<br />
1 Jahr Berufserfahrung<br />
Zentrum Tanz <strong>Berlin</strong> künstlerisch un<strong>der</strong>graduate degree or equivalent 4 Semester MA<br />
6<br />
http://www.udk-berlin.de/tanz (zuletzt verifiziert am 10.4.2007).<br />
7<br />
http://www.udk-berlin.de/forsch/gradukolleg (zuletzt verifiziert am 10.4.2007).
<strong>Universität</strong> <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> <strong>Berlin</strong><br />
Sondierungsgruppe Graduiertenschule – Potentiale und Perspektiven<br />
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Weitere Initiativen<br />
Career & Transfer Service Center<br />
Das Career & Transfer Center (CTC) 8 <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> informiert Studierende und Absolventen <strong>der</strong> führenden<br />
<strong>Berlin</strong>er Kunsthochschulen über Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt und berät sie auf dem Weg<br />
in die Selbständigkeit. Der Service des CTC ist mit Blick auf die postgraduale Lebens- und Arbeitsphase<br />
eine wichtige Komponente im Profil <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong>.<br />
re:search – in and through the arts<br />
Das Projekt versucht eine zukunftsweisende Positionsbestimmung zur Integration von Forschung und<br />
Kunst bzw. zu künstlerischer Forschung. Es wurde organisiert von <strong>der</strong> European League of Institutes of<br />
the Arts (ELIA) und <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong>. Die Projektergebnisse wurden im Rahmen einer Tagung an <strong>der</strong> UdK<br />
<strong>Berlin</strong> im Oktober 2005 vorgestellt und in mehreren Bänden und Broschüren dokumentiert. 9<br />
Meisterkurse<br />
Meisterkurse sind künstlerische, nicht-curriculare Qualifikationsangebote. Sie richten sich in <strong>der</strong> Regel<br />
an Musiker und dauern zwischen 1 Tag und 1 Monat.<br />
Ideenpotential und Ausblick<br />
Es ist davon auszugehen, dass Lehrende, Studierende und Absolventen <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> sich seit geraumer<br />
Zeit Gedanken machen über Projekte, die in die Richtung einer Graduiertenschule gehen. Bei<br />
diesen Gedanken handelt es sich um einen breitgefächerten Ideenpool mit beträchtlichem Innovationspotential.<br />
Diese Ideen zu sammeln und zu Gruppenmeinungen zu ordnen war Ziel <strong>der</strong> Expertenbefragung<br />
(siehe Abschnitt „Was soll es geben?“).<br />
Zusammenfassung<br />
Die UdK <strong>Berlin</strong> verfügt über zahlreiche künstlerische, künstlerisch-wissenschaftliche und wissenschaftliche postgraduale<br />
Qualifikationsprogramme. Darüber hinaus gibt es Initiativen, realisierte o<strong>der</strong> projektierte, die mit <strong>der</strong><br />
Idee einer Graduiertenschule in Zusammenhang stehen. Diese Programme und Initiativen bilden eine wichtige<br />
Basis, wenn es eine mögliche Graduiertenschule <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> zu konzipieren gilt.<br />
8<br />
http://www.careercenter.udk-berlin.de/ (zuletzt verifiziert am 10.4.2007).<br />
9<br />
Vgl. die zusammenfassende Broschüre: re:search – in and through the arts. Ed. European League of Institutes of the Arts (ELIA) and<br />
UdK <strong>Berlin</strong>. Amsterdam 2005.
Sondierungsgruppe Graduiertenschule – Potentiale und Perspektiven<br />
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b) Nationale Programme und Initiativen<br />
Graduiertenschulen in Deutschland<br />
Graduiertenschulen lassen sich nur sehr schwer von an<strong>der</strong>en strukturierten postgradualen Qualifikationsprogrammen<br />
einigermaßen scharf und überzeugend unterscheiden. In <strong>der</strong> vorliegenden Darstellung wurde diese<br />
Schwierigkeit dadurch gelöst, dass vor<strong>der</strong>gründig nur solche Programme berücksichtigt wurden, die die Bezeichnung<br />
„Graduiertenschule“ tragen.<br />
Die ersten deutschen Graduiertenschulen wurden 2001 in Bochum, Köln und Münster (NRW) gegründet. Im<br />
Zuge <strong>der</strong> Exzellenzinitiative des Bundes und <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> (2005) 10 rückte das Konzept <strong>der</strong> Graduiertenschule –<br />
<strong>der</strong> Begriff ist eine Lehnübersetzung aus dem englischen „Graduate School“ – in das universitäre und öffentliche<br />
Bewusstsein. Die DFG definiert „Graduiertenschule“ folgen<strong>der</strong>maßen:<br />
„Graduiertenschulen sind ein wesentlicher Beitrag zur Profilierung und Herausbildung wissenschaftlich<br />
führen<strong>der</strong>, international wettbewerbsfähiger und exzellenter Standorte in Deutschland. Sie sind ein<br />
Qualitätsinstrument zur För<strong>der</strong>ung des wissenschaftlichen Nachwuchses und folgen dem Prinzip <strong>der</strong><br />
Qualifizierung herausragen<strong>der</strong> Doktorandinnen und Doktoranden innerhalb eines exzellenten Forschungsumfelds.<br />
Graduiertenschulen bieten somit innerhalb eines breiten Wissenschaftsgebietes optimale<br />
Promotionsbedingungen und för<strong>der</strong>n als international sichtbare und integrative Einrichtungen die<br />
Identifizierung <strong>der</strong> beteiligten Doktoranden mit dem jeweiligen Standort. Dabei gehen die Graduiertenschulen<br />
weit über das Instrument <strong>der</strong> Graduiertenkollegs hinaus und unterscheiden sich substantiell<br />
von diesen.“ 11<br />
Die wesentlichen Kennzeichen einer Graduiertenschule nach deutschem Modell sind also die wissenschaftliche<br />
Ausrichtung, die För<strong>der</strong>ung des wissenschaftlichen Nachwuchses mittels Promotion und die Etablierung international<br />
führen<strong>der</strong> Wissenschaftsstandorte in Deutschland. Als weitere Merkmale sind an an<strong>der</strong>er Stelle die Interdisziplinarität<br />
und die „massive Schwerpunktsetzung“ 12 genannt. Die Fokussierung auf die wissenschaftliche<br />
Ausrichtung ist auf die Interessen und das Profil einer Kunsthochschule nicht übertragbar.<br />
In Deutschland gibt es <strong>der</strong>zeit eine große und stark wachsende Zahl strukturierter Promotionsprogramme. Obwohl<br />
sich die Programme in vielerlei Hinsicht unterscheiden, lassen sich einige zu größeren Gruppen zusammen-<br />
10<br />
Bund-Län<strong>der</strong>-Vereinbarung gemäß Artikel 91 b des Grundgesetzes (Forschungsför<strong>der</strong>ung) über die Exzellenzinitiative des Bundes und<br />
<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> zur För<strong>der</strong>ung von Wissenschaft und Forschung an deutschen Hochschulen – Exzellenzvereinbarung (ExV) – vom 18. Juli<br />
2005, Bundesanzeiger, S. 13347.<br />
11<br />
http://www.dfg.de/forschungsfoer<strong>der</strong>ung/koordinierte_programme/exzellenzinitiative/graduiertenschulen/ index.html (zuletzt verifiziert<br />
am 10.4.2007).<br />
12<br />
http://www.dfg.de/forschungsfoer<strong>der</strong>ung/koordinierte_programme/exzellenzinitiative/download/exini_gra_ excl_faq.pdf, S. 1–2 (zuletzt<br />
verifiziert am 10.4.2007).
<strong>Universität</strong> <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> <strong>Berlin</strong><br />
Sondierungsgruppe Graduiertenschule – Potentiale und Perspektiven<br />
Seite 11/47<br />
fassen. Eine solche Gruppe bilden die <strong>der</strong>zeit 49 Max Planck Research Schools. 13 50 Programme werden im<br />
Rahmen des För<strong>der</strong>programms „Promotion an Hochschulen in Deutschland (PHD)“ durch den DAAD und die<br />
DFG geför<strong>der</strong>t. 14 Drei Bundeslän<strong>der</strong> haben eigene Projekte zur För<strong>der</strong>ung von Promotionsprogrammen: Während<br />
Nordrhein-Westfalen 15 und Nie<strong>der</strong>sachsen 16 „Graduate Schools“ unterstützen, dient das „Elitenetzwerk Bayern“<br />
zur För<strong>der</strong>ung von „Internationalen Graduiertenkollegs“. 17 Daneben gibt es die seit den frühen 1990er Jahren<br />
etablierten und durch die DFG geför<strong>der</strong>ten Graduiertenkollegs. 18<br />
Etwa 70 aktive o<strong>der</strong> geplante Programme nennen sich in Deutschland „Graduiertenschule“ o<strong>der</strong> „Graduate<br />
School“. 19 Alle diese sind wissenschaftlich konzipiert. Es gibt bislang keine Graduiertenschule mit künstlerischer<br />
o<strong>der</strong> dezidiert kunstwissenschaftlicher Ausrichtung. Graduiertenschulen sind an <strong>Universität</strong>en verankert. Es gibt<br />
bislang keine Graduiertenschule an einer künstlerischen Hochschule.<br />
Die meisten Graduiertenschulen sind naturwissenschaftliche Projekte. Auf den weiteren Rängen folgen ingenieur-,<br />
sozial-, geistes-, wirtschafts- und rechtswissenschaftliche Projekte. Etwa ein Sechstel <strong>der</strong> Graduiertenschulen<br />
sind geisteswissenschaftlich ausgerichtet. Einige Graduiertenschulen arbeiten fakultätenübergreifend, manche<br />
auch interuniversitär.<br />
Es lässt sich beobachten, dass <strong>Universität</strong>en ihre Planungen zu Graduiertenschulen vergleichsweise offensiv<br />
kommunizieren: Geplante Projekte werden ebenso veröffentlicht wie solche, <strong>der</strong>en För<strong>der</strong>ung im Rahmen <strong>der</strong><br />
Exzellenzinitiative abgelehnt wurde. Der Grund dafür dürfte die Visibilität im universitären Wettbewerb sein.<br />
Zu Beginn <strong>der</strong> Recherchen gingen wir davon aus, dass alle Graduiertenschulen in Zusammenhang mit <strong>der</strong> Exzellenzinitiative<br />
(2005) stehen. Die Rechercheergebnisse zeigen aber, dass ein Teil <strong>der</strong> Vorhaben bereits in den<br />
Jahren davor (ab 2001) geplant und eingerichtet wurde. Es fällt auf, dass Graduiertenschulen sich häufig an ein<br />
und demselben Standort konzentrieren. So gibt es beispielsweise an den <strong>Universität</strong>en Bielefeld, Bochum, Bonn,<br />
Göttingen, Halle und Würzburg drei o<strong>der</strong> vier Graduiertenschulen.<br />
Insgesamt lässt sich beobachten, dass die Exzellenzinitiative eine Dynamik an den Hochschulen angestoßen hat,<br />
die sich weitgehend unabhängig von den För<strong>der</strong>entscheidungen im Wettbewerb fortsetzt. Zahlreiche Hochschulen<br />
haben bereits vor Bekanntwerden <strong>der</strong> För<strong>der</strong>entscheidung die Schaffung von Graduiertenschulen beschlossen,<br />
sei es mit finanzieller Unterstützung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, sei es aus eigener Kraft.<br />
13<br />
http://www.mpg.de/instituteProjekteEinrichtungen/schoolauswahl/index.html (zuletzt verifiziert am 27.03.2007).<br />
14<br />
http://www.daad.de/hochschulen/internationalisierung/phd/05418.de.html (zuletzt verifiziert am 27.03.2007).<br />
15<br />
http://www.innovation.nrw.de/StudiereninNRW/graduate_deutsch/index.html (zuletzt verifiziert am 27.03.2007)<br />
16<br />
http://www.mwk.nie<strong>der</strong>sachsen.de/master/0,,C360851_N360253_L20_D0_I731,00.html (zuletzt verifiziert am 27.03.2007)<br />
17<br />
http://www.elitenetzwerk-bayern.de/index.asp (zuletzt verifiziert am 27.03.2007)<br />
18<br />
http://www.dfg.de/forschungsfoer<strong>der</strong>ung/koordinierte_programme/graduiertenkollegs/listen.html (zuletzt verifiziert am 27.03.2007).<br />
19<br />
Recherchiert wurde über die Homepage <strong>der</strong> DFG, die Homepage des DAAD sowie ergänzend über einschlägige Suchmaschinen. Gesucht<br />
wurde dabei nach den Begriffen „Graduiertenschule“, „Graduiertenzentrum“ und „Graduate School“.
Sondierungsgruppe Graduiertenschule – Potentiale und Perspektiven<br />
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Graduiertenschulen an deutschen Kunst- und Musikhochschulen<br />
Die Frage nach dem Sinn und <strong>der</strong> Konzeption postgradualer Qualifikationsmöglichkeiten in <strong>der</strong> künstlerischen<br />
Ausbildung ist <strong>der</strong>zeit sehr aktuell. Indizien dafür sind u.a. das Projekt „The Common Language of Art and<br />
Science” am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte 20 sowie die Tagungen „who is afraid of master of<br />
arts?“ (Akademie für Bildende <strong>Künste</strong> <strong>der</strong> Johannes Gutenberg-<strong>Universität</strong> Mainz, 13.–15. Juli 2006), 21 „Prozesse<br />
künstlersicher Kompetenzbildung“ (Hochschule <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> Bern, 20.–21. Oktober 2006), 22 „Zwischen<br />
deutscher Kunst und internationaler Mo<strong>der</strong>nität. Formungen in <strong>der</strong> Künstlerausbildung 1918 bis 1968“ (München,<br />
Zentralinstitut für Kunstgeschichte, 10.–11. November 2006), „Schöner forschen. Kunst und Design als<br />
Beiträger <strong>der</strong> Forschung?“ (Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main, 25.–26. Januar 2007), „Ultravisionen.<br />
Zum Wissenschaftsverständnis <strong>der</strong> künstlerischen Avantgarden“ (Zentrum für Literatur- und Kulturforschung,<br />
<strong>Berlin</strong>, 29.–31. März 2007) und „3rd Cycle Music Studies in Europe“ (Hochschule für Musik Karlsruhe,<br />
29–30. März 2007). Diese letztgenannte Tagung wurde von Polifonia – Erasmus Thematic Network For Music<br />
in <strong>der</strong> Association Européenne des Conservatoires, Académie de Musique et Musikhochschulen 23 veranstaltet<br />
und ist die bislang erste Tagung, die <strong>der</strong> künstlerischen Ausbildung im dritten Zyklus gewidmet war.<br />
Bei <strong>der</strong> Recherche nach postgradualen Qualifikationsprogrammen an deutschen Kunst- und Musikhochschulen<br />
fällt auf, dass solche Programme bislang weniger intensiv entwickelt werden als wissenschaftliche Graduiertenschulen.<br />
Zudem fällt auf, dass deutsche Musikhochschulen postgraduale Qualifikationsprogramme deutlich<br />
schwächer kommunizieren – und also auch anbieten – als deutsche Kunsthochschulen. We<strong>der</strong> an Kunst- noch<br />
an Musikhochschulen sind bislang Entwicklungs- und Gestaltungsprozesse sichtbar, die den dritten Zyklus<br />
betreffen.<br />
Deutsche künstlerische Hochschulen betonen häufig die Bedeutung ‚künstlerisch-wissenschaftlichen Arbeitens’;<br />
nicht immer aber ist klar zu erkennen, wie <strong>der</strong> wissenschaftliche Teil davon umgesetzt werden soll. Eine wichtige<br />
Rolle spielt <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> „Interdisziplinarität“, <strong>der</strong> sich in zahlreichen Initiativen wi<strong>der</strong>spiegelt. Beispiele:<br />
Caspar David Friedrich Institut <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> Greifswald: künstlerische Ausbildung im Rahmen einer wissenschaftlichen<br />
<strong>Universität</strong>; Städelschule Frankfurt/M.: das Institut für Kunstkritik beschäftigt sich mit dem Verhältnis<br />
zwischen Kritik und künstlerischer Praxis; Muthesius Kunsthochschule Kiel, Interdisziplinäre Wochen. Einige<br />
Kunsthochschulen verfolgen den Anspruch, dass Künstler wissenschaftliches Arbeiten kennen lernen. Die Kunsthochschule<br />
Kassel geht den umgekehrten Weg und gibt Studierenden <strong>der</strong> Kunstwissenschaft die Möglichkeit,<br />
in Werkstattkursen künstlerische Erfahrungen zu sammeln.<br />
20<br />
http://www.mpiwg-berlin.mpg.de/de/forschung/projects/commScienceArt/index_html (zuletzt verifiziert am 11.4.2007).<br />
21<br />
Internationale Gesellschaft <strong>der</strong> Bildenden <strong>Künste</strong>, annette hollywood, Barbara Wille (Hg.): RLTY CHCK. who is afraid of master of arts?<br />
<strong>Berlin</strong> 2007.<br />
22<br />
Eine Kurzfassung <strong>der</strong> Vorträge ist abrufbar unter http://www.ikg.unibe.ch (zuletzt verifiziert am 14.11.2006).<br />
23<br />
http://www.aecinfo.org/ (zuletzt verifiziert am 11.4.2007).
<strong>Universität</strong> <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> <strong>Berlin</strong><br />
Sondierungsgruppe Graduiertenschule – Potentiale und Perspektiven<br />
Seite 13/47<br />
Postgraduale Qualifikationsprogramme deutscher Kunst- und Musikhochschulen haben – verglichen etwa mit<br />
den wissenschaftlichen Graduiertenschulen – eher geringe Visibilität. Dies kann als ein Indiz dafür gedeutet<br />
werden, dass Zentrumsbildung, Institutionalisierung und offensive Profilierung (noch) nicht angestrebt werden.<br />
Auf ein Studium Generale weist die Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft (Alfter bei Bonn) hin. 24 Vergleichsweise<br />
herausragende Sichtbarkeit hat das Projekt „Kunst des Forschens (Art of Research)“ an <strong>der</strong> Hochschule<br />
für <strong>Künste</strong> Bremen. 25<br />
Zusammenfassung<br />
Im Kontext <strong>der</strong> universitären deutschen Wissenschaft ist eine „Graduiertenschule“ a) ein Qualitätsinstrument<br />
zur För<strong>der</strong>ung des wissenschaftlichen Nachwuchses mit b) dem Ziel <strong>der</strong> wissenschaftlichen Qualifikation durch<br />
Promotion und c) dem Anspruch, Deutschland als internationalen Wissenschaftsstandort zu stärken. Dieses<br />
Programm ist – ohne Modifikation – mit dem Profil einer künstlerischen Hochschule nicht vereinbar.<br />
Die insgesamt ca. 70 in Deutschland aktiven o<strong>der</strong> geplanten Graduiertenschulen sind wissenschaftliche postgraduale<br />
Qualifikationsprogramme mit vorwiegend naturwissenschaftlicher Ausrichtung. Sie stehen nicht nur in<br />
Zusammenhang mit <strong>der</strong> deutschen Exzellenzinitiative 2005; ein Teil von ihnen geht auf Initiativen ab etwa 2000<br />
zurück. Graduiertenschulen sind bislang ausschließlich an wissenschaftlichen <strong>Universität</strong>en verankert. Graduiertenschulen<br />
mit künstlerischer o<strong>der</strong> dezidiert kunstwissenschaftlicher Ausrichtung gibt es <strong>der</strong>zeit nicht.<br />
In <strong>der</strong> Landschaft <strong>der</strong> deutschen Kunst- und Musikhochschulen setzt <strong>der</strong>zeit jener innovationsfindende Prozess<br />
ein, <strong>der</strong> in den Wissenschaften um etwa 2000 begonnen hat. Zukunftsweisende Ansätze sind <strong>der</strong>zeit noch selten<br />
sichtbar. Bislang nicht gestaltet ist in Deutschland <strong>der</strong> dritte Zyklus in <strong>der</strong> künstlerischen Ausbildung.<br />
24<br />
http://www.alanus.edu (zuletzt verifiziert am 11.4.2007).<br />
25<br />
http://www.hfk-bremen.de/index.html?id=912 (zuletzt verifiziert am 11.4.2007).
Sondierungsgruppe Graduiertenschule – Potentiale und Perspektiven<br />
Seite 14/47<br />
c) Internationale Programme und Initiativen<br />
Graduiertenschulen im internationalen Überblick<br />
Die internationale <strong>Universität</strong>enlandschaft unterscheidet sich grundlegend von den jungen deutschen Initiativen,<br />
was Graduiertenschulen und vergleichbare Programme betrifft. In den USA z.B. sind Graduate Schools traditionsreiche<br />
Einrichtungen: Fast jede <strong>Universität</strong> hat eine Graduate School, sie beherbergen meist sämtliche<br />
Master- und PhD-Studiengänge einer <strong>Universität</strong>, viele Graduate Schools wurden zu Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
gegründet. Graduate Schools sind oft sehr groß und haben bis zu 10.000 Studierende. Zu unterscheiden<br />
sind drei Varianten:<br />
a) Professional Schools (law, medicine, education),<br />
b) Master’s Programs<br />
c) Doctoral Programs (training in research, 5 bis 8 Jahre)<br />
Oft gibt es mehrere Varianten an einer <strong>Universität</strong>, (b) und (c) sind häufig zusammengefasst.<br />
Interessant ist die Beobachtung, dass es im Internet zahlreiche, oft kommerziell betriebene Suchmaschinen gibt<br />
(mit Firmensitz in den USA), die einen breitgefächerten Überblick über US-amerikanische Graduate Schools<br />
bieten. Dies steht in Zusammenhang mit <strong>der</strong> Tradition und Etablierung solcher Qualifikationsprogramme, die<br />
sich u.a. in <strong>der</strong> Wendung „to go to Graduate School“ wi<strong>der</strong>spiegelt.<br />
Auf den ersten Blick haben US-amerikanische Graduate Schools mit dem europäischen, inson<strong>der</strong>heit mit dem<br />
deutschen Bildungssystem wenig gemeinsam. Strukturell betrachtet, lässt sich das Modell <strong>der</strong> amerikanischen<br />
Graduate School als Dachverband sämtlicher postgradualer Aus- und Weiterbildungsangebote interpretieren,<br />
die beispielsweise in Deutschland als eigenständige Diplom-, Master- o<strong>der</strong> Promotionsstudiengänge angeboten<br />
werden.<br />
Kennzeichnend für die amerikanische Graduate School ist die Koppelung von Master- und PhD-Programmen;<br />
eine deutliche Zäsur im universitären Curriculum ist zwischen dem ersten und dem zweiten Zyklus erkennbar.<br />
Dies steht u.a. damit in Zusammenhang, dass bereits <strong>der</strong> Bachelor ein berufsqualifizieren<strong>der</strong> Studienabschluss<br />
ist. Die deutsche Tradition, die bislang den ersten und den zweiten Zyklus untrennbar miteinan<strong>der</strong> verbunden<br />
und erst mit dem Diplom über den abgeschlossenen zweiten Zyklus einen berufsqualifizierenden Abschluss<br />
geboten hat, markiert eine deutliche curriculare Zäsur zwischen dem zweiten und dritten Zyklus. Auch die deutsche<br />
Exzellenzinitiative setzt diese Tradition fort, indem sie sich „auf Maßnahmen ab dem Moment <strong>der</strong> Promotionsberechtigung“<br />
konzentriert. 26 Dies lässt u.a. den Zusammenhang damit erkennen, dass das deutsche Kon-<br />
26<br />
http://www.dfg.de/forschungsfoer<strong>der</strong>ung/koordinierte_programme/exzellenzinitiative/download/exini_gra_ excl_faq.pdf, S. 1–2 (zuletzt<br />
verifiziert am 18.12.2006).
<strong>Universität</strong> <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> <strong>Berlin</strong><br />
Sondierungsgruppe Graduiertenschule – Potentiale und Perspektiven<br />
Seite 15/47<br />
zept <strong>der</strong> Graduiertenschule auf die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> postgradualen Elite zielt, während eine Graduate School im<br />
internationalen Kontext den curricularen Transfer mit breiterem Bildungsauftrag verfolgt. In Deutschland ist die<br />
Graduiertenschule als Instrument zur Elitenför<strong>der</strong>ung konzipiert, während etwa in den USA nicht die Graduate<br />
School selber Elite för<strong>der</strong>t, son<strong>der</strong>n die <strong>Universität</strong>, an <strong>der</strong> sie angesiedelt ist.<br />
In Europa ist <strong>der</strong> Begriff Graduate School, verglichen mit den USA, kaum gebräuchlich. In England werden<br />
postgraduale Studiengänge zwar häufig gebündelt angeboten, jedoch nicht unter dem Namen einer Graduate<br />
School, son<strong>der</strong>n in einem Graduate Prospectus o<strong>der</strong> Postgraduate Prospectus. Es gibt daneben einzelne Graduate<br />
Schools, die mit dem Modell <strong>der</strong> deutschen Graduiertenschule vergleichbar sind: thematische Schwerpunkte<br />
bilden das Programm, unterschiedliche Institute kooperieren unter dem Dache einer Graduate School. Nur selten<br />
gibt es wie in den USA eine einzige Graduate School für alle postgradualen Qualifikationsprogramme <strong>der</strong> gesamten<br />
<strong>Universität</strong>. Eine solche Ausnahme bildet z.B. die University of Liverpool.<br />
Zahlreiche Graduate Schools gibt es in den Nie<strong>der</strong>landen und in Belgien, die meisten ähneln dem deutschen<br />
Modell. Vereinzelte Spuren führen nach Frankreich, Italien und Spanien; hier firmieren vorwiegend wirtschaftswissenschaftliche<br />
Studiengänge wie „Business Schools“ o<strong>der</strong> „Management Schools“ unter dem Namen einer<br />
Graduate School. Die Suche in weiteren europäischen Län<strong>der</strong>n lieferte bislang kaum relevante Ergebnisse.<br />
Graduiertenschulen an internationalen Kunst- und Musikhochschulen<br />
Weltweit bieten Kunst- und Musikhochschulen postgraduale Studiengänge an. Meist sind diese jedoch die Fortsetzung<br />
des ersten Zyklus’; Kunst- und Musikhochschulen bieten häufig einen BA-Abschluss (Dauer: 3–4 Jahre)<br />
und einen daran anschließenden Master (Dauer: 2 Jahre) an.<br />
Graduiertenschulen an Kunst- und Musikhochschulen sind äußerst selten. Die län<strong>der</strong>spezifische begriffliche<br />
Tradition bringt es mit sich, dass es auch nur in den USA Graduate Schools an Kunst- und Musikhochschulen<br />
gibt, z.B. an <strong>der</strong> New York Academy of Art o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Washington University School of Arts St. Louis. Graduate<br />
Schools an amerikanischen Kunst- und Musikhochschulen sind – wie an den wissenschaftlichen <strong>Universität</strong>en –<br />
in <strong>der</strong> Regel eine Sammelbezeichnung für weiterführende Studiengänge.<br />
Vereinzelt werden Studiengänge angeboten, die <strong>Künste</strong> und Wissenschaften / Forschen verbinden. Vergleichbar<br />
hohe Visibilität in diesem Zusammenhang haben das Programm ArtScience an <strong>der</strong> Royal Academy of Art, Den<br />
Haag, in Verbindung mit <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> Leiden, künstlerisch-wissenschaftliche Studiengänge an <strong>der</strong> Guildhall<br />
School of Music & Drama und an <strong>der</strong> Royal Academy of Music (beide London), das Institut HyperWerk an <strong>der</strong><br />
Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel, das Institut Y <strong>der</strong> Hochschule <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> Bern, das Institute de<br />
Recherche et Coordination Acoustique/Musique (IRCAM), Paris, das im November 2006 gegründete <strong>Berlin</strong> Institute<br />
for Cultural Inquiry (ICI <strong>Berlin</strong>) sowie Promotionsprogramme in künstlerischen Fächern z.B. an <strong>der</strong> China<br />
Academy of Art, Shanghai, am Konservatorium Moskau o<strong>der</strong> am Conservatorium van Amsterdam (in Planung).
Sondierungsgruppe Graduiertenschule – Potentiale und Perspektiven<br />
Seite 16/47<br />
Gegenwärtig leisten vor allem nordeuropäische Län<strong>der</strong> viel konzeptionelle Arbeit, um unter Sammelbegriffen<br />
wie Innovation, Wissensgenerierung und Dynamisierung künstlerische Arbeit und wissenschaftliche Forschung<br />
einan<strong>der</strong> anzunähern. Ähnlich wie die Konzeption wissenschaftlicher Graduiertenschulen steht auch die Konzeption<br />
strukturierter postgradualer Qualifikationsprogramme an europäischen Kunst- und Musikhochschulen in<br />
direktem Zusammenhang mit dem Bologna-Prozess. 27<br />
Die Auffassung davon, was künstlerische Ausbildung ist und was sie leisten soll, divergiert europaweit sehr<br />
stark, was großen Einfluss auf die Strukturierung auch postgradualer Qualifikationsprogramme hat. Die inhaltlichen<br />
und strukturellen Unterschiede in den Studienprogrammen dürften im Wesentlichen auf unterschiedliche<br />
Ausprägungs- und Entwicklungshistorien <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> und <strong>der</strong> Wissenschaften in den einzelnen Längern zurückzuführen<br />
sein.<br />
Zusammenfassung<br />
Der deutsche Begriff <strong>der</strong> Graduiertenschule ist dem US-amerikanischen <strong>Universität</strong>ssystem entlehnt, seine inhaltliche<br />
Konturierung aber ähnelt am ehesten dem Modell <strong>der</strong> englischen Graduate Schools. Im internationalen<br />
Vergleich sind Graduiertenschulen, ebenfalls ihre Äquivalente, vorwiegend wissenschaftliche Qualifikationsprogramme.<br />
Ein deutliches Indiz dafür ist auch die Beobachtung, dass Kunst- und Musikhochschulen in <strong>der</strong> Regel<br />
keine Graduiertenschulen (o<strong>der</strong> Äquivalente) haben.<br />
Die erste Arbeitsphase <strong>der</strong> Sondierungsgruppe Graduiertenschule beschäftigte sich mit <strong>der</strong> Frage: „Was gibt<br />
es?“ Am gründlichsten ermittelt wurden die Studien- und Ausbildungsangebote <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong>. Vergleichsweise<br />
gründlich wurden auch die deutschlandweiten Initiativen ermittelt. Eher rudimentär bleiben die Sondierungen<br />
zur europäischen und internationalen Hochschul- und <strong>Universität</strong>enlandschaft. Dies hat in erster Linie pragmatische<br />
Gründe. Hinzu kommt, dass postgraduale Qualifikationsprogramme <strong>der</strong>zeit – vor allem in Europa – einem<br />
rasanten Wandel unterliegen: Ermittelte Informationen sind oft schon nach wenigen Monaten überholt.<br />
27<br />
Übersicht über die Historie und die Dokumente unter http://www.bmbf.de/de/3336.php (zuletzt verifiziert am 10.4.2007).
<strong>Universität</strong> <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> <strong>Berlin</strong><br />
Sondierungsgruppe Graduiertenschule – Potentiale und Perspektiven<br />
Seite 17/47<br />
2. Was soll es geben?<br />
Expertenbefragung<br />
Auskünfte zu den Fragen, ob und unter welchen Umständen die Einrichtung einer Graduiertenschule <strong>der</strong> UdK<br />
<strong>Berlin</strong> sinnvoll ist, gibt die Expertenbefragung, die von Dezember 2006 bis April 2007 durchgeführt wurde.<br />
Zeitraum, Befragungsdesign und Verlauf<br />
Zwischen 27. November 2006 und 27. März 2007 wurden insgesamt 81 Briefe mit <strong>der</strong> Bitte um einen Gesprächstermin<br />
versendet. Die Adressaten waren Lehrende <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> (vorwiegend Professorinnen und<br />
Professoren), aber auch UdK-externe Personen. Der Versand <strong>der</strong> Briefe erfolgte in zeitversetzten Gruppen von<br />
jeweils etwa 10 Briefen, um die angebotenen Gesprächstermine möglichst flexibel wahrnehmen zu können.<br />
Zwischen 6. Dezember 2006 und 3. April 2007 fanden insgesamt 64 Expertengespräche statt, in den meisten<br />
Fällen als Einzelgespräche. Fünf Gespräche haben auf Wunsch <strong>der</strong> Gesprächspartner in einer Dreierrunde stattgefunden.<br />
Zwei Professoren haben aus eigener Initiative auch eine Gruppe von Studierenden zu dem Gespräch<br />
mit eingeladen.<br />
Allen Gesprächspartnern wurde vorab ein Blatt mit Arbeitsfragen übermittelt (siehe Anlage). Je nach Interessensschwerpunkten<br />
und verfügbarer Zeit wurden einige Fragen auch nicht besprochen. Die Gespräche verliefen<br />
als offene Interviews, die in unterschiedlichem Grade durch die Arbeitsfragen strukturiert waren. 62 Gespräche<br />
führte Toni Bernhart, zwei Emanuel Viebahn.<br />
Die meisten Gespräche fanden in den Büros <strong>der</strong> Gesprächspartner statt, einige auch in Cafés. Sie dauerten im<br />
Schnitt etwas mehr als eine Stunde. Das kürzeste Gespräch hat 15 Minuten gedauert, das längste zweieinhalb<br />
Stunden. Fast alle Gespräche begannen damit, dass die Gesprächspartner Fragen zur Planung einer Graduiertenschule<br />
<strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> stellten. Dann folgten meist generelle Überlegungen, Bedenken o<strong>der</strong> Visionen. Im<br />
Hauptteil <strong>der</strong> Gespräche, <strong>der</strong> sich durchschnittlich über etwa zwei Drittel <strong>der</strong> Gesprächszeit erstreckte, äußerten<br />
sich die Gesprächspartner zu einzelnen Aspekten einer Graduiertenschule anhand <strong>der</strong> Arbeitsfragen. Die Stellungnahmen<br />
wurden während <strong>der</strong> Gespräche stichwortartig protokolliert. Diese schriftlichen Notizen wurden in<br />
einer digitalen Tabelle gesammelt und verwaltet und auf dieser Grundlage auch ausgewertet.<br />
Die Auswertung <strong>der</strong> Gespräche in <strong>der</strong> Form einer zusammenfassenden Übersicht steht vor mehrerlei Schwierigkeiten.<br />
Jede einzelne Aussage ist mehr o<strong>der</strong> weniger voraussetzungsreich. Sowohl die Anonymisierung als auch<br />
die notwendigerweise knappe Darstellung verkürzen die Aussagen um den Kontext, aus dem sie stammen.<br />
Dadurch gehen Nuancierungen und Differenzierungen unzweifelhaft verloren. Dem gegenüber stehen das
Sondierungsgruppe Graduiertenschule – Potentiale und Perspektiven<br />
Seite 18/47<br />
Bestreben, die Aussagen durch Reduktion auf Wesentliches zu verdichten, daraus Gruppenmeinungen abzuleiten<br />
und aus <strong>der</strong> Fülle des Materials einen insgesamt lesbaren Text zu gestalten.<br />
Die Auswertungsschritte von den Gesprächsprotokollen bis hin zu <strong>der</strong> endgültigen Darstellung orientierten sich<br />
an linguistischen Theorien semantischer Fel<strong>der</strong>, aber auch an Verfahren quantitativer und qualitativer Inhaltsanalyse.<br />
Die Darstellung <strong>der</strong> Ergebnisse erfolgt in narrativer Form und ist geleitet von dem Bestreben, Schwerpunkte<br />
– vor allem auf <strong>der</strong> Grundlage häufiger sinngemäßer Nennungen – deutlich sichtbar zu machen. Gleichzeitig<br />
wurde Wert darauf gelegt, Einzelpositionen nicht in den Hintergrund zu drängen, son<strong>der</strong>n lediglich durch<br />
Abschattung etwas aus dem Fokus zu rücken. Kenntlich bleiben auch extreme Positionen, denn sie markieren<br />
die Enden, zwischen denen ein o<strong>der</strong> mehrere Schwerpunkte liegen und alle weiteren Positionen sich aufspannen.<br />
Auch Wi<strong>der</strong>sprüchliches hat hier seinen Platz.<br />
Die Wie<strong>der</strong>gabe <strong>der</strong> Stellungnahmen erfolgt in indirekter Rede. Vokabular und Diktion wurden im Sinne von<br />
Farbigkeit, Plastizität und Transparenz streckenweise übernommen.<br />
Die Gesprächspartner<br />
Wer waren die Gesprächspartner?<br />
Im November 2006 wurden von <strong>der</strong> erweiterten Arbeitsgruppe (siehe S. 5) Lehrende <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> nominiert,<br />
die befragt werden sollen. Zu dieser ersten Gruppe gehörten u.a. die Dekaninnen und Dekane <strong>der</strong> Fakultäten.<br />
Die weiteren Gesprächspartner ergaben sich aus den Namensvorschlägen <strong>der</strong> Befragten (siehe Frage 13) und<br />
aus dem Bestreben, sowohl Künstler als auch Wissenschaftler sowie die vier Fakultäten ausgewogen zu berücksichtigen.<br />
Alle 64 Befragten wurden um die Erlaubnis gebeten, ihren Namen in einer Liste zu veröffentlichen. Bis auf zwei<br />
Personen haben alle <strong>der</strong> Veröffentlichung ihres Namens zugestimmt. Nicht genannt sind die Namen von insgesamt<br />
etwa 20 Studierenden, die von Lehrenden <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> zu den Gesprächen mit eingeladen wurden.<br />
Institutionen werden nur bei jenen Personen genannt, die nicht <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> angehören.<br />
An<strong>der</strong>s, Prof. Anna – Professorin für Grundlagen <strong>der</strong> Gestaltung des bewegten Bildes<br />
Arteaga, Alex – Studio für Elektroakustische Musik und Klangkunst<br />
Baumgarten, Prof. Lothar – Professor für Bildende Kunst<br />
Bayerer, Prof. Peter – Architekt, ehem. Erster Vizepräsident <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong><br />
Becker, Gast-Prof. Dr. Peter von – Der Tagesspiegel<br />
Brandstätter, Prof. Dr. Ursula – Professorin für Musikpädagogik<br />
Butler, Prof. John – UCE Birmingham, Head of the Department of Art<br />
Cadenbach, Prof. Dr. Rainer – Professor für Musikwissenschaft
<strong>Universität</strong> <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> <strong>Berlin</strong><br />
Sondierungsgruppe Graduiertenschule – Potentiale und Perspektiven<br />
Seite 19/47<br />
Chastain, Prof. Nora – Professorin für Violine<br />
Dimke, Prof. Dr. Ana – Professorin für Didaktik <strong>der</strong> Bildenden Kunst, Dekanin Fakultät Bildende Kunst<br />
Dinslage, Prof. Dr. Patrick – Professor für Musiktheorie, ehem. Dekan Fakultät Musik<br />
Dobbe, Prof. Dr. Martina – Professorin für Kunstgeschichte / Kunstwissenschaften<br />
Emigholz, Prof. Heinz – Professor für experimentelle Filmgestaltung<br />
Enachescu, Prof. Sorin-Adrian – Professor für Klavier<br />
Fehr, Prof. Dr. Michael – Professor für Kunst im Kontext<br />
Fladt, Prof. Dr. Hartmut – Professor für Musiktheorie<br />
Fontaine, Prof. Dr. Susanne – Professorin für Musikwissenschaft<br />
Franke, Dr. Melanie – Hamburger Bahnhof<br />
Fresis, Prof. Errico – Professor für Repertoire<br />
Geiger, Dr. Annette – Technische <strong>Universität</strong> Darmstadt, Wella-Stiftungsprofessur<br />
Griebel, Dr. Christina – Johann Wolfgang Goethe-<strong>Universität</strong>, Frankfurt a.M., wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />
Gröning, Prof. Dr. Gert – Professor für Gartenkultur und Freiraumentwicklung<br />
Gruber, Prof. Karoline – Professorin für szenischen Unterricht<br />
Hacker, Prof. Dieter – Professor für Bildende Kunst<br />
Hauser, Prof. Dr. Susanne – Professorin für Kunst- und Kulturwissenschaft<br />
Hellwig, Prof. Klaus – Professor für Klavier<br />
Hentschel, Prof. Dr. Ulrike – Professorin für Theaterpädagogik<br />
Herken, Prof. Sabine – Professorin für Szenenstudium<br />
Hoerster, Eva-Maria – Zentrum Tanz <strong>Berlin</strong><br />
Jahn-Langenberg, Prof. Dr. Mechthild – Professorin für Musiktherapie<br />
Janecke, Prof. Dr. Christian – Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main, Professor für Kunstgeschichte<br />
Jung, Prof. Klaus – Glasgow School of Arts, Head of School of Fine Art<br />
Knapp, Wolfgang – Institut für Kunst im Kontext, Lehrkraft für beson<strong>der</strong>e Aufgaben<br />
Kock, Prof. Peter – Professor für Spiel und Darstellung<br />
Kufus, Prof. Axel – Professor für Entwerfen und Entwickeln im Design<br />
Langkilde, Prof. Kirsten – Professorin für Gestaltung auf den Grundlagen <strong>der</strong> Bildenden Kunst, Dekanin Fakultät<br />
Gestaltung<br />
Liebl, Prof. Dr. Franz – Professor für Strategisches Marketing<br />
Lüdeking, Prof. Dr. Karlheinz – Professor für Kunstwissenschaft<br />
Martin, Prof. Rhys – Professor für choreographisch-szenische Arbeit<br />
Mattenklott, Prof. Dr. Gundel – Professorin für Grundschulpädagogik / Musisch-Ästhetische Erziehung<br />
Neugebauer, Prof. Ursula – Professorin für Bildende Kunst<br />
Ott, Prof. Daniel – Professor für Komposition / Experimentelles Musiktheater<br />
Otto, Prof. Karl-Ludwig – Professor für Sprecherziehung, Dekan Fakultät Darstellende Kunst<br />
Rohde, Prof. Hatmut – Professor für Viola<br />
Roszak, Stefan – Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
Sartorius, Hon.-Prof. Dr. Joachim – <strong>Berlin</strong>er Festspiele
Sondierungsgruppe Graduiertenschule – Potentiale und Perspektiven<br />
Seite 20/47<br />
Schildhauer, Prof. Dr. Dr. Thomas – Professor für Electronic Business mit Schwerpunkt Marketing<br />
Schlüter, Karin – Institute of Electronic Business<br />
Schmidt, Prof. Dr. Dörte – Professorin für Musikwissenschaft<br />
Schmidt-Thomsen, Prof. Valeska – Professorin für Bekleidungs- und Textilgestaltung<br />
Schmitz, Prof. Burkhard – Professor für das Entwerfen von interaktiven Systemen, Erster Vizepräsident<br />
Schnebel, Prof. Dr. Dieter – Komponist<br />
Scholz, Dr. Otfried – Leiter <strong>der</strong> Arbeitsstelle für historische und vergleichende Kunstpädagogik<br />
Schulze, Gast-Prof. PD Dr. Holger – Studiengangsleiter Sound Studies<br />
Schwarz, Prof. Ulrich – Professor für Grundlagen des Entwerfens, Visuelle Kommunikation<br />
Spenling, Dipl.-Des. Frank – Künstlerischer Mitarbeiter<br />
Supper, Dr. Martin – Studio für Elektroakustische Musik und Klangkunst<br />
Tietze, Prof. Dipl.-Psych. Barbara – Professorin für Sozial- und Planungswissenschaften<br />
Ullrich, Prof. Dr. Martin – Professor für Musiktheorie<br />
Ved<strong>der</strong>, Prof. Maria – Professorin für Medienkunst<br />
Vock, Prof. Uwe – Professor für das Entwerfen mit überwiegend graphischen Medien<br />
Zielinski, Prof. Dr. Siegfried – Professor für Medientheorie<br />
Verteilung <strong>der</strong> Gesprächspartner über die Fakultäten<br />
57 <strong>der</strong> 64 Gesprächspartner sind an <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> tätig, 7 außerhalb. Die folgende Übersicht zeigt, wie die<br />
Befragten über die Fakultäten und den Bereich <strong>der</strong> Weiterbildung (dazu gehören Weiterbildungs- und Masterstudiengänge<br />
sowie An-Institute) verteilt sind. Dargestellt sind absolute Werte, aber auch relative Werte in<br />
Prozent, bezogen auf die Anzahl <strong>der</strong> Professuren und <strong>der</strong> Studierenden einer jeweiligen Fakultät.<br />
Anzahl 28<br />
Professuren<br />
Anzahl 29<br />
Studierende<br />
Befragt<br />
absolut relativ (Prof.) relativ (Stud.)<br />
Fakultät Bildende Kunst 27 520 10 37,0 1,9<br />
Fakultät Gestaltung 57 1.820 17 29,8 0,9<br />
Fakultät Musik 93 1.042 16 17,2 1,5<br />
Fakultät Darstellende Kunst 33 211 6 18,2 2,8<br />
Weiterbildung 30 270 8<br />
Summe 210 3.863 57<br />
28<br />
Laut Vorlesungsverzeichnis <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> vom Wintersemester 2006/2007.<br />
29<br />
Schriftliche Mitteilung von Anita Panknin, Leiterin des Referats für Studienangelegenheiten <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong>, vom 19.3.2007.<br />
30<br />
Wegen <strong>der</strong> institutionellen Verwobenheit des Bereichs Weiterbildung mit den einzelnen Fakultäten ist eine quantitative Auswertung für<br />
diesen Bereich nur bedingt aussagekräftig. Daher wird darauf verzichtet.
<strong>Universität</strong> <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> <strong>Berlin</strong><br />
Sondierungsgruppe Graduiertenschule – Potentiale und Perspektiven<br />
Seite 21/47<br />
Bezogen auf die Anzahl <strong>der</strong> Professuren in den jeweiligen Fakultäten liegen die relativen Werte für die Fakultäten<br />
Bildende Kunst und Gestaltung bei etwa 30 % o<strong>der</strong> höher und für die Fakultäten Musik und Darstellenden<br />
Kunst bei knapp 20 %. Bezogen auf die Anzahl <strong>der</strong> Studierenden liegen die relativen Werte für die Fakultät<br />
Gestaltung bei ca. 1 %, für die Fakultäten Bildende Kunst und Musik bei knapp 2 % und für die Fakultät Darstellende<br />
Kunst bei etwa 3 %. Je nach Bezugsmerkmal (Anzahl <strong>der</strong> Professuren, Anzahl <strong>der</strong> Studierenden) variieren<br />
die Verhältniswerte für die einzelnen Fakultäten unterschiedlich. Eine tendenzielle Ausgewogenheit ist<br />
aber sichtbar.<br />
Verteilung über <strong>Künste</strong>, Wissenschaften, Lehre und Weiteres<br />
Die folgende Übersicht zeigt die Verteilung <strong>der</strong> Tätigkeitsfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> 64 Befragten.<br />
absolut relativ<br />
<strong>Künste</strong> 36 56,3<br />
Wissenschaften 33 51,6<br />
Lehre 59 92,2<br />
Weiteres 12 18,8<br />
Summe 140<br />
Fast alle (92,2 %) sind in <strong>der</strong> Lehre tätig, mehr als die Hälfte (56,3 %) in den <strong>Künste</strong>n, die Hälfte (51,6 %) in<br />
den Wissenschaften, ein Fünftel (18,8 %) in Bereichen außerhalb von <strong>Künste</strong>n und Wissenschaften. Zu diesen<br />
Bereichen, die hier unter „Weiteres“ zusammengefasst werden, gehören Vermittlung, Journalismus, Kuratierung,<br />
Intendanz und Klinik. Da je<strong>der</strong> <strong>der</strong> Befragten meist in zwei, manchmal auch in drei o<strong>der</strong> vier, selten in<br />
einem einzigen Bereich tätig ist, liegt die Summe <strong>der</strong> Tätigkeitsfel<strong>der</strong> (140) weit über <strong>der</strong> Summe <strong>der</strong> Befragten<br />
(64).<br />
Welche Fragen wurden häufiger beantwortet, welche seltener?<br />
Kaum jemand hat alle 14 Fragen beantwortet. Manche Fragen wurden insgesamt häufiger beantwortet als<br />
an<strong>der</strong>e. Die Häufigkeitsverteilungen <strong>der</strong> Antworten lassen sich dahingehend deuten, dass einzelne Fragen leichter<br />
zu beantworten o<strong>der</strong> klüger gestellt sind, größeres Interesse wecken o<strong>der</strong> anregen<strong>der</strong> wirken als an<strong>der</strong>e.<br />
Das folgende Diagramm zeigt die Anzahl <strong>der</strong> Antworten auf die einzelnen Fragen. Die Ziffern zwischen den<br />
Achsen bezeichnen die Fragen (siehe das Blatt mit Arbeitsfragen im Anhang). Die vertikale Position <strong>der</strong> Ziffern<br />
kennzeichnet die Anzahl <strong>der</strong> Antworten auf <strong>der</strong> y-Achse.
Sondierungsgruppe Graduiertenschule – Potentiale und Perspektiven<br />
Seite 22/47<br />
Anzahl <strong>der</strong> Antworten<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4 5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10 11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
10<br />
0<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14<br />
Nummern <strong>der</strong> Arbeitsfragen<br />
Die Fragen 1 (Ausschlaggebende Faktoren für das Gelingen <strong>der</strong> Verbindung zwischen den <strong>Künste</strong>n und den<br />
Wissenschaften), 7 (Inhaltlicher Kern einer Graduiertenschule) und 13 (Nominierung zu befragen<strong>der</strong> Personen)<br />
wurden deutlich häufiger beantwortet als die Fragen 6 (Erfahrungen und Wünsche in <strong>der</strong> Zusammenarbeit zwischen<br />
Künstlern und Wissenschaftlern), 8 (Attraktivität <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong>) und 9 (Attraktivität <strong>Berlin</strong>s).<br />
Hingewiesen sei an dieser Stelle darauf, dass im Zuge <strong>der</strong> Auswertung Antworten (o<strong>der</strong> Teile davon) auch an<strong>der</strong>en<br />
Fragen zugewiesen wurden als denen, in <strong>der</strong>en Zusammenhang sie ursprünglich geäußert wurden, wenn<br />
Sinn und Inhalt dies nahelegten.
<strong>Universität</strong> <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> <strong>Berlin</strong><br />
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Auswertung <strong>der</strong> Expertenbefragung anhand <strong>der</strong> Arbeitsfragen<br />
Inhalte werden in den folgenden Abschnitten nicht mit den Namen ihrer Urheber in Verbindung gebracht.<br />
Frage 1:<br />
Ausschlaggebende Faktoren für das Gelingen <strong>der</strong> Verbindung zwischen den <strong>Künste</strong>n und den Wissenschaften<br />
„Welche Faktoren sind Ihrer Meinung nach ausschlaggebend dafür, dass die Verbindung zwischen den <strong>Künste</strong>n<br />
und den Wissenschaften gelingen kann?“<br />
Fast alle Befragten halten die Kompatibilität zwischen den <strong>Künste</strong>n und den Wissenschaften für grundsätzlich<br />
möglich und eine verstärkte Zusammenarbeit auch für wünschens- und realisierenswert. Auf <strong>der</strong> einen Seite gibt<br />
es die Position, dass die Unterscheidung zwischen <strong>Künste</strong>n und Wissenschaften nicht mehr vertretbar und daher<br />
obsolet sei. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite steht die Position, die den Unterschied zwischen <strong>Künste</strong>n und Wissenschaften<br />
für <strong>der</strong>maßen ausgeprägt hält, dass eine Synthese im Rahmen einer Graduiertenschule nicht möglich sei. <strong>Künste</strong><br />
und Wissenschaften müsse man „artig“ voneinan<strong>der</strong> trennen, sonst gebe es Reputationsverluste auf beiden<br />
Seiten. Wenn es „ums Eingemachte“ gehe, so jemand an<strong>der</strong>es, ziehe sich jede Seite ohnedies in ihre Domäne<br />
zurück. Diese Positionen haben einerseits die Favorisierung einer entwe<strong>der</strong> künstlerischen o<strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />
Graduiertenschule <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> zur Folge, an<strong>der</strong>erseits die Überzeugung, dass das Nachdenken über<br />
eine, zumal künstlerisch-wissenschaftliche Graduiertenschule gänzlich fruchtlos und sinnlos sei.<br />
Die Antworten auf die Frage 1 sind insgesamt vielschichtig und komplex. Sie lassen sich gruppieren unter eher<br />
formalen und eher inhaltlichen Gesichtspunkten. Die formalen sind deutbar als Voraussetzungen für das Gelingen<br />
<strong>der</strong> Verbindung von <strong>Künste</strong>n und Wissenschaften o<strong>der</strong> als Faktoren, die vor allen weiteren Schritten zu<br />
klären sind. Die inhaltlichen Gesichtspunkte zielen auf die Art <strong>der</strong> Realisation einer Graduiertenschule. Die<br />
Grenzen zwischen diesen Bereichen sind fließend.<br />
Als erste Voraussetzung für jedes Gelingen wird die persönliche Ebene genannt, die oft mit <strong>der</strong> Metapher <strong>der</strong><br />
„Chemie“ umschrieben wird. Das Gelingen einer Graduiertenschule hänge in erster Linie von <strong>der</strong> Kooperationsfreude<br />
<strong>der</strong> Personen ab, die eine Graduiertenschule entwickeln und leiten, und davon, ob sie „miteinan<strong>der</strong><br />
können“. Stichworte wie Neugierde, Offenheit, Risikobereitschaft, Respekt, Transparenz und das Pflegen einer<br />
gemeinsamen Sprache werden als unabdingbare Voraussetzungen genannt und lassen sich zusammenfassen zu<br />
Atmosphäre und zu Haltungen, die auf personaler Ebene die Kooperation von <strong>Künste</strong>n und Wissenschaften erst<br />
ermöglichen.
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Zu klären sei, wer die Zielgruppe einer zukünftigen Graduiertenschule sein soll, denn davon hänge sehr wesentlich<br />
<strong>der</strong>en Ausrichtung ab. Als mögliche Zielgruppen werden genannt:<br />
- doppelt o<strong>der</strong> mehrfach begabte und erfahrene Personen („hybride Persönlichkeiten“),<br />
- Personen, die etwas an<strong>der</strong>es machen wollen als das künstlerische Handwerk, das sie studiert haben und beherrschen,<br />
- Personen, die sich auf eine Karriere an künstlerischen Hochschulen o<strong>der</strong> <strong>Universität</strong>en vorbereiten möchten,<br />
- Personen, die sich außerhalb des „Mainstream“ bewegen,<br />
- ausschließlich Künstler,<br />
- ausschließlich Wissenschaftler,<br />
- ausschließlich Absolventen aus dem Ausland.<br />
Mit <strong>der</strong> Frage nach <strong>der</strong> Zielgruppe verknüpft ist auch die prinzipielle Frage, wozu die dezidierte fächer-, spartenund<br />
fakultätenübergreifende Zusammenarbeit nützlich sein soll, wodurch sie motiviert ist und worin <strong>der</strong> Mehrwert<br />
dieser Brückenschläge besteht. Antwortversuche lassen sich unter Begriffen wie „Inspiration“, „Anregung“,<br />
„Voneinan<strong>der</strong>-Lernen“ und „Input“ subsumieren.<br />
Immer wie<strong>der</strong> wird hervorgehoben, dass auch die Frage nach <strong>der</strong> formalen Qualifikation und dem formalen Abschluss<br />
zu klären sei, den eine Graduiertenschule verleihen würde. Da eine Graduiertenschule <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> im<br />
so genannten dritten Zyklus verankert sein und daher auf die höchsten künstlerischen und wissenschaftlichen<br />
Abschlüsse vorbereiten würde, könnten die Promotion, das Konzertexamen o<strong>der</strong> die Meisterschülerurkunde infrage<br />
kommen. Diese drei Grade sind traditionsreiche und etablierte Qualifikationen, die sich dem dritten Zyklus<br />
zuordnen lassen. Vorgeschlagen wird aber auch, einen eigenen Abschluss (Titel) einzuführen.<br />
Die so genannte künstlerische Promotion ist eine Form <strong>der</strong> Qualifizierung, die auf inhaltlicher und formaler Ebene<br />
eine Synthese von <strong>Künste</strong>n und Wissenschaften fokussiert und in den aktuellen hochschulpolitischen Debatten<br />
– <strong>der</strong>zeit vor allem europaweit – lebhaft und kontrovers diskutiert wird. In den Positionen, die in den Gesprächen<br />
geäußert wurden, spiegelt sich die Bandbreite <strong>der</strong> unterschiedlichen Meinungen dazu wi<strong>der</strong>:<br />
- „Doktor-Titel nur für eine Doktor-Arbeit, nicht für ein Kunstwerk!“<br />
- „Künstlerische Forschung ist ein Quatsch!“<br />
- „Kunst kann keine Wissenschaft sein!“<br />
- „Keine Promotion für Künstler, denn sie würde wissenschaftliche und künstlerische Profile schwächen!“<br />
- „Künstler können künstlerisch forschen, dadurch aber sind sie noch nicht wissenschaftlich tätig.“<br />
- „Künstlerische Forschung ist keine Wissenschaft, gemessen an dem, was weltweit als Wissenschaft anerkannt<br />
wird.“<br />
- „Ein PhD bemächtigt Künstler eher, als dass er sie entmächtig! Die Promotion könnte in Zukunft zur Voraussetzung<br />
für künstlerische Professuren an Hochschulen werden. Wenn die UdK <strong>Berlin</strong> solche Titel nicht verleiht,<br />
begibt sie sich international ins Abseits.“
<strong>Universität</strong> <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> <strong>Berlin</strong><br />
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- „Eine Graduiertenschule <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> muss practice based research nach britischem Vorbild betreiben und<br />
einen practice based PhD verleihen!“<br />
- „Künstlerische Forschung ist sehr wohl ein wissenschaftlicher Beitrag! Künstler kommen auf Themen, auf die<br />
Wissenschaftler nie kommen. Künstlerische Forschung ist ein Befreiungsschlag für die Wissenschaft!“<br />
- „Ob künstlerische Forschung gut o<strong>der</strong> schlecht ist, das ist nicht die Frage. Künstler müssen den Bereich <strong>der</strong><br />
Forschung besetzen, um europäische För<strong>der</strong>mittel für Hochschulen und <strong>Universität</strong>en einwerben zu können!“<br />
Eng verwoben mit <strong>der</strong> Frage, für welche Art und Form <strong>der</strong> Arbeit ein Doktor-Titel verliehen werden kann und<br />
soll, ist die relative Unschärfe <strong>der</strong> Begriffe „Wissenschaft“, „Wissen“, „Forschung“, „Theorie“, „Analyse“,<br />
„Recherche“ und „Kunst“, mit denen unterschiedliche Fel<strong>der</strong> gemeint sein können. Divergenzen komplizieren<br />
sich zusätzlich dadurch, dass die Begriffe nicht nur in ein und <strong>der</strong>selben Sprache je nach Kunst- o<strong>der</strong> Wissenschaftsverständnis<br />
Unterschiedliches bedeuten können, son<strong>der</strong>n auch im Vergleich zu einer an<strong>der</strong>en Sprache<br />
o<strong>der</strong> im Vergleich zur Geschichte und zu Traditionen an<strong>der</strong>er Län<strong>der</strong> Bedeutungsunterschiede erkennen lassen. 31<br />
Sowohl von Seiten <strong>der</strong> Künstler als auch <strong>der</strong> Wissenschaftler wird in den Gesprächen davor gewarnt, dass <strong>Künste</strong><br />
sich nicht allzu sehr dem Wissenschaftsbegriff <strong>der</strong> Wissenschaften annähern o<strong>der</strong> anpassen bzw. angenähert<br />
o<strong>der</strong> angepasst werden sollten. Die <strong>Künste</strong> sollten vielmehr stärker auf ihre eigenen Produktionsstrategien setzen<br />
und vertrauen. Im Gegenzug wird ebenso deutlich gefor<strong>der</strong>t, dass ein als „traditionell“ o<strong>der</strong> „veraltet“ zu<br />
bezeichnen<strong>der</strong> Wissenschaftsbegriff endlich zu überwinden sei. <strong>Künste</strong> und Wissenschaften seien unterschiedliche<br />
Modi o<strong>der</strong> Methoden, um gleiche Fragestellungen zu bearbeiten, eine strenge Unterscheidung sei daher<br />
nicht haltbar.<br />
Eine Gesprächspartnerin regt an, durch eine Graduiertenschule kein Entwe<strong>der</strong>-O<strong>der</strong> zu forcieren (entwe<strong>der</strong> nur<br />
ein traditionelles Kunst- o<strong>der</strong> Wissenschaftsverständnis o<strong>der</strong> nur ein innovations- und risikofreudiges Wechselverhältnis<br />
von <strong>Künste</strong>n und Wissenschaften). Vielmehr solle es Sinn einer Graduiertenschule sein, eine Position<br />
parallel zu an<strong>der</strong>en existierenden Modellen zu vertreten.<br />
Als ausgesprochen wichtiger Faktor für das Gelingen <strong>der</strong> Verbindung von <strong>Künste</strong>n und Wissenschaften wird<br />
immer wie<strong>der</strong> die Projektarbeit genannt, die eine gemeinsame Fragestellung o<strong>der</strong> ein gemeinsames Thema aus<br />
unterschiedlichen künstlerischen und wissenschaftlichen Perspektiven entwickelt, vorbereitet, bearbeitet, präsentiert<br />
und evaluiert.<br />
Sehr häufig wird betont, dass für das Gelingen einer Graduiertenschule eine kompetente Leitungspersönlichkeit<br />
sehr wichtig sei. Bezeichnet wird diese Figur als „Mediator“, „Übersetzer“ und „Gesprächsleiter“. Sie müsse<br />
einem hohen psychologischen und methodischen Anspruch gerecht werden. Auch wird vorgeschlagen, diese<br />
Position durch eine Person zu besetzen, die selbst „zwischen den Stühlen sitzt“.<br />
31<br />
Vgl. dazu den Län<strong>der</strong>-, Sprachen- und Begriffsvergleich in re:search (wie Anm. 9) 2005, S. 23–43.
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Viele Gesprächspartner setzten sich ausführlich mit <strong>der</strong> Frage auseinan<strong>der</strong>, wie breit o<strong>der</strong> wie eng gefächert<br />
eine Graduiertenschule angelegt sein soll. Die Meinungen dazu gehen auseinan<strong>der</strong>: Die einen halten es für notwendig,<br />
dass unbedingt alle Fakultäten beteiligt sein sollen (z.B. nach dem Vorbild <strong>der</strong> KlangKunstBühne), die<br />
an<strong>der</strong>en favorisieren ein engeres Segment, z.B. Musik und Musikwissenschaft bzw. -theorie, freie Kunst und<br />
Kunstwissenschaft. Vorschläge für eine sehr breite o<strong>der</strong> eine eher engere Fächerung halten sich hinsichtlich <strong>der</strong><br />
Häufigkeit in etwa die Waage.<br />
Vergleichsweise häufig werden Überlegungen dazu angestellt, wie <strong>der</strong> Gedanke einer künstlerisch-wissenschaftlichen<br />
Graduiertenschule auf das Grundstudium übertragen werden kann. Es wäre bedauerlich, wenn erst nach<br />
Abschluss des Studiums ein intensivierter Brückenschlag zwischen den Fächern <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> erfolgen würde,<br />
ohne dass davon auch Studierende am Anfang o<strong>der</strong> während ihres Studiums profitierten. In diesem Zusammenhang<br />
steht auch die mehrfach geäußerte Anregung, an <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> ein „Studium Generale“ einzuführen.<br />
Immer wie<strong>der</strong> weisen Gesprächspartner auf das ehemalige Graduiertenkolleg „Praxis und Theorie des künstlerischen<br />
Schaffensprozesses“ hin. Dieses DFG-geför<strong>der</strong>te, interdisziplinäre, wissenschaftliche Qualifikationsprogramm<br />
war zwischen 1998 und 2005 an <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> angesiedelt und begleitete Promovierende aus unterschiedlichen<br />
Fächern durch ihre Phase <strong>der</strong> Promotion. Dieses Graduiertenkolleg gilt vielen als Vorbild, wenn die<br />
UdK <strong>Berlin</strong> nun über eine zukünftige Graduiertenschule nachdenkt.<br />
Als vorbildlich und modellhaft für eine Graduiertenschule werden häufig auch das Projekt „Stille Post“ (2005–<br />
2006) und das Mentoring-Programm <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> genannt. An<strong>der</strong>e nennen das <strong>Berlin</strong>er Wissenschaftskolleg<br />
als Vorbild.<br />
Häufig wird daran erinnert, dass sich die UdK <strong>Berlin</strong> mit einer Antragsskizze um die Exzellenzinitiative von Bund<br />
und Län<strong>der</strong>n beworben hat. 32 Der Dialog, <strong>der</strong> damals stattgefunden hat, und die Aufbruchstimmung, die spürbar<br />
war, gelten vielen als Anknüpfungspunkt für das Nachdenken über eine Graduiertenschule <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong>.<br />
32<br />
„Engaging Art – Artistic Engagement“. Die Antragsskizze wurde am 30.9.2005 von <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> bei <strong>der</strong> Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
eingereicht.
<strong>Universität</strong> <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> <strong>Berlin</strong><br />
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Frage 2: Hin<strong>der</strong>liche Faktoren<br />
„Welche Faktoren sind hin<strong>der</strong>lich?“<br />
Sinngemäß – wiewohl unter an<strong>der</strong>en Vorzeichen – ähneln die Antworten auf diese Frage 2 sehr stark den<br />
Antworten auf die Frage 1. Dies war schon bei <strong>der</strong> Formulierung dieser Frage absehbar. Dennoch wurde sie<br />
gestellt, und zwar in <strong>der</strong> Absicht, einzelne Faktoren stärker konturieren zu können.<br />
Die Antworten lassen sich unterglie<strong>der</strong>n in solche, die hin<strong>der</strong>liche Faktoren für das Gelingen einer Graduiertenschule<br />
an sich, und solche, die hin<strong>der</strong>liche Faktoren für das Gelingen <strong>der</strong> Synthese von <strong>Künste</strong>n und Wissenschaften<br />
nennen. Deutlich voneinan<strong>der</strong> scheiden lassen sich diese beiden Bereiche nicht.<br />
Hin<strong>der</strong>liche Faktoren für das Gelingen einer Graduiertenschule<br />
Gegen eine Graduiertenschule spreche die Gefahr, dass sich durch sie das Studium in die Länge zieht. Für<br />
Künstler, im Beson<strong>der</strong>en für Instrumentalisten in <strong>der</strong> künstlerischen Ausbildung, Sänger, Darsteller, Maler und<br />
bildende Künstler, sei es kontraproduktiv, wenn sie zu lange an <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> bleiben und nicht möglichst früh<br />
den Sprung in den freien Kunstbetrieb schaffen. Für Künstler könne es nach dem Studienabschluss keine Weiterbildung<br />
geben, son<strong>der</strong>n nur die Ausübung <strong>der</strong> Kunst. Instrumentalisten z.B. könnten eine über das Instrument<br />
hinausgehende Beschäftigung als unnützes „Nebenfach“ empfinden, das Zeit für das Üben raubt. Für die<br />
besten Künstler sei eine Graduiertenschule daher kaum attraktiv, weil sie möglichst schnell in den Markt wollen<br />
und dies in <strong>der</strong> Regel auch schaffen. Sie laufe daher Gefahr, zu einem Sammelbecken zweit- und drittrangiger<br />
Nachwuchskünstler zu werden, ja sogar künstlerische Erfolglosigkeit zu verstetigen.<br />
Ein beträchtlicher Teil <strong>der</strong> Befragten hält ein überladenes Kursprogramm in einer Graduiertenschule für kontraproduktiv.<br />
Einige for<strong>der</strong>n auch, dass überhaupt keine Formalisierung in Form eines vorgegebenen Studienprogramms<br />
erfolgen solle. Die Voraussetzungen für die Aufnahme in eine Graduiertenschule sollen möglichst hoch<br />
sein; sobald dann jemand aufgenommen ist, soll er o<strong>der</strong> sie möglichst große Freiheit genießen. Dieser Position<br />
steht <strong>der</strong> ebenso oft und stark vertretene Standpunkt gegenüber, dass ein organisiertes Studienprogramm integraler<br />
Bestandteil einer Graduiertenschule sein soll.<br />
Einzelne Gesprächspartner sind <strong>der</strong> Meinung, dass eine Graduiertenschule an <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> grundsätzlich nicht<br />
realisierbar sei, da die <strong>Universität</strong> unterfinanziert und die Lehrenden überlastet seien. Als hemmen<strong>der</strong> Faktor<br />
wird auch die <strong>Universität</strong>sverwaltung genannt, die „absolut unfähig“ sei, „etwas zu organisieren“. Zum Scheitern<br />
verurteilt sei das Gelingen einer Graduiertenschule auch dann, wenn die Arbeit <strong>der</strong> Lehrenden in einer<br />
Graduiertenschule nicht auf ihr Lehrdeputat angerechnet wird.
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Einzelne finden auch, dass das gegenwärtige Nachdenken über eine Graduiertenschule wie ein Hausbau sei, <strong>der</strong><br />
beim Kamin beginnt. Es müsse zunächst definiert werden, was im rechtlichen Sinne eine Graduiertenschule sei,<br />
sodann müsse man Finanzierungsmöglichkeiten ermitteln und erst im letzten Schritt einen passenden Inhalt und<br />
Zuschnitt konstruieren.<br />
Vereinzelt stellt jemand die Frage, ob <strong>der</strong> Lehrkörper <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> überhaupt in <strong>der</strong> Lage sei, eine Graduiertenschule<br />
auf die Beine zu stellen und den damit verbundenen Anspruch zu erfüllen.<br />
Hingewiesen wird auch darauf, dass zu klären sei, wie sich eine Graduiertenschule zu den Weiterbildungsangeboten<br />
<strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> verhält. Tendenziell wird empfohlen, sie deutlich davon zu trennen und abzugrenzen.<br />
Hin<strong>der</strong>liche Faktoren für das Gelingen <strong>der</strong> Synthese von <strong>Künste</strong>n und Wissenschaften<br />
Oft und deutlich wird gefor<strong>der</strong>t, dass niemand Dienstleister für einen an<strong>der</strong>en sein solle, wenn die Kooperation<br />
zwischen den <strong>Künste</strong>n und den Wissenschaften gelingen soll. Kooperationen müssten partnerschaftlich und<br />
gleichberechtigt angelegt sein, alle sollen auf gleicher Augenhöhe agieren. Film- und Videokünstler beispielsweise<br />
würden es nicht schätzen, kurz vor einer Veranstaltung darum gebeten zu werden, diese filmisch zu<br />
dokumentieren; spannen<strong>der</strong> sei es, von Anfang an in ein Projekt einbezogen zu sein. Einen Kontrapunkt dazu<br />
bildet die einzelne Stellungsnahme eines Kunstwissenschaftlers, dass er sehr gerne Dienstleister für die Bildende<br />
Kunst sei: Wenn es ihm durch seine Unterstützung gelinge, Künstler in ihrer Arbeit voranzubringen, sehe er<br />
dadurch seinen Arbeitsauftrag in ganz beson<strong>der</strong>em Maße erfüllt.<br />
Ein gewisses Ungleichgewicht zwischen den an <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> vertretenen <strong>Künste</strong>n und Wissenschaften spiegelt<br />
sich darin wi<strong>der</strong>, dass – vor allem von Künstlern – immer wie<strong>der</strong> kritisch und provokant gefragt wird: „Gibt es<br />
denn Wissenschaftler an <strong>der</strong> UdK?“ – „Die UdK hat keine Habermase!“ In eine ähnliche Richtung, doch auf<br />
einer sachlicheren Ebene, zielt die hin und wie<strong>der</strong> geäußerte Anregung, bei <strong>der</strong> Planung einer Graduiertenschule<br />
auch die Berufung zusätzlicher Professuren, etwa mittels eines vereinfachten Berufungsverfahrens und/o<strong>der</strong> auf<br />
Zeit, in Erwägung zu ziehen, um das Profil <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> zu stärken und weiter zu internationalisieren. Vorausgesetzt,<br />
eine Graduiertenschule <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> wäre ein dezidiert wissenschaftliches Qualifikationsprogramm,<br />
könne sie – so eine an<strong>der</strong>e Überlegung – sehr wesentlich dazu beitragen, die Wissenschaften an <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong><br />
zu größerer Reputation zu verhelfen. Dennoch aber habe die Theorie an <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> eher einen „Pro-Forma-<br />
Charakter“, und gemessen werde die <strong>Universität</strong> an ihrem künstlerischen Profil, nicht an ihrem wissenschaftlichen.<br />
Unzufriedenheit und Ressentiments resultieren auch aus den unterschiedlichen Profilen von Hochschul- und<br />
<strong>Universität</strong>sprofessoren bzw. von künstlerischen und wissenschaftlichen Professuren: Unterschiedliche Lehrverpflichtung<br />
bei gleicher Bezahlung halten viele für problematisch.
<strong>Universität</strong> <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> <strong>Berlin</strong><br />
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Die Haltung, sich auf die eigene Kompetenz zu versteifen, wird immer wie<strong>der</strong> als kontraproduktiver Faktor formuliert,<br />
ebenso die Tendenz, Diskurse ausschließlich wissenschafts- o<strong>der</strong> kunstintern zu führen. Partnerschaftliches<br />
Arbeiten auf gleicher Augenhöhe („hierarchiefreie Interaktionen“), Verständnis füreinan<strong>der</strong> und das Bemühen<br />
um eine gemeinsame Sprache gelten demnach als erstrebenswert. Etwas kontrastiert wird dieser Ansatz<br />
durch die Feststellung, dass das Gelingen einer Graduiertenschule nur außerhalb demokratischer Strukturen<br />
möglich sei, o<strong>der</strong> wie es jemand an<strong>der</strong>es formuliert: „Der demokratische Künstler ist noch nicht erfunden.“<br />
Kontraproduktiv für eine gelingende Kooperation sei es auch, wenn man Künstler in ein formales wissenschaftlich-akademisches<br />
Gerüst pressen würde bzw. wenn man formale, in den Wissenschaften praktizierte und etablierte<br />
Strukturen auf die <strong>Künste</strong> übertragen wollte. Künstler dürfe man nicht „sabotieren, indem man sie zwingt,<br />
Wissenschaftler zu werden“. Dies habe zur Folge, dass Künstler sich unwohl fühlen und dass künstlerische Qualitäten<br />
leiden. Jemand fasst solche Tendenzen zusammen in dem Satz: „Die Wissenschaft liebt die Kunst zu<br />
Tode.“<br />
Weitere Faktoren, die die Kooperation zwischen <strong>Künste</strong>n und Wissenschaften behin<strong>der</strong>n und die je einmal genannt<br />
werden:<br />
- die Distanz zwischen den Gebäuden <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> im geografischen wie auch im übertragenen Sinn,<br />
- in <strong>der</strong> Euphorie zu vergessen, klare Strukturen zu schaffen und die Zuständigkeiten zu klären,<br />
- ein unterschiedliches Verständnis von Zeit und Arbeitszeit bei Künstlern und Wissenschaftlern.<br />
Jemand an<strong>der</strong>es hält fest, dass <strong>der</strong> Typus des Künstlers, <strong>der</strong> sich dem Spontaneitätsideal verpflichtet fühle o<strong>der</strong><br />
sich als schaffendes Genie verstünde, den Brückenschlag zwischen <strong>Künste</strong>n und Wissenschaften erschwere. Es<br />
sei zwar egal, welches Schaffensverständnis hinter <strong>der</strong> Produktion von Kunst stehe, nur hätten Künstler mit<br />
einem Selbstverständnis, das an die Genieästhetik angelehnt sei, als aktive Teilnehmer keinen Platz in einer<br />
Graduiertenschule.
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Frage 3: Gewünschte Konzeption einer Graduiertenschule<br />
„Wie müsste eine Graduiertenschule <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> konzipiert sein, dass für Sie persönlich eine Beteiligung<br />
attraktiv wäre?“<br />
Die Antworten auf diese Frage überschneiden sich in großen Teilen mit den Antworten auf die Fragen 1 und 7.<br />
Tendenziell finden die Befragten eine Beteiligung an einer Graduiertenschule für sich persönlich dann attraktiv,<br />
wenn die Graduiertenschule so beschaffen ist, wie sie persönlich sie sich vorstellen. Bedingt ist diese Zirkularität<br />
wesentlich durch das Befragungsdesign: Zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Gespräche waren den Befragten die Stellungnahmen<br />
<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en nicht bekannt, niemand hatte daher die Gelegenheit, die Vorschläge <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en in seine<br />
Überlegungen einzubeziehen.<br />
Eine Graduiertenschule müsse künstlerische und wissenschaftliche Disziplinen verbinden, damit eine Beteiligung<br />
attraktiv sei. In diesem Punkt stimmen viele Antworten überein. Einige betonen ausdrücklich, dass alle vier<br />
Fakultäten <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> beteiligt sein müssten. An<strong>der</strong>e sind <strong>der</strong> Meinung, dass eine Graduiertenschule eine<br />
entwe<strong>der</strong> wissenschaftliche o<strong>der</strong> künstlerische Ausrichtung haben soll o<strong>der</strong> aber sich auf eine bestimmte künstlerische<br />
Sparte und die auf sie bezogene wissenschaftliche Betrachtung begrenzen soll (z.B. Maler und Kunstwissenschaftler,<br />
Instrumentalisten und Musiktheoretiker). In <strong>der</strong> Frage, ob eine Graduiertenschule dezidiert<br />
fakultätenübergreifend sein o<strong>der</strong> sich auf engere Bereiche begrenzen soll, gehen die Meinungen also auseinan<strong>der</strong>.<br />
Zentrale Bedeutung für die Attraktivität einer Graduiertenschule wird ihrer Internationalität beigemessen. Es<br />
müsse Anspruch einer Graduiertenschule sein, auf bestimmten Gebieten internationale Standards und Richtungen<br />
vorzugeben. Im Anschluss an die Internationalität wird häufig auch auf die Visibilität hingewiesen, die anzustreben<br />
sei.<br />
Vereinzelt wird betont, wie wichtig eine Graduiertenschule auch für die informelle Begegnung <strong>der</strong> Lehrenden<br />
sein könne o<strong>der</strong>, an<strong>der</strong>s formuliert, wie sehr eine Graduiertenschule <strong>der</strong> Vereinzelung <strong>der</strong> Lehrenden entgegenwirken<br />
könne. Auch dies sei ein Mehrwert einer Graduiertenschule.<br />
Weitere Antworten auf die Frage 3:<br />
- Die Attraktivität <strong>der</strong> Teilnahme hänge davon ab, ob eine Graduiertenschule Begabten- o<strong>der</strong> Elitenför<strong>der</strong>ung<br />
zum Ziel habe.<br />
- Eine Graduiertenschule müsse ein ‚exterritorialer Raum’, eine Heterotopie sein; eine Graduiertenschule bedeute<br />
Luxus und müsse Momente <strong>der</strong> Verschwendung zulassen.<br />
- Eine Graduiertenschule müsse berufs- und anwendungsbezogen ausgerichtet sein.<br />
- Für Künstler sei eine Graduiertenschule dann attraktiv, wenn eine Haltung von Leichtigkeit und Lust vorhanden<br />
sei, alles stark Formalisierende wecke Unmut.
<strong>Universität</strong> <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> <strong>Berlin</strong><br />
Sondierungsgruppe Graduiertenschule – Potentiale und Perspektiven<br />
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- Eine Graduiertenschule sei dann attraktiv, wenn durch sie das Konzertexamen auf lange Sicht erhalten bleibe.<br />
- Eine Graduiertenschule müsse unbedingt in den Lehrbetrieb integriert sein, sie „darf nicht außerhalb hängen“.<br />
- Eine Graduiertenschule müsse die Vorlesungskultur pflegen, die an <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> zu kurz komme.<br />
- „Für mich als Künstlerin ist die Beteiligung dann attraktiv, wenn mir eine Brücke gebaut wird zu den Wissenschaften<br />
und wenn mir <strong>der</strong>en Sprache, die ich nicht verstehe, übersetzt wird.“<br />
Frage 4: Zu vermittelnde Fähigkeiten o<strong>der</strong> Kenntnisse<br />
„Welche Fähigkeiten o<strong>der</strong> Kenntnisse sollten in einer Graduiertenschule gelehrt bzw. vermittelt werden?“<br />
Voraussetzung für die Zulassung zur Graduiertenschule, darüber sind sich alle weitestgehend einig, seien die<br />
fundierten Kenntnisse auf einem bestimmten Gebiet. Sodann könne in <strong>der</strong> Graduiertenschule die Kompetenzerweiterung<br />
beginnen. Diese bildet einen sehr deutlichen Schwerpunkt in den Antworten auf die Frage 5. Unter<br />
dem Überbegriff <strong>der</strong> Kompetenzerweiterung lassen sich sehr vielen Aussagen zusammenfassen wie z.B. „um<br />
die Ecke gucken“, „neue Wege erkunden“ o<strong>der</strong> „Perspektivenwechsel“, aber auch die For<strong>der</strong>ung, „keine Fachidioten“<br />
heranzubilden.<br />
Viele Fähigkeiten und Fertigkeiten, die genannt werden, betreffen den Bereich so genannter Soft Skills: Kommunikations-<br />
und Vermittlungskompetenz, Kompetenz im Projekt- und Prozessmanagement, Team-, Kooperations-,<br />
Konflikt- und Ausdrucksfähigkeit, Selbstbewusstsein und Bescheidenheit. Diese seien u.a. Grundlage für<br />
die spätere Wettbewerbsfähigkeit <strong>der</strong> Absolventen.<br />
Einige halten eine Antwort auf die Frage 4 für nicht sinnvoll und nicht möglich, da die Lehr- und Lernziele vom<br />
Schwerpunkt <strong>der</strong> Graduiertenschule abhängig seien und davon, wofür und wozu sie qualifiziere.<br />
Eine Gruppe von studierenden Instrumentalisten in <strong>der</strong> künstlerischen Ausbildung kurz vor Studienabschluss<br />
wünscht sich von einer Graduiertenschule die Möglichkeit, an<strong>der</strong>e Solisten kennen zu lernen, an<strong>der</strong>e Musikinstrumente<br />
anfassen und vielleicht sogar ausprobieren zu dürfen. Beson<strong>der</strong>s inspirierend fänden sie es, Studierende<br />
an<strong>der</strong>er <strong>Künste</strong> kennen zu lernen. Einen Ort dazu, physisch o<strong>der</strong> metaphorisch, gebe es an <strong>der</strong> <strong>Universität</strong><br />
nicht.<br />
Mehrere Künstler regen an, dass Künstlern in einer Graduiertenschule dieselben Fertigkeiten vermittelt werden<br />
sollen, die auch für das Verfassen einer Doktorarbeit wichtig sind, vor allem Fertigkeiten in <strong>der</strong> Recherche und<br />
im Creative Writing und die Fähigkeit, Ergebnisse in den Kontext bestehen<strong>der</strong> Zusammenhänge einzubetten.
Sondierungsgruppe Graduiertenschule – Potentiale und Perspektiven<br />
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Sängern und Darstellern, so eine Musikerin, solle in einer Graduiertenschule in erster Linie künstlerisches Handwerk<br />
auf höchstem Niveau vermittelt werden. Zu ermitteln seien die Anfor<strong>der</strong>ungsprofile internationaler Häuser,<br />
diese müsse eine Graduiertenschule erfüllen, dann aber noch darüber hinausgehen.<br />
Eine Graduiertenschule könne nicht primär, wie jemand festhält, Fähigkeiten und Kenntnisse vermitteln, son<strong>der</strong>n<br />
solle in erster Linie postgraduale Projekte anstoßen. Am Ende müssten Ergebnisse stehen, auch im Sinne<br />
von Abschlüssen.<br />
Frage 5: (Selbst-)Definitionen von Künstlern und Wissenschaftlern<br />
„Worüber definieren sich Künstler? Worüber definieren sich Wissenschaftler? (z.B. Themen, Formen, Gegenstände<br />
…)“<br />
Die Antworten auf diese Frage lassen sich zu drei Gruppen zusammenfassen, und zwar zu Positionen,<br />
1. die eine Definition für nicht möglich halten o<strong>der</strong> ablehnen,<br />
2. die Künstler nicht an<strong>der</strong>s definieren als Wissenschaftler und<br />
3. die Künstler und Wissenschaftler unterschiedlich definieren.<br />
Von den insgesamt 36 Antworten lassen sich 4 <strong>der</strong> Gruppe (1), 7 <strong>der</strong> Gruppe (2) und 25 <strong>der</strong> Gruppe (3) zuordnen.<br />
Für eine zusammenfassende Darstellung sind die Stellungnahmen nicht geeignet, weil jede einzelne ein<br />
mehr o<strong>der</strong> weniger komplexes und geschlossenes Gedankengebäude darstellt. Die Wie<strong>der</strong>gabe erfolgt daher in<br />
einer Liste, die die einzelnen Antworten entwe<strong>der</strong> wörtlich o<strong>der</strong> sinngemäß, bisweilen gekürzt, aneinan<strong>der</strong>reiht.<br />
1. Definition nicht möglich<br />
- „Ich definiere mich nicht.“<br />
- „Wenn es darauf eine klare Antwort gäbe, bräuchte es eine Graduiertenschule nicht!“<br />
- „Die Frage ist zu weit.“ (2x)<br />
2. Gleiche Definitionen<br />
- „Die Frage impliziert Trennung. Wir machen artistic research! Künstler sollen wissenschaftlich denken können<br />
und Wissenschaftler künstlerisch.“<br />
- „Es gibt ein Gefälle in <strong>der</strong> Anerkennung <strong>der</strong> Arten <strong>der</strong> Wissensgewinnung: Wissenschaftlern wird Wissensgewinnung<br />
zugebilligt, Künstlern an<strong>der</strong>e Vorzüge. Wir haben die Vision, dass <strong>Künste</strong> und Wissenschaften
<strong>Universität</strong> <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> <strong>Berlin</strong><br />
Sondierungsgruppe Graduiertenschule – Potentiale und Perspektiven<br />
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gleichwertige Strategien <strong>der</strong> Wissensgewinnung sind. Klingt einfach, ist aber schwierig. Das ist Transdisziplinarität.“<br />
- „Künstler und Wissenschaftler sind gleich: neugierig und furchtlos im Denken und Machen!“<br />
- „Beide reiten ihre Steckenpferde. Das ist gut, das muss man nutzen.“<br />
- „Eine Unterscheidung zwischen Künstlern und Wissenschaftlern würde <strong>der</strong> Idee einer Graduiertenschule wi<strong>der</strong>sprechen!“<br />
- „Unterschiede mögen mit Subjektivität und Objektivität zu tun haben, spannen<strong>der</strong> aber sind die unscharfen,<br />
schattenhaften Bereiche dazwischen.“<br />
- „Es ist einfach gut, dass Künstler und Wissenschaftler miteinan<strong>der</strong> sprechen! Da sind solche Definitionen<br />
nicht so wichtig.“<br />
3. Unterschiedliche Definitionen<br />
- „Es ist eher zu unterscheiden zwischen freien <strong>Künste</strong>n und angewandten <strong>Künste</strong>n. Freie <strong>Künste</strong> sind abgekoppelt<br />
von zweckrationalen Nutzungs- und Verwertungszusammenhängen. Angewandte <strong>Künste</strong> verbinden<br />
wissenschaftliche und künstlerische Gestaltung. Die Wissenschaften sind vergleichbar mit den angewandten<br />
<strong>Künste</strong>n, allerdings ohne den Teil <strong>der</strong> künstlerischen Gestaltung.“<br />
- „Bei Künstlern ist ein plötzlicher Themenwechsel legitim, ja geradezu orthodox! In den Wissenschaften wäre<br />
so etwas unseriös.“<br />
- „Beide, Künstler und Wissenschaftler, forschen. In den <strong>Künste</strong>n wird das Wissen privatisiert und zu einer<br />
persönlichen Marke, in den Wissenschaften wird es veröffentlicht.“<br />
- „Wissenschaftler bauen auf Tradition, Künstler setzen sich davon ab. Beide Haltungen sind sehr ausschließlich.<br />
Das kann sehr monadisch werden, was bis zur Bedeutungslosigkeit führen kann.“<br />
- „Architekten und Designer lösen Probleme, Künstler schaffen welche.“<br />
- „Wissenschaftler bearbeiten Themen, Künstler entwickeln sie.“<br />
- „Bei den Künstlern steht das Thema am Schluss, bei den Wissenschaftlern am Anfang.“<br />
- „Künstler und Wissenschaftler stellen Fragen. Darin sind sich beide sehr ähnlich. Nur die Art des Fragens ist<br />
eine an<strong>der</strong>e.“<br />
- „Bildende Künstler definieren sich über visuelle, Wissenschaftler über schriftliche Ergebnisse. Beide aber definieren<br />
sich über Inhalte, Gestaltung und Erfolg.“<br />
- „Künstler drücken sich durch Werke aus, Wissenschaftler durch diskursive und kommentierende Tätigkeit.“<br />
- „Künstler definieren sich durch Selbsterkenntnis, Wissenschaftler durch Welterkenntnis.“<br />
- „Künstler definieren sich über ihre Werke, Wissenschaftler über ihre Publikationen. Künstler definieren sich<br />
über das An<strong>der</strong>s-Sein, Wissenschaftler über das Besser-Sein. Aber beide wollen Anerkennung: auf dem<br />
Kunstmarkt o<strong>der</strong> auf dem Wissenschaftsmarkt.“<br />
- „Künstler beschäftigen sich mit abstrakten Dingen wie inneren Zuständen und Gefühlen, mit Dingen also, die<br />
schwer analysierbar sind. Wissenschaftler wollen aufschlüsseln, analysieren und verstehen.“
Sondierungsgruppe Graduiertenschule – Potentiale und Perspektiven<br />
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- „Künstler arbeiten eher präsentativ, Wissenschaftler eher diskursiv. Und beide arbeiten mit an<strong>der</strong>en Methoden.“<br />
- „Künstler definieren sich über ihre eigene Arbeit, die sie aus <strong>der</strong> eigenen Perspektive beurteilen. Sie sind<br />
distanzloser. Wissenschaftler definieren sich über das Interesse an etwas, das sie nicht selbst geschaffen haben.<br />
Ihr Ziel ist Erkenntnisgewinn, den sie vermitteln möchten. Sie sind distanzierter, da zwischen dem Gegenstand<br />
und <strong>der</strong> Reflexion eine Methode steht.“<br />
- „Beide Seiten definieren sich über ihre Regeln. Wissenschaftler haben generell die gleichen Regeln, in den<br />
<strong>Künste</strong>n hat jede Sparte ihre eigenen Regeln. Wissenschaftler sind daher leichter an einen Tisch zu bringen.<br />
Beide Seiten definieren sich auch durch unterschiedliche Karrierewege: In den Wissenschaften gibt es klare<br />
Leitplanken wie Publikationen, Promotion, Habilitation etc. In den <strong>Künste</strong>n sind die Pfade weniger reglementiert.“<br />
- „Künstler und Wissenschaftler unterscheiden sich in <strong>der</strong> Subjekt/Objekt-Wahrnehmung. Spekulation und<br />
Analyse sind je unterschiedlich ausgeprägt.“<br />
- „Maler und Musiker sind sehr verschieden. Maler laufen mit 14 von zu Hause weg, Musiker sitzen und üben.<br />
Zwischen Wissenschaftlern und Musikern gibt es eine große Ähnlichkeit: Disziplin und Fleiß sind sehr wichtig.<br />
Dinge aber, die einem zufliegen, wiegen nichts. Ein Maler hingegen ist Fleiß und Arbeitssiegen gegenüber<br />
misstrauisch.“<br />
- „Die Wissenschaften haben einen apersonalen, intersubjektiven Geltungsanspruch und sie sind bemüht, übersetzbar<br />
zu sein. Die <strong>Künste</strong> haben einen personalen, konsubjektiven Geltungsanspruch, Künstler drücken sich<br />
als Person und durch ihr Werk aus. Beide haben den Wunsch, sich auszudrücken und kreativ zu sein, sie wollen<br />
verstanden werden und haben einen maximalen Qualitätsanspruch in Inhalt und Form.“<br />
- „Künstler beherrschen ein Handwerk. Sie schaffen eine eigene Welt, eine eigene Utopie.“<br />
- „Künstler definieren sich über ihre Arbeit, ihr Produkt und die Inszenierung ihrer Produkte.“
<strong>Universität</strong> <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> <strong>Berlin</strong><br />
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Frage 6: Erfahrungen und Wünsche in <strong>der</strong> Zusammenarbeit zwischen Künstlern und Wissenschaftlern<br />
„Wenn Sie an Ihre eigene Arbeit denken: In welchen konkreten Fragen haben Sie den Wunsch nach einer partnerschaftlichen<br />
Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en Künstlern o<strong>der</strong> Wissenschaftlern? In welchen Fragen haben Sie<br />
Erfahrung damit?“<br />
Die Antworten auf diese Frage sind eher diffus. Dies ist u.a. auch dadurch bedingt, dass diese Frage vergleichsweise<br />
häufig übersprungen wurde (siehe S. 21). Die Erfahrungen in <strong>der</strong> Zusammenarbeit zwischen Künstlern<br />
und Wissenschaftlern werden umfassen<strong>der</strong> dargestellt als die Wünsche.<br />
Sehr häufig wird betont, dass eine energische fakultäten- und spartenübergreifende Zusammenarbeit grundsätzlich<br />
sehr erwünscht sei. Oft folgt darauf die Feststellung, dass diese Zusammenarbeit in zahlreichen laufenden<br />
Projekten ohnedies praktiziert werde. Mehrere Gesprächspartner erklären aber auch, dass sich die Kooperation<br />
zwischen <strong>Künste</strong>n und Wissenschaften außerhalb <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> oft leichter und engagierter realisieren lasse.<br />
Ein Schwerpunkt wird in Bereichen sichtbar, die sich unter den Begriffen „Vermittlung“, „Bildung“ und<br />
„Lehren/Lernen“ zusammenfassen lassen. Ästhetische Bildung etwa sei ein Bereich, <strong>der</strong> weit über die Lehrerausbildung<br />
hinausführe. Bildung selber wie<strong>der</strong>um sei kein deutscher Son<strong>der</strong>begriff, von dem man sich distanzieren<br />
könne; Bildung rücke Selbstorganisation und Selbsttätigkeit in den Vor<strong>der</strong>grund, während beim Erziehungsbegriff<br />
eine hierarchische Struktur im Vor<strong>der</strong>grund stehe. Bildung sei Vermittlungskunst. Thematisch in dieser<br />
Nähe siedeln auch das Museums- und Ausstellungswesen aus kuratorischem und museumspädagogischem<br />
Gesichtspunkt sowie die Dramaturgie als Schnittstelle zwischen Produktion und Analyse. In diesen Bereichen<br />
lasse sich die Kooperation zwischen <strong>Künste</strong>n und Wissenschaften beson<strong>der</strong>s gut realisieren. Um die Optimierung<br />
von Lehr- und Lernsituationen bemüht ist die Gestaltung <strong>der</strong> Lehr- und Lernumgebung („Blended Learning“).<br />
Als Erfahrungen gelungener Kooperationen zwischen Künstlern und Wissenschaftlern werden u.a. die folgenden<br />
Themen o<strong>der</strong> Bereiche genannt: Verhältnis zwischen analog und digital; Landschaftskunst und Landschaftsklang;<br />
Biografik; Hermeneutik; Ganzheit; Rhythmus; Sprache und Musik; im Bereich <strong>der</strong> darstellenden Kunst die<br />
Zusammenarbeit mit bzw. die Methoden von Lee Strasberg, George Tabori und Achim Freyer.<br />
Als Wünsche für die Kooperation zwischen Künstlern und Wissenschaftlern werden u.a. die folgenden Themen<br />
o<strong>der</strong> Bereiche genannt: Medizin und (freie) Kunst; Theater und Verhaltensforschung; Theater und Physik; Musik<br />
und visuelle Kunst; Musik und Naturwissenschaft; Oper und Licht.<br />
Einige Gesprächspartner weisen darauf hin, dass ein Forum für informelle Begegnungen zwischen Lehrenden<br />
<strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> – etwa nach dem Vorbild britischer Clubs – die Kooperationsfreude sehr beför<strong>der</strong>n würde.
Sondierungsgruppe Graduiertenschule – Potentiale und Perspektiven<br />
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Frage 7: Inhaltlicher Kern einer Graduiertenschule<br />
„Was könnte Ihrer Meinung nach <strong>der</strong> inhaltliche Kern einer Graduiertenschule sein?“<br />
Die Stellungnahmen zu dieser Frage lassen sich gruppieren nach Schwerpunkten und Themenvorschlägen, die<br />
sich wie<strong>der</strong>um in Begriffspaare o<strong>der</strong> -reihen o<strong>der</strong> aber in einzelne Begriffe unterglie<strong>der</strong>n lassen. Die Schwerpunkte<br />
ergeben sich aus <strong>der</strong> verdichtenden Zusammenfassung unterschiedlicher, aber in die gleiche Richtung<br />
weisen<strong>der</strong> Gedanken, die Themen sind in <strong>der</strong> Regel wörtliche Übernahmen aus den Antworten.<br />
Schwerpunkte<br />
Deutliche Schwerpunkte, die sich ableiten lassen, betreffen den Bereich des „Dazwischen“, Fragen nach Sinn,<br />
Richtung und programmatischer Konzeption einer Graduiertenschule sowie Modelle <strong>der</strong> Lehre.<br />
Der erste, deutlichste Schwerpunkt betrifft einen Bereich, <strong>der</strong> grob als ein „Dazwischen“ überschrieben werden<br />
kann. Dieses „Dazwischen“ manifestiert sich in mehrerlei Gestalt: in den Studierenden, die an <strong>der</strong> Graduiertenschule<br />
teilnehmen, in den Themen, Projekten o<strong>der</strong> Gegenständen, die bearbeitet werden, 33 aber auch in <strong>der</strong><br />
grundsätzlichen Fokussierung auf den Brückenschlag zwischen den <strong>Künste</strong>n und den Wissenschaften.<br />
Viele <strong>der</strong> Befragten schlagen vor, dass die unterschiedlichen Bereiche nicht durch unterschiedliche Personen<br />
vertreten sein sollen, son<strong>der</strong>n dass die Personen selber, die in die Graduiertenschule aufzunehmen sind, auf<br />
zwei o<strong>der</strong> mehreren Gebieten stark und tätig sind. Das sind Menschen, die „dazwischen sitzen“: doppelt o<strong>der</strong><br />
mehrfach begabte Personen o<strong>der</strong> hybride Persönlichkeiten.<br />
Ein zweiter Schwerpunkt kristallisiert sich um die Fragen, unter welchen Umständen, auf welche Art und Weise,<br />
aus welchem Interesse und mit welchem Ziel <strong>Künste</strong> und Wissenschaften miteinan<strong>der</strong> in Verbindung treten,<br />
treten können o<strong>der</strong> treten wollen. Mehrfach wird angeregt, Transfers und Interferenzen zwischen <strong>Künste</strong>n und<br />
Wissenschaften zum Arbeitsthema einer Graduiertenschule zu machen. „Denn über wechselseitige Beziehungen<br />
zwischen <strong>Künste</strong>n und Wissenschaften können nur <strong>Künste</strong> und Wissenschaften gemeinsam forschen.“<br />
Einige – sowohl Künstler als auch Wissenschaftler – betonen, dass eine Graduiertenschule von Vornherein keine<br />
thematische o<strong>der</strong> programmatische Festlegung haben soll. Denn einerseits ergebe sich die Ausrichtung einer<br />
Graduiertenschule aus den Interessen <strong>der</strong>jenigen, welche die Graduiertenschule ins Leben rufen und leiten. An<strong>der</strong>erseits<br />
liege die Qualität <strong>der</strong> Graduiertenschule in erster Linie im Freiraum, den zu geben sie imstande sei.<br />
Umschrieben wird solches u.a. mit den folgenden Formulierungen: „Wenig Verschulung, wenig Verkursung, viel<br />
Plattform!“, „Regelmäßig Spazierengehen und einmal im Monat nach Bad Saarow o<strong>der</strong> Sauen fahren!“<br />
33<br />
„Man müsste ein Thema rauslocken, das so dazwischen liegt.“
<strong>Universität</strong> <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> <strong>Berlin</strong><br />
Sondierungsgruppe Graduiertenschule – Potentiale und Perspektiven<br />
Seite 37/47<br />
In Zusammenhang mit einer programmatischen Nicht-Festlegung geben einige auch zu bedenken, dass es in<br />
einer Graduiertenschule nicht einen einzigen Kern geben muss, son<strong>der</strong>n auch mehrere Brennpunkte nebeneinan<strong>der</strong><br />
geben kann, die auf einer institutionellen Ebene zusammengefasst und auf einer diskursiven Metaebene<br />
reflektiert und begleitet werden können. Denn eine Graduiertenschule dürfe nicht den Anspruch erheben, Wege<br />
vorzugeben, son<strong>der</strong>n solle die Möglichkeit geben, eigene Wege zu gehen.<br />
Ein dritter Schwerpunkt betrifft Modelle <strong>der</strong> Lehre. Beispielsweise könnten in <strong>der</strong> Graduiertenschule ein Künstler<br />
und ein Wissenschaftler gemeinsam ein Lehrprojekt entwickeln und als Lehrauftrag in die Studiengänge <strong>der</strong><br />
UdK <strong>Berlin</strong> einbringen. „Das wäre ein Quantensprung um hun<strong>der</strong>t Prozent“, sagt ein Befragter. Fertigkeiten und<br />
Wissen in die Lehre zu transponieren, kläre und vertiefe den Gegenstand und sei darüber hinaus auch für die<br />
Vorbereitung auf eine Hochschulkarriere von Bedeutung. Ferner sei die Lehre ein Bereich, <strong>der</strong> sowohl den <strong>Künste</strong>n<br />
als auch den Wissenschaften vertraut sei und in dem sich diese treffen könnten. Darüber hinaus könne die<br />
Lehre, die aus einer Graduiertenschule in die Studiengänge fließt, eine willkommene Rückkoppelung zwischen<br />
Graduiertenschule und den grundständigen Studiengängen sein.<br />
Stichworte zu Themen, die den Kern einer Graduiertenschule bilden könnten, lassen sicher auch unterglie<strong>der</strong>n in<br />
Reihen o<strong>der</strong> Paare von Begriffen und in einzelne Begriffe. Auf den beiden folgenden Seiten sind Themenstichworte<br />
dargestellt.
Sondierungsgruppe Graduiertenschule – Potentiale und Perspektiven<br />
Seite 38/47<br />
Paare und Reihen von Begriffen, die als inhaltliche Kerne vorgeschlagen wurden:<br />
Raum – Interaktion – Sound – Gesamtkunstwerk<br />
Space – Sound – Imaging – Performance – Behaviour<br />
Wirtschaft – Strategie – Kunst<br />
Industrie – Gestaltung – Technologie<br />
Technologie und Gesellschaft<br />
<strong>Künste</strong> und Gesellschaften<br />
Medien <strong>der</strong> Zukunft<br />
Medien in <strong>der</strong> Zukunft<br />
Kunst und ihre Vermittlung<br />
Ästhetische Erfahrung<br />
Ästhetische Bildung<br />
Politische und gesellschaftliche Relevanz<br />
Museum und Licht<br />
Theater und Licht<br />
Textilien und Klang
<strong>Universität</strong> <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> <strong>Berlin</strong><br />
Sondierungsgruppe Graduiertenschule – Potentiale und Perspektiven<br />
Seite 39/47<br />
Einzelne Begriffe, die als inhaltliche Kerne vorgeschlagen wurden:<br />
Gespür<br />
Empfindung<br />
Wahrnehmung<br />
Verstehen<br />
Erkenntnis<br />
Museumswesen<br />
Museumsakademie<br />
Museografie<br />
Dokumentation<br />
Archiv<br />
<strong>Berlin</strong><br />
Kreativität<br />
Kreative Prozesse<br />
Dramaturgie<br />
Vermittlung<br />
Kulturpolitik<br />
Bildung<br />
Schnittstellenkompetenz<br />
Liebe<br />
Verneinung<br />
Modell<br />
Eleganz<br />
Das Neue<br />
Umwelt<br />
Natur<br />
Ressourcen<br />
Grundeinkommen
Sondierungsgruppe Graduiertenschule – Potentiale und Perspektiven<br />
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Frage 8: Attraktivität <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong><br />
„Worin liegt – im internationalen Vergleich – die Attraktivität <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> als Ort für künstlerische und wissenschaftliche<br />
Ausbildung?“<br />
Die Antworten auf diese Frage spannen sich auf zwischen positiven und negativen Bewertungen, die im Textbild<br />
auf <strong>der</strong> gegenüberliegenden Seite dargestellt sind. Die Schriftgröße entspricht <strong>der</strong> Häufigkeit <strong>der</strong> Nennungen:<br />
1 Nennung ist 2 mm hoch, jede weitere Nennung vergrößert die Schrifthöhe um 1 mm. Differenzierungen stehen<br />
nach rechts gerückt unter den Schwerpunkten.<br />
Als markanter Schwerpunkt wird das breite Angebot genannt. Dieses wird als Vorzug und gleichzeitig als Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
bewertet. Immer wie<strong>der</strong> weisen die Gesprächspartner darauf hin, dass Größe und Breite <strong>der</strong> UdK<br />
<strong>Berlin</strong> ein Potential bildeten, das noch weiter auszubauen sei.
<strong>Universität</strong> <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> <strong>Berlin</strong><br />
Sondierungsgruppe Graduiertenschule – Potentiale und Perspektiven<br />
Seite 41/47<br />
Die UdK <strong>Berlin</strong> ist eine Art Olymp<br />
Internationales Renommee<br />
Existiert allerdings eher in <strong>der</strong> Wahrnehmung von außen<br />
Die UdK <strong>Berlin</strong> hat familiären Charakter<br />
Breites Angebot<br />
Breite des Studienangebots<br />
Personelle Ressourcen<br />
Attraktivität weiter auszubauen<br />
Durch bessere Sichtbarkeit <strong>der</strong> Arbeiten, die an <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> entstehen<br />
Durch Stärkung pädagogischer Studiengänge<br />
Durch stärkere Verbindung mit <strong>Berlin</strong><br />
Geringe Attraktivität<br />
Wegen Reformbedarf in <strong>der</strong> Verwaltung<br />
Wegen geringer technologischer Ausstattung<br />
Wegen Nachholbedarf im Brückenschlag zwischen <strong>Künste</strong>n und Wissenschaften<br />
Studium nicht mehr so frei gestaltbar wie früher<br />
Die UdK <strong>Berlin</strong> ist ein Scheinriese<br />
Die UdK <strong>Berlin</strong> hat keine Attraktivität
Sondierungsgruppe Graduiertenschule – Potentiale und Perspektiven<br />
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Frage 9: Attraktivität <strong>Berlin</strong>s<br />
„Worin liegt – im internationalen Vergleich – die Attraktivität von <strong>Berlin</strong> als Ort für künstlerische und wissenschaftliche<br />
Ausbildung?“<br />
Der überwiegende Teil <strong>der</strong> Gesprächspartner hebt die Dichte <strong>der</strong> künstlerischen, kulturellen und wissenschaftlichen<br />
Infrastrukturen von <strong>Berlin</strong> hervor. Hingewiesen wird auch auf die lebendige Off-Szene. <strong>Berlin</strong> sei die attraktivste<br />
Stadt Deutschlands, in Europa vergleichbar mit London. Imagebildend wirke auch <strong>der</strong> Ruf, den <strong>Berlin</strong> im<br />
Ausland genießt.<br />
Individuelle Meinungen nennen die Fluktuation, die Unordnung und Unruhe, die postindustrielle Situation und<br />
die Situation einer Stadt im Umbruch (Urbanität im Prozess) als Attraktivität. Die Stadt bilde ferner ein ideales<br />
Umfeld, um sich künstlerisch auszubilden, zu entfalten und auszuprobieren. Die Attraktivität <strong>Berlin</strong>s, so eine<br />
an<strong>der</strong>e Meinung, resultiere aus <strong>der</strong> Tatsache, dass hier die UdK <strong>Berlin</strong> steht. Dass die Stadt „relativ billig“ sei,<br />
wird als weiterer Vorzug gewertet.<br />
Kritisch wird angemerkt, dass in <strong>Berlin</strong> Kompetenz mit Provinzialität verwechselt werde. Jemand an<strong>der</strong>es bezeichnet<br />
<strong>Berlin</strong> als Auffangbecken für gescheiterte Künstler wie kaum ein an<strong>der</strong>er Ort, denn in <strong>Berlin</strong> sei es<br />
möglich, positives Feedback für Erfolglosigkeit zu bekommen. <strong>Berlin</strong> sei eine Stadt <strong>der</strong> Park-Positionen und <strong>der</strong><br />
Verstetigung <strong>der</strong> Status-Inkonsistenz.<br />
Frage 10: Größe einer Graduiertenschule<br />
„Welche Größe sollte eine Graduiertenschule haben?“<br />
26 Gesprächspartner benennen die Größe in Absolventenzahlen. Bildet man den Mittelwert <strong>der</strong> Nennungen, hat<br />
die Graduiertenschule 21,7 Studierende. Der kleinste Vorschlag sieht zehn Studierende, <strong>der</strong> größte 60 Studierende<br />
vor. Einige <strong>der</strong> Gesprächspartner schlagen Jahrgänge vor, die zwischen 15 und 30 Studierende haben. Es<br />
wird auch erwogen, die Größe an Projekte zu knüpfen o<strong>der</strong> generell variabel zu halten.<br />
Während einige Gesprächspartner keine Vorschläge zur Größe einer Graduiertenschule abgeben können o<strong>der</strong><br />
wollen, empfehlen an<strong>der</strong>e, sie dürfe „nicht zu groß“ sein. Auch dürfe o<strong>der</strong> müsse eine Graduiertenschule elitär<br />
sein. Einige wenige Vorschläge sehen alle Doktoranden, Meisterschüler und Konzertexamenskandidaten <strong>der</strong><br />
UdK <strong>Berlin</strong> in <strong>der</strong> Graduiertenschule. Manchmal wird auf das Betreuungsverhältnis von Lehrenden und Studierenden<br />
eingegangen. Die sechs hierzu abgegebenen Vorschläge haben den Mittelwert von 1:2 (Verhältnis Lehrende<br />
zu Studierende); sie reichen von einem Verhältnis von 1:1 bis zu einem Verhältnis von 1:4.
<strong>Universität</strong> <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> <strong>Berlin</strong><br />
Sondierungsgruppe Graduiertenschule – Potentiale und Perspektiven<br />
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Frage 11: Organisatorische Struktur einer Graduiertenschule<br />
„Welche organisatorische Struktur sollte sie haben?“<br />
Fast immer wird betont, dass die organisatorische Struktur einer Graduiertenschule sehr von <strong>der</strong> erst noch zu<br />
klärenden inhaltlichen Ausrichtung abhängig sei. Dadurch sei diese Frage verfrüht. Versucht man dennoch den<br />
Blick allein auf den organisatorischen Teil <strong>der</strong> Graduiertenschule zu richten, ergeben die Antworten das folgende<br />
Bild:<br />
Alle Befragten halten eine Graduiertenschule als eigenständige Formierung für sinnvoll. Die Ansichten zu Form,<br />
Verortung und Struktur dieser Institution variieren jedoch stark. So halten einzelne Positionen ein Büro für ausreichend,<br />
an<strong>der</strong>e sehen die Graduiertenschule als Institut und wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e halten eine starke administrative<br />
Einheit (u.a. mit einem Stab für Fundraising und Forschungsmittelakquise) für erfor<strong>der</strong>lich. Viele Antworten<br />
legen Wert auf eine übersichtliche Struktur, die möglichst klein und unbürokratisch zu halten sei. Es wird vorgeschlagen,<br />
dass <strong>der</strong> organisatorische Teil <strong>der</strong> Graduiertenschule nicht von Lehrenden übernommen werden soll,<br />
damit sich diese auf die Lehre konzentrieren können. Innerhalb <strong>der</strong> Struktur müsse es genügend Gestaltungsfreiraum<br />
für die Lehrenden und Studierenden geben. Manche Positionen halten eine projektbezogene und damit<br />
variable Struktur für sinnvoll. Als Leitung <strong>der</strong> Institution wird mehrfach ein gewähltes Kuratorium vorgeschlagen.<br />
Einrichtungen, die als organisatorische Vorbil<strong>der</strong> einer Graduiertenschule genannt werden:<br />
- KlangKunstBühne <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong><br />
- ehemaliges Graduiertenkolleg <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong><br />
- Wissenschaftskolleg zu <strong>Berlin</strong><br />
- Wissenschaftszentrum NRW<br />
- eikones, Basel<br />
Manchmal wird die Betreuungssituation in <strong>der</strong> Graduiertenschule angesprochen. So soll nach einer Meinung<br />
je<strong>der</strong> Studierende einen individuellen Betreuer haben, während an<strong>der</strong>e ein kolloquiales Betreuungsmodell vorsehen.<br />
Tandembetreuungsmodelle und face-to-face-Betreuung werden als weitere Möglichkeiten genannt.<br />
Lehraufträge für die Absolventen <strong>der</strong> Graduiertenschule seien einerseits als För<strong>der</strong>ung, an<strong>der</strong>erseits als Ausbildung<br />
sehr sinnvoll. Mit dem Vorschlag von Teams und projektbezogener Betreuung werden weitere Aspekte <strong>der</strong><br />
organisatorischen Struktur berührt. So können sich einige Gesprächspartner projektbezogenes Arbeiten (wobei<br />
ein Vorschlag bis zu fünf Jahre Arbeitszeit an einem Projekt for<strong>der</strong>t) als strukturgebend für die Graduiertenschule<br />
vorstellen.<br />
Austausch, Diskurs und Kommunikation werden als wesentliche Elemente <strong>der</strong> Graduiertenschule genannt. Um<br />
dies zu ermöglichen, seien wöchentliche Treffen sinnvoll, zu denen die Studierenden kommen müssten, so einige<br />
Meinungen. Eine an<strong>der</strong>e Position hält Symposien / Performances im Abstand von 2–3 Monaten für sinnvoll.
Sondierungsgruppe Graduiertenschule – Potentiale und Perspektiven<br />
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Häufig genannte Vorschläge sind (Ring-)Vorlesungen, Kongresse, Tagungen und Kolloquien. Als wichtig bezeichnet<br />
jemand auch Peripherieelemente wie Computerterminals und Eingangshallen.<br />
Mit folgenden Schlagworten wird die Graduiertenschule insgesamt umschrieben: Laboratorium, Forum, Arena,<br />
Bühne, Reaktor, Think Lab, Heterotopie, exterritorialer Raum, Plattform, Club, Freiraum, Auszeit, Elite, das<br />
Außergewöhnliche, Netzwerk, Experimentierfeld und Denkschule. Weitere Formulierungen: „Ganz <strong>Berlin</strong> ist eine<br />
Graduiertenschule“, „Eine Graduiertenschule ist kein Kuschelbrutkasten.“<br />
Frage 12: Verweildauer in einer Graduiertenschule<br />
„Wie lange sollte <strong>der</strong> Besuch einer Graduiertenschule dauern?“<br />
Konkrete Zahlen zur Aufenthaltsdauer <strong>der</strong> Studierenden an einer Graduiertenschule nennen 30 Gesprächspartner<br />
(die Hälfte von diesen sind Künstler, die an<strong>der</strong>e Hälfte Wissenschaftler). Das arithmetische Mittel <strong>der</strong> Vorschläge,<br />
wie lange <strong>der</strong> Besuch einer Graduiertenschule dauern soll, liegt bei 2,1 Jahren. Durchschnittlich favorisieren<br />
Künstler einen kürzeren Aufenthalt (1,9 Jahre), Wissenschaftler einen längeren (2,3 Jahre). Der kleinste<br />
genannte Wert liegt bei 1 Jahr, <strong>der</strong> höchste bei 4 Jahren. Etwa die Hälfte aller Antwortenden schlägt 2 Jahre<br />
vor.<br />
Einige Gesprächspartner regen an, dass die Studierenden während dieser Zeit auch außerhalb <strong>der</strong> Graduiertenschule<br />
Erfahrungen sammeln. Ein Gesprächspartner hebt hervor, dass die Aufenthaltsdauer flexibel sein sollte, je<br />
nachdem ob die Graduiertenschule berufsbegleitend o<strong>der</strong> in Vollzeit absolviert wird. Auch wird darauf hingewiesen,<br />
dass Themen unterschiedliche Dauer haben und es daher keine einheitliche Aufenthaltsdauer geben<br />
kann.<br />
Frage 13: Nominierung zu befragen<strong>der</strong> Personen<br />
„Nennen Sie bitte drei Personen, die zu einer Graduiertenschule <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> befragt werden sollten.“<br />
In den Antworten auf diese Frage wurden insgesamt 156 Personen genannt.
<strong>Universität</strong> <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> <strong>Berlin</strong><br />
Sondierungsgruppe Graduiertenschule – Potentiale und Perspektiven<br />
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Frage 14: Offene Aspekte<br />
„Gibt es noch wichtige Aspekte, über die wir nicht gesprochen haben?“<br />
Die Punkte, die zu dieser Frage genannt werden, überschneiden sich großteils mit den Fel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Fragen. Sie werden hier dennoch einzeln wie<strong>der</strong>gegeben, da sie einzelne Aspekte akzentuieren.<br />
Eine Gruppe von Antworten geht auf Aspekte ein, die bei <strong>der</strong> Konzipierung einer Graduiertenschule unbedingt<br />
beachtet werden müssten. Dazu gehöre die Leitung, da mit ihr „so eine Graduiertenschule steht o<strong>der</strong> fällt“.<br />
Ebenso wird die Finanzierung – sowohl <strong>der</strong> Graduiertenschule selbst als auch <strong>der</strong> Studierenden, die daran teilnehmen<br />
– als ein zu klären<strong>der</strong> Punkt hervorgehoben. Einige schlagen Stipendien, Studiengebührenfreiheit und<br />
Projektgel<strong>der</strong> für die Studierenden vor. Wichtig sei es daher auch, unbedingt mit Studierenden über die Graduiertenschule<br />
zu sprechen. (Dies ist im Laufe <strong>der</strong> Befragung erst ansatzweise geschehen.)<br />
Häufig werden hier auch die zentralen Fragen wie<strong>der</strong>holt: Wer ist die Zielgruppe <strong>der</strong> Graduiertenschule? Welchen<br />
Abschluss verleiht die Graduiertenschule? Gewarnt wird vor Verschulung und Praxisferne, Theorieanteile<br />
seien aber unverzichtbar.<br />
Auch die Bewerbung <strong>der</strong> teilnehmenden Studierenden wird angesprochen: Vorgeschlagen wird hierzu entwe<strong>der</strong><br />
die Nominierung durch Lehrende o<strong>der</strong> eine entwe<strong>der</strong> offene o<strong>der</strong> themenbezogene Ausschreibung.<br />
Betont werden immer wie<strong>der</strong> Kooperationen. Kooperationen – so die einhellige Meinung – sind für eine Graduiertenschule<br />
unerlässlich. Die Vorschläge reichen von <strong>Berlin</strong>er über nationale bis hin zu internationalen Kooperationen.<br />
Als Partner werden z.B. genannt: <strong>Berlin</strong>er Hochschulen und <strong>Universität</strong>en, <strong>der</strong> Deutsche Akademische<br />
Austausch Dienst, die Studienstiftung, das Evangelische Studentenwerk, die Alexan<strong>der</strong> von Humboldt-Stiftung,<br />
das Goethe Institut, <strong>der</strong> Orden Pour le Mérite, Inter Nationes und ausländische <strong>Universität</strong>en. Als vorbildhafte<br />
Hochschulen werden u.a. die KHM Köln und das Royal College London genannt. Auch wird gefragt, ob die<br />
Graduiertenschule nicht ausschließlich im Verbund mit an<strong>der</strong>en Institutionen möglich sei.<br />
Einige Gesprächspartner weisen darauf hin, dass <strong>der</strong> Arbeitstitel „Graduiertenschule“ ungeeignet sei und durch<br />
einen an<strong>der</strong>en Begriff ersetzt werden müsse.<br />
Einige wünschen und erhoffen sich durch die Graduiertenschule eine tiefgreifende Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong><br />
im Sinne eines Aufbruchs. Eine Graduiertenschule dürfe nicht von Anfang an „fertig konzipiert“ sein und<br />
„Idealvorstellungen“ seien hin<strong>der</strong>lich. Daher wird angeregt, die Graduiertenschule möglichst schnell zu starten,<br />
sie könne sich dann weiter entwickeln. Es brauche aber ein Ziel, worauf die Graduiertenschule hinarbeiten soll.
Sondierungsgruppe Graduiertenschule – Potentiale und Perspektiven<br />
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Zusammenfassung<br />
Zwischen Dezember 2006 und April 2007 wurden 64 Personen, vorwiegend Lehrende <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong>, anhand<br />
von Arbeitsfragen nach Ihren Vorstellungen und Visionen einer künstlerisch-wissenschaftlichen Graduiertenschule<br />
<strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> befragt.<br />
Der Großteil <strong>der</strong> Befragten hält die Verbindung zwischen den <strong>Künste</strong>n und den Wissenschaften im Rahmen<br />
einer künstlerisch-wissenschaftlichen Graduiertenschule für möglich und erstrebenswert. Sehr vielen ist es daher<br />
ein Anliegen, dass die Bemühungen um eine Graduiertenschule <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> weiter voranschreiten. Es gibt<br />
aber auch Positionen, die einen so großen Unterschied zwischen den <strong>Künste</strong>n und den Wissenschaften sehen,<br />
dass sie eine entwe<strong>der</strong> künstlerische o<strong>der</strong> wissenschaftliche Graduiertenschule for<strong>der</strong>n, o<strong>der</strong> aber eine künstlerisch-wissenschaftliche<br />
Graduiertenschule grundsätzlich für nicht möglich o<strong>der</strong> sinnvoll halten.<br />
Als die wichtigsten Voraussetzungen für das Gelingen einer Graduiertenschule werden die persönliche Ebene<br />
und die Kooperationsfreude <strong>der</strong> beteiligten Personen genannt. Vielfach betont wird die For<strong>der</strong>ung nach einem<br />
partnerschaftlichen Verhältnis zwischen <strong>Künste</strong>n und Wissenschaften, niemand solle Dienstleister für einen<br />
an<strong>der</strong>en sein. Außerdem wird davor gewarnt, die <strong>Künste</strong> zu sehr den Wissenschaften anzunähern. Eine weitere<br />
wichtige Voraussetzung sei die Entscheidung für eine bestimmte Zielgruppe. Es werden verschiedene mögliche<br />
Zielgruppen vorgeschlagen, darunter doppelt o<strong>der</strong> mehrfach begabte o<strong>der</strong> erfahrene Personen o<strong>der</strong> Personen,<br />
die eine Karriere an einer künstlerischen Hochschule anstreben.<br />
Als wichtiger Faktor für das Gelingen wird häufig die Projektarbeit genannt. Die Meinungen dazu, wie breit eine<br />
Graduiertenschule thematisch konzipiert sein sollte, gehen auseinan<strong>der</strong>: Etwa zu gleichen Teilen wird eine sehr<br />
breite o<strong>der</strong> eher engere Fächerung favorisiert. Die einen halten eine fakultätenübergreifende künstlerischwissenschaftliche<br />
Graduiertenschule für sinnvoll, die an<strong>der</strong>en eine entwe<strong>der</strong> künstlerisch o<strong>der</strong> wissenschaftlich<br />
orientierte. Wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e plädieren für die Kombination einer bestimmten Kunst mit <strong>der</strong> auf sie bezogenen<br />
Wissenschaft (z.B. freie Kunst und Kunstwissenschaft, Musik und Musiktheorie/-wissenschaft).<br />
Es würde bedauert, wenn eine Graduiertenschule losgelöst von den grundständigen Studienrichtungen entwickelt<br />
würde und agieren würde, denn wichtig sei die Verklammerung mit den unterschiedlichen curricularen<br />
Phasen. Häufig wird daher angeregt, an <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> ein „Studium Generale“ einzuführen, das in den einzelnen<br />
Studiengängen das Pendant zu einer Graduiertenschule bilden könnte.<br />
Auch <strong>der</strong> formale Abschluss wird häufig angesprochen. Die Möglichkeit einer künstlerischen Promotion wird<br />
höchst unterschiedlich diskutiert: Ein wahrnehmbares Übergewicht gegenüber den Befürwortern liegt bei denen,<br />
die sie ablehnen.<br />
Während die einen ein reges Studienprogramm aus (Ring-)Vorlesungen, Tagungen, Kongressen und Kolloquien<br />
für das organisatorische und inhaltliche Rückgrat einer Graduiertenschule halten, warnen die an<strong>der</strong>en vor einem
<strong>Universität</strong> <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> <strong>Berlin</strong><br />
Sondierungsgruppe Graduiertenschule – Potentiale und Perspektiven<br />
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überladenen Studienprogramm o<strong>der</strong> for<strong>der</strong>n, dass es in einer Graduiertenschule überhaupt keine Formalisierung<br />
von Inhalten geben dürfe. Vor allem mit Blick auf künstlerische Studiengänge wird auf die Gefahr hingewiesen,<br />
dass sich durch den Besuch einer Graduiertenschule die künstlerische Ausbildung unnötig und unverantwortbar<br />
in die Länge ziehen könne.<br />
Da – so die einhellige Meinung – fundierte Kenntnisse auf einem bestimmten Gebiet Voraussetzung für die<br />
Zulassung seien, müsse in <strong>der</strong> Graduiertenschule Kompetenzerweiterung stattfinden. Viele <strong>der</strong> wünschenswerterweise<br />
zu vermittelnden Kompetenzen liegen im Bereich <strong>der</strong> Soft Skills, die als Bedingung für die spätere Wettbewerbsfähigkeit<br />
angesehen werden.<br />
Als Beson<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> wird das breite Angebot genannt. Dieses wird als Vorzug bewertet, gleichzeitig<br />
aber auch als Herausfor<strong>der</strong>ung. Mehrfach wird darauf hingewiesen, dass die Größe und Breite <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong><br />
ein Potential darstellten, das noch weiter auszubauen und in Zusammenhang mit einer Graduiertenschule stärker<br />
zu nutzen sei.<br />
Ein einzelner Schwerpunkt, welcher <strong>der</strong> Kern einer Graduiertenschule sein könnte, ist nicht erkennbar. Vielmehr<br />
zeichnen sich einzelne thematische Bereiche ab, in denen sich die Einzelpositionen treffen. Solche Bereiche sind<br />
das Dazwischen, Bildung, Vermittlung und Lehre/Lernen. Großer Wert wird auf Internationalität gelegt.<br />
Zu Größe, Dauer und Struktur <strong>der</strong> Graduiertenschule lassen sich aus den einzelnen Nennungen die folgenden<br />
Mittelwerte ableiten: Die Graduiertenschule hat 22 Studierende, <strong>der</strong> Besuch dauert 2 Jahre. Betreut werden die<br />
Studierenden von Lehrenden <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong>, aber auch von externen Dozenten.
Anlage zu: Potentiale und Perspektiven. Sondierungen zu zu einer Graduiertenschule <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong><br />
<strong>Universität</strong> <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> <strong>Berlin</strong><br />
Sondierungsgruppe Graduiertenschule<br />
Gespräch mit<br />
Fakultät / Institution<br />
Tätigkeitsbereich <strong>Künste</strong> Wissenschaften Lehre Vermittlung<br />
Name darf in <strong>der</strong> Liste <strong>der</strong> Befragten veröffentlicht werden ja nein<br />
am<br />
Projektleitung<br />
Christine Brekenfeld<br />
Wissenschaftliche Beratung<br />
Dr. Toni Bernhart<br />
Mitarbeit<br />
Emanuel Viebahn<br />
Präambel<br />
Die <strong>Universität</strong> <strong>der</strong> <strong>Künste</strong> <strong>Berlin</strong> prüft <strong>der</strong>zeit die Frage, ob und unter<br />
welchen Umständen die Einrichtung einer Graduiertenschule sinnvoll<br />
ist. Eine Graduiertenschule (Arbeitstitel) ist ein postgraduales Qualifikationsprogramm,<br />
das hochbegabte Künstler und Wissenschaftler durch<br />
den dritten Ausbildungszyklus begleiten soll.<br />
Arbeitsfragen<br />
1 Welche Faktoren sind Ihrer Meinung nach ausschlaggebend dafür, dass<br />
die Verbindung zwischen den <strong>Künste</strong>n und den Wissenschaften gelingen<br />
kann?<br />
2 Welche Faktoren sind hin<strong>der</strong>lich?<br />
3 Wie müsste eine Graduiertenschule <strong>der</strong> UdK <strong>Berlin</strong> konzipiert sein, dass<br />
für Sie persönlich eine Beteiligung attraktiv wäre?<br />
4 Welche Fähigkeiten o<strong>der</strong> Kenntnisse sollten in einer Graduiertenschule<br />
gelehrt bzw. vermittelt werden?<br />
5 Worüber definieren sich Künstler? Worüber definieren sich Wissenschaftler?<br />
(z.B. Themen, Formen, Gegenstände …)<br />
6 Wenn Sie an Ihre eigene Arbeit denken: In welchen konkreten Fragen<br />
haben Sie den Wunsch nach einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit<br />
mit an<strong>der</strong>en Künstlern o<strong>der</strong> Wissenschaftlern? In welchen Fragen<br />
haben Sie Erfahrung damit?<br />
7 Was könnte Ihrer Meinung nach <strong>der</strong> inhaltliche Kern einer Graduiertenschule<br />
sein?<br />
8 Worin liegt – im internationalen Vergleich – die Attraktivität <strong>der</strong> UdK<br />
<strong>Berlin</strong> als Ort für künstlerische und wissenschaftliche Ausbildung?<br />
9 Worin liegt – im internationalen Vergleich – die Attraktivität von <strong>Berlin</strong><br />
als Ort für künstlerische und wissenschaftliche Ausbildung?<br />
10 Welche Größe sollte eine Graduiertenschule haben?<br />
11 Welche organisatorische Struktur sollte sie haben?<br />
12 Wie lange sollte <strong>der</strong> Besuch einer Graduiertenschule dauern?<br />
13 Nennen Sie bitte drei Personen, die zu einer Graduiertenschule <strong>der</strong><br />
UdK <strong>Berlin</strong> befragt werden sollten.<br />
14 Gibt es noch wichtige Aspekte, über die wir nicht gesprochen haben?<br />
Kontakt Toni Bernhart bernhart@udk-berlin.de