Dr. Samuel Simon Boum, Kamerun

Die Ausbildung am INJS besteht aus drei Stufen:
Stufe Abschluss Zugangsvoraussetzung Studiumsdauer
1 Bachelor Abitur Drei Jahre
2 Diplom/Maitrise Bachelor Drei Jahre
3 DEA (diplôme d'etudes
approfondies)
Diplom mit mindestens
zwei Jahren Erfahrung
Zwei Jahre
Statistisch gesehen besteht INJS aus 4 permanenten Dozenten, 81 wissenschaftlichen Mitarbeitern,
43 freien Dozenten und wissenschaftlichen Mitarbeitern (vacataires), 8 Sekretärinnen und 16
Angestellten, darunter 2 Krankenschwestern. Das Institut bildet jährlich etwa 230 Absolventen aus.
Meine Tätigkeiten am Institut sind rein akademisch. Es geht darum, Unterricht zu halten und
Studenten wissenschaftlich zu betreuen, die Abschlussarbeiten schreiben. Das Institut leidet unter
einem erheblichen Mangel an Fachkräften. Beispielsweise sind nur 4 permanente Dozenten mit einem
Doktortitel am Institut. Gründe dafür sind unter anderen der niedrige Lohn, der hier bezahlt wird, und
die schlechten Arbeitsbedingungen. Die beamteten Dozenten, die dem Institut zugewiesen sind,
bekommen keine anderen Vergütungen oder Zuschüsse als Hochschulmitarbeiter. Darüber hinaus
leidet das Institut unter erheblichen Mängeln an didaktischen Arbeitsmitteln. Die Bibliothek ist sehr
schlecht ausgerüstet. Dort sind meist nur Monographien bzw. Abschlussarbeiten zu finden. Die
Dozenten sollen selbst und mit eigenen Mitteln ihre Lehrbücher besorgen. Jeder Dozent hat also seine
eigenen Bücher, bewahrt sie sorgfältig und stellt sie den Studenten, die sie oft nicht zurückbringen,
nicht zur Verfügung. In meinem Fall sind alle Bücher in der deutschen Sprache geschrieben. Die
Studenten können sie weder lesen noch verstehen. Ich muss den Unterricht mit diesen Büchern
vorbereiten und in Französisch halten. Das ist ein schwieriger aber auch interessanter geistiger Sport.
Leider (und das ist der Nachteil dabei) können die Studenten den Unterricht durch eigene Lektüre
weder ergänzen noch bereichen, noch Hausarbeiten schreiben. Die pädagogische Beziehung zum
Lehrgegenstand bzw. zum Wissen ist unidirektional und geht vom Dozenten zum Studenten. Der
Dozent ist nicht mehr derjenige, der dem Studenten beim Wissenserwerb hilft oder ihn begleitet. Er ist
derjenige, der Wissen vermittelt. Der Student macht nicht mit, sondern hört nur zu.
Dem Institut fehlen Büros und Lehrerarbeitszimmer. Mir ist beispielsweise noch kein Büro zugewiesen
worden. Als Folge können mich die von mir betreuten Studenten außerhalb der Unterrichtszeit nur
schwer erreichen. Das Institut verfügt über keinen Computerraum, wo die Studenten ihre
Abschlussarbeiten schreiben können. Die Betreuer bekommen deshalb immer noch
handgeschriebene Texte zu korrigieren. Das ist für die Studenten zu viel Arbeit.
Am Institut besteht die Möglichkeit zur Übernahme von Führungsfunktionen, zusätzlich zu meinen
Lehrfunktionen. Die Ernennung auf solche Stellen untersteht aber den beiden Ministern. Ich kann zu
Recht Anspruch haben auf die Besetzung von Führungsstellen sowohl im Ministerium als auch in
anderen internationalen Organisationen, die im Bildungsbereich tätig sind. Dafür bin ich qualifiziert.
Und das habe ich meinem Aufenthalt in Deutschland und dem EED (ehemalige ÖSW) zu verdanken.
Die Reintegration in die Gesellschaft hier ist mit vielen Schwierigkeiten verbunden. Das soll den
Rückkehrenden berichtet werden. Die erste große Schwierigkeit ist, wie in allen Großstädten, eine
passende Wohnung zu finden. Der Staat hat seit langem keine Siedlungen mehr gebaut. Der
Wohnungsmarkt bei Privatleuten ist zu eng und, logische Konsequenz, zu teuer. Wenn man ein neues
Appartement sucht, muss man monatelang warten. Und wenn man eines gefunden hat, muss man mit
einer Vorzahlung von sechs bis zehn Monaten und einer zweimonatigen Kaution rechnen. Das ist
insgesamt eine bis zu zwölfmonatige Vorzahlung.
Darüber hinaus haben die Familienmitglieder und auch Freunde ganz andere Erwartungen an uns.
Und zwar mit dem Glauben, dass alle aus Industrieländern kommenden Leute reich sind, erwarten sie
nämlich von uns, dass wir ihre finanziellen Probleme lösen. Jeder Bedürftige kommt und stellt seinen
Fall vor wie ein Patient beim Arzt. Die meisten Bekannten, die man trifft, beten um Hilfe bzw. um eine
Spende. Dieses Verhalten ist eine Folge der großen Armut, die im Land herrscht. Wir sind also sehr
überfordert. Leider sind die Löhne zu niedrig und wir können sie nicht immer befriedigen, auch nicht
teilweise. Diese Situation kann bis zu zwei Jahren dauern, bis die Leute vergessen haben, dass man
im Ausland war.
Allein aus diesen Gründen findet die Vergabe von Lohnzuschüssen an Rückkehrende ihren Wert.