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der ist zu schön!“ eine schöne Frau ist“

zu schön!“ eine schöne Frau ist“ - beschreiber.de

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Er erkundigt sich nach Berlin, 20 Jahre hat er dort<br />

gelebt und an <strong>der</strong> Schaubühne gespielt, bis er 1999<br />

ans Burgtheater gerufen wurde und vor vier Jahren<br />

als Je<strong>der</strong>mann <strong>zu</strong> den Salzburger Festspielen.<br />

Wir gehen in den Essraum und setzen uns<br />

an <strong>eine</strong>n langen Tisch. An den Wänden ein Szenenbild<br />

vom „Je<strong>der</strong>mann<strong>“</strong>, <strong>eine</strong> Kostümskizze aus dem<br />

Theater, mo<strong>der</strong>ne Malerei. Das Kin<strong>der</strong>mädchen <strong>der</strong><br />

beiden Söhne hat den Bauernschrank mit Zeitungsausschnitten<br />

voll gehängt: Peter Simonischek mit<br />

Peter Zadek, Simonischek mit Veronica Ferres, mit<br />

Nina Hoss und Tobias Moretti und mit s<strong>eine</strong>r<br />

Familie. „Vielleicht mach’n mer die Bil<strong>der</strong> nicht<br />

davor<strong>“</strong>, sagt er im leichten Wiener Tonfall <strong>zu</strong>m<br />

Fotografen, „des sieht sonst so eitel aus.<strong>“</strong><br />

Im Durchgang <strong>zu</strong>r Küche hängt ein Schwarzweiß-<br />

Poster von Brigitte Karner mit ihrem kl<strong>eine</strong>n Sohn,<br />

es entstand vor etwa vier Jahren. Sie hat darauf<br />

dunkle volle Haare, dunkle große Augen und wirft<br />

lachend den Kopf in den Nacken. Anfang <strong>der</strong> achtziger<br />

Jahre, nachdem sie in <strong>der</strong> Schweiz und in<br />

Deutschland Theater gemacht hatte, spielte sie in<br />

einigen Filmen eigenwillige und sehr erotische<br />

<strong>Frau</strong>en. Danach wurde es still um sie.<br />

Simonischeks Handy klingelt, ein Freund erwartet<br />

ihn <strong>zu</strong>r Einweihung <strong>eine</strong>r Jagdhütte. Er schlägt s<strong>eine</strong>n<br />

Monatsplaner auf, darin kaum ein weißer Fleck.<br />

Theater, Film, Lesungen, Termine. Aber neulich hat<br />

Beide wuchsen auf dem Land<br />

auf, beide sind Schauspieler –<br />

aber vom Temperament her sind<br />

Peter Simonischek und Brigitte<br />

Karner grundverschieden<br />

„Mein Mann <strong>ist</strong><br />

Löwe, er merkt sich<br />

jede Kritik<strong>“</strong><br />

er sich für <strong>eine</strong> Woche <strong>zu</strong>rückgezogen, auf die Hütte<br />

in <strong>der</strong> Steiermark, die ihm sein Vater, ein Zahnarzt,<br />

vermacht hat. Um <strong>zu</strong> schreiben, Geschichten aus<br />

s<strong>eine</strong>r Kindheit und Jugend. Er blättert alte Fotos<br />

auf den Tisch: <strong>eine</strong> Luftaufnahme von Markt Hartmannsdorf,<br />

Peter als kl<strong>eine</strong>r Junge mit Pagenkopf,<br />

die Eltern auf dem Moped. „Ich war ein Frem<strong>der</strong><br />

unter all den Bauernkin<strong>der</strong>n<strong>“</strong>, sagt er, s<strong>eine</strong> Mutter,<br />

<strong>eine</strong> Buchhändlerin, habe ihm „Strumpfhosen angezogen<br />

und Haarspangerln<strong>“</strong>. Auf dem Internat im<br />

Lavanttal konnte er beim Fußball nicht mithalten.<br />

Mit 18 hatte er <strong>eine</strong> Art Erweckungserlebnis: Der<br />

Onkel nahm ihn mit ins Grazer Schauspielhaus, Helmuth<br />

Lohner war Hamlet. „Von da an wollt ich<br />

Schauspieler werden<strong>“</strong>, sagt <strong>der</strong> 60-Jährige, „ich<br />

könnt mir vorstellen, dass ein Priester so von s<strong>eine</strong>r<br />

Berufung spricht.<strong>“</strong> Der Vater hat es verboten. Der<br />

Sohn lernte Zahntechniker, studierte Architektur<br />

– und ging heimlich <strong>zu</strong>r Schauspielschule.<br />

Eine Zimmertür fliegt auf, und Brigitte Karner<br />

kommt herein. Ob wir Wasser wollen, Kaffee? „Du<br />

hättest doch was anbieten können!<strong>“</strong>, ruft sie. „Wir<br />

arbeiten!<strong>“</strong>, sagt er. Sie hat Hefekuchen mit Rosinen<br />

gebacken, <strong>eine</strong>n „Kärntner Reindling<strong>“</strong>. Auch sie<br />

kommt aus <strong>eine</strong>m Dorf, Völkermarkt in Kärnten, da<br />

hatten ihre Eltern <strong>eine</strong>n Tabakkiosk, die Mutter<br />

stammte aus <strong>eine</strong>r Bauernfamilie mit 13 Geschw<strong>ist</strong>ern.<br />

Brigitte Karner wird jetzt öfter aufspringen,<br />

hin- und herlaufen zwischen <strong>der</strong> Espressomaschine<br />

und dem Kin<strong>der</strong>stuhl, auf den sie sich hockt, übereck<br />

<strong>zu</strong> ihrem Mann. Mit angewinkelten B<strong>eine</strong>n,<br />

Brust raus, f<strong>eine</strong>s Dekolleté unter elegantem Blazer.<br />

Sie schüttelt ihre Locken: „Worüber wollen wir sprechen?<strong>“</strong><br />

Über Konkurrenz. Wenn zwei Schauspieler<br />

<strong>eine</strong> Familie haben. Wer kümmert sich um die Kin<strong>der</strong>?<br />

Wer macht Karriere?<br />

Er wird leise. Dafür richtet sie sich auf und<br />

sagt: „Haben wir überhaupt den gleichen Beruf?<strong>“</strong><br />

Das Gespräch wird jetzt grundsätzlicher. Brigitte<br />

Karner wirkt ernst, tief, „so gar nicht österreichisch<strong>“</strong>,<br />

meint ihr Mann. Nicht wie er, ohne diesen charmanten<br />

Schlendrian, kein bisschen huschihuschi.<br />

Nie würde sie mit <strong>eine</strong>m „Des passt schon<strong>“</strong> über<br />

Dinge hinweggehen, die ihr eben nicht passen.<br />

Also fangen wir von vorn an. Ihr Vater war blind.<br />

Bei ihm hat sie sich geborgen gefühlt, unbesehen<br />

geliebt. Einmal, bei <strong>eine</strong>r therapeutischen Familienaufstellung,<br />

wollte sie sich hinter den an<strong>der</strong>en verstecken.<br />

„Das war Wahnsinn, denn mir wurde bewusst,<br />

dass ich mich permanent überwinden muss,<br />

dass ich eigentlich nicht gesehen werden will.<strong>“</strong> Sie<br />

hatte Angst vor Kameras wie an<strong>der</strong>e vorm Zahnarzt,<br />

erzählt er, und dass sie in Flugzeugen manchmal<br />

„Sie zerpflückt<br />

mich auch immer. . .<br />

Sie weiß alles von<br />

mir, alles<strong>“</strong><br />

<strong>eine</strong>n Schleier überwarf, um in <strong>der</strong> Enge nicht panisch<br />

<strong>zu</strong> werden. Und da wird ausgerechnet sie<br />

Schauspielerin? Um die Welt kennen <strong>zu</strong> lernen, um<br />

Menschen <strong>zu</strong> verstehen und, sagt Brigitte Karner:<br />

„Um m<strong>eine</strong> Ängste <strong>zu</strong> überwinden.<strong>“</strong> Sie lacht. Und<br />

gleichzeitig kann es feucht in ihren Augen glitzern.<br />

Sie lernen sich kennen, 22 Jahre <strong>ist</strong> es her,<br />

beim Dreh <strong>zu</strong> „Lenz o<strong>der</strong> die Freiheit<strong>“</strong>. Sie sollen ein<br />

Liebespaar spielen, zwei Sommer hintereinan<strong>der</strong><br />

wird gefilmt. Der charmante Filou und die geheimnisvolle<br />

Tragische. Er <strong>ist</strong> damals verheiratet mit <strong>der</strong><br />

Schauspielerin Charlotte Schwab, mit <strong>der</strong> er <strong>eine</strong>n<br />

zweijährigen Sohn hat, Max. Windeln, Fläschchen,<br />

nachts aufstehen – er hat es überhaupt nicht gepackt<br />

und sagt: „Es war schrecklich, ich hatte <strong>eine</strong>n Schock<br />

vom Kind.<strong>“</strong> Sie hatte sich mit ihrem damaligen Mann<br />

<strong>eine</strong> heile Welt gebaut, nur einmal getrübt durch <strong>eine</strong><br />

Fehlgeburt. Sie wollte k<strong>eine</strong> Liebschaft, außerdem:<br />

„Ich hab Peter angeschaut und gedacht: Der <strong>ist</strong> nichts<br />

für mich, <strong>der</strong> <strong>ist</strong> <strong>zu</strong> <strong>schön</strong>!<strong>“</strong><br />

Er verdreht die Augen und grinst dieses Simonischek-Lächeln.<br />

„Es <strong>ist</strong> ein zweifelhafter Gewinn,<br />

wenn man dauernd hört, wie <strong>schön</strong> man <strong>ist</strong>, es <strong>ist</strong><br />

doof<strong>“</strong>, sagt er, „aber davon gar nichts <strong>zu</strong> wissen <strong>ist</strong><br />

auch problematisch, weil die Menschen <strong>eine</strong>m das<br />

nicht glauben und <strong>eine</strong>n für raffiniert und eitel<br />

halten.<strong>“</strong> Er wendet sich s<strong>eine</strong>r <strong>Frau</strong> <strong>zu</strong>, lächelnd:<br />

„Brigitte war nicht bewusst, dass sie <strong>eine</strong> <strong>schön</strong>e<br />

<strong>Frau</strong> <strong>ist</strong>. Das hatte mit ihrem blinden Vater <strong>zu</strong> tun.<strong>“</strong><br />

Sie nickt. „Ich dachte: Ein Mann, <strong>der</strong> mich liebt,<br />

muss ein Gebrechen haben.<strong>“</strong><br />

Er klatscht in die Hände. „Und du hast 20 Jahre<br />

gebraucht, um den Krüppel in mir <strong>zu</strong> finden.<strong>“</strong><br />

„Ich such immer noch.<strong>“</strong><br />

Er gestikuliert mit den Armen. „Deswegen zerpflückt<br />

sie mich auch immer. Die weiß alles von mir,<br />

alles! Die hat <strong>eine</strong>n Röntgenblick!<strong>“</strong> Er legt jetzt <strong>eine</strong>n<br />

theatralisch-komischen Ton auf. „Mit so <strong>eine</strong>m<br />

Menschen <strong>zu</strong>sammen<strong>zu</strong>leben . . . Ich sag Ihnen: Das<br />

macht man nicht freiwillig!<strong>“</strong> Er lacht.<br />

Sie bleibt ernst. <br />

<br />

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