Elias
Programmheft - Orchester Berliner Musikfreunde e.V.
Programmheft - Orchester Berliner Musikfreunde e.V.
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Felix Mendelssohn Bartholdy<br />
<strong>Elias</strong><br />
PROGRAMM<br />
— 1 —
Anzeige<br />
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— 2 —
7. Oktober 2006<br />
19 Uhr<br />
St. Johannes Basilika<br />
Lilienthalstraße 5 – 10995 Berlin<br />
Volker Hedtfeld, Dirigent<br />
Benefizkonzert<br />
zum 20-jährigen Bestehen der<br />
Internationalen Jugendbegegnungsstätte Oświęcim/Auschwitz<br />
für die Freiwilligenarbeit von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste in Polen<br />
und die IJBS Oświęcim/Auschwitz<br />
in Zusammenarbeit mit<br />
Aktion Sühnezeichen Friedensdienste Berlin<br />
8. Oktober 2006<br />
16 Uhr<br />
Friedrichskirche Babelsberg<br />
Weberplatz – 14482 Potsdam/Babelsberg<br />
Yukari Ishimoto, Dirigentin<br />
21. Oktober 2006<br />
19 Uhr<br />
Reformationskirche Berlin – Moabit<br />
Beusselstraße 35 – 10553 Berlin<br />
Volker Hedtfeld, Dirigent<br />
22. Oktober 2006<br />
19 Uhr<br />
Pauluskirche Berlin – Lichterfelde<br />
Hindenburgdamm 101a – 12203 Berlin<br />
Yukari Ishimoto, Dirigentin<br />
— 3 —
ELIAS-Oratorium für deutsch-polnische Verständigung<br />
Holzskulptur vor der Internationalen Jugendbegegnungsstätte<br />
Oświęcim/Auschwitz<br />
Der Erlös des Konzertes am 7. Oktober<br />
2006 in der St. Johannes Basilika<br />
kommt der deutsch-polnischen Verständigung<br />
im Rahmen der Freiwilligenarbeit<br />
der Aktion Sühnezeichen<br />
Friedensdienste e.V. (ASF) und der<br />
Internationalen Jugendbegegnungsstätte<br />
Oświęcim/Auschwitz (IJBS)<br />
zugute. Anlass ist das 20-jährige<br />
Bestehen der Begegnungsstätte, die<br />
von ASF mit Unterstützung vieler<br />
Fürsprecher und Förderer initiiert<br />
und am 7. Dezember 1986 feierlich<br />
eröffnet wurde.<br />
Die im Programmheft enthaltenen<br />
Texte vermitteln einen Eindruck<br />
von der Arbeit der Internationalen<br />
Jugendbegegnungsstätte Oświęcim/<br />
Auschwitz und dem Engagement<br />
der Freiwilligen von Aktion Sühnezeichen<br />
Friedensdienste für die deutsch-polnische Verständigung. In diesem<br />
Bereich ist in den letzten Jahrzehnten viel an gegenseitigem Verständnis gewachsen.<br />
Die aktuellen Belastungen im deutsch-polnischen Verhältnis zeigen<br />
aber auch, dass noch viel zu tun bleibt.<br />
Die Begegnungsseminare in der IJBS und die Arbeit der Freiwilligen von Aktion<br />
Sühnezeichen Friedensdienste leisten hier einen unverzichtbaren Beitrag.<br />
Da sich die ASF-Arbeit überwiegend durch Spenden finanziert, freuen wir uns<br />
sehr, dass das Orchester Berliner Musikfreunde e.V. und die Cantorei der Reformationskirche<br />
Berlin Moabit dieses Benefizkonzert ermöglicht haben. Allen<br />
Besucherinnen und Besuchern danken wir für die Unterstützung der Versöhnungsarbeit<br />
durch den Kauf einer Konzertkarte.<br />
Falls Sie die Arbeit von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste für Frieden,<br />
Verständigung und Menschenrechte fördern wollen, freuen wir uns über<br />
Ihre Spende auf das ASF-Konto 31137-00 bei der Bank für Sozialwirtschaft<br />
Berlin, BLZ 100 205 00.<br />
Herzlichen Dank!<br />
— 4 —
Felix Mendelssohn Bartholdy<br />
( 1809 - 1847)<br />
<strong>Elias</strong><br />
op. 70 (1846)<br />
Oratorium<br />
nach Worten des Alten Testaments<br />
für Soli, Chor und Orchester<br />
— 5 —
Julia Spencker<br />
Sopran<br />
Sabine Weiner<br />
Alt<br />
Christoph Schröter<br />
Tenor<br />
Tobias Berndt<br />
Bass<br />
Yukari Ishimoto<br />
Dirigentin<br />
Volker Hedtfeld<br />
Dirigent<br />
Cantorei der Reformationskiche<br />
Berlin-Moabit<br />
Orchester Berliner Musikfreunde e. V.<br />
— 6 —
Yukari Ishimoto (Dirigentin) erhielt mit vier<br />
Jahren ersten Klavierunterricht. Von 1982 bis<br />
1986 studierte sie Klavier und das Fach Dirigieren<br />
bei Prof. Mitsuishi am Tokyo College of<br />
Music, wo sie nach ihrem Abschluss eine Lehrtätigkeit<br />
übernahm. Von 1987 bis 1991 absolvierte<br />
sie ein Aufbaustudium bei Prof. Rabenstein an<br />
der Hochschule der Künste Berlin. Sie erreichte<br />
beim internationalen Dirigentenwettbewerb in<br />
Cadaqués (Spanien) das Halbfinale.<br />
Orchestererfahrungen sammelte Frau Ishimoto<br />
bei der Halleschen Philharmonie, der Vogtland<br />
Philharmonie, dem Philharmonischen Orchester<br />
Frankfurt an der Oder und dem Ensemble Sanssouci<br />
der Brandenburgischen Philharmonie Potsdam.<br />
Seit 1991 leitet sie die „Berliner Stadtstreicher“<br />
und seit 1999 das „Telemannorchester“.<br />
Im Jahr 2000 gründete sie das Gesangsensemble<br />
Nagomi. Seit Beginn des Jahres 2003 ist Yukari<br />
Ishimoto künstlerische Leiterin des Orchester<br />
Berliner Musikfreunde e.V.<br />
Volker Hedtfeld (Dirigent) wurde 1976 in Dortmund<br />
geboren. Seit seiner Kindheit erhielt er Klavier-<br />
und Orgelunterricht und sammelte bereits<br />
mit 17 Jahren frühe Erfahrungen als Chorleiter.<br />
Erste Lehrer in den Fächern Chorleitung und<br />
Chorische Stimmbildung waren u. a. Prof. Gerd<br />
Müller-Lorenz (Lübeck), Dr. Bodo Bischoff<br />
(Berlin) und Prof. Kurt Hofbauer (Wien). 1999<br />
begann er das Schulmusikstudium an der Kölner<br />
Musikhochschule. Im Jahre 2000 wechselte<br />
Volker Hedtfeld an die UdK-Berlin zum Dirigierstudium<br />
bei Prof. Lutz Köhler. Seit 2003 studiert<br />
er an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“<br />
Chordirigieren bei Prof. Jörg-Peter Weigle.<br />
Volker Hedtfeld ist seit 2001 musikalischer Leiter<br />
der Cantorei der Reformationskirche Berlin<br />
Moabit.<br />
— 7 —
Julia Spencker (Sopran) studierte Kirchenmusik<br />
an der Universität der Künste Berlin und<br />
schloss im Sommer 2004 mit der Diplomprüfung<br />
Kirchenmusik (A) ab. Schon während dieser<br />
Zeit konzentrierte sie sich auf ihre Gesangsausbildung<br />
bei Bettina Spreitz-Rundfeld und Gisela<br />
Westphal.<br />
Von 2004 - 2005 studierte sie Gesangspädagogik<br />
an der Hochschule für Musik und Theater Hannover<br />
bei Mechthild Kerz und setzt dieses Studium<br />
seit dem Wintersemester 2005 an der Universität<br />
der Künste Berlin bei Kumiko Okabo fort.<br />
Sie ist als Solistin in zahlreichen Konzerten in<br />
und außerhalb Berlins tätig.<br />
Julia Spencker ist Kirchenmusikerin an der Zionskirche<br />
in Berlin-Mitte.<br />
Christoph Schröter (Tenor) wurde 1979 in Merseburg<br />
geboren. Im Jahr 2000 begann er zunächst<br />
ein Studium im Fachbereich Wirtschaftsingenieurwesen<br />
an der Technischen Universität Berlin,<br />
das er 2004 abschloss. Seit 2003 absolviert er ein<br />
Gesangsstudium an der Hochschule für Musik<br />
„Hanns Eisler“ Berlin bei Kammersänger Reiner<br />
Goldberg.<br />
Erste Bühnenerfahrungen in Opern- und Hochschulproduktionen<br />
sowie in konzertanten Opernaufführungen<br />
sammelte er u.a. in Mozarts „Bastien<br />
und Bastienne“, als Erster Geharnischter in der<br />
„Zauberflöte“, als Harlekin in Viktor Ullmanns<br />
„Kaiser von Atlantis“ und als Fenton in den<br />
„Lustigen Weibern von Windsor“. Ein erstes Gastengagement<br />
führte ihn in der Spielzeit 2005/06<br />
als Matelot in Darius Milhauds Oper „Le pauvre<br />
Matelot“ an die Städtischen Bühnen Münster.<br />
Christoph Schröter ist Preisträger mehrerer<br />
Wettbewerbe. So wurde er u.a. mit dem „Yvonne<br />
Kalmán Operettenpreis“ beim Internationalen<br />
Operettenwettbewerb „Jan Kiepura“ der Elblandfestspiele<br />
Wittenberge 2005 ausgezeichnet.<br />
Am Konzerthaus Berlin ist er in dieser Spielzeit<br />
u.a. als Prinz in „Cendrillon“ von Pauline Viardot<br />
und als Einsiedel in „Simplicius Simplicissimus“<br />
von Karl Amadeus Hartmann zu hören.<br />
— 8 —
Sabine Weiner (Alt) studierte an der Musikhochschule<br />
Karlsruhe in den Fächern Klavier<br />
und Gesang. Danach setzte sie ihr privates Gesangsstudium<br />
bei Gundula Hintz in Berlin fort.<br />
Als Mitglied der Opernwerkstatt zu Berlin hat<br />
sie regelmäßige Auftritte als Papagena, 3. Dame<br />
und Schneewittchen. Ihre Konzerttätigkeit erstreckt<br />
sich über das lyrische Alt- und Mezzosopranfach.<br />
Nächstes Jahr wird Sabine Weiner<br />
die Alt-Partie in Bachs Matthäus-Passion bei<br />
den internationalen Bach-Tagen in Bad Hersfeld<br />
singen. Neben ihrer solistischen Tätigkeit ist sie<br />
Mitglied in verschiedenen Projekt-Chören u.a.<br />
im Chor der Bamberger Symphoniker und dem<br />
Extra-Chor der Deutschen Oper Berlin.<br />
Tobias Berndt (Bass) wurde 1979 in Berlin geboren<br />
und erhielt seine erste musikalische Ausbildung<br />
im Dresdner Kreuzchor. Seit Oktober 2000<br />
studiert Tobias Berndt Gesang an der Leipziger<br />
Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn<br />
Bartholdy“ bei Prof. Hermann Christian<br />
Polster.<br />
Ausgezeichnet mit dem „Mauersberger-Stipendium“,<br />
dem „Artländer Musikpreis“ und einem<br />
Stipendium der „Hans und Eugenia Jütting–Stiftung“<br />
gewann er 2004 den 3. Preis beim Bundeswettbewerb<br />
Gesang Berlin.<br />
2005 führte ihn ein Opernengagement an das<br />
Schlosstheater Rheinsberg.<br />
Als gefragter Konzertsänger gastierte er bei namhaften<br />
Festivals wie dem Leipziger Bachfest, den<br />
Händel-Festspielen Halle, den Schumann-Tagen-<br />
Zwickau und dem Prager Frühling. Im Rahmen<br />
des Europäischen Musikfestes Stuttgart 2005 war<br />
er in der h-moll-Messe von Johann Sebastian<br />
Bach unter der Leitung von Helmuth Rilling zu<br />
erleben.<br />
Konzertverpflichtungen führten ihn ins europäische<br />
Ausland, in die USA und nach Chile.<br />
Rundfunk- und CD-Aufnahmen belegen seine<br />
künstlerische Arbeit.<br />
— 9 —
Die Cantorei der Reformationskirche Moabit wurde 1985 in der Kirchengemeinde<br />
Pankow-West von Andreas Sieling gegründet und zog 1991 mit ihm an<br />
die Reformationskirche nach Moabit, wo er eine Kantorstelle antrat. Heute ist<br />
Prof. Andreas Sieling Organist am Berliner Dom.<br />
Die Cantorei wird seit 2001 von Volker Hedtfeld geleitet, der daraus einen in<br />
Berlin nicht mehr ganz unbekannten Kirchen- und Konzertchor geformt hat.<br />
Rund 60 Sängerinnen und Sänger aus der Kirchengemeinde Moabit-West und<br />
ganz Berlin bilden die Stammbesetzung, die für größere Werke aus befreundeten<br />
Chören verstärkt wird.<br />
Die Cantorei gibt jährlich zwei bis drei große Konzerte. Händels Messias und<br />
Bachs Johannespassion vermochten die Reformationskirche bis auf den letzten<br />
Sitzplatz zu füllen. Das Mozart-Requiem sang die Cantorei 2004/2005 bei sechs<br />
Konzerten in Berlin, Schwerin und Grube vor insgesamt 3000 Besuchern - dies<br />
war der Beginn der fruchtbaren Zusammenarbeit mit dem Orchester Berliner<br />
Musikfreunde e.V. (OBM).<br />
Seit zwei Jahren veranstaltet der Chor jeweils Ende August die „Lange Nacht<br />
der Chöre“, die 2006 500 Musiker und 1.500 Zuhörer in die Reformationskirche<br />
lockte. Mit den dabei gesammelten Spenden will die Cantorei dazu beitragen,<br />
die von der Schließung bedrohte Kirche als Konzert- und Begegnungsstätte für<br />
Moabit zu erhalten.<br />
— 10 —
Sopran<br />
Alt<br />
Tenor<br />
Bass<br />
Judith Appelstiel, Eveline Beli, Kathrin Düntsch-Potratz,<br />
Birgit Fleischmann, Rita Frormann, Luisa Giersberg,<br />
Claudia Habeck, Rosemarie Jertz, Monika Kockelkorn,<br />
Kathrin Küttner-Lipinski, Claudia Mierke, Marlies<br />
Motzkus, Mandy Nielse, Felicitas Nolte, Gerhild Richter,<br />
Nadine Richter, Monika Scheel-Paschko, Caroline Seidig,<br />
Elke Sörensen, Vanessa Weiß, Doris Wick-Thierer, Susanne<br />
Weitling, Lara Danica Winter<br />
Karin Babbe, Sabine von Bargen-Ostermann, Tanja<br />
Burgdorf, Susanne Epkenhans, Dagmar Eulenbruch,<br />
Marita Goga, Hilde Jung, Bärbel Küstner, Anja Linders,<br />
Elsbeth Lörcher, Ina Martin, Mechthild Müller, Kristin<br />
Nopper, Magda Scholz-Köhler, Bettina Schwarz, Claudia<br />
Schmidt-Brücken, Kristina Steenbock, Eleonore Streit,<br />
Sonja Tangermann, Ute Winter<br />
Torsten Ackerschewski, Julian Bohlander, Gert Gruner,<br />
Holger Hartung, Ulrich Laudien, Marcel Metzke,<br />
Christoph Moldt, Sebastian Rachuba, Anne Siekhaus,<br />
Michaela Sonnentag, Pier Luigi<br />
Henning von Bargen, Norbert Carius, Sebastian<br />
Cwiklinski, Fabian Eidtner, Carlos F. Gasser, Lothar Kahl,<br />
Christian Kienel, Jens-Peter Paul, Adam Pfeiffer, Klaus-<br />
Peter Pleißner, Martin Schmidt-Brücken, Fabian Voigt,<br />
Arnold Weiß, Jens Wilkening<br />
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— 11 —
Das Orchester Berliner Musikfreunde wurde 1866 gegründet. Es ist Berlins<br />
ältestes Amateurorchester. Gerade in einer Stadt wie Berlin, die über eine<br />
Musikkultur von Weltruf verfügt, haben es Amateure mitunter schwer, sich<br />
zu behaupten. Deswegen sind wir stolz auf die lange Geschichte, auf die wir<br />
zurückblicken können und in der viele klangvolle Namen zu nennen sind:<br />
Als Dirigenten oder Solisten haben z. B. Joseph Joachim, der großartige Geiger<br />
und Gründer der Berliner Musikhochschule, und Mischa Elman, der noch im<br />
Wunderkindalter mit dem OBM auftrat, mitgewirkt. Sergiu Celibidache, der<br />
als Student einige Zeit die Leitung des OBM übernahm, hat dem Orchester sogar<br />
eine Komposition gewidmet.<br />
Aber wichtiger als die großen Namen ist das gemeinsame Musizieren von<br />
unterschiedlichen Menschen aus verschiedenen Altersgruppen, Berufen und<br />
Nationalitäten, die durch die Musik zu einer Gemeinschaft werden und sich in<br />
ihrer Freizeit für ihr Orchester einsetzen. Gelegentlich nimmt auch die Öffentlichkeit<br />
Anteil an der oft übersehenen Arbeit der Amateurmusiker.<br />
So konnten wir uns anlässlich des 100jährigen Bestehens des OBM über die<br />
Verleihung der PRO-MUSICA-Plakette durch den Bundespräsidenten freuen.<br />
— 12 —
Flöte<br />
Oboe<br />
Klarinette<br />
Fagott<br />
Horn<br />
Trompete<br />
Posaune<br />
Pauke<br />
Violine 1<br />
Violine 2<br />
Viola<br />
Cello<br />
Kontrabass<br />
Christiane Bumke-Vogt, Dorothea Haberfeld<br />
Martina Barsch, Nikolaus Spoerel<br />
Gerhard Richter, Rainer Vogt<br />
Anna Kyrieleis, Thomas Vöhringer-Kuhnt<br />
Andrzej Jacher, Bernd Kersten, Marion Koppe,<br />
Matthias Rakow<br />
Matthias Göbel, Katharina Lange<br />
Carsten Bleul, Dörte Esselborn, Katja Jacobsen, Sören<br />
Jacobsen, Lutz Langkabel<br />
Roswitha de la Chevallerie<br />
Raphaele Foulle, Eva Gericke, Burckhard Goethe,<br />
Burkhard Heine, Hanswalter Schramm, Akira Takenaka,<br />
Sebastian Zwiener (Konzertmeister)<br />
Birgit Drüppel, Aref El-Seweifi, Maite Hann, Matthias<br />
Kranz (Stimmführer), Johannes Neubauer, Yoko Hamabe<br />
Wylegala<br />
Andrea Bramer, Hannes Jacobsen, Jürgen Knapp<br />
(Stimmführer), Fabian Kyrieleis, Diethard Mager,<br />
Wolfgang Urban<br />
Gudrun Heim (Stimmführerin), Evelyne Kuß, Ulrike<br />
Neubauer, Julia Schumacher, Reinhold Wolter<br />
Bernhardt Paatz, Norbert Schächter<br />
— 13 —
ERSTER TEIL<br />
FLUCH DES ELIAS<br />
Einleitung<br />
ELIAS<br />
So wahr der Herr, der Gott Israels lebet, vor<br />
dem ich stehe: Es soll diese Jahre weder Tau<br />
noch Regen kommen, ich sage es denn.<br />
Ouvertüre<br />
KLAGE, GEBET UND VERHEISSUNG<br />
1. Chor<br />
DAS VOLK<br />
Hilf, Herr! Hilf, Herr! Willst du uns denn<br />
gar vertilgen? Die Ernte ist vergangen, der<br />
Sommer ist dahin, und uns ist keine Hilfe<br />
gekommen! Will denn der Herr nicht mehr<br />
Gott sein in Zion?<br />
Rezitativ<br />
Die Tiefe ist versieget! Und die Ströme sind<br />
vertrocknet! Dem Säugling klebt die Zunge<br />
am Gaumen vor Durst! Die jungen Kinder<br />
heischen Brot! Und da ist niemand, der es<br />
ihnen breche!<br />
2. Duett mit CHOR<br />
DAS VOLK<br />
Herr, höre unser Gebet<br />
SOPRAN I UND II<br />
Zion streckt ihre Hände aus, und da ist<br />
niemand, der sie tröste<br />
3. Rezitativ<br />
OBADJAH<br />
Zerreißet eure Herzen und nicht eure<br />
Kleider! Um unsrer Sünden willen hat <strong>Elias</strong><br />
den Himmel verschlossen, durch das Wort<br />
des Herrn. So bekehret euch zu dem Herrn<br />
eurem Gott, denn er ist gnädig, barmherzig<br />
und von großer Güte und reut ihn bald der<br />
Strafe<br />
4. Arie<br />
OBADJAH<br />
„So ihr mich von ganzem Herzen suchet, so<br />
will ich mich finden lassen”, spricht unser<br />
Gott. Ach, daß ich wußte, wie ich ihn finden<br />
und zu seinem Stuhle kommen möchte!<br />
5. CHOR<br />
DAS VOLK<br />
Aber der Herr sieht es nicht. Er spottet<br />
unser! Der Fluch ist über uns gekommen. Er<br />
wird uns verfolgen, bis er uns tötet!<br />
„Denn ich der Herr, dein Gott, ich bin ein<br />
eifriger Gott, der da heimsucht der Väter<br />
Missetat an den Kindern bis ins dritte und<br />
vierte Glied derer, die mich hassen. Und tue<br />
Barmherzigkeit an vielen Tausenden, die<br />
mich liebhaben und meine Gebote halten.”<br />
WUNDER DER ERWECKUNG<br />
6. Rezitativ<br />
EIN ENGEL<br />
<strong>Elias</strong>, gehe weg von hinnen und wende dich<br />
gen Morgen, und verbirg dich am Bache<br />
Crith! Du sollst vom Bache trinken, und die<br />
Raben werden dir Brot bringen des Morgens<br />
und des Abends, nach dem Wort deines<br />
Gottes.<br />
7. Doppelquartett<br />
DIE ENGEL<br />
Denn er hat seinen Engeln befohlen über<br />
dir, daß sie dich behüten auf allen deinen<br />
Wegen, daß sie dich auf den Händen tragen<br />
und du deinen Fuß nicht an einen Stein<br />
stoßest.<br />
— 14 —
Rezitativ<br />
EIN ENGEL<br />
Nun auch der Bach vertrocknet ist, <strong>Elias</strong>,<br />
mache dich auf, gehe gen Zarpath und<br />
bleibe daselbst! Denn der Herr hat daselbst<br />
einer Witwe geboten, daß sie dich versorge.<br />
Das Mehl im Cad soll nicht verzehret<br />
werden, und dem Ölkruge soll nichts<br />
mangeln, bis auf den Tag, da der Herr<br />
regnen lassen wird auf Erden.<br />
8. Rezitativ, Arie und Duett<br />
DIE WITWE<br />
Was hast du an mir getan, du Mann Gottes!<br />
Du bist zu mir hereingekommen, daß<br />
meiner Missetat gedacht und mein Sohn<br />
getötet werde! Hilf mir, du Mann Gottes!<br />
Mein Sohn ist krank, und seine Krankheit ist<br />
so hart, daß kein Odem mehr in ihm blieb.<br />
Ich netze mit meinen Tränen mein Lager die<br />
ganze Nacht. Du schaust das Elend, sei du<br />
der Armen Helfer! Hilf meinem Sohn! Es ist<br />
kein Odem mehr in ihm!<br />
ELIAS<br />
Gib mir her deinen Sohn! Herr, mein<br />
Gott, vernimm mein Fleh’n! Wende dich,<br />
Herr, und sei ihr gnädig, und hilf dem<br />
Sohne deiner Magd! Denn du bist gnädig,<br />
barmherzig , geduldig und von großer Güte<br />
und Treue! Herr, mein Gott, lasse die Seele<br />
dieses Kindes wieder zu ihm kommen!<br />
DIE WITWE<br />
Wirst du denn unter den Toten Wunder tun?<br />
Es ist kein Odem mehr in ihm!<br />
ELIAS<br />
Herr, mein Gott, lasse sie Seele dieses Kindes<br />
wieder zu ihm kommen!<br />
DIE WITWE<br />
Werden die Gestorb’nen aufersteh’n und dir<br />
danken?<br />
ELIAS<br />
Herr, mein Gott, lasse sie Seele dieses Kindes<br />
wieder zu ihm kommen!<br />
DIE WITWE<br />
Der Herr erhört deine Stimme, die Seele des<br />
Kindes kommt wieder! Es wird lebendig!<br />
ELIAS<br />
Siehe da, dein Sohn lebet!<br />
DIE WITWE<br />
Nun erkenne ich, daß du ein Mann Gottes<br />
bist, und des Herrn Wort in deinem Munde<br />
ist Wahrheit! Wie soll ich dem Herrn<br />
vergelten alle seine Wohltat, die er an mir tut?<br />
ELIAS<br />
Du sollst den Herrn, deinen Gott, liebhaben<br />
von ganzem Herzen<br />
ELIAS, DIE WITWE<br />
Von ganzer Seele, von allem Vermögen.<br />
Wohl dem, der den Herrn fürchtet.<br />
9. Chor<br />
Wohl dem, der den Herrn fürchtet und<br />
auf seinen Wegen geht! Wohl dem, der auf<br />
Gottes Wegen geht! Denn Frommen geht das<br />
Licht auf in der Finsternis. Den Frommen<br />
geht das Licht auf von dem Gnädigen,<br />
Barmherzigen und Gerechten.<br />
WUNDER DES FEUERS<br />
10. Rezitativ mit Chor<br />
ELIAS<br />
So wahr der Herr Zebaoth lebet, vor dem<br />
ich stehe: Heute, im dritten Jahr, will ich<br />
mich dem Könige zeigen, und der Herr wird<br />
wieder regnen lassen auf Erden.<br />
KÖNIG AHAB<br />
Bist du’s, <strong>Elias</strong>, bist du’s, der Israel verwirrt?<br />
DAS VOLK<br />
Du bist’s, <strong>Elias</strong>, du bist’s, der Israel verwirrt!<br />
ELIAS<br />
Ich verwirrte Israel nicht, sondern du,<br />
König, und deines Vaters Haus, damit, daß<br />
ihr des Herrn Gebot verlaßt und wandelt<br />
Baalim nach. Wohlan! So sende nun hin und<br />
versammle zu mir das ganze Israel auf den<br />
Berg Carmel, und alle Propheten Baals, und<br />
alle Propheten des Hains, die vom Tische<br />
der Königin essen:<br />
Da wollen wir sehn, ob Gott der Herr ist.<br />
DAS VOLK<br />
Da wollen wir sehn, ob Gott der Herr ist.<br />
ELIAS<br />
Auf denn, ihr Propheten Baals, erwählet<br />
einen Farren, und legt kein Feuer daran,<br />
und rufet ihr an den Namen eures Gottes,<br />
und ich will den Namen des Herrn anrufen;<br />
welcher Gott nun mit Feuer antworten wird,<br />
der sei Gott.<br />
— 15 —
DAS VOLK<br />
Ja, welcher Gott nun mit Feuer antworten<br />
wird, der sei Gott.<br />
ELIAS<br />
Rufet euren Gott zuerst, denn eurer sind<br />
viele! Ich aber bin allein übrig geblieben, ein<br />
Prophet des Herrn. Ruft eure Feldgötter und<br />
eure Berggötter!<br />
11. Chor<br />
PROPHETEN BAALS<br />
Baal, erhöre uns! Wende dich zu unserm<br />
Opfer, Baal, erhöre uns! Höre uns, mächtiger<br />
Gott! Send’ uns dein Feuer und vertilge den<br />
Feind!<br />
12. Rezitativ und Chor<br />
ELIAS<br />
Rufet lauter! Denn er ist ja Gott:<br />
Er dichtet, oder er hat zu schaffen, oder er ist<br />
über Feld, oder schläft er vielleicht, daß er<br />
aufwache! Rufet lauter, rufet lauter!<br />
PROPHETEN BAALS<br />
Baal, erhöre uns, wache auf! Warum schläfst<br />
du?<br />
13. Rezitativ und Chor<br />
ELIAS<br />
Rufet lauter! Er hört euch nicht! Ritzt euch<br />
mit Messern und mit Pfriemen nach eurer<br />
Weise. Hinkt um den Altar, den ihr gemacht,<br />
rufet und weissagt! Da wird keine Stimme<br />
sein, keine Antwort, kein Aufmerken.<br />
PROPHETEN BAALS<br />
Baal! Gib Antwort, Baal! Siehe, die Feinde<br />
verspotten uns!<br />
ELIAS<br />
Kommt her, alles Volk, kommt her zu mir<br />
14. Arie<br />
ELIAS<br />
Herr Gott Abrahams, Isaaks und Israels, laßt<br />
heut kund werden, daß du Gott bist und ich<br />
dein Knecht. Herr, Gott Abrahams! Und daß<br />
ich solches alles nach deinem Worte getan!<br />
Erhöre mich, Herr, erhöre mich! Herr, Gott<br />
Abrahams, Isaaks und Israels, erhöre mich,<br />
Herr, erhöre mich! Daß dies Volk wisse,<br />
daß du der Herr Gott bist, daß du ihr Herz<br />
danach bekehrest!<br />
15. Quartett<br />
ENGELN<br />
Wirf dein Anliegen auf den Herr, der wird<br />
dich versorgen, und wird den Gerechten<br />
nicht ewiglich in Unruhe lassen. Denn seine<br />
Gnade reicht so weit der Himmel ist, und<br />
keiner wird zuschanden, der seiner harret.<br />
16. Rezitativ mit Chor<br />
ELIAS<br />
Der du dein Diener machst zu Geistern,<br />
und dein Engel zu Feuerflammen, sende sie<br />
herab!<br />
DAS VOLK<br />
Das Feuer fiel herab! Feuer! Die Flamme<br />
fraß das Brandopfer! Fallt nieder auf euer<br />
Angesicht! Der Herr ist Gott, der Herr ist<br />
Gott! Der Herr, unser Gott, ist ein einiger<br />
Herr, und des sind keine anderen Götter<br />
neben ihm.<br />
ELIAS<br />
Greift die Propheten Baals, daß ihrer keiner<br />
entrinne, führt sie hinab an den Bach und<br />
schlachtet sie daselbst!<br />
DAS VOLK<br />
Greift die Propheten Baals, daß ihrer keiner<br />
entrinne!<br />
17. Arie<br />
ELIAS<br />
Ist nicht des Herrn Wort wie ein Feuer und<br />
wie ein Hammer, der Felsen zerschlägt?<br />
Sein Wort ist wie ein Feuer und wie ein<br />
Hammer, der Felsen zerschlägt. Gott ist ein<br />
rechter Richter, und ein Gott, der täglich<br />
droht, will man sich nicht bekehren, so hat<br />
er sein Schwert gewetzt, und seinen Bogen<br />
gespannt und zielet!<br />
18. Arioso<br />
ALT<br />
Weh ihnen, daß sie von mir weichen! Sie<br />
müssen verstöret werden, denn sie sind<br />
abtrünnig von mir geworden. Ich wollte sie<br />
wohl erlösen, wenn sie nicht Lügen wider<br />
mich lehrten. Ich wollte sie wohl erlösen,<br />
aber sie hören es nicht. Weh ihnen! Weh<br />
ihnen!<br />
— 16 —
WUNDER DES REGENS<br />
19. Rezitativ mit Chor<br />
OBADJAH<br />
Hilf deinem Volk, du Mann Gottes! Es ist<br />
doch ja unter der Heiden Götter keiner, der<br />
Regen könnte geben: So kann der Himmel<br />
auch nicht regnen; denn Gott allein kann<br />
solches alles tun.<br />
ELIAS<br />
O Herr! Du hast nun deine Feinde verworfen<br />
und zerschlagen! So schaue nun vom<br />
Himmel herab und wende die Not deines<br />
Volkes. Öffne den Himmel und fahre herab.<br />
Hilf deinem Knecht, o du mein Gott.<br />
DAS VOLK<br />
Öffne den Himmel und fahre herab. Hilf<br />
deinem Knecht, o du mein Gott!<br />
DER KNABE<br />
Es gehet eine kleine Wolke auf aus dem<br />
Meere, wie eines Mannes Hand; der Himmel<br />
wird schwarz von Wolken und Wind; es<br />
rauschet stärker und stärker!<br />
DAS VOLK<br />
Danket dem Herrn, denn er ist freundlich.<br />
ELIAS<br />
Danket dem Herrn, denn er ist freundlich,<br />
und seine Güte währet ewiglich!<br />
20. CHOR<br />
DAS VOLK<br />
Dank sei dir Gott, du tränkest das durst’ge<br />
Land! Die Wasserströme erheben sich, sie<br />
erheben ihr Brausen. Die Wasserwogen sind<br />
groß und brausen gewaltig. Doch der Herr<br />
ist noch größer in der Höhe.<br />
ELIAS<br />
Gehe hinauf, Knabe, und schaue zum Meere<br />
zu, ob der Herr mein Gebet erhört.<br />
DER KNABE<br />
Ich sehe nichts; der Himmel ist ehern über<br />
meinem Haupte.<br />
ELIAS<br />
Wenn der Himmel verschlossen wird, weil<br />
sie an dir gesündigt haben, und sie werden<br />
beten und deinen Namen bekennen und sich<br />
von ihren Sünden bekehren, so wollest du<br />
ihnen gnädig sein. Hilf deinem Knecht, o du,<br />
mein Gott!<br />
DAS VOLK<br />
So wollest du uns gnädig sein, hilf deinem<br />
Knecht, o du, mein Gott<br />
ELIAS<br />
Gehe wieder hin und schaue dem Meere zu.<br />
DER KNABE<br />
Ich sehe nichts; die Erde ist eisern unter mir!<br />
ELIAS<br />
Rauscht es nicht, als wollte es regnen?<br />
Siehest du noch nichts vom Meer her?<br />
DER KNABE<br />
Ich sehe nichts!<br />
ELIAS<br />
Wende dich zum Gebet deines Knechts, zu<br />
seinem Fleh’n, Herr! Herr, du mein Gott!<br />
Wenn ich rufe zu dir, Herr, mein Hort, so<br />
schweige mir nicht! Gedenke, Herr, an deine<br />
Barmherzigkeit.<br />
— 17 —
ZWEITER TEIL<br />
BEDROHUNG UND RÜCKZUG DES ELIAS<br />
23. Rezitativ mit Chor<br />
ELIAS<br />
Der Herr hat dich erhoben aus dem Volk<br />
und dich zum König über Israel gesetzt.<br />
Aber du, Ahab, hast übel getan über<br />
alle, die vor dir gewesen sind. Es war dir<br />
ein Geringes, daß du wandeltest in der<br />
Sünde Jerobeams, und machtest dem Baal<br />
einen Hain, den Herrn, den Gott Israels<br />
zu erzürnen; du hast totgeschlagen und<br />
fremdes Gut genommen! Und der Herr wird<br />
Israel schlagen, wie ein Rohr im Wasser<br />
bewegt wird, und wird Israel übergeben um<br />
eurer Sünde willen.<br />
DIE KÖNIGIN<br />
Habt ihr’s gehört, wie er geweissagt hat<br />
wider dieses Volk?<br />
DAS VOLK<br />
Wir haben es gehört!<br />
DIE KÖNIGIN<br />
Wie er geweissagt hat wider den König in<br />
Israel?<br />
MAHNUNG UND ZUSPRUCH<br />
21. Arie<br />
SOPRAN<br />
Höre, Israel, höre des Herren Stimme! Ach,<br />
daß du merkest auf sein Gebot! Aber wer<br />
glaubt unserer Predigt, und wem wird der<br />
Arm des Herr geoffenbart?<br />
So spricht der Herr, der Erlöser Israels,<br />
sein Heiliger, zum Knecht, der unter den<br />
Tyrannen ist, so spricht der Herr:<br />
Ich bin euer Tröster. Weiche nicht, denn ich<br />
bin dein Gott! Ich stärke dich! Wer bist du<br />
denn, daß du dich vor Menschen fürchtest,<br />
die doch sterben? Und vergissest des Herrn,<br />
der dich gemacht hat, der den Himmel<br />
ausbreitet und die Erde gegründet. Wer bist<br />
du denn?<br />
22. Chor<br />
Fürchte dich nicht, spricht unser Gott, fürchte<br />
dich nicht, ich bin mit dir, ich helfe dir! Denn<br />
ich bin der Herr dein Gott, der zu dir spricht:<br />
Fürchte dich nicht! Ob tausend fallen zu<br />
deiner Seite und zehentausend zu deiner<br />
Rechten, so wird es doch dich nicht treffen.<br />
DAS VOLK<br />
Wir haben es gehört!<br />
DIE KÖNIGIN<br />
Warum darf er weissagen im Namen des<br />
Herrn? Was wäre für ein Königreich in<br />
Israel, wen <strong>Elias</strong> Macht hätte über des<br />
Königs Macht? Die Götter tun mir dies und<br />
das, wenn ich nicht morgen um diese Zeit<br />
seiner Seel tue, wie dieser Seelen einer, die<br />
er geopfert hat am Bache Kison.<br />
DAS VOLK<br />
Er muß sterben!<br />
DIE KÖNIGIN<br />
Er hat die Propheten Baals getötet.<br />
DAS VOLK<br />
Er muß sterben!<br />
DIE KÖNIGIN<br />
Er hat sie mit dem Schwert erwürgt.<br />
DAS VOLK<br />
Er hat sie erwürgt.<br />
DIE KÖNIGIN<br />
Er hat den Himmel verschlossen.<br />
DAS VOLK<br />
Er hat den Himmel verschlossen.<br />
— 18 —
DIE KÖNIGIN<br />
Er hat die teure Zeit über uns gebracht. So<br />
ziehet hin und greift <strong>Elias</strong>, er ist des Todes<br />
schuldig. Tötet ihn, laßt uns ihm tun, wie er<br />
getan hat.<br />
24. Chor<br />
DAS VOLK<br />
Wehe ihm, er muß sterben! Warum darf er<br />
den Himmel verschließen? Warum darf er<br />
weissagen im Namen des Herren? Dieser<br />
ist des Todes schuldig! Wehe ihm, er muß<br />
sterben, denn er hat geweissagt wider diese<br />
Stadt, wie wir mit unsern Ohren gehört. So<br />
ziehet hin, greifet ihn, tötet ihn!<br />
25. Rezitativ<br />
OBADJAH<br />
Du Mann Gottes, laß meine Rede etwas vor<br />
dir gelten. So spricht die Königin: <strong>Elias</strong> ist<br />
des Todes schuldig; und sie sammeln sich<br />
wider dich, sie stellen deinem Gange Netze,<br />
und ziehen aus, daß sie dich greifen, daß sie<br />
dich töten! So mache dich auf und wende<br />
dich von Ihnen, gehe hin in die Wüste. Der<br />
Herr, dein Gott wird selber mit dir wandeln,<br />
er wird die Hand nicht abtun, noch dich<br />
verlassen. Ziehe hin und segne uns auch!<br />
ELIAS<br />
Sie wollen sich nicht bekehren! Bleibe hier,<br />
du Knabe; der Herr sei mit euch. Ich gehe<br />
hin in die Wüste!<br />
26. Arie<br />
ELIAS<br />
Es ist genug! So nimm nun, Herr, meine<br />
Seele! Ich bin nicht besser denn meine Väter.<br />
Ich begehre nicht mehr zu leben, denn<br />
meine Tage sind vergeblich gewesen. Ich<br />
habe geeifert um den Herrn, um den Gott<br />
Zebaoth, denn die Kinder Israels haben<br />
deinen Bund verlassen, und deine Altäre<br />
haben sie zerbrochen und deine Propheten<br />
mit dem Schwert erwürgt. Und ich bin allein<br />
übriggeblieben, und sie steh‘n danach, daß<br />
sie mir mein Leben nehmen! Es ist genug!<br />
So nimm nun, Herr, meine Seele! Ich bin<br />
nicht besser denn meine Väter. Nimm nun, o<br />
Herr, meine Seele!<br />
27. Rezitativ<br />
TENOR<br />
Sieh, er schläft unter dem Wacholder in der<br />
Wüste, aber die Engel des Herrn lagern sich<br />
um die her, so ihn fürchten.<br />
28. Terzett<br />
DREI ENGEL<br />
Hebe deine Augen auf zu den Bergen, von<br />
welchen dir Hilfe kommt. Deine Hilfe kommt<br />
vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht<br />
hat. Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen,<br />
und der dich behütet, schläft nicht<br />
29. Chor<br />
Siehe, der Hüter Israels schläft noch<br />
schlummert nicht. Wenn du mitten in Angst<br />
wandelst, so erquickt er dich.<br />
30. Rezitativ<br />
EIN ENGEL<br />
Stehe auf, <strong>Elias</strong>, denn du hast einen großen<br />
Weg vor dir! Vierzig Tage und vierzig<br />
Nächte sollst du geh’n bis an den Berg<br />
Gottes Horeb.<br />
ELIAS<br />
O Herr, ich arbeite vergeblich und bringe<br />
meine Kraft umsonst und unnütz zu. Ach,<br />
daß du den Himmel zerrissest und führest<br />
herab! Daß die Berge vor dir zerflössen! Daß<br />
deine Feinde vor dir zittern müßten durch<br />
die Wunder, die du tust! Warum lässest du<br />
sie irren von deinen Wegen und ihr Herz<br />
verstocken, daß sie dich nicht fürchten? O<br />
daß meine Seele stürbe!<br />
31. Arie<br />
EIN ENGEL<br />
Sei stille dem Herrn und warte auf ihn; der<br />
wird dir geben, was dein Herz wünscht.<br />
Befiehl ihm deine Wege und hoffe auf ihn.<br />
Steh ab vom Zorn und laß den Grimm. Sei<br />
stille dem Herrn und warte auf ihn.<br />
32. CHOR<br />
Wer bis an das Ende beharrt, der wird selig.<br />
ERSCHEINUNG GOTTES –<br />
HIMMELFAHRT DES ELIAS<br />
33. Rezitativ<br />
ELIAS<br />
Herr, es wird Nacht um mich, sei du nicht<br />
ferne! Verbirg dein Antlitz nicht vor mir!<br />
Meine Seele dürstet nach dir, wie ein dürres<br />
Land.<br />
DER ENGEL<br />
Wohlan denn, gehe hinaus, und tritt auf den<br />
Berg vor den Herrn, denn seine Herrlichkeit<br />
erscheint über dir! Verhülle dein Antlitz,<br />
denn es naht der Herr.<br />
— 19 —
34. CHOR<br />
Der Herr ging vorüber, und ein starker<br />
Wind, der die Berge zerriß und die Felsen<br />
zerbrach, ging vor dem Herrn her, aber der<br />
Herr war nicht im Sturmwind. Der Herr<br />
ging vorüber, und die Erde erbebte, und das<br />
Meer erbrauste, aber der Herr war nicht im<br />
Erdbeben. Und nach dem Erdbeben kam<br />
ein Feuer, aber der Herr war nicht im Feuer.<br />
Und nach dem Feuer kam ein stilles, sanftes<br />
Sausen. Und in dem Säuseln nahte sich der<br />
Herr.<br />
35. Rezitativ<br />
ALT<br />
Seraphim standen über ihm, und einer rief<br />
zum andern:<br />
QUARTETT MIT CHOR – SERPAHIM<br />
Heilig, heilig, heilig ist Gott, der Herr<br />
Zebaoth. Alle Lande sind seiner Ehre voll.<br />
36. Chor und Rezitativ<br />
Gehe wiederum hinab! Noch sind<br />
übriggeblieben siebentausend in Israel, die<br />
sich nicht gebeugt vor Baal. Gehe wiederum<br />
hinab! Tue nach des Herrn Wort!<br />
ELIAS<br />
Ich gehe hinab in der Kraft des Herrn! Du<br />
bist ja der Herr! Ich muß um deinetwillen<br />
leiden, darum freut sich mein Herz, und ich<br />
bin fröhlich; Auch mein Fleisch wird sicher<br />
liegen.<br />
37. Arioso<br />
ELIAS<br />
Ja, es sollen wohl Berge weichen und Hügel<br />
hinfallen, aber dein Gnade wird nicht von<br />
mir weichen, und der Bund deines Friedens<br />
soll nicht fallen.<br />
38. Chor<br />
Und der Prophet <strong>Elias</strong> brach hervor wie<br />
ein Feuer, und sein Wort brannte wie eine<br />
Fackel. Er hat stolze Könige gestürzt. Er hat<br />
auf dem Berge Sinai gehört die zukünftige<br />
Strafe, und in Horeb die Rache. Und da der<br />
Herr ihn wollte gen Himmel holen, siehe, da<br />
kam ein feuriger Wagen, mit feurige Rossen,<br />
und er fuhr im Wetter gen Himmel.<br />
ERLÖSUNG UND ANKÜNDIGUNG<br />
39. Arie<br />
TENOR<br />
Dann werden die Gerechten leuchten wie<br />
die Sonne in ihres Vaters Reich. Wonne und<br />
Freude werden sie ergreifen. Aber Trauern<br />
und Seufzen wird vor ihnen fliehen.<br />
40. Rezitativ<br />
SOPRAN<br />
Darum ward gesendet der Prophet <strong>Elias</strong>, eh’<br />
denn da komme der große und schreckliche<br />
Tag des Herrn: Er soll das Herz der Väter<br />
bekehren zu den Kindern, und das Herz der<br />
Kinder zu ihren Vätern; daß der Herr nicht<br />
komme und das Erdreich mit dem Banne<br />
schlage.<br />
41. Chor<br />
Aber einer erwacht von Mitternacht, und er<br />
kommt vom Aufgang der Sonne. Der wird<br />
des Herren Namen predigen und wird über<br />
die Gewaltigen gehen; das ist sein Knecht,<br />
sein Auserwählter, an welchem seine Seele<br />
Wohlgefallen hat. Auf ihm wird ruhen der<br />
Geist des Herrn: Der Geist der Weisheit und<br />
des Verstandes, der Geist des Rats und der<br />
Stärke, der Geist der Erkenntnis und der<br />
Furcht des Herrn. Aber einer erwacht von<br />
Mitternacht, und er kommt vom Aufgang<br />
der Sonne.<br />
QUARTETT<br />
Wohlan alle, die ihr durstig seid, kommt her<br />
zum Wasser, kommt her zu ihm! Wohlan<br />
alle, die ihr durstig seid, kommt her zu ihm<br />
und neigt euer Ohr, und kommt zu ihm, so<br />
wird eure Seele leben.<br />
42. Schlußchor<br />
Alsdann wird euer Licht hervorbrechen<br />
wie die Morgenröte, und eure Besserung<br />
wird schnell wachsen; und die Herrlichkeit<br />
des Herrn wird euch zu sich nehmen. Herr,<br />
unser Herrscher! Wie herrlich ist dein Name<br />
in allen Landen, da man dir danket im<br />
Himmel. Amen.<br />
— 20 —
Die Bildungsarbeit in der<br />
Internationalen Jugendbegegnungsstätte Oświęcim/Auschwitz<br />
TeilnehmerInnen eines Projekts in der Internationalen<br />
Jugendbegegnungsstätte Oświęcim/Auschwitz bei<br />
Arbeiten in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau<br />
— 21 —<br />
Wesentlicher Kern aller Veranstaltungen<br />
in der IJBS Oświęcim/Auschwitz<br />
ist die Geschichte des ehemaligen<br />
Konzentrations- und Vernichtungslagers<br />
Auschwitz-Birkenau und ihre<br />
Bedeutung für Gegenwart und Zukunft.<br />
In verschiedenen Programmelementen<br />
wird den Jugendlichen ein<br />
vielfältiger Zugang zur Geschichte<br />
dieses Ortes ermöglicht: Führungen<br />
durch die Gedenkstätte Auschwitz-<br />
Birkenau, Kennenlernen der Stadt<br />
Oświęcim, Besuche im jüdischen<br />
Bildungszentrum, Studium von Dokumenten<br />
des Archivs, Besuche der<br />
Kunstsammlung in der Gedenkstätte,<br />
Gespräch mit Zeitzeugen, vertiefende<br />
thematische Arbeit, Reflexion der<br />
Erfahrungen und Erkenntnisse in der<br />
Gruppe, Gedenken an die Opfer. Ein<br />
weiteres Programmelement können<br />
praktische Erhaltungsarbeiten in der<br />
Gedenkstätte sein. Auch landeskundliche Elemente, wie Besuche in Krakau<br />
oder der näheren Umgebung von Oświęcim, sind Teil vieler Programme.<br />
Neben den Gedenkstättenfahrten junger Menschen für mehrere Tage nach<br />
Oświęcim – teilweise verwurzelt in einer langen Tradition, die bis in die sechziger<br />
Jahre zurückverweist – besteht seit Beginn der 1990er Jahre in breitem Maße<br />
die Möglichkeit und Chance, sich mit Auschwitz im Rahmen deutsch-polnischer<br />
und internationaler Jugendbegegnungen und Seminare zu beschäftigen.<br />
Die IJBS Oświęcim/Auschwitz nimmt diese Chance mit mehreren Schwerpunkten<br />
wahr:<br />
– Thematische Seminare zu einem bestimmten Schwerpunkt, z.B. zur Geschichte<br />
und Rolle von Auschwitz-Birkenau, zu Medizin und Krankenpflege<br />
oder zur Rolle von Architektur und Städtebau im besetzten Polen<br />
– Künstlerische und praktische Workshops wie beispielsweise Fotografieund<br />
Zeitungsworkshops oder Kunstworkshops für Gehörlose<br />
– Fortbildungsseminare für Lehrerinnen und Lehrer sowie Multiplikatoren<br />
über die pädagogische Arbeit bei Gedenkstätten und in der IJBS Oświęcim/<br />
Auschwitz
– Internationaler Jugendaustausch: mit verschiedenen Partnern organisieren<br />
wir längerfristige Austauschprogramme, z.B. mit Partnern in der Ukraine<br />
oder deutsch-polnisch-israelische Begegnungen<br />
Neben der pädagogischen Arbeit für Gäste von außerhalb der Stadt wirkt die<br />
IJBS auch nach Oświęcim hinein. Regelmäßig finden Veranstaltungen statt, die<br />
die Jugendbegegnungsstätte in das kulturelle Leben der Stadt Oświęcim integrieren.<br />
Die pädagogische Arbeit wird getragen von einem Team bestehend aus dem<br />
polnischen und dem deutschen Studienleiter sowie pädagogischen Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern aus Polen. Außerdem arbeiten Freiwillige aus<br />
Deutschland von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste und aus Österreich<br />
vom Verein „Gedenkdienst“ mit. Viele Programme werden durch das Deutsch-<br />
Polnische Jugendwerk und zahlreiche andere Stiftungen gefördert.<br />
Ein ausführliches Jahresprogramm ist in der IJBS erhältlich und auch auf der<br />
Internetseite abrufbar. Wir laden alle interessierten Institutionen und Einzelpersonen<br />
sehr herzlich zur Zusammenarbeit ein!<br />
Internationale Jugendbegegnungsstätte Oświęcim/Auschwitz<br />
ul. Legionów 11<br />
PL-32-600 Oświęcim<br />
Tel. +48 (33) 843 21 07<br />
Fax: +48 (33) 843 39 80<br />
Internet : www.mdsm.pl<br />
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— 22 —
Ein Jahr in Auschwitz<br />
Eindrücke von einem Freiwilligendienst<br />
mit Aktion Sühnezeichen Friedensdienste in der<br />
Internationalen Jugendbegegnungsstätte Oświęcim/Auschwitz<br />
Lena Petzel<br />
„Eines der schönsten Jahre meines Lebens“<br />
Hinter mir liegt ein sehr abwechslungsreiches Jahr. Wir haben viele Großereignisse<br />
miterleben können: Die Feier zum 60. Jahrestag der Befreiung der<br />
Konzentrationslager Auschwitz und Birkenau am 27. Januar, den „March of<br />
the Living“ am 5. Mai oder den 60. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai. Diese<br />
Ereignisse haben unseren sowieso schon abwechslungsreichen Alltag immer<br />
wieder unterbrochen. Auch bin ich hier vielen Menschen begegnet: Den Gruppenteilnehmern<br />
und Leitern der Gruppen, die unser Haus besucht haben, einige<br />
Zeitzeugen, meinen polnischen Kollegen hier im Haus und meinen Mitfreiwilligen<br />
aus Österreich, Rumänien und Deutschland. Diese Menschen haben<br />
das letzte Jahr zu dem gemacht, was es war: Eines der schönsten Jahre meines<br />
Lebens. Die Begegnungen mit ihnen haben mich sehr geprägt.<br />
Meine Arbeit beinhaltete in erster Linie die Betreuung von Jugendgruppen aus<br />
Deutschland, hin und wieder auch Erwachsenengruppen oder Gruppen aus<br />
anderen Ländern. Meine Hauptaufgabe war es, mich um die Organisation der<br />
Programme und Seminare zu kümmern. In manchen Fällen war ich auch aktiv<br />
an der Programmgestaltung und Durchführung beteiligt.<br />
Zeitzeugengespräch bei einem Seminar in der IJBS Oświęcim/Auschwitz<br />
— 23 —
Leben in Auschwitz oder in Oświęcim?<br />
Immer wieder wurde ich gefragt, wie ich es nur aushalten könne, in Auschwitz<br />
zu leben und jeden Tag mit dem Thema konfrontiert zu sein. Einer der wichtigsten<br />
Punkte ist, dass ich in Oświęcim lebe, nicht in Auschwitz. Das mag auf<br />
den ersten Blick nach einer reinen Wortspielerei klingen, da Oświęcim der<br />
polnische Name für Auschwitz ist, aber bei näherer Betrachtung der Stadt und<br />
ihrer Geschichte wird klar warum. Diese Stadt gab es schon lange bevor dort<br />
ein Konzentrationslager gebaut wurde und ihre Geschichte ist stark geprägt<br />
von einem friedlichen Zusammenleben von polnischen Katholiken und Juden.<br />
Und diese Stadt besteht eben auch, nachdem hier ein Konzentrationslager errichtet<br />
worden ist.<br />
Ich lebe in Oświęcim, nicht in Auschwitz. Das ist eine ganz wichtige Unterscheidung,<br />
besonders für die Bewohner dieser Stadt. Für sie sind die Stadt<br />
Oświęcim und das Lager Auschwitz zweierlei. Mir geht es ähnlich, denn vom<br />
meinem Empfinden lebe ich in einer normalen polnischen Kleinstadt. Natürlich<br />
bin ich mir der Geschichte, die hier überall dicht unter der Oberfläche liegt, sehr<br />
bewusst, aber nicht in jeder Minute meines Alltagslebens.<br />
Wenn die Arbeit in Auschwitz zum Alltag wird<br />
Auch mein Verhältnis zur Gedenkstätte hat sich verändert. Der Anblick der<br />
Baracken und Gebäude ist selbstverständlicher geworden. Die Gebäude selbst<br />
lösen bei mir längst keine Beklemmung mehr aus. Doch mit dem immer größeren<br />
Wissen über die Schrecken dieses Ortes wird es mir auch immer schwerer,<br />
manche der Baracken zu betreten. In den Raum, in dem die Haare der vielen<br />
ermordeten Frauen liegen, gehe ich zum Beispiel gar nicht mehr. Es sind auch<br />
häufig kleine Dinge, die mir einen Schauer über den Rücken jagen: Das Rattern<br />
des Zuges, das ich von meinem Balkon aus hören kann. Kein Geräusch ist für<br />
mich stärker mit dem Konzentrationslager verbunden als dieses und sofort<br />
stehen mir Tränen in den Augen. Mein Zugang zu dem Thema hat sich völlig<br />
verändert. Er ist viel universeller geworden. Meine Beschäftigung mit dem Holocaust<br />
beschränkt sich nicht mehr auf die Orte des Gedenkens, sondern geht<br />
bis in meinen Alltag.<br />
Lena Petzel war als ASF-Freiwillige in der Internationalen Jugendbegegnungsstätte<br />
Oświęcim/Auschwitz, Polen, von September 2004 bis August 2005 tätig.<br />
— 24 —
Oświęcim – meine Stadt, mein Zuhause<br />
Artur Brzozowski<br />
Schreckliche Bilder, die traurigen Augen der ehemaligen Häftlingen, Tausende<br />
Menschen, die die Gedenkstätte besuchen, Stunden im Archiv, mein Großvater<br />
– und auf der anderen Seite Normalität, meine Familie, mein Alltag, meine Stadt.<br />
All das wird wach, wenn ich an sie denke. Die Stadt, die jeder sehr gut kennt,<br />
obwohl nicht jeder sie besucht hat. Deren Namen jeder kennt, egal wie viel er sich<br />
mit der grausamen Geschichte beschäftigt hat. Meine Stadt, mein Zuhause. Ein<br />
Ort, an den ich viele gute Erinnerungen habe. Oświęcim – Auschwitz.<br />
Ich bin 21 Jahre alt und 19 Jahre habe ich in Oświęcim gelebt. In einer Stadt mit<br />
einer sehr traurigen Geschichte. Wo Normalität und Alltag eine andere Bedeutung<br />
haben als in anderen Städten. Das Museum, die Gedenkstätte Auschwitz,<br />
liegt direkt in der Stadt. Die Gedenkstätte sieht man sehr oft, wenn man in der<br />
Stadt lebt. Man sieht sie von draußen, wenn man mit dem Auto oder mit dem<br />
Bus fährt. Ab und zu geht man mit der Schule hin und für jeden spielt sie eine<br />
andere Rolle. Man kann auch in Oświęcim leben und sie gar nicht wahrnehmen.<br />
Einfach weiterleben. Man kann aber weiterleben und die Geschichte des<br />
Ortes würdigen, respektieren.<br />
Ich wusste, seit ich Kind war, dass es Auschwitz gab und dass dort, wo jetzt<br />
eine Gedenkstätte ist, vor Jahren mein Großvater verhaftet wurde. Lange Zeit<br />
kannte ich nur die Nummer, die er wie alle anderen eintätowiert hat und dass<br />
sich dort hinter den Zäunen Unaussprechliches abgespielt hatte. In meiner<br />
Familie war die Geschichte des Lagers immer präsent, obwohl ich von meinem<br />
Großvater kaum Informationen bekommen habe. Er wollte davon nicht<br />
erzählen. Er hat nur immer wieder gesagt, dass er sich freut, dass ich jetzt auch<br />
Freunde in Deutschland habe.<br />
Jeder, der in Oświęcim lebt, setzt sich mit der Geschichte des Ortes, mit<br />
Auschwitz auseinander. In Oświęcim lebt man jeden Tag damit, deswegen<br />
habe ich mich auch in der Internationalen Jugendbegegnungsstätte engagiert.<br />
Dank dieser konnte ich an vielen verschiedenen Seminaren sowohl in Deutschland<br />
als auch in Polen teilnehmen und mich mit dem Thema auseinandersetzen.<br />
Später habe ich auch die Gruppen aus Deutschland durch die Stadt geführt um<br />
die Verbindung der Vergangenheit mit der Gegenwart zu knüpfen. Ich habe<br />
den Menschen das Leben und die Stadt gezeigt.<br />
Nach dem Abitur habe ich mich entschieden mit Aktion Sühnezeichen Friedensdienste<br />
nach Deutschland zu gehen. Ich wollte dieses Land und seine<br />
Vergangenheit näher kennen lernen, etwas freiwillig für andere tun. Ich habe<br />
— 25 —
in der Gedenkstätte Sachsenhausen gearbeitet und dort Führungen gegeben.<br />
Wenn mich jemand fragt, was es für mich bedeutet, für eine Organisation mit<br />
dem Namen „Sühnezeichen“ zu arbeiten, oder wofür ich sühnen will, da ich<br />
doch kein Deutscher bin, sage ich, dass wir doch alle etwas für den Frieden tun<br />
können.<br />
Jetzt bin ich kein Freiwilliger mehr, studiere in Berlin und werde mich im<br />
Anne-Frank-Zentrum weiter politisch engagieren.<br />
Wie gesagt: Meine Heimat ist Oświęcim, der Ort, an dem sich die größte Katastrophe<br />
der Menschheit abgespielt hat. Oft fragen mich Leute, ob es mich nicht<br />
stört, dass um mich herum nur Geschichte mitklingt. Aber wäre sie nicht hörbar,<br />
könnten wir Angst um unsere Zukunft haben. Sie dient uns als negatives<br />
Spiegelbild für ein besseres Morgen.<br />
Artur Brzozowski war als Freiwilliger der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste in der<br />
Gedenkstätte Sachsenhausen und im ASF-Infobüro in Berlin tätig.<br />
Begegnung:<br />
Artur Brzozowski aus Oświęcim, der einen ASF-Freiwilligendienst in der Gedenkstätte Sachsenhausen machte,<br />
und Elisabeth Rögler aus Berlin, die als Freiwillige mit sozial benachteiligten Kindern in Krakow tätig war<br />
— 26 —
Entstehung der Internationale Jugendbegegnungsstätte Auschwitz<br />
Die Idee, in Auschwitz eine Internationale Jugendbegegnungsstätte (IJBS) zu<br />
bauen, ging von dem Dichter Volker von Törne aus und wurde durch das<br />
Engagement vieler Menschen aus Aktion Sühnezeichen Friedendienste (ASF)<br />
verwirklicht.<br />
In der politischen Situation Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre war die<br />
Idee, in Auschwitz eine Stätte zu errichten, an der sich die Jugend aus aller Welt<br />
treffen könnte, um gemeinsam an der Bearbeitung der Geschichte mitzuwirken<br />
und Versöhnungsarbeit zwischen den Völkern zu leisten, sehr umstritten.<br />
Zwar hat niemand offiziell die Notwendigkeit dieser Einrichtung in Frage gestellt,<br />
doch es gab Zweifel über den Ort, an dem sie realisiert werden sollte, die<br />
architektonische Konzeption, den Betrieb der Einrichtung sowie die institutionellen<br />
Partner der Aktion Sühnezeichen auf polnischer Seite.<br />
Einen maßgebenden Einfluss auf den Verlauf der Verhandlungen hatten ehemalige<br />
Häftlinge verschiedener Konzentrationslager. Eine besondere Rolle<br />
spielte hier der einstige Auschwitz-Häftling Alfred Przybylski. Als Vertreter<br />
des Verbandes Polnischer Architekten unterstützte er von Anfang an die Idee,<br />
in Auschwitz die IJBS zu bauen und akzeptierte die von Helmut Morlok und<br />
seinen Kollegen ausgearbeiteten Pläne. Dank der Unterstützung von Przybylski<br />
und des Einsatzes anderer ehemaliger Häftlinge erfolgte im Dezember 1985 ein<br />
Wendepunkt in den Verhandlungen. Die Gegensätze in der architektonischen<br />
Konzeption wurden überwunden. Die Unterstützung, die der deutsche Architekt<br />
Helmut Morlok für seine Vision von seinem polnischen Kollegen, Alfred<br />
Przybylski, erhielt, hatte für ihn eine große Bedeutung. Sie bestärkte ihn in der<br />
Überzeugung, dass man trotz aller Schwierigkeiten weiterhin Verbündete für<br />
die Durchführung dieses Unternehmens suchen sollte. Einer von ihnen war ein<br />
Einwohner der Stadt Oświęcim, der ehemalige Häftling des KL Auschwitz, Tadeusz<br />
Szymanski. Seine für die Durchführung dieser Idee wertvollen Beiträge<br />
trugen zur Bereicherung der allgemeinen architektonischen Konzeption bei.<br />
Das von der polnischen Seite für den Bau vorgeschlagene Gelände am Ufer<br />
des Flusses Sola, zwischen dem Stadtzentrum und dem ehemaligen Konzentrationslager,<br />
eignete sich ideal für das Projekt. Dieser Ort hat die symbolische<br />
Bedeutung eines Bindegliedes zwischen Vergangenheit und Gegenwart.<br />
Im Mai 1986, nachdem ein Betrag von 4,6 Millionen DM zur Realisierung des<br />
Projektes bereitgestellt werden konnte, wurde mit dem Bau begonnen. Aus<br />
diesen Mitteln waren vorerst nur zwei Drittel des gesamtes Projektes realisierbar.<br />
In der Rekordzeit von nur sechs Monaten wurde die IJBS erbaut und am<br />
7. Dezember 1986 eröffnet.<br />
— 27 —
Aktion Sühnezeichen<br />
Friedensdienste<br />
Auguststraße 80 · 10117 Berlin<br />
Telefon: +49 (30) 283 95-184<br />
Fax: +49 (030) 283 95-135<br />
E-Mail: asf@asf-ev.de · Internet: www.asf-ev.de<br />
Konto: 31137-00 · BfS Berlin · BLZ 100 205 00<br />
Zukunft ist Erinnerung<br />
Die kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus ist für die<br />
Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF) Motiv und Verpflichtung für<br />
konkretes Handeln in der Gegenwart. Seit der Gründung der ökumenischen<br />
Friedensorganisation 1958 sensibilisiert sie die Gesellschaft für das Fortwirken<br />
der Geschichte und stellt sich aktuellen Formen von Ausgrenzung entgegen.<br />
Durch ihre kurz- und langfristigen Freiwilligendienste mit ASF setzen Menschen<br />
Zeichen:<br />
– für Frieden, Verständigung und Menschenrechte – gegen Antisemitismus,<br />
Rassismus und Ausgrenzung<br />
– gegen das Vergessen – für eine menschliche Zukunft.<br />
Langfristige Freiwilligendienste<br />
Durchschnittlich 190 junge Menschen engagieren sich mit ASF für ein oder<br />
eineinhalb Jahre in vielfältigen Projekten in elf Ländern Europas, in Israel und<br />
den USA. Sie betreuen Holocaust-Überlebende und ehemalige Zwangsarbeiter,<br />
begleiten Schulklassen bei Gedenkstättenbesuchen, fördern in Verständigungsprojekten<br />
den Dialog über religiöse, politische und ethnische Grenzen hinweg,<br />
unterstützen Flüchtlinge und Asylsuchende, helfen psychisch Kranken und<br />
Menschen mit Behinderungen, leben und arbeiten mit Obdachlosen oder vernetzen<br />
Antirassismusgruppen. ASF-Projekte gibt es in Belgien, Deutschland,<br />
Frankreich, Großbritannien, Israel, den Niederlanden, Norwegen, Polen, Russland,<br />
Tschechien, der Ukraine, den USA und Weißrussland.<br />
Internationale Sommerlager<br />
Jedes Jahr veranstaltet ASF 20 bis 25 internationale Sommerlager. Jugendliche<br />
aus verschiedenen Ländern leben und arbeiten zwei bis drei Wochen zusammen<br />
und beschäftigen sich mit der NS-Geschichte und aktuellen politischen<br />
Fragen. Sie halten Gedenkstätten und jüdische Friedhöfe in Stand, renovieren<br />
Wohnungen von NS-Verfolgten und Gulag-Opfern oder gestalten Begegnungen<br />
mit behinderten Menschen.<br />
— 28 —
Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
Aktion Sühnezeichen Friedensdienste will zu Wahrnehmungsfähigkeit und<br />
Sensibilisierung für die Gegenwart der Geschichte und damit zu einer gerechteren<br />
Zukunft beitragen. Deshalb setzt sich ASF für die Entschädigung aller<br />
NS-Verfolgten ein und meldet sich zu Wort, wenn es um interkulturelle Verständigung,<br />
den christlich-jüdischen Dialog, Friedenspolitik oder den Kampf<br />
gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus geht. Außerdem<br />
bearbeitet ASF die Frage, wie sich die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus<br />
in einer zunehmend interkulturell geprägten Gegenwart verändert<br />
und verändern muss.<br />
Anzeige<br />
Der Treffpunkt für Musiker und Musikinteressierte<br />
Die richtige Adresse für<br />
Noten, Klassik-CDs, Instrumente,<br />
Musikbücher und mehr...<br />
Jägerstraße 40<br />
14467 Potsdam<br />
Tel. 0331 / 200 03 38<br />
Öffnungszeiten:<br />
Montag 14-19 Uhr, Dienstag bis Freitag 11-19 Uhr, Samstag 11-13 Uhr<br />
— 29 —
Cantorei der Reformationskirche Berlin-Moabit<br />
Singen macht Spaß! Die Cantorei der Reformationskirche Berlin-Moabit nimmt<br />
noch neue MitsängerInnen auf. In Tenor, Bass, Alt und Sopran freuen wir uns<br />
über neue Stimmen.<br />
„Refo“ plant für das kommende Jahr eine musikalische Osternacht, ein Konzert<br />
am 7. Juli 2007 (Dvoraks D-Dur-Messe und Werke von Rheinberger) mit anschließender<br />
Konzertreise an die Ostsee sowie ein großes Weihnachtskonzert.<br />
Zuvor aber kommt ein Highlight in der „Refo“-Geschichte: für den 25. Februar<br />
2007 hat uns das Orchester Berliner Musikfreunde (OBM e.V.) eingeladen, an<br />
einem Konzert im Großen Saal der Philharmonie mitzuwirken. Dort singen wir<br />
die „Polowetzer Tänze“ aus der Oper „Fürst Igor“ von Alexander Borodin.<br />
Die Chorproben finden donnerstags von 20h bis 22.30h im Gemeidesaal in der<br />
Wiclefstraße statt (Ringbahn S41/42 Beusselstraße oder Bus 123/106/TXL).<br />
Kontakt und weitere Infos:<br />
Lothar Kahl, Tel. (030) 39 73 16 30, lothar@cantorei.de<br />
www.cantorei.de<br />
Orchester Berliner Musikfreunde e.V.<br />
Geschäftsstelle Sören Jacobsen<br />
Jagowstr. 30<br />
10555 Berlin<br />
Tel.: (030) 32 70 83 13<br />
Internet www.obm-ev.de<br />
E-Mail vorstand@obm-ev.de<br />
Sie spielen ein Orchesterinstrument ?<br />
Sie könnten sich vorstellen, bei uns mitzuspielen ?<br />
Wir freuen uns auf Sie! Melden Sie sich einfach beim Vorstand.<br />
Probentermine Donnerstags von 19 15 - 21 30 Uhr während der Schulzeit<br />
in der Aula der Clara-Grunwald-Schule<br />
Hallesche Str. 24, 10963 Berlin<br />
Ein aktueller Probenplan ist auf der Internetseite vorhanden.<br />
© Foto Umschlag: Dieter Fischer / www.fischers-fotogalerie.ch<br />
Satz, Layout: www.webulino.de<br />
Druck: Gallus Druckerei Berlin<br />
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Sonntag, 25. Februar 2007 · 16 Uhr<br />
Philharmonie Berlin<br />
Preisträgerkonzert des<br />
1. Internationalen<br />
Takamatsu Klavier Wettbewerb<br />
Peter Tschaikowsky: Klavierkonzert Nr. 1<br />
Ludwig van Beethoven: Klavierkonzert Nr. 4 G-Dur<br />
Alexander Borodin: Polowetzer Tänze<br />
Pavel Gintov, 1. Preis (Klavier)<br />
Stanislav Khristenko, 2. Preis (Klavier)<br />
Yukari Ishimoto (Dirigentin)<br />
Orchester Berliner Musikfreunde e.V.<br />
Cantorei der Reformationskiche Berlin-Moabit<br />
und weitere Chöre<br />
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