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Grossfamilie macht Ferien

Mit elf Kindern in ein Hotel in die Berge verreisen ist für ... - ZwygArt

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Gesellschaft<br />

Mit elf Kindern in ein Hotel in die Berge verreisen ist für die<br />

AllenspachS unerschwinglich. Dann haben sie in einem<br />

Wettbewerb gewonnen – und der Traum wurde wahr.<br />

<strong>Grossfamilie</strong><br />

<strong>macht</strong> <strong>Ferien</strong><br />

Foto Daniel Ammann<br />

Ab in die <strong>Ferien</strong><br />

Packen für eine Woche<br />

ist bei Allenspachs ein<br />

gut durchorganisiertes<br />

Manöver (links). Mit drei<br />

Autos fahren die Eltern<br />

und ihre elf Kinder nach<br />

Liechtenstein. Auf der<br />

Liegewiese in der Bergwelt<br />

von Malbun ist der<br />

Alltag daheim schnell<br />

vergessen (oben).<br />

48 schweizer illustrierte schweizer illustrierte 49


unterwegs im Multipack Die Familie<br />

Allenspach besichtigt die Friedenskapelle<br />

von Malbun und geniesst die Bergwelt.<br />

Gesellschaft<br />

Text christine Zwygart<br />

Fotos hervé Le Cunff<br />

Ausspannen? Füsse hochlegen?<br />

Einfach mal nichts tun? Sie<br />

zweifeln, ob sie das können.<br />

Niklaus und Iris Allenspach aus Gottshaus<br />

TG sind sich gewöhnt zuzupacken.<br />

Von früh bis spät. «Wir kennen nichts<br />

anderes», erzählen die beiden. Sie sind<br />

Eltern von zwölf Kindern, bewirtschaften<br />

einen 5,5 Hektar grossen Bauernhof,<br />

der Vater <strong>macht</strong> sich gerade selbstständig<br />

und bietet Arbeiten mit seinem<br />

Hebekran an.<br />

Dann ist plötzlich diese Auszeit<br />

in Sicht. Geschenkt, weil die Allenspachs<br />

den Wettbewerb einer Versicherungsagentur<br />

gewonnen haben: eine Woche<br />

<strong>Ferien</strong> im Familienhotel Gorfion im<br />

liechtensteinischen Malbun, Vier-Sterne-<br />

Service inklusive. «Wir konnten das gar<br />

nicht glauben», erzählt Mutter Iris, 45.<br />

Vater Niklaus, 49, bestätigt: «Die gute<br />

Nachricht mussten wir zuerst verdauen.»<br />

Einziger Wermutstropfen: Tochter Pia, 23,<br />

darf nicht mit. Sie ist verheiratet und bereits<br />

ausgezogen – der Wettbewerbspreis<br />

gilt jedoch nur für jene Personen, die im<br />

selben Haushalt leben.<br />

Immerhin: Elf Kinder sind im Reisefieber<br />

und packen ihre Sachen zusammen.<br />

Sie füllen Koffer, Taschen und Plastiksäcke<br />

– über zwanzig Gepäckstücke stehen<br />

im Eingang des Bauernhauses parat.<br />

Mutter Iris beantwortet Fragen nach Schuhen,<br />

Jacken und Spielsachen. Dann zieht<br />

sie sich ins ruhige Schlafzimmer zurück,<br />

geht in Gedanken nochmals ihre Listen<br />

durch: Shampoo für alle, Rucksäcke zum<br />

Wandern, Gummistiefel, falls es regnet …<br />

Was fehlt noch? Die Zahl der Taschen und<br />

Koffer wächst. Dann kontrolliert Mama<br />

das Gepäck der Kleinen, die Grossen sind<br />

für sich selber verantwortlich. Und so<br />

ganz nebenbei kocht Iris Allenspach noch<br />

für 13 Personen Zmittag: Blut- und Leberwürste<br />

mit Mais, dazu Brot. Zur Stärkung<br />

für die Fahrt in die <strong>Ferien</strong>.<br />

Gelassen schaut Vater Niklaus dem<br />

Treiben in der Wohnküche zu. Erwartungen<br />

hat er keine an die bevorstehenden<br />

Tage in den Bergen. «Wir werden<br />

sehen», meint er. Es ist sein Standardsatz<br />

für fast alle Lebenslagen, begleitet von<br />

einem urchig-herzhaften Lachen. Nebst<br />

seinem trocken-träfen Humor ist Niklaus<br />

bekannt für seine Ruhe und unendliche<br />

Geduld. Alles ist organisiert: Zum Hof<br />

schaut ein Freund, die Post wird in einer<br />

regensicheren Motorrad-Box gesammelt,<br />

der Kühlschrank ist leer. Dann gehts los.<br />

Endlich. 30 Gepäckstücke, 13 Personen,<br />

3 Autos. Der Allenspach-Konvoi setzt<br />

sich in Bewegung Richtung Liechtenstein.<br />

Richtung Dolcefarniente!<br />

Mit elf Kindern fallen die Thurgauer<br />

immer auf. Selbst in einem<br />

Hotel, das auf Familien ausgerichtet ist.<br />

Die Tafel der Allenspachs im Speisesaal<br />

ist mit Abstand die längste – und Mutter<br />

Iris sitzt mit zufriedenem Lächeln am<br />

Zmittagstisch: «Jetzt muss ich eine<br />

Woche lang nicht kochen. Das ist einfach<br />

herrlich!» Daheim steht sie pro Mahlzeit<br />

– je nach Menü – bis zu zwei Stunden in<br />

der Küche. Viel Handarbeit ist gefragt,<br />

Fertiggerichte sind zu teuer.<br />

«Ich muss eine<br />

Woche lang<br />

nicht kochen.<br />

Das ist einfach<br />

herrlich!»<br />

Iris Allenspach<br />

Vater Niklaus reist schon am ersten<br />

<strong>Ferien</strong>tag für einen Kurzbesuch heim.<br />

Die regionale Schafzucht-Genossenschaft<br />

feiert ihr 20-jähriges Bestehen.<br />

Das wollen sich die Söhne Lukas, 18,<br />

und Matthias, 19, nicht entgehen lassen<br />

– <strong>Ferien</strong> hin oder her.<br />

Wandern, baden und ausspannen.<br />

Die <strong>Grossfamilie</strong> geniesst den<br />

Herbst in den Bergen, die einzigen<br />

Fixpunkte im Tagesablauf sind die<br />

Mahlzeiten. Dazwischen <strong>macht</strong> jeder,<br />

was er möchte. Die Grossen sind begeistert<br />

von der nahen Falknerei und den<br />

Wanderfalken im Sturzflug. Maria, 3,<br />

testet derweilen mit Julian, 13, den<br />

Abenteuer-Spielplatz vor dem Hotel.<br />

Maurus, 8, bekommt glänzende Augen,<br />

wenn er vom Pfeilenbogen-Schiessen<br />

erzählt. Einzig Veronika, 10, <strong>macht</strong> den<br />

Eltern gerade etwas Sorgen: Sie liegt<br />

mit einer Magen-Darm-Grippe im Bett.<br />

«Die Kinder sind hier beschäftigt. Für<br />

einmal müssen wir keine Ideen parat<br />

haben, falls Langeweile aufkommt», so<br />

Vater Niklaus. Die Eltern gönnen sich<br />

auch stille Momente zu zweit. «Das ist<br />

schweizer illustrierte<br />

51


Gesellschaft<br />

Martin, 24<br />

Der Landmaschinenmech<br />

war nicht sicher,<br />

ob er mal nichts<br />

tun kann. «Doch<br />

das ging prima.»<br />

Florian, 22<br />

«Die Berge und<br />

die Landschaft»<br />

in Malbun haben<br />

dem Landmaschinen-Stift<br />

am<br />

besten gefallen.<br />

«Wir nehmen,<br />

was kommt,<br />

und versuchen<br />

daraus das Beste<br />

zu machen»<br />

Niklaus Allenspach<br />

Simon, 21<br />

«Ich <strong>macht</strong>e<br />

sofort den Clown<br />

mit all den<br />

Kindern im Hotel»,<br />

erzählt der<br />

Sanitärmonteur.<br />

Matthias, 19<br />

Für den<br />

Landwirt und<br />

Metzgerlehrling<br />

ist klar: «Das<br />

Essen hier ist<br />

einfach spitze!»<br />

daheim fast nie möglich», sagt Mutter<br />

Iris.<br />

Seit 25 Jahren sind die beiden verheiratet,<br />

kennengelernt haben sie sich in<br />

der Jugendgruppe in Gottshaus. Hier im<br />

Dorf ist Niklaus aufgewachsen, Iris absolvierte<br />

in der Gegend ein Haushaltjahr.<br />

«Er ist mein bester Freund. Sehr zuverlässig,<br />

ruhig und einfühlsam», sagt Iris.<br />

Und was schätzt Niklaus an ihr? Jetzt<br />

wird er etwas verlegen. Denkt nach,<br />

setzt zum Sprechen an, verstummt wieder.<br />

Gefühle in Worte fassen sei nicht so<br />

Lukas, 18<br />

Der Bauerlehrling<br />

genoss<br />

speziell das<br />

Wandern. «Und<br />

das Entspannen<br />

im Hallenbad.»<br />

Roman, 15<br />

«Die Bedienung<br />

im Hotel war<br />

nett», meint der<br />

Schlosserlehrling<br />

mit einem<br />

Augenzwinkern.<br />

einfach. Dann: «Sie ist eine gute Mutter<br />

und hält die Familie zusammen.»<br />

Kinder wünschten sich die beiden<br />

schon immer. Dass es so viele werden,<br />

damit haben sie nicht gerechnet.<br />

Das Ehepaar ist streng gläubig, Verhütung<br />

ist kein Thema. Oder wie Niklaus<br />

es ausdrückt: «Wir nehmen, was kommt,<br />

und versuchen das Beste daraus zu<br />

machen.» So ist die Familie gewachsen<br />

und gewachsen. Geburtstage folgen in<br />

dieser Familie in kurzen Abständen –<br />

und so wird Florian in Malbun 22 Jahre<br />

Julian, 13<br />

Daheim werkelt<br />

und bastelt der<br />

7.-Klässler gern.<br />

«Hier genoss<br />

ich das Baden<br />

und Wandern.»<br />

Dorothea, 12<br />

«Das Hallenbad<br />

ist toll!» Und<br />

sonst ist die<br />

6.-Klässlerin<br />

eine richtige<br />

Leseratte.<br />

alt. Die Hotelleitung spendiert Kuchen,<br />

die Allenspachs singen für das Geburtstagskind.<br />

Ein stattlicher Chor, der da<br />

zum «Happy Birthday» anstimmt …<br />

<strong>Ferien</strong> mit elf Kindern – ein Abenteuer.<br />

Die Pause im sonst so randvollen<br />

Alltag tut allen gut. Und doch kehrt die<br />

Familie gern zurück auf den Bauernhof.<br />

Das eine oder andere haben die Allenspachs<br />

nämlich trotz Vier-Sterne-Service<br />

vermisst. So ist schnell klar, was Mama<br />

daheim als Erstes kochen soll: «Spaghetti<br />

mit Tomatensauce!» <br />

•<br />

veronika, 10<br />

Die 5.-Klässlerin<br />

liebt Blumen<br />

und Gärtnern.<br />

«Am besten<br />

gefielen mir die<br />

Spaziergänge.»<br />

Maurus, 8<br />

«Ich tue gern<br />

Indiänerle. Und<br />

das Pfeilbogenschiessen<br />

war<br />

super», erzählt<br />

der 2.-Klässler.<br />

ferien-glück gewonnen!<br />

Waltraud Wiedemeier und Regula<br />

Scherzinger besuchen die Allenspachs in<br />

Malbun. Die beiden Frauen arbeiten bei<br />

der Versicherungsagentur ImoVer aus<br />

Stettfurt TG, die für die <strong>Ferien</strong>kosten von<br />

gut 8000 Franken aufkommt. Dieses<br />

Geschenk erhielt die <strong>Grossfamilie</strong>, weil sie<br />

in einem Wettbewerb der Firma gewann.<br />

Im Hotel Gorfion sorgen Geschäftsführer<br />

Tobias Strauss und Hotelmanagerin Andrea<br />

Schwärzler für Komfort und Behaglichkeit.<br />

Maria, 3<br />

Sie singt oft,<br />

springt herum<br />

wie ein Heugümper.<br />

«Und<br />

der Hotel-Esel<br />

ist ganz lieb.»<br />

spender Scherzinger, Wiedemeier, die Eltern<br />

Allenspach, Schwärzler und Strauss (v. l.).

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